Der letzte Drache von Karen_Kasumi ================================================================================ Kapitel 12: Requiem ------------------- Yelin erinnerte sich an das zurück, was Thame ihm gesagt hatte: Und nur, wenn er aus tiefstem Herzen an das glaubt, wofür er stirbt, so kann der Fluch gebrochen werden. Oh ja, Korell hatte geglaubt. Er hatte sich geopfert, in dem tiefen Wunsch, die Last des Mordes von Yelins Schultern zu nehmen. Dadurch, dass er nicht gezweifelt hatte, dadurch, dass er vorher ihrer beider Blut vermischte und letztendlich auch dadurch, dass es Norai gewesen war, mit dem er sich das Leben genommen hatte, war der Schlaf des kleinen Drachens zu Ende gegangen. Er starrte weiterhin mit offenen Augen in die hellen Flammen, die sich vor ihm in den Himmel erhoben. Sie ließen das, was für ihn einst das Wertvollste im Leben gewesen war, in ihrer Hitze vergehen und schenkten seinem Körper die ewige Ruhe, nach der er so lange gesucht und sie doch nie gefunden hatte. Langsam spürte er, wie am Rande der unendlichen Trauer etwas Neues in ihm entstand. In jeder Bewegung, jedem Blick des kleinen, frischen Wesens auf seiner Schulter fand er ein Stück seines alten Freundes wieder. Seit sieben Jahren waren sie sich nicht mehr so nahe gewesen; doch er bedauerte zutiefst, dass es erst so weit hatte kommen müssen, bis sich ihre Herzen wieder vereinen konnten. Und endlich verschwand auch die Schuld, die er mit dem Tode des Drachens auf sich geladen hatte. Er war am Ziel seiner ewigen Suche und alles, was in ihm zurückblieb, war ein Gefühl von Trauer, tiefem Frieden und der Empfindung, Korell erst jetzt wieder wirklich für sich gefunden zu haben. Er würde ihn nicht vergessen, gewiss nicht. Und seine Seele würde so lange bestehen, wie sie in ihm weiterlebte. Erst jetzt verstand er wirklich, was die Yonami gemeint hatte, als sie sagte: Doch um zu gewinnen, Was du am meisten liebst, Wirst du es zuvor Verlieren müssen. Mit einem zärtlichen und unendlich traurigen Lächeln hob er die Hand, in der er ein kleines, zerknülltes Stück Papier hielt. Er warf es in das Feuer und beobachtete noch lange, wie die Flammen die geschriebenen Worte verzehrten. Und mit ihnen begann er endlich zu weinen. Die Tränen rann stumm und nass seine Wangen hinunter, eine unaufhaltsame, salzige Flut, die seine Wangen benetzte. All sein Schmerz lag in ihnen, sein Unglauben, sein Zorn und die stille, verzweifelte Trauer darüber, dass es erst so weit hatte kommen müssen. Er weinte um das, was sie einst gewesen waren. Er weinte um das, was ihnen genommen worden war und er weinte um all jene Dinge, die sie noch hätten sein können ohne den unbarmherzigen Lauf des Schicksals. Yelin - Du weißt, warum ich es tue. Ich spüre, dass meine Zeit gekommen ist zu gehen. Und ich hätte es nicht ertragen, dich ein weiteres Mal zu verlieren. Ich hoffe, dass er mein Leben im Tausch für deines annehmen wird. Denke bitte immer daran: Erinnerung ist das, was uns zusammen hält. Wenn auch nur ein Mensch in Trauer und Freude meiner gedenkt, so war mein Leben nicht umsonst. Shantora ruft mich. Sie hat lange gewartet. Doch ich konnte nicht zu ihr, ehe ich nicht noch einmal dein Gesicht gesehen hätte. Ich liebe dich. Der Wind zerstreute die Asche und trocknete die letzten Tränen, die aus seinen Augen liefen. Dann machte er sich auf. Er wusste nicht wohin, aber er war sich sicher, dass er seinen Weg finden würde. Das hatte er bisher immer getan. Und schließlich war er nicht mehr alleine. Physales lachte leise, als der letzte Drache auf Yelins Schulter ein heiseres Krächzen ausstieß. The End Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)