Silent Hill - Deadscene von BlindDemon ================================================================================ Kapitel 3: Verwüstete Gedanken ------------------------------ Kapitel 3 – Verwüstete Gedanken Ein stetig andauerndes Rauschen. Es war das einzige, woran Heath noch denken konnte. Jedoch schien er nicht fähig dazu zu sein. Wie könnte er auch, wo er doch mit seinen eigenen Augen sah, was sich ihm näherte. Das, was es darstellte, hätte man sich seines eigenen Verstandes nicht vorstellen können. Und obwohl er Wesen wie jene zu kennen glaubte – schließlich teilte er seinen stetigen Alltag mit einer Kreatur, die ebenso fleischlich war – erschien ihm dieses doch etwas zu absonderlich. Jene befremdliche Fleischgestalt stand aufrecht vor ihm und blickte gesichtslos in seine Richtung. Man hätte meinen können, dass es Heath beobachtete, obwohl es nicht einmal Augen besaß. Dort wo sein Gesicht hätte sein sollen, war wohl so etwas wie ein Tuch drüber gespannt – jedoch war dies anscheinend zu eifrig geschehen, da sich längs seines Kopfes lange Risse gebildet hatten. Unsicher torkelnd, trat es immer näher zu ihm hin. Schon bald erkannte Heath das wahre Ausmaß jener Gestalt. Im Schein der Taschenlampe schimmerte seine fleischige Haut rot-bräunlich und erst jetzt erkannte er, dass es kein Tuch sondern aufgeplatzte Haut war, die sein Gesicht repräsentierte. Aber nicht nur sein Kopf war auf diese Weise zugerichtet – über seinen gesamten unansehnlichen Körper verliefen ruppige Schnittstellen und Platzwunden, die an einigen Hautfetzen fein säuberlich zugenäht worden waren. Dort, wo man seine Arme hätte auffinden müssen, stachen kleine klumpige Stümpfe hervor, welche sich gierig nach ihm auszustrecken versuchten. Und wenn Heath jetzt nichts tun würde, bekämen die verkrüppelten Hände ihren ersehnten Fraß. Doch was hätte er gegen einen solchen Berg lebendigen Fleisches schon ausrichten können? So zweifelte Heath an sich selbst. Hinzu kam noch das stetig andauernde Rauschen, des Radios, von welchem er glaubte, es zertrümmert zu haben. Die ganzen Jahre über hatte er sich aufgrund seiner treuen Fleischgestalt für verrückt erklärt, doch das er sich nun in einer solch unausweichlichen Lage befand, wollte und konnte er einfach nicht begreifen. Starrsinnig guckte er auf den Boden, genau auf die Stelle, wo er das Radio hatte zerschmettern lassen – nur um festzustellen, dass es komplett wahnsinnig war, was er dort sah. Die abgesplitterten Stücke des Gerätes schienen lebendig geworden zu sein – sie krochen wie Würmer dem Zentrum des Radios zu und manifestierten sich erneut in ihm. Inzwischen stand das Monstrum direkt vor ihm und er roch den fauligen Gestank seines schmierigen Körpers. Einer seiner Stümpfe streckte sich nach ihm aus und es gelang ihm tatsächlich Heath an der Wange zu streicheln. Ein matschendes Geräusch erklang und er konnte spüren, wie sich Klumpen von Fleisch auf sein Gesicht legten. Angewidert schaute er auf den aufplatzenden Kopf und er glaubte nicht mehr daran dieser Situation entkommen zu können. Heath konnte den Hautkontakt nicht länger standhalten. Der Gestank des krüppeligen Armes brachte einen angewiderten Ausdruck auf seinem Gesicht hervor. Es war ein so stechender Geruch und dennoch glaubte Heath ihn zu kennen. Nur wusste er nicht mehr woher. Ohne der Berührung weiter standhalten zu wollen, trat Heath einige Schritte taumelnd zurück und bewirkte damit, dass die Stümpfe des sonderbaren Monstrums von seinem Gesicht getrennt wurden. Dies wäre aber keine Erleichterung für lange Zeit, denn schon bald würde er die Wand erreichen – was dann? Erstaunlicherweise kam er gar nicht erst soweit. Noch bevor er sich gegen die Wand hätte pressen können stieß er aus heiterem Himmel gegen etwas, das wie aus dem Erdboden aufgetaucht sein musste. Relativ gelassen atmend wand er nun den Lichtschimmer der Taschenlampe von dem stumpfarmigen Wesen ab und richtete es auf die Stelle, an welche nun etwas zu lauern drohte. Heath war fassungslos. Es handelte sich um seinen „Freund“ aus Fleisch. Er stand direkt hinter ihm und Heath leuchtete ihm geradezu sprachlos mit der Taschenlampe ins Gesicht, welches keines war. Auf dem sonst so mit krustiger Haut überspanntem Gesicht fing es mit einem mal an zu knirschen. Einzelne Teile von kleinen fauligen Fetzen bröselten von seinem Kopf herab und langsam aber sicher begann sich ein Schlitz darauf gewaltsam zu öffnen. Nach und nach vergrößerte sich die Öffnung, welche immer mehr zu einer Grimasse heranwuchs und scharfe blutverschmierte Zähne kamen deutlich sichtbar zum Vorschein. Es war nun so etwas wie ein Gesicht – bestehend aus einem riesigen Maul, glich einem Grinsen. Erst jetzt bemerkte Heath, dass die Fleischgestalt etwas in ihrer Hand hielt und als sie diese hob, konnte er es als eine Eisenstange identifizieren. Heath erschrak als er bemerkte, dass sein „Freund“ sie ihm reichte, es ihm regelrecht in seine freie Hand quetschte – er drang ihn dazu sich gegen das Monstrum zu wehren! Und was wäre ihm schon anderes übrig geblieben als sich dieser Chance hinzugeben? Fest entschlossen steckte er seine Taschenlampe in die Brusttasche seines Hemdes, um daraufhin die Eisenstange mit beiden Händen zu umschließen. Ernsten Blickes drehte er sich zu dem Monster, welches nur ganz langsam mit seufzenden Tönen auf ihn zuschleifte. Auch das von Maden umringte Radio rauschte in demselben Ton wie zuvor – nichts hatte sich an der bedrohlichen Situation geändert. Bis auf, dass Heath sich nun dem Fleischberg gegenüber überlegen fühlte. Ohne weiter über all dies nachzudenken, setzte er zu einem ersten Schlag aus. Matschend flogen einige Stücke aus Fleisch von der sich krümmenden Gestalt ihm entgegen und legten sich beinahe geräuschlos auf sein vor Ekel erstarrtes Gesicht. Es folgte auch ein zweiter Schlag direkt in die Rippen - wenn es denn so etwas besaß - und die zahlreichen Nähte auf seiner rot-bräunlichen Haut fingen an sich weiter zu öffnen und weiches Fett quoll allmählich heraus. Die Gestalt verfärbte sich nach den folgenden Schlägen in einen rötlichen Klumpen, welcher der Belastung einfach nicht mehr standhalten konnte und sich schließlich auf den Boden, wohl vor Schmerzen, niederlassen musste. Kraftlos rekelte sich die Gestalt im Dreck – war willig wieder aufzustehen. Aber so weit sollte es nicht kommen. Heath blickte verachtungswürdig auf das sich windende Fleisch und mit einem saftigen Geräusch in Form eines finalen Trittes entfernte er den letzten Hauch des Lebendigseins aus ihm. Das Monster rührte sich nicht mehr – tot lag es am mit Fleischstücken bekleckerten Boden. Eine Lache aus Blut breitete sich darunter aus und er konnte endgültig sicher sein. Genauso wie das Leben aus ihm gewichen war, hatte auch endlich das nervige Rauschen des Radios aufgehört und nur noch das schwermütige Atmen, welches Heath verursachte, war zu vernehmen. Es schien, als ob er endlich wieder klaren Verstandes denken konnte und schon verwandelten sich seine eben noch entschlossenen Gesichtszüge in ein von Furcht durchdrungenes Ebenbild. Unglaubwürdig betrachtete er seine zitternden Hände. Waren dies die seinen? Er konnte es einfach nicht glauben – noch immer umklammerten seine Finger die Eisenstange, welche sein „Freund“ ihm anvertraut hatte. Moment! Schlagartig drehte er sich zu der Wand um, an der jene Fleischgestalt gestanden hatte. Nur um verwirrten Blickes die bereits verlassene Stelle zu entdecken. Das war vollkommen verrückt. Das hätte Heath am liebsten gedacht, doch stattdessen holte er nur ein weißes Stofftaschentuch aus seiner Hosentasche heraus, um sich das unangenehme Gefühl aus dem Gesicht zu streichen, welches die kleinen Klümpchen verursacht hatten. Um ehrlich zu sein, war es ihm zuwider über jenen Moment genauer nachdenken zu wollen. Und schon gar nicht hier in diesem Raum, in dem noch immer dieses abnormale Ding lag. Gedankenverloren schaute er auf eben dieses. Es ruhte im Staube und rührte sich nicht mehr. Warum nur sah er es sich so genau an? Hatte er Angst? Verächtlichen Blickes trat Heath dem Ausgang des Raumes entgegen und während er langsam durch das Zimmer ging, scheute er sich nicht davor noch einmal kräftig auf die Kreatur zu trampeln. Im immer noch dunklen Gang angelangt, beschloss er dann endlich in sein Arbeitszimmer zurückzukehren - dort würde er hoffentlich seine Gedanken ordnen können. Beinahe schleichend, schritt er den Flur entlang, in dem nur seine Taschenlampe spärlich einen wohl menschenleeren Pfad erhellte. Heaths Augen taten langsam aber sicher weh. Eine solche Aufregung war er nicht gewohnt gewesen und als er vor seinem Büro angelangt war, wischte er sich mit seiner linken Hand über die müden Augen – in der anderen hielt er noch immer die nun von angetrocknetem Blut beschmierte Eisenstange. Vorsichtig öffnete er daraufhin die Türe und entdeckte seinen Raum so, wie er ihn verlassen hatte – abgesehen von dem, was sich neben der noch immer brennenden Schreibtischlampe befand. Um zu erkennen, was es genau war, trat Heath einige Schritte näher, bis er sich dann doch entschloss, sich erst einmal wieder in seinem Drehstuhl niederzulassen. Ungläubigen Blickes erkannte er jenen Gegenstand – es war jenes Radio, welches er vorhin zertrümmert hatte und sich wie von Geisterhand „selbst repariert“ hatte. Ja, es war dieses Radio, das aus Fleisch zu sein schien. Daneben lag ein Zettel, auf dem etwas mit einer roten Flüssigkeit, vielleicht Blut, ganz krakelig geschrieben war: NiMm BiTTE DIESEs radio miT! DU BRauCHST ES, WeNN DIE ZeIT KOMMT, JENE ZEIT DER WELT IST LäNGST NICHT GuT GeNuG FÜR „SIE“ DU KENNST DEN ORT ZU GUT KANNST IHN NICHT VERGESSEN DU B--- ------- ---- --- ----- ------ - ---- - Sprachlos las sich Heath den Zettel immer wieder durch, doch den letzten Teil konnte er bei besten Willen nicht entziffern. Was sollte das bedeuten? Meinte der Verfasser dieser Schrift wirklich jenen Ort? Es gab nur einen Weg dies herauszufinden. Heath zog sich seinen Trenchcoat, den er zur Arbeitszeit immer mit seinem weißen Kittel tauschte, wieder an und steckte das Radio in eine der Taschen. Den Zettel jedoch zerknüllte er und warf ihn während er den Raum verließ in den Papierkorb. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)