Sterne funkeln immerfort von sherd (Georges Leben nach Freds Tod...) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Seufzend lehnte sich George zurück, verschränkte die Arme hinter seinem Kopf und schloss für einige Sekunden die Augen. Im Grunde mochte er die Weihnachtszeit, aber irgendwie war alles, seit den jüngsten Ereignissen, so anders. Kompliziert. Alles in allem war das Leben nur noch halb so schön. „George, Schatz, hast du irgendetwas?“, riss die Stimme seiner Mutter ihn aus seinen Gedanken. Widerwillig öffnete er die Augen wieder und blickte in das besorgte Gesicht von Mrs. Weasley. „Nein, alles in Ordnung, Mum. Ich hab nur das Gefühl mich irgendwie überfressen zu haben.“ Seine Mutter lächelte. „Nun, dann kann ich ja wenigstens davon ausgehen, dass es dir geschmeckt hat.“, meinte sie fröhlich. „Klar.“ „Dann kannst du mir doch sicherlich auch schnell dabei helfen, den Tisch abzuräumen, oder? Die anderen waren klüger als du und haben sich schon aus dem Staub gemacht.“ „Kein Problem.“, antwortete George und griff nach seinem Zauberstab. Nachdem er einige gelangweilte Bewegungen damit gemacht hatte, begannen sich die leeren Teller, Gläser, Töpfe, Pfannen und Schüsseln wie von Zauberhand selbst abzuräumen. Um sich nicht noch mehr Arbeit aufzuhalsen stand er ohne ein weiteres Wort auf und verlies die Küche. Ohne es selbst wirklich zu realisieren, führten ihn seine Füße nach draußen in den Garten. Lautlos zog er die Tür hinter sich ins Schloss, ging ein paar Schritte und wandte den Blick dann gedankenverloren zum Sternenhimmel hinauf. Ob es Fred da, wo er jetzt war, gut ging? Hätte er das, was seinem Bruder passiert war, vielleicht verhindern können, wenn er nur bei ihm geblieben wäre? Diese Frage quälten George immer wieder aufs Neue, schon seit Monaten. Wenn er doch nur noch ein letztes Mal mit ihm hätte reden können… er fehlte ihm so. George spürte, wie ihm eine Träne die Wange hinab lief, atmete tief ein und wischte sich dann mit dem rechten Ärmel seines Pullovers über die Augen. Das, was er am wenigsten wollte, war, dass ihn irgendjemand weinen sah. Er lauschte kurz und vernahm knirschende Schritte, die sich durch den Schnee hindurch auf ihn zubewegten. George stand da, mit den Händen in den Taschen und wartete. Nach kurzer Zeit tauchte Ron neben ihm auf. „Nicht ein wenig kalt ohne Jacke?“, wollte sein Bruder wissen. George blickte an sich herab und realisierte tatsächlich jetzt erst, dass er sich vorhin nichts übergezogen hatte. Er trug einen alten, von seiner Mutter gestrickten Pullover mit einem großen „F“ auf der Brust. Hier und da prangte ein Loch und der rechte Ärmel war angesengt. Eigentlich gehörte er Fred, den dieser an jenem Tag getragen hatte, als er gestorben war. „Nein, ist eigentlich ganz angenehm.“, log George und wandte den Blick wieder nach oben zum Himmel. Ron schaute seinen Bruder einige Zeit stirnrunzelnd von der Seite an und hob dann ebenfalls den Kopf. „Mit dir und Hermine alles in Ordnung?“, ergriff George schließlich das Wort. Ihm war das Schweigen wahrscheinlich genauso unangenehm wie seinem Bruder Ron. „Jaah, mit uns ist alles okay… Hör mal, wir machen uns alle richtig Sorgen um dich, wegen,… du weißt schon. Du bist seitdem so anders… Nicht mehr… naja, so witzig und fröhlich.“ Ohje. Ron wollte anscheinend wirklich versuchen, ihn aufzuheitern. George lächelte gequält. „Kann schon sein.“, antwortete er. „Was… was ich eigentlich sagen wollte“, fuhr Ron fort, „wenn du mit irgendwem sprechen willst, dann… also, ich bin da.“ Das eben noch so gequälte Lächeln von George verschwand. Stattdessen warf Ron einen dankbaren Blick zu. „Das weiß ich, Ron, das weiß ich… Danke.“, antwortete er und legte den Arm um die Schulter seines jüngeren Bruders. Für einige Zeit beobachteten beide den Sternenhimmel. „Also, eigentlich hat mich Mum nach draußen geschickt, um dir zu sagen, dass es noch Kuchen gibt… und ob du welchen haben möchtest.“ George lächelte erneut. Zumindest versuchte er es, aber es fühlte sich irgendwie falsch und unecht an. „Gegen Kuchen hab ich nichts einzuwenden… Lass uns nach drinnen gehen.“ Als George und Ron die warme Küche betraten, saß der Rest der Familie schon am Tisch und unterhielt sich. „Wir haben auf euch gewartet.“, meinte Mrs. Weasley, die aufblickte. George nickte und setzte sich auf seinen gewohnten Platz, der Stuhl neben ihm, auf dem stets Fred gesessen hatte, war leer. Anstatt einem Teller hatten die Weasleys eine brennende Kerze aufgestellt. Ein unangenehmes Gefühl breitete sich in Georges Magengrube aus, wie jedes Mal, wenn er auf so schmerzhafte Weise an das Fehlen seines Bruders erinnert wurde. Manchmal kam es ihm vor wie ein böser Traum, als wäre das alles gar nicht passiert, als würde er jede Sekunde, einen blöden Witz reißend, durch die Tür kommen. Das traurige war nur, dass es nicht geschah, so sehr er es sich auch wünschte. Er seufzte innerlich und nahm sich dann ein Stück Kuchen, weil er den besorgten Blick seiner Mutter spürte. George hasste es, in letzter Zeit immer so von ihr angesehen zu werden, konnte es ihr allerdings auch nicht verübeln. Unauffällig lies er seinen Blick am Tisch umherschweifen. Harry und seine Schwester Ginny sahen, wie auch Ron und Hermine, glücklich aus. Endlich konnten sie alle beieinander und mit den Personen, die sie liebten, zusammen sein, ohne sich Sorgen machen zu müssen, diese mit ihrer bloßen Anwesenheit in Gefahr zu bringen. George konnte es ihnen nicht verübeln, nach all dem, was sie durchgemacht hatten. Auch Bill und Fleur, die bereits im vierten Monat schwanger, schenkten einander immer wieder verliebte Blicke. Percy war in ein Gespräch mit seinen Eltern verwickelt. Es war unschwer zu erkennen, wie glücklich Arthur und Molly waren, ihren Sohn, zu dem sie so lange Zeit keinen Kontakt gehabt hatten, wieder um sich zu haben. Charlie war bisher noch nicht eingetroffen, da er noch beruflich in Rumänien zu tun hatte. Allerdings hatte er in dem Brief an seine Familie versprochen, pünktlich an Weihnachten da sein zu wollen. George seufzte erneut innerlich. Allen an diesem Tisch hatte Voldemorts Tod nur Gutes gebracht. Allen, bis auf ihn, so redete er es sich zumindest immer und immer wieder ein. Er hatte seinen besten Freund, seinen einzigen Freund, seine bessere Hälfte und auch einen Teil seiner Seele verloren. Seinen Bruder Fred. Abwesend griff er nach der Flasche Feuerwhiskey, die vor ihm auf dem Tisch stand und goss sich etwas davon in sein Glas. Schweigend nahm er einen Schluck und schenkte seiner Mutter, die ihm einen Blick zuwarf, ein Lächeln. Für sie musste es recht überzeugend wirken, doch George selbst kam es einfach nur falsch und lächerlich vor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)