Schuld und Unschuld von aois_koibito (Das Schicksal findet seinen Weg) ================================================================================ Kapitel 4: 4. Kapitel --------------------- 4. Kapitel: Nun saß er hier. In Urus Wohnung. Still auf dem Sofa. Ein kleines Stück Papier betrachtend. „Was hast du da?“, fragte Uru mit neugieriger freundlicher Stimme, doch Aoi kannte den Blonden schon zu lange um nicht zu erkennen, das er immer noch wütend war. Ertappt schaute Aoi den Anderen in den Augen und schenkte diesem dann ein verlegendes schiefes Lächeln und nahm Uru den Drink aus der Hand, den er gerade für ihn gemixt hatte. „Das ist ein Flyer von Miyavi…er sucht doch nach einem Newcomer-Gitarristen für seine Tour…!“, erklärte er Uru, und achtete dabei sorgfältig auf seine Wortwahl. Denn, so wie er vorhin reagiert hatte, als ihm der Fremde ein blaues Auge verpassen wollte, war sich Aoi sicher das Uru es nicht gerne hören würde, der Flyer aus Yukis Hosentasche stammte. Der Drummer hatte nämlich in Yukis Sachen verzweifelt nach einer Telefonnummer oder Adressen gesucht, damit sie jemanden aus Yukis Familie anrufen konnten. Doch endlich konnte der Schwarzhaarige eine zweite ungelöste Variable aufdecken. Er wusste jetzt den Namen, dieses faszinierenden Jungen und er wusste jetzt warum er zum PCS - Gebäude gegangen war. Yuki wollte sich bei Miyavi als Newcomer-Gitarrist vorstellen. Doch durch Aois Tollpatschigkeit hatte der Kleine nicht nur eine Beule am Kopf und eine Panikattacke bekommen, sondern hatte zum allen Übel auch noch Miyavis Casting verpasst. Er würde gleich morgen zu Miyavi gehen, und für Yuki ein gutes Wort einlegen. Schließlich war es ja seine Schuld gewesen. Sein schlechtes Gewissen gegenüber den zierlichen Yuki ließ sein Herz von Sekunde zu Sekunde schwerer schlagen. Warum musste er auch immer so ungeschickt sein. Jeder Katastrophe, jedem Unglück rannte er mit blind in die Arme. Nicht zu vergessen die ‚Sache’ vor zwei Jahren! Was war das für ein Schicksalsschlag gewesen? Als dieser Gedanke, und die mit ihm verbundenen bildhaften Erinnerungen in ihm hochkamen schluckte er trocken, und wurde erst durch Urus Worte aus seinem innerlichen Gefühlschaos gerissen. „Ich sag dir das ja nur ungern…aber hast du nicht schon ein Job als Gitarrist?“, lachte der Blonde leise und grinste breit, als er sich mit seinem Drink neben Aoi auf das Sofa gleiten ließ. Innerlich atmete Aoi erleichtert auf. Anscheint hatte Uru seine innerliche Unruhe nicht bemerkt. Doch da irrte sich der Schwarzhaarige gewaltig. Uru war es nicht entgangen wie der Schwarzhaarige plötzlich kreidebleich angelaufen war. Und da der Blonde wusste, dass Aoi noch immer nicht bereit war darüber zu reden, wollte er ihn auch nicht bedrängen. Stattdessen versuchte er seinen, immer noch leichten Ärger, über das was im Krankenhaus passiert ist runterzuschlucken und bemühte sich um einen heiteren Ton. Schließlich war Aoi nichts zugestoßen. Und allein das zählte. Aoi ging es gut. Rein körperlich zumindest. Uru wusste, dass die Seele des bezaubernden Schwarzhaarige immer noch schwere Wunden aufwies. Auch wenn Aoi dies nie zugeben würde. Aoi verdrehte gespielt genervt die Augen und trank dann etwas von seinem Drink. „Keine Sorge das weiß ich…außerdem bin ich ja wohl schon etwas zu alt um eine Newcomer zu sein…oder?!“, scherzte Aoi und nippte abermals an seinem Glas. „Hübsch genug wärst du aber dafür…!“, sagte der Blonde im ernsten Tonfall, und schenkte Aoi einen warmen Blick. „Hör auf dich über mich lustig zu machen!“, gab Aoi empört von sich, musste gleich darauf aber wieder kichern und boxte seinen Freund spielerisch gegen die Schulter. Seine Wangen hatten sich schon jetzt, nach dem zweiten Drink, leicht rosa gefärbt. Es war kein großes Geheimnis das Aoi so gut wie keinen Alkohol vertragen konnte. Und so wusste Uru genau, dass diese kindliche süße kichern nur eines zu bedeuten hatte. Der Alkohol zeigte in Aoi seine Wirkung. Aoi liebte dieses Gefühl der Schwerelosigkeit. Er liebte es den Alltag hinter sich zu lassen. Zu vergessen. Die klaffenden Wunden seines Herzens eine kurze Pause zu gönnen. Doch er war dem Alkohol nicht verfallen. Damals schon nicht, und er würde heute nicht damit anfangen. Schließlich hatte er die Band. Er hatte Uru. Was hätte er damals nur ohne ihn gemacht? Was würde er heute ohne ihn tun? Nein…das konnte und wollte er sich lieber nicht vorstellen… Leicht grinsend nahm Uru dem Schwarzhaarigen das Glas aus der Hand und stellte es auf den Tisch. „Ich glaube das reicht für heute…!“, meinte er dann mit leiser Stimme. Doch anstatt zu widersprechen, rutschte der belustigte Aoi näher zu Uru und legte seinen Kopf auf dessen Schulter. „Du bist mir doch nicht mehr böse wegen vorhin…oder?!“, sagte der mit leiser Stimme und schaute mit seinen großen dunkel-braunen Augen zur Uru auf. Diesem wurde gerade die Kehle zugeschnürt, da sein Herz unerwartet schnell gegen seinen Brustkorb hämmerte. Er konzentrierte sich darauf ruhig zu atmen, und wollte ihn abschütteln, eher er etwas tat, was er nicht tun durfte. Etwas, wo er genau wusste, dass es Aoi noch nich verkraften würde. Etwas wofür dieser noch nicht bereit war. Etwas womit er ihre Freundschaft riskieren würde. Doch der Blonde begann einen großen Fehler. Er sah Aoi ins Gesicht und war sofort von dessen Augen gefangen. Sie zogen ihn in ihren wunderschönen betörenden Bann, so dass er glaubte sich in diesen dunklen Bernsteinen zu verlieren. Er musste hart schlucken als er spürte wie sich eine Gänsehaut, wie ein unaufhaltsames Fegefeuer auf seinen ganzen Körper ausbreitete. Schnell schloss er schweren Herzens die Augen und schluckte trocken. Doch als er die Augen wieder öffnete sah er sie. Diese voluminösen, zartrosé und weichen Lippen. Lippen die man berühren wollte. Lippen die man küssen wollte. Verführerische Lippen. „Nein…natürlich nicht… du weißt doch das ich dir nicht böse sein kann…!“, brachte Uru mit belegter Stimme heraus, und war selbst über den Klang seiner Stimme erschrocken. Doch seine Hand legte sich bereits wie von selbst auf die warme und rote Wange des Schwarzhaarigen und streichelte zärtlich über diese sanfte Haut. Was tu ich denn da? Das ist falsch… es ist noch viel zu früh…! Panische Gedanken sprengten seinen Kopf. Doch er konnte sein Handeln nicht stoppen. Anscheint schien sein Herz und seine viel zu große Sehnsucht nach dem Schwarzhaarigen seinen Körper zu kontrollieren und nicht länger sein Kopf. Zwei Jahre waren eine lange Zeit. Eine Zeit voller unerwiderte Liebe. Zeit ohne Küsse und Zärtlichkeiten. Eine zeit bestehend aus, vor Liebe, vorgespielter Freundschaft. Und so ließ er sein Gesicht langsam zu Aois wandern. Er hielt den Atem an. Darauf gefasst das Aoi ihn wegstoßen würde. Ihn nicht verstehen würde. Ihn dann hassen würde. Doch das menschliche Herz war so schwach. Es hatte über zwei Jahre gewartet. Ein einiger Kuss würde diese lange einsame Zeit wieder gut machen. Ein kleiner Kuss für sein Seelenheil Er wusste das es egoistisch war, so zu handeln und so etwas zu denken. Doch er unterlag viel zu sehr seinen Gefühlen, die er sonst immer schützte und vor anderen zu verbergen wusste. Doch jetzt waren seinen Lippen nur noch Millimeter von Aois entfernt. Er hielt kurz inne. Doch Aoi bewegte sich immer noch nicht. Lag es an dem Alkohol? Bestimmt! Doch das war jetzt egal. Seine Küsse gehörten nur ihm. Aoi. Der Mann der nichts von seinen Gefühlen wusste. So geschah es das sich Urus Lippen hauchzarte wie die Flügel eines Nachtfalter auf den zarten, weichen Mund von Aoi legten. Eigentlich wollte Aoi ‚Hai…dann ist ja gut sagen!’, doch er brachte seine Worte nicht über die Lippen, da sie von Urus verschlossen wurden. Erschrocken und irritiert zugleich, riss Aoi die Augen auf, als sich Urus Lippen gegen die seine zu bewegen begannen. Ein lustvolles Beben ging durch seinen Körper. Ein schon längst vergessenes Gefühl. Ein sehr angenehmes Gefühl. Wahrscheinlich war dies der Grund, weshalb der Schwarzhaarige die Augen schloss und den Kuss erwiderte, so dass dieser leidenschaftlicher werden konnte. So ließ er sich auch von Uru widerstandslos auf das Sofa drücken. Er spürte nun deutlich Urus heißen Körper auf sich. Doch als dieser mit der Zunge in seine Mundhöhle fuhr, zuckte Aoi erschrocken zusammen. Schnell stieß er Uru an den Schultern von sich und setzte sich schwer atmend wieder auf. Uru, der sich von seinen starken Gefühlen Aoi über hatte treiben lassen, wagte es nun sich nicht zu bewegen. Viel zu groß war die Angst. Die Angst Aoi als Freund zu verlieren, wenn er ihn schon nicht als Geliebten haben konnte. Bedrückt schaute er auf den schnell atmenden zitternden Leib. Er wollte etwas sagen. Sich verteidigen. Eine Ausrede suchen. Doch sein Mund öffnete sich nur, und nach einigen Augenblicken schloss dieser sich unentschlossen wieder. Was hab ich nur getan? Ich Idiot! Betreten sah Uru zu Boden. Sich innerlich noch mehr verfluchend, das er seine Gelüste nicht unter Kontrolle hatte. Doch als auf einmal Aoi sprach, schaute Uru ihn hoffnungsvoll an. Doch als er dieses traurige Gesicht sah, sank ihm das Herz bis zu den Kniekehlen. Was hatte er da nur getan? „Sorry… ich kann nicht so viel Alkohol ab… es ist spät… ich werd nach Hause gehen…!“, sagte Aoi leise und versuchte das Zittern in seiner Stimme, so gut es ging zu unterdrücken. Er und sein Alkoholproblem. Jetzt war es schon soweit das er seinen besten Freund küsste. Er würde in Zukunft vorsichtiger mit dem Zeug sein. Doch auch wenn der Alkohol Schuld an diesem Kuss war, so hatte dieser etwas in Aoi geweckt. Etwas das der Schwarzhaarige vor langer Zeit verschlossen und vergessen hatte. Zärtlichkeit. Küsse. Sanfte Berührungen. Liebkosungen. Das Gefühl geliebt zu werden. Bei diesem Gedanken schüttelte er schnell den Kopf und stand vom Sofa auf. Schmerzende Erinnerungen begannen seinen Kopf zu füllen. //Wieso entschuldigt er sich? Ich hab doch angefangen!//, ging es dem Blonden durch den Kopf. Unabsichtlich hatte er Aoi weh getan. Er konnte es in diesen trüben Augen des Schwarzhaarigen sehen. Und dann nahm gerade er die Schuld auf sich… „Warte ich fahr dich…!“, sagte Uru schnell und sprang ebenfalls vom Sofa auf. Doch Aoi schüttelte den Kopf. „Danke… ich ruf mir ein Taxi…! Wie sehen uns morgen bei der Bandprobe!“, sagte Aoi mit einem gequälten Lächeln, öffnete die Tür und ging die Treppen runter. Uru sah ihn mit bedrückten Herzen hinterher. Wütend hämmerte er auf die Tür ein. Gedankenverloren und mit einem gequälten Pochen in der Brust, zog er sich seine Jacke über. Denn er würde es wieder tun. Er würde wieder in einen Club gehen. Und er würde mit einem fremden Schwarzhaarigen wieder nach Hause kommen. An diesem Fremden könnte er seine Leidenschaft und Sehnsucht auslassen. Auch wenn immer nur ein kleiner Teil von seiner Begierde und seinem Verlangen Aoi gegenüber, befriedigt wurde. Denn niemand würde je in der Lage sein Aoi zu ersetzen. Die letzten Stufen des Wohnblocks hatte Aoi beinahe übersprungen. Draußen angekommen atmete er tief die kühle Winterluft ein und begann zu rennen. Er rannte und rannte. Er wusste nicht wohin er rannte. Doch er wollte vor dem Schmerz wegrennen. Er konnte ihn nicht ertragen. Er wusste, dass er feige war. Jeder andere wäre längst über die ‚Sache’ von vor zwei Jahren hinweg gewesen. Doch er tat sich schwer. Er war so schwach. Er war so ein Feigling. Ein Feigling der durch die dunkle Nacht lief, sodass ihm die kalte Luft in der Kehle brannte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)