Nemesis von Chi_desu (ItaSasu) ================================================================================ VIII. Things we've always needed to say --------------------------------------- Ich kann echt nicht mehr. Mein Herz rast wie verrückt und will sich einfach nicht mehr beruhigen. Nach dem ersten Mal war ich irgendwie unbefriedigt, aber davon ist jetzt nichts mehr übrig. Ich bin komplett und restlos zufrieden. Am Schluss bin ich Itachi einfach in die Arme gefallen. Ich weiß, dass er mich hochgehoben hat, aber seitdem hab ich die Augen nicht mehr aufgemacht. Das hole ich jetzt nach und stelle fest, dass wir im Bett sitzen. Er an die Wand gelehnt, und ich… nun… an ihn gelehnt. Für alles Geld der Welt könnte ich mich momentan nicht mehr bewegen. Ich bin fix und fertig. Abwesend spielt Itachi mit einer Haarsträhne von mir. Er sieht auch etwas mitgenommen aus. Kein Wunder, bei der körperlichen Anstrengung… Ich nehme alle Kraft zusammen und frage atemlos: "Warum tun wir das?" Er sieht auf mich runter und antwortet: "Weil wir ohne einander nicht sein können." Da hat er Recht. Jedenfalls was mich betrifft. Ich kann nicht ohne ihn sein, ich brauche ihn wie die Luft zum atmen. Aber was ist mit ihm? Warum tut er das? In diesem Augenblick wüsste ich wirklich gerne, was in ihm vorgeht. Ich wüsste gerne, ob ihm die letzten Stunden auch nur annähernd so viel bedeutet haben, wie mir. "Möchtest du immer noch von hier fort?" "Nein", antworte ich sofort. "Noch nicht." Ich will bleiben und das auskosten, so lange es nur geht. Ein Zurück gibt es ohnehin nicht mehr. Was geschehen ist, ist geschehen. Und es ist gut, so wie es ist. Es ist das erste Mal seit langem, dass ich eine Entscheidung nicht bedauern muss. Ich möchte bleiben, bis er mich fortschickt und bis dahin genießen, was ich kriegen kann. "Itachi", flüstere ich, weil ich für normale Lautstärke nicht mehr die Kraft habe. "Sag mir, warum ausgerechnet ich?" "Weil ich", er macht eine Pause und scheint seine Worte nochmal zu überdenken, "nicht anders kann." Ich schließe die Augen und denke darüber nach. Auch wenn ich es nicht ganz verstehe, es klingt gut. Bedeutsam und wichtig. Langsam wird mir klar, was wir getan haben. Wir haben eine Grenze überschritten, die eigentlich tabu ist. Ich habe etwas Verwerfliches getan. Itachi ist mein Bruder. Ich habe ihn geliebt, dann habe ich ihn gehasst. Er war meine Nemesis, mein Alptraum. Und jetzt ist er für mich keines von beidem mehr, sondern ein Geliebter, ein Liebhaber. So eine Veränderung binnen so kurzer Zeit ist schwer zu verkraften. Ich verstehe mich selbst schon lange nicht mehr. Dass ich schwul bin hab ich mir fast gedacht. Alle Gefühle von Zuneigung, Leidenschaft oder Verliebtheit habe ich immer zu unterdrücken versucht. Die waren schließlich nur hinderlich für mich. Aber es gab eine Zeit, da war ich in Naruto verschossen. Nie, nie im Leben hätte ich ihm das gesagt oder es ihn spüren lassen. An meinem Verhalten hat sich nie etwas geändert, aber es gab eine Zeit, da stellte ich mir in schwachen Momenten vor, wie es wäre, ihn zu küssen. Ich habe dem nie sonderlich viel Bedeutung beigemessen und auch deshalb verließ ich das Dorf, um zu Orochimaru zu gehen. Aber das war wohl ein deutliches Zeichen, dass ich mit Frauen nichts anfangen kann. Nur ist das keine Entschuldigung dafür, dass ich grade eben zum zweiten Mal mit meinem Bruder geschlafen habe. Das ist was anderes. Wir sind Brüder. UND er ist ein Killer. Das ist ja doppelt und dreifach pervers. Ist das, was ich hier tue, in Ordnung? Vielleicht wird er mir wieder wehtun. Nein, sicher sogar. Wie kann es sein, dass ich den Schmerz nicht länger fürchte? Ich scheine mich danach zu verzehren. Wenn er grausam und kalt zu mir ist, wenn er mir Befehle gibt, wenn er mich so grob anfasst, dass blaue Flecken zurückbleiben, dann steigert es mein Verlangen ins Unermessliche. Was ist mit mir los? Bin ich wirklich ein Masochist oder bin ich einfach nur so armselig, dass ich mich mit dem Schmerz verbündet habe, weil ich ihn nicht besiegen kann? Ich kann meinen Gefühlen nicht mehr trauen. Aber der Gedanke, dass die Schmerzen, die Itachi mir zufügt, mir Lust bereiten, erschreckt mich in meinen klaren Momenten zutiefst. Mache ich einen riesengroßen Fehler? "Woran denkst du?", fragt er mich unvermittelt. Es ist keine einfühlsame Frage. Er will nicht wissen, wie ich mich fühle. Es ist bloß eine Demonstration dessen, dass er immer und zu jeder Zeit, selbst jetzt mit geschlossenen Augen, ganz genau weiß, was ich denke. "Ich frage mich, ob es heute noch schneien wird", antworte ich. "Ich weiß es nicht." Ich beuge mich über die Schüssel mit Nudeln und rieche daran, atme diesen wunderbaren Duft ein. Ramen. Das weckt so viele Erinnerungen. Ich kann fast die Stimme eines blonden Shinobi hören, der mich auffordert, ihm doch meine Schüssel zu überlassen. Ich breche die Stäbchen auseinander und tauche sie in die dampfende Schüssel. Es fühlt sich seltsam an, hier zu sein. Mitten im Dorf, in einem kleinen Gasthof, sitze ich neben Itachi am Tisch und esse Nudelsuppe. Und ich trage richtige Kleidung! Auch ein Novum, nach den letzten Tagen. Er hat mir die Sachen mitgebracht, wahrscheinlich hat er sie eh hier irgendwo gekauft. Nun ja, ganz vollständig ist das Ensemble nicht. Unter der Jacke habe ich nichts an und weil es hier drin so heiß ist, habe ich den Reißverschluss weit runter gezogen. Die Hose ist ziemlich weit, beim Gehen musste ich aufpassen, damit sie mir nicht runterrutscht. Eventuell ist er einfach in irgendeinen Laden gegangen, hat sich ein Jacke und eine Hose geschnappt und ist wieder rausgegangen. Naja, was auch sonst? Nach meiner Hosengröße hat er sich bisher nicht erkundigt. Ich frage mich, was für ein Bild wir wohl abgeben. Da wir ja quasi inkognito sind, hat er ausnahmsweise schwarze Augen. Beide schwarzhaarig und beide mit den dunklen Augen sehen wir uns sicher ziemlich ähnlich. Ob man uns als Brüder erkennt? Er, der nur einen Becher Sake trinkt und ich, der ich wie ausgehungert die Nudeln in mich reinstopfe. Gut sehe ich bestimmt nicht aus. Schon weil ich kaum was gegessen habe in letzter Zeit. Dazu kommt meine rechte Hand, die immer noch recht unbeweglich ist, weshalb ich versuche, die Stäbchen mit links zu halten. Und dazu kommen dann noch die Knutschflecken an meinem Hals, die ich Itachi verdanke und die zu verstecken ich keinen Anlass sehe. Ich komme mir offen gesagt ziemlich albern damit vor. Wie ein Teenager. Wie peinlich. Aber er hat das zu verantworten. Ich werde nicht schwitzen, weil er meint, mir sichtbare Spuren unserer … Aktivitäten verpassen zu müssen. Was die Leute hier wohl über uns denken? Ich muss aussehen wie ein geprügelter Hund. So fühle ich mich nicht, aber das kann ja keiner wissen. Als wäre Itachi mein Kerkermeister, der mich heute mal rausgelassen hat, damit ich wieder was essen kann. Dabei wollten wir nur den neugierigen Blicken der Wirtin (inzwischen weiß ich, dass die geschwätzige Frau, die uns den Futon brachte, die Frau des Gasthofbesitzers ist) entgehen. Ewig konnten wir nicht ohne Essen auskommen… nein, korrigiere: ich kann nicht ewig ohne auskommen. Er anscheinend schon, wenn ich mir ansehe, dass er nur was trinkt. Jedenfalls wollten wir uns dumme Fragen ersparen und sind deshalb ins Dorf gegangen, um hier was zu essen. Hier gibt es wirklich nur Zivilisten. Ein Shinobi erkennt einen anderen schon an der Haltung, am Gang und an der Körperkontrolle. Bisher habe ich nicht einen einzigen ausmachen können. Das ist gut. Es verschafft uns Zeit, bis die Akatsuki von unserem Aufenthaltsort Wind bekommen. Nachdem ich aufgegessen habe, wirft Itachi ein paar Münzen auf den Tisch und wir verlassen gemeinsam das Restaurant. Kalter Wind bläst mir ins Gesicht und mir wird wieder deutlich, dass ich völlig unpassend angezogen bin. Wortlos und ohne dass ich auch nur eine Miene verzogen hätte, zieht Itachi sich seinen Mantel aus und legt ihn mir um die Schultern. Ich weiß nicht, ob ich dankbar oder wütend sein soll. Ich bin nicht aus Zucker, ich komme mit der Kälte ganz gut klar. Es ist nicht das erste Mal, dass ich den brennenden Wunsch verspüre, ihm klarzumachen, dass ich kein Kind mehr bin. Sein Verhalten ist einfach absurd. Einen Erwachsenen würde man nicht so verhätscheln, wie er das mit mir macht. Aber mit einem Kind würde man nicht schlafen. Was sieht er, wenn er mich ansieht? Er drückt mir Geldscheine in die Hand. "Kauf was zu essen. Findest du allein den Weg zurück?" "Natürlich." "Gut." Und er lässt mich so stehen. Sagt mir nicht, wohin er geht und ob und wann er zurückkommen wird. In Momenten wie diesen möchte ich ihm den Hals umdrehen. Ein bisschen unschlüssig starre ich das Geld in meiner Hand an. Es ist mehr als genug. Das reicht allemal, um was Gutes zu kaufen. Oder um einen Führer ins Tal zu besorgen und abzuhauen. Ob das Absicht war? Das ist ein deutliches Zeichen, dass ich tatsächlich nicht länger sein Gefangener bin. Ich könnte verschwinden, das Geld würde reichen, um mich sehr weit durchzuschlagen. Es sollte mich ängstigen, dass ich eine Flucht nicht einmal ernsthaft in Betracht ziehe. Tut es aber nicht. Wir können nicht voneinander lassen. Es ist, als stünden wir unter einem Bann, alle beide. Maximal eine halbe Stunde können wir ohne Körperkontakt sein, dann ziehen wir einander wieder wie magisch an und es endet im Bett oder auf dem Tisch oder auf dem Boden… egal wo, auf jeden Fall fallen wir übereinander her. Und wenn das rein körperlich nicht geht – schließlich sind wir auch nur Männer – dann suchen wir doch die größtmögliche Nähe des Anderen. Nicht einmal essen oder schlafen können wir richtig, weil wir so rastlos sind. Wenn wir versuchen, zu schlafen, selbst Arm in Arm, angestrengt von unseren Aktivitäten, endet es damit, dass wir in einer Position einschlafen, die so kompromittierend ist, dass jeder ungebetene Besucher in dem Zimmer denken müsste, wir hätten sogar noch im Schlaf Sex. Die Beine übereinander, die Hände unter dem Hemd oder in der Hose des anderen, ganz nah, eng umschlungen… ich bin froh, dass uns niemand so sehen kann. Und ich bin trotzdem froh, dass es so ist, dass es Itachi nicht anders geht als mir. Es ist toll. Das ist Sex? Das ist Nähe? Ich liebe es und ich kann nicht genug davon bekommen. So hab ich es mir nie vorgestellt. Natürlich wusste ich, was Sex ist, auch unter Männern. Ich kannte die Theorie, aber niemand hat mir je gesagt, was es wirklich heißt, beieinander und so entspannt miteinander zu sein. Ich hatte keine Ahnung, wieviel besser ein Orgasmus ist, wenn man dabei die Stimme eines geliebten Menschen hört, der den eigenen Namen flüstert. Ich hatte keine Ahnung, wie nah Schmerz und Lust beieinander liegen. Und ich wusste nicht, hätte niemals gedacht, dass ich einen Menschen je wieder so bedingungslos lieben könnte. Damals hat Itachi mich kaputtgemacht. Eine leere Hülle hat er zurückgelassen, eine Aufziehpuppe, die bloß noch getan hat, was nötig war, um ihn zu töten. Er hat mich kaputtgemacht und jetzt glaube ich, dass jede Berührung dazu beiträgt, aus mir wieder ein Ganzes, einen richtigen Menschen zu machen. Jemanden, der fühlt, nicht bloß durch den Nebel des Hasses, sondern der jede Emotion wieder spüren und genießen kann. Es ist gut, dass ich es nicht früher erkannt habe: Nur der, der mich kaputtgemacht hat, kann mich wieder ganz machen. Ein bisschen unmotiviert sitzt Itachi vor dem Kamin und stochert im Feuer herum. Wir sind beide erschöpft, aber er sicher nicht so wie ich. Die körperliche Anstrengung bin ich nicht mehr gewöhnt. Ich sitze hinter ihm, habe die Arme um ihn gelegt und das Kinn auf seine Schulter gelegt. Es ist total öde, dabei zuzusehen, wie er mit dem Schürhaken im Feuer herumstochert, aber ich bin auf eine schöne Art todmüde und es reicht, um mich bei Laune zu halten. Außerdem beschäftige ich mich nebenbei damit, die Konturen seiner Bauchmuskeln zu befühlen. Dass er mich nicht wegstößt ist Anlass genug, es so zu belassen. Itachi lässt den Schürhaken endlich los und greift sich mit der rechten Hand in den Nacken. Er fummelt direkt neben meinem Hals an irgendwas rum, aber ich bin zu müde, um nachzusehen, was er macht. Etwas klimpert und fällt ihm in den Schoß. Er nimmt es auf und hält es mir dann vors Gesicht. "Hier." Ich glotze das silberne Ding blöde an und versuche erstmal, mir einen Reim darauf zu machen. "Was… was ist das?" Ich weiß natürlich, was es ist. Aber ich fasse es grade einfach nicht. Er antwortet nicht, wahrscheinlich, weil es eine so blöde Frage ist. Ich lasse ihn los und er dreht sich zu mir um. Ich starre von ihm auf das Schmuckstück und wieder zurück in seine Augen und frage: "Du schenkst mir einen Ring!?" Unbeholfen nehme ich ihm die Kette mit dem Ring aus der Hand. Es ist ein silberner Ring, er wirkt alt und abgegriffen. Als ich ihn drehe, entdecke ich zwei kleine, blutrote Steine, die darin eingefasst sind. Ich hab schon mitbekommen, dass er was um den Hals trägt, aber offen gesagt hab ich mir nie die Mühe gemacht, nachzufragen, was es denn ist. Und nun bin ich wirklich perplex. "Er gehört sowieso eigentlich dir", antwortet er. "Ein Familienerbstück." Er deutet auf den Ring, den ich jetzt zwischen Daumen und Zeigefinger halte, und sagt: "Ich konnte nie was damit anfangen. Die beiden roten Steine stehen wohl für die Sharingan. Die Familie hatte eine Vorliebe für abgedroschene Symbolik." Ich hasse es, wenn er so abwertend über den Clan redet, aber den Ring finde ich momentan zu interessant, als dass ich ihn dafür anmaulen könnte. Ich habe ihn noch nie vorher gesehen. Das Schmuckstück ist schön. Eigentlich habe ich überhaupt keinen Sinn für sowas, aber für mich ist der Ring bedeutsam, gleich in zweifacher Hinsicht. Es ist etwas, das der Familie gehört. Eine Verbindung zu einer lange vergangenen Zeit, als der Clan noch groß war. Und es ist ein Geschenk von Itachi. Ganz egal, wie achtlos er es abtut, ich werde den Ring behalten. "Hast du ihn gestohlen in… in jener Nacht?", frage ich abwesend. Er sieht mich finster an. "Wofür hältst du mich?" "Für einen Mörder?" "Aber ein Dieb bin ich nicht." Er schüttelt den Kopf, so als könne er nicht fassen, dass er sich überhaupt dazu herablässt, mir zu antworten. "Den Ring hat unser Vater mir gegeben. Es war Tradition, dass man ihn der Verlobten schenkt." Gleichgültig mustert er den Ring. "Ich hatte nie eine Verwendung dafür. Er hätte ihn dir geben sollen." "Aber du hast ihn mir gegeben." Ich probiere, ob der Ring mir passt. Außer für den kleinen Finger meiner linken Hand ist er für alle zu eng. Oder ich habe einfach zu fette Finger. Naja, macht nichts. Ist ja auch eigentlich ein Frauenring. Und für Schmuck hatte ich eh nie viel übrig. Ich will ihn nicht tragen sondern nur besitzen. "Ein Verlobungsring also, hm?" Es ist lange her, dass ich einen Scherz gemacht habe (Jahre, eventuell), aber jetzt kann ich es mir nicht verkneifen: "Wie genau darf ich das verstehen?" "Es ist jetzt dein Ring. Mach damit, was du willst." Missmutig steht er auf und geht rüber zum Fenster. Ich betrachte den Ring nochmal eingehend. Innen ist was eingraviert, das sehe ich erst jetzt. Da steht nur ein einziges Wort. Ewig. Es ist dunkel geworden draußen. Der zweite Tag dieses verrückten, surrealen Traumes geht zu Ende und ich sitze in eine Decke gewickelt neben Itachi auf dem Bett. Das Kaminfeuer prasselt gemütlich und wir haben schon seit einer Ewigkeit nicht mehr miteinander gesprochen. Unter der Decke trage ich bloß die Hose, die inzwischen wieder getrocknet ist. An meiner nackten Brust fühlt sich der Ring, den ich um den Hals trage, kühl an. Mir geht so vieles durch den Kopf und bei jeder Bewegung erinnert der Ring mich wieder an die Dinge, über die ich lieber nicht nachdenken möchte. An meine Familie. Was würden sie wohl sagen, wenn sie mich so sähen? Seite an Seite mit ihrem Mörder… sie würden mich verachten. Es schmerzt, fast so sehr wie die Sehnsucht, die Itachi in mir entfacht hat. Ich umfasse den Ring und schließe die Augen. Wieso muss alles so kompliziert sein? "Du tust dir selbst nur weh", sagt Itachi aus heiterem Himmel. Es erstaunt mich schon lange nicht mehr, dass er in meinen Gedanken liest wie in einem offenen Buch. "Denk nicht über sie nach, Sasuke. Das bringt dir nur Schmerz." "Das ist nicht so einfach." Meine Finger spielen mit dem Ring. "Was denkst du, warum ist ausgerechnet das Wort 'ewig' in den Ring eingraviert?" "Das war so eine Art inoffizielles Motto der Uchiha Familie." "Wirklich?" Wieso wusste ich das nicht? Er nickt. "Das hatte irgendwas mit den Sharingan und Uchiha Madara zu tun, es hat mich nicht wirklich interessiert. Jedenfalls waren sie auf die Sharingan unheimlich stolz. Der Clan hielt sich für unsterblich... 'ewig' eben." "Es ist doch nichts Schlimmes daran, stolz auf sein Bluterbe zu sein." Er sieht den Ring fast verächtlich an und lässt ihn wieder los. "Wenn sie so stolz darauf waren, warum haben sie dann die Informationen über die Mangekyou Sharingan geheim gehalten?" Darauf hätte ich eine vorzügliche Antwort, behalte sie aber lieber für mich. Ich könnte sagen, dass man ziemlich deutlich sehen kann, was die Mangekyou Sharingan mit Itachi gemacht haben. Kein Wunder, dass Vater nicht wollte, dass jemand davon erfährt. Aber ich halte mich zurück. Itachi ist für seine Verhältnisse außergewöhnlich gesprächig. Diese Chance will ich nicht verderben. Vielleicht bekomme ich endlich ein paar Antworten. "War das der Grund? Warst du einfach wütend, weil sie dir diese Information so lange vorenthalten haben?" "Warum willst du unbedingt wissen, warum ich es getan habe?" "Ich muss es wissen. Ich muss wenigstens wissen, warum sie sterben mussten." "Wird es irgendetwas ändern, wenn du es weißt?" Darüber muss ich nachdenken. In all den Jahren habe ich mir so vieles ausgemalt. Was auch immer er sagen könnte, schockieren würde es mich nicht mehr. An meiner Einstellung, an meiner Sicht der Dinge und an meiner Meinung über ihn würde es nichts ändern. "Ich würde besser schlafen." Er schweigt. Starrt geradeaus ins Nichts und ich warte. Und gerade, als ich glaube, dass keine Antwort mehr folgen wird, sagt er: "Ich habe es getan, weil ich es konnte." In mir verändert sich nichts. Gleichgültig starre ich in den Raum und warte darauf, dass seine Worte irgendeine Reaktion in mir auslösen. Aber da ist nichts, gar nichts. "Sie standen zwischen mir und den wenigen Dingen, die ich wirklich wollte." Er lächelt, auch wenn es nicht echt aussieht. "In meinen Augen war die Familie einfach überflüssig und sie zu vernichten war für mich ein Test meiner Fähigkeiten. Ich hab sie beseitigt, ohne über die Konsequenzen nachzudenken. Ich konnte es, also tat ich es." "Wieso hast du mich nicht getötet?" Er sieht mich an, als hätte ich eine unfassbar dämliche Frage gestellt. "Das kam für mich nie in Frage. Du warst mir wichtig. Und es war mir wichtig, dass du mich nie vergisst. Ich hätte verhindern können, dass du diese Dinge siehst, aber ich wollte es so. In deinem Kopf und deinem Herzen wollte ich auf ewig an erster Stelle stehen." "'Ewig', hm?", wiederhole ich. "Sieht so aus als hättest du mehr mit der Familie gemeinsam als dir lieb ist." "Wenn ich es nochmal machen könnte, würde ich anders handeln. Es war nicht nötig, sie zu töten. Ich hätte gehen sollen. Hätte ich die Möglichkeit, nochmal von vorne anzufangen, würde ich das Dorf für immer verlassen, anstatt sie alle umzubringen. "Und dich würde ich mitnehmen." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)