Communis: Lumen et Umbra [Capacitas] von DeVauKa (Vorrübergehend abgebrochen!) ================================================================================ Kapitel 5: [Raum 6] ------------------- So, Raum 6 is ruhig ^^ also lehnt euch zuück und genießt. ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~ [Raum 6] Reglos stand sie vor der Wand, an der gerade die schimmernde Türe langsam verschwunden war. Sie starrte darauf, als könnte sie dort etwas Interessantes entdecken. Sie war tief in ihren Gedanken versunken und nahm ihre Umgebung nicht mehr wahr. Wie konnte so etwas passieren? Ein kleines nettes Mädchen, die sich so gut um sie gekümmert hatte und dann das. Konnte es sein, dass sie in eine Welt voller Wahnsinn gelandet war? Gab es hier überhaupt etwas Normales? War sie vielleicht das Normale? Oder war sie in Wirklichkeit auch schon vollkommen durch geknallt und wusste es nur nicht. Was war mit Aster? War er normal? Nein, sicher nicht. Welcher normale Vogel flog einem Menschen nach und benahm sich mehr wie ein Haustier mit Superheldenattitüden? Das klang schon so verrückt, dass es nicht anderes sein konnte. Aber wie konnte das mit Cura passieren? War sie vielleicht selber Schuld, dass solche Dinge passieren? War sie der Auslöser? Oder nur ein unschuldiges Glied in der Kette, welches nichts damit zu tun hatte und keine Verantwortung dafür trug, was um es herum passierte. Sie war so verwirrt, dass sie weder bemerkte wo sie sich gerade befand, noch, dass sie bereits seit geraumer Zeit von jemandem beobachtet wurde. Ein älterer Mann, er sah aus wie ein Gelehrter, lugte hinter einer dicken Hornbrille hervor und beobachtete sie von weiter oben. Erst als er aus Schusseligkeit ein Buch fallen ließ und das dumpfe Geräusch laut im Raum wiederhallte, wurde Lucia aus ihren Gedanken gerissen und drehte sich um. Sie stand in einem Raum oder besser gesagt einer riesigen Bibliothek. Sie sah sehr alt aus und erstreckte sich als Maisonette über zwei Etagen. Das obere Stockwerk war gesichert durch ein hölzerne Geländer, das nur dort unterbrochen wurde, wo die ebenfalls alte, hölzerne Spindeltreppe hinauf führte. Überall an den Wänden standen quer lange, staubige und bis zur Decke reichende Regale. Vollgestellt mit Büchern, die in ledernen Einbänden verstaubten. Einige Leitern standen herum, wohl um an die hoch gestellten Bücher zu kommen und ringsum stützten hohe Pfeiler das obere Stockwerk. In der Mitte waren Tische und Stühle, mit Kerzen aufgestellt. Auf einigen lagen Bücher und auf anderen Pergamentrollen, Blätterhaufen und Mappen, Stifte und Federn mit Tintenfässchen. Soweit sie erkennen konnte sah es oben genauso aus wie unten, nur dass die Tische in der Mitte selbstverständlich fehlten, dafür hing ein großer Kerzenleuchter von der Decke, beleuchtet mit hunderten von Kerzen. Einige Tische fanden auch oben Platz in der nähe des Geländers. Lucia blickte sich erstaunt um. Es sah aus wie eine Bibliothek aus alten Schlössern und Burgen. So wie es sie heute nicht mehr gibt. Sie lief umher und bestaunte die alten Dinge die hier rumlagen. Mit Schrecken erblickte sie auch einige menschliche Schädel, doch auch das, wusste sie aus unerfindlichem Wissen, war früher ganz normal gewesen. Während sie, mit Aster auf der Schulter, so durch die einen oder anderen Regale lief, wurde sie mit aufmerksamen Blick verfolgt. Nach einiger Zeit fühlte sie sich irgendwie seltsam, ja, beobachtet. Sie sah sich um, entdeckte jedoch niemanden. So lief sie einige Zeit weiter und drehte sich immer mal wieder abrupt um, um vielleicht jemanden zu entdecken. Doch ohne Erfolg, bis sie eine Bewegung im oberen Teil des Raumes wahrnahm. Nur ein Bruchteil einer Sekunde sah sie es aber das reichte. Sie sah zu Aster, doch dieser dreht nur seinen Kopf ein wenig schief. Gut, dachte sie, wenn er nichts dagegen hat, könne sie es wagen. Leise stieg sie die Treppe hinauf, was gar nicht so leicht war, da sie immer wieder Mühe hatte, die Treppe nicht zu einem lauten Knarzen zu bringen. Oben angekommen, sah sie schon von weiten einen kleineren, dicklichen, alten Mann, der nun wieder hinter einem Bücherhaufen vor lugte und nach Lucia ausschau hielt. Er fand sie natürlich nicht und so beugte er sich wagemutig ein Stück nach vorne. Erst als Lucia sich in Bewegung setzte und ein lautes Gebell losging, wirbelte der Mann herum und sah Lucia schüchtern und ertappt an. Dann nahm er seine Hand und streichelte beruhigend den mischfarbenen Pudel, der neben ihm stand. „Scht.“ flüsterte er ihm zu. „Tophelus, mach dem Höllenlärm ein Ende.“ Der Hund verstummte und legte sich wieder ruhig auf den Boden und der Mann wandte sich Lucia zu. „Es ist mit großer Missgunst wiederfallen, hoffe es wird dich nicht vergraulen, der Hund zu meinen Füßen, der dich ließ erstarren, in deiner Schönheit junges Mädchen.“ er stand bei diesem Satz auf und ging leicht verneigt auf Lucia zu, die nicht ganz verstand was der Alte damit sagen wollte. „Oh ich Dilettant, ich Tölpel.“ schlug er sich die Hand gegen die Stirn. „Meine Manieren sind gefallen. Habe ich mein Namen nicht erwähnt und so unwohl getan. Mein Name Johann-Heinrich spricht. Sag mir schöne Maid, wie lautet ihre Rufung, sie muss klingen wie auf Schwingen.“ „Ich, ähm, heiße Lucia.“ sagte sie reichlich verwirrt aufgrund der seltsamen Sprechweiße des Mannes, der sicher ein Kopf kleiner war als sie. „Das schönste Bild von einem Weibe, mit einem Name wie ein Engel. Wie kann ich euch zu diensten sein, Schönste aller Schönen. So lange Zeiten war ich allein und nun bist du zu meinem entzücken da. So sag geschwind, was es dir gelüstet nach, vermag ich es zu beschaffen, werd ich alles für dich machen.“ sprach er theatralisch und Lucia hatte Mühe sein Anliegen überhaupt zu begreifen. „Ich würde nur gerne wissen wo ich bin und was das hier alles ist.“ fragte sie und hoffte, dass Johann-Heinrich das auch verstand, wenn sie es so einfach sagte. Doch anscheinend verstand er sie ganz gut und antwortete sofort. „Die Schmach, die Schmach, ich kann es nicht offenbaren. Habe ich den geliebten Ort hier nie verlassen, nie ein Fuß heraus gesetzt. Diese Hütte ist ein Götterhaus. Hier liegt meine Liebe. Und du, was hat dich hergeführt? Ich vermag es nicht zu wissen. Doch sag mir warum du kommst zu mir? Hab ich hier nichts zu bieten dir.“ „Biete, ich wollte nicht unbedingt hier her, aber.“ sie sah sich um. „Gibt es nicht in irgendeinen dieser Bücher etwas was mir helfen könnte hier weg zu kommen? Oder eine Karte der ganzen Räume vielleicht.“ „Du sprichst mit fremder Zunge Weib. Ich mag nicht auszumalen was dir widerfährt, aber mag ich dir zu Hilfe gehen. Wir werden sehen.“ So drehte er sich und schritt auf einen großen Schrank zu. Zögerlich folgte Lucia ihm. Johann-Heinrich öffnete eine lange Schublade und durchsuchte ein Register mit kleinen Kärtchen. Mit Seelenruhe durchsuchte er mindestens acht bis zehn Schubladen und zog ab und zu ein Kärtchen raus um es eindringlicher durchzulesen, um es danach wieder mit einem Kopfschütteln zurück zu stecken. Lucia wurde müde und sie setzte sich auf einen nahegelegenen Stuhl. Der Hund namens Tophelus kam auf sie zugetrappt, als er in ihrer unmittelbaren Nähe war, flog Aster von ihrer Schulter weg und umkreiste den Kopf des Hundes, woraufhin dieser wieder anfing zu bellen und nach Aster schnappte. „Aster! Komm zurück und lass den Hund in Ruhe!“ rief Lucia und schnappte sich Aster. Sie hielt in einer Hand fest und streichelte mit der anderen den Kopf des Pudels. „Mich deucht ich fand was ich suchte.“ rief der alte Mann plötzlich und kam mit kleinen schnellen Schritten auf Lucia zugelaufen. „Begebt euch auf Wege der Capacitas. In mitten der Bücherschar steht ein Buch der Bücher.“ Er drückte ihr ein Kärtchen in die Hand und lächelte ihr zu, sie lächelte unsicher zurück, dann machte er sich auf zu einem Bücher überladenen Tisch, nahm eine Feder und fing an, etwa auf ein Stück Papier zu schreiben. Lucia war aufgestanden und lass was auf dem Kärtchen stand. Capacitas (Buch der Lage und des Schöpfens) Etage eins Regal K2/4-6 Besonders schlau wurde sie daraus nicht, aber man konnte es ja mal versuchen. Sie ging die Wendeltreppe runter und machte sich auf das Regal K2 zu finden. Nach einiger Zeit fand sie heraus, wie die Regale angeordnet waren und so fand sie schnell das Regal K und daneben das Regal K2. Jetzt erkannte sie auch was die letzten zwei Zahlen zu bedeuten hatten. Sie bezeichneten das Regalfach, also in dem Fall, vier bis sechs. Doch um dort ranzukommen brauchte sie eine Leiter. Sie schaute sich um und nahm die Leiter die ihr am nächsten Stand. Lucia schleppte sie zum Regal und stieg hinauf. Mit verschränktem Kopf las sie alle Titel auf den Buchrücken durch, die sie sehen konnte. Sie fand dieses Buch einfach nicht und ihr Nacken tat ihr furchtbar weh. „Hatte die Maid Erfolg mit ihrer beschwerlichen Suche?“ sprach von unten der alte Mann, der zu ihr hochschaute und da anscheinend schon eine Weile stand. Sie wollte gerade mit einem freundlichem „Nein, noch nicht.“ antworten, als ihr einfiel, dass er direkt unter ihr Kleid sehen konnte. Mit einem spitzen Aufschrei stieg sie hochrot von der Leiter runter und stellte sich vor ihn. „Nein, hab ich nicht. Könnten sie nicht mal nachschauen.“ „Notwenigkeit besteht zwar nicht mehr, doch wenn ihr das so wünscht.“ lächelte er ihr zu, neben sich sein Pudel, der ihm gefolgt war. „Warum ist das nicht mehr notwendig?“ fragte Lucia skeptisch und leicht zurückweichend. „Ich habe das ersehnte Buch unter meinem Sammelsurium auf dem Tische oben gefahndet.“ gab er offen kund. Toll, dachte sich Lucia und ging auf die ladende Handbewegung Johann-Heinrichs voran in Richtung Treppe. Vor dieser hielt sie inne. Vor ihm die enge spiralförmige Treppe hinaufsteigen würde sie mit Sicherheit nicht. Der wollte ihr doch nur wieder unter den Rock gieren. Es half aber alles nichts, er bestand darauf, dass sie zuerst hochgehen würde und so huschte sie so schnell und bedacht sie nur konnte die Treppe hinauf. Oben angekommen, drückte er ihr ein großes altes Buch in die Arme und sie setzte sich, ein wenig entfernt, an einem leeren Tisch. Es war sicher drei Kilo schwer, groß und mit einem schwarzen Ledereinband. Vorne hat es ein silbernes Symbol eingraviert, es waren zwei Quadrate die an den Ecken durch Striche verbunden waren. Sie schlug das Buch auf und begann zu lesen oder besser sie versuchte es zu lesen, denn sie konnte es nicht. Es war in einer komplett anderen Sprache und das war noch nicht mal das schlimmste Problem, es war auch in einer völlig, ihr unbekannten, seltsamen Schrift geschrieben, die sie noch nie zuvor in ihrem Leben gesehen hatte, jedenfalls konnte sie sich an so etwas nicht erinnern. Sie sah sich um. Sie erhaschte den alten Mann gerade noch, wie er seinen Kopf auffällig unauffällig in ein Buch steckte. Er hatte sie wieder beobachtet und was ihr jetzt das erste Mal auffiel, der Hund, Tophelus, beobachtete sie von oben auch schon seit geraumer Zeit. Ob es vielleicht daran lag, dass sie Aster auf der Schulter hatte, der ihn auch nicht aus den Augen ließ, oder ob er die gleiche unangenehme Gewohnheit wie sein Herrchen besaß, wusste sie nicht. Sie wollte hier wieder weg. Überall wo sie sich bis jetzt länger aufhielt, sind seltsame oder grauenhafte Dinge passiert und sie wollte ihr Glück, das sie bis jetzt in diesem Raum hatte, nicht unnötig auf die Probe stellen. Unhöflich war es, wirklich, aber sie wollte ihrem Gefühl diesmal lieber folgen und so verzog sie sich in eine Ecke des Raumes, die mit Regalen umringt war. Dort standen ein Stuhl, sowie ein Tisch, auf dem eine Kerze stand. Alles war mit einer millimeterdicken Staubschicht überzogen, sodass sie, bevor sie das mitgenommene Buch auf den Tisch legte, erstmal den gröbsten Staub wegpustete. „Aster, pass auf und gib mir bescheid, wenn er kommt.“ hatte sie leise in Asters Richtung geflüstert. Aster begab sich daraufhin, mit einigen Flügelschlägen, vor die, Lucia versteckenden, Regale. Sie schlug erneut das Buch auf. Wenn sie schon die Schrift nicht lesen konnte, so konnte sie wenigstens nach Bildern suchen. Und wirklich. Es waren einige Holzschnitte vorhanden. Doch bevor sie sich die einzelnen Seiten genau ansehen würde, wollte sie zu erst alles durchblättern um alle Holzschnitte durch ein Stück Papier, das sie aus einem herumliegenden Buch gerissen hatte, markieren, um die Seiten wieder zu finden. Gerade war sie mit allen Seiten grob durch, da flatterte der kleine Aster zu ihr zurück. „Kommt er?“ fragte sie im Flüsterton und Aster flog rings um ihren Kopf, dann flog er auf die Wand zu, bremste kurz davor ab und flog wieder zu ihr zurück. Erst jetzt bemerkte sie die Türe die in der Wand nur ein paar Zentimeter neben ihr aufgegangen war. Nicht vorzustellen, wenn sie diese aus versehen berührt hätte, aber jetzt war sie ganz froh darüber, dass sie da war. „Flieg sofort hier her, wenn es eng wird!“ flüsterte sie Aster zu, während sie begann hektisch die markierten Seiten mit den Holzschnitten aus dem Buch zu reißen, da sie hoffte, mit den Bildern weiter zu kommen, als mit dem Text. Doch zu den letzten Seiten kam sie nicht, da Aster bereits zurückgeflogen kam. Wild piepsend und flatternd sauste er um sie herum. Sie packte die herausgerissenen Seiten in die linke und nahm Aster in ihre rechte Hand vorsichtig auf. Kurz vor der Tür stockte sie, drehte sich um und sah den Hund. Er stand vielleicht fünf Meter von ihr entfernt. Eventuell hatte sie es sich nur eingebildet, aber sie könnte schwören, bevor sie die dunkel schimmernde Türe berührt hatte, gesehen zu haben, dass sich die Hundegestalt verändert hatte zu etwas Größerem. Ehe sie es jedoch richtig wahrnehmen konnte, wurde sie schon eingesogen und von dem dunklen Schimmer umschlungen. Gerade noch rechtzeitig, dachte sie bei sich und war für kurze Zeit erleichtert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)