Nemesis von Chi_desu (ItaSasu) ================================================================================ I. From what you do, because of you ----------------------------------- Als ich zu mir komme, fühle ich mich schwächer als je zuvor. Ich öffne die Augen und starre an die Zimmerdecke. Ich kenne diesen Raum nicht und darüber bin ich sehr erleichtert. Ich hätte es nicht ertragen, bei Orochimaru aufzuwachen. Aber wo bin ich? Ich erinnere mich... Itachi... er ist tot. Ich habe ihn getötet. Und dann? Das... das Messer... Kraftlos hebe ich den Arm. Er ist dick verbunden. Also war es kein Traum. Ein freudloses Lachen kommt mir über die Lippen. Ich bin sogar zu dämlich, um mich umzubringen. "Sasuke." Die Stimme meines Bruders reißt mich endgültig zurück in die Wirklichkeit. Ich erinnere mich daran, wie er mich gefunden hat. War er es, der mich "gerettet" hat? Warum ist er hier? Ich sehe ihn an. Er sitzt an meinem Bett und sein Blick ist so ausdruckslos wie eh und je. Er trägt zur Abwechslung mal nicht seinen Akatsukimantel. Stattdessen hat er sein Netzhemd an und man sieht, dass sein Arm und seine Schulter verbunden sind. Auch wenn ich es nicht geschafft habe, ihn zu töten, habe ich ihn doch verletzt. Aber ich empfinde keine Genugtuung mehr darüber. Itachi hat mir das Leben gerettet. Damit hat er mich mehr gedemütigt als je zuvor. Ich drehe den Kopf wieder weg, um ausdruckslos an die Decke zu starren. Was auch immer er für ein Spiel mit mir spielen will, ich werde nicht mitspielen. Soll er doch mit mir machen, was er will. Sobald ich die Kraft habe, einen Kunai zu halten, werde ich das beenden, was ich beim ersten Mal nicht geschafft habe. "Sieh mich an, Sasuke", befiehlt er. Aber Itachi hat mir nichts mehr zu befehlen. Ich starre weiter an die Decke und nach einem Moment der Stille steht er auf. "Na schön, dann sprich eben nicht mit mir. Aber wenn du versuchst, Dummheiten zu machen, werde ich dich festbinden, wenn es sein muss." Er verlässt den Raum und ich habe keine Zweifel an seinen Worten. Aber ich habe gar nicht die Kraft, um irgendetwas anzustellen. Ich kann kaum die Arme heben. Alles, was ich jetzt tun kann, ist schlafen und abwarten, was weiter geschehen wird. Im Grunde ist mir sowieso alles egal. Erschöpft mache ich die Augen zu und warte darauf, dass irgendwas passiert. Mehrere Tage sind vergangen, seit ich in diesem fremden Zimmer in der Gegenwart meines Bruders zu mir kam. Auch jetzt noch fühlt sich alles was passiert seltsam unwirklich an. Itachi bringt mir dreimal am Tag etwas zu Essen, ansonsten lässt er mich weitestgehend in Ruhe. Anfangs habe ich mich geweigert, zu essen, aber er hat mir schnell klargemacht, dass er dafür sorgen wird, dass ich etwas zu mir nehme, notfalls auch mit Gewalt. Inzwischen bin ich wieder kräftig genug, um aufzustehen. Ich befinde mich in einem Haus, und offensichtlich darf ich mich darin frei bewegen. Itachi bewohnt das Zimmer neben meinem, aber ich weiß noch immer nicht, wessen Haus es ist. Wir haben noch nicht miteinander gesprochen. Jedes Wort zu ihm wäre wie ein Verrat an meinen Eltern. Ich bin Stille und Einsamkeit gewöhnt, aber diesmal ist es anders. Itachi ist immer gegenwärtig und mit ihm ist die Einsamkeit noch viel bedrückender. Die Tage sind endlos. Langsam kehren meine Lebensgeister zurück und mit ihnen auch die brennenden Fragen. Wo bin ich hier? Warum hat er mich hergebracht? Was hat er mit mir vor? Die Tür öffnet sich und stumm kommt Itachi in den Raum. Ich war gerade damit beschäftigt, aus dem Fenster zu starren und bin fast erleichtert über die Abwechslung. Er kommt zu mir und sagt: "Setz dich irgendwo hin." Weil ich nichts Besseres mit mir anzufangen weiß, tue ich, was er sagt, und setze mich auf das Bett. Er legt ein paar aufgerollte Bandagen auf das Bett und nimmt meine linke Hand. Sofort ziehe ich meinen Arm zurück. Er soll mich nicht berühren. Seine Augenbraue zuckt und er packt energisch meine Hand. "Hör auf, Sasuke!", sagt er streng, als ich wieder versuche, die Hand wegzuziehen. Ich hasse es, dass er mich berührt. Ich hasse es, wie er mich mit seinem Blick einfängt und dazu bringt, meinen Widerstand aufzugeben. Er löst meinen Verband und ich starre überrascht auf die Wunde. Es wird eine deutliche Narbe zurückbleiben. Ein Zeichen meiner Feigheit. Auch er starrt die Verletzung an, dann schaut er mir in die Augen. "Warum hast du das getan?" Die Frage überrascht mich. Ich will gar nicht darüber nachdenken, warum er mich das fragt. Meine Antwort ist stures Schweigen. Er hat mir meine Fragen auch nicht beantwortet, Fragen, die mich schon seit Jahren quälen. Sein Blick verändert sich irgendwie. "Ich lasse dich nicht sterben, Otouto." Ich weiche seinem Blick aus und er fängt an, den Arm neu zu verbinden. Ich hasse es. Und trotzdem lasse ich ihn machen, so als wäre ich ein kleines Kind. Lautlos öffne ich die Tür zu Itachis Zimmer und schleiche in den Raum. Das bisschen Licht, das von draußen in den Raum kommt, reicht aus, um zu sehen, dass er reglos im Bett liegt. Ich glaube, es ist das erste Mal, dass ich sehe, wie er schläft. Ohne einen Laut von mir zu geben, gelange ich bis ans Bett. Völlig lautlos nehme ich den Kunai, der auf dem Nachttisch liegt. Itachi liegt auf dem Rücken. Wie praktisch. Ich hebe den Arm und ziele auf seine Brust. Ich weiß, wie ich zustechen muss, um ihn gleich beim ersten Stich zu töten. Es wäre ein gerechtes Ende für ihn, im Schlaf getötet zu werden, und zwar mit seiner eigenen Waffe. Minutenlang stehe ich so da und frage mich, wieso ich es nicht zu Ende bringe. Es ist nicht, weil ich Mitleid habe. Aber weshalb dann? Noch vor ein paar Tagen hätte ich jede Chance genutzt, ihn umzubringen, egal wie feige oder hinterhältig. Seine Haare sind offen. Habe ich ihn jemals mit offenen Haaren gesehen? Merkwürdig, was für Gedanken einem kommen, wenn man kurz davor ist, den eigenen Bruder im Schlaf abzustechen. Itachi öffnet die Augen. Vielleicht war er die ganze Zeit schon wach. "Warum bringst du es nicht fertig?", fragt er mich. Fast möchte ich ihm antworten, aber ich kann einfach nicht. Ich kann nicht mit ihm sprechen. Ich lasse den Arm sinken. Er setzt sich im Bett auf und legt seine Hand in meinen Nacken. Ich hasse es, dass er mich berührt. Er zieht mich zu sich heran, bis ich das Gleichgewicht verliere und mich auf das Bett setzen muss. Er lässt mich immer noch nicht los, beugt sich noch ein Stück vor und dann küsst er mich. Bevor ich reagieren kann, ist es auch schon wieder vorbei. Nur seine Hand liegt noch in meinem Nacken und er sieht mir in die Augen. "Du solltest jetzt gehen, Sasuke." Wie betäubt stehe ich auf und kehre zurück in mein Zimmer. So als wäre nichts geschehen lege ich mich ins Bett, decke mich zu und starre an die Decke. Erst jetzt merke ich, dass ich den Kunai nicht mehr habe. Am nächsten Morgen bringt Itachi mir zum ersten Mal nicht mein Frühstück. Ich hab sowieso keinen Hunger, trotzdem verlasse ich mein Zimmer, als die ersten Sonnenstrahlen durch die Vorhänge dringen. Vielleicht ist er nicht mehr da und ich kann endlich gehen. Kurz kommt mir der Gedanke, dass ich gar nicht wüsste, wohin, trotzdem gehe ich nach unten. Itachi ist nirgends zu sehen. Die Tür ist mit mindestens einer Falle gesichert, um den Türknauf ist eine Bannschrift gewickelt, die bei Berührung sofort hochgehen würde. Wenn ich versuchen würde, die Tür zu öffnen, würde es mir den halben Arm zerfetzen. Auch die Fenster sind gesichert, ebenso wie alle anderen möglichen Fluchtwege, und alle so, dass ich die Fallen auch sehen kann. Es sind deutliche Zeichen an mich: ich will nicht, dass du dich verletzt. Aber du wirst dieses Haus nicht verlassen. Noch bin ich zu schwach, um die Fallen zu umgehen. Es wird noch etwas Zeit brauchen, bis meine Hände wieder kräftig genug zupacken können und ich wieder ganz bei Kräften bin. Bis dahin werde ich wohl hier bleiben müssen. In der Küche mache ich mich auf die Suche nach Lebensmitteln. Der Kühlschrank ist fast leer, aber auf dem Tisch steht eine Schüssel mit frischen Tomaten. Ich mag Tomaten. Also nehme ich mir eine und beiße hinein. Diesmal schmeckt sie mir nicht, oder besser gesagt: sie schmeckt nach gar nichts. Lustlos öffne ich ein paar Schränke, manche von ihnen sind leer, in anderen finde ich Mehl, Zucker und was sonst noch so in einen guten Haushalt gehört. Ein wenig bedauernd denke ich an die, die hier wohl vorher gewohnt haben. Bevor Itachi ein Haus brauchte. Wer weiß, wo er ihre Leichen verscharrt hat. Ich öffne eine Schublade und halte überrascht inne, als ich das Foto entdecke. Ich nehme es in die Hand und starre es ungläubig an. Es ist ein Bild unserer Familie. Zu viert stehen wir in unserem Garten, mein Vater in seiner Uniform, neben ihm meine Mutter, die in die Kamera lächelt. Vor ihr stehe ich, höchstens sieben Jahre alt, und grinse stolz in die Kamera. Neben mir steht Itachi, mit seinem ewig gleichgültigen Gesichtsausdruck. Die Hand meines Vaters liegt auf seiner Schulter. Warum hat Itachi dieses Foto behalten? Und warum ist es hier? Etwas tropft auf das Bild und im ersten Moment begreife ich gar nicht, dass es eine Träne war. Warum weine ich denn? Ich bin unaufmerksam, denn als Itachi mich plötzlich von hinten umarmt, trifft es mich völlig unvorbereitet. Mühsam widerstehe ich der Versuchung, ihn wegzustoßen. Ganz kurz zittert meine Hand. "Das ist Vergangenheit. Lass sie endlich ruhen." Ich sollte ihn dafür hassen, dass ausgerechnet er so etwas sagt. Er war es doch, der sie mir weggenommen hat. Aber ich kann nicht. Mir ist alles egal. Ich lege das Foto weg und warte einfach nur darauf, dass er mich loslässt. Aber stattdessen drückt er mich fester an sich und flüstert, ganz leise, so dass ich es kaum hören kann: "Verzeih mir." Verstockt starre ich an die Decke, versuche, gar nicht darauf zu reagieren, aber jetzt rollen noch mehr Tränen über meine Wangen. Die Situation ist mehr als bizarr. Jetzt stehen wir also hier, er umarmt mich und mir laufen die Tränen über das Gesicht, aber ich sehe ihn nicht an und ich sage keinen Ton. Ich finde keinen Trost in seiner Umarmung. Aber ich kann ihm auch nicht böse sein, dass er es wagt, mich um Verzeihung zu bitten. Es ist, als könnte ich gar nichts mehr fühlen. Und deshalb verstehe ich auch nicht, warum ich weine. Als endlich keine Tränen mehr fließen, wird die Umarmung etwas gelöst. Ich stehe noch immer stocksteif da, wische mir noch nicht einmal über das Gesicht. Es dauert ewig, bis er mich endlich loslässt und einen Schritt nach hinten macht. Wortlos drehe ich mich um und kehre mit tränennassem Gesicht in mein Zimmer zurück. Ich sitze auf dem Fensterbrett in dem Raum, der wohl das Wohnzimmer ist, und starre regungslos nach draußen, als Itachi sich mir nähert. Zwei weitere, endlose Tage sind vergangen, seitdem ich in seinen Armen geweint habe. Seitdem hat er kein Wort mehr zu mir gesagt. Ich fühle mich inzwischen wieder stark und kräftig. Aber vor allem mit meiner linken Hand kann ich noch immer nicht richtig zugreifen. Der Schnitt verheilt gut aber langsam beschleicht mich das Gefühl, ich könnte neben der Pulsader auch Nerven oder Muskeln durchtrennt haben. Selbst der Gedanke, dass ich mich selbst vielleicht dauerhaft verstümmelt habe, lässt mich völlig kalt. Für mich gibt es kein Morgen mehr, ich warte nur noch auf eine Gelegenheit, um mein Werk zu vollenden. "Wie lange sitzt du schon hier?", fragt mein Bruder. Schon seit Stunden. Ich habe ja sonst nichts zu tun an diesem Ort. Ich sehe ihn nicht an, antworte ihm nicht. Stattdessen starre ich weiter nach draußen, wo dichter, düsterer Wald den kleinen Garten umgibt. Er macht noch einen Schritt auf mich zu. "Sasuke. Wann wirst du endlich mit mir reden?" Ich kann nicht. Es wäre Verrat an meinen Eltern. Ich kann dich noch nicht einmal ansehen. Jetzt steht er neben mir, hat meinen Arm gepackt. Er will mich zwingen, ihm in die Augen zu sehen, aber ich habe den Kopf zur Seite gedreht. Ich will nicht. Ich kann nicht. "Wenn du denkst, dass ich dich irgendwann gehen lasse, damit du noch einmal versuchen kannst, dich umzubringen, dann irrst du dich. Ich habe es dir schon einmal gesagt, ich lasse dich nicht sterben." Willst du mich für den Rest meines Lebens hier festhalten? "Ich werde dich hier festhalten, so lange, wie es nötig ist." Stumm reiße ich mich los und stehe auf. Ich ziehe mich in die Küche zurück und beschließe, so bald wie nur irgend möglich von hier zu fliehen. Meine sehnsüchtig erwartete Gelegenheit zur Flucht kommt schneller, als ich dachte. Selbst für den übermächtigen Itachi füllt sich der Kühlschrank nicht von selbst. Ich habe ihn zwar noch nie etwas essen sehen, aber ich vermute stark, dass sogar er ab und zu etwas zu sich nimmt. Und mir muss er ja auch etwas zu Essen geben. Er ist weggegangen um neue Vorräte zu besorgen. Ich weiß, dass ich nicht viel Zeit habe. Der große Itachi lässt sich nicht dazu herab, selber einzukaufen. Vermutlich hypnotisiert er den erstbesten Passanten, der ihm über den Weg läuft. Wenn er ihn die Sachen hierher bringen lässt, wird Itachi schnell wieder zurück sein. Nachdem ich eine Menge Zeit hatte, um meine Flucht zu planen, habe ich bereits vor einer Weile die Tür als schwächsten Punkt des Hauses ausgemacht. Itachi muss schließlich ab und zu nach draußen, also kann er die Tür nicht komplett verriegeln. Das Bannsiegel an der Klinke ist eine eindringliche Warnung, deshalb wage ich es nicht, die Tür direkt anzufassen. Um sie zu zertrümmern ist sie fast zu massiv, außerdem habe ich im Haus keine geeigneten Gegenstände gefunden. Deshalb habe ich mich für Feuer entschieden. Schließlich ist das Ding letzten Endes ja doch nur aus Holz. In gebührendem Abstand stelle ich mich vor die Tür und mache die Fingerzeichen, die meiner lädierten Hand immer noch etwas schwer fallen. Ich hole tief Luft und blase einen Feuerball gegen die Tür. Im ersten Moment denke ich, dass es funktioniert. Es gibt keine Barriere, die das Feuer aufhält. Aber als ich außer Puste gerate und aufhören muss, stelle ich enttäuscht fest, dass außer einem schwarzen Fleck die Tür keinen Schaden davongetragen hat. Also hat Itachi sie doch irgendwie gesichert. Dieser Bastard. Ich bin nicht wütend, aber dafür wahnsinnig frustriert. Ich will hier raus! Unruhig renne ich in die Küche und nehme das dickste Glas aus dem Schrank. Planlos schleudere ich es gegen das nächste Fenster, und es geschieht genau das, was ich befürchtet habe. Das Glas zerplatzt, aber das Fenster hat nicht einmal einen Sprung. Was auch immer Itachi getan hat, ich werde mehr Zeit brauchen um zu entkommen. Mehr Zeit und … mehr Chakra. Noch bin ich nicht vollständig genesen. Ich mache mich daran, die Scherben aufzuheben und schneide mir dabei versehentlich den Finger. Als ein kleines bisschen Blut hervorquillt, halte ich inne. Vielleicht wäre eine dieser Scherben scharf genug, um… Aber ich merke selber, dass ich den Gedanken nicht ganz ernst meine. Meine Ziele haben sich geändert. Ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt noch die Absicht habe, meinem Leben ein Ende zu setzen. Aber wenn, dann ganz sicher nicht hier. Zuerst werde ich Itachi zeigen, dass er mich nicht hier einsperren und wie ein kleines Kind behandeln kann. Die gröbsten Scherben werfe ich in den Müll, dann gehe ich ins Wohnzimmer, um nach draußen zu starren und über die nächsten Versuche nachzudenken. Wie ich erwartet habe, dauert es nicht lange bis Itachi von seinem Ausflug ins Reich der Normalen zurückkehrt. Ich höre, wie er das Zimmer betritt und auf mich zukommt. "Du hast versucht, das Haus zu verlassen." Es ist keine Frage, sondern eine Feststellung. Aber er hätte auch blind sein müssen, um den Brandfleck auf der Tür und die Glassplitter in der Küche nicht zu entdecken. Ich weiß nur nicht genau, womit ich jetzt zu rechnen habe. Nachdem ich ein paar Minuten geschwiegen habe, sagt Itachi düster: "Du musst nicht mit mir reden. Aber zuhören wirst du mir." Ich habe ja auch keine andere Wahl. Eines weiß ich, nämlich dass Itachi immer das bekommt was er will. "Dass ich dich hier behalte, ist zu deiner eigenen Sicherheit. Orochimaru ist auf der Suche nach dir, und ich werde nicht zulassen, dass diese feige Schlange dich noch einmal in die Finger bekommt." Scheinbar teilnahmslos starre ich nach draußen, aber seine Worte machen mich wütend. Es geht ihn nichts an, zu wem ich gehe. Früher hat er sich auch keine Gedanken um mein Wohlbefinden gemacht. Er hat nicht das Recht, es jetzt zu tun. "Sasuke, du machst dir keine Vorstellung von dem, was er mit dir vorhat." Ich kann mich nicht beherrschen, ich werfe ihm einen bitterbösen Blick zu. Er hält dem Blick stand und sagt nur: "Sei ruhig wütend auf mich. Aber ich schwöre dir, wenn du dieses Haus ohne meine Erlaubnis verlässt, dann versohle ich dir den Hintern, dass dir Hören und Sehen vergeht." Ich bin zu perplex, um irgendwie zu reagieren. Wie kann er es wagen, so mit mir zu reden!? Itachi wendet sich ab und schickt sich an, den Raum zu verlassen. Im Türrahmen dreht er sich noch mal um und sagt mit einem mir völlig fremden Gesichtsausdruck: "Und dieses Versprechen werde ich garantiert nicht brechen, Otouto." Ich spüre, wie mir das Blut ins Gesicht schießt und mit flammendem Blick starre ich ihm hinterher. Allein für diese unverschämte Drohung möchte ich ihm bei lebendigem Leib das Herz rausreißen. Ein Schrei reißt mich aus dem Schlaf und unvermittelt sitze ich aufrecht im Bett. Im ersten Moment bin ich desorientiert, zum einen, weil ich auf meinem Nachttisch keinen Kunai vorfinde, und zum anderen, weil ich mir nicht sicher bin, ob ich das nur träume. Im nächsten Moment bin ich hellwach und ich begreife, dass es kein Traum ist. Einen Kunai habe ich nicht, dafür hat Itachi gesorgt, trotzdem springe ich aus dem Bett und schleiche mich, ohne das Licht anzumachen, aus dem Zimmer. Er war es, der geschrieen hat und ich merke, dass in meinem Kopf das totale Chaos herrscht. Was ist los? Was ist passiert? Ich öffne die Tür zu seinem Zimmer und mich empfängt Dunkelheit und Stille. Kein Kampf auf Leben und Tod, kein Blut. Ich erkenne, dass er aufrecht in seinem Bett sitzt und höre ihn laut ein- und ausatmen. Reglos stehe ich an der Tür und beobachte ihn. Kann es sein, dass er einfach schlecht geträumt hat? Was für ein Traum mag es sein, der den unbesiegbaren Itachi in Angst und Schrecken versetzt? Irgendwie dachte ich immer, jemand wie er träumt – wenn er denn überhaupt schläft – nur von großen Siegen und noch größerer Macht. Trotzdem gibt es mir ein Gefühl der Genugtuung, ihn so zu sehen. Das macht ihn irgendwie… menschlicher. "Sasuke." Natürlich hat er mich bemerkt. Das tut er immer. Er gibt sich nie Blößen. "Geh wieder schlafen." Mein zweiter Fluchtversuch ist wesentlich besser durchdacht. Es hat eine Woche gedauert, bis Itachi mich wieder alleine gelassen hat. Aber in dieser Woche bin ich endlich wieder zu Kräften gekommen. Ich habe trainiert, vor allem meine linke Hand, die jetzt wieder kräftig zupacken kann, und auch mein Chakra ist wieder groß genug, um diese verdammte Tür (und auch gleich einen Teil der Wand) zu sprengen. Als ich durch das rauchende Loch in der Wand schlüpfe, stelle ich mir seinen Gesichtsausdruck vor, wenn er zurückkommt und die Tür in kleinen Splittern im Garten wieder findet. Ich musste mich dafür ziemlich anstrengen, aber allein der Gedanke daran, dass ich ihm damit bewiesen habe, dass er mich unterschätzt hat, rechtfertigt den Aufwand. Außerdem bin ich jetzt frei. So schnell mich meine Beine tragen können, laufe ich los. Ziellos, in irgendeine Richtung, denn ich weiß sowieso nicht, wo ich genau bin. Ich benutze nicht den Weg, weil ich befürchte, Itachi zu begegnen (was bei meinem Glück nicht mal so unwahrscheinlich ist), sondern kämpfe mich mitten durch den dichten Wald. Später, wenn ich weiter weg bin, kann ich mich eine Ebene höher auf den Ästen fortbewegen, aber noch ist es mir zu unsicher. Wenn Itachi in der Nähe ist, wäre es zu riskant. Es ist etwa Mittag, als ich es dann wage, etwa drei Stunden nach meinem Ausbruch. Oben komme ich wesentlich schneller voran und ich gönne mir den ganzen Tag lang nicht eine Pause. Gegen Abend lichtet sich der Wald endlich und ich stoße auf ein kleines Dorf. Natürlich bin ich nicht dumm genug, mich im Dorf sehen zu lassen. Ehrlich gesagt bin ich, was Itachi betrifft, etwas paranoid. Man weiß ja nie, wo er seine Spione hat. Deshalb schlage ich mein "Lager" ein wenig abseits auf, genauer gesagt stelle ich ein paar Fallen um mich herum auf und lege mich dann an einer schwer einsehbaren Stelle ins Gras. Das erste Mal seit über zwei Wochen wieder unter freiem Himmel zu schlafen ist gleichzeitig befreiend und irgendwie ungewohnt. Ich bin froh, dass ich Itachi entkommen bin und wieder stelle ich mir mit einem zufriedenen Grinsen sein Gesicht vor, wenn er es merkt. Andererseits bin ich furchtbar angespannt. Ich habe Angst, dass er mir folgt und ich meinen Vorsprung verliere, wenn ich jetzt schlafe. Außerdem ist da noch etwas anderes, das ich während meiner Gefangenschaft völlig beiseite geschoben hatte. Was wird jetzt aus mir? Jetzt ist nicht nur Orochimaru, sondern auch Itachi hinter mir her. Ich kann nirgends hin, daran hat sich nichts geändert. Wo soll ich mich verstecken und was soll ich nun mit meinem Leben anfangen? Auf einmal fällt mir ein, dass Itachi noch lebt. Mein Traum war es doch, ihn zu töten. Das war bisher mein Lebensinhalt, und auch wenn ich kurzzeitig dachte, er sei tot, ist er doch ziemlich lebendig und eigentlich sollte ich mich an meinem Wunsch nach Rache festklammern. Etwas hat sich verändert. Wenn ich jetzt an Itachi denke, bin ich furchtbar wütend. Ich hasse und verachte ihn. Aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich ihn töten will. Dieses Gefühl der Leere, das ich hatte, als ich dachte, er sei tot, hat sich in mein Gedächtnis eingebrannt. Es war schlimmer als alles, was mir je passiert ist. Ich glaube, ich habe begriffen, dass mich diese Rache nicht glücklich machen kann. Der Gedanke ist befreiend und damit schlafe ich dann doch noch ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)