Treasure Hunters von Caomei ================================================================================ Kapitel 4: Turm des Feuers -------------------------- Langsam und übermüdet wanderten Néko, Tama und Taro über den Flughafen von Bin Dinh. Gemäß der Jahreszeit und des kaltgemäßigten Klimas war es ziemlich kühl und trocken. Vor ihnen war eine Horde Touristen mit einem Reiseführer, welcher wohl gerade den Flughafen erklärte. Dieser sah, nach Néko´s Geschmack, allerdings genau so aus wie alle anderen Flughäfen die sie kannte. Tama schwang fröhlich ihren Rucksack hin und her. Sie war begeistert von der bisherigen Reise, zumal sie ja eigentlich daheim sitzen sollte. "Vielleicht sollten wir Mama jetzt mal anrufen. Sie wird sicher an die Decke gehen." Néko kicherte und deutete auf die Haupthalle. "Dort gibt es sicherlich Telefonzellen." Taro schüttelte genervt den Kopf. "Einfach heimlich abhauen, und mich anlügen. Pah." Natürlich hatten die Beiden Taro nichts von ihrer Flucht erzählt. Erst im Flugzeug hatten sie schließlich ihre Beichte abgelegt. Taro war ziemlich wütend gewesen. Arashi würde sich sicher aufregen. Doch jetzt war es, so oder so, zu Spät. Die Drei betraten die Schalterhalle und sahen sich nach den Telefonen um. Schließlich entdeckten sie an der rechten Seite der Halle einige Bildtelefone. Tama ging zu dem ersten Apparat und kramte nach ihrer ID- Card. Diese Karten waren weltweit vorgeschrieben und erfüllten eine Reihe wichtiger Funktionen. Sie waren sowohl ein Identitätsnachweis, mit allen möglichen Daten über den Besitzer und dessen Krankengeschichte, als auch eine Kreditkarte. Alle Informationen waren natürlich als kleiner Mikrochip auf der Karte implantiert. Tama hatte ihre endlich gefunden und steckte sie in den Telefonapparat. Als reiches Töchterchen besaß sie natürlich eine Platin Karte. Insgesamt gab es fünf verschiedene Karten. Ja nach der finanziellen Lage ihres Eigentümers entweder Platin, Gold, Silber, Bronze oder Eisen. "Wo zum Teufel noch mal bist du?! Was fällt dir ein?! Néko! Versteck dich nicht hinter Tama, ich sehe dich!" Arashi war ziemlich wütend. "Kommt ihr mir mal zurück! Ihr werdet Silver City die nächsten 10 Jahre nicht mehr verlassen! So was!" Néko trat mutig vor und schob Tama zur Seite. "Wir sind hier in Südvietnam, Bin Dinh- du weißt schon. Und wir sind nicht in Gefahr. Morgen kommen wir schon wieder. Alles nur Routine..." "Spielt keine Rolle! Ihr hattet keine Erlaubnis!" Hinter ihm war Kioko erschienen. "Ihr seid unmöglich. Könnt ihr nicht einmal auf mich hören? Es kann schnell was passieren!" Néko und Tama spielten die Eingeschüchterten und blickten betreten zu Boden. Nun mischte sich auch Taro ein. "Ich will nur mal erwähnen, dass ich von alledem nichts wusste. Ich dachte sie hätte die Erlaubnis." "Das hoffe ich doch. Eine böse Mitarbeiterin ist auch genug." Arashi beruhigte sich langsam wieder. "Och, ist ja nicht so tragisch. Ich werde schon auf die zwei Süßen hier Acht geben." Taro war hinter die Beiden getreten und umarmte Beide. "Finger weg von meiner kleinen Tochter!" Erzürnt fuchtelte Arashi vor dem Bildschirm herum und wurde sogleich von Kioko zur Seite geschoben. "Das eines klar ist- bestraft werdet ihr noch! Ich weiß noch nicht wie, aber ich habe ja Zeit bis morgen. Taro, du bist verantwortlich für die Beiden. Ist das klar?" Alle Drei nickten gehorsam und winkten. Dann beendete Kioko das Telefonat mit einem abschließendem, bitterbösen Gesicht. "Huiuiui. Was sie uns wohl antun wird, wieder Putzdienst?" "Klang diesmal eher nach Hausarrest." Tama ergriff ihren Rucksack und verstaute ihre ID- Card darin. "Ihr Zwei macht mir vielleicht einen Ärger. Es ist gar nicht so leicht ,so einen guten Job in einem Museum zu finden. Wisst ihr das überhaupt?" Taro war leicht verärgert. "Wissen wir. Aber solche Reisen sind so aufregend! Und ich wollte schon immer mal mit!" Tama kam ins schwärmen und hüpfte laut kreischend mit Néko aus der Halle. Taro schüttelte den Kopf. Das würde mit den Beiden noch lästig werden. Der Himmel färbte sich langsam in ein schönes Orange und die Sonne verschwand hinter den bläulichen Hügeln. Das abendliche Farbenspiel in der weiten Landschaft war einfach wunderschön und wurde von Tama und Néko bestaunt. Sie hatten die Stadt in nördlicher Richtung verlassen und waren nun mit einem gemieteten Fahrzeug unterwegs. Dieses verfügte über eine offene Ladefläche, auf der die Beiden saßen und die Gegend begutachteten. Taro war am Steuer und hielt nach einem geeigneten Lagerplatz Ausschau. Néko kramte in ihrem kleinen Rucksack nach den Unterlagen über ihren Auftrag. "Aha, da haben wir´ s ja... ein heiliger Turm... von den Champa..." " Was faselst du da? Ich versteh´ dich nicht." Tama entriss ihr die Papiere und sah sie skeptisch durch. "Unser Auftrag ist es das Gebiet um den Turm genauestens zu untersuchen und einige Photos zu machen. Außerdem wollte Kiíchigo einige Gesteinsproben haben. Ich weiß zwar nicht, was sie damit will, aber bitte." "Aha, und wer waren die Erbauer von diesem Heiligtum?" Tama versuchte auf der sehr schlechten Satellitenkarte etwas zu erkennen. Néko lehnte sich zurück und überlegte kurz. "Na, weißt du etwa nichts?" Von vorne hörte man Taro kichern. "Das Volk wird die Cham genannt und die Blütezeit ihrer Kultur dauerte ungefähr vom 4. bis zum 15. Jahrhundert. Laut alten Inschriften haben sie im 9. Jahrhundert ganz Zentral- und Südvietnam besiedelt." Triumphierend drehte er sich zu den Beiden um. "Na? Weißt du das alles?" "Ich weiß das sie in verschiedenen Königreichenverteilt gelebt haben. Einige davon waren Amaravati mit der Tempelstadt My Son, dann Vijaya, welche das Zentrum der Chamkultur war und Pandurangga mit der Tempelstadt Kauthara." Zufrieden lehnte sie sich zurück und wartete auf eine Reaktion von Taro. "Braves Mädchen." Er kicherte amüsiert und widmete sich wieder dem Fahren. "Wow. Woher wisst ihr das eigentlich alles?" Tama war beeindruckt und versuchte die Informationen in den Zetteln ihrer Mutter zu finden. "Aha, da steht´ s. Ihr hattet Beide recht." "Es gibt da in einem bestimmten Museum eine riesige Bibliothek mit sehr, sehr vielen Büchern. Da steht viel über Geschichte drin. Du kennst den Büchertrakt anscheinend nicht. Na ja, hätte ich mir auch denken können." Taro kicherte wieder und schüttelte den Kopf. "Ich kenne den Bücherflügel in unserem Museum." Tama war rot angelaufen, was bei Néko zu einem Lachanfall führte. "Ihr vergnügt euch aber ziemlich da hinten." Taro deutete nach Norden. "Schaut mal, der Turm ist schon zu sehen." Brav drehten Beide die Köpfe in die gezeigte Richtung. Hoch über den Hügeln ragte der heilige Turm gen Himmel. Das Monument fügte sich in die Landschaft, als ob es immer schon hier gewesen wäre. "Für die Ewigkeit gebaut..." Murmelte Néko und lehnte sich auf die Kisten, die bei ihnen hinten auf der Ladefläche standen. Auch Tama war ein wenig beeindruckt und betrachtete den Turm. Die Sonne war bereits hinter den Hügeln verschwunden und man konnte nur noch die Kontur des Bauwerkes in der Dunkelheit erkennen. "Na dann, wir werden hier irgendwo übernachten." Taro hatte den Wagen angehalten und sah sich um. Tama und Néko schleppten inzwischen die Kisten von der Ladefläche. "Uns hier arbeiten lassen... So eine Gemeinheit!" Néko war leicht verärgert. "Wir wollen doch nicht vergessen, wie böse ihr Zwei ward." Die Beiden ließen betreten die Köpfe hängen und trugen, schweigend, die restlichen Kisten zum Lagerplatz. "Gleich morgen früh werden wir aufbrechen und zum Turm hoch wandern." Taro hatte gerade ein Lagerfeuer angezündet und kramte nun in einer der Kisten. "Mhm, geht klar. Und wir Beide werden die Digi- Cams mitnehmen. Wir haben doch zwei, oder?" "Natürlich. Kioko hat sie mir mitgegeben." "Gut. Dann haben wir ja morgen was zu tun." Tama und Néko hatten inzwischen die Proviantbox entdeckt und suchten nach etwas Genießbarem. "Bäh, wer hat den ganzen Tofu eingepackt? Und natürlich ist gar nichts Süßes für mich dabei." Tama war enttäuscht. "Eigentlich solltest du auch daheim sitzen, anstatt hier zu nerven." Taro hatte ihnen die Box geklaut und förderte eine Dose Birnenkompott zu Tage. "Die hier kannste haben. Ist was süßes." Damit warf er diese zu Tama, welche ein wenig ärgerlich schnaubte. "Pah. Daheim ist es sowieso viel zu langweilig." "Hier auch. Abenteuer kann man leider nicht bestellen." Néko war zu Taro gerutscht und entschied sich für eine Konserve mit Erdbeeren. "Wenigstens an mich hat Kioko gedacht. Hehe." "Und so was nennt ihr Essen? Na ich weiß nicht." Taro hatte damit begonnen den Tofu aufzuschneiden und blickte interessiert zu Tama. "Das Zeug schmeckt gar nicht mal so schlecht. Das kenn ich von Zuhause." "Wieso isst du es dann nicht, hä?" Tama bemühte sich die Dose zu öffnen, scheiterte aber andauernd, was bei Taro einen kleinen Lachanfall hervorrief. "Soll ich dir vielleicht helfen?" Er kicherte boshaft und schnappte ihr das Kompott weg. "Ich hätte es sicher aufgekriegt... ich..." "Spar´ s dir, das wird sonst heute nichts mehr." Auch Néko musste kichern und erntete dafür einen bösen Blick von Tama. Immerhin hatte sie ihre Erdbeeren alleine aufgekriegt. Sie hatte ja auch schon mehr Erfahrung mit solchen Dingen. Langsam ließ Néko ihren Blick zum Turm hoch wandern. In der Dunkelheit konnte man nur noch dessen Umriss vor dem nachtblauen Himmel erkennen. Der Anblick war wirklich wunderschön und Néko entschloss sich für ein Photo. Also stand sie auf und suchte nach einer der Digi- Cams. Taro und Tama waren am Feuer sitzen geblieben und sahen ihr ein wenig verwundert hinterher. "Was machst du denn da?" "Werde ein Nachtphoto von dem Turm machen." Damit förderte sie eine Kamera zutage und richtete ihren Blick auf den heiligen Turm. "So, dass hätten wir... Was?" Aufgeregt deutete sie auf das Bauwerk. "Da hat was geleuchtet!" "Ach was, das musst du die eingebildet haben." Die Beiden waren aufgestanden und kamen zu ihr herüber. "Da ist nichts zu sehen." "Ich war mir aber sicher, da war was!" Taro schüttelte den Kopf. "Morgen werden wir uns, da oben, genau umsehen." Damit wuschelte er ihr durch die Haare und kehrte zum Feuer zurück. "Das macht er doch nicht öfters mit dir, oder?" Tama war leicht eifersüchtig und stand, mit dem Fuß auf den Boden klopfend neben ihr. "Nein! Was denkst du denn von mir, hä?" "Will ich auch hoffen." "Den kannste gerne haben." Néko deutete auf Taro, welcher sich gerade zu Ihnen umgedreht hatte. "Ach, reicht ihr mich schon herum, oder was? Ihr solltet wissen, dass ich nichts mit kleinen Gören anfange." "Wir sind keine kleinen Gören!" Néko stampfte zum Feuer und schnappte sich ihre Erdbeeren. Hinter ihr kam nun auch Tama angeschlichen und ließ sich neben ihr auf den Boden fallen. "So klein bin ich nun auch wieder nicht." "Na, wie du meinst." Taro kicherte fies und schüttelte den Kopf. Ein kühler Wind wehte durch die Bäume und ließ das Feuer aufflackern. Nachdenklich beobachtete Néko den Turm in der Ferne. "Wo bleibst du denn schon wieder? Beeil´ dich ein wenig!" Taro war stehen geblieben und blickte böse auf Tama. Sie waren früh aufgebrochen und erklommen nun eine kleine Anhöhe mitten im Wald, welche zum heiligen Champa- Turm führte. Tama war es natürlich nicht gewöhnt und kam nicht so schnell voran wie die beiden Treasure Hunters. "Deine Kondition ist aber miserabel." Kichernd war Néko zu ihr hinunter gesprungen und zog sie am Arm mit sich. "Ich bemühe mich ja! Is´ es noch weit?" "Noch um die 100 Meter, würde ich schätzen. Wirst du das überleben?" Taro lächelte boshaft und kletterte voraus. Endlich erreichten sie den Turm und Tama atmete erleichtert auf. "Gott sei Dank. Von unten sah das nicht so steil aus." Néko kicherte und klopfte ihr auf den Rücken. "Ach, das kriegen wir schon hin." "Die wird doch nicht öfters mitkommen? Soviel Zeit haben wir nicht immer." Taro hatte seinen Rucksack abgenommen und suchte nach den Digi- Cams. "Ich werde schon öfters mitkommen. Ich brauche nur ein wenig Konditionstraining." Nickend stimmte ihr Néko bei und sprang zu Taro. "Wir machen die Bilder, OK? Sammelst du das Zeug für Kiíchigo?" Bevor er antworten konnte war sie auch schon wieder zu Tama gerannt und übergab ihr eine Kamera. "Wie ihr meint, aber seid vorsichtig!" Die Beiden machten sich auf den Weg um den Turm zu umrunden. Tama rechts herum und Néko nach links. Der heilige Turm strahle eine beunruhigende Atmosphäre aus, was Néko einen kalten Schauder über den Rücken laufen ließ. Eigentlich war der Turm ja schon mehrere Male genauestens untersucht worden. Schon um 1890 hatten französische Forscher das Gebiet erstmals untersucht und bis Mitte des 20. Jahrhunderts war die Kultur des Champa- Reiches sowieso nur den Franzosen zugänglich gewesen. Leider waren im 3. Weltkrieg viele der alten Kunstwerke gestohlen und verschleppt worden und ein großer Teil aller Aufzeichnungen wurde damals vernichtet. Néko seufzte und schoss ein Photo von einem kleinen Relief an der Wand. Kioko hatte im Museum eine Ausstellung über die alten Kulturen Vietnams geplant und wollte natürlich auch einige Photos der alten Kultstätten zeigen. Es war gar nicht so einfach gute Bilder von den Satelliten zu bekommen und deshalb hatte sie Néko losgeschickt. Auch ein anderer Treasure Hunter war mit dem selben Auftrag unterwegs. Kairo Yanági, auch von Kioko losgeschickt, allerdings nach Po Nagar zu einem anderen Tempel. Néko war ziemlich enttäuscht darüber gewesen, wie gerne wäre sie selbst dorthin gefahren und hätte photographiert? Am liebsten würde sie ja alle Ruinenstätten und Tempelanlagen der Welt besuchen und bestaunen. Néko untersuchte einen Teil des Reliefs und fühlte eine ungewisse Traurigkeit in ihr aufsteigen. So viele alte Ruinenanlagen waren in der alten Zeit bekannt gewesen, jetzt kannte man nur noch einen keinen Bruchteil davon. Wenigstens profitierten die Treasure Hunter davon. Jaja, so ein Leben war aufregend. Viele Reisen und viele neue Schätze gab es zu entdecken. Néko trat einen Schritt zurück und stolperte über eine Wurzel. "Aua! So was..." Die Perspektive des Turmes sah von dort unten ziemlich interessant aus und so nutzte sie ihre tiefe Lage für ein Photo. Das Licht das durch die Bäume auf den unteren Teil des Turms fiel hatte eine beruhigende Wirkung. Schließlich erhob sie sich wieder und betrachtete das Mauerwerk. An ihrer rechten Seite wucherten eine Menge Schlingpflanzen und verdeckten ein anderes Relief. Neugierig zog sie erstmals einen kleinen Anhänger aus ihrer Tasche. "Keine Reaktion..." Sie steckte ihn wieder zurück und machte sich daran die Pflanzen zu entfernen. Plötzlich bemerkte sie einen Wiederstand und blieb an einem kleinen Steinhebel in der Wand hängen. Mit einem Ruck befreite sie sich davon und setzte den Hebel in Bewegung. Ein lautes Knirschen dröhnte durch den Stein. Erschrocken machte sie einen Schritt nach hinten und trat... ins Leere. Im Boden hinter ihr hatte sich ein Durchgang geöffnet und Néko hing, kopfüber, in einigen der Pflanzen darin. "Verflucht! Schon wieder!" Als sie sich etwas bewegte ließ das Grünzeug nach und sie fiel ein weiteres Stück durch den Gang nach unten. "Mist! Ich kann mich nicht bewegen... Au!" Sie war mit dem Kopf auf etwas Hartem, das aus der Wand ragte zusammengestoßen und klammerte sich nun daran. Mit einem leisen, knorrigen Geräusch verschob sich der hölzerne Hebel nach unten und es wurde finsterer. Böses ahnend blickte Néko nach oben. Einige Pfähle hatten sich vor den Durchgang geschoben und versperrten den Ausgang. "Hilfe!!! Hört ihr mich? Hiiilfe!" Taro fuhr herum. Von woher kamen plötzlich diese Schreie? Schnell rannte er um die erste Ecke des Turmes und stieß fast mit Tama zusammen. "Néko ist plötzlich weg!" Aufgeregt fuchtelte sie mit der Hand vor Taro herum. "Da! Ihr Rucksack liegt da hinten." Die Beiden eilen zu der Stelle und fanden auch die Digi- Cam. "Hilfe!" Erklang es klagend von unten. "Wie bist du denn da runter gelangt?" Taro rüttelte heftig an den Pfählen und versuchte den Durchgang zu öffnen. "Los, hol ein Seil aus meiner Tasche." Taro deutete in Richtung Nordseite des Turms und Tama stürzte sogleich los. Néko blickte nach unten und versuchte etwas zu erkennen. Ihre Taschenlampe war oben in ihrem Rucksack. Wieso war diese Höhle nirgendwo erwähnt worden? Kioko musste doch was davon gewusst haben. Oder nicht? Plötzlich erkannte sie ein leichtes Flackern in der Ferne und etwas kam blitzschnell auf sie zu. "Hilfe! Macht schnell! Da kommt was!" Taro versuchte wenigstens einen der Pfähle zu brechen und stampfte mit dem Fuß darauf. Jäh fuhr ein gleißender Lichtstrahl nach oben und schleuderte ihn von der Öffnung weg. "Um Himmels Willen! Néko! Bist du noch da?" Schnell sprang er wieder zum Durchgang und blickte achtsam nach unten. Die Pfähle waren verbrannt. "NÉKO!" Taro hörte einige leise Schreie in der Ferne. Erleichtert atmete Taro auf. Sie war also noch am Leben. Vorsichtig spähte Tama um die Ecke. "Was war los? Das Geschrei..." "Beeil´ dich, gib das Seil her. Wir klettern runter." "Ich auch? Das ist doch viel zu gefährlich... ich..." "Du wolltest doch ein Abenteuer. Außerdem muß ich dich im Auge behalten." Damit hatte er das Seil um einen Baumstamm gebunden und ließ sich daran in das Loch fallen. Ängstlich stand Tama davor und schaute nach unten. "Muss ich wirklich?" "Wo bleibst du?!" Schließlich fasste sie sich doch ein Herz und ergriff das Seil. "Aua!" Tama war ziemlich ungeschickt aufgekommen und gestolpert. "Himmel, du bist ja fast noch tollpatschiger als Néko." Taro half ihr auf die Füße zurück und zog sie den schmalen Gang entlang. An den Wänden waren zahlreiche Zeichen und Reliefbilder zu erkennen. "Das sie das alles noch nicht entdeckt haben... Seltsam." Murmelte Taro und leuchtete mit der Taschenlampe den Gang aus. "Wäre was für Mama." Tama zückte die Kamera. "Sag´ mal, kannst du nicht an Néko denken? Wir müssen sie finden!" "Ich weiß, aber es wäre schade um das Motiv... und Néko wollte unbedingt Photos machen..." Tama schoss noch ein Photo und zog plötzlich Taro an seinem Hemdkragen zu sich herunter. "Da, schau mal... die Vergrößerung..." Taro blickte durch den Sucher der Digitalkamera. "Ist das eine Tür da hinten?" Er schnappte sich die Digi- Cam und wanderte ein Stück vor. "Kommst du nicht mit?" "Ich wollte doch noch ein Photo machen..." Die Beiden erreichten das große, metallene Tor und Taro übergab die Kamera wieder an Tama. "Wie sollen wir das denn aufkriegen?" Neugierig leuchtete sie mit der Taschenlampe durch die große Höhle, in die der schmale Gang geendet hatte. Tama trat einen Schritt zur Seite und stolperte über irgendetwas. "Himmel, pass´ doch etwas besser auf!" Taro leuchtete in ihre Richtung und zuckte bei ihrem plötzlichen Geschrei zusammen. "Wäääh!!! Ein Skelett!" Tama hing an den alten Knochen fest und zerrte heftigst daran. Unerwartet löste sich der Arm des Toten vom Rest und die Knochen lösten sich aus der Wand. Mit einer großen Anzahl anderer Knochen. Laut polternd war die ganze poröse Felswand eingestürzt und hatte zahlreiche andere Skelette freigelegt, welche sich jetzt über Tama ausbreiteten. Taro verlor die Beherrschung und musste laut lachen. Leicht verärgert befreite sich Tama von den Gerippen und warf einen der Oberarmknochen nach Taro. "Hey! Werd bloß nicht frech, sonst laß´ ich dich hier." Leise klopfte er gegen das Tor und lauschte. Tama blickte etwas verwundert. "Glaubst du da wird wer aufmachen?" "Nein, du Dummkopf! Ich will nur wissen, ob Jemand dahinter ist... ich glaube ich höre was..." Nun wurde auch Tama neugierig und trat an die Pforte. Jäh erzitterte der ganze Raum und das große Tor öffnete sich schleppend. Die Beiden waren ein Stück zurückgesprungen und lugten vorsichtig in den Raum hinter dem Portal. Dieser war ziemlich groß und erstrahlte in einem unheimlichen, hellen Licht. Langsam betraten die Beiden den Raum und blickten sich suchend um. "Eindringlinge! Ihr werdet sterben!" Eine grollende Stimme ließ Taro und Tama erschrocken herumfahren. Ober dem Tor schwebte eine menschliche Gestalt, inmitten lodernder Flammen. Die Gestalt deutete mit einer Hand auf die Beiden und ließ eine Welle aus Feuer auf sie los. Schnell warf Taro Tama auf den Boden und die Flammen verfehlten ihr Ziel nur knapp. "Aber Huo, so was macht man doch nicht mit seinen Gästen!" Tama und Taro blickten in die Richtung aus der die zweite Stimme kam. Hoch über ihnen schwebte eine weitere, männliche Gestalt mit langen, blond- orangen Haaren und hielt eine Teekanne in der Hand. Neben diesem hing ein großer goldener Käfig von der Decke. Und in diesem saß, mit einer Teetasse in der einen und einem Keks in der anderen Hand... "Néko! Gott sei Dank! Du lebst noch!" Erfreut war Tama aufgesprungen und winkte ihr zu. "Natürlich lebt sie noch, ich durfte ihr ja nichts tun." Huo landete hinter Taro und Tama und auf seinen Wink hin, begann sich der Käfig zu senken. "Menschen zu töten ist nicht unsere Aufgabe." Der Andere hatte drohend seine Hand erhoben und kam auch zu den Anderen auf den Boden. "Das sind übrigens zwei Feuergeister." Meldete sich nun Néko aus ihrem Käfig und knabberte an ihrem Keks. "Der da, Yánrèf, ist ganz nett. Der andere da hinten ist ein wenig verstimmt..." "Ist ja kein Wunder. Nichts darf ich, weder Menschen verbrennen noch sie aufhängen. Furchtbar." Huo blickte verärgert auf Yánrèf, welcher sich schützend vor den Käfig gestellt hatte. "Ist ja gut, ich lasse sie in Frieden. Deine Menschenliebe ist ja nicht auszuhalten." "Gut, so ist es Richtig." Er lächelte zufrieden und öffnete den Käfig. Dann verbeugte er sich kurz vor Taro und Tama, welche ziemlich verdutzt drein blickten. "Wir sind die Wächter dieses heiligen Ortes und beschützen ihn gegen jene Menschen, die ihn entweihen wollen." "Habt ihr... diese Personen da draußen...?" Taro stockte, er wusste nicht genau was er sagen sollte. "Ja. Huo hat den Turm gegen sie verteidigt. Die meisten waren Grabräuber, gekommen in der Hoffnung hier etwas zu finden." Yánrèf deutete auf Néko. "Sie hat uns erklärt weshalb ihr hier seid. Wir werden euch nichts tun und euch wieder gehen lassen." Huo hatte sich von ihnen abgewendet und ließ eine kleine Feuerkugel in seiner Hand entstehen."Schade. Langsam vermisse ich die Zeiten in denen ich noch gegen diese Menschen kämpfen durfte. Der Macht des Feuers ist noch niemand entkommen." "Wenn du einen Kampf der Elemente haben willst, dann tritt gegen mich an!" Erstaunt blickten alle Vier auf Néko, die sich gerade die Jacke auszog und in die Mitte der Halle trat. "Bist du lebensmüde? Wir sollten endlich gehen, komm schon!" Taro wollte zu ihr gehen, wurde aber von Yánrèf zurückgehalten. "Lass´ sie." Huo lächelte und schwebte zu ihr. "Ach, so ein kleines Mädchen wie du, will gegen einen Feuergeist wie mich antreten?" Néko nickte nur und verschränkte die Arme. "Wie du willst..." Damit erhob er sich in die Luft und wirbelte mit seinen Händen eine riesige Feuerwelle auf, die sofort auf Néko zuraste. Mit einem schnellen Sprung auf die Seite entkam sie den Flammen und blickte berechnend zu Huo hoch. "Himmel! Das wird nicht gut gehen!" Tama konnte nicht mehr hinsehen und hielt sich die Finger vor das Gesicht. Der Feuergeist hatte inzwischen einen zweiten Angriff losgelassen und Néko wieder nur knapp verfehlt. Jetzt flog er ziemlich schnell auf diese zu und bildete wieder eine kleine Feuerkugel. Néko stand nur bewegungslos da und wartete einen günstigen Zeitpunkt ab. Als Huo sie beinahe erreicht hatte erhob sie unerwartet ihre Arme und murmelte einige unverständliche Worte. Tama, Taro und Yánrèf trauten ihren Augen nicht, als sich plötzlich ein gleißende blaues Licht um sie herum bildete. Auch der Feuergeist bemerkte dies, doch es war schon zu spät. Eine monströse Welle aus purem Wasser ergoss sich über die Halle und eine dichte Dampfschwade entstand zischend um die beiden Kämpfer. Taro schnappte keuchend nach Luft und versuchte etwas in der Halle zu erkennen. Auch Tama musste husten und war auf den Boden gesunken. "Himmel..." Langsam begann der Dampf sich zu verziehen und gab den Blick auf Néko und Huo frei. Beide lagen keuchend am Boden und waren über die Wucht des Angriffs erschrocken. "Scheint so, als hättest du gewonnen." Der Feuergeist erhob sich, schritt auf sie zu und half ihr auf die Beine. "Stimmt. Ich wusste gar nicht, das dieser Zauber so eine arge Wirkung hat." Beide mussten lachen. Die anderen Drei kamen auf sie zugerannt und Tama fiel Néko um den Hals. "Den Zauber hast du mir noch nie gezeigt!" "Halt mal, woher kann sie... das war..." Taro schien ziemlich verwirrt zu sein. "Weißt du, ich bin eine Hexe, und solche Sachen... kann ich eben..." "Ach ja, eine Hexe, so einfach?" "Ja, so einfach. Nimm es hin." Yánrèf war hinter Néko getreten und tapste ihr auf den Kopf. Taro nickte nur verwirrt. "Ach, er wird es lernen." damit wandte sich Yánrèf an Huo. "Dir geht es gut, oder? Fein, dann werden wir euch ziehen lassen." "Gut." Taro ergriff Tama und Néko an den Händen und zog sie mit sich. Nein, für heute hatte er wirklich genug erlebt. Zurück in Silver City fügten sich Néko und Tama gehorsam, aber doch wiederwillig ihrer Strafe. "Ich kann nicht glauben das uns Arashi so etwas antut!" Néko war verärgert. "Vielleicht sollten wir das nächste Mal einfach fragen. Ich meine bevor wir wieder... hier... sitzen müssen..." Tama war hochrot angelaufen und versuchte die neugierigen Blicke der vorbeigehenden Menschen zu ignorieren. Die Beiden saßen auf einer Parkbank im Nishi no Niwa und blickten auf die Daitokai #2 hinüber. Als Strafe mussten sie 3 Stunden dort sitzen.Mit einem großen Ankündigungs schild des Museums welches auf die Barock und Rokoko sammlung verwies. Jeweils mit einem grellrosa und einem grellblauen Kleid, nebst passendem Schmuckschirmchen und einem monströsen Hut aus Plastik. Die Kleider waren über und über mit Rüschchen und Schleifen verziert und zwar eine solche Menge, dass sie sogar Tama viel zu viel waren. Zu allem Ärger hatte ihnen Kioko noch Beiden grausamste Frisuren verpasst. Haarbänder mit grellroten Bommeln am Ende und viele, viele Schleifchen. Die Beiden sahen irgendwie nach Barbypuppen aus und die Leute blickten sie ziemlich interessiert an. "Himmel, was wenn Kinomi, Mikan oder Hana uns sehen?... Peinlich." Wahrlich, diese Strafe hatte es in sich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)