Midnight Guardian von Kernchen ================================================================================ Kapitel 2: Midnights Rettung ---------------------------- „POTTER! STEH JETZT AUF!“ Panik füllte Harry als er aus dem Bett sprang und den schreienden Schmerz in seinem Körper und das Schwindelgefühl in seinem Kopf ignorierte. Er hatte verschlafen! Er sah sich im Raum um, konnte Midnight nicht entdecken und stieß einen erleichterten Seufzer aus. Wenigstens war der Hund in Sicherheit. Er zog sich so schnell wie möglich um, dann rauschte er aus dem Raum, die Treppe hinab und in die Küche, um das Frühstück herzurichten. Er murmelte seiner Tante eine Entschuldigung zu, die zur Antwort nur nickte. Harry war zu hektisch, um die Geste zu bemerken. Er wusste, er hatte nur fünfzehn Minuten, ehe Vernon runter kam und seine Mahlzeit verlangte. So wie Harry sich bewegte, musste er einen Schmerzensschrei unterdrücken, der von seinem verletzten Bein und Rippen herrührte. Er würde keine weitere Bestrafung durchstehen. Sein Magen war unruhig, sein Kopf schwamm und es tat weh, zu denken, allein sich zu bewegen schmerzte. Wenn er halb so schlimm aussah wie er sich fühlte, würde es Onkel Vernon auffallen. Glücklicherweise wurde Harry fertig, gerade als Vernon und Dudley die Küche betraten. Beide waren zu sehr in ihr Essen vertieft um zu bemerken, dass ihr Koch am Rande der Ohnmacht war. Harry wusste es besser, als ihre Mahlzeit zu stören, verließ daher die Küche und setzte sich auf die unterste Treppenstufe. „Was sollen wir den Jungen heute machen lassen, Petunia?“, fragte Onkel Vernon scharf. „Wir können uns jetzt keine seiner Verrücktheiten leisten. Ihn zu beschäftigen, hat ihn davon abgehalten in Probleme zu geraten.“ Harry schüttelte langsam den Kopf. Er hätte wissen müssen, dass sie über ihn sprechen würden, sobald er den Raum verließ. Es war nicht so als ob er irgendwelche Magie wirken konnte und sie wussten es, also warum machten sie sich Sorgen? „Hast du ihn heute morgen überhaupt angesehen?“, fragte Tante Petunia. „Er ist krank, Vernon. Ich denke, wir sollten ihm einen Tag Ruhe geben. Ich will nicht, dass diese Leute kommen und Fragen stellen. Es ist schlimm genug, dass wir ihn ertragen müssen.“ Annehmend, dass er fürs Belauschen bestraft würde, humpelte Harry nach oben in sein Zimmer. Er musste so aussehen, als wäre er beschäftigt. Langsam machte er sein Bett und begann das bisschen Unordnung, was er gemacht hatte, aufzuräumen. Er keuchte schmerzhaft um Atem, als er ein Klopfen an der Tür hörte. Harry drehte sich um und sah Tante Petunia in der Tür stehen. „Du hast den Tag frei“, sagte sie kurz, „nutze es und lass Vernon seine Großzügigkeit nicht bereuen.“ Harry konnte nicht anders als erleichtert aufzuseufzen. „Ja, Tante Petunia“, sagte er gehorsam. Er stand dort bis sie ging, dann zog er sich in sein Bett zurück, ohne sich wieder seinen Schlafanzug anzuziehen. Er war einfach zu müde. Sich zudeckend, wollte Harry so schnell wie möglich einschlafen, aber seine Gedanken drifteten zu Midnight. Er hatte keine Ahnung, wo der Hund war und konnte nicht riskieren nach ihm zu suchen, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Harry musste zugeben, dass Midnight ein schlauer Hund war, aber er bezweifelte, dass der Hund wusste Onkel Vernon, Tante Petunia und Dudley aus dem Weg zu gehen. Harry schlief langsam ein und merkte nicht, wie sein linker Arm vom Bett fiel bis er etwas Feuchtes berührte. Benommen und verwirrt griff er unter sein Bett und betastete das fellige Gesicht von Midnight. Harry seufzte erleichtert. Midnight war gar nicht fort. „Hey Junge“, sagte Harry mit sanfter, schläfriger Stimme. „Tut mir Leid, dass ich dir nichts zu essen mitgebracht habe. Vergibst du mir?“ Eine nasse Zunge schleckte seine Hand und brachte ihn zum lachen. „Danke Midnight. Ich bin wirklich müde. Bitte bleib außer Sichtweite, okay?“ Dass Midnight seine Hand schleckte, war das letzte, was Harry merkte, bevor er einschlief. OOOO „JUNGE! STEH JETZT AUF!“ Ein Schmerzensblitz in seinem Gesicht schreckte Harry aus seinem Schlaf. Seine Augen öffneten sich schnell, um dann die verschwommene Form seines Onkels zu sehen, der vor Wut kochte. Er war schweißgebadet und sein ganzer Körper schmerzte. Harry brauchte einen Moment um festzustellen, dass er auf dem Boden lag. Sein Zimmer war kaum beleuchtet was bedeutete, dass es draußen bereits dunkel war. Er hatte den ganzen Tag verschlafen! Midnight! Harry konnte nicht glauben, dass er so lange geschlafen hatte. Langsam den Kopf drehend, sah Harry wie sich der schwarze Hund immer noch unter dem Bett versteckte und er seufzte erleichtert auf. Wenigstens war Midnight immer noch in Sicherheit. Harry wandte seine Aufmerksamkeit wieder seinem Onkel zu, er versuchte sich aufzusetzen, aber seine schmerzenden Rippen ließen es nicht zu. Er griff an seine Brust vor Schmerz und sah nervös zu seinem Onkel auf. Was konnte er getan haben, um Vernon so zu verärgern? Tante Petunia hatte gesagt er hätte den Tag frei, Midnight war immer noch versteckt und er war den ganzen Tag in seinem Zimmer geblieben. „Wa-was habe ich getan?“, fragte Harry verwirrt. Falsche Frage. KLATSCH! Harrys Gesicht wurde taub vor Schmerzen und seine Sicht war schwammiger als sonst. Er schmeckte Blut in seinem Mund und spuckte es aus. Harry brauchte einen Moment um zu begreifen, dass es das war, was falsch war. Er hatte nichts getan. Onkel Vernon hatte wieder eine seiner Launen und nichts was er tat oder sagte, würde diesen Wal eines Mannes zufrieden stellen. Eine große Hand griff Harry im Nacken und hob ihn vom Boden. „DU JÄMMERLICHER KLEINER FREAK!“, schrie Vernon, als er den Jungen schüttelte. „DU SELBSTSÜCHTIGER, UNDANKBARER BENGEL! ICH HABE DIR DEN TAG, DEN TAG, FREI GEGEBEN UND SO ZEIGST DU UNS DEINEN DANK! WARUM DU NICHT MIT DEINEN ELTERN STERBEN KONNTEST, GEHT ÜBER MEINEN VERSTAND!“ Das tiefe Knurren unter dem Bett lenkte Onkel Vernon ab. Harrys Kopf drehte sich vor Verwirrung und Schwindelgefühl. Er wollte nichts mehr als ohnmächtig zu werden, damit er die unerträglichen Schmerzen nicht mehr erleiden musste. Das nächste was Harry mitbekam, war wie er rücklings gegen die Wand flog. Harry sah auf und entdeckte, wie ein schwarzer Fleck den größeren Fleck, der Onkel Vernon war, angriff. Harry wollte Midnight zurufen aufzuhören, aber er konnte die Kraft nicht aufbringen. Seine Augen schlossen sich, als sein Kopf pochte. Zu denken wurde schwierig und sich überhaupt zu bewegen, stand außer Frage. Wenn Harry aufgepasst hätte, hätte er bemerkt, wie der schwarze Fleck, Midnight, die Form eines Mannes mit langen schwarzen Haaren annahm. „Hallo Dursley“, sagte der ehemalige Hund kalt. Er griff in seine Tasche und zog einen bekannt aussehenden Zauberstab heraus. „Wie ich das sehe, ist dies längst überfällig.“ Vernon stolperte rückwärts zur Tür. „Sie-sie sind einer dieser Freaks!“, stotterte er ängstlich, „wie – wie- “ Der Mann trat eine Schritt vor und lächelte böse. „Petrificus Totalus“, sagte er einfach und beobachtete dann, wie Vernons Arme an seine Seiten klappten. Seine Beine sprangen zusammen. Sein ganzer Körper wurde starr und er schwankte wo er stand, dann fiel er flach auf sein Gesicht, steif wie ein Brett. „Ich würde dich töten, aber ich kann es nicht riskieren, dass Harry dafür verantwortlich gemacht wird. Oh, und noch eine Sache, Obliviate! Stupor!“ Der Mann steckte den Zauberstab wieder ein, eilte an Harrys Seite, nur um zu sehen, dass der Junge bewusstlos war. Er schätzte sich glücklich und packte dann schnell Harrys Sachen in seinen Koffer (er ging sicher alles unter dem losen Dielenbrett, das Harry ihm vor einigen Tagen gezeigt hatte, heraus zu holen). Das einzige was noch übrig war, war Harrys Tarnumhang. Sobald er den Koffer geschrumpft und eingesteckt hatte, bewegte sich der Mann auf das geschändete und verletzte Kind zu. Er wollte den Jungen nicht noch weiter verletzen, aber er hatte keine andere Wahl. Harry brauchte medizinische Hilfe. So vorsichtig wie möglich hob er Harry hoch und bedeckte ihn und sich selbst dann mit dem Tarnumhang. Er konnte nicht riskieren, dass einer von ihnen gesehen wurde. Er hielt den Jungen fest, warf einen letzten hasserfüllten Blick auf Vernon Dursley, dann ging er. OOOO Albus Dumbledore saß an seinem Schreibtisch und bekämpfte den nie endenden Papierkram, wie er es jeden Sommer tat. Viel wurde vom Schulleiter der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei verlangt und dieser Sommer war nicht anders. Sein ‚Rat’ wurde ständig von Cornelius Fudge, dem Zaubereiminister, benötigt, besonders seit den Neuigkeiten über den Vorfall im Gefängnis Askaban. Ein entflohener Häftling war tatsächlich nervenaufreibend, denn man glaubte, es wäre unmöglich, aber noch beunruhigender war derjenige, der entflohen war. Sirius Black, ein Verräter und Todesser, war für zwölf Jahre in dem gefürchteten Gefängnis eingeschlossen gewesen und wurde für verrückt gehalten. Nun, er wurde für verrückt gehalten, bevor er ins Gefängnis kam, also konnte Dumbledore sich nur vorstellen, wie er jetzt war. Das Geräusch eines plopp aus seinem Kamin brachte Dumbledore dazu, sich schnell umzudrehen und in das Gesicht eines besorgten Cornelius Fudge zu sehen. Dumbledore stahl einen Blick auf die Uhr und konnte nicht anders als besorgt zu sein. Vier Uhr morgens war gewiss keine normale Zeit für ein Schwätzchen. Dumbledore positionierte sich bequemer vor dem Kamin, seufzte laut, da er wusste, dass ihn schlecht Nachrichten erwarteten. „Liegt dir etwas auf dem Herzen, Cornelius?“, fragte er freundlich. „Sirius Black wurde letzte Nacht gesichtet“, sagte Fudge nervös, „ich habe gerade Nachricht vom Büro für unbefugte Zauberei erhalten, Abteilung für Minderjährige.“ Dumbledore hob eine Augenbraue. Er mochte nicht in welche Richtung diese Unterhaltung ging. „Das bedeutet, dass ein minderjähriger Zauberer oder Hexe ihn entdeckt hat“, schlussfolgerte er, „wo darf ich fragen wurde er entdeckt.“ Fudge wurde nun deutlich unruhig. Er weigerte sich Dumbledore in die Augen zu sehen. „Er wurde im Ligusterweg, Surrey entdeckt“, sagte er schließlich, „Nummer vier, um genau zu sein.“ Dumbledore lehnte sich vor. Besorgnis war deutlich auf seinem Gesicht zu erkennen. „Ist Harry in Ordnung?“, fragte er eilig. Er wusste, dass die Schutzzauber um den Haushalt der Dursleys stark waren, aber er machte sich dennoch Sorgen. Die Stille im Raum war betäubend, „Harry Potter wird vermisst, Albus.“, sagte Fudge schließlich, „es scheint, als hätte Black Vernon Dursley angegriffen und dann den Jungen genommen. Potters Blut wurde in dem Raum gefunden. Ich habe begonnen eine Suche nach Potter und Black zu organisieren, aber ich fürchte, ich habe keine Ahnung wo ich suchen soll.“ „Wie lange ist das her?“, fragte Dumbledore ernst. „Vor etwa fünf oder sechs Stunden“, antwortete Fudge, „ich lasse die Auroren bereits an den gewöhnlichen Orten suchen, aber Black könnte inzwischen überall sein. Durch die Befragung konnten wir herausfinden, dass Potters Zauberstab benutzt wurde, aber Dursley behauptet, dass Black ihn benutzt hat nicht Potter.“ „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Harry seine Zauberstab einem Fremden freiwillig gibt“, sagte Dumbledore nachdenklich, „was sonst noch hat Mr. Dursley gesagt?“ Fudge erschien wieder unheimlich nervös. „Dursley war nicht besonders zuvorkommend gegenüber den Auroren, die dort waren“, gab er zu, „nach ein wenig – eh- Überredungsarbeit, gab Dursley zu, dass er den Jungen bestraft hat, als Black ihn angriff. Er hat Potter misshandelt, Albus.“ Dumbledore schloss die Augen als ihn die Bedeutung der Worte des Ministers trafen. Harry wurde misshandelt und das schon seit einiger Zeit. „Nun gut“, sagte er schließlich, als er die Augen öffnete und zu Fudges im Feuer schwebenden Kopf blickte, „ich will, dass Vernon Dursley wegen Kindesmisshandlung festgenommen wird. Ich will auch jemanden einbringen, der uns hiermit hilft. Er kennt Sirius Black besser als wir. Ich brauche auch ein paar Auroren zu meiner Verfügung für den Fall, dass wir etwas entdecken und schnell handeln müssen. Ich schlage Kingsley Shacklebolt und Nymphadora Tonks vor.“ Nymphadora Tonks hatte ihr Training noch nicht abgeschlossen, aber sie war eine Verwandte von Black und im Moment brauchte Dumbledore jeden Vorteil den er kriegen konnte. „Natürlich“, sagte Fudge schnell, „was immer Sie brauchen. Harry Potters Sicherheit hat im Moment höchste Priorität. Ich vertraue darauf, dass Sie mich über die Entwicklungen auf dem Laufenden halten.“ Dumbledore nickte nur zur Antwort. Er verabschiedete sich von dem Minister und machte sich sofort an die Arbeit; sein Papierkram war vergessen. Er benachrichtigte einige Mitglieder der ‚Alten Kämpfer’ und weihte sie in das Dilemma ein, inklusive seiner Quelle, die Sirius Black verstand. Dumbledore konnte nur beten, dass Harry nicht verletzt war oder schlimmeres. Hosted by Animexx e.V. 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