Supernova von maykei ================================================================================ Prolog: 0.Prolog - [EIS] ------------------------ Nebel. Nichts als weißer Nebel. Auf seine anderen Sinne vertrauend ging er weiter. Der Wiederhall seiner Schritte schallte hohl und wurde dann regelrecht von den weißen Schwaden verschluckt. Er spürte hier nichts. Kein Lebewesen, nicht einmal Gegenstände. Einfach nur eine weite, unendlich erscheinende Landschaft aus Weiß, von der sich mal mehr und mal weniger dichter Nebel, wie ein kaum erkennbares Puzzelspiel, abhob. Genau so sah es aus, wenn man in einem eisig kalten Zimmer durch seinen warmen Atem die Scheibe beschlug und sich nach einem weiteren Atemzug ein neuer Film über den noch nicht ganz verloschenen legte. Und so verhielt es sich auch mit dem Nebel. Er verblasste und wurde von einer unsichtbaren Kraft erneuert, kurz bevor er sich völlig in nichts auflöse. Das machte es um so schwerer, sich zu orientieren. Verflucht, nicht nur seine Fähigkeit Dinge und Lebewesen zu erspüren ließ ihm im Stich, sondern auch noch seine eigenen Augen! Das war ja zum verrückt werden. Weiter irrte der dunkelhaarige, groß gewachsene Mann durch den Nebel, seine Hand fuhr immer wieder zu der Schwertscheide an seiner Seite, doch sie war leer. Der Nebel hatte langsam Besitz von dem edlen Schwert ergriffen und immer mehr an Konsistenz verloren, bis es letztendlich ganz erloschen war. Dennoch konnte der Ninja das Gewicht an seiner Seite spüren. Spüren konnte er jedoch auch das taube Gefühl, das langsam von seiner linken Hand Besitz nahm und ein Blick nach unten bestätigte, dass sich mehrere dünne Nebelfäden um seine Hand geschlungen hatten, so dass es mehr an das Werk einer riesigen Spinne erinnerte als an ein Naturphänomen. Ärgerlich versuchte Kurogane den Nebel abzuschütteln, aber er konnte ihn nicht einmal berühren und hartnäckig wickelten sich nur weitere Schwaden um seine Hand und sein Handgelenk. Verflucht, das konnte doch nicht..! Plötzlich durchbrach eine etwas rauchige Frauenstimme die unheimliche Todesstille um ihn herum und sie kam ihm verdächtig bekannt vor. “Du kannst nicht wieder „dorthin“ weiterreisen. Du hast nichts wertvolles mehr, was du als Preis geben könntest.“ Schnellen Schrittes lief er auf die Quelle der Stimme zu und tatsächlich entdecke er im Nebel die Umrisse einer hochgewachsenen Frau mit hochgesteckten Haaren. Die Hexe der Dimensionen, also. Hätte er ja gleich drauf kommen können. Immer wenn etwas unheimliches passierte, steckte garantiert diese Halsabschneiderin dahinter. Noch ein paar Schritte und er konnte Yuuko tatsächlich erkennen. In einem langen engen Rock und einem Oberteil mit einem Ausschnitt, wie ihn nicht einmal die Prostituierten in seinem Land zu tragen wagten, stand sie mitten im weißem Nichts, die Arme verschränkt und mit strengem Blick in eine besonders dichte Nebelwand starrend. “Oi! Hexe! Verdammt noch mal, erklär mir was der Mist hier soll!“ Doch sie reagierte nicht auf seine Worte, sondern sprach unbeirrt weiter mit dem Nebel. „Aber wir könnten eine Wette eingehen.“ Mit wem sprach sie da?! Plötzlich streifte ein leichter Windhauch seine Wange und wuchs zu einer Böe an, bis er die Hexe erreicht hatte. Wild flatterten ihre Haare im Wind und die Spange, die die schwarze Haarpracht zusammengehalten hatte, fiel klirrend zu Boden, von ihr nur mit einem wissendem Lächeln registriert. Doch der Wind hatte auch etwas anderes offenbart. Eine hochgewachsene Gestalt, Kurogane schätzte sie, anhand Größe und Körperbau, auf einen Mann. Doch es war kein gewöhnlicher Mensch, mehr ein Umriss aus hellem weiß-blauen Licht, matt glänzend, als wäre er nicht mehr als eine Eisfigur. Doch er bewegte sich leicht, den Kopf nach unten gebeugt, seine Brust hob und senkte sich, als hätte er einen langen Lauf hinter sich. Aufmerksam verfolgten rote Augen die Szenerie. Die Gestalt ballte in einer hilflosen Geste die linke Hand und rotes Blut quoll dickflüssig zwischen seinen Fingern hervor. Auch er bemerkte ihn nicht. Er wollte gerade ansetzten etwas zu sagen, als sie fortfuhr. „Wenn du jedoch etwas riskierst, was mehr wert ist als das, was du dir wünschst, und du die Wette gewinnst, bekommst du den Preis ohne Gegenleistung.“ Wie eh und je, die kalte Geschäftsfrau. Er konnte sie immer weniger leiden, falls er sie jemals gemocht hatte. “Etwas, was mir mehr wert ist als das?“ Die Stimme der Eisgestalt klang fremd und doch auf eine unheimliche Weise unglaublich bekannt und war gleichzeitig nicht fassbar. Es erinnerte ihn an die Stimme seiner Gedanken. Scheinbar stumm, aber dennoch redete sie ohne dass man ihre Stimme irgendwie beschreiben konnte. “Ja, aber ________________________ ist nicht genug, ich fordere auch noch etwas anderes.“ Was bitte? Konnte diese Kuh nicht so sprechen, dass er auch alles verstand?! Es schien, als hätte der Nebel einen Teil ihres Satzes verschluckt. “Dann setzt ich zusätzlich mein Leben.“ Einen Moment schwiegen die beiden sich an, denn auch ihre Lippen bewegten sich nicht. “Das ist beeindruckend, aber dein Leben reicht nicht.“ “Warum, verdammt noch mal!?“ , schrie die Gestalt jetzt und er konnte sie nur zu gut verstehen. ‚Weil sie eine verfluchte Halsabschneiderin ist’, beantwortete Kurogane in Gedanken die Frage für den Kerl. “Es ist nicht das, was dir wichtig ist.“ “Natürlich ist es das, sonst würde ich hier nicht stehen!“ “Hm...“ , nachdenklich legte sich die Hexe einen Finger auf die Wange, “Ich verlange folgendes: Wenn du versagst, wirst du ihn nicht von seinem Schicksal bewaren. Auch wenn du daneben stehst und es könntest. Das ist meine Bedingung und ich lasse nicht mit mir handeln.“ Die Gestalt schwieg eine ganze Weile und starrte nach unten auf ihre Hand. Das Blut war von seiner Haut gelaufen, wie von einer gläsernen Oberfläche und tropfte mit dem Schmelzwasser zu Boden und durch diesen hindurch, als wäre dort überhaupt kein Hindernis. „Du kannst immer noch gehen.“ , informierte ihn die Hexe. “Was bringt dir dieser Preis?“ „Das ist etwas, was du nicht verstehen kannst. Also, akzeptierst du die Bedingungen, oder nicht?“, ihre Stimme war unerbittlich und allmählich straffte die Gestalt die Schultern und blickte ihr entschlossen, fast etwas abfällig ins Gesicht. “Ich nehme an!“ Yuuko kommentierte dies nicht weiter und die Gestalt öffnete ihre Hand. Zwischen all dem Blut befanden sich die Überreste eines an einer silbernen Kette befestigten roten Steines. Kurz hielt sie ihre Hand über den Stein und ein silbernes Licht erstrahlte zwischen ihren Händen. Das Bild verblasste bereits, als sie ihre Hand zurückzog und augenblicklich verwandelte sich die Gestalt zu Wasser und fiel mit einem Platschen in sich zusammen. Mit einem undeutbaren Lächeln auf den Lippen blickte die Hexe auf die Pfütze zu ihren Füßen. „Viel Glück diesmal.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)