Desert Rose von Riafya (Erinnere mich nicht!) ================================================================================ Kapitel 25: Abschied -------------------- So, nach drei Tagen unangekündigter Abwesenheit (und zwar völlige Abwesenheit) melde ich mich wieder. Meine Internetverbindung hat sich nämlich verabschiedet und nun kann ich nur noch bei meinen Bruder ins Netz, wo ich jetzt allerdings übers Wochende bin und auch vorhab, die weiteren Kapitel on zu stellen. Das heißt, es kommen noch ein paar in den nächsten Tagen. ^^ Nun aber jetzt wenden wir uns mal den Kap zu. Ich finde, dass es eigentlich ein recht schönes Kapitel ist. Mir gefällt es zumindest. Ob es euch gefällt, ist allerdings eine andere Frage... Ich wünsche euch dennoch viel Vergnügen. Bis bald Eure Ayako _____________________________________________________________ Abschied Der Hund kam vorsichtig näher und stupste mit seiner dunklen Nase das Knie der jungen Schauspielerin an. Sie blickte langsam auf und lächelte traurig. “Na, Kleiner? Hast du Hunger?” Sen sah sie nur durch seine großen Augen an. Sie seufzte und stand auf. “Komm mit. Es gibt Fresschen.” Zusammen trotteten sie in die Küche und Kyoko füllte etwas Hundefutter in das Näpfchen, das neben der Tür stand. “Hier, lass es dir schmecken.” Sie kniete sich neben ihm nieder und beobachtete, wie er einen Happen nach dem anderen in seinen Maul verschwinden ließ. Plötzlich klingelte es an der Tür. Kyoko sah verwirrte auf die Küchenuhr. Es war siebzehn Uhr. Ren war also noch nicht zurück. Und Sakura inklusive Yashiro waren mit ihm unterwegs. Wer sie wohl besuchen kam? Neugierig stand sie auf und lief zur Tür, um sie zu öffnen. “Na endlich, ich dachte schon, es ist niemand zu Hause.” Sie lächelte. “Shin, was machst du denn hier?” Er drückte sie fest an sich. “Dich besuchen, Cousinchen, was denn sonst. Kann ich reinkommen?” “Ja, weil du es bist.” “Wie großzügig von dir.” Gemeinsam liefen sie ins Wohnzimmer, wo noch einige unausgepackte Kisten und ein gemütliches Sofa standen. “Möchtest du etwas trinken? Oder essen?” “Nein danke. Ich will nicht lange bleiben. Übrigens wird dein Freund heute wahrscheinlich lange wegbleiben. Er feiert zusammen mit Yashiro-san und Sakura, Sakuras Genesung.” “Ach stimmt ja, sie kann wieder laufen.” Er blinzelte. “Woher weißt du das?” “Sie hat es mit letztens erzählt, als die beiden nicht da waren”, entgegnete Kyoko schulterzuckend. “Ach so.” Stille trat ein. Eine lange, schwerwiegende Stille, die schlussendlich von Kyoko unterbrochen wurde. “Also, was willst du hier?” Er schluckte. “Ich... Habe gehört, dass du deine Mutter besucht hast.” Sie nickte, da sie ihrer Stimme nicht traute. “Ich bin mir sicher, dass es dich freut, zu hören, dass sie überlebt hat. Ihr und dem Kind geht es gut, aber sie wird kein weiteres Kind mehr bekommen können. Allerdings hat sie mir gesagt, dass sie dich nicht mehr sehen will, dir aber alles Gute wünscht.” Er sah sie durchdringend an. “Was ist da zwischen euch beiden vorgefallen?” “Nichts, was dich anginge”, fauchte sie. Er hob eine Augenbraue. “Was ist es denn geworden?” “Ein Mädchen. Du hast eine kleine Schwester.” Er wartete, damit sie etwas sagte, doch sie schwieg. “Nun, ich muss dann auch schon wieder gehen. Einen schönen Tag noch.” Er erhob sich und ging. In dem Moment, in dem die Tür zufiel, traf der erste Regentropfen auf die Erde. “Eine Galaveranstaltung? Morgen?” Rory nickte. “Ja, morgen und ich erwarte von dir, dass du daran teilnimmst.” “Aber... Eigentlich wollte ich mir mit Kyoko...” “Eure Beziehung könnt ihr auch noch an einem anderen Tag vertiefen, ich möchte, dass du dahingehts, verstanden?” Ren dachte einen Augenblick lang darüber nach, ihm zu wiedersprechen, entschied sich dann jedoch dagegen. “Ja, aber dafür möchte ich übermorgen frei haben.” Rory setzte einen Schmollmund auf, stimmte nach einer längere Diskussion jedoch zu. Gut gelaunt verließ Ren das Büro des Präsidenten und machte sich mit Yashiro auf dem Weg zum nächsten Job. Er würde wahrscheinlich wieder bis früh am Morgen unterwegs sein, aber dafür hatte er am nächsten Tag frei und könnte sich einen schönen Tag mit Kyoko machen, die zur Zeit nur wenige Jobs hatte und deshalb auch Zeit haben würde. Sakura hob beide Augenbrauen und sah ihren Gegenüber mit einen Gesichtsausdruck an, der wohl bedeuten sollte, dass sie sich nicht zwischen Lachen und Weinen entscheiden konnte. “Ich will ja nicht unhöflich wirken”, sagte sie, “aber du siehst einfach nur schrecklich aus.” Sho Fuwa verdrehte die Augen. “Ja, ich weiß. Darf ich reinkommen?” “Klar, auch wenn dein Besuch ziemlich plötzlich kommt.” Sie humpelte ein paar Schritte zurück. Im Moment übte sie mit Krücken kleinere Strecken zu überwinden, für länger brauchte sie immer noch den Rollstuhl, aber es wurde von Tag zu Tag besser. “Also, gibt es einen Grund für dein Erscheinen?”, fragte sie, nachdem sie sich ins Wohnzimmer gesetzt hatten. Er seufzte tief und starrte auf seine Hände, die er auf seine Knie gelegt hatte. Er sah wirklich schrecklich aus. Er machte den Eindruck, als hätte er seit langem nicht mehr richtig geschlafen und abgemagert war er auch. //Wahrscheinlich eine psychische Störung//, vermutete Sakura. //Eine schwere psychische Störung. Was ist nur mit dem armen Kerl passiert?// “Ich hasse deinen Bruder”, sagte er unvermittelt. Sie nickte, das wusste sie bereits. “Er hat mir alles genommen. Zuerst den Thron auf der Rangliste der beliebtesten Männer, dann meine erste Liebe, als nächstes meine zweite und gedemütigt hat er mich auch.” “Das ist ja alles schön und gut, aber warum kommst du da ausgerechnet zu mir?” “Weil ich möchte, dass du mir sagst, dass ich mir das alles selbst zuzuschreiben habe, ein absoluter Vollidiot bin und gefälligst wieder aufstehen soll, anstatt mich hängen zu lassen.” “Warum sollte ich dir etwas sagen, wenn du es schon selber weißt? Wo bleibt denn da der ganze Spaß?” “Ich würde mich besser fühlen.” “Na schön, du bist ein absoluter Vollidiot, wie kannst du dich einfach so hängen lassen? Deine Songs sind doch wirklich der letzte kitschige Mist! Nicht mal meine tote Ersatzmutter würde sich so was kaufen, obwohl sie auf solches Zeug stand! Wie konntest du dich nur so gehen lassen? Jede Beziehung geht irgendwann mal zu Ende und du bist selbst Schuld, wenn du die eine wie deine Dienstmagd behandelst und dir als Ablenkung eine verheiratete Frau aussucht! Kein Wunder, dass beide Ren mehr geliebt haben, als dich. Er hat sie immerhin als Menschen behandelt. Also gefälligst auf, hier so rumzunörgeln und steh endlich wieder auf! Ich erwarte einen neuen Nummer 1 Hit von dir, ist das klar?” Er lächelte. “Ich werde mich bemühen.” Sie grinste breit. “Und? Hat’s geholfen?” “Ja, das hat es.” Er lehnte sich auf dem Sofa zurück und sah lächelnd an die Decke. “Danke.” “Du hast übermorgen frei? Warum das denn?” Kyoko sah Ren neugierig an. “Ach, weißt du, morgen ist eine Gala und Takarada-san meinte, ich müsste daran teilnehmen. Doch ich habe ihm auf höfliche Weise klar gemacht, dass ich dafür einen Tag frei haben möchte.” “Und er hat zugesagt?” “Nun, ich war besonders höflich.” Er grinste und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Etwas fünf Minuten lang standen sie engumschlungen in der Mitte des Raumes und spielten mit der Zunge des jeweils anderen, bis sich die Schüsseln, die auf dem Herd standen, geräuschvoll meldeten. Sofort löste Kyoko sich von Ren und eilte zu ihnen. “Mist, mist, mist, jetzt kocht alles über.” Sie funkelte ihn mit gespielter Wut an. “Raus aus der Küche, sofort!” Ren grinste. “Aye, aye, Käptain. Ich nehme schon mal die Teller mit.” Damit machte er, dass er wegkam. Es dauerte nicht lange und sie saßen zusammen am reichlich gedeckten Tisch und aßen gut gelaunt. Währendessen tauschten sie Neuigkeiten aus. Das war ein tägliches Ritual geworden. Am Abend warteten sie immer aufeinander, kochten oder bestellten sich etwas und tauschten beim Essen Neuigkeiten aus. Ausnahmen gab es, wenn einer von ihnen auf eine Gala oder ähnliches musste und deshalb wahrscheinlich erst weit nach Mitternacht nach Hause kam. Doch während der jeweils andere um diese Uhrzeit meistens schlief, kam immer sofort Sen angerannt und begrüßte sein Herrchen oder Frauchen stürmisch. Gerade hatte er sich unter den Tisch gelegt und wärmte die Füße seiner beiden Besitzer. Er war ziemlich anhänglich und beide hatten ihn sehr lieb gewonnen. An diesem Abend gingen sie zeitig ins Bett. [Und zwar um zu schlafen, sie waren ziemlich fertig.] Ren schlang seine starken Armen um Kyoko und sie kuschelte sich an ihn. Es war so friedlich und angenehm. Warum hatte es nicht immer so sein können? Mitten in der Nacht wachte Kyoko auf und merkte dass ihr Tränen, die Wangen runterliefen. Warum? Später war sie davon überzeugt, dass es eine Vorahnung gewesen war. Eine Vorahnung auf das, was am nächsten Tag passieren sollte. Niemand hatte damit gerechnet, auch wenn es mehr als genug Anzeichen dafür gegeben hatte. Doch die Menschen sind blind und sehen nur das, was sie sehen wollen. Denn manchmal ist es besser, nichts zu sehen. Aber ist das wirklich die beste Lösung? Der nächste Tag brach an und Ren verabschiedete sich mit einem leidenschaftlichen Kuss von Kyoko, als er das Haus verließ und zu dem wartenden Yashiro lief. Kyoko erinnerte sich noch oft daran. Er trug ein weißes Hemd und eine stilvolle Jeans. Seine Haare waren achtlos zerwuschtelt und würden von einer Stilistin in Ordnung gebracht werden müssen. Er hatte gelächelt, in letzter Zeit hatte er oft gelächelt. Er war offenbar sehr glücklich mit ihr. Und sie auch mit ihm. Aber an diesem Tag hatte sie ein seltsames Gefühl, das sie den ganzen Tag nicht loslassen würde. Nicht einmal. Dann fuhr er davon, er winkte ihr noch mal und sie winkte auch. Später wünschte sie sich, sie hätte ihn zurückgerufen. Aber in diesem Moment wusste sie ja noch nicht, was passieren würde. In seiner Mittagspause besuchte er zusammen mit Yashiro Sakura. Sie hatte zur Zeit Semesterferien und war in Hochzeitsvorbereitungen versunken. Denn sosehr sie diese ganze Vorstellung am Anfang gehasst hatte, nun hatte sie sichtlich Gefallen daran gefunden. Da Yashiro wusste, dass sie nicht besonders wild auf eine Feier war, hatte er ihr und ihren auserwählten Brautjungfern (Kyoko, Misaki und Sakuras beste Freundin, nicht zugvergessen Midori, die es sich nicht nehmen ließ zu helfen) überlassen, was er inzwischen allerdings bereute, da er gerne eine traditionelle Hochzeit gehabt hätte, doch Sakura wollte unbedingt in der Kirche heiraten. “Mit Gottes Segen”, erklärte sie gut gelaunt. “Außerdem wird Dad sich freuen, mich zum Traualtar führen zu können.” “Na, dann solltest du aber noch ein bisschen üben, nicht das du uns noch hinfällst”, antwortete Ren grinsend. Dafür hätte er beinahe eine Krücke an den Kopf bekommen, aber er war schnell ausgewichen. Nun saßen sie alle zusammen auf dem Sofa und tranken Sakuras Lieblingstee. “Wie sieht eigentlich zur Zeit die Gästeliste aus?”, wollte Ren wissen. “Na ja, da seid zum Beispiel ihr beide und ich warne euch, wenn auch nur einer von euch es wagt, an diesem Tag nicht zu erscheinen, kann er sein blaues Wunder erleben, klar?” Sie sah die beiden streng an. Yashiro grinste. “Nun, dann wirst du uns früh genug Bescheid sagen müssen, damit ich Rens Termine bis dahin absagen kann, denn dann habe ich auch automatisch Zeit.” “Ja, und nach der Trauung lässt du mich mit den Gästen allein, oder was? Wehe, ich warne dich nur dieses eine Mal. Wenn du das machst, sind wir einen Tag später schon wieder geschiedene Leute.” “Ah, ihr wollt also so eine Prominentenehe machen und einen neuen Rekord des Geschiedenseins nach der Eheschließung aufstellen, was?” “Du hast es erkannt”, antwortete beide im Chor. “O.k., wer ist nun noch auf der Gästeliste?” “Na ja, Dad, Yashiros Eltern und Familie, die du eh nicht kennst, von denen, die du kennst zuallererst mal du, dann natürlich auch Kyoko, Midori plus Familie, Misaki, Mr. Teen, Nate, ein paar meiner Freunde, Takarada-san, Maria-chan, Sawara-san, Sho, puh, wir kommen sich auf über hundert Leute.” “Das heißt, die Kirche wird ziemlich voll... Moment, Sho, du lädst doch nicht etwa Sho Fuwa ein?” “Doch, auch wenn du ihn nicht leiden kannst, sind wir so was wie Bruder und Schwester und da ich dich auch einladen, werde ich meinen anderen Bruder nicht außen vor lassen.” “Bruder und Schwester?”, wiederholte Yashiro amüsiert. “Die Uni sollte schleunigst wieder beginnen, damit du wieder klar um den Verstand wirst.” “Hey, das war jetzt nicht gerade die feine englische Art, mein Lieber.” Ren beobachtete lächelnd, wie die beiden sich kappelten. Doch schon bald wurde es Zeit zu gehen und sie erhoben sich. Yashiro gab seiner Verlobten noch einen Abschiedskuss und lief zum Auto. Gerade als der Schauspieler ihm folgen wollte, hielt Sakura ihn zurück. “Du kommst doch zu meiner Hochzeit, nicht wahr, O-nii-chan?” Ren lächelte. “Natürlich. Aber davor möchte ich eine Einladung erhalten. So eine richtig kitschige, bei deren Anblick mir schlecht wird, o.k.?” Sakura lachte. “Klar, das kann ich arrangieren.” Doch plötzlich sah sie ihn mit einem besorgten Blick an. “Was ist?”, fragte er überrascht. “Ich weiß nicht. Ich hab irgendwie ein schlechtes Gefühl.” “Keine Sorge, ich werd schon zu deiner Hochzeit erscheinen. Versprochen.” “Ich nehme dich beim Wort, Bruderherz.” Dann umarmte sie ihn plötzlich und er erwiderte die Umarmung überrascht, aber herzlich. “Sei bitte vorsichtig”, murmelte sie. “Das werd ich. Bis bald.” Er wandte sich um und stiefelte zum Auto. Sakura beobachtete, wie er einstieg und fortfuhr. “Bis bald”, murmelte sie und spürte, wie eine Träne an ihrer Wange hinunterlief. Sie wusste nicht woher, aber sie wusste, dass das kein einfacher Abschied gewesen war. Der Regen wurde immer stärker, bis sich ein sintflutartiger entwickelte. Das Leben ist ungerecht. Aber wir können auch nichts daran ändern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)