Die S-Collection von Lichtregen (SasoDei One-Shots) ================================================================================ Kapitel 1: Schmerz ------------------ So, da bin ich wieder und zwar diesmal mit einer OS-Sammlung zu den Akas. Ich hoffe, sie gefällt euch. Ich werde immer mal wieder was Neues on stellen, bis mir die Ideen ausgehen. Die Auflösung, was das "blutrot" aus "Is art a bang?" angeht, habe ich in die Beschreibung zu der FF eingefügt, für die, die es interessiert. Da sie die erste war, die es zum größten Teil herausgefunden hat, ist dieser OS 5amylee5 gewidmet (andere Widmungen folgen^^). Danke, dass ihr mich weiterhin verfolgt xD Eure Kurosaki-san //Verdammte Scheiße!!// Ein erneuter Blutschwall landete auf dem schon mit der roten Flüssigkeit durchtränkten Waldboden, als Hidan den Stab in seinem rechten Bein versenkte. Warum? Warum nur? Und wieso ging es nicht weg? Sein Mantel lag achtlos neben einem Baum, seinen freien Oberkörper zierte schon eine beachtliche Menge an frischem Blut, das ihm von seinen Mundwinkeln herabtropfte. Nach einem weiteren Stich in dieselbe Wunde, in der bereits das rohe Fleisch zu sehen war, keuchte der Grauhaarige gequält auf, und dennoch reichte der stechende Schmerz noch lange nicht aus, um der wahren Tortur zu entkommen. Doch, einem reichte diese Störung schon lange! „Halt endlich die Klappe, Hidan!“, knurrte Kakuzu, der in sicherem Abstand von eventuellen Blutspritzern, die sein kostbares Geld besudeln könnten, eben dieses aus seinem Koffer genommen hatte und es nun zählte. „Wenn du deine abartige Selbstverstümmelung unbedingt durchführen musst, dann tu das woanders. Ich kann mich so nicht konzentrieren.“ Ein finsterer Blick zeichnete sich über der Maske ab, der Hidan jedoch nicht abschreckte. „Dann geh du doch woanders hin, wenn’s dich so stört. Dein verficktes Geld hast du außerdem schon dreimal geprüft, seitdem wir das Kopfgeld für diesen alten Fettsack bekommen haben!“, keifte der Jashinist und verteilte weiteres Blut auf dem Boden, als der Stab seinen Weg in dessen Unterleib fand. „Mein Geld erfüllt im Vergleich zu deinen hirnlosen und ewig dauernden Ritualen zumindest einen Zweck. Oder willst du auch noch jedes Mal die Händler abstechen, um an Lebensmittel zu kommen?“ Kakuzus selbstgefälliges Grinsen war, obgleich wegen der Maske nicht sichtbar, beinahe in der Luft greifbar und zwang Hidan, seine Erwiderung wütend hinunter zu schlucken. Der andere hatte Recht, aber das würde er ihm nicht auch noch durch argumentationslose Beschimpfungen bestätigen. Nein, dazu hatte er jetzt auch einfach nicht mehr die Kraft. Stattdessen griff sich Hidan seine Sense, die an einem Baum gelehnt stand, und rammte sich diese mit voller Wucht in den Bauch, sodass, trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Kakuzus, ein blutroter Schwall auf den fein säuberlich gehäuften Geldstapeln landete und der Maskenträger erschrocken und rasend vor Wut aufsprang. „WAS FÄLLT DIR EIN, MEIN WERTVOLLES GELD ZU BESCHMUTZEN, DU BASTARD?!“, schrie Kakuzu zornentbrannt und stürmte auf seinen Partner zu, der jedoch nicht von der Stelle wich. „ICH BRING DICH UM!!“ Mit festem Griff legte sich seine Hand um den Hals des Grauhaarigen, der immer noch unberührt von der ganzen Situation schien, und drückte zu. „Tu, was du willst, Kakuzu. Wenn du es schaffst, mich zu töten, müsste ich dir wirklich dankbar sein“, erwiderte Hidan schlicht und starrte scheinbar ohne jede Gefühlsregung in die grünen Augen, aus denen der Zorn plötzlich gewichen war und Verwunderung Platz machte. Kakuzu ließ den Jashinisten los und trat einen Schritt zurück. Irgendwas lief hier doch verkehrt. Keine Beleidigungen, keine in Rage gebrüllten Verwünschungen, sondern… Gleichgültigkeit? Dass er das noch erleben durfte, dass der Grauhaarige mal nicht wie ein Wahnsinniger um sich schlug und ihm den Tod wünschte! Aber war das wirklich Hidan, der hier vor ihm stand? „Was ist los mit dir?“, fragte Kakuzu gepresst und blickte seinen Partner skeptisch und mit leicht zusammen gekniffenen Augen an. Und erst jetzt fiel ihm auf, was auch äußerlich an dem anderen nicht zu stimmen schien. „Was ist mit deinem Fluch? Hast du heute etwa nichts zum Opfern gefunden?“ Die letzten Worte enthielten einen leicht belustigten Unterton, was den Jashinisten beleidigt auf schnauben ließ. „Seit wann interessiert dich so was, Zombie?“, gab Hidan kalt zurück, konnte seine Augen jedoch nicht, wie beabsichtigt, von dem Gesicht seines Gegenübers lösen, um sich wieder der Zurichtung seines Körpers zuzuwenden. Kakuzu machte einfach alles immer noch schlimmer… „Das ist keine Antwort auf meine Frage“, knurrte der Schwarzhaarige und kam dem Gesicht des anderen bedrohlich nahe. „Wenn du Ärger machst, weil du komisch drauf bist, bleibt nur wieder alles an mir hängen und ich muss deinen Kopf annähen, worauf ich echt verzichten kann, Freak.“ „Schön für dich. Lass mich doch einfach beim nächsten Mal verrecken, dann hast du keine Probleme mehr“, giftete Hidan zurück, versucht, den aufkommenden Schmerz zu verdrängen. „Du weißt, dass das nicht geht, auch wenn ich wollte. Als Partner bist du für mich unersetzlich… leider.“ Kakuzu wandte sich ab und machte sich daran, das durchweichte Geld aufzusammeln. Er würde Hidan für seine Tat am liebsten in seine Einzelteile zerlegen, aber dagegen stand sein eigenes, eben vorgebrachtes Argument. „Ach, das ist also deine Meinung über mich, was?!“, brüllte Hidan und ballte zornig seine Hand zur Faust. „Nur weil ich unsterblich bin, duldest du mich an deiner Seite?! Immer zählen für dich nur deine beschissenen Scheine! Weißt du, ich scheiß echt langsam auf die und deine verdammte Abhängigkeit von diesem wertlosen Zeug!!“ Der Schmerz wurde unerträglich und drohte, seine Brust zu zersprengen. Warum war der Schwarzhaarige nur so desinteressiert und kalt allem gegenüber, das kein grüner Fetzen Papier war? Warum war ihm das Geld wichtiger als das Leben seines Partners? Und warum tat es nur so verdammt weh, dies alles zu wissen? Wieso konnte er den Schmerz nicht vergessen, der sich wie Gift in seinem Inneren ausbreitete, nicht durch die Pein der blutigen Wunden betäuben? Kakuzu drehte sich wieder um und starrte seinen Partner irritiert an. Was sollte dieser plötzliche Ausbruch? Er zuckte mit den Schultern. Was auch immer Hidan mit seinen Worten gemeint hatte, es war ihm eigentlich egal. „Ich weiß nicht, was du anderes erwartest, Hidan. Wir sind nur zum Zweck und für die Ziele der Organisation in einem Team, also reg dich nicht so auf. Ich bekomme das Geld und du kriegst deine Opfer. Sei damit zufrieden“, gab der Größere ruhig zurück und blickte direkt in die dunkelrosa Augen seine Partners, die einen seltsamen Ausdruck angenommen hatten. Warum schaute Hidan ihn so komisch an? „Ich hasse dich, Kakuzu“, zischte der Grauhaarige, um zu verbergen, wie ihn die Worte des anderen in Wahrheit verletzt hatten. Warum taten sie das? Es könnte ihm doch eigentlich egal sein, was der Schwarzhaarige sagte, aber der Schmerz in seiner Brust überzeugte ihn vom Gegenteil. Wie war es nur soweit gekommen? Was hatte diese für ihn unbekannten Gefühle in ihm ausgelöst, die ihn um seinen Verstand brachten? Nun ja, wohl einfach Kakuzu selbst, der erneut gleichgültig mit den Schultern zuckte. „Mir doch egal. Beruht dann auf Gegenseitigkeit, was?“, gab Kakuzu gelangweilt zurück. Aber irgendetwas stimmte mit Hidans Augen nicht, nein, ganz und gar nicht. Aber der würde sich schon wieder einkriegen, denn immerhin standen solche Ausbrüche bei dem Jashinisten an der Tagesordnung. Aber seit wann stach der Grauhaarige ohne ein mitleidendes Opfer auf sich ein? Ach egal, ging ihn ja nichts an. Diese Gleichgültigkeit brachte ihn noch um… das Wissen, dass Kakuzu seine Empfindungen niemals teilen würde. Stattdessen hasste dieser ihn. Seiner eigenen Gefühle nicht Herr werdend, holte Hidan mit der blutroten Sense aus und traf mit ihr genau in sein Herz, sodass Blut nach allen Seiten spritzte und ihm leicht schwarz vor Augen wurde. Er hatte wahrscheinlich wirklich etwas zu viel Blut verloren, aber das kümmerte den Grauhaarigen nicht. Immerhin war er unsterblich… leider. Aber selbst der wie ein Stromschlag seinen Körper durchfahrende Schmerz konnte seine seelischen Leiden nicht schmälern, betäubte nur seine Glieder und benebelte seine Wahrnehmung, verhinderte jedoch nicht den Zerfall seines Inneren. Er brauchte kein Opfer, um sich selbst zu foltern, um die psychische Pein durch körperliche Schmerzen eindämmen zu versuchen… Aber warum brachte selbst das nichts gegen diesen Schmerz, den sein Partner in ihm auslöste? Kakuzu, der beim Zusammensammeln seiner dreckigen Scheine ein schmerzerfülltes Stöhnen und daraufhin einen Laut hörte, als ob etwas Schweres zu Boden gefallen wäre, blickte sich überrascht um und sah, dass Hidan zusammengebrochen und mit seiner Waffe im Brustkorb in seiner eigenen Blutlache lag. „Hey! Spinnst du?! Willst du dich umbringen, oder was?! Ein so hoher Blutverlust ist selbst für dich nicht gut“, rief der Schwarzhaarige verärgert, konnte so viel Nachlässigkeit dem eigenen Körper gegenüber nicht verstehen. „Tu nicht so, als würde dich das dann stören“, krächzte der Grauhaarige und krallte schmerzerfüllt seine rechte Hand in den weichen Erdboden, als er spürte, wie seine Sinne langsam schwanden. Er konnte zwar nicht sterben, aber vielleicht würde eine Ohnmacht ihn wenigstens für kurze Zeit seine Leiden vergessen lassen… „Hey, Hidan, mach keinen Scheiß!“, ertönte Kakuzus genervte Stimme wie von weit her, während er allmählich in die Dunkelheit abtauchte, die ihn erlösen würde. Der Schmerz der Wunde pochte unangenehm in seiner Brust und der Geschmack von Kupfer erfüllte seinen Mund, doch nur vor einem wollte Hidan in die gefühllose Schwärze fliehen… dem Schmerz, nicht auch geliebt zu werden. Kapitel 2: Das Vermächtnis -------------------------- Ein unkontrollierbares Schütteln durchzuckte seinen Körper und zwang ihn, sich entgegenwirkend die Hände an den Armen zu reiben. Wie kalt würde es denn noch werden? Ein eisiger Windzug erfasste seine langen, blonden Haare und blies unangenehm unter den dünnen Stoff seines schwarz-roten Mantels, den er folglich noch enger um seinen Körper schlang, um der kalten Luft ja keine Angriffsfläche mehr zu bieten. Dabei war es doch gerade erst Herbst geworden und die Bäume würden erst in Kürze ihr welkes Laub abwerfen. Tote Blätter, die zu Boden fielen und im Kreis des Lebens ewig fortbestehen würden… Der Tod konnte jeden einholen, das hatte Deidara begriffen, nachdem sogar sein ehemaliger Teampartner Sasori, der sich selbst als ewig währendes Kunstwerk angesehen hatte, vor zwei Monaten gestorben, oder besser gesagt getötet worden war. Welche Ironie… Der Blonde blickte starr auf den dunklen See hinaus, an dem er sich in letzter Zeit öfters eine Auszeit von seinem nervigen Partner Tobi gönnte und dessen Oberfläche sich unter einem weiteren, kühlen Windstoß kräuselte, die schwarzen Tiefen ihn mit einem Sog in die dunklen Abgründe führten. Ihm fröstelte erneut und sein Blick verfinsterte sich, wurde zu einem kalten und emotionslosen Ausdruck auf dem sonst so hübschen Gesicht, dessen blaue Augen jedoch jeglichen Glanz aus früheren Zeiten verloren hatten. War es aber wirklich die Umgebung, die diese Kälte und Dunkelheit verbreitete oder… war er es selbst? War es vielleicht nicht sein Äußeres, das fror, sondern sein Inneres, das langsam an Kälte erstarb? Verbittert richteten sich Deidaras Augen auf die Münder in seinen Handflächen. Er fühlte nichts. Nicht einmal einen Funken der Freude oder des Wahnsinns, den er sonst, früher, sooft empfunden hatte, wann immer er an seine Explosionen, seine Kunst, gedacht oder diese angewandt hatte. Nichts. Das einzige, das blieb, war die fortwährende Kälte und Leere, die seinen Körper vergifteten und jeden Muskel lähmten. Selbst das Lächeln hatte er verlernt… Was war nur aus ihm geworden? War er nicht einmal ein fröhlicher Mensch gewesen, glücklich… lebendig? Könnte man seinen aktuellen Zustand überhaupt als Leben bezeichnen? Träge stierten die blauen Iriden auf das unergründliche Wasser, ohne jeden Ausdruck, ohne jede Motivation, diese stille, aber trostlose Idylle der Dunkelheit mit einem seiner Kunstwerke zu zerstören und ihr damit Leben einzuhauchen, wie er es sooft getan hatte. Warum hatte er sich so verändert? War nicht Sasori immer derjenige gewesen, der immer schlechte Laune gehabt und ihn mit gefühlsleeren Augen bedacht hatte, weil er innerlich sicherlich schon längst tot gewesen war? Wieso fühlte er sich seit dem Tod des Rothaarigen plötzlich genauso? „Deidara-senpai! Tobi hat Sie schon überall gesucht!“ Der Maskenträger sprang mit einem freudigen Quietschen aus dem Gebüsch, was Deidara aus seinen Gedanken riss und aufschauen ließ. Nicht auch noch der… „Wir haben doch gleich eine Mission, weshalb Deidara-senpai doch endlich mal nach Hause kommen muss anstatt in der Gegend rum zu starren… Tobi will Sie verstehen, aber Tobi kommt einfach nicht dahinter! Oder ist Deidara-senpais Tätigkeiten vielleicht sogar so unsinnig, wie Tobi denkt?“ Deidaras Schläfe zuckte unkontrolliert, doch anstatt ihn mit lauter Stimme anzufahren, glichen seine Worte einem bedrohlichen Zischen. Was für ein „Zuhause“ meinte der Schwarzhaarige überhaupt? Das trostlose Hauptquartier der Akatsuki konnte der Blonde jedenfalls nicht mehr so nennen… „Halt die Klappe, Tobi, hm. Der einzige, dessen Dummheit jeden Rahmen sprengt, bist du selbst. Und dafür, dass du seit neuestem denken kannst, müsste man wahrscheinlich sogar dem bekloppten Jashin danken… wenn du das wert wärst, hm.“ Deidara starrte seinen Partner emotionslos in die Augen, verzog nicht eine Miene, als seine Beleidigung ihre Wirkung zeigte, als Tobi aufgebracht auf der Stelle hüpfte. „Warum sind Sie immer so gemein zu Tobi? Tobi hat Ihnen gar nichts getan und Sie beachten ihn kein Stück… Sie erkennen Tobis Leistung gar nicht an“, schmollte der Maskenträger und trat unsicher von einem Fuß auf den anderen. „Wie du meinst, hm…“ Deidara drehte sich einfach weg und ließ den Älteren alleine stehen, um sich widerwillig auf den Weg zum Versteck und der Mission zu machen. Tobi, der dies verwirrt und zugleich geknickt zur Kenntnis nahm, folgte dem Blonden und beeilte sich, um seinen Partner einzuholen, was dieser mit einem missbilligenden Blick zur Seite bemerkte, worauf er unüberhörbar schnaubte. „Sie sind genau wie Sasori-san… gleichgültig und kalt…“, murmelte der Schwarzhaarige traurig, weil sein Partner ihn wohl niemals mögen oder gar akzeptieren würde… Deidara schwieg. Hatte Tobi Recht, mit dem, was er sagte? War er tatsächlich wie Sasori? Auch nach außen hin? Leblos? Gefühlskalt? Ohne Interesse an dem Schicksal anderer? Er beschleunigte unbewusst seine Schritte, sodass Tobi nun neben ihm herlaufen musste, um mitzuhalten. „Warten Sie doch, Deidara-senpai! Nicht so schnell!“, jammerte der Maskenträger, dessen Atem schon schneller ging und er deswegen keuchend nach Luft schnappte. „Ich warte nicht, besonders nicht auf dich, Spiralfresse. Wenn du mit willst, dann beeil dich, hm“, entgegnete der Blonde gereizt und nahm noch einmal an Tempo zu, sodass Tobi doch ein gutes Stück zurückfiel. Umso besser, der sollte ihn bloß in Ruhe lassen. Warum war der Schwarzhaarige überhaupt mit ihm in einem Team? Womit hatte er so einen schwachen und nutzlosen Partner, der zudem kein Verständnis von Kunst hatte, nur verdient? Der andere nervte nur, behinderte ihn bei Missionen und stand auch sonst immer im Weg. Wer konnte so jemanden schon gebrauchen? Aber war das nicht genau das, was Sasori auch immer von ihm selbst gedacht hatte? Dass sein Partner nutzlos, seine Explosionen Mist seien und er von Kunst keine Ahnung habe? Ach Quatsch, das damals war doch etwas völlig anderes gewesen und könnte unmöglich mit der derzeitigen Situation verglichen werden, denn immerhin waren sie beide Künstler gewesen… Und Deidaras Kunst hatte im Endeffekt überlebt, obwohl der Rothaarige seine angebliche Ewigkeit immer so gerühmt hatte. Pah! Das einzige, das von Sasori vielleicht noch übrig war, waren seine zerstückelten, holzigen Körperteile, die in einer eingestürzten Höhle vermoderten. Tolle Form von Ewigkeit… Doch selbst dieser Gedanke an seinen Triumph über den rothaarigen Künstler konnte dem Blonden kein Lächeln entlocken… Sein Gesicht blieb versteinert. „Deidara-senpai! Bitte wartet, Tobi kann nicht so schnell laufen!“, ertönte erneut die weinerliche Stimme des Maskenträgers hinter ihm, doch Deidara dachte gar nicht daran anzuhalten. Warum auch? Sollte der Schwarzhaarige doch bleiben, wo er wollte… Grummelnd erreichte der Blonde schließlich den versteckten Eingang, schon jetzt genervt von der Aussicht auf die bevorstehende Mission, und öffnete das Siegel. Mit müden und gleichzeitig gelangweilt blickenden Augen sah er seinen Partner nach ihm ankommen, schritt aber, ohne auf diesen zu warten, hinein. Vielleicht würden ihn ein paar Explosionen bei der Mission doch endlich mal wieder aufmuntern, was sie bis jetzt jedoch nie geschafft hatten… Schon wieder. Keine Vorfreude, rein gar nichts, höchstens Wahnsinn, der sich in solchen Momenten der kurzen, flüchtigen Explosionen immer einstellte und in seinen Augen leuchtete, erfüllte seinen Körper. Er war taub geworden… taub und stumm für die Dinge, die ihn früher so gefesselt hatten. Ohne auf andere Akatsuki-Mitglieder zu stoßen, da diese wahrscheinlich schon zu ihren Missionen aufgebrochen waren, erreichte Deidara Tobis und sein Zimmer und ließ sich schwer auf sein Bett fallen, wo er, verwirrt von seinen eigenen Gedanken, die Augen schloss und sich erschöpft mit seiner Hand an die Stirn fasste. Vielleicht hatte Sasori ja doch etwas hinterlassen… sich selbst in ihm…? Deidara resignierte. Das war es wohl, was Sasori wohl schlussendlich doch seine Ewigkeit gebracht hatte… Ein Teil von ihm lebte in dem Blonden weiter, würde ihre Schicksale bis zu dem Tag seines eigenen Todes miteinander verbinden. War Sasoris ewig anhaltende Kunst im Endeffekt doch wahrhaftiger als seine eigene? Und warum war es dazu gekommen? Er hatte seinen ehemaligen Partner nicht einmal besonders gemocht, lediglich als Künstler respektiert… zumindest war ihm etwas anderes nicht bewusst gewesen. Der Blonde zuckte unwillkürlich mit den Schultern und ließ seine Hand erschlafft auf das Bett fallen. Ändern könnte er an der ganzen Situation sowieso nichts. Denn genau das war diese wohl… Sasoris Vermächtnis. So, das war der nächste OS. Ich habe so viele Ideen für weitere, aber keine Fantasie, sie auch umzusetzen (kann also dauern...). Die FF konnte ich auch noch nicht anfangen, weil mir immer andere Ideen im Kopf rumschwirren. So zum Beispiel schon ein etwas detaillierterer Plan für eine FF mit Hidan und Itachi. Hättet ihr überhaupt Lust auf das Pairing? Ich nämlich schon xD Gewidmet ist der OS jedenfalls lunalinn, weil sie immer so liebe Kommis schreibt, sie einfach sie (ich^^) selbst ist *knuddelknuff* und weil sie das Pairing auch so gern hat wie ich xD Vielen Dank übrigens für die Kommis beim ersten OS. Ich freu mich immer riesig über eure Äußerungen ^_____^ Eure Kurosaki-san Kapitel 3: Späte Erkenntnis --------------------------- Ich weiß echt nicht, was ich noch dagegen machen soll, aber selbst meine OS werden immer länger und länger und rauben mir jegliche Zeit, die ich eigentlich schon längst mit Abi Lernen verbringen sollte. Da dieser OS mir seit dem Urlaub aber einfach nicht aus dem Kopf gegangen ist, musste ich ihn unbedingt noch schreiben, ehe ich mich in die Höhle des Löwen begebe. Ich muss mich deshalb aufrichtig dafür entschuldigen, dass dies wahrscheinlich vorerst das einzige sein wird, was ihr bis zum Abschluss der Abi-Vorklausuren im Februar von mir zu lesen bekommt, aber ich hab echt Panik, dass ich das mit dem Lernen sonst einfach nicht mehr auf die Reihe bekomme und dem Vergnügen nachgebe. Und schreiben ist leider sehr aufwendig (allein hierfür saß ich allein für die Rohfassung auf Papier 8 Stunden oder mehr dran), weshalb ich nicht der Versuchung erliegen will. Ich hoffe, ihr habt Verständnis dafür, dass es auch bei meiner FF deshalb nicht weitergehen wird, bis ich wieder etwas Luft habe. Gomen nasai! *verbeug* Deshalb noch mal quasi ein Übergangs-OS über Sasori und Deidara, der euch hoffentlich die Wartezeit verkürzt xD Ich freu mich natürlich wie immer auf eure Kommentare, Kritik wie Lob ^^ Bis demnächst! Eure Kurosaki-san PS: Ich hasse es, wenn die Landschaftsbeschreibungen nicht so werden, wie ich das will ;__; Ein eisiger Windstoß blies durch die kahlen, grauen Bäume, die schwer unter ihrer weißen Last ächzten, wehte einige Schneekristalle hinunter, sodass sie, von den Strahlen der wenig wärmenden Wintersonne glitzernd, in der Luft tanzten, ehe sie sanft zu Boden fielen und sich mit der pulvrigen Schneedecke vermischten. Unaufhörlich fielen weitere dicke Flocken vom dunkelblauen Himmel, hüllten die verzauberte Landschaft in ein strahlendes Weiß, das durch seine Reinheit blendete. Gestört wurde dieses harmonische Bild der Ruhe nur von den schweren Schritten zweier Gestalten in schwarz-roten Mänteln, die bei jedem Schritt tiefe Spuren in dem knöchelhohen Schneeteppich hinterließen, welche jedoch nach und nach wieder von der kühlen Pracht aufgefüllt wurden. Stillschweigend gingen der Blonde und sein rothaariger Partner, durch den Schnee in ihren Schritten verlangsamt, nebeneinander her, während ihre Häupter und Mäntel wie die Bewaldung um sie herum immer mehr mit weißen Flocken bedeckt wurden. Doch nicht jeder konnte dieser Schönheit der Natur etwas Positives abgewinnen… „Hatschi!“ Ein feiner Sprühnebel schnitt durch den dichten Schneefall, woraufhin der Blonde wütend gegen einen Schneehügel auf dem von ihnen gewählten Weg vor ihm trat und sich verärgert den Schnee vom Kopf schüttelte, wobei er wüste Beschimpfungen vor sich hin murmelte. „Ist dir kalt?“, fragte der Rothaarige mit einem leicht belustigten Unterton in der Stimme und erntete dafür einen bösen Blick seines Partners. „Nein, ich niese und zittere immer so zum Spaß, Sasori no danna, hm.“ Wie um seine Worte zu unterstreichen, fingen Deidaras Zähne prompt an zu klappern und ein Schlottern durchfuhr seinen Körper, was auch Sasori nicht verborgen blieb. „Du bist wirklich ein Weichei, wenn dir dieses bisschen Kälte trotz deiner drei Kleidungsschichten so zu schaffen macht“, spottete dieser und warf dem Blonden einen abschätzigen Blick zu. „Ich bin kein Weichei, hm“, verteidigte sich Deidara bestimmt, fuchtelte wild mit seiner Hand durch die Luft, ehe er sie wieder erschaudernd gegen die andere Handfläche rieb. „Frieren ist menschlich und nur weil Ihr das aus Eurer Heimat nicht kennt und jetzt nichts mehr fühlen und damit nicht frieren könnt, müsst Ihr das nicht gleich abwerten, hm.“ Der Blonde setzte eine trotzige Miene auf und verschränkte die Arme vor der Brust, auch um sich ein wenig gegen die Kälte zu schützen, durch die sein Atem als weißlicher Dunst vor ihm aufstieg. „Ich hab dir doch schon immer gesagt, dass meine Kunst die bessere ist, Deidara“, erwiderte Sasori gelangweilt, wusste er doch um die Wahrheit seiner Aussage und dass Deidaras Beharren auf seiner Ansicht, seine billigen Silvesterknaller wären „wahre Kunst“, ohnehin zu nichts führte außer dessen Niederlage. Deidara knirschte zornig mit den Zähnen, was von einem Klappern selbiger begleitet wurde. Er konnte es einfach nicht leiden, wenn sein Partner über seine Kunst spottete und vor allem nicht, dass er auch immer Recht zu behalten schien… aber dieses Mal nicht! Erneut kam ein eisiger Windzug auf, welcher den Blonden frösteln ließ, sodass er seine Kleidung noch enger um seinen Körper schlang, um der Kraft der Natur dadurch so wenig Angriffsfläche wie möglich zu bieten. Warum musste der Winter in Yuki no kuni auch nur so unerbittlich kalt und vor allem nass sein? Nicht nur, dass seine Haare von den Flocken durchnässt und folglich an vielen Stellen gefroren von seinem Haupt abstanden und er zu allem Überfluss nicht daran gedacht hatte, zu der angeblich wärmenden Kleidung auch Handschuhe mitzunehmen, jetzt hatte er sich sogar eine Erkältung zugezogen… nicht zu vergessen, dass er seine Zungen an seinen Händen wohl bald als Auslaufware aus der Tiefkühltruhe anbieten könnte… Und alles nur, weil Sasori ja unbedingt nach der Mission noch Einzelteile besorgen wollte, die er nur im Reich des Schnees bekommen konnte… angeblich! Denn Deidara hatte langsam wirklich das Gefühl, dass sein rothaariger Partner sich einen Spaß daraus machte, ihn absichtlich so leiden zu sehen, besonders durch Umstände, die ihm selbst nichts ausmachten. Mal wieder typisch, und so jemand schimpfte sich Partner. Ohne ihn wäre er ohnehin viel besser dran, verstand der andere doch sowieso nichts von der Schönheit seiner Explosionen. Er musste zwar zugeben, dass es jetzt durchaus vorteilhaft wäre, nicht frieren zu müssen, aber auch er hatte seinen Stolz! Zornfunkelnd starrte Deidara deshalb seinen Partner an, der, da das Gesicht des Blonden im selben Moment von einem starken Niesen verzerrt wurde, jedoch nur mit derselben Kälte wie immer lächelte, die ihn zu dem machte, was er war: Ein gefühlsloser und von sich selbst überzeugter Mensch, wenn man bei ihm überhaupt noch von einem solchen sprechen konnte, so viel hatte er schon von seinen ehemals menschlichen Zügen verloren. „Menschen sind doch wirklich erbärmliche Geschöpfe“, seufzte Sasori daraufhin gespielt mitleidig. Deidara hätte schwören können, den Rotschopf in diesem Augenblick innerlich lauthals und schadenfroh lachen zu hören, aber diesen Gedanken verwarf er schnell wieder, da der andere äußerlich ohnehin nur mit seinem Mundwinkel hämisch nach oben gezuckt hatte. Sasori gab sich eben so gut wie nie die Blöße einer Gefühlsregung… Trotzdem Grund genug, sich dagegen zu verteidigen. „Besser erbärmlich als hässlich, Sasori no danna, hm! Apropos hässlich: Warum reist Ihr eigentlich nicht in Hiruko?“, äffte Deidara und entlockte Sasori damit ein angespanntes Knurren. Was erdreistete sich der Blonde überhaupt, immer so über seine Marionetten herzuziehen? Dafür hätte der andere mindestens einen schmerzhaften und vor allem giftigen Stich von Hirukos Schwanz verdient, aber dieser war ja gerade nicht verfügbar. Was hielt ihn eigentlich davon ab, seinem Partner nicht trotzdem für diese Unverschämtheit an die Gurgel zu springen? Gut, einerseits würde der Leader dies ganz sicher nicht zum Lachen finden, aber scheiß auf den… und andererseits läge so ein Ausbruch auch einfach meilenweit unter seiner Würde… Aber waren dies nicht doch recht fadenscheinige Begründungen dafür, dass er es doch am liebsten getan hätte? Dennoch… er wollte sich immerhin nicht die Hände an einem Kunstbanausen wie seinem Partner schmutzig machen. Dafür war es einfach viel zu amüsant, Deidara durch die Kälte gequält zu sehen… Ja, auch wenn der Puppenspieler sonst fast nichts mehr empfand, die Schadenfreude war ihm zum Glück erhalten geblieben. Wer brauchte schon Emotionen wie Mitleid oder Zuneigung, wenn ihn das erstens sowieso nur schwächen und nerven würde und zweitens ihm eh keiner bis in die Ewigkeit seines Lebens erhalten bleiben würde? „Deidara“, seufzte der Rotschopf, blickte immer noch starr auf den vor ihm liegenden Weg und ließ den wütend blickenden Blonden, der nicht mehr mit einer Reaktion gerechnet hatte, aufzucken. „Du kannst mir beinahe schon leid tun, dass anscheinend auch noch dein sowieso schon stecknadelgroßer Verstand einen Frostschaden abbekommen hat.“ Deidara fuhr beleidigt auf, auf diesen Konter nicht gefasst, wurde jedoch von Sasoris erhobener Hand noch vor einer Entgegnung zum Schweigen gebracht. „Oder glaubst du etwa, ich wäre so unachtsam mit meiner Kunst wie du mit deiner, dass ich riskieren würde, dass Hirukos Gelenke durch die Kälte gefrieren und durch den Kontakt mit Schnee nass würden und womöglich rosten? Nur ein Dummkopf zerstört seine Werke freiwillig.“ Deidara knackte bedrohlich mit den Knöcheln und blieb plötzlich stehen, während er seinem Partner erboste Blicke zuwarf, die diesen auch genervt zum Anhalten brachten. „Wollt Ihr meine Kunst beleidigen, hm?! Ihr mit Eurem kindlichen Puppen-Theater?!“, blaffte der Blondhaarige, erhielt jedoch als Reaktion nur ein wie immer gleichgültiges Schulterzucken. „Wonach sieht’s denn aus?“ Wie Sasori bereits erwartet hatte, drehte sich der ehemalige Iwa-Nin eingeschnappt weg, um sich, einige Schritte von ihm entfernt, hinzustellen und dabei seinen Partner keines Blickes zu würdigen, sodass sich der Rotschopf wieder, zufrieden mit sich selbst, dem Pfad vor ihnen zuwandte, der tief verschneit zwischen den kahlen Ästen der Sträucher zu erahnen war. Deidara würde schon noch nachkommen, wenn er sich mit ein paar Explosionen abgeregt hatte, da war er sich sicher. Der ehemalige Suna-Nin betrachtete auf seinem Weg schweigend die ruhige, weiße Idylle, deren Ähnlichkeit mit seiner Heimat er durch die Eintönigkeit der Farben kurz, aber ohne jegliche Emotionen, zur Kenntnis nahm, als ihn plötzlich etwas Nasses hart und unvorbereitet im Nacken traf. Er wirbelte, einen Angriff vermutend, herum, nur um sogleich in das vor Lachen verzerrte Gesicht seines blonden Partners zu blicken, der triumphierend auf den Rotschopf deutete. „Getroffen, hm!“, japste Deidara, durch die von jetzt auf gleich verärgert aussehende Miene Sasoris nur noch mehr zum Lachen angestachelt. Trotz allem fand er noch die Kraft, auch noch den zweiten, präparierten Schneeball zu werfen, der sein Ziel dieses Mal direkt im Gesicht des überraschten Puppenspielers fand, wo er die noch kurz zuvor zu schmalen Schlitzen zusammengekniffenen, braunen Augen vollends bedeckte. Könnte Sasoris Körper Wärme erzeugen, wäre das weiße Gebilde wohl schon längst, vor Zorn schmelzend, von dem betont eiskalt bleibenden Gesicht herunter getropft, doch da dies nicht der Fall war, half der Rotschopf diesem nach und wischte sich mit einer bedrohlich langsamen und verkrampften Handbewegung den Schneematsch vom Antlitz. „Du bist tot, Deidara“, zischte Sasori leise, jedoch laut genug, dass der andere, welcher immer noch etwas weiter weg stand und sich nun vor Lachen den schmerzenden Bauch hielt, ihn verstehen konnte. „Also, ich… weiß nicht wieso, aber… ich fühl mich eigentlich noch recht… lebendig, hm“, stieß der Blonde abgehackt aus, versucht, nicht an seinem eigenen Lachen und seinen hervortretenden Tränen zu ersticken, wobei er erneut seinen Finger auf Sasori richtete. „Ihr… seht so… bescheuert aus, hm.“ Er konnte nicht mehr; der Anblick des vor innerlicher Wut grummelnden Rothaarigen hatte ihm den Rest gegeben. War er gerade noch bereit gewesen, seinen Partner wegen dessen Beleidigungen in einer phänomenalen Explosion zu feinem Schnee zu pulverisieren, so freute er sich nun umso mehr, stattdessen die harmlosere Variante gewählt zu haben, die ihm erstens keinen Ärger bei Pein einbrachte und ihm zweitens den ohne Zweifel einmaligen Anblick eines von Schnee durchnässten und gleichzeitig innerlich brodelnden sowie Todesdrohungen ausstoßenden Sasori beschert hatte, der sich fest in sein Gedächtnis gebrannt hatte. Zwar war dieser Moment so vergänglich wie seine Explosionen, dafür hätte er nun aber erneut die Möglichkeit, seinem Partner vielleicht doch irgendwann die Ehre zuteil werden zu lassen, zu einem seiner ganz persönlichen Kunstwerke zu werden. Dann wäre das alte Sperrholz wenigstens noch mal zu etwas Künstlerischem geworden, wo er doch sonst keine Bedeutung für Deidara hatte. Sasori war eben sein Partner, sonst nichts… Sein Partner, der nichts von Kunst verstand, sich, wenn überhaupt, über ihn lustig machte und zudem eine wertlose Holzpuppe war, die durch ihr Aussehen vorgab, jünger zu sein, als sie in Wirklichkeit war. Und vor so einem alternden Knirps sollte er Respekt zeigen… lachhaft, wenn man nicht daran dachte, dass Sasori zu seinem Leidwesen tatsächlich der Stärkere von ihnen war. Also geschah es seinem Partner nur recht, wenn Deidara sich mal das Vergnügen nahm, diesen auch mal auslachen zu können, wo der Rotschopf doch sonst so viel Spaß brachte wie Kakuzu beim Geld Zählen zu beobachten… Sasori hingegen brodelte innerlich vor Wut über den vorlauten Blondhaarigen, auf dessen Gesicht immer noch ein breites Grinsen lag. Was fiel dem Bengel ein, sich über ihn, der älter, reifer, erfahrener und vor allem künstlerisch begabter war als der andere, einen Spaß zu machen und ihn frecherweise mit Schnee zu bewerfen? Hatte Deidara überhaupt seinen Verstand eingeschaltet, als er den nassen Ball nach ihm geschmissen hatte? Wohl nicht, denn sonst hätte diesem sicherlich, da Sasori es eben erst wiederholt hatte, klar sein müssen, dass Nässe einem Puppenkörper nicht gerade sonderlich gut tat. Der Blonde konnte von Glück sagen, dass er „nur“ das Gesicht und keine wichtigen Gelenke getroffen hatte, die der Kälte und Feuchtigkeit bestimmt zum Opfer fallen würden… Aber so viel Grips konnte er von dem alle Klischees erfüllenden Blonden anscheinend nicht erwarten, wie er, jedoch ohne die Spur von Verwunderung darüber, erneut feststellen musste. Wenn er nicht so beherrscht wäre, hätte Deidara wohl auch schon längst die unangenehme Bekanntschaft mit den vergifteten Klingen des Sandaime Kazekage gemacht, aber dieser würde, wie auch Hiruko, von den Umweltbedingungen nur Schaden nehmen, weshalb Sasori sich in dieser Schneelandschaft wohl oder übel auf sich selbst verlassen musste, was ja an und für sich kein Problem darstellen sollte. Zugegeben, er könnte seine Materialien auch anderswo besorgen, wo er auch seine Marionetten benutzen könnte, aber sie waren eh gerade in der Nähe gewesen… und außerdem hatte er Deidaras freches Mundwerk gerne durch den kalten Schnee gestopft gesehen… im übertragenden Sinne versteht sich. Zuerst hatte dies ja auch einwandfrei funktioniert, aber nun war mal wieder alles aus dem Ruder gelaufen. Der Blonde war trotz ihrer langen Zusammenarbeit immer noch unberechenbar für ihn und Sasori hasste es einfach, die Kontrolle über die Lage zu verlieren, was durch die Unverschämtheit des anderen, einen Schneeball nach ihm zu werfen, eingetreten war. Und nun war er selbst der Blöde anstatt sein Partner, der ihn, da er kurz und unbewusst seinem Zorn freien Lauf gelassen hatte, sogar dazu gebracht hatte, darauf einzugehen und nicht, wie gewohnt, ruhig und kühl zu bleiben. Das würde den Iwa-Nin schon noch teuer zu stehen kommen… spätestens, wenn er seine Marionetten wieder einsetzen konnte. Aber erst einmal musste er hier den Spieß umdrehen. Sasori setzte seinen gewohnt emotionslosen, aber harten Blick auf, der die Aufmerksamkeit des immer noch vor Lachen weinenden Blonden auf sich zog, sodass jener verblüfft aufgluckste. „Lass dein dümmliches Gekicher, Deidara. Immerhin solltest du wissen, dass wahre Künstler nicht auf solche kindischen Tricks wie deine zurückgreifen würden, aber da kannst du dich ja kaum angesprochen fühlen… Deine Münder sind wohl immer noch eingefroren“, belächelte der Rothaarige nun spöttisch Deidaras Hände und zuckte abfällig mit dem Kopf. „Wollt Ihr mich wieder provozieren, oder was, hm? Als ob ich es nötig hätte, Euch die Schönheit meiner Kunst beweisen zu müssen, Danna. Auf Eure sogenannten „Witze“ fall ich nicht rein, hm“, giftete Deidara zurück, entschlossen, dem Konter seines Partners stand zu halten und sich nicht auf dessen Provokation einzulassen. Dass er schon wieder dabei war, die Beherrschung zu verlieren, fiel jedoch nur dem Rotschopf auf, der ein verächtliches Schnauben von sich gab… Deidara hatte sich noch nie wirklich zurückhalten können und den Beweis dafür erfuhr er jedes Mal aufs Neue. „Ich meine es ernst, Danna, hm“, fügte der Blonde noch bedrohlich hinzu, als er merkte, dass der andere ihn nicht wirklich für voll zu nehmen schien, und steckte die kalten Hände schon vorab in seine Tontaschen. „Weiß ich doch.“ Mit einem ironischen Lächeln auf den Lippen drehte sich der Puppenspieler von seinem Partner weg, der empört aufgefahren war, nur um noch vor seiner Entgegnung unterbrochen zu werden. „Komm weiter, wir haben wegen deiner Spielchen ohnehin schon genug Zeit verloren.“ Sasori setzte sich in Bewegung und ließ einen verdutzt dastehenden und seine Hände aus den Taschen nehmenden Blonden zurück, der den plötzlichen Wandel seines Partners nicht ganz nachvollziehen konnte. Gerade hatte Sasori ihm noch mit dem Tod gedroht und schließlich erneut provoziert, und nun war diesem auf einmal alles egal und er wollte einfach so weiterreisen? Was sollte der ganze Mist, wenn der Rotschopf ihn eh nur wieder links liegen ließ und ignorierte? Da machte ihm selbst der Gedanke an seine Explosionen keinen Spaß mehr… Verärgerung über diese Respektlosigkeit seiner Person gegenüber stieg in dem Blondhaarigen hoch und veranlasste ihn dazu, wütend grummelnd gegen den Schnee zu treten, als er sich doch dazu durchrang, dem anderen zu folgen. Durch das lange Rumstehen war ihm sowieso schon so kalt geworden, da würde ein wenig Bewegung nicht schaden. Immer noch beleidigt und über Sasoris Launen nachdenkend, gesellte er sich zu seinem Partner, sodass sie stillschweigend und verbissen nebeneinander durch den Schnee schlurften, während der Rotschopf innerlich triumphierend grinste… Schließlich hatte er es erneut geschafft, Deidaras Vorsatz, nicht mehr auf die Provokationen einzugehen, zu brechen und die Kontrolle wiederzuerlangen, und das reichte ihm. Es würde eben keiner so schnell seine Autorität untergraben und sein Partner schon gar nicht… Zwei Stunden später erreichten sie schließlich eine Lichtung, die, wie Sasori wusste, unmittelbar vor der Stadt, in der er hin und wieder seine Besorgungen machte, lag und, um zu ihr zu gelangen, überquert werden musste. Auch die restliche Zeit hatten die beiden Künstler kein einziges Wort miteinander gewechselt, war der Blonde doch immer noch sauer auf seinen dämlichen Partner, was Sasori, der die ungewöhnliche Ruhe still genoss, gerade recht kam. So konnte er sich darauf konzentrieren, die Umgebung nach eventuellen Hinterhalten oder Überfällen abzusuchen, womit er auch schon recht schnell Erfolg hatte. „Deidara, da hinten“, murmelte der Rotschopf dem anderen zu und warf einen kurzen Blick in die angedeutete Richtung, woraufhin auch letzterer die zehnköpfige ANBU-Spezialeinheit entdeckte, die hinter Büschen und Bäumen kauerte und glaubte, wegen ihrer weißen Tarnkleidung nicht bemerkt werden zu können. „Wir teilen uns auf. Für jeden fünf.“ Der Blonde nickte bestätigend, wusste er schließlich, dass sein Danna ein ausgezeichneter Stratege war und er sich immerhin im Kampf auf ihn verlassen konnte, und machte sich dann daran, unauffällig einen Tonvogel zu formen, sodass er nicht schon vorab verraten würde, dass sie die Feinde gesehen hatten. Auch der Puppenspieler bereitete sich auf den unvermeidlichen Kampf vor, indem er den Kampfplatz genau in Augenschein nahm. Die Lichtung war relativ groß und übersichtlich, jedoch lag hier auch doppelt so viel Schnee wie in den von Bäumen teilweise geschützten Bereichen des Waldes, was ihre Beweglichkeit doch behindern würde. Aber solange sie das Überraschungsmoment auf ihrer Seite hatten, sollte dies eigentlich kein ernst zu nehmendes Problem sein. „Sasori no danna, hm.“ Ein flüchtiger Blick wurde ausgetauscht und vermittelte dem Angesprochenen, dass der andere bereit war, sodass er kurz mit dem Kopf zuckte und somit das Signal zum Angriff gab. Auch wenn Deidara nur ungern den Anweisungen des unfreundlichen Rotschopfs folgte, musste er sich für den Erfolg des Kampfes wohl oder übel fügen, denn sie waren immerhin ein Team, das sich, trotz ihrer Differenzen, in Missionen meist perfekt ergänzte. Deidara schnellte, so rasch es durch die dichte Schneedecke ging, los, direkt auf die eine Hälfte der versteckten ANBU zu, die, von dem plötzlichen Angriff überrascht, auseinanderstoben, nur um gleich darauf vereint und von allen Seiten gleichzeitig anzugreifen. Der Blonde parierte die Schläge der feindlichen Waffen mit einem Kunai, in der anderen Hand die fertige Tonfigur, die sein Kekkei Genkai trotz der Kälte und entgegen Sasoris Worte hatte produzieren können, er jedoch wegen mangelnder Kenntnis über die Fähigkeiten seiner Gegner noch nicht eingesetzt hatte, weil er ungern seinen wertvollen Ton für unnütze Attacken verschwendete, während er flüchtig aus den Augenwinkeln sah, wie auch sein rothaariger Partner den Kampf startete, nachdem dieser den Mantel von seinem Körper gelöst und seine Waffen freigelegt hatte. Ein Grinsen und ein leicht verrücktes Funkeln in seinen blauen Augen stahlen sich in sein Gesicht, ehe Deidara seiner Vorfreude Taten folgen ließ und das erste Kunstwerk und mit diesem zwei ANBU in die Luft gehen ließ, was ihm, da er seine Augenprothese wegen den kalten Temperaturen nicht dabei hatte, für Sekunden durch den aufgewirbelten Schnee die Sicht raubte, sodass er fast einem weiteren Angriff zum Opfer gefallen wäre, wäre er nicht rechtzeitig ausgewichen. Sasoris Kampf war hart, aber erfolgreich; schon drei seiner Gegner hatten ihr Leben gelassen, durch die Klingen des Rothaarigen entweder enthauptet oder durch das schnell wirkende und die Lungen befallende Gift erstickt. Der Puppenspieler ließ sich selten zu voreiligen Triumphgedanken hinreißen, aber diesmal konnte er nicht umhin, dass sich ein teuflisches Grinsen auf sein Gesicht stahl, als er seinen Vorsprung im Vergleich zu Deidara, der in diesem Moment von einer selbst verursachten Schneewolke eingeschlossen wurde, bemerkte. Diese kurze Ablenkung verschaffte den verbliebenden Feinden jedoch genügend Zeit, um endlich zum Gegenschlag auszuholen, der Sasori auch sogleich eiskalt im Nacken erwischte. Eine riesige Schneelawine rollte auf den ehemaligen Suna-Nin, der nicht rechtzeitig ausweichen konnte, zu, sodass er völlig unter dieser begraben wurde. „Danna, hm!“ Deidara war soeben aus dem Nebel und von seinen drei Gegnern frei gekommen, machte sich jedoch nicht wirklich Sorgen um seinen Partner, als er das Ninjutsu der Feinde und Sasoris Verschwinden wahrnahm. So schnell würde der Puppenspieler nicht zu besiegen sein. Kaum einen Augenblick später wurde seine Vermutung auch bestätigt, als der Rotschopf aus dem Schneeberg hervorstieß, die Flammenwerfer seiner Hände aktiviert. „Glotz nicht so blöd, Deidara! Du hast genug eigene Probleme!“, warf dieser dem Blonden an den Kopf und sollte recht behalten, da dessen Gegner schon zu einem neuen Angriff unterwegs waren und sofort wieder seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahmen, sodass er auf eine schnippische Antwort verzichten musste. Gerade als Sasori sein weißes Gefängnis verlassen hatte, waren ihm auch wieder die beiden Verfolger auf den Fersen, diesmal jedoch noch hartnäckiger als vorher, was nicht unbedingt von Vorteil war. Der Rothaarige fluchte innerlich über seine mangelnde Konzentration vorhin, spürte er doch nun deutlich die Folgen des nass-kalten Kontakts seines Körpers mit dem Schnee, der sich nicht nur in seine Gelenke gesetzt hatte, sondern auch seine Bewegungsfreiheit einfror. Das war eine ganz und gar nicht gute Wende für ihn, aber diese zwei ANBU würde er auch noch erledigen, wenn er sich beeilte, denn mit jeder verstrichenen Sekunde wurden seine Glieder schwerer. Schnee war wirklich nicht sein Element… Deidara hatte inzwischen auch den dritten Ninja ausgeschaltet und bereitete zwei weitere Tiere vor, welche auch die restlichen Gegner in Stücke reißen sollten. In Gedanken an die bevorstehende, herrliche Explosion, nahm er nicht wahr, wie sein Partner immer größere Mühe hatte, gegen die körperliche Taubheit anzukommen und seinen Kampf zu bestreiten, zumal der Blonde auch selbst mehr als beschäftigt war. Die Shinobi aus Yuki no kuni waren allem Anschein nach doch nicht so schwach wie ihre Kollegen aus Konoha, welche die zwei Akatsuki in dieser Zeit schon längst aus dem Weg geräumt hätten, aber diese feindlichen Ninja hatten in dieser für die beiden ungewohnten Umgebung immerhin auch einen entscheidenden Heimvorteil. Nichtsdestotrotz schaffte es der Blonde, seine Gegner immer wieder zurückzudrängen und schließlich seine zwei Tonvögel loszuschicken. „Katsu!“ Ein flammendes Inferno ereignete sich vor seinen vor Stolz und Freude funkelnden Augen, die das bombastische Spektakel verfolgten, jedoch von einer riesigen Wolke aus Schneestaub getrübt wurden. Verärgert über die Tatsache, seine Explosionen nicht richtig genießen zu können, suchte der ehemalige Iwa-Nin einen möglichst raschen Ausgang aus diesem Nebel, musste er doch sehen, ob Sasori seine Gegner auch schon eliminiert oder ob seine Kunst dieses Mal das Rennen gemacht hatte. Mit einem freudigen Lächeln auf den vor Kälte bläulichen Lippen sprang Deidara aus dem Schneenebel, wo der sich ihm bietende Anblick sein Gesicht in Sekundenschnelle versteinerte und es all seiner noch verbliebenden Farbe beraubte. „Da… Danna, hm!“ Plötzliche Panik keimte in ihm auf, schnürte ihm die Kehle ab und ließ sein Herz unangenehm und hart gegen seinen Brustkorb pochen, sobald sein Gehirn die Szene vor ihm verarbeitet hatte. Überstürzt eilte der Blonde auf seinen am Boden liegenden Partner zu, stolperte in seiner Hektik über die Leichen der letzten zwei Gegner Sasoris, deren Oberkörper unnatürlich verdreht und verkohlt waren, und landete auf allen Vieren im Schnee, direkt vor dem Rotschopf. „Hey, Danna, macht keinen Scheiß, hm!“, fuhr Deidara erbost auf, versucht, die innerlich aufkommenden Emotionen zu unterdrücken, als er direkt in das leblos aussehende Gesicht des Puppenspielers blickte. Dieses sah zwar auch normalerweise nicht allzu lebendig aus, aber wenigstens zeugten die nun geschlossenen, braunen Augen sonst immer von dem noch menschlichen Kern des Rothaarigen… Deidara sah an Sasori herunter und ihm blieb beinahe das Herz stehen, als er sah, dass in eben jenem des anderen ein langes, schmales Katana steckte. Warum ging ihm dieser Anblick so nah? Blutrote Flüssigkeit befleckte den weißen Teppich unter ihnen, benetzte die Finger des Blonden, als dieser das Schwert vorsichtig aus der Wunde zog. Keine Reaktion. Was hatte er erwartet? Sein Partner war immerhin schon längst tot, niedergestreckt durch die eine Waffe, die sein menschliches Herz durchstoßen hatte… Eigentlich sollte ihm das ja egal sein, musste man als Verbrecher und Abtrünniger schließlich immer mit einem plötzlichen Tod rechnen… Und auch, wenn der Rotschopf für lange Zeit sein Partner gewesen war, hätte es dieser selbstverliebte, alte Sack, der sich andauernd über ihn und seine Kunst lustig gemacht hatte, garantiert nicht verdient, dass der Blonde jetzt wegen dessen Ableben Trauer empfand. Aber war Sasoris Tod dann nicht etwas, worüber er sich freuen sollte, weil er diesen dann immerhin nicht mehr ertragen müsste? Ein beklemmendes Gefühl machte sich in seiner Brust breit, als er den wie in Schlaf gefallenen Rotschopf betrachtete, und ließ ihn an seinen eigenen Gedanken zweifeln. Spürte er jetzt etwa Reue oder Trauer? Nein, warum auch, er hatte sich schließlich nichts vorzuwerfen und vermissen würde er den anderen auch nicht… oder doch? Ein erneut heftiger Stich erinnerte Deidara schmerzlich an seine erste Reaktion auf Sasoris Anblick, vermittelte ihm damit das Gegenteil seiner geglaubten Emotionen… Was war das auf einmal? Sasori hatte ihm doch sonst nichts bedeutet, ihn immer nur auf die Palme gebracht und verärgert. Aber war vielleicht genau das der Grund, warum er jetzt um den Rothaarigen trauerte? Weil dieser der einzige gewesen war, der sich jemals wirklich ehrlich mit ihm gestritten hatte… mit dem er in irgendeiner Art und Weise eine Verbindung gehabt hatte? Immerhin waren sie seit Jahren Partner gewesen, auch wenn er es immer als lästig empfunden hatte… Oder waren sie sogar mehr als das? Freunde vielleicht? Denn obwohl sie ihre Differenzen in der Ansicht über „wahre Kunst“ hatten und sich deswegen ständig in den Haaren gelegen hatten, war Kunst doch eine Gemeinsamkeit, die sie irgendwie verbunden hatte… War ihm Sasori etwa unterbewusst doch irgendwie wichtig geworden? Aber jetzt war es für diese Erkenntnis ohnehin zu spät, war der andere durch seinen Tod doch nun nicht mehr Teil seines Lebens… Verwirrt von seinen eigenen Gedanken, blickte Deidara in Sasoris makel- und emotionsloses Gesicht, das ihm sooft wie keinem anderen gegenüber Gefühle offenbart hatte… Auch wenn es nur Zorn, Missbilligung und Spott gewesen waren… oder auch… ja… Verständnis? Hatte Sasori ihn doch ein wenig verstehen, seine Kunst nachvollziehen können? Jetzt, wo er darüber nachdachte, war die Puppenkunst des anderen doch gar nicht mehr so unwürdig, wie er sie immer bezeichnet hatte… Sasori hatte ihr immerhin sein ganzes Leben gewidmet, durch sie seine Fähigkeit zu fühlen verloren und somit auch auf jegliche Erfahrung von Vertrauen oder gar Zuneigung verzichtet… Der Blonde hätte nicht gedacht, dass er je wirklichen Respekt oder Mitleid für seinen Partner empfinden könnte, aber aus irgendeinem unerklärlichen Grund tat er es… ein Leben ohne Emotionen wäre für ihn selbst immerhin nur ein halbes Leben und dies hatte der Rotschopf einfach so weggeschmissen. Und was wurde jetzt eigentlich aus ihm? Er würde sicherlich einen neuen Partner bekommen, aber wollte er das? Mit einem Mal schlug die Welle der Einsamkeit über Deidara zusammen, veranlasste ihn dazu, Sasoris wie immer kalte Hand mit seinen eigenen fest zu umklammern, als ob er sie nie wieder loslassen würde. Deidara versuchte sie zurückzuhalten, doch die Tränen, die sich die ganze Zeit über angestaut hatten, quollen plötzlich unaufhaltsam aus seinen Augen, rannen in leisen Strömen seine Wangen hinab und tropften auf das friedlich schlafende Gesicht unter ihm. „Wa… Warum lasst Ihr mich alleine, Sasori no danna? Das ist nicht fair, hm. Ihr… wart doch immer der einzige, mit dem ich über Kunst reden konnte… auch wenn wir unterschiedliche Meinungen hatten… Aber irgendwie…“ Der Blonde wischte sich mit einer Hand die salzige Flüssigkeit, die sich mit Sekreten aus seiner Nase vermischt hatte, weg und schluchzte beherzt auf, doch der Strom verebbte nicht. Er fühlte sich erbärmlich, jetzt und vor allem wegen Sasori weinen zu müssen, aber er konnte das bedrückende Gefühl der Traurigkeit nicht einfach ausradieren. „…irgendwie hat es doch immer Spaß gemacht, oder? Ihr könnt doch nicht einfach so… sterben. Was ist mit Eurem Traum von der „ewigen Schönheit“, hm? Habt Ihr darüber in all den Auseinandersetzungen gelogen…?“ Deidaras Stimme versagte, seine Tränen und der Kampf hatten ihn einfach zu viel Kraft gekostet. Was war eigentlich passiert, dass Sasori seinen Kampf verloren hatte, wo er doch sonst immer so stark gewesen war? Und warum waren sie überhaupt hierhin gereist und nicht woandershin, wo sein Partner bestimmt nicht so leicht umgekommen wäre? Oder war dieser Gedanke nur sein verzweifeltes Festklammern an alternativen Abläufen? Mit einem Mal kamen dem Blonden seine eigenen Worte wieder in den Sinn, dass sich sein Partner einen Spaß mit ihm hatte machen wollen und er sie deswegen in das kalte, winterliche Land geführt hatte. Waren diese Gedanken vielleicht doch nicht so abwegig und lächerlich, wie sie ursprünglich gedacht waren? War er schlussendlich Schuld am Tod seines Danna, weil dieser ohne ihn niemals hierher gekommen wäre? Unbändige Wut kam in Deidara auf, ließ den Strom heißer Tränen plötzlich versiegen und machte einem vor Zorn und Tränen glitzernden Ausdruck in seinen meerblauen Iriden Platz. „Ihr seid so ein Arschloch! Wieso musstet Ihr so egoistisch sein und mich mit der Kälte aufziehen wollen?! Jetzt bin ich wohl auch noch Schuld an Eurem Tod, oder was, hm?!“ Wie in Rage schlug der Blonde mit seinen Fäusten auf Sasoris Brustkorb vor ihm ein, sodass dieser stark erbebte und geschüttelt wurde. Was…? Ein heftiger Schmerz durchzuckte seinen Körper, als er spürte, wie langsam das Gefühl in seine Glieder zurückkehrte. War er ohnmächtig gewesen? Zumindest hatte er einen seltsamen Traum über Deidara gehabt, der über ihn getrauert und wie ein Bekloppter auf ihn eingeschlagen hatte… Moment, da hämmerte wirklich jemand auf ihm rum! Seine Augenlider flackerten, als er, kurz geblendet von dem grellen Sonnenlicht, welches der Schnee reflektierte, langsam sein rechtes Auge öffnete und mit diesem nach oben linste und dort tatsächlich seinen Partner erblickte, der, tränenüberströmt, auf seinen Brustkorb hieb und… brüllte? „Ich-bin-nicht-Schuld, hört Ihr?! Wieso musstet Ihr ausgerechnet jetzt sterben, hm?! Das ist echt nicht gerecht! Ich hasse Euch, hm! Wacht-endlich-auf… Mistkerl!“ Sasori starrte ihn ungläubig an, konnte den plötzlichen Ausbruch des Blonden und dessen Tränen nicht wirklich verstehen. Deidara hasste ihn doch, oder? Das sagte er zumindest immer… oder war das, was er vorhin in seinem „Traum“ geglaubt hatte zu hören, etwa tatsächlich geschehen und Deidara… mochte ihn? Aber was juckte ihn das schon, was der andere ihm gegenüber empfand, beruhte dies schließlich nicht auf Gegenseitigkeit. Deidara hörte nicht auf, auf ihn einzuschlagen, sah durch die neu aufkommenden Tränen auch nicht, dass Sasori die Augen geöffnet hatte und ihn genervt beobachtete. „Hör auf, auf mich einzuprügeln, Deidara... Ich bin nicht tot“, brummte der Rothaarige und blickte prompt in die zwei weit aufgerissenen und ungläubig starrenden, blauen Augen des Blonden, der daraufhin vor Schreck nach hinten in den Schnee plumpste. „Wa… Wa… Sasori no danna??“ Deidara stammelte vor sich hin, wobei sein Gesicht gleichzeitig einen ungesund roten Farbton annahm; er konnte nicht glauben, dass der vorhin noch mausetote Sasori auf einmal wie durch ein Wunder wieder auferstanden sein sollte. „Ihr… Ihr lebt, hm?!“ „Könnten Tote sprechen?“, gab Sasori gelangweilt zurück. Über so viel Blödheit konnte der ehemalige Suna-Nin nur die Augen verdrehen, obwohl er selbst auch nicht genau wusste, wem er diesen Zufall zu verdanken hatte. Er hatte wohl einfach pures Glück gehabt und das Katana, das ihn durch die eingeschränkte Bewegungsfreiheit seiner Gelenke hatte überraschen können, hatte nicht sein Herz getroffen, sondern nur die angrenzenden Gefäße, die für sein Überleben nicht zwingend notwendig waren, deren Verletzung ihn jedoch das Bewusstsein hatte verlieren lassen. „Seit… wann?“ Wieder so eine dumme Frage, aber war das anders zu erwarten? „Seit nunmehr 35 Jahren, Deidara“, entgegnete der Rotschopf spöttisch und sah, wie sich die Röte des anderen noch mehr verdunkelte. „Aber wenn du wissen wolltest, was ich von deinem Gebrüll mitbekommen habe, kann ich dir sagen, dass es wohl… alles war“, nahm Sasori dem Blondhaarigen die Frage aus dem offen stehenden Mund, die Deidaras Herz beinahe zum Stillstand brachte. Alles? Das war schlecht. Sasori würde sich bestimmt über ihn lustig machen, wenn er jetzt nicht sofort alles abstritt. „Ihr müsst Euch verhört… oder geträumt haben. Ich habe nichts gesagt, hm“, flunkerte der Jüngere und schaute verlegen weg, was dem Rothaarigen natürlich nicht verborgen blieb. „Ach nein, wirklich? Also ich kann mich noch recht lebhaft an deinen Ausbruch erinnern“, spöttelte er, wurde es ihm wohl nie leid, Deidara zu triezen, und erntete dafür ein Aufschnauben dessen. „Ich wünschte, Ihr wärt tot geblieben, hm“, hörte Sasori ihn nuscheln, was ihm ein hämisches Grinsen entlockte, das seinem verletzten Brustkorb einen doch recht schmerzhaften Stich versetzte. Deidara hatte anscheinend mit seinem Getrommel, außer dass er ihn irgendwie wieder „zum Leben erweckt“ hatte, noch ganze Arbeit an seiner blutigen Wunde geleistet… „Das hat sich gerade aber ganz anders angehört.“ „Dann habt Ihr Euch verhört, hm“, beharrte der Blonde vehement, doch es half nichts. „Soso, verhört. Wenn du meinst…“ Sasoris schadenfrohes, jedoch gefroren wirkendes Lächeln erstarb nicht, aber Deidara konnte es ihm nicht verübeln. Was zögerte er denn jetzt so? War er nicht froh, dass sein Partner doch nicht tot war? Schon, aber dazu zu stehen, wäre doch irgendwie befremdlich. Außerdem wusste er nicht, wie der Rotschopf darauf reagieren würde, denn immerhin hatte dieser kein Empfinden für Zuneigung oder Freude… Deidara setzte sich wieder mühsam auf, blickte Sasori, direkt vor ihm, unschlüssig an. Ach, was soll’s? Mit beschämten Blick zur Seite beugte er sich rasch nach vorne und ehe er sich noch hätte um entscheiden können, hatte er auch schon die Arme um den Rotschopf gelegt und diesen, mit einem erfreuten Lächeln im Gesicht, an sich gedrückt. Sasori war starr vor Schreck, konnte keinen Muskel rühren. Mit so einer Reaktion des Blonden hatte er nun wirklich nicht gerechnet, weshalb er nicht wusste, wie er sich nun verhalten sollte. Was bezweckte sein Partner damit? Wollte der ihn mit dieser Nähe verärgern? Aber obwohl Sasori durchaus den Drang verspürte, den Blonden von sich wegzustoßen, da er eigentlich generell jegliche Art von Körperkontakt mied, war es diesmal irgendwie verblüffend angenehm, verbreitete ein ihm unbekanntes, positives Gefühl in seinem Körper, sodass er stattdessen zögerlich Deidara den Rücken tätschelte. Immer noch fiel der dichte Schnee von dem mit Wolken überzogenen Himmel, legte sich sanft auf ihre in einer Umarmung verharrenden Körper und bedeckte ihre Häupter mit den feinen, weißen Flocken, woran sich jedoch keiner der beiden zu stören schien. „Eigentlich doch ganz schön, dass Ihr wieder da seid, hm“, schmunzelte letzterer in Sasoris Schulter und auch der Rothaarige musste unwillkürlich lächeln. Er hatte es zwar eigentlich nicht nötig, aber es war doch irgendwie ganz angenehm zu wissen, dass man jemand anderem wichtig war… Kapitel 4: Selbstlos (1/3) -------------------------- So, hier mal wieder nach ewig langer Zeit ein neuer OS von mir und dieses Mal ein Dreiteiler! Ja, die Story ist einfach zu lang geworden und 10.000 Wörter am Stück will wohl keiner lesen, weshalb ich den Rest dann im Abstand von ein paar Tagen hochladen werde, wenn ich ihn überarbeitet habe. Und ja, schon wieder SasoDei, ich weiß, aber die Story ging mir einfach nicht mehr aus dem Kopf und… ich liebe dieses Pairing so ^^° Und direkt im Anschluss ein riesengroßes gomen nasai, dass ich so lange nichts von mir hab hören lassen, aber das Abi hat echt gedrückt. Die schriftlichen Prüfungen habe ich jedoch ganz gut hinter mich gebracht und warte jetzt nur noch auf meine mündliche sowie die Ergebnisse Ende Mai. Ebenfalls möchte ich mich bei allen Lesern, die auch „I want you“ verfolgen, entschuldigen, dass es dort ebenfalls nicht weitergeht, aber ich muss erst mal wieder ins Schreiben reinkommen, was ich mit diesem vor Ewigkeiten angefangenen OS besser kann als mit einem neuen Kapitel. Hab da irgendwie voll die Flaute >__> Und an alle, die sich vielleicht mal Lücken im Text wünschen: Wenn euch das Format auf Mexx zu unübersichtlich ist, kopiert euch den Text einfach in ein Schreibprogramm und vergrößert den Zeilenabstand ^^ So, das war’s auch endlich mit dem Gelaber, bis auf eine Sache: In diesem OS wird (in Teil 2 und 3) auf die japanischen Vorstellungen des Jenseits eingegangen (jaa, ich hab mich informiert ^^), weshalb ihr euch zum besseren Verständnis diesen Link hier anschauen solltet xD http://www.univie.ac.at/rel_jap/mythen/jenseits.htm Ansonsten viel Spaß mit dem ersten Teil und sagt mir bitte, wie ihr es fandet (lange Kommis sind, wie viele fälschlicherweise denken, keine Belästigung, sondern sehr erwünscht ^^). Dass Dei immer so leiden muss, tut mir auch leid, aber irgendwie ist er mein Lieblingsopfer ^^°. Gomen auch dafür. LG Kurosaki-san PS: Und danke für eure Treue ;__; Verdammt! Deidaras Beine gaben nach, ließen ihn unsanft auf dem harten Waldboden landen, der von den Spuren des Kampfes gezeichnet war. Sein Chakra war nahezu aufgebraucht und noch immer war diese miese Ratte von einem Uchiha am Leben, betrachtete den Gestürzten beinahe abfällig mit seinen blutroten Sharingan. Er hasste diese emotionslosen Augen, die allein durch ihre Existenz und Ausdruckslosigkeit seine Kunst verspotteten, sie als wertlos, nicht dazu fähig, mit dem Bluterbe des verhassten schwarzhaarigen Akatsuki und dessen Bruder, dem er gegenüberstand, mitzuhalten, darstellten. Wütend ballte der Blonde seine Hände zu Fäusten, spürte dabei nur allzu deutlich die Münder, welche sich auf seinen Handflächen abzeichneten, das zentrale Element seiner Kunst, seiner Explosionen bildeten… Nur für einen kurzen, vergänglichen Moment zeigte sich ihre Schönheit, in einer feurigen, alles verzehrenden Wolke der Zerstörung. Warum konnte diese Mistkröte die Wahrheit nicht anerkennen, dass seine Kunst um Meilen artistischer und vor allem effektiver war als dessen billige Augentricks? Nicht einmal sein ehemaliger Partner hatte die Schönheit seiner Explosionen erkennen wollen, obwohl der Blonde selbst die Puppenkünste des anderen zwar als ihm entgegengesetzte, aber trotzdem ebenbürtige Art der Kunst akzeptiert hatte. Allesamt ignorante Arschlöcher, die Uchiha wie der Rothaarige! Doch so sehr sich Deidara in diesem Moment auch den Hass gegen seinen Partner vor Augen halten wollte, um sich selbst Zuversicht auf seine Stärke zuzusprechen, war er irgendwie nur auf die beiden Brüder beschränkt... Der Blick des Blonden verschleierte sich, als ihn die Erinnerungen einholten, die er so lange versucht hatte zu verdrängen… zu schmerzhaft war der Gedanke daran, an den Verlust, den er vor einem halben Jahr hatte verkraften müssen. Scheiße, was dachte er denn jetzt wieder daran? Hatte er das alles nicht längst verarbeitet? Anscheinend nicht, denn seine Hände fingen erneut, wie damals, als er die Neuigkeit vom Tod seines Partners erfahren hatte, an zu zittern; ein Zittern, das schon bald auf seinen ganzen Körper übergriff und ihn schmerzvoll aufstöhnen ließ. Deidara biss sich auf die Unterlippe, in der Hoffnung, sich so wieder unter Kontrolle zu bekommen, seine Gedanken zu klären. Denn noch war der Kampf gegen den Uchiha trotz aller Anstrengungen nicht zu Ende, verschaffte ihm die ebenfalls große Erschöpfung des anderen im Moment doch nur eine kurze Pause. „Wo ist Itachi?“ Deidara blickte auf, direkt in die kalten Iriden Sasukes, sah, wie jener unter keuchenden Atemzügen versuchte aufzustehen, jedoch scheiterte. Es machte ihn schier wahnsinnig, in dieses gleichgültige Gesicht zu sehen, dessen Besitzer nur auf eines aus war: Rache. Zugegeben, auch er wollte mit Itachi für seinen unfreiwilligen Eintritt in die Organisation und die Verletzung seiner Ehre als Künstler abrechnen, aber es gab doch wirklich Wichtigeres im Leben… Nein, er durfte jetzt nicht daran denken, das würde ihn nur ablenken! „Hör auf, so scheiße zu starren! Du mit deinen beschissenen Augen hast doch keine Ahnung von Kunst, hm! Deine Ignoranz macht mich einfach krank und… alles nur noch schlimmer!“ Ohne dass er sich dagegen wehren konnte, kamen die alten Emotionen erneut in ihm hoch, drohten die Überhand über die Wut auf seinen jungen Gegner zu gewinnen. Es war alles nur die Schuld des Schwarzhaarigen, dass er sich jetzt erinnerte, die verheilt geglaubten Wunden wieder aufbrachen… „Mich interessiert nicht, was du für Probleme hast. Sag mir einfach, wo Itachi ist“, erwiderte Sasuke ruhig. Wenn der Blonde aus für ihn nicht nachvollziehbaren, anscheinend privaten Gründen nicht mit voller Konzentration kämpfen könnte, dann sollte ihm das nur recht sein, solange er die Informationen bekam, die er brauchte. Wütend knirschte Deidara mit den Zähnen, verengte seine blauen Augen zu gefährlichen Schlitzen, durch die er den anderen feindselig musterte. Diese Respektlosigkeit... er konnte sie einfach nicht ertragen, erinnerte sie ihn doch nur zu genau an das dauerhaft kaltherzige Verhalten Sasoris ihm gegenüber. Nie hatte der Rotschopf ihm wirklich Gehör geschenkt, seine Worte ernst genommen, ihm gezeigt, dass er ihn auch als Partner wertschätzte, oder ihm auch nur ansatzweise das Gefühl gegeben, dass ein engeres Band zwischen ihnen bestand als zu den anderen Mitgliedern… Nein, Sasori hatte alle gleich behandelt, kühl und reserviert mit seinen gleichgültigen, braunen Augen auf sie herab geschaut, wie er es auch immer mit Deidara getan hatte. Dabei war dies doch das Einzige, was er jemals wirklich von dem Puppenspieler gefordert hatte: Eine minimale Art von Freundschaft. Aber nicht einmal die war ihm vergönnt gewesen, obgleich er doch eigentlich so viel mehr gewollt hatte als bloße freundschaftliche Zuneigung. Verdammt, wie hatte es ihm damals nur passieren können, dass er ausgerechnet für diesen emotionskalten und vor allem egoistischen Rotschopf derartige Gefühle entwickelt hatte? Gefühle, die niemals erwidert worden waren, ihn beinahe um den Verstand gebracht und schließlich sogar dazu geführt hätten, dass er sich hatte das Leben nehmen wollen, um seinen seelischen Qualen selbst ein Ende zu bereiten… Doch dazu war es nie gekommen… Nach Sasoris Tod hatte sich alles verändert, allem voran seine Einstellung zum Leben und auch zu seiner Last, welche er tagtäglich mit sich herumgetragen und so tief wie möglich versucht hatte zu verbergen. Plötzlich war der zweitrangig gewordene Wunsch nach Vergeltung an Itachi wieder in den Vordergrund getreten, hatte ihm somit ein neues Lebensziel gegeben und gleichzeitig den schmerzlichen Verlust betäubt. Allein aus Trotz und Weigerung, dem Mann, der seine wahren Empfindungen nie erkannt und ihn mit Füßen getreten hatte, in die Hölle zu folgen, hatte er daraufhin an seinem Leben festgeklammert; einem Leben, das zwar nicht mehr aus Freude und Glück, was er durch seine naiven Gefühlen in Sasoris Gegenwart oft empfunden hatte, bestanden hatte, in dem ihn aber zumindest nicht die Qualen der Vergangenheit heimgesucht hatten… Jedoch zu welchem Preis? Er lebte, ja, aber konnte man das wirklich Leben nennen, dieses sinnlose Dahinvegetieren, gefüllt mit Gleichgültigkeit und dem einzigen, erbärmlichen Ziel der Rache, wo er zudem mit einem unnützen Taugenichts als „Partner“, der hier wohl auch irgendwo rumlungerte, bestraft wurde? Deidara verachtete sich in diesem Augenblick zum ersten Mal selbst dafür, dass seine Existenz scheinbar auf dieses einzige Element beschränkt war, denn immerhin hatte er doch vorher ein Leben gehabt, oder? Zwar ein Leben mit Schmerzen und Verlusten, aber genau diese Leiden hatten ihm wenigstens das Gefühl gegeben, lebendig zu sein. Nein, er wollte diese halbe Existenz nicht länger, verabscheute es deshalb umso mehr, in die rachsüchtigen Sharingan seines Gegners blicken zu müssen, welche ihm exakt diese Schwäche, nur nach Vergeltung zu streben, vor Augen hielten. Er konnte auch nicht mehr, ließen sich die durch den Schwarzhaarigen hervorgerufenen Erinnerungen und Emotionen einfach nicht mehr wie zuvor verdrängen, ergriffen seinen Geist deswegen nur umso fester, während die alte Pein sich wieder tief in sein Herz bohrte, schreiend nach der Nähe des Rotschopfs verlangte. Der Blonde lächelte müde, wobei dennoch eine leichte Spur Wahnsinn in seinen blauen Tiefen aufblitzte. Er hatte sich entschieden. Er würde es sich und vor allem seinem ehemaligen Partner und den Uchiha beweisen, dass er noch ein Leben und Gefühle hatte, dass er nicht so einfach abgeschrieben werden konnte… und dass seine Kunst im Endeffekt die bessere war, sie den Anfang seines neuen Weges, seiner Erkenntnis, markieren würde. Ja, so wäre es wohl am besten… Im Tod würde er auch Sasori wiedersehen, sich wie immer mit ihm über Kunst streiten können, auch wenn dieser die gemeinsame Zeit sicherlich ganz und gar nicht begrüßen würde. Auf dieser Welt hielt ihn ohnehin nichts mehr außer seine Rache, welche er, indem er Itachis Bruder gleich mit in den Tod riss, auch noch erfüllen würde. Dass sein neuer, dämlicher Partner dabei wahrscheinlich auch sterben würde, machte ihm auch keine Sorgen, würde die Akatsuki diesen „Verlust“ ja wohl noch verkraften. Ein breites Lächeln stahl sich auf Deidaras Lippen, ließ der Gedanke an die Erfüllung seines größten Kunstwerkes und das Wiedersehen mit dem Rotschopf in der Hölle, welches ihn gewiss sogar die dortigen Torturen vergessen lassen würde, seinen Körper von Glück durchströmen. Sasuke wartete währenddessen immer noch, schwer atmend und innerhalb der Minute, die verstrichen war, Wege zu seinem Sieg planend, auf die Antwort seiner Frage, welche er, wenn er das Gesicht des Blondhaarigen richtig deutete, jedoch nicht bekommen sollte. Auch er war am Ende seiner Kräfte und das wahnsinnige Lachen des anderen trug nicht unbedingt zur Stärkung seiner Zuversicht, was den Ausgang des Kampfes anging, bei, löste stattdessen eine leichte Panik in dem Schwarzhaarigen aus. Wenn sein Gegner noch ein Ass im Ärmel hätte und erneut mit Bomben um sich schmeißen würde, sähe es deutlich schlecht für ihn aus. „Na, Angst, hm?“ Deidara hatte mit Genugtuung den verunsicherten Blick Sasukes bemerkt und wurde durch diesen nur noch mehr in seinem Vorhaben bestärkt. Jetzt oder nie! Mit einem hämischen Lächeln im Gesicht zerriss der Blonde sein Netzhemd und ließ im nächsten Augenblick schon seine Hand in der linken Gürteltasche verschwinden, nur damit sie sogleich mit seinem letzten Stück Ton wieder auftauchte. „Ha, solltest du auch haben!“, spie der Blonde in Vorfreude auf das Bevorstehende, die Vervollkommnung seiner Kunst und zugleich der Schritt in sein neues „Leben“ – denn der Tod war noch längst nicht das Ende, vor allem nicht für Verbrecher wie ihn, die durch ihre Sünden niemals ins Paradies, das Reine Land, eingehen und so dem Kreis der Wiedergeburten entkommen könnten – aus, löste mit der freien, linken Hand die Fäden an seiner Brust, sodass Deidara den Ton in den sonst durch diese gebändigten Schlund geben konnte. „Der Tod wird mich zu meinem größten Kunstwerk machen, einer unvergleichlichen Explosion… und du wirst mit draufgehen und ihre Überlegenheit anerkennen müssen, hm!“, rief der Blonde triumphierend, spürte gleichzeitig, wie sich sein Körper schon langsam veränderte. Immer mehr feine, schwarze Linien breiteten sich vom Zentrum seines Oberkörpers aus, bedeckten bald darauf sogar sein ganzes Gesicht, welches sich vor Wahnsinn und Freude verzerrte. „Weglaufen bringt dir nichts mehr!“, rief der blonde Künstler dem Uchiha zu, da dieser gerade einen hektischen Versuch aufzustehen unternommen hatte und kläglich zu Boden gegangen war, sodass er nun mit aufgerissenen Augen, deren Sharingan schließlich erloschen waren, zu ihm herauf starrte. Deidara stieß ein kurzes, siegessicheres Lachen aus. „Jaah, staune nur, verzweifle und schreie, hm!!“ Die kleine, schwarze Kugel, aus dem vorher menschlichen Gewebe komprimiert, strahlte unheilverkündend in einem blendenden Weiß, erhellte somit das vor Angst ohnehin erbleichte Gesicht des Schwarzhaarigen, der sich seinem Schicksal scheinbar ergeben hatte, nicht mehr versuchte zu fliehen. Er hatte erreicht, was er wollte, zumindest bei dem Uchiha. Aber er würde es Sasori auch noch beweisen, sodass dieser ihn auch endlich anerkannte, vielleicht sogar mehr… Deidara lächelte verschmitzt in Gedanken. Ja, mit dieser Gewissheit könnte er das weltliche Leben ohne Reue verlassen. „Dies ist meine Kunst! ART IS A BLAST!!“ Das konzentrierte Chakra entlud sich mit einer solch enormen Wucht, dass der Schein der Explosion für einen flüchtigen Moment selbst noch hunderte Kilometer weiter zu erkennen war und diese eine grausame Schneise der Zerstörung und des Todes hinterließ, selbst Deidaras letzte Spuren auf dieser Welt sich im Nichts verloren. Doch genau dies war er: Der Ausdruck vollkommener Kunst… Gewidmet ist der erste Teil übrigens Harry83, weil sie Sasuke so gerne mag und ich ihr noch ne Widmung schuldig bin (nein, ich hab's nicht vergessen xD). Er leidet hier ja auch nicht allzu sehr ^^ Kapitel 5: Selbstlos (2/3) -------------------------- So, diesmal ohne großes Vorwort direkt der zweite Teil von „Selbstlos“. Ich wollte euch nur noch mal an den Link aus dem letzten Kapitel erinnern, sodass ihr die neu auftauchenden Personen besser einordnen könnt. Naja, nur ein kleiner Tipp. ^^ An dem letzten Teil bin ich auch schon dran, aber der ist noch nicht ganz fertig. Die wichtigste Szene macht mir ein wenig zu schaffen, aber ich denke, Anfang nächster Woche müsste es weiter gehen. ^^ Und nun viel Spaß! Ich hatte ihn jedenfalls. xD „Au, au, auaah!!“ Tausende feiner, spitzer Nadeln bohrten sich in seine nackte Haut an Armen und Brust, zerrissen dabei seine ohnehin schon stark in Mitleidenschaft gezogene Kleidung und piekten den Blonden jedes Mal erneut, wenn er sich auch nur einen Millimeter bewegte. Wo war er denn jetzt wieder gelandet? Nach einem kurzen Rundumblick erkannte Deidara zu seinem Leidwesen, dass er wohl zufällig direkt in den einzigen Dornenbusch weit und breit gefallen war und dieser anscheinend nicht die Absicht hatte, ihn schmerzfrei wieder entkommen zu lassen… Na klasse, so etwas konnte natürlich auch nur ihm passieren. Gerade hatte er noch in einer mit Dramatik geladenen Atmosphäre seinen letzten Atemzug getan und kaum war er im Jenseits angekommen, befand er sich in einer Situation, die einfach nur absolut lächerlich war und seinem tragischen Tod in keinster Weise gerecht wurde. Dass „fallen“ in seiner tödlichen Bedeutung auch gerade so wörtlich zu verstehen war, dass man, kaum aus dem Leben geschieden, direkt von oben in das Totenreich stürzte und sich nicht die angenehmere Variante, dieses durch ein Tor zu betreten, bewahrheitete, konnte doch nun wirklich niemand ahnen. Pfft! So hatte er sich seinen Willkommensgruß im Jenseits jedenfalls ganz gewiss nicht vorgestellt. Als ob er nicht schon genug Probleme gehabt hätte, als er noch am Leben gewesen war… Er schien das Pech wie magisch anzuziehen, von borstigen Zeitgenossen – ja, Sasori könnte er ruhig dazu zählen – wollte er erst gar nicht anfangen. Na das konnte ja heiter werden… Und er hatte tatsächlich gedacht, nach seinem beschissenen Leben könnte es gar nicht mehr schlimmer kommen. In solchen Momenten könnte man Tobi echt beneiden, schien dieser schließlich nicht wirklich in der Lage richtig zu denken… Erst seine beknackten Gefühle für seinen Partner, dann Sasoris Tod und seine deswegen nur noch vergrößerten Schmerzen, die missglückten Racheakte an Itachi und schließlich dessen Bruder, der ihm seine Misere vor Augen gehalten und nur noch verschlimmert hatte… Na wenigstens war ihm seine letzte und großartigste Explosion, mit der er schon immer geplant hatte, sein Leben zu beenden, gegönnt worden, die zudem den Uchiha mit in den Tod gerissen hatte – das hoffte er zumindest. Trotzdem nur ein schwacher Trost bei all dem anderen Mist um ihn herum… Aber Sarkasmus half ihm jetzt leider auch nicht weiter. Deidaras Seufzen ging in einem erstickten, schmerzlichen Stöhnen unter, während er sich mit Gewalt einen Weg aus dem stechenden Dornengestrüpp bahnte, wobei immer wieder die spitzen Nadeln blutige Kratzspuren auf seiner Haut hinterließen und seine Hose vollkommen ruinierten. Wütend vor sich hin grummelnd und wüste Flüche ausstoßend, schob er die ihn behindernden Äste, deren Zweige sich auch noch andauernd in seiner Kleidung verfingen, zur Seite, bis er schließlich, ziemlich lädiert, den Rand des großen Strauches erreichte und mit einem triumphalen Schrei seinem pflanzlichen Feind die Zunge rausstreckte. „Ha, gegen einen wie mich hast du keine Chance, du lästiges Unkraut! Meine Kunst siegt, hm!“ „Ach, tatsächlich?“ Der Blonde wirbelte herum und sah geradewegs in das wohl hässlichste Gesicht, das er je gesehen hatte, das von Sasoris Großmutter nicht mitgerechnet. Strohige, gräulich-weiße Haare rahmten das von Falten durchzogene, verwittert aussehende und durch den kritischen Blick aus trüben, jedoch hellwach scheinenden Augen noch mehr zusammen geschrumpelte Gesicht ein. Die lange, weiße Robe und die trotz ihres sicherlich hohen Alters nicht allzu gebückte Haltung verliehen der Frau eine bei anderen außer dem Blonden garantiert wirksame, respekteinflößende Aura der Weisheit. Kein Wunder bei der Lebenszeit, welche die tiefen Furchen in ihrer Haut, die schon fast mit denen der alte Schrumpelhexe, gegen welche sein Partner im Kampf gestorben war, konkurrieren konnten, verrieten. Doch anstatt der Trauer, welche er sonst empfunden hatte, wann immer er in der ersten Zeit an das Ableben des Rotschopfes gedacht hatte, erfasste ihn nur eine grenzenlose Vorfreude, als ihm schlagartig bewusst wurde, dass er nun tatsächlich tot war und seinen Partner wiedersehen könnte, obwohl sich dieser ihm gegenüber trotz seiner Bemühungen immer wie ein egoistisches Schwein verhalten hatte. Gegen seine Gefühle konnte man halt nichts unternehmen... Deidaras, bei dem Anblick der alten Frau, entsetztes Gesicht nahm einen freudigen Ausdruck an, der natürlich auch der anderen nicht verborgen blieb. „Was grinst du so dumm, Bengel? Weißt du denn nicht, wo du hier bist?“ Ein spitzer Fingernagel bohrte sich anklagend in Deidaras entblößte Brust, als ihn die Alte grob mit ihrem Zeigefinger traktierte, dabei weitere unschöne Male auf seiner ohnehin schon malträtierten Haut hinterließ. Deidara sah sich kurz um, hatte er irgendwie seine Umgebung bis dahin noch gar nicht richtig wahrgenommen, wenn man von dem Dornenbusch und der hässlichen Visage der Oma vor ihm absah. Außer dem nadeligen Gestrüpp befanden sich noch einige ungefährliche Büsche sowie ein breiter, jedoch recht langsam fließender Fluss, an dessen anderem Ufer der Blonde einen riesigen, alle anderen Gewächse überragenden Baum ausmachte, in unmittelbarer Nähe. Aber bekannt kam ihm die Landschaft jetzt nicht vor, weshalb er nur gleichgültig mit den Schultern zuckte. „Nö, sollte ich das, hm?“ Ein freches Grinsen stahl sich auf seine jugendlichen Gesichtszüge, was der Grauhaarigen wohl ganz und gar nicht gefiel. „Ein bisschen mehr Respekt, junger Mann! Du bist hier nicht zum Spaß… auch wenn deine Aktion mit dem Dornenbusch doch recht amüsant war.“ Der mahnende Ton in ihrer Stimme wich für einen Moment einem hämischen Lachen und einem spöttischen Funkeln in den matten Iriden, während sie die Blessuren des verstorbenen Akatsuki musterte. „Also eins muss man dir lassen: So viel Spaß hatte ich seit den letzten 500 Jahren nicht mehr durch einen Neuankömmling“, kicherte sie mädchenhaft, zog damit nur noch mehr den Zorn Deidaras, welcher den Spott der Alten nun wirklich nicht auf sich sitzen lassen konnte, auf sich. „Lass deine dummen Witze, alte Schachtel! Der olle Dornenbusch war mir nur im Weg, sonst nichts, hm!“, giftete der Blonde zurück und konnte sich nur schwer zurückhalten, zur Unterstreichung nicht auch noch seinen Mittelfinger zu demonstrieren, wie er es immer bei Hidan getan hatte. Man konnte ja nie wissen, ob diese miese Hexe nicht vielleicht ein hohes Tier hier im Jenseits war und ihm somit den Tod erst recht zur Hölle machen würde, wenn er es jetzt übertrieb; das hatte er aber wahrscheinlich ohnehin schon getan, da der Blick der Alten erneut einen drohenden Ausdruck angenommen hatte. „Hüte deine Zunge, Bürschchen! Du scheinst nicht zu wissen, mit wem du es hier zu tun hast!“, keifte sie zornig, fuchtelte dabei energisch mit ihrer rechten Hand vor Deidaras Gesicht herum. „Mit einer alten Schreckschraube, hm?“ Kaum waren ihm diese Worte über die Lippen gekommen, hätte sich der Blonde am liebsten dafür in den Hintern treten können. Sein loses Mundwerk würde ihn noch in Teufels Küche bringen, wenn er nicht eh schon dorthin müsste, aber er konnte sich einfach nicht beherrschen. Die Akatsuki und insbesondere Hidan hatten wohl eindeutig einen schlechten Einfluss auf seine Mentalität ausgeübt… „WAS?! Was glaubst du, wer du bist, dass du dir solch eine Unverschämtheit mir gegenüber erlauben kannst, Früchtchen!“, schrie die Grauhaarige erbost, veränderte dabei ihre Gesichtsfarbe von leichenblass zu dunkelrot, was ihre Falten nur noch mehr zum Vorschein brachte, da sich gleichzeitig ihr Gesicht wütend zusammenknautschte. Deidara hatte den Vulkan wohl zum Ausbruch gebracht und das war ganz und gar nicht vorteilhaft in seiner jetzigen Situation… „Ich bin Datsueba, die Wächterin der ersten Hürde, welche du hier in der Totenwelt überwinden musst, und richte entscheidend mit an deinem weiteren Verbleiben während des Todes! Aber deinem Auftreten nach zu urteilen, scheinst du mir ohnehin nicht gerade ein Unschuldslamm zu sein… Oh, da wird sich die Hölle aber über einen neuen und vor allem noch so blutjungen Bewohner freuen!“ Ein boshaftes Gackern verließ ihren Mund, ließ Deidara Unheil erahnend schlucken. Was wollte die Oma damit sagen? „Da-Datsueba?“ Der Blonde riss erstaunt die Augen auf, konnte er einfach nicht glauben, dass er ausgerechnet an dieses alte Weib geraten war, das ihm, obwohl er sich nicht sonderlich mit Religion oder irgendwelchen Mythen auskannte, dennoch ein Begriff war. Wie viel Pech konnte ein einzelner Mensch eigentlich haben? Scheiße aber auch… „Jaah, das hast du gut erkannt, Hosenscheißer. Aber jetzt ist es leider zu spät für eine Entschuldigung, du hast mich schon genug gereizt. Ha! Selbst ohne deine sonstigen Sünden zu kennen, kann ich dir schon mal versichern, dass deine jenseitigen Fehler mindestens für drei Jahrhunderte Folter reichen.“ Ihre Stimme triefte nur so vor Schaden- und Vorfreude auf Deidaras Bestrafung, dass es diesem nur eiskalt den Rücken herunterlief. Was hatte er da nur angerichtet? Dabei wollte er doch nur so schnell wie möglich Sasori treffen, um vor diesem mit seinem Sieg gegen den Uchiha zu prahlen, und nicht von diesem sadistischen Weib fertig gemacht werden. Aber jetzt, wo es eh schon zu spät für einen Rückzieher war, brauchte er sich ja auch nicht mehr in seinem Hohn zurückzuhalten. „Oh, ich zittere schon vor Angst“, äffte der blonde Akatsuki. „Ich habe genug durchgemacht im Leben, dass eure läppischen Methoden mich nun wirklich nicht mehr erschrecken können, hm.“ „Ach, und da bist du dir so sicher?“ Ein hinterhältiges Lächeln umspielte ihre Lippen und ließ ihren faltigen Mund noch stärker kräuseln. „Solchen Torturen wirst du in deinem kurzen Leben bestimmt nicht begegnet sein, Bursche. Ich nenne dir mal ein Beispiel, von dem bis jetzt jeder Mann in die Knie gezwungen wurde: Sündige Männer wie du müssen unter einem Dornenbaum, ähnlich wie dem, mit dem du ja schon Bekanntschaft gemacht hast, ausharren, wobei in dessen Krone eine bildhübsche, halbnackte Frau sitzt, welche man durch die Stacheln jedoch nicht erreichen kann. Jahrhundertelang von solchen Reizen gequält zu werden, hat bis jetzt jedem Mann den Verstand geraubt und ihn zur Reue getrieben… Na, immer noch so zuversichtlich?“, neckte Datsueba, doch Deidara blieb unbeeindruckt. „Das macht mir nichts aus, hm. Wenn das alles ist, was ihr hier zu bieten habt, dann ist das echt erbärmlich.“ Er wusste, dass er sich gerade um Kopf und Kragen redete und somit nur noch mehr den Ehrgeiz der Alten, ihm auch ja schön auf die Nerven zu gehen, weckte, aber ihm war im Moment so ziemlich alles egal. Er wollte lediglich endlich weiterreisen und diese nervige Frau hinter sich lassen… „Oh, einen ganz zähen Burschen haben wir da, soso. Nun ja, für das Modell „schwul“ haben wir natürlich auch ganz besondere Maßnahmen, wie du dann feststellen wirst.“ Ihr Lachen wurde immer dreckiger, sodass Deidara langsam wirklich die Geduld verlor, vor allem weil sich die andere über ihn und seine Neigungen lustig machte. „Halt endlich die Klappe, du alte Schrulle, ich hab nicht ewig Zeit hier rumzustehen. Mach also endlich deine beschissene Prüfung, damit ich hier wegkomme, oder ich spreng dich weg, hm“, gab er genervt von sich und hob drohend eine Hand, welche ihren Mund inklusive Zunge offenbarte, obgleich er wusste, dass es eine leere Drohung war, da er keinen Ton mehr besaß. „Nicht so ungeduldig, Bursche. Immer alles der Reihe nach, hörst du? Unfassbar, dass die Jugend von heute auch einfach nicht mehr warten kann. Dieser unverschämte Rotschopf vor einem halben Jahr hat mir schon meinen letzten Nerv gekostet und jetzt kommst auch noch du.“ Die Alte fasste sich genervt an die Schläfe, schien kurz zu überlegen. „Ich glaub, ich sollte echt langsam mal in Rente gehen und den Job an meine Nachfolgerin abgeben… Diese Arbeit wird echt immer anstrengender.“ Sie seufzte schwer, aber der Blonde nahm keine Notiz davon, interessierte ihn doch viel mehr die Information über den nebensächlich erwähnten, ungeduldigen Rotschopf, sodass sich eine seiner fein geschwungenen, blonden Augenbrauen nach oben zog. „Hier war also ein rothaariger Mann, der ebenfalls nicht warten konnte, hm?“ „Ja, er konnte allerdings nicht warten, schien nicht einmal Lust daran zu haben, sich mit mir ein wenig über sein Schicksal zu unterhalten. Dabei wirkte er trotz seiner ausdruckslosen Miene irgendwie bedrückt auf mich… Ich hätte nur zu gerne gewusst, was in seinem Kopf vorging oder wie er genau gestorben war.“ Ein Seufzen verließ ihre tratschtantigen Lippen. „Aber als Mann kann man ihn wohl nicht bezeichnen; er sah sogar noch unreifer aus als du. Ach, die Sünder werden auch immer jünger; was für eine Schande für die menschliche Rasse… Naja, wenigstens werden sie ihren Spaß mit Frischfleisch wie ihm und besonders dir in der Hölle haben. Männer, die aussehen wie Frauen, sind dort immer sehr erwünscht“, kicherte Datsueba und warf dem Akatsuki doch sehr zweideutige Blicke zu. Was wollte die Hexe denn jetzt schon wieder? Und dann auch noch auf seinem Aussehen rumhacken, das hatte er ja gerne… Selbst im Jenseits änderte sich an solchen Sticheleien anscheinend nichts… Ach, konnte ihm ja eigentlich auch egal sein, kannte er diese doch nun wirklich schon zur Genüge. Und was die andere Sache anging, würde er es früher oder später wahrscheinlich auch selbst herausfinden, wenn er Pech hatte… und das hatte er ja momentan anscheinend gepachtet. Aber immerhin wusste er jetzt mit Sicherheit, dass Sasori ebenfalls auf diesem Wege ins Jenseits gelangt war, sodass seine Chancen auf ein Wiedersehen mit seinem störrischen Partner durchaus gestiegen waren. Dass der Rothaarige so nachdenklich gewirkt hatte, konnte er sich zwar bei dessen sonstigem, unterkühltem Gemüt auch nicht erklären oder überhaupt vorstellen, aber das war jetzt nicht von Bedeutung. Sein einziges Ziel war die schnelle Flucht von diesem Ort, die wohl nur glücken konnte, wenn er den Test der Wächterin heil überstand. „So, du willst also endlich geprüft werden?“, riss ihn die Grauhaarige abrupt aus seinen Gedanken, wandte sich daraufhin zu dem dunkelblauen Fluss vor ihnen, dessen Oberfläche trotz der Strömung so glatt und ruhig wirkte, dass dies unmöglich ein normales Gewässer sein konnte. Fragend sah Deidara auf und folgte mit den Augen ihrem ausgestreckten Finger, welcher direkt auf das Wasser verwies. „Wie ich dir ja schon gesagt habe, ist dies die erste Stufe, um die Schwere deiner Sünden zu messen. Die endgültige Entscheidung über dein weiteres Schicksal wird dann in einem Gerichtsverfahren, in dem streng über deine guten sowie schlechten Taten gerichtet wird, fallen.“ Der Blonde nickte ungeduldig, um zu zeigen, dass er verstanden hatte und sie schnell fortfahren sollte. „Deine Aufgabe besteht folglich darin, die sogenannten „drei Furten“ zu überqueren, damit deine Kleidung an dem großen Baum am anderen Ufer aufgehängt und die Tiefe deiner Sünde ermittelt werden kann. Alles klar soweit?“ Wieso die alte Frau plötzlich so freundlich zu ihm war, konnte sich der Explosionskünstler bei ihrem gleichzeitig hinterhältigen Lächeln schon denken, da sie wohl nicht erwartete, dass der Blonde gut aus der Sache heraus kommen würde… womit sie wohl oder übel Recht behalten würde, denn immerhin war er mehrfacher Mörder und ein gesuchter S-Rank Verbrecher. Aber Sasori war dies ja nicht minder, also hätte er zumindest die Chance, die gleiche Strafe wie dieser zu bekommen, was ein Wiedersehen natürlich enorm erleichtern würde. Er nickte deshalb erneut, bemerkte jedoch ihren kritischen Blick, der an seinem entblößten Oberkörper hing. „Naja, die besten Voraussetzungen bietest du wegen deiner wenigen Kleidung zwar nicht, aber das klappt schon. Sünde bleibt Sünde“, grinste sie und schupste Deidara, ohne dass dieser dies kommen sah, in die Fluten. „Hey, spinnst du, alte Schachtel?! Du hättest mich wenigstens vorwarnen können, hm!“, empörte sich dieser, als er wieder an die Oberfläche kam, erntete jedoch nur einen trockenen Lacher ihrerseits. „Hör auf, dich zu beschweren, sondern beeil dich besser, Bengel! Und plansch hier nicht rum. Wir haben schließlich nicht den ganzen Tag Zeit. Ich warte dann auf der anderen Seite auf dich.“ Mit diesen Worten hatte sie sich auch schon in Luft aufgelöst, doch eine Sekunde später konnte der Blonde sie am anderen Ufer, direkt unter dem monströsen Baum, wo er noch eine andere, bisher von ihm unbemerkte Person ausmachte, sich wieder materialisieren sehen. „Pff, die hat doch echt einen an der Klatsche. Erst beschwert sie sich, dass ihr alles zu hektisch ist, und dann macht sie selbst Theater. Schizo lässt grüßen, hm“, murrte Deidara missmutig, machte sich aber trotzdem auf den Weg durch den Fluss, dessen Wasser ihm gerade bis unters Kinn reichte, wenn er stand, was jedoch gar nicht so mühselig war wie erwartet. Denn das Wasser, durch welches er watete, war zwar träge und schwer, aber deswegen auch sehr unbeweglich und verursachte somit keine starke und folglich gefährliche Strömung, bewirkte nur, dass sich seine ihm als einziges Kleidungsstück verbliebene, durchlöcherte Hose mit Flüssigkeit vollsog und ihn deshalb ein wenig in seiner Bewegungsfreiheit behinderte, aber nicht gravierend. Endlich an der anderen Seite angekommen, schleppte sich der blonde Explosionskünstler unter angestrengtem Keuchen aus den Fluten, bis er schließlich wieder vollständig festen Boden unter den Füßen hatte. Seine Kleidung fühlte sich, kaum war er an der Oberfläche, an wie Blei, obwohl er doch nur eine einzige Stoffhose sowie Unterwäsche und Schuhe samt Stulpen anhatte. Er stutzte. War dieses Wasser etwa Schuld daran? Womöglich waren die drei Furten – er verstand nicht ganz, warum sie so hießen, weil es immerhin nur ein Fluss war – wirklich kein normales Gewässer, sondern beinhalteten spezielles Wasser, was die Sünden auch zum Vorschein bringen konnte. Na wunderbar, da hatte er mit diesem Gewicht allein an den Beinen ja wirklich das große Los gezogen… Mit einiger Anstrengung stemmte sich Deidara vom Boden auf, erblickte direkt vor ihm die Wurzeln des gigantischen Baumes, an dessen Stamm Datsueba gelehnt wartete, zusammen mit einer anderen Person, die dem Blonden irgendwie bekannt vorkam und der Wächterin erstaunlich ähnlich sah. Mit vor Erkenntnis und Schock geweiteten Augen starrte der junge Akatsuki in das verhasste Gesicht der anderen, welche sich jedoch nicht rührte, da sie anscheinend noch nicht begriffen hatte, dass sie sich schon einmal begegnet waren. „DU!! Was machst du hier im Jenseits, alte Schabracke?! Nicht nur, dass du Sasori no danna umgebracht hast, jetzt muss ich dich hier auch noch ertragen, oder was, hm?!“ Blind vor Wut raste der Blonde, so schnell es mit seiner nassen Kleidung ging, auf die alte Frau zu, welche den jungen Mann mit einem Mal zu erkennen schien. Denn sie wich erst einmal einige Schritte zurück, versteckte sich halb hinter dem Baum, halb hinter Datsueba, die sich verwirrt, aber zur gleichen Zeit erzürnt vor den Angreifer stellte und diesem somit den Weg abschnitt. „Was soll das, Bengel?! Ein Angriff auf eine Mitarbeiterin des Gerichtsstabes gegen die Sünder kommt einer Todsünde gleich, falls dir dies dein Verstand nicht gesagt hat! Also, Erklärung!“, fuhr Datsueba den Blonden an, der jedoch nur wütend schnaubte und mit hasserfüllten Augen dem sich versteckenden Feigling Todesblicke zuwarf. „Sie hat meinen Partner umgebracht, das ist los, hm!“, schrie Deidara in Rage, versuchte dabei, irgendwie an der Wächterin vorbei zu schummeln, doch diese ließ ihn nicht entkommen, ergriff stattdessen sein Handgelenk mit einer für ihr Alter erstaunlichen Kraft. „Stimmt das, Chiyo-san?“ Die Angesprochene nickte nur, kam jedoch aus ihrer verteidigenden Haltung hervor und stellte sich direkt hinter ihre Vorgesetzte. „Tja, ein ungünstiger Zufall, aber das macht nichts. Wir wissen von ihrer heldenhaften Tat, einen hundertfachen Mörder aus dem Weg geräumt zu haben, und haben beschlossen, sie nicht zu bestrafen. Dass dieser Mann ihr Enkel war, verstärkt zudem die mildernden Umstände, da sie wirklich darunter gelitten hat. Nicht wahr, Chiyo-san?“ „Das ist wahr, Datsueba-sama“, gab die andere mit belegter Stimme zurück, richtete dabei jedoch ihre hinterhältig funkelnden Augen direkt auf Deidara, welcher die Lüge hinter ihren Worten in diesen sofort erkannte. Diese miese Heuchlerin! „Du willst mich wohl verarschen?! Diese verlogene Schlange ist gestorben und nun Mitglied der Gerichtsgruppe, hm?! Die ist doch mindestens genauso link wie jeder hier vorbeigekommene Sünder!“, empörte sich Deidara vehement, konnte einfach nicht verstehen, wie korrupt dieser Haufen von Jenseits-Futzies doch in Wahrheit war. Ein Glück, dass Sasori schon vor seiner Großmutter hier eingetroffen war, sonst hätte es bestimmt einen heftigen Eklat gegeben, der für seinen Partner garantiert schwerwiegende Konsequenzen gehabt hätte… Anscheinend hatte Chiyo in diesem Moment denselben Gedanken, denn sie schien sich gerechterweise deutlich unwohl in ihrer Haut zu fühlen, konnte sie sich doch bestimmt noch gut an den harten Kampf mit ihrem Enkel erinnern, den sie eh nur mit Hilfe der rosahaarigen Göre hatte gewinnen können. „Korruptes Pack, hm“, murmelte er deswegen nur noch, wollte sich und Sasori nicht noch tiefer in die Scheiße reiten, indem er das „Gesetz“ gegen sie beide aufhetzte, auch wenn er seine Wut nur schwer im Zaum halten konnte. „So eine Unverschämtheit verbitte ich mir“, erwiderte die oberste Wächterin streng, deutete dabei mit einer Hand auf ihre Untergebene. „Chiyo-san ist eine wirklich hervorragende Mitarbeiterin und wird nach meinem Rücktritt diesen Posten hier übernehmen. Sie ist perfekt für diese Rolle.“ „Sicher doch, hm.“ Der Blonde musste sich einfach mit seinem Sarkasmus Luft machen, sonst würde er wegen dieser Ungerechtigkeit noch vollkommen seine Ruhe und somit vielleicht seine Chance verlieren, seinen ebenfalls verstorbenen Partner wiederzusehen. Ein einzelner, unangenehmer Gedanke drängte sich dabei in seinen Kopf, ließ ihn Magenschmerzen bekommen: Würde sein Partner, wäre er in der gleichen Situation wie er jetzt, sich ebenso für ihn einsetzen, ihn verteidigen und seinen Tod rächen wollen? Warum stellte er sich überhaupt diese Frage, die Antwort lag doch eh schon auf der Hand… Sasori war ein Egoist, nur auf seinen eigenen Vor- und am besten noch auf Deidaras Nachteil aus, also warum sollte diesen so etwas wie der Tod seines Partners, dessen Verspottung oder Wohlergehen interessieren? Nein, so wie er den Rothaarigen kannte, würde er sich wahrscheinlich eher noch heimlich über ihn lustig machen oder diese ganze Szenerie schlichtweg ignorieren. In was für ein Arschloch hatte er sich da eigentlich verknallt? Naja, zumindest in ein Arschloch, das nicht so heuchlerisch war wie dessen Großmutter; denn immerhin hatte er Deidara immer ehrlich gezeigt, was er von ihm und seiner Kunst hielt, nämlich nichts. Ach, auch egal! Wenn er den anderen wiedersehen würde, würde er ihn schon durch seinen Triumph bezüglich des jungen Uchiha überzeugen, das war schließlich sein neues „Lebensziel“, oder nicht? Genau, also immer schön positiv denken, auch wenn es bei Sasoris Sturheit nicht gerade leicht werden würde… Datsueba musterte den blonden Akatsuki eindringlich, wusste anscheinend nicht recht, wie sie mit dessen Frechheit umzugehen hatte. Eigentlich konnte sie mit ihm ja machen, was sie wollte, denn immerhin war sie hier am Fluss die höchste Instanz, der keiner widersprechen durfte. Und für ihre Untergebene musste sie schließlich auch ein Vorbild sein, also sollte der unverschämte Blondhaarige endlich mal den Test vollziehen, damit sie ihre Würde bewahren konnte! „So, wir lassen jetzt mal den Sarkasmus sein, mein Lieber, und stattdessen schön unsere Hüllen fallen“, wandte sie sich mit zuckersüßer Stimme an den jungen Sünder. „Was?! Du spinnst wohl! Höchstens die Hose und die Stulpen, aber mehr nicht, hässliche Kröte, hm!“ Okay, das war erneut eine Beleidigung gewesen, aber so eine Unverschämtheit und dazu noch diesen niedlichen Ton konnte er nicht einfach so stehen lassen. Für so alte Schabracken machte er hundertprozentig keine Peep-Show! „Keine Widerrede! Wir schauen dir auch nichts weg; schließlich sind wir doch alle Frauen“, grinste Datsueba hämisch. „Ich bin ein Mann, nur damit du es weißt, Weib, hm!“, knirschte Deidara erbost mit den Zähnen. Diese ganze Situation war wirklich eine starke Zerreißprobe für seine ohnehin schon strapazierten Nerven… „Wissen wir doch, also mach schon, wir haben nicht den ganzen Tag vor, auf dich zu warten.“ „Tse, Schizo-Weib“, zischte der Blonde zwischen zusammengepressten Lippen, folgte aber trotzdem ihrer Aufforderung, wenn auch widerwillig. Was er nicht alles tat, um möglichst schnell seinen verknöcherten Partner wiederzusehen… Doch bevor der junge Akatsuki nach seinen klatschnassen Schuhen, Stulpen und seiner Hose auch seine Boxershorts entfernen und der Wächterin in die Hand drücken wollte, hielt er inne, schaute die Alte misstrauisch an. „Bekomme ich denn danach auch wieder etwas zum Anziehen, hm?“ „Aber natürlich! Wir können doch nicht riskieren, dass die anderen, armen Toten wegen dir an Augenkrebs leiden müssen“, wurde ihm daraufhin versichert, was jedoch Deidaras Laune aufgrund des schelmischen Lächelns Datsuebas nicht gerade hob. Die plante doch was Fieses, ganz bestimmt… Mit einem letzten, flüchtigen Blick in Richtung der beiden Frauen entledigte sich Deidara auch seines letzten bisschen Stoffs, sodass er nun splitterfasernackt vor ihnen stand, was diese natürlich sogleich ausnutzten. „Schöner Körper, muss ich schon sagen“, grinste die Wächterin und Chiyo an ihrer Seite machte den Anschein, als würde sie dem nicht widersprechen wollen. Und da sollte noch mal jemand sagen, nur Männer wären Voyeure… „Und diese vielen Münder haben bestimmt auch einen sehr praktischen Nebeneffekt, was?“ „Das geht dich nichts an, Oma“, grummelte Deidara, seine Wut unterdrückend, und streckte fordernd die Hand aus. „Und jetzt die Kleidung, hm!“ „Du lernst es wohl nie, dich in Geduld zu üben“, tadelte Datsueba, wackelte anklagend mit dem Finger. „Zuerst hänge ich mal deine Kleidung an dem Baum auf, dann bekommst du was Neues zum Anziehen.“ „Das will ich auch hoffen, hm.“ Unzufrieden mit der Gesamtsituation und besonders mit der Kälte, die durch das auf seiner Haut trocknende Wasser langsam in seinen Körper kroch, beobachtete der blonde Künstler, wie die Alte seine Wäsche an die untersten Äste hängte, welche sich auch sogleich bis zum Boden durchbogen, sodass jene in ihrer eigenen Pfütze lag. Vielleicht hießen die „drei Furten“ ja auch deshalb so, weil sie jede schlimme Sünde dreifach schwerer machten. Und von denen hatte er wohl leider ein wenig zu viele… „Oha, du scheinst ja in deinem Leben ein echt schlimmer Finger gewesen zu sein! Allein die Kleidung von Verbrechern höchster Stufe, Mördern und gleichzeitig Schwulen berührt bei diesem Test den Boden! Ich kann gar nicht fassen, dass du bei deinem fraulichen Aussehen zu so schlimmen Taten fähig bist“, erklärte die Grauhaarige entrüstet, während die andere alte Hexe wie immer einfach nur beipflichtend nickte. Das war ja wohl die Höhe! „Schwul zu sein ist kein Verbrechen, hm!“, knurrte der Blonde zornig und knackte dabei unheilverkündend mit den Knöcheln. Wenn er schon selbst Probleme damit hatte, seine Gefühle für Sasori anzuerkennen, dann brauchte er nicht auch noch ein intolerantes, zickiges Weib, das ihn damit aufzog. Aber wo er gerade an Sasori dachte, kam ihm doch noch eine nicht ganz uninteressante Idee… „Sag mal, Datsueba, der rothaarige Junge, der dich so genervt hat… Wie tief hingen denn seine Klamotten über dem Boden, hm?“ Ein bisschen den schleimigen Ton anzuschlagen, wäre bestimmt nicht verkehrt, wenn er eine so wichtige Information haben wollte, die ihm darüber Auskunft geben könnte, ob Sasori vielleicht doch insgeheim auf Männer stand und er somit zumindest minimale Chancen bei ihm hatte… „Warum? Interessiert dich das?“, fragte die Angesprochene skeptisch, machte nicht unbedingt den Eindruck, als wollte sie diese Information freiwillig herausrücken. „Kennst du den Kerl etwa?“ Mist, jetzt wollte die auch noch Fakten aus erster Hand… Und wenn sie auch noch herausfinden sollte, dass der ungeduldige Rotschopf und Chiyos Enkel ein und dieselbe Person waren, dann würde das mit Sicherheit seinen und Sasoris ohnehin schon schlechten Ruf bei ihr nicht gerade aufpolieren. „Doppelt genervt hält länger“ oder wie sagte man so schön? Er konnte nur hoffen, dass Chiyo die Parallele nicht bemerkte, sonst wären sie geliefert. Er brauchte eine Ausrede, ganz einfach und vor allem schnell. „Nein, nein, wie kommst du darauf, hm?“ Hoffentlich vergab Sasori ihm, dass er ihn jetzt verleugnete, aber es musste halt sein. „Es war reine Neugier, weil du doch vorhin so schlecht über ihn geredet hast…“ Okay, das war eine billige Lüge, aber was Besseres war ihm auf die Schnelle nicht eingefallen. „Mmh, wenn du keinen richtigen Grund hast, dann sage ich dir auch nichts“, meinte sie bestimmt, beobachtete aus den Augenwinkeln, wie Deidara enttäuscht und zugleich zornig zusammenzuckte. Da hatte sie wohl genau ins Schwarze getroffen mit ihrer Vermutung. „Ist er dein Lover gewesen?“ Entsetzt und mit einem leichten Rotschimmer im Gesicht starrte der Blonde sein Gegenüber an, fing sich jedoch sofort wieder. Wie kam die alte Schachtel auf solche Annahmen? Und jetzt hatte er sich auch noch durch seine Röte verraten… Verdammte Scheiße aber auch. Da konnte er die Information wohl vergessen, denn sich weiterhin die Blöße geben, indem er ihr Recht gegeben hätte, obwohl dies ja gar nicht stimmte, wollte er auf keinen Fall. „Ich sagte doch, ich kenne ihn nicht, hm“, beharrte der blonde Künstler deswegen und suchte sich schnell ein Abwechslungsmanöver. „Aber wenn du mir diese kleine Information nicht geben willst, ist es auch egal. Gib mir nur einfach neue Kleidung, dann bin ich weg, hm.“ „Immer mit der Ruhe, junger Mann.“ Der mahnende Unterton erreichte durch die Belustigung in ihrer Stimme ganz und gar nicht die vielleicht erwünschte Wirkung, brachte Deidara lediglich dazu auf zu schnauben. „Chiyo-san, geh und hol ihm sein neues Gewand, das für die übelsten Sünder, aber in der für ihn passenden Ausführung“, ordnete sie die andere Frau an, welche sich auch sogleich in Bewegung setzte und hinter dem Baum verschwand. Deidara beäugte misstrauisch die Stelle, wo sie verschwunden war, bis sie auch im nächsten Augenblick schon wieder hinter dem Stamm hervorkam, in der Hand eine zusammengefaltete Kombination aus Hemd, Hose und Unterwäsche. An sich ja gar nicht so schlecht, wenn da nicht diese winzig kleine Tatsache wäre, die den Blonden doch irgendwie störte. „Tickt ihr noch ganz richtig?! Das zieh ich unter keinen Umständen an! Lieber sterbe ich, hm!“, machte er seinen Standpunkt deutlich, doch die beiden Frauen grinsten ihn nur unverschämt an. „Du bist schon tot, mein Lieber“, rieb ihm Datsueba seine unsinnige Aussage auch noch unter die Nase. „Das ist mir ganz egal! Ich will was anderes zum Anziehen, sofort!“, forderte der Blonde, deutete dabei angewidert auf den Stoff in Chiyos Händen. „Das ist ROSA, hm!“ „Wir wissen, dass es rosa ist. Deshalb sollst du es ja auch anziehen.“ „Nie-im-Leben“, presste Deidara zornig zwischen den Zähnen hervor, wollte der alten Frau das Bündel schon entreißen, um es dann vernichten zu können, doch diese reagierte schneller und brachte die Wäsche hinter ihrem Rücken in Sicherheit. „Du ziehst das jetzt an, oder du bekommst gar keine Kleidung“, drohte Datsueba in ruhiger Stimmlage, aber immer noch mit diesem heimtückischen Lächeln im Gesicht, das Deidara keineswegs beruhigte. „Außerdem tragen in der Hölle, wo du ja bei deinen Sünden sowieso hinmusst, alle diese Farbe“, fügte sie noch beiläufig hinzu, was Deidara aufhorchen ließ. „Auch die Männer, hm?“, fragte er skeptisch, bedachte die rosa Wäsche immer noch mit abschätzenden Blicken. „Besonders die Männer“, grinste Datsueba. „Als kleine Extrastrafe, du verstehst?“ Der blonde Künstler traute der alten Schachtel immer noch nicht über den Weg, aber sie hatte in einem Punkt Recht: Wenn er diese Kleidung nicht nahm, hätte er gar nichts… In seine alten Klamotten würde er aufgrund der Nässe und des Gewichts auch nicht hineinkommen. Dass er aber auch immer so ein verfluchtes Pech hatte… „Na gut, her damit, hm“, grummelte der Blondhaarige, riss Chiyo verlegen das Bündel aus den Händen und begann sich anzuziehen. Welche Blamage! Er konnte beinahe spüren, wie ihn die beiden alten Frauen hinter seinem Rücken auslachten. Langsam hasste er den Tod wirklich mehr als sein beschissenes Leben… „So, kann ich jetzt gehen?“, fragte er schließlich genervt, nachdem er sich vollkommen bekleidet hatte und nun in rosa Stoff gehüllt vor ihnen stand. „Alles, was du willst, mein Lieber“, kicherte Datsueba, hielt sich dabei gespielt vornehm die Hand vor den Mund, und auch Chiyo schien ihre Arbeit an den drei Furten immer mehr Spaß zu machen… Sadisten-Schweine, allesamt! Als Deidara sich zum Gehen umwandte, bemerkte er, dass er eigentlich gar nicht wusste, wohin er überhaupt gehen sollte. „Hört auf zu kichern und sagt mir lieber, wie ich hier wegkomme, hm“, meinte er daraufhin bestimmt, sah noch, während er sich wieder zu ihnen drehte, wie Datsueba die andere mit ihrem Finger auf irgendwas an seinem Hintern aufmerksam machte. Genervt griff er sich an seinen Allerwertesten, bekam etwas Plüschiges zu fassen und riss es ab. Zum Glück hatte diese Aktion kein Loch hinterlassen, aber das Ding in seiner Hand war schon Grund genug sich aufzuregen. „Sehr witzig, haha. Puschel-Schwänze sind schon seit Jahren nicht mehr in Mode, nur damit ihr es wisst, hm. Also?“ „Ist ja gut, du Nervensäge. War doch nur ein kleiner Scherz… Du verstehst echt keinen Spaß. Aber damit du zufrieden bist: Lauf einfach immer weiter geradeaus, dann kommst du zu einer Treppe, die dich rauf bis zum Gerichtsgebäude und von da an weiter bis zum tatsächlichen Jenseits bringt. Alles Weitere klärt sich da.“ „Gut, dann auf Nimmer-Wiedersehen, hm.“ Genervt drehte sich Deidara um, um sich auf den Weg zu der beschriebenen Treppe zu machen, und nahm nur noch flüchtig war, wie die Wächterin ihm mit einem Lächeln auf den Lippen hinterher winkte und Chiyo ihm teils sehnsüchtig, teils verachtend nachblickte. Er war wirklich ausgesprochen froh, die beiden hinter sich zurücklassen zu können. Wie gesagt, er zog borstige – und anscheinend auch in der Persönlichkeit gespaltene – Zeitgenossen wohl tatsächlich an wie Motten das Licht… Jaah, tut mir leid, dass Sasori immer noch nicht vorgekommen ist, aber Datsueba hat mir einfach zu viel Spaß gemacht, sodass er nicht mehr reingepasst hat (hab jetzt insgesamt schon über 11.000 Wörter >__>). Und Chiyo, die olle Hexe, musste auch mal wieder leiden… Ich hasse sie einfach, weshalb Dei sie erst mal fertig gemacht hat. xD Gewidmet ist dieser Teil Hime_Naraya_Uchiha, meine liebe Beta seit dem Beginn meiner FF-Zeit sowie eine wunderbare Laber-Freundin. ^^ Hab dich lieb, imouto! Und auf weitere, gute Zusammenarbeit! xD So, zum Schluss hoffe ich noch, dass es euch gefallen hat und ihr ein Kommi hinterlasst (meine Nahrung ^^). Und danke auch für die für den letzten Teil! Ich freu mich immer wie blöde. xD LG Kurosaki-san Kapitel 6: Selbstlos (3/3) -------------------------- So, hier wie versprochen der dritte Teil! Ich hoffe, er gefällt euch und ihr teilt mir eure Meinung dazu mit. ^^ Wahrscheinlich werde ich in nächster Zeit wieder nicht mehr so viel zum Schreiben kommen, weil ich einige wichtige Termine habe sowie mich auch auf Religion vorbereiten muss (was hat mich nur geritten, dieses Fach zu wählen? Ôo). Also sorry schon mal. ^^° Gewidmet ist dieser Teil übrigens Kishimoto Masashi! Jaah, denn auch wenn er das hier niemals lesen wird, so liegt mir dieser OS doch sehr am Herzen und ich wünschte, so würde er es auch im Manga nach Sasoris und Deidaras Tod weitergehen lassen. *seufz* Nur ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl, Kishi. ^^ Weiterhin plane ich zusammen mit lunalinn und sora-linn, am 14. Juni 2008 auf den Japan-Tag in Düsseldorf zu gehen, und wollte deshalb mal so in die Runde fragen, wer eventuell Interesse hätte, uns/mich dort zu treffen. Genaue Uhrzeit sowie Treffpunkt würden dann noch ausgemacht werden, aber ihr könnt mir ja schon mal per Kommi, ENS oder GB mitteilen, ob ihr daran interessiert wärt. Ich wäre eh den ganzen Tag dort. ^^ Naja, dies nur mal vorweg und nun viel Spaß beim dritten Teil!! Der „OS“ ist übrigens noch ein Stück länger geworden als geplant… etwas über 13.000 Worte X__x LG Kurosaki-san PS: Und danke für die Kommis bei den vorigen beiden Teilen. ^^ Noch drei… zwei… eine… Völlig außer Atem und nach Luft hechelnd erreichte Deidara nach einer schieren Ewigkeit den obersten Treppenabsatz, wo er sich erst einmal geräuschvoll zu Boden plumpsen ließ, um seinen rasenden Puls wieder etwas unter Kontrolle zu bekommen. Vielleicht hätte er doch nicht gleich so loshetzen sollen, nur um so schnell wie möglich oben anzukommen… Im Endeffekt hatte ihn sein anfänglicher Spurt nur Zeit gekostet, da er dieses Tempo unmöglich die 5000 Treppenstufen hatte durchhalten können, sodass er nun, kraftlos und, trotz der Abkühlung im Fluss, schwitzend wie ein Schwein, erst einmal eine Pause einlegen musste. Wer hätte denn ahnen können, dass diese verfluchte Treppe so lang war? Von unten war dies jedenfalls nicht zu erkennen gewesen… Das Jenseits war von hinterhältigen Tricks anscheinend nur so gespickt, um ihn für die eigentliche Gerichtsverhandlung auch ja mürbe zu machen. Und deshalb musste er nun umso mehr Acht geben, auf was er sich hier einließ. Sein Atem beruhigte sich schließlich langsam und auch sein Herzschlag nahm wieder seinen gewohnten Rhythmus an, woraufhin er zufrieden aufseufzte, seiner Umgebung nun mehr Aufmerksamkeit widmete. Er befand sich inmitten eines weitläufigen, mit weißem Marmor gepflasterten Platzes, welcher von einem hohen Gebäude, in dem sich wohl der Gerichtssaal befinden musste, zu einer Seite hin abgegrenzt wurde. Eine Allee aus rot leuchtenden Ahornen rahmte den Weg dorthin ein und fand ihre Krönung in einem majestätisch erscheinenden Ginkgo, der direkt am Eingang des ebenfalls weißen Gebäudes seine Wurzeln geschlagen hatte. Doch die Schönheit der Natur um ihn herum interessierte den Blonden eher wenig, denn etwas ganz anderes hatte sich in seinem Bewusstsein nach vorne gedrängt: Wenn dies hier doch das Gerichtsgebäude, an dem jeder Verstorbene vorbei müsste, sein sollte, dann müsste es auf diesem Platz doch nur so von Menschen wimmeln! Aber es befand sich nicht eine Menschenseele an diesem gottverlassenen Ort, nur er selbst, immer noch auf dem Boden sitzend. Verwirrt über diese Tatsache stand Deidara auf, schaute sich erneut nach allen Seiten um, um vielleicht doch noch jemanden zu entdecken, der ihm sagen konnte, was er nun zu tun und wohin er genau zu gehen hatte. So töricht, sich freiwillig, also ohne dass er dazu gezwungen wurde, der Bestrafung seiner Sünden zu stellen, indem er einfach so in das Gerichtsgebäude spazieren würde, wäre er nun wirklich nicht. Sein Blick schweifte über die im Sonnenlicht schimmernden Blätter der Bäume, das hell erleuchtete Gestein des Gebäudes, die Wiese, welche sich am Rand des Platzes erstreckte und… Moment! Sonnenlicht, Wiese?! Was war das für eine seltsam abstrakte Welt, welche dem Leben auf der Erde so verblüffend nahe kam? Ach, konnte ihm ja egal sein… Wenn er darüber nachdachte, wäre es auch keineswegs für einen normalen Menschen möglich, sich wie die alte Wächterin in Luft aufzulösen und sich an eine andere Stelle zu teleportieren; ganz zu schweigen von diesem ungewöhnlich schweren Flusswasser oder der Tatsache, dass er noch einen Körper aus Fleisch und Blut besaß. Das Jenseits hatte da wohl in einigem seine eigenen Regeln… Seine Augen erfassten weiterhin jeden Winkel des Platzes, bis er auf einmal etwas wahrnahm, das seinem wachsamen Blick wohl zuvor entgangen sein musste: Direkt unter dem Ginkgo-Baum saß jemand! Erfreut darüber, endlich eine andere Person entdeckt zu haben, schritt er so schnell wie möglich, aber ohne dass er hektisch wirkte, die Allee entlang, näherte sich dem anderen bis auf fünfzig Meter, ehe er abrupt anhielt. Die allem Anschein nach männliche Person schien mit irgendetwas beschäftigt zu sein, war so in ihre Arbeit vertieft, dass sie nicht aufschaute, den heranstürmenden Blonden anscheinend noch nicht einmal bemerkt hatte. Trotzdem kam ihm der Mann bekannt vor, die Art, wie er arbeitete, das Stück Holz in seiner Hand sorgfältig schleifte und sich dabei seine dunkelroten, verstrubbelten Haare leicht im Wind wiegten. Konnte es tatsächlich sein, dass…? Ungläubig näherte sich Deidara dem Rothaarigen, konnte es gar nicht wirklich fassen, dass er nach all dem Pech vielleicht auch einmal Glück haben sollte. Der andere hatte währenddessen nicht einmal seinen Kopf gehoben, sein Interesse stattdessen vollkommen auf die Puppe in seiner Hand fixiert, sodass der Blonde schließlich, ihn stumm betrachtend, vor diesem zum Stehen kam. Das Herz klopfte dem jungen Akatsuki bis zum Hals; er hoffte, nein, er verzehrte sich mit jeder Faser seines Körpers nach dem Wunsch, dass dies Sasori war, der dort vor ihm saß. Aber er wirkte so… anders, so normal. „Du kommst spät.“ Der eisige Tonfall war unverkennbar, ebenso der gleichgültige Blick aus zwei dunkelbraunen Augen, mit denen der Rotschopf den anderen nun musterte. „Du weißt, ich hasse es, warten zu müssen.“ „Das ist nicht meine Schuld, hm!“, verteidigte sich Deidara, der sich angegriffen fühlte, auf dessen Lippen sich aber gleichzeitig ein breites Lächeln legte. Er hatte ihn gefunden… und das ganz ohne weitere Komplikationen! Ach, auch er musste doch mal Glück haben, oder? „Was grinst du so dämlich, Deidara?“, zischte Sasori, legte die angefangene Puppe schließlich zur Seite. „Findest du es lustig, mich hier so lange warten zu lassen?“ „Natürlich nicht, Danna, wie kommt Ihr denn darauf? Ich würde Euch doch niemals mit gutem Gewissen vernachlässigen, das wisst Ihr doch, hm“, grinste Deidara nun noch breiter. Wie sehr er seine „Gespräche“ mit Sasori vermisst hatte… dieser war zwar so abweisend wie eh und je, aber wenigstens redete er mit ihm. Ein freches Funkeln erschien in seinen azurblauen Iriden, was der Rotschopf misstrauisch zur Kenntnis nahm. „Aber ich finde es ja wirklich ausgesprochen nett von Euch, dass Ihr hier vor dem Gericht extra auf mich gewartet habt, Sasori no danna. So entgegenkommend hatte ich Euch gar nicht in Erinnerung, hm.“ „Ich geb dir gleich entgegenkommend… Was soll dieses freche Grinsen nun schon wieder, mmh?“, gab Sasori genervt zurück, wollte eigentlich einfach nur seine Ruhe haben. Aber er hatte sich hierfür entschieden, also musste er das jetzt auch durchziehen, auch wenn es ihm widerstrebte, bei seiner Arbeit gestört zu werden. Tatsächlich war Deidaras Lachen noch um eine Spur heiterer, jedoch gleichzeitig auch hämischer geworden, als er sich seinen grandiosen Plan, den er auch sogleich aufgreifen wollte, in Erinnerung rief. Dass der Rothaarige seiner indirekten Frage mal wieder aus dem Weg gegangen war, war ja schon vorherzusehen gewesen; wenn Sasori nicht antworten wollte, dann konnte man ihn, wie er aus Erfahrung hatte feststellen müssen, auch nicht dazu zwingen. Naja, gleich würde ihm seine Sturheit schon noch vergehen! Sasoris Augen ruhten währenddessen auf Deidaras Körper oder besser gesagt auf dem, was dieser trug, sodass auch sein Gesicht einen hinterhältigen Ausdruck annahm. „Aber wenn du vorher nochmal mit Datsueba einkaufen warst, wundert mich deine Verspätung nicht im Geringsten“, spottete er und deutete mit einem Schlenker seiner Hand abfällig auf Deidaras Kleidung. „Wirklich sehr hübsch für ein Mädchen.“ „Wa-?!“ Irritiert starrte der Blonde, der durch Sasoris Bemerkung vollkommen überrumpelt und somit fürs Erste von seinem Plan abgebracht worden war, an sich herunter, dann zu seinem Partner, bewegte seine Augen hin und her. Das durfte doch wohl nicht wahr sein! „Wieso habt Ihr schwarze Klamotten an, Danna?!“, schrie Deidara empört, zeigte anklagend auf den anderen. „Die olle Hexe hat mir gesagt, dass alle männlichen Sünder das hier tragen müssen, hm!“ Er zupfte wütend an seinem Oberteil, bewarf den Rothaarigen dabei mit tödlichen Blicken. „Dann bist du ihr wohl auf den Leim gegangen, Deidara. Hier tragen nur die Frauen rosa“, stellte Sasori nüchtern fest, konnte sich jedoch ein hämisches Zucken seiner Mundwinkel nicht verkneifen. „Das ist ja wohl… Ahh, diese dämliche Mistkröte, hm! Wenn ich die in die Finger kriege, dann-“ Doch Deidaras Beschimpfungen wurden jäh unterbrochen, bevor er seine Ausführungen näher schildern konnte. „Was dann? Willst du sie mit rosa Watte erschlagen oder gar deinen lächerlichen Ton anwenden? So mitgenommen, wie du aussiehst, kannst du ja anscheinend nicht einmal einer Katze die Stirn bieten“, erörterte Sasori mit spöttischer Stimme, welche perfekt mit seinen Augen harmonierte, sodass der Blonde ihn böse anfunkelte. „Ich bin kein Schwächling, hm! Ihr habt doch einfach keine Ahnung von meiner Kunst, Danna, also macht Euch nicht über sie lustig!“, schnappte jener beleidigt zurück, beschwor somit aber nur noch mehr Belustigung auf Seiten seines Partners. „Ach nein?“ Eine fein geschwungene, rote Augenbraue verschwand unter Sasoris Haaren. „Dann kannst du mir ja auch bestimmt erklären, woher du sonst diese ganzen Kratzspuren hast. Na?“ Der Rothaarige hatte ihn in die Enge getrieben… Mist! So war das Ganze sicherlich nicht geplant gewesen… Sasori sollte ihn und seine Explosionen doch endlich anerkennen und nicht noch mehr über sie spotten! Stattdessen war er nun wieder derjenige, der sich herausreden, zwischen peinlicher Wahrheit und im Endeffekt doch entlarvter Lüge entscheiden musste. Aber er musste noch retten, was zu retten war: Wenigstens ein bisschen Ehre! Wie er die Schlagfertigkeit des anderen doch hasste… „Ich… hatte nur eine unangenehme Bekanntschaft mit einem Dornenbusch, sonst nichts, hm“, entschied sich der Blonde schließlich für die Wahrheit, errötete dabei unweigerlich. Sasori schwieg, senkte die Lider. Aber auch wenn es vielleicht danach aussah, machte sich dieser gerade bestimmt keine Gedanken über seinen nächsten Konter; er wollte mit Sicherheit lediglich seinen Triumph über Deidara in Ruhe auskosten, so wie er es immer tat… Dieser egoistische Arsch! Schließlich schaute der Puppenspieler wieder auf, sah jedoch zu Deidaras Leidwesen nicht danach aus, als wollte er diesem etwas Gutes. „Deidara...“ Er seufzte theatralisch. „Wenn ich sagen würde, dass mich so eine Aktion bei dir noch erstaunt, dann wäre das wirklich eine glatte Lüge. Und ich dachte, in dem halben Jahr seit meinem Tod hätte sich irgendetwas verändert… Deine Fähigkeiten sind einfach miserabel wie immer.“ „Das ist nicht wahr, hm!“, verteidigte sich der Beleidigte vehement, wollte er seinem Partner doch endlich beweisen, dass seine Kunst und er selbst genauso viel wert waren wie dessen Werke. Die Antwort auf die erneut aufkommende Frage, wie er für diesen dämlichen, alten, ignoranten Sack überhaupt Zuneigung hatte entwickeln können, war ihm besonders in solchen Situationen nach wie vor schleierhaft… und würde wohl auch niemals geklärt werden, weshalb weiteres Nachdenken ohnehin zu nichts führen würde. „Immerhin habe ich mein Leben mit einem Kunstwerk, einer Explosion beendet, während Eure so gerühmte Ewigkeit nicht einmal gegen Eure Großmutter bestehen konnte, Danna! Selbst Itachis Bruder habe ich mit in den Tod gerissen! Da staunt Ihr, was, hm?“, prahlte Deidara daraufhin stolz, machte dadurch den Sieg seiner Kunst über die des anderen deutlich… Das hoffte er zumindest. Sasori neigte seinen Kopf leicht zur Seite, schaute ihn aus seinen schläfrigen Augen an. „Du denkst also, deine Kunst sei besser als meine, nur weil du dich und den Uchiha in die Luft gejagt hast? Pff, Kunst liegt in der Ewigkeit, in für immer anhaltender Schönheit, und nicht in deiner nervigen Krachmacherei, du Stümper“, erwiderte er daraufhin ruhig, jedoch nicht ohne ein wissendes Lächeln auf den Lippen. „Ach nein!“, gab Deidara sarkastisch zurück. „Das sagt gerade Ihr, Sasori no danna. Dabei seid Ihr nicht einmal mehr eine Puppe, hm.“ Er nickte, sich selbst bestätigend, in Richtung des Puppenspielers. „Mmh, ist doch mal wieder ganz angenehm, einen menschlichen Körper zu haben, oder findest du nicht?“, meinte dieser ruhig. „Hier im Jenseits ist unser Aussehen ohnehin unveränderbar, also ist die Ewigkeit sehr wohl gewahrt.“ Sasori betrachtete seine menschlichen Hände, schien dabei jedoch nicht so zufrieden, wie er es vorgab zu sein. Immerhin war ein menschlicher Körper verletzlich, der einer Puppe hingegen konnte keine Schmerzen empfinden, was in seiner Situation doch deutlich von Vorteil wäre. Aber wie gesagt, er hatte sich bereits entschieden… Das seltsame Verhalten seines Partners blieb auch Deidara nicht verborgen, jedoch konnte er es nicht recht einordnen; und bevor er sich weitere Gedanken zu dieser Merkwürdigkeit machen konnte, hatte der Rotschopf auch schon wieder seine monotone Maske aufgesetzt, spielte seinen größten Trumpf aus. „Außerdem scheinst du dich mal wieder überschätzt zu haben. Uchiha Sasuke ist nämlich nicht tot.“ „WAS?!“ Der Blonde fiel aus allen Wolken, stürzte sich in seiner Wut auf den Überbringer der Schreckensnachricht und zerrte diesen an dessen Kragen auf die Beine. „Was soll das heißen „nicht tot“? Und woher wollt Ihr das wissen, hm?“ Der Rothaarige bewegte nicht einen Muskel, zuckte nicht einmal, als sein Partner ihn so grob packte und schüttelte, bedachte dessen Wutausbruch lediglich mit Desinteresse. „Also „nicht tot“ bedeutet, dass jemand noch lebt, in der Welt der Lebenden wohnt, atmet-“ „Ich weiß, was es bedeutet, hm!“, keifte der Blonde zornig, doch Sasori ließ sich davon nicht beirren. „Dann frag nicht so dumm“, erwiderte er gelangweilt, brachte Deidaras Blut dadurch noch mehr zum Kochen. Da freute er sich erst so auf ein Wiedersehen mit seinem Partner, wollte ihm endlich den Triumph seiner Kunst unter die Nase reiben, diesen von sich überzeugen, dass dieser ihn akzeptierte, vielleicht sogar auch ein paar Gefühle für ihn entwickelte… und nun wurde er einfach seiner Basis, seines Sieges beraubt! Das konnte doch alles nur ein schlechter Scherz sein! Wie konnte dieser erbärmliche Junge die Explosion überhaupt überlebt haben? Das war einfach unmöglich! Mit vor Zorn gerötetem Gesicht verstärkte Deidara den Griff um Sasoris Kragen, zog ihn näher zu sich heran. „Ihr-lügt-mich-an. Ich-weiß-es, hm“, zischte der Explosionskünstler bedrohlich, während seine blauen Iriden vor Wut flackerten. „Warum sollte ich das tun?“, fragte der Angesprochene trocken zurück, sodass Deidara beinahe aufgelacht hätte. Das fragte ausgerechnet er? Wo er doch immer nur auf sein eigenes Wohlergehen aus war und Deidara am liebsten leiden sah? Sein Partner konnte dies doch unmöglich ernst gemeint haben… Zwar war dieser kein Heuchler und hatte ihn noch nie grundlos angelogen, aber seine eigene Belustigung war in diesem Fall wohl Grund genug, dass er seinen Vorsatz doch mal brach. „Deidara, lass mich los.“ „Was?“ Verwirrt von dem plötzlichen Befehl des Rotschopfes, vergaß der Jüngere seine Wut auf den anderen, machte stattdessen irritiert einen Schritt zurück, wobei er den Griff von Sasori löste. „Geht doch“, knurrte dieser, richtete sein Hemd. Dass sein Partner auch immer gleich so aggressiv werden musste… Aber anscheinend hatte sich dieser allmählich beruhigt, denn dessen Gesicht hatte wieder seine normale Farbe angenommen. „Ihr sagt also, der Uchiha-Bengel sei noch am Leben, ja?“ Deidara blickte Sasori misstrauisch in die Augen, woraufhin dieser bestätigend nickte. War das denn so schwer zu verstehen? „Und woher wisst Ihr das, hm?“, bohrte der Blonde weiter nach, seine Skepsis nicht verbergend. „Meinst du, als Toter sitzt man den ganzen Tag rum und dreht Däumchen?“, konterte der Puppenspieler genervt, verdrehte die Augen. Dass Deidara auch anscheinend nicht bemerkt hatte, dass er einem verstorbenen Sasuke spätestens bei Datsueba über den Weg gelaufen wäre, war ja mal wieder typisch für ihn; aber Sasori sagte mal nichts dazu, sondern fuhr fort. „Deshalb müsste es dir doch sicherlich verständlich sein, dass man auch mal nachsieht, was denn so weiterhin in der Welt der Lebenden passiert.“ „Ihr beobachtet mich?! Oha, jetzt wird es aber interessant, Sasori no danna, hm“, erlangte Deidara endlich sein Grinsen zurück. Vielleicht könnte er ja doch noch ein wenig Zuneigung aus seinem erkalteten Partner heraus kitzeln… „Bilde dir ja nichts darauf ein, Balg! Es war reine Langeweile, sonst nichts“, knurrte Sasori verärgert, doch er hatte den Köder bereits geschluckt, und so leicht würde sich der andere nicht mehr von seiner Fährte abbringen lassen, so viel war klar. „Langeweile? Soso, ich dachte, in der Hölle wird man gefoltert, für seine schlimmen Sünden im Leben.“ Mit gespielter Verwirrung fasste sich der Blonde nachdenklich ans Kinn. „Und dann habt Ihr in Eurer Freizeit auch noch die Lust, ausgerechnet mich zu bespannen? Dass Ihr so an mir hängt, hätte ich nun wirklich nicht erwartet, Danna, hm“, neckte er daraufhin, doch da war er bei Sasori an der falschen Adresse, wenn er diesen damit sauer machen oder ihm auf diesem Wege ein Geständnis entlocken wollte. „Von wegen. Du brauchst erst gar nicht anzufangen, deine Wunschvorstellungen auf die Wirklichkeit zu projizieren, Deidara. Das schadet nur deinem ohnehin schon kleinen Verstand“, spöttelte Sasori, doch der Blonde hatte schon den nächsten Trumpf in der Hand, als er sich durch die Erwähnung der Sünden wieder an seine Frage an Datsueba erinnerte. „Ihr könnt mich beleidigen, so viel Ihr wollt, ich weiß ja doch, dass ich Recht habe“, grinste der Explosionskünstler süffisant, was sein Partner nur mit einem Schnauben kommentierte. „Außerdem seid Ihr ebenso ein Sünder wie ich, also macht mehr oder weniger Verstand hier im Jenseits auch keinen großen Unterschied… Ich möchte wetten, die Äste des Baumes hingen bei Eurer Kleidung bis auf den Boden, hm.“ Sein Spiel war zwar recht riskant, da Deidara nicht wusste, inwiefern seinem Partner die Bedeutung der Zweige erklärt worden war, aber wer nicht wagte, konnte auch nicht gewinnen. „Was willst du damit sagen, Balg, mmh?“, knurrte Angesprochener bedrohlich, schien jedoch für eine Zehntelsekunde unangenehm überrascht über die Feststellung des Blonden, was dessen wachsamen Augen natürlich nicht entging. „Nichts, Danna, ist schon in Ordnung, hm“, lenkte er deshalb schnell ein, denn immerhin hatte er die Information, welche er brauchte: Sasori hatte mir hoher Wahrscheinlichkeit ebenfalls eine Schwäche für das männliche Geschlecht. „Mmh“, grummelte der Rothaarige daraufhin nur, interessierte ihn doch eigentlich nicht wirklich, was der andere hinter seinem hinterhältigen Grinsen in seinem Kopf plante. Sie hatten ohnehin nicht mehr allzu viel Zeit, die er nicht auch noch mit sinnlosem Geplapper verschwenden wollte. „Sagt mal, Danna, wie ist es eigentlich so in der Hölle, hm?“, fragte Deidara plötzlich interessiert, sodass Sasori durch den unerwarteten Themenwechsel sein Gegenüber leicht irritiert anschaute. „Wie soll es dort schon sein?“, antwortete er schließlich und zuckte mit den Schultern. „Heiß.“ „Das meine ich nicht, hm“, wiegelte der Blonde ab, fühlte sich mal wieder deutlich missverstanden, und zwar absichtlich. Wieso konnte sein Partner nicht einmal vernünftig mit ihm reden? Okay, dass sie momentan überhaupt eine Konversation miteinander führten, die diese Bezeichnung wohl auch verdienen würde, war ja eigentlich schon Wunder genug. Mehr konnte er von dem egoistischen Puppenspieler, der ihm gegenüber stand, wohl leider nicht erwarten… „Ich will nur wissen, wie es da mit den… Bestrafungen so abläuft, hm“, fügte er noch hinzu, denn obwohl er den Rotschopf, seinen erwarteten Beistand, nun wiedergetroffen hatte, konnte ihm die bis jetzt unterdrückte Angst vor dem Unbekannten nicht genommen werden. „Mmh.“ Sasori zögerte, wusste nicht, wie viel er dem Blonden davon erzählen sollte, von den Torturen, denen die Sünder durch die Höllenwächter ausgesetzt wurden, welche mit nichts vergleichbar waren, was sein Partner oder er selbst jemals erlebt hatten. Es waren körperliche wie seelische Qualen, manche rissen alte, verschlossen geglaubte Wunden auf, manche schufen neue, nie wieder zuheilende Narben; aber allesamt waren sie… einfach nur grausam. „Die Bestrafungen…“, begann der Rothaarige und zwang sich dabei, dem anderen in die Augen zu sehen, um seine Lüge nicht direkt offen zu legen, „… sind nicht so schlimm, wie man immer denkt. Eigentlich ist es ganz angenehm dort, wenn man sich an die Hitze gewöhnt hat.“ „Echt, hm?“ Aus irgendeinem Grund konnte Deidara Sasori seine Ausführungen nicht recht abkaufen. Das Weib am Fluss hatten ihm da schließlich von ganz anderen Sachen berichtet, also warum erzählte sein Partner ihm dann nicht dasselbe… die Wahrheit? Der Blonde schien seine Lüge durchschaut zu haben, doch der Puppenspieler blieb gelassen, ließ sich sein schlechtes Gefühl nicht anmerken, sodass er einfach nur bestätigend nickte. „Mmh, dann will ich Euch mal glauben.“ Dies tat der Jüngere zwar ganz und gar nicht, aber mal wieder schien der andere nicht vorzuhaben, mit der Sprache herauszurücken, sodass ihm nichts anderes übrig blieb als der Rückzug. Warum verhielt sich Sasori nur so komisch, log ihm offen ins Gesicht? Wenn es tatsächlich so schrecklich in der Hölle war, wie Datsueba es ihm hatte unter die Nase reiben müssen, dann wäre sein Partner doch sicherlich der Erste, der ihm damit Angst einjagen oder ihn aufziehen würde. Aber er tat es nicht… Aber eine positive Sache hatte die Zeit in der Hölle ja: Auch wenn Sasori seine Kunst jetzt noch nicht respektieren wollte, so würden sie immerhin dort noch die halbe Ewigkeit – bis sie irgendwann wiedergeboren würden – zusammen verbringen, in der er seinen Partner dann noch überzeugen könnte. Ja, er musste einfach an seinem Vorsatz festhalten; denn die gemeinsame Zeit mit dem Rothaarigen könnte ihm keiner nehmen. Trotz dieses Lichtblickes und aller Anstrengungen, die Absichten des Rotschopfes zu durchschauen, blieb Deidara darin erfolglos, wechselte nur stumme Blicke mit seinem Gegenüber, der ebenfalls seinen Gedanken nachzuhängen schien, bis mit einem Mal schwere Schritte über den gepflasterten Platz hallten, den Explosionskünstler aus seiner Starre aufschrecken ließen, während Sasori sich nur ruhig umwandte, jedoch kurz mit den Mundwinkeln zuckte. Überrascht von diesem plötzlichen Besuch, starrte der Blonde wie in Trance zu den drei Personen, welche sich ihnen näherten. Wer waren diese Kerle und wo waren sie auf einmal so schnell hergekommen, dass es ihm erst aufgefallen war, als er ihre Schritte vernommen hatte? Der Mittlere machte jedenfalls keinen allzu freundlichen Eindruck… Die feine, weiße Robe bedeckte vollständig seinen, den Blonden bestimmt um drei Köpfe überragenden Körper, während eine Kappe mit seitlich abstehenden Ohren sein Haupt bedeckte und ihn somit noch größer machte, seiner Autorität Ausdruck verlieh. Die beiden anderen, kleineren Männer waren derweil in blutroten Stoff gehüllt, schienen, durch den respektvollen Abstand zu ihrem Vordermann, diesem gegenüber eine untergeordnete Rolle zu bekleiden. Weiterhin ungläubig beobachtete der blonde Explosionskünstler den Riesen mit seiner Eskorte, während Sasori diese nur scheinbar uninteressiert zur Kenntnis nahm. Obwohl Deidara ansonsten nicht gerade zimperlich mit Worten umging, entschied er sich dieses Mal zu schweigen, den drei nun bei ihnen eingetroffenen Männern das erste Wort zu überlassen, was der Größte von ihnen auch sogleich ergriff. „Es ist Zeit, Sasori.“ „Ich weiß“, antwortete der Rothaarige nur knapp, begegnete dabei seinem Gegenüber mit gleichgültig blickenden, braunen Tiefen. Deidaras Augen hingegen blickten irritiert von einem zum anderen, versuchten, diese seltsame Situation zu entschlüsseln. Was hatte sein Partner mit diesem Typen zu tun? „Was soll das, Sasori no danna?“ Der Jüngere machte eine allumfassende Geste, sah seinen Partner dabei fragend an. „Und wer ist dieser Typ da, hm?“ Da Sasori immer noch leer vor sich hinstarrte und keine Anstalten machte, auf diese Fragen zu antworten, nahm der Riese ihm diese Aufgabe ab. „Mein Name ist Enma, Oberster Richter und König der Unterwelt. Ich richte über die Sünden der Verstorbenen und entscheide, welchen der „sechs Wege“ sie im Jenseits beschreiten werden“, erklärte der in Weiß Gekleidete, richtete sich dabei zu seiner vollen Größe auf. „Also, ihr wisst, was ihr zu tun habt“, wandte er sich daraufhin an seine beiden Begleiter, welche gehorsam nickten. „Bringt den Blonden weg, ich nehme Sasori.“ „WAS?!“ Der Schock war Deidara ins Gesicht gemeißelt, als ihn plötzlich vier starke Hände packten und mit sanfter Gewalt wegführen wollten, was dieser jedoch nicht mit sich machen ließ, sich in dem Griff der beiden Männer wand und versuchte, ihnen zu entkommen. „Lasst mich los, ihr Mistkerle! Ihr habt kein Recht dazu, hm!“, keifte er seine Bewacher an, riss schließlich mit einem Ruck seine Hände los, wobei er unverwandt in das unbewegte Gesicht seines Partners blickte, dem die ganze Situation scheinbar vollkommen egal war. „Was soll der ganze Mist überhaupt, hm?!“ Wütend funkelte er den Rotschopf an, wollte so eine Reaktion von diesem erreichen, irgendeine… „Seht mich gefälligst an, wenn ich mit Euch rede, Danna!“, brüllte Deidara aufgebracht, sodass der Puppenspieler ihn zumindest direkt anschaute, monotone, braune auf hektische, blaue Augen trafen. Wie konnte seinen Partner die ganze Sache nur so kalt lassen? Überraschte oder verärgerte es ihn denn gar nicht, einfach so von diesem Richter und seinen Schergen weggeschleppt zu werden? Irgendetwas lief hier doch total verkehrt… Er wollte doch mit Sasori zusammen im Jenseits bleiben, die Bestrafungen der Hölle durchstehen, ihn von seiner Kunst überzeugen… dazu bringen, dass er ihm endlich ein paar positive Gefühle entgegenbrachte; und nun sollten sie ohne Grund und vor allem ohne, dass er selbst eine Gerichtsverhandlung bekam, voneinander getrennt werden? Das war einfach nicht fair! „Fasst mich nicht an, hm!“, zischte er die beiden Gehilfen an, welche seine Arme erneut ergriffen hatten, dieses Mal aber auf Deidaras Widerstand vorbereitet waren, sodass dieser scheiterte. Statt seines Partners richtete sich der Blonde nun an Enma, hoffte er doch, wenigstens von diesem eine Begründung für diese Dreistigkeit zu erhalten. „Also könnte ich jetzt endlich mal eine Erklärung bekommen, was hier überhaupt abläuft? Ich lass mich nicht einfach so in die Hölle sperren, vor allem nicht ohne eine faire Verhandlung und überhaupt! Und wenn, dann bekämen Sasori no danna und ich doch sicherlich die gleichen Strafen, hm?!“, äußerte sich Deidara erzürnt, versuchte trotzdem, sich dem Richter gegenüber zurückzuhalten. Doch anstatt den jungen Akatsuki für seine unhöfliche Wortwahl zu schelten, lachte der Riese plötzlich aus vollem Halse, ließ seine tiefe Stimme über den Platz hallen. „Ich glaube, du hast da was falsch verstanden, Bengel. Wir haben nicht vor, dich in die Hölle zu stecken; deine Reise geht in das Reine Land. Sasori hingegen wird diesen Weg einschlagen, ja.“ „W-Was, hm?“ Verblüfft und gleichzeitig skeptisch schaute Deidara sein Gegenüber an, ließ seinen Blick dann zu dem Rothaarigen schweifen, der immer noch nicht einen Finger gerührt hatte. „Aber die alte Hexe am Fluss hat mir gesagt, ich müsste aufgrund meiner Sünden auf jeden Fall in die Hölle. Und warum muss dann Sasori no danna dorthin und ich nicht, hm?“, protestierte der blonde Explosionskünstler lautstark. „Ach ja, ich wusste, ich hatte da noch irgendwas vergessen.“ Enma fasste sich scheinbar nachdenklich ans Kinn. „Ich habe es wohl einfach versäumt, Datsueba darüber zu unterrichten, dass wir bei dir eine Ausnahme machen… Naja, sie scheint ja auch so ihren Spaß mit dir gehabt zu haben“, gestand der Weißgekleidete, bedachte dabei Deidaras rosa Kleidung mit einem belustigten Blick. „Ausnahme, hm?“ Deidara verstand gar nichts mehr, überging auch die unwichtige Anspielung auf sein Äußeres. Was hatte dieser ganze Mist denn überhaupt mit Sasori und ihm zu tun? „Mmh, ja, wir haben bei euch beiden eine Ausnahme gemacht. Dein Partner hat nach seinem Tod komischerweise darauf bestanden, dass du, wenn du sterben würdest, nicht in die Hölle, sondern ins Paradies kommst. Dafür würde Sasori dann für alle Zeiten die härteste Folter der Unterwelt erfahren. Ein wirklich ausgesprochen guter Deal für die Wächter der Hölle, wenn man bedenkt, dass die Sünder sonst alle nach ein paar Jahrzehnten durch die Wiedergeburt ihren manchmal doch recht perversen Spielchen entkommen können…“, nickte der Riese zufrieden mit sich selbst, doch Deidara konnte dieser Neuigkeit keinen positiven Aspekt abgewinnen, bohrte stattdessen, den Schock bekämpfend, den schweigsamen Rotschopf mit verständnislosen und von Wut durchtränkten Blicken auf. Das durfte doch alles nicht wahr sein… „Was habt Ihr Euch bei dieser Abmachung gedacht, Danna, hm?! Diesen Mist könnt Ihr mit jemand anderem machen, aber nicht mit mir!“, brüllte der Blonde in Rage, doch Sasori bedachte ihn nur weiterhin mit diesen ausdruckslosen Augen, als ob ihn die ganze Sache gar nichts anginge, als ob er sie nicht selbst verursacht hätte. „Hört gefälligst mit diesem aufopfernden Gehabe auf, das macht mich echt krank! Ihr habt doch sonst auch nie was von Selbstlosigkeit gehalten, Danna, hm!“ „Eben.“ Sasori sah auf, blickte ihm direkt in seine tiefblauen Augen, welche nun nur noch mehr Verwirrung ausdrückten. Was war denn auf einmal in seinen Partner gefahren, dass dieser, obwohl er den Blonden doch vorhin noch die ganze Zeit über so verspottet hatte und ihn nicht anerkennen wollte, nun anscheinend beabsichtigte, ihn vor der Hölle zu bewahren, indem er sich selbst opferte? Wie passte diese selbstlose Tat mit seinem sonst so egoistischen Wesen zusammen? Deidara konnte einfach keine Erklärung dafür finden, widersprach dieser Akt doch allem, was er je von dem Rotschopf gedacht hatte. Sollte er sich etwa so in seinem eigenbrötlerischen Partner getäuscht haben? Was erlaubte sich der Puppenspieler eigentlich, seinen Plan für eine gemeinsame Zeit im Jenseits über den Haufen zu werfen, indem er sie absichtlich trennen ließ? Pah, von wegen selbstlos, Sasori war absolut egoistisch in seiner Entscheidung gewesen, hatte Deidara nicht einmal nach seiner Meinung in dieser Angelegenheit gefragt und alles über seinen Kopf hinweg ausgemacht. Was hatte der Puppenspieler nur davon? Deidaras Herz machte einen kurzen Hüpfer, der jedoch sofort im Keim erstickt wurde. Vielleicht, ja, vielleicht brachte der Ältere ihm ja sogar auch Gefühle entgegen, wollte jene mit dieser Tat auf eine seltsame Art und Weise zum Ausdruck bringen… Aber auch wenn dem so wäre, hätte der Blonde nun keinerlei Vorteile davon, wenn sie getrennt würden. Erneuter Zorn auf seinen eigensinnigen Partner stieg in dem Jüngeren auf, sodass er es durch eine ruckartige Bewegung und trotz der Wachsamkeit der stillschweigend beobachtenden Aufpasser schaffte, sich von diesen loszureißen. Wie in Zeitlupe stürmte der Blonde auf Sasori und den Richter an dessen Seite zu, hob seine rechte Hand und schmetterte diese mit voller Wucht in das Gesicht seines Partners, welcher durch die enorme Kraft des Schlages nach hinten stolperte, den Jüngeren mit leichter Überraschung in den braunen Iriden betrachtete, wobei er seine stark gerötete Wange hielt. „Was soll-?“ „IHR FRAGT EUCH, WAS DAS SOLLTE, DANNA?! ICH SAGE EUCH, WAS DAS SOLLTE: IHR HABT KEIN RECHT, MIT EURER EGOISTISCHEN ENTSCHEIDUNG ALLES KAPUTT ZU MACHEN!! ICH HABE MICH NÄMLICH NUR AUS EINEM WIRKLICHEN GRUND IN DIE LUFT GESPRENGT: UM EUCH WIEDERZUSEHEN, HM!! ABER DAS IST EUCH JA EGAL, IHR MACHT OHNEHIN NUR, WAS IHR WOLLT!! ICH KÖNNTE KOTZEN BEI EURER GEHEUCHELTEN SELBSTLOSIGKEIT!!“, schrie Deidara, rot vor Wut und mit einem todbringenden Blick in den Augen, welcher ganz allein seinem Partner galt, diesen zur Vernunft bringen sollte. Warum konnte der alte Sack nicht verstehen, dass es Deidara nicht darum ging, ein gutes Leben nach dem Tod zu haben, sondern mit ihm zusammen zu sein?! „Das reicht jetzt“, schaltete sich Enma plötzlich ein, packte Deidara an den Schultern, um ihn von Sasori wegzuschieben und erneut in die Obhut seiner beiden Gehilfen zu geben. „Wir haben lange über diese Ausnahme, kein Gericht für deine Beurteilung einzubeziehen und dich direkt ins Paradies zu schicken, diskutiert, und du wirst diese Entscheidung jetzt respektieren. Es kommt nicht häufig vor, dass der Wunsch eines Verstorbenen erfüllt wird, also sei gefälligst ein wenig dankbar“, schalte der Riese, doch Resignation war keine Option für den Blonden. „Werde ich hier etwa überhaupt nicht nach meiner Meinung gefragt, hm?“, empörte er sich vehement, blickte erneut zu seinem Partner. „Was soll das, Sasori?“ Stumme Tränen sammelten sich in seinen Augenwinkeln, die Deidara schnell mit dem Handrücken abwischte, sich jedoch schon in seiner belegt klingenden Stimme niedergeschlagen hatten. Warum musste er denn jetzt auch noch heulen?! Die Welt war so ungerecht… Erst hatte er ein beschissenes Leben, erhoffte sich im Tod Besserung, und nun war alles nur noch schlimmer als vorher. Womit hatte er diesen dämlichen Rotschopf nur verdient, der seine Emotionen durcheinander brachte, ihn abwies, ignorierte, bespöttelte, nur damit er ihm im Endeffekt doch zeigen wollte, dass er ihn mochte?! In seinen wässrigen Tiefen tauchte ein neues Gefühl, welches sich mit der immer noch vorhandenden Zuneigung mischte, auf: Hass. Er hasste seinen Partner für alles, was dieser ihm jemals angetan hatte, aber besonders für diese Ungerechtigkeit, welche er jetzt an ihm beging. Hatte er denn gar kein Recht darauf, glücklich zu sein? Sasori war die ganze Zeit seit dem Schlag über stumm geblieben, hatte lediglich Deidaras Gefühlsausbruch beobachtet. Was könnte er auch anderes tun? Sein Plan war soweit aufgegangen, das Vorhaben, welches er sich schon direkt nach seinem Tod vor einem halben Jahr zurecht gelegt und für welches er sich eingesetzt hatte, sogar die Ewigkeit der höllischen Torturen auf sich nehmen wollte. Er wusste, was auf ihn zukommen würde; er wusste es schon, seitdem seine Sünden durch den Baum gewogen worden waren. Durch seinen Stolz und die Erhaltung seiner Würde hatte er die Wahrheit um seine Emotionen während seines Lebens immer wieder verdrängt und erst die Erklärung Datsuebas, was seine Verbrechen betraf, hatte ihm diese wirklich vor Augen gehalten, war er seitdem schließlich wieder menschlich und keine hölzerne Puppe mehr, als welche er seine Empfindungen einfach eiskalt hatte abtöten können, wann immer er es für nötig gehalten hatte. Doch die schlimmste Sünde war für ihn keineswegs, dass er innerlich eine Neigung zu Männern empfand; es war die Tatsache, wie er damit sein ganzes Leben umgegangen war, sie versteckt, bekämpft hatte, sodass vor allem sein Partner darunter hatte leiden müssen. Ja, er hatte schon lange von Deidaras Zuneigung für ihn geahnt, ihn jedoch deswegen nur noch mehr gedemütigt, ihm keine Akzeptanz und keinen Respekt, weder diesem selbst noch dessen Kunst, gezollt. Und das nur, damit er sein eigenes schlechtes Gewissen beruhigen, seine kalte Maske bewahren konnte. Folglich hatte er den Blonden ihre ganze gemeinsame Zeit über verletzt, wessen sich Sasori sehr wohl bewusst gewesen war, sein Stolz jedoch keine andere Reaktion zugelassen hatte. Er hätte Deidara niemals gestehen oder gar zeigen können, dass er ihn auch nur ansatzweise mochte, denn seine größte Schwäche war es nun einmal, seine eigenen Schwächen nicht zugeben zu können. Und eben eine dieser Schwächen war sein Partner selbst, sodass er sie hinter einer kalten Fassade versteckt gehalten hatte, um genau den gegenteiligen Eindruck bei dem anderen zu erwecken. Sasori war nie ein Mensch großer Gefühle gewesen und auch bezüglich des Blonden war es wohl mehr eine Abhängigkeit, die er diesem gegenüber verspürte, als tatsächliche Zuneigung. Trotzdem hatte der Rothaarige, nach seinem Tod und nachdem ihm sein ungerechtes Verhalten bewusst geworden war, das dringende Bedürfnis verspürt, genau diese Ungerechtigkeit zu beseitigen, seine Schuld gegenüber dem Blonden zu schmälern, indem er dem Obersten Richter sein Angebot unterbreitet hatte. Demzufolge war er bereit, sein eigenes Recht auf Wiedergeburt aufzugeben, stattdessen für immer in der Hölle deren schrecklichsten physischen und psychischen Torturen ausgesetzt zu sein, damit zumindest Deidara den Qualen der Hölle entgehen und einen angenehmen Aufenthalt im Jenseits haben könnte, wo er diesen doch zu Lebzeiten stets durch seine Art daran gehindert hatte, richtig glücklich zu sein… und allein das zählte. Er hätte einfach nicht mit dem Gewissen weiter existieren können, dass der andere seinetwegen in der Welt der Lebenden wie in der der Toten durch ihn leiden musste und müsste, weil er ihm nichts anderes zeigen konnte außer seiner inneren Kälte, seiner abgestorbenen Gefühle, die keine Zuneigung zuließen. Dennoch hatte er auf ein Wiedersehen mit dem Blonden bestanden, dem schließlich auch Enma zugewilligt und seine Bedingung, den Platz vor dem Gerichtsgebäude zu räumen, erfüllt hatte. Noch einmal hatte er sich mit Deidara streiten, ihn aufziehen und dessen Konter hören wollen, bevor er seine richtige Strafe antreten müsste. Natürlich hätte er dem Blonden auch alles gestehen können, seine seltsame Abhängigkeit, seinen Plan, die wahren Qualen der Hölle… doch dies hätte den zwingenden Abschied nur noch schwerer gemacht, für seinen Partner und für ihn selbst, dem Blonden nur unnötige Sorgen bereitet. Aus diesem Grund musste Sasori es jetzt auch weiterhin vermeiden, Gefühle zu zeigen, die seine Entscheidung vielleicht doch noch ins Wanken bringen würden… Auch wenn es dazu schon zu spät war, da er dem Obersten Richter schon im Voraus gesagt hatte, dass unter allen Umständen ein anderer Ausgang außer dem von ihm ursprünglich gedachten, sei er durch Deidara oder ihn selbst verlangt, zu unterbinden wäre. Deshalb durfte er jetzt auch nicht nachgeben, musste ihren endgültigen Abschied und somit Deidaras sowie seinen eigenen Schmerz durch erneut abweisendes Verhalten erleichtern, selbst wenn ihn das hass- und wutverzerrte Gesicht des Blonden an seinem Vorhaben zweifeln ließ. „Hör auf zu heulen, Deidara, das ist ja erbärmlich“, zischte der Rotschopf seinen Partner deshalb genervt an, wollte alles endlich so schnell wie möglich hinter sich bringen. „Meine Gründe gehen dich übrigens nichts an, genauso wie alles andere. Außerdem habe ich dir nicht erlaubt, mich zu duzen“, setzte er eiskalt hinzu, bedachte den Blonden mit herablassenden Blicken. Verwirrt von der plötzlichen Kälte des anderen, fiel dem Jüngeren nichts Besseres ein, als zu kontern. „Es war meine Idee, dich „Danna“ zu nennen, also kann ich es auch wieder sein lassen, wenn ich will, hm“, sagte Deidara bestimmt, mit einer leichten Spur von Trotz in der Stimme. „Außerdem heule ich nicht.“ „Dann weinst du eben, mir doch egal.“ Sasori wusste, dass er seinen Partner damit nur noch mehr verletzte, aber er konnte sich keine andere Reaktion erlauben. Nicht jetzt, nicht vor ihm. „Du bist so ein Arschloch, Sasori, hm“, funkelte der Blonde zornig, doch sein Partner lächelte daraufhin nur kurz. „Danke für das Kompliment.“ „DU-“ „So, jetzt reicht es aber wirklich mit euch beiden.“ Enma packte Sasori grob am Oberarm, während Deidara ebenfalls von den beiden rot gekleideten Männern gefasst wurde. „Zeit, sich zu verabschieden.“ Deidara wehrte sich nicht, als die Wächter ihn zwischen sich nahmen und Anstalten machten, ihn mitzunehmen. Wenn sein Partner weiterhin so ein arroganter Mistkerl war, konnte der ihm im Moment auch getrost gestohlen bleiben; dafür überwiegte sein Hass die nach dem anderen schreienden und sich verzehrenden Gefühle einfach zu stark. Ein letzter Blick über die Schulter verriet ihm, dass auch Sasori weggebracht wurde, wahrscheinlich direkt in die Hölle. Für einen kurzen Augenblick trafen dabei Deidaras Augen auf Sasoris, welcher ihm mit scheinbar gleichgültiger Miene hinterher schaute. Vielleicht bildete es sich der Blonde auch nur ein, aber für den Bruchteil einer Sekunde meinte er, einen Funken Reue und Schmerz in den braunen Seelenspiegeln des Rothaarigen erkannt zu haben, sodass dem jüngeren Akatsuki mit einem Schlag wieder bewusst wurde, was er soeben tatsächlich für immer verloren hatte: Den einzigen Menschen, für den er je solche tiefen, ehrlichen Gefühle empfunden hatte, dass er für ihn sogar gestorben war… Aber nun war es zu spät und der einzige hoffnungsspendende Gedanke, den ihm der letzte Augenkontakt mit Sasori sowie dessen aufopfernde Tat spendete, war, dass dieser ihm trotz aller negativen Erinnerungen doch noch so viel Akzeptanz, Reue für sein sonstiges Verhalten und vielleicht sogar Zuneigung entgegengebracht hatte, dass er freiwillig auf sein eigenes Wohlergehen verzichtet und sich für Deidaras entschieden hatte. Er wusste, dass Sasori ihm dies wegen seiner Würde und seines Charakters nie hätte offen zeigen können, weshalb er wohl schlussendlich diesen Weg als einzige Möglichkeit gesehen hatte… Schließlich hatte Deidara sein Ziel erreicht; er stand vor dem großen, bronzenen Tor, hinter welchem er den Rest seines Daseins verbringen würde… ohne körperliche Qualen, jedoch mit seelischer Pein. Dennoch trat er mutigen Schrittes in das Paradies ein – denn sein Ziel, sich Sasoris Respekt ihm und vielleicht auch seiner Kunst gegenüber zu sichern, hatte er schließlich auch ohne seinen eigentlichen Plan, aber durch dessen selbstlose Tat erkennbar, erreicht – sodass sich hinter ihm das Portal wieder verschloss, seine Begleiter sich, ohne dass Deidara ihre Worte überhaupt wahrnahm, wieder entfernten. Er war dabei ganz auf den einen Gedanken fixiert, welcher ein Lächeln auf sein Gesicht brachte, gleichzeitig jedoch eine leise Träne seine Wange hinab tropfen ließ: Auch wenn sie sich in ihrer jetzigen Existenzform niemals wiedersehen würden, er für immer im Reinen Land verweilen und der andere in der Hölle leiden müsste, so war er trotz des Schmerzes, den Sasoris Verlust mit sich brachte, doch auf eine gewisse Art und Weise glücklich, seinem Partner auch für dessen Opfer dankbar. Denn allein dass er diese erdrückenden Emotionen verspürte, der Rothaarige sie während seiner Torturen, wenn auch vor einem anderen Hintergrund, mit ihm teilen würde, machte sie beide lebendig, verband sie… für immer. Kapitel 7: Sinnlich ------------------- Uh, ich trau mich schon gar nicht mehr, hier wieder was zu schreiben… Es ist wirklich schon lange her seit meinem letzten Update und ich muss sagen, ich habe keine Entschuldigung dafür, die nicht unehrlich wäre. Ich war ein faules Drecksstück, ich weiß. >_> Aber dafür gibt es jetzt auch einen One-Shot mit über 12.000 Wörtern. ^^ Hoffentlich seid ihr nicht müde, ihn zu lesen… Es ist viel, ich weiß, aber ich hab wirklich lange an der ganzen Sache gesessen (auch weil ich häufig Schwierigkeiten beim Formulieren hatte -_-)… Ich denke deshalb einfach, dass der minimale Aufwand, den es mit sich bringt, einen konstruktiven Kommentar zu verfassen, der über drei Zeilen hinausgeht, im Verhältnis mit der Zeit, die ich an diesem OS verbracht habe (ca. 40 Stunden), durchaus zu verkraften wäre. Denn wer lesen kann, kann auch schreiben… Allen anderen, die dieser Bitte schon lange nachgehen, möchte ich an dieser Stelle noch einmal meine tiefe Dankbarkeit aussprechen, auch dafür, dass sie mir (mehr oder weniger ^^°) meine Faulheit und Langsamkeit verzeihen… Irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass sich mein Schreibstil enorm verändert hat. Oo Allein die ganzen Gedankenstriche… Ich habe diesmal auch versucht, bei Perspektivenwechsel Absätze zu machen und somit die Geschichte mehr zu gliedern, wie sich einige ja gewünscht hatten. Sagt mir bitte, wenn es so besser oder schlechter ist. ^^° Ursprünglich sollte dieser OS mein SasoDei Jubiläum im Juli bezeugen, aber das ist auch schon etwas her (der Start war genau vor 60 Wochen, 425 Tagen xD)… Die Widmung geht deshalb nicht nur an mich selbst (also das Einjährige), sondern an alle SasoDei Fans, welche die beiden so sehr lieben wie ich (das ist nahezu unmöglich, glaubt mir… oder fragt Pia :P), ihre Existenz ohne dieses Pair nur halb so viel wert wäre. Danken möchte ich auch noch Pia (lunalinn), Tine (nicht bei Animexx) und meiner Schwester Nikushimi, die mich sehr unterstützt und in den Arsch getreten haben, sodass ich es schließlich doch geschafft und nicht aufgegeben habe, und meiner Beta Hime_Naraya_Uchiha. ^^ So, genug gelabert (sorry, ich kann mich einfach nie kurz halten >_>) und viel Spaß! Eine angenehme Stille herrschte in dem kleinen Raum, legte sich wie ein seichter Schleier auf den Schlafenden. Das einzig wahrnehmbare Geräusch verursachten seine leisen Atemzüge, welche, begleitet vom regelmäßigen Heben und Senken seines Brustkorbs, den schon beinahe einem komatösen Zustand gleichzusetzenden Schlaf jedoch nicht störten, die Erholung eher noch förderten. Vollkommene Entspannung durchströmte derweil seinen gestählten Körper, lockerte seine durch die Mission am Vortag strapazierten Muskeln, während sanfte Träume seinen Geist streiften, die scheinbare Leere um ihn herum dabei kaum spürbar auf sein Bewusstsein drückte, den tiefen Schlaf noch verstärkte. Ein Ausdruck der Zufriedenheit hatte sich auf seine androgynen Gesichtszüge gelegt, die Augen, von welchen eines durch das vom nächtlichen Kampf zerzauste, sich über das weiße Kopfkissen verteilende, blonde Haar verdeckt wurde, dabei fest geschlossen. Nur ab und zu zeigte der träge Leib eine Regung, schlang die wärmende Decke noch enger um sich und bewies somit, dass er – entgegen allem Anschein, wenn man die ruhige Atmung aus der Betrachtung ließ – doch noch lebendig war. Mit einem Gefühl der schläfrigen Schwere, die Bettwäsche bis unter das Kinn sowie Beine und Arme nah an den Körper gezogen, hätte der Blonde so noch bis in alle Ewigkeit liegen, in dem erholsamen Schlaf dahin dümpeln können, wäre da nicht auf einmal dieses äußerst penetrante Geräusch, das wie aus weiter Ferne am Rande seines Bewusstseins kratzte. Durch den dunstigen Nebel, der auf seinen Sinnen lag, hörte er eine Abfolge von nervigen, irgendwie erbost klingenden Wortfetzen, welchen durch ein kräftiges Rütteln an seiner Schulter auch körperlich Ausdruck verliehen wurde, woraufhin der Blonde verärgert die Augenbrauen zusammenzog. Welches Arschloch erdreistete sich da, ihn aus seinem wohlverdienten Schlaf zu reißen? Ach, egal… weiterschlafen! Leise vor sich hin murrend, drehte er sich auf die andere, der Mauer zugewandten Seite, versuchte wieder einzuschlafen und die vehementen Störungen zu ignorieren. Er wollte verdammt nochmal seine Ruhe haben! Dieser Wunsch wurde in der nächsten Sekunde jedoch schon zunichte gemacht, als plötzlich ein kalter Luftzug seine nackten Gliedmaßen und seinen ebenfalls unbekleideten Rumpf frösteln ließ und am ganzen Körper eine Gänsehaut hervorrief. Immer noch verschlafen, suchte der Blonde daraufhin tastend nach der schützenden Decke, musste jedoch resigniert feststellen, dass sie nicht aufzufinden war, was er mit Sicherheit dem Störenfried zuschreiben konnte… Und dieser beabsichtigte wohl kaum, sie ihm wiederzugeben. Im grellen Sonnenlicht blinzelnd, öffnete er ein mit Schlafrückständen verklebtes, azurblaues Auge, das sofort den Übeltäter ins Visier nahm: Sein weiß-bläuliches Schlafutensil fest in der Hand und – wie könnte es anders sein? – darauf achtend, dass es nicht mit dem von Schneematsch beschmutzten Boden in Berührung kam, stand der Rotschopf in für ihn unerreichbarem Abstand vor seinem Bett, blickte mit verärgerter Miene auf den eben Aufgewachten herab. „Gebt mir die Decke, Danna, hm“, nuschelte dieser mürrisch, seinen Kopf halb im zerknautschten Kissen vergraben. „Damit du gleich wieder einschläfst, nachdem es mir nach minutenlangen Anstrengungen endlich gelungen ist, dich wach zu kriegen? Vergiss es, Balg“, entgegnete der Ältere forsch, seine braunen Iriden abschätzend auf seinen liegenden Partner fixiert. Doch der Blonde würde nicht so schnell aufgeben, dem anderen nicht schon so früh am Morgen – oder war es doch schon später? – das letzte Wort überlassen. „Noch fünf Minuten, Sasori-“ „Kommt nicht in Frage, Deidara, und jetzt beweg deinen faulen Hintern aus dem Bett“, fuhr der Angesprochene dazwischen, unterstrich seine Aufforderung mit einem eindringlichen Blick. „Pff, ist doch nicht meine Schuld, dass Ihr es noch nicht einmal fertig bringt, Euren Partner aufzuwecken… Dabei würden mir da schon einige schöne Methoden einfallen, hm“, konterte der Jüngere spöttisch, schenkte dem Rothaarigen dabei ein anzügliches Grinsen. „Naja, Euer generell mangelndes Talent wundert mich bei Eurer Auffassung von Kunst aber wirklich nicht im geringsten“, setzte Deidara noch gespielt hochnäsig hinzu, beobachtete mit Genugtuung, wie die rechte Augenbraue Sasoris zornig zu zucken begann, dieser seine Augen bedrohlich verengte. Schon morgens mit dem Puppenspieler über ihre größte Diskrepanz zu streiten, machte es doch gleich um ein Vielfaches erträglicher, so unsanft geweckt worden zu sein. Ein missbilligendes Knurren verließ folglich den zu einem dünnen Strich zusammengepressten Mund. „Du denkst auch nur an das Eine.“ „Wie Ihr auch, hm“, warf der Blonde, nun an die Wand neben dem Bett gelehnt, grinsend ein, doch Sasori ignorierte diese Dreistigkeit einfach und fuhr fort: „Aber anscheinend hast du es ja endlich geschafft, dir mit deinen bescheuerten Knallfröschen so das Gedächtnis wegzublasen-“ „Eure Blas-Technik bringt halt nichts, hm.“ „… zu durchlöchern, dass Mr. Oberschlau sich nicht einmal daran erinnert, was heute für ein Tag ist.“ Erwartungsvoll wanderte die vorher seinen Ärger ausdrückende, rote Augenbraue unter den Haaransatz, betonte seine Worte. Deidara hingegen starrte seinen Partner verwirrt an, wollte schon fast fragen, was an diesem Tag so besonders sein sollte, verkniff es sich aber. Das – und auch eine Beschwerde wegen der Beleidigung – würde die Argumentation mit dem Durchlöchern –Unverschämtheit! – nur fälschlicherweise bekräftigen, womit der Ältere wohl auch rechnete. Aber nicht mit ihm! Aber was sollte heute denn Großartiges sein? Angestrengt, aber ohne dies äußerlich zu zeigen, dachte der Iwa-Nin über die Antwort nach, ging alle möglichen Einfälle durch. Neujahr? Nein, das war letzte Woche gewesen… Da sie auf Mission gewesen waren, hatte – im Sinne seiner eigenen Gesundheit – dieses Jahr sein, beiläufig bemerkt, grandioses Feuerwerk dabei mal nicht das Hauptquartier in Brand gesteckt… Putzdienst? Hatte Hidan – okay, Tobi traf es wohl besser. Ihr Jahrestag? Als ob Sasori oder er selbst an sowas denken würden… An so einem Mist fanden ohnehin nur kitschige Frauen Gefallen, die sonst wahrscheinlich keine Gelegenheit mehr bekamen, mit ihrem Lover – dass dieser das eine Jahr überhaupt überlebt hatte… – zu ficken, und dafür einen Anlass brauchten. Hatten sie nicht nötig… Aber was konnte es dann sein? So sehr Deidara auch seine Gehirnwindungen durchforschte, es kam nichts Gescheites bei herum. Er wurde tatsächlich langsam alt… Moment! Konnte es sein, dass…? Ein Blick auf den Kalender an der gegenüberliegenden Wand genügte, um seine Vermutung zu bestätigen, ihn wieder geräuschvoll zurück ins Kissen plumpsen zu lassen. Dass es diesen Tag überhaupt noch gab… Ein Greul in seinen Augen, brachte dieser doch nichts als Ärger: Man wurde älter, würde faltig und schrumpelig werden – so wie Sasori, wenn dieser keine Puppe wäre – und vor allem kümmerte es doch sowieso keinen Arsch, besonders ihn selbst nicht. Was sollte an seinem Geburtstag also so besonders sein, dass sein Partner ihn sogar erwähnte? Vielleicht hatte er ja ein Geschenk für ihn? Aber sicherlich, Deidara, träum weiter… Was sollte man ihm schließlich schon schenken und vor allem warum? Immerhin waren sie gesuchte Verbrecher, Mörder ohne Gewissen und auch ohne Leute, die an einen 19. Geburtstag denken würden. Dass Sasori sich trotzdem daran zu erinnern schien – wer hatte ihm diese Information überhaupt zugesteckt? –, überraschte ihn deshalb noch mehr als der Tag an sich. Zwar hatte sich ihre Partnerschaft vor einem Dreivierteljahr auch auf die körperliche Ebene ausgeweitet – wohlgemerkt sehr zum Leidwesen seines Hinterns –, aber als „Beziehung“ im romantischen Sinne könnte man dies trotzdem nicht betiteln. Eher als „emotionalen Fick“ oder so. Ihr erster gemeinsamer Sex war schließlich nur eine reine Affekthandlung gewesen, als Konsequenz eines ihrer alltäglichen Wortgefechte über Kunst. Die Hitze der Diskussion, aufgestachelt durch die Erschöpfung während der dreiwöchigen Mission, hatte sich dann, ohne dass sie sich dagegen hätten wehren können – oder wollen – auf ihre Körper übertragen, sodass sie wie wilde Tiere übereinander hergefallen waren. Seitdem endete fast jeder Streit – ob über Kunst oder nicht – im Bett, auf dem Waldboden, in der Dusche oder auf dem Küchentisch. Irgendwie musste man ja auch die Zeit totschlagen… Gut, Deidara konnte nicht leugnen, dass er eine gewisse Zuneigung zu dem rothaarigen, 35 Jahre alten, jedoch attraktiven Sack entwickelt hatte, jedoch beschränkte sich diese bei beiden – da war er sich sicher – auf körperliche Anziehung, gemischt mit den typischen Gefühlen, die man seinem Sexpartner halt sonst noch entgegenbringen konnte. Eine aus Langeweile und männlichem Verlangen heraus entstandene Affäre… oder Beziehung? Ach, egal. Viel wichtiger zu klären war, ob Sasori vielleicht wirklich etwas für ihn hatte. Einem geschenkten Gaul schaute man ja bekanntlich nicht ins Maul und eigentlich konnte man von seinem Lover doch auch was erwarten, oder? Auch wenn damit Akasuna no Sasori, der Eisklotz persönlich, gemeint war… Der Blonde grinste. Und wenn nicht, würde er sich sein Geschenk schon selber beschaffen... Bei Deidaras plötzlich freudiger Miene verzog Sasori skeptisch das Gesicht, passte diese doch ganz und gar nicht zu dessen sonstigem Verhalten im Bezug auf diese Situation. „Hast du seit Neuestem deine Einstellung geändert? Oder hast du es tatsächlich vergessen, Idiot?“ Verwirrte Blicke aus blauen Augen begegneten ihm; der andere schien ihm wirklich nicht ganz folgen zu können. „Los jetzt, aufstehen und anziehen“, befahl der Puppenspieler barsch, ruckte mit seinem Kopf Richtung Kleiderschrank. „Der Leader erstattet sich schließlich nicht selbst Bericht und das Material für unsere Kunst – auch wenn man von deiner nicht als solche reden kann – kommt auch nicht von alleine hergeflogen. Also folgende Arbeitsteilung: Du berichtest Pein, ich beschaffe Holz und Ton. Verstanden?“ So wie Deidara aussah, hatte er es nicht, denn sein Gesicht strahlte weiterhin Erstaunen, wenn nicht sogar eine leichte Entrüstung aus, die den Rothaarigen in seiner Ahnung bestätigte: Deidara hatte wirklich keinen Schimmer, von nichts. „Ich-“, erlangte der Blonde schließlich seine Sprache wieder, doch Sasori unterbrach ihn. „Willst du dich jetzt auch noch beschweren, oder was?“, knurrte der Ältere und drehte sich genervt in Richtung Schreibtisch, um dort einige Utensilien für den „Einkauf“ einzusammeln und Deidaras Bettdecke auf der Stuhllehne abzulegen, ja weit weg von Besagtem. „Wenn du mit mir tauschen willst, hättest du früher aufstehen müssen. Ich habe schließlich nicht vor, den ganzen Tag darauf warten zu müssen, dass der werte Herr sich mal aus dem Bett schält.“ „Also ist heute… das erste Wochenende im Monat…“, seufzte der blonde Künstler genervt, ließ sich seine leichte Enttäuschung darüber, dass er jetzt doch nichts bekam und der, wie angekündigt, gleich flüchtende Rotschopf ihm nicht einmal die Gelegenheit ließ, es sich zu holen, jedoch nicht anmerken. „Deine schnelle Auffassungsgabe ist wirklich bewundernswert, Deidara.“ Mit einem spöttischen Lächeln im Mundwinkel drehte sich Sasori noch einmal zu seinem nun im Bett sitzenden Partner um, bevor er mit wenigen Schritten die Tür aus ihrem Zimmer erreicht hatte, wo er doch noch einmal stehen blieb: „An deiner Stelle würde ich mir übrigens noch die Haare kämmen und dein „kleines“ Problem lösen, bevor du zum Leader gehst. Sein Zustand ist auch so schon labil genug.“ „Arschloch, hm.“ „Ich liebe dich auch~.“ Und weg war er. Na toll, und was jetzt? Gelangweilt hockte der Blonde auf der Bettkante, zupfte notdürftig an seinen langen, verknoteten Strähnen herum und starrte gegen die Wand. Pein konnte warten, denn immerhin hätte er noch mindestens bis zum frühen Nachmittag Zeit, um diesem vor Sasoris Rückkehr den Erfolg ihrer Mission mitzuteilen. Was ihn momentan deutlich mehr beschäftigte, war seine eigene Dummheit, für einen kurzen Augenblick geglaubt zu haben, der Rothaarige – den Sarkasmus hätte er sich gerade echt sparen können – hätte auch nur im Entferntesten an ihn oder seinen Geburtstag gedacht. Tatsächlich hatte er sogar das Gefühl, der andere hatte alles extra so gedreht, dass Deidara ja nicht mitkommen und stattdessen in seiner Langeweile ertrinken konnte. Immerhin hätte der Suna-Nin ihn ja auch früher wecken können oder er wäre ganz einfach morgen gegangen. Aber auf so eine Idee kam sein Partner natürlich nicht, und das unter Garantie – seine „Verabschiedung“ war immerhin Beweis genug für seine Boshaftigkeit – mit Absicht. Wahrscheinlich, um sich stundenlang Zeit dafür zu nehmen, seine Sachen auszusuchen, während Deidaras Ton – am besten noch welcher aus der ausrangierten Ware – zum Schluss schnell in die Tasche geschmissen würde. Das sähe diesem egoistischen Puppenarsch ja ähnlich. Nicht einmal auf seine Anmache am Anfang war er eingegangen! Dabei hätte er jetzt durchaus Lust gehabt, eine Runde zu schieben, um seine nicht zu übersehende Morgenlatte von dem Rotschopf gelöst zu sehen. Und was hatte er jetzt? Ein aufrechtes Hindernis, verhexte Haare, nichts zu tun und vor allem keinen Sex… Der sollte nochmal ankommen, wenn er keinen Bock auf einen Fick hatte! Wie Sasori durchaus richtig gewusst hatte, hasste Deidara diese Samstage, an denen sie ihre Materialien besorgen mussten, wie die Pest; mussten aus dem einfachen Grund, dass der Puppenspieler darauf bestand, einen regelmäßigen, fixen Termin zu haben, um nicht hinterher ohne etwas da zu stehen, weil sie die Besorgungen aufgeschoben hatten. Deidara war dies relativ egal – weshalb es ihm trotz seines Blicks auf den Kalender nicht eingefallen war –, auch wenn sein Arsch deswegen mal auf Grund laufen sollte; aber da Sasori ohnehin nicht wegen ihm darauf verzichten würde, hatte er sich halt anzupassen. Ein weiterer Grund neben dessen unverschämtem Verhalten ihm gegenüber, um dem Puppenspieler zu wünschen, er würde auf dem Weg dorthin verrecken. Sein Partner konnte ihn im Moment echt mal kreuzweise… oder besser nicht, denn das würde ja gegen sein eben beschlossenes Vorhaben verstoßen. Wütend auf Sasori, sich selbst, weil allein seine Abhängigkeit von und der Sex mit dem Älteren seine Misere überhaupt erst zugelassen hatten, und vor allem seinen Geburtstag, der die eigentliche Bedeutung des heutigen Datums verschleiert hatte, erhob sich Deidara von seinem Bett, stampfte lauten Schrittes zum Schreibtisch und schmiss die sorgfältig aufgehängte Decke energisch auf das zerwühlte Laken. Ordnung war immerhin was für Langweiler, Genies beherrschten das Chaos! Mit diesem Vorsatz riss der Iwa-Nin seine Schranktür auf, hinderte dabei einige Kleidungsstücke daran herauszufallen und griff zielsicher nach einem Paar neuer Boxershorts, Socken sowie Netzhemd und Hose, um mit diesen Sachen ins Badezimmer zu stürmen. In diesem Raum würde er es eh vorerst keine Sekunde länger aushalten können, zumal Sasori einen für Deidara unnötig nervigen Aufstand machen würde, wenn er möglicherweise Spermaflecken auf dem Zimmerboden hinterließ, sodass er schnell die Tür hinter sich und hoffentlich auch seinen problematischen Gedanken verschloss. „Na, alles fit im Schritt, Sitzpisser?“ Der hatte ihm auch gerade noch gefehlt… Der Blonde ließ sich von den hohlen Worten des anderen – hatte der vor seiner Tür gelauert, oder was? – nicht irritieren und rauschte weiter Richtung Bad, wurde jedoch schneller eingeholt, als ihm lieb war. „Was willst du, Hidan, hm?“, blaffte Deidara den ihm gefolgten Grauhaarigen an, welcher ihn nun feixend musterte. „Überprüfen, ob du jetzt deine Tage hast oder die Beule in deiner Hose dich so zickig macht.“ Das breite Grinsen reichte fast von Ohr zu Ohr, aber der Iwa-Nin hatte gerade – und auch sonst – wahrlich Besseres zu tun, als dem Schwachsinn des Jashinisten länger als drei Sekunden zuzuhören, sodass er nur knapp konterte. „Wenigstens regt sich bei mir überhaupt noch was, was man ja nicht einmal von deinem Hirn behaupten kann, hm.“ „Oh~, jetzt wird Deidara-chan aber sauer“, äffte Hidan mit lautem Gelächter, ließ den anderen, ohne ihn aufzuhalten, an ihm vorbeirasen, bevor er scheinbar beiläufig weitersprach: „Hat Sasoris Geschenk dich etwa nicht so begeistert, wie du es von ihm erwartet hast?“ Der Jüngere wirbelte, wie von Hirukos Giftschwanz gestochen, herum, starrte den Grauhaarigen mit vor Unglauben geweiteten Iriden an. „Woher weißt du-?“ „Dass du heute Geburtstag hast?“, vollendete der Angesprochene den Satz, zuckte gleichgültig mit den Schultern. „In der Küche hängt ein Kalender.“ „Seit wann das denn, hm?“, fauchte Deidara, hatte es so etwas in dem Versteck der Akatsuki das letzte Mal, das er nachgeschaut hatte, noch nicht gegeben. „Seit dem neuen Jahr.“ Das erklärte einiges. Sasori und er waren schließlich erst gestern von ihrer zweiwöchigen Mission wiedergekommen, nach der Deidara sofort in ihrem Zimmer verschwunden war, der Rotschopf hingegen noch einen Abstecher in die Küche und sich Tee gemacht hatte. Zumindest hatte er das gesagt… Aber das klärte noch lange nicht, woher derjenige, der den Kalender aufgehangen hatte, von seinem Geburtstag wusste! „Ach ja, und da stand dann so ganz zufällig mein Geburtsdatum drauf, oder was, hm? Verarschen kann ich mich selbst.“ „Na, wenn das Püppchen deinen Arsch heute Morgen nicht bearbeitet hat, dann musst du das wohl wirklich selbst übernehmen. Oder du lässt mich ran, Blondie“, grinste Hidan dreckig, erntete jedoch nur einen finsteren Blick seitens des anderen. „Auf diese Hilfe kann ich verzichten“, knurrte der Blonde genervt. „Also, wer war es, hm?“ „Was glaubst du denn?“ „Ich hab keinen Bock zu raten, also sag’s mir einfach, hm.“ „Wieso sollte ich?“, entgegnete der Jashinist, betrachtete den Jüngeren dabei von oben bis unten. „Gegen eine kleine Gegenleistung hätte ich aber nichts einzuwenden“, fügte er schließlich mit lüsternem Blick hinzu, doch da war er bei Deidara momentan wirklich an der völlig falschen Adresse. „Kommt nicht in Frage, Arschloch.“ Waren hier denn wirklich alle schwul? „Besorgt Kakuzu es dir nicht richtig, dass du immer andere angraben musst, oder was, hm?“ „Ich kann dir ja gern demonstrieren, was die alte Narbenfresse mit mir treibt, wenn es dich so sehr interessiert“, konterte Hidan, wobei er sich lasziv über die Lippen leckte. „Kein Interesse“, wiegelte der Blonde schnell ab, beschloss, dass es wohl doch besser wäre zu raten, auch wenn er nicht gerade erpicht darauf war, noch länger von dem Jashinisten genervt zu werden. „Also gut, ähm… Pein?“ Der hatte immerhin die „Daten“ der Mitglieder gesammelt. „Nö.“ „Kisame?“ „Warum sollte er?“ „Frag mich doch nicht, hm!“, schnappte Deidara gereizt zurück, hatte schon längst keinen Bock mehr auf Hidans kindische Spielchen. „Mmh, Zetsu?“ „Damit er weiß, wer von uns noch am frischesten ist?“, lachte Hidan, was den Iwa-Nin zerknirscht grummeln ließ. „Dann eben…“ Er seufzte. „Kakuzu?“ „Bingo!“ „Echt?“ Deidara konnte nicht recht glauben, dass Hidans Partner sich die Mühe machen sollte, für einen Kalender wertvolles Geld auszugeben, aber er hatte wohl seine Gründe gehabt. „Und warum, hm?“ „Gegenleistung?“ „Vergiss es!“ Langsam wurde ihm das echt zu blöd hier… Hidan zuckte nur mit den Schultern, drückte somit sein Unverständnis für Kakuzus und Deidaras Verhalten aus, antwortete aber trotzdem. „Er hat einen neuen, verfickten Plan, laut dem jeder Arschkriecher an seinem Geburtstag die anderen zum Essen einladen muss. Der Hurensohn hat seinen natürlich nicht auf die dämliche Liste geschrieben, die er übrigens von Glitzerteufel hat.“ „War klar, hm“, murrte der Blonde, schürte schon innerlich seinen Hass gegen den Vernarbten und Gepiercten, da diese ihm die ganze Suppe hier überhaupt erst eingebrockt hatten. Schöne Scheiße… „Und, was hat dein Standgebläse dir jetzt geschenkt?“, hakte der Grauhaarige plötzlich erneut nach, erwischte den Iwa-Nin damit auf dem falschen Fuß. „Ähm, das geht dich nichts an, hm!“, blaffte dieser irritiert zurück, doch Hidan hatte schon Lunte gerochen. „Also nichts? Ganz schön mies, wenn man bedenkt, wie oft er seinen Stummelschwanz in dich reinsteckt“, grinste er hinterhältig, wusste er doch, wie scheiße sich der andere bei seinen Worten fühlen musste, wovon dieser sich allerdings nichts anmerken zu lassen versuchte. „Ich hab gesagt, das geht dich nichts an, also geh mir aus dem Weg, Hidan, hm“, knurrte der Blonde durch zusammengebissene Zähne, rauschte schließlich erhobenen Hauptes an dem Jashinisten vorbei ins Badezimmer, dessen Tür er mit einem lauten Knall hinter sich zuschmiss. „Wart’s ab, deinen ersehnten Fick bekommst du schon noch, Deidara-chan! Und wenn Püppi nicht will… du weißt, wo du mich findest!“, rief Hidan noch durch die verschlossene Tür, ehe er, mit einem siegreichen Lächeln auf den Lippen, als er ein „Verpiss dich, hm!“ von der anderen Seite vernahm, Richtung Wohnzimmer stolzierte. Es machte doch jedes Mal aufs Neue Spaß, den Blonden auf die Palme zu bringen… „Ah~, das Prinzesschen lässt sich nach über einer Stunde Schönheitspflege auch mal hier blicken. Für wen hast du dich eigentlich so aufgebrezelt? Nützt bei dir doch eh alles nichts mehr“, schallte Hidans Gackern sofort in seinen Ohren, sobald er das gemeinschaftlich genutzte Zimmer betreten hatte. Ein Fehler, wie sich nun leider zu spät herausstellte, aber die Küche – und um halb elf durfte man ja wohl durchaus mal Hunger haben – lag unglücklicherweise im Raum dahinter. Deidara hatte zwar gehofft, dass der Grauhaarige oder auch andere Schaulustige – hier drei an der Zahl – zu dieser Zeit außer Haus oder zumindest… anderweitig beschäftigt wären, aber wie er schon heute Morgen hatte feststellen müssen, hatte er das Glück nicht gerade auf seiner Seite, aber dafür einen grauhaarigen Stalker an seinen Fersen kleben… Dabei wollte er doch nur seine Ruhe haben – weshalb er im Bad absichtlich getrödelt hatte –, von keinem, am wenigsten von Hidan, belästigt werden und Sasori später kräftig in seinen Puppenarsch treten, wie er es verdient hatte. Stattdessen starrten alle Anwesenden, auf das Sofa und zwei Sessel verteilt, zu ihm herüber, wobei Kisame ihn mit einem dreckigen Grinsen im Gesicht musterte – vielleicht hätte er sich doch nicht sein kürzestes Netzhemd anziehen sollen? –, was auch den Uchiha dazu veranlasste, schweigend – das für eine Millisekunde sichtbare, eifersüchtige Funkeln seiner schwarzen Iriden hatte er sich gewiss nur eingebildet – aufzusehen. Selbst Kakuzu hatte von seiner Zeitung abgelassen und folgte den Blicken der anderen, als ob auch er sich ein Bild davon machen wollte, ob der Blonde tatsächlich auffälliger aussah als sonst. Warum konnte ihm dieser ganze Haufen von Versagern und Kunstbanausen nicht wenigstens dieses eine Mal nicht auf die Nerven gehen? Offensichtlich zu viel verlangt, wenn man sein Augenmerk auf die merkwürdige Tatsache richtete, dass alle, außer Kakuzu vielleicht, hier nichts taten als, im wahrsten Sinne des Wortes, ihre Zeit abzusitzen und anscheinend nur darauf warteten, dass jemand wie Deidara sie von ihrer Langeweile erlöste. Und da man in dieser großen, glücklichen Familie ja sowieso schon viel zu oft an das Wohl der anderen dachte – sollte man jetzt lachen? –, schien es sie dabei auch nicht wirklich zu stören, dass dieser nicht im Entferntesten Lust dazu verspürte, ihnen diesen Gefallen zu tun, indem er auf Hidans Sticheleien einginge. Deshalb schritt Deidara, ohne die anderen Akatsuki noch eines Blickes zu würdigen oder auf das Geblöke des Jashinisten zu reagieren, zielstrebig an ihnen vorbei Richtung Küche, ehe sich einer vielleicht doch noch zu einer Bewertung seines Aussehens – ja, verdammt, seine Klamotten waren halt ein wenig in der Wäsche eingelaufen! – durchgerungen hätte. Doch trotz aller entgegenwirkenden und ignorierenden Maßnahmen hatte er weiterhin das unangenehme Gefühl, genauestens beobachtet zu werden… zu genau für seinen Geschmack. Als seien ihre Augäpfel in ihren Höhlen festgeschweißt, sah Deidara aus den Augenwinkeln, wie alle vier Augenpaare – diskret oder offensichtlich – ungeniert auf seine Kehrseite starrten, ihre Absichten dabei zweifelsohne, zumindest Hidans Gesichtsausdruck nach zu urteilen, nicht gerade jugendfrei. Er hatte ja schon immer den Verdacht gehabt, durch seinen unfreiwilligen Eintritt vor vier Jahren nicht nur an eine… Vereinigung von gesuchten, sondern auch extrem sexistisch veranlagten, schwulen Verbrechern geraten zu sein; doch seit es schlussendlich auch Kisame und Itachi miteinander trieben – Deidara grübelte immer noch über die Frage, ob das Wiesel so lange erbitterten Widerstand geleistet hatte, um das Tierschutzgesetz nicht zu brechen, oder bis zum Ende noch gehofft hatte, den Umstand, in einer fast reinen Männerorganisation ausschließlich Testosteron versprühenden Reizen ausgesetzt zu sein, umgehen zu können –, konnte man sich nicht mehr vor anzüglichen Kommentaren oder nervtötenden Spannern retten, was aber nicht hieß, dass der Blonde sich deshalb so leicht damit abfinden würde. Diese Pisser gingen ihm einfach gehörig auf den Sack und verbunden mit seiner aktuell ohnehin schon miesen Laune reichte allein diese Dreistigkeit schon aus, um das mit Aggression angestaute Fass zum Überlaufen zu bringen und seine vorgenommene Ignoranz über den Haufen zu werfen. Mit vor Wut knirschenden Zähnen drehte sich der Iwa-Nin somit abrupt zu der gaffenden Meute um, sodass er auch gleich die Sicht auf sein wohlgeformtes Gesäß versperrte. „Wenn ihr schon gaffen müsst, macht es gefälligst so, dass ich es nicht mitkriege, kapiert?! Ich hab nämlich keinen Bock auf eure sabbernden Fressen, ganz besonders nicht auf die eines Hirntoten wie dir, hm!“, platzte es aus ihm heraus, während er Besagten mit Todesblicken abschoss. „Jetzt sei doch nicht gleich wieder so zickig, Barbie. Wir gucken doch nur~“, entgegnete Hidan, der sich anscheinend nicht speziell angesprochen fühlte, mit einem süffisanten Grinsen um die Mundwinkel, welches von Kisames stummem Nicken unterstrichen wurde. „Dann guckt gefälligst woanders hin!“ „Aber die Aussicht ist so schön~.“ „Wo er Recht hat, hat er Recht. Soll ja auch mal vorkommen“, pflichtete Kisame ihm wieder nickend bei. „Was soll das denn heißen, Sushi-Rolle?!“, fauchte Hidan zähnefletschend zurück, doch der andere zuckte nur grinsend mit den Schultern. „Sollte nur ein Kompliment sein…“ „Ja klar, und Deidara ist ein Mann…“ „Du kannst gleich die Radieschen von unten betrachten, Arschgesicht, hm!“ „Was bist du denn heute so aggressiv, Süße? Man müsste meinen, nachdem du dir einen runtergeholt hast, könntest du doch ein wenig entspannter sein…“, flötete der Grauhaarige und man konnte beinahe sehen, wie der Haimensch – seines Zeichens immer auf schmutzige Geschichten aus – neben ihm die Ohren spitzte, während Kakuzu sich wieder für seine Zeitung und Itachi für die Luft um ihn herum zu interessieren schienen. „Das geht dich ja wohl gar nichts an, hm!“ Der andere sollte einfach nur endlich seine dämliche Klappe halten. Der Jashinist hatte immerhin keine Ahnung von dem, was in Deidaras Kopf vorging, und das sollte er auch besser nicht. „Oder bist du immer noch beleidigt, weil dein Stecher nicht derjenige war, der diese Aufgabe übernommen hat, mmh? An deinem Ehrentag hätte er sich dafür ja ruhig etwas Zeit nehmen können, was meinst du?“ Okay, anscheinend hatte er sie doch… Was bildeten sich eigentlich in letzter Zeit immer alle Leute ein, seine Gedanken zu lesen? Sein Hirn war verdammt nochmal Privatsphäre, die aber sowohl Hidan als auch sein Partner mit Füßen traten, seine Gedanken dazu noch als Flaniermeile missbrauchten, was darin endete, dass sie immer den passenden Konter parat hatten und ihn somit noch mehr in die Enge trieben. Dass sie immer ins Schwarze trafen – oh, und Sasori konnte das wirklich ausgesprochen gut –, wurmte Deidara gewaltig, weshalb er dagegen endlich mal etwas unternehmen musste! „Sasori geht mir heute echt am Arsch vorbei und-“ „Oh~, hatte das Traumpaar etwa Streit?“, fuhr Hidan dazwischen, gackerte aus vollem Halse. „Tut mir wirklich gar nicht leid für euch.“ „Halt die Fresse, Hidan, sonst blas ich sie dir weg, hm“, knurrte der Blonde gefährlich – nicht einmal ausreden durfte man hier –, doch der andere lachte unentwegt weiter. „Blasen? Ich dachte schon, du wolltest mir drohen, Zuckerschnecke. Hast es dir mit der Gegenleistung doch noch überlegt, was?“ „Dreh meine Worte nicht so, wie du sie gern hättest, hm“, brummte der Künstler zerknirscht. So viel zum Thema „unternehmen“. Kakuzu, welcher die ganze Zeit über in den Wirtschaftsteil vertieft war und so tat, als würde ihn diese Diskussion nicht interessieren, nachdem Deidaras Hintern ja nicht mehr zu bewundern war, blickte daraufhin von seiner Zeitung auf, fixierte den Jashinisten mit einem zwischen Wut, Anspannung und Mordlust schwankenden Blick seiner stechend grünen Augen, was diesem natürlich nicht entging. „Ist was, Narbenfresse?“, motzte der Grauhaarige seinen maskierten Partner an, versprühte dabei einen feinen Dunstnebel in der Luft, der den anderen des Abstands wegen aber nicht erreichte. Auch sonst zeigte Kakuzu keine Reaktion, bedachte Hidan nur weiterhin mit seinem kalten Blick, was diesen an die Decke gehen ließ. „Ah~, ich weiß schon…“ Er tippte sich besserwisserisch an die Schläfe. „Ich soll die Klappe halten, he? Tja, Pech, würde ich sagen.“ „Nein, wie schlau du doch bist, Hidan, hm“, äffte Deidara, der es sich nicht entgehen lassen konnte, dem gestörten Jashinisten eins reinzuwürgen. „Wer hat dich denn nach deiner Meinung gefragt, Blondie? Falls du es nämlich nicht weißt: An Geburtstagen wird man älter, aber in deinem Fall wohl kaum schlauer, obwohl du ja eigentlich dank deiner Schlabberviecher die Weisheit direkt mit den Händen schaufeln könntest. Aber wo blond und blau zuhause ist, passt eh nur Stroh in die Birne.“ „DU-“ „Du hast heute Geburtstag?“, schaltete sich der Grünäugige plötzlich doch ein, beantwortete seine Frage selbst mit einem Blick auf den Kalender hinter ihm, woraufhin er dem Blonden fordernd die Hand entgegenstreckte. „Du schuldest jedem von uns noch ein Essen, Deidara.“ „Was?!“ Völlig irritiert von dem plötzlichen Themenwechsel und davon, dass der Geizhals gar nicht von allein an diese Möglichkeit des Profits gedacht hatte – oder hatte er nur den richtigen Moment abgewartet? –, starrte Deidara den anderen für eine Sekunde mit leicht offenem Mund an, ehe er sich wieder fasste. „Kommt gar nicht in Frage! Ich hab weder Geld noch Lust, euch alle auch noch durchfüttern zu müssen, hm! Dieser Plan ist echt beschissen….“ „Ähm, alles Gute zum Geburtstag, Deidara!“, dröhnte auf einmal Kisames Stimme durch den Raum, sodass ihn Kakuzu, Hidan und sogar sein Partner wegen dieses Ausrufs (leicht) verwundert ansahen. Doch anstatt dass der Blonde über diesen überraschenden Gruß erfreut war, furchten sich seine Augenbrauen wütend zusammen. „Und darauf soll ich reinfallen, oder was, hm?! Das war ja wohl mal überhaupt nicht ehrlich gemeint und außerdem geb ich dir trotzdem nichts aus, Kisame.“ „Na, hätte ja klappen können“, gab der Blauhaarige verschmitzt zurück, während Hidan anscheinend immer noch versuchte, der Situation eben zu folgen, der Braunhaarige danach aussah, als hätte Kisame ihm diese brillante Idee geklaut, ehe er sie hatte umsetzen können, und Itachi seinen Partner kritisch aus den Augenwinkeln beobachtete. „Kisame…“ Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, doch die Missbilligung, die darin mitschwang, erreichte die Ohren des Angesprochenen sehr wohl, sodass dieser ein belustigtes Grinsen aufsetzte; aber auch anderen war der überraschende… Gesprächsbeitrag des Uchiha nicht entgangen. „Oho, Herr Hochwohlgeboren lässt sich ja auch mal dazu herab, mit uns Sterblichen – ich bin mal so freundlich und geselle mich zum Fußvolk – zu kommunizieren! Welch eine Ehre, Eure Majestät!“, feixte Hidan, gefolgt von einer übertrieben tiefen Verbeugung. „Wenn du nicht schon ganz unten wärst, könnte ich dir das wirklich glauben, Hidan.“ „Ach nein, ich dachte immer, Fische kommen aus dem tiefen, tiefen Ozean, Nessie.“ „Nur wer ganz unten war, weiß, dass es in Wahrheit noch viel tiefer geht.“ „Pah, du hast doch mal wieder null Ahnung, Fischbeule!“ Deidara – wie wohl auch Itachi, aber im Gegensatz zu Kakuzu, dessen Ader an der Stirn gefährlich zuckte – hatte seine Ohren schon längst auf Durchzug gestellt, sah er doch in der vorherrschenden Diskussion seine Chance, unauffällig in die Küche zu verschwinden, sich schnell etwas zu Essen mitzunehmen und sich damit dann ebenfalls so unbemerkt wie möglich in sein Zimmer zu verdrücken. Mit wenigen Schritten war er auch schon am Kühlschrank angelangt, schnappte sich einen Joghurt, eine Orange und einen Apfel aus dem Korb daneben, zog nebenbei elegant einen Löffel aus der obersten Schublade und war nach zehn Sekunden wieder an dem Ort, wo er zuvor gestanden hatte, nur diesmal bewaffnet! Okay, man wollte ja nicht übertreiben… Anscheinend hatte auch keiner seine Abwesenheit bemerkt, denn immer noch warfen sich Kisame und Hidan Beleidigungen entgegen, wobei die des Ersten einen durchaus niveauvolleren Eindruck machten. „Mit deinem Fischkopf kannst du froh sein, deine Angel überhaupt bei jemandem ausfahren zu dürfen, Forellenarsch! Mr. Uchiha-Schnösel muss echt unter Geschmacksverirrung leiden!“ Die Diskussion hatte unüberhörbar in den letzten paar Sekunden noch tiefere Regionen als die unter dem Bauchnabel erreicht, was den Blonden jedoch nur halbherzig interessierte, lagen schließlich immer noch zehn Meter zwischen ihm und dem rettenden Ausgang. „Ach, deiner muss doch schon längst abgefallen sein, da du ja immer wie ein Mädchen schreist“, erwiderte der Schwertkämpfer kühl, aber sichtlich amüsiert über Hidans Versuche, ihn beleidigen zu wollen. „Du hast sie wohl nicht mehr alle, Gammelhai! Ich-“ „Halt endlich deine verdammte Klappe, Hidan, oder ich sorge persönlich dafür, dass Kisames Prophezeiung doch noch wahr wird“, knurrte Kakuzu genervt, bemerkte jedoch gleichzeitig, wie etwas Blondes blitzschnell an ihm vorbei rauschte. „Bleib stehen, Deidara! Du sollst uns Essen kaufen und keins klauen!“, polterte er, doch der andere war schon aus der Tür, durch die nur noch ein dumpfes „Ich hab’s rechtmäßig erworben, hm!“ klang. Grummelnd starrte der endlich verstummte Grauhaarige zu der eben ins Schloss gefallenen Tür, verärgert darüber, dass er sich die Gelegenheit, Deidara weiter zu triezen, durch die Lappen hatte gehen lassen, während der Maskierte sich wieder seine Zeitung vor die Nase hielt; das von Deidara bezahlte Essen würde ihm ja nicht weglaufen. Gut gelaunt von seinem Gefecht mit Hidan, setzte sich der Blauhaarige währenddessen wieder zu Itachi auf die Couch und legte entspannt die Füße auf den kleinen Tisch – Kakuzu sah dieses „Verbrechen“ hinter der Zeitung ohnehin nicht –, die Hände im Nacken gefaltet. „Endlich Ruhe“, brummte der Uchiha und schloss entnervt die Augen. La~ngweilig. Das war wohl wirklich das beste Wort für sein momentanes Befinden oder eher Dahinvegetieren... Stinklangweiliges, stillschweigendes und vor allem sexloses Gammeln… Unverständliche Worte vor sich hin murrend, lag Deidara mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf seinem Bett und starrte die Decke so finster an, als ob diese die alleinige Schuld an seiner schlechten Laune trüge. Der ganze Tag war schlichtweg eine einzige Verschwendung gewesen, angefangen mit der überstürzten… Flucht seines ach so rücksichtsvollen Partners, der ihn den ersehnten Sex verwehrt hatte, dann diese wundervollen Auseinandersetzungen mit den anderen Hirnis und Hidan an der ungekrönten Spitze, und nicht zu vergessen das äußert spannende Gespräch mit dem Leader, welches sich unnötig in die Länge gezogen hatte, weil Pein ihm ja unbedingt vorjammern musste, wie gestört und ungehorsam der ganze Akatsuki-Haufen doch war, und dass er am Besten seinem Leben ein Ende setzen sollte. Im letzten Punkt hatte der Blonde ihm auch eifrig zugestimmt, was Pein dann wohl doch etwas suspekt vorkam, sodass er leider seinen Plan wieder verworfen hatte – Deidara hatte das seltsame Gefühl, dass der Orangehaarige seine glorreiche Zukunft plötzlich darin sah, der Retter der Menschheit zu werden, indem er den zum Scheitern verurteilten Plan verfolgte, seine Mitglieder erziehen zu wollen... –, doch bei seinem langen, mitleidserregenden Vortrag davor hatte er dem Künstler nun wirklich nichts Neues erzählt, weshalb das ganze Treffen äußerst einschläfernd auf diesen gewirkt hatte. Nach all den ätzenden Begegnungen hatte er sich somit erst einmal abreagieren müssen, wobei ein zwei Hektar großes Waldstück mit draufgegangen war. Die Explosion und der durch sie verursachte Knall hatten auch in jenem Augenblick eine wahre Erholung dargestellt, doch kaum war er wieder in ihr Zimmer zurückgekehrt – nachdem ihm sein Ton ausgegangen war –, hatte ihn wieder, wie immer in geschlossenen, stillen Räumen, diese unerträgliche Langeweile überfallen. Dieser Tag war also absolut nutzlos gewesen, obwohl es ja immer hieß, der eigene Geburtstag wäre einer der schönsten Momente im Jahr, vor allem wegen der Geschenke und weil alle Leute, die einem wichtig waren – hatte er solche überhaupt? –, einem zumindest gratulierten. Pah, von wegen… Das Einzige, was er bekommen hatte, war eine Morgenlatte, dank Hidan erste Anzeichen von Tinitus sowie eine dämliche Gratulation, mit der man ihm das Geld aus der Tasche hatte ziehen wollen. Wirklich traumhaft… Dazu hatte er fast den ganzen Tag alleine verbracht – Hidans Anwesenheit konnte man nun wirklich nicht zählen – und er hatte keinen Sex! Und dies hatte ganz allein Sasori zu verantworten, der jetzt auch schon Stunden auf sich warten ließ. So lange konnten dessen beschissene Besorgungen doch nicht dauern, dass er jetzt schon seit über zwölf Stunden unterwegs war, die Sonne schon hinter den letzten Baumwipfeln verschwand. Was der schon wieder so lange trieb? Obwohl… konnte ihm ja eigentlich egal sein, denn für heute hatte sich der Rotschopf jegliche Sonderbehandlung erst einmal verspielt. Anstatt aus seinen sonstigen Privilegien schöpfen zu können, würde ihn deshalb nur sein zu Tode gelangweilter, mürrischer und angenervter Partner erwarten, der ihn zudem mit kalter Ignoranz strafen würde. Das Problem, welches diesem Plan wohl im Wege stand, war aber dummerweise Deidara selbst, denn eigentlich hatte er es gerade wirklich nötig… Aber er musste standhaft bleiben, wenn nötig es sich halt selbst besorgen. Immerhin konnte und durfte er dem anderen nicht alles durchgehen lassen und schon gar nicht an seinem Geburtstag, den ihm alle anderen ebenso gründlich versaut hatten wie sein Partner selbst. Er verlangte ja wirklich nicht viel, nur dass sie ihn wenigstens in Ruhe ließen und Sasori heute Morgen seine Bedürfnisse befriedigt hätte… Aber nein, ihm war natürlich wieder gar nichts gegönnt. Und wenn er schon nichts bekam, sollten die anderen gefälligst auch sehen, wo sie blieben: Nämlich ohne ein bezahltes Essen und ohne Ficki-Ficki! Ha! Ein selbstzufriedenes Grinsen schlich sich auf Deidaras Gesicht, wobei er einen merkwürdig unheilvoll klingenden Lacher ausstieß, welcher das plötzliche, leise Knarren der Tür übertönte. „Planst du jetzt, die Weltherrschaft alleine an dich zu reißen…?“ Als hätte ihm das Bett einen elektrischen Schlag verpasst, schnellte Deidara blitzartig in eine aufrechte Position und starrte mit vor Schock geweiteten Augen auf die Person, die, mit zwei Taschen beladen, im Türrahmen stand und ihn skeptisch, aber mit einem spöttischen Zucken um die Mundwinkel, musterte, während der Iwa-Nin hastig nach Luft schnappte, sein Herz immer noch aus seinem Brustkorb zu springen drohte. „Oder hat dich deine brennende Sehnsucht nach mir schon… wahnsinnig gemacht?“ Das hämische Grinsen verschwand nicht aus seinem Gesicht, wurde noch eine Spur breiter, was den Blonden endlich aus seinem Schockzustand riss. Warum konnte der andere denn auch nicht anklopfen, sondern musste ihn zu Tode erschrecken, während er tief in Gedanken versunken war und das Öffnen der Tür nicht mitbekommen hatte?! Aber so, wie dieser sich jetzt über ihn amüsierte, war das mit Sicherheit beabsichtigt gewesen… Egoistischer Mistkerl! Die Wut, die sich schon den ganzen Tag über in ihm aufgestaut hatte, brach mit einem Mal aus ihm heraus, sodass ihm die Zornesröte ins Gesicht stieg, sie sich in seiner Stimme niederlegte. „Brennende Sehnsucht? Dass ich nicht lache! Ich kann sehr gut meinen Tag ohne Euch verbringen, Danna, hm!“ „Ach, tatsächlich?“, erwiderte Sasori mit einer unter dem Haaransatz verschwundenen Augenbraue. „Dabei habe ich mich so beeilt, zu dir zurückzukommen…“ „Ha, von wegen! Ihr habt über zwölf Stunden gebraucht und das nur, um ein paar Teile zu kaufen!“, erzürnte sich der Blonde, doch der Blick des Puppenspielers verriet ihm, dass er gerade mal wieder zu viel gesagt hatte. „Zwölf Stunden? Da hat aber anscheinend wirklich schon jemand erwartungsvoll die Minuten gezählt, bis ich wieder da bin“, spöttelte der Rotschopf, welcher nun die zwei großen Säcke, die er jeweils über die Schulter und in der Hand getragen hatte, neben den Schreibtisch stellte. Der Iwa-Nin knirschte wütend mit den Zähnen. Hidan und seinen Partner konnte man doch echt beide in denselben verdammten Topf schmeißen mit ihrem „Talent“, ihm jedes seiner Worte im Mund zu verdrehen. „Als ob ich das nötig hätte, hm.“ „Sieht ganz danach aus…“ „Das hättet Ihr wohl gerne!“ „Vielleicht…“ Sasori zuckte gespielt unwissend mit den Schultern, setzte sich bei seinen Worten, mit dem Rücken zu ihm, an den Schreibtisch und fing an, seine Besorgungen sorgfältig zu sortieren. Deidara hätte eigentlich keine Zähne mehr haben dürfen, so intensiv und lautstark rieben sie übereinander, während er Sasoris Rücken mit einem mörderischen Blick aufspießte, da dieser sich einfach von ihm und ihrer Diskussion abgewandt hatte und ihn nun zu ignorieren schien. Was der sich immer erlaubte! Und er ließ es ihm auch noch durchgehen… aber ab heute nicht, oh~ nein! Nur weil der Rothaarige vielleicht älter, lebenserfahrener und kampferprobter war als er, hieß das noch lange nicht, dass er sich ihm unterwerfen, sich alles ohne Widerworte gefallen lassen musste! Immerhin war er auch ein Mann, sogar männlicher als diese Holzpuppe jemals wieder sein würde und- „Ach übrigens…“, riss ihn die Stimme des anderen plötzlich aus seinen hitzigen Gedanken, sodass er erbost aufschaute, was den Älteren jedoch nicht irritierte. „Alles Gute zum Geburtstag, Deidara… Willst du dein Geschenk?“, fragte Sasori beiläufig, befand es aber anscheinend immer noch nicht als nötig, sich dabei umzudrehen. Deidara starrte den Rothaarigen ungläubig und mit leicht offen stehendem Mund an. Er musste sich einfach verhört haben… Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein, oder? Da gammelte er den ganzen Tag alleine rum, während sich sein Partner draußen die Beine vertrat, und jetzt sollte dieser sich plötzlich doch daran erinnern, dass er heute älter geworden war, und zu allem Überfluss angeblich noch ein Geschenk haben? Pff, das konnte der sich sonst wohin stecken, denn auf Almosen hatte er garantiert keinen Bock! „Ach, auf einmal, ja?“, machte sich der Blonde, dem die Tatsache, dass der Puppenspieler ihn nicht ansah, immer noch gehörig gegen den Strich ging, deshalb Luft. „Auf Eure späten Einschleim-Versuche kann ich momentan wirklich verzichten, genauso wie auf Euer sogenanntes „Geschenk“, hm. Pah, Ihr habt wahrscheinlich noch nicht mal eins und tut nur so, um mich flachzulegen“, erörterte er seine Theorie, verschränkte dabei seine Arme vor der Brust. „Na wenn du es nicht willst, kann ich es ja behalten“, gab der Suna-Nin nur achselzuckend zurück, bemühte sich erst gar nicht, auf die – zum Teil wahren – Anschuldigungen des anderen einzugehen. „Du hast es eigentlich eh nicht verdient…“ „Versucht nicht, mich neugierig zu machen, denn das zieht bei mir nicht, hm“, knurrte Deidara ungehalten, wankte jedoch ein wenig in seiner Entschlossenheit, was der andere sofort bemerkte. „Ach nein?“, kam es ironisch zurück, während Sasori schließlich doch von seinem geschäftigen Treiben abließ und den Blonden eindringlich musterte. „Dabei kenne ich da einige nette Anekdoten, wo genau das Gegenteil der Fall war…“ Er machte eine kurze Pause, in der er sich vom Schreibtischstuhl erhob und verdächtigen Schrittes auf Deidaras Bett zusteuerte. „Aber so nötig, wie du es ja augenscheinlich hast, ist eine Bestechung ja auch gar nicht notwendig…“ Der Puppenspieler war seiner Liegestelle jetzt eindeutig zu nah gekommen, um auf Deidara einen bloß freundschaftlichen Eindruck zu machen, sodass dieser dem Rotschopf bedrohlich seinen Fuß entgegenstreckte, um ihn auf Abstand zu halten. Sasori kräuselte leicht die Stirn über dieses Verhalten, war es doch äußerst ungewöhnlich für seinen blonden Partner, der sonst nie eine… günstige Gelegenheit verstreichen ließ. „Was ist?“, forschte er somit genervt nach, ließ seine Verärgerung über die Verzögerung deutlich in seiner Stimme mitschwingen. „Ich hab keinen Bock auf diese Tour, die Ihr hier abzieht, hm! Erst lasst Ihr mich heute Morgen eiskalt abblitzen und den ganzen Tag hier mit diesen Spinnern verschimmeln und jetzt soll ich einfach die Beine breit machen, nur weil Ihr Lust darauf habt? Vergesst es, hm! Sucht Euch gefälligst ‘nen anderen Blöden, ich mach da nicht mit“, blaffte der Blonde mit Zornesfalten im Gesicht. Verwundert über den plötzlichen Ausbruch des anderen, legte der Ältere nachdenklich den Kopf schief. „Du regst dich darüber auf, dass du nicht schon heute Morgen deinen Spaß haben konntest?“ Belustigung schwang in seinen skeptischen Worten mit. „Das ist echt kindisch, Deidara.“ „Mir doch egal!“, fauchte Besagter zurück, beharrte somit weiterhin auf seiner Meinung. „Na, dann halt nicht“, entgegnete Sasori scheinbar gleichgültig. „Wenn du dich unbedingt wie ein zickiges Weib aufführen willst...“ „Hmpf, von mir aus, aber lasst mich gefälligst in Ruhe, hm“, meinte Deidara genervt, und in der Überzeugung, er hätte seinen Partner tatsächlich abgeschüttelt, drehte er sich mit dem Kopf zur Wand, vergrub diesen in seinem Kissen, um den anderen weder sehen noch hören zu müssen. Der Rothaarige stand derweil immer noch vor dessen Bett, zog in Unverständnis eine dunkelrote Augenbraue nach oben. Sein Partner konnte doch nicht wirklich so naiv sein und glauben, dass er ihn so leicht loswerden würde…? Nach den Strapazen des heutigen Tages hatte Sasori schließlich ein Recht darauf, sich zu entspannen, was eben am besten beim Sex mit dem Blonden funktionierte. Doch dass dieser nun auf stur stellte, nur weil er am Morgen nicht seinen Willen bekommen hatte, war absolut lächerlich im Vergleich zu dem, was er selbst alles auf sich genommen hatte. Zwar konnte er in gewisser Weise auch verstehen, dass Deidara – von dem er extreme Stimmungsschwankungen ja schon gewöhnt war – es ihm übel nahm, dass er ihm nicht schon früher gratuliert oder sein Geschenk gegeben hatte… Aber andererseits wusste Sasori auch nur durch die Tatsache, dass er noch vor Beginn ihrer Partnerschaft vom Leader einen Einblick in Deidaras Akte bekommen hatte, wo ihm besonders sein junges Alter samt Geburtsdatum aufgefallen und ihm bis heute im Gedächtnis geblieben waren, überhaupt davon – dass es hier seit Neuestem einen Kalender gab, hätte ihm in Sachen Geschenk eh nichts mehr genützt –, sodass der Iwa-Nin ihm also eigentlich keinen Vorwurf machen konnte. Ehrlicherweise musste er jedoch zugeben, dass gerade letzteres der Grund war, den Geburtstag erst einmal nicht erwähnt zu haben, weil er erstens anfangs gar nicht vorgehabt hatte, dem anderen was zu schenken – im Grunde legte Deidara doch selbst keinen Wert auf diesen Tag, war einfach aus Trotz sauer auf ihn, sodass ein Geschenk eigentlich sogar überflüssig war –, mit der Zeit ihm aber die nicht ganz uneigennützige, nun umgesetzte Idee gekommen war, für die er sich nun seine Belohnung holen wollte. Konnte ja immerhin nur Vorteile haben, wenn der andere sich beim Sex dafür revanchieren würde… Und zweitens hatten sie in letzter Zeit einfach zu viele Aufträge gehabt, als dass er sich angemessen darum hätte kümmern können, sodass die Fertigstellung schlussendlich erst am finalen Tag erfolgt war. Deshalb hatte er es am Morgen so arrangieren müssen, dass Deidara nicht hatte mitkommen können, und Sasori im Endeffekt nur eine knappe halbe Stunde mit Einkäufen beschäftigt gewesen war. Da der Blonde es dann aber ohnehin nicht hatte haben wollen und der Rotschopf es gar nicht einsah, seine mühsam vorbereitete Überraschung zu verraten, hatte er auch keinen Grund dafür gesehen, diesem seine Verspätung oder das schnelle Verschwinden heute Morgen zu erklären, die damit in Verbindung standen… Er war dem Jüngeren ohnehin keine Rechenschaft schuldig, aber im Nachhinein hätte es die aktuelle Situation doch durchaus vereinfacht... Aber Sasori wäre nicht Sasori, wenn er nicht irgendwann schließlich doch das bekam, was er wollte, weshalb er den anderen erst einmal mit einem vorgetäuschten Rückzieher in Sicherheit gewiegt hatte, bis er dann aus dem Hinterhalt angriff. Wenn sein starrköpfiger Partner schließlich nicht von sich aus wollte, würde er ihn halt zu seinem Glück zwingen müssen… Ruhe, na endlich… Entspannt schloss Deidara seine Augenlider, lauschte der nun wieder angenehmen Stille, welche der Rothaarige durch sein Erscheinen vorher entschieden gestört hatte. Zwar hatte sich der Jüngere noch vor ein paar Minuten gewünscht, der sterbenslangweiligen Geräuschlosigkeit entkommen zu können, aber unter den momentanen Umständen – obwohl man Sasoris Egoismus schon eher als chronische Krankheit bezeichnen konnte – war sie eine wahrlich wohltuende Abwechslung, bezeugte sie doch seinen triumphalen Widerstand gegen den aufdringlichen Puppenspieler. Dieser würde sich dieses Mal nämlich die Zähne an ihm ausbeißen, denn sein Vorsatz stand unumstößlich fest: Nicht auf Sasori einlassen, erst recht nicht, wenn dieser mit Geschenken lockte! Er war schließlich kein Flittchen, das immer zu haben oder sogar bestechlich war! Diese Aufgabe überließ er lieber den Leuten, die noch weniger Gehirn als Anstand besaßen… Zufrieden mit seinem ruhmreichen Sieg genoss der Blonde somit stumm die wunderbare Stille… Eine allgegenwärtige Ruhe, die… Warum war es eigentlich so still? Müsste sein Partner, der sich ja immer noch im Raum befand, nicht wenigstens ein paar Geräusche machen? An der ganzen Sache war doch irgendetwas mächtig faul… Geschockt von seiner plötzlichen Ahnung, schlug Deidara ruckartig die Augen auf, wollte sich zur anderen Seite des Bettes schmeißen, um einer möglichen Bedrohung die Stirn zu bieten, doch kein einziger Muskel seiner Gliedmaßen machte auch nur Anstalten sich zu rühren. Stattdessen riss er, so weit es ging, den Kopf herum und erblickte sogleich den rothaarigen Angreifer, der ihm einen bemitleidenden Blick zuwarf, dabei seine rechte Hand, deren bläuliche Chakrafäden den Liegenden in Schach hielten, lässig vor seinem Körper hielt. „Ich kann über deine Auffassungsgabe wohl nur das Gleiche wie heute Morgen sagen, Deidara: Wie immer miserabel“, stellte Sasori mit einem verständnislosen Kopfschütteln zu dem sich gegen seine nahezu unsichtbaren Handschellen wehrenden Blonden gewandt fest. „Pah, dass Ihr so verzweifelt seid und sogar auf die billigen und fiesen Tricks Eurer „Kunst“ zurückgreifen müsst, ist ja wohl viel erbärmlicher, hm“, erwiderte Deidara in einem mit einem Mal wieder angriffslustigen Ton und erzürnt über seine peinliche Lage, bewegungsunfähig auf dem Bett zu liegen, während sich der andere einen Spaß daraus zu machen schien, seine überlegene Position auszunutzen. „Nun, aber wie es aussieht, ist sie wenigstens effektiver als dein nerviges Getöse, wenn man die Tatsache bedenkt, dass ich nicht wehrlos auf dem Kissen klebe“, gab der Puppenspieler schulterzuckend zu, näherte sich bei seinen Worten soweit, dass er sich, mit seiner freien Hand und auf den Knien abstützend, über den Blonden beugte, welcher ihn mit seinen Blicken erdolchte. „Lasst sofort Eure dämlichen Fingerspielchen, sonst-“ „Wenn du freiwillig kooperierst…“ „Keinen Bock, hm! Und jetzt geht endlich runter von-!“ Mit einem erstickten Geräusch aus seiner plötzlich ausgetrockneten Kehle verstummte Deidara, dessen Sinne alles um ihn herum ausgeblendet hatten, nur noch den kühlen Atem wahrnahmen, der seinen entblößten Nacken streifte. Ein nahezu berauschendes Gefühl ergriff von ihm Besitz, intensivierte jeden Luftzug auf seiner blassen Haut und schärfte sein Bewusstsein, dass Sasori sich nun gänzlich über ihm befand, sie nicht einmal mehr eine Handbreit voneinander trennte. Deidaras Herz schien dabei für einige Sekunden auszusetzen, ehe es umso heftiger gegen seinen Brustkorb hämmerte und rasend schnell Hormone durch seine Blutbahnen jagte. Ein leichter Schweißfilm bildete sich daraufhin auf seiner Stirn, während der Hormonüberschuss den Rest seines Körpers erzittern ließ. Krampfhaft krallte der Blonde seine Nägel ins Bettlaken, als hoffte er, die unmissverständlichen Reaktionen seines Körpers damit dämpfen zu können… Was sollte diese Scheiße überhaupt?! Er war verdammt nochmal nicht an Sex mit seinem Partner interessiert, also wie konnte ihn diese harmlose Situation so aus dem Gleichgewicht bringen, dass er… ja, was eigentlich? Vor Verlangen bebte? Sich begierig auf den Älteren stürzen wollte? Dass Sasori ihm seinen Hintern aufriss, ihn fickte, bis er das Bewusstsein verlor? So lächerlich es vor dem Hintergrund seiner eigenen Gedanken auch klang, genau das schien die Seite Deidaras zu wollen, über welche er gerade absolut keine Kontrolle mehr zu haben schien… Wie zum Teufel konnte das sein?! Sein Körper gehorchte ihm nicht und das ausgerechnet dann, wo er dem anderen einen Denkzettel verpassen und nicht mit diesem in die Kiste springen wollte… aber alles nur, weil der notgeile Sack auf ihm lag? Hatte er es echt so nötig? Verfluchte Kacke, ja! Aber das durfte Sasori unter keinen Umständen spitz kriegen… Glücklicherweise war er noch nicht imstande sich zu bewegen, weshalb er sich somit immerhin auch nicht durch peinliche Handlungen verraten konnte, sodass dem anderen durch sein scheinbares Desinteresse vielleicht langweilig wurde und er von ihm abließ... Ha, der perfekte Plan! Deidara kniff konzentriert die Augen zusammen, versuchte dabei so gelassen wie möglich zu wirken. Jetzt nur nicht auffällig verhalten oder- „Meinst du nicht, dass es etwas… auffällig ist, wenn du dir bei deinen Tarnversuchen angestrengt auf die Lippe beißt, Deidara? Obwohl es mich ja schon irgendwie wundert, dass dich meine bloße Nähe schon so aus der Fassung bringt, wo du dich doch gerade noch so… standhaft gewehrt hast...“ Okay, das war’s dann wohl… Wieso im Namen seiner Kunst konnte der dämliche Puppenspieler schon wieder jede seiner Absichten erraten – auch wenn es bei dessen Treffsicherheit schon eher auf „wissen“ hinauslief? Das war doch nicht mehr normal… Aber in dieser Situation wohl leider nicht mehr zu ändern, weshalb schnell ein neuer Schlachtplan her musste, irgendeiner! Dieser elende Mistkerl… „Tarnversuche? Ich versuche nichts zu „tarnen“… das trifft ja wohl eher auf Euch zu.“ Der Blonde machte eine kurze Pause, wählte seine Worte mit Bedacht. „Ihr schmeißt Euch schließlich mit unfairen Mitteln unerlaubt an mich ran und enthaltet mir mein Geschenk vor, hm!“ „Ach, auf einmal, mmh?“, brachte der Ältere seine Skepsis vor, die nur noch durch seine Belustigung in der Stimme übertroffen wurde. „Vorhin schien dich diese Tatsache ja nicht wirklich zu interessieren…“ „Ich hab meine Meinung eben geändert“, entgegnete Deidara patzig. „Also her mit dem Geschenk, hm!“ „Das willst du doch nur, damit ich aufstehen muss“, stellte Sasori wahrheitsgemäß fest, während der hinterhältige Ausdruck nicht, wie von Deidara erwartet, von seinem Gesicht verschwand. „Und wenn schon! Und jetzt gebt es mir, Danna!“ Doch anstatt dass sich der Rothaarige vom Bett erhob und sich von ihm entfernte, näherte sich dessen Mund erneut seinem Ohr und im selben Moment löste sich überraschenderweise die Kontrolle über seine Gliedmaßen; doch die enorme Anspannung seines Körpers hinderte Deidara sowieso weiterhin an jeglicher Verteidigung. „Du solltest dich wirklich mal mit dem zufrieden geben, was du hast… Deidara.“ Sasoris gespielt tadelnde Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, das die Ohrmuschel des Jüngeren erreichte, diesen ungläubig aufschnauben ließ. „Und das wäre?“, fragte der Blonde genervt, hatte er heute schließlich schon genug Ratespielchen über sich ergehen lassen müssen. „Weil ich ja so nett bin…“ – Okay, jetzt wurde es unheimlich… – „gebe ich dir einen Tipp.“ – Nein, wie unglaublich großzügig! – „Es ist… ganz in deiner Nähe“, hauchte Sasori dem Iwa-Nin anrüchig ins Ohr, was diesen jedoch vorerst kalt ließ. Oh ja, ein ausgesprochen hilfreicher Hinweis: ‚Ganz in deiner Nähe‘… Was sollte das denn heißen? Hier gab es doch nichts außer… Nein, das konnte doch wohl nicht sein Ernst sein! Dieser- „Ihr meint“, setzte Deidara nach kurzer Überlegung, in der er sich vergewissert hatte, dass gar nichts anderes gemeint sein konnte, entrüstet an, „Euch?! Tse, lasst Eure dummen Scherze sein, Danna, hm! Ich-“ Der Blonde hielt inne. Was stand diesem durchaus an- – oder genauer gesagt aus- – ziehenden Angebot eigentlich im Weg außer seinem aus Gram heraus entstandenen Vorsatz? Im Grunde nichts, es sprach sogar mehr dafür als dagegen. Sasori wollte es, er selbst wollte es und wartete wahrlich schon den ganzen Tag darauf – wofür er auch noch wann anders Rache nehmen konnte –, wobei Sex sogar um Einiges besser war als eklige Pralinen oder gammelige Blumen, und er könnte das Ruder selbst in die Hand nehmen! Das durfte er sich einfach nicht entgehen lassen, wenn der andere es doch gerade schon provozierte und als Geschenk seinen… Wünschen entsprechen musste. Oh~ ja, das klang wirklich vielversprechend… „Deidara, du sabberst.“ „Was-? Oh…“ Jäh aus seinen Gedanken gerissen, fuhr sich der Jüngere in einer schnellen Bewegung mit dem Handrücken über die Lippen, was Sasori mit einem wissenden Schmunzeln zur Kenntnis nahm. Es war doch um ein Vielfaches einfacher gewesen, als er gedacht hatte, die schwache Abwehr des Blonden, der – für den Puppenspieler unschwer zu übersehen – ohnehin schon die ganze Zeit über nur schwer hatte an sich halten können, zu durchbrechen. Deidara war einfach zu durchschaubar, hatte jeden seiner Köder – wie bald sicherlich noch ganz andere Dinge – geschluckt, sodass ihn auch dessen weitere Handlungen kaum erstaunten, er sich wie bisher einfach nur entspannt zurückzulehnen brauchte. „Also…“, fuhr Deidara fort, als ob ihn nichts in seinem Gedankengang unterbrochen hätte, drehte sich nun vollständig auf den Rücken, wodurch er dem Rothaarigen direkt in die Augen blicken konnte, und suchte Bestätigung für seine Annahme, „seid Ihr mein… „Geschenk“, mmh?“ „Enttäuscht?“, lautete die spöttische Gegenfrage, doch der Blonde grinste. „Nicht im Geringsten… Immerhin muss so ein Geschenk ja auch… ausgepackt werden, hm“, entgegnete er mit einem schelmischen Grinsen, und ehe Sasori vielleicht hätte eingreifen können – auch wenn er nicht wollte –, packte er diesen an dessen schwarzem Mantel und rollte sich in einer fließenden Bewegung über ihn, sodass er triumphierend auf den Leisten des Älteren thronte, jenen gegen die Matratze drückte. „Und was wird das, wenn es fertig ist?“, wollte der Rothaarige mit einem leichten Zucken um die Mundwinkel wissen, lief doch alles gänzlich nach seinem Plan. „So neugierig, Danna?“, stellte Deidara diesmal die Gegenfrage, strich dabei langsam mit den Fingerkuppen seiner rechten Hand über Sasoris von Stoff bedeckte Brust. „Mich wundert nur dein plötzlicher Sinneswandel.“ „Tatsächlich, hm?“, forschte der Blonde mit belustigter Skepsis nach, nahm nun auch seine zweite Hand zu Hilfe, um die obersten Knöpfe des hinderlichen Kleidungsstücks zu öffnen. „Dabei müsstet Ihr das in Eurem fortgeschrittenen Alter doch eigentlich längst kennen.“ „Deine Launen musste ich leider tatsächlich schon oft genug ertragen, Deidara“, gab Sasori, die beleidigende Bemerkung ignorierend, zu, während der letzte Verschluss beseitigt und der Mantel beinahe schon hektisch zur Seite geschoben wurde, wodurch sein Oberkörper frei lag. „Und deine Ungeduld noch dazu“, brummte er gespielt missmutig, was dem Jüngeren ein Grinsen entlockte. „Damit dürftet Ihr doch das kleinste Problem haben, mmh?“ „Habe ich mich etwa beschwert?“ „Dann muss ich mich wohl verhört haben, hm“, erwiderte der Iwa-Nin ironisch schmunzelnd, wobei er offensichtlich jedes Detail des fremden Körpers mit seinen Augen begierig aufnahm, seine Hände erneut nach Körperkontakt tasteten. Immer noch passiv auf dem Rücken liegend, verfolgte Sasori währenddessen jede Bewegung seines Partners, sah das feurige Glitzern in dessen blauen Iriden und wartete konzentriert auf das, was hoffentlich eintrat. Gleich würde er jedenfalls Gewissheit haben, so viel war sicher… Einen Augenblick später wanderten die warmen Hände des Blonden schließlich fahrig über seinen nackten Bauch, umkreisten spielerisch die Stelle des nicht vorhandenen Bauchnabels. Der Rothaarige keuchte stockend auf, hatte das Gefühl, als hätte seine Bauchdecke Feuer gefangen, während sich jede Berührung Deidaras tief in seine Haut brannte, heiße Wellen durch seinen Körper jagte, die ihn so heftig zusammenzucken ließen, dass der andere beinahe von seinem Becken rutschte. Ein Rausch, von einer Intensität, wie Sasori sie noch nie erlebt hatte, vernebelte seine Sinne, entblößte ihn bis aufs Mark. Am ganzen Leib bebend und unter rasselnden Atemzügen, starrte er zu seinem Partner hoch, dem dessen seltsames Verhalten durch die ruckartige Bewegung nicht entgangen war und der schweigend in seiner Tätigkeit innegehalten hatte. „Hab ich gesagt, dass du aufhören sollst?!“, zischte Sasori durch zusammengebissene Zähne, bemüht, den Nebel in seinem Kopf etwas zu lichten, um wenigstens für den Moment einen klaren Kopf zu behalten, obgleich schon krankhaft süchtig nach den Berührungen seines blonden Partners. Deidara blickte irritiert zurück, wurde das Verhalten des Älteren in seinen Augen doch irgendwie von Sekunde zu Sekunde merkwürdiger. „Nein, aber… Ihr zittert, hm“, stellte der Iwa-Nin sachlich fest. „Na und? Mach einfach weiter“, forderte der Puppenspieler, wollte keinen weiteren Aufschub dulden, der Sucht nach dem ungewöhnlichen Gefühl einfach nachgeben können. „Das habt Ihr noch nie getan, hm“, beharrte der Blonde auf seiner Feststellung, betrachtete den anderen nun mit eindringlichem Blick. „Ich sagte, das ist jetzt egal, also-“ „Und ich sagte, dass Euer Verhalten nicht normal ist… Habt Ihr irgendein Problem, hm?“ „Ich hab kein Problem, Balg, ich-“ Sasoris Worte gingen in einem gedehnten Stöhnen unter, als Deidaras Hände erneut den Weg zu seinem Oberkörper fanden, diesmal deren beiden Zungen feuchte Spuren auf seiner Brust hinterließen. „Kein Problem, hm?“, konterte Deidara sarkastisch, musterte den Rotschopf aufmerksam. „Für mich sieht es ganz danach aus, dass Ihr mit einem Mal überempfindlich seid, Sasori no danna. Werdet Ihr jetzt etwa schon alt und schwach und habt Euch deswegen nicht mehr unter Kontrolle, hm?“, spottete der Jüngere. „Oder vielleicht benutzt Ihr ja auch eine tolle, neue Lotion, die Holz ebenso sensibel wie menschliche Haut macht, und habt deshalb so lange für die Einkäufe heute gebraucht oder-?“ Der Blonde stockte, realisierte just in diesem Moment seine eigenen, im Spott dahingesagten Worte. Das Gefühl von Sasoris Körper unter seinen Fingern prickelte immer noch auf seiner Haut, ließ ihn in Erkenntnis erstarren. Es war ihm durch seine eigenen Begierden gar nicht bewusst geworden, aber jetzt war es unverkennbar, wie ungewohnt weich sich die kühle Haut unter seiner eigenen angefühlt hatte, wie sensibel sein Partner auf jeden Kontakt reagiert hatte. Lag er mit seiner Vermutung also gar nicht so falsch? Hatte der Rothaarige tatsächlich eine Möglichkeit gefunden, seine Sensibilität auf alle Bereiche seines Puppenkörpers auszuweiten, die – obgleich seine Männlichkeit und die inneren Organen halbwegs menschlich geblieben waren – dem Umbau zum Opfer gefallen waren? Das war echt- „Eine gute Idee, mmh?“, unterbrach der Rothaarige abrupt seine Gedanken, schien sich von den überraschenden Emotionen wieder einigermaßen erholt zu haben, da er sein Gegenüber mit einem schelmischen Zucken seiner Mundwinkel fixierte. „Eher eine ganz schön eigennützige, hm“, widersprach Deidara in einem missbilligenden Unterton. „Tu nicht so, als ob du nichts davon hättest, Deidara.“ „Es ist trotzdem ziemlich dreist von Euch, mir was zu schenken, wovon Ihr selbst am meisten Vorteile habt“, stellte der Jüngere seine Sicht der Dinge klar, kräuselte dabei unwirsch die Lippen. „Oh, das Geschenk entspricht eher dem Gesamtpaket“, korrigierte Sasori ihn. „Und glaub nicht, dass es leicht war, die Ingredienzen für diese Mischung aufzutreiben und im richtigen Verhältnis zusammenzufügen, Balg.“ „Jaah, von mir aus, Ihr seid der Beste und bla“, äffte der Iwa-Nin, verdrehte genervt die Augen. „Und wie lange soll dieses „Wundermittel“ anhalten, hm?“ „Drei Stunden“, kam die mürrische Antwort; nicht einmal diese hervorragende Leistung seiner Fähigkeiten konnte dieser Kunstbanause von einem Partner ohne Spott in der Stimme würdigen. Wofür hatte er sich überhaupt die Mühe gemacht? Nun, wahrscheinlich wie Deidara schon gesagt hatte: Es war nicht ganz uneigennützig… „Na wenn das so ist, sollten wir wohl besser da weitermachen, wo wir aufgehört haben, als unnötig Zeit mit reden zu vergeuden. Was meint Ihr, Danna, hm?“, fuhr der Blonde fort, bedachte ihn mit einem neckischen Blick. „Wenn du meinst…“, brummte der Angesprochene, dem im nächsten Moment auch schon der Mantel entrissen und der Gürtel geöffnet wurde. „Du hast es aber eilig…“ „Drei Stunden sind ja auch sehr kurz, Danna“, belehrte Deidara ihn, beseitigte dabei seine und die Hose des anderen. „Und jetzt lehnt Euch zurück und genießt die Show, hm.“ „Meinst du echt, ich würde dir einfach alles überlassen, nur weil du heute Geburtstag hast, Balg?“, konterte der Rothaarige, spürte jedoch sogleich zwei menschliche Finger auf seinen Lippen, die ihn verblüfft zum Verstummen brachten. „Nicht nur Ihr wollt Euren Spaß haben… Also lasst mich einfach machen, okay? Den Hauptteil überlasse ich Euch schon noch, hm“, grinste der Jüngere verschmitzt, was Sasori verschlagen erwiderte. „Dann halt aber auch endlich den Mund“, forderte er, fasste den anderen dabei mit sanfter Gewalt im Nacken, zog ihn zu sich runter und sorgte selbst für dessen Verstummen, indem er seine Lippen verlangend auf die des anderen presste, sie in einem lustvollen Kuss versanken. Begierig nach der Nähe des anderen, fielen ihre Zungen stürmisch übereinander her, lieferten sich einen hitzigen Kampf, in dem alles andere um sie herum unwichtig, aus ihrer Wahrnehmung ausgeblendet war. Ohne sich für mehr als eine Sekunde voneinander zu trennen, entledigte Sasori sich und den Blonden ihrer restlichen Kleidung, welche er achtlos neben sich zu Boden warf, die braunen Augen dabei fest geschlossen, als ihn das berauschende Gefühl erneut zu übermannen drohte. Er hatte sich immerhin nicht die ganze Arbeit gemacht, um dann im entscheidenden Moment alles zu verpassen, weil es ihm nicht gelungen war, seine Emotionen zu beherrschen, seine Ekstase einzudämmen. Nichtsdestotrotz zog er den Blonden noch näher an sich, genoss es, wie ihre nackten Körper eng aneinander rieben, der andere von Zeit zu Zeit in ihren Kuss stöhnte, wann immer der Ältere sein Gesäß anhob und damit dessen Körpermitte streifte. Nach einer schieren Ewigkeit lösten sich schließlich Deidaras Lippen von seinen, ließen den essentiellen Sauerstoff in seine Lungen strömen, während er den Suna-Nin aus glasigen Augen und mit stark geröteten Wangen musterte, seine Hand dabei wie zufällig über dessen Glied streifte. Sasoris Inneres schein bei dieser flüchtigen Berührung zu explodieren, sich gleichzeitig wie ein Geschwür krampfhaft zusammenzuziehen, sodass er fast pathisch aufgeschrien hätte, seine Reaktion aber noch auf ein gequältes Kräuseln seines Munds reduzieren konnte. „Überempfindlich… sag ich ja“, kommentierte Deidara, welcher dies mit einem Grinsen zur Kenntnis genommen hatte, leicht außer Puste. Er musste ja zugeben, dass das Gesamtpaket seine Vorteile für ihn selbst doch sehr gut ausspielte… Einerseits Sasoris makellose Haut, nach deren Berührung er schon süchtig war, ihr alleiniger Anblick sein Blut so sehr in Wallung brachte, dass er sich nur schwer zügeln konnte, nicht sofort über dessen bestes Stück herzufallen; und andererseits waren es genau die Reaktionen seines Partners, wie er zitternd und mit geschlossenen Augen stöhnend seine Behandlung genoss, die ihn immer weiter trieben, in eigener Begierde den anderen anfassen, ihm nie gezeigte Emotionen entlocken wollte. Irgendwie erbärmlich, nach so wenigen Minuten schon vollkommen von Sasoris bloß eingeschmiertem Körper abhängig zu sein… „Und du unübersehbar schon von einem simplen Kuss völlig fertig“, konterte Sasori, wobei er sich angestrengt auf die Unterlippe biss, nur keine weiteren ungewollten Geräusche über seine Lippen kommen lassen wollte. „Tse, ich kann Euch gerne vom Gegenteil überzeugen, hm.“ Zur Unterstreichung seiner Worte verstärkte sich der Druck auf Sasoris halb aufgerichteter Männlichkeit, ließ sie zuckend in seiner Hand pulsieren, ihren Besitzer trotz dessen Beherrschung gedämpft aufstöhnen. „Tu… was du… nicht lassen kannst“, murrte der Rothaarige mit einem gespielt gleichgültigen Zucken um die Mundwinkel. „Ist das jetzt ‘ne Erlaubnis?“, raunte der Iwa-Nin, dessen Finger schon ungeduldig zuckten. „…“ „Das nehme ich jetzt einfach mal als Ja an. Aber nicht dass Ihr hinterher sagt, ich hätte Euch nicht gewarnt, hm.“ Mit einem leicht flauen Gefühl verfolgte Sasori, wie der andere mit einem lüsternen Grinsen im Gesicht nach hinten rutschte und zwischen seine Beine glitt, sein Zielobjekt mit einem unmissverständlich vorfreudigen Funkeln seiner meerblauen Iriden fixierte, was der Ältere misstrauisch zur Kenntnis nahm. Warum war der Blonde heute überhaupt so erpicht darauf, ihn befriedigen zu wollen und nicht andersrum? Nicht gerade vertrauenserweckend, wenn man ihn fragte, sich allein das gierige Grinsen Deidaras in Erinnerung rief… Aber darüber würde er sich dann später Gedanken machen, diese Tatsache erst einmal einfach genießen und die Wirkung der Lotion somit weiter testen, beanspruchte doch das Geschehen an seinem Unterleib gerade ohnehin viel eher seine Aufmerksamkeit… Ohne zu zögern, umschlossen Deidaras Finger daraufhin geschickt den erhärteten Schaft, gefolgt von seinen befeuchteten Lippen, welche nun, zusammen mit seiner Zunge, anfingen, das fremde Gebiet zu erforschen. Sasori glaubte, seinen Verstand zu verlieren, komplett dem Wahnsinn zu verfallen, als erneute Schauer der Lust in ihm aufwallten, ihn zwar zutiefst befriedigten, jedoch gleichzeitig begierig nach mehr verlangten, seine Augen in ihren Höhlen flackern ließen. Ein gedehnter, heiserer Laut verließ seine Kehle, vermittelte dem Blonden somit seine Qualen. Der heiße Mund entfernte sich daraufhin kurz von dem erigierten Schwellkörper, ehe er sich sanft auf dessen Spitze platzierte, an ihr zu saugen beginn. Der Suna-Nin verlor jegliche bis dahin noch vorhandene Selbstbeherrschung, ruckte unkontrolliert der betörenden Öffnung entgegen, die Hände, deren Knöchel weiß hervorstachen, verkrampft ins zerwühlte Bettlaken gekrallt, während ein keuchendes Stöhnen seinen wie zum stummen Schrei geöffneten Mund verließ, seine braunen Augen ins Leere stierten. Es war zu viel, oder gar zu wenig, gab ihm nicht die Befriedigung, nach welcher sein Inneres schmerzhaft schrie. Deidara sollte aufhören, er- „Alles in Ordnung, Sasori no danna?“, unterbrach der Jüngere, dem sein Verhalten wohl kaum entgangen war, seine Tätigkeit, blickte ihn irritiert an. „W-Was fragst du so dumm, Balg?“, keuchte Sasori, wagte es aber nicht, dem anderen in die Augen zu sehen, würde er sich doch damit auf Anhieb verraten. „Halt einfach deinen Mund oder-“ „Ficken, hm?“, schlug Deidara plötzlich grinsend vor, wusste er doch, dass sein Partner genau an dasselbe dachte, sein Stolz ihn aber wie immer daran hinderte, in solchen Momenten die Wahrheit zu sagen, womit sein Körper aber leider keine Probleme zu haben schien. „Wenn du noch kannst…“, willige er schulterzuckend ein, verbarg seine leichte Überraschung, dass der Blonde ganz ohne sein Zutun den provokanten Vorschlag gemacht hatte. „Die Frage ist ja wohl eher, ob Ihr noch dazu in der Lage seid“, erwiderte dieser, umkreiste dabei mit seinen Fingern neckisch Sasoris Leisten, auf denen er sich wieder niedergelassen hatte, was diesen ob dieser Intimität frösteln ließ. „Dazu doch immer“, überging der Rotschopf die Anspielung und ein lüsternes Funkeln flackerte in seinen Iriden auf, zeigte dem Blonden, dass er seinen… Anfall wohl auskuriert hatte. „Na dann~“, grinste Deidara schelmisch, „fangen wir am besten gleich an, hm.“ „Ganz ohne Vorbereitung? Dein armer Hintern“, entgegnete Sasori sarkastisch, tätschelte Besagten. „Sehe ich so aus, als hätte ich sowas nötig?“, konterte der Jüngere, bewegte sein Gesäß kreisend auf dem Becken des anderen, reizte somit dessen Erektion. „Oh, da ist heute aber einer ganz schön mutig“, spottete der Puppenspieler, dessen Körper durch Deidaras Behandlung erneut von abwechselnd heißen und kalten Schauern durchflutet wurde. „Soll das eine Drohung sein, hm?“, lachte Deidara, streckte sich gleichzeitig ein wenig nach vorne und griff eine Sasori unbekannte Tube aus seiner Nachtischschublade, die er triumphierend vor dessen Gesicht hielt. „Aber da ich Euch ja nicht warten und in den nächsten Tagen noch zur Toilette gehen will, nehmen wir einfach das hier, hm.“ „Und was soll das sein?“, fragte der Rothaarige, konnte sich immer noch keinen Reim darauf machen, was dieses Gefäß beinhalten sollte. „Mmh, keine Ahnung“, gab der Jüngere achselzuckend zu. „Ich hab’s in Itachis Zimmer gefunden, nachdem er und Kisame… Ihr wisst schon…“ Er räusperte sich gespielt verlegen. „Und ich dachte, es könnte bestimmt mal ganz nützlich sein, also-“ „Hast du es einfach mal mitgenommen?“ Sasori zog ungläubig die Augenbrauen hoch. „Und was hast du überhaupt in anderer Leute Zimmer verloren, Deidara, mmh?“, fügte er noch interessiert hinzu. „Ist doch jetzt egal, Danna“, lenkte der Angesprochene schnell ein, wobei er mit der linken Hand den Verschluss öffnete. „Aber natürlich, du musst mir nicht antworten, Deidara“, meinte der Rothaarige sarkastisch, blickte jedoch ebenfalls, wenn auch skeptisch, auf die dickflüssige Creme, die der andere aus dem Behälter auf sein Glied drückte. „Und was wird das jetzt?“ „Ich verschaffe uns Zeit, hm“, erklärte der Iwa-Nin kurz angebunden, während er nun konzentriert den Inhalt der Tube auf Sasoris Länge verteilte. „Ah ja, interessant.“ „Hört auf zu spotten, es erfüllt schon seinen Zweck“, entgegnete der Blonde bissig, strich die überflüssige Creme an seinem eigenen Schließmuskel ab. „Und der wäre?“ „Schneller, heißer Sex, hm.“ „Also von „schnell“ ist ja bis jetzt noch nicht viel zu sehen…“, wandte Sasori ein, der im nächsten Moment auch schon unsanft gegen die Matratze gedrückt würde. „So besser, hm?“, grinste der Jüngere spöttisch, schwebte mit seinem Gesäß direkt über Sasoris steifem Glied. „Viel besser…“ Sich mit einer Hand behelfend, hielt Deidara seine pochende Männlichkeit in Position, sank auf sie hinab. Sasori spürte, wie sich der enge Schließmuskel des anderen um seine sensible Spitze legte, schließlich der ganze Schaft von dessen Inneren aufgenommen, der Muskelring von diesem dank des Gels mit Leichtigkeit durchdrungen wurde. Die betörende Enge umfing ihn wie die mit einem Mal wieder angefachte Lust, ließ seine Sicht verschwimmen, ihn reglos auf dem Bett verharren. Einen Augenblick später verschwand die angenehme Wärme des fremden Körpers um ihm, doch noch ehe sein Körper dagegen protestieren konnte, versenkte sich sein Glied erneut tief in dem Blonden, der gedehnt aufkeuchte, als wohl der empfindlichste Punkt in ihm getroffen wurde. Sasori selbst wollte nun auch nicht mehr tatenlos herumliegen, hatte ihn dieser erregte Laut endlich aus seiner Starre befreit, drückte sein Becken immer dann der Öffnung entgegen, wenn Deidara sich gerade wieder fallen ließ, dieser sich, von plötzlicher Schwäche ergriffen, zitternd auf seinem Bauch abstützen musste. Ihre Leiber bebten vor Erregung, versanken in einem gleichmäßigen Rhythmus, der von ihrem erhitzten Keuchen begleitet wurde. Doch erneut war es nicht genug… Die Lotion auf seinem Körper befand sich vorwiegend auf den Stellen, welche sonst weder erogen noch menschlich waren; dennoch wurden gerade sie unbeachtet gelassen, waren sie beide schließlich nur am Unterleib miteinander verbunden. Verlangend nach der Nähe, dem Körper des anderen, erhob sich der Rothaarige somit in eine aufrechte Position, sodass Deidara auf seinem Schoß saß. Kurzzeitig verwirrt von diesem plötzlichen Stellungswechsel, grinste der Blonde ihn nun mit seinem sichtbaren, neckisch funkelnden Auge an, bevor er den kurzen Abstand zwischen ihnen überwand und seine Lippen stürmisch auf seine legte, sie in einen feurigen Kuss verwickelte, Sasori wieder in ihn stieß. Deidaras verschwitzter Leib klebte an seinem, während dessen Hände ungeduldig über seinen Rücken fuhren, ihre Fingernägel sich bei jedem Stoß in seine Haut gruben, die unruhige Atmung des Blonden seinen Hals streifte. Er selbst hatte seine Finger zwischen den Pobacken des Jüngeren platziert, spreizte mit ihnen deren Eingang, intensivierte damit ihre Vereinigung. Genießerisch sog Sasori den herben Duft ein, schmeckte das Salz auf Deidaras Lippen, verfolgte jede einzelne Bewegung, das erhitzte Gesicht und den mit Spucke glänzenden, geöffneten Mund des anderen, dessen erregten Lauten, welche in sein Ohr drangen, er gespannt lauschte. Wie unter Dauerbeschuss strömten die Sinneseindrücke von allen Seiten auf ihn ein, benebelten seinen Verstand zusehends, doch die Schärfe seiner Sinne blieb, hielten ihn in einem Rausch gefangen. Unvorstellbar, dass er all die Zeit auf diese Erfahrung verzichtet, nicht schon früher den Versuch einer solchen Mischung für die Pflege seine Körpers unternommen hatte… und dass Deidara als vollständiger Mensch ihren Sex schon immer so berauschend, so sinnlich erlebt hatte. Er hatte ihn aufgrund seiner extremen Reaktionen immer für schwach gehalten, aber nach dem Aufbegehren seines zu Anfang noch nicht an die erregenden Berührungen gewöhnten Körpers war der Rothaarige eines Besseren belehrt worden, beneidete den Jüngeren sogar kurz für seine von Natur aus vorhandene Gabe; doch als Opfer im Sinne der Erfüllung seiner Kunst nahm er auch das gerne in Kauf, hatte diese ihm im Endeffekt schließlich doch nicht diese sinnliche Erfahrung ganz verwehrt. Ja, das Ganze war tatsächlich- „Gute Arbeit, hm“, hauchte Deidara ihm verführerisch ins Ohr, strich zur Bestätigung verlangend über seine Brust. Sasoris Mundwinkel verzogen sich zu einem spöttischen Schmunzeln. „Und das aus deinem Mund.“ „Tse, war ja echt klar, dass Pinocchio der Barbie stundenlang sein Stöckchen in den Arsch rammt, um sich wieder einzuschleimen“, zeterte Hidan lauthals, als er die eindeutigen Geräusche durch die Tür vernahm, die er gerade passierte. „Eifersüchtig?“, stellte sein Partner gelangweilt die offensichtliche Frage. „Das hättest du wohl gern, Hirnarsch!“ „Warum sollte ich?“ Kakuzu zuckte genervt die Schultern. „Weil es dich aufgeilt, andere leiden zu sehen“, erörterte der Jashinist, fuchtelte dabei mit seiner Hand vor dessen Maske herum. „Aha, tut es das…“ „Verarsch mich nicht, Drecksack!“, schimpfte der Grauhaarige, fuhr dann aber augenklimpernd in einem zuckersüßen Ton fort: „Aber um dich zu beruhigen: Du bist viel attraktiver als Blondie, Liebling~.“ Der Vernarbte verzog angewidert die Mundwinkel, fixierte seinen Partner mit tadelndem Blick. „Hidan… halt die Klappe.“ Puh, geschafft… Da ich seit knapp einem Jahr keine Lemon geschweige denn eine Kuss-Szene geschrieben habe, habe ich mir damit echt einen abgebrochen… Ich hoffe, es war erträglich. >_< Vor allem war es kompliziert, die Lemon aus der Sicht des Seme zu schreiben… Irgendwie sind die meisten FFs, die ich lese, bei solchen Sachen immer auf die Empfindungen des Uke fixiert, was ich hiermit mal ändern wollte. ^^ Schuld an dem ganzen Humor (die Szene im Gemeinschaftsraum war so auch nie geplant gewesen…) und dominierenden Thema Sex ist übrigens allein ein toller One-Shot (auf Englisch), den ich hier mal empfehlen werde: http://www.fanfiction.net/s/4285808/1/Salutation_Education Ja, und ich bin selbst auch echt überrascht von mir selbst, dass hier nicht einmal ein bisschen Drama, sondern fast ausschließlich Humor/Parodie (irgendwie ist der OS außer der Idee mit der Lotion nicht sinnlich, sondern sinnlos… ;__;) zu finden ist. O¬_o Seid stolz und genießt es, denn das wird eine seltene Ausnahme bleiben. xD *Blitz und Donner* *muahahaha* Als Wiedergutmachung für die lange Wartezeit habe ich zudem noch etwas, das sich die Fans der Parodie unter euch gerne angucken können: Eine von mir umgeschriebene Fassung der SasoDei/Akatsuki Manga-Szenen vom Anfang von Shippuuden, die ich in meinen Stecki-Bildern hochladen und ca. alle drei Tage fortführen werde (sind ca. 50 Seiten). ^^ Danke nochmal an alle und sagt mir bitte, wie ihr was fandet. *verbeug* (Oder wie Brad Bellick aus Prison Break sagte: „Warum das Maultier mit der Peitsche antreiben, wenn es für ein Stück Zucker viel schneller läuft?“ ;)) LG Guren PS: Jaah, Itachi ist ein feiges Wiesel und benutzt Gleitcreme. ;) PS2: Liest sich das überhaupt je einer durch? Ôo Kapitel 8: Suizid ----------------- 7589, 7590… Nichts… Wie lange denn noch? 7591, 7592, 7593… Schließlich hört er auf zu zählen. Es bringt ja doch nichts. Das Bett knarrt. Hin… her… Auf den Rücken, Beine angezogen, Kopf unter das Kissen. Wieder nichts. Wie hypnotisiert starrt er auf den Strahl kalten Mondlichts, der sich durch den kleinen Spalt im Fenster seinen Weg ins Zimmer bahnt. Fast schon bildlich kann er das Gesicht aus grauen Kratern auf der sich wölbenden Sichel vor sich sehen, sein höhnisches Grinsen in Anbetracht seines Zustands. Nacht für Nacht wartet er darauf, dass seine Augenlider endlich zufallen, die Erschöpfung seines Körpers auch seinen Geist ergreift und ihm die Erholung gibt, die ihm seit Wochen verwehrt bleibt. Doch auch wenn ihn die Müdigkeit übermannt, sein Körper sich für einen Augenblick entspannt, reißen ihn die Albträume wieder zurück in die Gegenwart. In der ersten Zeit hat sein Schreien und Keuchen noch die anderen Mitglieder auf den Plan gerufen. Seit der Erkenntnis, dass er nicht angegriffen wird, ignorieren sie ihn jedoch, überlassen ihn sich selbst. Diese Momente, in denen er schweißgebadet und am ganzen Körper zitternd aufwacht und ohne Chance auf Erlösung das Geträumte immer und immer wieder in seinen Gedanken durchlebt, hasst er am meisten. Fast genauso sehr verabscheut er aber Nächte wie diese, deren Schlaflosigkeit an seinen Kräften zehrt. Wie lange er nun schon wach liegt? Gefühlt müssen bereits Stunden vergangen sein, der Morgen bald grauen. Aber der Schein trügt. Immerhin hat er heute nicht einmal die 10.000 erreicht. Trotzdem kommt es ihm vor wie eine halbe Ewigkeit… Sein Blick wandert von dem auf dem Türrahmen tanzenden Schein des Mondes zu seinem weit geöffneten Kleiderschrank, der sein leeres Inneres preisgibt, dem Berg schmutziger und stinkender Wäsche in der Ecke, der Schüssel verfaulten Obstes auf dem niedrigen Abstelltisch und verharrt erneut auf dem trostlosen weißen Streifen. Ein schweres Seufzen entweicht seiner Kehle. Mit einem plötzlichen Ruck sitzt er aufrecht. Seine nackten Füße berühren den kalten Boden. Träge hallen die Schritte auf dem maroden Holz wider, begleitet vom knarzenden Geräusch einer sich öffnenden Tür. Nach einem Moment der Dunkelheit finden seine Finger den Schalter. Die schwach leuchtende Deckenlampe erwacht flackernd zum Leben und wirft in unregelmäßigen Abständen ihr steriles Licht auf die milchig-weißen Kacheln an den Wänden. Seine rechte Hand trifft auf kühles Metall, aus dem sich ein Schwall kalten Wassers ergießt. Immer wieder schöpft er die Fluten mit seinen Handflächen, taucht sein Gesicht in das eisige Nass. Links und rechts fliegen zahlreiche Wasserspritzer an ihm vorbei, sammeln sich auf den Fliesen in kleinen Pfützen. Es kümmert ihn nicht. Die Kälte brennt auf seiner Haut. Taubheit breitet sich auf seinen Wangen aus und allmählich macht sich ein Stechen in seinem Kopf bemerkbar. Die Proteste seines Körpers gegen diese raue Behandlung nimmt er jedoch nur unterschwellig wahr. Vielmehr genießt er den körperlichen Schmerz, der seine Glieder durchfährt, gibt sich ihm vollständig hin, verschafft er ihm doch Linderung von seiner sonstigen Pein, klärt seine kreisenden Gedanken zumindest für diesen kurzen Augenblick. Abrupt endet der plätschernde Strom und mit ihm die wohltuende Abkühlung, als er den Hahn schließlich zudreht. Noch über das Waschbecken gebeugt sucht er nach dem Handtuch, greift aber ins Leere, bis ihm einfällt, dass sich seine Wäsche seit Wochen auf dem Fußboden befindet. Genervt und mit noch geschlossenen Augen richtet er sich auf. Er fährt sich nachlässig mit der Handfläche über die feuchte Haut, wischt die klare Flüssigkeit weg, die ihm über den Hals rinnt, von seinem Kinn und seiner Nasenspitze tropft. Aus reiner Gewohnheit reibt er sich den nicht vorhandenen Schlaf aus den Augenwinkeln. Mit einem Seufzen auf den Lippen schlägt er die Augen auf und starrt direkt in das Gesicht eines Toten. Ein Blick in das leichenblasse Gesicht seines Gegenübers lässt jedenfalls darauf schließen, dass er dem Tod näher ist als dem Leben. Das Paar in ihren Höhlen versunkener, azurblauer Augen starrt teilnahmslos und jeglicher Lebendigkeit beraubt zurück, hat den Glanz aus vergangenen Zeiten verloren. Tiefe Schatten darunter zeugen von zahlreichen schlaflosen Nächten, die fahl schimmernde Haut, die sich über die eingefallenen Wangen spannt, wirkt wie die Maske eines Toten. Das einst kräftige, blonde Haar hängt in spröden, ungepflegten Strähnen von der Farbe schmutzigen Strohs herunter. Die Spuren, die die letzten Monate hinterlassen haben, sind wahrlich nicht zu übersehen. Er blinzelt, in der verzweifelten Hoffnung, sein Spiegelbild dadurch als Trugbild zu entlarven, doch vergeblich. Vor Wut krallen sich seine Finger in den Rand der vergilbten Keramik und er wendet den Blick ab. Was hat er nur aus ihm gemacht? Du bist wirklich erbärmlich, Deidara. Da ist sie wieder, die leise Stimme in seinem Kopf, deren Flüstern die letzten Wochen über immer stärker geworden ist, ihn stets in seinen schwächsten Momenten heimsucht. Sie beeinflusst, manipuliert ihn, führt ihm seine größten Zweifel und Ängste vor Augen, lässt ihn sich selbst vergessen. Sie weiß immer genau, welche Knöpfe sie bei ihm zu drücken hat. Aber heute nicht. Heute wird er sie schlichtweg ignorieren. Glaubst du, du kannst dich mir entziehen?, wispert sie, die Stimme, der seinen so ähnlich, aber mit einem Klang der Verachtung gefärbt, der seiner fremd ist. Er darf jetzt nicht nachgeben, ihre Worte nicht an sich heranlassen. Noch ist es nicht zu spät. Wir sind eins, Deidara. Nein, das ist nicht wahr… Er schüttelt den Kopf, versucht, die geisterhafte Stimme zu vertreiben. Leugnen ist zwecklos. Sieh dich doch an! Warum sollte er? Er weiß bereits, wie miserabel er aussieht… Trotzdem folgt er der Aufforderung, hebt wie an Fäden geleitet seinen Kopf und richtet den Blick auf sein gespiegeltes Selbst. Doch alles, was er sieht, ist eine scheußliche Fratze, ein verächtliches Grinsen auf den Lippen, die Augen zu boshaften Schlitzen verengt. Unweigerlich keimt erneut die Frage in ihm auf, wie… Du fragst dich, wie es so weit kommen konnte? Liegt das nicht auf der Hand? Die Stimme überschlägt sich beinahe vor Spott. Du bist schwach, Deidara! Sasori ist tot und jetzt bist selbst du nicht mehr zu retten. Die schlaflosen Nächte, die quälenden Gedanken am Tage. Du bist nur noch ein Schatten deiner Selbst. Sieh es ein, Deidara… Die Mundwinkel des Spiegelbildes formen ein hämisches Grinsen. Du vermisst ihn. „Als ob!“, entgegnet er gereizt. Gut, die Kraft in seiner Stimme scheint ihn zumindest noch nicht verlassen zu haben. „Ich bin froh, dass er tot ist! Mit seinem ständigen Gerede über die ach so tolle Ewigkeit, seinem eingebildeten Gehabe, wenn er an seinen Marionetten bastelte… Und sowas nannte er Kunst! Jetzt kann er ja sehen, wohin ihn seine ‚Kunst‘ gebracht hat!“ Er stockt, schüttelt den Kopf. Er hat sich gar nicht derart in Rage reden wollen. Warum hat er überhaupt das Wort erhoben und auf die Provokation reagiert? Keiner kann ihn hier hören. Das sprechende Spiegelbild entspringt lediglich seiner Einbildung, ist nicht real. So macht er noch den Anschein, als würde er Selbstgespräche führen… Aber er kann diese Behauptungen auch nicht auf sich sitzen lassen. Alles Lügen, die ihn schwächen, zermürben sollen. Es ist nur… Es ist nur was, Deidara? Erneut ist sie ihm einen Schritt voraus. Er braucht seine Gedanken nicht einmal auszusprechen, sie weiß ohnehin, was in ihm vorgeht. Sasori ist tot und du gehst daran zugrunde. Du weißt, dass ich Recht habe. Keine Frage, ein bloßes Flüstern, fordernd und verschlagen. Stumm steht er da, seine Hände immer noch auf dem Rand des Waschbeckens abgestützt, weiß nichts zu erwidern. Diese Stimme mag vielleicht nicht real sein, aber ihre Existenz und die Wahrheit hinter ihren Worten kann er nicht bestreiten. Auch wenn er sich gern etwas anderes einredet… Sasoris Tod hat ihn in ein tiefes Loch gestürzt, aus dem er bislang keinen Ausweg gefunden hat. Undurchdringliche Finsternis umgibt ihn seitdem, genährt von dem Hass auf seinen ehemaligen Partner. Hass auf seine Taten zu Lebzeiten, Hass darauf, welche Wirkungen sein Ableben mit sich gezogen hat… stärkere, als er bereit ist zuzugeben. Die ruhelosen Nächte, sein furchtbares Aussehen, die ständige Gereiztheit… Kein Wunder bei dem Partner, den er nun an seiner Seite ertragen muss. In jeder Hinsicht unfähig, tollpatschig, unerträglich laut und darüber hinaus ohne jeden Funken künstlerischer Begabung. Nie hat er geglaubt, dass ihm jemals jemand derart auf die Nerven gehen könne… dass er sich statt seiner den arroganten, verbohrten Mistkerl zurückwünschen würde. Durch ihre hitzigen Diskussionen hat er sich immerhin lebendig gefühlt, vor Ehrgeiz strotzend, der gleichgültigen, regungslosen Maske des rothaarigen Puppenspielers Emotionen zu entlocken. Diese Freude hat er ihm durch seinen Tod in egoistischer Weise genommen. So wie er immer nur um sein eigenes Wohl bedacht war. Er knirscht mit den Zähnen, von Groll auf seinen ehemaligen Partner erfüllt, als ihn die unliebsamen Erinnerungen erneut einholen, die bei weitem die positiven überwiegen. Sasori hat stets auf ihn herabgesehen. Anders als er hat der Puppenspieler ihn nie als ebenbürtigen Künstler behandelt. Denn obwohl ihr jeweiliges Verständnis von Kunst komplett gegensätzlich war, hat er dem anderen trotzdem Respekt gezollt, ihn insgeheim gar für sein handwerkliches Geschick und seine Fertigkeiten im Kampf bewundert. Doch gleich wie viele Gegner er mit seinen explosiven Tonfiguren zerfetzt, wie viele Gebäude er mit ihnen zum Einsturz gebracht, Ländereien verbrannt und Machtapparate infiltriert hat, hatten Sasoris braune Augen nur einen geringschätzigen Blick für seine Leistungen, seine Kunstwerke, übrig. Nie kam auch nur ein Wort der Anerkennung aus seinem Mund, drückte er seine Wertschätzung durch ein simples Kopfnicken aus. Für Sasori gab es stets nur seine Marionetten, die für ihn Perfektion, ewige Schönheit verkörperten. Alles andere lag unter seiner Würde, ist es nicht einmal wert gewesen, dass er einen Atemzug, gar einen Gedanken daran verschwendete. Noch heute treibt ihn der Gedanke daran zur Weißglut. Im Grunde hätte ihm die Meinung des anderen auch egal sein können… müssen… aber sie war es nicht, ist es auch jetzt nicht. Wie oft hat er sich einreden wollen, dass ihn die ständige Ignoranz, die demütigende Herabwürdigung kalt lassen, und ist daran gescheitert? Es ist ihm immer noch ein Rätsel, wieso er so viel auf die Anerkennung des Marionettenkünstlers gibt… Doch er braucht die Bestätigung, den Respekt, den Sasori ihm nie entgegengebracht hat. Er hat ja nun wirklich nicht zu viel verlangt. Ein dankendes Nicken, wenn er Sasoris Arsch mal wieder gerettet hat, hätte schon genügt. Aber nichts dergleichen hat er erwarten können. Statt ihm seine Dankbarkeit zu zeigen, hat Sasori seinen Eingriff stets als unnötig abgetan, die brenzlige Situation heruntergespielt und behauptet, er sei nicht auf seine Hilfe, seine „stümperhaften Knallfrösche“, angewiesen. Ein Zittern durchfährt seinen Körper, angestaute Wut bahnt sich ihren Weg. Sasori hatte ihn als Partner gar nicht verdient. Ebenso wenig wie seine Bemühungen, seine Anstrengungen, dem anderen die Vollkommenheit seiner Kunst zu beweisen. Denn Sasori hat ihn nie als das gesehen, was er ist… ein Künstler! Zu seinen Lebzeiten hat er es nie geschafft, Sasori von seiner Kunst zu überzeugen. Deshalb hatte er sich schon den perfekten Plan zurecht gelegt, um dem Puppenspieler sein Geschick unter Beweis zu stellen, indem er ihn selbst in ein Kunstwerk verwandeln würde. Er war sich sicher, dass Sasori in dem Moment, in dem er in dem gleißenden Licht purer Energie, in einer Explosion unbeschreiblichen Ausmaßes von dieser Welt verschieden wäre, die Schönheit seiner Kunst erkannt hätte. Doch mit seinem vorzeitigen Tod hat Sasori dieses Vorhaben vereitelt und ihm somit jede Chance genommen, diesem anhand seines Meisterwerks die Perfektion und die Überlegenheit seiner Kunst zu beweisen. Gerüchten zufolge hat Sasori die von den Puppen seiner Eltern geführten Schwerter sogar absichtlich sein Herz durchstoßen lassen. Freitod… undenkbar von diesem mit Ausnahme seiner immerzu demonstrierten Überheblichkeit emotionslosen Verbrecher, der seinen Opfern bei lebendigem Leib die Haut abzog, um sie zu Marionetten umzubauen. Aber ob nun freiwillig oder nicht, es macht keinen Unterschied. Indem sich Sasori von seiner Großmutter und der rosahaarigen Konoha-Göre hat umbringen lassen, ist er seinem Plan zuvorgekommen. Gut, er hätte sein Vorhaben immer noch umsetzen können. Aber nur dafür, einen leblosen Puppenkörper in die Luft zu jagen, ist ihm sein kostbarer Ton wahrhaft zu schade. Jedenfalls hat Sasori ihn um seinen Triumph gebracht. Er hat seine Pläne durchkreuzt, indem er gestorben ist, bevor er zu seiner größten Explosion werden, seine Kunst anerkennen konnte. Das wird er ihm nie verzeihen. Womöglich würde sich der Mistkerl an seiner Situation auch noch erfreuen, sich an seinem durch ihn hervorgerufenen Leid ergötzen. Ja, das sähe ihm ähnlich… Was ihn wieder zu der Frage führt, warum zum Teufel ihn eine im Grunde unbedeutende offene Rechnung derart aus der Fassung bringt, dass er nun hier steht… elend und heruntergekommen wie dieses schäbige Badezimmer. Ein Kichern, kaum hörbar, aber unverkennbar boshaft. Da ist sie wieder. Nicht dass er die Stimme vermisst hat, aber die Stille ist schon verdächtig gewesen… Oh, Deidara. Fragst du dich wirklich immer noch, warum du dich so nach seiner Anerkennung sehnst? Natürlich fragt er sich das… Die Stimme soll ja nicht so tun, als wisse sie mehr als er. Tatsächlich, ich kenne den Grund, wispert sie verschwörerisch und für einen verstörenden Moment sieht es so aus, als zwinkere sein Spiegelbild. „Ach ja?“, blafft er zurück, funkelt sein spiegelndes Selbst zornig an. „Du hast doch keine Ahnung! Also halt die Klappe!“ Du zuckst zusammen, wenn du auch nur seinen Namen hörst. Dein Körper verkrampft sich, wenn du dich an ihn erinnerst. Und dein Herz setzt aus, wenn du sein Bild vor dir siehst. Sie lacht gackernd auf. Was hat das alles wohl zu bedeuten, Deidara? „Was weiß ich?!“ Wut steigt in ihm auf, lässt ihn seine Stimme erheben. „Lass mich damit in Ruhe!“ Dieses besserwisserische Gelaber geht ihm gehörig auf die Nerven. Sie soll endlich verschwinden. Ganz gleich, was sie zu wissen glaubt, es ist ohnehin nur gelogen. Du kannst es leugnen, wie du willst, übergeht die Stimme seinen Ausbruch, macht eine spannungserfüllte Pause, während sein Spiegelbild höhnisch grinst. Rede dir ruhig ein, dass du ihn hasst. Aber in Wahrheit ist es so, dass du ihn l- „HALT ENDLICH DEINE VERDAMMTE KLAPPE!!“ Ein ohrenbetäubendes Klirren ertönt, als der Spiegel zerbricht. Zahllose Scherben fallen aus der Fassung, prasseln auf den Boden. Er lässt seine Hand sinken, immer noch zur Faust geballt. Seine Knöchel bluten von den scharfkantigen Bruchstücken, die sich in seine Haut bohren. Schweres Keuchen erfüllt den Raum. Abwesenden Blickes starrt er auf den geborstenen Spiegel. Endlich hat er ihn zum Schweigen gebracht. Er atmet tief durch, zieht die abgestandene Luft in seine Lungen. Er hat es geschafft, dessen ist er sich sicher. Die Stimme wird ihn nicht noch einmal heimsuchen, ihm Lügen ins Ohr flüstern, ihre falschen Ideen in seinen Kopf pflanzen. Stumm betrachtet er den roten Lebenssaft, der aus seinen Wunden rinnt, von seiner Hand auf die weiße Keramik tropft, lässt den Blick zu dem Meer aus Scherben im Becken und auf den Fliesen schweifen. Da liegt es, zerschmettert auf dem Boden der Tatsachen… sein Leben. Wie ekelhaft metaphorisch, schießt es ihm durch den Kopf und er schüttelt ihn, um den Gedanken zu vertreiben. Doch lässt es sich nicht bestreiten, dass sein derzeitiger Zustand sein Leben nicht gerade lebenswert macht… Selbst seine geplante Vergeltung an dem verhassten Sharingan-Träger hat keinen Wert mehr für ihn, ist zur Bedeutungslosigkeit verkommen. Seine Augen bleiben an einem Stück gespiegelten Glases hängen, das aufgrund seiner Größe, seiner extrem spitz zulaufenden Form, einer Klinge gleich, aus der Masse heraussticht. Ein plötzlicher, neuer Gedanke keimt in ihm auf, verboten, aber so verführerisch… Was wäre, wenn er… Aber nein, so darf er nicht denken! Er ist nicht verloren… noch nicht. Aber es ist schon… Sie sieht verlockend aus, nicht wahr? Schock fährt durch seine Glieder. Das ist unmöglich. Er hat sie besiegt, den Spiegel zertrümmert, ihre Existenz ausgelöscht. Es kann also nicht sein, dass… Du glaubst, du wirst mich so einfach los, Deidara? Die nun körperlose Stimme gackert belustigt, jedoch mit einem bedrohlichen Unterton. Ich bin ein Teil von dir und solange du lebst, werde auch ich existieren. Nein, sie soll endlich verschwinden, ihn in Ruhe lassen! Er krallt die Finger in seine Kopfhaut, mit dem kläglichen Versuch, die Stimme durch den Druck aus seinem Kopf zu verbannen. Vergeblich, das penetrante Flüstern reißt nicht ab. Sein Blick fällt erneut auf die Scherbe… so handlich, so praktisch… Vielleicht kann er sich ihr entledigen, wenn er… Los, heb sie auf, Deidara. Sie ermutigt ihn. Wieso? Ohne ihn würde auch sie aufhören zu existieren. Los, du willst es… Du brauchst es… Tief in seinem Inneren wehrt er sich gegen ihre Worte, doch er folgt dem Befehl wie in Trance, bückt sich und nimmt die Scherbe in die Hand. Das Glas fühlt sich kalt und fremdartig an. Doch sie passt in seine Hand wie nichts Vergleichbares zuvor, wirkt auf befremdliche Art und Weise unerklärlich vertraut. Warmes Blut tropft von seiner Handinnenfläche herab, als die scharfe Kante in seine Haut schneidet. Er merkt nicht einmal, dass er das Bruchstück immer fester umklammert hält, wie sich sein Griff stetig zusammenzieht. Wohlige Wärme erfüllt ihn, aufziehender Nebel trübt seine Gedanken. Er fühlt sich eins mit der Klinge in seiner Hand, die so perfekt in seinem Griff liegt. Er müsste sie nur gebrauchen und alles wäre vorbei, die Stimme endlich ausgemerzt. Doch er zögert. Worauf wartest du noch? Sie wird ungeduldig. Nimm die Scherbe und benutze sie. Lass sie über deine Pulsadern fahren, schlitze dir die Kehle auf oder ramme sie dir ins Herz. Dafür ist sie gemacht, sie dient nur diesem einen Zweck. Es ist verlockend… so verlockend… Seine Hand bewegt sich wie von selbst, kennt jedoch noch nicht die Richtung ihres Ziels. Komm schon, tu es! Es macht alles einfacher, du wirst sehen, stachelt die Stimme ihn weiter an, lockt ihn, drängt ihn. Dein Leben ist erbärmlich. Was macht es schon für einen Unterschied, ob du lebst oder tot bist? Bring es zu Ende! Er zittert am ganzen Körper, doch innerlich ist er vollkommen ruhig. Es wäre so einfach… Plötzlich hört er hastige Schritte, dann stürmisches Klopfen gegen seine Zimmertür. Gut, dass er sie seit dem ersten unerwünschten Besuch seiner Nervensäge von einem Partner stets verschlossen hält. „Deidara-senpai?!“, ertönt eine vor Sorge getränkte Frage, dringt durch den Nebel aber lediglich gedämpft zu ihm durch. „Geht es Ihnen gut? Ich habe etwas zu Bruch gehen gehört! Sind Sie verletzt?“ Die Rufe hallen wie aus weiter Ferne, stammen aus einer anderen Welt, die nicht die seine ist. Er nimmt sie kaum wahr. Warum also antworten? Sein Interesse gilt allein der gläsernen Klinge in seiner Hand. Wunderschön, wie sie im Schein des flackernden Lichtes glänzt. Faszinierend, wie bereits leichter Druck warme, rote Flüssigkeit von seinen Fingern perlen lässt. Er spürt keinen Schmerz, nicht einmal Angst, bloß Neugierde. Neugierde auf das, was passiert, wenn er der Forderung der Stimme nachgibt. Und die aufkeimende Hoffnung auf Befreiung, Erlösung von seinem unerträglichen Zustand... wie sie es versprochen hat. Finde es heraus, Deidara, haucht sie verführerisch. Es ist nur ein kleiner Schritt… Das Poltern vor der Tür wird immer lauter, wird jedoch von dem Nebel verschluckt, der ihn umgibt. Wie vom Wahnsinn ergriffen, kann er seine Augen nicht von der Scherbe abwenden. Die Kontrolle über seinen Körper hat er schon längst verloren. Sein Arm bewegt sich wie von Geisterhand geführt… Langsam senkt sich die Schwärze über seine Augen, umfängt ihn die Finsternis wie einen alten Freund. Wird er nun frei sein? Erschöpft schließt er die Lider, gibt sich ganz der wohltuenden Dunkelheit hin. Stille legt sich über ihn, seine innere Stimme ist verstummt. Selbst die Geräusche der berstenden Tür nimmt er nicht mehr wahr. Einzig die ihm aus ferner Vergangenheit vertrauten Worte, spöttisch und verächtlich, doch im selben Moment voll kalter Gleichgültigkeit, hallen in seinem Kopf wider. "Wahrlich erbärmlich... Deidara." Kapitel 9: Sand --------------- Sand. Überall Sand. Soweit das Auge reichte, erstreckte sich das einfarbige Meer, von Horizont zu Horizont. Die Sonne stand hoch am Himmel, brannte erbarmungslos auf sie nieder. Nur mäßig sorgte der gelegentlich aufkommende Wind für eine kurze Abkühlung. Aufgewirbelte Staubkörner tanzten in der Luft, flimmerten in der alles versengenden Hitze. Eine gänzlich lebensfeindliche Umgebung, trocken, heiß und todbringend. Und es war kein Ende in Sicht. Sasori hatte nie verstanden, warum die Redensart gerade 'wie Sand am Meer' lautete. Schließlich war in seinen Ausmaßen nichts vergleichbar mit dem Sand der Wüste, seiner Schönheit in Anbetracht der unendlichen Weite. Er genoss die Stille, die Abgeschiedenheit, die Ruhe vor dem sich anbahnenden Sandsturm. Stundenlang hätte er dem Schauspiel der Natur zusehen, die sich vor seinen Augen ausbreitende Perfektion betrachten können. Die Endlosigkeit des Sandes... das war Kunst. „Ich hasse diesen beschissenen Sand!“ Das lautstarke Schimpfen riss ihn aus seinen Gedanken, ließ ihn irritiert in die Richtung der Quelle der Störung schauen. Bei seiner Bewunderung für die Landschaft hatte er beinahe vergessen, dass er nicht allein war... „Worüber hast du dich nun schon wieder zu beschweren, Deidara?“, fragte er genervt, wollte es im Grunde gar nicht wissen. Sein Partner moserte schließlich in einer Tour, seit sie vor über einer Woche aus dem Feuerreich aufgebrochen waren und nun die Wüste Sunas durchquerten. „Worüber ich mich beschwere?“ Deidara schnappte nach Luft, scheinbar verärgert über das geringe Interesse, das Sasori seiner Klage entgegenbrachte. „Über diesen scheiß Sand! Er ist einfach überall, zwischen den Zehen, klebt im Gesicht, fliegt in die Augen, knirscht zwischen den Zähnen. Man kann nicht mal sprechen, ohne dass einem der Mund gepudert wird! Die dämlichen Schnipsel an den Hüten bringen absolut gar nichts, hm!“, zeterte er. „Dann halt doch einfach zur Abwechslung mal den Mund, dann fliegt dir auch nichts rein“, erwiderte Sasori trocken. Die gleiche Leier und das Tag für Tag... „Ihr habt gut reden!“, spuckte Deidara schnaubend aus. „Ihr verschanzt Euch ja die ganze Zeit über in Hiruko! Wenn Ihr mal herauskommen würdet, anstatt Euch feige versteckt zu halten, würde es Euch auch nicht gefallen, ständig auf Sandkörnern herumzubeißen.“ Ein wütender Blick wurde ihm zugeworfen, doch er ignorierte ihn. Das mangelnde Kunstverständnis seines Partners war ihm immerhin hinreichend bekannt. „Dass du die Genialität meiner Kunst nicht verstehst, ist mir nicht neu, Deidara“, konterte Sasori spöttisch, wobei Hirukos Kiefer zustimmend klapperte. „Dem Feind seine wahre Gestalt nicht zu offenbaren und die Schwächen der Verteidigung mit denen des Angriffs auszugleichen, sind die wesentlichen Taktiken eines jeden Ninjas. Und Hiruko verbindet auf derart perfektionierte Weise diese beiden Elemente, dass ich seit meinem Beitritt zu Akatsuki jeden Kampf mit ihm gewonnen habe.“ Er machte eine kunstvolle Pause, um seine Worte wirken zu lassen. „Nenn mir also einen Grund, warum ich so töricht wie du sein und mich den Launen der Wüste aussetzen sollte.“ Für einen Moment schien Deidara perplex, wusste wohl keine Erwiderung auf seine fundierten Argumente. Sein Schweigen währte jedoch nicht lange. „Nun, ich an Eurer Stelle würde Hiruko nicht tagelang durch den Sand schlurfen lassen. Der ganze Staub, die vielen Sandstürme... Ihr solltet besser aufpassen, dass Eurer Puppe kein Sand ins Getriebe kommt.“ Er lachte amüsiert auf. „Wobei ich es sehr unterhaltsam fände, Euch durch die Wüste schleichen zu sehen, wenn Hiruko erst einmal so unbeweglich wie ein Sandsack ist.“ Ein abfälliges Brummen ertönte aus dem Inneren Hirukos. „Glaubst du wirklich, ein wenig Sand könnte meinen Puppen etwas anhaben? Ich habe sie so erbaut, dass sie jeglichen Witterungsbedingungen standhalten und selbst dich noch überdauern werden.“ Stolz schwang in seiner sonst so gleichgültigen Stimme mit und mit unverkennbarem Spott fügte er hinzu: „Ganz im Gegensatz zu deinen lächerlichen Knallfröschen...“ Deidara schnaubte. „Ihr wisst, ich respektiere Euch als Entwickler, aber von Kunst habt Ihr einfach keine Ahnung, Sasori no danna,“ meinte er kopfschüttelnd, begleitet von einer negierenden Handbewegung. „Kunst zeigt sich nicht durch Eure klappernden Holzpuppen, sondern in dem einzigen, vergänglichen Moment einer Explosion, hm.“ Für einen kurzen Augenblick hielt er inne, verklärte sich sein Blick. Wahrscheinlich durchlebte er gerade vor seinem inneren Auge ihren letzten Kampf gegen vier Konoha-Anbu, deren Innereien nun die Wände der kleinen Waldhütte zierten, in der sie für eine Nacht untergekommen waren. „Schwachsinn“, riss ihn Sasori unsanft aus seinem Tagtraum. „Kunst ist allein die Schönheit der Ewigkeit. So wie der Sand, der sich in alle Himmelsrichtungen erstreckt.“ Als er Hirukos Kopf zur Seite neigte, sah er, wie Deidara ihn ungläubig anstarrte, als hätte er geradewegs den Verstand verloren. „Wollt Ihr damit sagen, diese pieksenden, knirschenden und absolut nervigen Körner bezeichnet Ihr als Kunst?“ Ein lautstarkes Lachen schüttelte seinen ganzen Körper durch. „Sand ist doch total langweilig! Wenn man ihn in die Luft jagt, wirbelt er nur Staub auf... Gestein hingegen kann man formen, zerstören, in viele in ihrer Gestalt verschiedene Stücke sprengen! Felsen sind also um Längen interessanter als Euer dämlicher Sand, hm!“ Um seine Worte zu unterstreichen, deutete Deidara abwertend in Richtung der Wüstenlandschaft. „Das siehst du falsch, Deidara“, entgegnete Sasori kühl. „Die Ewigkeit des Sandes, seine unendliche Weite, ist Kunst. Irgendwann wird jeder Stein zu Sand. Gestein verwittert, korrodiert, wird schlussendlich zur Wüste. Sand hingegen währt ewig, ist unzerstörbar, nur wandelbar, da Sandkörner lediglich schrumpfen, aber nie gänzlich verschwinden.“ „Ihr seid derjenige, der das falsch sieht, Danna“, gab Deidara sofort zurück. „Wenn Ihr schon Sand mit Kunst vergleichen wollt, dann steht Sand allein für das Vergängliche einer lediglich für einen Moment erstrahlenden Explosion. Eine Zerstörungskraft, so flüchtig wie Spuren im Sand.“ Dagegen fiel Sasori kein entkräftendes Argument ein. Aber er wollte Deidara, auf dessen Gesicht sich bereits ein siegessicheres Grinsen abzeichnete, auch nicht die Genugtuung verschaffen, das letzte Wort zu haben. Zwar verliefen ihre Diskussionen über ihr gegensätzliches Verständnis von Kunst stets im Sand, da sie beide viel zu stur waren, um nachzugeben und die Ansicht des anderen anzuerkennen. Aber derjenige, der das letzte Wort behielt, konnte zumindest einen Zwischensieg verbuchen in dem ständigen Kampf darüber, wessen Kunst die einzig wahre sei. Mit dem netten, da für ihn äußerst amüsanten Nebeneffekt, dass eine Niederlage den blonden Explosionskünstler stets auf die Palme brachte. „Du kannst glauben, was du willst, Deidara“, erhob Sasori deshalb nach dem kurzen Moment der Stille erneut das Wort. „Aber einzig meine Marionetten gleichen in ihrer Schönheit und ihrer Anmut den in der Luft wirbelnden Sandkörnern. Deine stümperhaften Explosionen machen hingegen einfach nur Krach.“ „Das ist kein Krach, sondern ein Knall, hm!“, empörte sich Deidara über seine Wortwahl. Oh ja, jetzt hatte er ihn. Der Sieg schien zum Greifen nah. „Und der ist zehnmal besser als das penetrante Klappern Eurer langweiligen Holzp–“ Eine plötzliche Windböe kam auf, erfasste den pulvrigen Sand und blies ihn direkt in Deidaras Gesicht. Er hustete, spuckte und fluchte, als ihm ein gehöriger Schwall in den Mund flog. „Dieser verdammte Sand! Mir reicht's! Das war das letzte Mal, dass ich mich von Euch bequatschen lasse und wir den 'kürzesten Weg' nehmen!“ Deidara tobte und Sasori konnte nicht umhin, dass ihm dies ein belustigtes Zucken seiner Mundwinkel entlockte. „Wenn du auf mich gehört und den Mund gehalten hättest...“, setzte Sasori an, doch Deidara unterbrach ihn. „Ach haltet doch die Klappe! Ihr habt nur deshalb nichts gegen die Wüste auszusetzen, weil Ihr in dieser Pampa aufgewachsen seid und...!“ Er stockte, was Sasori irritiert aufblicken ließ. Es war niemals gut, wenn Deidara zu sprechen aufhörte, deutete dies doch meist darauf hin, dass er verquere Gedanken ausbrütete. Wohlgemerkt verquerer als seine ohnehin schon verdrehte Ansicht von Kunst. Auf das Ergebnis, das sein Gehirn gleich ausspucken würde, konnte er also gern verzichten... „Wobei...“, sagte Deidara zögerlich, scheinbar noch damit beschäftigt, seine Gedanken zu ordnen... oder damit, zu überlegen, wie er ihm auf größtmögliche Weise auf die Nerven gehen konnte. „Womöglich seid Ihr auch gerade deshalb aus Suna abgehauen und tut nur so, als würdet Ihr den Sand mögen!“, eröffnete er ihm seine Schlussfolgerung, nicht ohne Triumph in der Stimme. Oh ja, es war ohne Zweifel letzteres... „Der ganze Sand, die trostlose Landschaft, die unerträgliche Hitze... Da wäre wohl jeder abgehauen. Mmh... Aber wenn Ihr Euch auch jetzt nicht beklagt, kann das nicht der einzige Grund sein...“ Deidara blieb so plötzlich stehen, dass er beinahe in ihn hineingelaufen wäre, und schaute ihn derart eindringlich mit einer Mischung aus Neugierde und Belustigung an, als versuche er, die Wahrheit aus Hirukos maskiertem Gesicht abzulesen. Sasori ahnte mit Sicherheit zu Recht, dass jegliche Offenbarung, die Deidara zuteil geworden war, seine Nerven nur übermäßig strapazieren würde. „Steh mir nicht im Weg rum, Deidara, sonst wird das Letzte, was du spürst, ein Gruß von Hirukos Schwanzspitze sein“, knurrte er unheilvoll und setzte dazu an, die Puppe an Deidara vorbeizuschieben. „Vielleicht...“, fuhr der andere, ohne Umschweife und als ob er die Drohung nicht vernommen hätte, fort. Deidaras durchdringender Blick gefiel ihm nicht, ganz und gar nicht. „... habt Ihr ja ein dunkles Geheimnis, das Euch dazu bewegt hat, Eure Heimat zu verlassen.“ Sasori hielt mitten in der Bewegung inne, hatte seine Finger, über die Chakrafäden mit Hiruko verbunden, bereits gebeugt, um die Puppe an Deidara vorbeizuschieben. Er hatte ja gewusst, dass ihm die Ausgeburt Deidaras Gehirns nicht gefallen würde. Jetzt wusste er auch warum. Deidaras Mutmaßungen bohrten in Tiefen, die er nicht mehr ergründet hatte seit... Aber er durfte sich jetzt nicht ablenken und die Erinnerungen zurückkehren lassen, die er so lange erfolgreich verdrängt hatte. Er konnte sich keinen Fehler erlauben, um die Behauptung des anderen nicht noch zu stärken. Deidara beobachtete ihn schließlich immer noch aufmerksam. Es fehlte nur noch, dass er wissend mit den Augenbrauen wackelte... „Du redest wieder Unsinn, Deidara“, brummte Sasori träge zurück, hoffte insgeheim, den bohrenden Fragen damit ein Ende zu bereiten. Deidara zuckte im Gegenzug nur lässig mit den Schultern. „Dann sagt mir, warum Ihr wirklich gegangen seid, Danna. Wenn ich so darüber nachdenke, habt Ihr das mir gegenüber noch nie erwähnt...“ „Das geht dich auch absolut nichts an, Deidara“, erwiderte Sasori gereizt. „Anstatt dich mit belanglosen Fragen aus der Vergangenheit anderer zu beschäftigen, solltest du dich lieber auf den bevorstehenden Kampf mit dem Einschwänzigen vorbereiten. Mit deinen stümperhaften Fertigkeiten gefährdest du sonst die Mission, wenn du den Kampf in den Sand setzt.“ „Macht Euch da mal keine Gedanken“, tat Deidara den Rat mit einer Handbewegung ab. „Ihr wollt ja nur vom Thema ablenken, indem Ihr mir Sand in die Augen streut, hm!“ Damit hatte er wohl Recht. Sein Plan, Deidara von seiner Fragerei abzubringen, war gescheitert. Zugegeben, er hatte seine unsichere Taktik wahrlich auf Sand gebaut... Aber einen Versuch war es wert gewesen. „Deidara...“, grollte Hirukos tiefe Stimme bedrohlich, während sein metallischer Schwanz gefährlich zuckte. Sasori sah mit Genugtuung, dass sein Partner einen Schritt zurückwich. „Noch ein Wort und es war dein letztes.“ Deidara schluckte, schien kurz etwas erwidern zu wollen, überlegte es sich dann aber wohl anders und schwieg. Er sollte wissen, dass Sasori keine leeren Drohungen machte. Ebenso wie dass man ihn am besten nicht gegen sich aufbrachte und unnötig reizte, indem man seine Geduld auf die Probe stellte. Denn Sasori war kein geduldiger Mann und erst recht nicht, wenn er wütend war. Das hatte Deidara bereits ein ums andere Mal am eigenen Leib erfahren müssen... Zufrieden mit dem Ausgang der lästigen Situation setzte sich Sasori wieder in Bewegung, dicht gefolgt von seinem Partner, der noch wenige Augenblicke auf der Stelle, wo sie zum Stehen gekommen waren, verharrte. Wohltuende Stille herrschte zwischen ihnen. Deidara hatte aufgrund seiner schlagkräftigen Argumente offensichtlich aufgegeben, ihn mit Fragen löchern zu wollen. Und auch sonst war er glücklicherweise nicht gesprächsfreudig. Konnte ihm nur recht sein, so hatte er wenigstens seine Ruhe. Die Sonne stand nun hoch oben am Firmament, sodass ihre Schatten unter ihnen herliefen. Gnadenlos brannte sie auf die Erde nieder, versengte jegliches Leben, das es wagte, in der Wüste Sunas Fuß zu fassen. Die Mittagshitze vibrierte in der Luft und Sasori hätte für einen Moment schwören können, dass er am Horizont bereits die Stadtmauern Sunagakures erblickt hatte. Doch das war unmöglich, das Dorf in der Wüste noch einen Dreitagesmarsch entfernt. Der Sand knirschte unter ihren Füßen und mit einem Mal hörte er auch das Knarren eines der Gelenke Hirukos, in dem sich wohl der Sand verfangen hatte. Dass Deidara diesbezüglich auch noch Recht behalten musste, gefiel ihm gar nicht. Die minimale Einschränkung dürfte ihn seiner Einschätzung nach aber in anstehenden Kämpfen nicht behindern. Vielmehr störten ihn die Erinnerungen, die Deidara durch seine unverschämten Fragen aufgewühlt hatte und nun in sein Bewusstsein drangen. Sein Partner war der Wahrheit durch seine Vermutungen gefährlich nahe gekommen... zu nahe für seinen Geschmack. Zum Glück hatte der andere keine Ahnung davon, dass er Recht hatte. Das Wissen darum würde ihm sicherlich zu Kopf steigen und er ihm folglich keine ruhige Minute mehr lassen... Wobei dunkles Geheimnis es nicht wirklich traf... Gut, er hatte den Sandaime Kazekage ermordet und sich seine Künste durch den Umbau zu einer Marionette zu eigen gemacht. Zumal sein Meisterwerk den meisten, die anderen Mitglieder Akatsukis eingeschlossen, nicht bekannt war, das spurlose Verschwinden des Dorfoberhauptes vor mehr als einem Jahrzehnt bis heute Rätsel aufgab. Deidara hingegen hatte ihn schon oft mit dem Eisensand kämpfen sehen, wann immer er des Aufenthalts in Hirukos Innerem überdrüssig geworden war oder neue Schöpfungen im Kampf hatte ausprobieren wollen. Kein Grund also, diese Tatsache vor dem anderen länger geheim halten zu müssen. Der Abschied von seiner Heimat lag vielmehr bereits zwanzig Jahre zurück. Und obwohl er sich damals, im Alter von 15 Jahren, geschworen hatte, niemals wieder einen Fuß in dieses Dorf zu setzen, kehrte er nun bereits zum zweiten Mal zurück. Als einmalige Ausnahme gedacht, hatte der erste Aufenthalt allein der Komplettierung seiner Sammlung gedient. Die sich mit jedem Schritt, den ihre Füße sie durch die Wüste trugen, nähernde erneute Rückkehr behagte ihm deshalb gar nicht. Er hatte die Stadt, die Wüste, die Erinnerungen schließlich nicht ohne Grund zurückgelassen und ein Leben als Abtrünniger, folternd und mordend, und durch seinen schnell erlangten Ruf schon bald darauf als Mitglied Akatsukis begonnen. Er hatte vergessen, jegliches Gefühl in sich auslöschen, die Vergangenheit hinter sich lassen wollen. Zu viel hatte er verloren, ihn zu vieles an die zermürbenden Stunden, Monate, Jahre des Wartens, der Hoffnung erinnert, die erst zuletzt gestorben war. Der Sand, einzigartig in seiner Flüchtigkeit im Wind, war für ihn zum Symbol, zu einem allgegenwärtigen Mahnmal der Vergänglichkeit des Lebens geworden. Er hatte ihn gehasst. Als er dem Dorf schließlich den Rücken gekehrt hatte, hatte sich auch sein Blick auf die Welt geändert. Er wollte nichts mehr missen, auf nichts und niemanden mehr warten müssen. Fortan hatte er alles daran gesetzt, der Vergänglichkeit entgegenzuwirken, indem er sein Lebensziel der Ewigkeit widmete. So hatte sich mit der Zeit auch sein Bild von Sand gewandelt, dessen unendliche Weite nun seiner Sicht von Vollkommenheit entsprach. Auch Vater und Mutter waren für ihn nichts mehr als zwei Puppen, die er auf seinem Weg hin zur Perfektion, der ewigen Schönheit, gebaut hatte, so wie zahllose andere nach ihnen. Er hatte erreicht, was er wollte. Nichts hatte ihm mehr etwas bedeutet, kein Leben war es ihm wert gewesen, es zu verschonen, keinen Verlust hatte er zu befürchten. Bis Deidara seinen Weg gekreuzt hatte. Deidara, der wie Sand in die verbliebenen Ritze seines erkalteten Herzens, deren Existenz er nicht einmal mehr für möglich gehalten hätte, gerieselt war und sich dort festgesetzt hatte. Obwohl ihre Zusammenarbeit ihn gerade anfangs an der Partnerwahl ihres Anführers hatte zweifeln lassen und sie seit dem ersten Tag wegen ihrer gegensätzlichen Ansichten ständig aneinander gerieten, hatte Sasori Deidaras Begleitung mit der Zeit zu schätzen gelernt. Zugegeben, alles war besser als die Gesellschaft der Schlange, die er – obwohl sie die Faszination für die Ewigkeit teilten – zuvor neben sich hatte erdulden müssen. Die lebhaften Diskussionen mit Deidara empfand er, auch wenn sie oft genug im Sande verliefen oder ihn selbst an der Rand der Weißglut trieben, ihn seine Beherrschung vergessen ließen, um einiges angenehmer als die verschlagenen und spitzzüngigen Bemerkungen seines ehemaligen Partners. Auf eine bizarre Art und Weise waren sie sogar Inspirationsquelle für seine Kunst. Möglicherweise wäre ihm schon die Kreativität verloren gegangen, sein Talent eingerostet, würde er nicht den ständigen Drang verspüren, Deidara die Überlegenheit seiner Kunst zu demonstrieren und sie deshalb stetig weiterzuentwickeln. Doch Deidara war mit seiner Sicht von Kunst das komplette Gegenteil von ihm, setzte auf flüchtige Explosionen anstatt auf etwas, das nie verging. Bei jedem Kampf, in dem er seine Sprengkörper einsetzte, spielte er mit seinem Leben, genoss sichtlich den Drahtseilakt zwischen Leben und Tod. Einmal hatte er sogar mit der Fähigkeit geprahlt, in einem finalen Schlag selbst zu seinem größten Kunstwerk werden, in einer Explosion gewaltigen Ausmaßes aufgehen zu können. Ob er es nun zugeben wollte oder nicht... Deidara bedeutete ihm mehr, als dieser ahnte. Und das war genau sein Problem. Denn Deidara war vergänglicher als jeder andere. Ausgerechnet er, der seine und die Unendlichkeit seiner Marionetten zu perfektionieren versuchte, geriet an einen Partner, dessen Leben wie Sand durch seine Finger rann. Bereits bei ihrer ersten Begegnung, Deidaras Rekrutierung, hatte Sasori vermutet, dass Deidara einen frühen Tod sterben würde. Je mehr Zeit er mit ihm verbracht und Kämpfe bestritten hatte, desto mehr bestätigte sich seine Annahme. Deidara war deshalb in vielerlei Hinsicht wie Sand. Bisweilen war er nervig, stellte lästige Fragen und gab unverschämte Antworten. Er war eine Person, die einem im Gedächtnis blieb, haftete dort solange, bis man ihn abklopfte. Seine definierten Gesichtszüge glichen dem feingemahlenen Wüstensand, während seine Unberechenbarkeit und Leidenschaft an einen Sandsturm erinnerten. Wenn man nicht aufpasste, konnte man sich nicht nur an seinen Sprengsätzen, sondern auch an seiner Hitzköpfigkeit verbrennen. Ebenso hatte er seine Techniken und Fähigkeiten gerade in den letzten Jahren enorm entwickelt, wie ein Sandkorn zur Perle geschliffen. Über alles andere war Deidara jedoch vor allem eins und das bedauerte Sasori am meisten, weil es hieß, dass er sich sicherlich schon bald wieder an einen neuen Partner würde gewöhnen müssen: Er war sterblich... flüchtig wie die Spuren im Sand. Sasori seufzte. Welch trübsinnigen Gedanken er nachhing... Das passte weder zu ihm noch zu der Situation, in der sie sich befanden. Immerhin sollten sie sich auf die anstehende Mission einstellen oder, besser gesagt, sollte er Deidara anhalten, dass dieser sich gründlich vorbereitete. Sonst käme sein Ende wirklich schneller als gedacht... Aber dafür wäre später noch Zeit genug. Erst einmal genoss er die wenigen Minuten der Stille, in denen er noch seine Ruhe hatte. „Wann sind wir endlich da, Sasori no danna? Diese Wüste nimmt ja kein Ende, hm!“, murrte Deidara nach einer Viertelstunde missmutig und brachte ihn so um seine wohlverdiente Ruhe. „Immer noch drei Tage, Deidara“, antwortete Sasori genervt. „Wie vor einer halben Stunde auch...“ „Drei Tage!“, stöhnte Deidara. „Weit und breit gibt es nichts Interessantes zu sehen, ständig und überall dieser lästige Sand und diese Hitze! Da vergeht einem ja die Lust aufs Kämpfen! Der Ichibi ist bestimmt schon über alle Berge...“ „Jetzt steck nicht gleich den Kopf in den Sand“, schalt Sasori ihn. „Die Hauptsache ist, dass du dich ordentlich vorbereitet hast...“ Der fragende Unterton rief prompt Deidaras Unmut hervor. „Das habt Ihr vorhin schon gefragt! Und die Antwort ist immer noch dieselbe.“ „Ich will nur nicht, dass du dich hinterher bei mir beschwerst, ich hätte dich nicht auf den Ernst der Mission hingewiesen“, entgegnete Sasori ruhig und fügte beiläufig hinzu: „Wenn du dann überhaupt noch in der Lage bist, dich zu beschweren...“ „Ich habe alles unter Kontrolle, also mischt Euch nicht ständig ein, hm“, blaffte Deidara schnippisch und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wenn du das meinst...“ Gleichgültig zuckte Sasori mit den Schultern. Wenn es tatsächlich so kommen sollte, würde es halt so kommen. Dann gäbe es zumindest niemanden mehr, der ihn warten lassen konnte... Kapitel 10: Seelenfänger ------------------------ Er wartete. Normalerweise verabscheute er es mit voller Inbrunst, andere warten zu lassen und selbst warten gelassen zu werden. Aber in diesem einen Fall, der einzigen Ausnahme dieser Regel, lohnte sich das Abwarten jeder weiteren Sekunde, in der er sich an dem sich im bietenden Anblick ergötzte. Denn je länger er wartete, desto süßer wären die Früchte seiner Arbeit. Er erschauderte bei dem Gedanken an die Vollkommenheit, dem sein Werk mit jeder vergangenen Minute näherrückte. Der Moment, in dem er seine Starre aufheben und zum nächsten Arbeitsschritt übergehen konnte, war fast gekommen. Das Wissen, dass ihm nur ein Zeitraum von der Länge eines Wimpernschlags blieb, der darüber entschied, ob das Werk vollendet oder als Fehlschlag beseitigt werden konnte, versetzte ihn in eine Ekstase, die er sonst seit der Perfektionierung seines eigenen Körpers nicht mehr zu empfinden vermochte. Und jeden Augenblick war es so weit... Langsam und stetig schwoll die blutrote Lache auf dem kalten, glatten Steinboden an, während jeder herabfallende Tropfen an den Wänden der Höhle widerhallte. Er saß neben einer über Jahrzehnte hinweg aus dem Gestein ausgewaschene Mulde auf einem Fels und beobachtete ohne jegliche Regung, wie sich die Oberfläche des kleinen Sees nach jedem Tropfen zunächst kräuselte und in ringförmigen Wellen nach außen verjüngte, ehe sie wieder ihre spiegelglatte Form auf dem grauen Gestein annahm. Innerlich fühlte er sich jedoch wie berauscht, spürte die pulsierende Erregung, die mit jedem Moment, der verging, seit er seinen Fang betäubt, die Halsschlagader aufgeschnitten und ihn kopfüber an die Decke gehängt hatte, stärker wurde. Das stete monotone Geräusch beruhigte ihn, die immer länger werdenden Abstände kündigten jedoch auch von dem nur noch wenige Augenblicke entfernt liegenden Ende seiner Warterei. Ein metallisches Quietschen und ein Stöhnen ertönten, als sich der Spender ein letztes Mal aufbäumte, ehe der Blutstrom versiegte und der finale Tropfen seine Reise antrat. Mit einer wegen seiner noch einen Augenblick zuvor absoluten Reglosigkeit unerwarteten Schnelligkeit und Präzision löste er just in dem Moment, in dem der Tropfen in das Nass eindrang, die schwere Metallkette und geleitete sein Werk behutsam mit den Händen zu Boden. Nur einen Sekundenbruchteil später und anstelle der nunmehr makellosen leichenblassen Haut hätten sich blau-rote Flecken gebildet, die sein künftiges Meisterwerk bis in die Tiefen des Fleisches verschandelt hätten. Eine Vorstellung, bei der sich sein Innerstes unter Schmerzen zusammengezogen hätte, wenn er zu so einer Emotion noch imstande gewesen wäre. Er blickte auf das Fundament seiner weiteren Arbeit, dem er – gleich einem Bildhauer – noch seine perfekte Form zukommen lassen würde. Sachte strich er über die zarten, vom erst wenige Minuten zurückliegenden Blutstau noch leicht geröteten Wangen und fuhr mit seinem Daumen die bereits bläulichen Lippen der Frau nach, die seine Sammlung um das nächste vervollkommnete Exemplar erweitern sollte. Mit einem manischen, aber fast schon zärtlichen Lächeln gedachte er dem Moment, als er sie am See zu ihrem Liebsten hatte ins Wasser laufen sehen, während ihr haselnussbraunes Haar im Wind wehte, und er sie zu seiner nächsten Schöpfung auserkoren hatte. Sie zu fangen, mit Beruhigungsmittel gefügig zu machen und in die Höhle zu verschleppen, waren ein Kinderspiel gewesen, sobald sie sich von dem anderen am späten Abend verabschiedet hatte. Er hatte nicht einmal auf sie warten müssen, als er wenige Stunden, nachdem er sie das erste Mal erblickt hatte, an den See zurückgekehrt und sie ohne ihren Begleiter zurückgeblieben war, ganz als hätte sie nur auf ihn gewartet. Doch ihre Schönheit war nicht das Einzige, das es wert war, für die Ewigkeit erhalten zu werden. Einzigartig und daher wie für seine Sammlung geschaffen war ihre unvergleichliche Gabe, das kühle Nass, das sie mit ihrer bloßen nackten Haut berührt hatte, durch die Steuerung ihres Willens in kochendes Wasser zu verwandeln, ohne dass sie selbst dadurch Schaden nahm. Er schüttelte den Kopf, um die nostalgischen Gedanken zu vertreiben, und fokussierte sich auf die nun vor ihm liegende Aufgabe. Wie mit einem Lineal gezogen, fuhr er mit dem Zeigefinger eine imaginäre Linie auf ihrem entkleideten Oberkörper entlang, von einem Punkt unmittelbar unterhalb ihrer Schlüsselbeine bis knapp über ihren Schambereich. Da ihr Tod erst wenige Minuten zuvor eingetreten war, hinterließ seine Berührung zwar keine bleibenden Male auf der Haut, aber die benötigte er auch nicht, um sich die Linie, die sein Finger nachgefahren war, vor seinem inneren Auge zu vergegenwärtigen. Aus den Tiefen seines Mantels, der sorgfältig gefaltet auf dem Felsen lag, auf dem er zuvor noch gesessen hatte, zog er ein Messer, dessen Schneide so dünn und scharf war wie die eines Skalpells, und begann mit chirurgischer Präzision seine Arbeit. Er lächelte, als er sah, dass er – wie stets – den richtigen Zeitpunkt getroffen hatte, die Leiche von der Decke zu lösen. Denn kein einziger Blutstropfen quoll hervor, als er die Klinge am linken Schlüsselbein ansetzte, tief in die Haut und die darunter liegende Muskel- und Fettschicht schnitt und sich von dort in einer Y-Form von der rechten Seite bis hinunter zum Schambein vorarbeitete. Das Messer glitt mühelos durch die Muskel- und Sehnenstränge und hinterließ einen sauberen Schnitt, der das Gewebe nur so weit beschädigte, wie es für die Entnahme der Organe erforderlich war. Mit akkuraten Handgriffen widmete er sich jedem einzelnen Organ in der Brust- und Bauchhöhle, sezierte mittels seines Messers, wo es notwendig war, und legte die entnommenen Körperteile in die steinerne Mulde. Zuletzt zog er ein größeres Messer mit gezackter Schneide aus seinem Gewand und öffnete hiermit die Schädeldecke. Mit geschickten Fingern entnahm er das Gehirn und drehte es kurz in seiner Hand um die eigene Achse, ehe es seinen Platz bei den restlichen entbehrlichen Körperteilen fand. Zufrieden betrachtete er sein Werk, nachdem er jedes Organ freigelegt, entfernt und bei den anderen platziert hatte. Jetzt, wo er sämtliche Komponenten, die faulen und so sein Werk von innen zerstören konnten, beseitigt hatte, konnte er mit der äußeren Arbeit beginnen. Er förderte ein weiteres Messer mit gewölbtem Bauch und hochgezogener Klingenspitze zu Tage und setzte es knapp unterhalb der obersten Hautschicht an, die er behutsam von dem darunter liegenden Fleisch ablöste. Es war wichtig, den Körper zunächst zu häuten, bevor er ihn konservieren konnte, sodass er bei diesem Arbeitsschritt besondere Sorgfalt walten ließ. Als keine Körperstelle mehr von Haut überzogen war und von der Leiche ein matter roter Schein ausging, legte er das Messer aus der Hand und erhob sich. Zielstrebig ging er zu seiner Tasche mit den Giften und anderen Flüssigkeiten, die er stets mit sich führte, und entnahm eine Reihe von Fläschchen, die er zurück zu seinem Arbeitsplatz brachte. Keine der Flaschen war beschriftet und obwohl er die meisten der Zutaten selbst hergestellt hatte und sie von keinem anderen hätten identifiziert werden können, entschraubte, maß und mischte er mit geübten Handgriffen die drei Dutzend Substanzen in einem einzigen bauchigen Gefäß. Nachdem er das Gebräu eine Weile ziehen gelassen hatte, tauchte er einen Pinsel ein und begann, die Flüssigkeit zunächst im Inneren und dann auf dem Äußeren aufzutragen. Seine in jahrelangen mühsamen Experimenten entwickelte und stets aufs Neue verbesserte Mixtur sorgte nicht nur dafür, dass sein Werk konserviert und so bis in alle Ewigkeit Bestand haben würde; sie verlieh dem Produkt auch seinen unnachahmlichen hölzernen Glanz und sein widerstandsfähige, aber auch formbare Struktur, wobei es seine menschlichen Eigenschaften nicht gänzlich verloren hatte. Jede seiner Marionetten war ein Unikat und indem er sie nicht aus Holz, sondern auf der Grundlage eines menschlichen Wesens schuf, hatte er nicht nur die jeweiligen individuellen Fähigkeiten seiner Spender bewahren, sondern auch etwas schaffen können, das keinem anderen Puppenspieler je gelungen war. Er hielt inne, als er den letzten Pinselstrich auf dem linken Augenlid getätigt hatte. Jetzt, wo sein Werk fast vollendet war, konnte er sich dem Körperteil zuwenden, den er sich immer bis zuletzt aufsparte und der seinen Werken nicht nur ihre ewige Schönheit, sondern auch ihren Charakter erhielt. Fasziniert starrte er in die stechend grünen Augen, die einzigen Organe, die seinem Werk verbleiben würden. Mit geschickten Fingern löste er die Augäpfel aus ihren Höhlen, hielt sie zwischen Daumen und Zeigefinger fest und benetzte sie mit dem letzten Rest Flüssigkeit aus der bauchigen Flasche. Nachdem er sie kurze Zeit hatte trocken lassen, setzte er die Augäpfel wieder in die schwarzen Tiefen zurück. Sobald er den seelenlosen dunklen und in sich zusammengefallenen Höhlen wieder ihr Augenlicht zurückgab, überkam ihn – wie immer, seit er vor vielen Jahren die erste Leiche auf diese Weise präpariert hatte – für einen kurzen, aber sämtliche Mühen entlohnenden Moment das Gefühl eines wahren Schöpfers. Ein Gefühl, als hätte er mit diesem Akt dem Körper, dem er zuvor das Leben entrissen hatte, wieder Leben... eine Seele eingehaucht. Bewundernd und mit der Erhabenheit eines Schöpfers sog er die Vollkommenheit seines Werkes in sich auf. Doch auch wenn es schon nahezu perfekt war, bedurfte es noch weiterer handwerklicher Tätigkeiten, um es auch ein Kunstwerk nennen zu können. Er musste seiner Schöpfung nicht nur den letzten Schliff verpassen, sondern sie auch – immerhin war er nicht nur Puppenspieler, sondern auch Shinobi – mit Waffen ausstatten und schlussendlich wieder verschließen. Ohne hinzusehen, griff er nach hinten in seinen Werkzeugkasten und holte zielsicher das Gerät heraus, das er als erstes benötigen würde. Er atmete zufrieden aus und genoss die Vorstellung, sich ungestört in die Vollendung seines Kunstwerkes vertiefen zu können. Diese Arbeit würde ihn erst einmal eine Weile beschäftigen... „Fummelt Ihr etwa immer noch an Eurer Puppe herum, Danna?“ Sasoris Hand, die gerade damit beschäftigt war, die rechte Augenbraue nachzuziehen, zuckte einen Millimeter zur Seite und hinterließ prompt eine unschöne Kerbe auf dem Gesicht der Marionette. Er war so auf seine Arbeit konzentriert gewesen, dass er das plötzliche Auftauchen des anderen gar nicht bemerkt hatte. „Ich fummle nicht, Deidara, ich schnitze“, konterte Sasori genervt, ohne von seiner Arbeit aufzuschauen. „Und wenn du mich noch einmal in meiner Konzentration störst und mir zusätzliche Arbeit bereitest, bringe ich dich eigenhändig um, weide dich aus und lasse deinen restlichen Kadaver von den Vögeln zerpflücken.“ Geschickt drehte er das Werkzeug in seiner Hand und begann, mit der anderen Seite die soeben entstandene Macke wieder auszubessern. Trotz seines drohenden Untertons stieß Deidara ein kurzes Lachen aus und trat näher an ihn und sein Werk heran. „Selbst wenn Ihr der Marionette den Hintern polieren würdet, wäre es immer noch reine Zeitverschwendung, hm“, entgegnete er achselzuckend. „In der Zeit, in der ich unserer Zielperson einen Besuch abgestattet und sie bei einem – ganz natürlich aussehenden – Unfall durch abgesprengte Felsbrocken beseitigt habe, habt Ihr es nicht mal geschafft, eine einzige Puppe fertig zu stellen? Ihr lasst ganz schön nach, Sasori no danna.“ Der Puppenspieler zuckte ob dieser Provokation nicht einmal mit der Wimper, sondern fuhr mit gleichbleibender Präzision und Geschwindigkeit damit fort, sein Kunstwerk zu bearbeiten. „Wahre Kunst braucht nun einmal ihre Zeit. Aber da dir die Feinheiten einer so filigranen Kunst wie meiner ohnehin nicht begreiflich zu machen sind, vergeude nicht meine Zeit und geh zur Seite, du stehst mir im Licht.“ Die Angelegenheit war damit für ihn erledigt und er hoffte, sich nun wieder ganz seinem Handwerk zuwenden zu können. Aber das wäre bei seinem Partner wohl wahrlich zu viel verlangt... „Ihr sitzt in einer dunklen Höhle“, schnaubte Deidara abfällig. „Wenn Ihr mehr Licht braucht, verlegt Euren Arbeitsplatz nach draußen in die Sonne. Ein bisschen frische Luft würde Euch auch nicht wehtun und wir könnten hier mal wieder lüften...“ Sasori konnte beinahe spüren, wie Deidara angewidert die Nase hochzog und in die Ecke starrte, in der zuvor die entfernten Organe gelagert hatten. Natürlich hatte er diese längst entsorgt. „Ich habe sämtliches Material, das zu faulen und riechen anfangen könnte, bereits vollständig beseitigt, Deidara. Anstatt dass du dich weiter künstlich über imaginäre Wahrnehmungen aufregst, mach dich lieber nützlich und kontaktiere Pain, um unsere nächste Mission in Erfahrung zu bringen“, knurrte Sasori und wies mit einer Handbewegung Richtung Höhlenausgang, seinen Partner weiterhin ignorierend und auf seine Arbeit fokussiert. „Schon erledigt“, erwiderte Deidara so prompt, dass Sasori schließlich doch den Kopf hob und direkt in zwei ihn ungläubig musternde blaue Augen blickte. „Tatsächlich?“, fragte er skeptisch ob der Tatsache, dass er seinen Partner sonst zu derlei Aufgaben erst überreden musste, ehe er sie aufgrund der Untätigkeit des anderen doch selbst übernahm. „Wie lange, glaubt Ihr, habt Ihr hier in der Höhle gehockt und herumgebastelt, während ich die Mission allein durchgeführt habe, hm?“, konterte Deidara mit einer Gegenfrage, die ihn, was er dem anderen gegenüber nie zugeben würde, ein wenig aus der Balance brachte. Er war sich zwar bewusst, dass er über der Arbeit an seinen Kunstwerken die Zeit vergessen konnte, aber waren tatsächlich schon ein paar Tage vergangen, seit er Deidara auf die Mission, ihr Ziel vorab auszukundschaften, vorgeschickt und er sich selbst in die Höhle zurückgezogen hatte? „Da damit zu rechnen war, dass du – wie immer – bei der Mission herumtrödelst, gab es für mich ja keinen Grund zur Eile“, wich Sasori der Frage galant aus. Vor jemandem, der primitive Knallfrösche als Kunst bezeichnet und sich mit einer dadurch errungenen Leistung brüstet, musste er sich nicht rechtfertigen. „Sechs Tage, Sasori no danna!“, beantwortete Deidara unaufgefordert die Frage, die er selbst gestellt hatte, und verdrehte die Augen. „Sechs Tage hockt Ihr schon in dieser miefenden Höhle und merkt nicht einmal, dass um Euch der Geruch des Todes wabert... Und unter „vollständig beseitigt“ verstehe ich etwas anderes, als die Abfälle in einem Beutel draußen vor den Eingang zu stellen“, fügte er hinzu und gestikulierte missbilligend Richtung Höhlenausgang. Tatsächlich stand dort, sauber verschnürt, ein Leinensack mit den Organen, den er wohl in seinem Eifer, schnell wieder zurück an die Arbeit zu gelangen, nicht so weit weggetragen und dort verbrannt hatte, wie er es sonst zu tun pflegte. „Wenn er dich so sehr stört, räume ihn halt selbst weg“, entgegnete Sasori kühl, für den die Diskussion damit beendet war. Er wollte seinem neusten Kunstwerk endlich den letzten Feinschliff verpassen und seine Nervensäge von einem Partner hielt ihn mit seinen Schimpftiraden nur davon ab. „Wenn Eure Kunst“ – sein Partner spie das Wort so aus, als sei es etwas Widerwärtiges – „Euch dazu bewegt, einen Menschen an den Füßen aufzuhängen und ausbluten zu lassen, bevor Ihr ihn ausweidet, bepinselt und schleift, ist das Eure Sache. Euren Müll könnt Ihr also schön selbst wegräumen.“ „Wie du meinst“, sagte Sasori trocken, ohne auf den abwertenden Tonfall seines Partners hinsichtlich seiner Kunst einzugehen. „Wenn du aber schon mal dort stehst, kannst du dich auch nützlich machen und mir den Lappen reichen, der sich vor dir in der Tasche befindet. Wenn du mir bei meinem letzten Arbeitsschritt zusiehst, überkommt dich, so unwahrscheinlich das bei deinem mangelnden Kunstverständnis auch sein mag, vielleicht doch noch die Erleuchtung, dass wahre Kunst in der Ewigkeit liegt.“ Er streckte auffordernd die Hand aus und obwohl er Deidaras Widerwillen, ihm seine Bitte zu erfüllen, an seinem Gesicht ablesen konnte, griff sein Partner in die Tasche und versuchte, ihm das Tuch ins Gesicht zu pfeffern. Doch Sasori, der mit so einer Reaktion gerechnet hatte, schnappte das Stück Stoff aus der Luft, ehe es sein Ziel erreichen konnte, und schenkte Deidara ein diabolisches Zucken seiner Mundwinkel, auf dass der andere grollend mit den Zähnen knirschte. Behutsam holte er einen konservierten Augapfel aus seiner Höhle, legte ihn auf das Tuch in seiner geöffneten Handfläche und begann, ihn mit sorgfältigen Bewegungen zu polieren. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Deidara ihn beobachtete und das Auge mit einem unverhohlenen Blick anstarrte, während er es wieder im Schädel platzierte. „Das ist echt widerlich und... gruselig“, kommentierte sein Partner und ruckte mit dem Kopf in Richtung des Auges. „Gruselig?“, horchte Sasori auf. Er war es gewohnt, dass der andere seine Kunst mit Unverständnis abstrafte, aber dass er sich davor fürchtete, war ihm neu. „Die Augen...“, begann Deidara, zögerte. „Sie sollten tot aussehen und doch... starren sie einen irgendwie an.“ Sasori sah seinen Partner nachdenklich an. Sollte der blonde Kunstbanause tatsächlich doch ein Verständnis für die wahre Kunst entwickelt haben, dass ihm diese besondere Eigenschaft seiner Kunstwerke aufgefallen war, die nur mit einem geübten Auge zu erkennen war? Vielleicht war Deidara doch nicht ganz so unwürdig, ein Künstler genannt zu werden. Irritiert von seinen Gedanken schüttelte er den Kopf. Nun, seine nervtötenden Explosionen machten ihn bestimmt nicht zu einem Künstler; aber dass sein Partner ein geschultes Auge aufwies und eine seltene und nützliche, wenn auch nicht künstlerische Begabung hatte, konnte er wohl nicht abstreiten. „Wie ich sehe, bist du wohl doch nicht so blind, wie gedacht, Kunst zu erkennen, wenn sie dir ins Auge springt“, ließ sich Sasori ausnahmsweise zu einem Kompliment hinreißen. „Vielleicht ziehe ich es sogar in Betracht, dir die Ehre zuteil werden zu lassen und werde dich bei deinem Tod zu einem Teil meiner Sammlung machen.“ Deidara schnaubte. „Ihr wisst, ich respektiere Euch als Künstler, Sasori no danna“, sagte Deidara gedehnt. „Aber wie Ihr auch wisst, ziehe ich es vor, in einem einzigen, vergänglichen Moment einer monumentalen Explosion ins Jenseits zu gehen. Eure perversen Fantasien müsst Ihr also mit jemand anderem ausleben.“ „Wenn du deine Zunge nicht hütest, könnte dich dieses Schicksal schneller ereilen, als du denkst“, knurrte Sasori drohend ob der offensichtlichen Beleidigung. Deidara lachte kurz und schallend auf. „Dafür müsst Ihr aber erst einmal aus dieser Höhle raus und mich kriegen. Und glaubt ja nicht, dass ich es Euch leicht mache, nur weil Ihr schon alt und klapprig seid.“ „Wie war das?“ Die Werkzeuge aus seinem Werkzeugkasten flogen mit dem spitzen Ende voran Richtung Deidaras Gesicht, doch dieser war dem Angriff bereits ausgewichen und sprang auf einen Tonvogel, den er im gleichen Moment zu Boden geworfen und durch ein Fingerzeichen vergrößert hatte. „Bastelt ruhig noch ein wenig an Eurer Puppe rum, Danna! Wenn Ihr Euch abgeregt habt und eine angenehmere und nicht ganz so einsame Beschäftigung sucht, wisst Ihr ja, wo Ihr mich findet“, zwinkerte Deidara und im nächsten Augenblick war er auch schon abgehoben und aus der Höhle geflogen. „Dieser...“, grollte Sasori und schaute seinem Partner kurz hinterher, ehe er sich noch dem zweiten Auge der Puppe, dessen Politur noch ausstand, widmete. Sobald er mit seiner Arbeit fertig war, würde er dem Jüngeren schon noch Manieren einbläuen; ein wenig Vergnügen durfte er sich nach der ganzen Arbeit schließlich auch gönnen. Und wenn der andere ihm weiter auf die Nerven ging, könnte er ihn immer noch gänzlich zum Schweigen bringen. Obwohl er dies vorhin eher als nicht ernst gemeinte Bedrohung dahergesagt hatte, gefiel ihm der Gedanke zusehends, Deidara seiner Sammlung hinzuzufügen und ihn auf diese Weise zu einem Kunstwerk und seinem Eigentum zu machen. Denn er musste zugeben, dass auch ihm hin und wieder die Tage in einer abgeschiedenen Höhle lang vorkamen und er Deidaras Anwesenheit als Kontrast zu der sonstigen Stille genoss. Auch wenn er Deidaras freches Mundwerk ganz bestimmt nicht vermissen würde, ließen die ewigen Diskussionen über ihr jeweiliges Kunstverständnis zumindest nie Langeweile aufkommen. Sich Deidaras für die Ewigkeit konservierten Körper einzuverleiben, könnte die Erinnerung an diese Momente in Zeiten künftiger Isolation bewahren. Sasoris Mundwinkel verzogen sich zu einem schaurigen Lächeln. Der Tag, an dem Deidara sich entweder selbst in die Luft sprengen oder ihm in die Falle gehen und er durch die Präparierung dessen strahlend blauer Augen seine Seele für immer in einer Puppe einfangen würde, würde kommen. Ganz bestimmt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)