Cold Dreams von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: Wilkommen in Norwegen -------------------------------- Kapitel 5: Willkommen in Norwegen „Plätze tauschen?“, fragte ein breit grinsender Clemens und ließ sich auf ihrem eigentlichen Platz nieder. „Wenn du nichts dagegen hast, gerne“, antwortete sie ebenso breit grinsend. Clemens machte es sich in dem Sitz bequem. Hinter und vor ihnen, wie könnte es anders sein, ließen sich die drei Bayernspieler und Timo nieder, sodass nach einiger Zeit alle sechs in eine angeregte Diskussion vertieft waren, wer sich mit Fee ein Zimmer teilen sollte. Diese Diskussion wurde allerdings rasch von Hansi Flick zerstört, der Fee ihren Trainingsplan in die Hand drückte und ihr mitteilte, dass sie ein Einzelzimmer hatte. Alle fünf Jungs funkelten Hansi böse an und Fee fing an zu lachen. Enttäuscht ließen sich alle wieder richtig auf ihre Plätze sinken und widmeten sich ihren Game Boys, MP3-Playern oder Zeitschriften. Fee studierte ihren Trainingsplan und Clemens sah ihr dabei zu. Er erklärte ihr, hilfsbereit wie er war, einige Trainingseinheiten, von denen sie noch nie etwas gehört hatte, und dafür erklärte sie ihm die Trainingseinheiten, die es im Eiskunstlauf gab, welche ebenfalls auf dem Plan aufgeführt waren. Die beiden unterhielten sich den restlichen Flug über sehr gut und so verging die Zeit „wie im Flug“ (ganz schlecht, ich weiß). Als sie gegen neun Uhr am Flughafen Oslo-Gardermoen landeten und der Pilot sowie die Crew sich von ihnen verabschiedet hatten, wanderten Fee und Clemens zusammen in Richtung Gepäckband und hielten nach ihren Koffern Ausschau. Als endlich alle ihre Koffer hatten und diese im Mannschaftsbus verstaut waren, ging es zum Hotel. Jogi ließ es sich nicht nehmen, im Bus eine kurze Ansprache zu halten. „So, meine Herrschaften, es freut mich außerordentlich, dass wir fast komplett sind und so gut wie keine Verletzten haben. Ich will jetzt auch nicht lange reden; das heb ich mir fürs Abendessen heute auf, bei dem jeder zu erscheinen hat. Dort wird dann auch der Ablauf der nächsten beiden Wochen besprochen. Ach, noch was vorweg, ihr könnt euch die Zimmer einteilen, wie ihr wollt. Das ist mir egal, solange immer zwei eins zusammen nehmen“, endete er und setzte sich wieder neben Hansi in die erste Reihe. Eine halbe Stunde später hielt der Bus vorm Hotel und alle stürmten auf ihre Zimmer. Fee packte rasch ihre Koffer aus und sprang noch mal unter die Dusche, bevor sie runter in den Speisesaal ging, wo es noch eine Kleinigkeit zu essen gab und der terminliche Ablauf der nächsten zwei Wochen abgeklärt werden sollte. Sie betrat den Saal und stellte fest, dass sie anscheinend eine der Ersten war; nur der Trainerstab, Oli Bierhoff und ein paar Spieler waren da. Kaum hatte Oli sie gesehen, kam er auch schon auf sie zu. „Ah, du bist bestimmt Felicitas. Schön, dass du da bist. Ich fände es ganz gut, wenn du dich gleich, wenn alle da sind, kurz vorstellen würdest, damit alle wissen, wer du bist“, erklärte er ihr und zeigte ihr auch gleich ihren Platz am Tisch des Trainerstabs, an dem auch der Doc und die Physiotherapeuten saßen. Nach weiteren zehn Minuten waren endlich alle Spieler anwesend und hatten sich an den umliegenden Tischen nieder gelassen. Kaum, dass es etwas ruhiger geworden war, erhob sich Oli und hieß seine Mannschaft willkommen. „So, meine Herren, wie immer bekommt ihr von mir jetzt erst mal die organisatorischen Dinge mitgeteilt. Als Erstes wäre da zu sagen, dass wir ein neues Mitglied in unserem Team begrüßen dürfen. Wie ihr sicher alle mitbekommen habt, hat euch eine junge Dame begleitet. Am besten, sie stellt sich gleich selbst vor!“, sagte er grinsend und setzte sich wieder. Feli atmete tief durch und erhob sich. Sie setzte ein freundliches Lächeln auf und begann dann damit, sich vorzustellen. „Ähm ja, also, ich heiße Felicitas Gärtner und studiere Medizin mit Fachrichtung Physiologische und Rehabilitative Medizin, und deshalb bin ich eigentlich auch hier, weil ich freundlicherweise mein Praktikum bei Dr. Müller-Wohlfahrt absolvieren darf. Somit habt ihr die Ehre, von mir als Versuchsobjekte missbraucht zu werden, und ich werde mit euch zeitweise mittrainieren, da ich Eiskunstläuferin bin und nicht zwei Wochen lang mein Training ausfallen lassen kann“, endete sie und sah kurz in die Runde. „Noch Fragen?“, hängte sie an und sofort schoss eine Hand hoch. „Wie alt bist du denn?“, fragte ein breit grinsender David Odonkor. „Zweiundzwanzig“, antwortete Fee grinsend, „aber leider schon vergeben“ fügte sie hinzu und sah grinsend, wie David von seinen umsitzenden Kollegen ausgelacht wurde. (Wusstet ihr, dass der verheiratet ist? Ich hab von nix ’nen Plan.) Da niemand mehr eine Frage stellte, setzte sie sich wieder und überließ Oli das Wort. „So, da Felicitas sich jetzt ja vorgestellt hat, machen wir mal weiter. Also, morgen wird eine Pressekonferenz statt finden, an der alle teilnehmen. Der Eislaufbund hat übrigens angeordnet, dass du ebenfalls eine PK abzuhalten hast“, sagte er an Fee gewandt. Diese nahm die Nachricht nicht so toll auf und hörte Oli gar nicht mehr zu. Pressekonferenz!!!!!!! Wieso schmissen sie sie nicht gleich in ein Haifischbecken, sie hasste die Presse. Das war schon immer so gewesen und die Presse war eines der Dinge, die sie seit ihrer Verletzung eigentlich nicht vermisst hatte. Als Oli endlich fertig war, sagte er Feli nur noch kurz, dass vom Eislaufbund eine Nachricht hinterlassen wurde und diese an der Rezeption hinterlegt sei. Sie entschuldigte sich und verließ den Saal, während Jogi zu seiner bereits angekündigten Rede ansetzte. An der Rezeption bekam sie einen Briefumschlag ausgehändigt und einen Zettel mit einer Telefonnummer. Sie ließ sich in einem der Sessel, die in der Lobby standen, nieder und begann den Brief vom Eislaufbund zu lesen. Sie war so in den Brief und ihre Gedanken wegen der morgigen PK vertieft, dass sie nicht mitbekam, wie die Mannschaft und der Betreuerstab aus dem Saal kamen und zum Lift gingen. Sie bemerkte sie erst, als der Doc ihr zurief, dass sie morgen vor der PK noch in seiner provisorischen Praxis vorbei schauen sollte. Sie nickte nur kurz und sah wieder auf den Brief. Erst als sie von Timo angesprochen wurde, der sich mit Clemens und Philipp auf den Sesseln neben ihr niedergelassen hatte, schaute sie auf. „Hey, Kleine, was ist denn mit dir los?“, fragte er sie und sah sie etwas besorgt an. (Vielleicht sollte ich hier mal anmerken, dass unsere liebe Fee nur 1,56m groß ist.) „Ach nix, ich hab nur keine Lust auf meine PK morgen“, sagte sie schnell und setzte ein Lächeln auf. Wie gut es doch manchmal war, immer lächeln zu müssen. Sie hatte es seit ihrem ersten Jahr als Eiskunstläuferin perfekt drauf, ein falsches Lächeln aufzusetzen. Timo nahm ihr das Ganze zwar nicht ab, aber da stießen gerade Bastian, Lukas, Torsten und Christoph Metzelder zu ihnen. (Merkt ihr was, ich überfordere meine kleine Fee nicht, sondern mute ihr immer nur einen neuen Spieler zu.^^) Sie alle saßen noch eine Weile in der Lobby und unterhielten sich, bis Fee sich gegen zwölf erhob und ins Bett verabschiedete. Sie wollte am nächsten Tag nicht unbedingt mit Augenringen vor die Presse treten. Oli hatte ihr noch gesagt, dass die PK um elf für sie begann, und danach war die Nationalmannschaft dran. Ein Pressebeauftragter des Eislaufbundes würde morgen um neun ankommen und alles vorbereiten. Also legte sie sich todmüde in ihr Bett und war gleich darauf eingeschlafen. ****** Am nächsten Morgen kam sie nur schwer aus dem Bett und stellte sich erst mal unter die eiskalte Dusche. Durch ihre Trödelei und die Tatsache, dass sie nicht aus dem Bett gekommen war, musste sie das Frühstück ausfallen lassen, was ihr allerdings nicht viel ausmachte, da sie eh keinen Bissen runter gebracht hätte. Als sie aus der Dusche kam, machte sie sich ihre Haare und schminkte sich dezent. Rasch schlüpfte sie in das offizielle Outfit des Eislaufbundes, einen weißen Rock mit weißem Blazer und einer eisblauen Satinbluse drunter. Eisblau und Weiß, das waren die Farben des Eislaufbundes und diese spiegelten sich auch in allem wieder: in der Tasche, im Trainingsanzug und eben im offiziellen Outfit. Sie strich den Rock glatt, fuhr sich noch einmal durch die braunen Haare, die ihr gelockt über den Rücken fielen, und atmete einmal tief durch. Dann verließ sie ihr Zimmer, um sich auf den Weg zum Doc zu machen, der sie ja vor der PK sehen wollte. Sie klopfte im Sportbereich des Hotels an eine Tür, auf der ein Schild Dr. Müller-Wohlfahrt angebracht war. Auf ein leises Herein trat sie ein und wurde herzlich vom Doc und den Physiotherapeuten begrüßt. Der Doc machte sie mit allen bekannt und erklärte ihr dann, was sie so zu tun hatte. Die ersten beiden Tage würde sie erst mal mit Oliver Schmidtlein zusammenarbeiten, den sie ja schon vom FCB kannte, um die Spieler und deren typische Wehwehchen besser kennen zu lernen. Als sie fertig waren, begleitete der Doc sie noch zu dem Saal, in dem die PK statt finden sollte. Davor wartete auch schon der Pressebeauftragte des Eislaufbundes, der sich gerade mit seinem Kollegen vom DFB unterhielt. Kaum, dass der Pressefuzzi sie erblickt hatte, kam er auf sie zugeeilt und textete sie mit Sachen zu, die ihr schon selbst klar waren. Immerhin war es nicht ihre erste PK, was sie diesem auch recht unfreundlich klar machte und ihn einfach stehen ließ. Sie ging quer durch die Lobby in Richtung Innenhof des Hotels, um etwas frische Luft zu schnappen. Sie wollte ihren Kopf klar bekommen, bevor sie sich der Pressemeute stellte. Sie trat aus der Lobby hinaus ins Freie und fühlte sich sofort besser. Es war zwar ziemlich kalt, doch sie holte ihr Hände aus der Blazertasche heraus und wählte Michos Nummer. Nach einigen Sekunden hob dieser ab. „Ja?“, meldete er sich „Hey Micho, ich bin’s, Fee“, entgegnete Fee ein wenig niedergeschlagen, was Micho sofort auffiel. „Kleine, was ist denn los mit dir, du klingst so niedergeschlagen“, stellte er fest und wartete auf ihre Antwort. „Micho, ich muss hier ’ne PK zu meinem Comeback geben, der Eislaufbund zwingt mich quasi dazu und ich hab unheimlich Schiss davor“, brach es sofort aus ihr heraus, da sie wusste, dass er es sofort merken würde, wenn sie ihn anlog. Micho wusste erst mal nicht, was er antworten sollte. Er wusste, was für eine Angst sie vor der Presse hatte, aber er wusste ebenso gut, dass sie sich der Presse stellen musste und dass jetzt wohl der beste Zeitpunkt war. Er atmete tief durch, bevor er ihr antwortete. „Fee, hör mal, es ist verdammt wichtig, sich gut mit der Presse zu stellen. Das weißt du und du weißt auch, dass es jetzt ein guter Zeitpunkt wäre. Es ist okay, wenn du Angst hast, Kleine, das war ein hartes Jahr für dich, aber jetzt geht’s bergauf. Sei einfach sachlich und versuch dich zu beherrschen, dann geht alles gut bei der PK, okay?“ Er hoffte, dass er sie etwas beruhigt hatte - so wie er sie kannte, wäre sie sonst wahrscheinlich ausgerastet und hätte die Pressevertreter zur Sau gemacht. „Ja, du hast ja Recht“, kam nach einigen schweigsamen Minuten von Fee und Micho atmete erleichtert auf. „Ich werd schön brav sein und meine Wut runterschlucken, danke, Micho“, fuhr sie fort. „Kein Ding, Kleine, grüß mir die zwei Chaoten und den Philipp schön und pass auf dich auf“, verabschiedete er sich von ihr. „Ja, mach ich, ich ruf dich dann an, wie’s gelaufen ist. Mach’s gut, Micho.“ Sie legte auf und verstaute ihr Handy wieder, bevor sie sich auf den Weg zur PK machte. Vor dem Saal war mittlerweile auch die Nationalmannschaft versammelt, die allerdings nur Trainingsanzüge trugen und nicht die ganz vornehme Variante der Vereinstracht, so wie sie oder die Trainer. Sie hielt nach den drei Bayernspielern Ausschau und gesellte sich zu ihnen, als sie sie entdeckt hatte. Bei den dreien standen, wie könnte es auch anders sein, wieder einmal Clemens, Timo, Torsten und David. „Einen schönen Gruß von Micho“, sagte sie, als sie sich neben Philipp stellte. Dieser sah sie verwundert an. „Wie kommen wir denn zu der Ehre?“, fragte nun Basti verwirrt. „Hab grad mit ihm telefoniert, weil ich so Bammel vor der PK hab“, erklärte sie nur kurz und sah nervös zur Tür des Saals. Der Herr vom Eislaufbund würde sie abholen, wenn es soweit war. Bastian und Phil wollten gerade etwas erwidern, als die Tür geöffnet wurde und der Pressefuzzi vom Eislaufbund herauskam. „Frau Gärtner?“, rief er sie sozusagen aus und sah sich suchend um. „Ich komm schon“, entgegnete Fee und ging auf ihn zu. Erneut strich sie ihren Rock glatt und ordnete ihr Haar, bevor sie den Saal betrat. Sie trat ein und sah, dass der Saal brechend voll war. Ein wenig eingeschüchtert machte sie sich auf den Weg zu ihrem Platz an der Frontseite des Saals. Sie ließ sich hinter ihrem Namensschild nieder und sah kurz in die Runde von Reportern. Als es still geworden war, atmete sie noch mal tief durch und setzte wieder ein gekünsteltes Lächeln auf. „Vielen Dank, dass Sie sich alle auf Bitte des Deutschen Eislaufbundes hier eingefunden haben. Ich möchte Ihnen heute mitteilen, dass ich wieder mit dem Training begonnen habe und versuchen werde, mich für die Weltmeisterschaft zu qualifizieren. In diesem Zuge werde ich an diesjährigen Bayernmeisterschaften wieder teilnehmen und stehe Ihnen jetzt für Fragen zur Verfügung“, sagte sie lächelnd und wartete auf die Reaktionen der Reporter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)