Kimba Staffel 3 von Tachyoon (Vom Paradis in die Hölle) ================================================================================ Kapitel 6: ----------- (kimba, der weisse loewe; fsk 10; 3. edition - serie v1.0; by tachyoon) Dies ist die Serienfolge 4 zu "Kimba, der weiße Löwe". Fragen, Kommentare, Wünsche, Anregungen etc. an Felix.Horch@tachyoon.de ! Eine Übersicht und wichtige Informationen stehen im Prolog. Viel Spaß ========= Kimba, der weiße Löwe "Die Kharu - Rota (2) " ======================================================= Der Wind wirbelte den Staub unruhig durch die Gassen des Dorfes, die sich zwischen den gelblichen Strohhütten entlangzogen. Eben so unruhig sah es auch in dem weißen Löwen aus, um dessen Beine die Staub- und Sandschwaden getragen wurden. Seine innere Unruhe wurde noch größer, als die beiden Massai Männer seine Frage nach den Jungtieren verneinen mußten. Sie hatten sie also auch nicht gesehen... . Kimba seufzte auf. Irgendwer mußte doch wissen, wo sie hin waren. Eigentlich hatte er auch Mbangi fragen wollen, der wußte schließlich fast immer, was rund um das Dorf herum geschah. Doch er hatte ihn zunächst nicht finden können, da das ganze Dorf auf den Beinen war. Es waren einige Leute vom Flüchtlingstrek da, die Waren tauschten gegen Werkzeuge und andere Gegenstände, die sie für den Wiederaufbau der Stadt gebrauchen konnten. Außerdem waren auch einige der Dorfbewohner dabei, ihre Sachen zu packen, um mit in die Stadt zu ziehen. "Kimba! Kimba! Hier bin ich!" rief eine junge helle Stimme von links hinter ihm. Mbangi hatte ihn gefunden. "Hallo Mbangi, schön dich zu sehen. Weißt du zufällig, wo die Jungtiere entlanggegangen sein könnten?" "Ja... die sind am Dorf vorbei zum alten Farmhaus am anderen Ende dieser Ebene gegangen. Dort hat diese komische Sekte ihren Sitz." "Oh nein..." Kimba war zwar schon von Natur aus weiß aber in dem Moment... "Du siehst vielleicht zu recht so besorgt aus. Man munkelt nämlich, ihr Anführer würde sich auf einer anderen versteckten Farm Sklaven halten, um der übrigen Sekte den Wohlstand zu ermöglichen." meinte Mbangi. "Dann sind die Jungtiere womöglich in großer Gefahr. Kannst du mich zu ihnen führen?" "Klar, mache ich. Sei aber auf der Hut, die sollen in Wahrheit alles andere als ungefährlich sein." "Wenn es dir zu gefährlich ist, reicht es auch, wenn du mir den Weg zeigst. Ich möchte dich da nicht mit hineinziehen, Mbangi." schlug Kimba besorgt vor. "Danke, aber ich denke es ist besser wenn ich mitkomme," meinte Mbangi, " Die Kharu-Rota weiß, daß sie überall nicht gerade angesehen ist. Einen Zwischenfall können sie sich nicht leisten, zumal ich nicht alleine mitkommen werde... ." Er deutete auf zwei etwa 16 und 18 Jahre alten Jungen, die er Kimba dann als seine Brüder vorstellte. "Das Essen war gut. Danke." bedankte sich Piwi mit noch halbvollem Mund. "Nur das Beste für unsere Gäste. Aber auch sonst leben wir nicht schlechter. Wenn ihr eine Weile bei uns bleibt, werdet ihr sehen, wie einfach und schön das Leben sein kann: Keine großen Vorschriften, nur wenige Stunden leichte Arbeit, viel Freizeit... das alles wird von unserem Herrn, dem Herrn der Goldenen Zukunft, ermöglicht." Die Augen der Jungtiere leuchteten bereits, als der Anführer der Sekte - der "Messias der Goldenen Zukunft" - mit seinen Ausführungen fortfuhr: "Er sagt uns, wie wir etwas richtig tun, um eine goldene Zukunft haben zu können. Und er lehrt uns, dass Menschen und Tiere einander helfen müssen. Das ist also auch für euch die einzig richtige Lehre. Welche Religion - außer der unseren - hat schon einen Platz für Tiere bereitgehalten?" Der Messias hielt kurz inne um die Wirkung seiner Worte auf die Jungtiere zu prüfen. "Keine einzige! Denn sie sind alle nur dafür da, den Menschen glückselig zu machen, ihn glaubend zu machen, er sei das Zentrum des Universums. Unser Herr spricht durch mich zu euch allen... " er wandte sich nun mit euphorischem Ton auch an die übrigen Anwesenden, " wenn ihr mir folgt, werde ich euch durch seine Hilfe zur Glückseligkeit führen!" Lukas meinte zu den anderen Jungtieren: "Hey, das wäre doch was für uns!" Die anderen nickten Zustimmend. Wildcat: "Aber wenn das der einzig richtige Weg ist, geht Kimba doch einen falschen. Oder etwa nicht?" Die Augen des Anführes schienen aufzuleuchten: "Ja, da hast du ganz recht..." "Wir sollten ihm davon erzählen und ihm auch die Möglichkeit geben, den einzig richtigen Weg zu gehen... Kommt, laßt und zu ihm gehen und es ihm sagen!" Die Mine des Anführers verfinsterte sich etwas. "Findet ihr nicht, daß ihr nicht doch noch ein wenig mehr über uns erfahren solltet? Wir wollen ja schließlich nicht, daß es zu Mißverständnissen kommt und Kimba läßt sich bestimmt nicht so leicht überzeugen. Der ist mindestens genauso kritisch wie ihr es ward." Die zwei Hoheprister in ihren roten Kutten zuckten kurz mit den Mundwinkeln, als sie diese Worte vernahmen, rissen sich dann aber zusammen. "Was kannst du uns denn noch wunderbares zeigen, oh Messias?" wollte Dodi wissen. "Ich zeige euch, wie wir an anderen Orten für unseren Herrn arbeiten, uns eine glückliche Zukunft erschaffen," antwortete der große Mann und Piwi hatte Mühe, bei den komischen Bewegungen seines langen schwarzen Kinnbartes nicht zu lachen. Gira schien bei der letzten Aussage des Anführers etwas irritiert worden zu sein: "Aber hast du uns zuvor nicht gesagt, man brauche bei euch nicht zu arbeiten?" Der Messias verzog keine Mine: "Arbeit ist relativ. Wenn ihr verstecken spielt, arbeitet ihr auch, ohne daß es euch etwas ausmacht. Genau solche Arbeit meine ich. Nur die täglichen abendlichen Gebete sind Pflicht. Dort sitzen wir beisammen, bedanken uns bei unserem Herrn, daß er uns führt und nehmen dann gemeinsam das Abendmahl ein. Aber das dürfte euch doch auch nicht stören." Lukas war begeistert: "Das macht nichts, wir essen gerne und bedanken uns auch gerne dafür!" "Gut," der Messias zupfte seine Robe etwas zurecht und meinte seinen Erfolg gesichert zu haben,"dann wollen wir gleich heute Abend noch aufbrechen, daß ich euch die nächsten Tage auch noch unsere anderen Wirkungsorte zeigen kann." Die Jungtiere schauten einander unsicher an. Schließlich ergriff Wildcat das Wort: "Also eigentlich dürften wir ja noch nicht einmal jetzt hier sein, aber das geht noch. Aber wenn wir einen ganzen Tag wegbleiben kriegen wir Ärger. " Lukas unterstützte sie: "Ja. Und wenn es gleich mehrere Tage werden, kriegen wir bestimmt Hausarrest und müssen Wochenlang den ganzen Tag im Bau bleiben." Piwi: "Oder noch schlimmer: In der Schule bei Buckey. Der wird uns dann zu tode langweilen." Der große Messias schien etwas aus dem Konzept gebracht: "Wieso kriegt ihr Ärger? Und von wem? Etwa von Kimba? Ich dachte, ihr seid völlig frei?" Gira: "Von ihm sogar weniger..." "da wäre ich mir gar nicht so sicher, Gira," warf Piwi ein. Gira fuhr fort: "aber unsere Eltern werden sich Sorgen machen." Piwi: "Ja, große Sorgen sogar..." Wildcat: "Vielleicht sollten wir doch lieber schon gehen..." Der Anführer wurde unruhig, ebenso die beiden Hoheprister. "Ihr müßt ja auch nicht zurückkehren, wenn ihr im Dschungel so schlecht behandelt werdet. Ihr seid uns hier herzlich willkommen... also..." Wildcat unterbrach seine Ausführungen: "Wir wollen nach Hause." Es wurde still im Saal. "Versteht das bitte nicht falsch, es war schön hier und wir würden auch gerne wiederkommen, aber wir gehören auf Dauer nun mal in den Dschungel." fuhr Wildcat fort und dann zu den anderen: "Laßt uns gehen... !" Der Meister überlegte nur kurz. Dann warf er einen Blick zu den zwei Wachen am Ausgang. Die versperrten den Jungtieren den Weg. Lukas war schon etwas sauer: "He! Was soll das?" Der Messias grinste dunkel: "Ich denke, ihr wollt eben doch noch eine Weile bei uns bleiben..." Die Jungtiere schauten sich ängstlich an und rückten zusammen. Das Land rund um das Farmhaus war verdorrt und größtenteils völlig unfruchtbar. Der ursprüngliche Besitzer hatte es wohl schon vor vielen Jahren verlassen. Kimba, Mbangi und dessen Brüder standen vor dem verfallenen Tor zum Hof der Farm. "Sieht verlassen aus..." meinte Kimba. "Das wirkt nur so," antwortete einer der Brüder, "die sind hier schon seit fast 2 Wochen. Das ist recht ungewöhnlich für die Kharu-Rota. Vermutlich werden sie schon bald weiterziehen." Sie gingen den Weg auf den Hof entlang und der trockene Kies knirschte unter ihren Füßen. Dann hielten sie kurz inne und schauten sich um. Der älteste Bruder deutete auf den großen alten Schuppen. Er meinte offenbar, dort welche von der Sekte gesehen zu haben. Als sie anklopften und die Tür sich öffnete, stand einer der beiden Hoheprister vor ihnen. "Was wollt ihr?" fragte er scheinbar neutral. Kimba trat vor. "Wir wollen die Jungtiere abholen. Sie sind hier bei euch auf der Farm." erklärte er kurz. Der Hohepriester wurde beiseite geschoben und der Meister höchstpersönlich trat hervor. "Eure Freunde wollen nicht zurück. Ich weiß nicht genau, was ihr mit ihnen gemacht habt, aber sie lassen ausrichten: 'der Kimba kann selber auf seiner Farm arbeiten' ," log er sie an. "Das glaube ich dir nicht!" beharrte Kimba. "So ist es aber," hielt der Messias dagegen. "Ich will es von ihnen persönlich hören!" forderte Kimba daraufhin. Der Anführer überlegte eine Sekunde lang. Dann sagte er, "Gut, wie du wünschst, ich hole sie. Auch wenn ich sicher bin, daß sie nicht mit dir reden wollen," und ging ins Innere der großen Scheune. Piwi nagte an den Metallstäben des großen Käfigs, in denen er und die anderen eingesperrt waren. "Laß das lieber," meinte Wildcat besorgt, "du wirst dir noch die Zähne kaputtmachen." Piwi (leicht weinerlich): "Ich will hier aber heraus!" Gira versuchte Piwi zu trösten: "Keine Sorge. Kimba wird uns sicher schon vermissen und nach uns suchen. Er holt uns bestimmt hier heraus." Die schwere Holztür zu dem engen stickigen Raum mit den Gefangenen öffnete sich und der Meister trat ein. "Kimba will einen von euch sehen." begann er. Die Minen der Tiere hellten merklich auf. "Ich will, daß ihm einer von euch sagt, daß ihr nicht zurück wollt." "Wie kommen wir denn dazu?" rief Lukas empört. "Wenn ihr das nicht tut, werde ich einen von euch umbringen lassen. Dann frage ich nochmals, bis entweder einer von euch sagt, was ich verlange oder ihr alle tot seid. Verstanden?" fauchte er in einem ganz und gar anderem Ton, als den man von ihm beim Essen gehört hatte. Die Jungtiere schauten wieder einander an. "Na wirds bald?" herrschte sie der Messias an. "Du da, kommt mit!" befahl er Wildcat. Die mußte erstmal schlucken und tat dann, was er ihr befohlen hatte. Sie gingen durch einen kleinen Flur mit insgesamt 4 Türen, dann durch den Seisesaal und standen schließlich wieder vor der Eingangstür, wo Kimba und seine Begleiter ungeduldig warteten. "Wildcat!" rief Kimba erfreut und war glücklich, zumindest einen von ihnen unversehrt zu sehen. "Ich bitte um Entschuldigung, daß ihr so lange warten mußtet, sie mußten erstmal auslosen, wer mit dir reden muß. Du scheinst nämlich nicht mehr so beliebt zu sein, Kimba," log der Messias der Goldenen Zukunft wieder einmal. Dann wandte er sich zu Wildcat: "Los, erzähl es ihnen, daß ihr es satt habt, für ihn auf der Farm zu bleiben und von eurem Recht gebrauch machen wollt, zu bleiben wo es euch beliebt!" Wildcat schaute Kimba an. Er hatte es offenbar nicht geglaubt oder auch nur glauben wollen, was der Anführer der Kharu-Rota ihm eben weis machen wollte. Eine Sekunde verging. Kimba schaute Wildcat an. Ihre großen gelben Augen zeigten deutlich die Angst, die in ihr steckte. Sie hatte die Augen weit aufgerissen, die Pupillen zu schmalen Schlitzen verengt. Eine weitere Sekunde verging. "Naaaa?" fragte der Meister mit leichtem Druck in der Stimme, " Du brauchst dich vor Kimba nicht zu fürchten. Du kannst also ruhig mit der Wahrheit herausrücken..." Wildcat schluckte nochmals. Sollte sie es tatsächlich wagen? Trotz der Drohung des Messias Kimba die Wahrheit erzählen? Normalerweise würde sie einfach lügen, wie es ihr befohlen wurde. Denn sie wüßte, daß Kimba es nicht glauben würde und sie dennoch zu befreien versuchen würde. Aber andererseits hatten sie und die anderen sich seit Tagen über die viele harte Arbeit - oder kurz: Das Leben im Dschungel allgemein - beschwert. Wenn sie jetzt log, glaubte er ihr es vielleicht? Es verging eine weitere Sekunde. Sie schaute tief in Kimbas dunkelblaue Augen, in seinen wachsamen Blick. Er würde es sicher nicht zulassen, daß ihnen etwas passierte. Sie nahm also allen Mut zusammen und erzählte in Tiersprache los: "Das stimmt alles gar nicht. Wir werden hier festgehalten!" Der Anführer schaute finster. Er konnte die Worte nicht verstehen, verstand aber genug, daß er wußte, was los war. "Die anderen sind hinten im Schuppen in einem Käfig. Und heute Abend sollen wir zu einer anderen Farm losziehen, um... " weiter kam Wildcat nicht mehr. Die spürte einen heftigen Schmerz auf der rechten Seite ihres Kopfes und auch, wie sie mit ihrem gesamten Körper abhob, nach ihrer linken Seite flog und nach wenigen Sekunden gegen die nahe Wand prallte. Kimba wollte noch reagieren und Kleinholz aus dem Kerl machen, doch da klickten schon die Entsicherungshebel der Gewehre, die plötzlich auf ihn, Mbangi und seine Brüder gerichtet waren. Kimba überlegte: "Wenn du jetzt angreifst, riskierst du das Leben von Mbangi und seinen Brüdern. Wenn du nicht angreifst, geraten die Jungtiere in große Gefahr. Was soll ich bloß tun?" Er war für ein oder zwei Sekunden der Verzweifelung nahe. Dann traf der Meister die Entscheidung für ihn: "Los, verschwindet! Sonst passiert was!" rief er ihnen zu und sie mußten sich zurückziehen, da außer Kimba wohl keine eine reelle Chance zu überleben gehabt hätte. Wildcat wurde währenddessen verwundet in den Käfig zurückgebracht. "Ihr Mistkerle!" beschimpfte Lukas eine der Wachen und wollte nach ihr schnappen. Ein Tritt in seine Seite ließt ihn jedoch auf dem Luftwege die Seite des Käfigs wechseln. Noch am selben Nachmittag saßen Mbangi, Daniel und Juri beisammen und planten die Rettung ihrer Freunde. Kimba: " Und ich bleibe dabei: Ich gehe da alleine hinein. Wenn ich es nicht schaffen sollte oder die schon abgereist sein sollten, kommt ihr an die Reihe. Pauley und seine Freunde suchen dann die Wege und Ebenen nach ihnen ab und Mbangi und seine Leute fangen sie ab, sobald Pauley sie gesehen hat. Wenn wir gleich alle ins Farmhaus gehen, könnten zu viele verletzt werden. Einer alleine ist am unauffälligsten." Daniel: "Paß bloß auf, mit denen ist wirklich nicht zu spassen." Kimba: "Keine Sorge, ich habe nicht vor, sie anzugreifen. Ich schleiche da bloß hinein und hole unsere Freunde heraus." Die Sonne neigte sich schon deutlich zum Horizont und ließ wieder ganze Teile des verdorrten Landes in romantische Farben tauchen. Kimba schlich mit der Sonne im Rücken zum alten, verfallenen Farmhaus hin. Dann suchte er die Wand der alten Scheune ab und fand schließlich ein auf kipp stehendes Fenster, durch das er sich hineinquetschen konnte. Lautlos schlich er dann zur hinteren Tür innerhalb jener Scheune. Dort ungefähr wurden sie gefangengehalten, hatte Wildcat gesagt. Als er direkt vor der Tür stand, lauschte er zunächst, ob da Menschen hinter standen. Da war aber nichts als Stille. Von weiter weg draußen hörte er eine Tür zuschlagen und wie sich zwei Leute unterhielten. Dann konnte er noch hören, wie sie irgendeine metallische Ladefläche beluden. "Sie haben schon mit den Vorbereitungen für ihre Abreise begonnen," stellte Kimba fest. "Ich muß mich beeilen, denn die werden bestimmt auch gleich die Jungtiere mitnehmen." Er öffnete daher schnell aber vorsichtig die Tür und fand sich in einem kleinen Flur mit drei weiteren Türen wieder. Er schnüffelte kurz, um die Spuren der Jungtiere aufzunehmen. Das war recht schwierig, wegen des starken Menschengeruches. Dennoch konnte er die Fährte nach einigen Sekunden finden und ging zielstrebig auf eine Tür mit der Aufschrift "Lager" zu. Auch dort lauschte er, konnte aber außer einem tierischen Kratzen in einem Fell nichts hören. Als er den Raum betrat sah er in einem etwa 3 mal 3 Meter großem Käfig die Jungtiere hocken. Sie blickten zunächst verängstigt in seine Richtung, doch als sie ihn erkannten, leuchteten ihre Augen voller Hoffnung auf. Ihr Käfig war aus Stahl, daher mußte Kimba zunächst einmal die Erwartungen dämpfen: "Psst. Leise. Ich weiß noch nicht genau, wie ich euch aus dem Käfig herauskriege. Wo wird der Schlüssel aufbewahrt?" Wildcat: "Dort oben in dem kleinen Holzkasten." Kimba sprang hoch und riß den Schlüssel mit herunter. "Ich wünschte, ich hätte richtige Hände," dachte er sich besorgt. "Nur Geduld..." Er ging mit dem Schlüssel zum Käfig und begann, ihn recht ungeschickt mit den Pfoten zu bearbeiten. Es dauerte eine ganze Weile, bis er ihn halbwegs zwischen den Klauen halten konnte. "Wir müssen hier so schnell wie möglich heraus," verdeutlichte er den Jungtieren während er versuchte, das Schloß zu öffnen. Endlich sprang das Schloß auf. Alle Jungtiere: "Hurra!" Kimba: "Nix wie weg!" Doch da hörte er plötzlich hinter sich eine der anderen Türen aufgehen. Es war eine Tür die nicht zu einem anderen Raum führte, wie anfangs von Kimba vermutet, sondern ein zweiter Eingang zur alten Scheune. Drei Leute kamen herein, alle drei trugen Gewehre bei sich. "Verdammt!" rief Kimba und stürzte sich kurzerhand auf den ersten der drei. Doch die anderen zogen sofort ihre Waffen und richteten sie auf Kimba. Als der das bemerkte, konnte er nur noch schnell von dem ersten ablassen und - in der Hoffnung schnell genug zu sein - sich auf die anderen beiden stürzen. Diese rannten dummerweise auseinander, daß er nur einen nach dem anderen erwischen konnte und schon der erste Angriff kostete ihm soviel Zeit, daß der zweite Zeit genug zum Reagieren hatte. "Halt! Keine Bewegung oder die hier müssen dran glauben!" rief der dritte und richtete seine Waffe auf die Jungtiere. Kimba erfaßte die Situation sofort. Wenn er nicht augenblicklich fliehen würde, würde er sich ergeben müssen, um die anderen nicht zu gefährden. Schnell sprang er durch die offene Tür hinaus lief etwa 5 Meter und versteckte sich hinter einem Stapel Kisten. Er hoffte, die Wachen überraschen zu können, wenn sie dachten, daß er ganz geflohen sei. Voll konzentriert lugte er vorsichtig durch einen Spalt in der Kistenreihe. Gleich müßten die Wachen ebenfalls das Gebäude verlassen, um ihn zu verfolgen. Kaum gedacht, kamen auch schon die ersten beiden mit dem Gewehr im Anschlag herausgestürmt. Ganz genau beobachtete er, wohin sie schauten, wohin sie sich bewegten. Ob sie seine Fährte finden könnten? "Und Tschüß!" ertönte eine Stimme hinter ihm. Er drehte sich um und sah in den Lauf eines Gewehres. Die Mauer hinter ihm hatte einen Geheimgang verborgen und den einen der beiden Hoheprister in seinem scharlachroten und aufwendig verziertem Gewand hatte er nicht kommen gehört. Er fuhr die Krallen aus, um ihm entweder das Gewehr aus den Händen zu schlagen oder schnell wegspringen zu können. Doch da knallte es bereits und Kimba spürte ganz kurz einen sehr starken Schmerz in seinem Kopf. Dann gar nichts mehr. Der Messias der Goldenen Zukunft kam gerade aus dem Hauptgebäude, als Kimbas lebloser Körper auf dem Boden aufschlug. "Wir müssen augenblicklich aufbrechen. Keine Verzögerungen! Los!" befahl er seinen Leuten. Die suchten daraufhin hektisch ihre Sachen zusammen und holten auch die Jungtiere aus dem Gefängnis, um sie auf einen alten Anhänger zu transportieren. Als sie an Kimbas Leiche vorbeigeführt wurden, waren sie geschockt und unfähig, irgendwelchen weiteren Widerstand zu leisten. Das Blut färbte sein Fell nahe des Bodens rosa. Sie alle spürten einen starken, tiefgehenden Schmerz in ihren kleinen jungen Körpern. Die Sonne war bereits untergegangen und der Mond schien hell mit den tausend Sternen am Himmel auf das verlassene Farmgelände herab. An einer Seite der Scheune, lag etwas weisses regungslos auf dem Boden. Das Zirpen der Grillen und anderer nachtaktiver Insekten umgaben die Farm mit einem leicht romantischen Ambiente. Das weiße Etwas zukte auf einmal kurz. Wenige Sekunden später öffnete Kimba die Augen. "Wo bin ich hier?" fragte er sich verwundert, als er das Farmgelände wiedererkannte. "Ist das hier der Himmel? Oder das Fegefeuer? Oder einfach nur die Welt nach dem Tod?" Er richtete sich auf und betastete die Stelle, wo die Kugel in seinen Kopf eingedrungen war. Sie war trocken und heile. Nichts deutete darauf hin, daß er erst vor kurzem erschossen worden war. "Wie ist das nur möglich? Alles wirkt so real, so völlig normal. Aber das habe ich nicht geträumt; ich habe gespürt, wie die Kugel mich am Kopf traf und wie es um mich herum dunkel wurde. Das dürfte ich doch eigentlich gar nicht überlebt haben... aber so wie es aussieht, bin ich noch nicht einmal verletzt," wunderte er sich zu recht. "Egal," beschloß er das Geschehene zu verdrängen, "wenn ich schon lebe, sollte ich diesen komischen Kapuzenmännern nach und die Jungtiere befreien." Er suchte und fand die Fährte der Kharu-Rota und folgte ihr aus dem Hof hinaus in die Savanne. Er begann zu rennen, um möglichst wenig Zeit zu verlieren. Schnell flogen die Gräser und Büsche an ihm vorbei. Er bemerkte, daß ihm das Rennen äußerst leicht fiel. Sein ganzer Körper schien wieder voller Energie zu sein. "Ob das dadurch kommt, daß ich mir so viele Sorgen um die Kleinen mache?" fragte er sich während des Rennens. Wenige Sekunden später hatte er das neue Versteck der Sekte gefunden. Sie campierten nahe eines anderen Flusses, der nicht durch den Dschungel floß und sich dann durch die großen Canyons in Richtung Südost schlängelte. Er stand auf einer Anhöhe etwa drei Kilometer von ihnen entfernt. Mit etwas Mühe konnte er noch sehen, wie fast ein Drittel der Leute im Dickicht verschwand. "Wahrscheinlich holen sie Feuerholz," überlegte Kimba. "Dann könnte ich sie jetzt überraschend angreifen..." Schnell rannte Kimba weiter auf das Lager zu, nur die letzten 500 Meter begann er dann zu schleichen. Langsam kam er dem Lager näher und er konnte bereits verstehen, was die meisten von den Menschen sagten. Er war noch etwa 150 Meter entfernt, als plötzlich ein leichter Aufruhr durch die Gruppe ging. Einer ihrer Späher hatte angeblich eine Menge Leute entdeckt, die zu ihnen unterwegs waren. "Vermutlich unsere Freunde, die jetzt nach Plan selber versuchen, die Jungtiere zu befreien," bemerkte Kimba. Jetzt war die Gelegenheit günstig. Der Messias schickte drei weitere Leute los, um die übrigen aus dem Dickicht zu holen, damit die Gruppe schnell weiterreisen könnte. Die anderen waren jetzt mit dem Abbau der Zelte beschäftigt und die wenigen, die es nicht waren, sicherten in die Richtung, aus der die vermeintliche Gefahr nahte. Kimba war schon ganz nahe am Lager und konnte deutlich den Käfig mit den Jungtieren sehen. Er stand noch immer auf dem alten rostigen Anhänger. In der Nähe stand eine Wache und bewachte neben dem Käfig auch noch einen kleinen Ständer mit Gewehren. Diese Wache würde er als erstes ausschalten müssen, da war sich Kimba sicher. Die übrigen Mönche und Priester schienen keinerlei Gewehre bei sich zu tragen. Kimba schlich also durch das hohe vertrocknete Gras, das sich sowohl über das gesamte Lager als auch über die gesamte Ebene hinweg erstreckte. Die Wache sicherte ebenfalls in die Richtung, aus der die vermeintlichen Feinde kommen könnten und Kimba konnte sich von hinten immer näher heranschleichen. Er hörte den Lärm von Holz und Stahlkisten, die auf einen anderen Anhänger draufgestellt wurden und wie etliche Frauen und Männer sich etwas zuriefen. Dann, etwa 3 Meter von der Wache entfernt, setzte er zum Sprung an. Die Wache hörte zwar noch etwas rascheln, doch noch bevor sie sich umdrehen konnte, war sie durch einen mächtigen Prankenhieb bewußtlos geschlagen worden. Schnell sprang er zum Käfig mit den Jungtieren. "Hey, pssst! Aufwachen und seid leise! Ich hole euch hier heraus! Wo liegen die Schlüssel?" flüsterte er den Jungtieren zu. Die drehten allesamt Müde den Kopf zu ihm hin und guckten ihn aus wundgeweinten Augen einige Sekunden lang an. Dann wachte Lukas als erster auf: "Aaaaahhhh! Ein Geist!" rief er. Auch die anderen schrien gleich darauf entsetzt auf. "Psssssst! Seid still!" rief Kimba. "Ich bin kein Geist. Ich weiß zwar auch nicht, wieso ich noch lebe aber ich werde euch hier herausholen, klar?" Die Jungtiere schauten ungläubig. War das wirklich Kimba, der da vor ihnen stand? Und wenn ja, wieso? Wie hatte er das überleben können? Zumindest hätte er so schwer verletzt sein müssen, daß er dem Tode nahe gewesen sein mußte, aber der Kimba vor ihnen hatte nicht mal einen Kratzer abgekriegt. Dabei lag er doch in einer Lache aus Blut... . Aber er sagte, daß er sie aus dem Käfig befreien wollte. Das war ja schonmal etwas. Ängstlich lugte daher nun auch Piwi aus Wildcats Armen hervor, in denen er sich anfangs zu verstecken versucht hatte. "Nun sagt schon, wo ist der Schlüssel? Wir haben keine Zeit!" drängte Kimba seine etwas apathisch dasitzenden Freunde. "Dort beim Messias selbst," antwortete Wildcat und zeigte in dessen Richtung. Kimba drehte sich um und genau in demselben Augenblick drehte sich auch der Anführer der Kharu-Rota um und sie sahen einander. "Gib mir die Schlüssel, Messias, und dir wird nichts geschehen!" forderte Kimba. "Du lebst noch??" entgegnete der Messias entsetzt. "Aber warte nur ab, dieses Mal wirst du nicht mehr davonkommen..." "Willst du mir etwa drohen, Mensch? Deine Waffen stehen hier neben mir - wenn du mich also angreifen willst, mußt du es schon mit deinen Händen wagen!" rief Kimba ihm zu und fuhr seine Krallen aus. Es war zwar der eine Hohepriester gewesen, der ihn erschossen hatte, doch auch auf den Messias selbst hatte er eine große Wut. "Meinst du?" Der Messias grinzte finster. "Dann paß mal auf..." Mit einer schnellen Handbewegung rutschte plötzlich eine Pistole aus dem rechten Ärmel seiner Kutte und fiel ihm direkt in die Hand. "Diesmal werde ich dich erschiessen und danach in Stücke reissen lassen. - Das ist nichts persönliches, ehrlich, ich will nur ganz sicher gehen..." sagte er und zielte genau auf Kimbas Kopf. "Verdammt..." dachte Kimba, "Jetzt habe ich ein richtiges Problem. Einmal zu überleben war ja schon ein Wunder aber nochmal..." er überlegte kurz, wohin er springen sollte. Dann spannte sich sein gesamter Körper an und er sprang hinter die Räder des Wagens. Es knallte laut. Klirrend prallte ein Projektil von der eisernen Radkappe ab. "Gerade nochmal gutgegangen," ging es Kimba durch den Kopf. "Wenn du nicht rauskommst, stirbt einer deiner Freunde!" rief der Messias der Goldenen Zukunft. "Verdammt," dachte Kimba, "aber ich habe wohl keine Wahl. Besser ich als die Kleinen." langsam kam er hinter dem Wagenrad hervor. "Jetzt ist es aus mit dir! Halt still, sonst sind deine Freunde dran." rief der Anführer und brach in ein höllisches Gelächter aus. Dann kam er zwei Schritte näher zu Kimba und zielte er wieder auf dessen Kopf. Diesmal würde er treffen, da war sich Kimba sicher. "Lebt wohl Freunde... " ging es Kimba traurig durch den Kopf. "Leb wohl Rahja. ... Rahja...? Oh nein, ich habe dich seit dieser unheilvollen Nacht nicht mehr besucht. Ob du wohl auch noch auf dieser Welt bist? Oder bist du ebenso verschwunden wie Kellyfant und die großen Herden?" Das Bild des großen Mannes in der weißen Kutte verschwamm vor seinen Augen, die sich langsam mit Tränen füllten. Von so vielen Freunden würde er keinen Abschied nehmen können. Vor allem aber nicht von Rahja, seiner Freundin seit jüngsten Kindheitstagen. Er war erst 6 Monate alt und noch nicht mal halb so groß wie jetzt, als er sie kennenlernte. In der ganzen Aufregung der letzten Tage hatte er sie einfach vergessen gehabt. Er schämte sich dafür. Ein greller Blitz jagte durch die Gestalt in der weißen Kutte vor ihm. Der Anführer der Kharu-Rota brach augenblicklich zusammen und rührte sich nicht mehr. Kimba wußte nicht genau wieso oder von wem, aber er war sich sehr sicher, daß der Messias der Goldenen Zukunft eben gerade erschossen worden war. Die Mönche und Hohepriester, die die ganze Aufregung mitbekommen hatten, flohen augenblicklich ins Dickicht, von Kimba und den immer näher kommenden Dorfbewohnern weg. Kimba schaute in die Richtung aus der der Schuß gekommen sein mußte. Seine Augen sahen noch etwas verschwommen, aber er konnte eine etwas menschenähnliche Gestalt auf einem Baum am Rande des Lagers ausmachen, die sich gerade in Luft auflöste. "Hast du das gesehen, Kimba?" fragte ihn Wildcat. "Die komische Gestalt auf dem Baum? - Ja, ihr auch?" antwortete er noch etwas benommen von den letzten Ereignissen. Die Dorfbewohner, einige der Tiere - unter ihnen natürlich auch Daniel und die Eltern der Jungtiere - und ebenso einige Soldaten vom ehemaligen Flüchtlingstrek waren inzwischen im Lager angekommen und die Jungtiere bereits von Kimba befreit. Dodis Mutter (weinend): "Versprich mir, das du mir nie wieder solche Sorgen machst, kleines!" Dodi (ebenso weinend): "Versprochen Mutter!" Daniel: "Das ist ja gerade noch mal gutgegangen, das hätte schlimm enden können..." Kimba: "Vielleicht ist es das auch. Zumindest war es das mal für kurze Zeit..." Kimba wirkte sehr nachdenklich. Daniel: "Worüber grübelst du? Und was meinst du mit 'vielleicht ist es das auch' ?" Kimba: "Ich weiß nicht... ich werde erstmal eine Nacht drüber schlafen." Daniel (zu den Jungtieren): "Und ich hoffe, ihr habt daraus etwas gelernt!" Lukas: "Oh ja." Gira: "Das machen wir bestimmt nicht wieder, versprochen." "Das will ich auch schwer hoffen," dachte sich der Subco, während er auf den Beobachtungsmonitor starrte, "sonst werdet ihr die kommenden Ereignisse wohl kaum überleben... " Er schaute kurz hoch, zum Systemzeit- Terminal. In wenigen Stunden würde das Imperiale Flaggschiff, die ISS Thunderstar, endlich wieder im Erdorbit eintreffen und diese wichtige Mission bewachen. Und das war auch nötig... ------------------------------------------- Nächster Teil: Kimba 06 - Die Bibliothek Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)