Supernova von maykei ================================================================================ 4. Kapitel - (Spinnen) ---------------------- Irgendwann im Halbschlaf wurde er an der Schulter geschüttelt. Unwillig brummte er im Schlaf, war es doch sicher eines der Kinder oder dieser nutzlose Magier. Die genaue Aura konnte er im Halbschlaf nicht erfühlen, aber es reichte zu erkennen, dass sie vertraut war. Halb wieder wegdösend, merkte er, wie er auf den Rücken gedreht wurde. Die sollten seine Finger von ihm wegnehmen, sonst hätten sie seinen Fuß im Gesicht oder sein Schwert in der Brust! Doch plötzlich wurde es angenehm weich und warm. Offensichtlich hatte ihn jemand eine Decke übergelegt. Er beschloss jetzt doch die Augen zu öffnen, starrte jedoch in fast absolute Dunkelheit. Überall war nur noch leises Flüstern zu vernehmen, fernes Schnarchen und das Atmen unzähliger Menschen, auch der Atem der Person vor ihm strich ihm kurz über die Wange als diese ihm die Decke bis zu den Schultern zog. Alle Feuer waren gelöscht worden und es war empfindlich kalt. Nur die Konturen einer schlanken Gestalt neben sich konnte er sehen, die gerade ihre eigene warme Decke um ihre Schultern schlang. Die Person, die ihn zugedeckt hatte, stand gerade wieder auf und schemenhaft konnte er weiße Zähne erkennen, als sich weiblich volle Lippen zu einem Lächeln verzogen und sie weiterging, um scheinbar noch den anderen Decken zu bringen. “Oh~ so weich!“, freute sich Fye gerade neben ihm, währen Kurogane noch der jungen Kriegerin hinterher sah, und kuschelte sich um so mehr in die Decke. Kuroganes Augen hatten sich mittlerweile an die Lichtverhältnisse gewöhnt, denn irgendwo an der Decke brannte noch schwach und einsam eine Petroleumlampe. Kleine Kältewolken bildete sich vor Fyes Lippen, es war wirklich eiskalt und Kuroganes nackte Arme schon fast taub. „Seit wann kann ich verstehen, was du sagst?“ “Muss an Souma gelegen haben, sie hat einen Übersetzer mit weitreichender Strahlung“, breit lächeln beugte Fye sich zu dem Dunkelhaarigen. „Du bist die Kälte nicht gewohnt, oder?“ Fye kam eh aus einem Land, in dem es dauernd schneite, doch in Kuroganes Welt Japan war Schnee eine Seltenheit und dann auch nur in der Nähe der Berge. „Ich kann es aushalten, bin schlimmeres gewohnt.“ Unsicher schwieg Fye und Kurogane legte sich wieder hin, sich möglichst so in die Decke rollend, dass nichts von der kalten Luft hereindrang. Warum mussten die auch hier Nachts das Feuer ausmachen?! Gerade wollte er Fye nach dem Grund fragen, als dieser sich neben ihn legte, unter seine Decke schlüpfte und umständlich seine eigenen über sie beide zerrte. “Was wird das?“, fragte Kurogane kritisch. „Körperwärme.“ „Mir ist aber nicht sooo kalt.“ „Du zitterst. Außerdem ist mir kalt.“ „Dann geh zu jemand anderen. Wie kommst du auf die Idee, dass ich dich so nah bei mir schlafen lasse?“ Grob schob er den Blonden weg und ärgerte sich, dass dadurch die ganze kalte Luft unter die Decke drang. “Aber machen wir das nicht immer...?“, unsicher sahen ihn eisblaue Augen an und rote starrten ungläubig zurück. „Wie kommst du bitte darauf?!“ „Nicht?“, es klang fast enttäuscht. “Nein!“ Mit einem kaum hörbaren Seufzen legte sich Fye wieder auf seine Seite ihres Lagers und starrte in die Dunkelheit. “Seit wann bist du schon hier? Du scheinst dich gut auszukennen.“ Erst reagierte Fye gar nicht und starrte nur an die Decke. Doch dann drehte er seinen Kopf zu Kurogane und graublaue Augen sahen ihn unglaublich verloren an. Diesen Blick kannte er. Kannte er von Sakura, wenn sie meinte, dass niemand hinsah und wenn sie jemand zuvor auf ihre verlorenen Erinnerungen angesprochen hatte. „Was ist los, Magier?“ Fye schüttelte einfach nur den Kopf und deutete auf seinen Kehlkopf, bevor er etwas in dieser unverständlichen Sprache sagte. Souma war zu weit weg und sie konnten sich nicht mehr verständigen. „’Wakaranai’ heißt das.“, informierte ihn Kurogane in einem etwas sanfteren Ton. Dieser Blick verwirrte ihn. War der Magier jetzt tatsächlich gekränkt, dass er nicht bei ihm schlafen konnte? Er war doch kein kleines Kind! Obwohl...vom Verhalten her manchmal schon. “’Wakaranai?“ Kurogane nickte. Wenigstens konnte er es vernünftig aussprechen. „Das bedeutet 'ich verstehe nicht' in meiner Sprache.“. Fye nickte ebenfalls, obwohl er ihn höchst wahrscheinlich kein Stück verstand. Deswegen legte Kurogane einen Finger auf Fyes Hals, genau über den Stimmbändern und deutetet dann auf seine eigenen Ohren und schüttelte den Kopf. Verstehen blitze in den Augen des anderen auf. „Wakaranai.“ Gut, sie verstanden sich zumindest so weit, dass sie sich einig waren, sich nicht zu verstehen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Erschrocken fuhr die Kleine zusammen, als sie im Dunkeln gegen einen Steg prallte. Tief atmete sie durch und hielt dann, lauschend, die Luft an, scheinbar hatte niemand den Krach bemerkt. Darauf bedacht kein Geräusch mehr zu verursachen, humpelte sie weiter. Wenn Dr. Kyle sie erwischte würde er sicher schimpfen und ihr das schmerzlindernde Medikament nicht mehr geben. Dr.Kyle war den Bewohnern zu folge zwar ein exzellenter Arzt, konnte aber auch genau so grausam sein, wenn sich seine Patienten wiedersetzten. Sie sollten still sein und ihm vertrauen, dann würde er sie mit höherer Wahrscheinlichkeit erfolgreich wieder zusammenflicken, so sagte er immer. Normalerweise half sie ihm bei dieser Aufgabe auch, aber sie hatte auf einem wackeligen Gelände das Gleichgewicht verloren und sich den Fuß verstaucht. Auch jetzt wankte der Steg gefährlich und sie kniff die Augen zusammen. Einen Fall aus dem fünften Stockwerk auf den Steinboden würde sie nicht überleben. Als sich ihr ängstlich schlagendes Herz beruhigt hatte, humpelte sie weiter, kletterte die Leiter herunter. Unten angekommen, brach das Mädchen beinahe zusammen und ihr Fuß schmerzte höllisch. Aber sie wollte zu Fye! Wenig später war sie endlich in der ehemaligen Lagerhalle angekommen und es dauerte auch nicht lange, bis sie den Schlafenden nahe an einer erloschenen Feuerstelle fand. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Scharf brannte etwas in seinen Lungen und hinter seinen Schläfen pochte es unangenehm. Dieses Deja-vu-Gefühl gefiel ihm wirklich nicht. An seinem Rücken war es angenehm warm, aber in seinem Gesicht und an seinen Füßen gleichzeitig eiskalt und eine Spannung lag in der Luft, die ihn augenblicklich hellwach werden ließ. Gefahr. Rote Augen starrten gegen eine leicht schwingende Petroleumlampe an der Decke, die ihr schwaches Licht nur spärlich in der großen Halle verbreitete und sein eigener, gemäßigter und kaum zu hörender Atem bildete schwach erkennbare Rauchwolken vor seinem Gesicht. War es noch kälter geworden? Neben ihm bewegte sich der blonde Magier im Schlaf und die durch die Bewegung verrutschte Decke verursachte ein dumpfes Geräusch, welches sich gerade noch an der Grenze des Wahrnehmbaren befand. Sonst war es totenstill. Zu totenstill für eine Halle voller Menschen. Langsam und lautlos griff Kurogane nach seinem Schwert und befreite sich von dem blonden Mann, der im Schlaf doch näher zu ihm gerückt war. In der Position hatte sein Atem die ganze Nacht gegen seinen Nacken gestrichen, was erklärte warum sich die Stelle dort warm und etwas feucht anfühlte. Die Wärme war also von Fyes Körper gekommen, doch ganz vertreiben konnte sie die eisigen Temperaturen, die mittlerweile in der Halle herrschten, auch nicht. Unwillig hielt sich Fye etwas an ihm fest, als er ihn wegschieben wollte, und wollte ansetzen im Schlaf zu protestieren, wie er es immer tat. Fye redete sogar im Schlaf und aus Erfahrung wusste Kurogane, dass der Magier oft unwilliges Murmeln oder wehleidige Laute im Halbschlaf von sich gab, wenn er ihn bewegte oder mit dem Fuß aus dem Weg schob. Besonders schlimm war es natürlich, wenn die Gruppe mal wieder viel zu tief ins Glas gesehen hatte. Doch statt die Stille mit einem unsinnigen Laut zu durchbrechen und sie somit womöglich zu verraten- denn irgendetwas stimmte hier definitiv nicht- bewegten sich die schmalen Lippen nur lautlos und im nächsten Moment musterten ihn müde aussehende und verhangende Augen. Einen Moment schien Fye tatsächlich wieder weiterschlafen zu wollen, denn er zog die Decke fester um sich und warf Kurogane einen vorwurfsvollen Blick zu, als wäre es eine Unmöglichkeit gewesen ihn von seiner Wärmequelle wegzuscheuchen. Doch dann riss er plötzlich erschrocken die Augen wieder auf und richtete sich gezwungen langsam und vorsichtig auf. Erst jetzt bemerkte der Ninja, dass noch eine dritte Person auf ihrem Lager lag. Sakura, beziehungsweise in dieser Welt 'Hime', lag dicht an den schmalen Rücken des Magiers geschmiegt, die Augen ängstlich zusammengepresst und die Arme um Fyes Brust geschlungen, als wäre er ein Rettungsanker und sie eine Ertrinkende auf hoher See. Selbst als Fye sich aufrichtete klammerte sie sich noch an ihn. Beruhigend strich er der Kleinen durchs Haar und durchsuchte mit wachem Blick die Dunkelheit. Kurogane konnte erkennen, dass er nur zu deutlich atmete, denn die Kältewolken vor seinem Mund kamen in schnellen Abständen, aber es war kein Ton zu hören. Nicht einmal ein Herzschlag. Das einzige, was dank jahrelangen Training fast lautlos die absolute Stille durchbrach, war sein eigener Atem und sein Herz, das im gezwungen ruhigem Takt in seinen Ohren wiederhallte. Das war doch verrückt! Auf einmal hörte er ein Klicken. Metallisch und hoch, wie das Entsichern einer Waffe und leises, regelmäßiges Piepen durchbrach die Dunkelheit. Kurogane sah zur Decke, das Geräusch kam von oben. Den Schwertgriff fester packend, wollte er aufstehen, doch der Blonde hielt ihm am Arm fest und legte einen Finger auf seine Lippen. Die Kleine hatte sich mittlerweile noch fester angekrallt und atmete sichtbar heftig. Doch wieder war kein Ton zu hören. Hätte Kurogane nicht das leise Geräusch von Stoff vernommen als Fye ihn zurück auf ihr Deckenlager drückte, hätte er wetten können, er wäre taub. Doch auch das immer lauter und schriller werdende Piepen korrigierten diesen Eindruck. Bildete er sich das nur ein oder kam das Piepen näher? Was machte Fye nur? Wenn es ein Dämon oder sonst etwas ähnliches war, war Liegen eine wirklich ungünstige Angriffsposition! Doch unerbittlich und mit einer überraschenden Kraft, die er ihm nicht wirklich zugetraut hätte, presste ihn Fye runter, löste Sakura von sich und gab ihr Handzeichen, mit denen sie in einer erstaunlichen Schnelligkeit antwortete. Beinahe wäre Kurogane ein überraschtes Aufkeuchen entwichen als sich der lange Körper des Magiers auf ihn legte - der zwar relativ leicht war, aber dennoch ein gewisses Eigengewicht hatte - doch der Laut wurde von Fyes Hand erstickt, die sich vorher vorsorglich auf Kuroganes Mund gelegt hatte. Anschließend rutschte auch noch die Kleine auf ihn und bedeckte so die Seite, die Fye durch ihre unterschiedlichen Statur nicht bedecken konnte. Das konnte doch nicht wahr sein! Er spürte, dass ein Feind hier war und die beiden hielten eine Schmusestunde ab! Doch irgendetwas im Blick seines Reiskameraden hielt ihn davon ab, sich auch nur einen Millimeter zu rühren. Und dann hörte er es: Leises metallisches Trommeln, als würden unzählige metallene Spinnen auf sie zukommen. Augenblicklich spannte sich der Körper über ihm an und auch 'Hime' versteckte ängstlich das Gesicht an seiner Schulter, zitterte unmerklich. Das metallische Trommeln kam näher und vorsichtig wand er den Kopf, um zu erkennen was es war. Unweit von ihnen entfernt befanden sich fünf von ihnen. Sie waren nicht größer als eine Hand und hatten Ähnlichkeit mit Spinnen. Einen runden, oder bei manchen Exemplaren länglichen Kopf, und acht lange spinnenartige Füße aus Metall waren scheinbar das Einzige, woraus diese Viecher zusammengebaut waren. Eifrig huschten die Spinnen über die Decken und Schlafenden, verschmierten die Asche der erloschenen Lagerfeuer, als sie durch die Feuerstellen warteten und hinterließen in der Dunkelheit kaum wahrnehmbare, schwarze Spuren auf dem Steinboden. Oder Blut, denn danach stank es plötzlich regelrecht. Kurogane konnte es nicht erkennen und in der Dunkelheit schienen eh alle Farben schwarz oder grau. Ein Wesen kam näher und lautlos legte Fye ihm eine Hand auf die Wange, um seinen Kopf zu sich zu drehen. Sie lagen jetzt fast Stirn an Stirn und Fyes blonde Haare kitzelten unangenehm in seinem Gesicht und warmer, gezwungen ruhiger, Atem strich immer wieder über seine Lippen, wie ein paar Stunden zuvor über seinen Nacken. Zum ersten Mal fiel ihm auf, wie angenehm Fye roch. Leicht nach Zitrone und etwas Frischem, wie diese komischen Kaugummis in irgendeiner Welt, vermischt mit dem Unterton von Mais. Doch er wurde aus seinen irrationalen Gedanken gerissen als eines der Dinger plötzlich über sie zu krabbeln begann und Kurogane spürte wie die Kleine ihn auch noch eine Hand auf den Kopf legte. Jetzt verstand er! Scheinbar war er der Einzige, den diese Viecher hier wahrnehmen konnten, denn den Rest der mindestens 70 Menschen in der Halle ignorierten sie, wie die Decken und die sonstigen Gegenstände, die auf dem Boden zerstreut lagen. Fye und Sakura – nein, Hime – bezweckten wahrscheinlich ihn zu verdecken! Es kostete ihn sehr viel Selbstbeherrschung nicht einmal zu zucken als kalte, metallene Spinnenbeine seinen Bein hoch krabbelten und eine dünne Nadel schmerzhaft in seine Wade stach. Doch statt dessen schloss er einfach nur die Augen und reduzierte alle beeinflussbaren Körperfunktionen auf ein Minimum. Doch er konnte spüren wie Fye unruhig wurde als er wie tot unter ihm lag. Der Kerl sollte jetzt ja nichts Dummes tun! Doch wie war es anders zu erwarten, denn immer wenn er inständig hoffte, der Magier würde nichts Dummes und Unüberlegtes machen, wurde er eines Besseren belehrt. Nämlich, dass Fye schon grundsätzlich das tat, was er nicht tun sollte! Denn in diesem Moment richtete sich der ehemalige Magier langsam auf und lehnte sich in Zeitlupe zu dem eifrig mit seinem Bein beschäftigten Tierchen, packte es und brach ihm mit einer geschickten Bewegung den Kopf ab. Eine rötliche Flüssigkeit lief über Fyes Hände und Kurogane begriff, dass es sein eigenes Blut war. Regungslos verharrten sie noch mindestens 10 Minuten in dieser Position, doch keine weiteren Krabbeltiere kamen in ihre Nähe. Kurogane hatte Insekten noch nie gemocht. Vor allem, wenn sie sich an heißen Sommertagen in seinem Proviant gemütlich gemacht hatten. Irgendwann waren keine Spinnen mehr zu sehen und auch das Piepen brach abrupt ab. „ .... ....“ Mit einem Schlag ging das Licht wieder an und erleichterte Seufzer raunte durch den ganzen Raum. Sakura blieb einfach erschöpft und nun wirklich zitternd auf ihm liegen und auch Fye gab ein erleichtertes, albernes „Fiuuuuu~“ von sich. Seine Hände waren blutverschmiert und die Spinne in ihre Einzelteile zerfallen, wie ein kaputt gegangenes Spielzeug. Missmutig betrachteten eisblaue Augen wie die dickflüssige Masse ein Loch in die Decke ätzte als sie von seiner Hand runtertropfte. Tat das nicht weh? Offensichtlich schon, denn gerade in diesem Moment schmiss der Blonde das Ding zur Seite und gab ein wehleidiges „kyuuuu~“ von sich. Hime richte sich auf und sagte - wie sollte es anders sein, für ihn unverständlich- etwas zu dem Magier, doch der schüttelte mit seinem typisch falschen, beruhigenden Lächeln den Kopf und rief einer der Vorbeieilenden etwas zu. Kaum zu glauben, dass diese Augen einen Augenblick zuvor absolut selbstsicher und warnend gewesen waren. Zwar lag auch eine gewisse Angst und Anspannung in ihnen, aber wenn er jetzt beobachtete, was für ein Theater der andere Mann machte als einer von Dr. Kyles Assistenten seine Hand verarztet bekam, während ihr Chef an seinem eigenen Bein herumdokterte (oder es eher halb brach), war es kaum vorstellbar, dass er ihm gerade wahrscheinlich das Leben gerettet hatte. Durchdringend sah er den Doktor an, einer der wenigen, die hier seine Sprache sprachen. „Was zur Hölle WAR das?!“ "Bitte seien Sie still, ich versuche gerade was aus Ihnen herauszubekommen. Sie wissen gar nicht wie infektiös diese verfluchten Dinger sein können!“ Infektiös? Das hörte sich nicht wirklich gut an. „Fye!“, unwirsch und irgendwie verärgert drehte sich der Doktor zu den jammernden Patienten hinter ihm um. „Welche Art?“ Der Angesprochene sah etwas ratlos drein. „Keine Ahnung, ist so was wichtig?“ “JA, verdammt noch mal!“ Kurogane war ein wenig beunruhigt. Gift also. „Was für ein Gift ist es?“ “Ein Gift dass Ihnen wahrscheinlich die Eingeweiden wegfressen wird, junger Mann“, ignorierte Dr. Kyle den Fakt, dass er so alt nicht war und stocherte mit einer Nadel in seiner Wunde herum. „Ich fürchte das Bein müssen wir amputieren.“ "Amputieren?!“ “Das heißt abnehmen, mein Lieber.“ Geschockt starrte ihn der Ninja an. Das war doch nicht sein Erst, oder?! Plötzlich räusperte sich jemand hinter ihm und im nächsten Moment bekam Kyle seine Arzttasche gegen den Hinterkopf gedonnert. „Verdammt noch mal, du Sadist! Mach deinen Patienten nicht so eine Angst und gib ihm endlich das Gegengift!“ Souma stand hinter ihnen und wenn Kurogane eines über den Charakter der jungen Frau wusste, dann dass dieser Blick bedeutete, sich schnellstens nach einer Fluchtmöglichkeit umzusehen oder sich auf einen erbitterten Kampf einzustellen. Dieser entfachte dann auch zwischen Kyle und ihr, allerdings nicht so, wie er es von der Kriegerin gewohnt war, sondern mit einem Wortgefecht, bei dem er diesmal wirklich froh war, kaum etwas verstehen zu können. Besorgt sah er auf sein Bein und den Bluterguss, der sich um die Einstichstelle gebildet hatte. Es war etwas kühl, aber weh tat es nicht. Nachdenklich sah er auf das Mäppchen mit diversen Spritzen und Fläschchen neben ihm. Eines davon schien er zu brauchen, aber es sah nicht so aus, als würden Kyle und Souma irgendwann einmal fertig werden. Fye, mittlerweile versorgt und die Hand in einem straffen Verband gewickelt, krabbelte zu ihm und lächelte ihn an als wären sie gerade von einem Picknick zurück und hätten sich nicht eine geschlagene halbe Stunde von diesen Viechern bekrabbeln lassen. “Wisch dir dieses bescheuerte Grinsen aus dem Gesicht. Sofort.“ Er war WIRKLICH nicht in Stimmung das jetzt zu ertragen. Doch der Angesprochene grinste nur etwas breiter. „Aber Kruo-nyooo~“ Beinahe hätte er seine Faust im Gesicht gehabt, aber angesichts der Tatsache, dass er ihn gerade gerettet hatte, beschloss er ihm für den Moment nicht die Nase zu brechen. Statt dessen beobachtete er kritisch, wie Fye einer der Spritzen nahm und mit einer Nadel herumhantierte, die einfach nicht auf die Kanüle passen wollte. „Was tust du da?“ Die Frage beantwortete sich selbst, als Fye sich mit einem „Enemenemuh und raus bist du“ für das Fläschchen mit der gelben Flüssigkeit entschied. „Was wohl, dir das Gegengift spritzen!“ “Nie im Leben, du siehst aus als hättest du keine Ahnung davon!“ “Habe ich auch nicht und jetzt Bein her!“ Eilig zog Kurogane seinen Bein zurück. „Nie. Im. Leben.“ “Vertraust du mir nicht?“ “Noch viel weniger, wenn du eine Spritze in der Hand hast.“ Der Magier grinste jetzt übers ganze Gesicht. „Etwa Angst vor Spritzen, Schwarzer?“ “DAS IST ES NICHT!“ Doch in dem Moment hatte sich Fye schon seinen Fuß geangelt und die Nadel nicht gerade sanft nahe seiner Wunde versenkt. Er würde ihn...! Endlich schien auch Dr. Kyle die Szenerie zu bemerken. „Fye!“ Gott sei Dank. „ Hörst du auch gar nicht zu? Die Nadel muss schon tiefer, sonst wirkt es viel zu langsam!“ Bei allen Göttern... er wollte am liebsten ohnmächtig werden. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ „Sieh es endlich ein..“ , er hasste es, wenn diese Stimme so resigniert klang. Eisblaue Augen sahen ihn nur wissend und fast ein wenig spöttisch an, als er ihm ins Gesicht schlug. “Ist das alles?“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Scheinbar war er das auch wirklich geworden. Resigniert machte er gar nicht erst die Augen auf, sondern dachte lieber über seinen Traum nach. Er fühle sich eh total benommen. Irgendetwas an diesem Traum war anders als seine sonstigen Träume. Er hatte nicht nur unglaublich real gewirkt, sondern auch... irgendwie... es hatte sich angefühlt als hätte er den Magier wirklich geschlagen und ein klammes Gefühl von gerade erst erloschener Wut blieb zurück. Sein Gedankengang wurde jäh unterbrochen, da ihm jemand auf die Nase stupste. „Na, endlich aufgewacht?“ Über ihm hing Fyes Gesicht und sein Grinsen versuchte mal wieder der hier unten nicht vorhandenen Sonne Konkurrenz zu machen. „Ich habe geträumt dir eine Backpfeife zu verpassen“, informierte er den Blonden. Das Strahlen verminderte sich kein Stück. „Das ist aber gar nicht nett!“ Beherrscht schloss Kurogane die Augen und ein unheilvolles Grinsen trat jetzt auch auf seine Lippen. „Beug dich mal mehr runter.“ Der Magier tat es, wich aber geschickt seinem Schlag aus. Ihm zulächelnd als wäre er ein kleines Kind, das er gerade noch davor bewahrt hatte seine Hand auf eine kochende Platte zu legen, hielt er sein Handgelenk fest und wuschelte ihm mit seiner freien Hand durchs Haar. Erst jetzt realisierte Kurogane, dass er offensichtlich im Schoß des Magiers lag. „Nanana, Kuro-chan! Nur weil du dich schämst, wegen der Spritze ohnmächtig geworden zu sein, musst du doch nicht gleich aggressiv werden!“ Wegen der Spritze? „Verflucht noch mal, ich bin ohnmächtig geworden, weil ich nicht zusehen wollte wie du mich umbringst!“ „Und weil er dir ein Schlafmittel gespritzt hat“, kicherte der Sakura-Verschnitt neben ihm. Kurogane wunderte sich, warum er sie verstehen konnte. Auch realisierte er, dass jemand anderes an seinem linken Arm herumdokterte. „Hey...“ Shaolan sah auf und lächelte ihn beruhigend zu. „Gleich fertig.“ Kurogane seufzte. Dieser Shaolan war auf dem rechten Augen nicht blind, also nicht die Version, die er suchte. Kritisch beobachtete er wie der Junge fachmännisch eine kleine schwarze Platte unter seine Haut schob, an deren Ende viele dünne Kabel befestigt waren. „Keine Sorge, Kuro-pii! Er hat Ahnung.“ “Im Gegensatz zu dir. Wolltest du mich umbringen?!“ „Keine Sorge“, informierte ihn die Kleine. „Fye wusste schon was er tat. Er hat dir nur ein Schlafmittel gespritzt, weil das eigentliche Gegengift sehr schmerzhaft ist. Du hast auch fast zwei Tage durchgeschlafen. Soll ich dir was zu Essen holen, du hast sicher Hunger!“ Faszinierend wie ähnlich sich die beiden waren, aber das war ja eigentlich nicht verwunderlich, schließlich waren sie rein theoretisch die selbe Person. Shaolan werkelte weiter an seinem Arm, was er da tat würde schon seinen Grund haben, schließlich war es Shaolan, und der Magier strich Kurogane immer wieder sanft durchs Haar, als wollte er ihn beruhigen. Grob packte er seine Hand und zog sie weg. „Verdammt noch mal! Was ist nur los, dass du mich die letzte Zeit dauernd befummeln musst?!“ „Entschuldige“, dieses Grinsen straften seine Worte Lügen „Ich war nur einen Moment fasziniert wie weich das ist.“ Leicht zupfte er mit der anderen Hand in seinem Haar herum und mal wieder wünschte der Ninja sich den nervigen Magier einfach abschalten zu können. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Mit flinken Fingern werkelte Shaolan an seinem Arm herum, während er seinen gebackenen Reis aß. „Und du bist sicher, dass du nicht Sakura heißt?“. War ja eigentlich egal aber er wollte sicher gehen, dass sie es auch wirklich war. “Ja... ich.. die Leute hier haben mir den Namen gegeben als ich klein war..“ „Sie ist meine Schwester. Wir haben sie aufgenommen, als sie ungefähr vier war“, informierte ihn Shaolan, stopfte sich auch eine Portion Reis in den Mund und arbeitete dann konzentriert weiter. Wie Kurogane erfahren hatte an einem Ding, welches seine Verständigungsproblem ein für alle mal beseitigen würde. Diese sogenannten „Übersetzer“ machten es ihm möglich, je nach Version, verschiedene Sprachen zu verstehen. „So fertig!“, zufrieden grinsend strich sich Shaolan die Haare aus dem Gesicht und verschmierte dabei etwas Reis auf seiner Stirn, den Hime kichernd wegwischte. „Danke.“, kritisch begutachtete der Krieger seinen Arm. Nur wenn man darüber strich konnte man die Platte spüren und die rötlich schimmernde Schnittwunde heilte dank einer Salbe auch recht schnell. „Und wie funktioniert das?“ „Ich hab dir einen eingebaut, der sich automatisch auf die Sprache deines Gegenübers einstellt, da Fye meinte, dass du es nicht gewöhnt bist solche Technik in deinem Köper zu haben und zu kontrollieren. Normalerweise kannst du dich auch verständigen, wenn dein Gegenüber selbst keinen Übersetzer hast, allerdings muss man das bei den meisten Geräten manuell einstellen.“ „Hat Fye aus so ein Ding?“ „Nein, er braucht es nicht. Er spricht die Sprache so.“ „Tut er wirklich ?“ "Warum nicht?“ „Wo ist dieses wandelnde Bündel Hyperaktivität eigentlich?“ Kurogane beschloss einfach, nicht darüber nachzudenken, vielleicht hatte der Magier die Sprache irgendwann früher schon gelernt. „Vermutlich beim Alten, ähm, Ältesten. Da solltest du vielleicht auch hin. Dass er dich mitgebracht hat, hat viel Trubel verursacht.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)