Geheimnisse im Nagoya-Krankenhaus von abgemeldet (Chiaki Vs. Marron) ================================================================================ Kapitel 26: Die Ruhe vor dem Sturm ---------------------------------- E.E. Cummings hat mal geschrieben: „Versuche nie, niemand anderes als du selbst zu sein, in einer Welt, die Tag und Nacht ihr Bestes gibt, um dich zu allem anderen zu machen. Und dieser Kampf ist ein schwerer Kampf, der Schwerste, den ein Mensch nur führen kann. Du darfst den Kampf niemals aufgeben.“ Marron blickte in die Akte des Patienten und lächelte diesen an. „Die Ergebnisse sehen sehr gut aus.“ „Wann kann ich denn dann gehen?“ „Das werde ich noch mit dem Oberarzt besprechen. Aber ich denke, dass Sie hier nicht länger bleiben müssen, auch wenn ich es schade finde.“ „Das sagen sie doch nur, Miss“, meinte der junge Mann. Marron mochte ihn, sie war gerne bei ihm und unterhielt sich einfach nur mit ihm. Der junge Mann hatte Leukämie und hatte schon so viele Behandlungen über sich ergehen lassen und dennoch hatte er nie den Mut aufgegeben. Eine Tatsache, die Marron bewunderte. Ja, das tat sie wirklich. Sie legte die Akte auf den Tisch und setzte sich ans Bett des Patienten. „Kann ich Sie was fragen?“ „Frau Doktor, Sie wissen doch, dass Sie mich alles fragen können.“ Er grinste sie an. Ja, dieser junge Mann war glücklich und flirtete auch gerne. Aber warum auch nicht. Er sah gut aus und verlor den Mut ans Leben nicht. Marron nickte und blickte auf ihre Hände. An ihrem Finger ruhte nun der Verlobungsring, den Chiaki ihr geschenkt hatte. Sie nahm ihn nicht mehr ab. Und wenn sie mal in eine Operation musste, dann hängte sie den Anhänger an ihre Kette, so trug sie den Ring immer ganz nah bei sich. Er bedeutete ihr sehr viel. Auch die Beziehung mit Chiaki bedeutete ihr viel. Das ganze mit Silar und Noyn, wie sich der andere Fremde vorgestellt hatte, war nun eine Woche her und Marron war seit drei Tagen wieder auf der Arbeit. Wenn es nach Chiaki gegangen wäre, dann hätte sie noch länger bei ihm zu hause bleiben sollen, doch Marron war die Decke auf dem Kopf gefallen, auch wenn sie sich mit Access viel unterhalten hatte. Sie mochte den kleinen Engel, auch wenn er sie sehr viel an Fynn erinnerte. Aber das war auch gut so, denn Marron wollte den kleinen Engel gar nicht vergessen. „Die Gerüchte sind also wahr“, meinte Samuel, so hieß der Patient nämlich, schließlich. Überrascht blickte Marron von ihren Händen auf und blickte in das lächelnde Gesicht von Samuel. „Was meinst du?“ „ „Der Ring an Ihrem Finger. Es gehen die Gerüchte hier herum, dass Sie verlobt sind. Mit dem netten Chirurgen.“ Er grinste sie an, als sie verlegen auf den Ring an ihrem Finger schaute und schließlich anfing zu lächeln. „Es sind also keine Gerüchte?“ „Nein, das sind sie nicht. Ja, Chiaki... ich meine Dr. Nagoya hat mich gefragt, ob ich mein Leben mit ihm verbringen und ihn heiraten möchte.“ „Das hätten Sie mir echt vorher sagen sollen.“ „Was meinst du?“ Er grinste sie immer noch an. „Na ja, Sie hätten mir sagen sollen, dass ich bei Ihnen gar keine Chance habe. Dann hätte ich das mit dem Flirten ganz von Anfang sein gelassen.“ „Das wäre aber sehr schade gewesen, Samuel.“ Marron lächelte ihn nun auch. „Denn ich mag dich so wie du bist.“ „Das höre ich gerne. Sie wollten mich was fragen, Frau Doktor.“ ' Marron nickte. „Ja, genau.“ Sie stoppte aber dennoch kurz. Dann blickte sie Samuel an. Er war so voller Lebensmut, dabei war sein Leben alles andere als einfach. Und dennoch hatte er nie aufgegeben. „Entschuldige die Frage. Es hat nichts mit meiner Arbeit zu tun. Das ist eine Frage, die ich dir gerne persönlich stellen möchte.“ „Nur zu“, meinte er lächelnd. Ja, er lächelte immer und das auch noch voller Zuversicht und Hoffnung. Sie blickte wieder auf ihre Hände, strich sich eine Strähne ihres Haares hinters Ohr und fing an:„Hast du nie mal daran gedacht, warum das alles?“ „Ob ich schon mal ans aufgeben gedacht habe?“ Marron blickte ihn an und nickte. „Ganz ehrlich?“ Marron nickte wieder. „Nein, ich habe nie daran gedacht.“ Er lächelte sie wieder an. „Ich bin nicht gerade gläubig oder so. Aber dennoch denke ich, dass Gott oder das Schicksal oder wer auch immer über das Leben von uns bestimmt...“ Er stoppte kurz. „Ich denke, dass man so viel Unglück bekommt, wie jemand aushalten kann. Ich denke, dass Gott mir diese Leukämie gegeben hat, weil er ganz genau weiß, dass ich damit klar komme, dass ich damit umgehen kann. Dass ich dadurch nicht zu Grunde gehe und weiterhin jeden Tag aufstehe und lächeln werde.“ Marron nickte. Das waren so schöne Worte. So starke Worte. Es waren die Worte, die sie brauchte. „Ich denke einfach, es gibt einen gewissen Prozentsatz an Unglück, den alle Menschen austragen müssen. Und dann kommt es auf die Verteilung an. Ich bin ein starker Mensch und war es schon immer, also ist es gut, wenn man mir so eine Krankheit gibt. Jemand der schwächer wäre, würde daran zu Grunde gehen, es nicht schaffen, immer Zuversicht und Hoffnung zu bewahren.“ Samuels Worte, waren so weise. Dabei war dieser junge Mann doch gerade erst mal 24 Jahre alt. Gott?! Ja, auch er hatte ihr eine Aufgabe zu gedacht. Wenn sie also Samuels Worten Glauben schenken sollte, dann hatte Gott ihr die Aufgabe gegeben, weil er wusste, dass sie sie meistern würde und darunter nicht zu Grunde gehen würde. „Ist bei Ihnen alles okay?“ Marron blickte auf. Sie lächelte und nickte. „Ja, danke.“ Sie stand vom Stuhl auf. „Ich werde mit dem Oberarzt reden und fragen, wann sie entlassen werden können.“ „Danke, Frau Doktor.“ Sie nickte, drückte ihm noch mal kurz die Hand und lächelte Samuel an. „Sie sind doch glücklich?“, fragte Samuel sie schließlich. Marron stockte kurz, sie überlegte. Doch sie brauchte nicht lange, um eine Antwort auf diese Frage zu finden. „Ja, ich bin glücklich. Ich habe Chiaki. Ich bin nicht mehr einsam.“ Chiaki stand an der Tür und blickte in das Zimmer, in dem Marron stand. Er hatte ihre Frage mitbekommen. Aber er war nicht in das Zimmer getreten. Samuel hatte Chiaki mitbekommen, hatte aber ebenso nichts gesagt. Er hörte Samuels Worte genauso zu, wie Marron sie hörte. Marron war noch nicht ganz zu ihrem alten Wesen zurückgekehrt, er wusste, dass da immer noch etwas war, was sie bedrückte und sie von innen zermürbte. Aber sie wollte nicht mit ihm reden. Er zwang sie nicht, das würde er nie tun. Sie wusste, dass er für sie da war. Und sie wusste auch, dass er ihr alle Zeit der Welt geben würde und das wollte er immer. Es ging um sie und um ihn. Sie waren ein Team. Und er wollte nicht der Anführer dieses Teams sein. Nein, dieses alte Ego von ihm hatte er abgelegt. Er wollte sie nur noch glücklich sehen und er wollte, dass sie von alleine zu ihm kam und er wusste oder eher, er hoffte, dass sie alleine den Weg zu ihm finden würde. Er lächelte, als sie sagte, dass sie glücklich war. Ja, das wollte er hören oder spüren. Er drehte sich um und ging den Gang wieder entlang. Es war Mittagszeit und Marron ging gerade mit ihrem Tablett zu dem Tisch, an dem Tomoki, Miyako und Alex saßen. „Hey ihr.“ „Oh, Marron“, meinte Miyako überrascht. Marron sah ihr an, dass sie nur überrascht spielte. Sie lächelte und setzte sich zu ihnen. „Wie geht’s euch?“ „Wundervoll. Und dir?“, fragte Miyako sofort. Marron hörte den Unterton aus Miyakos Stimme heraus, reagierte aber nicht drauf. „Alex hatte eine Affäre mit einer Schwester“, erzählte Tomoki. „Das geht dich ja mal gar nichts an“, meinte Alex zu Tomoki leicht sauer. Marron grinste. „Eine Affäre also?“ Sie nahm die Gabel in die Hand und fing an, in ihrem Salat zu stochern. „Und willst du uns nicht auch was erzählen?“, meinte Miyako an Marron und blickte diese musternd an. Marron blickte diese fragend an. „Was denn? Samuel darf bald entlassen werden.“ „Nein, das meine ich nicht. Ich meine, dass hier alle von deiner Verlobung mit McSexy reden“, schoss es aus Miyako heraus. „Und wir deine besten Freunde, davon als letzte erfahren.“ Miyako blickte auf Marrons Hand und sah den Ring. „Also ihr seid wirklich verlobt? Ist ja echt toll, wann wolltest du es uns denn sagen?“ „Miyako“, meinte Tomoki und wollte, dass Miyako sich beruhigte. „Nein, Tomoki, ich sehe gar nicht ein, dass ich mich beruhige.“ „Miyako. Es tut mir Leid“, meinte Marron schließlich. „Ja, das sollte es auch.“ Marron nickte und blickte Miyako leicht bittend an. „Also, kriegen wir mal ein paar Einzelheiten?“, fragte nun Alex. Marron grinste ihn an. „Was möchtet ihr denn hören?“ „Zum Beispiel, wie es dazu kam? Ich hatte irgendwie in Erinnerung, dass du dich letztens noch von ihm fern halten wolltest“, fiel es Miyako ein. Marron nickte. „Ja, das stimmt schon.“ „Also? Was ist seit dem passiert?“ Ja, was war seit dem passiert? Wie sollte sie ihren Freunden sagen, dass sie ein zweites Leben führte? Wie sollte sie ihren Freuden sagen, dass sie Jeanne die Kamikazediebin ist? Wie sollte sei ihren Freunden sagen, dass es gefährlich für sie war, wenn sie irgendwas davon wussten? Denn schließlich war sie das Ziel. Das Opfer. Es war merkwürdig. Jeden Moment rechnete Marron mit einem Anschlag auf sie. Einen Angriff auf sich oder auf Chiaki. Doch es war ruhig. Aber es war keine angenehme Ruhe. Es war die Ruhe vorm Sturm. Es war eine erdrückende Ruhe, wenn man genau wusste, dass es momentan zwar still war, man aber dennoch nicht glücklich sein konnte, weil man auch genau wusste, das jeden Moment etwas passieren konnte. „Kriegen wir mal eine Antwort, Miss-Ich-bin-Verlobt?“, fragte Miyako. Marron nickte. „Ja natürlich kriegt ihr eine Antwort. Sagen wir es mal so. Ich wurde angegriffen und Chiaki war da. Er ist immer dann da, wenn ich jemand brauche, aber eigentlich weiß, dass ich ja alleine bin. Genau dann taucht er auf.“ „Das ist schön“, meinte Tomoki. Miyako blickte ihre Freundin an und nickte. „Gut, dann ist diese ganze Sache hiermit abgeschlossen.“ Marron lächelte sie an und blickte ihre Freunde an. Wie froh sie doch war, dass sie diese hatte. Sie waren doch immer für sie da, auch wenn sie diese eigentlich gar nicht an sich ran lassen wollte. Aber so waren die Menschen wohl einfach. Wenn man jemand mochte, wollte man auch für diesen da sein und mit ihm Zeit verbringen, so war ja auch Chiaki. Und so langsam musste sie gestehen, dass sie ihn auch mochte. Nein, sie wusste, dass sie ihn so langsam aber sicher liebte. Vielleicht war das mit dieser Verlobung zu schnell gegangen, aber sie fühlte sich bei ihm sicher und geborgen und geschützt. Natürlich war da immer die Angst, dass er sie wieder verlassen konnte. Aber nur weil man Angst vor der Enttäuschung hat, die eine Liebe nun mal ab und an am Ende mit sich bringt, heißt es doch nicht, dass man sich nicht mehr verliebt. Nein, wie viele Menschen wurden schon verletzt und enttäuscht von den Menschen, die sie liebten. Eine Menge. Vermutlich sogar jeder einzelne Mensch. Aber deswegen geben wir dennoch nicht auf und verkriechen uns. Und wenn, dann tun wir dies nur für einen Moment. Und irgendwann verlieben wir uns wieder und die Angst wird dennoch da sein. Aber da ist auch eine Überzeugung in uns, dass wir diese Angst besiegen können, solange wir nur an den Sieg glauben. Und genau das wollte Marron tun. Sie wollte an die Liebe glauben. An Liebe, Freundschaft, Vertrauen und Hoffnung. Ja, genau daran wollte sie glauben. Sie wollte nicht aufgeben. Gott hatte ihr schließlich diese große Aufgabe gegeben, weil er genau wusste, dass sie zu den Menschen gehört, die damit umgehen können. Chiaki blickte sich um. Er war nun schon überall im Krankenhaus gewesen, aber hatte Marron nicht gefunden. Sie war doch wohl nicht ohne ihn nach Hause gegangen. Chiaki wollte das nicht und Marron hatte ihm doch versprochen, nicht alleine nach Hause zu gehen. Heute war ein stressiger Tag gewesen und er hatte keine ruhige Minute mit Marron gehabt, dabei waren sie nun verlobt, aber das hielt die Patienten wohl nicht davon ab, sich mal nicht zu verletzen oder in Unfälle verwickelt zu werden. Nein, anscheinend nicht. Aber warum wollte er sich denn beschweren. Er hatte endlich ein Foto auf seinem Schreibtisch stehen. Von der Frau, die er liebte. Sein Vater war von dieser Verlobung alles andere als begeistert und hatte auch schon versucht, auf Chiaki einzureden, doch diesem war das alles ziemlich egal. Er wollte Marron, da war er sich mehr als nur sicher. Er wusste es einfach. Er wusste, dass es das Richtige war. Er brauchte Marron. Sie erhellte einfach jeden Tag für ihn. Sie machte die Tage für ihn erträglich und überhaupt genießbar. Und erst durch sie wusste er, was er in seinem früheren Ich vermisst hatte. Er wollte nicht mehr der Junggeselle sein, der jeder Schwester im Krankenhaus hinterher schaute. Nein, er wollte endliche ehrlich und aufrichtig sein. Vor allem zu sich. Er wollte, dass er Marron gerecht war. Denn sie war aufrichtig und ehrlich und stark. Ja, sie war eine starke Person. Und sie wusste nicht mal wie stark und außergewöhnlich sie eigentlich war. Sie wusste nichts von dem Wunder was sie verbrachte, wie viele Menschen sie mit ihrer Art gut tat. Da sah er Miyako und Tomoki. Vielleicht wussten die Beiden, wo Marron war. „Hey, Miyako, Tomoki.“ „Oh, McSexy“, meinte Miyako. Chiaki blickte diese fragend an, ignorierte diese Bemerkung dann aber. Er hatte etwas Wichtigeres zu tun. Er musste einfach wissen, wo Marron ist. „Wisst ihr, wo Marron ist?“ „Ich weiß nicht, wo sie ist., meinte Tomoki. „Ich schon“, meinte Miyako schließlich. „Ja? Wo ist sie denn?“ „Im Keller“, antwortete Miyako. „Im Keller?“, fragte Chiaki skeptisch. Was wollte Marron denn im Keller des Krankenhauses? „Kommen Sie mit, ich zeige Ihnen, wo Ihre Verlobte ist und was sie momentan in jeder freien Minute tut.“ Chiaki nickte ihr dankend zu. Chiaki folgte Miyako in den Keller. Sie führte ihn durch die mal leeren, mal zugestellten Flure, bis zu einem Raum, ziemlich weit hinten. Chiaki wusste kaum was in all den Räumen in diesem großen Keller war. Vermutlich wurden hier Dinge gelagert, für die oben einfach kein Platz mehr war. Miyako deutete auf die letzte Tür. Chiaki blickte Miyako fragend an. Wollte sie nicht mitkommen? „Ich denke, es ist besser, wenn Sie da alleine rein gehen.“ Chiaki nickte schließlich und öffnete die Tür. Er war ein wenig überrascht, was er darin sah. Er hörte die Musik, die aus dem CD-Player kam, der neben der Tür stand. Der Raum war nicht gerade groß, aber hier standen alte Fitnessgeräte. Sie wurden wohl aussortiert, da in der Reha-Abteilung nicht sehr viel Platz für jedes Gerät war und vermutlich wurden die meisten nur bei Benutzung herausgeholt und nach oben gebracht. Und Marron stand mitten in diesem Raum und schlug gegen einen Boxsack. Sie hatte sich Handschuhe angezogen, ihre Haare nach hinten gebunden und trug eine kurze Hose und ein kurzes ärmelloses Shirt. Was tat sie hier? „Marron?“ Erschrocken drehte sich diese um und blickte in das fragende Gesicht von Chiaki. „Chiaki...“ Sie war mehr als überrascht, ihn hier zu sehen und das sah er ihr auch an. Aber was tat sie hier? Er trat nun näher in den Raum und schaute sich um. „Was tust du hier?“ Marron senkte den Kopf und spielte nervös mit dem Verschluss der Handschuhe. Sie blickte überrascht auf, als sie Chiakis Hände auf den ihren ruhen sah. „Marron, was tust du hier?“ Sie schluckte und blickte sich dann um. „Ich will stärker werden“, antwortete sie ihm knapp. Sie blickte ihn dabei nicht an. Chiaki nickte. Ja, er verstand ,was sie hier unten tat. Aber warum sagte sie es ihm nicht? Warum schloss sie ihn immer noch aus? Es war vermutlich einfach noch alles zu neu für sie. Das hier mit ihnen Beiden. Er nickte und zog sie einfach nur an sich. Er legte sein Kinn auf ihren Kopf und strich ihr über den Rücken. „Weißt du, ich habe dich gesucht. Ich habe dich heute den ganzen Tag noch gar nicht gesehen und ich hatte schon die Angst, dass du ohne mich nach Hause gegangen bist.“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte mit dir nach Hause gehen.“ Chiaki lächelte, als er das hörte. Er nahm sie jeden Tag nach der Arbeit mit zu sich. Natürlich hatte sie noch ihre Wohnung. Er hatte letztens von ihr ein paar Sachen geholt. Aber er sollte mit ihr darüber reden, ob sie nicht ganz zu ihm ziehen wollte. Aber vermutlich war das noch zu früh und sie brauchte diese Rückziehmöglichkeit. Einen Ort an dem sie sich zurückziehen konnte. Und diesen wollte er ihr nicht nehmen. Nicht so lange sie sich noch nicht 100% bei ihm zu Hause fühlte. „Lass uns zusammen stärker werden.“ Er schob sie leicht von sich und blickte sie bittend an. „Nein, das ist mein Kampf.“ Chiaki schüttelte den Kopf. „Du irrst dich, Marron. Das ist nicht dein Kampf. Das ist unser Kampf. Ich werde dich nicht alleine in den Krieg ziehen lassen.“ Marron wollte den Kopf schütteln, doch da hielt Chiaki ihren Kopf fest. „Marron, das ist mein Ernst. Ich lasse nicht zu, dass du alleine kämpfen wirst.“ Sie seufzte und nickte schließlich. Chiaki war erleichtert, sie nicken zu sehen. Er beugte sich zu ihr und küsste sie auf die Stirn. „Danke, Marron. Und nun lass uns nach Hause gehen.“ Marron und Chiaki lagen schon eine Weile im Bett. Das Licht war erloschen. Und dennoch lag sie wach, auch wenn sie sich so müde anfühlte. Marron spürte die Tränen in sich aufsteigen. Sie drehte sich zu Chiaki um und griff nach ihm. Sie wollte ihn spüren. Sie zog sich ganz an ihn heran. Fragend blickte er sie an. Er war auch noch wach. Er konnte nicht schlafen. Der Anblick, als sie da alleine im Keller des Krankenhauses trainierte, war immer noch in seinem Kopf. Sie trainierte, um sich und um ihn zu beschützen. Sie war so stark. Er war überrascht, als diese wundervolle Frau sich nun zu ihm kuschelte. Sie teilten sich zwar nun ein Bett, aber sie lagen meist voneinander entfernt. Marron zu liebe, sie wollte diese ganze Nähe noch nicht, wollte aber auch nicht, dass er nicht bei ihr im Bett schlief. „Marron?“ „Ich habe Angst“, flüsterte sie leise. Ihre Lippen bebten. Ihr ganzer Körper zitterte. Ja, Chiaki sah ihre Angst, er spürte sie deutlich genug. „Ich habe schreckliche Angst.“ Chiaki nickte und zog sie sofort zu sich. „Marron.“ „Ich habe Angst, dass wir den Kampf verlieren.“ „Nein! So darfst du nicht reden. Wir werden nicht verlieren.“ „Woher weißt du das so genau?“, fragte sie ihn und presste ihren Kopf an seinen Brustkorb, stumme, heiße Tränen rannten ihr über die Wange. „Es ist so schrecklich, zu wissen, dass Sie da draußen sind und nur auf einen Moment warten, in dem sie uns angreifen. Ich habe Angst.“ „Ganz ruhig.“ Er strich ihr über den Rücken. „Ganz ruhig.“ Auch er kämpfte nun mit den Tränen. Ja, er kannte ihre Gefühle, ihre Angst. Er hatte sie die ganze Zeit schon. Er beobachtete sie immer eine Weile, wenn sie eingeschlafen war, einfach nur aus Angst, dass er das nicht mehr lange konnte. Er beobachtete ihr Lächeln, ihre Art, nur um alles in sich abzuspeichern, damit er nichts vergaß. Er hatte Angst, sie zu verlieren und die Angst wurde mit jedem Tag größer. Mit jedem Tag, an dem sich die Gegner nicht zeigten. „Es ist okay, Angst zu haben. Ich habe auch Angst“, gestand er ihr. „Ich habe Angst, dich zu verlieren“, flüsterte er ihr zu und küsste sie. Er beugte sich über sie und blickte sie lächelnd an. „Auch ich habe Angst.“ Sie nickte und zog sein Gesicht zu ihrem und küsste ihn. Sie wollte ihn spüren. Chiaki erwiderte ihren Kuss und beide vergaßen die Tränen, die dennoch über ihre Wangen liefen. Ihr Kuss wurde leidenschaftlicher und wurde enger. Und in dieser Nacht liebten sie sich. Das erste Mal. Um ihre Angst und um ihre Furcht zu besiegen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)