Siegel der Schatten von heavenfly ================================================================================ Kapitel 23: Party ----------------- 23. Party Voldemort betrachtete halb gelangweilt, halb gleichgültig die 76 Zauberer, die sich vor ihm versammelt hatten. Er kannte all ihre Schwachstellen, all ihre Begehren und all ihre geheimsten Wünsche. E wusste, wer von ihnen ihn am liebsten hintergangen hätte, wäre ihm nur die Macht dazu gegeben und er wusste, wer von ihnen ihm blindlings vertraute und ihm folgen würde, wohin er auch ging. Diese Narren! Er kannte all ihre Gedanken und Gefühle und er verachtete sie für ihre Schwächen und ihre kleingeistigen Wünsche. Selbst Bellatrix, die schöne, wahnsinnige, ihn anhimmelnde Bellatrix, war nur eine gläubige Narrin, die er ohne Skrupel opfern würde, wenn die Zeit reif war. Doch heute, nur heute, war er auf sie alle angewiesen und musste ihnen vertrauen. Wenn er das Ritual durchführen wollte, was Dumbledore vor einem Monat vollbracht hatte, dann musste er die ganze Macht seiner Todesser, die sich um ihn versammelt hatten, in sich aufnehmen – und damit musste er für kurze Zeit auch einen Teil seiner selbst öffnen. Er musste eine Verbindung zwischen ihnen und sich erlauben und das war der einzige Grund, warum er noch zögerte. Warum er die ganzen letzten zwei Wochen immer wieder das Für und Wider, die Notwendigkeit dieses Rituals abgewogen hatte. Nagini war nicht besonders begeistert von seiner endgültigen Entscheidung, aber wer war sie schon – ein halbintelligentes Haustier, was nützlich war, ihm aber nichts zu sagen hatte. Die Entscheidungen traf er und nur er allein. Der Bericht von Kilar und Farnworth hatte ihn erst beunruhigt, da er Dumbelore kannte und nicht daran glaubte, dass dieser versagt hatte – selbst bei so unspezifischen Beschwörungsworten. Nein diese aufgetauchten Männer waren garantiert keine Muggel und Dumbledore behauptete das nur, da er sich der Spione in seinen Reihen durchaus bewusst war. Daher hatte er Bellatrix mit der Vorbereitung des Rituals betraut. Doch die Tatsache, dass der alte Mann von Hogwarts seine Waffe zwei Wochen lang nicht eingesetzt hatte, obwohl er doch besonders zu Beginn hatte hoffen können, dass er, der Lord, noch uninformiert war, hatte ihn nachdenklich gemacht. Und dazu kam noch das Ritual selbst, da für die Position des Rufern von Vornherein niemand anderes als er selbst in Frage kam. Er musste zuviel seiner Seele, seines Ichs preisgeben. Selbst wenn es nur für wenige Augenblicke war – war es das wert? Konnte er Dumbledore nicht auch ohne das schlagen. Er hatte nie jemandem vertraut. War die Lage so verzweifelt, dass er nun damit beginnen musste? Nein, ganz im Gegenteil! Wann war der letzte Angriff der Auroren erfolgreich verlaufen? Vor drei Monaten oder vier? Und vor einem Jahr hatte Dumbelore durch seine eigene Dummheit und seinen unbeugsamen Willen, um jeden Preis gegen Voldemort zu siegen, sogar noch seine stärkste Waffe verloren – Harry Potter! Was war da schon ein gerufenes „Wesen des Lichts“, was auch zwei Wochen nach dem Ritual nichts von sich hatte hören lassen? Wenn das Wesen, diese beiden angeblichen Muggel, so stark wäre, hätte Dumbledore mit einem Angriff nicht gezögert. Nein, dieses Ritual musste er dem alten Mann nicht nachmachen. Er würde keine billige Kopie darstellen. Er würde Dumbledore und seine Auroren auch so besiegen. Soweit war er mit seinen Überlegungen gekommen und hatte Bellatrix schon zu sich gerufen, um ihre Vorbereitungen für den Neumond vor Halloween zu stoppen, als die neuen Nachrichten all seine Pläne vernichtet hatten. Es waren fremde Magier aufgetaucht, die scheinbar um ein vielfaches mächtiger waren, als seine besten Todesser. Und sie waren auf der Suche nach Wissen über eben jenes Ritual, was er plante. Geistesgegenwärtig verfluchte Voldemort seine Todesser, so dass keiner von ihnen etwas von letzten Treffen verraten konnten, da jeder bei einer Befragung behaupten musste, nicht anwesend gewesen zu sein. Erst danach überlegte er, was das Auftauchen der fremden Magier genau bedeuten könnte. Erst dachte er, es handle sich um die beiden „Muggel“ von Hogwarts, doch es waren vier Wesen und sie kämpften nicht nur gegen die Todesser, sondern auch gegen die Auroren. Es konnten also nicht Dumbledores Krieger sein, sondern musste sich um eine dritte Partei handeln. Kurz spielte Voldemort mit dem Gedanken, sie für sich zu gewinnen, doch die Berichte seiner Todesser zeigten ihm das übelkeiterregende Mitleid und die abstoßende Hilfsbereitschaft der vier mit den Muggeln und da wusste er, dass er sie vernichten musste. Sie fragten indirekt nach dem Ritual, was ihn im Nachhinein froh darüber sein ließ, dass er schon beim ersten Bericht die Gedächtniszauber auf seine Gefolgsleute gesprochen hatte. Diese konnten sie trotz ihrer starken stablosen Magie offenbar nicht brechen und wussten so noch immer nicht, was er bald plante. Denn nun musste er das Ritual durchführen. Der Zeitpunkt des Auftauchens der vier Fremden war zu günstig für Dumbledore, um bloßer Zufall zu sein. Selbst wenn es sich nicht um die beiden angeblichen Muggel von Hogwarts handelte, hatten diese vier zumindest etwas mit dem Ritual zu tun. Wie sonst konnten Magier, die sich vorher noch nie gezeigt hatten, so plötzlich an dem Kampf zwischen Voldemort und der restlichen magischen Welt Interesse zeigen, wo Dumbledore doch kurz zuvor Hilfe aus einem anderen magischen Kontinuum – oder was auch immer Magnus da mit seiner unspezifischen Beschwörungsformel angerufen hatte – erhalten hatte. Auch jetzt nach einer Woche konnte Voldemort die Macht der vier Zauberer noch nicht einschätzen und er wusste, dass er hier nur Feuer mit Feuer bekämpfen konnte. Vielleicht konnte er die vier besiegen! Noch hatten seine Todesser nur einen Bruchteil ihrer Macht ausprobiert, da Voldemort seit den ersten Begegnungen seiner Leute mit der dritten Partei nur noch unwichtige Todesser nach draußen ließ. Noch hatte er seine eigene Macht noch nicht an den neuen Gegnern ausprobiert. Aber Voldemort fürchtete sich auch insgeheim davor zu verlieren – was er nicht einmal vor sich selbst wirklich zugab. Also hatte er sich nun doch für die Durchführung des Rituals entschieden. Er musste, wollte er nicht vor sich und seinen engsten Vertrauten zugeben, dass er zum jetzigen Zeitpunkt eine direkte Konfrontation mit den unbekannten Magiern fürchtete. Angesichts der Handlungen der Fremden war es nur noch eine Frage der Zeit, bis sie auf Dumbledores Lohnzettel standen und dann musste Voldemort ihnen etwas ebenbürtiges entgegensetzen können. Vielleicht konnte er beide Parteien zusammen dennoch besiegen, aber warum ein Risiko eingehen, wenn es noch Optionen gab, mit denen er seine Macht stärken konnte. Die vorübergehende Verbindung seines Ichs mit dem von Bellatrix – seiner rechten Hand – war ein geringer Preis für mehr Macht. Zumal die Frau ihm völlig hörig war in ihrem Wahnsinn. Oh ja, er würde das Ritual zum Ruf eines dunklen Wesens durchführen – und er würde noch erfolgreicher sein als Dumbledore! Und im Gegensatz zu allen Gerüchten, die sich mit ein wenig Nachhilfe in der magischen Welt verbreitet hatten, würde das Ganze nicht erst zum magischen Fest der Geister und Dämonen – Halloween – stattfinden, sondern eher als Dumbledore, seine Auroren und selbst die vier fremden Magier dachten! +-+-+-+-+-+-+-+ ‚Ich hab echt kein gutes Gefühl dabei! Meinst du wirklich, das ist eine gute Idee, auf diese Party zu gehen, während jeden Moment ein Angriff erfolgen kann?’ Yuugi zupfte unruhig an seiner Verkleidung herum und warf Yami über seine Schulter einen fragenden Blick zu. Dieser kontrollierte gerade den Sitz seines Nemes-Kopftuches im Spiegel und erst als er damit zufrieden war und die Zeichen seiner Würde als Pharao – Krummstab und Wedel – aufnahm drehte er sich zu seinem Geliebten um und blickte ihn herausfordernd an. „Ich hab mir doch nicht die Mühe gemacht, mich wie ein Pharao auszustaffieren, wenn wir das hier jetzt nicht durchziehen!“ Grinsend drehte er sich einmal um sich selbst, um sich den staunenden Augen Yuugis zu präsentieren, bevor er ernster fortfuhr: „Es würde auffallen, gingen wir nicht. Diese Zauberer lieben dieses Fest genauso sehr wie diese verrückten Amerikaner, sonst würden sie nicht schon drei Tage vorher mit einer großen Party beginnen. Was soll auch schon groß passieren. Hogwarts ist sicher und dieser selbsternannte Lord wird sich die alte Macht des Geisterfestes garantiert nicht entgehen lassen – für was auch immer er sie braucht. Lass uns diesen Abend genießen und danach können wir uns wappnen und für die Schlacht vorbereiten!“ Yuugi seufzte leicht. „Du hast ja recht, aber ich mache mir eben Sorgen. Stört es dich, wenn ich noch ein paar Fallenkarten und Schutzzauber aktiviere? Ich würde mich einfach sicherer fühlen.“ Yami zuckte nur mit den Schultern und die Goldketten an seinen Armen klirrten leicht gegeneinander. „Ich hab schon einige Zauber gerufen und die Monster sind in ständiger Alarmbereitschaft aber es kann nicht schaden, wenn wir unsere Schutzschilde weiter stärken. Wir dürfen nur nicht zu viel Kraft vergeuden, damit wir am Dienstag noch genug Macht für eine wirkungsvolle und vor allem ausreichende Gegenwehr haben.“ Yuugi nickte bestätigend, nahm jedoch dennoch drei Karten aus seinem Deck und aktivierte sie mit einem Gedankenbefehl. Erst dann nahm er sich die Zeit, Yamis „Verkleidung“ zu würdigen. Der junge Mann trug die traditionelle Kleidung eines Pharaos seiner Zeit komplett mit allen königlichen Insignien. Damit sah Yami genau so aus, wie in der Zeit, als Yuugi, Joey, Tristan und Thea in Yamis Vergangenheit verschlagen worden waren und Yuugi sah seinem Geliebten an, dass er die Kleidung mit Stolz trug. Erneut widerholte Yuugi seine Frage, dieses Mal jedoch mit einem ganz anderen Unterton: „Müssen wir wirklich auf diese Party? Mir ist jetzt eigentlich viel mehr danach, Euch meine Hochachtung auf jede nur erdenkliche Weise darzubringen, mein Pharao.“ Yuugi trat auf den anderen zu und sie versanken für einige Zeit in einen leidenschaftlichen Kuss, bevor Yami sich von dem Jüngeren trennte und ihn bedauernd ansah. „Wir wurden vom Organisationsteam persönlich eingeladen und ich schätze die Patil-Schwestern würden es uns nie verzeihen, wenn wir nicht kämen. Aber wir können dieses Thema gern heut Nacht weiter verfolgen, mein geliebter Hofmagier.“ Passend zu Yamis Pharao-Verkleidung hatte sich Yuugi für die lange schwarze Tracht eines ägyptischen Hofmagiers entschieden. Eine goldene Schlange, deren Schwanz sich um seine Hüften wand und deren Körper über den Rücken hinauf an Yuugis nacktem linken Oberarm endete, war der einzige Schmuck den er trug. Selbst das goldene Milleniumspuzzle trug der junge Mann nur durch Schatten getarnt auf der Brust. Eigentlich war es angesichts ihrer Begegnungen mit dem Zauberreiministerium und den Professoren Dumbledores in den vergangenen Nächten gewagt, gerade so aussagekräftige Kostüme zu wählen. Besonders Yamis Pharao-Kleidung konnte den einen oder anderen auf die seltsamen Rufnamen der Fremden hinweisen, wenn er nur gewillt dazu war, in harmlosen Muggeln – die bei einem mysteriösen Ritual gerufen worden waren – mehr zu sehen, als sie zu sein schienen. Doch die Professoren hätten eigentlich durch die Ähnlichkeit der Stimmen der Fremden und der Muggel schon längst auf die richtige Schlussfolgerung kommen müssen und die Tatsache, dass noch niemand sie gefangen genommen oder verdächtigt hatte, zeigte nur, dass Dumbledore und seine Leute das Offensichtliche einfach nicht sehen konnten oder wollten. Vielleicht verriet ihre Verkleidung sie heute Abend, vielleicht tarnte sie sie nur noch mehr durch ihre Offensichtlichkeit. Yami und Yuugi waren überein gekommen, dass das sowieso keine Rolle mehr spielte. Voldemort plante etwas und sie würden sich daher den Magiern schon bald zu erkennen geben müssen, schon um sich selbst zu schützen. Außerdem waren sie es leid, sich ständig zu verstecken und zu verstellen. Beide wollten endlich aktiv in das Spiel eingreifen und waren daher überein gekommen, spätestens am Ende der Woche – sollte zu Halloween nichts geschehen sein – sich Dumbledore zu erkennen zu geben. Die Magier mussten dann beweisen, ob sie wirklich bereit waren, Yamis und Yuugis Magie zu akzeptieren und ihre Hilfe anzunehmen. Wenn nicht, würden die beiden eben ohne die Unterstützung der Zauberer und Hexen gegen den Dunklen Lord kämpfen. Der letzte – und wohl ausschlaggebende – Grund für ihre gewählte Kostümierung auf der vorzeitigen Halloweenparty war schlicht und einfach der, dass ihnen nichts anderes eingefallen war. Sie kannten zwar genügend gruselige Monster, deren Gestalt sich bestens geeignet hätte, doch dazu hätten Yami und Yuugi mehrere Zauber anwenden müssen und das wollten sie nun doch noch nicht riskieren. Selbst den Schülern hätte dann auffallen müssen, dass Muggel eine solche Verkleidung nicht ohne Magie bewerkstelligen konnten und dann hätten Yami und Yuugi gleich in den Schatten auf der Party erschienen können. Es gab zu viele Spitzel hier in Hogwarts und sie wollten ihre Macht wenigstens noch bis nach Halloween und somit bis nach Voldemorts wie auch immer geartetem Angriffs auf sie verbergen. Die jetzt gewählten Kostüme lagen bei ihrem allseits bekannten Studienthema jedoch nahe und würden wahrscheinlich nicht einmal Verdacht erregen. Die Uhr über dem Kamin schlug Acht und Yami und Yuugi lösten sich bedauernd aus dem zweiten Kuss, in den sie versunken waren. „Also dann lasst uns uns unters Fußvolk mischen, mein Gebieter.“ Yuugi strubbelte sich ein letztes Mal durchs magisch schwarz gefärbte Haar und wollte sich dann der Tür zuwenden, doch Yami stoppte ihn mit einer Hand auf dem Arm. „Warte, das entscheidende Detail fehlt doch noch. Wo willst du als mein Hofmagier denn ohne deinen Zauberstab hin?“ Mit diesen Worten griff Yami an seine Seite und holte unter seiner weißen Tunika eine Karte aus seinem Deck hervor. Sekunden später stand der Schwarze Magier vor ihnen und verneigte sich zuerst ehrerbietig vor Yami, anschließend vor Yuugi. „Mein Hikari braucht für den heutigen Tag deine Hilfe einmal auf andere Weise. Für seine Tarnung als Hofmagier eines Pharaos benötigt er natürlich auch den dazugehörigen Stab der Magie. Und da er sich so große Sorgen um unsere Sicherheit macht, wäre vielleicht ein echter Stab gar keine so schlechte Idee. Würdest du Yuugi für heute abend deinen Stab leihen. Als Gegenleistung statte ich dich dafür mit dem Buch der Magie aus und sollte der schlimmste Fall eintreten, kannst du natürlich augenblicklich wieder über dein Eigentum verfügen, Schwarzer Magier.“ Das Monster blickte einmal kurz zu Yuugi hinüber, wie um seine Robe zu prüfen, verneigte sich dann wortlos vor Yami und verschwand wieder. Gleichzeitig erschien der schwarze Stab mit dem violetten Amethyst an seiner Spitze vor Yugi und dieser griff reflexartig zu, bevor er Yami fragend ansah. „Sie könnten die Magie in dem Stab spüren und ich brauche ihn nicht, um die Karten zu rufen.“ Yami nickte und trat dann zur Tür. Bevor er sie öffnete, meinte er: „Solange du keinen Zauber rufst, ist es nur ein Holzstab wie der ihre auch. Und natürlich benötigst du ihn nicht, aber dadurch wird der Scharze Magier in der Lage sein, zu uns zu kommen, auch ohne das du oder ich ihn rufen und das wird dein Sicherheitsbedürfnis noch ein wenig weiter befriedigen, nicht wahr?“ Yuugi lächelte in sich hinein, als er hinter Yami durch das Porträtloch stieg und sie sich auf den Weg zur großen Halle machten. Offensichtlich machte nicht nur er sich Sorgen, dass Voldemort nicht bis Halloween warten würde, um seinen Angriff durchzuführen. Sie beide waren zwar davon überzeugt, dass Hogwarts sicher war und die Attacke des Lords daher vermutlich außerhalb dieser Mauern stattfinden würde, aber wer konnte schon die Zukunft sicher vorhersagen? Zu viel Vorsicht war vielleicht übertrieben, aber niemals unnötig. +-+-+-+-+-+-+-+-+-+-+- Harry lachte laut, als er Ron in seinem Robin Hood Kostüm sah. Die grüne Tunika kleidete den jungen Mann zwar ausgesprochen gut, aber die Strumpfhosen waren doch der Hit. Auch Draco konnte sich angesichts des Aufzuges ihres Freundes ein Grinsen nicht verkneifen und Ron wurde ganz unpassend rot in seiner Waldjägerkleidung. „Es war Herms Idee!“ Harry schlug dem rothaarigen Freund auf die Schultern. „Immerhin bist du der Held und es ist Halloween. Hier laufen viel schlimmere Gestalten rum.“ Damit deutete er mit einem leichten Kopfnicken nach links, wo Crabbe und Goyle am Büffee-Tisch standen. Der eine war der Vorderteil eines rosafarbenen Zebras und der Andere das Hinterteil. Momentan standen sie jedoch nebeneinander und bedienten sich schon zum dritten Mal am reichhaltigen Essen. Harry und die anderen wandten sich schaudernd ab und Draco fragte Ron: „Und wo steckt die Übeltäterin?“ „Oh, Herm wollte noch irgendwas für Mitternacht organisieren. Sie hat mit den Geistern und den Hauselfen irgendeinen Halloweenscherz vor, wollte mir aber nix verraten.“ Ron zuckte mit den Schultern, schnappte sich ein Cocktailglas mit einer bedrohlich giftgrünen Mischung darin von einem vorbeischwebendn Tablett und beobachtete neugierig das Partytreiben. Padme und Parvati hatten sich selbst übertroffen, denn was sie innerhalb kürzester Zeit auf die Beine gestellt hatten, war wirklich beeindruckend. Angesichts der vermehrten Todesserpräsenz in ganz Großbritannien und der Drohung eines Angriffs durch Voldemort zu Halloween hatte Dumbledore eine Woche zuvor die geplante Halloweenparty abgesagt – aus Sicherheitsgründen. Die Schüler hatten vehement protestiert, denn das Fest zur Nacht der Geister hatte Tradition, doch der Schulleiter ließ in dieser Hinsicht nicht mit sich reden. Schon jetzt waren einige Auroren in der Schule auf Wachposten, aber wie sollte man eine Horde feiernder Teenager am Halloweenabend beschützen, wenn man die Angreifer unter den ganzen verkleideten Gästen nicht mal erkennen konnte. Also hatten die Patil-Schwestern kurzerhand beschlossen, die Party vorzuverlegen auf den Samstag vor dem 31.10., was noch dazu den Vorteil hatte, dass die Erst- bis Viertklässler ebenfalls an der Party teilnehmen durften und aufgrund des freien Sonntages danach keine Zeitbeschränkung für die Party galt. Da die groben Vorbereitungen für die Party ohnehin schon abgeschlossen gewesen waren, mussten die Zwillinge nicht einmal mehr so viel delegieren, sondern konnten sich ganz darauf konzentrieren, alles ein wenig zu beschleunigen und nach vorn zu verlegen. Jetzt war die Große Halle mit schwebenden Kerzen, Kürbissen, Skeletten und gruselig schreienden Zauberhüten dekoriert und die Tische bogen sich unter einem Büffett, was von Froschaugensuppe über Hühnerbeinpasteten bis zu undefinierbaren blauen, grünen und blutroten Desserts reichte. Die Decke spiegelte in gewohnter Weise den nächtlichen, wolkenüberzogenen Himmel wieder, aber ab und an schossen dunkle Sillueten wie von fliegenden Monstern darüber. Die Schüler hatten sich unter keinem bestimmten Motto kostümiert. Da waren Phantasiegestalten, reale Zauberer, Trolle, Kobolde oder Feen aus der Geschichte und eben auch echte oder erfundene Muggelfiguren wie Robin Hood, Sherlock Holmes oder Ludwig der 14. zu bestaunen. Die Kostüme waren teils aufwendig, teils schlicht aber alles wirkte fröhlich und voller Leben und Heiterkeit. Nichts deutete auf die bedrohliche Situation außerhalb der sicheren Mauern von Hogwarts hin und Harry wusste nicht, ob er darüber froh oder beunruhigt sein sollte. Er selbst und Draco hatten sich für die simplen Verkleidungen von Vampiren entschieden, da sie für mehr Aufwand einfach nicht die nötige Lust aufbringen konnten. Wenn man wusste, was draußen wirklich geschah, war es schwer in Partystimmung zu kommen. „Legen die beiden es darauf an, hier vor aller Augen enttarnt zu werden?“ Harry, Draco und Ron sahen Hermine überrascht an, die von hinten an sie heran getreten war und ein Punschglas mit giftgelber aber sehr bekömmlicher Kürbisbowle in der Hand hielt. „Wen meinst du?“ Ron trat neben seine Freundin, die in einem prachtvollen Gewand Jungfer Marian darstellte, doch diese brauchte nicht zu antworten, denn die drei Männer waren ihrem Blick gefolgt und wussten augenblicklich, auf wen sich die Frage bezog. An einem der Büffee-Tische stand ein prachtvoll gekleideter Pharao, dessen sonst stacheliges Haar unter einem gold-blau gestreiften Kopftuch verborgen war. Direkt neben ihm lud sich ein dunkel gewandeter Magier gerade seinen Teller voll mit Kürbispasteten und anderem Essen, den mannshohen Zauberstab neben sich an den Tisch gelehnt. Obwohl das schwarze Haar weniger stachelig aussah als sonst konnte man Yuugi Mutô sofort erkennen und auch Yami Atemu war nicht zu verwechseln. „Jetzt muss es sogar Dumbledore bemerken, so blind kann er doch gar nicht sein! Offensichtlicher geht es doch gar nicht“ Doch besagter Schulleiter im Kostüm von Merlin dem Zauberer schenkte den beiden Muggeln nur ein anerkennendes Nicken, bevor er sich wieder in das Gespräch mit Professor McGonagall vertiefte – der wohl einzigen nicht verkleideten Hexe in diesem Raum. Draco schüttelte nur den Kopf über so viel Ignoranz, doch Harry lächelte nur. „Entweder ignoriert er es völlig, weil er sich keinen Reim darauf machen kann - immerhin kennt er einige Details nicht. Oder er weiß oder ahnt es und lässt es sich nicht anmerken.“ Hermine nickte: „Vermutlich letzteres.“ „Aber sie sehen gut aus. Ob das orginale Kostüme sind, ich meine, ob die ägyptischen Könige wirklich so ausgesehen haben. Prof. Atemu wirkt so...stolz.“ Der um den es ging, beugte sich gerade zu seinem Freund hinüber und machte ihn auf einige besonders gruselige Monsterverkleidungen aufmerksam, woraufhin Yuugi etwas erwiderte und beide nur lachend mit dem Kopf schüttelten. Aber Harry und die anderen mussten Ron recht geben, selbst dabei wirkte Yami Atemu stolz. Kein Wort traf besser zu. „Ich frage mich ob er wirklich ein ...Pharao ist, oder war. Vielleicht stammen sie aus der Vergangenheit und haben schon einige Zeit im Heute gelebt, bevor der Orden sie hergerufen hat.“ Hermine versuchte noch immer, das Rätsel zu lösen, doch Harry bremste sie ein wenig aus. „Hier ist nicht der richtige Ort für solche Diskussionen und wir haben schon lang und breit darüber diskutiert ohne zu einem Ergebnis zu kommen. Lasst uns einfach diesen Abend genießen ohne daran zu denken. Wir werden die beiden schon bald danach fragen können, okay?“ Die anderen nickten und alle beschlossen gleichzeitig, dass nun auch sie das Büffee stürmen könnten. +-+-+-+-+-+-+- Drei Stunden später hatte sich die Große Halle etwas geleert, da die Schüler bis zur vierten Klasse nun in ihren Wohntürmen verschwunden waren. Außerdem war das Essen bis auf einige Desserts und Knabbereien verschwunden und hatte einer großen Tanzfläche Platz gemacht. Draco und Harry hatten sich vor kurzem getrennt, nachdem sie fünf Lieder ununterbrochen getanzt hatten. Draco war etwas frische Luft auf dem extra hingezauberten Balkon schnappen gegangen und Harry brauchte dringend etwas zu trinken. Kurz schweiften seine Blicke über die anderen Schüler und er konnte Rons fasanenfedergeschmückten grünen Hut ausmachen, der auf ihn zukam. Der Freund hatte Hermine bei weiteren Vorbereitungen geholfen, sich jetzt aber offenbar aus Herms Klauen befreien können. Remus stand mit einem wie immer ganz in schwarz gekleideten Snape in einer Ecke und unterhielt sich angeregt mit Professor Flitwick. Der Zaubertränkelehrer war wie McGonagall nicht verkleidet – was niemanden überraschte – und schien keinen Antteil an dem Gespräch zu haben. Und doch konnte Harry nicht umhin zu bemerken, wie ruhig und gelassen der düstere Mann in Remus Gegenwart wirkte. Harry seufzte. Damit wollte er sich jetzt wirklich nicht beschäftigen. Dann entdeckte Harry Yuugi Mutô zusammen mit Hagrid am Tisch mit den alkoholischen Getränken stehen und da das sowieso sein Ziel war, ging er näher heran. Der Halbriese erklärte dem Muggel gerade die verschiedenen Inkredenzien der einzelnen Bowlen und Säfte und Harry sah sich genötigt einzuschreiten. „Professor, sie sollten das nicht unbedingt trinken, es sei denn sie wollen morgen im Krankenflügel enden. Ich weiß aus sicherer Quelle, dass einige Gryffindors diesen Trank etwas verzaubert haben, um ein wenig Stimmung zu verbreiten.“ Harry trat neben die beiden Männer und deutete auf Hagrids halbleeren Krug, der eine hellrosane milchige Flüssigkeit beinhaltete, die bedrohlich dampfte. Yuugi Mutô wollte sich gerade ebenfalls aus einer großen Schale etwas dieses Gebräus in sein Glas füllen, zog jedoch bei den Worten des Gryffindors schnell seine Hand zurück. „Aber Hagrid-san sagte soeben, dass da nur ein wenig Rum und ein Rauchzauber drin wären und das ganze völlig harmlos sei.“ Hagrid nickte bestätigend und grinste Harry mit roten Wangen fröhlich an. „Jo Harr, dass iss vollich harmlosch. Isch hab’ schon drei `von getru’nken.“ Der Schlüsselhüter von Hogwarts nuschelte noch mehr als sonst, was Harry vermuten lies, dass es wohl eher dreißig statt drei waren, aber der Gryffindor lächelte nur. „Ja, Hagrid verträgt auch ein bisschen mehr und der Zauber ist bei ihm viel weniger wirkungsvoll. Vertrauen Sie mir Professor, trinken Sie lieber was hiervon.“ Damit zeigte Harry auf eine Glaskaraffe mit neongelber Flüssigkeit mit violetten Schlieren darin, von der er sich ebenfalls etwas in sein Glas goß. Yuugi kostete das Gebräu vorsichtig, lächelte Harry jedoch nach dem ersten Schluck dankbar an. „Ich hätte Sie gleich um Rat fragen sollen. Das ist das erste Getränk auf dieser Party, was wirklich gut schmeckt. Das meiste hatte mir zu unerwartete Nebenaromen. Popelwein...Igitt!“ Yuugi schüttelte sich bei dem Gedanken an den wirklich schmackhaft aussehenden Rotwein, der sich nachher als so eklig herausgestellt hatte und Harry grinste erneut. „Stimmt, manches ist gewöhnungsbedürftig. Ich spreche immer erst einen Entgiftungszauber, bevor ich auf solchen Partys was trinke. Seit Fred und George nicht mehr in Hogwarts sind, ist ein Kampf um ihre Nachfolge unter den jüngeren Schülern entbrannt und das endet regelmäßig mit verzauberten Getränken und ungenießbarem Essen. Man gewöhnt sich daran.“ Yuugi und er prosteten sich zu und beobachteten Hagrid, wie dieser nach einer gemurmelten Entschuldigung zu einer Couch an der Wand wankte und sich leicht beschwippst hinein fallen ließ. Harry schüttelte nur den Kopf. Nur gut, dass sein großer Freund so viel Alkohol vertrug, sonst hätte er sich jetzt Sorgen machen müssen. Yuugi blickte Hagrid ebenfalls nachdenklich nach, lächelte dann jedoch leicht in sich hinein. „Ihm geht es gut, nicht?“ Harry nickte: „Ja, seine Mutter war eine Riesin und daher verträgt er wesentlich mehr als die meisten und er weiß auch, wann er aufhören muss.“ Kurz schwiegen sie und gingen zu einem nahegelegenen Tisch an der Tanzfläche. „Wie gefällt Ihnen das Fest bisher?“ Yuugi lachte leise und sah Harry dann mit seinen warmen violetten Augen glücklich an. „Es ist toll. Ich hatte es mir so ähnlich zwar vorgestellt, aber dennoch übertrifft das alle meine Erwartungen. Yami und ich haben letztes Jahr eine Freundin in Amerika besucht und vielleicht wissen Sie, dass die Amerikaner Halloween genauso ausgelassen feiern, wie Sie hier. Daher hatte ich schon eine gewisse Vorstellung und die Kostüme sind auch fast die gleichen, weshalb ich manchmal wirklich vergesse, dass hier lauter Zauberer um mich herum feiern. Aber dann kommt wieder so ein schwebendes Tablett vorbei oder einer der Kürbisse grinst mich an und ich weiß wieder, dass das alles echt ist.“ Yuugi zuckte mit den Schultern und wechselte den Zauberstab von der Rechten in die Linke, um einen Schluck seiner Bowle zu nehmen. „Diese Party ist auf den ersten Blick gar nicht so verschieden von der der Muggel, aber hier ist die Atmosphäre viel authentischer. Sie wissen, was sie feiern, es ist nicht nur eine Party, es ist Tradition. Und die Magie, die in der Luft liegt, ist selbst für mich zu spüren. Es ist phantastisch.“ Harry nickte lächelnd und trank ebenfalls. Dann beobachtete er die tanzenden Paare, wie sie an ihm vorbeischwebten und entspannte sich zum ersten mal seit ihrer Entdeckung am Mittwoch wieder ein wenig. Er fühlte sich in der Gegenwart dieses Mannes wohl, obwohl er doch wusste, das Yuugi Mutô nicht der war, der er vorgab zu sein. Aber dieser Mann war so freundlich, ehrlich und zeigte in manchen Dingen eine so aufrichtige Begeisterung, dass etwas davon zu Harry überschwappte und ihn für einige Zeit die Probleme vergessen ließ, mit denen er und seine Freunde sich beschäftigten. Plötzlich trat Yami Atemu neben ihn, legte seine beiden goldenen Stäbe, die er die ganze Zeit bei sich getragen hatte auf den Tisch neben Yuugis Glas, schnappte sich dieses und nahm einen großen Schluck. „Hm, das schmeckt ja ausnahmsweise mal gut. Ich bin am verdursten. Ich glaube diese Spinnenbeinkräcker waren versalzen. Yuugi wo hast du das her?“ Damit hielt der Pharao seinem Hofmagier das leere Glas unter die Nase und Yuugi konnte nur lächelnd zum Tisch mit den Getränken zeigen. „Mr. Potter hier gab mir den Tipp, dass diese Bowle nicht vergiftet ist. Bring mir auch noch ein Glas mit!“ Für die nächsten zwei Minuten war die Welt noch in Ordnung. Harry stand neben Yuugi Mutô und nippte an seiner Bowle. Ron lachte über einen Scherz von Seamus auf der anderen Seite der Tanzfläche und kam dann weiter auf seinen besten Freund zu. Hagrid schnarchte laut, Dumbledore lud McGonagall zu einem neuen Tanz ein und aus den Augenwinkeln sah Harry wie Remus leicht die Hand eines gar nicht so düsteren Zaubertränkemeisters drückte und sich die beiden zum Ausgang der großen Halle wandten. Harry wollte gar nicht wissen, wie die beiden ihren Abend beenden würden. Yami Atemu füllte gerade das zweite Glas Bowle voll und dann plötzlich versank die Welt um sie herum in Chaos und die Ereignisse überstürzten sich. Das erste was Harry bewusst wahr nahm war, wie die umherschwebenden Kerzen über ihren Köpfen ihr Licht verloren ohne dass die Flamme verlosch. Der stürmische Himmel verschwand und machte einem grauen, trüben Nebel Platz der ein so tiefes Unbehagen hervorrief, dass Harry erschauderte. Im gleichen Moment hatte Harry seinen Zauberstab in der Hand, ohne das er wirklich wusste, worauf er ihn richten sollte und zeitgleich erklang ein erschrockenes Flüstern neben ihm. Harry hatte gerade noch Zeit den Kopf zu drehen und zu sehen, wie Yuugi Mutô seinen großen Stab zu Boden fallen ließ, seine seltsame Verkleidung verschwand und dem normalen Outfit inklusive der goldenen Pyramide an seinem Hals Platz machte und das Haar gewohnt dreifarbig in alle Himmelsrichtungen abstand. Dann rief der Mann erneut den Namen seines Freundes, lauter diesmal und Millisekunden später rannte er schon auf Yami Atemu zu. Ein Glas klirrte zu Boden und durchbrach die Stille, die seit einer Sekunde herrschte. Harry musste nicht erst zur Quelle des Geräusches hinschauen, um zu wissen, dass der als Pharao verkleidete Mann sein Bowleglas fallen gelassen hatte. Yami Atemu sank soeben auf die Knie, auch er sah aus wie immer und hatte seine Verkleidung verloren. Sein Blick aus purpurroten Augen war unstet dorthin gerichtet, wo Yuugi Mutô auf ihn zurannte, doch er sah ihn nicht wirklich, rief nur ebenfalls den Namen seines Freundes. Harry wollte gerade ansetzen, ebenfalls zu ihren neuen Professoren zu eilen, als eine Bewegung neben ihm ihn zusammenfahren ließ. Der Stab, den Yuugi fallen gelassen hatte wurde von einem seltsamen Wesen aufgefangen, welches erstaunliche Ähnlichkeit zu einem schwarz gekleideten Ritter mit Zauberhut hatte. Das Wesen schien aus dem Nichts gekommen zu sein, hielt ein aufgeschlagenes Buch auf einem Arm und hob in einer fließenden Bewegung den Stab über den Kopf. Der Stab begann in einem kräftigen Violett zu strahlen und plötzlich war der eklig-graue Nebel verschwunden und machte einer tiefen Dunkelheit Platz, die Harry nur zu gut aus der Sraße in dem Dorf letzte Woche wieder erkannte. Unmittelbar darauf erschienen Draco und Hermine neben ihm und richteten ihre Zauberstäbe sowohl auf den seltsamen schwarzen Fremden, als auch auf die weiteren Wesen, die urplötzlich aus dem Nichts auftauchten und in einem Kreis Yami und Yuugi umgaben. Beide knieten am Boden und während Harry registrierte, wie auch die anderen Professoren und Schüler ihre gezückten Zauberstäbe auf die plötzlich real gewordene Bedrohung richteten, sah er noch etwas anderes. Yuugi Mutô rief immer wieder den Namen seines Begleiters, hielt dessen Schultern umklammert und versuchte dessen Blick einzufangen. Doch das war es nicht, was Harry auffiel. Es waren die Pyramiden. Diese goldenen Schmuckstücke, die sicherlich alles andere als das waren, waren zu einem verschmolzen und verbanden die beiden angeblichen Muggel miteinander. Aufgeregte Rufe drangen an Harrys Ohr und er erkannte, dass nun die wenigen Auroren, die sich zur Vorsorge schon jetzt in Hogwarts aufhielten in der großen Halle eintrafen. Dumbledore rief einen knappen Befehl, doch noch immer wurde kein Fluch gesprochen. Die teilweise monströs aussehenden Monster um Yami und Yuugi griffen nicht an, sondern schienen die beiden Knienden eher zu beschützen oder abzuschirmen und dann begann sich die Dunkleheit noch mehr zu vertiefen. Harry wunderte sich flüchtig, dass er noch immer jede Person erkennen konnte, aber er hatte keine Zeit mehr darüber nachzudenken. Ein lautes Tosen wie von einem Orkan klang auf und doch konnten alle das Lachen hören, was in der Halle erklang. Harry erschauderte zum dritten Mal. Dieses Lachen würde er überall wieder erkennen – Voldemort war hier. Auch die Auroren und Professoren schienen dies zu erkennen, denn sie wandten ihre Blicke von den beiden neuen Geschichtslehrern ab und durchsuchten die Halle und die Menge aus alarmbereiten Zauberern nach einem neuen Feind. Doch niemand zeigte sich. Die Dunkelheit nahm noch weiter zu und plötzlich hörten alle Yuugis verzweifelten Ruf: „Yami wach endlich auf, ich bin hier. Sie mich an! Du bist stärker als er. Erinnere dich an deine Macht! Komm zu mir zurück!“ Harry und alle anderen sahen unwillkürlich auf die beiden, denen der Angriff galt. Yuugi kniete noch immer vor Yami und plötzlich, als hätte der andere ihn gehört, wurde Yamis Blick wieder klar und seine roten Augen blickten fest in die violetten seines Gegenübers. Yami streckte einen Arm aus und als er Yuugi berührte, tauchte ein siegesgewisses Leuchten in seine Augen auf. „Wir sind stärker als du! Verschwinde!“ Das letzte Wort war ein tiefer, grollender Schrei aus unterdrückter Wut und er hallte bis zur anderen Seite der großen Halle hinüber. Alle spürten die unglaubliche, ungebändigte und vor allem fremdartige Macht, die hinter diesem Wort steckte und wie eine Flutwelle durch den Raum brandete. Sie vertrieb die Dunkelheit die das schwarze Wesen, welches noch immer mit erhobenem Stab neben Harry an dem kleinen Tisch stand, hervorgerufen hatte, aber es vertrieb auch den grauen Nebel, das Lachen und die Bedrohung. Die Kerzen hoch über ihnen leuchteten plötzlich wieder als wäre nichts geschehen und dann war plötzlich Stille. Niemand regte sich. Alle fürchteten, dass bei der kleinsten Bewegung ein erneuter Angriff folgen konnte. Auch die fremden Wesen lösten ihren Kreis nicht auf. Erst als der schwarze Ritter neben Harry den Stab sinken lies und dieser mit einem leisen und doch weit hallenden Stoß auf dem Boden aufkam, blinzelten die Professoren, Schüler und Auroren. Dumbledore machte einen Schritt auf Yami und Yuugi zu, wurde jedoch von einem knurrenden Wesen, welches wie ein übergroßer Troll aussah zurückgehalten. Die Auroren strebten näher, scheuchten die Jugendlichen zum Ausgang und brachten so Bewegung in die Große Halle. Doch natürlich wollten sich die Schüler nicht entgehen lassen, was weiter geschah und so wichen sie nur ein wenig zurück und begannen leise miteinander zu tuscheln. Ron eilte über die nun leere Tanzfläche auf Harry, Hermine und Draco zu und stellte sich neben sie, den Zauberstab noch immer fest in der Hand, wie alle hier. Doch Harry konnte den Freund nicht einmal ansehen, so gebannt war er von dem, was im Zentrum der Aufmerksamkeit geschah. Noch immer waren Yami Atemu und Yuugi Mutô in ihrem Blickkontakt gefangen und sie hatten sich keinen Millimeter bewegt. Es schien Minuten her, dass Yami die Dunkelheit und Voldemort nur mit der Macht eines einzigen Wortes vertrieben hatte, doch Harry wusste, dass es nur Sekunden waren. Alles in allem hatte der Angriff nicht länger als zwei Minuten gedauert und doch war so unglaublich viel geschehen. Doch endlich lösten sich die beiden jungen Männer aus ihrer Erstarrung, Yuugi beugte sich ohne auf die Umstehenden zu achten vor und schlang seine Arme fester um den anderen, während sich ihre Lippen zu einem fast verweifelten Kuss fanden, der ewig zu dauern schien. Dann wich Yuugi einige Zentimeter zurück und blickte Yami erneut an, jedoch ohne die Umarmung zu lösen. Ihre Puzzle klirrten aneinander und Harry bemerkte, dass es nun wieder zwei waren. „Ich glaubte, ich verliere dich! Er wollte ganz gezielt dich. Ich hasse ihn!“ Seine Stimme vibrierte vor unterdrückten Emotionen und Yami hob eine Hand um Yuugi beruhigend über die Wange zu streichen. Sie schienen sich ihrer Umgebung überhaupt nicht bewusst zu sein. „Es war knapp. Aber um nichts in der Welt lasse ich zu, dass jemand dich von mir trennt. Er wird für diesen Angriff büßen.“ Yuugi nickte entschlossen, aber wieder etwas ruhiger. „Wir müssen Seto und Bakura warnen. Er könnte es bei ihnen auch noch versuchen, jetzt wo er nicht das bekommen hat, was er wollte.“ Doch Yami schüttelte den Kopf. „Warnen werden wir sie, aber sie sind sicher. Die Beschwörungen führen sie immer wieder automatisch zu uns.“ Yuugi nickte. Er wollte noch etwas sagen, doch plötzlich löste sich eines der kleinsten Wesen aus der Reihe der Beschützer um die beiden und flog auf sie zu. Es war ein braunes kleines Fellknäul mit leuchtenden großen Augen und seltsam unproportionierten Händen und Füßen. Zielstrebig flog es auf Yuugi zu und schmiegte sich an den Körper des Mannes. „Ah Kuriboh, wir hätten fast vergessen, dass wir Zuschauer haben, danke.“ Yami lachte leicht und streichelte dem Wesen über den Kopf, was dieses zu einem leisen Quitschen verleitete, bevor es wieder etwas weiter weg schwebte. Yami und Yuugi sahen sich noch einmal kurz an und schienen sich innerlich zu wappnen, bevor sie sich erhoben. Augenblicke später standen sie nebeneinander und blickten durch die Reihe ihrer Beschützer zu Dumbledore, den Professoren und den anderen, die sie bisher teils stumm, teils flüsternd beobachtet hatten. Harry fiel jedoch auf, dass sie noch immer die Hand des anderen hielten, als fürchteten sie, Yami könnte doch noch verschwinden. Niemand sprach ein Wort und auch Dumbledore schien es ausnahmsweise die Sprache verschlagen zu haben. Yuugi und Yami sahen sich etwas verlegen an und dann senkten beide ihre freien Hände an ihre Seite zu den goldenen Boxen. Die Auroren und einige der Schüler und Zauberer hoben reflexartig ihre Zauberstäbe und Yami und Yuugi erstarrten. Der schwarzgewandete Ritter neben Harry machte einen Schritt in die Richtung seiner Herren und auch die anderen Wesen um sie herum nahmen eine drohende Haltung ein. Doch Yuugi hob nur beschwichtigend die Hand wieder von seiner Seite. „Wir sind kein Feind. Vertrauen Sie uns. Wir greifen niemanden hier an.“ Seine Worte waren zu Dumbledore gerichtet, waren aber für alle Anwesenden in der Großen Halle bestimmt. Die Zauberer entspannten sich etwas und als Yuugi nun erneut die Hand zu der goldenen Box senkte, rührte sich niemand. Die Professoren und Auroren senkten zwar ihre Zauberstäbe nicht, aber sie griffen auch nicht an. +-+-+-+-+-+-+ Als Yami und Yuugi ihre Hände auf ihre Decks legten leuchteten diese golden auf und sofort verschwanden die Monster um sie her. Nur der Schwarze Magier, der in Harrys Nähe stand blieb einige Sekunden länger in der Realität, da er sich ja durch die Anwesenheit seines Stabes praktisch selbst gerufen hatte. Doch Yami gab ihm mit einem Nicken zu verstehen, dass nun keine Gefahr mehr bestand und so kehrte auch er in die Schatten zurück. Doch dann blickte Yuugi Yami alarmiert an. „Der Beauftragte der Dämonen fehlt.“ Die Zauberer um sie her wurden wieder unruhig bei diesen Worten und Yami und Yuugi konnten sich vorstellen, was sie nun dachten. Dämonen waren hier das Zeichen für böse Magie. Aber sie hatten keine Zeit darauf zu achten, dass die Auroren ihre Zauberstäbe wieder etwas anhoben, sondern nahmen beide die Karten aus ihren Decks und untersuchten sie. „Du hast Recht, bei mir fehlen Anatsu und Zombyra.“ Yuugi sah seinen Freund beunruhigt an. „Zusätzlich zum Beuftragten fehlen bei mir noch der Mystische Clown und Uraby. Fällt dir was auf?“ Yami nickte und steckte sein Deck zurück an seinen Gürtel. „Alles Monster mit niedrigem Verteidigungswert. Sie wurden statt meiner durch das Ritual hinüber gerissen.“ Yuugi nickte. „Wahrscheinlich hat er deswegen gelacht. Er hat vielleicht nicht das, was er wollte, aber seine Ausbeute ist beachtlich. Damit steigen seine Siegchancen beträchtlich.“ „Ich wünschte, es wäre wirklich nur ein Spiel.“ Yamis Stimme war düster und er blickte ernst auf Yuugis Karten, die der noch immer in der Hand hielt. Ihm und Yuugi war aufgefallen, dass die Magie dieser Zauberer in manchen Belangen durchaus wesentlich mächtiger war, als ihre Schattenmagie. Hauptsächlich bezog sich das aber auf Schutzzauber oder Flüche zur Verteidigung und zum Verbergen von Personen oder Taten. Im Angriff war die Schattenmagie bisher immer wesentlich effektiver gewesen – immerhin hatten sie diese lächerlichen Unverzeihlichen Flüche leicht abwehren können. Aber nun hatte Voldemort fünf Monster der Stufe 4 und höher die über ein beträchtliches Angriffspotential verfügten. Gepaart mit den Schutzzaubern dieser Magie konnten ihre Monster wahrscheinlich sehr effektiv gegen sie eingesetzt werden. Das war fast so schlimm, als wäre die Beschwörung Yamis durch den Lord gelungen! Yuugi steckte seufzend seine Karten weg. Sie würden sich geeignete Gegenmaßnahmen ausdenken müssen. Immerhin hatte Voldemort nicht ihre stärksten Karten bekommen. Nicht auszudenken, wenn er sie mit dem Magiermädchen oder Gaia, Ritter der Finsternis in Zukunft hätte angreifen können. Doch jetzt und hier war nicht die Zeit, um sich mit diesem Problem zu beschäftigen. Sie hatten genug andere, die mit erhobenem Zauberstab abwartend um sie herum standen. ‚Das wird nicht leicht. Einen ungünstigeren Zeitpunkt als diese Party hätte sich Voldemort wirklich nicht aussuchen können.’ Yuugi blickte vorsichtig in die Runde und sein Blick blieb bei Harry und seinen Freunden hängen. ‚Ich hab‘ allerdings das Gefühl, dass unser Outing manch einen hier doch nicht so sehr überrascht hat. Vermutlich war das Pilah am Mittwoch doch unser Verhängnis.’ Yami lächelte bei Yuugis sarkastischen Worten still in sich hinein und drückte dann die Hand seines Geliebten fest. /Wir wollten unser Geheimnis doch sowieso preisgeben. Jetzt haben sie gleich noch eine Kostprobe unserer Macht bekommen und spüren den nötigen Respekt. Machen wir einfach das Beste draus./ Yuugi nickte in seinem Seelenraum und übermittelte Yami noch einmal über ihr Seelenband seine Erleichterung darüber, dass sie jetzt gemeinsam hier stehen konnten. Nur langsam verdrängte die Wärme ihrer gegenseitigen Liebe das kalte Gefühl in seiner Seele, was sich gleichzeitig mit dieser unbehaglichen, grauen Düsternis, die in der Halle alles Licht und alle Liebe verschlungen hatte, in seinem Inneren ausgebreitet hatte. Für wenige Sekunden hatte er den Kontakt zu Yami vollständig verloren und sich so einsam gefühlt, wie noch nie zuvor in seinem Leben. Diese wenigen Sekunden waren sogar schlimmer gewesen, als die Zeit, bevor er das Puzzle zusammen gesetzt hatte und Yami zu ihm gekommen war, welche nur noch schwach in seiner Erinnerung existierte. Instinktiv, ohne auf seine Umgebung zu achten, hatte er Yamis Nähe gesucht. Er hatte weder auf Harry neben sich, noch auf die Aufrechterhaltung seiner Verkleidung noch auf die Zauberer um sich herum geachtet. Yami war das Einzige gewesen, was zählte. Doch dieses Mal war die Wand, die Yuugi von Yami trennte, noch viel stärker, die Kraft, die seine andere Hälfte von ihm fernhielt, um so vieles mächtiger und bedrohlicher gewesen, dass Yuugi vor Angst beinahe gelähmt war. Ihre Schutzzauber hatten automatisch eine Barrierre um sie beide errichtet und durch ihren körperlichen Kontakt hatte Yuugi Yami auch wieder in seiner Seele spüren können. Aber erst die Schatten, die der Schwarze Magier selbstständig gerufen hatte, gaben Yuugi die Kraft, seine Monster heraufzubeschwören und Yami erging es genauso. Dieses Mal hörten sie keine beschwörende Stimme, keinen Zauber oder Fluch, der sie – oder besser Yami – rief, doch dass der Pharao das Ziel war, war für die beiden Geliebten offenkundig, denn Yamis Seele war schon beängstigend weit von Yuugis fortgezogen worden. Ihre Rufe in ihrem Seelenraum, ihre ausgestreckten Hände, ihr verzweifelter Kampf, ihre jeweils andere Hälfte zu erreichen – und alles schien nichts daran zu ändern, dass Yami sich immer weiter von Yuugi entfernte. Sie hatten augenblicklich all ihre Schutzzauber verstärkt und die Magie der Schatten um sie schirmte sie ab gegen diese krankmachende, trübe Finsternis, doch nichts schien zu helfen und Yuugi verzweifelte beinahe. Das durfte nicht geschehen. Niemand durfte ihn von Yami trennen. Sie waren eins und ohne den anderen nicht vollständig. Sie brauchten einander, mehr als je zuvor. Yuugi rief nach Yami, beschwor ihn, bei ihm zu bleiben, sich an seine Stärke zu erinnern, doch entgegen seiner Worte schien ihre Schattenmagie dieses Mal nicht genug zu sein. Dass was auf der anderen Seite nach Yami rief war so mächtig, so böse, so abgrundtief finster, dass ihre Kraft nicht ausreichte. Und Yuugi wusste in diesem Moment mit absoluter Klarheit, dass er dieses Mal nicht in der Lage sein würde, Yami zu erreichen und ihm zu folgen. Wenn sie jetzt getrennt würden, wäre es endgültig. Angesichts dieser Erkenntnis hatte Yuugi’s Seele einen schluchzenden Schrei nach seinem Geliebten nicht länger unterdrücken können und irgendetwas war geschehen. Plötzlich verstärkte sich die Barriere um sie beide, der Sog ließ nach und ihre Finger berührten sich leicht und verschränkten sich dann verzweifelt ineinander, nicht gewillt je wieder loszulassen. Beide hatten sich angesehen und dann hatten sich ihre Seelen umarmt und sie hatten in der Realität wieder in ihren eigenen Körpern die Augen aufeinander gerichtet. Beide wussten nicht, was sie gerettet hatte, doch es war etwas, was aus den alten Mauern Hogwarts stammte. Irgendetwas hier in diesem Schloss hatte Voldemorts Beschwörung des Pharaos zurückgeschmettert, welche an jedem anderen Ort der Welt außer Hogwarts erfolgreich gewesen wäre. Mochten es die starken Schutzzauber der Generationen von Zauberern gewesen sein, die hier gelebt hatten, oder die durch Magie errichteten Wände des Schlosses an sich – sie wussten es beide nicht zu sagen. Und es war ihnen für den Moment auch egal gewesen. Yami und Yuugi waren nur unglaublich erleichtert darüber, noch immer vereint zu sein und als Yami Yuuugi auch in der Realität berühren konnte, war ihm ihr Sieg bewusst geworden. Und seine Wut gegen diesen Versuch sie beide die eins waren zu trennen entlud sich in einer einzigen Welle aus Macht, die Voldemorts kranken Zauber hinwegfegte. Danach zählten nur noch sie beide und sie vergaßen die Welt um sich vollständig, bis Kuriboh sie wieder in die Wirklichkeit zurückholte und daran erinnerte, dass noch andere Zeuge ihrer Beinahe-Trennung geworden waren. Und dass diese Zeugen nur zu einem Bruchteil verstehen konnten, was gerade geschehen war, es aber vollständig verstehen mussten, um wirksame Gegenmaßnamen gegen weitere Versuche des Dunklen Lords zu ergreifen. Yami und Yuugi wussten da noch nicht, dass Voldemort trotz allem etwas aus dieser Beschwörung erhalten hatte und fürchteten sich vor einem weiteren Versuch, denn sie wussten, dass sie diesen nicht würden abwehren können. Jetzt, nachdem sie erkannt hatten, dass einige ihrer stärksten Monster vom Feind entführt und gefügig gemacht worden waren, breitete sich einerseits Sorge, aber andererseits auch Erleichterung in ihnen aus. Fürs Erste waren sie in Sicherheit und wenn sie erst einmal mit den zu Recht misstrauischen Magiern um sich herum gesprochen hatten, würden sie sich Gedanken über geeignete Gegenmaßnamen für ihre eigenen Monster machen können. Und sie mussten herauszufinden versuchen, was in Hogwarts sie heute gerettet hatte, damit sie es für die Zukunft vielleicht nutzen konnten. Innerlich strafften sich Yami und Yuugi, nickten sich ein letztes Mal zu und kehrten dann mit aller Aufmerksamkeit in die Wirklichkeit zurück. /Bereit?/ ‚Bereit!’ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)