Geheimnisse im Nagoya-Krankenhaus von abgemeldet (Chiaki Vs. Marron) ================================================================================ Kapitel 28: Wie war das mit dem Schach Matt? -------------------------------------------- Marron Kusakabe, angehende Ärztin stand immer noch im Klinikpark an einen Baum gelehnt und blickte auf die Szene vor sich. Bis sie plötzlich das Piepsen ihres Amulettes vernahm. Das konnte nicht sein. Nein, das durfte nicht sein. „Was ist auf einmal los mit dir?“, hörte Marron die Stimme des kleinen Jungen, mit dem Zen eben noch ein wenig gespielt hatte. Marron blickte auf und sah, dass Zen nicht mehr wie eben auf der Bank saß, nein er kniete davor und hielt sich die Brust. Er hatte die Hand an seinem Herzen. Was hatte das zu bedeuten? Ging es ihm nicht gut? Warum piepste ihr Amulett? „Das kann doch nicht...“ Sie spürte plötzlich eine dunkle Aura und auch der kleine Junge schien sie zu spüren, denn er wich von Zen zurück. „Ist Zen... von einem Dämon besessen?“, fragte Marron sich und seufzte. War das wieder ein Unschuldiger, der auf ihr Konto gehen würde? War er von einem Dämon besessen, weil sie zu viel Zeit mit dem Jungen verbracht hatte. „Bitte nicht“, bat sie und schaute in den Himmel. „Aber bisher hatte ich doch keine dämonischen Anomalien bei ihm bemerkt?“ Sie seufzte und holte tief Luft. „Hatte ich vielleicht etwas übersehen gehabt?“ Sie wusste nicht weiter. Aber sie war sich sicher, dass Zen nun von einem Dämon besessen war und bei so etwas wusste sie ja, wie sie zu reagieren hatte. Sie griff nach ihrem Amulett und nahm es wie immer, wie zu einem Gebet zwischen die Hände, schloss die Augen. „Fynn, gib mir die Kraft und lass...“ „Fräulein Doktor, was machen Sie denn hier im Park?“ Überrascht blickte Marron auf. Sie sah sich um und entdeckte im Schatten eines anderen Baumes den Mann, der Marron gestern die Ringelblumen gereicht hatte. „Hallo.“ Seine langen roten Haare wirkten im Schatten dunkler, fast schwarz. „Mit Ihnen habe ich hier nun gar nicht gerechnet. Ich finde es ein bisschen zu früh am Tag, um einen Diebstahl zu begehen.“ Marrons Augen weiteten sich. Was sagte er da? Diebstahl? Wusste er etwa, dass sie Jeanne, die Kamikazediebin war? Wer war dieser Mann? „Darf ich mich vorstellen. Mein Name ist Shikaido“, meinte er freundlich. Doch Marron starrte ihn immer noch wie gebannt an. Was war das für ein Mann? „Lassen Sie uns doch einen Kaffee trinken.“, schlug er ihr vor. „Ich muss arbeiten.“ „Ja? Müssen sie ihrer Arbeit im weißen Kittel nachgehen oder wollen sie wieder in der Nacht über die Dächer springen?“, fragte er amüsiert. Er wusste also, wer sie war. Aber warum? Wer war dieser Mann? Marron schluckte schließlich und begleitete den fremden Mann, der so viel über sie wusste. „Gut, wie du meinst. Jeanne stiehlt um den Herrn, vor dem bösen Dämon zu bewahren“, fasste Herr Shikaido Marrons Worte zusammen. Marrons Erklärung würde für viele Menschen irrsinnig klingen, aber aus irgendeinem Grund schien er ihr zu glauben. Er glaubte ihre Worte, kaufte sie ihr ab. „Haben Sie schon lange die Vermutung, dass ich... Haben Sie mich verfolgt oder so?“ „So ähnlich. Aber es hat mir richtig Spaß gemacht, Sie im Ungewissen zu lassen.“ Er lächelte. „Manchmal fand ich es regelrecht spannend, wie Jeanne die Polizisten aufs Korn legte.“ Marron seufzte auf. Er wusste also wirklich, wer sie war und dass sie die Polizisten oft ärgerte und sich einen Spaß mit ihnen erlaubte. „Aber wieso sind Sie...?“, wollte Marron ihn fragen. „Wissen Sie, es gab da etwas, was mich besonders reizte.“ „An mir?“ „Ja, und an den Menschen, mit denen Sie zu tun haben.“ Da war es wieder. Die Menschen, mit denen Marron zu tun hatte. „Aber ich verstehe nicht, was das alles mit Zen zu tun hat.“ „Das war vermutlich purer Zufall“, meinte Herr Shikaido erklärend und nippte an dem Becher Kaffee. Sie saßen im Park und unterhielten sich, so unauffällig es nun mal ging. Marron wollte nicht weggehen, sie wollte in der Nähe bleiben und von hier aus würde Chiaki sie sehen, falls er sie suchen sollte. „Jeder x-beliebiger Mensch wäre in Frage gekommen.“ „Wie bitte? Ich verstehe nicht.“ Was meinte er mit seinen Worten? Jeder Patient? „Sagen wir, es waren seine Gehirnströme, die mich offensichtlich magisch angezogen haben. Ich bin seit längerem dafür empfänglich. Als ich im Krankenhaus vorbeiging, konnte ich sein Zimmer als Schatten wahrnehmen.“ „Warum haben Sie mir, die Ringelblumen gegeben?“ „Weil ich Ihnen vertrauen konnte und es klappte ja auch geradezu perfekt.“ Marron blickte den fremden Mann neben sich an. Er war ihr unheimlich. Sie wusste nicht, was sie von ihm halten sollte. Er machte ihre Angst. Sie sollte auf der Stelle mit Chiaki darüber reden. Aber anscheinend wollte dieser Mann sie ja auch nicht an der Polizei verraten, sonst hätte er das schon längst getan. Was wollte er also von ihr? „Dafür gab es einen Grund“, sprach er weiter. „Ja, es war ihre charismatische Ausstrahlung, die mich faszinierte.“ Marron musste schwer schlucken. Was hatte er da gesagt? Wollte er vielleicht was von ihr? „Was?“ „Ich habe dich nie an deinen Taten gehindert oder dich an jemanden verraten, Jeanne“, sprach er weiter. „Dafür möchte ich aber im Moment deine Hilfe in Anspruch nehmen.“ Marron traute sich kaum, richtig zu atmen. Das war gerade alles ein wenig zu viel. Erst sagte er ihr, dass er wusste, wer sie war. Dann sagte er irgendwas von Gehirnströmen, die er spüren konnte. Nun duzte er sie und sprach sie mit 'Jeanne' an. Was war das für ein Kerl? „Und zwar habe ich vor, deine Macht zu benutzen“, sprach Herr Shikaido in ruhiger, dunkler Stimme. „Aber... ich...“ So was würde sie nie zustimmen. Nie. Dann würde sie lieber ins Gefängnis gehen. Aber sie würde sich nicht benutzen lassen. Garantiert nicht. „Ich kann dich nicht einfach gehen lassen, Jeanne. Ich will dir doch nur helfen.“ Was? Sie wollte ihm widersprechen, doch als er sie mit seinen Augen ansah, die ihr irgendwie rot vorkamen, konnte sie ihm nicht mehr widersprechen. Rot und fordernd. „Ich will dich beschützen“, sagte er nun leiser. Aber sie hörte es immer noch ganz genau. Er war ihr wohl ein wenig näher gekommen. Marrons Augen waren weit aufgerissen, starr schaute sie ihn an. Es war, als verlor sie gerade unter seinem Blick ihre ganze Willenskraft. Er hatte eine Macht über sie. Über ihren Körper. Sie errötete. Warum auch immer? Hatte er ihren Willen gebrochen? „Und warum tun Sie es dann nicht?“, fragte sie ihn. Wenn er sie doch beschützen wollte, warum bedrängte er sie dann nun so? So beschützte er sie bestimmt nicht. Aber das wollte sie gar nicht zu ihm sagen. Warum kamen diese Worte über ihre Lippen? Herr Shikaido lächelte, als er ihre Worte vernahm und hob seine Hand, um ihr Kinn zu berühren. Doch da wurde dieses Bild gestört. „Nimm deine Finger von Marron.“ Chiaki hatte Herr Shikaido hart am Arm gepackt und blickte ihn wütend an. „Chiaki“, stellte Marron erleichtert fest. Ja, sie war erleichtert, dass er gekommen war. Aber warum war er so böse? „Es gefällt mir nicht im geringsten, dass Sie meine Verlobte, auf offener Straße belästigen“, sagte er nun mit ruhiger Stimme. „Aber Chiaki...“, wollte sie ihm widersprechen. So war das nicht. Er sah das falsch. War er etwa wütend auf sie? Doch Chiaki hörte gar nicht auf sie, legte den Arm um sie und ging mit ihr einen Schritt von Herrn Shikaido weg. „Ich danke Ihnen vielmals, dass Sie sich um Marron gekümmert haben und ihr einen Kaffee spendiert haben. Den Rest des Weges schaffen Marron und ich auch alleine.“ „Sag mal, was ist denn los mit dir?“, fragte sie ihn, denn er blickte sie immer noch nicht an. Sein Blick galt allein Herrn Shikaido und dieser war alles andere als freundlich. „Ich verabschiede mich dann jetzt wohl besser. Bis bald“, sagte der Rothaarige mit einem amüsierten Lächeln auf dem Gesicht. Er ging an ihnen vorbei, blieb aber auf der Höhe von Chiaki stehen. „Ach ja. Herr Nagoya, ich würde lieber aufhören. Das Spiel im Dunkeln ist zu gefährlich.“ Chiakis Augen weiteten sich bei diesen Worten. Was wusste dieser Kerl wirklich alles? Weiß er, wer ich bin? Dann verschwand der Kerl. „Ist alles okay, Chiaki?“, fragte Marron ein wenig besorgt. Doch dieser ließ einfach nur den Arm von ihrer Schulter fallen und ging wieder zum Eingang des Krankenhauses, ohne sie noch mal anzuschauen. In der Mittagspause konnte Marron es vereinbaren, dass sie zur Eishalle konnte. Zum Glück war diese ja nicht sehr weit vom Krankenhaus entfernt, nur zwei Blocks. Mit einem Gefühl der Leichtigkeit und Freiheit trat sie auf ihren Kufen aufs Eis und fing an zu laufen. Sie hatte mal wieder ihren I-Pod mitgenommen und durch die Kopfhörer dröhnte angenehme Musik. Gerade jetzt lief das Lied 'Concrete Angel' von Martina McBride (http://de.youtube.com/watch?v=i2hPC2uNB6o&feature=related). Sie fuhr mal wieder sehr intensiv und tanzte regelrecht auf dem Eis. „Marron.“ Chiaki stand am Rand und rief sie, doch sie schien ihn nicht zu hören. Er war gerade erst gekommen und wollte sich entschuldigen. Sein Abgang heute Vormittag war nicht gerade toll gewesen. Aber er war ein wenig wütend gewesen. Aber dabei nicht mal auf Marron. Nein, er war wütend auf diesen fremden Kerl und dann war er wütend auf sich selber. Und dann auf die Tatsache, dass dieser Kerl anscheinend wusste, wer er war. Aber niemals auf Marron. Nein, er konnte doch gar nicht wütend auf sie sein. Sie machte ihn zu einem besseren Menschen und dafür war er ihr mehr als nur dankbar. Er hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie ihm mehr gab, als er ihr zurückgeben konnte. Aber Marron beschwerte sich nie und das einzige, was er momentan für sie tun konnte, war, dass er ihr Zeit gab. „Sie wird dich nicht hören.“ Chiaki blickte überrascht auf und entdeckte Ariane. Er hatte sie schon kennen gelernt. Sie war eine von Marrons engsten Freundinnen und dass sie nicht gerade viele Menschen an sich heran ließ, wussten wohl Beide. Daher mochten sie sich auch von Anfang an. Die blonde junge Frau lächelte und setzte sich zu ihm. „Sie hat immer ihre eigene Musik dabei, deswegen hat sie Ohrstöpsel und hört dich deswegen nicht.“, meinte sie erklärend. Sie lächelte ihn an und blickte dann wieder zu Marron. „Ist etwas vorgefallen?“ „Wie kommst du darauf?“ „Ganz einfach. Ich kenne Marron schon länger und ich weiß, wie sie fährt, wenn sie etwas beschäftigt.“ Chiaki blickte zu seiner Verlobten. „Ich habe mal wieder etwas Mist gebaut.“ Ariane lächelte. „Sie wird dir schon wieder verzeihen.“ „Ja, ich hoffe es doch.“ Aber eigentlich machte er sich nicht zu sehr Sorgen darum. So schlimm war es doch nicht gewesen, dass er einfach gegangen war. Hoffte er zumindest. „Ich denke schon“, meinte sie lächelnd. „Wie läuft es sonst so zwischen euch?“ „Sie will immer noch ihre Wohnung behalten. Dabei steht die momentan eigentlich schon leer, da ja schon alles bei mir ist.“ „Maronn will also mal wieder einen Plan B haben.“ „Vermutlich. Ich dränge sie ja auch nicht.“ „Das weiß sie. Sie wird die Wohnung schon kündigen.“ Chiaki nickte, dass wusste er auch. Irgendwann. Was Marron wohl mit diesem Mann besprochen hatte, wenn er wusste, wer er war? Wusste er etwa auch, wer Marron war? „Wie lange läuft sie normalerweise?“ „Bis sie ausgepowert ist“, meinte Ariane lächelnd. „Ah, sie hat uns entdeckt.“ Sofort blickte Chiaki zu Marron und sah, dass sie an den Rand fuhr. „Sag ihr liebe Grüße von mir. Ich muss weiter“, verabschiedete sich Ariane. „Danke, Ariane.“ „Gern geschehen.“ Er nickte. Chiaki stand auf, ging die Bänke herunter und trat zu der Öffnung, an derman, aufs Eis treten konnte. An dieser stand nun Marron. „Was machst du denn hier?“, fragte sie überrascht, lächelte aber. Ihre Wangen waren rot. Ihr braunes Haar hatte sie zu einem Zopf gebunden, doch anscheinend nicht fest genug, denn einzelne Strähnen lösten sich schon daraus. Sie sah hinreißend aus. „Ich wollte mich entschuldigen“, sagte er erklärend. Sie nickte und lächelte. „Ist schon okay.“ „Nein, eigentlich ist es nicht okay, wenn ich einfach gehe.“ „Chiaki“, wollte sie ihm widersprechen. Er seufzte und umarmte sie. „Du siehst übrigens hinreißend aus. Ich werde dich glaub ich, ab nun öfters beobachten kommen.“ „Mach das.“ Sie küsste ihn auf die Wange. „Ich geh mich schnell umziehen, dann können wir zurück.“ Chiaki nickte lächelnd. „Ich warte auf dich.“ Ja, sie war wirklich eine hinreißende Frau. Er wusste gar nicht mehr, was er ohne sie anfangen sollte. Sie war sein Tagesinhalt geworden. Wenn sie nicht da war, fühlte er sich leer. Marron stand auf einem Gebäude und blickte in die Nacht. Chiaki hatte noch ein Geschäftsessen und wollte von dort dann direkt nach Hause kommen. Aber Marron war noch nicht zu hause. Sie war gar nicht zu hause gewesen. Vermutlich suchte Chiaki sie schon. Ja, das war sehr wahrscheinlich. Das Handy hatte sie gar nicht mitgenommen gehabt. Chiaki hatte bestimmt versucht, sie mehrmals anzurufen. Aber sie konnte ihn jetzt erst mal nicht sprechen. Sie musste was erledigen. Sie blickte zum Himmel und legte ihre Hände, wie für ein Gebet zusammen. „Fynn, wann sehe ich dich wieder?“ Sie seufzte. „Ich muss Zen retten.“ Sie nickte. „Fynn, gib mir die Kraft und lass Jeanne d'Arc mich erhöhen“, sprach Marron wie ein Gebet. Sie hielt das Kreuz in der Hand und spürte die unheimlich starke Energie, die sie daraus durchströmte. „Stark, bereit, unbesiegbar, schön, entschlossen, mutig.“ Dann stand sie da nun. Jeanne. Wie lange musste sie dieses Doppelleben noch spielen? Wie lange spielte sie es schon? Nun war sie zwar wenigstens nicht mehr alleine. Nein, sie hatte Chiaki. Der Junge mit den hellbraunen Haaren, Zen, war auf dem Dach des Krankenhauses. Mal wieder konnte er nicht schlafen und der helle Mond schien Wache über ihn zu halten. Er saß auf der Bank, auf den in der Mittagspause oft Schwestern saßen oder wenn Ärzte und Pflegepersonal eine Raucherpause einlegen wollten, dann kamen sie meist alle hier hoch. Aufs Dach des Krankenhauses. Zen blickte auf den Papierflieger in seiner Hand. Er stand von der Bank auf und warf ihn in die Luft. Er ließ den Papierflieger fliegen. Er blickte ihm sehnsüchtig hinterher. Ja, wie gerne würde er endlich fliegen können. Er war überrascht, als sich plötzlich hinter den Flieger ein Schatten bildete und dieser Schatten landete nun auch noch auf dem Dach. Die junge Frau mit den blonden Haaren hatte den Papierflieger aufgefangen und hielt ihm ihn nun hin. „Wer bist du?“ Zen wusste nicht, wie ihm geschah. „Bist du etwa ein Engel?“ Seine blassblauen Augen waren überrascht geweitet, er blickte Jeanne an, staunend, mit offenen Mund. „Ich träume. Ich glaub, das ist ein Traum.“ Mit langsamen Schritten trat er auf Jeanne zu, die bisher noch kein Wort gesagt hatte oder näher an ihn heran getreten war. „Oh, bitte, lass mich nicht träumen.“ Er lächelte und hob die Arme, so als wollte er sie umarmen. Doch er fasste sie nur an die Schulter. Zu mehr schien seine Kraft nicht zu reichen, stellte Jeanne ein wenig erschrocken fest. „Wenn das die Wirklichkeit ist, flehe ich dich an, lass mich fliegen.“ Seine Stimme klang bittend. „Ich bitte dich.“ Jeannes Augen, die meist nur so von Energie strahlten, sahen den Jungen nun traurig an. „Aber du musst doch...“ Jeanne wusste, dass er im Krankenhaus bleiben musste. Seine Augen weiteten sich, er trat einen Schritt zurück. „Ach so... ich verstehe... wer du bist.“ Er drehte ihr den Rücken zu und rannte weg. „Warte!“ Doch da war Zen schon stehen geblieben. Es war wie ein Stich direkt ins Herz gewesen. Er blieb ruckartig stehen, mit schmerzverzerrtem Gesicht. Er fasste sich an die Brust, da wo sein Herz schlug. Er hatte Schmerzen. Schreckliche Schmerzen. Seine Augen liefen schwarz an. Ihm wurde kalt. „Zen!“ Jeannes Stimme durchhalte die Nacht. Sie musste mit ansehen, wie der Junge vor ihr auf den Boden fiel. Sofort rannte sie zu ihm. „Oh, Zen.“ Sein ganzer Körper zuckte vor Schmerzen. „Komm mir nicht zu nahe“, sagte Zen mit brüchiger und kratziger Stimme. „Ich will nicht... bitte, du darfst mich nicht holen.“ Jeanne war überrascht. Er hielt sie für den Todesengel? „Ich bin nicht hier, um dir wehtun“, sagte sie wie ein Versprechen ernst. „Zen, ich will dir helfen. Du musst mir bitte glauben.“ Glauben? Dieses große Wort. An was glaubte sie? „Ich will nicht sterben“, sagte er mit schwacher Stimme, aber so fest und ernst, dass sie wusste, wie ernst er es sagte. Schwarze Tränen liefen ihm aus seinen Augen. Pechschwarze. „Warum tust du mir das an?“ „Du wirst nicht sterben, ich bin doch bei dir.“ „Haha!“ Jeanne hörte ein Lachen. „Das wird ihn bestimmt sehr beruhigen.“ Sarkasmus lag in der Stimme. Jeannes Augen weiteten sich. Sie hatte diese dunkle Stimme schon mal gehört. Aber es war nicht die von Silar und dennoch konnte sie diese nicht wirklich zuordnen. Sie blickte auf und schaute sich um. „Wer bist du?“ Da sah sie ihn. Ein dunkler Schatten vor dem Mond. Es war ein Mann, in einem dunklen Anzug, mit dunklen Haaren. Der Umhang wehte in der Luft. Aber er schwebte über den Boden, einige Meter. „Ich bin Noyn.“ Seine Augen waren Lila. Sie sahen dämonisch aus und versprachen nur Unheil. „Der böse Krieger.“ „Der böse Krieger?“ „Jeanne!“ Er lachte auf. „Dieser Junge macht es nicht mehr lange.“ „Wie?“ Jeanne blickte auf Zen, der immer noch auf dem Boden lag und drohte, vor Schmerzen ohnmächtig zu werden. „Und außerdem lebt er nur deshalb noch, weil ein Dämon von ihm Besitz ergriffen hat.“ Nein! Das konnte nicht sein. „Anders ausgedrückt, wenn du den Dämon besiegst, hat der Junge keine Chance mehr.“ Erschrocken blickte Jeanne von Zen wieder zu Noyn. „Du lügst doch!“, schrie sie ihn an, griff nach ihrem Band und feuerte es auf ihn ab. Noyn schmunzelte nur und fing das Ende des Bandes seinen Finger auf, es steckte nun zwischen Zeige- und Mittelfinger. Er musste sehr stark sein. Ja, das sah nun auch Marron und nun fiel ihr wieder ein, wo sie diese Stimme schon mal gehört hatte. Das war der Kerl, der sie damals im Park aus dem Hinterhalt angegriffen hatte. Der böse Krieger schmunzelte nur und ließ das Band los. Langsam fiel es sachte zu Boden. „Ich möchte nicht in deiner Haut stecken, Jeanne. Du wirst dich entscheiden müssen. Und nun... Wie war das noch gleich mit dem Schach Matt?“ Wieder ertönte das dunkle Lachen von Noyn in der Nacht. Noyn hob seinen Mantel und verschwand darunter. Er war verschwunden. Einfach in die Nacht. Jeanne blickte ihm hinterher und bald sie nur noch den Mond. Sie blickte auf Zen und seufzte. Chiaki sah Marron zu. Sie schlief noch und er hatte sich auf seinen Sessel gesetzt und wollte ein wenig lesen. Er wollte Marron noch weiter schlafen lassen. Schließlich war Samstag. Sie war erst mitten in der Nacht nach Hause gekommen. Sie war seinen Fragen ausgewichen und hatte ihm nur vorgeworfen, dass er ihr nicht vertrauen würde. Stillschweigend waren sie dann ins Bett gegangen, hatten sich den Rücken zugedreht. Er blickte wieder in sein Buch. Wenn sie aufwachen würde, würde er sich bei ihr entschuldigen. Ja, er wollte ihr gestern Abend keine Szene machen, aber er hatte Angst um sie gehabt, das Silar oder Noyn sie in die Finger bekommen hatten. „Aber ich... weiß... dass sie dich … lieben.“ Überrascht blickte er auf. Ihr Schlaf schien nicht wirklich ruhig zu sein. Vielleicht sollte er sie wecken. Sie hatte Tränen in den Augen, als sie plötzlich aufrecht im Bett saß. Chiaki griff nach ihren Händen. „Marron.“ Doch Marron schien noch gar nicht wirklich wach zu sein. Das einzige was sie sah, war das Gesicht von Sindbad, wie er: „Schach Matt“, sagte. Doch das durfte nicht sein. Sie musste Zen beschützen. Sindbad durfte ihr keinen Strich durch diese Rechnung machen. Sie handelte nicht lange und stieß Sindbad von sich. Dabei stieß sie auch Chiaki aus dem Bett. „Marron“, meinte Chiaki sichtlich überrascht, als er plötzlich auf dem Boden des Zimmers lag. Marron blickte ihn an. „Chiaki. Oh, Gott, habe ich dir wehgetan“, sie eilte zu ihm und blickte ihn besorgt an. Er seufzte und drückte sie einfach nur an sich. „Du hast im Schlaf geschrieen. Ich habe mir Sorgen gemacht.“ Marron nickte und lehnte ihren Kopf an seine Brust. „Tut mir Leid, dass ich dir nicht gesagt habe, wo ich gestern war.“ „Ist schon okay. Ich bin ein wenig ausgerastet, aber nur weil ich mir doch Sorgen um dich gemacht habe.“ Marron nickte. „Ich weiß.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)