Unspoken von Hypnopompic (~ Zwischen den Zeilen [V x B]) ================================================================================ Kapitel 10: HoFFnuNg ~ 3. Teil [ Vegeta x Bulma ] ------------------------------------------------- Bulmas erste Reaktion war es, ihm um den Hals zu fallen. Sie barg den Kopf an seiner Schulter und drückte ihn an sich, seine warme, nackte Haut unter ihren Fingern und sein Herzschlag unter ihrem Ohr. Sie konnte nicht ausdrücken, was sie fühlte, aber ihre übersprudelnden Gefühle schienen ihr die Luft zum atmen zu nehmen. Da war Erleichterung, dass er die Augen geöffnet hatte, Freude, weil sie ihn in lebendig in ihren Armen hielt, unendliche Dankbarkeit für Hiroshi und so viel anderes, das sie nicht zu benennen wusste. Sie lockerte ihren Griff, als sie bemerkte, dass Vegeta sich unter ihrer Berührung versteifte, fest davon überzeugt, dass ihm ihre Nähe unangenehm war. Als ihm ein Zischen entfuhr, ließ von ihm ab, als habe sie sich an ihm verbrannt und wich vor ihm zurück. Vegeta hatte die Zähne fest zusammengebissen, damit ihm kein erneuter Laut über die Lippen kam und ließ sich langsam in die Laken zurücksinken. Sie verpasste sich innerlich eine Ohrfeige. Wie hatte sie nur im Sturm ihrer Gefühle vergessen können, dass er verletzt war, dass sie ihm wehgetan hatte durch ihren unüberlegten Ausbruch? „Ich- tut mir Leid“, nuschelte sie peinlich berührt. Er antwortete nicht. Er lag einfach nur neben ihr, die Bandagen um seine Arme leuchteten ihr schneeweiß entgegen, und starrte an die Decke, hatte sie nicht einmal angesehen. Bulma spürte, wie ihrer Woge der Euphorie ein schmerzhafter Dämpfer verpasst wurde, als sie sein steinernes Gesicht musterte. Er schien nachzudenken und sie fragte sich unwillkürlich, wie viel er von ihrer Unterhaltung mit Hiroshi mitbekommen hatte. Ob er überhaupt etwas gehört hatte? Obwohl sie wusste, dass es höchst unwahrscheinlich war, hoffte sie mit jeder Faser ihres Körpers, dass ihr die Konfrontation mit diesen Fragen erspart bleiben würde. „Wie lange habe ich geschlafen?“ Sie hob überrascht den Kopf, als sie seine Stimme vernahm. Sie klang kratzig, rau und es bereitete ihm anscheinend Schmerzen, zu sprechen. Bulma schwang die Beine aus dem Bett und tapste über den kalten Betonboden. „Ich weiß nicht, wie lange ich geschlafen habe“, antwortete sie, während sie ein Glas mit Wasser füllte, „aber bevor ich eingeschlafen bin, war es mehr als eine Woche.“ Sie kehrte zu ihm zurück, hielt ihm wortlos das Glas entgegen und zu ihrer Überraschung nahm er es. Er hob es an die Lippen, leerte es aber nur langsam, da er Probleme mit dem Schlucken zu haben schien. Er reichte es ihr zurück und sie verstand auch ohne Worte, dass er um ein neues bat. Sie konnte seinen Blick auf ihrem Rücken spüren, auf ihren Armen, Beinen und ihrem Gesicht und ihr wurde bewusst, dass sie nur Unterwäsche trug. Es war nicht so, dass es ihr unangenehm war, weil sie nur mit Slip und BH bekleidet war, schließlich hatte er sie schon oft nackt gesehen, aber sie hatte in der letzten Zeit weder viel geschlafen noch viel gegessen. Sie musste furchtbar aussehen. Wie um ihren Gedanken zu bestätigen, fixierte er ihren dürren Körper ungeniert, ihr blasses Gesicht, die eingefallenen Wangenknochen, die wirren Harre und die dunklen Augenringe. Er trank ein weiteres Glas aus. „Wann hast du das letzte Mal gegessen?“ Es war eine einfache Frage und doch klang seine Stimme merkwürdig. Die übliche Kälte, die sonst in ihr mitschwang, blieb aus. „Ich weiß es nicht“, gab sie nach kurzem Zögern zu,“vielleicht vor vier Tagen.“ Er bedachte sie mit einem scharfen Blick, doch sie schenkte dem keine Beachtung. Glaubte er ernsthaft, sie hätte etwas zu sich nehmen können, solange sie jeden Tag in der Angst gelebt hatte, sie könne ihn verlieren? Sie unterdrückte ein Schnauben und war gerade im Begriff, ihm ein nächstes Glas zu füllen, um es ihm auf den Nachtisch zu stellen, als er erneut die Stille brach. „Lass es.“ Sie erstarrte in ihrer Bewegung und drehte sich verwirrt zu ihm um. Wie bitte? „Was meinst-“ „Nimm eine heiße Dusche, iss etwas und leg dich ins Bett.“ Für einen Moment fühlte Bulma sich wieder stark an den alten Vegeta erinnert, gebieterisch, herrisch, keinen Widerspruch duldend. Wenngleich es ihr nicht behagte, ihn alleine zu lassen, beschloss sie, dass er recht hatte und verschwand im Bad, nicht, ohne ihm vorher das frisch gefüllte Glas hingestellt zu haben. Das warme Wasser tat ihrem verkrampften Nacken gut und klärte ihren Kopf. Die Wassertropfen, die laut auf sie herunter prasselten, schienen die Verwirrung und das Chaos in ihren Gedanken fort zu spülen. Vegeta lebte und er war endlich aufgewacht. Er schien von ihrem Zustand nicht sonderlich angetan zu sein, ob nun aus rein optischen Gründen oder aus Sorge vermochte Bulma nicht zu sagen. Er hatte ebenfalls mit keinem Wort Hiroshi erwähnt oder Anzeichen von sich gegeben, mit ihr über das Vorgefallene reden zu wollen. Er war tatsächlich wie immer, schweigsam, in sich gekehrt, nur sein aufbrausendes Temperament schien durch die Verletzungen gelitten zu haben. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen. Das würde wohl schneller wiederkommen als ihr lieb war. Sie stieg aus der Dusche, trocknete sich ab, kämmte ihre nassen Haare und betrachtete sich ihm Spiegel. Lange, grüne Strähnen wallten ihr über die Schultern und fielen ihr ins Gesicht, ihre Wangen hatten einen um einiges gesünderen Rotton angenommen, unter dem sich dennoch unverkennlich die Knochen abzeichneten. Mit einem Seufzen öffnete sie die Tür zu dem kleinen Raum und das Lächeln wurde noch eine Spur breiter, als ihr Blick auf Vegeta fiel, der mit geschlossenen Augen und ruhigen Atemzügen in dem Einzelbett lag. Sie schlüpfte in frische Unterwäsche und suchte in der Kommode nach einer Hose. Frustriert stellte sie fest, dass ihr wohl nichts anderes übrig blieb, als in den oberen, teilweise zerstörten Etagen nach ihrem Kleiderschrank suchen zu gehen, da alles, was sie aus der Schublade zog, übergroße T-Shirts waren, die Vegeta entweder einmal oder niemals getragen hatte. „Und jetzt iss.“ Ein wenig überrascht, dass er sie beobachtet hatte, wandte sie sich zu ihm um. „Zu Befehl,“ erwiderte sie trocken und streifte sich das T-Shirt über, dass er damals getragen hatte, als ihre Mutter ihn zum 'All you can eat' eingeladen hatte. Bulma war fest davon überzeugt, dass sie das nur getan hatte, um die 'Familie', wie ihre Mutter die Bewohner der Capsule Corporation immer liebevoll genannt hatte, einen Abend lang am Wohnzimmertisch zu vereinen, sich wohl bewusst, dass ein Sayajin sich nur durch etwas Essbares ködern ließ. Bulma musste sich zusammen reißen bei der Erinnerung an ihre ewig lächelnde Mutter und ihren Vater, ein kleiner schrulliger Mann, immer mit einer Zigarette im Mundwinkel und einer Katze auf der Schulter. Es musste wohl jetzt ein halbes Jahr her sein, seitdem die beiden umgekommen waren bei dem Versuch, die Tiere vor den Cyborgangriffen zu schützen. Bulma öffnete das Schränkchen, das über dem Tisch hing und wie erwartet war es fast leer. Sie schob ein schimmliges Brot beiseite und fand noch einen Müsliriegel und eine Packung Kekse. Sie würde wohl morgen einkaufen gehen müssen. Bulma wollte sich auf den kleinen Hocker zu seiner rechten setzen, als Vegeta, ohne sie anzusehen, die Decke zurückschlug. Verblüfft, aber zufrieden streckte sie sich neben ihm aus und biss in den Müsliriegel. Er war ziemlich hart. „Ich werde morgen einkaufen gehen“, sagte sie in die Stille, die nur von ihren Kaugeräuschen unterbrochen wurde,“damit ich dir was kochen kann.“ Vegeta sah sie mit hochgezogenen Brauen spöttisch an. „Mal davon abgesehen, dass du eine grauenhafte Köchin bist“- Bulma schnaubte empört- „wo willst du denn bitte einkaufen gehen?“ Seine Frage war durchaus berechtigt. Es war immer Vegeta gewesen, der dafür gesorgt hatte, dass sie Lebensmittel im Haus hatten, da er um einiges schneller in den wenigen Orten war, wo es noch Bauern oder Händler gab, die es schafften, die Umgebung mit Nahrung zu versorgen, ohne von den Cyborgs entdeckt zu werden. Sie zögerte kurz. „Der Mann, der dich... verarztet hat, hat mir angeboten, bei ihm vorbei zu schauen, wenn ich Lebensmittel brauche. Ihr Versteck ist durch unterirdische Tunnel mit Vorratskammern verbunden, wo regelmäßig Lieferungen verstaut werden.“ Sein Gesicht blieb ausdruckslos, nicht eine Regung, die verriet, dass er wusste, von wem sie sprach, aber er erwiderte nichts. Um das unangenehme Schweigen zu brechen, biss sie in ihren Müsliriegel und öffnete die Kekspackung. „Ich mache mich sofort morgen früh auf den Weg“, versprach sie ihm, schließlich wusste sie, dass ein Sayajin mit Hunger noch gefährlicher sein konnte als ein Cyborg im Blutrausch. „Er soll herkommen.“ Bulma rutschte der Keks aus der Hand. „Ich-was?“, entgegnete sie zerstreut und schnipste die Krümel von der Bettdecke. „Er soll herkommen“, wiederholte Vegeta ruhig. Bulma sah ihn mit großen Augen an. „Wieso sollte er herkommen? Ich bin es doch, die etwas von ihm will, also muss ich mich auch zu ihm bequemen und nicht umgekehrt. Er hat für uns schon genug Risiken auf sich genommen“, fügte sie nach ein paar Sekunden hinzu. Sie nahm sich einen Keks und biss probeweise hinein; er war weder weich noch steinhart. „Du wirst nicht raus gehen.“ Dieser eine Satz, der so bestimmt und endgültig in ihren Ohren nachhallte, hing zwischen ihnen in der Luft und eiserne Stille breitete sich aus. Minutenlang sagte keiner von ihnen ein Wort, sie starrte ihn an, er hatte den Blick gen Decke gerichtet. „Ich...“, setzte Bulma schließlich an, wusste jedoch nicht, was sie sagen sollte. Sie räusperte sich. „Natürlich werde ich rausgehen, sonst verhungern wir.“ Er erwiderte nichts. Bulma legte die Kartonpackung beiseite. „Und ein Hungertod ist ziemlich grausam für einen Sayajin, oder?“, versuchte sie zu scherzen, doch Vegetas Tonfall war kalt, als er ihr antwortete. „Die Cyborgs sind da draußen.“ „Das ist mir klar“, entgegnete Bulma matt, „aber wenn ich drinnen bleibe, wovon sollen wir dann leben?“ Sie wartete auf eine Antwort; Vegeta schien seine nächsten Worte mit Bedacht zu wählen. Sein Blick verfinsterte sich, doch allem Anschein nach hatte er eine Entscheidung getroffen. „Ich werde die Lebensmittel holen gehen.“ Bulma war so perplex, dass es ihr die Sprache verschlug. Mit vor Überraschung geöffnetem Mund sah sie ihn ungläubig an. Dann schnappte sie nach Luft und lachte auf; es war ein humorloses, hysterisches Lachen. „In diesem Leben nicht mehr, mein Lieber!“, brachte sie nach einigen Anläufen hervor, „solange ich lebe, wirst du keinen Fuß mehr vor diese Türe setzen.“ „Mach dich nicht lächerlich“, knurrte Vegeta und es war offensichtlich, dass er gereizt war, „du weißt genauso gut wie ich, dass ich, sobald mein Zustand es zulässt, wieder durch diese Türe verschwinden werde.“ „Ach, klammheimlich und in tiefster Nacht, so wie jedes Mal?“ „Ich bin dir keine Rechenschaft schuldig.“ „Rechenschaft?“ rief Bulma aufgebracht und ihre Stimme überschlug sich, „hast du eigentlich eine Ahnung, was ich wegen deiner Scheißaktion durchmachen musste? Hast du überhaupt die leiseste Ahnung, was ich für eine Angst hatte?“ „Wenn ich entschieden habe, gegen die Cyborgs zu kämpfen, dann-“ „Nein!“, unterbrach sie ihn laut und erhob sich ruckartig. Mit vor Wut zitternden Fäusten stand sie an seinem Bett und schrie ihn an. Die Worte kamen ihr über die Lippen, ohne dass sie wirklich über sie nachgedacht hatte. „Du verstehst gar nichts! Kannst du dir nicht vorstellen, was ich gefühlt habe, als ich ein weiteres Mal ohne dich aufgewacht bin? Du bist den ganzen Tag über nicht nach Hause gekommen! Ich dachte, dir wäre etwas zugestoßen, ich hatte Angst um dich. Und dann bin ich dich suchen gegangen und ich habe auf diese verdammten Cyborgs gepfiffen! Kannst du nicht verstehen, wie ich mich gefühlt habe, als ich dich gefunden habe, reglos und blutverschmiert? Ich dachte, du seist tot, ich habe mir sehnlichst gewünscht, die Cyborgs würden auch mich finden und-“ „Halt den Mund!“ Mit Tränen in den Augen und einem Kloß im Hals begegnete sie seinem zornigen Blick, der sie wie tausend kleine Nadeln bis ins Knochenmark durchfuhr. „Rede nicht so einen Schwachsinn, Frau. Was sollen diese Todessehnsüchte? Du warst und bist am Leben und du siehst zu, dass du das in Zukunft auch bleibst! Du hättest mit dieser waghalsigen Aktion draufgehen können!“ „Und warum musste ich raus, hm? Wenn du Mistkerl dich erst gar nicht rausgeschlichen hättest, dann-“ „Du hast mir nicht zu sagen, was ich zu tun habe!“ „Und du kannst mich hier drin nicht einsperren!“ Die Luft um sie herum schien sich zu entflammen, während sie sich brodelnd vor Wut gegenseitig fixierten. Dann, urplötzlich, entfuhr Vegeta ein rasselnder Atemzug und auf seinem Gesicht zeichnete sich Schmerz ab. Er griff sich unwillkürlich an die Brust. „Vegeta!“ All ihr Zorn war mit einem Mal verflogen und hinterließ nur Angst und Sorge. Sie stürmte vorwärts und kniete sich neben ihn, legte eine Hand auf seinen Arm. „Was hast du?“ „Nichts“, presste er aus zusammengebissenen Zähnen hervor und versuchte ihre Hand abzuschütteln. „Du solltest dich hinlegen“, sagte sie sofort und drückte ihn sanft, aber bestimmt mit dem Rücken in die Laken. Er wehrte sich nicht. Sie beobachtete, wie er mit geschlossenen Augen reglos da lag, seine Züge entspannten sich allmählich und sein Atem ging wieder gleichmäßiger. „Es tut mir Leid. Ich hätte dich nicht anschreien sollen“, flüsterte sie in die Stille, nicht sicher, ob er eingeschlafen war oder nicht. „Ich habe mir Sorgen um dich gemacht. Du bist der letzte, der mir geblieben ist. Ich will dich nicht verlieren, Vegeta.“ „Eines Tages,“ erwiderte er ebenso leise und schlug die Augen auf, „wirst du aber ohne mich auskommen müssen.“ Sie schluckte schwer, der Kloß in ihrem Hals hinderte sie am Sprechen. „Und wenn ich nicht will?“, hauchte sie und ihre Stimme klang so gebrechlich, dass sie ihre Worte beinahe selbst nicht verstand. „Sag sowas nicht, einfältige Frau.“ Sie sahen sich an, blau in schwarz, hell in dunkel, Tag und Nacht, Licht und Dunkelheit. Dann beugte Bulma sich über ihn, seinen warmen Atem auf den Wangen, und legte ohne zu zögern die Lippen auf seine. Er griff in ihr noch feuchtes Haar, zog sie noch näher zu sich herunter und erwiderte ihren verzweifelten, sehnsüchtigen, hoffnungsvollen, traurigen und leidenschaftlichen Kuss mit einer Hingabe, die sie beinahe erschreckte. Blinzelnd schlug Bulma die Augen auf. Es bedurfte einiger Sekunden, ehe sie realisierte wo sie war und was am Vorabend geschehen war. Mit laut pochendem Herzen wandte sie langsam den Kopf nach rechts und betete, dass das gestern kein Traum gewesen war. Ihre Augen trafen auf seine ruhigen, entspannten Züge und sie unterdrückte mit Mühe ein beruhigtes Seufzen. Kurz blieb ihr Blick an dem Schnitt über der Nase hängen, dann fixierte sie die breite, bandagierte Brust, die sich gleichmäßig hob und senkte. Bulma richtete sich ein wenig auf, griff nach dem Saum der Decke und zog sie Vegeta raschelnd wieder bis unter das Kinn. Er zuckte nicht einmal mit der Wimper. Sie schmunzelte. Sie wusste noch, wie es anfangs gewesen war, wenn sie nach Bulmas nächtlichen Besuchen das Bett geteilt hatten, weil sie danach meistens zu ausgelaugt gewesen war, um in ihr eigenes Zimmer zurückzukehren. Die ersten Wochen hatte sie ihn nicht ein einziges Mal schlafen gesehen, da er immer nach ihr eingeschlafen und vor ihr aufgewacht war. Selbst nachts war es ihr niemals gelungen, auch nur einen Blick auf sein schlafendes Gesicht zu erhaschen; jedes Mal, wenn sie sich drehte oder aufrichtete, hatte er alarmiert die Augen aufgeschlagen. Bulma vermutete, dass das wohl das Ergebnis jahrelanger Übung sein musste, wenn man jede Sekunde damit hatte rechnen müssen, im Schlaf erdrosselt zu werden. Sie hatte ihn nie danach gefragt. Irgendwann war sie dann eines Morgens aufgewacht, die Sonnenstrahlen hatten das Zimmer in funkelndes Licht getaucht, und da hatte er gelegen, neben ihr, die Augen geschlossen, die Züge vollkommen entspannt. Sie hatte ihn noch nie so friedlich erlebt. Es wäre wahrscheinlich waghalsig und wohl auch töricht gewesen, diese Vermutung laut vor ihm auszusprechen, aber sie sah darin so etwas wie einen Vertrauensbeweis, obwohl das in Verbindung mit Vegeta eigenartig klang. Er ließ während nächtlicher Stunde alle Vorsicht fallen und gab sich verletzlich, auch, wenn sie genauso gut wusste wie er, dass er vor ihr nichts zu befürchten hatte. Und trotzdem war sie nicht umhin gekommen, zu bemerken, dass ihn seine Alpträume weniger häufig heimsuchten, wenn sie dicht bei ihm lag. Sie schien ein effektives Mittel zu sein, das ihm erlaubte, ruhig zu schlafen und ein wenig Erholung zu finden. Mit diesem äußerst befriedigenden Gedanken schlüpfte sie so leise wie möglich aus dem Bett, schlich hinüber ins Bad und zog bedächtig die Türe hinter sich zu. Während sie sich wusch, hastig die Zähne putzte und in eine Hose schlüpfte, die zum trocknen über der Duschstange gehangen und die sie vollkommen vergessen hatte, war sie stetig darauf bedacht, so wenig Lärm wie möglich zu machen. Dann huschte sie zurück in das immer noch dunkle Zimmer und tastete auf dem Tisch nach ihrer Brieftasche. Auch, wenn Hiroshi ihr gesagt hatte, dass sie für die Lebensmittel nicht bezahlen musste, war ihr wohler dabei, sich mit irgendetwas revanchieren zu können, als mit leeren Händen aufzutauchen. Sie durchquerte das Zimmer auf Zehenspitzen, schlüpfte in ihre Schuhe und warf einen letzten, flüchtigen Blick auf das Bett, von dem sie in der Dunkelheit nur die Silhouette ausmachen konnte. Natürlich hatte Vegeta seine Meinung bezüglich der Einkäufe nicht geändert, aber sie würde auf gar keinen Fall zulassen, dass er sich aus dem Bett schälte und auf eigene Faust loszog. Sie hatte gerade die Hand nach dem Türgriff ausgestreckt, als hinter ihr ein leises Klicken ertönte und der schwache Schein einer Lampe auf die Wand fiel. „Mist“, entfuhr es ihr unwillkürlich und sie konnte Vegetas stechenden Blick in ihrem Rücken spüren. „Das kann man wohl sagen.“ Seine Stimme war vollkommen ruhig, aber aus eigener Erfahrung wusste sie, dass das noch viel schlimmeres verhieß, als wenn er sie erhoben hätte. Unsicher, und dennoch entschlossen, nicht klein bei zu geben, drehte sie sich zu ihm herum. Seine Augen spiegelten nicht die Ruhe seines Tonfalls wieder; selbst in dem flackernden Licht der Nachttischlampe konnte sie Zorn in ihnen lesen. „Wohin soll es denn gehen? Ein kleiner Morgenspaziergang?“, sagte er sarkastisch. Bulma straffte die Schultern. „Es ist mir egal, ob du damit einverstanden bist oder nicht. Ich werde uns jetzt etwas Essbares besorgen.“ „Das wirst du nicht.“ „Ich habe keine Lust mehr, mit dir darüber zu diskutieren, Vegeta.“ „Richtig, denn es gibt überhaupt nichts zu diskutieren, Frau. Ich sage, du bleibst hier und du hast zu gehorchen.“ Seine Wortwahl ließ sie genervt die Stirn runzeln und sie schnalzte gereizt mit der Zunge. Was hatte sie gesagt? Seine Dominanz würde schneller zurückkommen, als ihr lieb war. Dennoch beherrschte sie sich. Sie hatte sich fest vorgenommen, ihn nicht mehr anzuschreien, um seinen Gesundheitszustand nicht zu gefährden. „Ich gehe jetzt“, erwiderte sie nachdrücklich und bemühte sich, ihrer Stimme etwas Endgültiges zu verleihen, doch noch ehe sie sich erneut dem Ausgang zuwenden konnte, zischte etwas glühend Heißes unter ihrem Ohr vorbei und sengte ihr um Haaresbreite die türkisen Strähnen an. Erschrocken betrachtete sie die Wand hinter sich. Ein noch qualmendes Loch war neben der Türe eingebrannt. Unbändige Wut ergriff von ihr Besitz und sie machte drohend ein paar Schritte auf das Bett zu, auf dem Vegeta immer noch mit ausgestreckter Hand reglos verweilte. Auf seinem Gesicht zeichnete sich für einen winzigen Moment ehrliche Überraschung ab, bevor sie der gewohnten Maske der Undurchdringlichkeit Platz machte. „Ist das dein Ernst?“, rief Bulma aufgebracht, ihren guten Vorsatz in den Wind schießend, „du greifst mich an?“ „Nein“, entgegnete er gelassen, „ich halte dich davon ab, angegriffen zu werden.“ Seine Worte waren so unverschämt, dass sie den Mund öffnete und wieder schloss, weil sie nichts darauf zu erwidern wusste. Schon wieder. Er hatte es ernsthaft gewagt, sie anzugreifen und tat überdies noch so, als sei es zu ihrem Besten. Sie wäre ihm am liebsten an die Gurgel gegangen. „Wenn du nicht verletzt wärst,“ presste sie mühsam hervor, „dann würde ich dir eine Ohrfeige verpassen, die in der gesamten westlichen Hauptstadt zu hören wäre.“ Zu ihrer Entrüstung rang ihre Reaktion Vegeta lediglich ein müdes Lächeln ab. „Ich denke eher, es würde das Knacksen deiner Fingerknöchel sein, dass die wenigen Bewohner der westlichen Hauptstadt zu hören bekommen würden.“ Diese Antwort war so überheblich, so unerhört ehrlich und so typisch Vegeta, dass Bulma ein leises Lachen entfuhr. Wenige Sekunden später schalt sie sich innerlich dafür; sie musste doch wütend auf ihn sein! Als sie aber wieder den Blick auf ihn richtete, darum bemüht, möglichst streng auszusehen, und seinen hochgezogenen Brauen begegnete, konnte sie ein weiteres Glucksen nicht verhindern. „Du hast sie nicht mehr alle, Frau.“ Und dann brach sie in lautes Gelächter aus. Sie wusste selbst nicht, was mit ihr los war. Es fühlte sich an, als würde ihr eine schwere Last von den Schultern genommen und ihre Brust war auf einmal merkwürdig leicht, so, als habe seit Tagen eine Ladung Steine auf ihr gelegen und das Atmen erschwert. Ein merkwürdiges Gefühl von Befreitheit breitete sich in ihrem Magen aus und schickte kleine Flutwellen durch ihren Körper. Sie sank auf das Bett neben Vegeta, der stumm ihrem Lachanfall gelauscht hatte, und holte ein paar Mal tief Luft. Sie fühlte sich... verändert. Anders, irgendwie. „Vegeta.“ Die plötzliche Sanftheit, mit der sie sprach, erzielte den gewünschten Effekt; sie hatte seine ungeteilte Aufmerksamkeit. „Bitte lass mich hingehen. Ich werde Hiroshi bitten, mir beim nächsten Mal auf halber Strecke entgegen zu kommen. Ich werde keine Risiken eingehen. Beim kleinsten Anzeichen der Cyborgs kehre ich um. Versprochen.“ Er blieb einen langen Moment lang stumm, fixierte sie aus dunklen, wachsamen Augen. Sie hielt seinem Blick stand. „Wir brauchen Lebensmittel und du brauchst Ruhe, um wieder gesund zu werden. Es ist nur vernünftig, dass ich gehe. Bitte“, sagte sie nachdrücklich. Er nickte langsam, packte sie jedoch am Arm, als sie sich aufrichten wollte. Er deutete auf das Radio. „Hör zuerst, ob sie wissen, wo die Cyborgs sind. Bei einer Entfernung von einer Stunde kannst du gehen.“ Jetzt nickte sie, erleichtert, dass er endlich nachgegeben hatte. Bulma machte Anstalten, sich zu erheben, als ihr noch etwas einfiel. „Vegeta?“ „Was?“ „Du bleibst hier. In deinem Bett. Alles klar?“ Keine Reaktion. „Ich meine es ernst“, sagte sie mit strengem Blick, „du wirst nicht aufstehen und diesen Raum nicht verlassen, geschweige denn nach draußen gehen oder mir folgen. Dieses Mal darfst du auf mich warten.“ Er knurrte. Bulma nahm das als ein Ja, schritt auf das kleine Radio zu, drehte einige Sekunden lang an dem kleinen Knopf, um einen Sender zu empfangen und nachdem der Nachrichtensprecher verkündet hatte, dass die Cyborgs zuletzt in den Bergen gesichtet worden waren, warf sie Vegeta über die Schulter einen Na-siehst-du-Blick zu und rauschte durch den Raum, um zu verschwinden. „Gewöhn dich nicht an diese Rollenaufteilung“, brummte Vegeta finster, doch Bulma schenkte ihm nur ein zuversichtliches Lächeln, bevor sie die Türe hinter sich zuzog. ~ FORTSETZUNG FOLGT ~ Tjaaah, ihr Lieben, unglaublich, aber wahr: Ich habe es tatsächlich geschafft, den dritten Teil hochzuladen. Es würde mich nicht wundern, wenn viele von euch schon aufgehört haben, diese Fanfiction zu verfolgen, besonders regelmäßig folgen die Up-loads ja wirklich nicht. Anyway, hoffe, ihr hattet Spaß, lasst mir eure Meinung da. Die Reihe "Hoffnung" wird voraussichtlich insgesamt aus sieben Teilen bestehen, also ist das Ende noch lange nicht in Sicht. Have a nice day :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)