Kätzchen von -Ayla- (DMxHP [SBxRL]) ================================================================================ Kapitel 9: Vollmond ------------------- 9. Vollmond Mittlerweile waren ein paar Tage vergangen seit der Hochzeit und sie waren wieder zurück am Grimauldplatz. Harry saß alleine in der geräumigen Küche und leerte seine Tasse Tee. Dann trug er sie hinüber zur Spüle und mit einem Schlenker seines Zauberstabes und einem gemurmelten Haushaltszauber, den Remus ihm beigebracht hatte, war die Tasse wieder sauber und er stellte sie in den Schrank. Er löschte das Feuer im Kamin, denn es war schon spät und er ging nicht davon aus, dass einer seiner beiden Mitbewohner es heute noch brauchen würde. Harry verließ die Küche und wollte zu seinem Zimmer emporsteigen, als ihm Remus und Sirius auf der Treppe entgegen kamen. Remus war ungewöhnlich blass und Harry erinnerte sich sofort daran, dass der Brünette bereits die ganze Woche über abends immer den Wolfsbanntrank zu sich genommen hatte. Er musterte den Älteren besorgt. Wenn er sich nicht irrte, war heute Vollmond und es war nur noch wenig Zeit, bis die Verwandlung einsetzen würde. Remus schien bereits geschwächt, denn Sirius stand seinem Freund stützend zur Seite. Gemeinsam setzten sie ihren Weg nach unten fort. „Wohin geht ihr?“ richtete Harry das Wort an die beiden Erwachsenen, konnte aber nicht verbergen, dass er auch ein wenig neugierig war. „Raus,“ antwortete Sirius knapp und musterte seinen Patensohn. „Remus braucht Freiheit,“ fügte er dann hinzu. Ein Werwolf brauchte auch mal Auslauf. James hatte es Gassi gehen genannt. „Kann ich mit?“ Harry war sofort Feuer und Flamme. Er wusste, dass die beiden bei Vollmond meist in dem dunklen Wald, der an das Grundstück angrenzte, verschwanden. Und es war das erste Mal Vollmond, seit er selbst auch ein Animagus war; beim letzten hatte er noch bei den Dursleys festgesessen. Remus und Sirius sahen sich kurz an. „Also, ich weiß nicht...“ Es war nur allzu deutlich, dass Remus bei dem Gedanken nicht gerade wohl war. Er wollte nicht, dass sich andere wegen ihm wissentlich in Gefahr brachten. „Ich verwandele mich einfach! Wenn du Sirius nichts tust, tust du mir auch nichts!“ war Harry felsenfest überzeugt und sah die beiden bittend an, aber seine Vorfreude war nicht zu übersehen. Nach einer Weile gab Sirius schließlich nach. „Aber ich werde ein Auge auf dich haben!“ „Schon klar!“ lachte Harry. Er war froh, in einer solch schweren Zeit auch einmal für Remus da sein zu können. Sofort machte er kehrt, von seiner anfänglichen Müdigkeit war nichts mehr vorhanden und seine Ohren zuckten vor Aufregung. Behände sprang er die Treppe hinunter und wartete dann ungeduldig auf den Rest seiner Familie. Gemeinsam verließen sie dann das Gebäude durch die Hintertür, die Sirius dann magisch verschloss. Danach schlugen sie den Weg in Richtung besagtem Waldstück ein. Sie gingen einen schmalen Weg entlang bis zu einer Lichtung. Dort ließ Sirius Remus ins hohe Gras sinken. Jetzt hieß es warten, bis die Verwandlung abgeschlossen war. Bereits nach kurzer Zeit gab Remus leises schmerzvolles Stöhnen von sich, das sich nach und nach zu ausgewachsenen Schreien steigerte. Es tat weh. Verdammt weh. Harry hätte nicht gedacht, dass es ihn so schmerzen würde, Remus bei seiner Verwandlung zuzusehen. Damals in der dritten Klasse hatte er wahrlich anderes im Kopf gehabt und es gar nicht richtig mitbekommen, wie sich Remus Knochen verlängerten, die Haut aufplatzte, dicke Muskeln, lange Zähne und Fell wuchsen. Zum Glück heilten die Verwandlungswunden rasch, doch es sah aus, als müsse es höllisch schmerzen und genau das tat es wahrscheinlich auch. Harry verzog schmerzlich das Gesicht, bevor er sich nach einer Mahnung von Sirius rasch verwandelte und er war unendlich froh, dass die Verwandlung zum Animagus absolut schmerzfrei vonstatten ging. Nach einer gefühlten Ewigkeit lag dann endlich nicht mehr ein kraftlos zitternder Remus vor ihnen, der eine qualvolle Mischung aus Mensch und Wolf war, sondern ein kompletter Werwolf. Harry fühlte unendliche Erleichterung, als die Verwandlung endlich abgeschlossen war und er befürchtete, dass die Rückverwandlung mindestens genauso schmerzvoll vonstatten gehen würde. Das Kätzchen tapste auf den silber-grauen Wolf zu. Die besorgten grünen Augen lagen auf Remus und er legte sich direkt vor dessen Nase, allerdings mit angespannten Muskeln zum Sprung bereit, falls der Wolf ihn nicht akzeptieren würde. Er spürte, dass auch Sirius lauernd hinter ihm stand, um sofort eingreifen zu können, falls der Wolf angesichts des neuen Geruches durchdrehen würde. Sirius’ Geruch war er schon lange gewöhnt, die beiden verbrachten den Vollmond immer zusammen, sie waren die einzigen beiden, die von ihrem einstmals vierköpfigen Rudel übrig geblieben waren. Ob der Wolf ein neues Rudelmitglied akzeptieren würde, würde sich also noch zeigen. Zumal er es vermutlich riechen würde, dass Harry wesentlich jünger und somit unerfahrener und darum leichtere Beute war. Sirius hoffte, dass Remus dank des Zaubertrankes sein zweites Ich besser unter Kontrolle hatte, als früher. Doch Remus hob nur den Kopf, beschnüffelte den Kater vor sich ausgiebig und leckte ihn dann beruhigend ab. Eine Welle der Erleichterung flutete Harrys Herz. Auch er war sich die ganze Zeit der Gefahr bewusst gewesen und er war unendlich froh, dass Remus’ Wolf ihn akzeptierte. Zufrieden erhob er sich wieder, Remus tat es ihm gleich, wenn auch eher schwerfällig und noch von der Verwandlung erschöpft. Sofort war Sirius an seiner Seite und stupste ihn sanft mit seiner Schnauze an, was direkt von Remus erwidert wurde. Harry stand dazwischen und kam sich zwischen den beiden Wänden aus Fell etwas verloren vor. Und noch ehe er sich versah, waren die beiden Älteren auch schon davon geprescht; Remus schien es augenscheinlich wieder besser zu gehen. Kurz sah Harry irritiert den beiden davon rasenden Fellbergen hinterher, bevor er versuchte, die beiden einzuholen. Er war schnell als Katze, aber nicht unbedingt so schnell, wie ein gut trainierter Hund und ein vor Kraft strotzender Werwolf. Nach einer Weile stellte er fest, dass er langsam aufholte, doch das lag wohl eher daran, dass die beiden verlangsamten bis sie schließlich standen und ihm wartend und hechelnd entgegensahen. Harry kam sich so blöd vor. Er hätte sich ja denken können, dass er mit seinen kleinen Beinchen nicht mithalten konnte und die beiden nur bremsen würde in ihrem Tatendrang. Sirius legte den Kopf schief und ließ seine Zunge heraus hängen. Dann deute er mit dem Kopf in Remus’ Richtung, der sich auf das Gras niedergelegt hatte und offenbar wartete. Harry verstand nicht gleich, doch dann interpretierte er auf gut Glück. Er ging zu dem Werwolf und versuchte, an dessen Seite hochzuklettern. Unterstützend fuhr er die Krallen aus, um sich im Fell besser festzuhalten, doch offenbar dauerte das alles zu lange, denn er spürte, wie Sirius’ Schnauze sich unter seinen Hintern schob, um ihm hoch zu helfen, damit er schließlich auf Remus’ Rücken zu sitzen kam. Fast augenblicklich stand Remus auf und Harry musste darauf achten, auf seinem schwankenden Untersitz zu bleiben. Abermals war er froh über seine Krallen, die er in dem grauen Fell vergrub. Und dann startete Remus. Es war gigantisch. Der Boden unter ihm raste nur so dahin und die Bäume flogen an ihm vorbei. Es war fast so wie fliegen und es machte ihm daher sofort Spaß, auch wenn er selbst keine Kontrolle hatte, doch er vertraute Remus blind und hatte keinerlei Angst. Der Wind sauste ihm um die Ohren und er warf einen kurzen Blick hinüber zu Sirius, der locker mit dem Tempo des Werwolfes mithalten konnte. Flüchtig fühlte er sich daran erinnert, wie er damals auf Seidenschnabel geflogen war, nur dass diese Angelegenheit wesentlich wackeliger gewesen war. Freudig spürte er, wie sich die festen Muskeln unter ihm bewegten. Es war ein berauschendes Gefühl, auch wenn andere Fortbewegungsmittel mit großer Wahrscheinlichkeit sicherer waren. Doch ihm gefiel es uneingeschränkt. Nach einer scheinbaren Ewigkeit war Remus dann schon etwas ausgepowerd, so dass er das Tempo drosselte und schließlich auf einer kleinen geschützten Lichtung zum Stehen kam und sich dann auch sofort hinlegte, damit Harry von ihm runterklettern konnte, was dann doch mehr einer Rutschpartie glich, auch wenn er sich weiterhin an Remus’ Fell krallte. Sobald Harry wieder auf festem Boden stand, setzte Remus sich auf seine Hinterbeine und begann, den kleinen Kater liebevoll und ausgiebig abzuschlecken. Wenn Harry es als Kater gekonnt hätte, hätte er nun freudig vor sich hingekichert, denn er fand es sehr lustig, wie der Werwolf mit ihm umging. Außerdem kitzelte es ein wenig. Doch so beschränkte er sich nur darauf, sich auf dem Boden umherzukugeln, damit die große Zunge auch seinen Bauch erreichen konnte. Sirius sah dem ganze Spektakel nur mit heraushängender Zunge und wachsam in die Umgebung gerichteten Ohren zu. Dann plötzlich und ohne Vorwarnung und ohne dass es jemand hätte vorhersehen können, stürzte sich der große schwarze Hund auf den silbergrauen Wolf und warf ihn um. Sogleich war ein Spielkampf zwischen den beiden Partnern entfacht, dem Harry nur rasch ausweichen, bevor er noch unter Fellbergen begraben werden konnte, und dann verwundert zusehen konnte. Die beiden stellten sich teilweise auf die Hinterbeine und schnappten auch nach dem jeweils anderen, aber Harry glaubte, dass das normal war, denn keiner der beiden versuchte, wegzulaufen. Und zu seinem Paten würde das auch sehr passen, er war nun mal der wilde Raufbold, der immer wieder neue Herausforderungen und Abenteuer suchte. Er konnte sich gut vorstellten, dass es zwischen den beiden an Vollmond immer so ablief. Erst nach einiger Zeit wurden die beiden wohl doch etwas müde. Es war schließlich fortgeschrittene Nacht und sie waren ja auch schon den ganzen Tag wach gewesen. Remus legte sich hin, bettete den Kopf auf seinen Vorderpfoten und schloss die bersteinfarbenen Augen. Sirius trottete zu ihm hin und legte sich dicht an seine Seite, so dass sich ihre wuchtigen Körper eng berührten. Der Hund ließ die Zunge heraushängen und schaute dem Kätzchen aus blauen Augen dabei zu, wie es sich einfach zwischen den Vorderpfoten des Werwolfes gemütlich machte und sich an dessen Brust kuschelte. Harry schloss die Augen und war kurz darauf eingeschlafen. ** Harry wurde wach, als ihn etwas warmes feuchtes am Gesicht berührte. Langsam öffnete er die grünen Augen und sah dann Sirius’ große rosafarbene Zunge, die ihm über den Kopf leckte. Es war bereits hell und warm, woraus Harry schloss, dass es bereits Mittag war. Er fragte sich, was mit Remus war, denn er konnte ihn nicht sehen, doch Sirius schien seine Gedanken zu lesen, denn er wies mit seinem großen Kopf in eine bestimmte Richtung. Harry hob den Kopf und blickte hinüber. Dort lag Remus, rückverwandelt und er schien den gleichen Umhang zu tragen, wie am Vorabend. Auch Sirius verwandelte sich nun zurück und Harry tat es ihm gleich, denn es drohte ihnen keine Gefahr mehr. „Was ist mit ihm?“ fragte Harry besorgt, doch Sirius winkte ab. „Er ist bewusstlos. Das ist immer so, ein paar Stunden nach der Verwandlung.“ Er nahm Remus auf seine Arme und sah seinen Patensohn an. „Wir werden zum Grimmauldplatz apparieren.“ Harry nickte, hielt dann aber inne. „Wenn dich jemand sieht...“ Sirius schüttelte den Kopf. „Wir werden hineinapparieren. Ich war gerade dort und habe den Apparierschutz für zwei Minuten aufgehoben, deshalb müssen wir uns beeilen.“ Er wusste, dass Harry noch keine Apparierlizenz hatte und dass es illegal war, wenn er es jetzt trotzdem tat. Und er hatte es ja auch bereits getan, als er mit Dumbledore appariert war. Aber es war ja alles, was sie jetzt getan hatten, illegal. Sie durften sich nicht bei einem Werwolf aufhalten, geschweige denn, eine Nacht mit einem verbringen. Sirius war ein vielgesuchter Verbrecher, dem einige Morde angehängt wurden, mit ihm dürfte er sich also auch nicht erwischen lassen. Also war es egal. Und Sirius schien darauf zu vertrauen, dass sein Unterricht ausreichen würde, damit er in einem Stück ankam. Er konzentrierte sich und war kurz darauf verschwunden. Es war ein unbehagliches Gefühl, wie immer. Als er zu Hause ankam, war er tatsächlich an einem Stück und kurz darauf erschien dann Sirius mit Remus. Harry konnte die musternden Blicke auf sich spüren und erst, als Sirius sich sicher war, dass ihm, im wahrsten Sinne des Wortes, nichts fehlte, ging er zu der großen einladenden Treppe, um Remus hoch in ihr gemeinsames Zimmer zu bringen, damit er sich ausruhen konnte. Der Schwarzhaarige ging derweil weiter in die Küche, um Tee aufzusetzen, den Remus sicherlich trinken wollte, wenn er wieder wach wurde. Er hatte diese Nacht sehr genossen, es war wie ein Stück Freiheit gewesen, das er so selten mit den beiden genießen konnte und er freute sich auf weitere solche Nächte, auch wenn es jetzt erst mal hieß, nach Hogwarts zurückzukehren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)