Out of time von mizuki_aono ================================================================================ Kapitel 3: Chapter THREE ------------------------ Chapter THREE Als Eri aufwachte bemerkt sie schnell, dass sie nicht in ihrem Zimmer war, nicht in ihrem Bett. Es war kalt und das Fenster drei Meter über ihr spendete nur wenig Licht. „Wo bin ich?“, fragte sie in das Dunkel hinein. Die 13-jährige lies ihren Blick durch den schwarzen Raum gleiten, und konnte an seinem Ende Gitterstäbe erkennen. „Bist du wach?“, hörte sie jemanden fragen, doch sie konnte nicht mit Bestimmtheit sagen woher die Stimme kam. Ihre Augen gewöhnten sich mit der Zeit an die Dunkelheit und sie bemerkte, das auf der anderen Seite des Gitters jemand stand, dessen Gesicht sie aber nicht sehen konnte. „Wer ...“, sie konnte ihren Satz nicht beenden, denn im selben Moment bemerkte sie, wie sich die Person von ihr wegbewegte und sie allein in der Finsternis zurück lies. In einem anderen Raum lag die Jüngere der Zwillinge, die immer noch tief schlief und nichts von dem, was um sie herum passierte, mit bekam. Es krachte, immer und immer wieder. Es war der Riese, dem Sachiko schon in Shinyuku begegnet war. Er schlug auf die Gitterstäbe vor Kaori ein, in der Hoffnung, dass diese endlich nachgaben. Als er den letzten Schlag ausführen wollte, wurde er von einer Hand, die seine Faust umklammerte, davon abgehalten. „Wir sollen sie am leben lassen, schon vergessen?“, sagte der weißhaarige. „Befehle sind was für Anfänger.“, meinte er zu seinem wesentlich kleinerem Gegenüber. „Befehle, denen wir folge leisten müssen.“, konterte er und fing an in einem Schrank hinter den Beiden nach etwas zu suchen. Kuro verschränkte die Arme und verzog dabei beleidigt das Gesicht, wobei er den Anderen nicht aus den Augen lies. Der Kleine ging ihm sichtlich auf die Nerven. Warum musste er ausgerechnet mit diesem zu klein geratenem Etwas zusammen arbeiten ... „Was machst du eigentlich hier? Du solltest doch auf die Andere aufpassen!“, fuhr er ihn nun scharf an. Der Angesprochene steckte etwas in seine Jackentasche und wand sich wieder seinem Kollegen zu. „Sie ist aufgewacht.“, sagte er tonlos bevor er zurück ging. Eri hatte sich mittlerweile an die Dunkelheit gewöhnt und konnte einigermaßen gut sehen. Die Mauern machten auf sie den Eindruck, als würde sie jeden Augenblick in sich selbst zusammenfallen, würden sie nicht die Massen von Spinnweben zusammen halten. Der Fußboden hätte schon im letzten Jahrhundert generalgereinigt gehört. Der Staub war so dick, dass selbst die Ratte in einer Ecke ihrer Zelle vor einigen Tagen der Erstickungstot ereilt hatte. Nach einiger Zeit hörte sie Schritte, die sich ihr näherten. Sie bemerkte jemanden vor dem Gitter und stellte erleichtert fest, dass es derselbe war, der schon vorhin dort gestanden hatte. Er setzte sich, mit dem Rücken zu ihr, an die Metallstäbe. Langsam rutschte sie auf den Knien näher an den, wie sie erstaunt feststellen musste, nicht viel älteren Jungen heran. „Wer bist du?“, fragte die schwarzhaarige und versuchte einen Blick auf sein Gesicht zu erhaschen. Was ihr jedoch nicht recht gelingen wollte und auf eine Antwort wartete sie auch vergebens. Davon lies sie sich aber nicht entmutigen und setzte sich Rücken an Rücken zu ihm. „Ich heiße Eri.“, sagte sie, in der Hoffnung nun endlich angesprochen zu werden. Als aber wieder nichts von ihrem „Gesprächspartner“ kam, beschloss sie einfach weiter zu machen. „Ich bin ein Zwilling, weist du? Mich gibt's in doppelter Ausführung. Hast du auch Geschwister? ...“ *Oh, Gott...* Der weißhaarige verdrehte die Augen. Er lebte jetzt schon lange auf der Erde aber ein Phänomen verstand er immer noch nicht. *Warum müssen Frauen immer so viel quasseln? Wenn ich Folter haben wollte, wär' ich zu Hause geblieben ... Atmen, Mädchen, Atmen.* Und wirklich, Eri war so in ihren Redeschwall vertieft dass sie nach jedem fünften Satz erstmal tief Luft holen musste und es ein Wunder war, das ihr Gesicht nicht anlief. „... i.“ „... und dann ...“ Eri hielt inne. Hatte sie sich das gerade nur eingebildet, oder hatte sie tatsächlich etwas gehört. „Was?“ „...roi.“, wiederholte die Person hinter ihr. Er hatte es aufgegeben, sich einzubilden, dass er sie nicht hören konnte und seufzte schwer. „Ich heiße Shiroi. Ja, ich habe eine Schwester. Und nein, ich hab keine Freundin.“ Damit hatte er alle Fragen innerhalb kürzester Zeit beantwortet, die ihr wohl wichtig zu sein schienen. Eri grinste währenddessen in sich hinein. Sie hatte es geschafft, er redete mit ihr. Im nächsten Moment durchfuhr sie ein eiskalter Schauer. Shiroi hatte durch die Gitterstäbe ihr Hand gegriffen. Er lies ihr nicht einmal Zeit, auf die ihr nicht gerade unangenehme Berührung zu reagieren. Das letzte was sie spürte, war ein kleiner Stich in ihren Finger, bevor ihr schwarz wurde vor Augen. Shiroi sah noch, wie der zierliche Körper zur Seite kippte, als er den Raum verlies. Sein Partner stand am anderen Ende des Ganges und lehnte an der Wand. Er merkte auf und sah den Jüngeren verständnislos an. „Was dauert da denn so lang?“, fuhr er ihn an. Der kleinere reagierte nicht darauf, sondern ging schweigend an dem Giganten vorbei zur Tür. „Schläft sie jetzt wenigstens?“, hackte er weiter nach. Sein Gegenüber nickte kaum merklich und drückte die Klinke hinunter. „Wo willst du hin?“, fragte er forsch. „Ich hab was zu erledigen.“, war die einfache Antwort darauf. „Und rühr sie nicht an!“, sagte der weißhaarige bevor die Tür quietschend ins Schloss fiel. „Und du bist dir sicher, dass du Dämonen aufspüren kannst, ja?“ Sachiko und Yuuya wanderten nun schon seit Stunden durch die Gegend ohne auch nur den Hauch einer Ahnung zu haben, wo sich die Zwillinge befanden. Der 18-jährigen wurde es langsam zu dumm, ihrem vermeintlichen Begleiter ständig hinterher zu rennen, insbesondere, da sie für so einen Ausflug erst gar nicht das passende Schuhwerk anhatte. Ihre Füße fühlten sich an, als wäre ein D-Zug mit 100 Stundenkilometer und 20 Wagonladungen Neuwagen drüber gerollt. „Kannst du vielleicht mal leise sein?“, er schien sich zu konzentrieren, soweit das überhaupt möglich war. „Wir sind durch die halbe Stadt gelaufen und du hast an jeder dritten Kreuzung gesagt, dass wir gleich da sind.“ Die junge Frau klang hörbar gereizt. „Und dass nur, weil du jede zweite Kreuzung gefragt hast, ob ich sie schon gefunden hab.“, auch seine Stimmung näherte sich dem Gefrierpunkt. „Ach, jetzt ist es meine Schuld, dass wir sie immer noch nicht gefunden haben und an irgendeinem Gottverlassenen Hafen stehen?“ „Toll. Die Geweihte und ihr Beschützer schlagen sich gegenseitig die Köpfe ein. Das dürfte dieses Mal ja richtig einfach werden.“ Die beiden Streithähne wanden sich sofort in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. „Ein Dämon!“, hauchte der 21-jährige und stellte sich schützend vor Sachiko. „Das seh ich selbst. Normale Menschen stehen ja auch nicht auf Straßenlaternen.“, entgegnete sie gehässig. Mit Überraschung stellten sie fest, dass es sich bei ihrem Dämon um einem Teenager handelte, der Yuuyas Ansicht nach noch nicht mal trocken hinter den Ohren war. „Ihr sucht was, richtig?“, fragte er mit belustigtem Unterton und sprang dabei leichtfüßig auf den Boden. „Vielleicht könnte ich ja helfen.“ „Warum solltest du uns helfen wollen?“, fragte der ältere und lies den Jungen dabei nicht aus den Augen. „Sagen wir, ich habe etwas, was ihr wollt und du ...“ er zeigte dabei auf Sachiko „... hast etwas, was ich will.“ Bei seinem letzten Satz war Yuuyas eh schon angeschlagener Geduldsfaden entgültig gerissen und er ging zum Angriff über. Doch bevor die Klinge seines Schwertes den Jüngeren überhaupt treffen konnte, hatte dieser mit ein paar geschickten Handbewegungen einen kleinen Wirbelsturm erzeugt, der seinen Gegner an seinem Vorhaben hinderte. Gekonnt schleuderte in dieser in die entgegengesetzte Richtung, wo er unsanft auf dem gepflasterten Boden landete. „Yuuya!“ Sachiko hastete zu ihm hinüber, um ihm aufzuhelfen. Er rieb sich den Hinterkopf, auf dem er aufgeschlagen war. Geistesgegenwärtig richtete er sich auf, um sich dem Gegner zu stellen. Doch dieser hatte gerade seine eigenen Probleme. Mit seiner Konterattacke hatte er ein Seil, das auf dem Boden gelegen hatte, aufgewirbelt und sich selbst an den Laternenpfosten gefesselt, auf dem er vor fünf Minuten noch gestanden hatte. Yuuya stand auf und ging auf sein hilfloses gegenüber zu und baute sich vor ihm auf. „Erzählst du uns jetzt wo die beiden sind?“ „In deinen Träumen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)