Der letzte Drache von Karen_Kasumi ================================================================================ Kapitel 8: Elben ---------------- Trotz allem dauerte es noch fast bis zum nächsten Abend, bis sie die Namuren endgültig hinter sich lassen konnten. Dafür erfuhren auch ihre Augen jetzt endlich wieder Erlösung, denn die Ebene vor ihnen zeigte wieder jenes bunte Grüngemisch, das auch die Mamura ausgezeichnet hatte. Aber diese hier schien ein wenig fruchtbarer zu sein, denn es gab viel mehr vereinzelte Büsche und auch das Gras sah merklich saftiger und grüner aus. Der Schnee lag hier schon lange nicht mehr, sondern hatte sich augenscheinlich nur in den höheren Lagen eingenistet, aus denen sie gekommen waren. Seit ein paar Stunden flatterte auch Physales wieder neben ihnen her, der jetzt förmlich aufzublühen schien. Genau so, wie die Kälte und das ewige Weiß ihm zuvor zugesetzt hatten, so schien er nun unter dem warmen Licht der Sonnen wieder von allen Lebensgeistern beseelt zu sein. Sie hatten schon ein vogelähnliches Tier gefunden, dass Korell mit seinen Pfeilen erlegen konnte. Dazu waren sie an einem kleinen Strauch vorbei gekommen, an dem ein paar Beeren hingen, die der kleine Gúdo sogar aus seiner Heimat kannte. Somit hatten sie sich jetzt zum ersten wieder wirklich satt essen können, was die Gruppenmoral natürlich erheblich steigen ließ. Physales hatte zwar noch ein paar kleinere Probleme damit, beim Fliegen die genau Richtung beizubehalten, da seine Flügel durch den langen Aufenthalt in Yelins Mantel noch sehr verknickt und zerknittert waren, war aber ansonsten ein wahres Bündel an purer Energie. Außerdem sorgte die Tatsache, dass die Sonne nun kräftiger schien und dadurch auch besser wärmte für eine automatische Erhöhung ihrer Laune. Sie zogen ihre dicke Kleidung aus, da sie anfingen, unter den dichten Stoffschichten zu schwitzen. Dann packten sie sie in ihr Bündel, das sie alle auf dem Rücken trugen und erfreuten sich schlicht und einfach an der Wärme, die sie nun anstrahlte. Einzig Thame behielt ihren Umhang mit der Kapuze noch immer an, wie sie es auch schon vor dem Aufstieg getan hatte. Dies tat sie mit der Erklärung, dass sie ihn "schon so lange trage, dass ich mich an ihn gewöhnt habe. Er ist mir wie eine zweite Haut geworden, darum stört er mich auch nicht weiter." Einzig eine Tatsache trübte ihr Glück ein wenig. Jetzt, wo sie die andere Seite der Namuren betreten hatten, wurde ihnen erst bewusst, wie nahe sie der großen Elbenfeste waren, quasi nur durch die Bergkette getrennt. Je näher sie dem kleinen Wald kamen, den sie schon seit dem Ende der Überquerung hatten sehen können, desto verschlossener und finsterer wurde Korells Miene. Yelin wünschte von ganzem Herzen, seinem Freund helfen zu können, aber gegen den Schmerz, der in seinen Augen aufwallte, war auch er machtlos und dies tat ihm ebenfalls weh. Die Gefahr, dass sie jetzt einer Patrouille begegneten, stieg von Tag zu Tag, je weiter sie nach Norden gingen. Mittlerweile waren sie dazu übergegangen, kein Feuer mehr zu machen und außerdem in der Nacht abwechselnd Wache zu halten, um unliebsame Überraschungen zu vermeiden. Elben.....Yelin ballte die Faust. Der Konflikt zwischen ihnen und den Menschen dauerte nun schon länger an, als die Alten sich erinnern konnten. Es hieß, dass die beiden Völker vor langer Zeit einmal eng verbunden gewesen waren, doch wenn es je so gewesen war, dann war heute nichts mehr davon übrig. Elben glichen ein wenig Naturgeistern. Sie waren geheimnisvoll und mystisch und damals galten sie auch durchaus noch aus weise und gutherzig. Meist hoch gewachsen, mit mandelförmigen Augen, schmalen Gesichtern und vor allem langen, spitzen Ohren. Yelin konnte nicht bestreiten, dass sie sehr schön waren, aber ihre Grausamkeit konnte mit Leichtigkeit damit Schritt halten. Immer wieder überfielen sie die Siedlungen der Menschenreiche und schlachteten wahllos diejenigen ab, die das Pech hatten, in eben jenem Moment dort zu sein. Sie waren unbarmherzige Kämpfer, die ihre Technik fast perfektioniert hatten, so dass die Schlachten mit ihnen meist in einem großen Blutvergießen endeten. Ihre größte Trumpfkarte war ihre Eigenschaft, sich ohne Rücksicht auf Lieb und Leben in den Kampf zu werfen. Dadurch gewannen sie eine ungeheuere Durchschlagskraft, die sie eben so gefährlich machte. Was jedoch der Grund für die ganzen Kämpfe war, das wusste niemand. Man erzählte sich, dass sie sich damals immer mehr von den Menschen abgewandt hätten und sie schließlich so sehr hassten, dass sie sie immer wieder angriffen. Sie machten nur sehr selten Gefangene und wenn, so kehrten diese nie zurück. Dies war auch der Grund gewesen, warum Yelin die Hoffnung aufgegeben hatte, seinen Freund noch einmal wieder zu sehen... Die Wanderung über die Ebene, die bei weitem nicht so lange dauerte wie über die Mamura, verlief ohne große Störungen, wofür sie alle dankbar waren. Sie trainierten nun wieder täglich miteinander und alle drei fanden immer größere Freude daran, einmal zu dritt gegeneinander zu kämpfen. Es schulte vor allem ihre Reflexe und ihre Geschwindigkeit. Bald konnte Yelin Korell auch darüber Auskunft geben, dass sein Bogen ebenfalls magisch sein musste. Überhaupt war die Erkenntnis, dass er nun Magie sehen konnte, sehr hilfreich. Dadurch entdeckte er auf einmal, wie viele magische Wesen es gab, die er damals nie gesehen hatte. Sie versteckten sich meist hinter den Blättern der vielen Pflanzen, verkrochen sich in kleine Erdlöcher oder verschwanden (zum Beispiel im Fall der Sylphiden) schlicht und einfach mit dem Wind in eine andere Richtung. Jetzt, wo wer sein Talent gefunden hatte, schien es sich auch immer besser auszubilden und zu differenzieren. Wo er damals nur diffuse Flecken erkannte hatte, nahm die Magie vor seinen Augen immer bessere Formen an. Bald konnte er schon viele Meter voraus sagen, wo sich das magische Fabelwesen versteckte. Und er bemerkte ebenfalls, dass jedes von ihnen eine andere Farbe besaß, ganz dem Element, dem sie angehörten. Gúdos und andere Erdgeister strahlten in einem dunklen grünbraun. Die Sylphiden hatten ein sehr helles, leichtes Blau, während der Glanz der Wassergeister von einem dunklen Blau war und derjenige der kleinen Feuerelfen von einem funkelnden Rot. Dazwischen gab es jede Menge Abstufungen. Norai und Korells Bogen leuchteten in einem tiefen, samtenen Schwarz. Nur Thame konnte er nicht so ganz zuordnen....jedes Mal, wenn er zu ihr sah, schien das schwache Flimmern um sie herum eine andere Farbe als zuvor zu haben. Dass sie gesehen wurden, bemerkten die Wesen natürlich auch und es kam tatsächlich so, wie Thame es bereits prophezeit hatte: Immer öfter wurden sie von Elfen begleitet, oder kleinen Gúdos, die sich einen Spaß daraus machten, sie zu necken. Aber ein manches Mal konnten sie auch sehr hilfreich sein, zum Beispiel, wenn es darum ging, pflanzliches Essen zu besorgen. Und wieder geschah aber das Seltsame, was sie auch schon auf der Mamura hatten beobachten können: Kaum war ein Gúdo in der Nähe, so versteckte sich Physales wieder bei Yelin und traute sich nicht hervor, ehe seine Artgenossen fort waren. So ungefähr verliefen die eineinhalb Wochen, die sie auf der Eben unterwegs waren. Der Fluss verließ bald ihre Laufrichtung und wandte sich weiter nach Osten. Nach Thames Karte zu schließen, mündete er schließlich in einen der größten Seen dieser Welt, den sie jedoch im Westen umrunden würden. Sie hatten vor, das kleine Waldgebiet vor ihnen zu durchqueren, um dann zu dem weitaus gefährlichsten Teil ihrer Reise zu kommen: Sie konnten es auf keinen Fall riskieren, den großen Sumpf des Lainen zu überqueren. Sie hatten keine Ahnung, ob ein Weg dort hindurch führte und da sie sich in dem Gebiet auch überhaupt nicht auskannten, beschlossen sie, einen anderen Weg zu nehmen: Sie wollten an der kleinen Berggruppe vorbei, hinter denen ein kleinerer See lag, der von einem Fluss aus den Grauen Bergen gespeist wurde. Zwischen Berg und See, so hofften sie, würden sie vorbeikommen, um dann auf den Lainen zu stoßen, der angeblich die Grenze zu den Enuya markierte, wenn sie wirklich existierten. Und was danach geschah, darauf hatten sie jetzt noch keinerlei Einfluss.....das Gefährlichste an diesem Plan war aber, dass sie quasi wie auf dem Serviertablett direkt an der Elbenfeste vorbei mussten. Doch selbst Korell, dem dies natürlich überhaupt nicht gefiel, sah letztendlich ein, dass sie keine andere Alternative hatten, wollten sie sich nicht auf ein Terrain begeben, auf dem sogar ein falscher Schritt zum Tode führen konnte. Endlich erreichten sie die Bäume des kleinen Waldes, den sie durchqueren wollten. Obwohl dieser Ort in keinster Weise dem Alten Wald ähnelte, sondern schlicht und einfach ein ganz normaler Wald war, fühlte sich Yelin unwillkürlich an seine Zeit in dem Herzen dieser Welt zurück erinnert. Doch nicht nur die Bäume hier waren anders, sondern auch die magischen Wesen. Sie waren zwar da, aber lange nicht so zahlreich, wie es dem Alten Wald, dem Zentrum der Magie, nachgesagt wurde. Dennoch trafen sie hier weit mehr von ihnen, als es in den Wäldern üblich war, die an die Gebiete der Menschen grenzten... Yelin wusste, dass sich in dieser Beobachtung eine wichtige Erkenntnis verbarg. Aber irgendwie konnte er ihre Bedeutung noch nicht so ganz einordnen...seufzend trat er hinter den anderen in den Schatten der Bäume ein. Physales war schon unterwegs und flatterte glücklich umher, da ihn dieser Ort so sehr an seine eigentliche Heimat erinnerte. Obwohl er eigentlich der Erdgeist der Physalis war, liebte er Bäume ebenfalls über alles. Auch Yelin konnte sich eines leisen Glücksgefühls nicht erwehren, als er beobachtete, wie das Licht durch die Stämme hindurch fiel und so alles in eine verzaubert wirkende Dämmerung tauchte. Der Boden war mit Moos bedeckt, auf denen Blätter und kleinere Aststückchen lagen. An einigen Stellen fanden sie kleine Tümpel, von Gebüsch umsäumt, die geradezu zum Verweilen einluden. Und um die Atmosphäre noch perfekter zu machen, zwitscherten in den hohen Zweigen über ihnen ein paar Vögel ihr einsames Lied. Thame schien sich hier sehr wohl zu fühlen und sogar von Korell fiel etwas von der Anspannung ab, die bisher immer stärker auf ihm gelastet hatte. Doch nachdem sie eine gute Woche zwischen den Bäumen hindurch gewandert waren, kam es zu der Katastrophe, mit der sie die ganze Zeit schon unbewusst gerechnet hatten. Mit der guten Laune, die sich langsam zwischen ihnen ausbreitete, kam auch die Entspannung und das trügerische Gefühl, sich in Sicherheit zu befinden. Später überlegte Yelin vergeblich, ob es anders gekommen wäre, wenn sie sich schlechter gefühlt hätten oder besser aufgepasst hätten....er kam dabei aber zu keinem Ergebnis. Ein paar Augenblicke, bevor es passierte, wollten sie gerade die letzten Meter bis zum Waldrand zurück legen. Doch Yelin hatte auf einmal das hervor stechende Gefühl, dass sie nicht mehr alleine waren. Irgendetwas beobachtete sie, da war er sich sicher. Sanft fasste er Korell am Arm und deutete mit dem Kopf auf die Büsche, an denen sie vorbei gekommen waren. Sein Freund runzelte die Stirn, doch dann nickte er unmerklich. Er hatte verstanden, was los war. Mit einem Mal hatte sich die ganze ruhige und friedvolle Atmosphäre, die vorhin noch geherrscht hatte, aufgelöst. Eine Spannung lag in der Luft, so dass sie beinahe mit den Händen zu greifen war. Yelin wusste, dass sie keine Chance mehr hatten, unbeschadet aus dem Wald zu entkommen. Sie waren quasi mit offenen Augen in diese Falle hinein gerannt! Nicht einmal sein magisches Gespür hatte ihn noch retten können. Und so taten sie das Einzige, was ihnen jetzt noch vernünftig schien: Physales versteckte sich in den Kronen der Bäume und die drei Verbliebenen stellten sich Rücken an Rücken zueinander auf, in Erwartung dessen, was kommen würde. Korell legte einen Pfeil an und hob seinen Bogen, Thame zog ihr riesiges Schwert und in Yelins Händen lag Norai, das schon fast ungeduldig zu summen schien in Erwartung dessen, was geschehen würde. Der ganze Wald schien in diesem Moment die Luft anzuhalten. Dann lösten sich mit einem Mal ein Pfeil aus einer Lücke zwischen zwei Büschen und zog zischend seine Flugbahn genau auf Yelin zu. Er reagierte blitzschnell, warf sich nach vorne und zerschlug das dünne Holz noch in der Luft, bevor es Schaden anrichten konnte. Als wäre diese Aktion ein Signal gewesen, schien sich auf einmal der ganze Wald um sie herum zu bewegen. Aus den Schatten der Bäume lösten sich Elben, alle in silberner Rüstungen und mir ihren typischen gekrümmten Schwertern bewaffnet. angsam, aber deshalb nicht minder bedrohlich, bewegten sie sich auf die drei zu, die noch ein wenig näher zusammen rückten. Nun erwachte der Krieger und Stratege in Yelin und schnell schätzte er die Anzahl der Männer ein, die sie nun einkreisten. Sein Ergebnis war in keinster Weise ermutigend: Sie waren ihnen mindestens eins zu zehn überlegen. Wie er, so machten sich auch die anderen keinerlei Illusionen über den Ausgang dieses ungleichen Kampfes. Aber am Ende konnten sie wenigstens behaupten, dass sie es versucht hätten. Er hörte, wie Korell neben sich scharf die Luft ausstieß, als er bemerkte, wer ihre Gegner waren. All der Hass, den er über die Jahre bei sich angesammelt hatte und all die Schmerzen, die ihm von ihnen zugefügt worden waren, brachen nun aus ihm heraus. Nein, bitte....tu es nicht! flehte Yelin, als es bemerkte, doch auch er konnte die unbarmherzige Wut, die von ihm Besitz ergriffen hatte, nicht mehr stoppen. Und so musste er umso hilfloser zusehen, wie sein Freund sich selbst ins Verderben führte. So schnell, dass man dem kaum folgen konnte, schoss Korell seinen Pfeil ab. Dieser traf selbstverständlich auch sein Ziel und die Anzahl ihrer Gegner verringerte sich um einen. Blitzschnell lag ein neuer Pfeil auf der Sehne. Doch dieses Mal schrie ihn Yelin förmlich an: "Nein! Korell! Es hat keinen Sinn, glaub mir! Behalte deine Wut für dich, oder du wirst uns alle mit in den Untergang reißen!" Korells Hand zitterte, aber er schoss nicht weiter. Stattdessen senkte er seinen Bogen und zog an seiner statt sein Schwert hervor. "Ich möchte eher sterben, als noch einmal in ihre Hände zu geraten." flüsterte er leise und voller Qual. Yelin nickte ihm langsam zu und wandte sich dann wieder noch vorne. Noch immer hatten die Krieger nicht angegriffen, als hätte sie seine vorherige Aktion verunsichert. Doch irgendwie spürte er, dass dies nicht der Fall war....es war, als warteten sie auf ein bestimmtes Signal. Plötzlich teilten sich die Äste vor ihnen und ein hochgewachsener Elbenkrieger trat vor den versammelten Ring. Er war wirklich sehr groß, sein Körper mit einer ebenfalls silbernen Verzierung mit schwarzen Symbolen bedeckt. Sein Haar war wie das aller Elben recht lang und schimmerte in einem samtenen Dunkelgraue. Die sandfarbenen Augen blickten sie an und seine Stimme war ebenso starr und ausdruckslos wie sie: "Ergebt ihr euch?" Yelin runzelte flüchtig die Stirn. Bei Elben kam diese Phrase einem "Hallo, hier sind wir, lauft weg!" vor ihren geheimen Angriffen gleich. Aber statt eine Antwort zu geben, verstärkte er nun den Griff um seine Klinge. Nie, niemals würden sie sich diesem Volk ergeben. Der Elb zuckte nur mit den Schultern, als habe er mit solchen Reaktion sowieso gerechnet. Mit einem scharrenden Geräusch zog er sein Schwert und stürzte sich auf Yelin. Dieser war so überrascht, dass er fast zu langsam reagierte, als er Norai zwischen sich und den Elben brachte. Aus den Augenwinkeln sah er, dass auch die anderen nun angriffen und sich wie ein Mann auf sie warfen. Doch für den Moment war er genug damit beschäftigt, sich den offensichtlichen Anführer dieser kleinen Truppe vom Leibe zu halten. Schon bei den ersten paar Schlägen erkannte er, dass er nicht zufällig gegen diesen Mann kämpfte. Dieser hatte aus seinem Aussehen und seiner Reaktion die richtige Folgerung gezogen, dass Yelin der stärkste Kämpfer der drei sein musste. Aber schon die ersten Sekunden bewiesen, dass er selbst keinesfalls schlecht war, was den Umgang mit seiner Klinge anbelangte. Er besaß die unheimliche Eleganz und Schnelligkeit einer Raubkatze, die plötzlich über ihr Opfer herfällt. Yelin musste sein ganzes Können aufbieten, um ihm zu widerstehen, aber es gelang ihm. Er war mindestens ebenso geschwind wie sein Gegner, hatte allerdings den entscheidenden Vorteil, ein hervorragend ausgebildeter Sanuki zu sein. Die Frage war nur, ob er schnell genug war, den Anführer zu besiegen, so dass er seinen Freunden würde beistehen können... Norai schnitt einen scharfen Bogen durch die Luft und sauste seitwärts auf den Kämpfer zu. Dieser duckte sich schnell zur Seite und setzte in der gleichen Bewegung nach vorne nach. Doch damit hatte Yelin gerechnet und blockte seine Klinge, indem er sie mit einem hellen Geräusch an seiner eigenen hinauf fahren ließ. Danach sorgte er mit einer kleinen Drehung dafür, dass er außer Reichweite eines nachsetzenden Schlages geriet. Gleichzeitig stach er schräg von unten hinauf zu, um seinem Gegner damit außer Gefecht zu setzen. Dieser war jedoch schon nicht mehr da und so durchstach Norai nur leere Luft. Dafür wurde er selbst jetzt von der anderen Seite attackierte, leitete den Schlag aber den Stoß wieder harmlos zur Seite ab. Da sah er, wie sich eine Lücke in der hervorragenden Verteidigung seines Gegenübers bot und setzte rücksichtslos und schnell nach. Dieser hatte allerdings die Gefahr gerade noch rechtzeitig erkannt, so dass die Klinge ihm nur einen tiefen Schnitt in die Wange verpasste, anstatt ihm den Hals aufzuschlitzen. Yelin fluchte und sprang einen Schritt zurück, als der Elb seinerseits wieder zum Angriff überging, durch seine Wunde nur weiter angestachelt. Noch ein Stückchen kompromissloser als noch vor wenigen Augenblicken ging er vor, um den Menschen vor ihm den Garaus zu machen, so dass Yelin eine Menge zu tun hatte, um nicht doch ein paar mehr oder minder gefährliche Treffer einzustecken. Korell und Thame erging es nicht besser. Beide waren wirklich sehr gute Kämpfer, aber mochten sie auch noch so gut sein, gegen eine solche Übermacht hatten sie letztendlich keine Chance. Ohne dass sie drei es bemerkten, wurde Yelin von ihnen abgetrennt, so dass sich die beiden auf einmal nur noch zu zweit und Rücken an Rücken wiederfanden, jeder gegen eine Schar von mindestens fünf Kriegern ankämpfend. Verzweifelt hieb Korell mit seine schlanken Schwert durch die Luft, immer darauf bedacht, selbst keine allzu große Angriffsfläche zu bieten. Auch Thame schwang ihre Waffe mit einer solchen Gewalt, wie die Elben sie einer alten Frau nie und nimmer zugetraut hätten. Die ersten beiden, die sie für schwach weil alt hielten, belehrte sie schnell eines Besseren. Danach nahmen sich ihre Gegner jedoch immer besser in Acht vor ihr und gingen weit vorsichtiger vor. Im Gegensatz zu ihnen hatten sie nämlich einen großen Vorteil: sie kämpften gemeinsam und konnten so ihre Kräfte besser einteilen und schonen. Sie hingegen hatte keinerlei Möglichkeit, sich einmal kurz von den Mühen zu erholen, denen sie hier ausgesetzt war. Langsam machte sich auch bei ihren beiden Gefährten die Erschöpfung bemerkbar. Ein schneller Blick zur Seite bewies ihr, dass Yelin noch immer gegen den Anführer kämpfte, dabei aber augenscheinlich recht gute Karten hatte. Um Korell sah es dagegen lange nicht so gut aus. Er blutete schon aus mehreren Wunden, die zwar einzeln für sich genommen nicht weiter schlimm waren, zusammen jedoch nur noch mehr an seinen ohnehin immer knapper werdenden Kräften zehrten. Doch schließlich fand ihr langes Ringen ein jähes Ende, als Korell von einem besonders harten Schlag getroffen wurde und zu Boden stürzte. Sofort waren die Elben über ihm und sorgten dafür, dass er sich nicht mehr so schnell erhob, töteten ihn jedoch nicht. Auch Thame konnte sich nun nicht viel länger der Übermacht erwehren, jetzt, da jemand fehlte, der ihr sonst die ganze Zeit den Rücken frei gehalten hatte. Sie sah ein, dass es wenig Sinn machte, sich weiter zu wehren und so gab sie schließlich auf. Als letzter war Yelin an der Reihe. Noch immer vollkommen in dem Duell mit dem Hauptmann gefangen, sah er nicht rechtzeitig, dass weitere Krieger hinzukamen, um auch ihren Kampf sofort zu beenden. Noch mitten in der Bewegung, einem weiteren Hieb seines Gegners auszuweichen, übersah er schlichtweg die Klinge, die von der Seite heransauste und mit ungeheurer Wucht auf seinen Schläfenknochen prallte. Dieses Mal kam die Dunkelheit schnell und unbarmherzig über ihn. Sie umschlang seinen Geist mit schwarzen, weichen Armen und hieß ihn zu vergessen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)