Little Man - Great Heart von abgemeldet (Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt...) ================================================================================ Kapitel 4: ~His family~ ----------------------- ~Seine Familie~ Es war spät geworden. Philipp, Nicola und Christella wollten gar nicht mehr aufhören, irgendwelche Spiele zu spielen. Philipp hatte sogar angefangen, Christella in die Geheimnisse des Internets einzuweihen. Zwar hatte sie kaum etwas verstanden, aber zumindest wusste sie jetzt, wo sie einen Computer anschalten musste. Jedenfalls kam Christella spät ins Bett. Als sie wieder aufwachte, war es wieder so spät, wie am Tag zuvor. Es war ihr unangenehm, dass Nicola nicht einmal etwas dagegen sagte. Sie sagte lediglich, dass sie gleich auch zur Arbeit müsste. "Oh. Okay. Musst du lange weg?", fragte Christella. "Nein, nicht lange. Nur ungefähr drei Stunden. Ich beeile mich auch und Philipp kommt in etwa einer Stunde wieder", antwortete Nicola. Christella schaute auf ihr Brötchen. Das hieß, dass wenn Nicola gleich wegfahren würde, dann wäre sie eine Stunde lang alleine! Davor hatte sie irgendwie Angst. Nicola lächelte sie an, so als wüsste sie, was in ihr vorging. "Keine Angst. Du bist nicht alleine! Philipp hat seine Oma beauftragt, nach dir zu sehen. Du wirst schon nicht dran sterben!", fügte Nicola hinzu, als sie Christellas Horror-Blick sah. Wenige Minuten später war Nicola verschwunden. Christella ging seufzend in das Gästezimmer. Sie traute sich nicht, es in "ihr Zimmer" umzutaufen. Dafür war sie erst zu kurz hier und es würde auch nie ihr Zimmer werden...oder? Sie verwarf den Gedanken schnell wieder. In dem Kleiderschrank hingen ihr Sachen. Nicola musste sie eingeräumt haben. Christella fischte sich die neue Jeans und den schwarzen Pullover aus dem Schrank und zog sich an. Sie war gerade fertig geworden, da klingelte es an der Tür. Sie erschrak. Leise schlich Christella an die Tür. "Wer ist da?", fragte sie zaghaft. "Philipps Oma! Mach mal auf Kind, hier auf dem Flur ist es schrecklich kalt und ich habe keine Lust, mich zu erkälten!", bekam sie als Antwort. Christella öffnete die Tür. Die alte Dame, von der Philipp und Nicole sich zwei Tage zuvor verabschiedet haben, als Christella im Auto saß, stand vor ihr. In einem dicken Mantel gehüllt und mit einem Korb in der Hand stand sie nun im Flur. Hastig schloss Christella die Haustür wieder. "Also, ich bin Rosemarie. Und du?", stellte die Dame sich vor. "Christella", antwortete Christella. "Christella. Das ist ein sehr schöner Name", miente Rosemarie. "Danke sehr, aber Sie haben auch einen sehr schönen Namen", entgegnete Christella. "Sag doch du. Dann fühle ich mich nicht so alt!" Rosemarie klang etwas beleidigt. Aber ihre Gesichtszüge waren viel zu weich, als das sie böse aussahen. Christella lächelte. Ihr Lächeln wurde auch sofort erwiedert. "Also, Christella. Ach, das ist mir zu lang, kann ich Stella sagen? Gut. Also, Stella. Ich habe mit überlegt, wir backen Plätzchen. Plätzchen à la Oma! Philipp liebt meine Plätzchen und ich weiß, dass auch Nicola zu vielen Plätzchen nicht nein sagen wird. Und heute bist du meine Assistentin!", erzählte Rosemarie. "Alles klar!", meinte Christella. Rosemarie rauschte in die Küche. Als Christella dort ankam, hatte sie bereits sämtliche benötigten Zutaten und Schüsseln auf den Tisch gestellt. "Komm schon. Lass uns schnell machen, dann sind die Plötzchen im Ofen, wenn Philipp kommt!", sagte Rosemarie. Grinsend band sich Christella die Schürze um, die Rosemarie ihr reichte. Unter ihren Anweisungen backte Christella zum ersten Mal in ihrem Leben Plätzchen. Natürlich konnte man auch in den Waisenhäusern, in denen sie schon gelebt hatte, backen, aber da hatte sie nie mitgemacht. Die anderen hätten sie doch nicht gelassen und sie war nicht kräftig genug gewesen, um sich gegen so viele Gegner zu wehren. Nach kurzer Zeit hatte Christella das erste Mehl in den schwarzroten Haaren. Sie und Rosemarie lachten viel. Vor allem, weil die ältere der beiden allerlei Witze über Philipp machte, wie er auf einen Baum kletterte und nicht wieder runterkam oder dass er, obwohl seine Mutter ihm gesagt hatte, dass die Platte heiß war, auf eine Herdplatte gepackt hatte und die halbe Nachbarschaft zusammengebrüllt hatte. Die zwei hatten so viel Spaß beim Backen, dass sie erst bemerkten, dass Philipp wieder da war, als sie die Ofenklappe wieder schlossen. "Hallo, Oma. Hallo, Christella. Amüsiert ihr euch über mich?", fragte er belustigt. Er stellte seine Trainingstasche in die Ecke, bevor er seiner Oma einen Schmatzer auf die Wange drückte. Christella lächelte. "Na, Großer? Wieder dabei gewesen, einigen Leuten die Knochen zu brechen?", scherzte Rosemarie. "Ich habe noch nie jemandem die Knochen gebrochen!", beschwerte sich Philipp. "Abgesehen von der Nachbarskatze...", murmelte seine Oma. Philipp lachte. "Da konnte ich nichts für!", meinte er. "Was riecht hier eigentlich so total super?" "Rosemarie und ich haben Plätzchen gebacken!", erzählte Christella stolz und foh darüber, auch etwas sagen zu können. "Plätzchen à la Oma? Und du durftest helfen?", fragte Philipp verblüfft. "Ähm... Ja?", antwortete Christella zaghaft. "Fühl dich geehrt! Das durfte noch nicht einmal ich!" Es klang nicht wie ein Vorwurf, sondern wie ein Kompliment, doch in Christella löste es etwas aus. Sie wusste nur nicht, was. "Ja, stell dir vor. Ich habe eben mehr Vertrauen zu Frauen!", meinte Rosemarie. Philipp und sie lachten. Die zwei setzten sich an den Tisch. Christella begann damit, das dreckige Geschirr abzuwaschen. "Hey, lass das!", rief Philipp. "Nein. Ich will das jetzt machen. Wenn ich schon umsonst hier wohnen darf, dann will ich mich auch nützlich machen!", beharrte Christella. Philipp schwieg dazu. Nach einigen Minute meinte er: "Du musst dir die Haare waschen. Es erinnert nichts mehr an die dunkle Farbe darunter. Was für ein Ton war das? Dunkelrot?" "Rotschwarz. Wirklich so schlimm?", fragte Christella. "Alles weiß. Wie der Schnee draußen und wie meine Katze", stimmte Rosemarie ihrem Enkel zu. "Na los, hopp hopp, geh dir die Haare waschen, ich kümmere mich um den restlichen Abwasch. Aber vergiss nicht, die die Haare zuerst auszuschütteln, bervor du Wasser drübergießt!" Christella hatte keine Wahl. Rosemarie duldete keinerlei Widerrede. Im Badezimmer angekommen dachte Christella über den Tag bis jetzt nach. Rosemarie war nett. Sie war wirklich schwer in Ordnung. Christella mochte sie. Und sie hatte das Gefühl, dass auch Rosemarie nichts gegen sie hatte. Dies lies sie aufatmen. Das Gefühl, fehl am Platz zu sein, lies langsam nach. Sie kannte jetzt schon drei Menschen, die sie mochten: Philipp, Nicola und Rosemarie. Christella fragte sich, ob es noch mehr dieser Menschen gibt, Menschen, die sie mochten. Sie war sich plötzlich nicht mehr so sicher, dass es nirgends Menschen gab, die sie nicht mochten. Es gab doch welche. Wie konnte sie nur immer geglaubt haben, dass niemand jemanden wie sie mögen konnte? Sie war doch gar nicht so anders, wie sie immer dachte... oder? Sie verwarf den Gedanken wieder, genauso wie den Gedanken an das Gästezimmer. Schnell wusch sie sich die Haare und kam zurück in die Küche. Gerade wollte sie etwas sagen, da klingelte es schon wieder. "Was wird das jetzt? Massenauflauf bei mir, oder wie?", fragte Philipp sich laut, ehe er öffnete und mit einer weiteren Frau wieder in die Küche trat. "Darf ich vorstellen? Christella, das ist meine Mutter. Mama, das ist Christella!", klärte er auf. Die Frau, die in der Küche stand, hatte dieselben Augen wie auch Philipp. "Hallo, Christella, ich bin Daniela", stellte sich Philipps Mutter vor. "Hallo, freut mich,Sie kennenzulernen.", sagte Christella. "Sag doch bitte du!", meinte Daniela. "Okay!" Christella lächelte. Sie bekam das merkwürdige Gefühl, dass gleich noch mehr von Philipps Familienmitgliedern auftauchen würden. Es entwickelte sich wirklich zu einem Familientreffen! Aber ein Positives Familietreffen. "Melanie konnte noch nicht kommen, aber du sollst ihr ein paar Plätzchen über lassen, Philipp", erklärte Daniela. "Ich garantiere für nichts. Bei Omas Plätzchen kann ich nicht widerstehen, das weißt du doch, Mama!" Philipp grinste frech. Daniela rollte mit dem Augen. Sie setzte sich neben Rosemarie. "Und wo ist Papa?", fragte Philipp. "Arbeiten. Er hat keine so tollen Zeiten, wie du!", antortete seine Mutter. Philipp, Rosemarie und seine Mutter mussten lachen. Christella stand ein wenig verkrampft daneben. Philipp musterte sie skeptisch. "Geht's dir nicht gut?", fragte er besorgt. "Naja, geht so", antwortete sie. "Dann würde ich sagen, ruhst du dich mal aus. Leg dich einfach ein bischen in deinem Zimmer aufs Ohr, dann geht es dir sicher bald besser", schlug Philipp vor. Christella nickte und unterdrückte einen fragenden Blick. Sie drehte sich um und ging auf "ihr Zimmer". Seit wann war es ihr Zimmer? Sie hatte gar nicht gewusst, dass es mittlerweile einen anderen Status als das Gästezimmer besaß. Irgendwie machte es sie aber auch glücklich. Philipps Familie schien vollkommen in Ordnung zu sein. Sie kannte Menschen, die nett zu ihr waren und die sie nicht verachteten. Das alles machte Christella froh. Philipp hatte keine Ahnung, wie glücklich er sie mit zwei Worten gemacht hatte: "dein Zimmer". Es ließ Christella das Gefühl bekommen, dazu zu gehören, nicht nur am Rande zu stehen, sondern wirklich da und anwesend zu sein. Sie legte sich auf ihr Bett. Der Lavendelduft stieg ihr in die Nase. Diese zwei Tage bei Philipp und Nicola waren die schönsten in ihrem Leben. Konnte es noch besser werden? ~ Ja, kann es? Ich weiß es ;] Bis dann, Kia Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)