green eyes ~♥~ von Misuzu (What a school) ================================================================================ Kapitel 1: Drama ---------------- „Nein!“ Das ist das einzige, was mir im Moment durch den Kopf ging. Nein, Nein, Nein! Ich werde nicht gehen auf keinen Fall. Und wenn ich mich an meinem Teppich festkralle, das können sie vergessen. Ich knallte die Tür zu. Meine Mutter schluchzte. Mein Vater hämmerte gegen meine Zimmertür. Da war ich schon draußen, von meinem Fenster aus in den Vorgarten unserer gottverdammten Villa. Ich rannte. Keine Chance für meinen Vater mich einzuholen, wenn er es überhaupt versucht hatte. Was soll die Scheiße überhaupt? Was soll ich in einem Internat? Nur Jungs, da versauere ich doch! Nur Kerle, wie in einem Homoclub. Schickt doch Denis dahin, der fleht seine Eltern schon lange an auf ein Internat zu gehen; auf ein Internat mit nur Jungs. Er ist schwul. Für ihn wäre das ein Geschenk aber für mich? Was wollen die damit bezwecken? Ich flüchtete mich in den Park. Die Hauptstraße lang, durch ein Gebüsch und man sitzt an Bach. Denis und ich haben diesen Platzt schon als 5-jährige entdeckt und erfolgreich verteidigt. Hat einer von uns Probleme, flüchtet er sich hierher. Ich legte mich auf den Rücken. Von hier kann man perfekt den Himmel betrachten. Es war kein Wölkchen zu sehen. Meiner Stimmung nach hätte es regnen müssen, so richtig aus Eimern und Kannen schütten. Ganze Badewannen und Pools voll Wasser hätten die Wolken über der Stadt entleeren müssen um nur annähernd an meine Stimmung heranzukommen. Ich sollte die Stadt verlassen, 200 km südlicher in irgend so einem Kaff auf eine dämliche Jungenschule mit Wohnheim gehen. „Du solltest dankbar sein! Wir schicken dich auf eine der besten Schulen der Region!“ Ich hörte die tiefe Stimme meines Vaters noch in den Ohren. Er hatte die ganze Zeit geschrien, während meine Mutter seid Wochen nicht mehr aufhörte zu weinen. Kein Wort von mir wurde geduldet. Sie behandelten mich wie ein rohes Ei, wie einen Schwerverbrecher. Ich fühlte mich eher wie eine dünne Glaskugel, die jeder Zeit zerbrechen könnte. Es reizte mich, es provozierte mich. Schrie mein Vater mich wieder an, juckte es mir in den Finger ihn zu schlagen, meine Zunge hätte sich am liebsten selbständig gemacht, um ihm die Meinung zu sagen, manchmal hätte ich fast die Kontrolle verloren. Das weinerliche Gesicht meiner Mutter, welches Tag für Tag jämmerlicher aussah, kotzte mich an. Genau in diese Gesicht hätte ich ihr manchmal am liebsten gespuckt, wenn ich sie nicht meine Mutter wäre. „Du bist Vater. Mit 15!“, weinte sie die ganze Zeit vor sich hin, „Vater! Vater!“ Wenn sie das sagte hätte ich jedes Mal abhauen können, die Worte klangen ewig danach noch in meinen Ohren, wieso wiederholte sie das ständig? Immer wieder, Immer wieder. Als wüsste ich das nicht selbst. Es war mein eigener verfluchter Fehler sie zu schwängern. Ich hab mich damit abgefunden. Geld ist für uns kein Problem, Kümmern würde ich mich auch drum, wenn sie mir die Chance lassen würden dazu. Aber nein! Ich muss auf dieses Internat. Mit ihren Eltern haben wir auch gesprochen, meine Mutter weinend, mein Vater puterrot im Gesicht, ihrer Mutter war es sichtlich peinlich, wie meine Eltern drauf waren. Nadine oder Natalie heißt das Mädchen hatte sich in ihrem Zimmer verkrochen - sie wollte mich nicht sehen. Als ob ich die alleinige Schuld hätte. „Natürlich kommen wir für das Kind auf! Gar keine Frage!“, hatte mein Vater der Mutter erzählt. Ich saß einfach nur daneben und hielt meine Klappe, wusste eh nicht, was ich sagen sollte. Der Frau konnte ich nicht in die Augen sehen, obwohl sie die ganze Sache viel lockerer nahm als meine Eltern. Das Ende vom Lied war, dass wir nach Hause kamen und meine Eltern mich in meinem Zimmer einschlossen, danach stritten sie sich heftig im Wohnzimmer. Mein Vater hatte meine Mutter wieder geschlagen, ich hörte es deutlich und am nächsten Morgen wachte meine Mutter mit einigen blauen Flecken mehr auf. Mein Vater ist Chef eines großen Unternehmens und meine Mutter leitet eine Boutique. Wäre das nicht ein viel größer Skandal, als dass ihr Sohn ein Mädchen aus der Disco schwängert? Doch dieses Thema war tabu. Wenn ich nur einen Ton darüber verlieren würde, wäre ich genauso dran. Blaue Flecken, Kratzer... wie meine Mutter. Keine Chance gegen meinen Vater. Aber ich bin der Böse, der mit etlichen Mädchen was hat, der mit 15 schon Vater ist. Dabei hat er doch selbst jeden Monat eine andere Affäre. Aber das darf ja niemand wissen! Es raschelte. Ich drehte meinen Kopf nicht zur Seite, ich wusste, dass es Denis war. Wer sonst? Er setzte sich neben mich. Dann beugte er sich über mich und lächelte schwach. Toller Versuch! „Na?“ Er zog die Augenbrauen hoch. Das tat er immer, wenn er sich Sorgen machte „Haben sich deine Eltern wieder beruhigt?“ Ich drehte ihm den Rücken zu. Sonst eigentlich ein klares Zeichen zwischen uns. Dieses ‚lass mich ja in Ruhe‘ gilt dann ohne Widerrede. Aber in diesem Moment war nichts normal. Weder zwischen mir und meinen Eltern noch meinem besten Freund. „Jetzt hör auf mit dem Scheiß, Jannis! Was ist los? Du weißt ich bin immer für dich da!“ Ich zog die Luft ein. Ich musste mit ihm reden! Am nächsten Morgen sollte ich schon auf dem Weg ins Internat sein. „Ich soll auf ein Internat!“ Das reichte. Denis war entsetzt: „Nee oder?“ „Doch, ist mein voller Ernst. Alles schon organisiert. Ich kann da gar nichts mehr dagegen sagen.“ „Und wann gehst du?“ Ich seufzte. „Morgen!“ Denis starrte mich an. „Morgen?“ „Jap.“ Schweigen. Denis seufzte. Mein Gott. Ich würde ihn vermissen. Und wie! Ich kenne ihn so ewig. Fast jeden Tag waren wir zusammen und jetzt sollte ich ihn fünf, sechs Wochen nicht sehen? Denis legte seine Hand auf meine Schulter und drehte mich so, dass ich ihn anschauen musste. „Das wird schon!“ Er lächelt. Doch dann wurde sein Gesicht wieder ernst. Plötzlich küsste er mich. Ich war erstarrt. Mein bester Kumpel hatte mich geküsst. Denis wurde rot. Also bildete ich mir das nicht nur ein. Er hatte es tatsächlich getan. Nie hätte ich das erwartet. Ich wusste ja, dass er schwul ist, aber als ich damals davon erfuhr, erzählte er mir, dass er nie im Leben auf Typen wie mich stehen würde. Das hatte mich einigermaßen beruhigt. Doch was sollte das jetzt eben? „Sorry“ Sorry? Mehr nicht? Wenn er mir auf den Fuß getreten hätte, dann wäre ein ‚Sorry‘ angebracht gewesen, aber in dieser Situation? Ich sprang auf. Keine zehn Pferde hätten mich hier gehalten. Ich musste weg. Wollten mich denn alle im Stich lassen? In diesem Moment war der Kuss so unangebracht gewesen, wie in keinem anderen. Empfand Denis jetzt doch mehr für mich wie Freundschaft? Waren das nur Gefühle, die durch die ganzen Probleme in letzter Zeit ausgelöst wurden oder schlug er sich schon längere Zeit damit herum? Ich konnte es nicht nachvollziehen. Seit dem Kuss war ich ein halbe Stunde durch die Stadt gelaufen und fragte mich, was ich tun könnte. Abhauen? Das würde nicht viel bringen, meine Mutter würde sich nur Sorgen machen und Vater hätte einen Grund mehr mir die Hölle heiß zu machen. Das einzige, was ich tun konnte, war doch in dieses Internat zu gehen. Es blieb mir nichts anderes übrig. Vielleicht war es doch nicht so falsch. Ich würde aus diesem ganzen Schlamassel hier erst einmal heraus kommen, wenn auch unfreiwillig, aber ich müsste nicht mehr jeden Tag meine Mutter weinen, meinen Vater brüllen und die ganzen anderen Leute sehen, die sich mir gegenüber komisch verhielten. Jeder wusste was los war bei mir zu Hause, was ich ‚böser Junge‘ angestellt hatte und jeder konnte etwas dazu beizutragen. Das war das schlimmste. Nicht, dass ich jetzt Vater war oder dass meine Eltern ziemlich angepisst waren, sondern dass alle Welt sich das Maul darüber zeriss und alles besser wusste. Zum Glück hatten dann bald die Ferien begonnen, denn in der Schule war das ganze am schlimmsten gewesen. Die Mädchen, die mich sonst umschwärmt hatten, beachteten mich jetzt gar nicht oder schauten mich nur noch mit verächtlichem Blick an. Bei den Jungs war es nicht ganz so schlimm außer dummen Sprüchen kam nicht viel natürlich gaben sich auch von ihnen immer weniger mit mir ab. Die ganze Zeit war ich planlos durch die Stadt gelaufen. Inzwischen war ich am Wäldchen angekommen. Jeden Abend war ich hier entlang gejoggt. Auch das würde ich in Zukunft nicht mehr tun können. Das war auch schade. Meine abendlichen Touren waren mir zur Gewohnheit geworden und ich liebte es am Abend hier zu entspannen. Manchmal war sogar Denis mitgekommen, aber für ihn war das meistens nur eine Qual. Es begann zu dämmern. Langsam machte ich mich wieder auf den Weg nach Hause. Ich würde meinen Eltern begegnen, dass lies sich nicht verhindern. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)