Eisengel von Gepo (Einige Monate später) ================================================================================ Kapitel 8: Kimmkorn ------------------- Mein Herz, mein Herz, mein gold’ne Brust, den Körper füllst du mir mit Leben, schweigst in Trauer, schreist in Lust, lässt die Glieder in Ekstas’ erbeben. Und heiß umschließt mein brennend’ Blut, das brodelnd durch die Adern schießt, erweckt in mir die kalte Glut, die wärmt uns unser inner’n Biest. Harry löste sich von dem Blonden, warf einen schnellen Blick auf ihre Hände, die sich instinktiv ineinander verhakt hatten und trennte auch diese Verbindung. Sie mussten nun beide die Männer sein, die ihre Rollen ihnen vorgaben. Harry Potter, Retter der Nation, Träger des Orden des Merlin erster Klasse, Schülersprecher, Quidditchkapitän, Idol der Jugend. Draco Malfoy, Oberhaupt des edlen Geschlecht der Malfoy, Vertrauensschüler, Quidditchkapitän, das Mysterium mit dem Hauch des Bösen. „Setzen sie sich.“, wies die Direktorin die beiden an, was diese wortlos befolgten, „Ihr Privatleben geht mich nichts an, aber diese unerhörten Vorwürfe schon, besonders die gegen Mister Malfoy. Ich werde noch heute eine öffentliche Stellungnahme abgeben. Sie beide möchte ich bitten keinerlei Wort an die Presse verlauten zu lassen, egal, worum es geht. Und sollte irgendwer, egal wer, nach ihrer Beziehung zueinander fragen, werden sie einfach schweigen, egal, ob es ein Journalist, ihre Verlobte oder ihr Haustier ist. Je mehr sie sich selbst gegen die Vorwürfe wehren, desto mehr werden sie sich erhärten. Beginnen sie daher auch nicht demonstrativ irgendwelche Beziehungen. Seien sie einfach sie selbst, als hätte es diesen Artikel nie gegeben. Ignorieren sie alle, die sie zu diesem Artikel befragen. Haben sie mich verstanden?“ „Ja, Professor.“, erwiderte der Jüngste, „Aber ich habe dennoch Einwände.“ „Bitte.“ „Ich denke, dass eine einzelne Stellungnahme von unserer Seite nicht schaden kann. Wir können zu solchen Vorwürfen nicht einfach schweigen. Natürlich wird man uns aus allem, was wir tun, einen Strick drehen, aber ich denke ein Brief, der original abgedruckt wird, kann unserer Sache behilflich sein. Ebenso wie die Anzeige wegen Verleumdung.“, Harry atmete tief durch, „Außerdem... nun...“, er wandte den Blick ab. „Was ist?“, flüsterte der Blonde an seiner Seite ihm zu. „Es gibt einen Vertrag.“, eröffnete der Schwarzhaarige, „Dieser besagt, dass es Rita Kimmkorn nicht erlaubt ist Lügen oder falsche Verdächtigungen über mich zu veröffentlichen.“ Die Direktorin hob die Augenbrauen. „Sollte sie es doch tun...“, sie hob das letzte Wort. „So wird sofortig eine Anzeige beim Zaubereiministerium gegen sie erstattet, da sie ein unregistrierter Animagus ist.“, beendete der Jüngste ihren Satz. Schweigen kehrte in die Runde ein. „Du bist ein Genie.“, meinte der Blonde tonlos. „Mister Malfoy...“, die Schulleiterin seufzte tief, „Solcherlei Heimtücke ist mir eher von Slytherins vertraut, Mister Potter.“ „Der Junge hat siebzehn Jahre lang einen Teil der Seele des dunklen Lords mit sich herum geschleppt. Irgendeinen Einfluss muss das ja haben.“, schnarrte der ehemalige Zaubertränkelehrer. „Danke, ich weiß, dass ich kein Stück intelligent bin.“, erwiderte Harry mit schwer unterdrückter Wut, „In diesem Fall war es aber Hermines Werk. Die Slytherineigenschaften hat also sie.“ „Ich wusste, ich habe die richtige Vertretung für mich gewählt.“, ein kurzes Lächeln fuhr über McGonagalls Züge, bevor sich die Furchen in ihrem Gesicht wieder glätteten, „Nun gut, es werden also zwei Anzeigen erstattet. Die Animagusanzeige wird von der Schule erhoben, die Verleumdungsanzeige von ihnen beiden – jeweils eine, um es genau zu nehmen. Die Ministeriumsmitarbeiter werde ich für heute Nachmittag nach dem Unterricht bestellen. Nutzen sie ihre Mittagspause, um diesen Brief zu formulieren und geben sie ihn dann an mich, bitte.“ „Sehr wohl, Professor.“, antwortete Draco für sie beide. „Wer weiß alles von der Animagusangelegenheit und kann Beweise vorbringen?“ „Hermine. Sie hat ermittelt, Kimmkorn gefangen genommen und den Vertrag unterzeichnen lassen. Sie hat die Beweise.“ „Wäre sie nicht muggelstämmig, wäre sie wohl wirklich in mein Haus gekommen...“, murmelte Snape vor sich hin. McGonagall schien auf dieselben Worte zu reagieren: „Gefangen genommen?“ „Äh...“, das war jetzt ungünstig gewesen, oder? „Sie verwandelt sich in ein Insekt... Hermine hat sie in ein Glas gesperrt... nur kurz.“, Harry konnte die Blicke der anderen auf sich spüren. „Sie ist wirklich eine begabte Hexe.“, brummte der alte Dumbledore vergnügt. „Und hat gleich Unterricht.“, warf der Grauäugige ein, „Mit uns.“ „Sie haben Recht, Mister Malfoy, sie beide müssen zum Unterricht. Denken sie an meine Worte und nutzen sie ihre Zeit. Sie dürfen die Hausaufgaben des heutigen Tages ausfallen lassen, wenn ich bis heute Abend den geplanten Brief in den Händen halte.“ „Eigentlich hatte ich ihr andeuten wollen, dass sie uns den Tag frei geben könnte...“, murmelte der Blonde, während sie mit der Treppe zum Wasserspeier hinab fuhren. „Draco, seinen Ruf zu retten ist eine Freizeitbeschäftigung.“, Harry seufzte tief, „Und keinerlei Belastung, wie du siehst.“, er lehnte sich gegen den Größeren und kuschelte seinen Kopf an dessen Schulter. „Du bist ein Kriegsheld... man erwartet. dass du mit so etwas spielend fertig wirst.“, dieser festigte seinen Stand, um Harry halten zu können. „Und du Oberhaupt einer der mächtigsten Adelsfamilien. Von dir erwartet man es ebenso.“, sie erreichten das Treppenende, wo sie sich zwangsläufig voneinander lösen mussten, um Richtung Klassenraum gehen zu können. „Also kein frei.“, schlussfolgerte Draco, bevor er im Gang stehen blieb, nach dem Arm des Jüngeren griff und ihm tief in die Augen sah, als er sich umdrehte, „Harry... was in diesem Artikel ist wahr?“ Der Schwarzhaarige schluckte. Warum musste er diese Frage beantworten? Warum unbedingt ihm? Seit Rons Worten gestern hatte er nachdenken müssen... ob es wahr war... was Draco für ihn war. Was er für ihn sein sollte. Und was er wollte, dass er es war. „Ich... ähm...“, er wandte den hochroten Kopf ab, „Rons Worte... das hat er gesagt... ich habe nicht behauptet, ich sei schwul, er hat es einfach so verstanden... mich widerwärtig und so genannt.“, gut die wirklich wichtige Antwort umschifft, „Aber ansonsten ist das alles echt Mist.“ „Was bin ich für dich, Harry?“, formulierte Draco seine Frage neu. Der Gryffindor schwieg. Er wäre ja selbst froh, wenn er antworten könnte. Aber er konnte nicht. Was sollte er schon sagen? Draco sah verdammt gut aus und er hatte selbst schon bemerkt, dass er ihn viel zu viel anstarrte. Aber sagte das irgendetwas aus? Er fühlte sich wohl in seiner Nähe, er sprach gern mit ihm, so gern, wie er mit ihm schwieg. Seinetwegen könnten sie noch viel öfter zusammen sein. Er vertraute ihm, er war schon ein Teil seiner kleinen Familie. Aber sagte das irgendetwas aus? „Wir müssen zum Unterricht. Lass uns das später klären.“, meinte Harry mit noch immer angewandten Gesicht. „Harry...“ „Draco.“, die giftgrünen Augen fixierten den Älteren, „Bitte. Bitte lass es gut sein. Wenigstens, bis diese Sache geklärt ist.“, er drehte sich wieder in die Richtung, in die sie gehen mussten, doch wurde gestoppt von Armen, die sich um seine Taille legten und ihn an den Älteren zogen, „Draco!“ „Nein, Harry. Nein. Lauf mir nicht wieder davon. Ich versuche gerade kalt zu bleiben, ganz wie es mir gelehrt wurde. Ich will das jetzt aufrecht erhalten.“, die Arme legten sich sanft um Brust und Bauch, während der blonde Schopf auf seinem Schulterblatt Platz fand, „Ich versuche nur logisch zu denken. Ich weiß, ich bin ziemlich verwirrt, besonders was dich angeht. Du wahrscheinlich genauso.“, das konnte man laut sagen! „Aber wenn wir jetzt Kimmkorn wegen Verleumdung verklagen und morgen ein Paar sind, weil wir uns entscheiden unsere Träume füreinander über den Haufen zu werfen... bitte, versteh doch... wir brauchen eine feste Position. Sind wir Freunde? Sind wir gute Bekannte? Sind wir heimliche Geliebte? Sind wir ein Paar? Was sind wir, Harry? Was ist das zwischen uns?“ „Ich weiß es nicht...“, flüsterte Harry nur, „Ich weiß es doch nicht...“, er atmete tief durch und straffte den Rücken, was Draco ein wenig von ihm löste, „Aber ich weiß, dass ich Ted ein normales Leben bieten will. Und das kann ich nicht mit dir an meiner Seite. Sollten wir plötzlich ein Paar werden, werden die Konservativen ihn mir wegnehmen, dich wird man nach Askaban zurückstecken wollen. Wir dürfen nicht zusammen sein. Wir dürfen einfach nicht.“, er drehte sich ein wenig, um in Dracos gerötete Augen zu blicken, „Das macht die Frage müßig. Wir sind kein Paar, wir werden nie eins sein. Es ist egal, was uns verbindet, wir sind Freunde. Niemals mehr als das.“, wie abwesend hob er die Hand und strich mit der Rückseite seines Zeigefingers Dracos Hals von unten bis zum Kinn hoch und betrachtete die vollen Lippen, „Auch, wenn auch ich denke... dass wir... sehr nahe stehende Freunde sind...“, er spürte das Blut schon wieder in seine Wangen schießen. Doch Dracos glückliches Lächeln war diese Überwindung wert. Harry und Draco betraten den Klassenraum demonstrativ gemeinsam. Genau so, als hätte es den Artikel nie gegeben. Genau so, wie geplant. Wie erwartet. Wie erwartet wurde es auch urplötzlich still und alle Köpfe wandten sich zu ihnen, während sie in ihre jeweiligen Reihen gingen und Platz nahmen – Draco neben Zabini, Harry neben Ron. Der dunkelhäutige, extrem gut aussehende Freund des Blonden warf ihm nur einen kurzen musternden Blick zu, nickte und sah wieder auf seine Unterlagen. Ron hingegen war ein ganz anderer „bester Freund“. Natürlich würde er sich nicht für seine Worte entschuldigen, auch wenn er wahrscheinlich wusste, dass er Mist gebaut hatte. Das hatten sie im vierten Schuljahr schon einmal durchgekaut. Nur war diesmal keine Eule namens Hermine anwesend, die zu vermitteln versuchte. „Guten Morgen.“, grüßte die Professorin Granger reserviert ihre Klasse, nachdem sie noch einen kurzen Blick in Teds Korb geworfen hatte, der auf ihrem Pult stand, „Da nun alle anwesend sind, wollen wir beginnen. Für heute ist die Verwandlung zum Animagus angesetzt.“, sie ließ ihren Blick zu Harry schweifen, der ihr aufmunternd zunickte. Egal, was sie jetzt von ihm hielt, für sie war das hier schwer, sie hatte die Verwandlung erst vor zwei Wochen gemeistert. Und er war es gewesen, der noch einmal haarklein alles mit ihr durchgegangen war, wodurch er die Theorie praktisch auswendig konnte. Das machte die erste Stunde reichlich langweilig und gab ihm genug Zeit einige Stichpunkte für den Brief schon einmal zusammen zu stellen. Wenn ihnen kaum Zeit gegeben war, musste er sie sich halt nehmen. „Gut, nach der Pause beginnen wir mit den Verwandlungsübungen.“, die Professorin klatschte einmal in die Hände und riss Harry somit aus der Konzentration. Sein Kopf schnellte in die Höhe. drehte sich kurz nach links und rechts, wo alle anfingen zu quatschen und senkte sich wieder. Alles klar, fünf Minuten Pause. „Was machst du da?“, fragte Draco, der sich zu ihm gedreht hatte. „Denken.“, er schrieb den Satz zu Ende und reichte dem Blonden das Blatt, „Brainstorming.“ „Hm...“, der Ältere nahm die Feder aus Harrys Fingern, schnellte mit dem Blick über die Zeilen und begann in seiner eleganten Schrift einige anzufügen, nachdem er ein paar Worte gestrichen und durch neue ersetzt hatte. „Hat euch McGonagall zu einer gemeinsamen Strafarbeit verdonnert?“, fragte Zabini in seiner normalen desinteressierten Tonlage nach. „Nein, das ist eine öffentliche Stellungnahme.“, der Blonde sah auf, „Harry, deine Punkte drängen uns viel zu sehr in die Defensive. Du rechtfertigst und erklärst. Ich würde einen weit aggressiveren Weg vorschlagen, um Kimmkorn zum Gesprächsthema zu machen und von uns abzulenken.“ „Inwiefern?“ „Nun, nimm die älteren Artikel über dich und zeige daran, wie sehr sie an der Realität vorbei gleitet. Eine rein faktische Argumentation, warum Kimmkorn nicht seriös ist, wäre mein allererstes Anliegen. Wir dürfen die faktische Ebene nur nicht verlassen. Erst danach sollte ein solch diplomatischer Weg wie deiner gewählt werden.“ „Du willst Kimmkorn ruinieren?“, stieß der Schwarzhaarige entsetzt aus. „Darf ich dich an deine Worte von heute morgen erinnern? Der Vertrag...“, Dracos Blick schien ihm entgegen zu schreien, was für ein Vollidiot er war. Natürlich war es seine eigene Idee gewesen Kimmkorn zu ruinieren – Draco tat nur seinen Teil dazu. „Aber ich habe doch die Artikel nicht. Bräuchten wir die nicht für so etwas?“ „Dass du sie nicht hast, heißt nicht, dass sie für uns unerreichbar sind.“ „O ja, dein Fan hat die Wand damit tapeziert.“, Zabini warf ein Grinsen über die Schulter. „Welcher Fan?“, Harry blinzelte verwirrt. Der Dunkelhäutige räusperte sich und ließ mit vor dem Mund gehaltener Hand die Schultern beben, bis Draco ihm in den Arm kniff. „Denkt an die Handbewegung. Nur die Handbewegung. Noch ohne Kraft und Wille zur Verwandlung. Macht diese Bewegung nun bitte zwanzig Mal.“, die Schüler zeichneten vor sich ein Zeichen in die Luft, was die Verwandlung zusammen mit den richtigen Worten auslösen würde. Je genauer es gezeichnet war, desto einfacher die Verwandlung – Harry erinnerte sich daran Sirius niemals dieses Zeichen machend gesehen zu haben. Er hatte wohl genug Übung im Leben gehabt. Die Professorin ging währenddessen herum und korrigierte die Schüler. Ron hätte sie wohl am liebsten ein Buch über den Kopf gezogen, so wenig enthusiastisch zeigte er sich. Harry hingegen gab für sie das Beste, auch wenn er eigentlich mit den Gedanken woanders war. „Nun übt bitte die genaue Aussprache der Wörter und macht das Zeichen dazu. Meum animago transformo.“, sie zog dazu das Zeichen. Harry sprach es einige Male und übte. Vielleicht sollte er einfach auch mal den Rest machen? Er würde es wohl kaum schaffen, also würde es auch keinem auffallen, oder? „Aaargh!“, schrie ein Mädchen links von ihm auf und starrte auf den Schmetterling, der um ihren Kopf herum flog. „Lavender!“, die Professorin schlug die Hände über dem Kopf zusammen, „Ich habe doch noch gar nicht erklärt, wie man sich zurückverwandelt!“, sie schüttelte seufzend den Kopf und wandte sich ab, um nach dem Lehrbuch zu greifen. Hermine war wohl echt überreizt. Eigentlich dürfte sie wie auch er den Zauber auswendig kennen, mit dem man jemanden in seine Gestalt zurück zwingen konnte. Doch Ron kam ihm zuvor den Zauber zu sprechen – anscheinend hatte auch er ihn nicht vergessen. In Sekundenschnelle lag eine Lavender in menschlicher Form halb auf einem Tisch, halb auf Seamus, der in der Reihe vor ihr gesessen hatte und über den sie gerade geflogen war. „Danke, Ron.“, die Hexe fuhr sich durch die Haare, „Zwanzig Punkte für die Verwandlung, zwanzig für die Rückverwandlung. Sehr gut, Gryffindors. Zehn Punkte Abzug für Widersetzen einer Arbeitsanweisung.“, sie sah das Mädchen scharf an, „Geht es ihnen gut, Lavender?“ „Ja, ja...“, sie sprang hektisch – hochrot – von Seamus Schoß, „Danke...“ Den Rest der Stunde verbrachte die Lehrerin mit der Erklärung, wie man sich zurückverwandelt. „Harry?“, der Schwarzhaarige warf einen Blick über die Schulter, blieb stehen und drehte sich zu der Professorin, die ihnen nachkam. „Was ist, Mione?“, er spürte, wie Draco instinktiv näher zu ihm rückte, sich irgendwo schräg hinter ihn stellte. „McGonagall hat eine Leiterkonferenz einberufen, ich kann mich also nicht weiter um Ted kümmern. Und Luna und Ginny konnte ich leider nicht finden. Soll ich um eine Sondererlaubnis bitten oder kannst du ihn übernehmen?“ „Uh... werde ich wohl tun. Aber ich habe in den Gewächshäusern Unterricht...“, er kratzte sich überlegend am Kinn, „Kannst du dich vielleicht für den nächsten Unterrichtsblock um Ted kümmern, Draco?“ „Ich?“, der Blonde wich einen Schritt zurück, „Aber... ich... ich kann das doch nicht. Was soll ich denn tun?“ „Regelmäßig Atmung und Temperatur überprüfen und mich rufen, sollte etwas sein. Das ist alles.“, Harry lächelte ihm zu, „Ich kann dir auch kurz alle Griffe zeigen, die du dafür brauchst. Es ist wirklich nichts Schweres.“ „Harry...“, die Professorin trat näher an den schwebenden Korb, „Denkst du wirklich, dass-“ „Ich vertraue ihm.“, er bedachte sie mit einem längeren, tiefen Blick, den sie stumm zu erforschen schien, als würde sie in seinen Augen nach dem geringsten Funken Zweifel suchen. „Harry...“, sie sah zu dem anderen jungen Mann, „Ich möchte dich nicht beleidigen, Malfoy, bitte verstehe, dass ich mir nur Sorgen mache. Sowohl Harry als auch dieses Kind sind so wichtig für mich, ich würde ohne zu zögern noch einmal für sie in den Krieg ziehen.“, Harry konnte den Adamapfel des Blonden ab und auf fahren sehen – im Gegensatz zu ihm selbst war er bei Hermines Folterung dabei gewesen, „Es ist erst zwei Jahre her, da hatten Harry und ich einen schrecklichen Streit, wo es um dich ging. Es war der Anfang des sechsten Schuljahres und er tat geradezu alles, um mich davon zu überzeugen, dass du das Todessermal bereits erhalten hattest.“, der Blonde griff nach seinem Arm und umfasste ihn hart, „Ich wollte es einfach nicht glauben. Ich verachtete dich, aber ich dachte, dass du nicht so weit gesunken wärst. Ich habe vertraut, dass es noch nicht zu spät für dich ist.“, worauf wollte sie hinaus? „Harry wiederum hatte keinerlei Zweifel... und er hatte Recht.“ Die Nägel des Blonden bohrten sich in die Robe, unter der das Mal auf seiner Haut prankte. Harry hatte es gesehen. Es war blasser, aber noch immer frisch. Wahrscheinlich würde es ewig bleiben... „Vor einigen Monaten kam er auf mich zu und erklärte mir, du seist jetzt ein anderer Mensch, du hättest dein altes Selbst abgelegt. Ich habe ihm wiederum nicht geglaubt. Dabei hatte er dich auch erneut besser als jeder andere durchschaut.“, kurz blinzelnd hob der Größte den Blick zu ihr, „Jetzt sagt er, er vertraut dir. Ich weiß nicht, was euch verbindet und vorerst will ich mich auch daraus halten, weil ich nicht in den Streit zwischen Harry und Ron verwickelt werden möchte. Aber dennoch... die Erfahrung zeigt, dass sein Wort im Bezug auf dich stimmt, bitte verstehe dennoch meine Angst. Harry ist mein bester Freund. Wir haben Dinge erlebt, die uns näher zusammengebracht haben als viele andere. Solltest du Harry verletzen, kann ich dir Schmerzen jenseits von Gut und Böse versprechen und dasselbe gilt für Ted. Er ist ein Neffe für mich und er ist Harrys Sohn. Also wehe einem von beiden wird auch nur ein Haar gekrümmt.“, ihr Ton war scharf zum Ende hin. Sollte Harry gefragt werden, er würde sagen, sie meinte diese Warnung vollkommen ernst. Es war wirklich nicht genau fassbar, ob sie die Beziehung nun gut hieß, aber sie würde wohl ein Auge auf sie haben. Zu demselben Schluss schien Draco zu kommen, denn er nickte mit ernster Miene. Anscheinend verstand er Hermine... Dank sei allen, wenigstens ein Problempunkt weniger. Ob er sie als reinblütiger Malfoy wirklich hassen musste? Vielleicht konnten sich beide doch irgendwann verstehen. Zumindest ließ die Brünette den Korb zu dem Slytherin gleiten, der ihn mit einem geflüsterten Wingardium Leviosa übernahm. „Verstanden?“, Harry lächelte auf Dracos Nicken hin. War wohl auch er zu der Meinung gekommen, dass es nicht übermäßig viel abverlangte auf ein sechs Monate altes Baby aufzupassen, wenn man für fast alle Fälle aufgeklärt war und sonst jederzeit jemanden rufen konnte. „Wird schon schief gehen. Nicht wahr, Teddy?“, er strahlte das Kind in seinen Armen an, das mit einem Lachen erwiderte und nach einer der blonden Strähnen grabschte, die Draco nicht in seinen Zopf gebunden hatte. „Ich sehe, ihr kommt gut miteinander aus.“, Harry beugte sich über das Kind und setzte einen Kuss auf dessen Stirn, „Bis später, Ted.“, er hob den Kopf wieder, blickte kurz die die nebelgrauen Edelsteine des Älteren und zögerte einen kurzen Moment, doch streckte sich auch zu diesem und tupfte mit seinen Lippen auf dessen Wange, „Bis gleich, Draco.“ Mit einem Winken wandte er sich um und schritt erhobenen Hauptes mit festem Gang aus dem Klassenzimmer zu seinem nächsten Unterricht. „H- Harry?“ „Ja, Professor Longbottom?“, der Jüngere wusch noch das letzte Gerät ab, das sie eben benutzt hatten. „Nein, Harry... mal was Persönliches.“, Neville senkte etwas beschämt den Blick. „Was denn?“ „Hast du- also... ist da wirklich etwas... na ja...“, er schluckte, „Ich meine... wegen dem Artikel... also- das mit Malfoy-“ „Ich wurde angewiesen zu schweigen.“, Harry lächelte ihm zu, „Benutze Augen und Verstand und bilde dir eine eigene Meinung, Neville.“ „Aber...“, der Professor schloss den Mund, sah ihn an und seufzte, „Liebst du ihn?“ „Wie gesagt: Benutze deine Augen.“, der Grünäugige strahlte sein Gegenüber an. „Colin Creevey hat einen Nachfolger bekommen.“, stellte Draco trocken fest. Creevey? Der kleine Fotograph, der im Krieg gefallen war? Ein Nachfolger? „Wetten, dass er die Fotos noch heute an den Meistbietenden verkauft?“, er seufzte tief, „Und wetten, das wird der Tagesprophet sein?“ „Soll er doch. Je mehr sie schreiben, desto mehr werden sie verklagt.“, der Schwarzhaarige beugte sich über den Babykorb, in dem Ted wieder einmal schlafend lag, „Und, war er brav?“ „Sehr.“, ein Lächeln erhellte die Züge des missgelaunten Malfoy, „Er hat einige Übungen gemacht sich umher zu rollen, aber ist schnell wieder eingeschlafen. Atmung und Temperatur sowie Puls waren so, wie du es mir erklärt hast. Ich glaube, es geht ihm gut.“ „Wunderbar.“, er überprüfte die Werte ihm Schnellverfahren noch einmal selbst, doch Draco hatte alles richtig festgestellt, „Ich bin leider mit der Stellungnahme nicht weitergekommen. Du?“ „Oh ja.“, er zog eine Rolle Pergament hervor, „Ich habe eine Erstfassung geschrieben. Da muss aber auf jeden Fall dran gefeilt werden.“, er reichte sie dem Jüngeren, der sich mit ihr an einen Tisch nahe der Fenster setzte. „Das klingt reichlich steif.“, stellte Harry schon nach den ersten Zeilen fest, „Aber der Inhalt ist gut. Darf ich es als Vorlage verwenden?“ „Sicher.“, Draco hob vorsichtig den schlafenden Ted aus dem Korb und setzte sich mit ihm im Arm zu dessen Vater. Er rührte sich kaum, saß stoisch schweigend auf dem harten Holz, bis Harry eine halbe Stunde später eine neue Version zu ihm herüber schob. „Hm...“, er ließ sich Zeit mit den Lesen, „Das klingt auf jeden Fall gut. So können wir das McGonagall geben.“, sein Gesicht blieb ernst, während er sich zurück lehnte und Ted beobachtete, der seinen Finger einspeichelte, „Harry?“ „Ja?“, der Schwarzhaarige rückte mit dem Stuhl näher. „Glaubst du, das hier bringt eigentlich irgendetwas?“ „Was?“, die Lider und Lippen klafften auseinander, „Draco, das ist nicht dein Ernst... natürlich bringt es etwas!“ „Und was?“, der Blonde seufzte, „Der Stein ist losgetreten, oder? Am Rollen können wir ihn auch nicht hindern. Für die Welt sind wir Abschaum.“, seine Miene verzog sich, „Für mich ist es eh egal, ich war es schon vorher. Sie können mir noch das geben, was ich sowieso verdient habe.“, Askaben? Verdient? Draco... „Meine Mutter werden sie trotz allem freilassen und sie wird sich irgendwie durchschlagen. Sie wird aussagen von ihrem Mann gezwungen worden zu sein und als Black weiterleben. Nur du...“, auf Harry richtete sich ein von Tränen erfüllter, verzweifelter Blick, „Es tut mir Leid. Es tut mir Leid, dass meine Existenz dich so belastet. Das ist alles meine Schuld. Wenn es mich nur nicht gäbe, dann wäre so viel Schlimmes-“ Ein Faustschlag schleuderte Dracos Kopf zur Seite. Ein Knacken, weit aufgerissene Lider, eine sich langsam rot färbende Wange. Ted nuckelte weiter an dem Finger, uninteressiert an der Erschütterung des Körpers, der ihn hielt. „Hör sofort damit auf.“, befahl Harry. „Es tut mir-“ „Schluss!“, seine Stimme hatte sich gehoben, doch Draco gehorchte diesmal, „Draco, ein für alle Mal: Dass es dich gibt, sorgt dafür, dass die Welt ist, wie sie ist. Und ich liebe diese Welt. Und auch wenn unsere Situation derzeit reichlich bescheiden aussieht, so ist es doch ein Fehler vieler Menschen. Ja, dich trifft Schuld daran, ebenso wie sie mich trifft. Aber das ist lange kein Grund so einen Selbsthass zu schieben. Du büßt genug für das, was du getan hast.“ „Solche Sünden sind nicht zu vergeben...“, murmelte der Ältere. „Draco... bitte hör auf, bitte.“, Harry sackte in sich zusammen, „Ich kann damit nicht umgehen. Ich halte dich nicht aus, wenn du solche Sachen sagst... bitte liebe dich wieder selbst. Bitte. Du tust mir weh...“ „Es tut mir so Leid...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)