Das neue Leben der Lady Oscar von Starfi ================================================================================ Kapitel 3: Das Schicksal spielt zu.... -------------------------------------- Chapter 3 Die Woche zog sich zäh dahin. An ihrem freien Mittwoch hatten sich Marie, Oscar, André sowie Axel bei Marie zu Hause getroffen, um an einem gemeinsamen Projekt zu arbeiten. Sie hatten sich am Tag davor im Geschichtsunterricht für das Referatsthema „Jeanne d´Arc“ gemeldet und sich dann gleich am nächsten Tag verabredet, um mit der Arbeit zu beginnen. „Das Referat soll schriftlich nicht mehr als 15 Seiten umfassen, mit Inhaltsverzeichnis, Literaturliste und dieser „Ich habe alles selber gemacht und schwöre bei allem, was mir heilig ist“ Erklärung. Kommen wir also auf 12 Seiten. Durch 4 Personen wären das dann also 3 Seiten die jeder zu schreiben hat.“ erläuterte André den momentanen Sachverhalt. „Wir können das Internet für erste Recherchen benutzen und in der öffentlichen Bibliothek unserer Literatur besorgen. Wir sollten nur vorerst absprechen, welche Schwerpunkte unser Referat haben soll.“ führte Marie das Thema fort und schaltete dabei schon einmal ihren PC an. Axel nickte. „Ja, durch die Aufgabenstellung haben wir relativ freie Wahl… Ich würde vorschlagen, dass wir mit der Geburt und der Kindheit von Jeanne beginnen, die Umstände unter denen sie aufwuchs und wann sie sich berufen fühlte…“ „Und dann ihre ersten Schritte, wie sie Kontakt mit dem französischen König aufnahm und ihre Erfolge sowie zu letzt ihr trauriger Tod…“ Oscar freute sich auf dieses Projekt, denn so wie es aussah, würden sie gute Ergebnisse erzielen. Außerdem fühlte sie sich in dieser Gruppe wohl. Auch wenn Axel neu war, kam es ihr so vor, als wären sie schon immer ein so gutes Vierergespann gewesen. Er und Marie, sie selbst und André… Ärgerlich schalt sie sich selbst in Gedanken. Was hieß hier sie und André? Das war gänzlich was anderes als die Beziehung zwischen Marie und Axel. Dass die beiden sehr viel füreinander übrig hatten sah so ziemlich jeder, und das schon bei ihrer ersten Begegnung. Sie und André waren halt schon seit frühester Kindheit Freunde. So etwas warf man nicht einfach weg für romantische Gefühle. Für sie hatte Freundschaft eindeutig einen höheren Rang als Liebe. Liebe.. was war schon Liebe. Sie hatte bislang nie welche empfunden, abgesehen von der Liebe zu ihren Eltern. Schlagartig wurde Oscar von dem Nachhängen ihrer Gedanken wieder in die Wirklichkeit verfrachtet. „Ich würde vorschlagen, dass ihr beide“ Marie nickte ihr und André zu „in die Bücherei geht, um dort schon mal ein paar Bücher auszuleihen. Die anderen Klassen haben jetzt auch Referatszeit, und dieselben Themen wie wir. Wir werden unterdessen im Internet nachschauen was wir finden können.“ Ihre wahren Absichten waren mehr als klar, doch bevor Oscar dazu kam, ihre Freundin deshalb zu necken wurde sie schon von André aus dem Raum gezogen. „Hey… lass mich doch!“ Doch er schüttelte nur abwehrend den Kopf. „Sie hat schon längst keine Augen mehr für uns gehabt. Hast du nicht die Blicke bemerkt, die sie sich zwischendurch immer zugeworfen haben?“ „Klar hab ich das, wenn du mich nicht abgehalten hättest, wäre mir noch die Chance für eine flapsige Bemerkung geblieben.“ „Frech wie eh und je… Komm jetzt, wir wollen los.“ Sie verließen das 3-Etagen-haus und machten sich auf den Weg zur Stadtbücherei, die nicht unweit ihrer Schule war. Schweigend hingen die beiden ihren Gedanken nach und liefen so ein ganzes Stück nebeneinander her. Oscar überlegte sich, dass Marie wohl definitiv zum „Bal de Printemps“ mit dem Schweden gehen würde. Das brachte sie in die Bredouille. Es schickte sich nicht, diesen Anlässen fern zu bleiben. Es hätte sie eigentlich nicht geschert, jedoch war sie sich darüber im Klaren, dass die Auswirkungen auf ihre Noten haben könnte. Ergeben seufzte sie auf und versuchte sich mit dem Gedanken anzufreunden, wohl doch mit Girondelle dort zu erscheinen. André hingegen warf ihr ab und an einen verstohlenen Blick zu und versuchte, sich selber Mut zuzusprechen und sie endlich zu fragen. ‚Du kannst das, das ist doch keine große Sache. Frag sie einfach frei heraus, mehr als „Nein“ sagen kann sie ja nicht…‘ Doch bis sie das Gebäude erreicht hatten, hatte er es immer noch nicht über sich bringen können und dies war der falsche Ort. Also schritt er die vielen Treppenstufen des alten Gebäudes hinauf und überlegte fieberhaft, wie er sein Vorhaben umsetzen sollte… „Ich würde vorschlagen, dass einer von uns bei den Biographien und der andere bei den historischen Büchern nachschaut. Was ist dir lieber?“ Resigniert zuckte er die Schultern. „Mir egal….“ Sie ging nicht näher darauf ein. „Ok, dann geh ich zu den historischen Büchern. Kommst du danach auch dort hin, bei dir dürft es schneller gehen?“ Ohne zu antworten ging er in Richtung der Biographien und sie machte sich auf, in die 2. Etage zu gehen. „Das werte ich jetzt einfach mal als ein „Ja“.“ Als sie die entsprechende Abteilung gefunden hatte, machte sie sich sogleich auf die Suche. „Frankreich des 10. Jahrhunderts… zu früh.“ Ein Stück weiter fand sie dann, was sie suchte. „…des 15. Jahrhunderts… ‚Jungfrau von Orléans‘. Das ist gut. ‚Der 100. Jährige Krieg‘, auch das kann ich nehmen. ‚Die heilige Inquisition und ihre bekanntesten Opfer…‘“ „Oscar, nett dich hier zu treffen!“ Erschrocken drehte sie sich blitzschnell um und sah in das Gesicht ihres Mitschülers. „Girondelle… Was machst du denn hier?“ Er grinste sie selbstsicher an. „Dasselbe wie du würde ich behaupten. Außerdem darfst du mich auch gerne bei dem Vornamen nennen.“ „Sicher, wenn ich ihn kennen würde.“ Entfuhr es ihr spontan, und sofort spiegelte sich in einem Gesicht eine gewisse Kränkung seiner Eitelkeit wieder. „Sebastian!“ erwiderte er eine Spur unhöflicher, fing sich jedoch gleich wieder. „Hast du dir mein Angebot durch den Kopf gehen lassen?“ „Angebot?“ Sie versuchte fieberhaft, Zeit zu schinden. In ihrem Kopf arbeite es. Sie hatte keine Verabredung und brauchte eine. Aber irgendwas in ihr riet ihr davon ab, sträubte sich. Als sei es falsch, ihm zuzusagen. ‚Sei nicht dumm‘ schalt sie sich selber. „Ja, das wir gemeinsam zum Ball gehen!“ Und bevor sie selber registrierte, was sie da eigentlich sagte, log sie ihm ins Gesicht. „Es tut mir leid, Sebastian. Aber… ich bin schon verabredet.“ Sie verabscheute Lügen, und war nicht gerade begnadet in solchen Dingen. Und das schien nun auch ihr Gegenüber zu denken, denn er zog spöttisch die Mundwinkel nach oben. „Mit wem denn?“ Er hatte seine Hausaufgaben gemacht. Er hatte dafür gesorgt, dass kein anderer es wagen würde, sie zu fragen. Er wollte mit ihr dort hin gehen, komme was wolle. Daher hatte er allen Jungen der 10. Klassen klar gemacht, dass er derjenige sein würde, die sie ausführte und kein anderer wagen sollte, ihm in die Quere zu kommen. Und denen, denen er es nicht gesagt hatte, waren keine Gefahr für ihn. „Ähm… Ich gehe mit… mit… Ich gehe zum Ball mit…“ „Mir!“ Wie aus dem Nichts trat André neben sie. Verdattert sah sie ihn an, und wenn Girondelle nicht so auf ihn konzentriert gewesen wäre, dann hätte er die Lüge leicht enttarnen können. „Ihr geht… zusammen?“ fragte er daher mehr als ungläubig. „Jawohl. Was ist daran so ungewöhnlich?“ „Ja nichts… ich meine, wenn das so ist… Ich gehe dann mal…“ Komplett verwirrt zog der eben noch so vor Selbstbewusstsein strotzende Sebastian. „D…danke… Du hast mich echt gerettet….“ Immer noch mehr als überrascht blickte Oscar André mit großen Augen an. „Nicht der Rede wert.“ Innerlich jubilierte er. Drei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Den verhassten Wiedersacher los, Oscar sah ihn als Erretter in der Not UND er musste sie nun nicht mehr fragen. Er zeigte ihr seine Ausbeute aus der Biographien-Abteilung und sie ihm die Ihrige. Als sie sich in Richtung des Schalters wandten, um sich die nötigen Exemplare auszuleihen, fiel ihnen plötzlich ein Buch aus dem Regal direkt vor die Füße. André hob es auf und las den Titel laut vor. „Viva la Revolution – Ende des 18. Jahrhunderts.“ Irritiert runzelte er die Stirn, machte dann aber Anstalten, das Buch wieder ins Regal zurück zu stellen. „Warte!“ Er hielt inne in der Bewegung. „Lass es uns doch auch mitnehmen…“ Also packte er es sich mit auf seinen Bücherstapel und bugsierte den Berg in Richtung Ausgabeschalter. Der Rückweg verlief nicht so schweigsam wie der Hinweg. „Wo kamst du eigentlich eben so plötzlich her?“ „Och…“ er versuchte abzuwinken. „Ich kam gerade nach oben, als ich euer Gespräch hörte. Wollte euch nicht unterbrechen, aber als ich dich so stottern hörte…“ Zumindest eine Halbwahrheit, wie er bei sich dachte. Eigentlich hatte er nur auf eine Möglichkeit, dieses Gespräch zu unterbrechen, gesucht. „Aber… du weißt schon, dass wir da jetzt auch beide zusammen auftauchen müssen, oder? Damit hast du dir die Chance auf eine Verabredung mit einem Mädchen, dass du magst, verbaut…“ Ihre Augen drückten ihr schlechtes Gewissen aus. „Mach dir keine Sorgen, ich wollte sowieso mit niemand andrem dort hin gehen.“ Schon bald hatten sie Maries Haus erreicht, die ihnen nach dem 2. Klingeln mit glänzenden Augen und rosa angehauchten Wangen die Tür öffnete. „Oscar… er hat es getan! Er hat mich gefragt! Er meinte, das er sich zwar denkt, ich sei bestimmt schon anderweitig verabredet, aber er würde sehr gerne mit mir zu dem Ball gehen… Ich habe ihm noch nicht zugesagt… Schließlich haben wir uns ja versprochen… Na ja…“ sprudelte es aus der zierlichen Blondine hervor, sowie die beiden Herren der Schöpfung das Haus verlassen hatten. Oscar besänftige sie. „Ist schon ok. Sag ihm zu. Ich werde einen Partner haben, der mich begleitet. Aber ich find es toll, dass du es in deinem Enthusiasmus nicht vergessen hast.“ Marie wusste nicht, welcher Neuigkeit sie sich zuerst widmen sollte. Der, dass sich ihr Wunsch erfüllte, oder das ihre Freundin nun auch eine Verabredung hatte. Sie entschied sich vorerst für das Letztere. „Aber wen… wer?“ „André… Und nein, bevor du jetzt denkst da wäre was. Er hat mir lediglich aus meiner Misere hinaus geholfen.“ Sie erklärte ihr den Sachverhalt, und Marie grinste sie wissend an. „Ja natürlich, nur ausgeholfen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)