Kiss me, Pirate von abgemeldet (When innocence meets ambuscade...) ================================================================================ Prolog: Submissive little thing ------------------------------- Ein leises, knarrendes Geräusch erfüllte den Raum, als die Tür zu ihrem Zimmer sich öffnete. Ein Mann näherte sich mit bedächtigen Schritten dem schlafenden Kind, dann setzte er sich leise auf ihre Bettkante. Sie atmete ruhig und leise. Friedlich. Vorsichtig, mit einem Lächeln auf den Lippen, küsste er ihre Stirn. “Guten Morgen mein Engel und alles Gute zu deinem 16. Geburtstag.” Verschlafen blinzelnd öffnete das Geburtstagskind die Augen und erkannte die dunklen Umrisse des Mannes, der an ihrer Bettkante saß. Sich aufrichtend rieb sie sich den Schlaf aus den Augen. Dann lächelte sie müde. “Guten Morgen, Roger.” Er erwiderte ihren verschlafenen Gesichtsausdruck mit einem weiteren Lächeln: “Komm, steh auf. Das Frühstück ist fertig.” “Oh!” Seine Stieftochter schien erfreut dessen, jedoch übertönte ein müdes Gähnen ihre Euphorie. Er nickte. Dann richtete er sich auf und verschwand wieder aus ihrem Zimmer, ließ sie Zimmertüre aber offen stehen, sodass ein matter Strahl Licht den verdunkelten Raum, mit ein wenig Helligkeit versorgte. Schnell hüpfte das junge Mädchen aus dem Bett und schnappte sich ihren Morgenmantel von einem der Samtstühle aus der Ecke ihres Zimmers. Geschwind zog sie ihre Bettdecke glatt und lief dann voller Vorfreude hinaus auf den Flur. Mit fliegenden Schritten lief sie die lange Treppe hinunter und betrat gespannt das Esszimmer. Und erstarrte. Das erste was sie erblickte war der am Tisch sitzende, dicke, selbstgefällig grinsende Mann, der sich mit ihrem Stiefvater unterhielt. Seine beringte Hand umfasste ein Glas teuren Rotweins, die andere spielte mit einem goldbraunen, fast schon verrosteten Schlüsselbund. Was machte er denn hier? Sie kannte diesen Mann vom Sehen. Oft war er mit den vielen Huren dieser Stadt unterwegs und er war definitiv keiner ihrer Freier. Behäbig betrat sie das große Zimmer und schaute ihren Stiefvater fragend an. “Was-” “Liebling”, unterbrach er sie, “Du bist jetzt eine junge Frau...” Ein kurzes Grinsen durchzuckte seine Mundwinkel. Ihre Stimme stockte: “Ich... verstehe nicht...” Ihre Stimme erfüllte ein ängstlicher Unterton. “Du kannst mir einen großen Gefallen tun. Das machst du doch für mich, oder?” Eindringlich musterte er ihr verschrecktes Gesicht. Das blonde Mädchen schaute zwischen den beiden Männern am Tisch hin und her, als sie jedoch in die Augen des Gastes sah, zuckte sie zurück, denn in ihnen sah sie unverhüllte Gier. “Ja? Tust du das für mich, Liebling?” Sie starrte ihren Stiefvater entsetzt an. Sie wollte es nicht, egal was es war. Sie wollte nicht. Doch sie musste. “Ja, Sir.“ Knight at Night --------------- Wenn Feuer auf Wasser trifft, schimmern die eiskalten Steine wie Diamanten zum Himmel. Und jenem wird Eintritt gewährt, dem opfern der Prinzessin sowohl Ausweg als auch Eintritt in die versunkene Stadt galt. Beckett legte seine Feder auf den Schreibtisch, als eine Wache den Raum betrat: „Sir.“ „Habt Ihr meinen Auftrag erledigt?“ Der junge Cutler blickte von seinem Papier auf. „Sir, ja, Sir.“ „Gut.“ Ein leichtes Grinsen umspielte seine Lippen. „Jeder wird seine gerechte Strafe bekommen. Auch Ihr, der den Tod meines Vaters zu verantworten hat,“ murmelte er und stellte die Feder zurück in seinen Tintenkrug, „Sparrow...“ Der Captain schaute sich um. Er war nun schon drei Jahre nicht mehr hier gewesen, trotzdem war ihm die Umgebung vertraut und er grinste. Er wusste genau, was er jetzt als erstes tun würde, steuerte stets auf den Marktplatz zu, wo ihn eine Frau kichernd begrüßte. Grinsend legte er seinen Arm um sie und spazierte einige Meter, dann ließ er wieder von ihr ab und machte seinen Weg weiter bis zu einer länglichen Straße. Ein weiteres Mal sah er sich um. Winkend begrüßte er 2 Frauen. Normalerweise ginge er jetzt zu ihnen, zuvor ließ er seinen nach einem noch unbekannten Mädchen fahnden. Allerdings war seine Hoffnung darauf relativ gering und er schlenderte langsam in Richtung der tuschelnden aufreizend Gekleideten. Doch plötzlich stockte er. Erst jetzt nahm er sie war, auch, wenn sie dort die ganze Zeit gestanden hatte. Keine 18 Jahre jung, blondes Haar und ein unglaublich hübsches Gesicht. Sie war ganz sicher eine Hure, ihre Kleidung verriet sie: Kurze Stiefel bis zur Mitte ihrer schlanken Waden, ein kurzes, schwarzes Kleid mit tiefem Ausschnitt, ihre Haare trug sie offen. Doch sie war auffallend anders. Verwundert verzog er seine Augenbrauen. Sie lehnte an einer Wand. Er hatte sie hier noch nie gesehen. Sie strich sich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht und klemmte sie hinter ihr Ohr. Charmant lächelnd steuerte er auf sie zu: “Hallo, Liebes!” Sie schaute zu ihm auf: “Hallo.” Einen kurzen Moment betrachtete er sie. Bevor er etwas sagte, ließ er seinen Blick jedoch erst über ihren Körper schweifen, dann sah er ihr in die Augen. Zu seinem Verblüffen schaute sie scheu zur Seite, als wolle sie ihrem „Job“ gar nicht erst nachgehen. “Wie ist dein Name?” Einen kurzen Moment herrschte Stille. “Usio.” “Du bist noch nicht lange hier, aye?” “Nein.” Jack legte seinen Arm um sie. „Merkt man“, murmelte er, dann erhob er seine Stimme. „Du bist eigentlich viel zu hübsch für diesen Ort, weißt du das?“ Ein Grinsen durchzuckte seine Mundwinkel. “Nein”, antwortete das Mädchen einsilbig. Um einiges verblüffter als vorher verzog er seine Augenbrauen, dann beäugte er wieder ihren Ausschnitt. “Uhm...” Er schmunzelte. Eigentlich konnte er es nicht mal übers Herz bringen sie zu benutzen, aber es war ihm unmöglich, zu widerstehen. Doch er brauchte sich gar nicht erst bemühen. Usio hob ihren Kopf und schaute dem dunkelhaarigen Piraten, der sie im Arm hatte, in seine Augen. Schluckte etwas. Dann deutete sie mit einer Kopfbewegung auf eine Gasse. Jack grinste und nickte bejahend. Dort angekommen nahm er sie an ihrer Hüfte und setzte sie auf eines der rumstehenden Fässer, dann glitt er mit den Händen in ihre Kniekehlen. Eindringlich betrachtete er ihr Gesicht. “Ich brauche erst das Geld.” Sie streckte ihre Hand aus. “Hm.” Der Pirat grinste. “Was verlangt denn so eine Schönheit wie du?” “10 Schilling.“ Jack zog seine Oberlippe hoch: “Na ja”, er grinste, “was soll man erwarten?” Schnell zückte er das Gewünschte aus eine seiner Taschen und drückte es ihr in die Hand. “Da.” Sie steckte es weg, dann zog sie den Piraten näher zu sich, machte aber keine Anstalten ihn anzuschauen. Jack raunte und musterte er ihren scheuen Gesichtsausdruck. Er seufzte. Dann beugte er sich zu ihrem Hals hinunter um diesen zu küssen. Usio verzog eine Miene. Abgeneigt hob sie ihre Schulter. Davon schien er sich aber nicht beirren zu lassen und küsste sie etwas höher unter ihrem Ohr, dann ließ er von dort ab, entfernte sich aber nur einen kleinen Zentimeter von ihrer Haut und leckte sich grinsend über die Lippen. Zärtlich streichelte er ihre Oberschenkel und eine Hand ließ er langsam zwischen ihre Beine gleiten. Im Gesicht des Mädchens zeigte sich keine Regung. Ihre Zurückhaltung ließ den Captain erneut schmunzeln. Ihm schien wohl alles ganz selbst überlassen. Ein Stück näher rückend lehnte er seinen Kopf gegen die kalte Steinmauer hinter Usio. „Du hast Angst, hm?“ Sein heißer Atem stieß an ihr Ohr. Scharf zog sie Luft ein, als der Captain sich an sie drückte, dann lehnte sie ihren Kopf zurück. Jack richtete sich ein wenig auf, seine Lippen nur einige Zentimeter von ihren. „Nein..“ Schnellen Schrittes überquerte Jack den Marktplatz, ohne sich von den anderen Freudenmädchen groß aufhalten zu lassen und stand schließlich vor der altbekannten Tür. Sobald er sie geöffnet hatte, empfing ihn ein Schwall von Alkoholgestank und das Grölen der Betrunkenen. Er grinste erfreut. Er machte sich auf direktem Wege zu einem der Tische in der hintersten Ecke des Lokals, wo einer seiner treusten Männer, Mr. Gibbs, in Begleitung einer Rumflasche saß und sich mit dem Anblick zweier Frauen ungefähr drei Tische weiter begnügte. Ohne zu fragen zog sich Jack einen Stuhl heran, setzte sich an den Tisch und nahm in der gleichen Bewegung Gibbs die Rumflasche aus der Hand, die er grade an seine Lippen gesetzt hatte. Gibbs starrte ihn nur schockiert an, war es nun wegen dem Rum, oder seinem unerklärlich plötzlichen Erscheinen. Jack nahm einen tiefen Zug, dann grinste er den perplexen Piraten vor ihm befriedigt an. Gibbs verdrehte die Augen: “Gibt es irgendeinen Grund für dein nervtötend glückliches Grinsen, Captain?” “Aye... !” Jacks stark selbstgefälliges Grinsen wurde breiter. “Und der wäre?” “Weißt du, ich ging gerade durch die Straßen, auf der Suche nach ein wenig Abwechslung und dann war dort SIE!” Verwirrt runzelte der erste Maat die Stirn: “Ah, genauer?” “Ich hab' sie hier noch nie gesehen und sie war so anders.” Gibbs seufzte, nahm seinem Captain die Rumflasche aus der Hand und fragte, bevor er einen guten Zug daraus trank: “Inwiefern anders?“ “Sie war sehr jung und sie hat”, er hielt einen kurzen Moment inne und es schien so als würde er nach dem richtigen Wort suchen, “sie hat nicht wirklich auf mich reagiert, weißt du? Die anderen Frauen schmeißen sich direkt an einen ran... ” “Vielleicht war sie eine Hure mit Geschmack?” Jack verdrehte seine Augen: “Ha Ha.” Schnell klaute er sich wieder “seine” Rumflasche, und ignorierte das beleidigte “Hey!” seines ersten Maats einfach, das hatte er verdient. Gibbs verzog empört die Augenbrauen, dann entgegnete er ergeben: “Okay, erzähl weiter.” „Also, weißt du, alle Freudenmädchen“, erklärte er Gibbs, „die ich so persönlich kenne - und das sind viele, eigentlich alle - sind in einer Hinsicht alle gleich: Sie kichern unheimlich viel. So:“ Jack stieß ein sehr authentisch klingendes Kichern hervor. “Aber sie hat mich nicht mal angeschaut und war auch sonst ziemlich zurückhaltend.” Überrascht darüber, eine weitere unerwartete Fähigkeit seines Captains entdeckt zu haben, starrte Gibbs Jack an: “Du sagst sie hat nicht so”, kläglich scheiterte an dem Versuch, jenes so typische Kichern nachzuahmen, “gekichert?” Jack zog verwirrt eine Augenbraue hoch, dann fragte er skeptisch: “Was war das denn?” Einen kurzen Moment blickte Gibbs beschämt drein, dann winkte er ab: “Egal. Jedenfalls sie hat nicht gekichert?” “Nein, nur scheu zu Boden geschaut und sie hat keinen Mucks von sich gegeben, während wir-” „Ja, ich weiß schon“, unterbrach Gibbs seinen Captain. „Was du nicht sagst.“ “Und wie heißt sie?”, fragte der erste Maat nach einem kurzen Moment der Stille. Jack schwieg einen Moment und man konnte nicht genau definieren über WAS er gerade nachdachte. Entweder hatte er ihren Namen vergessen, oder er fragte sich ob er jene so wichtige Information preisgeben sollte. Er räusperte sich. “Usio.” “Ah.” Der erste Maat nahm abermals einen tiefen Schluck aus der Rumflasche, in der sich nun nur noch ein eigentlich nicht mehr und nicht weniger als eine letzter Pfütze Alkohol befand. Jack schob den Stuhl zurück und stand auf: “Ja, aber keine Sorge, für dich gibt es hier sicher auch eine die dich ranlässt, alter Mann!” Grinsend gab er ihm mit einer schwungvollen Handbewegung einen freundschaftlichen Klaps auf den Rücken. Prompt verschluckte sich Gibbs an seinem Getränk und bekam einen heftigen Hustenanfall, wobei er die Hälfte des Rums quer über den Tisch spuckte. Jack bedachte ihn nur mit einem angewiderten Blick und verließ wortlos die Kneipe. Zwei der drei Plätze, die er aufzusuchen pflegte, wenn er sich in dieser Stadt befand, waren besucht. Nun machte er sich zum Letzten auf und erreichte endlich “Charlys Eisenhandel”. Mit einem aufgesetzten Lächeln betrat er den Laden und begrüßte den alten Schmied mit weit ausgebreiteten Armen: “Charly, alter Freund!” Der Schmied sah von seiner momentanen Tätigkeit auf, blinzelte ein paar mal, rückte seine Brille gerade und erkannte dann den Mann der vor ihm stand: “Hast du dein Schiff schon wieder verloren, du alter Tollpatsch?” Mit einem leicht wehleidigen Gesichtsausdruck nickte der Captain und stützte sich mit den Händen auf dem Verkaufstresen ab. Kurz schaute er sich ein wenig um, dann schaute er bittend. Tadelnd wedelte Charly mit dem Zeigefinger: “Die Pearl ist heilig Jack, du solltest besser auf sie aufpassen!” „Aye, ich weiß.“ Jack senkte den Kopf, dann schaute er grinsend zu ihm auf. „Und ich weiß auch, wer mir da wieder aus der Patsche helfen kann!“ Der dürre Schmied verdrehte die Augen, aber dann nickte er. “Moment, bin gleich wieder da!” Er drehte sich um und verschwand in seiner kleinen Rumpelkammer gleich hinter dem Tresen. “Nein... ... nein auch nicht... aber hier hatte ich es doch irgendwo... verdammt!” Kurz erschien eine beschwichtigend wedelnde Hand im Türrahmen und es ertönte eine Stimme: “Ich hab' alles im Griff Jack! Ich hab’s gleich!” Man sah ein, zwei undefinierbare Gegenstände durch die Luft fliegen, bevor er dem zweiten der beiden Dinge mit einem genuschelten “Verdammt!” hinterher rannte, um es daran zu hindern wieder im restlichen Gerümpel zu verschwinden. Jack verdrehte genervt seine Augen. Er drückte sich von Tresen ab, dann klaute er sich zwei Schilling vom Regal und steckte sie unauffällig ein. “Hast du’s gleich mal?” “Aye!!” Schnell hastete er wieder nach vorne und knallte Jack mit einem triumphierendem Gesichtsausdruck einen Fetzen Papier auf den Tisch: “Da!” Dankbar grinsend nahm der Captain das Papier und betrachtete es eingehend. Nach einigen Sekunden tauchte sein Gesicht wieder hinter dem Fetzen auf. „Schick!“ Er lächelte, dann runzelte er irritiert die Stirn. „Was ist es?“ “Barbossa war hier.” “Oh!” Sofort flammte Interesse im Gesicht des Piraten auf. “Und?” “Na hier”, er deutete auf den Papierfetzen, “will er hin!” Nur mühsam konnte Jack die winzige Handschrift des Schmiedes entziffern: “Maya... Guana? Mayaguana? Was’n das?” Es ertönte ein genervtes Seufzen: “Eine Insel!” Jack nickte, dann nahm er das Papier und steckte es schnell in die Tasche seiner Weste. Er legte die Hände an einander und verbeugte sich dankend. “Kann ich sonst noch was für dich tun?” “Nein, nein, das war alles. Danke, mein Freund.” Er drehte sich um und war gerade im Begriff den Laden zu verlassen, als er von einem lauten “Moment!” aufgehalten wurde. Jack erstarrte in seiner Bewegung und drehte sich dann zu ihm um. “Ich hätte gerne die zwei Schilling zurück!” Charly grinste. Jack seufzte: “Aye, sicher.” Er kam zurück zum Tresen und knallte ihm die zwei Schilling vor die Nase. “Da hast du’s, elender Geizhals!” Als er ein weiteres Mal den Laden verlassen wollte, fiel sein Blick auf ein feingearbeitetes, aufgeklapptes Goldamulett, in welchem das Bild eines jungen, blonden Mädchens abgebildet war. Sie war um die 18 Jahre jung und erinnerte Jack an irgendjemanden. Plötzlich riss er die Augen auf. Das war doch dieses Freudenmädchen von vorhin! Er stutzte. “Woher hast du das?“ Seine beringte Hand deutete er auf das Amulett. “Ach das? Das ist von einem vornehmen Lord der Insel. Ich weiß nicht, ob du ihn kennst. Er hat es hier abgegeben, damit ich es repariere.” Der Pirat nahm sich das kleine Amulett und betrachtete es genauer. Dann schaute er wieder von ihm auf und sah Charly an: “Kennst du das Mädchen?” Der Schmied schüttelte entschuldigend den Kopf: “Nein. Aber es gibt um dieses Bild eine Art Legende.“ Jack hob das Amulett vor seine Nase, inspizierte er mit einem schielenden Blick, dann sah er daran vorbei zu Charly: „Und die wäre?“ „Na ja“, begann der Schmied, „Sie ist etwas langatmig. Also, vor etwa 56 Jahren lebte ein junges, wunderschönes Mädchen auf dieser Insel, ihr Vater war Fischer. Eines morgens, die See war etwas unruhig, fuhren die beiden raus aufs Meer. Als das Wetter sich jedoch kontinuierlich verschlechterte, entschloss der Fischer sich umzukehren. Kurz bevor sie jedoch den Hafen erreichten, wurde ihr Boot von einer Welle erfasst und zerschellte an einem Hang. Der alte Fischer wurde für tot erklärt, das Mädchen jedoch wurde von einem jungen Mann aus den Fluten gerettet, der daraufhin direkt wieder verschwand. Auch das Mädchen war eine Woche nach dem Unglück nicht mehr aufzufinden. Die Legende besagt, dass sie den jungen Mann heiratete und dieser kein geringerer war als William Jones selbst, der zweite Sohn von Atrion, dem Gott der Meere. Und ja, Jack, er war der Bruder von dem, der dich einst zu hundert Jahren Arbeit auf seinem Schiff verdonnern wollte.“ Jack zog seine Oberlippe hoch: „Unsinn.“ Charly grinste: „Es geht noch weiter: Damit die beiden für immer zusammen leben konnten, erbraute William eine Stadt inmitten des Ozeans, die er nach seiner Mutter Atlanta benannte, allerdings plagte ein weiteres Problem das junge Glück: William war in seiner Seele unsterblich und würde seine Liebste irgendwann verlieren. Also erhob er aus einer riesigen Schlucht einen See, dessen Wasser heilig war. Und als sie aus dem heiligen Gewässer trank, wurde auch sie unsterblich. Kurze Zeit darauf bekamen die beiden eine Tochter, die sie Shia tauften. Zur Feier der Geburt, baten sie einige Menschen in die Stadt, die sich schließlich auch dort niederließen. Zu der Zeit wurde die Stadt als eine Stadt des Glücks gekrönt, es war eine Art Paradies. Doch die Ruhe wurde schnell gestört, da all die Frauen der Insel, geblendet von der Schönheit ihrer Königin, irgendwann in einen tiefen Zorn verfielen, da alle Männer nur sie sahen. Irgendwann erzürnten sie so sehr, dass sie ihr nach dem Leben trachteten, sie durch ihre Unsterblichkeit jedoch nicht töten konnten. Eines Tages mischte sich eine Hexe unter die Menschen und fand heraus, wie es ihr gelingen würde, die Königin zu vernichten. Sie nahm die Gestalt der Schönheit an und verführte ihren Gatten. Und schon als der erste Kuss der Verräterin die Lippen des Königs versiegelten zerfiel die Königin zu Staub. Als König William von der Intrige erfuhr erzürnte er in größtem Ausmaße und riss in seiner blinden Wut die Stadt mit all ihren Bewohnern in die Tiefe, die letztlich elendig ertranken.“ Erneut war es an dem Piraten seine Oberlippe hochzuziehen: „Solche Sachen liegen wohl in der Familie, hm?“ „Die Geschichte geht noch weiter, hör zu. Um seine Tochter Shia vor dem Unglück zu schützen, trug er den Fischen auf, sie in die Heimatstadt seiner Liebe zu bringen. Als sie am Strand angespült wurde, fand sie ein junger Lieutenant, in die er sich auf den ersten Blick verliebte. Sie trug nicht mehr und nicht weniger als ein goldenes Amulett bei sich, in welchem sich ein Bild und eine Uhr mit nur einem einzigen Zeiger befand. Shia und der Lieutenant heirateten nach einigen Jahren dann und zogen in das Haus oben am Hügel.“ Charlie rückte seine Brille gerade. „Zu der Zeit lebte ich schon auf dieser Insel. Auch ich habe die Hochzeit miterlebt, sie war wirklich schön. Es schien also als habe der Lieutenant eine Vorliebe für Äpfel gehabt, da die beiden an dem großen Apfelbaum unten am Fluss vermählt wurden und das Buffet bestand fast ausschließlich aus Speisen, die-“, er hielt einen kurzen Moment inne, „Na ja, jedenfalls wurde Shia einem Jahr Ehe schwanger und auch sie gebar eine wunderschöne Tochter. Der Lieutenant allerdings hatte andere Dinge im Kopf. Immer und immer wieder redete er davon, wie gern er ein Seemann werden würde und in der Nacht auf den vierten Geburtstag seiner Tochter verschwand er plötzlich. Er war in See gestochen, wie er es sich erträumt hatte. Kurze Zeit darauf zwang ein reicher Lord der Insel Shia ihn zu heiraten. Als ihre Tochter zehn Jahre alt war sprang sie aus Verzweiflung von der Klippe, an die ihr Großvater damals ebenfalls zu Tode gekommen war, da sie es nicht aushielt, mit einem Mann zu leben, den sie nicht liebte. Sie ließ ihren zweiten Mann und ihre Tochter zurück, die der Legende nach die Prinzessin der versunkenen Stadt ist, von Atlantis. Ich selbst habe der Geschichte bis vor einem Jahr keinen Glauben geschenkt, bis Lord Roger Brough das hier“, Charlie deutete auf das Amulett, „in einer Schatulle seiner verstorbenen Frau fand. Er gab es mir zur Reparatur, da der Uhr im Inneren ein Zeiger fehlt. Allerdings ist mir aufgefallen, das es keine Uhr ist, da sie weder ein ordentliches Zifferblatt, noch ein Uhrwerk besitzt. Außerdem wird erzählt, dass das Mädchen auf dem Bild die Mutter von Shia ist. Die, die einst William Jones heiratete. Und da war noch etwas, was mich stutzig gemacht hat. Dreh es mal um.“ Kurz verwirrt dreinschauend drehte der Captain schließlich das Amulett. Eine kleine Inschrift Glänzte an dessen Rückseite. „Wenn Feuer auf Wasser trifft, schimmern die eiskalten Steine zum Himmel. Und jenem wird Eintritt gewährt, dem opfern der Prinzessin sowohl den Ausweg, als auch den Eintritt in die versunkene Stadt galt.“, zitierte der Eisenschmied. „Ich hab nachgegrübelt, was es bedeuten könne. Ich habe die Vermutung, dass es sich bei diesem Amulett um eine Art Schlüssel zu Atlantis handelt, falls es die Stadt nun wirklich gibt.“ „Dieses Zeichen...“ Jack deutete auf den eingeritzten Kelch über der Inschrift, „Das hab ich irgendwo schon mal gesehen.“ Plötzlich weiteten sich seine Augen und er griff an das Tuch, welches um seine Hüfte gewickelt war. Kurz darauf zog er eine Karte vor und rollte sie auf: „Die hab ich von Barbossa. Na ja, er hat sie mir mehr oder weniger ungewollt gegeben.“ Er grinste, dann schob er sie ein Stück näher an den alten Mann vor sich heran. Die Karte bestand aus mehreren Ringen, die sich in alle möglichen Richtungen drehen ließen. Einen kurzen Moment hielt der Pirat inne, dann drehte er den inneren Ring ein Stück nach Rechts und den Äußersten ein nach links. „Da.“ Er deutete auf einen kleinen Kelch, um den sich eine kleine Papierrolle schlang, auf der etwas geschrieben war. „The Fountain of Youth.“, las Charlie, dann schaute er auf. “Das muss der See aus der Legende sein.“ Jack nickte und es war erneut an dem Piraten zu grinsen. „Der unsterbliche Captain Jack Sparrow.“, murmelte er, dann hob er das Amulett vor seine Nase. „Und das Mädchen soll also die Großmutter dieser besagten Prinzessin sein?“ „Ja. So wird es jedenfalls erzählt.“ „Ich leih mir das mal kurz aus, aye?“ Er verneigte sich ein Stück. Dann zog er seine Karte unter Charlies Händen hervor und als er mit schnellen Schritten den Laden verlies, erklang noch ein „Danke, alter Freund“, bevor er aus der Sicht des Eisenschmieds verschwand. „Hey!“ Kurz bäumte sich Charlie auf, dann lies er sich seufzend auf seinem Stuhl nieder: „Immer diese Piraten.“ Eindringlich musterte Jack das Amulett, dann lehnte er sich in seinem Stuhl zurück. „Prinzessin...“, er zog seine Oberlippe hoch und betrachtete die Wand seiner Kajüte. Falls er dieser Legende seinen Glauben schenken sollte, wäre es an ihm diese sogenannte Prinzessin zu finden. Und wieso sah das Mädchen auf dem Bild, dieser Hure vom Nachmittag so ähnlich? Sie war ja wohl kaum die Stieftochter eines reichen Lords. Plötzlich öffnete sich die Tür seiner Kajüte. „Captain!“ Gibbs machte sich bemerkbar. „Können wir ablegen? Wir haben alles was wir brauchen.“ Der Captain jedoch zeigte keine Reaktion. Nachdenklich kniff er die Augen zusammen. “Du bist noch nicht lange hier, aye?” “Nein.” Das konnte nicht sein. Sie zitterte. Der Wind, der durch die Spalten zwischen Boden und Fenster pfiff, jagte eine Gänsehaut über ihre nackten Beine. Roger legte seine Arme um ihren Rücken und betrachtete ihr Gesicht. „Du wirst von Tag zu Tag schöner, mein Engel“, zischte er. „Langsam bist du so wunderschön wie deine Mutter…“ „Ich habe dir das Geld auf den Tisch gelegt.“ Usio zog etwas an der Decke, die sie über ihre Schultern gelegt hatte. „Ich weiß“, erwiderte Roger, dann senkte er seinen Kopf etwas und küsste ihren Nacken. „Du warst heute sehr fleißig wie ich sehe.“ Er ließ seine Hand an ihre Hüfte gleiten. „Bist du schon müde?“ Leicht streichelte er ihren Oberschenkel. „Hm? Ich nämlich no-“ Usio schreckte auf. Plötzlich schallte ein grelles, lautes Klirren durch den Raum. Zwei der kleinen Scheiben der langen Fenster hinter ihm, die vom Boden bis fast zur Decke gingen, waren zerbrochen. Hastig drehte ihr Stiefvater sich zu dem Geräusch. Kurz sah er sich hektisch um, dann seufzte er und deutete auf das zerbrochene Fensterglas. “Diese rücksichtslosen Kinder, die immer die Scheiben einschlagen!”, sagte er, dann wendete er sich wieder Usio zu. „Ja...“ Usio nickte und wieder spürte sie seine kalten Lippen in ihrem Nacken. „Ich-“, setzte sie an, doch nun wurde sie unterbrochen. Es klingelte an der Haustür. Fragend verzog sie die Augenbrauen. Roger seufzte und verdrehte die Augen: „Bleib hier, ich komme gleich wieder.“ Kurz darauf verließ er den Raum. Neugierig ging Usio zu den zerbrochenen Fensterscheiben, doch sie konnte niemanden entdecken. Seufzend schloss sie die Augen. Für einen Moment hatte sie auf einen kühnen Ritter gehofft, der sie aus den Fängen ihres grausamen Stiefvaters retten würde, doch gab es so was natürlich nur in Märchen. Erneut seufzte sie, dann öffnete sie ihre Augen wieder und blickte hinauf in den Nachthimmel. Wie es ihrer Mutter wohl ginge? Sie machte einen Schritt nach vorn, nun stand sie auf der Fußleiste des Fensters. Plötzlich weiteten sich ihre Augen und sie erzitterte. Obwohl das Fenster vor einigen Momenten noch geschlossen war, stand sie nun auf dessen Fußleiste und SIE hatte das Fenster nicht geöffnet. Sie hielt den Atem an. Etwas schloss die Arme von hinten um sie und eine Hand glitt vor ihren Mund, was sie am Schreien hinderte. “Shh...” Das Mädchen schluckte hart. Dann spürte sie den Lauf einer Pistole im Rücken. “Wenn du schreist, stürzt du uns beide in ein Unglück.” Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)