Nur Modelpartner von Eissocke (...oder doch mehr?) ================================================================================ Kapitel 1: Das Meeting ---------------------- „Bin weg!“ Naka stürmte aus dem Haus, noch bevor ihre Eltern fragen konnten, wohin sie wollte. Schon an der nächsten Straßenecke blieb sie stehen, um zu verschnaufen. Sie strich ihre Haare mit einer Hand zurück, mit der anderen zupfte sie nervös an ihrem mausgrauen Shirt und der engen Jean. //Ob ich so bei dem Treffen auftauchen kann?// Sie war mit Umi für ein Treffen mit dem Designer von Knocks verabredet, die beiden sollten dort auftauchen, um alles für das große Fotoshooting am nächsten Tag zu besprechen. Und wie fast immer war Naka so nervös, dass sie ihr Gesicht verzog und die vorbeigehenden Leute lieber einen großen Bogen um sie machten. Gedankenverloren stapfte Naka auf das riesige Gebäude zu, in dem sie sich mit Umi treffen wollte. Dann erst würden sie zu Knocks gehen. Gerade als Naka den Platz vor dem Hochhaus betrat, stolperte sie und… …landete genau in einer Pfütze, die noch vom letzten Regenschauer übrig geblieben war. „Verdammt!“, sie blieb auf den Knien sitzen und sah sich ihre Klamotten an. Ihr Shirt war nun schlammig braun und die Jean komplett aufgeweicht. Noch dazu kam, dass sie einen Riss unterhalb des linken Knies hatte. Na spitze. //Was mach ich jetzt nur? Wenn Umi mich so sieht, bekomm ich wieder Ärger!//, sie sah sich hektisch um. Umi war nirgends zu sehen. //Was sollst… ich lauf nach Hause, zieh mich um und sag einfach, ich hab verschlafen… das gibt zwar auch Ärger, aber wesentlich weniger, als wenn ich so bei dem Meeting auftauchen würde!// Gerade als sie aufstehen wollte, hörte sie hinter sich eine tiefe Stimme. „Und was wird das, wenn’s fertig ist?“, hinter ihr stand Umi, sein Gesicht bereits wütend verzerrt. „N-nichts! Ich… ich… bin gar nicht da!“, gerade hatte sie ihren ganzen Mut zusammen gefasst und wollte an ihr vorbei laufen, da hielt er sie an ihren Handgelenk fest. „Spar dir das, ich hab gesehen, was zu schon wieder angestellt hast“, grob zog er Naka hinter sich her. „Und was soll ich jetzt machen? Ich kann doch nicht einfach so…“, Naka protestierte. „Ich lass mir schon was einfallen, doofe Nuss, und jetzt komm endlich!“, ohne auf ihre Protestversuche zu achten, zog Umi sie in das Gebäude. „Und was wird das jetzt?“, Umi und Naka standen sich im Mädchenklo gegenüber. „Was wohl?“, knurrte Umi wütend. „So kannst du ja wohl nicht bei dem Meeting auftauchen, du Hohlbirne!“, er zog sich seinen pinken Pullover über den Kopf. Darunter trug er noch ein weiß-rosa gestreiftes Tanktop, das gut zu seiner Jeansrock-Leggins Kombination passte. Den Pullover warf er unbeachtet neben sich auf den Boden, dann zog er das Top aus. „Was wird das denn jetzt?“, Naka lief knallrot an. „Halt den Rand!“, wütend warf Umi ihr das Teil an den Kopf. Er zog sich den Pullover wieder über den Kopf und machte dann den Reißverschluss von seinem Rock auf. Den warf er ihr ebenfalls hin. „Wenn du fertig bist mit Umziehen, kommst du in die Halle. Deine Sachen verstauen wir in einem der Safes. Ich warte draußen, also beeil dich!“, ohne ein weiteres Wort verließ Umi die Mädchentoilette. Naka starrte ihm erst nur ungläubig hinterer, dann starrte sie seine Sachen an. //Seit wann macht er so was für mich, ohne mich vorher zu verprügeln?//, sie hob den Rock auf und verschwand in eine der Kabinen. //Aber die Sachen passen…//, mit ihren nassen Sachen unterm Arm verließ sie die Mädchentoilette. Umi stand bereits vor den Absperrkästen, mit einem Fuß stampfend. „Sag mal, bist du ins Klo gefallen oder was hat da drin so lange gedauert?“, seine Stimme war leise, aber an hörte, dass er stinksauer war. „Gib schon her!“, er riss ihr ihre Sachen aus der Hand, pfefferte sie in einen der Kästen, warf eine Münze ein und sperrte ab. Den Schlüssel steckte er ein. Dann schaute er Naka an. „Ewig brauchen zum Umziehen, aber dann kannst du dir nicht mal die Haare machen!“, wieder schnappte er sie am Handgelenk und zerrte sie in die Toilette. Aber er hatte recht. Durch das dreckige Wasser standen ihre Haare in alle Richtungen davon. //So ein Mist… und ich hab mir doch so viel Mühe gegeben…//, die sah traurig in den Spiegel. „Jetzt zieh doch nicht so ein Gesicht, das bekomm ich jetzt auch noch hin!“, aus seiner Handtasche holte Umi einen Kamm und begann, durch Nakas Haare zu bürsten. Schnell fielen ihre leicht welligen Haare über ihren Rücken. Mit ein paar Spangen steckte Umi sie ihr hoch und band einen Teil mit einer rosaroten Schleife zusammen. „So, fertig“, er betrachtete sie fachmännisch. Nakas Wangen färbten sich rot. „Und jetzt komm, in 5 Minuten beginnt das Meeting“, wieder schnappte er sie am Handgelenk und zog sie hinter sich her. Aber dieses Mal wehrte sie sich nicht so sehr wie zuvor. „Umi, Naka, da seit ihr ja endlich!“, sie Chefin stand vor dem Shootingraum. Umi grummelte. „Halt den Rand, alte Schachtel, wir sind ja schon da. Der Tollpatsch hat es mal wieder geschafft und seine Sachen ruiniert“, erzog Naka an der Chefin vorbei. „T-tut mir Leid…“, Naka zog den Kopf ein. „Ihr seit gerade noch pünktlich. Kommt schon, es fängt gleich an.“ Die Chefin ging durch die Tür in das Büro, Umi folgte ihr. Immer noch zog er Naka am Handgelenk. Sieh wehrte sich nicht, ließ sich mitschleifen und ließ sich in den Sessel neben ihm fallen. Dann versuchte sie, konzentriert zu zuhören, was für das morgige Shooting besprochen wurde, aber aus irgendeinem Grund schaffte sie es nicht, etwas mit zu bekommen. Ihr war schlecht und schwummrig. Nachdem der Manager des Modelabels noch einmal allen viel Glück für den morgigen Tag gewünscht hatte, stand sie schweigend auf und verließ den Raum, ohne mitzubekommen, dass Umi nach ihr rief. „He, was wird dass denn?“, fuchsteufelswild riss Umi Naka an ihrem Handgelenk herum. „Au!“, sie zuckte zusammen und fiel auf die Knie. „Ich schrei dir jetzt schon seit 5 Minuten hinterher, bist du taub oder was?“, er sah sie feindselig an. Vorsichtig rappelte sie sich auf. „T-tut mir Leid… aber…“ „Was aber, du Tranfunsel?“ Naka schluckte. Um sie herum drehte sich alles und in ihrem Kopf dröhnte es. „Ich… Mir geht’s nicht gut, ich geh nach Hause. Wir sehen uns morgen“, ohne ihn noch einmal anzusehen, lief sie los, hinaus auf die Straße. „Was hat die denn?“, überrascht starte Umi ihr nach. Dann folgte er ihr, aber mit einigen Metern Abstand. Schon an der nächsten Ecke ließ sie sich auf eine Bank fallen. //Was ist denn nur los mit mir? Mir ist so schwindelig… und schlecht…//, sie hielt sich eine Hand vor den Mund. //Ich sollte so schnell wie möglich nach Hause gehen//, sie stand auf und wankte weiter. //Da stimmt doch echt was nicht… Sie war heute so still. Und sie sieht aus, als hätte sie ein Gespenst gesehen. Leichenblass//, Umi war immer noch hinter ihr. Aber bis jetzt hatte sie ihn nicht gesehen. Falls sie überhaupt irgendetwas um sich herum mitbekam. Gerade bog sie in eine kleine Straße ein, die nicht weit von Umis Haus und ziemlich verlassen war. Als Umi um die Ecke bog, sah er gerade noch, wie sie erst stolperte, dann ein paar Schritte weiter wankte und schließlich in sich zusammenbrach und umfiel. Er rannte zu ihr und fing sie gerade noch auf, bevor sie auf den Beton geknallt wäre. „Naka?“ Kapitel 2: Fieber ----------------- Langsam öffnete sie ihre Augen. Nakas Blick wanderte vorsichtig durch den Raum. Das war weder ihr Zimmer, noch das Zimmer der Schulkrankenschwester. Also wo war sie? Gerade als sie sich aufsetzten wollte, wurde ihr wieder schlecht. Schnell hielt sie sich eine Hand vor den Mund. Ihr Kopf dröhnte immer noch. „Leg dich wieder hin“, von der Seite war eine ruhige, tiefe Stimme zu hören. Schnell wandte sie sich der Stimme zu, als der Raum vor ihren Augen zu verschwimmen begann. Sie kniff die Augen zusammen. „Ich hab doch gesagt, du sollst dich wieder hinlegen!“, zwei Hände drückten sie vorsichtig wieder in die weichen Kissen zurück. Dann spürte sie etwas Kaltes, Feuchtes auf der Stirn. Sie öffnete ihre Augen. Jemand hatte ihr einen Waschlappen auf die Stirn gelegt. Sie konnte auch erkennen, wer dieser jemand war: über sie gebeugt stand Umi. Naka konnte nicht wirklich erraten, was sein Gesichtsausdruck zu bedeuten hatte. Umi wirkte wütend, aber auch so, als würde ihm etwas Sorgen machen. „Du Dummkopf! Kippst einfach mitten auf der Straße um und das auch noch mit hohem Fieber! Und ohne jemandem zu sagen, dass es dir nicht gut geht! Wenn du was gesagt hättest, hätte ich dich früher nach Hause gebracht!“, seine Stimme klang wirklich wütend. „T-tut mir Leid…“, Nakas Stimme war leise. Sie war komplett erschöpft. „Wo bin ich eigentlich?“, sie sah ihn matt an. „Bei mir. Ich hab schon versucht, bei dir zu Hause anzurufen, aber da geht keiner ran. Ich versuch’s später noch mal, dann können sie dich abholen. Und jetzt schlaf weiter, ich geh Medizin suchen“, mit diesen Worten knallte er die Tür zu. -Flashback Start- „Scheiße, Naka, sag was!“, Umi hob sie vorsichtig hoch. Dann legte er seine Hand auf ihre Stirn. //Sie ist total heiß!//, er starrte sie an. //Warum hat sie denn nichts gesagt, die dumme Schnalle?// Ohne groß darüber nachzudenken, hob er sie hoch und trug sie aus der Gasse. Er brachte sie zu sich nach Hause. „Umi-chan, bist du schon zu Hause?“, aus der Küche kam Fuu, eins ihrer üblichen Sprücheshirts angezogen und in einer Hand einen Kochlöffel. Als sie ihren Bruder sah, wie er Naka trug, fiel ihr die Kinnlade runter. „Was hat sie denn?“ „Fieber. Sie ist auf der Straße umgekippt, ich hab sie gerade zufällig gesehen. Hilfst du mir, sie umzuziehen, sie ist total verschwitzt“, er setzte Naka vor der Treppe ab und lehnte sie vorsichtig gegen die Wand. „Klar, mach ich!“, Fuu verschwand schnell in ihrem Zimmer und kam mit einem Pyjama wieder. „Und noch was, Fuu“, Umi hatte sich von seiner Schwester weggedreht. „Ja?“, sie hatte sich neben Naka gekniet und schaute zu ihm hoch. „Sag Sora, Sei und Shin nicht, dass sie hier ist. Die würden nur blöde Sprüche reißen und sie braucht Ruhe.“ Fuu lächelte. „Mach ich.“ „Wenn du fertig bist mit Umziehen, bring sie bitte in mein Zimmer hoch“, dann stieg Umi die Treppen zu seinem Zimmer hoch. //Er macht sich Sorgen um sie… Wie süß//, Fuu lächelte. „Umi-chan?“, Fuu trat in das Zimmer. Umi hatte sein Bett umgezogen und legte die alte Bettwäsche auf einen Haufen. „Hm?“, er sah auf. „Ich bin fertig. Wo willst du sie hinlegen?“ „Sie kann fürs erste mein Bett haben. Danke, Fuu.“ Fuu strahlte. „Ich mach ihr Suppe, wenn sie wieder aufwacht, braucht sie was Warmes. Kann ich sonst noch was machen?“ „Nein, um den Rest kümmere ich mich“, er holte ein Telefonbuch aus seiner Schublade und holte das Telefon. Fuu zog sich in die Küche zurück. -Flashback Ende- „Naka-chan, bist du wach?“, mit einem Tablett in der Hand öffnete Fuu die Tür. Naka drehte den Kopf zu ihr. „Ich hab dir eine Suppe gemacht, die musst du jetzt essen!“, Fuu lächelte, als Naka sie fragend ansah. „Aber mir ist so schlecht…“, warf diese matt ein. „Ein paar Löffel solltest du schon probieren, dann geht’s dir sicher bald besser. Umi ist zur Apotheke gegangen, er kommt sicher gleich wieder“, Fuu stellte das Tablett auf den Boden und half Naka beim Aufsitzen. Dann stellte sie ihr den Teller auf den Schoß und ließ das Mädchen essen. Schon nach ein paar Löffeln schob Naka die Suppe dankend von sich. „Schlaf noch ein bisschen, Naka-chan. Umi ist bestimmt gleich wieder mit der Medizin“, dann verschwand sie wieder aus Umis Zimmer. //Ich mach allen immer nur Probleme…//, Naka seufzte und legte sich langsam zurück in die Kissen. Ihr war immer noch schlecht. Gerade als sie die Augen schloss, öffnete sich die Tür erneut und Umi kam herein, noch in Jacke und Schal eingepackt. Er pfefferte den Schal in eine Jacke, ließ die Jacke zu Boden fallen und setzte sich neben das Bett. Dann holte er eine kleine Schachtel aus einer Tasche und las, was darauf stand. Naka öffnete die Augen und sah ihm zu. Als er plötzlich seinen Blick ihr zuwendete, zuckte sie zusammen. „Ich hab doch gesagt, du sollst schlafen, du dumme Nuss“, seine Stimme war leise und ruhig. „Ich hab ihr Suppe gebracht“, Fuu steckte kurz den Kopf in das Zimmer. „Möchtest du auch eine?“ „Ich komm gleich runter“, sagte er noch, dann schloss sich die Tür. Er nahm den Löffel, der noch von der Suppe auf dem Nachttisch lag, öffnete die Schachtel und holte eine dunkle Flasche heraus. Dann schraubte die Medizinflasche auf und füllte etwas auf den Löffel. „Mund auf“, kommandierte er. Naka gehorchte und schluckte den Saft. Dann verzog sie das Gesicht. Die Flüssigkeit schmeckte bitter. „Ich ruf noch mal deine Eltern an. Irgendwann müssen sie ja zu Hause sein“, er stand auf und wollte das Telefon holen, als er Naka flüstern hörte. „Ich glaub, es ist besser, wenn ich gleich gehe. Sie werden nicht nach Hause kommen.“ „Wie meinst du das denn?“, Umi sah sie an, eine Augenbraue hochgezogen. Naka setzte sich auf. „Sie haben bei einem Preisausschreiben eine Kreuzfahrt gewonnen und heute losgefahren. Und mein Bruder ist mit der Schule für die ganze Woche weg. Also bleibt mir nichts anderes übrig“, Naka wollte gerade aufstehen, als Umi sie mit einem leichten Schups zurück ins Bett beförderte. „Kommt gar nicht infrage!“, er schrie, dann stürmte er aus dem Zimmer. Schon nach ein paar Minuten kam er zurück. „Du bleibst hier.“ „Was? Aber, aber… ich will dir keine Probleme machen…!“, Naka protestierte, so gut sie konnte. Aber ihre Stimme klang eher wie ein Flüstern, kaum bewegte sie sich zu schnell, drehte sich alles wie in einem Karussell und ihr wurde schwarz vor Augen. „Nicht aber! Du glaubst doch nicht wirklich, dass ich dich alleine lasse, wenn du schon beim Aufsitzen wieder zusammenklappst!“, ohne weiter auf ihre Protestversuche zu achten, drückte er sie wieder zurück in die Kissen, deckte sie wieder zu und legte den kalten Waschlappen zurück auf ihre Stirn. „Hast du eine Nummer, unter der ich deine Eltern anrufen kann?“ Naka seufzte resignierend und gab ihren Widerstand auf. „In meiner Tasche ist ein Adressbuch, da steht die Notfallnummer drin. Warum?“ „Wenn du zu Hause nicht erreichbar bist, werden sich deine Eltern Sorgen machen. Ich sag ihnen, dass du hier bist. Du bleibst liegen und schläfst gefälligst, kapiert?“, er stand auf und sah auf sie hinunter. Naka nickte. Dann verschwand Umi auf den Gang, um zu telefonieren. Als er zurück in sein Zimmer kam, war Naka wirklich eingeschlafen. Er setzte sich neben sie auf die Bettkante, seufzte und fühlte noch einmal ihre Temperatur. //Das Fieber ist noch gestiegen…//, er nahm das bereits trockene Tuch und tauchte es in das kalte Wasser. Er wand es aus und legte es zurück auf ihre Stirn. Dann ging er nach unten ins Wohnzimmer, um sie in Ruhe schlafen zu lassen. Unbemerkt von Umi und Fuu, die beide im Wohnzimmer waren, schlich jemand die Treppen hoch, direkt auf Umis Zimmer zu. „Wie geht’s meinem Sohn?“, mit einem breiten Grinser riss Herr Kajiwara Umis Zimmertür auf. Als er dort aber nicht seinen Sohn, sondern ein ihm fremdes, schwarzhaariges Mädchen in dessen Bett vorfand, fiel ihm seine Aktentasche hinunter und er starrte auf das schlafende Mädchen. Vorsichtig näherte er sich ihr. //Sie sieht ziemlich blass aus…//, er nahm das Tuch von ihrer Stirn und fühlte mit der Hand ihre Temperatur. „Hm…“ „Was machst du denn hier?“, Umi kam die Treppe herauf gerannt und stürzte in das Zimmer. Er fand seinen Vater auf der Bettkante sitzend. „Ich wollte euch überraschen… Wer ist das?“, verwirrt deutete er auf das Mädchen. „Pst!“, Umi zog seinen Vater am Handgelenk aus dem Raum und schloss die Tür wieder. Ohne ein weiteres Wort zog er ihn bis ins Wohnzimmer. „Oh, Papa, was machst du denn hier? Ich dachte, du bist noch für die nächsten drei Monate in Europa?“, Fuu begrüßte ihren Vater mit einer Umarmung. „Ich wollte euch nur einen kurzen Besuch abstatten, weil ich für drei Tage zurück geschickt worden bin, um im Büro was zu erledigen… Und wer ist dieses Mädchen jetzt?“, immer noch starrte er Umi überrascht an, während er sich auf das Sofa setzte. „Bloß eine Schulkollegin von mir, die ich kenne. Sie ist auf der Straße zusammengebrochen, ich hab sie zufällig gesehen und hergebracht. Probleme damit?“, Umi kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Sein Vater lächelte. „Nein. Muss ich sonst noch etwas über sie wissen?“ Jetzt mischte sich Fuu ein. „Sie heißt Naka Kaburagi, geht in dieselbe Schule wie Umi-chan und war schon ein paar Mal hier. Außerdem sind ihre Eltern gerade auf einer Kreuzfahrt und weil Umi-chan sie nicht alleine lassen will, hat er mich gefragt, ob sie hier bleiben darf!“, wie ein kleines Mädchen lächelte Fuu. „Sie war schon ein paar Mal hier? Und sie ist wirklich nur eine Schulkollegin?“, mit einem breiten Grinsen musterte er Umi von der Seite. Dieser war inzwischen knallrot angelaufen. „Ach, vergesst mich doch!“, wütend sprang er auf und wollte aus dem Wohnzimmer laufen. „Umi, warte noch kurz“, ein Satz von seinem Vater und Umi blieb stehen. „Was ist?“, leicht angefressen schaute er zurück. „Wenn das Fieber weiter steigt, solltest du einen Arzt rufen. Und wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich muss ins Büro“, er lächelte, stand auf und holte seine Tasche. Umi senkte seinen Blick. //Ist das Fieber schon so hoch?// Während Umi die Treppen langsam nach oben ging, verließ sein Vater das Haus. Leise öffnete er die Tür und schritt zu seinem Bett. Er setzte sich auf die Bettkante und betrachtete die schlafende Naka. „Hm…“, er strich ihr vorsichtig durch das Haar. //Sie ist wirklich sehr blass…//, er strich auch über ihre Stirn. Dann stand er auf und ging zurück ins Wohnzimmer. „Fuu, ich ruf gleich einen Arzt. Ist besser. Hast du die Nummer?“ „Liegt neben dem Blumentopf! Wenn du ihn anrufst, solltest du aber Naka-chan wecken und ihr sagen, dass ein Arzt kommt.“ „Mach ich“, Umi verschwand mit dem Telefon aus dem Wohnzimmer. „Naka, wach auf“, er rüttelte vorsichtig ihre Schulter. „Uhm…“, Naka stöhnte, dass öffnete sie ihre Augen. „Umi?“ „Ich hab einen Arzt angerufen“, er half ihr beim Aufsetzten. „Warum denn?“, verschlafen rieb sie sich über die Augen. „Dummkopf. Dein Fieber hört nicht auf zu steigen“, Umi nahm ihr den feuchten Waschlappen von der Stirn. „Naka-chan, du bist sicher ganz verschwitzt“, Fuu kam ins Zimmer. „Hier“, sie legte ein weites Shirt auf das Bett. „Danke…“, Naka versuchte zu lächeln. Aber sie war zu müde. „Zieh dich um, ich hol ein Fieberthermometer“, Umi stand auf und verließ mit Fuu den Raum. Als er zurück kam, war Naka umgezogen und schaute gedankenabwesend aus dem Fenster. „Was ist denn da draußen?“, er setzte sich neben sie. Naka zuckte überrascht zusammen. „Nichts! Ich war… nur…“ „Abwesend“, Umi grinste. Naka wurde rot, nickte und schaute auf die Bettdecke. „Du, Umi?“ Er war überrascht, dass sie sprach. „Was denn?“ „Es tut mir Leid. Dass ich dir so viele Umstände bereite und nur nutzlos bin und…“ „He, he, krieg dich wieder ein. Du bist krank und irgendjemand muss sich doch um dich kümmern. Also wartest du jetzt noch, bis der Arzt da war und dann schläfst du gefälligst wieder“, er lächelte sanft und strich ihr über den Hinterkopf. „Und ob du mir Umstände bereitest oder nicht, dass entscheide ja wohl noch ich. Außerdem hab ich doch gesagt, dass du hier bleiben sollst. Also mach dir keinen Kopf.“ „Umi?“ „Ja?“ „Danke.“ Kapitel 3: Untypisch -------------------- Naka zog sich gerade das Hemd des Pyjamas wieder an, als sie jemanden im Augenwinkel wahrnahm. Umi stand in der Tür, schweigend, die Hände vor der Brust verschränkt. Sie starrte ihn an. Dann aber seufzte er und kam zu ihr ans Bett. „Du Schussel“, er strich ihr durch die zerzausten Haare. Sie sah ihn verwirrt an. „Wo bekommst du bitte im Frühling eine so seltsame Grippe? Erklär mir das mal bitte!“ Naka grübelte. Vom vielen Überlegen wurde ihr aber so schwindelig, dass sie sich an der Wand abstützen musste, um nicht umzukippen. „Keine Ahnung“, flüsterte sie. Wieder seufzte Umi. „Leg dich wieder hin, du Knalltüte. Ich besorg das Medikament, dass der Doc aufgeschrieben hab, aber du pennst gefälligst solange, kapiert?“, er war aufgestanden und warf Naka über seine Schulter einen gespielt beleidigten Blick zu. Naka nickte. Dann aber kam etwas, was Umi beinahe umgeworfen hätte. Ein vollkommen verschüchtertes Lächeln. Und das von IHR. Sie, die in der ganzen Firma als Gamble verschrieben war, lächelte ihn gerade an, schöner als er selbst jemals lächeln könnte. Aber genauso schnell wie dieses Phänomen über ihre Lippen gehuscht war, verschwand es auch wieder. Gehorsam lege sie sich zurück ins Bett und schloss die Augen. Umi blieb noch einige Sekunden lang wie angewurzelt stehen, um zu verdauen, was er gerade gesehen hat. Sein Kopf war hochrot. Dann aber wandte er sich ab und verschwand zur Tür hinaus. „Umi, warte!“, Naka lief und lief, aber Umi entfernte sich immer weiter. Im Hintergrund waren immer wieder höhnisches Gelächter zu hören und die Stimmen von Leuten aus der Firma, die wieder wetteten, dass sie beim nächsten Casting durchfallen würde. Und um alles noch zu toppen, hörte sie immer wieder das Klicken eines Kameraauslösers und sag Fotos von sich selbst, mit der wohl furchterregendsten Miene überhaupt. Und Umi entfernte sich immer weiter. „Nein, warte!“, Naka schoss hoch. Vollkommen verwirrt sah sie sich in dem Raum um. Umis Zimmer. Sie schwitze und war vollkommen außer Atem. //Nur ein Traum… bin ich froh…//, sie ließ den Kopf erschöpft sinken. Dann aber spürte sie, wie sich von hinten ein Arm um ihre Taille legte und sie nach hintern gezogen wurde. „Was wird das denn, wenn’s fertig ist? Zuerst unverständlichen Schwachsinn murmeln und dann wie vom Blitz getroffen aufspringen, geht’s dir noch gut?!“, hinter ihr saß Umi, schimpfend, und er zog sie zu sich. „Entschuld-„, Naka wollte gerade erklären, was war, als er plötzlich seine Stirn gegen die ihre drückte. „Was zur-?“, Naka schrie. Aber Umi legte seine Hand einfach auf ihren Mund, um sie zum Schweigen zu bringen. „Halt den Rand. Sonst steigt das Fieber noch mehr. Und das kann ich echt nicht gebrauchen!“, er entfernte sich wieder einige Zentimeter von ihrem Gesicht. Sie beruhigte sich. //Achso…//, sie senkte ihren Blick. „Jetzt mach nicht so ein trauriges Gesicht, nur weil ich gesagt hab, dass ich es nicht gebrauchen kann, wenn du noch mehr Fieber bekommst!“, er stand auf. „Ich meine nur, dass das nicht gut für dich wäre, nicht, dass du mir damit zur Last fällst.“ Naka hob ihren Kopf. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Umi schien gerade selbst nicht zu glauben, was er da gerade gesagt hatte. Aber er wollte so schnell wie möglich das Thema wechseln. „Hast du irgendeine Notfallnummer von deinen Eltern?“ „Hm?“, Naka sah ihn verwirrt an. „Dummkopf. Wenn sie bei dir zu Hause anrufen und keiner geht ran, dann machen sie sich nur Sorgen. Also sollten wir ihnen sagen, dass du hier bist. Und bei der alten Schachtel sollten wir auch anrufen und deine Termine absagen. Also, hast du so eine Notfallnummer?“ Naka nickte. „In meiner Tasche ist ganz vorne ein kleines Notizbuch, da sollte die Nummer eigentlich drin sein…“ Umi kniete sich zu der Tasche, öffnete den Reißverschluss und zog das schwarze Büchlein heraus. „Ich geh runter telefonieren und erklär deinen Eltern die Situation. Und du schlaf gefälligst weiter!“ Dann knallte er die Türe zu. „Puh…“, Umi lehnte sich gegen die Wohnzimmertür. //Besorgte Eltern zu beruhigen ist gar nicht so leicht… Aber sie waren der gleichen Meinung, dass man Naka mit so hohem Fieber nicht alleine zu Hause lassen kann. Und jetzt muss ich noch die alte Schachtel anrufen.// Er schnappte sich sein Handy, suchte die Nummer heraus und drückte auf die grüne Taste. Schon nach ein paar Klingelgeräuschen hörte man die Chefin. „Umi, was willst du denn jetzt? Ist irgendwas wegen dem Shooting morgen unklar?“ „Unklar nicht, aber wir müssen es ausfallen lassen“, Umi stieg die Treppen zu seinem Zimmer nach oben. „Ausfallen lassen? Warum denn das, bist du noch ganz bei Trost?“, sie klang aufgebracht. „Liegt nicht an mir, aber wenn Naka mit Fieber auf der Straße zusammenbricht, kann ich sie doch nicht morgen vor die Kamera zerren. Also krieg dich wieder ein, alte Schachtel.“ „Naka? Oh verdammt. Ok, dann regel ich das mit dem Auftraggeber und du sagst Naka, dass sie sich ja schonen soll!“, dann ein Klicken und Funkstille. //Aufgelegt…//, Umi starrte das Handy an. Dann öffnete er die Tür, setzte sich auf den Boden neben dem Bett und betrachtete Naka, während sie schlief und immer wieder unverständliche Dinge von sich gab. Er lächelte. //Sogar wenn sie schläft, sieht sie noch so niedlich aus… Was denk ich denn da schon wieder?//, Umi schüttelte seinen Kopf. //Ich sollte echt hier raus…//, er stand auf, schloss die Tür leise hinter sich und zog unten seine Schuhe an. „Fuu, ich brauch mal frische Luft!“ Fuu steckte ihren Kopf aus der Tür. „Schon klar, aber bleib nicht zu lange weg! Bald wird es dunkel und wenn Shin, Sora und Sei wieder kommen und Na-chan sehen, ist hier die Hölle los…“ „Dann lass die Idioten einfach nicht in mein Zimmer. Tschau“, Umi ließ die Haustür ins Schloss fallen. „KAJIWARA!!!“, plötzlich wurde Umi von hinten angesprungen. „Runter von mir!“, stinksauer stieß Umi Chihiro von sich. „Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?“, Chi starrte ihn mit großen Glubschaugen an. Umi seufzte. „Was weißt du denn schon…“ „Naja, eine ganze Menge, was Lebensweisheiten betrifft!“, Chi grinste breit. Wieder ein Seufzen von Umi. „Apropos Weisheiten, wo ist Na-chan eigentlich? Sie ist doch sonst immer nicht weit von dir entfernt!“ Bei Chihiros Worten lief Umi knallrot an. „DAS STIMMT DOCH GAR NICHT!“ „Was stimmt nicht?“, Chi blinzelte. „Waaah, vergiss es, wie kann ich mich nur von so einem wie dir so auf die Palme bringen lassen?“, Umi stapfte griesgrämig weiter. Chihiro folgte ihm. „Jetzt sei doch nicht gleich angefressen! Ich hab mich doch bloß gewundert, wo Na-chan steckt.“ „Sie ist krank.“ „Was? Na-chan? Was hat sie denn, ist sie in Ordnung?“, Chi tänzelte um Umi herum. Umi wurde immer wütender. „JETZT KRIEG DICH WIEDER EIN, DU SPINNER!“, brüllte er ihn an. Mit leiserer Stimme fügte er hinzu: „Ihr geht’s nicht so gut. Sie ist auf der Straße umgekippt und weil bei ihr keiner zu Hause ist, bleibt sie erstmal bei mir.“ Bevor er begriff, was da aus seinem Mund kam, hatte er es auch schon ausgesprochen. //Wieso habe ich Chi gesagt, dass sie bei mir ist?//, Umi lief knallrot an. //Jetzt kommt bestimmt gleich irgendein Schwachsinn…// Doch Chihiro blieb ruhig und lächelte nur mild. „Was?“, misstrauisch starrte Umi ihn an. „Nichts. Pass gut auf sie auf, Kajiwara“, Chi klopfte ihm auf die Schulter, drehte sich um und verschwand hinter der nächsten Straßenecke. //Was war das denn jetzt?//, verblüfft und alleine zurück gelassen starrte er ihm noch lange nach. Dann schüttelte er den Kopf, schlug sich gegen die Stirn und bog in eine andere Straße ein. Schon als er wieder vor seiner Haustür stand, konnte er von drinnen die Schreie von Sora und die Bemerkungen von Shin und Sei hören. Umi seufzte. //Augen zu und durch…//, er öffnete die Tür, trat ein und marschierte an seinen Brüdern vorbei die Stiegen nach oben in sein Zimmer. „He, Umi, warte doch!“, Sora wollte ihn aufhalten und hielt ihn an der Schulter fest. „Was?“, mit seinem eisigsten Blick drehte sich Umi zu ihm um. Sora schluckte. Aber wegen seiner Neugierde konnte er sich die Frage doch nicht verkneifen. „Stimmt es, dass Naka-chan hier ist, dass sie in deinem Bett schläft und dass sie länger hier bleibt als ein paar Stunden?“ Verdammt. Genau was Umi befürchtet hatte. Seine Brüder würden sicher jede Menge blöder Bemerkungen machen und Naka sicher nicht zufrieden lassen. Und wie sollte sie so gesund werden? „1. heißt das für dich immer noch Naka-san und 2. geht dich das einen feuchten Dreck an, wo und wie lange sie bleibt“, mit diesen Worten wimmelte er seinen Bruder ab, verschwand in sein Zimmer und schloss die Tür hinter sich ab. //Puuuh….//, erschöpft ließ er sich an der Tür entlang zu Boden gleiten. Dann aber hob er seinen Kopf und sah zu seinem Bett. Zwischen den vielen Decken lag sie immer noch seelenruhig schlafend. //Na wenigstens haben die Idioten sie jetzt in Ruhe gelassen//, er stand auf und legte seine Tasche neben das Bett. Dann ging er zum Kasten und begann, einige Dinge darin an einen anderen Platz, sie heraus und dann wieder hinein zu stellen. Leise fluchend suchte er weiter, bis er schließlich gefunden hatte, wonach er suchte: einige alte Decken und ein großes Kopfkissen. Mit den Decken unter dem Arm geklemmt verschwand er wieder aus seinem Zimmer. Während sich die Waschmaschinentrommel immer wieder wild im Kreis drehte und sich mit den Decken einen unerbittlichen Streit lieferte, stand Umi am Fenster. /Was mach ich jetzt mit Naka? Wenn das Fieber länger bleibt und es noch schlimmer wird, muss ich sie ins Krankenhaus bringen… Was hat sie nur?//, er schlug mit der Faust gegen den Fensterrahmen. Es wurmte ihn, dass er nicht wusste, was sie hatte, dass er nicht wusste, wie er ihr helfen konnte. Eine normale Grippe war es nicht, die hätte man mit einfachen Medikamenten schnell wieder eindämmen können. Aber woher das Fieber sonst kam, hatte sich der Arzt nicht erklären können. „Vielleicht ist es ja bloß ein einfacher Virus, Umi. Mach dir mal keine Sorgen“, als er plötzlich die tiefe Stimme hinter sich hörte, zuckte der Junge zusammen. „Was willst du denn schon wieder hier? Ich hab geglaubt, du musst arbeiten?“, Umi murrte seinen Vater an. Es war ihm unheimlich, dass ein Mann, den er so selten sah wie seinen Vater, doch erstaunlich gut erraten konnte, was sich in seinem Inneren abspielte. „Muss ich auch. Aber hast du schon mal auf die Uhr gesehen, Umi? Es ist nach 8. Und da ich nur für ein paar Tage da bin, muss ich mal ausnahmsweise 24 Stunden am Tag arbeiten. Außerdem war der Flug auch alles andere als entspannend. Und wegen dem Mädchen solltest du dir keine Sorgen machen, sie wird schon wieder“, Herr Kajiwara nahm die Decken aus der Waschmaschine und steckte sie in den Trockner. „Komm lieber erstmal mit nach unten. Wir wollen Essen bestellen und ich denke, du weißt von uns am besten, was Naka gerne mag“, er lächelte. Nach einem kurzen, unverständlichen Knurren aber folgte Umi seinem Vater. „He, dumme Nuss, wach auf“, mit ruhiger Stimme ließ sich Umi mit einem Tablett neben Naka auf das Bett sinken. Sie murrte. Dann schlug sie verschlafen ein Auge auf. „Von wegen dumme Nuss…“, nuschelte sie. „Willst du mir etwa widersprechen?“, Umis Blick war böse, aber lange nicht so wütend wie sonst. „Schon gut, ich sag ja nichts mehr“, mit diesen Worten setzte Naka sich auf, streckte ihre Arme weit über ihren Kopf und gähnte. „Geht’s dir schon besser?“ Naka nickte. Der Schwindel war verflogen, schlecht war ihr auch nicht mehr und das Kopfdröhnen hatte auch abgenommen. „Na dann iss mal was“, er überreichte ihr ein Paar Stäbchen und eine Schüssel mit Nudelsuppe. Die beiden saßen eine Weile schweigend nebeneinander, jeder mit seiner Nudelsuppe beschäftigt. Als Naka fertig war, nahm Umi ihr die Schüssel ab, stellte sie zurück auf das Tablett und verschwand ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer. Naka blieb aufrecht sitzen, starrte eine Zeit lang die Tür an. //Was ist denn los mit ihm?// Gerade, als sie über sein für den Schwiegerdrachen so untypisches Verhalten nachdachte, kam er wieder zurück in das Zimmer, mit den Decken und Polstern unterm Arm. Er breitete die Sachen auf dem Boden aus und verließ wieder ohne ein Wort das Zimmer. //Was war das denn jetzt?//, noch verwirrter starrte Naka jetzt das Bettzeug an. „Was schaust du so blöd?“, Umi stand in der Tür, die Arme vor der Brust verschränkt. Naka schrak hoch, sah ihn an und wusste wirklich nicht, was sie darauf antworten sollte. Vor ihr stand ein Junge, der Umi wirklich verdammt ähnlich sah, aber der Junge hatte einen weiten, blauen Pyjama an. Und Umi würde sich doch nie die Blöße geben und im Pyjama vor ihr stehen! „Was denn? Es ist spät, ich bin müde, hör gefälligst auf, so zu glotzen!“, der Junge stapfte zu den Decken und setzte sich darauf. „Wer bist du?“, Naka starrte ihn verwirrt weiter an. „Wer soll ich schon sein, du Transfunsel?“, mit einer hochgezogenen Augenbraue starrte Umi jetzt aus dem Augenwinkel zurück. „Ich hab keine Ahnung…“, das konnte er doch nicht wirklich sein, oder? Dann aber begann der Junge zu lachen. „Dummchen, schlaf lieber wieder, wenn du mich schon nicht mehr erkennst. Es ist spät und du brauchst Schlaf. Gute Nacht, Naka.“ Er ließ sich in die Polster sinken und zog sich die Decke bis zum Kinn. Naka lächelte. „Gute Nacht, Umi…“ Kapitel 4: Morgen ----------------- Als Naka ihre Augen öffnete, blendete sie etwas Grelles. //Was ist denn jetzt los?//, sie setzte sich mit Schwung auf, nur um sich gleich wieder vor lauter Schwindel den Kopf zu halten. Dann schaute sie auf ihre Decke. Die ersten Sonnenstrahlen waren von draußen herein gekrochen und schienen fröhlich ins Zimmer. //Wie schön…//, Naka lächelte, während sie durch die Jalousie nach draußen sah. Draußen war es beinahe wolkenlos, ein paar Vögel zwitscherten bereits und auf den Straßen erwachte gerade erst das Leben an diesem frühen Morgen. Sie linste auf einen Wecker. Es war gerade einmal 5 Uhr und sie war sich nicht sicher, ob irgendjemand im Haus schon wach war. Ein Grummeln neben ihr ließ sie zusammen schrecken. Vorsichtig drehte sie sich zu dem Geräusch. Viel hätte nicht gefehlt und sie hätte laut zu lachen begonnen. Auf dem Boden, zwischen Decken und Polstern versteckt, lag Umi. Seine Haare standen in alle Richtungen von seinem Kopf ab, seine Knie hatte er angewinkelt und er drückte ein Kissen an sich. Einen Teil der Decke hatte er von sich gestrampelt, einige Kissen waren quer über den Fußboden verstreut. Mit der Hand fest vor den Mund gedrückt, um doch nicht loslachen zu müssen, stand Naka vorsichtig auf, schlich an der Wand entlang zur Tür und verschwand nach draußen, tappste den Gang entlang auf die Tür am Ende des Ganges zu. Im Badezimmer lehnte sie sich erstmal gegen die gerade geschlossene Tür. //Seit wann ist es denn so anstrengend, einfach nur ein paar Meter zu gehen?//, sie war vollkommen außer Atem. Langsam ließ sie sich an der Tür hinunter rutschen, um erstmal zu verschnaufen. //Iiih…//, sie zog an ihren Schlafsachen. Wieder war sie vollkommen verschwitzt. Wie war das denn nur möglich? Sie griff sich an die Stirn. Dann rappelte sich Naka mühselig am Badewannenrand wieder hoch. Als sie ihr Gesicht im Spiegel sah, wäre sie aber beinahe wieder umgekippt. //Bin diese Leiche da etwa wirklich ich?//, sie starrte ihr Spiegelbild an. Sie war komplett kreidebleich, hatte dunkle Augenringe und ihre Haare klebten feucht vom Schweiß an ihrem Kopf. Alles in allem sah sie wirklich wie eine Geistererscheinung aus einem Gruselkabinett aus. „So kann ich mich doch nirgends blicken lassen…“, murmelte sie, während sie sich die Sachen auszog und zum Trocknen über den Badewannenrand hing. Nur noch mit Unterwäsche bekleidet wühlte sie in der Tasche mit ihren Sachen und griff fürs Erste nach der Zahnbürste. Da Umi gestern Abend noch ein paar Sachen von ihr zu Hause geholt hatte, wollte sie sich zumindest die Zähne putzen. Frische Klamotten hatte er leider nicht eingepackt, also würde sie waren müssen, bis diese hier wenigstens wieder etwas trockener waren. Dann würde sie weitersehen. Wieder laut grummelnd hob Umi seinen Kopf. //Scheiß Sonne… Muss die denn schon so früh scheinen?//, er verfluchte das schöne Wetter, stand schwankend auf und zog die Vorhänge vor das Fenster. Verschlafen sah er sind im Zimmer um. Erst dann bemerkte er, dass hier irgendetwas nicht stimmten konnte. //Moment mal… warum hab ich denn bitte auf dem Boden geschlafen?//, nach einem Grund suchen sah er sich in seinem Zimmer um. Sein Bett war definitiv benutzt worden… es war nicht gemacht. Aber trotzdem lag das Reservebettzeug auf dem Boden und so wie es aussah, hatte er selbst darin die Nacht verbracht. Dann fiel ihm eine schwarze Handtasche ins Auge, die in der Nähe der Zimmertür stand. //Die ist aber sicher nicht von mir…//, er tappste verschlafen zu dem fremden Ding, ließ sich davor auf die Knie fallen und öffnete einen der Reißverschlüsse. Zwischen dem ganzen Kram, der sich darin befand, sah er zuerst nichts Außergewöhnliches. Ein paar Stifte, ein Notizbuch ohne Aufschrift, eine Packung Kaugummi und noch jede Menge anderer Mist, der eigentlich jedem gehören könnte. Dann aber viel ihm ein schlichtes, schwarzes Ausweistäschchen ins Auge. //Wasndas?//, immer noch verschlafen angelte er das Teil heraus und schlug es auf. Ihm starrte ein ihm wohl bekanntes, zu einer Grimasse verzogenes Mädchengesicht auf dem Foto des Schülerausweises entgegen. „Was macht denn Nakas Tasche hier?“, murmelte er schlaftrunken. Erst dann schoss es ihm. Er sprang auf und rannte zum Bett. Aber da war sie nicht. „Wo steckt sie denn jetzt schon wieder?“, aufgebracht stürmte Umi aus seinem Zimmer und rannte durch den Gang. Naka war gerade mit dem Zähne putzen fertig, da hörte sie etwas auf dem Gang. //Ich sollte mich beeilen… ich bin hier Gast, es will bestimmt jemand ins Bad//, sie spuckte den Schaum aus, wusch sich noch schnell das Gesicht und griff gerade nach einem Handtuch, als die Badezimmertür aufging und Umi völlig außer Atem vor ihr stand. Regungslos blieb Umi in der Badezimmertür stehen. Vor ihm stand ein Mädchen, zitternd und in Unterwäsche, dem Wasser vom Gesicht tropfte. Und genauso wie er das Mädchen anstarrte, starrte es zurück. Naka. //Himmel, seit wann ist sie denn so dünn?//, Umi konnte seinen Blick einfach nicht von ihr wenden. „Äh…“, Naka begann zu stottern. Dann liefen beide gleichzeitig knallrot an. „Sag mal, spinnst du? Einfach abzuhauen und dann auch noch so rumzulaufen!“, Umi stürmte zu ihr, riss ihr das Handtuch aus den Händen und legte es um ihre Schultern. Dann sah er zu Boden. „Da kannst du dich ja gleich in den Regen stellen, du dumme Nuss.“ Seine Stimme war weder vorwurfsvoll noch wütend, er flüsterte den letzten Satz einfach nur. „T-tut mir Leid…“, stotterte Naka, „a-aber die Sachen waren verschwitzt und ich wollte sie nur trocknen lassen…“, verwirrt starrte sie auf ihren Partner hinunter, der den Kopf gesenkt hatte. „Du spinnst doch, warum sagst du denn nichts? Wenn die Sachen nass sind, geb’ ich dir eben neue!“, er hob den Kopf und starrte direkt in ihre verwirrten, glasigen Augen. „Das kann doch nicht so schwer sein!“ „Aber ich wollte dich nicht aufwecken…“, sie wusste nicht, wie sie weiter reagieren, wie sie es ihm erklären sollte. Sie stand hier, in UNTERWÄSCHE und vor ihr ein Junge, der sie nicht zum ersten Mal so sah. Umi seufzte. Dann presste er seine Stirn gegen ihre. „Was zur -?“, Naka schreckte zurück, stolperte und fiel rücklings vor ihm auf den Boden. Wieder seufzte er. „Wenn du Transfunsel weiter so rum rennst, wird dein Fieber nie weniger. Komm jetzt, ich geb’ dir was Anderes zum Anziehen“, er hielt ihr seine Hand entgegen, sah aber zur Seite. Auf seinen Wangen hatte sich ein leichter Rotschimmer gebildet. Naka aber war erst zu verwirrt, um nach seiner Hand zu greifen. „Wird’s bald? Oder willst du mir sagen, dass dir so warm ist?“, er wandte sich wieder ihr zu. Er sah genau, wie sehr Naka fröstelte. Sie schüttelte den Kopf und griff nach seiner Hand. Er zog sie schwungvoll hoch. Er wunderte sich selbst, wie einfach es war, sie so hochzuheben. Er musterte sie von der Seite. //Sie ist wirklich ziemlich dünn…//, dann zog er sie ohne ein weiteres Wort so schnell es ging hinter sich her in sein Zimmer zurück. Er schuppste sie sanft zurück in sein Bett und machte sich an seinem Kleiderschrank zu schaffen. Während sie sich die Decke um die Schultern zog, hörte man ihn leise fluchend immer wieder vor sich hin murmeln. „Zu groß, zu doof, zu unpassend… Mist, verdammter!“, nach der Reihe flogen Shirts und Hosen, seine Schuluniform und ein paar andere Sachen durch die Gegend, bis Umi anscheinend etwas gefunden hatte, was Naka annähernd passen könnte. Als er sich mit der Jogginghose und dem Shirt zu ihr drehte, sah er, wie sie am ganzen Körper zitterte. „Dummkopf“, er ließ sich neben sie auf das Bett fallen. „Hände hoch.“ Wie befohlen hob Naka ihre Arme, die Decke aber noch um ihren Körper geschlungen. Ihr war einfach wahnsinnig kalt und trotzdem so heiß... Er zog ihr wortlos das Shirt über den Kopf. „Füße ausstrecken.“ Naka tat, wie ihr geheißen. Er steckte ihre Beine in die Hose, setzte sich dann wieder neben sie und wartete, bis sie sich die Hose hochgezogen hatte. Auch diese Sachen waren ihr zu groß, aber fürs Erste musste es reichen. Er beobachtete sie aus dem Augenwinkel, als sie sich wieder auf das Bett setzte. Sie zitterte, schwitze und sah vollkommen erledigt aus. Aber trotzdem legte sie sich nicht wieder hin, sondern starrte erschöpft vor sich hin, während ihre Zähne aufeinander klapperten. Sie bibberte. „Dummkopf“, nuschelte er wieder, dann kroch er über sein Bett und setzte sich hinter Naka. Noch bevor sie wusste, was er da machte, zog er sie an sich, schmiegte einen Kopf von hinten an ihre Schulter und ließ sich seitlich so mit ihr ins Bett fallen, dass beide eng aneinander gekuschelt dalagen. Naka lief sofort wieder knallrot an, aber sie brachte kein vernünftiges Wort heraus. Dann nahm er die Decke, schlang sie um sich und Naka und flüsterte ihr etwas ins Ohr, was sie noch röter werden ließ. Dann aber schloss sie zitternd die Augen und während sie sich langsam wieder entspannte, schmiegte sie sich an ihn. Er ließ seine Arme um sie geschlungen und schloss seine Augen. „Komm bloß nicht auf blöde Gedanken. Aber wenn du Schüttelfrost hast, bleib ich bei dir und wärm dich wieder auf, also entspann dich, du dumme Nuss“, mit Umis Satz im Ohr schloss Naka erschöpft ihre Augen und schlief sofort ein. Sorry für da skurze Kap, aber ich Sturkopf wollte das unbedingt noch schreiben und jetzt ist es Punkt 23 Uhr und ich bin so hundemüde, dass mir meine Augen zufallen... *gähn* Also ich wünsch euch jetzt erstmal eine Gute Nacht (oder einen Guten Morgen, je nachdem, wann das Kap online geht...) und verrück mich! Viel Spaß nocht bei "Nur Modelpartner"! eure Angel Kapitel 5: Tod in der Cornflakesschachtel ----------------------------------------- Noch bevor Naka am Morgen die Augen öffnete, bemerkte sie, dass jemand sehr dicht neben ihr lag. Und wer es auch war, er roch gut. Sie sog den Duft der Person neben ihr ein. Der Duft ließ Naka einen wohligen Schauer über den Rücken laufen. //Irgendwie will ich gar nicht aufwachen… aber ich will wissen, wer das neben mir ist… was mach ich jetzt?//, hin und her gerissen öffnete Naka ein Auge. Wer das auch war, die Person lag so dich neben ihr, dass sie nur hellblauen Stoff vor sich sah. //Was ist denn jetzt los?//, überrascht riss sie ihre Augen weit auf. Aber sie war viel zu nahe an der Person, um zu sehen, wer das war. Aus irgendeinem Grund wollte Naka gar nicht weg von ihr… Erst dann bemerkte sie, dass sie selbst ihre Arme um diese Person geschlungen hatte. Und diese Person erwiderte die Umarmung. Naka spürte warmen Atem, der ihr immer wieder über ihre Haare blies. //Also gut, Naka, denk nach! Was ist gestern passiert, bevor du dich schlafen gelegt hast?//, angestrengt überlegte das Mädchen. Bis ihr plötzlich die Antwort wieder einfiel. //Er wird doch nicht die ganze Zeit so neben mir gelegen haben, oder? Das wird doch nicht wirklich Umi sein?//, ganz vorsichtig hob sie den Kopf dann doch ein winziges Stück, nur um sich zu vergewissern, ob ER wirklich neben ihr lag. Und auch wenn Naka ihren Augen kaum traute, lächelte sie, als sie seine vollkommen zerzausten Haare und seinen friedlichen Gesichtsausdruck über sich sah. Umi. Und er schlief tatsächlich noch seelenruhig. Immer noch kuschelte sich Naka wieder an ihn. //Tut mir Leid, Mutter, aber ich kann nichts dagegen tun… es fühlt sich so angenehm an…// Wieder schlummerte sie ein. Ohne wirklich zu wollen öffnete Umi seine Augen. Er blinzelte. Dann sah er einen schwarzen Haarschopf, den er an sich drückte. //Hab ich echt die ganze Nacht so neben ihr geschlafen? Das darf doch nicht wahr sein!//, Umi lief knallrot an. Dann aber spürte er, wie sie seine Arme um ihn geschlungen hatte und immer noch ruhig atmend schlief. Umi lächelte. //Sie sieht total süß aus…// Noch während Umi in seinen Gedanken schwelgte, öffnete Naka ihre Augen wieder, hob ihren Kopf und sah geradewegs in seine. Beide starrten sich erst an, dann wurden sie knallrot und begannen zu stottern. „Nur da-damit du’s weißt, das hab ich nur gemacht, w-weil du gestern so Schüttelfrost hattest!“, Umi nuschelte, ließ Naka aber nicht los. „T-tut mir Leid, ich hab so t-tief geschlafen, dass ich nichts mitbekommen hab…“, verteidigte Naka, blieb aber immer noch an Umi gekuschelt liegen. Schließlich drehten sich beide voneinander weg. //Ich will sie nie wieder los lassen…//, schoss es Umi durch den Kopf. //Ich will ihn nie wieder los lassen…//, dachte Naka. „Umi-chan, Naka-chan, wollt ihr zum Frühst-„, Sora steckte seinen Kopf bei der Tür herein. Noch bevor er weiter sprechen konnte, landete ein Kissen in seinem Gesicht. „RAUS!“, Umi war total aufgebracht. Fluchtartig zog Sora seinen Kopf zurück und schlug die Tür zu. Und trotzdem konnte man deutlich hören, was er den anderen gerade am Frühstückstisch erzählte. „Das darf doch wohl nicht wahr sein…“, wenn auch widerwillig ließ Umi Naka los und krabbelte aus seinem Bett. „Du bleibst liegen, ist das klar! Ich muss nur schnell diesen Schwachkopf umbringen!“, ohne auf ihre Antwort zu warten, verließ Umi das Zimmer, polterte die Stiegen hinunter und stampfte in die Küche. „Ähm…“, Naka blieb völlig verwirrt sitzen. Und während sie Soras Schreie aus der Küche hörte, drehte sie sich langsam zum Fenster um. „Mal sehen… heute ist Mittwoch… und was war da noch mal?“, sie überlegte. Dann zog sie die Luft scharf ein. „Das Shooting!“, sie sprang aus dem Bett und versuchte verzweifelt, ihre Sachen zusammen zu kriegen. Aber sie fand ihre Klamotten nicht. „Wo sind die denn?“, gerade als Naka sich bückte, um unter das Bett zu sehen, spürte sie, wie sie jemand von hinten schnappte. Ohne auf ihr Kreischen zu achten, hob Umi das Mädchen hoch und schulterte sie. „Was wird das denn, wenn’s fertig ist, Mistmodel?“, er klang wütend. „Ich muss meine Sachen suchen, es ist doch Mittwoch, wir haben doch das Shooting, lass mich runter, ich hab keine Zeit!“, hektisch strampelnd quasselte Naka los. „Gar nichts haben wir. Heute ist Donnerstag, das Shooting gestern hab ich bei der alten Schachtel abgesagt und sie hat gesagt, du sollst dich ausruhen. Und ich bin ausnahmsweise ihrer Meinung. Ab zurück ins Bett!“, er ließ sie zurück in die Kissen fallen. „A-aber… bekommen wir denn keinen Ärger, wenn wir das Shooting einfach so ausfallen lassen?“, sie sah ihn verwirrt an. Umi seufzte. „Bleib mal locker, jetzt ist es eh schon zu spät. Und die konnten das sicher verschieben, ohne uns beide läuft das nicht und wenn einer von uns ausfällt, müssen sie sich eben einen neuen Termin überlegen. So ist das nun mal.“ Er ließ sich neben sie auf das Bett sinken. „Stirb uns nicht, Sora!“, war das einzige, was man aus der Küche noch hörte. „Äh…“, Naka starrte zur Tür. „Was denn?“, Umi tat so, als würde er die Stimmen gar nicht hören. „N-nichts…“, Naka drehte sich wieder dem Jungen zu. Dann aber begann sie zu kichern. „Was ist denn jetzt?“, Umi hob verwirrt eine Augenbraue. „D-du siehst… einfach so… witzig aus! Deine Haare… und der Pyjama…“, Naka kicherte. „Das sagt die Richtige“, Umi grinste. „Warum?“, sofort hörte Naka auf zu lachen. „Na sieh dich doch mal an!“, Umi deutete auf den Spiegel, der an der Wand gegenüber lehnte. Genau wie bei Umi sahen ihre Haare so aus, als hätten sie eine Party ohne sie gefeiert. Die Sachen, die sie anhatte, waren so groß, dass sie die Hose beinahe verlor und das T-Shirt einen ziemlich freizügigen Ausblick auf ihre rechte Schulter und einen Teil ihrer Unterwäsche freigab. „Waah!“, Naka kreischte und zog die Decke an sich, während Umi lachte. „Jetzt beruhig dich doch wieder, Dumpfbacke!“, immer noch grinsend, legte er seinen Arm um ihre Schultern und zog sie an sich. Noch bevor sie protestieren konnte, legte er seine Stirn auf ihre. Aber dieses Mal blieb Naka still. Nur ihre Wangen färbten sich leicht rot. „So wie’s aussieht, geht dein Fieber langsam zurück… das ist gut. Das ist sogar ziemlich gut“, Umi lächelte glücklich. Und als Umi so da saß, den Arm immer noch um ihre Schultern gelegt, und lächelte, passierte es wieder. Naka huschte ein verschüchtertes Lächeln über ihre Lippen und blieb dort hängen. Umi starrte sie überrascht an. Aber genauso schnell wie es gekommen war, verschwand ihr bezauberndes Lächeln wieder. Stattdessen sah sie ihn verwirrt an. „Alles in Ordnung mit dir?“, sie legte ihren Kopf schief. „Mach das noch mal“, war alles, was von ihm kam. „Was noch mal machen?“ „Na das, was du eben gerade gemacht hast! Du hast gelächelt!“ „Red keinen Mist, du weißt genau, dass ich das nicht kann!“, eine Augenbraue hochgezogen, sah Naka Umi skeptisch an. „Bekommst jetzt du das Fieber?“ „So ein Schwachsinn, ich hab’s doch gerade gesehen! Du hast total niedlich gelächelt!“, Umi schüttelte seinen Kopf. „Mach das noch mal!“ „Aber ich kann so was doch gar nicht!“, Nakas Hand wanderte zu Umis Stirn. „Scheint ganz normal zu sein… Fieber hast du keines. Vielleicht hast du geträumt?“ „Ich hab nicht geträumt!“, Umi packte Nakas Hand und zog sie mit einem Ruck an sich. „Ich hab’s ganz deutlich gesehen! Und ich lass dich hier nicht weg, bevor du das nicht wieder machst!“, er drückte das Mädchen in die Kissen. Naka lief knallrot an. Umi stand genau über sie gebeugt da und verlangte etwas von ihr, was sie nie im Leben schaffen würde. „Umi, ich kann das nicht…“, flüsterte sie. „Und wie du das kannst. Heute hast du’s geschafft und gestern hab ich’s auch gesehen, also sag mir nicht, du kannst das nicht! Das glaub ich dir nicht!“, hitzig schrie er sie an. Naka zuckte zusammen. Der Rotschimmer auf ihren Wangen wurde dunkler. Und noch bevor sie sie zurück halten konnte, rann die erste Träne über ihre Wange. Das brachte Umi wieder zur Besinnung. „Entschuldige…“, er rollte sich zur Seite und senkte seinen Kopf. Naka schluchzte neben ihm leise. „Es tut mir Leid, ich… ich weiß nicht, warum… ich so ausgerastet bin… Hör doch bitte auf zu weinen“, seine Stimme klang verzweifelt, voll Reue. „Du hast mich erschreckt…“, Nakas Stimme zitterte. „Es tut mir Leid.“ Er zog sie hoch und drückte sie an sich. „Das wollte ich nicht… Es war nur… Du hast gerade eben so unheimlich süß gelächelt und ich konnte nicht begreifen, warum… du das selbst nicht bemerkt hast… Entschuldige.“ Er drückte das zitternde Mädchen noch fester an sich, während sie nicht aufhören konnte zu weinen. //Das ist nicht gut, jetzt ist das Fieber wieder gestiegen… ich muss dafür sorgen, dass sie Ruhe hat, nicht dass ich den Stress erzeuge!//, immer noch redete er beruhigend auf das verschreckte Mädchen ein. „So, Naka, beruhig dich wieder. Ich hol uns jetzt erstmal Frühstück, Sora müsste schon aus der Cornflakesschachtel rausgekrochen sein. Du bleibst hier!“, vorsichtig drückte er Naka von sich. Ihr blasses, verheultes Gesicht ließ ihm schmerzlich bewusst werden, wie viel Angst er Naka gerade gemacht haben musste. „Warte hier, ich bin gleich wieder zurück.“ Umi stand auf, lehnte Naka vorsichtig in einen Berg aus Kissen und verschwand aus der Tür. „So, bin schon wieder da“, Umi kam mit einem großen Tablett zurück, das er vor Naka auf das Bett stellte. Sie aber wirkte abwesend. „Naka?“, er fuchtelte mit seiner Hand vor ihrem Gesicht hin und her. „Hm?“, das Mädchen schreckte hoch. „Entschuldige, ich… hast du was gesagt?“, sie sah ihn verwirrt an, in ihren Augen immer noch einen seltsam abwesenden Blick. Umi grinste. „Schon gut. Nimm dir lieber, was du willst. Du musst was essen, schließlich musst du wieder gesund werden!“, er schob ihr eine Schüssel mit Müsli hin. „Danke… aber eigentlich… hab ich gar keinen so großen Hunger“, sie sah die Schüssel an. Umi seufzte. „Dann trink wenigstens was“, er drückte ihr ein Glas Orangensaft in die Hand. Sie nippte vorsichtig davon. Schon nach dem ersten Schluck bekam sie wieder blassrote Wangen. „Der schmeckt echt gut!“ „Will ich auch hoffen, den hab ich gerade selbst gemacht!“, stolz grinste Umi. „Willst du nicht doch wenigstens ein paar Löffeln Müsli?“ „Na gut…“, Naka nahm brav die Schüssel und schob sich brav ein paar Bissen Müsli in den Mund. Aber schon nach drei Löffeln schob sie die Schale dankend von sich. Umi stellte das Tablett neben sie auf den Nachttisch. Dann sah er Naka wieder ins Gesicht. Sie wirkte immer noch gedankenverloren. //Wieso konnte ich mich nicht beherrschen? Ich hab sie total durcheinander gebracht…//, Umi beugte sich nach vorne. Ohne viel darüber nachzudenken, wollte er ihr einen Kuss auf die Wange hauchen. „Alles klar bei euch?“, Umis Vater steckte den Kopf zur Tür herein. Auch er bekam ein Kissen zu spüren. „Müsst ihr eigentlich immer genau dann rein platzen, wenn’s überhaupt nicht passt?“, mit hochrotem Kopf blaffte Umi seinen Vater an. „Liegt unserer Familie eben im Blut“, Herr Kajiwara hob das Kissen auf und warf es seinem Sohn zu. „Ich muss kurz in den Supermarkt, braucht ihr irgendwas? Fuu ist heute in der Arbeit, ihr seid also den ganzen Tag alleine. So eine Schule möchte ich auch haben, macht einfach so mal für eine Woche zu…“ „Es sind Ferien, Papa…“ „Ach, deswegen! Aber Moment… warum mussten dann deine Brüder zur Schule?“ „Weil die in irgendwelchen dämlichen AGs sind und ich nicht. Die Schülerratssitzungen kann ich ruhig kippen, die besprechen eh nur wieder, wie sie mich zur Weißglut treiben können.“ „Gut so, dann hast du wenigstens was zu tun!“, Umis Vater grinste. „Also wie gesagt, Fuu ist heute nicht da. Das heißt, ihr müsst euch zu Mittag selbst versorgen. Wollt ihr euch was kommen lassen oder soll ich euch was mitbringen?“ Umis Blick schwenkte zu Naka. „Was meinst du? Sollen wir uns Mittag was bestellen oder kochen wir selber?“ „Meinst du das ernst? Wir beide? Gemeinsam kochen?“, Nakas Augen strahlten. Umi lächelte. „Also selber kochen. Danke, Papa, aber ich geh nachher selber einkaufen, du brauchst nichts mit zu nehmen.“ „Wie ihr meint. Also dann, ich bring die Sachen dann noch nach Hause und dann muss ich auch schon zur Arbeit. Tschau, ihr zwei!“, Herr Kajiwara verschwand. „Ähm, Umi?“, der Junge hörte ihre leiste Stimme von der Seite. „Hm?“, er drehte sich zu ihr um. „Was hast du gerade gemeint, als du gesagt hast, dass sie gerade dann rein platzen, wenn’s überhaupt nicht passt? War was?“, sie legte ihren Kopf schief. Umi lief knallrot an. Er hatte es nicht so weit gebracht, ihr einen Kuss auf die Wange zu drücken, sein Vater hatte ihn unterbrochen. Aber das konnte er ihr doch unmöglich sagen! „D-das geht dich nichts an…“, er drehte seinen Kopf zur Seite. „Warum denn nicht? Sag schon, Umi, was hast du gemeint!“, sie rückte näher an ihn heran und sah ihn gespielt böse an. „Gar nichts, du Mistmodel, du nervst! Lass mich in Ruhe und leg dich gefälligst wieder hin und schlaf! Sonst sag ich das Kochen nachher ab!“, er schuppste sie zurück in die Kissen, sprang auf und verwand innerhalb eines Wimpernschlages mit einem immer noch hochrotem Kopf zur Tür hinaus. Naka sah ihm verwirrt nach. „Und was hat er jetzt wirklich gemeint?“ Sorry, dass ich mich so lange nicht gemeldet hab! Aber jetzt hab ich das Schuljahr hinter mir, nach der Arbeit (Ferialjob) bin ich dann zwar völlig erledigt, aber ich sprühe nur so vor Ideen *grins* Vor allem jetzt, wo doch der 8.Band endlich draußen ist! *freu* Und ihr Lächeln ist einfach total sweet >//////< Wenn ihr mich jetzt entschuldigt, ich sollte schläunigst ins Bett, sonst überleb ich den Tag morgen nicht... Kann mir mal einer sagen, warum ich meine Kapitel immer erst mitten in der Nacht schreibe? Naja, viel Spaß noch mit meiner Story! eure Angel Kapitel 6: Rückfall ------------------- „Das darf doch nicht wahr sein… Wieso verdammt haben die Idioten alle so ein bescheuertes Timing?“, fluchend jagte Umi durch die Küche. „Warum, warum, warum, verdammt noch mal!“ Er schmiss die Cornflakesschachtel durch die Küche. //Warum kann ich nie mit ihr alleine sein? Und warum platzt immer irgendjemand ins Zimmer, wenn ich versuche, ihr näher zu kommen? Und WARUM zum Geier macht mich das so wütend?// Endlich war er stehen geblieben und betrachtete gedankenverloren die Cornflakesschachtel, die Cornflakes, die jetzt überall auf dem Boden verstreut lagen. //Warum eigentlich…// Er seufzte. Dann kniete er nieder, um die Cornflakes einzusammeln. //Fast als hätte jemand was dagegen, dass ich ihr näher komme…// Vorsichtig schlich sich Naka aus dem Zimmer. Sie war inzwischen schon so lange im Bett gelegen, langsam taten ihr alle Knochen weh. Und sie wollte so gerne ein Bad nehmen, sie war vollkommen nass geschwitzt. Aber sie hatte bisher nicht den Mut aufgebracht, Umi zu fragen… Lautlos tappste sie die Stiegen hinunter und wollte zu Umi in die Küche. Als sie ihn dort knien sah, wirkte er ziemlich verzweifelt und verloren. „Umi? Alles in Ordnung mit dir?“, sofort stolperte sie zu ihm. Hoffentlich war er nicht umgekippt! Er zuckte kurz. „Was machst du denn hier, hab ich dir nicht gesagt, du sollst im Bett bleiben?“, aus seinen Gedanken gerissen fuhr er herum und fand ihr Gesicht nur wenige Zentimeter von dem ihren entfernt. „A-aber mir tut schon alles weh vom Liegen…“, versuchte Naka ihr Aufstehen zu rechtfertigen. Umi war immer noch von ihrer Nähe überrascht und schaute ihr erst nur verdattert in die Augen. „Umi? Alles in Ordnung mit dir?“, sein Schweigen machte sie nervös. „Klar“, nuschelte er nur. „Aber was willst du dann hier unten? Du hättest genauso gut im Zimmer bleiben können.“ „I-ich w-wollte dich was f-fragen…“, stotterte Naka plötzlich. Neugierig sah ihr Umi weiter in die Augen. Musste ja was Dringendes sein, wenn sie so nervös war. „Schieß los, was willst du?“ „I-ich wollte fragen, ob… ich vielleicht kurz nach Hause zum Baden gehen dürfte…“ Umi krachte zu Boden. „Du dumme Nuss, wir haben hier auch ein Bad!“ „Ich wollte keine Unannehmlichkeiten bereiten!“, Naka verbeugte sich sofort mit hochrotem Kopf. Es war ihr einfach zu peinlich gewesen, zu fragen, ob sie das Bad hier benutzen durfte. „Lass das mit dem Verbeugen“, er zog das kniende Mädchen an ihrem dünnen Arm hoch. „Wenn du ein Bad nehmen willst, kannst du das auch ruhig hier machen. Fuu hat inzwischen deine Sachen gewaschen, auch die von dem Shooting. Außerdem werd ich nachher bei dir vorbei schauen und dir noch ein paar Klamotten holen, meine sind dir zu groß.“ Umi nahm sie am Handgelenk und führte sie langsam wieder nach oben in den ersten Stock. Im Badezimmer wechselte er zwischen ein paar Schränken hin und her, legte ein großes und ein kleines Handtuch neben die Badewanne und ließ Wasser in die Wanne laufen. Dann leerte er noch etwas in das Wasser, was sofort für eine Schaumschicht sorgte. „Bleib schnell hier, ich hol dir noch Klamotten zum Umziehen, noch hab ich deine Sachen nicht geholt“, schnell huschte Umi aus dem Badezimmer. Naka ließ sich auf den Badewannenrand sinken. Sie war schon wieder ziemlich außer Atem. Gerade als sie gedankenverloren auf die aufschäumende Wasseroberfläche starrte, kam Umi wieder herein. „So, das sollte fürs erste reichen, bis ich dir was von deinen Sachen geholt habe. Brauchst du irgendwas Spezielles, was ich mitnehmen sollte?“ Naka schüttelte den Kopf. Ihr fiel nichts ein. „Gut, dann Wünsche fürs Kochen? Ich geh dann gleich einkaufen.“ Naka sah müde zu Umi und legte den Kopf schief. Dann verneinte sie wieder. „Mir fällt gerade nichts ein… Wir können ja auch Curry mit Frikadellen machen, das magst du doch so gerne…“ Umi lief knallrot an. „Das machen wir sicher nicht! Gut, dann lass ich mir was einfallen, wenn du nichts weißt. Geh baden, ich komm bald wieder!“, als er nach draußen rauschte, schloss er gleich die Tür hinter sich. Naka lächelte kurz. Dann zog sie sich langsam die verschwitzten Klamotten vom Leib, drehte den Wasserhahn ab und ließ sich in die volle Badewanne gleiten. //Gut…//, sie genoss die Wärme des Wassers. //Mal sehen… Nudeln, Käse, Gemüse, Gewürze… ich glaub, ich hab alles... Gut, was zu knabbern wäre nicht schlecht, wir haben zu Hause nichts mehr… Und vielleicht noch was zu trinken. Das da… Brauch ich noch was?//, Umi schritt die Regale entlang und warf alles in den Einkaufskorb, was ihm notwendig erschien. Bei der Kasse bezahlte er, dann warf er alles in einen Rucksack und machte sich auf den Weg zu Nakas Haus. Dann aber läutete sein Handy. „Ja?“, nichtsahnend hob er ab. „Kajiwara, Darling, wie geht’s dir denn, ich hab schon ewig nichts mehr von dir gehört!“, das süße Säuseln am anderen Ende der Leitung ließ ihn erschaudern. „Nenn mich nicht Darling!“, fauchte Umi Chi an. „Na, na, wer wird denn da gleich so wütend werden?“, Chihiro kicherte. „Was willst du?“, antwortete Umi knapp. „Nichts weiter. Ich wollte nur wissen, wie es Na-chan geht! Schließlich ist sie schon seit zwei Tagen bei dir, da mach ich mir halt meine Gedanken, was da zwischen euch laufen könnte…“ „Gar nichts läuft!“, mit einem hochroten Kopf hastete Umi durch die Straßen. „Schon klar, beruhig dich wieder!“, wieder lachte Chi. Dann aber klang er ernst. „Wie geht es ihr denn?“ Umi seufzte. „Das Fieber schwankt ziemlich, sie ist immer total fertig… Aber es scheint schon besser zu werden.“ „Das ist doch mal eine gute Nachricht! Dann pass mal schön auf sie auf, Kajiwara, nicht, dass ich nachher Beschwerden von Na-chan höre!“, ein Klick und Chi hatte aufgelegt. //Vollidiot//, Umi sperrte gerade die Tür zu Nakas Haus auf und verschwand darin. „Bin wieder da!“, Umi stellte die Einkaufstaschen gleich neben der Tür ab. Dann lief er die Stiegen nach oben und brachte Nakas Sachen in sein Zimmer. „Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat, Chi hat mich mit seinem Telefonterror abgelenkt…“, ohne auf das Bett zu schauen stellte er ihre Sachen zu ihrer schwarzen Tasche in die Ecke. „Wie geht es dir?“, erst jetzt drehte er sich zu der Stelle um, an der er sie erwartete. Aber da war niemand. „Naka?“, verwirrt schritt Umi zu seinem Bett. Aber sie war auch nicht zwischen den ganzen Kissen versteckt. //Bitte sag mir nicht, sie ist immer noch in der Badewanne… Diese dumme Nuss wird doch nicht etwa eingeschlafen sein?!//, besorgt stürzte Umi aus seinem Zimmer und den Gang entlang zum Badezimmer. Es war für Kranke schon nicht gut, wenn sie sich überhaupt badeten, sie sollten sich nicht zu lange dem Wasser und dann der frischen Luft aussetzen. Aber wenn sie bis jetzt in der Badewanne gelegen hatte, dann stimmte da etwas nicht. Umi hämmerte an der Tür. „Naka, bist du immer noch da drin? Ich warne dich, ich komm jetzt rein!“, mit einem Ruck öffnete er sie und stand im nächsten Moment im Bad. Die Klamotten und Handtücher lagen immer noch genauso auf dem Boden, wie er sie hingelegt hatte. Von dem Schaum war nur noch eine hauchzarte Menge übrig, die aber die darunter liegende Badewanne verdeckte. Und zwischen den Schaumbergen schaute nur ganz klein ein schwarzer Haarberg heraus. „Um Himmels Willen, Naka!“, er kniete sich neben die Badewanne. Das Wasser ging dem Mädchen bis zum Kinn, ihre Augen hatte sie geschlossen, die feuchten Haare hingen ihr ins Gesicht. Mit dem Rücken lehnte sie am Badewannenrand, der Rest ihres Körpers war unter der Schaumschicht verborgen. Und sie rührte sich nicht, atmete nur ruhig. „Naka, wach auf, verdammt!“, panisch griff Umi ins Wasser und rüttelte sie an den Schultern. Da erst begann Naka sich wieder zu bewegen. Sie blinzelte. „Was?“, benommen sah sie ihn an. „Bist du noch bei Trost, so lange im Wasser zu bleiben?“, das Badewasser war inzwischen eiskalt geworden. Umi legte ihr seine Hand auf die Stirn. //Verdammt, ich hätte sie nicht alleine lassen sollen, dann hätte ich sie rechtzeitig raus scheuchen können…// „Los, hoch mit dir, keine Widerrede!“, er schnappte sie das große Handtuch und breitete es so in seinen Armen aus, dass er nicht mehr von ihr sehen konnte als ihr Gesicht. Gehorsam stützte Naka sich am Badewannenrand ab und stand auf. Sie zitterte am ganzen Körper und schwankte. Noch bevor sie wieder ausrutschen konnte, schnappte Umi sie und wickelte sie in das Handtuch ein. Dann hob er sie aus dem Wasser und setzte sie zu Boden. Er nahm das kleinere Handtuch und legte es über ihre Haare. Dann beugte er sich nach vorne, um ihr ins Gesicht sehen zu können. Sie ließ ihren Kopf abwesend hängen. „Naka, was machst du denn für dumme Sachen, du solltest doch nicht so lange im Wasser bleiben…“, seine Stimme quoll über vor Sorge. „Sorry…“, nuschelte Naka kurz, dann schlossen sich ihre Augen wieder und sie rutschte seitlich weg. Umi fing sie gerade noch auf. //Ihr Fieber ist gestiegen, sie ist kalt und nass… Was mach ich denn jetzt?//, er schnappte die trockenen Klamotten, hob Naka hoch und trug sie zurück in sein Zimmer. „Was mach ich jetzt, was mach ich jetzt…“, vorsichtig setze er Naka auf seinem Bett ab. Dann sah er sie verzweifelt an. Das Fieber war gestiegen, sie war weißer als die Wand und außerdem war sie klitschnass und hatte nichts an. Nicht gerade die besten Vorraussetzungen, um wieder gesund zu werden. „Ach verdammt!“, Umi setzte sich hinter sie und rubbelte sie vorsichtig mit dem großen Handtuch ab, ohne es ihr aber dafür vom Körper zu ziehen. Für einen 15-jährigen Mittelschüler wäre das auch einfach zu viel gewesen, mit dem Körper eines jungen Mädchens konfrontiert zu werden. Mit hochrotem Kopf dankte er Fuu immer wieder, dass sie sich damals so dafür eingesetzt hatte, diese riesen Handtücher zu kaufen. Als Naka einigermaßen trocken war, zog Umi ihr die trockenen Sachen an, die er für sie aus seinem Schrank geholt hatte… nur die Unterwäsche holte er aus der Tasche mit den Sachen, die er von ihr geholt hatte. Er hatte einfach blindlings Unterhosen in die Tasche geschmissen, sogar dabei war er knallrot angelaufen. Jetzt hatte er sich einfach eine mit vielen Kirschen darauf geschnappt, die er ihr ungeschickt über ihre langen Beine über das Handtuch zog. Naka schlief immer noch tief und fest. //Bitte werd nicht wach, bitte werd jetzt ja nicht wach!//, sofort zog er ihr eine seiner langen Sporthosen an. Damit wäre das wenigstens erledigt. Er zog ihr einfach noch eines seiner Shirts über den Kopf, dann konnte er das Handtuch zu Boden werfen. Er seufzte. Auch das wäre erledigt. Er setzte sich wieder aufrecht mit ihr hin und begann, vorsichtig mit dem kleineren Handtuch, ihre Haare trocken zu reiben. Ein Föhn hätte das völlig erschöpfte Mädchen aufgeweckt, er wollte sie schlafen lassen. Er wickelte ihr nach einiger Zeit einfach das Handtuch über die Haare und legte sie zurück in die Kissen. Dann schlich er nach unten in die Küche und kochte Tee. Der sollte Naka wieder aufwärmen. Als er mit der Teekanne und den Tassen wieder nach oben kam, schlief sie immer noch friedlich. Umi holte ein Fieberthermometer aus der Nachttischschublade, das er schon gestern darin platziert hatte. Auch während dem Fiebermessen blieb sie einfach ruhig liegen, ihr Brustkorb hob sich nur wenig. Ihre Haut war heiß. Umi schaute besorgt auf die Anzeige. Das Fieber war wieder gestiegen. //Mist, verdammter//, Umi legte es weg und setze sich neben sie an die Bettkante. Er wollte sie nicht wecken, wusste aber, dass sie jetzt dringend etwas trinken sollte, dass sie aufwärmen konnte. Vorsichtig hob er ihren Oberkörper an und kostete selbst den Tee vor, um zu testen, ob er nicht zu heiß war. Dann setze er die Tasse an Nakas Lippen und flößte ihr langsam den Tee ein. „Dummkopf…“, seine Augen wichen keine Sekunde lang aus ihrem blassen Gesicht. Er war verzweifelt. Er machte sich Vorwürfe. „Warum hab ich sie allein gelassen, warum hab ich ihr gesagt, sie kann das Bad benutzen, warum zum Geier bin ich so dumm?“, er fluchte leise vor sich hin. Das hatte er wirklich nicht geplant gehabt, er hatte sich nicht vergewissert, ob Naka überhaupt fit genug für ein Bad gewesen war. Er hätte es vorher wissen müssen, dass sie in dem warmen Wasser einfach wegdämmern würde, wenn sie selbst noch so schwach war und sich kaum auf den Beinen halten konnte. Aber er hatte es einfach übersehen. Er flößte ihr den warmen Tee immer schluckweiße ein, um zu verhindern, dass sie aufstoßen musste. Das dauerte. Sie hatte noch nicht einmal die halbe Tasse getrunken, als sie ihre Augen aufschlug und zu husten begann. Schnell stellte er die Tasse weg und strich ihr über den Rücken. Naka zitterte. Er nahm sie einfach in den Arm. „Trink bitte noch einen Schluck…“ Naka schüttelte wild den Kopf, immer noch leicht hustend. „Warum denn nicht?“ „Ich… ich kann nicht, mir ist so schlecht… Ich bekomm keine Luft…“, sie war wegen ihrer Atemnot leicht panisch. Umi konnte nur ebenso panisch zusehen, wie sie zwischen ihren Hustenattacken immer wieder nach Luft schnappte. Er drückte sie wieder an sich. Als sie sich wieder beruhigt hatte, hielt er ihr noch mal die Tasse hin. Aber sie schob sie weg. „Bitte, Naka, trink noch einen Schluck.“ Sie atmete schwer. „Aber das fühlt sich so komisch an im Hals…“ Umi seufzte. Naka musste den Tee trinken, sie zitterte schließlich immer noch. Er sollte ihr helfen und sie von innen wärmen. „Komm schon, du musst ihn doch trinken…“ „A-aber“, sie protestierte immer noch. Da nahm Umi einfach selber einen großen Schluck. Und ohne auf ihre weiteren Proteste zu achten, drückte er seine Lippen auf ihre und träufelte ihr so in winzigen Mengen das bittere Getränk ein. Zuerst versuchte sie noch, ihn weg zu drücken, dann aber erlosch ihr Widerstand. „Trinkst du jetzt bitte deinen Tee?“, Umi schaute er ihr tief in die Augen. Ein Rotschimmer sorgte wenigstens für etwas Farbe in Nakas Gesicht. Sie nickte. „Na also. Braves Mädchen“, er drückte ihr die Tasse vorsichtig in die Hand. Eigentlich hatte er ja nicht vor gehabt, sie zu küssen… aber in seiner Verzweiflung war ihm auch nichts anderes eingefallen. Von alleine wollte sie ja den Tee nicht trinken… Jetzt saß sie da, starrte in ihre Tasse und trank wenigstens. Umi seufzte erleichtert. „Himmel, Naka, du hast mir echt einen Schreck eingejagt… wie konntest du einfach so in der Badewanne einschlafen?“ „Ich… ich weiß es nicht…“, sie flüsterte. Schon nach ein paar Schlucken schob sie die Tasse wieder von sich. „Muss ich wieder nachhelfen?“, Umi hob eine Augenbraue an. „N-nein, alles, nur das nicht!“, hektisch schnappte Naka die Tasse wieder und leerte den Rest in einem Zug. Dafür war ihr aber wieder schlecht. Umi schaute kurz beleidigt. „Was denn, war das denn so schlimm?“ Mit hochrotem Kopf drehte sich das Mädchen zu ihm um. „Nein, nein, nein“, sie schüttelte wild ihren Kopf, bis sich wieder alles vor ihren Augen drehte. „Oioioiooioi…“ „He, reicht schon!“, Umi lachte kurz auf und hielt sie dann an ihren Schultern fest. Dann zog er sie an sich, umarmte sie und ließ sich mit ihr ins Bett fallen. „Mach das bitte nicht noch einmal… Ich hab wirklich Angst um dich gehabt…“, er hauchte ihr ins Ohr. Naka zuckte zusammen. „T-tut mir Leid…“ „Schon gut… du kannst nichts dafür. Ich muss einfach besser auf dich Tollpatsch aufpassen…“ er zog die Decke über sich und Naka. „Und ich fang gleich damit an. Jetzt wird geschlafen, dein Fieber muss wieder runter. Keine Widerrede!“, er ließ sie keine Sekunde lang los, auch nicht, als sie schon längst wieder weggeschlummert war. Dafür lächelte er die ganze Zeit erleichtert. Kapitel 7: Blau --------------- Irgendwann war er anscheinend selber eingeschlafen, denn das nächste, woran er sich erinnerte, war Fuu, die ihn leicht an der Schulter rüttelte. Mit einem leichten Lächeln auf den Lippen deutete sie ihm an, ihr zu folgen. Nur widerwillig ließ Umi Naka wieder los. Wenigstens schlief sie immer noch seelenruhig. Schlecht gelaunt tappte er hinter Fuu her, bis sie in der Küche endlich stehen blieb. „Was willst du, Fuu?“, murrte er. Seine Schwester drehte sich um. „Ich wollte nur wissen, wie es ihr geht. Ich hab ihre Sachen im Bad gefunden, das Badewasser war auch noch eingelassen… hast du sie baden lassen?“ Umi senkte den Kopf so weit, dass ihm die Haare über die Augen hingen. „Ich weiß, dass es ein Fehler war… Ich bin einkaufen gegangen und sie ist in der Badewanne eingeschlafen…“ Fuu seufzte kurz. Dann aber schenkte sie ihrem Bruder wieder ein aufmunterndes Lächeln. „Jedem kann ein Fehler passieren, auch dir. Jetzt liegt es aber an dir, dafür zu sorgen, dass keine weiteren Fehler passieren. Du willst doch, dass Naka wieder gesund wird, nicht?“, sie kramte plötzlich in ihrer Handtasche herum, die auf der Küchenanrichte stand. „Will ich. Was wird das, Fuu?“, er beäugte seine Schwester misstrauisch. „Du weißt doch, dass ich eine Freundin hab, die auch öfters krank wird… Ich hab sie heute besucht, weil sie sich mal wieder eine Grippe eingefangen hat und hab mit ihr geredet, auch darüber, dass wir ein fiebriges Mädchen hier haben und es ihr einfach nicht besser geht… Da hat sie mir… Ha, gefunden!“, Fuu zog eine kleine, hellblaue Schachtel aus ihrer Tasche. „Sie hat mir das hier gegeben. Ein Allzweckmittel, dass aber sehr gut bei Fieber und Schwächeanfällen helfen soll. Les dir die Packungsanleitung durch, dann kannst du entscheiden, ob du Naka eine geben willst. Ich mach euch beiden jetzt erstmal was zu essen, du hast den Einkauf einfach bei der Haustür stehen lassen und sicher noch nichts gegessen.“ Sie warf ihrem Bruder die Schachtel zu und widmete sich dann den Tüten und Töpfen auf der Anrichte. Umi starrte erst seine Schwester, dann die Packung an. Er war sprachlos. Fuu war manchmal einfach die Pest… aber wenn sie sich wie eine normale große Schwester benahm, war sie wirklich umwerfend. Umi verneigte sich kurz, so überwältigt war er von ihr. Dann huschte er aus der Küche und die Stiegen hinauf zu seinem Zimmer. Fuu lächelte stumm vor sich hin. Draußen waren die Wolken schon rosa von der untergehenden Sonne gefärbt. Umi hatte sich auf die Fensterbank gesetzt, um den Beipackzettel zu lesen. Es schien nichts wirklich Starkes zu sein, das Medikament basierte auf homöopathischen Substanzen. Die Tablette war klein, also sollte sie keine Schwierigkeiten beim Schlucken bereiten. Umi ließ sich von seinem Platz gleiten und schritt zu seinem Bett. So leise wie möglich ließ er sich auf der Bettkante nieder und strich Naka über den Kopf. Das Fieber war zwar gesunken, aber bei weitem nicht mehr so niedrig wie am Morgen, bevor er sie ins Bad gelassen hatte. Umi biss sich auf die Lippe. Dann schüttelte er den Kopf und besann sich wieder. „Naka… Naka, wach auf…“, er strich ihr weiter über den Kopf, die Wangen… bis sie verschlafen die Augen öffnete und ihn anschaute. „Fuu hat dir Medizin mitgebracht. Komm, ich helf dir beim Aufsetzen.“ Ganz vorsichtig, damit ihr nicht wieder schwindelig wurde, richtete Naka sich auf und rieb sich kurz über die Augen, blinzelte. Umi legte ihr die Tablette in die Handfläche und hielt ihr noch eine Tasse von dem mittlerweile kalt gewordenen Tee hin. Er schaute ihr zu, wie sie brav die Medizin schluckte, das Gesicht verzog, weil der Tee immer noch ekelhaft schmeckte und sich dann einfach an seine Schulter lehnte. Er zog sie an sich. Als Fuu das Zimmer betrat, zuckte er kurz zusammen. Sie aber legte einen Finger auf ihre Lippen und zwinkerte. Ohne irgendetwas zu sagen, stellte sie das Tablett mit der Gemüsesuppe auf Umis Nachttisch und verschwand dann wieder. Umi lächelte. Vielleicht schienen auch nicht alle etwas dagegen zu haben, wenn er ihr nah sein konnte. Und das war er gerade… Sie lehnte an seiner Schulter, atmete ruhig und hatte sich sogar an seinem Shirt festgeklammert. „Naka… Komm, Augen auf. Fuu hat uns Gemüsesuppe gebracht, du brauchst was zu essen.“ Er wartete, bis sie wieder den Kopf hob und half ihr dann, sich mit den Kissen so aufzusetzen, dass sie aufrecht war und das Tablett mit der Suppe auf ihrem Schoß stehen bleiben konnte. Naka schaute die Suppe zwar an, rührte sich aber sonst kaum. Umi schüttelte den Kopf. Sie war wirklich müde… „Ein paar Löffel, dann kannst du wieder schlafen, ok?“, er versuchte, sie zum Essen zu motivieren, aber sie schaute die Suppe weiterhin einfach nur an. Umi seufzte. Dann nahm er einen der Löffel, tauchte ihn in die Suppe und blies vorsichtig. „Mund auf, du Schlafmütze“, er grinste, setzte ihr den Löffel an die Lippen und wartete. Wie auf Kommando knurrte Nakas Magen. Umi lachte kurz. Dann schaute er zu, wie sie die Suppe vom Löffel schlurfte und dabei sogar ein kleines bisschen lächelte. Mit Umis Hilfe hatte sie sogar den ganzen Teller Suppe aufgegessen, bevor sie wieder gähnte. Umi lächelte zufrieden. „Ich bin gleich wieder da, ja?“, er stand auf, um die Teller nach unten zu bringen. Als er wieder kam, hatte sie sich wieder hingelegt und schien schon zu schlafen. Er rollte sein Bettzeug gerade auf dem Boden aus, als er sie reden hörte. „Umi… lass mich nicht alleine…“ Er hob den Kopf. Sie redete nicht im Schlaf, nein. Sie sah ihn sogar mit ihren wunderschönen Augen an. Umi lächelte. „Mach ich nicht. Ich bin doch hier, Doofnuss.“ „Aber ich will nicht alleine schlafen…“, sie rutschte wieder in die großen Kissen zurück, so als wolle sie ihm Platz machen. Umis Wangen färbten sich rot, aber er lächelte. Er nahm einfach seine Decke und eines der Kissen, dann setzte er sich neben sie auf die Bettkante. „Sicher, dass dir das nicht zu eng wird hier?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein… ich bin so gerne bei dir…“ Jetzt wurden seine Wangen sogar dunkelrot. „Was du nicht immer alles von dir gibst, wenn du müde bist… Also wirklich…“, er ließ sich neben sie fallen und warf seine Decke so über das Bett, dass sie beide eingehüllt waren und Naka dadurch noch eine zweite Decke hatte. Sie kuschelte sich einfach wieder an ihn. Er lächelte. Ihre unbeschwerte Art, wenn sie mal so komplett durcheinander war, löste bei ihm Gefühle aus, wie er sie so nicht kannte. Er wollte sie beschützen, für die da sein… und in solchen Situationen, wenn er sich nicht verstellen musste, wurde ihm auch klar, warum er sie so liebte. Aber das würde er nie zugeben, vor niemandem, das war ihm viel zu peinlich. Was sollte Naka auch mit einem solchen Schwachkopf, wie er einer war, das war doch absurd. Es machte ihm nichts aus, wenn sie ihn zurückweisen würde, sollte er jemals so weit sein und es endlich schaffen, ihr zu sagen, wie viel sie ihm eigentlich bedeutete. Solange er sie nur anschauen und wachsen sehen konnte, war ihm das egal. „Umi…“, sie nuschelte, hatte sie Augen schon geschlossen, kurz vorm Einschlafen. „Ja?“, er legte seine Stirn an ihre, um ihr nah zu sein, solange er das konnte. „Ich hab dich lieb, Umi.“ Mit weit aufgerissenen Augen lag er da und schaute das Mädchen an, das das, was er ihr so gerne sagen würde, so einfach über die Lippen brachte. Was es wirklich so leicht? Er schluckte, zögerte kurz. Dann seufzte er. „Ich hab dich auch lieb, Dummi.“ Dann zog er sie an sich. „Und ich lass nicht zu, dass du das wieder vergisst.“ „Werd ich nicht“, ihr flüstern zauberte ein Lächeln auf ihre Lippen. Dann war sie wieder ganz still. Umi kicherte. „Einfach einzuschlafen… Und ob sie das morgen wieder vergessen hat, die Schlafnudel.“ Dann kuschelte er sich in die Decken ein und schloss die Augen. Dass ein Liebesgeständnis so einfach sein und dabei so ein angenehmes Gefühl hervor bringen konnte, war einfach unglaublich. Aufgeweckt wurde er dieses Mal von leisem Husten. Er schlug die Augen auf und sah direkt in das Gesicht des Mädchens, dem er gestern doch glatt seine Liebe gestanden hatte. Erschrocken wich er zurück. Es war wohl doch nicht so einfach… Schließlich war er sich sicher, dass sie es längst wieder vergessen hatte. Und wie konnte er da einfach weiter so neben ihr liegen bleiben? Wenn das irgendjemand von seinen Geschwistern gesehen hätte… Nein, danke, das wollte er sich ersparen. Er rutschte vorsichtig zur Bettkante, um Naka nicht zu wecken und ließ seine Beine aus dem Bett gleiten. Er stand auf, schlich bis zur Tür und hielt dort kurz inne. Schade, dass sie es wahrscheinlich vergessen haben würde… Er seufzte, dann verließ er das Zimmer. Im Badezimmer putzte er sich wie gewohnt die Zähne, starrte dabei ins Leere, bis er zufällig Blickkontakt mit seinem Spiegelbild erwischte. Kaum zu glauben, wie er wieder aussah. Seine Haare standen in alle Richtungen davon, seine Augen waren noch verklebt… und er war knallrot, weil er gerade wieder an Naka und gestern Abend gedacht hatte. Schnell spuckte er den Zahnpastaschaum aus, um sich nicht zu verschlucken, spritzte sich Wasser ins Gesicht und schaute dann abermals in die Augen seines Spiegelbildes. „Du verliebter Schwachkopf du. Als ob sie sich wirklich daran erinnert, hör auf, dir Hoffnungen zu machen, du wirst es ihr sowieso nicht noch einmal sagen. Feigling.“ Dann drehte er sich um und verließ schnurstracks das Badezimmer. Sein Handy fand er in der Küche wieder. Eine Nachricht war auf dem Display zu sehen. ‚Hey, Kajiwara, komm doch um 10 rüber auf den Fußballplatz! Naka wird sicher mal eine Pause von deinen Spielchen brauchen! Ich vermiss dich, Darling, Herzchen, Chi’ „Ich erschlag den Typen, wenn ich ihn in die Finger bekomme!“, Umi knurrte. Dann aber schaute er wieder auf den Bildschirm. Naka schlief tief und fest, es war sonst niemand zu Hause… Und er brauchte jemanden zum Reden. Chi war zwar ein Vollidiot, aber in solchen Situationen konnte man sich immer auf ihn verlassen. Umi sah auf die Uhr. Es war 20 vor 10. Seufzend stopfte er sich ein Brötchen in den Mund, griff nach seiner Jacke und verließ das Haus. „So sieht’s also aus… Respekt, Kajiwara, du bist ja doch ganz schön mutig!“, Chi grinst breit. „Halt die Klappe, als hätte ich ihr das gesagt, wenn sie nicht schon fast im Halbschlaf gewesen wäre! Wenn sie aufwacht, weiß sie garantiert nichts mehr davon und ich werde es ihr sicher nicht noch einmal sagen!“, fauchend drehte sich Umi zu Seite, um sein rotes Gesicht zu verstecken. „Na, na, als ob Naka so verpennt wäre und sich so was nicht merkt! Also wirklich, Kajiwara… Glaubst du wirklich, dass das so ist oder wünscht du dir das, damit du ihr nicht ins Gesicht sagen kannst, was du empfindest? Da werd ich ja ganz eifersüchtig auf Na-chan, wenn sie mir meinen Schatz wegschnappt…“ „Ach, halt doch die Klappe.“ Umi stand auf. „Danke fürs Zuhören, tschüß, du Spinner.“ Er rauschte ab. „Immer wieder gern, du verknallte Erbse!“, rief Chi ihm doch glatt noch nach. Wäre der Typ danach nicht so schnell wie möglich davon gerannt, hätte Umi ihm die Mülltonne neben sich nachgeschmissen. „Verknallte Erbse… Der spinnt wieder was zusammen…“, vor sich her murrend marschierte Umi nach Hause. Aber das Gespräch hatte gut getan. Verrückt war er ja, aber eins musste man Chi lassen… In manchen Dingen besaß er eine Ruhe, die zu beneiden war. Zu Hause angekommen machte sich Umi an den Resten des Mittagessens vom Vortag zu schaffen, dann rief er in der Agentur an, um der Chefin erneut mitzuteilen, dass er wieder eine Weile nicht zur Arbeit kommen würde. Die murrte nicht, widersprach nicht, sondern ließ einfach Grüße an Naka übermitteln, bevor sie auflegte. Auch sie schien vollkommen einverstanden mit der Situation, dass er sich um Naka kümmerte und schien seinen Terminkalender deshalb leer zu halten. Umi blieb noch eine Weile komplett in Gedanken versunken am Küchentisch sitzen, dann schlich er wieder in sein Zimmer hoch und dankte wer weiß wem, dass seine Brüder außer Haus und daher keinen Stress machen konnten. Fuu und sein Vater sorgten immer still und heimlich dafür, dass er sich um sonst nichts kümmern musste, wofür er ihnen wirklich dankbar war. Im Zimmer ließ er sich neben dem Bett auf den Boden fallen. Das Fieberthermometer zeigte einen deutlichen Rückgang der Temperatur… sie war sogar fast wieder im Normalbereich. Umi schaute die Medikamentenschachtel an und dankte ihr heimlich. Wie blöd musste man schon sein, um einer Schachtel zu danken… kopfschüttelnd schaute er Naka an, die anscheinend immer noch tief und fest schlief. Ihr Gesicht hatte endlich mehr Farbe, das Fieber war fast runter… so viel Erleichterung wie jetzt gerade hatte Umi wirklich noch nie empfunden. Er strich ihr kurz über die Haare, dann stand er auf und wollte das Zimmer wieder verlassen, um sie nicht aufzuwecken. Ein Grummeln ließ ihn erstarren. „Umi?“ Er lächelte. Auch ihre Stimme wirkte wieder kräftiger. „Ja?“, er drehte sich zu ihr um, teilweise mit dem genervten Gesichtsausdruck, den er immer auflegte, wenn er etwas verstecken wollte. Und jetzt gerade wollte er verstecken, dass er wirklich hoffte, sie würde sich noch an gestern Abend erinnern. Aber das war wahrscheinlich unmöglich. „Was denn?“ Naka hatte sich etwas aufgerichtet, ihr Blick war allein auf ihn fixiert. Sie zögerte. Er drehte sich wieder zur Tür. „Ruh dich noch ein bisschen aus, ich mach Tee.“ Er hatte schon den Griff der Tür in der Hand, als sie wieder sprach. „Ich… Ich weiß das von gestern noch.“ Er erstarrte erneut. „Und… ich nehme es nicht zurück. Ich… ich hab dich wirklich lieb, Umi.“ Er schluckte. Dann zitterten seine Beine und er sank zu Boden. „Umi?“, erschrocken schoss sie hoch, stolperte die paar Schritte zur Tür und ließ sich neben ihm fallen. „W-was hast du, ist alles ok?“, fragte sie hektisch, verwirrt. „Dummkopf…“, Umi ließ seinen Kopf sinken. „Wie?“, sie zuckte zurück. Und genau in dem Moment legte er eine Hand in ihren Nacken, zog sie an sich und küsste sie. Eine einzelne Träne lief seine Wange hinunter, so glücklich war er, nur wegen ihrer Worte. Was für ein Dummkopf er nicht war… Naka erschreckte erst, erstarrte für einen Moment… Und dann schloss sie die Augen. Und dieses Mal war niemand da, der die beiden stören konnte. Epilog: Anhänger ---------------- Der Kuss dauerte vielleicht nur ein paar Sekunden, dann ging Naka die Luft aus. Stattdessen umarmte sie ihn, zitternd, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Umis Gesicht konnte sie nicht sehen, ansonsten wäre ihr wohl das breiteste Lächeln der Welt entgegen gestrahlt. Er strich über ihr total verwuscheltes Haar. Naka war hier. Neben ihm. Und er musste nicht wiederholen, was er gestern gesagt hatte. „Umi?“, sie richtete sich wieder auf und schaute legte den Kopf schief. „Hm?“, er spielte mit einer ihrer Haarsträhnen. Sie lächelte. „Ach nichts… Ich dachte nur, ich hätte vielleicht schon wieder geträumt.“ Umi lief knallrot an. „Schon wieder? Sag mal, wovon träumst du da bitte die ganze Zeit in deinem Fieberwahn?“ Ihr Gesicht nahm immer mehr die Farbe von überreifen Tomaten an. „D-das g-g-geht dich gar nichts an!“ Umi grinste frech, näherte sich ihrem Gesicht und hielt kurz vor ihrer Nasenspitze inne. „Und da bist du dir sicher?“ Die Türglocke ließ die beiden erstarren. Im Haus blieb es ruhig. Erneutes Läuten. Umi seufzte. Dann drückte er ihr noch einen kurzen Kuss auf ihre samtweichen Lippen und stand auf. „Schau, dass du zurück ins Bett kommst, ich bin gleich wieder da. Und wehe, du verschwindest wieder irgendwo!“ Er verließ das Zimmer immer noch breit grinsend. Mit vollkommen verwirrtem Gesicht hatte er das Paket angenommen. Da stand eindeutig sein Name drauf. Darunter und in Klammer Nakas Name. Und das erste, was gleich ins Auge fiel, war die rosarote Schrift. Im beiliegenden Umschlag fand der Junge ein Foto, das ihn erstarren ließ. Nakas Eltern. Beide breit grinsend, gruseliger als jeder Horrorfilm, die Daumen hochstreckend. Seufzend drehte er das Foto um. Der Text auf der Rückseite schmiss ihn fast aus den Latschen. ‚Umi-sama, es ist uns eine Ehre als Eltern, zu wissen, dass unsere Tochter bei dir gut aufgehoben ist. Bitte kümmere dich weiter so gut um sie, wir verlassen uns auf dich! P.S.: Macht nichts, was wir nicht auch tun würden!’ Umi hämmerte mit der Faust gegen die Wand. Das war doch echt nicht auszuhalten, wie konnte man solche Eltern nur ihren Kindern zutrauen? Aber andererseits… Sie hatten ja eindeutig auf ihre Tochter abgefärbt, wenn es darum ging, in den seltsamsten Situationen komplett auszuflippen. Aber Naka schien das jetzt schon besser unter Kontrolle zu haben, seit sie mit ihm zusammen arbeitete. Seufzend steckte er das Foto zurück in den Umschlag und ließ diesen in seiner Jackentasche verschwinden. Naka musste dieses schwachsinnige Schreiben ja nicht unbedingt in die Finger bekommen. Das Paket aber… sollte er es wirklich mit ihr gemeinsam aufmachen? Wer wusste schon, was sich darin befand… Umi seufzte erneut. Egal. Was sollte schon darin sein? Im Vorbeigehen schnappte Umi eine Papiertüte mit Brötchen und stapfte wieder die Stiegen nach oben. „Und? Wer war es?“ Naka saß aufrecht im Bett, ihr Blick neugieriger als der eines kleinen Kindes zu Weihnachten. „Postbote. Hat ein Paket von deinen Eltern gebracht.“ „Meinen Eltern?“, Nakas Gesichtszüge entgleisten in dem Augenblick, als Umi die beiden erwähnt hatte. „Was mag da nur drin sein?“ „Keine Ahnung. Finden wir’s raus.“ Er ließ sich neben sie auf das Bett fallen, das Paket auf seinen Beinen. Vorsichtig öffnete er die Strohschleife, entfernte die Klebestreifen, öffnete den Deckel. „Und, ist der Inhalt jugendfrei?“, misstrauisch beugte Naka sich zu ihm herüber. „Weiß ich noch nicht.“ Er sah nur das rote Seidenpapier, in dem der Inhalt eingehüllt war. Er wühlte darin herum, bis er etwas in die Finger bekam. Er hob das seltsam weiche Etwas hoch. „Hui.“ Umi hatte ein Kleid heraus gezogen, fürchterlich kurz, aber mit unglaublich schönen Verzierungen und Rüschen. „Das ist mal für dich.“ Ohne weitere Kommentare reichte er es der rot gewordenen Naka. „Da ist noch mehr…“, sie deutete auf ein Band, das jetzt über die Ecke des Kartons hing. Sie griff danach und hielt eine Kette hoch, an deren Anhänger noch eine zweite Kette befestigt war. Der Anhänger schien in der Mitte nur durch einen Faden zusammen gehalten zu werden, der leicht zu entfernen war. „Pärchenanhänger…“, kommentierte Umi. Der Anhänger an sich war ja nicht gerade hässlich, im Gegenteil. So viel Geschmack hatte er diesem extremistischen Ehepärchen gar nicht zugetraut. Aber wem zum Teufel hatten sie den zweiten Teil denn bitte zugedacht? Naka nahm den Anhänger an sich, legte ihn flach auf ihre Handfläche und betrachtete ihn. Dann entfernte sie die Schnur. Hielt die Anhänger gegen das einfallende Licht der Morgensonne. Lächelte. Dann legte sie sich eine Kette um den Hals, verschloss sie und hielt den Anhänger erneut zwischen ihren Fingern. „Umi, mach die Augen zu.“ „Wieso?“ „Mach einfach“, ihre bettelnden Augen ließen kein Nein zu. „Wehe, du macht Blödsinn.“ Nur widerwillig schloss Umi die Augen. Er spürte ihr Näherkommen, ihren warmen Atem auf seiner kühlen Haut, ihre Finger, als sie über sein Schlüsselbein strich. Dann ein leiser Klick und etwas baumelte um seinen Hals. Überrascht öffnete er seine Augen. Ganz vorsichtig drehte er die andere Hälfte des Anhängers zwischen seinen Fingern, der jetzt an der Kette um seinen Hals hing. Fragend drehte er sich zu Naka. „Ich möchte einfach, dass du die zweite Hälfte hast.“ Mehr sagte sie dazu nicht, sondern wandte ihren Blick zum Fenster hinaus. Er drehte den Anhänger zwischen seinen Fingern, warf dann einen Blick auf den ihren. Dann grinste er breit. „Warum auch nicht.“ Als sie dann wieder rot anlief, begriff er erst, was das denn jetzt bedeuten würde. „K-komm mir ja nicht auf blöde Gedanken, nur weil ich dieses Teil jetzt trage!“ Er knallte seine Faust auf den Boden. War das vielleicht peinlich… Ein Junge, der freiwillig einen solchen Anhänger trug… Wäre er nur eine Sekunde früher darauf gekommen, dass ein solches Zeichen bedeutete, dass man zusammen war. Wobei… „Auf was für Gedanken sollte ich denn bitte kommen?“ Naka hatte ihre Arme reflexartig über ihren Kopf gehalten, um sich vor eventuellen Wutattacken zu schützen, schließlich waren die früher nicht allzu selten gewesen. Umi schaute sie erst verdutzt an, dann grinste er breit. „Hast du echt keine Ahnung?“ Sie schüttelte nur ihren Kopf. Wo war die denn bitte aufgewachsen, dass man so etwas nicht wusste? Im Wald, abgeschnitten von jeder kitschigen Ader? Umi hielt seinen Anhänger hoch. „Die beiden Anhänger gehören ja wohl zusammen, siehst du doch, oder?“ Sie nickte, ihr Blick blieb fast magnetisch an seinem Schmuckstück hängen. Dann zog er sie plötzlich an sich, nahm ihren Anhänger in die linke Hand, seinen in die rechte und führte sie zusammen. Aufmerksam beobachtete Naka jede seiner Bewegungen, nickte, sie hatte also bis jetzt verstanden. Aber das weiter Denken wurde anscheinend durch ein Brett in ihrem Kopf verhindert. „Und wenn ein Mädchen und ein Junge diese Anhänger tragen… Was glaubst du dann, was mit den beiden ist?“ Erst wanderte ihr Blick zwischen den beiden Anhängerhälften hin und her. Dann wiederholte sich das zwischen ihm und seiner Hälfte. Dann starrte sie ihre Hälfte an. Und dann hätte Umi sich ernsthaft Sorgen um ihre Temperatur machen müssen, hätte er nicht ohnehin schon die ganze Zeit seinen Arm um ihre Schulter gelegt und seine Hand mal so eben beiläufig auf ihrer Stirn ruhen lassen, um sie an sich zu drücken. Das Rot schlug das einer reifen Erdbeere bei Weitem. „Äh, also, wie, äh… aber… Warum…“, sie stotterte, verschluckte sich, hustete. Umi fing zu kichern an. Als sie ihn dann anstarrte, brach er in schallendes Gelächter aus. „Jetzt beruhig dich doch, was ist schon so schlimm daran?“, er zerzauste ihre sowieso schon übergroße Filzmähne, dann küsste er sie. „Ich hab dir gesagt, dass ich dich liebe“, er schluckte, ungewohnt, so etwas laut auszusprechen... „Du hast mir gesagt, dass du mich liebst… Da könnte man schon annehmen, dass die Anhänger passen. Oder hast du was dagegen?“ Er setze sein Erotikprinz-Lächeln auf und kicherte düster. Naka erstarrte. „D-du meinst… Wir… wir sind… So richtig… zusammen?“ Er nickte und rückte näher. Es war himmlisch, wenn sie so nervös wurde, während sie ihn ansah. „Außer du willst doch nicht.“ Wie vom Blitz getroffen fiel ihr die Kinnlade zu Boden. Ein paar Sekunden verstrichen, man konnte förmlich mitansehen, wie ihn ihrem Kopf die Zahnräder ratterten, während sie versuchte, seine Worte zu verarbeiten. Das Fieber machte sie ja anscheinend wirklich noch langsamer als sonst. Dann begann sie wieder, ihren Kopf verneinend zu schütteln. Erst langsam, dann immer schneller. „Nein, nein, nein, nein!“ Wie ein Karussell, bei dem jemand vergessen hatte, dass es bei einer bestimmten Geschwindigkeit sicher abheben würde. „He, halt, beruhig dich!“, er lachte, nahm ihr Kinn zwischen zwei Finger, bevor ihr wirklich noch der Kopf abfiel. Hätte er ja nichts mehr von, wenn seine Freundin kopfloser wäre, als sie ohnehin schon war. „Dann ist es also offiziell so.“ „Was ist offiziell?“, als Fuu ihren Kopf bei der Tür herein steckte, konnte Umi gar nicht schnell genug schalten, um Naka von seinem Schoß zu schubsen. Stattdessen ließ er sie sitzen, wo sie war und warf seiner Schwester den bösesten Blick zu, den er gerade finden konnte. Trotzdem fielen ihr anscheinend die beiden Anhänger direkt ins Auge. „Nein, wie süß! Unser kleiner Umi wird erwachsen und hat eine Freundin!“, kreischend knallte sie die Türe zu und sauste davon. „Verdammt. Hat sich was mit Ruhe“, knurrend schob er die inzwischen komplett außer Gefecht dank Gedanken-Nudelsalat gesetzte Naka jetzt doch von seinen Beinen, sperrte die Tür ab und hob sie dann einfach hoch, um sie zurück ins Bett zu bringen. Man sollte schließlich ja doch nicht vergessen, dass sie immer noch krank war. Erst als er sie wieder ordentlich zugedeckt und eingepackt hatte, blinzelte sie, schaute ihn an und schien es endlich zu begreifen. Denn gleich nachdem sie wieder mit der Stopptafel in Konkurrenzkämpfe trat, lächelte sie plötzlich. „Dummkopf. Augen zu, schlaf gefälligst.“ Er grinste. Dann spürte er etwas an seinem Shirt zupfen. „Bleibst du bei mir?“, kam es noch aus dem Kissenberg, bevor sie innerhalb von Sekunden wegpennte. „Typisch du. Wenns wichtig wird, schläfst du sofort ein.“ Er lächelte, seufzte leise, dann legte er sich neben sie und zog mit einer Hand seine Decke vom Boden. „Wo sollte ich den sonst sein, wenn nicht bei dir, Dumpfbacke?“ „Kommst du?“, er drehte sich noch einmal in der Tür um und schaute die Treppen nach oben. Ein Rumpeln und er wusste, dass sie mal wieder über irgendetwas gestolpert war. „Komm schon, wir sind spät dran! Ich hab keinen Bock drauf, wegen dir vor der Klassentür warten zu müssen!“ Es war schon normaler Alltag geworden, dass Naka über irgendwelche Kisten oder sonstigen eigentlich leicht zu sehenden Kram stolperte, wenn sie eigentlich längst bei einem Shooting oder sonst wo sein sollten. Eigentlich lief das ja jetzt schon seit Wochen so. Nakas Eltern waren längst aus ihrem Urlaub zurück gekommen. Man wollte sich wirklich nicht vorstellen, wie ihre Heimkehr ausgesehen hatte, als sie die beiden Kettenanhänger um Nakas und Umis Hals entdeckt hatten. Ernsthaft, das wollte man sich nicht vorstellen. Eigentlich wäre für Naka dann auch die Zeit der Abreise gekommen, schließlich war bei ihr zu Hause wieder jemand, der sich um sie kümmern konnte, auch wenn das Fieber inzwischen längst runter und auch ihre Gesichtsfarbe durchaus wieder im Bereich des Normalen waren. Aber irgendwie war es anders gekommen. Nur wenige Tage später war Naka plötzlich vor der Tür der Agentur gestanden, mit einer Reisetasche, komplett durch den Wind, weil sie nicht wusste, was sie tun sollte. Ihre Eltern hatten ihr mit einem anscheinend für diese Familie als fröhlich geltendem Lächeln vor die Tür gesetzt und die Schlösser ausgetauscht, mit der Meinung, dass es doch einen Ort gab, wo sie jetzt sicher lieber sein würde. Aber als geistiger Querdenker war Naka natürlich nicht eingefallen, was ihre Eltern gemeint hatten. Stattdessen hatte sie damit gerechnet, dass sie jetzt in der Gosse hausen musste und wollte eigentlich nur kurz in der Agentur vorbei schauen, um das der Chefin mitzuteilen. Stattdessen war sie Umi in die Arme gelaufen, der den Plan von Nakas Mutter und Vater schneller durchschaut hatte. Eigentlich ziemlich link. Und verdammt unfair Naka gegenüber. Aber irgendwie hatte er nicht wirklich etwas dagegen einzuwenden. Also hatte er ihre Tasche einfach an sich genommen und war losgestapft, sie war ihm komplett verwirrt und protestierend gefolgt, bis er an seinem Ziel angekommen war. Die Umstände waren auch schnell geklärt, es gab niemanden, der wirklich etwas einzuwenden hatte. Und es dauerte auch keinen Tag, da kam der Anruf, dass Naka natürlich jederzeit nach Hause kommen konnte, sollte es nötig sein. Aber das war eh erstmal außer Frage gewesen. „Wenn du nicht gleich kommst, geh ich ohne dich!“, ein letzter Ruf noch zurück ins Haus, dann hörte er sie die Stufen nach unten stolpern. „Hier, Fuu hat Frühstück für unterwegs eingepackt.“ Er hielt ihr ihr Lunchpaket entgegen. Das ging jetzt schon seit mehreren Wochen so. Naka war tatsächlich bei ihm eingezogen, es hatte niemand etwas dagegen gehabt, ganz im Gegenteil. Fuu war überglücklich, dass eine weitere Frau im Haus wohnte, seine Brüder hatten endlich wieder etwas zu lästern und seine Eltern hatten erst recht nichts dagegen, warum eigentlich nicht, war ihm eh schleierhaft. War ja eigentlich nicht üblich, dass zwei Oberschüler schon zusammen wohnten. Aber egal. Und eigentlich hatte Naka ja ihr eigenes Zimmer. Nur wurde das als Kleiderschrank und Lernzimmer benutzt. Ihr Bett hatte sie längst in seinem Zimmer. Und wie jeden Morgen warf Umi Naka das Lunchpaket entgegen, sie fing es auf und musste dann darauf Acht geben, nicht von ihm abgehängt zu werden, weil er schon wie jeden Morgen losgelaufen war, um doch noch pünktlich zu sein. Auch wenn er eigentlich schon ein ganzes Register von Ausreden für Nakas Zu-spät-kommen erstellt hatte, gleich, nachdem sie eingezogen war. Gehörte ja inzwischen zum Alltag. Genauso wie aufzuwachen, Nakas verpenntes Gesicht zu sehen und jedes Mal fast zu sterben, wenn sie nach dem Aufstehen lächelte, weil sie doch nicht träumte. Wirklich Alltagsroutine. Und doch war jeder Morgen einzigartig und Umi konnte einfach nicht damit aufhören, sie jeden Morgen doch noch 5 Minuten schlafen zu lassen, nur um ihr dabei zu zusehen. Was er auch weiterhin machen würde. Auch wenn er dafür in Kauf nehmen musste, das sie zu spät kommen würden. ______________________________________________________________________________ Da hat der Socke-Osterhase doch glatt den Beginn eines Kapitels gefunden und gleich zu Ende geschrieben :) Fröhliche Ostern an alle, die das lesen! eure Socke Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)