Kleine Wunder gibt es noch von Femii (Besonders zu der Weihnachtszeit) ================================================================================ Kapitel 1: Kleine Wunder gibt es noch ------------------------------------- Titel: Kleine Wunder gibt es noch Untertitel: Besonders zu der Weihnachtszeit Genre: Romantik (?) Rating: PG6+ Disclaimer: "Naruto" und alle vorhandenen Charaktere gehören Masashi Kishimoto und nicht mir. Diese Fanfiction dient einzig und allein zur Unterhaltung und unterliegt meinen Rechten. Ich verdiene kein Geld damit. A/N: Das ist für dich, neversorry. Ich hoffe, es gefällt dir, auch wenn kein Pairing speziell drin vorkommt. Ich wollte nicht immer nur Pairings schreiben, hoffe das geht in Ordnung. Ich bin schließlich auch ohne das auf über 4000 Wörter gekommen. Also dann, viel Spaß. Euch anderen natürlich auch :) --- Kleine Wunder gibt es noch - Besonders zu der Weihnachszeit ~~ Konoha, 24.12.~~ „Hast du meine grünen Haarspangen gesehen? Ich kann sie nicht finden“, hallte es durch das sonst so stille Haus. Eine junge Frau stand vor einem Spiegel und zupfte genervt an ihren Haaren herum. Leider wollten diese heute überhaupt nicht richtig sitzen, sodass sie wohl oder übel eine Spange benötigen würde. „Ja, ein Moment.“ Eine weitere junge Frau betrat den Raum und sah sich um. In der Hand hielt sie die gewünschten Haarspangen. Ein Lächeln glitt über ihr Gesicht, als sie sah, wie ihre Freundin sich genervt umwandte und nach den Spangen griff. „Danke, Hinata-chan. Was würde ich nur ohne dich tun?“ Die Frau schenkte ihrer Freundin ein kurzes Lächeln, bevor sie sich wieder umwandte und sich im Spiegel betrachtete. Vorsichtig schob sie sich die beiden Haarspangen ins Haar und musterte sich kritisch. „N-nein, Sakura-chan, i-ich bin dir doch gar keine so große Hilfe. Das würdest du sicherlich auch o-ohne mich schaffen“, vernahm sie die leise, schüchterne Stimme Hinatas, die einen leichten Rotschimmer auf ihren Wangen hatte. „Ach was, du hast mir in der letzten Zeit so sehr geholfen. Ich wüsste nicht, was ich ohne dich getan hätte, als meine Mutter gestorben ist.“ Augenblicklich schlich sich ein trauriger Gesichtsausdruck auf Sakuras Gesicht, während sie weiterhin auf ihr Spiegelbild blickte. Sie hatte die rosafarbenen Haare von ihrer Mutter, ebenso wie die wachen, durchdringenden Augen, die so manchem einen kalten Schauer über den Rücken jagten, wenn sie wütend wurde. Sie hatte ihre Mutter erst vor wenigen Monaten verloren. Ihr Heimatdorf Konoha war in einen Krieg verwickelt worden. Suna und Kiri hatten sich bekriegt und Gaara, der amtierende Kazekage, hatte Konoha um Hilfe gebeten. Natürlich hatten sie die Bitte nicht abschlagen können, doch das hieß, dass von dem Zeitpunkt an, ab dem sie Suna halfen, auch sie, Konoha, Teil des Krieges und somit von feindlichen Shinobi angegriffen wurden. Bei diesem Krieg hatte es viele Opfer gegeben. Nicht nur viele Konoha Shinobi waren dabei gestorben, sondern auch viele Einwohner waren getötet worden, unter anderem auch ihre Mutter. Es war der größte Schock in ihrem Leben gewesen, als ihr ein ANBU berichtet hatte, dass man ihre Mutter auf der Straße gefunden hatte – tot. Es sei zu spät gewesen, hatten sie gesagt, sie wäre zu dem Zeitpunkt schon tot gewesen. Ihr Gesicht war zerfleischt, der Körper blutgetränkt. Es war der schlimmste Anblick, den Sakura je gesehen hatte. Noch heute trieben ihr die Erinnerungen Tränen in die Augen und hinterließen ein schmerzhaftes Stechen im Herzen. Sie hatte ihre Mutter geliebt. Über alles. Sie war die einzige Verwandte, die Sakura gehabt hatte. Nun war sie alleine. Die Schmerzen waren schier unerträglich, jede Erinnerung schien sie von innen zu zerstören. Doch sie hatte weitermachen müssen. Sie durfte nicht aufgeben. Das hatte sie ihrem Freund Naruto versprochen, hatte sie ihrer Mutter geschworen. Doch unmittelbar danach hatte sie sich tagelang in ihrem Zimmer verbarrikadiert. Niemand hatte zu ihr durchdringen können, sie trösten können. Nicht einmal Naruto und Sasuke, der vor zwei Jahren zurück nach Konoha gekommen und ein wichtiger Teil ihres Lebens geworden war, hatte sie erlaubt, zu ihr zu kommen. Sie war nicht in der Lage, jemandem unter die Augen zu treten. Fühlte sich nicht bereit, nicht stark genug. Trauer war Schwäche. Als Kunoichi durfte sie nicht trauern, durfte sie keine Emotionen zeigen. Das war der Grund, weshalb sie es um jeden Preis verhindern wollte, gesehen zu werden. Doch dann hatte sie nicht genug aufgepasst. Sie war zu abgelenkt gewesen, hatte das Knarren der Türe nicht gehört. Nach unzähligen Tagen war Hinata zu ihr gekommen und hatte sich um sie gekümmert. Zwar hatte sie sich zuerst gesträubt und dagegen gewehrt, doch Hinata hatte es nicht zugelassen. Nur Hinata war es zu verdanken, dass sie es letztendlich wieder geschafft hatte, zurück in das alltägliche Leben zu finden und den Tod ihrer Mutter zu akzeptieren. Sakura, die in Gedanken versunken war, schwelgte in den grausamen Erinnerungen. Ihr Blick war starr, ihr Gesicht ausdruckslos. Innerlich brodelte es in ihr, doch äußerlich war nichts zu sehen. Doch genau das veranlasste Hinata dazu, nervös auf ihrer Unterlippe herumzukauen. Sie hasste diesen Blick. Besonders dann, wenn er von Sakura kam. Er verhieß nichts Gutes. In den vergangenen Monaten hatte sie ihn oft gesehen, als sie sich um Sakura gekümmert hatte. Immer wieder hatte er sich eingeschlichen, immer dann, wenn sie geglaubt hatte, ihn vertrieben zu haben. Der Tod ihrer Mutter war für Sakura nur schwer zu verkraften gewesen. Noch heute zerrte er an ihr. Und immer dann, wenn sie so schaute, dachte sie an ihn. Das hatte Hinata inzwischen herausgefunden. Die Minuten verstrichen, ohne das eine Änderung eintrat. Sakura starrte weiterhin starr auf ihr Spiegelbild, schien alles Andere vergessen zu haben. Nach einer schier endlosen Zeit war es Hinata Leid herumzustehen und Sakuras starren Blick zu beobachten. Sie räusperte sich, ehe sie fragte: „Sakura? Ist alles in Ordnung?“ Hinatas ruhige Stimme riss Sakura aus ihren Gedanken. „Was? Hast du was gesagt?“ Fragend sah sie sie an. „Geht es dir gut? Du siehst traurig aus.“ Hinata wusste, dass Sakura traurig war, und sie wusste auch, dass sie an jenen Tag gedacht hatte. Doch natürlich wollte Sakura es nicht zugeben, wollte keine Schwäche zeigen. Sie war stark und wollte um jeden Preis ihr Image als starke, temperamentvolle Kunoichi und Medic-Nin aufrecht erhalten. Deshalb wandte Sakura sich um und lächelte ihre Freundin an. „Ja, es geht mir gut, danke.“ Ihr Stimme klang heiter und so wunderbar glücklich, wie man sie selten hörte. Doch der Schein trog bekanntlich. „Wie gefall’ ich dir?“ Sakura drehte sich einmal um die eigene Achse, damit Hinata sie von allen Seiten begutachten konnte. Sie trug einen schwarzen Kimono, der rosafarbene Kirschblüten aufgedruckt hatte, und hatte sich ein grünes Band, derselben Farbe wie ihre Augen hatten, um den Hals gebunden. Strahlend sah sie Hinata an. „Du siehst gut aus“, antwortete Hinata mit demselben, strahlenden Lächeln wie Sakura. Auch sie hatte sich herausgeputzt. Ihr Kimono war etwas kürzer als Sakuras, und hatte eine violette Farbe. „Danke, Hinata-chan. Und da du ja mindestens genauso gut wie ich aussiehst, können wir jetzt auch gehen“, entschied Sakura und legte freundschaftlich den Arm um Hinata, um sie aus dem Zimmer zu bugsieren. Ganz die Alte, dachte Hinata. Gemeinsam verließen sie Sakuras Haus und gingen die Straßen entlang, die passend zum Fest beleuchtet und geschmückt waren. ~~//~~ „Aw, Dobe, jetzt bleib doch mal stehen, das ist doch nicht auszuhalten“, fuhr ein schwarzhaariger, junger Mann seinen Begleiter scharf an. Er hatte sich an einem Baum gelehnt und sah auf die gegenüberliegende Straße, auf der sein Begleiter wild umher lief. Hinter ihm hörte man Musik und das Lachen glücklicher Menschen. Gereizt registrierte er es. Ehrlich gesagt war er absolut nicht der Typ für so etwas und fragte sich einmal mehr, warum er sich dazu überreden lassen hatte, hierher zu kommen, wo er doch eindeutig nicht hinpasste. Besonders wenn man bedachte, dass er vor nicht allzu langer Zeit noch in irgendwelchen unterirdischen Gängen hatte leben müssen. Aber das war eine andere Geschichte. „Lass mich doch einfach in Ruhe, teme, ich mach’ das, was ich will!“, entgegnete der Begleiter, ein blonder Mann desselben Alters, und stampfte verärgert mit dem Fuß auf. „Wieso glaubst du immer noch, dass du mich fertig machen kannst, he? Sasuke Uchiha, das Genie des Uchiha Clans! Pah! Ich bin mindestens genauso gut wie du!“ Ein listiges Grinsen schlich sich auf seine Lippen, nachdem er das gesagt hatte. Als sein Gegenüber es bemerkte, grinste er überheblich zurück, wobei man darüber streiten konnte, ob man das tatsächlich als „Grinsen“ bezeichnen konnte. „Ts, das glaubst du doch wohl selbst nicht. Als wenn ein Idiot ein Genie besiegen könnte“, entgegnete der Angesprochene abfällig. „Willst du das ausprobieren? Soll ich es dir beweisen?“ „Mach doch, wenn du kannst.“ „Pass auf! Wenn ich mit dir fertig bin, wirst du--“ „Naruto! Sasuke-kun!“ Noch ehe der Blonde, auch genannt “Dobe”, seinen Satz beenden und mit dem Kampf beginnen konnte, wurde er von einer ihm nur allzu bekannten Stimme unterbrochen, auch wenn er die in den letzten Monaten eher seltener gehört hatte. Erwartungsvoll drehte er sich um. „Sakura-chan! Hinata-chan!“, brüllte er aus Leibeskräften und winkte wild mit seinen Armen. Der Uchiha schwieg und wartete, bis die beiden Mädchen bei ihnen angekommen waren. „Hallo, Sasuke-kun, Naruto!“, begrüßte Sakura sie und schenkte beiden ein Lächeln. Auch Hinata begrüßte ihre Freunde und deutete eine kleine Verbeugung an, damit die Anderen nicht sahen, wie rot sie geworden war. Doch Sasuke ließ nur ein „Ts!“ vernehmen, was ganz klar symbolisieren sollte, wie wenig Lust er auf das Ganze hatte, doch Sakura ließ sich davon nicht beeindrucken und wandte sich an Naruto. „Wartet ihr schon lange? Wir haben uns schon beeilt, aber irgendwie--“ „Seid ihr nicht eher fertig geworden, ja, das wissen wir schon“, mischte sich Sasuke ein, ehe Naruto zu einer Antwort ansetzen konnte. „Und ja, wir warten schon seit einer halben Stunde.“ „Schön, du hättest ja schon gehen können. Du scheinst ja eh keine Lust zu haben und auf einen Spielverderber können wir gut und gerne verzichten“, erwiderte Sakura beleidigt und sah Sasuke verärgert an. Doch Sasuke zischte nur einen seiner ungewöhnlichen Laut, die nur er konnte, und wandte seinen Blick ab. Verwundert sah Naruto zwischen seinen beiden Freunden hin und her, aber nicht nur er; auch Hinata blickte sichtlich hilflos drein. Doch Sakura ließ sich davon wie immer nicht abwimmeln. Stattdessen stemmte sie die Hände in die Hüften und funkelte ihr Gegenüber wütend an. „Oh, einer deiner Uchiha-Laute! Kannst du auch noch etwas Anderes?“, fragte sie verärgert. „Zum Beispiel sagen, was dir nicht passt oder musst du immer irgendwelche unwilligen Laute von dir geben? Das hält man ja im Kopf nicht aus.“ „Wieso sollte ich auch etwas sagen? Ihr hört ja eh nicht darauf.“ „Wie könnten wir auch, wo du doch immer nur trainieren oder ins Haus möchtest! Wenn wir ständig auf dich hören würden, kämen wir gar nicht mehr unter die Leute!“ „Das musst du gerade sagen. Wer hat sich denn monatelang im Haus regelrecht verschanzt und wollte niemanden bei sich haben? Wenn Hinata nicht gewesen wäre, würdest du da heute noch sitzen und ’rumheulen“, zischte der Uchiha ebenso wütend wie Sakura, doch noch ehe er den Satz beendet hatte, wusste er, dass da etwas verdammt falsch gelaufen war und er es lieber nicht gesagt hätte. Denn nur einen Augenblick später schlug Sakuras Stimmung um und anstelle ihres wütendes Gesicht traten nun tiefe Traurigkeit und Fassungslosigkeit. Naruto und Hinata, die das Ganze unfreiwillig beobachtet hatten, zogen nun scharf die Luft ein. Dass Sasuke mit Sakura stritt, war die eine Sache. Die andere jedoch, Sakura so etwas an den Kopf zu knallen, wo sie doch ohnehin noch nicht ganz über den Tod ihrer Mutter hinweggekommen war. Und es war ja wohl selbstverständlich, dass sie so etwas schwer treffen würde. Schließlich hatte sie sich nicht freiwillig dazu entschieden, sich zu distanzieren, sondern hatte es einfach gemusst, weil sie sich nicht stark genug gefühlt hatte, um ganz normal weiterzuleben. Nun sah Sakura Sasuke mit starrem Gesichtsausdruck an. Unfähig irgendetwas zu tun oder zu sagen. Der Satz hatte sie tief getroffen und so sehr sie es auch versuchte, verstecken konnte sie es nicht. Schweigend sah Naruto zwischen Sakura und Sasuke hin und her, bis es ihm zu viel wurde und er es nicht mehr aushielt. „S-Sakura, du weißt genau, Sasuke meinte das nicht so. Bitte, beruhige dich wieder“, versuchte er Sakura zu beruhigen. Kurz darauf wisperte er Sasuke ins Ohr: „Sag mal, hättest du dich nicht zusammenreißen können, teme? Du hast sie verletzt!“ „Nein, Naruto, hat er nicht“, vernahm er Sakuras Stimme, ehe Sasuke antworten konnte. Verwundert wandte er sich um und sah Sakura an. Er hatte wohl doch nicht leise genug gesprochen. „Es ist schon in Ordnung, mir geht es gut. Wollen wir nicht langsam losgehen? Es sei denn, Sasuke-kun möchte jetzt lieber nach Hause gehen, dann kann er das natürlich tun.“ Fassungslos sahen Naruto, Sasuke und Hinata Sakura an. Allen drei stand der Mund vor Verblüffung offen und sie waren unfähig, etwas zu sagen. Mit allem hatten sie gerechnet, nur damit nicht, dass Sakura ihre Trauer und Wut so einfach mit Freude überspielen würde. Demnach sahen sie Sakura auch irritiert an. Diese war schon einige Meter vor gegangen und wandte sich nun verblüfft an. „Was ist, wollt ihr jetzt alle nicht mehr?“ Naruto hatte als erstes seine Fassung zurück und nickte. „Doch, natürlich wollen wir jetzt! Los, Hinata-chan, teme.“ Lächelnd rannte Hinata auf Sakura zu, sodass die beiden Jungs mit etwas Abstand hinterhergingen. „Sag mal, teme, wieso hast du das gesagt? Du wusstest doch genau, dass es sie verletzen würde!“, fuhr Naruto seinen besten Freund kalt an. „Ist mir so ’rausgerutscht...“, antwortete Sasuke und blickte genervt zur Seite. „Es ist dir so ‚’rausgerutscht’? Sag mal, spinnst du? Was hast du dir dabei gedacht?“ „Mensch, dobe, spiel dich hier mal nicht so auf. Es ist ja nicht so, dass dir so was noch nie passiert ist! Es ist tut mir leid, okay? Was soll ich tun? Auf dem Boden zu ihr angekrochen gekommen und sie um Vergebung bitten? Vergiss es!“ Mürrisch verschränkte Naruto die Arme vor der Brust und musterte seinen Freund aus den Augenwinkeln. „Nein, aber du könntest dich wenigstens bei ihr entschuldigen. Das war nicht fair von dir und das weißt du.“ „Ts, solch noble Worte aus deinem Mund?“, sagte Sasuke grinsend und brachte so auch Naruto wieder zum Grinsen. „Verdammt, ich bin nicht doof, okay?“ „Ts.“ Grinsend wandte Naruto seinen Blick wieder nach vorne, wo Sakura gerade lachend auf Hinata einredete, sodass auch Hinata lächelte. Sofort legte sich ein wohliges Gefühl über Naruto. Diese Sinnlichkeit, die Ruhe, die Hinata ausstrahlte, brachte ihn immer wieder zur Verzweiflung. Es wollte einfach nicht in seinen Kopf gehen, wie eine einzelne Person nur so viel Schönheit auf einmal ausstrahlte. Ihre ruhige Art hatte ihm schon des öfteren geholfen, sodass ihm schon die ein oder andere Standpauke von Tsunade erspart geblieben war. „Weißt du was, teme? Ich werde mir jetzt Hinata schnappen und mit ihr irgendwas machen. Dann hast du genug Zeit, um mit Sakura zu reden und dich zu entschuldigen! Alles klar?“, schlug Naruto erwartungsvoll vor. Sasuke ließ wie immer nur sein „Ts“ vernehmen, wodurch ihm seine Entscheidung abgenommen wurde und Naruto einfach vor zu Hinata lief. „Hey, Hinata-chan! Hast du Lust, mit mir Goldfische zu fangen? Ich könnte dir einen schenken“, fragte Naruto grinsend und hielt ihr seine Hand auffordernd hin. Verlegen nickte Hinata. „Ja, das wäre schön“, sagte sie und packte Narutos Hand. Gemeinsam gingen sie los und schon nach wenigen Sekunden verschwanden sie in der riesigen Menschenmasse. Schweigend starrte Sakura ihnen hinterher. Ihr Lächeln war wieder erfroren und ihr Blick wirkte leer. Sasuke beobachtete sie argwöhnisch und versuchte zu erkennen, was Sakura wohl dachte, doch ihr Blick blieb ausdruckslos. Seufzend ging er auf sie zu. „Sakura?“ Sakura zuckte beim Klang seiner Stimme kaum merklich zusammen. „Du bist noch hier?“, fragte sie verblüfft. „Was hast du denn erwartet?“ „Naja, eigentlich--“ Sakura stutzte. „Ist ja auch egal.“ Seufzend wandte sie ihren Blick ab und sah suchend umher. Eine Weile schwiegen sie beide, doch dann fielen Sasuke Narutos Worte wieder ein und er räusperte sich. Später würde er sich bei ihm beschweren. „Sakura?“, sagte er leise. „Mh?“ Fragend drehte sie sich um. Was wollte er denn noch von ihr? Konnte er sie nicht einfach in Ruhe lassen? Wie damals, als sie Genins waren? Dann konnte er ihr wenigstens nicht wieder wehtun. „Hast du... Hast du vielleicht Lust mit mir auf das Riesenrad zu gehen?“ Irritiert sah Sakura ihn an. Was hatte er da gerade gesagt? Hatte sie das richtig verstanden? Er wollte mit ihr Riesenrad fahren? „Ist das dein Ernst?“ „Ja, eigentlich schon, aber wenn du nicht willst...“ Sasuke stellte sich schon darauf ein, dass sie nein sagen würde und er sich eine andere Taktik ausdenken musste, um mit ihr zu reden, doch dann lächelte sie ihn an. „Okay, gerne.“ Erleichtert atmete er aus. Glück gehabt, dachte er und ging gemeinsam mit Sakura auf das Riesenrad zu, das sich ganz in ihrer Nähe befand. Auf dem Weg dahin sagte keiner von ihnen ein Wort. Schließlich wollten sie die Stimmung nicht wieder kaputt machen oder gar vom Neuen anfangen zu streiten, doch glücklicherweise verlief der Weg problemlos. Schon vom Weiten sahen sie, dass nicht viele Leute da waren und sie direkt dran kamen. Als Sakura genau vor dem Riesenrad stand, überkam sie ein eigenartiges Gefühl. Sie hatte keine Höhenangst, das wusste sie, schließlich war das als Shinobi unmöglich, doch sie fühlte sich unbehaglich dabei, mit Sasuke alleine in einer dieser engen Gondeln zu sitzen. Was wäre, wenn sie sich daneben benehmen würde oder gar schlimmeres? Oder er sie erneut beleidigen oder verletzten würde wie eben? Dieses Mal könnte sie nicht ausflüchten oder fliehen. Dieses Mal war sie ihm ausgeliefert. „Keine Sorge, wir werden einfach nur fahren“, murmelte Sasuke leise, so als ob er Sakuras Gedanken gelesen hätte. Verwirrt nickte sie und stieg mit ihm in die Gondel. Als sich die Türe schloss und die Gondel anfuhr und in die Höhe stieg, stöhnte sie kurz auf. Sie begriff einfach nicht, worauf sie sich da eingelassen hatte. Sie und Sasuke Uchiha, gemeinsam hoch in den Lüften. Na, das konnte ja heiter werden. Sie war sich nicht sicher, ob Sasuke ihr Stöhnen einfach nicht gehört hatte oder nicht darauf einging, aber im Moment war sie ihm einfach dankbar dafür. Sie hätte jetzt keine Sprüche vertragen, besonders nicht von ihm. Er hatte sie vorhin genug getroffen. Klar, sie wusste, dass es falsch gewesen war, aber sie hatte einfach nichts anderes tun können. Es war ihre einzige Möglichkeit, mit ihrer Trauer zurecht zu kommen. Die mitleidigen Blicke, die aufmunternden Worte der Anderen hätte sie einfach nicht ertragen. Besonders von ihm und Naruto nicht, bei denen sie doch so unheimlich stark sein wollte. Sie wollte nicht die kleine schwache Sakura Haruno von damals sein, doch hätten sie sie so gesehen, hätte sie unweigerlich das Gefühl gehabt, dass sie so dachten und sie wieder zurückfallen würde. Und das hatte sie um jeden Preis verhindern wollen. Auch wenn sie sich dafür von ihren Freunden distanzieren musste. Sasuke bemerkte, dass sie wieder diesen „leeren“ Blick bekommen hatte und musterte sie argwöhnisch. War es seine Schuld, dass sie so traurig war? Vermutlich schon. Dann hatte Naruto also doch Recht. Aber das war ja auch zu offensichtlich gewesen, nur er wollte es nicht wahrhaben. Doch nun blieb ihm nichts Anderes übrig. Er konnte doch nicht zulassen, dass es ihr so schlecht ging, nur weil ihm was Dummes herausgerutscht war. Wenigstens eine Entschuldigung war er ihr schuldig, da hatte Naruto recht. Er atmete einmal tief ein und räusperte sich. „Sakura, ich muss mit dir reden“, begann er etwas hilflos. Verdammt, was sollte er nur sagen? Dass es ihm leid tat? Doch das würde mager klingen. Dass es ihm so „’rausgerutscht“ war? Auch nicht gut, er war doch ein Uchiha. Aber verdammt, was sollte er sagen? Eine passende Lüge hatte er jetzt nicht. Also doch die Wahrheit. Neugierig wandte Sakura ihm den Blick zu. „Das, was ich vorhin gesagt habe, mit dem ’rumheulen und dass du dich verschanzt hast... Das tut mir leid. Das war falsch und ich hätte es nicht sagen sollen. Es ist nur so, dass ich in dem Moment nicht so recht wusste, was ich da überhaupt sagte und du hast wieder an mir ’rumgenörgelt und da--“ Sasuke war sich selbst bewusst, wie mager sich das anhörte. Sakura musste denken, er hätte sie nicht mehr alle. Was redete er da eigentlich? Alles nur leere Worte, die auch jeder x-beliebige Idiot hätte sagen können. Doch was sollte er anderes sagen? Er wusste es nicht. Er wusste es einfach nicht. Er konnte nur hoffen, dass Sakura sich damit abfinden würde. Erstaunt sah Sakura Sasuke an. Er sah betrübt aus dem Fenster und vermied es sie anzusehen. Doch das täuschte nicht über das hinweg, was er gerade gesagt hatte. Sofern er das tatsächlich getan hatte und es keine Wunschvorstellung von Sakura gewesen war. Zuzutrauen wäre es ihr sicherlich. Also räusperte sie sich, damit sie wieder etwas Stimme hatte und fragte leise: „I-ist das wahr?“ Langsam drehte er seinen Kopf. „Ja, natürlich.“ „Das heißt, du hast dich gerade bei mir entschuldigt?“ „Sieht so aus.“ „Und du meinst es ernst?“ „Das habe ich so eben bestätigt, ja.“ „Und du nimmst es nicht wieder zurück?“ „Wieso sollte ich das tun?“ Sakura hätte noch ewig so weiter fragen können, doch allmählich hatte sie das Gefühl, Sasuke damit auf die Nerven zu gehen. Zu recht natürlich, schließlich würde es sie auch nerven. Doch die Tatsache, dass er so oft bestätigt hatte, dass er sich bei ihr entschuldigt hatte, reichte schon vollkommen aus, damit sie sich wieder entspannte. So etwas hätte sie von Sasuke Uchiha niemals erwartet. Lächelnd sah sie aus dem Fenster und auch Sasuke wandte seinen Blick wieder nach draußen. Doch gerade blieb die Gondel wackelnd stehen und sie mussten aussteigen. Sasuke ließ Sakura vorlaufen, damit er sich noch etwas im Schatten halten konnte, denn gerade sah er einen Blondschopf lachend auf sich zu rennen und vor ihm ein blauhaariges, junges Mädchen, das etwas in der Hand hielt. Doch was hieß hier eigentlich „etwas“? „Mehrere Dinge“ traf es wohl besser. „Sakura-chan, sieh mal, was Naruto gemacht hat! Ich kann es gar nicht glauben!“, vernahm er die begeisterte Stimme von Hinata, die dieses Mal aus irgendeinem Grund vergessen hatte, zu stottern. Lachend kam Naruto ihr hinterher. „Ach was, Hinata-chan, so toll ist es doch gar nicht“, sagte er und rieb sich verlegen den Hinterkopf. „Was redest du denn da, Naruto-kun? Du hast mir fünf Goldfische gefangen und wenn dich der Verkäufer nicht wütend weggejagt hätte, hättest du mir noch mehr geholt!“, sagte Hinata. Ihre Stimme klang beinahe vorwurfsvoll, doch in ihrem Gesicht war grenzenlose Freude – und auch eine leicht schimmernde Röte. „Wie hast du das denn geschafft, dobe?“, fragte Sasuke abfällig und trat auf die Drei zu. Dafür erntete er aber einen giftigen Blick Narutos. „Wie wohl, teme? Mit meinen Händen natürlich!“ Eingeschnappt wandte er seinen Blick ab und sah wieder zu Hinata, die Sakura gerade haarklein erzählte, wie Naruto das gemacht hatte und wie der Verkäufer ihn verjagt hatte. „Naruto-kun hat erst eine ganze Weile nichts gefangen und wurde schon richtig wütend. Ich wollte ihn schon überreden, dass wir vielleicht doch lieber was Anderes machen sollen, doch er wollte nicht gehen, ehe er mir einen Goldfisch gefangen hat. Dann hat er sich eine ganze Weile vor die Fische gesetzt und überlegt. Der Verkäufer hat ihn schon grinsend angeschaut, weil er einfach nichts gefangen hat, doch dann hat Naruto-kun ganz plötzlich seinen Arm ins Wasser schnellen lassen und einen Goldfisch nach dem anderen gefangen! Das war so cool, ich weiß immer noch nicht, wie er das gemacht hat! Und der Verkäufer offenbar auch nicht, denn der hat ganz schön verblüfft geguckt, als Naruto-kun den ersten Goldfisch in der Hand hatte. Ich glaube, die Schalen waren präpariert, sodass Naruto-kun eh keinen hätte fangen können. Nach dem fünften Goldfisch hat der Verkäufer Naruto-kun angeschrien und wollte ihn verjagen, doch er hat sich geweigert und wollte noch mehr fangen. Dann hat der Verkäufer ihn aber mit Gegenständen beworfen und Naruto-kun und ich sind geflohen!“, beendete Hinata ihren Bericht völlig außer Atem, strahlte aber nach wie vor über beide Ohren. Sie schien sich wohl nicht bewusst, was sie gerade so alles von sich gegeben hatte, denn als Naruto sie ansprach, wurde ihr Gesicht knallrot und sie schaute verlegen weg. „Du findest mich also cool, was?“, fragte er grinsend. „Lass es einfach, Naruto, du hast es doch gehört“, warf Sakura bedrohlich dazwischen und drohte ihm mit der Faust. „A-alles klar, Sakura-chan.“ Ängstlich zuckte Naruto zusammen und gesellte sich zu Sasuke, der sich einige Meter weiter auf einer Bank niedergelassen hatte. „Und wie war’s?“, fragte er ihn, lehnte sich entspannt zurück und beobachtete, die Kinder, die lachend mit ihren Eltern über den Weihnachtsmarkt liefen. Mittlerweile versetzte ihm dieser Anblick keinen so großen Stich mehr wie früher, sondern ließ ihn lächeln. Er gönnte den Kindern aus vollstem Herzen ihre glückliche Zeit und war froh, dass es ihnen nicht so wie ihm oder gar wie Sasuke erging. „Ts.“ „Ach komm schon, teme, sag es mir!“ „Also gut, ich hab mich entschuldigt. Aber kein Wort zu irgendwem, okay?“ Narutos Grinsen vergrößerte sich und er sah seinen Freund triumphierend an. „Alles klar, teme.“ „Naruto...“ „Was denn? Ich sagte doch, dass es klar ist.“ „Hey Sasuke-kun, Naruto, wir gehen, kommt ihr mit?“, unterbrach Sakura die beiden und zeigte Richtung Zentrum. Hinata stand neben ihr und sah glücklich auf ihre fünf Goldfische, die in separaten Plastiktüten mit Wasser gefüllt, schwammen. Die beiden Jungs nickten und standen gemächlich auf. Dann verließen sie den Weihnachtsmarkt und gingen gemeinsam zurück nach Hause. --- A/N: Nachdem einige Leser (nicht nur hier, auch auf anderen Seiten) gefragt haben, was denn nun das "Wunder" sei, hier noch eine kleine Anmerkung. Tut mir leid, ich dachte ganz einfach, das wäre offensichtlich, aber da habe ich mich, wie so oft, getäuscht. . . . Mit "Wunder" ist gemeint, dass Sasuke a) so ungewohnt "gesprächig sein kann" und b) er sich entschuldigt. Und hey, dann auch noch bei einem Mädchen! Also, wenn das kein Wunder ist... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)