Secret Letters von Akai-chan ================================================================================ Kapitel 14: ------------ Hi, Tetsu! Es ist lange her, seit ich dir das letzte Mal schrieb. Die Prüfungen waren hart, aber wir haben sie überstanden. Nun ist unsere Schulzeit also endgültig vorbei und wir werden beide unserer eigenen Wege gehen. Ich habe wirklich versucht, dich wenigstens ein Stück weit zu vergessen, doch ich muss ständig an dich denken. Scheinbar pausenlos und ich weiß nicht warum... So, als gäbe es nichts anderes mehr auf der Welt als dich. Dabei weiß ich doch ganz genau, dass wir uns nicht mehr sehen werden - vielleicht ein- oder zweimal in drei Monaten. Und auch dann nur zufällig auf der Straße, immerhin werden wir auf unterschiedliche Unis gehen. Obwohl, ich weiß nicht, ob das nicht vielleicht sogar gut so ist. Deine Ignoranz, deine verdammte Kälte würden sicher weiterhin jeden Tag aufs Neue weh tun. So verdammt weh... Keine Ahnung, wie ich das durchgestanden habe. Gut, ich kann inzwischen damit umgehen und auch so tun, als wären wir nie Freunde gewesen - doch der Schmerz ist und bleibt nun einmal derselbe. Manchmal will ich aber auch gar nicht, dass er vergeht. Es ist das einzige, was mir von dir noch geblieben ist... Ich will gar nicht getröstet werden. Klingt ziemlich verquer, hm? Schon allein der Gedanke 'Lasst mir meinen Schmerz, er ist alles, was ich habe.' ist ein wenig beängstigend. Aber trotz allem kann ich ihn einfach nicht abwehren. Er ist da und irgendwie gefällt er mir sogar. Oft frage ich mich, wie es in den nächsten Wochen und Monaten wohl sein wird. Ich kann dich dann nicht mehr sehen, nicht mehr beobachten. Auch, wenn es mir wahrscheinlich gut tun wird, ich möchte das nicht. Ich werde nicht wissen, wie es dir geht oder was du machst. Ich werde dich nicht mehr lachen sehen können. Das wird so schrecklich, das weiß ich. Ganz schrecklich... Wahrscheinlich werde ich in Gedanken nur bei dir sein und mich gar nicht auf meine Vorlesungen konzentrieren können. Wieso spukst du mir nur die ganze Zeit im Kopf herum? Willst du mich denn nur wirklich so quälen? Aber ich werde schon wieder viel zu wehleidig und sentimental, bitte verzeih. Da war nicht meine Absicht. Denn weißt du, der eigentliche Auslöser für diesen Brief war unsere Begegnung heute Nachmittag. Ich war zufällig in der Stadt unterwegs - ausnahmsweise ohne, dass ich an dich dachte - da bemerkte ich, wie jemand von ein paar Halbstarken in die Mangel genommen wurde. Ich konnte einfach nicht tatenlos zusehen. Dass du diese Person warst, wusste ich nicht, schließlich wurdest du fast vollkommen von diesen Affen verdeckt. Doch auch wenn ich es gewusst hätte, wäre ich nicht einfach vorbeigegangen, dann erst recht nicht! Ich ging also so schnell wie möglich auf die Gruppe zu, nahm dabei mein Handy aus der Tasche und wählte den Notruf, bevor ich diese Typen laut ansprach und ihnen drohte, die Polizei zu rufen. Es war doch ganz schön erstaunlich, wie schnell sie von der Bildfläche verschwunden waren... Sowas hab ich gern, erst die große Klappe haben, dann aber den Schwanz einklemmen und sich ganz leise aus dem Staub machen... Was für Arschlöcher, echt! Auch, wenn es mir so lieber war, als dass sie noch mehr Ärger gemacht hätten, aber... Na, auch egal. Immerhin hatten sie von dir abgelassen und darüber war ich froh. Doch als ich dir dann die Hand reichte, erkannte ich, wer du warst. Ich war zunächst wie versteinert, konnte gar nichts sagen. Du hast mich nur böse angeschaut, meine Hand weggeschlagen und irgend etwas davon gemurmelt, dass du auch allein damit klargekommen wärst. Für ein 'Danke' warst du dir wohl zu stolz, ich weiß es nicht... Daraufhin habe ich wieder etwas gesagt, dann du wieder und so weiter. Bevor ich mich versah, schrien wir uns wieder an. Ich weiß schon gar nicht mehr, was wir uns alles an den Kopf geworfen haben. Ich weiß nur noch, dass es eigentlich nur kindisch war. Und dass alles, was ich sagte, sofort wieder bereute... Nach ein paar Wortwechseln bist du wutentbrannt davongestürmt. Ich konnte dir nur stumm hinterher sehen... Wie gern wäre ich dir nachgelaufen! Wie gern hätte ich dich einfach umarmt und mich entschuldigt! Wie gern hätte ich dir gesagt, wie sehr du mir fehlst... Aber das tat ich nicht. Ich konnte mir deine Reaktion ganz gut vorstellen. Du hättest mich doch nur wieder zurückgewiesen und mich ausgelacht. Du hättest mich angeschrien und mir vorgehalten, ich sei doch selbst an allem schuld. So blieb mir nichts anderes übrig als die Tränen wieder wegzuwischen, meinen Ärger runterzuschlucken und nach Hause zu gehen. Und was soll ich sagen? Ich bin ja auch an allem schuld. Du hättest vollkommen Recht gehabt. Es war wohl einfach zu naiv zu glauben, wir könnten weiterhin einfach nur Freunde sein. Zu glauben, es könnte alles wieder so werden, wie es einmal war. Doch das ist unmöglich, das weiß ich. Dafür ist wohl doch zu viel zwischen uns passiert... Nichts kann jemals so werden, wie es einmal war. Absolut nichts... Und so werde ich diese Distanz zwischen uns weiter ertragen. Als meine gerechte Strafe... Genau wie deine Kälte, deine Ignoranz. Ich habe es schließlich nicht anders verdient. H.T. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)