Geheimnisse im Nagoya-Krankenhaus von abgemeldet (Chiaki Vs. Marron) ================================================================================ Kapitel 2: Das zweite Gesicht ----------------------------- „Ich bin wieder zuhause“, ertönte die warme Stimme von Marron Kusakabe, als sie ihre Haustür hinter sich schloss, sich ihre Schuhe auszog, ihre Tasche in eine Ecke warf und ihre Jacke an den Kleiderhaken hing. Da wurde sie auch schon von einem kleinen, grünen Engel überrascht, der ihr direkt ins Gesicht flog und sich an die Wange von Marron drückte. „Marron… Endlich“, sagte das kleine Wesen mit den langen grünen Haaren und strahlte regelrecht eine wärmere Energie aus, als sie Marron sah. „Wie war dein Tag, Marron-schatz?“ „Nicht zu stürmisch, Fynn“, sagte sie lächelnd und ging mit Fynn auf der Schulter ins Wohnzimmer. Sie setzte sich erst mal auf die Couch und griff nach der Fernsehzeitung. Sie wollte sich ein wenig entspannen und Fernsehen. „Nun sag schon“, drängte der kleine Engel. Marron lächelte. „Ich mag den Oberarzt nicht. Aber der Tag war sehr interessant. Wir durften auch direkt an Patienten arbeiten, auch wenn der Dr.-Ich-bin-so-unwiderstehlich die ganze Zeit hinter uns stand. Aber es war sehr schön.“ Marron strahlte. Es war ein anstrengender Tag, aber es war ihr erster Arbeitstag und sie fühlte sich sehr wohl als Praktikantin im Nagoya-Krankenhaus. Sie fühlte sich müde und kaputt, aber dennoch war in ihr eine Stärke, die sie unbedingt nicht verlieren wollte und hoffte, dass sie nie mehr verschwinden würde. „Das freut mich. Heute Abend musst du wieder los“, ssagte sie schnell und knapp. Marron blickte Fynn an. „Warum sagst du das erst jetzt?“ „Weil ich erst mal wissen wollte, wie es dir geht und wie dein Tag war.“ „Ja, ich glaub dir kein Wort.“ Damit stand Marron auf und ging in die Küche, wo sie sich eine Banane nahm und diese schälte. Es war doch immer das gleiche mit diesem frechen Engel, dachte Marron bei sich. „Marron, du verstehst mich nicht. Du musst heute Abend wieder als Jeanne los. Du bist die Reinkarnation von Johanna...“ „Ja, ich kann es nicht mehr hören. Ich kenne diese Leier schon, weißt du doch.“ Marron seufzte und aß ihre Banane. Fynn seufzte. „Aber Marron…“ „Ist ja schon gut. Ich mache es.“ Fynn strahlte wieder. „Oh Marron, das ist wundervoll.“ „Ja, ich weiß. So bin ich nun mal“, sagte sie und grinste den kleinen, grünen Engel an. „Ich nehme mir jetzt ein Bad.“ „Ich komme mit.“ Marron nickte und ging mit dem kleinen Engel in das Badezimmer ihrer Wohnung. Chiaki Nagoya, Dr. Chiaki Nagoya saß in seinem Büro an seinem Schreibtisch. Es war still um ihn geworden, außer dem Ticken der Uhr war gerade nichts zu hören. Er brauchte auch seine Ruhe. Es war ein anstrengender Tag für ihn gewesen und er hatte heute Abend auch wieder etwas zu erledigen. Er wusste nicht, wie er das heute auf die Reihe kriegen sollte. Er fühlte sich ziemlich kaputt und müde und wollte am liebsten nur nach Hause in sein Bett gehen. „Was sagst du?“ Er kannte die Stimme. Doch Chiaki wollte jetzt nicht darauf antworten. Er brauchte seine Ruhe und das galt auch für seinen kleinen Freund. Er musste sich konzentrieren und Kräfte tanken. Er musste außerdem über einiges nachdenken. Er hatte nun schon seit zwei Nächten mit Jeanne, die Kamikanzediebin zu tun, warum erinnerte ihn Marron so sehr an diese Jeanne. Sie waren sich bestimmt nicht ähnlich. Allein vom Äußeren. Jeanne hatte lange blonde Haare und lila Augen. Sie war schlank und wunderschön. Sie strahlte Anmut und eine Leichtigkeit aus. Marron hatte braune Haare und braune Augen. Ihre Haare band sie sich streng zu einem Zopf. Sie war ein wenig nervös, wie es schien. Sie war ernst. Er hatte bisher auch noch nicht viel mit Jeanne zu tun gehabt. Aber vom ersten Augenblick, als er in Marron Kusakabes Augen geblickt hatte, hatte er sich gefühlt, als hätte er in die Augen von Jeanne geschaut. Was war hier los? Warum dachte er so? Er wusste, dass er eine Aufgabe hatte, die er erledigen musste. „Chiaki, rede mit mir“, forderte die Stimme nun. Chiaki seufzte nur. Öffnete nun aber doch seine braunen Augen. Er erschrak ein wenig, denn vor seinen Augen schwirrte der kleine Engel und wedelte wild mit den Armen umher. „Access…“, sagte Chiaki nur genervt. „Tue nicht so! Was ist noch mal los?! Rede mit mir!“, forderte er. Chiaki stand auf und ging ans Fenster. Er blickte hinaus und schaute auf die Straße. „Ich kann diese Jeanne nicht vergessen.“ „Sie ist deine Feindin!“ „Bist du dir da sicher?“ „Aber natürlich. Wir kämpfen gegeneinander, das hat sie dir doch auch schon deutlich genug gemacht, oder etwa nicht?“ Chiaki seufzte. „Ja, es stimmt wohl. Kannst du mir einen Gefallen tun?“ Access blickte ihn fragend an. „Ich tue es, wenn du heute Abend wieder als Sindbad unterwegs bist.“ Chiaki nickte. „Ja, werde ich.“ „Okay, schieß los.“ „Ich will, dass du über jemand was herausfindest.“ Access, der kleine Engel mit den lila Haaren, der Chiaki seit einer Weile begleitete, blickte ihn fragend und fordernd an. „Lasst das Spiel beginnen.“ Marron fühlte sich als Jeanne, wieder unbesiegbar. Es war mal wieder ein Leichtes Gewesen, den Dämon aus dem Bild zu bannen. Die Polizisten taten sich heute wieder besonders schwer, die fliegende Diebin zu fangen, denn sie war heute sehr gut gelaunt. Der Dämon, der sich in einem Bild versteckt hatte, war schnell gefangen. Aber etwas hatte sie doch nachdenklich stimmen lassen. Sindbad, ihr Gegner, den Sie seit zwei Tagen hatte, hatte sich noch nicht blicken lassen. Jeanne saß nun auf einem Baum und beobachtete das Getue der Polizisten auf dem Anwesen, in der Hand hielt sie die Schachfigur. Sie spürte, wie sich der Baum bewegte. Es war nicht der Wind, das wusste sie. Sie blickte auf einen Ast weiter über sie. Dort stand Sindbad in voller Tracht seines Outfits und blickte sie an. Seine Silberfarbenen Haare, sein silber-grauer Mantel schimmerten leicht im Mondschein. Sein Gesicht war mit einem Schatten bedeckt, dennoch konnte sie in seine durchdringenden Augen blicken. „Ich hab mir schon Sorgen gemacht“, scherzte sie und stand auf. Sie hielt sich am Stamm fest und blickte ihn fordernd durch ihre Lilafarbenen Augen an, er konnte sie gut erkennen, denn sie war vom Mond beschienen. „Hallo Jeanne.“ Er sprang von seinem Ast und sprang auf den ihren mit einem Satz. Es wackelte, als er auf den Ast landete. Jeanne klammerte sich an den Stamm. Da sie kurz unachtsam war, merkte sie zu spät, dass er nun direkt vor ihr stand. Er griff nach ihrer Hand, in der die Schachfigur ruhte. Er versuchte ihre Finger aus der Faust zu lösen. „Nein!“ Als er ihre Stimme erkannte, es war die von Marron, hörte er auf zu drücken, hielt sie aber weiterhin fest. Sie blickte ihn fragend an und versuchte die Unsicherheit zu deuten, doch sie wusste nicht, was sie überhaupt von ihm halten sollte. Er war ihr Feind. Er war Sindbad, der Dieb. Sie war Jeanne, die Diebin. Sie wusste, nicht für wen er kämpfte und für was. Das Einzige, was sie wusste und was wichtig war, war dass sie Feinde waren. Sie kämpften gegeneinander. Jeanne entriss sich seinem Griff und blickte ihn drohend an. „Hör auf, damit!“, sagte er nur. Sie blickte ihn fragend an. „Mit was?“ „Mit dem Stehlen“, forderte er, sprang mit einem Satz einen Ast höher und als Jeanne die Worte wahrgenommen hatte und nach oben ihm hinterher schaute, erkannte sie nichts mehr von ihm. Es war zu dunkel. Er war im Schatten der Baumkrone verschwunden. „Niemals…“, sagte sie nur, sprang vom Baum und eilte davon. Sinbad zog sich den Schleier vom Gesicht. Nun war er nicht mehr Sindbad, der Dieb, nun war er wieder Chiaki Nagoya, Stationsleiter des Krankenhauses Nagoya. Niemand wusste, dass er eine zweite Identität hatte. Niemand wusste es. Er blickte zum Mond, dann schaute er wieder in die Richtung, in der Jeanne davon geeilt war. Er seufzte. Chiaki hatte ihr letztes Wort noch vernommen gehabt. Er wusste, dass sie das antworten würde. Natürlich hörte sie nicht auf einem Kerl, der genauso wie sie Dieb war und noch dazu ihr Gegner. Ja, warum sollte sie auf ihren Gegner hören? Er seufzte. Was hatte er auch schon erwartet. Aber dennoch schlich sich ein Lächeln in sein Gesicht. Sie war wunderschön. Sie war noch genauso wunderschön, wie er sie seit der letzten Begegnung in Erinnerung hatte. Sie war nicht nur wunderschön, sondern auch anmutig und strahlte eine mächtige Aura aus. Normalerweise war er für so etwas nie empfänglich geworden. Aber seit Access vor drei Tagen in sein Leben getreten war, war eh nichts mehr, wie es vorher war. Es war anders, er war nun anders. Er war nun nicht mehr der Sohn, der nur in die Fußstapfen seines Vaters treten wollte, nun war er Jemand mit einem Geheimnis, die ihm zu etwas machte. Ja, sie machte Chiaki Nagoya zu Sindbad. Und jedes Mal, wenn er sich wieder in Sindbad verwandelte, genoss er die Macht und die Kraft, die in ihm war. Dass Jeanne ihn verwirrte, war ihm ein Dorn im Auge. Aber was ihn am meisten störte, war, dass immer, wenn er Jeanne anschaute, an seine Praktikantin Marron denken musste und umgekehrt genauso, das war schon, als er ihr Bild in den Händen gehalten hatte. Etwas zog sie an ihn. Sie schien etwas Besonderes sein. Chiaki wusste nicht mal, ob seine Vermutung stimmte, aber er fühlte, zumindest dachte er, dass zwischen Marron und Jeanne eine Verbindung sein musste, wenn er auch noch nicht wusste, welche das war. Chiaki stand vom Ast auf und sprang vom Baum. Er verließ die Gegend. „Bin wieder da!“ „Marron!“, hörte sie die liebliche Stimme des kleinen Engels, der auch sofort angeflogen kam, als sie ihre Freundin Marron hörte. „Du warst toll.“ Marron nickte. „Ja, es war sehr einfach heute. Fast zu einfach.“ „Na ja, du wirst ja auch stärker. Damit hätten die Polizisten bestimmt nicht gerechnet. Ein Glück, dass dieser Sindbad nicht da war“, meinte Fynn und spuckte diesen Namen regelrecht über ihre Lippen. Marron blickte sie an, ging in die Küche und trank einen Schluck Milch, die sie sich aus dem Kühlschrank genommen hatte. „Er war da.“ „Ich habe ihn gar nicht gesehen.“ Marron nickte. „Er kam in den Baum, wo ich am Ende mich hingesetzt hatte um den Rest von außen zu beobachten.“ „Er war da!“, meinte Fynn erschrocken. Marron nickte. „Aber er…“ „Was? Was hat er getan! Sag schon“, forderte Fynn auf. „Gar nichts“, sagte sie nur knapp. „Wie nichts?“ „Nichts halt“, sagte Marron und ging aus der Küche, ins Schlafzimmer. „Marron….“ „Ich bin müde.“ Fynn seufzte und blickte Marron an, wie diese sich Bettfertig machte. „Und Access?“ Chiaki war ungeduldig. Er wollte wissen, ob sein kleiner Engel, der sich eventuell als nützlich erweisen haben könnte, etwas herausgefunden hatte. Access blickte Chiaki an. „Du hast keine Figur mitgebracht.“ „Das war auch nicht abgemacht.“ „Was soll denn das heißen, nicht abgemacht?“ „Ich habe gesagt, dass ich heute als Sindbad unterwegs bin und somit habe ich meine Vereinbarung eingehalten und wie sieht’s mit dir aus?“ Access seufzte auf. „Ja, ich habe etwas herausgefunden und ich weiß nun auch, warum du mich sie beschatten lassen solltest.“ „Ja?“ Chiaki war ungeduldig. Er blickte den kleinen Engel fordernd an. „Ja, Marron Kusakabe, ist wie du erwartet hast…“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)