Sterne funkeln immerfort von sherd (Georges Leben nach Freds Tod...) ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Als die beiden wieder festen Boden unter den Füßen hatten, lag ein schneebedeckter Trampelpfad vor ihnen. Ron wandte den Kopf und sah George mit großen Augen an. Er wusste, wo sie hier waren, sagte aber nichts. George setzte sich in Bewegung und sein jüngerer Bruder folgte ihm. Nach einer Weile erreichten sie ein altes, schmiedeeisernes Tor, durch welches sie hindurchgingen. Ron schloss es wieder und eilte dann seinem Bruder nach, der schon einige Schritte vorangegangen war. Der Weg führte sie an etlichen Gräbern vorbei, bis sie irgendwann eines erreichten, auf dessen Grabstein „Fred Weasley - geliebter Sohn, Bruder und Freund“ stand. George entfernte mit einem Schlenker seines Zauberstabs den Schnee und das Eis auf der Bank hinter sich und trocknete sie danach. Dann nahm er seufzend platz. Ron tat es ihm gleich. Beide schwiegen eine Weile. „Ich hab‘ gar nicht an Blumen gedacht.“, sagte George plötzlich. Ron nickte. „Er nimmt es dir sicherlich nicht übel.“, fügte er mit einem schiefen Lächeln hinzu. „Nein, wahrscheinlich nicht.“ George fühlte sich unwohl. Seit der Beerdigung seines Bruders war er nicht mehr hier gewesen und nun fehlten ihm die Worte. Sollte er denn überhaupt irgendetwas sagen? Er wusste nicht, was. Fred fehlte ihm. Als er gegangen war, war sozusagen Georges bester Freund und Seelenverwandter gestorben. Er konnte sich an nichts, aber auch wirklich nichts erinnern, was er nicht mit seinem Zwillingsbruder zusammen gemacht hatte. Jeden Blödsinn hatten sie gemeinsam ausgeheckt und ausgeführt, sie konnten über alles sprechen. Er war einfach aufgeschmissen ohne ihn. Würde es ihm gelingen, weitere Produkte für den Laden zu entwickeln? Sie beide hatten sich bei der Entwicklung immer so furchtbar gut ergänzt. Und was sollte er mit Freds alten Sachen aus der Wohnung über dem Laden tun? Der Gedanke verursachte einen dicken Kloß in seinem Hals. Seit ihrer Flucht zu Tante Muriel war er nicht mehr dort gewesen. Alles musste noch genauso vorzufinden sein, wie an dem Tag, als sie sich Hals über Kopf aufgemacht hatten. Als wären sie beide nur kurz weggegangen, um etwas einzukaufen. Er spürte, wie ihm die Tränen wieder in die Augen stiegen und wischte sich hastig mit einem Zipfel seines Umhangs darüber. Er hoffte, dass Ron nichts bemerkte hatte, sah aber aus den Augenwinkeln, dass dieser ihn beobachtete. „Alles okay?“, fragte Ron schließlich. George lächelte gequält, starrte aber noch immer auf den Grabstein. „Nicht wirklich, Bruderherz, aber danke, dass du fragst.“ Ron atmete tief ein und aus. George wusste, dass sein Bruder in Gefühlsangelegenheiten vielleicht nicht gerade der beste Ansprechpartner war… Immerhin hatte er beinahe sieben Jahre gebraucht, mit dem Mädchen zusammenzukommen, in das er (so erzählte er es in letzter Zeit zumindest immer) schon vom ersten Augenblick an verliebt war. „Er fehlt mir auch. Ich meine, wahrscheinlich kann man das mit deinem Schmerz nicht einmal ansatzweise vergleichen, aber… naja, weißt du, er war auch mein Bruder.“ Jetzt war es also so weit. Naja, immerhin würde George sich nicht ewig vor einem solchen Gespräch drücken können, das hatte er von Anfang an gewusst und es deswegen so lange wie möglich hinausgezögert. „Ich weiß, Ron. Aber er war nicht nur mein Bruder. Er war meine bessere Hälfte. Ich bin nichts ohne ihn.“ „Das stimmt nicht“, erwiderte Ron daraufhin mit rauer Stimme. „Doch. Ich glaube, ich kann ohne ihn den Laden gar nicht weiterführen oder neue Produkte entwickeln.“ Jetzt war es heraus. Die ganzen Selbstzweifel, die ihn geplagt hatten. „Woher willst du das wissen, bevor du es überhaupt versucht hast?“, wollte Ron wissen. George zuckte leicht mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Es ist nur so ein Gefühl. Wie gesagt, ohne ihn ist es, als wäre ich nichts.“ Ron legte seinem Bruder mitfühlend die Hand auf die Schulter. „Das stimmt nicht. Du bist wichtig. Auch ohne Fred. Mum und Dad würden es nicht verkraften, noch einen ihrer Söhne zu verlieren.“ Da war etwas dran. Er dachte ungern an die erste Zeit nach dem Tod seines Bruders. Seine Mutter hatte ohne Unterbrechung geweint und sein Vater kein Wort gesprochen. Wochenlang. Erst dann war für seine Eltern das Leben weitergegangen. Doch auch heute noch konnte George ab und an den Schmerz in ihren Augen erkennen, wenn sie Zeit zum Nachdenken hatten. „Ich weiß, Ron. Keine Angst, ich wird nicht abhauen oder so, falls du das denkst. Es geht mir besser, mittlerweile. Wirklich.“ „Jaah, das merkt man. Am Anfang wollten Mum und Dad dich ins St.Mungo schicken. Im Gegensatz dazu bist du jetzt wieder richtig gut drauf.“ „Wirklich?“, fragte Fred und schaute seinen Bruder besorgt an. Das schlechte Gewissen plagte ihn plötzlich. Wie lange er seinen Eltern wohl Kummer bereitet hatte? Ron wandte ihm den Blick zu und grinste gequält. „Jaah, du darfst es ihnen nicht übel nehmen, wirklich. Du warst so, naja… als würdest du in einer anderen Welt leben. Du hast nicht gesprochen, nicht gegessen, nicht getrunken. Wir haben uns alle schreckliche Sorgen gemacht… Dir ging es erst besser, nachdem Mum und Dad dir ein paar von Freds alten Sachen ins Zimmer gebracht haben.“ George schaute seinen Bruder unverwandt an. „Wie lange war das?“, fragte er. „Ich kann mich absolut nicht daran erinnern.“ „Drei Wochen. Mum und Dad mussten dich zwangsernähren. Wirklich, du warst wie eine Statue. Keine Gefühlsregung, gar nichts. Aber du warst stark genug, von selbst wieder zurück zu finden. Denkst du nicht, dass du dann auch ohne ihn weiterleben kannst?“, erwiderte Ron mit einem aufmunterndem Blick. „Aber es ist so schwer.“, erwiderte George und wandte den Blick ab. Wieder breitete sich der Schmerz unbarmherzig in seinen Gliedern aus. Ron rückte etwas näher und legte ihm einen Arm um die Schulter. „Das glaub ich dir. Aber du musst versuchen, weiter zu machen. Ihm zuliebe. Er wäre sicherlich nicht begeistert, wenn er dich jetzt so sehen würde.“ „Ihm würde es genauso gehen, wenn er an meiner Stelle wäre. Ich wünschte auch, es wäre so.“ „Das solltest du nicht einmal denken. Hör mal, ich… ich bin jederzeit für dich da. Ich kann dir auch im Laden helfen, wenn du willst.“ George zwang sich zu einem Lächeln. „Danke, Ron. Aber du wiederholst gerade dein 7. Jahr in Hogwarts, schon vergessen? Ich denke, ich schaff das. Ganz sicher.“ Ron grinste schief und zog seinen Arm wieder zurück. Dann stand er auf. „Wollen wir?“, fragte er. Sein Bruder nickte und stand auf. Dann hielt er Ron den Arm entgegen und wartete, bis dieser seine Hand darauf gelegt hatte. George schaute sich noch einmal aufmerksam um, ob ihnen auch niemand zuschaute, während sie apparierten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)