Broken Soul von Yuks (SasuNaru) ================================================================================ Kapitel 8: Sasukes Vergangenheit -------------------------------- Zwei schwarze Augen blickten auf mich herab. Ich schluckte. Der sah sogar noch gruseliger aus als Sasuke morgens. Unter seiner langen schwarzen Jacke konnte ich eine Anbu-Uniform erkennen. Ein Anbu..., dachte ich überrascht und musterte ihn. Er muss ganz schön stark sein... "Wer bist du?", riss Itachi mich mit seiner dunklen Stimme aus den Gedanken. Ich schaute zu ihm auf. "Äh...ich bin Naruto Uzumaki..." Etwas eingeschüchtert verbeugte ich mich. "Aha..." Itachi schob mich zur Seite und ging dann ins Haus. Von seiner Kleidung tropfte es auf den Fußboden. Ohje... Ich warf einen letzten Blick nach draußen, ehe ich die Tür schloss. Der Typ war irgendwie unheimlich. "Itachi!" Seine Mutter kam mit einem Tuch aus der Küche, mit dem sie sich die Hände abtrocknete. "Warum hast du nicht gewartet, bis der Regen aufgehört hat?", fragte sie ihn und wischte mit dem freuchten Stück Stoff über seine Schultern. "Du musst auf jeden Fall andere Kleidung anziehen, sonst erkältest du dich." Mütter. Immer fürsorglich. In dieser Hinsicht waren wohl alle gleich, auch wenn es um ein mindestens 20-jähriges Anbu-Mitglied ging. "Du weißt ja noch, wo dein Zimmer ist..." Mikoto lächelte ihren ältesten Sohn an. Itachi nickte und ging dann die Treppe hoch in den Raum, den ich auf einer kleinen Erkundungstour mal gesehen hatte. Das ist also Itachi's Zimmer..., dachte ich. Ziemlich ungewöhnlich. In seinem Alter hatte man doch normalerweise eine eigene Wohnung, oder? Ich meine, als Anbu verdient man nicht schlecht. Aber vielleicht ist er so oft auf Reisen, dass es sich nicht lohnt, eine Wohnung zu mieten. Und für den Kerl hatten wir den ganzen Tag geputzt... Ich wollte auf jeden Fall Hokage werden. Das hatte ich schon mit 12, wenn nicht sogar noch früher mit mir ausgemacht. Dann wäre ich eine wichtige Persönlichkeit. Ich grinste. Dann würden alle mich respektieren und wären auf mich angewiesen. Ich hätte das Gefühl, jemandem wichtig zu sein. Das war mein Traum. Dafür wollte ich kämpfen. Ich hörte, wie Sasuke, den ich schon fast vergessen hatte, aus dem Badezimmer kam. Mit einem Handtuch auf den Schultern kam er die Treppe herunter. "Itachi ist da...", sagte ich. "Ist eben angekommen..." "Hm..." Sasuke schlurfte in die Küche. Ich folgte ihm. Kurz darauf mussten wir den Tisch decken. "Wann kommt der endlich?" Sasuke warf einen bösen Blick Richtung Treppe. "Sasuke, dein Bruder hat eine lange Reise hinter sich. Er ist müde und will sich vielleicht etwas ausruhen", ermahnte Mikoto ihn. "Wenn wir essen wollen?! Der kann sich doch später ausruhen..." Seine Mutter seufzte. "Du verstehst das nicht..." Sasuke verschränkte die Arme vor der Brust. "Jaja, ich versteh anscheinend so vieles nicht...", murmelte er. "Na, wo ist denn mein Ältester?" Fugaku kam aus seinem Arbeitszimmer und legte seine Lesebrille auf ein Schränkchen. "Der ist sich gerade umziehen...", sagte Mikoto und lächelte ihren Mann an. Dieser setzte sich nickend an den Tisch. "Nach zwei Jahren..." Ich spürte einen kalten Schauer meinen Rückern herunterjagen. Meine Nackenhärchen stellten sich auf, als ich einen kalten Atem in meinem Nacken spürte. Langsam drehte ich mich um und blickte wieder in diese schwarzen, kalten Augen. Sie bohrten sich in meine, als wollte er mich hypnotisieren. Wie konnte er so leise und unbemerkt die Treppe herunterkommen und sich dann auch noch hinter mich stellen? Der Typ wurde von Minute zu Minute unheimlicher. "Itachi!" Sein Vater stand auf und schloss ihn in seine kräftigen Arme, während er ihm immer wieder auf den Rücken schlug. "Zwei Jahre ist es her!", sagte er und hielt seinen Sohn an den Schultern, um ihn genauer zu betrachten. Itachi hielt seinem Blick stand. Aber diese Augen...so kalt und leblos... "Setz' dich...während dem Essen kannst du uns alles erzählen..." Mit einer Bewegung bedeutete er ihm sich hinzusetzen. Itachi setzte sich an den Kopf des Tisches. "Und jetzt greift zu!", lächelte Mikoto. "Wo warst du in den letzten zwei Jahren?", fragte Fugaku und legte seine Stäbchen weg. Er hatte fast nichts gegessen. Ich schätzte, er war zu aufgeregt und neugierig wegen Itachis 'Rückkehr'. "Sunagakure, Otogakure...fast überall...als Anbu kommt man viel rum...", antwortete er mit seiner dunklen Stimme, die bei einem fast schon Gänsehaut verursachte. "Ich hab viele meiner Männer bei Missionen verloren...morgen findet die Trauerfeier statt..." Mikoto senkte den Blick. "Zum Glück haben wir dich nicht verloren..." "Eine wichtige Mission fordert Leben, für den Hokage, für Konoha...es ist eine Ehre, für das Dorf zu sterben...", meinte Fugaku. "Als ich noch Anbu war, wäre es mir eine Ehre gewesen, für Konoha zu sterben..." "Genug jetzt!", ermahnte ihn seine Frau. "Wir sollten über fröhlichere Dinge reden." Eine Ehre für sein Dorf zu sterben... Ich nickte. Wenn ich schon sterben musste, wäre es doch am schönsten, wenn ich für Konoha starb. Als Hokage für Konoha sterben...ich konnte mir keinen schöneren Tod vorstellen. "Was möchtest du eigentlich in Zukunft machen, Naruto?", riss mich Mikoto aus den Gedanken. "Äh...ich...äääh..." Sollte ich es wirklich sagen? Bestimmt würden sie mich auslachen...würde Sasuke mich auslachen... "Und?" "Also...äh...ich will...Hokage werden..." "Hokage?" "Dann hast du aber noch einen weiten Weg vor dir, Junge...", lachte Fugaku. Mikoto lächelte. "Lass dich nicht von ihm verunsichern, wenn das dein Traum ist, solltest du dafür kämpfen..." "Ja..." Etwas verunsichert lächelte ich, doch Sasuke neben mir schnaubte nur. Ich sah ein schadenfrohes Grinsen, was so viel sagte wie: Hokage? Das wirst DU nie im Leben. "Ich werde Hokage, daran besteht überhaupt kein Zweifel...", sagte ich dann total selbstsicher, eher an mich gewandt als an Sasuke oder die anderen. "Dann wirst du Sasuke Missionen auftragen", sagte Itachi und sah mich mit seinen kalten Augen an. Verwirrt blickte ich von Itachi zu Sasuke. "Dann willst du...Anbu werden?" Betretenes Schweigen. Hatte ich was falsches gesagt? "Dann...hast du aber noch einen weiten Weg vor dir, wenn du Itachi schlagen willst...", durchbrach Fugaku schließlich die Stille. Sasukes Kopf senkte sich kaum merklich. Er ballte seine Hände zu Fäusten. Ich konnte sie fast schon knirschen hören. Itachi blickte amüsiert von seinem Vater zu seinem Bruder. "Ihr habt doch nicht immer noch diese alten Konflikte, oder?", fragte er dann langsam mit einem fast teuflischen Grinsen, was bei mir nur noch mehr Verwirrung auslöste. Konflikte? Wovon sprach Itachi? Sasuke funkelte seinen Bruder an. "Halt die Klappe...", zischte er den Älteren an. "Sasuke, reiß dich zusammen, Itachi hat damit nichts zu tun", sagte sein Vater streng. Falsche Antwort. "Ahja, Itachi hat also nichts damit zu tun? So wie immer...Itachi ist doch immer der Gute und ich der Böse, nicht wahr?! Echt schade, dass ich nicht so wie Itachi bin...!" Er stand auf, wobei der Stuhl mit einem Quietschen gegen die Wand geschoben wurde. "Was ist los?", fragte Mikoto. "Ich bin fertig...", antwortete er bedrohlich ruhig und ging auf die Haustür zu. "Setz' dich sofort wieder hin!", rief Fugaku böse. Sasuke knallte die Tür hinter sich zu. "Warum bist du nicht wie Itachi?" Nach dem Essen setzte ich mich auf die Matratze in unserem Zimmer und wartete, wartete, dass Sasuke bald auftauchen würde. Das tat er aber nicht. Mittlerweile war es dunkel geworden. Und kalt. Ich sprang auf. Er musste ja irgendwo draußen sein. Ich schnappte mir meine und seine Jacke und ging schnurstracks durch die Haustür nach draußen. Die Kälte peitschte mir ins Gesicht. Kein Wunder, es war schließlich schon Herbst. Leise schloss ich die Tür hinter mir. Meine Augen brauchten einige Sekunden, um sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Ich ging einige Schritte Richtung Garten. Er konnte überall sein. Aber es würde ja nicht schaden, wenn ich mit dem Suchen direkt hier vor dem Haus anfangen würde. So ging ich also einige Schritte auf den vorderen Teil des Gartens zu. Nur ein Baum stand in der Mitte des nassen Grases. Ich konnte nicht genau sagen, welcher Baum es war. Eine Birke oder so. Langsam näherte ich mich dem prächtigen Baum, dessen Blätter gelb leuchteten. "Was willst du?" Erschrocken fuhr ich zusammen. "Oh, du bist hier..." Sasuke saß an dem Baum gelehnt auf dem nassen Rasen. Ich sah, wie er zitterte. "Hier...", sagte ich und reichte ihm seine Jacke. Wortlos nahm er sie und zog sie sich über. Einen Moment blieb ich einfach da stehen, bis ich mich schließlich neben ihn setzte. Das Wasser zog in meine Hose. Ich verzog mein Gesicht. Es war kalt und nass. Schlimmer konnte es ja nicht mehr werden. Naja, wenigstens hatte es aufgehört zu regnen... Einige Minuten saßen wir schweigend nebeneinander. Der Mond leuchtete uns silbern entgegen. Hin und wieder fielen Regentropfen von den Ästen über uns. Ich überlegte was ich sagen könnte. Sollte ich etwas zu dem Vorfall von vorhin sagen? Oder vom Training anfangen? Sasuke seufzte. "Ich hasse es..." Fragend schaute ich ihn an. "Was hasst du?" Der Mond leuchtete sein Gesicht an. Seine Haare schienen zu glänzen. Er zögerte. Ich glaube, er fragte sich, ob er mir das wirklich erzählen wollte. Er seufzte erneut. "Wenn so was wie eben passiert..." Ich schaute auf den Boden. Solche Auseinandersetzungen schien es wohl öfter zu geben. "Mein Vater...hat mich schon immer mit Itachi verglichen. Immer. Egal bei was. Wenn ich mal keine Bestnote hatte, hieß es: Itachi hatte aber immer die Bestnote. Wenn ich mal was nicht richtig gemacht hatte: Itachi war immer perfekt. Und das über all die Jahre. Ich hasse es..." Er nahm einen Stein und schleuderte ihn gegen die Mauer. "Na und? Dann bin ich eben nicht so 'perfekt' wie Itachi." "Sie meinen es nur gut...", versuchte ich ihn zu beruhigen. So gesprächig war er ja noch nie. "Gut?! Meine Eltern kennen mich doch nicht mal richtig! Damals, als du bei uns eingezogen bist, hat mein Vater doch gesagt, dass ich einen tiefen Schlaf habe..." Ich versuchte mich daran zu erinnern. Mann, war das lange her! Dann fiel es mir wieder ein: "Das ist kein Problem, mein Sohn schläft wie ein Stein..."... Ich nickte. "Ha, dass ich nicht lache...ich wache bei jeder Kleinigkeit auf. Ich höre Nadeln fallen! Deswegen hab ich den Gegner im Wald, als ich angegriffen wurde, gehört und bin wach geworden. Sie sehen in mir nur eine schlechte Kopie von Itachi!", ereiferte er sich. "Und Itachi...der nutzt das doch schamlos aus. Wenn was passiert, schiebt er alles immer auf mich. Sie glauben ihm, nicht mir. Deshalb streite ich oft mit meinem Vater. Wenn ich ihm erklären will, dass Itachi Schuld ist, verleugnet er das und nimmt ihn in Schutz. Wir haben oft Streit wegen Itachi. Aber nur weil er das ausnutzt, so begabt zu sein...Und ich? Ich stehe dann immer als Schwächling da. Ich hasse es...ich hasse es einfach... Ich war etwas überrascht von dem plötzlichen Redeschwall und erst recht von dem, was er sagte. Als ob sich alles in ihm angestaut hätte, jahrelang. "Aber...ich will keine billige Kopie von Itachi sein...ich will doch nur ich sein und Schwächen haben dürfen und nicht so perfekt sein wie Itachi..." Seine Stimme wurde immer leiser. "Ich will doch nur, dass meine Eltern mich als Sasuke wahrnehmen und nicht als Itachi..." Meine Augen weiteten sich, als ich eine glasige Träne seine Wange hinunterlaufen sah. Er weinte. Sasuke weinte. Das Ganze schien ihn ganz schön zu belasten. Ich biss mir auf die Unterlippe. Was sollte ich jetzt sagen? Ich schloss meine Augen und ließ mein Herz sprechen. Vorsichtig zog ich ihn in meine Arme. "Das hast du nicht verdient...", sagte ich und drückte ihn etwas an mich. Er wehrte sich nicht, sondern weinte nur gegen meine Brust. Leicht klammerte er sich an meinen Rücken. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, hämmerte fest gegen meine Brust. Jetzt verstand ich, warum er immer so kalt war. Der Druck von zu Hause, so perfekt zu sein wie sein großer Bruder. Keine Schwächen zeigen. Da musste man ja ein Herz aus Stein bekommen, um sich überhaupt noch dagegen zu verteidigen. Ich wollte einfach nur für ihn da sein. Lange Zeit blieben wir so sitzen. Im Mondlicht. In der leichten Abendbrise. "Meine Seele ist gebrochen..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)