My Little Damaged Toy von abgemeldet (- for the Snow obsessed) ================================================================================ Kapitel 3: End -------------- Deprimiert schaue ich auf das Blatt Papier vor mir. Es ist leer, keine einzelne Zeile konnte ich füllen. Die Gedanken drehen sich, bilden Wörter, schreiben von selbst Geschichten. Es ist alles da, ich kann es alles in meinem Kopf sehen. Satz über Satz, jeden Buchstaben, aber wieso kriege ich nichts aufs Papier? Meine Hand zittert, ich kann nicht einmal den Stift vernünftig halten und sobald ich den Stift aufs Papier lege, verschwindet alles. Alle Gedankengänge, alles war einfach weg. Wegradiert, gelöscht aus dem Gedächtnis. Woran habe ich noch vor einer Minute gedacht? Ich kann es nicht sagen, ich kann es einfach nicht. Ich könnte mich nicht einmal mehr an dich erinnern, wenn du einmal für kurze Zeit weg sein würdest. Deswegen… Versprich mir… Lass mich nie mehr alleine… Bleib bei mir und halte meine Hand. Für immer, und für ewig… tust du mir diesen Gefallen, Snow? Bleib bei mir bis ich sterbe… ~ 29.04.2009 – 12:34 Uhr Sie setzte sich auf den Stuhl und starrte in die Kamera, durch die man sie beobachtete. Sie wusste genau, dass man sie beobachtete. Sie wusste genau, was sie machen musste, damit man sie bald schon rauslassen würde. Sie wusste es ganz genau. Sie würde wahrscheinlich alles tun, um aus diesem Gebäude raus zukommen. Sie wollte raus, sie musste es sogar, damit sie zu Snow gehen konnte. [Es hat Spaß gemacht, dich denken zu lassen, du wärst Gott.]Dann würden sie eins werden, dann würde sie der vollkommene Gott sein. [Aber jetzt ist das Spiel vorbei.] Dunkelheit, vollkommene Schwärze umhüllte sie, verschlang sie. Geschrei war zu hören, ohrenbetäubend und schmerzend. Der Ton war hoch, klang mehr nach einem Piepen, als nach einem Ton. Eine Hand lag auf ihrer Schulter. Wer war das? War sie nicht alleine in den Raum geschickt worden? Nägel die sich in ihre Zehn durchstachen, Fleisch zerfetzen; Blut floss aus der Wunde. Sie sah nichts, spürte nur den Schmerz, wie er in jede Faser ihres Körpers kroch, spürte wie sich kalte Hände um ihren Hals legten. Ein Fingernagel streifte ihren Mund, kratze ihre Lippe auf, sie konnte Blut schmecken. Irgendetwas fraß sich in ihre Kehle, biss zu, kaute. Ihren Schrei hörte sie nicht. Sie hörte nur dieses Piepen, solange bis ihr Trommelfell mit entsetzlichen Schmerzen platze. Ihr Gesicht war heiß, durchmischt von Tränen und Blut. Waren es vielleicht Tränen aus Blut? [Bist du noch immer Gott? Ist Snow Gott?] Langsam schloss sie die Augen. Sie wusste, sie würde nicht sterben, egal was passieren sollte. Snow wartete doch auf sie. Sie war doch Gott. 29.04.2009 – 13:54 Uhr Still saß sie auf ihrem Stuhl, bewegte sich nicht einen Millimeter, keine Regung war auf dem Bildschirm zu sehen. Nun schon seit einer Stunde saß sie auf dem Stuhl, und starrte entfremdet auf die Wand. 29.04.2009 – 14:06 „Irgendetwas stimmt nicht. Sie kann sich doch nicht eine ganze Stunde lang nicht bewegen.“ , ein älterer Mann schaute auf den Bildschirm, „Schaut mal wer nach ihr?“ Eine junge Frau nickte, wahrscheinlich eine Krankenschwester, und verließ das Zimmer, schritt durch die weißen Gänge, zielsicher auf ein Zimmer zu. Als sie die Tür öffnete, war alles dunkel, vollkommene Schwärze. War das Licht ausgegangen, während sie auf den Weg hier her war? Sie schaltete das Licht wieder an, die Lampen funktionierten also. „Yuki. Ist was los?“ Sie schaute hoch, zu dem Stuhl und im selben Augenblick konnte die den Schrei, der ihre Kehle hinauf kroch, nicht mehr unterdrücken. „Wieso hast du das getan?“ „Ich bin Snow. Ich bin Gott“ „Wieso hast du das getan?“ „Ich bin Snow. Ich bin Gott“. Versteht er es nicht? „Wieso hast du es ihnen angetan?“ Ich habe es doch tausendmal schon gesagt. „Ich bin Snow. Ich bin Gott.“ Wütend schlug er seine Hand auf den Tisch, der zwischen ihm und mir stand. „Ich will endlich eine vernünftige Antwort!! Wieso hast du deine Eltern jetzt umgebracht?!“ Müde schließe ich für einen Augenblick die Augen, atme einmal tief ein, öffne sie wieder und antworte mit ruhiger Stimme wie bisher. „Ich bin Snow. Ich bin Gott und ihre Existenz hat mich gestört.“ Genervt seufzte er auf, so wie er es immer tat, murmelte leise etwas von „Hoffnungsloser Fall“, und schüttelte den Kopf, bevor er sich nach hinten lehnte. „Ich kann sie auch belügen, einen Grund erfinden, aber ich denke nicht, dass sie Lügen von mir hören wollen.“ Abermals schüttelte er den Kopf, winkte ab. „Unsere Stunde ist zu Ende. Bis morgen. Du kannst jetzt wieder in dein Zimmer gehen.“ Ich öffne die Tür, das weiß der Wände blendet, ich mag es nicht. Ohne zu atmen, das weiß raubte ihn mir, lief ich schnell durch die Gänge in mein Zimmer, erst dort nahm ich wieder meinen ersten Atemzug. Das Schwarz beruhigte mich sofort, mein Herz begann wieder langsamer zu schlagen und ich hatte das Gefühl wieder glücklich zu sein. Ich hatte keinerlei Probleme damit, in der Psychiatrie zu bleiben, das einzige, das mich störte war dieses Weiß. Überall war es, nur in meinem Zimmer nicht und dem Besprechungszimmer von Dr. Tennenbaum. ~ „Selbstmord der Kindermörderin – aufgehängt in der Psychiatrie“ Leise murmelte sie die Schlagzeile in sich hinein, überflog schnell den Text und seufzte dann leise. „Snow ist… tot?“ Eine Träne kullerte langsam über ihre Wange. „Das kann nicht sein, Snow ist nicht tot… Snow ist doch…. Gott?“ Mit ihrer linken Hand strich sie sich durch das schwarze Haar mit den lila Strähnen. Panik und Erschütterung lagen in ihrem Blick. „Snow ist nicht tot! Snow kann nicht tot sein, sie hat mir doch versprochen wieder zu kommen, egal was passiert…“, eine einzelne kalte Träne floss über Harus Gesicht. Sanft streichelte sie das Foto von Snow aus der Zeitung, flüsterte dabei leise vor sich hin. „Du wirst weiter leben. Deine Taten werden weiter leben, dafür werde ich sorgen. Wir werden dich nicht vergessen… Snow… „ ~ Tränen flossen über ihr Gesicht, sie waren heiß und brannten auf ihrer kalten Haut. In ihrer Hand hielt Jouette den Arm eines Teddybären, auf dem Boden lag der Rest des kleinen, flauschigen Geschöpfes. Ihre Gestalt sprach tausend Lügen, was ihr Alter betraf, doch ihre Augen konnten es nicht. Die Sorge um ihre Schwester spiegelte sich in ihnen wieder. „Willst du nicht langsam schlafen gehen und das Licht ausmachen, Schwester? Es ist schon spät…“ Keine Reaktion, keine Bewegung und auch kein Wort. Sie schlief schon, das Licht brannte noch. Sie saß an ihren Tisch, als wenn sie noch wach wäre, doch aufwachen würde sie nie wieder. ~ „Ich bin Snows Spielzeug, daher mein Spitzname, Jouette…“ Langsam schließe ich das Buch vor mir und höre Haru zu. „Sehr interessant, ‚Jouette’. Sehr interessante Träume. Hast du eine Idee, wieso du so etwas träumst? Vor mir saß sie, sie mit ihren lila Strähnchen. Ich fand sie schon immer ein wenig extrem, aber nun…? Der Gedanke an ihre Träume, die ich gerade durchgelesen hatte… Mir war schlecht. Eine unglaubliche Arbeit war es, sie alle durchzulesen ohne dabei Angst zu verspüren. „Weil sie wahr sind?“ „Was hast du gesagt?“ Das einzige, was mich beruhigen konnte war, dass sie nicht wahr sind. Nur irgendwelche kranke Träume eines Mädchens mit psychischen Problemen. „Ich träume dies alles, weil es wahr ist. Weil es alles passiert ist.“ Abweisend schaute ich Haru an. Genau in diesem Augenblick schreibe ich mir auf, dass ich sie weiterleiten werde. Ich will sie nicht mehr behandeln, ich will mir nicht noch einmal solche Sachen durchlesen müssen. „Aber Jouette. Solche Sachen können nicht wahr sein.“ Ich lächelte sie an. Schaute kurz auf die Uhr und sprach weiter. „Unsere Stunde ist wohl zu Ende. Du kannst in den Gemeinschaftsraum zu den Anderen gehen. Wir sehen uns dann morgen wieder.“ Noch immer liegt dieses falsche Lächeln auf meinen Lippen, während ich sie verabschiede und ihr einen schönen Tag noch wünsche. Als sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, atmete ich aus. Ich beruhigte mich langsam wieder. „Alles wahr. Dieses Mädel ist krank.“ „Bin ich wirklich so schlimm?“ - Hände legen sich um meinen Hals. Ich sehe ein paar lila Strähnchen auf meiner Schulter liegen und das Gesicht von Haru drückt sich immer mehr an meine Wange. „Sagen sie mir. Bin ich wirklich so schlimm? Dabei ist doch alles wahr, was ich träume.“ Mein Atem stockt. Leise flüsterte sie in mein Ohr, was mit mir als nächstes geschehen sollte. „Du wirst ebenfalls zu einem dieser Träume werden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)