Drachenherz von Xanderle (Ein kleiner Zujin Roman) ================================================================================ Kapitel 26: Mutterfreuden - Vaterleiden ---------------------------------------- Der Schaukelstuhl knarzte leise, während Jin liebevoll auf den schwarz beflaumten Kopf ihres zwei Monate alten Sohnes hinab sah. Der kleine Bursche saugte derart angestrengt, als stünde eine ernste Milchknappheit bevor. Dass für den Fall der Fälle zwei Ammen bereitstanden, konnte er ja nicht wissen, da seine Mutter alles daran setzte, ihn selbst zu versorgen. Sie nahm eine seiner winzigen Fäuste, drückte kleine Schmatzer auf die zarte Haut und überließ ihren Finger Lu Tens fester Umklammerung. Fast andächtig hingen ihre Augen an seinem Gesichtchen. Das zerknautschte Rosa war einem Teint gewichen, der Pfirsiche dazu gebracht hätte, sich mit einer Existenzkrise in die dunkelste Ecke des Palastes zu verkriechen. Auf den runden, weichen Wangen lagen die gefächerten Halbmonde seiner lächerlich langen, ebenholzfarbenen Wimpern. Der immer klarer werdender Blick zeigte Jins Meinung nach die sehr erfreuliche Tendenz die Farbe von Bernstein anzunehmen. Nur noch ungefähr hundert Nuancen heller, und er hätte die Augen seines Vaters! Wie alle Mütter war Jin der Meinung, ihr Baby sei mit Abstand das süßeste von allen. Nur hatte sie, im Gegensatz zu diesen anderen, verblendeten Frauen natürlich Recht. Immerhin war Zuko der gleichen Ansicht! Noch zufriedener, als der Anblick all dieser kindlichen Perfektion, machten Jin die Geräusche, die Lu Ten von sich gab. Kleine Schmatzer, Gluckser und leises Ächzen bekundeten, wie sehr er seine Malzeit genoss. „So, mein Fröschchen, Zeit für eine kleine Pause. Mama will ihre Milch schließlich nicht auf ihrer Schulter wieder finden.“ Sie nahm ihn in eine aufrechtere Position und strich sanft über den kleinen Bauch. Wie sie diese ruhigen Stunden liebte. Es war die einzige Zeit des Tages in der niemand, aber auch NIEMAND ihr das Baby streitig machte. Wenn Prinz Lu Ten Hunger hatte, blieb selbst seinem Vater nur die Rolle des Zuschauers. Allerdings schaffte Zuko während der letzten zehn Tage nicht einmal das. Sein Terminkalender musste demnächst noch anbauen, so voll war er. Die Abwicklung der Verträge mit dem Erdkönigreich war in die letzte Phase getreten und es galt Theorie in Praxis umzusetzen, was nicht immer ganz reibungslos verlief. Momentan wurde der Feuerlord an allen Ecken und Enden gebraucht. Es gab diverse Streitereien zu schlichten, einige Formalitäten, mit denen sich überforderte Beamte zu lange Zeit gelassen hatten, mussten auf den `kleinen Dienstweg´ gebracht werden, und, und, und. Jin seufzte tief. Seit fast zwei Wochen bekam sie ihren Drachen so gut wie gar nicht mehr zu Gesicht. Gestern war schon der vierte Abend in Folge gewesen, an dem er ins Schlafzimmer gestürmt war, in der Hoffnung, seinen Sohn nach dem Stillen noch ein paar Augenblicke zu sehen. Mit nur mässigem Erfolg hatte Zuko seine Enttäuschung über das friedlich schlummernde Baby zu verbergen versucht. Nachts schlief er dann vor lauter Erschöpfung so tief, dass er nicht einmal das Privileg hatte, den schreienden Knirps aus dem Bettchen zu holen (Jin hatte sich während der viertel Stunde des gemeinsamen Frühstücks bittere Vorwürfe anhören müssen). Als sie ihn fragte, wann er denn bitte schön schlafen wolle, hatte ihr Gemahl nur gemeint, dies sei irrelevant . Sie aber fand es eher irre relevant. Selbst die Flamme der Welt brauchte Schlaf! Das Bäuerchen ihres Sohnes riss sie aus ihren Gedanken. „Wohl bekomm´s, Hoheit!“, sagte sie, auf seinen Rücken klopfend. „Gn!“ „Ja, genau. Ich denke auch, Du bist satt.“ Und satt war für Lu Ten gleichbedeutend mit müde. Zuko würde ihn wieder nicht sehen. Routiniert und energisch zog Jin ihre Kleidung wieder zurecht. „So, wir beide gehen jetzt mal eine kleine Privataudienz machen, hm?“ Mit dem Kind auf dem Arm marschierte sie schnurstracks aus dem Raum und in Richtung der Arbeitszimmer, bevor dieses kleine Faultier wieder einschlief. Überrumpelte Wächter nahmen überstürzt Haltung an, als sie an ihnen vorbei eilte. Auf ihr leises Klopfen hin öffnete Tian Fu die Tür. Im Raum hinter ihm, waren an die zwanzig Männer in eine angestrengte Debatte vertieft. „Hoheit!“ Er verbeugte sich ehrerbietig. „Was kann ich für Euch tun?“ „Das müssen wir erst herausfinden, Tian. Ich ... wäre es vielleicht möglich, Seine Lordschaft für ein, zwei Minuten loszueisen?“ „Ist etwas geschehen, Mylady?“, erkundigte sich Tian erschrocken. „Nein! Das nicht. Es ist nichts furchtbar dringendes. Wenn es nicht geht, wollen wir ihn auch nicht unterbrechen.“ „Nun ...“ Der Sekretär zögerte. „Ich weiß nicht ...“ „Schon gut, ich wollte wirklich nicht stören“, wiegelte Jin hastig ab. „Tian? Was ist denn?“, klang Zukos Stimme ungehalten aus dem Hintergrund. Der Angesprochene schluckte. Er hasste solche Zwickmühlen. Wenn er `Nichts´ sagte, würde er bei der derzeitigen Laune des Sonnengesalbten glatt geröstet, weil er es gewagt hatte, die Fürstin als `Nichts´ zu bezeichnen. Das gleiche Schicksal konnte ihm aber auch blühen, wenn er seinen Herren wegen einer Lappalie störte. „Ich ... weiß nicht, mein Lord.“ Der Größte der Anwesenden löste sich aus dem Pulk der übrigen Männer und kam näher, eine steile Falte auf der Stirn. Jin überlegte ernsthaft, sich unauffällig aus dem Staub zu machen. „Tian! Wenn dies nicht wichtig ist, dann ...“ Das Grollen brach abrupt ab. „Jin?“ „Ähm ...“ „Ist etwas passiert?“, fragte Zuko besorgt, mit Blick auf seinen Sohn. Die Furche über seiner Nasenwurzel wurde eher noch tiefer. Oh je! „Äh ... nein. Ist nicht wichtig! Ich werd wieder gehen. Entschuldige bitte!“ Mittels einer kaum merklichen, hoheitlichen Kopfbewegung wurde Tian Fu diskret in den hinteren Teil des Raumes entlassen. Dann wandte Zuko sich seinem Eheweib zu. „Was ist nicht wichtig, Jin?“ „Nichts! Ich ... ich dachte, Du würdest Lu Ten vielleicht gerne Gute Nacht sagen, aber Du hast überhaupt keine Zeit und ich hätte das wissen müssen.“ Im hinteren Bereich des Büros konnte man das Gemurmel einer halbherzigen Diskussion hören. Seit Stunden drehte sich die Debatte im Kreis. Jin machte Anstalten, mit einem entschuldigenden Blick von dannen zu ziehen. „Gib ihn mir!“ „Du musst nicht ...“ „Gib ihn mir!“, bat Zuko leise. Kaum hielt Mylord seinen Sohn auf dem Arm, sortierten sich alle durcheinander geratenen Prioritäten wie von selbst. DAS hier war wichtig! Satte, zufriedene Kinder waren wichtig, und nicht, ob sich die Grenze eines blöden Damms hundert Meter zu weit auf dem Territorium der einen oder der anderen Stadt befand. Oder ob der Bürgermeister von Sowieso Profit aus dem Bau einer Durchgangsstrasse schlagen konnte, die gar nicht unter seinen Zuständigkeitsbereich fiel, nur weil sein Kollege einen Antrag zu spät eingereicht hatte. Zuko hielt den kleinen, warmen Kopf an seine Wange, steckte seine Nase in die kohlschwarzen Härchen, und atmete den warmen Babyduft. Ja, DAS hier war wichtig! Die fatale Gereiztheit, die er heute an den Tag gelegt hatte, hätte ihm eigentlich sagen müssen, dass er etwas essentielles übersehen hatte. Seine Familie. Er drückte zwei zärtliche Küsse auf das linke Bäckchen seines Stammhalters. „Schlaf schön, mein Spatz!“, murmelte er. Jin blickte ihn an, als wäre sie noch immer unsicher, ob die Störung nun willkommen war oder nicht. Also bückte er sich, um auch ihr einen Kuss auf den Mundwinkel zu drücken. „Und Du, schlaf ebenfalls schön! Es wird vermutlich spät werden.“ Sie nickte und strich, da er sie vor den Augen der anderen abschirmte, kurz über seine Wange. Er glaubte doch wohl nicht ernsthaft, sie würde nicht auf ihn warten. Schließlich musste er noch was essen, und wenn sie es in ihn hineinstopfen müsste. Hinter sich vernahm Zuko ein unsicheres Räuspern. „Euer Lordschaft ...“ Er wandte sich halb um. „Ja, Wesu Ma?“ „Ich ... Verzeiht mir, aber ... Wir fragen uns, äh ...“ Hinter Wesu standen die restlichen Mitglieder der Versammlung. „Ja?“, fragte Zuko, um einen neutralen Tonfall bemüht. „Ob wir ...“ Die Augen des Ministers heftete sich auf den Säugling auf dem Arm seines Herrschers. „Nur einen Blick auf den kleinen Thronerben vielleicht?“ Die Braue des Feuerlords hob sich erstaunt. Seit Stunden schlugen sich diese alten Haudegen hier die Köpfe ein und jetzt standen sie brav Schlange, um seinen Sohn zu sehen? Er drehte sich vollends um. Die jüngeren Männer versuchten lediglich neugierig zu wirken, andere lächelten verklärt, während das letzte Drittel - die wirklich harten Kerle, die alt genug waren, um zu wissen, dass Sentimentalität eben zum Leben gehörte - sich nicht zierte, seine Verzückung offen zu zeigen. „Ah ... Er ist wirklich Euer Ebenbild, Hoheit!", seufzte Wesu entrückt. Er war schon ein Kabinettsmitglied Azulons gewesen, hatte unter Ozai aber sein Amt, und den Titel `Ma´ niedergelegt. Dem Widerstand hatte er durch seine Kenntnisse der alten Wehranlagen unschätzbare Dienste erwiesen. Zuko trat einen Schritt näher, damit der Veteran das Baby besser begutachten konnte. Lu Ten blubberte und der Alte schmolz dahin. „Nur Eure Augen waren damals schon anders. Heller, gar nicht wie die eines Säuglings, wenn Ihr mir diese Bemerkung gestattet.“ Zuko gestattete. Er gestattete auch sämtlichen anderen Anwesenden, seinen Sohn unter die Lupe zu nehmen, denn es schien ganz erstaunliche Dinge mit den meisten dieser Streithähne anzustellen. Die Besichtigung wurde erst durch ein zahnloses, zartrosa Gähnen beendet. Etliche, anstrengende aber durchaus erfolgreiche Stunden später schloss Zuko vorsichtig die Tür, um Jin nicht zu ... Sie schlief ja gar nicht! Nun ja, sie schlief schon, aber in einem Sessel vor dem Kamin, mit einem Buch auf ihrem Schoß. Hatte das Baby eine unruhige Nacht? Leise ging er zu der angelehnten Tür, die in das kleine Kinderzimmer führte und spähte hinein. Hm, im Augenblick schlummerte der Kleine friedlich. Jin regte sich. Die Seide ihres Kimonos verrutschte und spannte über ihren jetzt noch volleren Brüsten. Zuko biss die Zähne zusammen. Sieh gefälligst nicht hin! Sie drehte den Kopf, so dass er ihren anmutigen Nacken bewundern musste. Agni ... Hör auf damit! Im Halbschlaf seufzte sie leise. Ihr Gemahl schluckte. Diese Nacht würde also wieder eine endlose Folter werden. Er fragte sich ernsthaft, wie viele davon er noch aushielt. Mit einem wohligen, warmen Schnurren wachte Jin vollends auf und streckte sich ausgiebig. Gut, er hatte seine Antwort. Nicht mehr viele! Vielleicht wäre es besser, anderswo zu schlafen? „Zuko?“, murmelte Jin schläfrig. „Ja.“ Wenigstens gehorchte seine Stimme ihm noch. „Wie spät ist es?“ „Spät genug! Warum liegst Du noch nicht im Bett, Jin?“ Unter der Decke, wo ich nicht so viel von Dir sehen kann. „Weil Du noch nichts gegessen hast. Ich hab ein paar Sachen bringen lassen.“ „Gut. Ich werd essen und Du gehst schlafen!“ „Ich werd Dir Gesellschaft leisten.“ Sie nahm die Decke von den Beinen und stand auf. „Ich seh Dich grade viel zu selten!“ Nicht selten genug. „Äh ... gut.“ Ein feiner Schweißfilm bildeten sich auf Zukos Stirn, als der Schein des Feuers und die Zartheit der Seide sich gegen ihn verbündeten und einen Pakt der Durchsichtigkeit schlossen. „Könntest Du Dir ... noch was überziehen?“ Oh, er war ja so ein Blödmann! „Was?“ „Ich meine nur ...“ „Gut,“, flüsterte Jin und drehte sich zu dem Tisch, auf dem einige kalte Speisen standen. „Ich werd versuchen dran zu denken, andere Sachen zu tragen bis die Zeichen der Schwangerschaft nicht mehr so sichtbar sind.“ Sichtbar? Was hatte das denn mit sichtbar zu tun? Es ging darum, ob diese Zeichen fühlbar waren. Sie hantierte mit dem Geschirr, aber irgendetwas an ihrer Körperhaltung stimmte nicht. „Jin?“ „... was?“ „Weinst Du?“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich ... geh doch lieber zu Bett!“ Jin floh unter die Decken. Es war anzunehmen, dass sie dort auch für immer bleiben würde. War das der Preis für ihr kostbares Baby? Dass dessen Vater sie nicht mehr ansehen wollte? Sie unterdrückte ihr Weinen, bis es weh tat und in der Kehle brannte. „Jin ... was ist denn?“ Zwei Schluchzer entfuhren ihr. `Hör auf damit, Missy!´ „Jin?“ Zukos Hand legte sich auf ihre Schulter. „Geh essen!“ „Erst sagst Du mir, was Du hast!“ „Nichts, was ... zu ändern wäre.“ „Ich will wissen, was es ist!“ Jetzt konnte sie es beim besten Willen nicht mehr zurückhalten und heulte in die Kissen. Zuko explodierte. „JIN! Wenn Du mir jetzt nicht sofort sagst, was Du hast, dann bei Agni ...“ „Du weckst das Baby!“, stieß seine schluchzende Frau hervor. „Das ist mir scheißegal! Was ist mit Dir?“ „Ich bin hässlich! Das ist mit mir!“ „Bist Du übergeschnappt?“ „Nein!“ Sie setzte sich auf. Ließ endlich zu, dass der Zorn größer wurde, als die Scham. „Tu doch nicht so!“, klagte sie ihn an. „Du denkst es doch auch!“ „WAS?“ Sie WAR übergeschnappt! „Du kannst es ja nicht mal mehr über Dich bringen, mich anzusehen! Sobald Du mich siehst, guckst Du weg!“ Den letzten Satz hatte sie mit Müh und Not noch herausgebracht. Jetzt schlang sie die Arme um ihre angezogenen Knie, drückte ihr Gesicht dagegen und weinte herzzerreißend. „Jin, Du wirst noch mal mein Ende sein!“, ächzte ihr Ehemann. Ihr ganzer Körper schüttelte sich vor Kummer. „Jin!“ Er setzte sich auf die Bettkante und zog sie auf seinen Schoß. „Kobold! Wein wenigstens so leise, dass Du mich verstehen kannst!“ Da sie eher noch lauter wurde, hatte sie ihn wohl gehört. „Herrgott, Weib, ich sitze hier seit Wochen auf glühenden Kohlen! Ich versuche mich zu beherrschen, tue alles Menschenmögliche um meine verdammte Lust in den Griff zu bekommen und Du beschuldigst mich, ich würde Dich nicht mehr anziehend finden? Nacht für Nacht liege ich wach, damit ich mich nicht versehentlich an Dir vergreife!“ Das Schluchzen ebbte langsam ab. Abgehacktes, stosshaftes Atmen trat an seine Stelle. „Was?“, hauchte Jin tränennass. „Aber ... warum denn?“ „Warum? Weil Du ein Kind bekommen hast, Jin. Darum! Man muss nunmal warten, bis alles verheilt ist. Und so lange werd ich Dich nicht anrühren.“ Als Jin endlich begriff, wurden ihr vor lauter Erleichterung die Knie zittrig. „Aber es ist verheilt!“, flüsterte sie. „Seit mindestens drei Wochen schon.“ Sie fing wieder mit dem Weinen an, aber diesmal konnte sich dabei wenigstens an ihn klammern. „Seit WANN?“ „Drei Wochen.“ „Das SAGST Du mir nicht?“ Sie umarmte ihn noch fester. „Jin!", presste er zischend durch die Zähne. „Du bist doch tatsächlich die närrischste, verdrehteste Kreatur dieser Erde! Was denkst Du was Du da tust? Absolviert Du grade eine Ausbildung zum Folterknecht?“ Er war stetig lauter geworden. Jetzt sprang er auf, wodurch Jin von seinem Schoß kippte, und begann zu wüten. „Zuko ...“ „NICHTS `ZUKO´!“, schrie er. „Du hättest ja fragen können ...“ „WAS? ICH BIN SEIT WOCHEN EIN EINZIGES WRACK UND DU FINDEST, ICH HÄTTE FRAGEN KÖNNEN?“ Jin blinzelte. Ja, fand sie. Das Baby weinte. „Hör jetzt auf herumzubrüllen!“, fauchte Jin, während sie aus dem Bett kroch. „Du hast Lu Ten geweckt!“ Sie marschierte ins Kinderzimmer. Zuko stapfte lieber gen Tisch, warf sich in einem Stuhl und begann wahllos zu essen. „Sch ... Ist ja gut! Dein Papa wollte kein solcher Idiot sein!“ Der Idiot verengte die Augen. Jin hatte den Kleinen auf dem Arm, und machte dabei die typischen kleinen, hoppelnden Bewegungen, um ihn zu beruhigen. Ihr Sohn schrie aus vollem Hals weiter. „Aber, aber! Hunger kannst Du ja nicht haben, hm? ... Ist ja gut!“, murmelte sie sanft auf ihn ein. Sie versuchte es geschlagene fünf Minuten lang. Ohne Erfolg. Gut, offensichtlich musste ein Fachmann ran. „Gib ihn mir!“ Jin ignorierte ihr Ehe-Anhängsel. „Jin, er weint. Gib ihn mir!“ Aber Jin wollte nicht. Sie wusste nämlich, was passieren würde. Er würde das Baby keine drei Atemzüge auf dem Arm haben und schon würde das verräterische Balg sich beruhigen. Das war immer so! „Jin!“, knirschte Zuko. „Fein! Da!“ Seine Lordschaft, eben noch verantwortlich für das ungeplante, wenig erfreuliche Erwachen des kleinen Windelpupsers, legte sich diesen auf dem Arm zurecht, konzentrierte sich und - siehe da - das Plärren hörte auf. „Na toll! Da ihr die besten Kumpels seid, kannst Du ihn auch ins Bett bringen!“ Vor lauter Frust setzte Jin sich an den Tisch und stopfte sich Kuchen in den Mund. Würde sie eben immer schwanger aussehen! Lag in dem Blick, den Zuko ihr zuwarf etwa ein Hauch Herablassung? „Es ist nur die richtige Atemtechnik, mein Herz.“ „Geh doch anderswo keuchen, mein Häaz!“, äffte sie ihn nach. Ihr Gatte zog es vor, nicht darauf einzugehen, sondern stattdessen seinen Nachwuchs sachgemäß zu verstauen. Als er wieder kam, beendete Jin ihre Zwischenmahlzeit und erhob sich. „Bitte sehr. Euer Büffet, Sire!“ Damit ging sie schnurstracks wieder zum Bett. Leider wirkte die Hochnäsigkeit bei ihr in keinster Weise so authentisch, wie bei seiner Hochwohlbeklopptheit. Der Drache besah sich sein Büffet und spürte den Drang zu sabbern. Endlich würde er seine Zähne wieder an diesem warmen Fleisch laben. „Wage es nicht, unter diese Decke zu kriechen!“ Der Zederrauch klang so bezwingend, dass Jin herumfuhr. Langsam zog Zuko die Fünfflammige vom Kopf und öffnete die Haarschlinge. Durch die schwarzen Strähnen, die ihm nun ins Gesicht fielen, hielten seine glühenden Augen ihren Blick fest. Jins Atmen beschleunigte innerhalb einer Sekunde von null auf verflucht schnell. Ruhig aber effizient begann Zuko die Verschlüsse des Odoro zu öffnen. Achtlos lies er die Prachtrobe zu Boden fallen. Ihr nach wie vor in die Augen starrend, widmete er sich gelassen den Manschetten seines Wickelhemdes. Jins Atemzüge hatten inzwischen verdächtige Ähnlichkeit mit leisem Keuchen. „Warum ...“ Schon allein dieses rauchige Raunen würde sie eines Tages an Verzückung sterben lassen. „... machst Du es Dir nicht schon bequem?“ Warum sank sie nicht einfach auf die Knie und huldigte ihm? Seiner Stiefel hatte er sich schon entledigt, jetzt waren die Beinkleider dran. Jin klammerte sich an einen der Bettpfosten. „Ah, Kobold. Heute keine Experimente! Ich werde ganz sanft sein.“ Langsam, geschmeidig kam er näher, kochte Jins Hirn zu Sülze. Sie konnte ihren hämmernden, jagenden Herzschlag spüren. Überall! Als er vor ihr stand, hob er die Hand und legte sie auf ihre Wange, strich mit dem Daumen federleicht über ihre Unterlippe. „Sag meinen Namen, Kobold!“ Ihr Blick hing noch immer an seinem. „Zuko ...“ Sie hörte sich selbst kaum. Seine Augen ließen von ihren ab, doch nur, um sich auf ihren Mund zu heften. „Wir werden sehen, wie oft er Dir heute noch über die Lippen kommt“, flüsterte die Liebe ihres Lebens und löste den Gürtel ihres Kimonos. Schwarze, sandelholzduftende Seide wisperte über ihr Gesicht, als er langsam den Kopf neigte. Sein strenger Mund schwebte so nah über ihrem. Sie konnte seine Hitze bereits erhoffen, aber dennoch war Jin nicht imstande sich zu rühren. „Zuko!“ Vielleicht erbarmte er sich ihrer, wenn sie ihr Credo sprach. Ihre geöffneten Münder berührten sich fast. Ein bisschen heiß, ein bisschen rau. Jins hechelnder Atem stieß gegen seinen zischenden. „Zuko ...“ Bitte, oh Bitte! Endlich wurde sie erhört, wurde geküsst. Erst neckend, fast zögernd doch irgendwann hatte er genug gespielt, presste sie gegen den Bettpfosten in ihrem Rücken und forderte sein Recht. Als Jins Knie den Dienst versagten, ließ Zuko sie und sich selbst auf die Matratze sinken. Sofort lösten sich seine Lippen von ihren und glitten, eine Feuerspur zurücklassend, tiefer. Die Arme links und rechts ihres Kopfs aufgestützt, berührte er sie ausschließlich mit seinem Mund, streifte damit leicht über ihre überempfindlichen Brüste. An den Knospen ließ er sie kurz und neckend seine Zungenspitze fühlen. Keuchend empfing Jin, was er ihr zugestand. Er wanderte tiefer, gewährte ihr so die zusätzliche Liebkosung der schmiegsamen, kühlen Strähnen seines Haars. Das Kribbeln und Sehnen in Jin wuchs und wuchs, staute sich an. Nur schien er leider alle Zeit der Welt zu haben. „Zuko! Ich ... kann nicht mehr aushalten!“ Sie bäumte sich auf, um seine Haut an ihre zu bekommen, doch er wich zurück. „Noch viel mehr, Kobold!“ „Nein. Bitte!“ Er gönnte ihr keine Antwort, sondern glitt mit den Lippen weiter zu ihrem Bauch, in dem sie seinen Sohn ausgetragen hatte. Mit den Zähnen fuhr er über die zarte Haut, umspielte ihren Nabel mit rauer Zunge. „Komm zu mir, Drache!“, keuchte sie. Doch er gehorchte ihrem Befehl nicht. Jin krallte die Hände in seine Mähne, ihre Arme noch immer in den seidenen Fesseln ihrer weiten Ärmel. Wie von Sinnen versuchte sie ihn an sich zu ziehen. „ZUKO!“ Doch er gehorchte ihrem Flehen nicht. Er gehorchte nur der eigenen Begierde, strich mit dem Mund noch tiefer an ihr hinab. Jin, die die Vergeblichkeit ihres Bettelns eingesehen hatte, lag zitternd da. Fassungslos. Erwartungsvoll. Verloren. „Nun werden wir sehen, ob Du wirklich unversehrt bist.“ Jetzt brachte er auch seine Hände ins Spiel, öffnete sie sacht. „Du kannst nicht ...!“ „Doch, Jin!“ Langsam kam ein Finger in sie. Sie bäumte sich keuchend auf, den Körper schmerzhaft gespannt. „Tut es weh, Kobold?“ Er klang abgehackt. „Nein!“ Sie schüttelte heftig dem Kopf. Wenn er doch endlich zu ihr käme! Was er dann tat, entlockte ihr einen kurzen, spitzen Schrei, der in zitterndes Wimmern überging. Hilflos krümmte sie sich ihm entgegen. Sie sah nur sein schwarzes Haar, das über ihren Leib flutete. Ihre Hände rissen daran, als sie seinen Kopf packte und an sich presste. Sie sollte das nicht tun! ER sollte das nicht tun! Aber diese wissenden Finger, die sie dehnten und ausloteten, seine Zunge, rau, heiß und nass ... Guter Gott. Guter Gott! „So ist es gut, Jin!“ Gut? Sie würde sterben, verglühen in diesem ganz speziellen Flammenkuss. Doch er machte weiter, trieb sie in den Abgrund. „ZUKOOO!!“ Zuko ballte die Fäuste, bis seine Knöchel weiß hervortraten. Verdammt! Seine Gier war so groß, er konnte sich kaum in Zaum halten. Er hätte wissen müssen, dass ihr Ausbruch zu viel für ihn sein würde. Nein! Nicht zu viel. Nur fast ... nur fast! Gerade als Jin ihre Umgebung wieder einigermaßen wahrnahm, kam er nach oben und hob seinen machtvollen Körper über sie, ohne sie jedoch zu berühren. Er verschränkte ihrer beider Hände, zwang ihren Blick in seinen, versengte sie mit Gold. „Du weißt, dass Du mir gehörst, nicht wahr, mein Herz?“, presste er durch die Zähne. Jins Augenlider zuckten. „Ja!“, wisperte sie. Es war nie anders gewesen. Niemals! „Dann schenk Dich mir!“ Endlich senkte er sein Gewicht auf sie. „Schenk Dich mir, Jin!“ Zum ersten Mal war er es, der flehte. Sie sah die Lust seine wundervollen Augen überfluten, als er in sie drang und so ihr tiefstes Sehnen stillte. „Ja ... immer!“ Jetzt, als er zur Gänze in ihr war, merkte Jin, wie empfindlich sie noch immer war. Er war jedoch vorsichtig genug, diese Empfindsamkeit in Wollust zu wandeln. Jin flüsterte seinen Namen, stöhnte glückselig auf und wand sich unter ihm. Nichts kam dem gleich. Nichts! Kein noch so glühender, andersartiger Flammenkuss der Welt. Sie durfte wieder in seiner Kraft schwelgen, durfte seine Stärke fühlen. Ihre bewundernden, zärtlich fordernden Hände fuhren langsam die muskulösen Arme entlang, weiter über breite Schultern, zu dem kraftvollen Hals ... „Zuko!“ „Schmerzt es?“, knirschte er. „Nein! Nein! Lieb mich einfach!“, hechelte sie. Sein Rücken wölbte sich anmutig im langsamen, unaufhaltsamen Takt der tiefen Vereinigung. Jin ächzte und krallte ihre Nägel in ihm fest. Agni! Endlich würde er wieder die Zeichen ihrer Leidenschaft tragen. „Lieb mich, Zuko!“ Ihre Stimme brach. „Kobold ...“ Er gab den Versuch auf, sein Tempo, seine Kraft und sein Ungestüm zu zügeln. Er stemmte sich auf die Arme und stieß. Zu hart, zu schnell? Falls ja, konnte er es nicht ändern. Jin durchzuckten helle Blitze aus Eis und Feuer. Als sie merkte, dass nichts mehr sie hielt, zog sie seinen Mund auf ihren herab, um ihre lustdurchtränkten Laute zu dämpfen. Heftig bockte sie gegen ihn, rieb sich an ihm, dehnte den eigenen Höhepunkt bis zur Schmerzgrenze aus, bis sie erschöpft aufs Bett sackte. Nach einigen Augenblicken brach Zuko über ihr zusammen, das Gesicht stöhnend in ihr Haar gepresst. Kurze Zeit später lag eine ermattete Lady Jin neben ihrem Ehemann und ließ zärtlich einige seiner Haarsträhnen durch ihre Finger gleiten. Eine Frage kam ihr in den Sinn. Da sie eher delikater Natur war, vergrub sie, bevor sie sie stellte, ihr Gesicht in seiner Halsbeuge. „Das ... das hast Du noch nie gemacht“, flüsterte sie. Zuko brauchte gar nicht erst zu fragen was `das´ war. Er musste grinsen. Seine Jin hatte eben diesen etwas verdrehten Sinn für Anstand. Kleiner, frecher, prüder Kobold! Allen Flammen sei Dank, schaffte sie es ihm gegenüber aber nie, diese Prüderie aufrecht zu erhalten. „Man soll seine Trümpfe eben nie alle auf einmal ausspielen. Es ist wie beim Pai Cho, mein Herz. Erst der weiße Lotusstein.“ Zwei ihre Finger spazierten in winzigen Schritten auf seinem grandiosen Bauch umher. Selbst schuld, wenn er so verlockend muskulös war. „Ich finde `weißer Lotusstein´ ist ein ziemlich seltsamer Name dafür.“ Prompt wurde ihr vorwitziges Mundwerk für geschlossen erklärt. „Du hast mir gefehlt, Kobold!“ „Ich war doch hier, Drache.“ Sie küsste ihn sacht. „Ja, aber ich konnte Dir nicht so nah sein wie sonst, denn womöglich hätte ich mich dann vergessen.“ „Hm ...“ Sie legte ein Bein über seine. „Ich liebe es, wenn Du Dich vergisst. Ich kann Dich dann im Fundbüro einsammeln und ... NICHT KITZELN!“ Nach einem weiteren, langen Kuss wurde sie wieder ernst. „Was dachtest Du eigentlich, wie lange ich mich noch erholen muss?“ „Na ja. Die Andern sprachen von drei bis vier Monaten. Ich bin fast durchgedreht!“ „Drei bis vier? Wer sagt denn sowas?“ „Alle!“ „Alle? Du hast alle gefragt?“ „Äh ... nein! Es stand so in den Büchern. In einigen. Na ja , ich hab Onkel gefragt. Und ... äh ... Fon und vielleicht Kuroto.“ „Du hast also wieder mal Bücher gelesen und bist zusätzlich rumgerannt, um Volksbefragungen durchzuführen?“ „Man sollte immer gründlich sein!“, murmelte er matt. „Gründlich? Ja, drei bis vier Monate scheinen mir extrem gründlich zu sein. Das gilt vielleicht für die Frauen hier. Ts, Feuernations-Mimmis!“ „Weißt Du auch, was für die Männer hier gilt, mein Herz?“, fragte er harmlos. „Dass sie zu viele Bücher lesen?“ Ihre Arme wurden eingefangen und über ihrem Kopf festgehalten. „Nein, Du Unschuldslämmchen! Dass sie die ganze Nacht durch Lanzenstechen spielen können!“ Na ... DAS hatte sie ja schon gewusst. Am nächsten Tag war die Gereiztheit Seiner Lordschaft auf wundersame Weise verschwunden. Lady Jin hatte die Strapazen der Geburt offensichtlich vollständig überwunden. Ungewöhnlich früh, wie die meisten fanden. Endlich wieder ausgeglichen und ruhig bekam Zuko die anfallenden Probleme samt und sonders in den Griff. Er hatte quasi über Nacht zu seinem alten Ich zurückgefunden. Unerträglich souverän und leicht spöttisch. Und wenn es um seinen Sohn ging, leider auch ziemlich rechthaberisch, wie seine Frau fand. Rechthaberisch und unbeschreiblich talentiert. Nie krähte Lu Ten lauter, als zu den Gelegenheiten, in denen sein Vater `Himmelsdrache´ oder `Was macht der Vulkan´ mit ihm spielte. Papa brauchte auch nur einmal kurz Luft zu holen, und man überlegte zweimal, ob man das komische Ding da wirklich in den Mund stecken sollte. Als die ersten Zähnchen den Prinzen plagten, lernte Jin ein weiteres, bisher unentdecktes Talent ihres Mannes kennen: Er hatte eine ganz wundervolle Singstimme. Stundenlang ging er, das Baby auf dem Arm, auf und ab und summte Lu Ten `Lauf der Zeit´ ins Ohr. Es war das einzige, das den Kleinen beruhigen konnte, wenn er mit fieberroten Bäckchen den Kopf an die Schulter seines Vaters drückte. Es war zum aus der Haut fahren! Würde sie diesen Mann nicht so abgöttisch lieben, hätte sie ihn glatt zum Teufel gewünscht. Manchmal. Fast. Na ja, gelegentlich. Vielleicht? Master Lu Ten, inzwischen stolze elf Monate alt, sass auf dem Boden und schielte konzentriert in eine Schüssel mit Feuerflocken, die zwischen seinen Beinen stand. Mit kleinen, pummligen Finger griff er sorgfältig nach einer einzelnen und steckte sie sich in den Schlund. Zielgenau nahm er die nächste ins Visier. „Fo!“ Der persönliche Kammerdiener Seiner Lordschaft öffnete gehorsam den Mund. „Hmm!“, brummte er mit wenig Enthusiasmus, was glucksendes Lachen hervorrief. „Ontl!“ Mit der gleichen Aufmerksamkeit wurde Iroh Tatzu dabei beobachtet, wie er die etwas durchweichte Flocke ass. „Ah!“, machte Lu Ten, als `Ontl´ es unterließ, sein Wohlbehagen zu bekunden. „Hm, köstlich!“, log Iroh. Sein goldäugiger Großneffe strahlte ihn an. Pedantisch seinem Ritual weiter folgend, stopfte er die nächste Flocke wieder in den eigenen Mund. „Fo!“ Besabberte Fingerchen hielten ein weiteres Exemplar der leicht entschärften Delikatesse auffordernd in die Luft. „Ob er bei `Igitt!´ auch lacht?“, fragte Fon verzweifelt. „Das steht zu bezweifeln, mein Freund. Er teilt immer so akkurat. Ob Zuko uns wohl vierteilen lässt, wenn wir und aus dem Staub machen?“ „Da wir als Babysitter abkommandiert wurden, bestimmt!“ „FO!“ „Himmel, er ist genauso herrisch wie sein Vater.“ Schicksalsergeben öffnete Fon den Mund. „Er meint es ja nur gut, Fon.“ Beim Anblick des diebischen Vergnügens der kleinen Hoheit bezweifelte Irohs alter Waffengefährte das allerdings stark. „Warum müssen wir uns noch mal um ihn kümmern?“, wollte er wissen. "Ontl!" „Weil Jin Zuko etwas mitzuteilen hat.“ Heldenhaft würgte Iroh seine Ration hinunter. „Was? Schon wieder?“ „Nun, die beiden scheinen eine recht fruchtbare Kombination darzustellen.“ „Fo!“ „Musste das Kerlchen ausgerechnet den verbohrten Gerechtigkeitssinn seines Vaters erben?“, klagte Fon, der gerne auf eine weitere Runde Sabberflocken verzichtet hätte. „FO!“, mahnte Lu Ten streng. Also wirklich! Diese mangelnde Kooperationsbereitschaft war nicht zu dulden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)