Geheimnisse im Nagoya-Krankenhaus von abgemeldet (Chiaki Vs. Marron) ================================================================================ Kapitel 7: Nur ein Sonntag -------------------------- Der Wecker klingelte und Marron fühlte sich schrecklich, als sie am nächsten Morgen aufwachte. Die Sonne war zu grell, der Wecker zu laut, sie hatte Kopfschmerzen. Ihr tat alles weh. Dann versuchte sie sich an den gestrigen Abend zu erinnern. Er war lang gewesen. Schon als sie als Jeanne unterwegs war, war er lang und anstrengend gewesen. Sie wurde zu einer Schauspielerin gestern Abend gemacht. Sindbad hatte sie bloß gestellt und mit ihr gespielt. Und dann war noch der Abend auf dem Ball. Der Ball, auf dem sie als Marron auftauchte. Chiaki hatte mir ihr getanzt. Dann fiel ihr wieder der Kuss ein. Erschrocken schreckte sie hoch. Sie schaute sich erschrocken um. Sie war in ihrer Wohnung. Wenn sie auch nicht mehr wusste, wie sie her kam. Und sie lag alleine in ihrem Bett. Wie war sie in ihre Wohnung gekommen? Sie hatte einen Filmriss. Vermutlich hatte sie zu viel von der roten Bowle getrunken. Mit Kopfschmerzen legte sie sich wieder auf ihr Kissen und versuchte den Gedanken an den Kuss mit Chiaki aus ihrem Kopf zu vertreiben. Aber er war da. Der Gedanke! Der Kuss! Seine Sanftheit! Chiaki war in ihrem Kopf! Wie sollte sie denn am Montag wieder auf die Arbeit gehen können. Wie sollte sie ihm denn als Praktikantin ins Gesicht schauen können, jetzt, wo sie sich geküsst hatten. Was war da genau passiert? Sie erinnerte sich nur noch an den Kuss und danach war irgendwie alles verschwommen. Wie war sie noch mal nach Hause gekommen? Sie wusste es nicht. Marron drehte sich im Bett noch mal und schaute auf den Wecker. Es war Sonntag, 9:00 Uhr Früh. Sie hatte vergessen, den Wecker ganz auszustellen. Was jetzt aber auch egal war. Ihr war nach einer Dusche. Irgendwie fühlte sie sich nicht gerade fit. J a, Marron, du hast einen Kater, sagte sie zu sich selber. Mürrisch und schlapp stand sie auf und schlurfte sie in das Badezimmer. Der kleine Engel, der auch durch ihren Wecker aufgeweckt wurde, hatte sie links liegen gelassen. Auch die Guten-Morgen-Wünsche hatte sie vollkommen überhört gehabt. Zu sehr war sie in ihrem Gedanken gewesen. Als sie dann auch noch dem Engel die Badezimmertür vor die Nase zu donnerte, reichte es dem kleinen Engel. Fynn war wütend. So kannte sie ihre Marron gar nicht. Was war nur los mit ihr? Es muss irgendwas vorgefallen sein, da war sie sich sicher. Und sie wollte das herausfinden. Und sie würde es auch herausfinden, sie war schließlich Fynn Fish, ein Engel. Sie würde schon aus Marron raus kitzeln, was sie so mürrisch gemacht hat. Gut, Marron war nie ein Frühaufsteher, ein Morgenmuffel war sie schon immer ein wenig gewesen, aber so abwesend hatte Fynn sie noch nicht erlebt. Marron schaute auf die Uhr. Sie hatte noch eine Viertel Stunde. Dann würde sie abgeholt werden. Ariane, eine gute Freundin von ihr, wollte mit ihr einen Schaufensterbummel machen. Eigentlich wollten sie gestern richtig einkaufen gehen, aber Marron musste schließlich doch kurzfristig eine Schicht übernehmen und abends war der Ball gewesen, da war dafür leider keine Zeit mehr gewesen. Ihr Kopf brummte nicht mehr ganz so schlimm. Eine Thomapyrin wirkt doch Wunder. Sie lächelte ein wenig. „Fynn…“ Den kleinen Engel hatte sie ganz vergessen gehabt. Dieser kam auch schon sofort zu Marron in die Küche geflogen. „Was gibt es denn Marron?“ Sie strahlte ihre Freundin regelrecht an. Sie durfte sich nichts von ihrem Plan anmerken lassen. Sie musste vorsichtig mit den Fragen sein. Sonst würde Marron den Braten riechen. „Tschuldigung, ich fühle mich nicht so gut.“ „Macht doch nichts.“ Nun setzte sich Fynn auf den Tisch und blickte sie an. „Aber erzähl doch mal, wie war der Ball?“ Marron seufzte und fuhr sich ein wenig genervt durch die Haare. „Gute Frage. Ich erinnere mich an nicht sehr viel.“ „Was meinst du damit?“ „Ich hab wohl zu viel von der Bowle getrunken. Und hab einen kleinen Filmriss. Ich weiß zum Beispiel gar nicht, wie ich nach Hause gekommen bin. Kannst du mir was dazu sagen?“ „Ja, du wurdest nach Hause gebracht.“ „Wie bitte?“ „Ja, von einem jungen Mann. Der hat dich ins Bett getragen, dir die Schuhe ausgezogen und dir die Sachen ausgezogen. Ist dann aber auch bald wieder gegangen.“ „Ein Junger Mann? Dass war bestimmt Tomoki. Hatte er braune Haare?“ „Nein, braun waren seine Haare nicht. Ich würde eher blau sagen“, sagte Fynn ohne zu merken, was sie dabei bei Marron innerlich anrichtete. „Chiaki hat mich nach Hause gebracht?“ „Wer ist denn Chiaki? Er hatte blaue Haare. Wenn er das ist! Wer ist das?“ Marron seufzte. Sie wollte nicht an ihn denken und auch nicht über ihn reden. Warum hatte er sie bloß nach Hause gebracht? Marron dachte darüber nach, wie sie aufgewacht war, sie lag nur in Unterwäsche in ihrem Bett. Er hatte sie ausgezogen bis zur Unterwäsche. Er hatte sie also fast nackt gesehen. Er hatte seine Praktikantin fast nackt gesehen. Marron lief rot an. Dann blickte sie zu Fynn, weil ihr einfiel, dass sie ja nicht alleine in der Küche war und als sie den bohrenden Blick des Engels sah, riss sie sich zusammen. Sie trank noch einen Schluck von ihrem Orangensaft, den sie in einem Glas vor sich stehen hatte und stand auf. „Ich bin mit Ariane verabredet.“ „Darf ich mitkommen?“, fragte Fynn. Sie wusste Marrons Antwort eh schon, fragte aber dennoch noch mal. Marron war damit einverstanden, dass Fynn draußen rum flog, weil sie eh keiner sehen konnte. Aber sie wollte sie nicht mitnehmen, wenn sie auf die Arbeit oder sonst wo hinging. Sie wollte nämlich nicht erwischt werden, falls sie mal mit einem Engel, den eh niemand sah, reden würde. Man würde sie für verrückt halten und dem wollte sie aus dem Weg gehen. Marron seufzte und ging aus der Küche. Fynn seufzte ebenfalls. Sie wusste inzwischen, dass es etwas mit diesem Chiaki zu tun hatte. Deswegen war Marron so drauf. Marron kannte Ariane schon sehr lange. Sie hatten sich während des Studiums kennen gelernt. Sie hatten in einem gemeinsamen Kurs für behinderte Kinder gearbeitet. Ariane hatte aber nicht Medizin, sondern Sozialpädagogik studiert. Vom Äußeren her war Ariane vermutlich eine Traumfrau für jeden Mann. Sie war groß, hatte lange blonde Haare, helle blaue Augen und einen großen Vorbau. Wer sie nicht kannte, würde nie darauf tippen, dass sie lieber mit behinderten Kindern arbeitete als sich mit Menschen oder Männern ihres Alters zu umgeben. Sie war eben ein wenig anders und das mochte Marron so an ihr und deswegen verstanden sie sich auch direkt auf Anhieb. Und deswegen hielt die Freundschaft wohl auch schon seit über fünf Jahren, manchmal langte es schon, wenn sie einfach ein Wort sagten und der andere verstand sofort was in dem anderen vor sich ging. Marron hatte Ariane das letzte Mal vor drei Monaten gesehen. Die Arbeit im Krankenhaus, nebenher noch lernen und noch als Diebin unterwegs zu sein, sorgte nicht gerade dafür, dass Marron über einen freien Terminkalender verfügte, aber heute klappte es zum Glück. Marron kam wie vereinbart zur Eisdiele, wo sie sich bei dem schönen Wetter treffen wollten. Sie hatte sich eine Sonnenbrille angezogen, weil die Sonne doch ziemlich grell war und das bei einem Kater. Doch als sie sah, neben wem Ariane saß, wollte sie gerade umdrehen und wieder nach Hause in ihr Bett gehen. „Marron.“ Ariane war aufgestanden und winkte ihrer Freundin zu. Seufzend, da sie doch gesehen wurde, ging sie zu dem Tisch, an dem ihre beste Freundin Ariane und ihr Boss, Chiaki Nagoya saßen, die Person von der sie heute nichts hören wollte und schon gar nicht sehen wollte. Marron umarmte Ariane und blickte dann Chiaki fordernd an. Sie war sauer auf ihn. Er hatte sie schließlich fast nackt gesehen. Außerdem war da noch dieser Kuss. Auch wenn er himmlisch war, es hätte nicht sein dürfen. Sie war auf ihn sauer und warum saß er hier? „Hallo Marron“, sagte er lächelnd. Doch Marron war nicht nach Lachen zu mute. „Marron, der nette Mann hier…“ Sie zeigte auch Chiaki. „Marron, setzt dich doch erst mal“, sagte sie schließlich, da sie sah, dass sie immer noch stand. Nur widerwillig setzte sich Marron an den Tisch. Sie musste sich eine Strategie einfallen lassen, sonst würde der schöne Sonntag nicht mehr so schön sein. „Also er hat mich angesprochen und gefragt, ob er sich zu mir setzten kann, weil kein Tisch frei war. Und dann kamen wir ins Gespräch und dann sagte er mir, dass er in deinem Krankenhaus arbeitet.“ „Es ist nicht mein Krankenhaus“, verbesserte Marron ihre Freundin und versuchte Chiaki nicht anzuschauen. „Ja, wie dem auch sei. Und dann sagte ich noch, dass er doch warten soll, bist du her kommst. Ist doch toll oder? Was für ein Zufall, deinen Chef hier zu treffen. Du hast gar nicht gesagt, dass er so nett ist.“ Ariane strahlte regelrecht. „Ja, was für ein Zufall.“ Irgendwie wollte es Marron nicht aus dem Kopf gehen, dass Chiaki das hier alles geplant hatte. Aber woher hätte er von dem Treffen mit Ariane wissen sollen? Hatte Marron es ihm vielleicht gestern in ihrem betrunkenen Zustand erzählt? Sie seufzte. Vermutlich. Marron Kusakabe, du trinkst keinen Alkohol mehr, sagte sie zu sich selber. Am besten gehst du gar nicht mehr auf solche Veranstaltungen, dann kommst du auch gar nicht erst in die Verlegenheit. Das hast du nun davon, dass du von Anfang an gar nicht hin gehen wolltest. Chiaki lächelte Marron an. Doch sie ignorierte ihn. Und ihn machte es weiterhin Spaß, sie anzuschauen und zu beobachten. „Also Marron, was möchtest du bestellen?“ Marron funkelte ihn böse an. Er wagte es doch wirklich, sie anzusprechen. Nach all dem. „Nichts. Aber danke sehr“, versuchte sie dennoch freundlich zu bleiben. Sie blickte wieder zu Ariane. „Wollen wir nun bisschen durch die Stadt laufen?“ „Aber Marron, lass uns doch noch ein bisschen mit dem netten Mann unterhalten.“ „Genau, Marron.“ Chiaki lächelte. Marron seufzte. Sie saß in der Falle. Super, dachte sie sich. „Also was möchtest du bestellen?“ „War ein schöner Tag. Marron, ich ruf dich später noch mal an.“ Marron nickte ihrer Freundin zu und schon war sie verschwunden. Sie stand mit dem Rücken zu Chiaki und machte sich auf den Weg nach Hause. Sie wollte kein weiteres Wort mehr mit ihm reden. Morgen würde sie ihn auf der Arbeit sehen, dort müsste sie eh wohl oder übel mit ihm reden, aber nicht mehr heute. „Marron…“ Er folgte ihr. „So warte doch. Lass uns reden.“ Sie schüttelte nur den Kopf ohne sich zu ihm umzudrehen. Sie wollte nicht mit ihm reden. „Lass uns doch in Ruhe darüber reden, was gestern passiert ist.“ Nun blieb sie doch stehen. Sie seufzte. Aber sie wusste, dass sie sich der Situation stellen sollte. „Gestern ist nichts passiert“, sagte sie dann schnell. Es durfte nicht passiert sein, redete sie sich ein. Er war schließlich ihr Chef. Sie arbeiteten zusammen. Das würde auf kurz oder lang nie gut gehen. Das wusste sie. Deswegen wollte sie es so früh wie möglich beenden. Sie spürte plötzlich eine Hand, die nach der ihren griff. Sie blickte auf die Hand und blieb stehen. Es lief ihr heiß und kalt den Rücken herunter. Es war genau das gleiche Gefühl, als er sie gestern Abend auf den Dach berührt hatte. Und nun stand sie mit dem Rücken zu ihm. Sie blickte ihn nicht mal an, warum war wieder dieses warme Gefühl in ihr. „Marron…“ Seine Stimme klang sanft. Sie zitterte nicht, auch wenn er sich selber so fühlte, als würde er zittern. „Chiaki… Lass …“ „Nein, ich kann es nicht lassen.“ Er drehte sie zu sich um. Er wollte nicht mehr mit dem Rücken von ihr reden. Chiaki wollte sie anschauen, er wollte ihre Mimik, ihre Reaktion sehen. „Ich kann es nicht lassen“, setze er noch mal sanfter nach. Erschrocken blickte sie ihn an. Sie hatte mit so einer überraschenden Reaktion nicht gerechnet. Sie wusste nicht, wo sie hinschauen sollte, was sie machen sollte und immer noch war seine Hand um der ihren. Sie konnte nicht gehen, er hielt sie fest. Aber sie wusste, dass sie auch so nicht gehen konnte. Ihre Knie wurden weich. Sie durfte das alles hier aber nicht zulassen. „Bitte…“ Sie durfte es nicht zulassen. „Marron, für mich war das gestern etwas Besonderes.“ Mit geweiteten Augen blickte sie ihn an. Hatte er das wirklich zu ihr gesagt? Sie traute ihren eigenen Ohren nicht. War das Chiaki Nagoya, der Chefarzt, dem man zusagte, dass er mit jeder Schwester schon was gehabt hatte? Oder war das vielleicht nur seine Masche? Vermutlich. „Chiaki, bitte.“ Ihre Stimme klang nun stärker. Nicht mehr bittend und flehend. Für sie war es klar, dass es nur eine Masche von ihm sein musste, sie rum zu kriegen. Was sollte er sonst von ihr? Sie war nicht besonders hübsch und intelligent vermutlich auch nicht. Was wollte er schon von ihr? Und sie selber wollte bestimmt keine Affäre mit ihren Chef haben. „Warum?“, fragte er sie nun bittend. Er verstand sie nicht. Warum ließ sie ihn nicht an sich ran? Wovor hatte sie so sehr Angst? Hatte sie überhaupt Angst? Was war es sonst, was sie so handeln ließ? „Ich will das hier nicht.“ Sie blickte ihn ein wenig sauer an und entriss ihm ihre Hand. „Ich will das hier nicht.“ „Was willst du nicht?“ „Eine Affäre mit meinem Chef“, schrie sie ihn beinahe an. Sie wollte nicht schreien. Aber er provozierte sie einfach dazu. Sie seufzte, drehte sich um und ging. Perplex blieb Chiaki stehen. Was hatte sie da gerade gesagt? Eine Affäre? Wie kam sie auf so etwas? Marron war schon längst mehr als das? Sie war mehr als eine einfache Bettbekannte. Er wollte, dass sie mehr war. Es war das erste Mal, dass er sich mehr vorstellen konnte als eine Affäre. Das wollte er nicht verlieren. Dieses warme Gefühl in ihm war wundervoll. Es durchströmte ihn und es fühlte sich toll an. Das wollte er nicht verlieren. Er rannte ihr hinter her. „Marron.“ Sie blieb nicht stehen. „Ich will auch keine Affäre.“ Nun blieb sie stehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)