Dude, zieh dir was an von moko-chan (Dean+Sammy) ================================================================================ Kapitel 2: Noch mal mit etwas mehr Gefühl, bitte ------------------------------------------------ Die nächsten Tage zogen zu den Klängen der Rolling Stones dahin, nur unterbrochen von einem Kurzauftritt von Bryan Ferry, als Sam es sich in den Kopf setzte, Deans Horizont zu erweitern. Er gab jedoch auf, kurz bevor Dean seine Drohung wahr machte, ihm im Schlaf die Augenbrauen abzurasieren. Dean fiel schließlich auf, dass Sam es peinlich vermied, ihm zu nahe zu kommen oder ernstere Gespräche zu beginnen und obwohl er das im Prinzip begrüßte, sah es dem Jüngeren in keinster Weise ähnlich, so auf Abstand zu gehen. Er sah sich das Ganze eine Weile lang an und hoffte auf Besserung, ohne einen Beitrag dazu leisten zu müssen. Wenn er etwas mehr hasste als rührselige Gespräche, dann war es, solche herbei zu führen. Er konnte Sammy aber kaum weiter wie eine Trauerweide um ihn herumschleichen lassen, das wäre auf die Dauer Sammys und langfristig gesehen auch seiner eigenen Gesundheit abträglich. Als sie also am Abend gemeinsam in ihrem Motelzimmer hockten und sich im Stillen fragten, welcher kranke Geist den Raum im Stil von Star Trek eingerichtet hatte, fixierte Dean seine Augen auf den gramgebeugten Sammy und wies ihn wenig einfühlsam darauf hin, dass sein weibisches Getue ihn langsam aber sicher ankotze. Sam, keineswegs in der Stimmung, sich das gefallen zu lassen, stand auf und verschwand ins Bad. Dean beglückwünschte sich im Stillen zu diesem durchschlagenden Erfolg und schaltete den Fernseher an. Als Sam nach einer Viertelstunde mit einem Handtuch um die Hüften zurückkam, war Dean bereits eingeschlafen und entging der ausgeklügelten Rede über unnötige und fehlplazierte Bemerkungen, die Sam für ihn vorbereitet hatte. Sam betrachtete den Schlafenden eine Weile lang und legte sich dann ebenfalls hin. Das Fernsehprogramm verfehlte bei ihm die besänftigende Wirkung, die es auf Dean gehabt hatte und er zappte noch gut eine Stunde lang durch die Kanäle, bevor er es aufgab und das Gerät ausschaltete. Die plötzliche Stille weckte Dean sofort und er setzte sich so hastig im Bett auf, dass Sam ein amüsierter Laut entkam, der Deans Aufmerksamkeit auf ihn lenkte. „Dude, wie oft muss ich es dir noch sagen: Zieh dir was an!“, murmelte der schlaftrunken und ließ sich wieder zurückfallen. Sam zog die linke Augenbraue in die Höhe und musterte Dean amüsiert: „Kannst du dich sonst nicht beherrschen, oder was ist auf ein Mal mit dir los?“ „Ach, der Kleine hat zu seinem Zynismus zurück gefunden…“, murmelte Dean mit einem leisen Lächeln und machte sich nicht einmal die Mühe, die Augen zu öffnen, „… und ich dachte schon, ich müsste mir diese traurigen Dackelaugen für den Rest meines Lebens angucken.“ Sam zog nun auch die rechte Augenbraue hoch und wusste für einen kurzen Moment nicht, was er dazu sagen sollte. „Ich… du hast das gemerkt?“, fragte er schließlich verwundert und Dean schnaufte amüsiert. „Wie hätte mir das denn bitte entgehen sollen?“, er wühlte sich im Bett herum und drehte Sam den Rücken zu, „Du kannst doch nie irgendwas verstecken, Sammy, nichtmal, wenn dein Leben davon abhinge.“ Sam zog die Stirn kraus: „Warum hast du nichts gesagt?“ „Weil Worte bei dir noch nie was bewirkt haben.“, erwiderte Dean gelassen, „Du wirst so lange an deinem Irrglauben festhalten, du hättest deinen großen Bruder verloren, bis die Hölle gefriert.“ Er kicherte: „Es ist sogar sehr wahrscheinlich, dass Letzteres zuerst passiert.“ Sam warf ihm sein Kopfkissen in den Nacken und Dean hörte seine nackten Füße auf dem Fußboden, als er zu ihm herüber kam und sich hinter ihm an die Bettkante setzte. „Ich hab keine Lust, schon wieder mit dir zu diskutieren, Sammy, geh schlafen!“, verlangte er herrisch und öffnete alarmiert die Augen, als Sam ihm die Hand auf die Schulter legte. „Ich… ich wollte dich um etwas bitten…“, hörte er Sams unsichere Stimme und er wälzte sich auf die andere Seite, um ihn ansehen zu können. „Um was?“ Da waren sie wieder, die traurigen Dackelaugen. „Sammy, ich warne dich. Wenn du mich noch lange so ansiehst, lang ich dir eine.“ Sam erwiderte nichts und Dean setzte sich auf: „Willst du bei mir im Bett schlafen, oder was?“ Er fing Sams Faust ab, die auf seinen Bauch zusauste und hielt sie fest: „Worum willst du mich bitten?“ Seine Stimme war plötzlich ernst und ruhig und in keiner Weise dazu angetan, Sam zu helfen, seine Unsicherheit hinter sich zu lassen. „Sammy… komm schon. Sag es einfach.“ Sam blieb still, also fing Dean an zu raten: „Du hast wieder Visionen und willst, dass ich dich umbringe?“ Sam schüttelte den Kopf. „Du bist von einem Wehrwolf gebissen worden und willst, dass ich dich umbringe?“ Sam schüttelte erneut den Kopf. „Du hast erkannt, dass du ein perverser Puppenliebhaber bist und willst, dass ich dich Elektroschock therapieren lasse – und wenn das nicht funktioniert, dass ich dich umbringe.“ Sam begann, auf seiner Unterlippe herum zu kauen. „Das ist es?!“ Dean riss die Augen weit auf und spielte Entsetzen, aber Sam reagierte immer noch nicht. „Sammy…“, Dean ertappte sich dabei, wie er die Hand ausstreckte und Sam das Haar aus der Stirn strich, „… wenn du es nicht sagst, kann ich es auch nicht machen.“ „Ich wollte dich fragen…“, setzte Sam schließlich an und Dean unterdrückte ein ungeduldiges Schnauben, „Also… ich wollte fragen, ob wir es den Anderen sagen müssen.“ Dean blinzelte ein paar Mal und blickte Sam dann verständnislos an: „Dass du ein perverser Puppenliebhaber bist?“ Sams Hand, die er noch immer festhielt, zuckte. „Dass wir keine Brüder sind, du verdammter Idiot!“, fauchte Sam ihn an und Dean hakte nach: „Und wer sind ‚die Anderen’? Die von der anderen Insel?“ „Nein, verdammt! Bobby und die anderen Jäger… Jo … Missouri…“ Sam wurde mit jedem Wort leiser und Dean unterdrückte den verführerischen Impuls, ihn in die Nase zu kneifen. „Ich hatte eigentlich nicht vor, irgendwem davon zu erzählen.“, erklärte er stattdessen seelenruhig und war nicht überrascht, wie Sam ihn daraufhin ansah. „Hattest du nicht?“, fragte Sam leise und Dean zuckte mit den Schultern: „Wüsste nicht, was das bringen sollte. Außerdem kann ich nicht oft genug betonen, dass sich eigentlich überhaupt nichts geändert hat. Die würden sich wahrscheinlich nur-“ Er brach ab, als Sam ihn so heftig umarmte, dass er auf dem Rücken landete und an Sam vorbei an die Decke starrte. „Ruhig Tiger…“, brachte er schließlich mit peinlich zittriger Stimme hervor und tätschelte sanft Sams Rücken, „Du kannst mich doch nicht so erschrecken.“ „Entschuldige…“ Sams erstickte Stimme war Indiz genug, dass er zum wiederholten Male seiner Anfälligkeit für Gefühlsduselei erlegen war und Dean schloss die Augen und wusste nicht, ob er einfach nur genervt, oder genervt und berührt zugleich sein sollte. Sam hielt ihn so fest, dass es beinahe wehtat, aber er wusste, dass es weiser war, keine Beschwerde deswegen einzulegen und hielt eisern den Mund. Er hoffte nur, dass sein Brüderchen im Geiste ihn hiernach nicht wieder mit seinen Verlustängsten belästigen würde. Eigentlich hatte er ihm doch oft genug gesagt, dass er immer für ihn da sein würde. Aber andererseits hatte Sammy natürlich keine Ahnung, dass es einen Aspekt an ihrer Nichtverwandtschaft gab, den Dean über alle Maßen begrüßte. Nach einer Weile wurde Sams Umarmung sanfter, er ließ ihn jedoch noch immer nicht los und Dean schloss die Augen. Möglicherweise war Sam eingeschlafen, möglicherweise auch nicht, er würde jetzt jedenfalls nicht länger versuchen, wach zu bleiben. Schliefen sie eben im selben Bett, ihm doch egal. Das peinlich berührte Schweigen von Sammys Seite am nächsten Morgen beim Frühstück hinterließ in Dean die nachdrückliche Überzeugung, dass seine Entscheidung vom Vorabend richtig gewesen war. Dean war kurz nach Sonnenaufgang mit dem Gefühl leiser Beklemmungen aufgewacht, was möglicherweise daran gelegen hatte, dass Sam die Nacht auf ihm verbracht hatte. Als er also die Augen aufschlug und zunächst nichts außer braunem Wuschelhaar erblickte, das sein gesamtes Sichtfeld einnahm und ihn zudem noch penetrant an der Nase kitzelte, grinste er zunächst einmal ausgiebig, bevor er sich daran machte, Sammy zu wecken. „Samtäuglein… Mausezähnchen… Honigmäulchen…“, raunte er also in Sams Ohr, nachdem er die Flut von braunem Haar beiseite geschoben hatte und schließlich hob Sam den Kopf und sah ihn verschlafen an. „Guten Morgen, Sonnenschein!“, grinste er ihn an und Sam brauchte einen Augenblick, dann wurde er rot, sein Blick panisch und er rollte von Dean runter. „Was denn, kein Gutenmorgenkuss?“, beschwerte der sich spöttisch und stand auf, um im Bad zu verschwinden. Als er eine halbe Stunde später dampfend und tropfnass zurückkam, wich Sam seinem Blick so nachdrücklich aus, dass Deans Grinsen beinahe um seinen Kopf herumreichte. Er schlang sich ein Handtuch um die Hüften und setzte sich zu Sam an den Tisch, der in seiner Abwesenheit offensichtlich Frühstück besorgt hatte. Und da saßen sie nun – Dean schob sich in aller Seelenruhe ein Brötchen nach dem anderen in den Mund und Sam hielt sich schon seit einer guten halben Stunde an seinem Milchkaffe auf, ohne bisher etwas gegessen zu haben. „Du kannst auch nicht nur von Luft und Liebe leben.“, erklärte Dean nach weiteren zehn Minuten, in denen Sam exakt einen Schluck aus der Kaffeetasse genommen hatte und schob ihm den Brotkorb entgegen, in dem noch genau ein trauriges, vereinsamtes Brötchen lag. Sam reagierte nicht und Dean fixierte ihn ärgerlich: „Spielst du jetzt Prinzessin auf der Erbse? Du tust fast so, als hätte ich dir im Schutze der Nacht die Unschuld geraubt!“ Sams Blick flatterte hoch, traf auf Deans und er sah dem Älteren eine Weile in die Augen, bevor er nach dem Brötchen griff und es aufschnitt. „Du hättest mir ruhig ein wenig mehr übrig lassen können.“, bemerkte er spitz und Dean zuckte mit den Schultern: „Selbst schuld. Was kann ich dafür, wenn du dich in philosophische Betrachtungen versenken musst?“ Sam antwortete nicht, sondern machte sich an die Vernichtung seines Brötchens und Dean ließ ihn ein paar Minuten in Ruhe. Aber auch wirklich nur ein paar Minuten. „Wie schläft es sich denn auf mir?“, erkundigte er sich maliziös, nachdem Sam den letzten Bissen heruntergeschluckt hatte – wohl kalkuliert, damit Sammy nicht möglicherweise noch erstickte – und Sam sah ihn kurz an wie eine verhuschte Haselmaus und nuschelte dann etwas, das Dean beim besten Willen nicht verstand. „Wie bitte?“, hakte er also nach und war entzückt, Sam erröten zu sehen. Dessen Gesichtsausdruck unterlag jedoch plötzlich einem elementaren Wandel und er blickte Dean trotzig grinsend an: „Ganz ausgezeichnet. Das sollten wir ab jetzt jede Nacht so machen.“ Dean war kurz um Worte verlegen, er wollte Sam aber auf keinen Fall gewinnen lassen, also musste eine Retourkutsche her. „Na gut, dann machen wir das so!“, donnerte er schließlich und Sam zuckte zusammen, einerseits, weil Dean unangemessen laut gewesen war, andererseits, weil ihn das Gesagte dann doch überraschte. „Was?“, fragte er ungläubig und Dean freute sich diebisch, dass er auf ihn reingefallen war. „Zimmer mit Doppelbett sind sowieso günstiger.“, erklärte er ungerührt und fügte einen Hauch genervt hinzu: „Halten uns ja eh die meisten für’n Paar.“ Sam konnte nicht ausmachen, ob Dean sich einen Scherz mit ihm erlaubte, oder ob es ihm tatsächlich ernst damit war. Immerhin hatte er ihn bereits die letzte Nacht bei sich schlafen lassen und Sam wusste nicht, was er davon halten sollte. Früher hätte Dean ihn eher aus dem Bett gekickt – tatsächlich hatte er das bereits mehrfach getan – als so etwas zuzulassen. Er schien körperliche Nähe manchmal noch mehr zu verabscheuen als emotionale. „Das meinst du nicht ernst…“, sagte Sam gedehnt und Deans Gesicht wurde ausdruckslos: „Doch.“ „Tust du nicht!“ „Doch, allerdings – das wirst du schon noch sehen!“ Dean war sich vage bewusst, dass seine Sturheit ihm nie erlauben würde, kleinbei zu geben, und dass er somit einen schicksalhaften Schritt in eine etwas fragwürdige Richtung getan hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)