Have a KitKat von abgemeldet (When a man loves ... (Kyro)) ================================================================================ Kapitel 1: ... chocolate ... ---------------------------- Genre: Romantik, ein Tick Humor ... Serie: X-Men Teile: 1/2 Pairing: John Allerdyce & Kitty Pryde, Kyro Disclaimer: X-Men gehört mir nicht. Und Pyro leider auch nicht. So'n Mist aber auch. Warnings: total überdreht, ausschweifend, kitschiges Werk einer hoffnungslosen Romantikerin Author's Note: Für diese Fic habe ich lange gebraucht. Eigentlich sollte es ein One-Shot werden, aber als sie länger und länger wurde, habe ich sie geteilt in ein Two-Shot. Dies ist meine erste FIc zu Kyro, also seid gnädig mit mir, ja? Meine Widmung geht an kokoro_hime, weil sie so gespannt auf meine Kyro-Fic war und mich bedrängt, aber auch ermutigt hat. Und auch weil sie selbst so unglaubliche Kyro-Fics schreibt. Thx für die Insipiration. Und nun kann ich nur noch sagen: Read & Enjoy. „Würdest du dich endlich mal um unser Thema kümmern, John? Ich habe nicht vor, alles alleine zu machen, nur damit du dann die gute Note einsacken kannst.“ „Nun, reg dich mal endlich ab, Kitten.“ „Nenn mich noch einmal Kitten, John, und ich werde …“ „Und dann was?“ Ich zog demonstrativ meinen Zeigefinger an meiner Kehle vorbei, doch John schenkte mir kaum mehr als einen Blick, was mich ganz rasend machte. Stattdessen drückte er schon die ganze Zeit seine Nase an seinem Laptop platt und tippte auf der Tastatur herum. Pah, wie sehr signalisierte er mir gerade, dass ich weniger wert war, als eines dieser vollbusigen Flittchen, mit denen er gerade via Chat flirtete? Verdammt, ich war Kitty Pryde – er hatte mich gefälligst anzusehen! Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust und versuchte ihn möglichst angriffslustig anzufunkeln. „Und wer ist es diesmal? Isabel? Eve? Oder etwa Jill?“, fragte ich provozierend. Fast hätte ich ihn angeknurrt, aber das käme wohl nicht so gut. „Na, wenn du es schon unbedingt wissen willst“, grinste John und tippte weiterhin eifrig auf der Tastatur herum. Wie ich vermutete, hatte er wahrscheinlich gerade MSN oder ein ähnliches Programm gerade geöffnet und chattete – Vorzüge halber mit einem Mädchen, das auch auf das Xavier’s School for Gifted Youngsters ging. „Es ist die knackige Blondine aus dem zweiten Stock. Die, die diesen absolut göttlichen Hintern hat.“ Ich wusste sofort, von wem John da sprach. „Etwa Janet Lovric?“ „Ja, genau die. Die wird ein richtig guter Fang.“ Wieder einmal hatte er dieses breite Grinsen auf den Lippen, dass ich ihm am liebsten aus dem Gesicht geschlagen hätte. „Wow, dein Niveau fällt mit jedem Mädchen mehr“, konterte ich. „Bald habe ich jegliche Achtung vor dir verloren – das heißt, sofern sie überhaupt vorhanden gewesen ist.“ „Ach, du meine Güte, Kitty-Kat! Wenn da nicht der Frust aus dir heraus spricht; hast wohl schon lange kein ordentliches Date mehr gehabt, was?“ Ich gab vor, mich in meinen Text zu vertiefen und hielt das Blatt absichtlich höher, damit er nicht sah, wie rot ich vermutlich geworden war. „Da irrst du dich aber. Ich hatte sehr wohl ein Date.“ „So, so. Und mit wem?“ Ich schwieg. „Du hattest also doch kein Date, nicht wahr? Ach, das muss dir doch nicht peinlich sein, weißt du? Ich weiß genau, warum du dich gerade so zierst.“ Ich warf ihm einen bösen Blick zu. „Warum sollte ich mich zieren?“ „Na, weil du eifersüchtig bist.“ „Auf wen sollte ich um Himmels Willen eifersüchtig sein?“ „Vielleicht auf Janet?“, fragte John herausfordernd. „Oh ja, natürlich.“ Ich nickte eifrig. „Ich bin auf eine hirnlose Blondine eifersüchtig, die der reinste Pamela-Anderson-Verschnitt ist. Sicher, du hast mich durchschaut. Ich bin eifersüchtig auf Janet“, sagte ich spöttisch. John brach allerdings nur in lautes Gelächter aus. „Du bist ja wirklich eifersüchtig, Pryde!“ Er klappte seinen Laptop zu, stand auf und schnappte sich seine Tasche. „Man sieht sich. Ich hab noch was zu tun.“ John war schon an der Tür angelangt, bevor ich meine Sprache wieder gefunden hatte. „Und was ist mit unserem Referat?!“ „Wie gesagt, ich hab etwas Besseres zu tun. Ich werde mich wohl wieder aufs Einsacken der Note beschränken. Viel Spaß noch, Kitten.“ Und weg war er. „Nenn mich NICHT Kitten!“, schrie ich ihm trotzdem hinterher und trat ärgerlich mit dem Fuß gegen den Tisch. * * * John hatte Unrecht. Wie immer natürlich. Ich hatte sehr wohl ein Date gehabt und das war auch noch keinen Monat her. Doch mein Problem, warum ich dies John nicht erzählt hatte, gliederte sich in zwei Teile auf. Erstens: Ich wusste aus zuverlässiger Quelle, dass der Junge, mit dem ich ein „Date“ gehabt hatte, nichts mehr davon wusste. Er hatte wohl an dem Morgen danach mehr Blut im Alkohol als Alkohol im Blut gehabt, folglich hatte er den absoluten Blackout. Und zweitens: diese Person war John Allerdyce höchst selbst gewesen. Dies alles zusammen genommen, waren das für mich mehr als genug Gründe, John von unserem Date nicht bei der erstbesten Gelegenheit davon zu erzählen. Wie es zu diesem so genannten Date gekommen war, wusste ich bis heute nicht so recht. Aber ich wusste, dass es an einem Freitagabend passiert war, denn an jenem Abend waren alle Lehrer außer Haus gewesen – das heißt, alle bis auf Logan, den man offensichtlich dazu verdonnert hatte, Babysitter zu spielen, aber niemand sah ihn so richtig als Lehrer an. Storm hatte ein wichtiges Meeting mit Hank McCoy und Professor Xavier, Cyclops und Dr. Grey waren ebenfalls nicht anwesend gewesen, um etwas Bestimmtes zu untersuchen. Dies war wohl für einige der scheinbar perfekte Zeitpunkt, einen kleinen Spontantrip in die nächste Disco zu machen. Wir schlichen zu zehnt in die Garage und borgten uns zwei von Cyclops Autos aus. Uns war natürlich allen klar, dass wir dies nur schafften, weil Logan so tat, als hörte er die Elefantenhorde nicht, die durch das ganze Anwesen schlich – äh, hätte schleichen sollen. Nun ja. Später beschlossen die Jungs ihm als Dank ein Sixpack Bier mitzubringen – oder vielleicht auch als Bestechungsgeld, damit er uns nicht doch verpfiff. Ich kam zusammen mit Bobby, Rogue, Piotr und John in ein Auto; der andere Wagen war besetzt mit Abigail Dwyer, Julieta Vivero, Kip Costini, Jake Baxter und Jubilee. Mein Glück fing schon damit an, dass ich mich zwischen Piotr und John auf die Rückbank quetschen musste – und zweifelte bereits daran, dass dieser Ausflug so eine gute Idee gewesen sei. Bobby fuhr los und folgte dem BMW vor uns. Ich fühlte mich nur unwohl; zu bewusst war ich mir nämlich der Anwesenheit von John und versuchte mich so dünn wie möglich zu machen, da spürte ich doch tatsächlich, wie John mir einen Arm um die Schulter legte. „Wow, Kit-Kat, ich wusste gar nicht, wie schmusebedürftig du bist. Aber keine Panik, mich stört es nicht“, grinste John. „Nein, ich genieße es sogar. Ehrlich.“ „Nimm deine Pfoten von mir, Pyro“, fauchte ich. „Bevor ich das Bedürfnis habe, mit einem Teufel wie dir zu schmusen, muss die Apokalypse hereinbrechen.“ „Hilfe!“, schrie John gespielt entsetzt. „Die Katze kann kratzen. Piotr, rette mich!“ Ich dankte Piotr tausendmal dafür, dass er sich jeden Kommentars enthielt. „Hör auf mit diesem Scheiß. Und gib mir nicht ständig diese Katzen-Namen.“ Er lachte auf. „Das sagt die Richtige, Pryde. Wer von uns beiden hat sich denn den Namen Shadowcat gegeben, he?“ „Weißt du was? Halt einfach deine Schnauze, damit wäre allen geholfen!“ „Zu Befehl, Miss!“ John salutierte übertrieben, indem er zackig seine rechte Hand an den Kopf hob. Bobby sah es im Rückspiegel und verkniff sich mühsam ein Grinsen – was auch besser für ihn war. Ich war nämlich in die Stimmung gekommen, jemanden die Augen auszukratzen und wer mir auch immer in die Quere kam, hatte dann Pech gehabt. Der Rest der Fahrt verlief trotzdem einigermaßen friedlich; es war ja auch nur eine Viertelstunde mit dem Auto bis zum nächsten Dorf und in der restlichen Zeit führten Bobby, Rogue und Piotr eine hitzige Debatte; worüber, wusste ich nicht. Ich war immer noch zu sehr mit Johns Arm beschäftigt, der nach wie vor um meine Schultern lag. Es war auf eine merkwürdige Art und Weise angenehm, was mich mehr als alles andere irritierte. Ich trug nur ein Top und überall wo John meine nackte Haut berührte, spürte ich ein seltsames Prickeln. Die ganze Fahrt über stand ich wie unter Hochspannung. Ich war heilfroh, als wir endlich angekommen waren und wir in die Disco weiter zogen. Sofort umfing uns dröhnende Musik, Rauch und stickige Luft. Langsam zerstreute sich unsere kleine Gruppe. Ich verschwand mit Jubilee und Abigail auf die Tanzfläche. Ich sah nur noch, wie Rogue bei Bobby blieb und sich leicht an ihn lehnte, natürlich ohne ihn zu berühren. Dennoch war es offensichtlich, dass sie jede Nähe genoss. Es machte Spaß. Ich tanzte, ich trank Cocktails, ich amüsierte mich mit Jubilee und den anderen. Und es tat so gut, denn so lange hatten wir nichts anderes mehr gesehen, als die Schule und selbst der letzte Ausflug schien bereits so lange her zu sein. Doch irgendwann schienen plötzlich alle weg zu sein. Jubilee, die bis eben noch neben mir gewesen war, war verschwunden, ebenso auch Julieta und Abby. Genauso fand ich auch nicht mehr Bobby und Rogue in dem Getümmel. Mir wurde heiß und kalt zugleich. Sie hatten mich doch etwa nicht vergessen und waren schon gefahren? Nein, das konnte nicht sein. Doch so sehr ich mich auch selbst zu beruhigen versuchte, half es nur wenig. Ich warf einen Blick auf die Uhr: es war erst gerade Mitternacht vorbei. Auch wenn es eigentlich noch viel zu früh dafür war, um zurück in die Schule fahren, sah ich niemanden mehr – und bekam allmählich Panik. Ich kämpfte mich durch die Massen der Jugendlichen und hielt Ausschau nach einem meiner Freunde. Da ich aber immer noch niemanden sah, flüchtete ich nach draußen an die kalte Luft. Ich stolperte auf die Straße – und beruhigte mich sofort. Ich konnte von hier aus bereits die Wagen von Cyclops sehen. Das hieß, meine Freunde waren noch hier. Ich hatte sie bloß in meiner Panik übersehen. „Wohin des Weges, Kitty-Kat?“ Ich drehte mich um und erblickte John. Er lehnte an der Backsteinmauer, direkt neben dem Eingang des Queen’s und rauchte eine Zigarette. Natürlich ließ er dabei die ganze Zeit sein Feuerzeug auf und zu schnappen. Ich hätte nie gedacht, dass ich einmal erleichtert wäre, John Allerdyce zu sehen, aber in diesem Moment war ich es. „John“, sagte ich bloß. „Ach … ich … wollte nur frische Luft schnappen. Da drin ist es wahnsinnig stickig, weißt du.“ „Natürlich. Das glaub ich dir sofort.“ Er sah mich spöttisch an und es war klar, dass er mir nicht glaubte. Aber er ließ es darauf beruhen und dafür war ich dankbar. Anders als sonst konterte ich nicht mit einer schnippischen Bemerkung, stattdessen lehnte ich mich neben ihm an die Wand und genoss den frischen Wind, der über meine Haut strich. Wir sagten beide nichts, sondern genossen die Stille. „Du frierst.“ „Was? Quatsch, ist doch gar nicht wahr.“ „Erzähl das jemand anderem. Ich sehe doch deine Gänsehaut.“ John sah mich an. Er war mir ganz nah. Unsere Augen befanden sich jetzt auf derselben Höhe, weil er sich leicht zu mir herunter gebeugt hatte. Er war mir so nah, dass ich die schwarzen Sprenkel auf der Iris seiner braunen Augen sehen konnte. Ich konnte seinen Duft einfangen. Er roch irgendwie nach Leder und Rauch. Und ein wenig nach Verbranntem, auch wenn mir normaler dieser Geruch in der Nase kratzte, war es bei ihm fast angenehm. Ich schluckte. „John, sieh mich nicht so an.“ „Warum nicht?“ Ich rückte ein wenig von ihm ab. John richtete sich wieder auf, doch er sah mich immer noch weiterhin bestimmt an. Ich spürte wie mein Mund trocken wurde. Ich antwortete ihm nicht. John deutete auf ein Gebäude in seinem Rücken. „Da vorne ist ein Imbiss“, sagte er. „Ich hab Hunger; willst du mitkommen?“ Kurz war eine angespannte Stille entstanden, bis er noch grinsend hinzufügte: „Da drin ist es auch bestimmt wärmer.“ Ich sah zum Queen’s. „Ich weiß nicht. Jubilee und Rogue suchen mich bestimmt schon. Die werden sich Sorgen machen.“ „Ach, Quatsch. Du hast bloß Schiss mit mir allein zu sein.“ „Was?“, quiekte ich eine Tonlage zu hoch. „Das stimmt doch gar nicht.“ „Beweise es, Kit“, forderte er. „Worauf warten wir dann noch?“, fragte ich und marschierte los. John folgte mir kurz darauf und wie ich vermutete, mit einem riesigen Grinsen auf den Lippen. Ich stieß die Tür auf und stapfte auf den Tisch in der Ecke zu. Ich setzte mich so hin, dass ich meine Freundinnen sehen würde, falls sie heraus kommen sollten, um nach mir zu suchen. John setzte sich mir gegenüber. „Und? Wird es dich umbringen, Pryde?“, fragte er grinsend. „Was?“ „Mit mir hier zu sitzen.“ Ich schnaubte bloß. John lehnte sich entspannt zurück und verschränkte seine Arme hinter seinem Kopf. Ich linste aus den Augenwinkeln zu ihm herüber. Obwohl John überhaupt nicht mein Typ war, fand ich, dass er doch ziemlich süß aussah. Ich stand eigentlich eher auf dunkle Haare, doch so in dem Schnitt, wie er sie trug, wirkte es plötzlich ganz anders. Ich musste wirklich zugeben, dass John durchaus sehr attraktiv wirken konnte. „Ach, Kitty-Kat, wenn du mich für so göttlich hältst, darfst du das ruhig sagen. Du musst nicht unbedingt heimlich zu mir rüber schielen, um einen Blick auf dieses göttliche Antlitz zu erhaschen.“ Das hieß, solange bis er den Mund aufmachte, korrigierte ich mich selbst. „John, du leidest an Wahnvorstellungen“, konterte ich. „Das denke ich nicht. Ich glaube eher“, sagte er, doch dann unterbrach er sich, weil die Bedienung endlich in unsere Richtung sah und er sie herüber winkte. Erst dann wandte er sich wieder mir zu. „Ich glaube eher, dass du nicht zugeben willst, dass du mich magst.“ Ich hätte gerne etwas erwidert, aber leider war die Kellnerin an unserem Tisch gerade angekommen und sah John an. Mich übersah sie dabei geflissentlich. „Was darf’s denn sein?“ „Zwei Colas. - Kitty, möchtest du was essen?“ John sah mich auffordernd an. Ich war völlig überrascht von seiner Zuvorkommendheit; ich hatte nicht damit gerechnet, dass ich etwas essen würde. Ich warf einen schnellen Blick auf die Karte. „Für mich bitte einmal Spaghetti Bolognese.“ „Und für mich eine einfache Lasagne. Das wär’s dann.“ Selbst als die Kellnerin längst gegangen war, sagte ich nichts, obwohl ich nicht begriff wieso. Bis vor zwei Minuten wollte ich noch um jeden Preis klarstellen, dass ich ihn nicht leiden konnte, egal, was er auch immer behaupten wollte. Doch gerade war mir klar geworden, dass ich nicht mehr wusste, ob das auch immer noch der Wahrheit entsprach. „Mann, du frierst ja immer noch.“ Erst jetzt, wo er es aussprach, wurde mir bewusst, dass ich die ganze Zeit bereits meine Arme um meinen Körper geschlungen hatte, damit mir nicht ganz so kalt war. Das hatte man davon, wenn man sich von Jubilee dazu überreden ließ, keine Jacke mitzunehmen, da diese „ja doch eh nur stören würde“, wie sie es ausgedrückt hatte. „Ist nicht so schlimm“, wehrte ich allerdings ab. Ich hatte schließlich keinen Bock darauf, mir die nächsten Wochen von John immer wieder anhören zu müssen, was für eine Frostbeule ich doch sei. John verdrehte seine Augen. „Dass ihr Mädchen aber auch immer meint, allen weiß machen zu müssen, es sei nicht so schlimm“, grummelte er; er klang bereits etwas genervt. Doch dann zog er sich seine braune Lederjacke aus, sodass er es war, der nur noch im T-Shirt da saß, und warf mir die Jacke zu. Ich starrte die braune Jacke in meinen Händen an. „Nun zieh sie endlich an! Ich hab sie dir nicht gegeben, damit du sie nur anstarren kannst, ist das klar? Und wehe es kommt auch nur ein Fleck auf die Jacke!“ Ich befolgte seine Anweisungen und sogleich war mir auch um einiges wärmer. Die Jacke war mir ein bisschen zu groß, sodass ich mich richtig in der Jacke verkroch. Ich merkte, wie die Jacke nach John roch; es war derselbe Geruch, den ich auch bereits vor dem Queen’s wahrgenommen hatte. Ich traute mich kaum zu John zu sehen. „Danke, John“, sagte ich leise. „Ich wusste gar nicht, dass du auch nett sein kannst.“ „Ach, nicht der Rede wert.“ Er winkte beinahe gelangweilt ab. „Vergiss es einfach, okay?“ „Okay“, gab ich schließlich nach. „Aber es ist trotzdem nett.“ Er sagte nichts mehr dazu und ich auch nicht. Deswegen kuschelte ich mich weiterhin in Johns Jacke und genoss seinen so einzigartigen Geruch. Während wir schweigend auf das Essen warteten, merkte ich, wie entspannend es durchaus in John Allerdyces Gesellschaft sein konnte, solange wir uns nicht gegenseitig mit Wörtern zerfleischen wollten. Und ich auch heraus gefunden, dass er auch nett und hilfsbereit sein konnte, wenn er es denn nur wollte. Johns Anwesenheit war richtig angenehm und es überraschte mich, wie angetan ich von dem neuen Bild war, das ich von ihm bekam. Und erst das verwirrte mich gänzlich. In der Zwischenzeit hatte die Kellnerin bereits unsere Colas gebracht und ich nippte dankbar an dem anti-alkoholischen Getränk. Ich hatte mir mit Jubes in der Disco bereits so viele Drinks geteilt, dass ich wusste, dass es nicht so verkehrt war, etwas Normales zu trinken und zu essen. „Einmal eine einfache Lasagne und einmal Spaghetti Bolognese.“ „Danke“, erwiderte ich, aber die Kellnerin war bereits wieder abgezischt. „Und erzähl mal“, forderte John und stach mit seiner Gabel in seine Lasagne, während ich mit Löffel und Gabel klar zu kommen versuchte. „Warum bist du vorhin wirklich so panisch auf die Straße gerannt?“ Ich konnte nicht verhindern, dass mein Gesicht heiß wurde. Ich wusste, ich war puterrot. „Das geht dich gar nichts an. Und ich war nicht panisch.“ „Das sagst du. Aber ich sage, dass du eben noch weißer als der Tod gewesen bist.“ Ich sagte nichts und starrte auf meine Spaghetti. „Na los, Kit-Kat. Ich nerve dich solange, bis du endlich mit der Sprache heraus rückst.“ Ich schwieg immer noch. „Dir ist schon klar, dass ich niemals aufgebe, oder? Bisher hat noch jeder gegen mich verloren!“ Ich biss mir auf die Lippe. „Irgendwann wirst du reden, das verspreche ich dir, Kitten.“ „Nenn mich nicht Kitten!“, fauchte ich ihn an. „Erst wenn du mir dein kleines Geheimnis verrätst, Kitten!“, feixte John. „John Allerdyce, hör sofort mit diesem Scheiß auf oder ich kratze dir die Augen aus!“ „Komm nur her, Kitten. Ich warte.“ „Verdammt, hör auf! Ich sag’s dir ja!“, fauchte ich ihn an. „Aber wenn du mich auslachst, dann verabschiede dich schon mal von deinen Eiern!“ Sofort war John ruhig. Scheinbar zufrieden lehnte er sich zurück und verschränkte die Arme ineinander. Und dabei grinste er wieder so triumphierend. Argh, wie er mich aufregen konnte! „Na los, Kitten.“ Ich schluckte. „Ich hab eine Weile nicht aufgepasst und dann hab ich gemerkt, dass Jubilee und Abby nicht mehr bei mir waren. Und ich konnte auch keinen der anderen entdecken, so sehr ich sie auch gesucht habe. Da bin ich raus gerannt, um zu gucken, ob ihr schon ohne mich zurück gefahren seid.“ „Das ist alles?“, fragte John nach. Ich nickte. „Und das war dir jetzt so peinlich?“ „Ist es ja auch!“, beharrte ich. „Ts …“, machte er nur noch. Ein weiteres Mal steig mir die gewisse Portion Röte in mein Gesicht und so mied ich seinen Blick und schaute aus dem Fenster. Ich versank ein wenig in meinen Gedanken. Über John, darüber, dass er unausstehlich war, aber auch dass er furchtbar nett sein konnte und ich gerade seine Lederjacke trug. Wenn man hinter sein cooles Gehabe sah, konnte John ein richtig liebenswürdiger Junge sein. Doch leider verhinderte seine große Klappe zu oft, dass man diesen Jungen auch entdeckte. In der Glasscheibe verfolgte ich, wie John die Bedienung rief und bezahlte – für uns beide. Er hatte einfach so meinen Anteil übernommen; bei der richtigen Gelegenheit würde ich mich noch einmal bei ihm bedanken, nahm ich mir fest vor. Wir traten nach draußen auf die Straße, doch plötzlich blieb John einfach stehen. Vom Queen’s kam Musik herüber geweht; gerade wurde Liquidos „Narcotic“ gespielt. Die Straße dagegen war komplett leer, nicht ein einziges Auto fuhr, das uns hätte stören können, denn John und ich standen einfach mitten auf der Straße. Ich blickte mich um, doch ich konnte nichts Ungewöhnliches entdecken, weswegen John hätte stehen bleiben können. „Was ist los, John?“, fragte ich und schlang meine Arme um meinen Körper. Ein kalter Wind war aufgezogen und ich war froh um Johns Jacke. Er blickte mich kaum an. „Warte hier kurz.“ Dann rannte er los. Ich war völlig überrascht und blieb einfach stehen, während ich verfolgte, wie er zu der Tankstelle rannte. Es dauerte kaum zwei Minuten, da stand er bereits wieder vor mir und grinste bloß. „Ich hatte noch Hunger. Besonders umwerfend war der Fraß in diesem Laden ja nicht.“ Aber ich achtete kaum auf seine Worte, stattdessen starrte ich den Riegel in seiner Hand an. John bemerkte meinen Blick. „Was schaust du mich so an? Ich esse nun mal gerne KitKat!“ „Willst du mich verscheißern?“ „Und musst du hinter allem, was ich mache, eine böse Absicht stellen? Das nervt nämlich langsam. Nur zu deiner Information, es mir egal, was du darüber denkst.“ Er brach sich ein Stück ab und hielt mir die zweite Hälfte entgegen. „Willst du?“ Ich betrachtete die Schokolade. Schokolade konnte ich noch nie widerstehen – aber so wie es aussah, war ich nicht die Einzige, die Schokolade liebte. Verdammt, wer hätte gedacht, dass ich John einmal so sympathisch und … ja, anziehend finden würde? Ich gab nach. „Na, okay“, sagte ich und nahm mir das Stück. John hatte die Schokolade bereits aufgegessen, da hatte ich gerade ein Stück abgebissen. „Ich genieße Schokolade im Gegensatz zu dir“, verteidigte ich mich, als ich seinen Blick auf mir ruhen spürte. Er antwortete nicht, stattdessen kam er einfach ein Schritt näher. Jetzt war er mir wieder so nah, dass ich seine Wärme spürte und seinen Geruch wahrnehmen konnte. Mir wurde heiß und kalt zugleich, aber das hatte weder etwas mit seiner Jacke noch mit dem kalten Wind zu tun. Ich wollte etwas sagen, doch mein Mund wollte mir nicht gehorchen. „Ist dir eigentlich klar, dass wir gerade ein Date hatten, Kitten?“ „Ein Date?“, piepste ich. Ich wollte es nicht zugeben, aber er machte mich nervös. „Oh ja, ich denke schon, dass man das so nennen kann. Wir waren gerade zusammen essen und ich hab dich eingeladen. Ich hab dir meine Jacke gegeben, weil dir kalt war. – Für mich klingt das ganz nach einem Date.“ Ich trat einen Schritt zurück, er kam mir dafür aber zwei Schritte näher. „Weichst du mir etwa aus, Kitten?“, fragte John. „Tu ich das?“, stammelte ich nervös. „Weißt du, ich finde, wenn man zusammen ein Date hat, dann darf danach der Junge auch das Mädchen küssen, findest du nicht?“ John war mir jetzt ganz und ich hatte so heftiges Herzklopfen, dass es beinahe wehtat. Ich spürte seinen Atem auf meiner Haut und hätte er nicht bereits seine Arme um meinen Rücken gelehnt, hätten meine Beine nachgegeben. Doch seine Arme waren stark und hielten mich und ich fühlte mich gut bei ihm. Eine seiner Hände lag auf meiner Wange; er strich eine Haarsträhne zurück. „Lass mich los, du Bastard“, murmelte ich schwach. „Willst du das wirklich?“, hauchte er und ich schüttelte den Kopf. Seine Lippen streichelten über meine Wange, als er wisperte: „Ich bin gespannt, ob du genauso süß wie Schokolade schmeckst, Kit-Kat. Denn ich mag Schokolade.“ „Ich liebe Schokolade“, wisperte ich zurück. Das war der Moment, als John seine Lippen auf meine drückte. Und dann wurden unsere Lippen, unsere Herzen, eins miteinander. Kapitel 2: ... and cats ----------------------- Teile: 2/2 Author's Note: Yeaaaaaaaaaah! Es ist endlich fertig geworden; es ist kaum zu glauben! Ich hätte nie gedacht, dass ich das noch schaffe! Trotzdem ein großes Sorry dafür, dass es so lange gedauert hat. Ich hatte viel zu tun und zuerst wusste ich kaum, womit ich den zweiten Teil füllen wollte. Und dann wurde es mehr und mehr und mehr ... nun ja, das Ergebnis sieht man hier. Read and Enjoy! Ich schwelgte gerne in Erinnerungen, vor allem, wenn es sich um die Erinnerung dieser besonderen Nacht handelte, als John mich geküsst hatte. Während ich auf der Fensterbank saß und an meinem Eistee nippte, konnte ich immer noch genau seine Lippen schmecken, wie sie die meinen berührte und wie sie über meine Haut strichen und sie küssten. Seine Arme konnte ich spüren, wie sie meinen Körper hielten und mich so stark festhielten, wie er nur konnte. Ich hörte seine Stimme, wie er mich beleidigte und mich gleichzeitig mit ihr liebkoste. Ich sah seine unglaublichen braunen Augen, die mich so sahen wie ich wirklich bin, die das verliebte Mädchen hinter der kratzbürstigen und fauchenden Katze erkannten. Das Problem war bloß, dass ich die einzige war, die sich an diese Nacht erinnerte. Denn Bobby hatte mir am darauf folgenden Tag erzählt, dass John wohl einen riesigen Kater haben müsste und sich vorgenommen hätte, das Bett nicht zu verlassen und haufenweise Aspirin zu schlucken – und dass John sich an rein gar nichts erinnern könnte, was im Queen’s gelaufen war. Ich dagegen wusste es sehr wohl, denn ich hatte mich strikt an anti-alkoholische Getränke gehalten, nachdem ich mit John in die Disco zurückgekehrt war. So viel wie möglich wollte ich von dieser Nacht behalten; es sollte nicht alles im Rausch des Alkohols verschwinden. Denn John war die ganze Zeit bei mir, hielt mich, streichelte mich, küsste mich. Es war wundervoll. Ich fühlte mich begehrt und ich empfand mich sogar als schön, nicht länger als langweilig wie bisher, wenn ich in den Spiegel schaute. Wir genossen unser Zusammensein und mussten uns andauernd berühren und küssen. Vor allem haben wir uns geküsst, aber natürlich ist nicht mehr gelaufen – wie denn auch? Jetzt fühlte ich mich gar nicht mehr begehrt und wunderschön – nach dieser Nacht war ich wieder zu der fauchenden Katze geworden, die jeden kratzt, sobald man sich ihr auch nur näherte. Ich war langweilig und hässlich – nicht hübsch genug im Vergleich zu Janet Lovric. Ich wischte mir eilig über die Augen; ich weigerte mich schlichtweg, wegen John zu weinen. Ich hatte schon immer gewusst, dass er ein Bastard war – wenn ich zuließ, dass er mich verletzte, musste ich den Schmerz tragen. Draußen auf dem Flur erklangen Schritte. Im nächsten Moment wurde die Tür aufgeschlagen. „Es kann doch nicht wahr sein, dass du dich an so einem schönen Sommertag in unserem Zimmer verkriechst“, meckerte Jubilee, kaum das sie eingetreten war und einen Blick auf mich geworfen hatte. Empört stemmte sie die Arme in die Seiten. „Jubes hat völlig Recht.“ Rogue betrat ebenfalls das Zimmer. „Du solltest das Wetter genießen, Kitty, und komm mit uns nach draußen. In den letzten Tagen haben wir kaum etwas von dir gesehen. Ständig willst du allein drinnen bleiben.“ „Ich will nicht nach draußen“, murmelte in frustriert in ihre Richtung. Ich wollte im Moment niemanden sehen. Keine freudigen und lachenden Jugendliche, die ihr Leben genießen konnten, und vor allem wollte ich auf keinen Fall all die glücklichen Pärchen sehen, die sich gebildet hatten. „Ach, das kann doch nicht gesund sein! Du musst wieder unter die Leute“, fand Jubilee. „Weißt du, wie stickig hier drin es ist? Du kommst mit uns jetzt nach draußen und genießt die Sonne; ich schwör dir, die anderen wissen kaum mehr, wie du aussiehst. Und hör mal, im Gegensatz zu mir kannst du in Rock und im Top rum rennen, ich muss T-Shirts und lange Handschuhe tragen. Also genieß bitte diesen Luxus.“ So wie es aussah, hatten sich Rogue und Jubilee gegen mich verschworen, denn sie gaben nicht nach und versprachen mir, mich notfalls rauszuzerren (obwohl sie natürlich wussten, dass das bei mir völlig sinnlos war). Keine Viertelstunde später saß ich mit Jubilee, Bobby und Rogue zusammen auf einer Picknick-Decke am See, um den freien Tag zu genießen. Bald gesellten sich auch Kip und Julieta zu uns, die sich immer wieder scheue Blicke zuwarfen. Das trug nicht gerade dazu bei, dass sich meine Stimmung hob. Jubilee schwärmte mir unterdessen die ganze Zeit von Nick Royas vor und beobachtete sehnsüchtig wie er nicht weit entfernt von uns mit ein paar anderen Fußball spielte, aber ich hörte ihr kaum zu. Ich hatte John entdeckt. Er ging gerade mit einem anderen Mädchen zum Steg. Verwundert merkte ich, dass es nicht Janet, sondern Rachel Stroud war. Ich zerriss wütend eine Serviette zwischen meinen Fingern. „Kitty, hörst du mir überhaupt noch zu?“ Ich nahm Jubilees Stimme wie durch einen Schleier wahr; alles klang irgendwie so dumpf und als käme es von weit her. „Kitty – was ist los mit dir? Oh, Himmel, weinst du etwa?“ Was? Ich weinte? „Komm her, Kleine.“ Ich spürte, wie Jubes ihre Arme um mich legte und mich fest drückte. Ich klammerte mich an sie; sie war mein Rettungsring, das spürte ich, genauso wie ich die salzigen Tränen spürte, die meine Wangen runter rannen. Jubes zog mich irgendwie auf die Beine, ich stolperte neben ihr her. Irgendwann blieb sie stehen und wandte sich wieder mir zu. „Es ist John, nicht wahr?“ Ich sah auf. „Woher weißt du das?“, schluchzte ich. „Ich sehe wie du ihn manchmal ansiehst und ich habe euch im Queen’s gesehen, weißt du nicht mehr?“, fragte Jubilee sanft. Ich klammerte mich immer noch an sie. Jubes Bluse war bereits nass von meinen Tränen, aber es schien sie kaum zu stören. „Du hast ihn sehr gern, nicht wahr?“ Ich konnte nur nicken; meine Stimme wollte mir nicht mehr gehorchen. „Ach, Kitty …“ Jubilee drückte mich fester und ließ zu, dass ich mich ausheulte. Sie hielt mich fest und ich war froh, dass sie bei mir war und nichts anderes tat, außer mir mit einer Hand über die Haare zu streichen. Und ich war ihr dankbar, dass sie mir nicht riet, ich sollte mir doch John aus dem Kopf schlagen, denn er wäre nichts für mich. Das wusste ich auch so. Ich wusste nicht, wie viel Zeit verging; wahrscheinlich kam es mir viel länger vor, als es tatsächlich war. Doch irgendwann war auch die letzte Träne versiegt und es war still um uns herum. Erst jetzt merkte ich, dass wir mitten im Wald waren. Nur aus der Ferne waren Geräusche der anderen Schüler zu hören. „Geht es wieder?“, fragte Jubilee leise. „Hm“, machte ich und nickte. Torkelnd erhob ich mich von dem umgefallenen, moosbewachsenen Baum, auf dem wir gesessen hatten. Mir war schwindlig geworden, aber das Gefühl verflog sofort wieder. „Lass uns zurück gehen, Jubes“, bat ich. „Na, wenn du meinst.“ Zusammen gingen wir nebeneinander her. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal hier gewesen war. Vor Jahren hatte ich hier im Wald mit Jubilee und einigen anderen Spiele gespielt. Wahl, Wahrheit oder Pflicht. Flaschendrehen. Trinkspielchen. Was Teens eben so tun, wenn sie Spaß haben wollen. Auch John war dabei gewesen. Natürlich. Er war immer derjenige, der bei jedem Scheiß mitmachte, völlig egal, was es war. Und mir fiel ein, wie Jake von mir bei Wahl, Wahrheit oder Pflicht verlangt hatte, ich sollte John küssen. Das würde ich niemals vergessen. „Oh, ich garantiere dir, Kitty, es war ein Fehler Pflicht zu nehmen“, versprach mir damals Jake und grinste mich fies an. Ich lächelte nur gelassen zurück. Es war mitten in der Nacht und wir hatten uns aus dem Institut heraus geschlichen. Wir trafen uns oft an unserem Lieblingsplatz. Er lag in einer Kuhle im Erdboden und man war von Baum umgeben, die um einen herum aufragten. Bei einem Baum waren die Wurzeln nicht verdeckt, stattdessen hing die eine Seite praktisch frei in der Luft. Wir hatten bereits vor Wochen Baumstümpfe und große Steine dahingerollt, sodass wir uns auf sie setzen konnten. In der Mitte hatte John mit Hilfe seines Feuerzeugs ein großes Lagerfeuer entzündet, das uns nun alle wärmte. „So, ich bestimme, Leute, dass Kitty jemanden küssen muss und zwar mit allem drum und dran, wenn ich bitten darf“, bestimmte Jake und einige der Jungs jubelten frohlockend. Jake räusperte sich, nachdem er einmal erwartungsvoll in die Runde geblickt hatte. „Und das ist John.“ John war einer der Jungs gewesen, die nicht aufgelacht hatten und jetzt sah er mich zum ersten Mal richtig an. Bereits die ganze Zeit hatte er sein Feuerzeug auf und zu schnappen lassen, wobei mir dieses Geräusch plötzlich ohrenbetäubend laut vorkam. John lehnte sich zurück; er schien wohl darauf zu warten, dass ich zu ihm rüber kam. „Na los, Kit! Zeig uns, was du drauf hast!“, forderte Nick. „Oder kneifst du etwa?“, gackerte Jake. „Kitty hat Schiss davor, John zu küssen!“, giggelte Janet aufgeregt, die schon ziemlich angeheitert war. „Lass dir das nicht bieten!“, kreischte Jubilee. Bobby und Piotr feuerten mich an. Das wollte ich mir nicht bieten lassen und stand ruckartig auf – ich nahm Jubilee beim Wort. Ich trank den letzten Rest aus meiner Bierflasche auf ex aus und warf sie einfach zu Seite, um ein wenig Show zu machen. Dann schritt ich cool auf John zu, der mich heiter angrinste. Ihm schien diese Situation nichts auszumachen, stattdessen hatte ich den Eindruck, dass ihm das alles sehr gefiel. Ohne zu zögern setzte ich mich einfach auf seinen Schoß. Unser Publikum kreischte begeistert los, aber davon ließen weder John noch ich uns stören. Ich sah in seine Augen. Sie waren braun und in ihnen tanzten gespiegelte Flammen. Ich war wie gebannt und hätte fast vergessen, wo ich war. „Worauf wartest du, Kitten?“, grinste John. „Schiss davor, es könnte mehr daraus werden?“ Ich lächelte gelassen und möglichst cool. „Niemals“, erwiderte ich. „Und jetzt genieße es, denn das wirst du nie wieder erleben.“ Dann warf ich meine braune Mähne zurück – um der Show Willen, natürlich –, beugte mich hinab zu John und küsste ihn. Unsere Münder griffen gegenseitig Besitz voneinander und verschlangen sich geradezu. Ich hatte schon vorher gesehen, dass Johns Lippen sehr einladend aussahen, aber sie schmeckten noch bei weitem viel besser, als ich es mir ausgemalt hatte. Aus irgendeinem Grund musste ich dabei sofort an Minze und Schokolade denken. Ich hatte meine Hände in seinem nussbraunen Haar vergraben und merkte, dass John mich festhielt, indem er einen Arm um mich geschlungen hatte. Meine Haut prickelte überall. Mir war unbeschreiblich heiß. Das Feuer in unserer Mitte loderte immer höher und heißer. „John!“, schrie Bobby. „Pass auf!“ Zuerst ließ ich mich von dem Schrei nicht ablenken – zu einzigartig, zu wundervoll war dieser Kuss -, doch dann spürte ich plötzlich, wie etwas an meinen Beinen hart wurde. Abrupt löste ich mich von John und taumelte nach hinten, dabei wäre ich fast in das Feuer gestolpert, das inzwischen so hoch loderte wie ich groß war. Johns Augen sahen mich ein wenig irritiert und überrumpelt an. Es schien ihn völlig zu überraschen, hier mit unseren Freunden am Lagerfeuer mitten im Wald zu sitzen. Wie ich auch beinahe; ich hatte völlig vergessen, wo ich war. Ich wurde rot, das fühlte ich. „Also, weißt du, Kitty-Kat“, sagte Kip Costini und riss mich ein wenig brutal zurück in die wirkliche Welt, „wenn du jemals zu mir ins Bett krabbeln willst – du bist JEDERZEIT willkommen.“ Die anderen Jungs stimmten grölend mit ein – das hieß, alle bis auf John, der mich immer noch anstarrte. Ich schluckte; ich hatte einen großen Kloß im Hals bekommen und wandte mich eilig ab. Ich war mir zu sehr dem Blick Johns bewusst, als ich mich neben Jubilee setzte, die mir zu zwinkerte. Lange Zeit hatte ich nicht mehr an diesen Kuss gedacht, das wurde mir gerade bewusst, als ich mit Jubilee zurück zu den anderen ging. Wahrscheinlich hatte ich ihn verdrängt. Aber erst jetzt fiel mir im Nachhinein auf, dass John niemals versucht hatte, mit mir zu flirten oder irgendwie anders mehr daraus werden zu lassen. Denn schließlich hatte ihm der Kuss genauso gut gefallen wie mir, wenn mich meine Erinnerung nicht trog. Doch wahrscheinlich hatte er den Kuss von damals schon längst vergessen. Jungs vergaßen so etwas immer. So waren sie eben – und so war das Leben. Und man konnte nichts dagegen tun. „Kitty?“ Ich schreckte hoch. „Ja?“ Kurz schwieg Jubilee noch, dann sagte sie zögernd: „Weißt du, eigentlich finde ich, dass du und John ein super Paar abgeben würdet.“ Ich blickte sie skeptisch an. „Wie kommst du denn darauf? Wir streiten uns doch eigentlich nur andauernd.“ „Eben! Das ist es ja!“, meinte Jubes. „Du lässt dich von ihm nicht verscheißern, wie alle anderen. Du bist nicht auf den Mund gefallen, also schlägst du zurück – und ich glaube, ihm gefällt das.“ „Ich denke, er findet mich eher nervig.“ „Und ICH denke, dass er jemanden braucht, der mit ihm auf der gleichen Wellenlänge ist. All diese hirnlosen Blondchen – von denen will er niemals etwas Ernsthaftes. Von DIR schon, denn du kannst dich mit ihm messen.“ „Jubilee“, seufzte ich, „das sind doch nur haarsträubende Vermutungen.“ „Aber warum hat John nicht protestiert, als Professor X bestimmt hat, ihr beide solltet zusammen ein Referat erarbeiten, zur Verbesserung eures Verhältnisses zueinander?“ Ich biss mir auf die Lippe. „Das hat gar nichts zu sagen.“ „Na, wenn du meinst, Kitty. Red dir nur weiter ein, dass ihr beide nicht ineinander verliebt seid.“ Ich verdrehte meine Augen. Das war einfach typisch Jubilation Lee. „Und du, Jubes, hast zu viele Schnulzen gesehen“, konterte ich gelassen. „Und ich bin stolz drauf.“ Sie lächelte entwaffnend und ich gab auf. Gegen Jubilee in einem Wortgefecht zu gewinnen, war völlig unmöglich. Zusammen gingen wir zurück zu den anderen und wie setzten uns auf unsere Plätze auf der Picknick-Decke. Rogue blickte uns fragend an, aber Jubes bedeutete ihr, dass sie ihr später alles erzählen würde. Rogue sah mich ein wenig besorgt an; sie hatte also auch schon ihre Vermutungen. Der Tag zog irgendwie an mir vorbei. John und Rachel waren nicht mehr auf dem Steg, also musste ich es mir noch einmal antun, die beiden zusammen zu sehen. Einmal mehr hätte ich es auch nicht ausgehalten. Ich versuchte so zu sein, wie ich es immer war, doch es fiel mir deutlich schwerer als sonst in den vergangen zwei Wochen. Ständig hielt ich unwillkürlich nach John Ausschau, ob er vielleicht zu uns kam, um Bobby etwas zu fragen. Aber nein, Fehlanzeige, seit ich ihn zusammen mit Rachel gesehen hatte, ließ er sich nirgendwo mehr blicken. Ich fragte mich, warum er Janet Lovric, die doch diesen ach so tollen Hintern hatte, hatte abblitzen lassen. Letztendlich ging auch dieser Tag zu Ende und ich sehnte mich wieder danach, allein zu sein. Ich wollte in meinem Bett liegen und an diese unvergleichliche Nacht im Queen’s denken, als John nur Augen für mich gehabt hatte. Ich wollte mich daran erinnern, wie seine Lippen auf meinen gelegen hatten … wie sie nach Schokolade schmeckten … Doch ich konnte nicht schlafen und anstatt in meinen süßen Erinnerungen zu schwelgen, sah ich immer nur John mit Rachel oder mit Janet, wie er sie küsste und sie umarmte … ich hätte schreien mögen vor Wut. Wahrscheinlich auch vor Eifersucht, auch wenn ich noch nicht bereit war, mir das einzugestehen. Jubilee schlief schon längst, als ich mich noch einmal aus dem Bett schwang und mich wieder anzog. Ich hatte genug. Diese Bilder schienen mich zu verfolgen, also entschied ich mich für die Flucht. Ich konnte mit der Zeit, die ich wach da lag, etwas Besseres anfangen. Deswegen schnappte ich mir meine Sachen, die ich für mein Referat brauchte, dass ich eigentlich mit John hätte zusammen machen sollen. Aber so wie es aussah, hatte der mit seinen Betthäschen genug zu tun. Ich nahm den kürzesten Weg, den ich meistens nahm, wenn ich beschloss, nachts in der Küche noch einen Kakao zu trinken. Ich kürzte ab, indem ich die gerade Luftlinie ging und dabei durch jede Wand phaste. Schnell war ich in der Küche und schaltete das Licht an. Ich machte mir einen Kaffee; zu dieser Jahreszeit war es mir für Kakao zu warm. Kakao trank man nur im Winter, meiner Meinung nach. Dann breitete ich mich mit Büchern und Folien und Heften über den gesamten Küchentisch aus – und begann zu arbeiten. Es tat gut. Ich schaffte es, John aus meinen Gedanken zu verdrängen und mir wurde ein bisschen schmerzfreie Zeit gewährt. Voller Elan und Eifer, wach gepuscht durch das Koffein, stürzte ich mich in mein Referat. Ich war gerade über die Umstände von Paul Reveres Midnight Ride vertieft, als die Tür zur Küche aufgeschlagen wurde. „Oh, ich bin wohl nicht mehr der Einzige, der noch auf ist“, sagte John. Er schlurfte zur Kaffeemaschine. Er nahm sich eine Tasche, stellte sie unter den Einspritzhahn und drückte auf einen Kopf, worauf die Maschine sofort zu mahlen anfing. Dann erst wandte er sich wieder mir zu und grinste mich mit diesem unverschämten Lächeln an. In diesem Moment hätte ich ihn am liebsten erwürgt, doch noch schwieg ich. „Hallo, Kitten“, begrüßte er mich ausdrücklich freundlich. Ich atmete tief durch. Ich bemühte mich um eine ruhige und kontrollierte Stimme. „Nenn mich nicht so, John“, verlangte ich ruhig. „Denn sonst passiert was?“, fragte er herausfordernd und verschränkte seine Arme ineinander. „Das willst du gar nicht wissen. Glaub mir.“ Ich blitzte ihn warnend an. „Hui, da kriege ich aber Angst!“ „Verzieh dich einfach, Pyro, ich hab zu tun.“ „Das könnte dir wohl so passen.“ Demonstrativ setzte er sich auf einen Stuhl am Tisch, die Tasse mit dem dampfenden Kaffee in seiner Hand. Ich schluckte. Ich gab vor, ihn zu ignorieren und mich wieder in meine Unterlagen zu vertiefen, doch ich war mir zu deutlich bewusst, dass John kein Meter von mir entfernt saß. Und wir waren alleine. Mein Mund wurde trocken. „Sag mal“, begann John neugierig, „was machst du denn da eigentlich?“ Ich schenkte ihm einen scharfen Blick, wobei ich versuchte, mein starkes Herzklopfen zu ignorieren. „ICH mache UNSER Referat und falls es dir noch nicht aufgefallen ist, Xavier hat gesagt, wie sollen es ZUSAMMEN machen.“ „Falsch! Er hat gesagt, wir sollen unser VERHÄLTNIS verbessern“, korrigierte er mich sofort. Wieso hat er dabei bloß das Wort Verhältnis so ausdrücklich betont? Ich verdrehte schon genervt die Augen. „Na, wenn du meinst, aber mir wäre am liebsten, wenn du dich einfach verziehen würdest, wenn du mir schon nicht helfen willst. Dann lass mich um Himmels Willen wenigstens in Ruhe arbeiten!“ „Das hättest du wohl gerne, Pryde. So schnell wirst du mich nicht los.“ „Und da soll ich mich jetzt freuen?“, konterte ich sarkastisch. „So habe ich mir das jetzt eigentlich vorgestellt – ja.“ John nahm einen Schluck von seinem Kaffee. „Aber sag doch mal, Kat, welches Thema haben wir überhaupt?“ Ich sah ihn ungläubig an. „Nicht mal das weißt du mehr?“ Er hob schon beinahe entschuldigend seine Hände. „Hey! Ich hatte eindeutig besseres zu tun!“ „Ach. Sag bloß.“ „Mach keinen Aufstand, Pryde, und sag mir, worum’s geht.“ Ich seufzte. „Der Unabhängigkeitskrieg.“ „Was? Wir halten ein Referat über Menschen? Was gehen uns deren Kriege an?“, maulte John. „Das ist doch alles völlig sinnlos.“ „Ist es nicht, John“, widersprach ich. „Aus Geschichte lernt man, egal, von wem sie geschrieben wurde, von Menschen oder Mutanten. Und falls es dir noch nicht aufgefallen ist; es geht um die Freiheit der Amerikaner – oh, und lass mich mal überlegen. Wir sind auch Amerikaner.“ „Meine Fresse, muss du sofort alles so ernst nehmen? Das weiß ich doch alles.“ John lehnte sich genervt zurück und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. „Das war doch bloß ein Joke, Kitty-Kat. Heb doch nicht gleich ab.“ Ich sah ihn noch kurz scharf über den Rand meines Buches an, dann entschied ich mich dafür, aufzuhören. Wenn ich nur damit beschäftigt war, mit John zu streiten, käme ich heute nicht mehr sehr weit mit unserem Referat. Wobei ich bei diesen Gedanken sofort an Jubilee und ihre absurden Theorien denken musste. Sofort wurde ich knallrot und versuchte das zu verbergen, indem ich aufstand und aus Johns Blickfeld verschwand. Denn ich war mir zu bewusst gewesen, dass er mich genau beobachtet hatte. Ich versuchte, mich nicht mehr von ihm ablenken zu lassen und suchte im Kühlschrank nach Cola. So heiß wie mir geworden war, brauchte ich nun unbedingt etwas Kaltes. „Und sag doch mal“, versuchte ich das Gespräch wieder neu zu beginnen und erwähnte das erstbeste, was mir in den Sinn kam. „Wie geht es denn Janet? Oder sollte ich eher nach Rachels Wohlbefinden fragen?“ John legte seinen Kopf soweit in seinen Nacken, sodass er mich ansehen konnte. „Wieso interessiert dich das?“, fragte er. „Eifersüchtig, Kit-Kat?“ Ich ließ das Glas fallen. Es zerbrach laut auf dem Boden. Es war still in der Küche. Ich war völlig starr und konnte nur John anstarren. Das war der Moment, in dem John vom Stuhl aufsprang und in der nächsten Sekunde direkt vor mir war. Er kümmerte sich nicht um die Glasscherben, die mitten auf dem Boden lagen, sondern sah mich einfach nur an. Vorsichtig. Und musternd. Langsam trat er näher, aber auf einer Weise, in der man sich eher einem wilden Löwen nähert. „Ach, Kitty“, sagte er. „Was tust du nur?“ „Was meinst du?“ Meine Stimme war ganz leise und beinahe erstickt. Ich konnte kaum reden; mein Mund war trocken geworden. Meine Beine fühlten sich immer schwächer an, je näher John mir kam. John schüttelte den Kopf. „Du machst es einem wirklich nicht einfach, weißt du das? „Wie? Was?”, stieß ich aus. Ich war verwirrt. Was sollte das? „Du bist wie eine richtige, gefährliche Katze. Sobald man sich dir auch nur nähert, fauchst du und fährst deine Krallen aus, bereit, jeden zu kratzen, der dir zu nahe kommt. – Kein Wunder, dass du nie ein Date hattest. Du hast sie alle verjagt und jetzt beobachten sie dich nur noch aus der Ferne.“ John schüttelte den Kopf; seine Stimme klang ganz sanft. „Das sind doch alles Idioten.“ Ich schaffte es nicht, irgendetwas darauf zu sagen. Das war alles zu viel auf einmal. „Das heißt … eine Sache stimmt nicht ganz“, gab John zu. Er grinste leicht. „Du hattest sehr wohl ein Date.“ Mir blieb die Luft weg. Ich starrte John an. Johns Gesicht war vollkommen ernst. Sein Grinsen war verflogen. Er hatte seine Hände in seine Hosentaschen geschoben und betrachtete mich ernst. Und sogar ein wenig vorwurfsvoll und beinahe wütend. „Wieso hast du nichts gesagt? Danach?“, warf er mir vor. „Du wusstest doch nichts mehr!“, stammelte ich verwirrt, dann begann ich zu schreien: „Bobby hat mir gesagt, du könntest dich an nichts erinnern, was im Queen’s gelaufen ist! Ich hab ihn gefragt, John! Und du hast nichts gesagt, also hab ich gedacht, es stimmt! Ich dachte, du hättest es vergessen!“ „Und ich dachte, das, was passiert ist, wäre dir gleichgültig.“ John seufzte. „Warum glaubst du, habe ich mich so oft mit Rachel getroffen?“ „Keine Ahnung“, erwiderte ich grantig. Wenn es etwas gab, über das ich jetzt partout nicht reden wollte, dann waren es Johns kurze Liebschaften. „Vielleicht wegen den langen Beinen? Wahrscheinlich ist sie eine Bombe im Bett – was interessiert mich das?“ „Rachel ist ein Psi-Talent, Kitty“, sagte er ruhig. „Ich habe sie gebeten, in meinen Erinnerungen zu graben. Ich wusste nur schwach, dass etwas passiert war. Etwas, was mit dir zu tun hatte. Ich wollte wissen, was passiert ist. Und ich wollte auf keinem Fall diese Erinnerungen aufgeben.“ Das klang zu schön, um wahr zu sein. Aber noch war ich nicht überzeugt. Ich reckte kampflustig das Kinn vor – es brauchte mehr, um Kitty Pryde zu überzeugen. „Und DAS hat zwei Wochen gedauert?!“, fragte ich argwöhnisch. „Naja“, druckste John herum. „Ich musste sie erst noch davon überzeugen, dass ich nichts von ihr wollte … sie hat gedacht, das wäre eine neue Anmache.“ Ich konnte mir nicht helfen. Ich kicherte. Es war zu komisch, John um Worte bemüht zu sehen – der John, der als Erstes eine große Klappe riskierte und zu jeder Gelegenheit, egal, wie unpassend es auch war, einen doofen Spruch abließ. „Verdammt!“, fluchte John aufgebracht und trat gegen einen Stuhl, der polternd umfiel. „Hör auf zu lachen!“ „John …“, murmelte ich.; ich war wieder ernst geworden. „Als du deine Erinnerungen wieder hattest, wieso hast du dann nichts gesagt? Ich meine, wir haben uns täglich im Unterricht gesehen und dann hat Professor X uns das Referat aufgebrummt, wieso hast keine Gelegenheit genutzt, mir das alles zu sagen?“ „Das wollte ich ja“, grollte John. „Aber …?“ „Du kannst sehr eisig sein. Du hast schon deine Krallen ausgefahren, sobald ich auch nur schon denselben Raum betrat. Keine gute Basis, um so ein Gespräch zu beginnen.“ „Ach, jetzt ist es also meine Schuld?!“, fauchte ich. „Das habe ich nicht gesagt.“ „Nur um deine Erinnerung aufzufrischen: wer hat sich hier an wen rangemacht? Das warst du! Und wer hat sich danach mit Alkohol zugeschüttet? Das warst auch du!“ Ich trat auf ihn und piekste ihn mit meinen Zeigefinger in seine Brust, und dann noch einmal. Ich ahnte zwar, dass wir uns fürchterlich kindisch benahmen, aber es war mir egal. Ich war sauer. „Also WAG es ja nicht, mir die Schuld in die Schuhe zu schieben, John Allerdyce!“ „Verdammt, Kitty! Hör auf! Kitty!“ Ich boxte ihn gegen seine Brust, doch er fing meine Hände ein und hielt sie fest. Ich versuchte, sie aus seinem Griff zu entwenden, aber sein Griff war eisern und mir kam es nicht in den Sinn, dass ich phasen konnte. Dazu war ich wahrscheinlich zu aufgebracht. „Lass mich los, John!“, fuhr ich ihn an. „Kitty-Kat, halt einfach mal ausnahmsweise deinen süßen Mund, ja?“ „Warum sollte ich?“, fauchte ich angriffslustig. Hätte ich tatsächlich einen Katzenschwanz gehabt, würde der wahrscheinlich aufgeregt hin und her peitschen. Ich unternahm einen letzten Versuch, meine Hände frei zu bekommen, aber auch der scheiterte. „Weil ich dann das hier machen kann.“ Und dann drückte er seine Lippen auf meine. Es war genauso, wie am Lagerfeuer damals und wie vor zwei Wochen vor dem Queen’s, als er mich geküsst hatte. Unsere Lippen verschlangen sich gegenseitig, wurden dann eins. Wir waren eins. Und unsere Herzen waren es auch. Dann unterbrach ich abrupt den Kuss. „Hey, was sollte dann gestern der Scheiß mit Janet?“, fragte ich – die Katze zum Sprung bereit und natürlich mit scharfen Krallen bewaffnet. „Ich rate dir, eine gute Antwort parat zu haben, John Allerdyce!“ „Ich habe mit Bobby gechattet, wenn du es unbedingt wissen musst.“ John grinste. „Und der Rest war nur Geplänkel. Ich wollte wissen, ob du eifersüchtig wirst. – Zufrieden?“ „Bastard“, erwiderte ich bloß. „Ach, ich weiß doch, dass du verrückt nach mir bist. Aber trotzdem danke für die Blumen.“ „Du bist unverbesserlich!“ „Ich weiß. Aber deswegen magst du mich ja so.“ „Red dir das nur ein, du Feuerknilch.“ Er streckte mir nur die Zunge raus. Ich gab auf. Er war genau wie Jubilee, einfach unschlagbar in Wortgefechten – nun, dafür hatte ICH noch andere Qualitäten … Ich lehnte an Johns Brust und war völlig zufrieden damit, wo ich gerade war. Ich wollte nirgendwo anders sein. John gehörte zu mir und ich zu ihm – das war uns beiden klar geworden. So wehrte ich mich auch nicht, als John seine Arme um meinen Körper legte und mich an sich drückte. Ich sog seinen Duft ein. Er roch wie immer. Nach Rauch, Leder und nach Verbranntem. Für mich gab es keinen schöneren Geruch mehr, denn er gehörte dem Jungen, den ich liebte. Aber das brauchte ich nicht zu sagen. Ich war mich sicher, dass er es wusste. Und wenn nicht, dann würde ich es ihm noch sagen. Aber nicht heute Nacht. Mir reichte es schon, wenn er einfach nur bei mir war. Irgendwann sah ich zu ihm auf. Seine Augen blickten mich sanft und liebevoll an. Er grinste mich unverschämt an, doch ich verspürte immer noch das Bedürfnis, es ihm aus dem Gesicht zu schlagen. Oder vielleicht auch nicht. Dieses Grinsen gehörte zu ihm; wahrscheinlich würde ich es sehr vermissen, wenn er dieses Grinsen nicht mehr grinsen würde. „Was siehst du mich so an?“, wisperte er leise. Er strich leicht über meine Wange. „Do you have a KitKat?“, fragte ich ebeneso leise wispernd. „Oh, I already have one. Thanks.“ John lächelte. “And I don’t want to miss it any longer.” Wir lächelten uns gegenseitig an. Aber trotzdem dauerte mir das schon zu lange. Ich war schon immer so ungeduldig gewesen, das wusste ich, aber nach all den Scherereien die wir bereits hatten, wollte ich auch endlich eine Entschädigung dafür bekommen. Ich zwickte ihn in den Arm. “Quatsch nicht so lang rum, sondern küss mich endlich, du Arsch!”, befahl ich. „Alles, was du willst, Kitten.“ Dann senkten sich seine Lippen auf meine herab. Ich erwartete ihn. Und unsere Herzen wurden wieder eins. Sie schlugen im Gleichtakt. Author's Note: Danke an alle, die bis hierhin durchgehalten haben! Ihr seid spitze! Aber dies ist jetzt leider wirklich das Ende, da gibt's nichts mehr dran zu rütteln. So, ich hoffe, ihr seid zufrieden mit mir. Lasst es mich wissen! =) Jinxx Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)