Communis: Lumen et Umbra [Capacitas] von DeVauKa (Vorrübergehend abgebrochen!) ================================================================================ Kapitel 2: [Raum 3] ------------------- Ohne viele Worte... ~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+~ [Raum 3] Als sie die Augen öffnete sah sie erst verschwommen, dann sehr klar auf eine dunkle, hölzerne Decke, mit dünnen Balken. Ein paar mal kniff sie die Augen zu um es richtig zu realisieren. Eine Decke, eine normal aussehende Decke. Vielleicht hatte sie das alles nur geträumt, ein sehr realer und seltsamer Traum, aber man konnte seine Träume ja nicht steuern. Gerade als sie aufstehen wollte, durchfuhr es sie wie ein Blitz, sie blieb aufgerichtet, auf dem Boden ebenfalls aus Holz, allerdings etwas dunklerem und dreckigerem, sitzen. In ihrer Hand, in ihrer geschlossenen Hand war ein kleines fedriges Tier. Ein Vogel, ein Spatz. „Nein!“ murmelte sie leise und wurde sich mit schrecken bewusst, dass sie nicht von einem Traum aufgewacht war. Denn auch ihre Kleidung bestand weiterhin aus dem schwarz-rotem Kleid und den anderen ihr nicht normalen Kleidungsstücken. Sie starrte den Vogel in ihrer Hand an und sah mit innerer Erleichterung zu, wie er sich rührte und seine Lebensgeister wieder zurück kamen. „Du hast Aster aus dem Raum der Waldgeister mitgenommen.“, flüsterte eine tiefe Stimme aus einer dunklen Ecke des Raumes. Sie wirbelte herum. Mit vor Angst aufgerissenen Augen blickte sie in die Ecke. Sie war aufgestanden und hatte sich gegen die Wand gepresst, wodurch sie anscheinend gekommen war, mit der Hoffnung sie könnte vielleicht wieder zurück, denn der andere Raum war da doch durchaus schöner. Denn dieser Raum war mehr als schaurig. Die Wände des kleinen Raumes waren alle aus dunklem Holz und bis auf Kopfhöhe ziemlich verschmiert und ekelerregend, weiter oben wurde es scheinbar sauberer. Der Raum hatte keine Fenster, alles wurde durch Kerzen erhellt, die keine richtige Farbe hatten, es sah so aus als hätte man immer wieder altes Wach zusammen geleert. Einige kleine Schränke standen verteilt und ohne Sinn herum, in einer Ecke hing eine nicht wenig dreckige Hängematte und neben einem eisernen Ofen standen ein winziger Tisch, der schon wieder die andere Seite des Raumes darstellte und zwei Stühle. Auf einem dieser saß ein kleiner Mann, mit Lumpen an und einer Augenklappe, die eines der beiden Augen bedeckten, obwohl dass offene Auge nicht so aussah, als könnte es sehen. Er war einfach nur hässlich, potthässlich. „Du hast Aster mitgenommen. Wie? Und warum dringst du in mein Zimmer ein?“ fragte er forsch. „Ich, ich…“, stammelte sie ängstlich „Aster?“ Er sah sie eindringlich mit seinem Auge an. „Du bist neu hier. Wie heißt du? Wie viele Räume hattest du schon?“ Was? Sie verstand die Welt nicht mehr, doch verstand sie denn zuvor etwas? Jedenfalls nicht seitdem sie hier war. Schnell wollte sie dem hässlichen Mann nun antworten, da der sie schon schief ansah. „Mein Name ist…“ sie hielt inne. Wie war ihr Name? Bei all der Hektik und den vielen Gedanken, die ihren Kopf durchsausten, war ihr nicht aufgefallen, dass sie sich nicht an ihren Namen erinnern konnte. Wie kann man so was Wichtiges und doch Alltägliches vergessen und es dann noch nicht mal bemerken. Sie dachte verkrampft nach. Irgendwo in ihrem Kopf musste ihr Name doch noch sein. Den kann man nicht so einfach vergessen. Während sie verzweifelt nach ihrem Namen grübelte, fing der Mann an zu lachen. Es war so ein kaltes, grausames und lautes Lachen, dass sie zusammenschrak und ihn erneut anstarrte. „Hätte ich mir denken können, dass du dich daran nicht erinnern kannst, niemand kann das. Aber ihre Gesichter sind immer so toll, wenn sie es das erste Mal rausfinden.“ In seiner Stimme lag ein selbstzufriedenes Lächeln. „Aber.“ Fuhr er ruhig fort. „Ich könnte dir helfen.“ „Wie?“ wollte sie begierig wissen. „Jeder, der hier her kommt, bekommt einen Namen in den Nacken geschrieben. Ob es wirklich der eigene ist oder ein anderer, das weiß niemand. Aber so hat jeder eine Persönlichkeit und muss nicht ohne einen Namen durch die Capacitas irren.“ Sie fasste sich mit der Hand in den Nacken und wirklich, mit ihren Fingerspitzen konnte sie leichte Erhöhungen ihrer Haut erfühlen, dort wo das lederne Halsband endete, die wahrscheinlich ihren Namen ergaben. Sie versuchte ihn zu erfühlen, jedoch ohne Erfolg. Der Mann beobachtete sie weiter. „Was, was sind Capa…“ „Capacitas.“ unterbrach er sie.“Du befindest dich in einem.“ Er machte eine ausschweifende Bewegung mit der rechten Hand an der zwei Finger fehlten, was sie zum schaudern brachte. „Also, dann sind das die Räume?“ sie wartete ab, der Mann nickte leicht. „Und wie viele gibt es davon?“ „Oh, das weiß niemand.“ „Aber…“ wollte sie weiterfragen, doch sie wurde abermals unterbrochen. „Du würdest doch sicher gerne deinen Namen erfahren.“ Sie nickte zaghaft. „Dann komm näher. Ich kann nachsehen was auf deinem Nacken steht. Komm nur her zu mir.“ Sie mochte nicht wie er diesen Satz sagte, so ruhig und bedacht, mit einem leichten unterdrückten Grinsen im schrägen Gesicht. Doch ihre Neugier war stark. Sie wollte ihren Namen wenigstens erfahren, wenn sie schon nicht wusste was sie hier machte und warum sie hier ist. Nur ihr Name. Und vielleicht interpretierte sie ein ganz falsches Bild in diesen Mann. Er hat ihr bis jetzt nur geholfen und sie mit Informationen versorgt, die sie sonstwo nicht bekommen hätte. Auch, wenn sein Äußeres nicht gerade ein Vertrauenserweckenden eintrug machte, könnte sie sich irren. Sie schritt ein Stück auf ihn zu. „Halt!“ rief er bellend. „Aster, der Vogel. Wo ist er?“ Ja wo war er? Sie hatte ihn doch in der Hand gehoben, aber jetzt wo sie nachschaute war er weg. Sie schaute sich um. Nirgends war das kleine Tier zu erkennen. „Ich weiß es nicht. Er war gerade noch…“ „Na gut. Komm her!“ wiederholte er. Mit wachsender Angst und stärker werdenden Zweifeln ging sie auf den Mann, der immer noch in einer recht dunklen Ecke saß zu. Mit jedem Schritt wuchs in ihr der Drang weg zu rennen. Doch selbst, wenn sie diesem nachgegangen wäre, wo hätte sie hinrennen sollen. Nach sieben Schritten war sie auf der anderen Seite des Raumes angekommen und stand direkt vor dem Mann im Schatten. „Dreh dich um und knie dich hin!“ Vielleicht bildete sie sich das nur ein, es klang als wäre eine sarkastische Vorfreude in seiner Stimmer gewesen. Zögernd drehte sie sich erst mit dem Rücken zu ihm. Das gefiel ihr schon überhaupt nicht, da sie ihn nicht mehr sehen konnte und er so nah bei ihr war. Dann ging sie langsam runter in die Hocke. Sie war angespannt, sie konnte genau hören wie das Holz des Stuhles, auf dem er saß, knarzte als er sich vor zu ihr beugte. Er strich ihre Haare beiseite und berührte mit den rauen Fingerspitzen ihren Nacken. Ein ekliger Schauer lief ihr den Rücken runter und sie war drauf und dran aufzuspringen, riss sich aber zusammen. Sie konnte seinen pfeifenden Atem hören als er sich noch näher an sie beugte, ihn leicht auf ihrer Haut spüren. Sie presste die Lippen aufeinander. Er sollte doch einfach endlich ihren Namen sagen, bitte. Sie blickte hoch. Kurz sah sie ein flattern in der Luft und dann leise und ohne dass man es wirklich bemerkt hatte, glänzte zwei Meter rechts von ihr in der Wand etwas Quadratisches. Eine Tür hatte sich geöffnet. Leise und unbemerkt. Diese schimmerte nur ein wenig und in einer dunkelbraunen Farbe. Nicht sehr schön aber es war ihr egal. Egal wo sie als nächstes hinkommen würde, besser als hier. Sie zuckte zusammen. Sie spürte die Finger des Mannes auf ihren Nacken streichen, genau da, wo sie vorher die Erhebungen gespürt hatte. Ihr schauderte es und Ekel stieg in ihr auf. Sie wollte hier weg. Ihr ganzer Körper schrie danach. Wenn sie nicht sofort wegginge, dann weiß sie nicht was passieren würde. Eine beklemmende, drückende Angst machte sich stärker denn je in ihr breit und als sie sich gerade dazu entschloss aufzustehen und in die Türe hinein zu rennen, packten sie zwei Hände fest um den Hals und drückten leicht zu. Sie ächzte. „Du willst mir doch nicht abhauen.“ flüsterte er ihr bedrohlich ins Ohr. „Das wäre nicht nett. Ich hab noch so viel mit dir vor.“ Sie versuchte sich zu befreien. Doch es half nichts. Je stärker sie mit ihren an seinen Händen zog und zerrte, desto stärker legte sich sein Griff um ihren Hals. Das war ihr Ende, das wusste sie. Sie würde hier sterben. Niemand konnte sie retten. Der Mann fing an zu laut zu Lachen. Er ergötzte sich an dem armen Mädchen was vor ihm hockte und verzweifelt versuchte sich zu befreien. Sie versuchte ihn zu schlagen doch dafür hätte sie ihre Arme oder Beine zu sehr verrenken müssen, um ihn zu treffen. So schlug sie wild um sich und versuchte nach vorne zu entkommen, wobei sie sich selber weiter eindrückte. Sie versuchte zu schreien, doch es kamen nur heißere, ächzende Worte raus. Langsam fing ihr Kopf an zu dröhnen, die Ohren wurden leicht taub und vor ihren Augen begannen kleine bunte Punkte hin und her zu springen. Ihre Muskeln wurden schwächer und ihr Körper schwer. „Jetzt ist aber dann mal Schluss!“ gab er kalt von sich und wollte gerade dazu ansetzten das letzte Mal richtig zuzudrücken um ihr das Zungenbein und den Kehlkopf zu brechen, da schrie er selbst einen Schmerzensschrei aus. Er ließ sie los und sie stürzte vorne über auf den dreckigen Holzboden. Sie fasste sich an den Hals und hustete ein paar Mal. Schnell kehrten ihre wichtigsten Sinne zurück. Sie wollte aufstehen, stolperte jedoch über ihre Füße. Die Kraft zu laufen hatte sie nicht. Ein weiterer Aufschrei ließ sie zurückblicken. Im Auge des Mannes steckten zwei große Holzsplitter und Blut floss über sein Gesicht runter, teilweiße in seinen Mund, teilweiße tropfte es an seinem Kinn herab. Sie saß gerade noch wie der kleine Spatz einen dritten Holzsplitter in den Schnabel nahm und im Flug auf das Auge des Mannes zuraste und es ihm rein stieß. Ein weiterer Schmerzensschrei. Er war mittlerweile aufgestanden, torkelte im Raum umher und fuchtelte mit den Armen, um den Vogel zu erwischen. „Wo ist dieses Scheißviech! Ahrg! Wenn ich dich bekomme!“ abrupt blieb er stehen. Das Blut rann weiter an ihm runter. „Komm her und helf mir Lucia. Sei ein liebes Mädchen. Ich weiß, dass du noch da bist. Du schuldest mir was.“ sagte er mit einer ekelhaft süßen Stimme. Sie reagierte nicht, durch den Schock war sie wie versteinert. Erst als der kleine Vogel an ihr vorbei rauschte und ihr zu zwitscherte, reagierte sie. Aber auch der Mann war durch das zwitschern wieder auf den Vogel aufmerksam geworden. So schnell sie konnte zog sie sich zu der Tür, die immer weniger zu schimmern begann. Mit letzter Kraft berührte sie mit der linken Handfläche die Braune wasserartige Substanz und bemerkt noch, wie sich der Spatz in ihre andere Hand quetschte. Sie wurde wieder durch einen Nebel gezogen, in dem sie sich nicht bewegen konnte. Ihr einziger Gedanke war nur, dass der Mann hoffentlich nicht gefolgt war. Sie nicht hierher verfolgen würde, egal wo sie nun landen würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)