Your Eyes Make Me Scared To Tell The Truth von abgemeldet (NamixZorro) ================================================================================ Kapitel 1: Every Great Story Has A Strange Beginning ---------------------------------------------------- OK und es geht gleich los Ich hoff ihr habt die Chara- Beschreibungen gelesen _______________________________________________________________________ Nami saß im Auto ihres zukünftigen Schwagers und verdrehte genervt die Augen. Vor fast drei Stunden war sie in Los Angeles gelandet, um die Hochzeit ihrer Schwester Nojiko nicht zu verpassen. Sie selbst war die Trauzeugin und für die Blumendekoration zuständig, da sie in Deutschland eine sehr erfolgreiche und auch in Amerika bekannte Floristenfirma betrieb. Als Hochzeitsgeschenk musste das Paar sie nicht bezahlen, doch Nami machte das nichts aus. Sie liebte ihren Job um alles, auch wenn er für manche Leute langweilig erschien. Es war ein warmer Apriltag und die Hochzeit sollte in einem Monat in dem kleinem Park, in der Nähe von ihrem Haus, stattfinden. Nojiko und Ace alberten die ganze Zeit herum und alle fünf Minuten hörte Nami sie zuckersüß und verliebt 'Ich liebe dich, mein Schatz' sagen. "Dauert es noch lang?" fragte sie und unterbrach das Liebesgeschwafel. Immerhin saß sie hier schon seit 1 ½ Stunden, was nach ihrem Geschmack schon viel zu lange war. Nojiko drehte sich zu ihr um und grinste. "Wir sind gleich da. Wieso?" "Weil ich euer Geschwätz nicht länger anhören kann." "So schlimm sind wir doch gar nicht." Verteidigte sich Ace. "Oh nein..." sagte Nami und sah aus dem Fenster. "Nur so schlimm wie ein Ameisenhaufen." "Wieso Ameisenhaufen?" fragte Ace und machte ein ratloses Gesicht. Nojiko grinsen wurde breiter. "Nami hat Angst vor Ameisen." "Ich habe keine Angst! Ich fasse sie sogar an!" "Ja, aber nur um sie zu zerquetschen." "Nojiko!" Nami funkelte ihre große Schwester böse an. Wenn Blicke töten könnten... "Wie lange kannst du eigentlich bleiben?" Ace sah sie durch den Rückspiegel an. Zum Glück seiner zukünftigen Ehefrau hatte er das Thema gewechselt. "So lange ich will... immerhin bin ich ja die Chefin von 'Johnsons'." Antwortete sie mit einem kleinem bisschen stolz in der Stimme. "Komisch, seine Firma genauso wie seinen eigenen Nachnamen zu nennen." Gab er zu bedenken. "Es war nicht meine Idee. Ich hab das Geschäft nur weitergeführt." "Tja... mir liegt Floristik nicht..." mischte sich Nojiko in das Gespräch ein. "Ich schaffe es nicht einmal meine Topfpflanzen eine Woche am Leben zu halten." "Die sehe ich mir mal an." "Tu das, Schwesterchen. Wir sind da." Sie waren durch eine Wohnsiedlung gefahren und hielten vor einem original amerikanischem Haus. Vorne war die Terrasse, auf der man immer saß um Schach zu spielen oder so und um das Haus war ein weißer Zaun gezogen. Ace und Nojiko lebten seit fast drei Jahren in einem kleinen Vorort von Los Angeles. Es war sehr ruhig hier und nicht so gestresst und laut wie in der Großstadt. Sie stiegen aus dem Auto und Nami sah sich um. "Das Haus gefällt mir." "Siehst du? Heirate einen Architekten, dann wohnst du auch bald in so einem Haus." Als Ace protestieren wollte, drückte Nojiko ihm schnell einen Kuss auf den Mund. "Hilf uns ihre Koffer zu tragen. Sie nimmt mehr Blumenerde, als Klamotten mit – war nur ein Scherz, war doch nur ein Scherz." "Was hast du eigentlich gegen meinen Beruf?" fragte Nami später, als sie alle Koffer in ihr Zimmer getragen und ausgepackt hatten. Natürlich ohne Ace. Sie zog sich bis auf die Unterwäsche aus, da sie vorhatte noch ein wenig zu schlafen. "Nichts. Ehrlich gesagt finde ich ihn toll. Er passt richtig zu dir." Antwortete Nojiko. "Wie, er passt zu mir?" Doch ihre große Schwester schüttelte nur lächelnd den Kopf, was sie wieder verärgerte, denn sie fühlte sich wie ein kleines Kind. Nami ließ sich erschöpft auf das Bett fallen und breitete ihre Arme weit aus. "Ace und ich müssen heute noch ein paar Besorgungen machen." Sagte ihre Schwester schließlich. "Was denn für welche?" "Ach... Einkäufe halt." "Aha." "Du bleibst hier und machst es dir gemütlich, ja?" "Mmm..." Nojiko verließ das Zimmer und schloss hinter sich die Tür. Endlich allein. Nami schloss ihre Augen und döste ein. Das geöffnete Fenster brachte ihr frische, kühle Luft. Sie träumte von einem Blumenmeer. Sie streckte ihre Hand aus, griff nach einer Rose, die plötzlich ihre Gestalt veränderte. Ein umwerfend gut aussehender Mann stand vor ihr und lächelte sie an. Er hatte goldblonde Haare und dunkle geheimnisvolle Augen und überhaupt... sein Körper, der nur von einem Handtuch bedeckt war, sah himmlisch aus. Ohne Vorwarnung zog er sie an sich und bedeckte ihre Lippen mit wilden, feuchten Küssen. Namis Mund verzog sich im Schlaf zu einem Lächeln. Dieser Traum war gar nicht so schlecht... Der Mann fing an sie langsam auszuziehen, sie zu liebkosen, sie zu streicheln. Sie stöhnte laut auf. Und dann, als der Mann sie auf die Blumenwiese legen wollte und sie nicht mehr weit vom Höhepunkt entfernt war, klingelte es an der Haustür und Nami selbst, erwachte so plötzlich, als hätte man ihr eine schallende Ohrfeige gegeben. Draußen regnete es nun und sie schloss das Fenster. Wieder klingelte es. Schlurfend ging sie die Treppe herunter, leicht enttäuscht geweckt worden zu sein. Wahrscheinlich waren es Ace und Nojiko, die vor lauter Liebe ihren Schlüssel vergessen hatten. Sie drückte die Klinke herunter, was sie lieber nicht hätte tun sollen, und beinahe riss es ihr den Atem weg. Vor ihr stand ein Schönling, der eine verblüffende Ähnlichkeit mit ihrem Traum hatte. Nur die Haarfarbe war anders und statt eines Handtuchs, trug dieser einen schicken Armani Anzug. Zufall. Unwahrscheinlicher Zufall. Was für ein Zufall! Oh Gott, Zufall! Hirn, halt die Klappe! Sagte sie zu sich selbst. "Hallo. Wollen Sie zu Nojiko und Ace?" fragte sie, doch statt zu antworten fing der Mann an zu grinsen. Es war das süffisanteste Grinsen, das sie je gesehen hatte und es fing an sie zu ärgern. "Netter... Ausblick." Sagte er dann und starrte auf ihre Oberweite. Entsetzt stellte Nami fest, dass sie noch in Unterwäsche vor der Tür stand. Sie hatte völlig vergessen sich anzuziehen! Scheiße! Sie drehte sich mit hochrotem Kopf um und knallte die Tür zu. Von draußen hörte sie sein Gelächter. Sehr witzig. Bestimmt fing er gleich an sich in die Hose zu pinkeln. Ha, ha. Das Lachen des Mannes hörte und hörte nicht auf und langsam riss ihr Geduldsfaden. "Hören Sie gefälligst auf zu lachen!" rief sie nach draußen und abermals prustete er los. Wütend rannte sie nach oben, schnappte sich Nojikos Bademantel, hüllte ihn um ihren Körper und riss dann die Tür auf. "Was wollen Sie hier?!" "Hast dich ja angezogen." Nami ignorierte diese unverschämte Bemerkung und verschränkte die Arme. Langsam, aber sicher hörte er auf zu lachen und in seinen Augen glitzerten Lachtränen. "Ich wollte zu Ace." "Er ist nicht da." "Wann kommt er wieder?" "Keine Ahnung." "Ist Nojiko da?" "Tut mir leid." Sagte sie so gehässig wie möglich. "Dann warte ich hier." "Oh nein, das tun Sie ganz sicher nicht!" "Du kannst es mir nicht verbieten." Er fing an zu grinsen. "Ich lasse Sie nicht rein." "Warum nicht?" "Ich kenne Sie doch gar nicht." Ein Augenzwinkern. "Das könnten wir ändern." "Niemals." "Mein Name ist Zorro." "Dafür kann ich nichts." Zorro lächelte. Er wusste, dass er gut aussah und mit seinem Charme würde er sie bestimmt rumkriegen. Die Kleine war rotzfrech, aber sie gefiel ihm. Doch ausgezogen fand er sie besser als jetzt, umhüllt in diesem hässlichen Bademantel. Sie hatte kurze, orangene Haare, die sich an den Spitzen leicht lockten diese umrahmten ein hübsches Gesicht. Sie hatte rehbraune Augen und verführerischen Lippen, wie er fand. Kusslippen. "Ich bin Nojikos und Ace´ Trauzeuge." "Wie schön." "Komm schon, lass mich rein." "Vergessen Sie’s." Himmel, was für ein Lächeln! "Wer garantiert mir, dass Sie kein Raubmörder und Vergewaltiger sind?" "Ich." "Nein, danke." Zorro leckte sich die Lippen. "Wie heißt du, Schätzchen?" "Das geht Sie überhaupt nichts an." "Ich wette, du bist Nojikos kleine Schwester, richtig?" Nami zuckte nur mit den Schultern. "Und... wahrscheinlich auch Trauzeugin, richtig?" Als Antwort bekam er wieder ein Schulterzucken. Sie überlegte, ob sie ihm einen falschen Namen sagen sollte, doch das kam ihr albern und kindisch vor. "Ich heiße Nicole." Nicole??? "Oh... Nicole... netter Name." Tja, leider nicht mein richtiger, du Möchtegern-Macho... "Lässt du mich jetzt rein?" "Nie im Leben." "Dann leiste mir draußen Gesellschaft." Sie schnaubte verächtlich. "Es ist sehr unhöflich von dir, mich draußen warten zu lassen." "Erzählen Sie mir nichts von Höflichkeit." Es machte Zorro einen Höllenspaß mit ihr rumzuzetern. Sie war ganz anders, als die Frauen in der Anwaltskanzlei. Nicht so bescheiden und höflich. Vielleicht sollte er sie ein bisschen... erschrecken. "Süße, wir können hier nicht noch zwei Stunden rum stehen." "Ich verbessere Sie. Sie können nicht zwei Stunde rum stehen. Ich werde die Tür vor Ihrer Nase ins Schloss fallen lassen und mich gemütlich ins Wohnzimmer setzen." "Ich kann auch anders sein." "Oh, wirklich?" sagte sie, ganz uninteressiert. Zugegeben, er war verboten attraktiv. Dafür war sein Charakter verdorben wie eh und je. "Soll ich?" "Machen Sie doch, was Sie wollen." "Erschreck dich aber nicht." "Mich erschreckt, seit ich Sie gesehen habe, gar nichts mehr." "Es kann noch schlimmer kommen." "Ich habe es befürchtet." "Wenn du mich rein lässt..." "...was ich aber nicht tun werde..." "...werde ich zur Bestie." "Ich habe solche Angst." "Ich hab dich gewarnt." Zorro ging einen Schritt auf sie zu. Anders als erwartet blieb sie stehen, anstatt zurück zu weichen und sah ihm in die Augen, als könne sie von seinem Blick deuten, was er vorhatte. Noch ein Schritt. Sie stand immer noch da. Erstaunt hob er eine Augenbraue in die Höhe. Sie war wirklich anders, als alle anderen Frauen. Er ging einen weiteren Schritt auf sie zu und es waren nur noch wenige Zentimeter zwischen ihnen. In Namis Kopf schrillten Alarmglocken, doch sie überhörte diese. Sie wollte keine Schwäche zeigen. Wenn das alles war, was er konnte... jämmerlich. Zorro war größer als sie, sie musste ihren Kopf ein wenig nach oben richten, doch ihr kämpferischer Blick war standhaft. "War das alles?" fragte sie. "Willst du mehr?" entgegnete er und fing schon wieder an zu lächeln. Er war die Arroganz in Person. "Ich kann dankend darauf verzichten." "Würdest du denn mehr aushalten?" "Hat Ihnen schon jemand gesagt, wie eingebildet Sie sind?" "Ja, gerade eben." "Schön." "Weißt du eigentlich, wie geil du mich machst?" Sie konnte nicht mehr. Sie vergaß ihren kämpferischen Blick. Empört riss sie die Augen auf, wollte ihn von sich wegstoßen, doch er griff geschickt nach ihrer Hand. Zorro drückte Nami gegen die Hauswand und küsste sie. Seine Zunge glitt über ihre Lippen und spielte mit ihrer. Da ist was falsch... dachte sie. Das geht nicht... das ist ein Traum! Du bist ein Traum! Nami, wach auf! Er hatte sie überrascht. Ganz plötzlich hatte er seine Lippen auf ihre gelegt. Sie bekam keine Luft mehr, wollte ihn wegstoßen, doch anscheinend war er ein gern gesehener Gast im Fitnessstudio. Röchelnd rang sie nach Luft, als er sich weiter unten bediente. Ihre Herz schlug ihr bis zum Hals und endlich... als er seine Hand auf ihren Busen legte, hatte sie die Kraft und den Mut ihn wegzustoßen. "Sie sind widerlich!" rief sie, immer noch nach Luft ringend. "Ich habe dich gewarnt." Seine Zungenspitze befeuchtete seine Lippen. Oh Gott, so was wie ihn sollte man irgendwo einsperren. Nami schürzte die Lippen, warf ihm einen letzten bitterbösen Blick zu, bevor sie sich umdrehte und die Tür so heftig zuschlug, dass er draußen zusammenzuckte. Sie verfluchte ihn, diesen Casanova, diesen... diesen... ihr fiel kein passendes Schimpfwort ein. Stattdessen ging sie ins Bad, drehte den Wasserhahn weit auf und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Wenn sie ihn auf der Hochzeit wieder sah, würde sie ihm die Augen auskratzen. _________________ Kapitel 2: We Might as Well Be Strangers ---------------------------------------- >///<___>///<___>///<___>///<___>///<___>///<___>///<___>///<___>///<___>///< Die nächste halbe Stunde verbrachte sie in ihrem Zimmer. Immer noch war sie total aufgewühlt und schockiert über das, was ihr widerfahren war. Und so was war ein Trauzeuge ihrer Schwester. Wie konnte so etwas in den Freundeskreis ihrer Schwester gehören? Unten hörte sie ein parkendes Auto. Bestimmt war es Nojiko. Na, die sollte was erleben. Und erst dieser Zorro... Wenige Minuten später ging die Haustür auf und Nojko rief nach ihr. Nami tat so, als hätte sie nichts gehört und starrte stur auf die Decke. "Nami! Nami, bist du da?" Oh nein, sie würde unter keinen Umständen runtergehen und diesem ekeligen Mann wieder begegnen. Nie im Leben. Lieber stürzte sie sich aus dem Fenster. Doch sie wurde von Nojiko regelrecht runtergezerrt. Zum Glück hatte sie sich angezogen. "Was machst du denn für ein Theater?" schimpfte diese mit ihr. "Lass mich los!" "Wir haben Besuch! Willst du nicht mal 'Hallo' sagen?" "Nein, danke." "Er ist wirklich nett." "Oh, lass mich raten. Heißt er etwa... Zorro?" Der Kerl hatte doch tatsächlich so lange gewartet. "Du kennst ihn schon?!" fragte Nojiko verblüfft. "Frag nicht." "Woher kennst du ihn?" "Frag nicht." "Sag schon!" stichelte Nojiko. "Er ist ein arroganter, idiotischer Weiberheld!" "Also, ich mag ihn." "Toll, dass ihr euch versteht." Sie betraten das Wohnzimmer. Er saß da, lehnte sich auf das Sofa zurück und sah sie durch seine dunklen Augen an. Nami vermied seinen Blickkontakt. "Setz dich hin!" zischte Nojiko und drückte sie auf einen Sessel. "Lass mich!" zischte sie zurück, ließ sich aber widerwillig nieder. "Ähm... Zorro... Das ist meine Schwester." Sagte Nojiko und bedachte Nami mit einem Blick, der ihr sagte, sie solle sich bloß benehmen. Wenn er’s auch tut... Zorro lächelte sein süffisantes Lächeln und verkündete mit einer schleimigen Stimme: "Wir kennen uns bereits. Nicht wahr, Nicole !?" "Nicole?" Nojiko runzelte die Stirn. "Nami, was hast du ihm denn für einen Blödsinn erzählt?" Nami schwieg. Sie hörte Nojiko schwer seufzen. "Ich gehe mal den Tee aufsetzen. Ace zieht sich eben um. Stell dich auf zwanzig Minuten ein. Manchmal kann er so eitel sein." Zorro nickte. "Nojiko, ich kann doch den Tee für dich aufsetzen." Sagte Nami schnell. "Nein, bleib du ruhig sitzen. Dann hast du Zeit dich mit Zorro zu unterhalten." "Wir haben schon geredet." Erwiderte sie tonlos. Nojiko verließ das Wohnzimmer und man hörte nur noch das Klappern einiger Tassen. Was hatte sie nur für eine herzlose Schwester? Merkte sie etwas nicht, dass sie sich nicht mit diesem Mann unterhalten geschweige denn mit ihm alleine sein wollte? Für seine dreiste Art, würde er noch bezahlen müssen. Sie könnte seinen schicken Anzug mit Tee Vollkleckern. Nein, zu harmlos. Viel zu harmlos. "Ehrlich gesagt, du überraschst mich, Nicole." "Ich heiße nicht Nicole." "Hast du es nicht vor gut vierzig Minuten noch behauptet?" Sie sagte nichts dazu. Die Wut, die sie auf ihn hatte, verschnürte nahezu ihre Kehle. Sie würde sich eine Wohnung suchen müssen, so lange sie hier war. Wenn dieser Mann jeden Tag hier ein und aus ging, würde sie ihren Aufenthalt niemals überleben. Sie amüsierte ihn. Ihre temperamentvolle Art hatte etwas anziehendes. Und sie war leicht zu reizen... oh ja, und ihre langen Beine reizten ihn... "Starren Sie mich nicht so an!" fuhr sie ihn an, als sie seinen Blicken folgte. "Ist das hier auch schon verboten? Ich versuche lediglich mich ein bisschen zu unterhalten, Nami." "Freut mich, dass meine Beine Ihnen Gefallen, aber ich bitte Sie, in Zukunft jemand anderes anzustarren!" "Jede andere Frau wäre glücklich, wenn ich sie anstarren würde." "Ich glaube mir wird schlecht." Sagte sie und stand auf. "Wo willst du hin?" "Das geht Sie einen feuchten Dreck an!" Zorro beobachtete sie, wie sie mit erhobener Nase und einer aufgesetzten arroganten Art, aus dem Wohnzimmer stolzierte. Er hörte Nojiko sie fragen, wohin sie schon wieder wolle. "Weg von diesem Lustmolch." "Ich weiß nicht, was du gegen ihn hast." "Lern ihn besser kennen, dann weißt du’s." Sein Mundwinkel zuckte leicht. Dann warf er seinen Kopf in den Nacken und lachte. Diese Nami war wirklich unglaublich. Nojiko kam mit einem Tablett voller Teetassen in den Raum und ihr Gesichtsausdruck hatte Ähnlichkeit von einer Mutter. Vielleicht war sie auch so etwas wie Namis zweite Mutter. Wer weiß. Sie entschuldigte sich mehrmals bei ihm für das schrecklich kindliche Verhalten ihrer kleinen Schwester. Zorro schüttelte nur den Kopf. "Sie ist amüsant." "Wenn du meinst..." "Hat sie die Innenstadt schon gesehen?" "Sie hasst die Großstadt." "Dann ist sie nur wegen eurer Hochzeit hier?" Nojiko nickte. "Sie ist unsere Trauzeugin und dekoriert auch noch. Sag mal... warum kann sie dich eigentlich nicht leiden?" fragte sie schließlich. "Ach..." Zorro setzte eine unschuldige Miene auf. "Sie hat mir die Tür aufgemacht und... hmm... vielleicht sollte ich das nicht erzählen." "Warum nicht?" "Es besteht die Gefahr, dass ich aus mysteriösen Gründen tot in meiner Wohnung aufgefunden werde." "So weit würde sie nicht gehen." "Ich traue ihr alles zu." Und tatsächlich... Nami saß oben in ihrem Zimmer und schmiedete Mordpläne gegen diesen Mann, der sie so überrumpelt hatte... Es vergingen drei Tage. Drei endlose schreckliche Tage, an denen sie Zorro begegnen musste. Nojiko schalt sie, weil sie sich aufführte wie ein Teenager und bestrafte sie, indem sie Nami erpresste, ja sie erpresste ihre eigene Schwester(!), in der Hoffnung, dass sie sich verstehen würden, wenn sie einen halben Tag mit ihm verbrachte. Das letzte, was Nami zu ihrer Schwester noch sagte war ein gezischtes "Das wird dir noch leid tun..." und "Wehe, du hältst dich nicht an die Abmachung..." Nun saß sie, im Beifahrersitz, seines BMW Cabrios und der Wind fuhr ihr durch die losen Haare. Die Fahrt war bisher schweigsam gewesen und sie war froh nicht mit diesem Mann reden zu müssen. Sie war kein Kind mehr, doch sie schien das nicht zu verstehen. Und sie selbst, fühlte sich immer so machtlos ihr gegenüber. Ihre sture Art half nichts gegen Nojiko, da sie genauso stur war wie sie. Sie hatte seit längerem keine Beziehung mehr gehabt, da sie, als junge Erbin einer erfolgreichen Floristenfirma, die seltene blaue Rosen züchtete, sich um ihren Job gekümmert hatte. Und sie würde es weiterhin tun. Im Moment hatte sie nichts für Männer übrig. Freundschaft ja, Beziehung nein. Sie brauchte keinen Mann an ihrer Seite. Sie kam gut allein zurecht. Allein... Sie fuhren durch einen Wald. Eine dunkle Ahnung schlich sich in ihren Kopf. "Wohin fahren wir?" fragte sie. "Wirst du gleich sehen." Antwortete er und rückte seine teure Gucci Sonnenbrille zurecht. Er sah jetzt noch mehr wie ein Macho aus. Was er auch war. Sie verschränkte die Arme. "Warum duzen Sie mich?" "Warum siezt du mich?" "Weil ich höflich bin." "Ich nicht." Er grinste sie von der Seite an, aber ihre düstere Miene blieb standhaft und hart. "Sei nicht so schlecht gelaunt, Süße. Es ist gutes Wetter, die Sonne scheint, es sind keine Wolken am Himmel, es ist warm-" "-und ich sitze mit einem Idioten in einem Cabrio." "Bist du mir immer noch böse?" Sie schwieg, hörte ihn schwer seufzen und sah ihn seinen herrlichen grünen Kopf schütteln. Schluss! Dieser Trottel hat einen verdorbenen Charakter! Stimmt. Plötzlich fuhr er ein Stück in den Wald hinein und machte den Motor aus. Panik stieg in ihr auf. Er wollte sie hier vergewaltigen. An diesem gottverlassenen Waldstück. Am helllichten Tag! Sie öffnete schnell die Autotür, wollte aussteigen und wegrennen, doch er hielt sie fest und zog sie zurück. Sie hörte sich schreien. Seine Hände waren feucht und er hatte die Sonnenbrille abgesetzt. Sie sah seine Muskeln, merkte, dass sie keine Chance gegen diesen Mann hatte. "Ich entschuldige mich bei dir, Nami." Hä? Was? Sie war so verdutzt und überrascht, dass sie nichts sagte. "Hast du gehört? Es tut mir leid, dass ich dich... geküsst habe." Langsam gewann sie wieder an Fassung. Okay... Okay... Okay, doch keine Vergewaltigung. Auch gut. Eine Entschuldigung hatte sie aber nicht erwartet. "Entschuldigung nicht angenommen." Sagte sie schließlich. Er ließ ihren Arm los und sank zurück in den Autositz. "Mein Gott, stell dich nicht so an. Ich bitte dich gerade um Verzeihung, ist dir das klar?" "Entschuldigung nicht angenommen." Wiederholte sie. "Warum nicht?" "Entschuldigung Nicht angenommen." "Du bist ziemlich schnell beleidigt, oder?" "Erwarten Sie, dass ich ihren Hintern streicheln werde, während Sie mich, mir nichts dir nichts, abknutschen?" Entgegnete sie finster. "Na, na... abknutschen kann man das nicht nennen." "Es war ein Zungenkuss. Und Sie haben mich betatscht." "Meine Güte, Nami!" "Fahren Sie weiter, ich will diesen Tag so schnell wie möglich hinter mich bringen. Zorro." "Wie du meinst." Er legte den Rückwärtsgang ein und wenige Minuten später fuhren sie weiter auf einer endlosen Straße, so endlos, wie ihre Herzen voneinander entfernt waren, auf ein, für Nami unbekanntes, Ziel zu. Sie versuchte ein bisschen zu schlafen und nachzudenken. Sie hatte noch keine Idee, wie sie Nojikos und Ace´ Hochzeit gestalten sollte. Das leise Brummen des Motors beruhigte sie und der Fahrtwind erfrischte ihre Seele. Sie war noch nie in einem Cabrio gefahren. Und dann auch noch in einem so teuren. Aber der bittere Preis war dieser widerliche Mann. Immerhin hatte er sich entschuldigt und sie hatte die Entschuldigung nicht angenommen. Geschieht ihm ganz Recht. Vielleicht hatte sie ja seine Männerehre verletzt. Sie wandte den Kopf und sah, dass er sie anstarrte. Hätte sie nur eine Sonnenbrille. Als er ihren Blick begegnete, oder auch nicht, denn durch seine Sonnenbrille war das schwer zu erkennen, grinste er schon wieder. Er kam ihr wie ein Vierzehnjähriger vor. Sie drehte sich ganz schnell wieder um. "Soll ich die Sonnenbrille absetzen, damit du mir besser in die Augen sehen kannst, Schätzchen?" "Sie sollen auf die Straße gucken." "Ich finde dich viel interessanter als die Straße." Sie schnaubte nur und verschränkte die Arme. Typisch Amerikaner. Zorro starrte sie immer noch an. Das, was sie heute trug, war sehr viel besser als der Bademantel ihrer Schwester. Ihr weißer Rock aus samtigem Stoff, wedelte fröhlich im Fahrtwind, wenn auch nicht hoch genug, um etwas zu sehen zu können, das ihn interessierte. Leider war der Rock kein Minirock. Leider... ___________ Tja was die beiden so im Wald machen, könnt ihr im nächsten Kap. lesen XDD Kommis net vergessen ^^ Kapitel 3: You Can't Always Get What You Want --------------------------------------------- ><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><->< Der Wald hatte aufgehört, stattdessen fuhren sie durch immergrüne Wiesen, mit gelben Butterblumen und Flieder. Er bemerkte ihre Begeisterung für die Landschaft und hielt an. "Wir sind da." "Was?!" "Wir bleiben hier." "Wieso?" "Frag nicht, Süße. Steig aus." Warum denn nicht? Wenigstens war hier eine hübsche Umgebung. "Was haben Sie vor?" "Wir picknicken." "Hier?" "Wo denn sonst?" Er stieg aus, öffnete seinen Kofferraum und holte einen Korb voller Leckereien und eine Decke heraus. Sie blieb im Auto sitzen, die Arme immer noch verschränkt. Er achtete nicht darauf. Er breitete die Decke aus und verteilte das Essen. Er hatte sogar Sekt mitgenommen! Auf was wollte er denn anstoßen? Auf seine ungeheuerliche Blödheit? "Jetzt komm endlich, Darling." Erst Schätzchen, dann Süße und jetzt auch noch Darling. Wie viele Kosenamen wollte er ihr noch geben? "Sie vergessen, dass ich nicht freiwillig hier bin." "Nicht?" Entweder war er ein guter Schauspieler oder Nojiko hatte es ihm wirklich nicht gesagt. Schlimmstenfalls würde er denken, sie wäre an ihm interessiert, was sie hundertprozentig nicht war. "Auch egal. Du kannst doch nicht die ganze Zeit im Auto sitzen." "Kann ich wohl." "Dann bleib da." Die ersten zwanzig Minuten hielt sie tatsächlich aus. Aber diese ganzen Schmatzgeräusche... sie hatte noch nicht mal gefrühstückt... Sie seufzte. Benimm dich wie eine Erwachsene... Genau das, was Nojiko immer an ihr bezweifelte. Natürlich war sie erwachsen. Sie leitete selbständig eine große Firma. Sie lebte allein. Sie konnte Verantwortung auf sich nehmen. Nami öffnete die Autotür, was Zorro sehr freute, und setzte sich zu ihm hin. "Sekt?" fragte er sie. "Wasser." "Man, bist du langweilig." "Das ist mein zweiter Vorname." Er lachte leise und schüttete ihr Wasser in einen Plastikbecher. Sie war am verdursten. Sie hielt den Becher an die Lippen und trank ihn bis zur Neige aus. Zorro nahm ihr wortlos den Becher aus der Hand und füllte ihn wieder. "Bedien dich, Süße. Scheinst ja am verhungern zu sein." Sie griff nach dem Brot, brach ein Stück ab und schmierte Marmelade darauf. Marmelade... oh, wie sie diesen Obstkompott liebte... und dann auch noch Erdbeere... Zorro sah ihr zu und wunderte sich, wie viel so ein zierlicher Mensch essen konnte. Gab Nojiko ihr nichts zu essen? Sie aß schon sechs Brote mit Marmelade und es schien, als sei sie immer noch nicht satt. Er verfolgte jede einzelne Bewegung, sah wie sie mit ihren makellosen weißen Zähnchen abbiss und das Beste kam erst noch: Sie leckte die klebrige Flüssigkeit, die an ihren Mundwinkeln war, mit der Zunge ab... Grrr... Er räusperte sich und warf einen dezenten Blick auf seine Hose. Scheiße, er hatte einen fast Ständer! Und nur, weil er ihr beim Essen zusah! Selbst Schuld, Zorro... Selbst Schuld. Hättest sie nicht so begaffen sollen... Er legte seine Hände in seinen Schoß und hoffte so seine Erektion verbergen zu können. Nami war sowieso mit dem Essen beschäftigt und viel zu anständig, um ihm zwischen die Beine zu gucken. Am liebsten würde er sie hier und jetzt überfallen, ihr den Rock hochschieben und sie so nehmen. "Ähm... willst du nicht mal was anderes essen? Es ist schon dein sechste Brot mit Marmelade." "Ich liebe Marmelade... sie ist so süß und... Hey, Sie glotzen mich schon wieder an!" "Schätzchen... du bringst mich um." "Würde ich am liebsten machen." "Dann tu’ s doch." Sie sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an und legte den Kopf ein wenig schief. Ihn töten? Nichts lieber als das, aber sie selbst wusste, dass sie es nur in ihren Fantasien machen würde. Sie war von Grund auf ein anständiger Mensch, auch wenn sie es nie in ihren Gedanken war. Zorro wirkte so angespannt. Lag es an der Marmelade oder was hatte ihn gestochen? "Geht’s Ihnen gut?" Zorro fluchte innerlich. Oh Gott, dieses Mädchen und ihre verdammte Höflichkeit! "Klar." Brachte er mühsam hervor. "Alles klar. Dreh dich um und iss weiter." Einatmen... ausatmen... bleib ruhig... gezwungener Sex bedeutet lebenslang... auch wenn du so hart wie ein Stein bist... ruhig- Nami zuckte mit den Schultern und nahm eine Banane. Oh nein, keine Banane! Langsam schälte sie die gelbe Frucht und biss dann genüsslich rein. Vielleicht war der Richter ja ein Mann... ein junger Mann, genau wie er. Er würde es sicher verstehen, wenn eine Frau eine Banane isst, während er erregt ist und es schon seit zehn Minuten zu verdrängen versucht, dass er keine andere Wahl hat, als sie zu vergewaltigen. Aber vielleicht war die Richter eine Frau, alt und schrullig und das würde ihn erst Recht lebenslang hinter Gitter bringen. "Nami, Darling... tu mir einen Gefallen und dreh dich um. Und nicht von der Banane abbeißen!" fügte er hastig hinzu. "Wieso? Erst wollen Sie, dass ich mit Ihnen picknicke und wenn ich’s endlich tue, dann wollen Sie, dass ich aufhöre." "Du bist eine Frau, du verstehst das nicht." Er hätte ihr den Hals aufgeschnitten, als sie, wahrscheinlich um ihn zu ärgern, wieder von der Banane abbiss. Mit glasigen Augen sah er zu, wie sie mit ihrer Zungenspitze die Frucht liebkoste. "Sie haben einen fetten Ständer, nicht wahr?" sagte sie plötzlich und sah ihn an. Ihr Blick sah nicht mal mitleidig aus. Er war vorwurfsvoll, aber frech. "Du Miststück..." keuchte er. "Das hast du extra gemacht." "Kleine Rache. Für vorvorgestern." "Gut... dann hast du wohl nichts dagegen, wenn ich mich an dir bediene, oder?" Ein Wunder, dass er noch sprechen konnte. "Unterstehen Sie sich!" rief sie und wich zurück. "Gehen Sie von mir aus in einen Busch, aber ich schwöre, wenn Sie sich mir nähern, dann garantiere ich für nichts!" "Siehst du hier irgendwo einen Busch?" Nami drehte sich um, ihre Augen schweiften durch die Landschaft, doch er hatte Recht. Kein Busch, weit und breit. Nur ab und zu ein Baum. "Hier gibt es genug Bäume. Stellen Sie sich dahinter, aber bitte so, dass ich Sie nicht sehe und schreien Sie nicht, wenn es so weit ist." Sagte sie kühl. "Vergiss es." Plötzlich hatte sie eine Idee. Sie nahm sich ein Sektglas, füllte es bis zum Rand mit Sekt und winkte ihn zu sich heran. "Schön langsam. Wenn Sie mich überfallen, zeige ich Sie an." "Ich bin Anwalt, Schätzchen. Ich würde niemals... na ja... vielleicht doch." Langsam kroch er zu ihr hin, bewegte sich wie ein hungriges Raubtier, seine stechend Augen fest auf sie gerichtet. "Langsamer!" befahl sie. Alles. Alles, wenn sie nur ihre schönen Beine für ihn bereit hielt. "Ziehen Sie den Gürtel aus Ihrer Hose." "Weißt du eigentlich, wie sehr mich das ab törnt, wenn du mich siezt?" "Umso besser." Er zog den Gürtel aus seiner Hose und zog den Reißverschluss runter. "Aufstehen." Er stand auf, sie tat es ihm gleich und ging vorsichtig einen Schritt auf ihn zu, das volle Sektglas immer noch in ihrer Hand. "Wehe, Sie gehen einen Schritt auf mich zu. Ich habe mal einen Karate-Kurs belegt." Wenn er sich jetzt vorgebeugt hätte... Moment mal! Warum ließ er sich überhaupt von ihr kontrollieren? War er eigentlich bescheuert? Karate hin oder her. "Sorry, Darling, aber du reizt mich." Er ging einen Schritt auf sie zu, doch was er im nächsten Moment spürte, war nicht ihre Haut, sondern den Sekt auf seinen Schwanz. Er schrie auf, aber nicht vor Lust, wie konnte er auch? Er hatte Sekt auf seiner Hose und überhaupt da, wo er ihn am wenigsten haben wollte. Doch es wirkte. Durch die Ablenkung und dadurch, dass es nun aussah, als hätte er sich in die Hose gepinkelt, verlor er langsam seine Erregung. "Was hast du gemacht?!!!" rief er wütend und zeigte auf den nassen Fleck. "Sie gerettet. Und mich." Sagte sie, als sei es normal jemandem Sekt auf die Hose zu kippen. Und auch noch, wenn er erregt war. "Es hat doch gewirkt, oder nicht?" "Wo hast du denn so ne Scheiße gelernt?" "In der Schule." Sagte sie mit einer gespielten kindlichen Stimme. "Das wird nicht unbestraft bleiben." "Wehe!!" Er setzte sich hin und schüttelte nur den Kopf. "Ich bestrafe dich nicht, wenn du mich endlich duzt." Als wenn er sie bestrafen würde... "Ich will die Strafe." "Wirklich?" "Nein." "Dann sag ‚Zorro’ zu mir?" "Warum?" "Weil ich so heiße?" "Nein, was ist Ihnen so wichtig daran, dass ich sie duze?" "Ich hasse Förmlichkeiten." "Merkt man." "Also, tust du’s?" "Ich überlege es mir. Wollen Sie noch etwas essen?" "Nein, mir ist der Appetit vergangen." Sie räumte die Sachen wieder in den Korb und verschaffte so mehr Platz. "Ich habe aber Durst." Sagte er. "Dann holen Sie sich was." Sie gab ihm den Korb und rückte bis zum Rand der Decke, so dass viel Fläche zwischen ihnen war. "Ich tu dir schon nichts." "Hab ich gemerkt. Bleiben Sie bloß da!" Sie versicherte sich, dass er an seinem Platz blieb und trotz allem, was passiert war, an seinem Sekt schlürfte, dann schloss sie die Augen und ließ sich von der warmen Aprilsonne streicheln. Nojiko liebte Rosen. Rote und Weiße. Vielleicht sollte sie alles in rot und weiß gestalten. Rot für die Liebe und weiß für den Frieden. Ja, das war gut. Auf den Tischen könnte sie einzelne Blütenblätter verstreuen. Sie hatte Nojikos Hochzeitskleid noch nicht gesehen. Wie es wohl aussah? Edel und romantisch oder schlicht und einfach? Nami selbst, hatte es mit dem Heiraten nicht eilig. Sie war erst fünfundzwanzig, aber für Nojiko mit ihren achtundzwanzig, wurde es langsam Zeit. Und wie viele Minuten müsste sie noch mit diesem Mann verbringen? Es war nicht so schlimm wie sie erwartet hatte, aber dass er einen Ständer hatte, beunruhigte sie etwas. Nicht, dass sie sich vor ihm fürchtete... aber sie waren hier allein, niemand weit und breit, außer ein Auto, Blumen und Schmetterlinge. Den kleinen Trick hatte sie von Nojiko. Als sie fünfzehn war und sich bei ihr beschwert hatte, so viele Gaffer zu haben, flüsterte sie ihr den Trick ins Ohr. Aber Nami konnte ja nicht mit einem Wasserschlauch herumrennen. Aber sie hatte immer eine Flasche Wasser dabei und machte die Typen nass. Einmal, ließ sich ein siebzehnjähriger, der sich an ihrem Minirock aufgeilte, nicht abwimmeln und kurzerhand hatte er die Soda Flasche auf seinem Schädel. Gott sei Dank wurde er nicht ohnmächtig, denn dann hätte sie gewaltigen Ärger bekommen, aber er rannte, mit einem Ausdruck von Angst in seinem Gesicht, so schnell wie möglich von dieser Irren weg. Sie betrat das berühmte Land der Träume, fühlte sich geborgen, zwischen der Natur und dem leisen Zwitschern der Vögel und vergaß Zorro und seinen erregten Penis. _________________ Kapitel 4: Don't Take Me for Granted ------------------------------------ ... =_=_=_=_=_=_=_=_=_=_=_=_=_=_=_=_=_=_=_=_=_=_=_=_=_=_=_=_=_= Die Stimme ihrer Mutter hallte in ihrem Kopf wieder. "Liebes... pass gut auf dich auf. Und hör auf Nojiko." Sie hatte ihrer Mutter nur einen fragenden Blick zugeworfen und ihre Puppe fallen lassen. "Warum denn, Mama?" Tränen stiegen in den Augen von Katrin auf und sie küsste ihre kleine Tochter. Wo bin ich? Fragte sich Nami. "Ich liebe dich, meine kleine Nami. Vergiss das nicht, ja? Vergiss das niemals." "Ich hab dich auch lieb, Mum... aber... wo willst du hin?" Katrin beantwortete diese Frage nicht. "Versprich mir ein starkes Mädchen sein. Lass dich niemals von bösen Männern reinlegen." "Aber du weißt doch, dass ich keine Jungs mag! Die schubsen mich immer." "Dann schubs sie zurück. Sie haben kein Recht, so ein liebes Kind wie dich zu ärgern." "Darf ich sie auch treten?" "Nur wenn sie dich zum Weinen bringen." Nami beobachtete sich selbst, wie sie als kleines neunjähriges Mädchen ihrer Mutter nachlief. Hörte ihre eigenen verzweifelten Schreie. Nein... Nein! Nein! Ich will das nicht sehen! Nein! Sie schlug die Augen auf und sah Zorros Kopf, nur wenige Zentimeter von ihrem Gesicht entfernt. Er hatte sich nur über sie gebeugt und wollte nachsehen, ob mit ihr alles in Ordnung war. Sie hatte im Schlaf geredet. Okay... so nah hätte es nun auch nicht sein sollen und von noch einem Kuss hätte er sich schwer abhalten können. Ihre Hand schnellte hoch und klatschte ihm auf die linke Wange. Sie hatte ihn geohrfeigt. "Sind Sie noch zu retten?!" schrie sie, schubste ihn von sich weg und richtete sich selbst auf. "Du hast im Schlaf geredet, Nami." Sagte er und betastete die schmerzende Stelle. "Kein Grund mich im Schlaf zu überfallen!" "Hatte ich gar nicht vor." "Lügner!" rief sie wütend. "Sie Idiot! Lüstling! Soll ich Ihnen noch mal Sekt auf ihren Schwanz kippen? Oder lieber auf Ihren Kopf, damit Sie endlich zur Vernunft kommen?!" Er sah plötzlich nicht mehr aus, wie jemand, mit dem man spaßen konnte. Seine dunklen Augen stierten sie böse an und es versetzte ihr einen unangenehmen Schauder, der kalt und zittrig an ihrem Rücken herunter lief. "Ich habe mir nur Sorgen um Miss Ich-Ohrfeige-Männer gemacht!" Er packte den Korb, zog an der Decke auf der sie noch saß. Sie machte es ihm leichter, indem sie aufstand und wegging. An seiner linken Wange zeichneten sich langsam ihre Finger ab. Sie hatte wirklich kräftiger zugeschlagen, als sie wollte, doch es tat ihr nicht im Mindesten leid. "Steig ein!" blaffte er sie an. Nichts lieber als das. Sie ließ sich auf den weichen Ledersitz fallen und sofort fuhr Zorro wie ein Verrückter los, noch bevor sie die Autotür schließen konnte. "Die Tür ist nicht zu!" rief sie entsetzt und eine leichte Spur von Panik lag in ihrer Stimme. "Dann mach sie zu." "Wenn Sie langsamer fahren würden..." Er machte eine Vollbremse und sie konnte nur von Glück reden, dass sie es geschafft hatte, sich vorher anzuschnallen. Sie machte die Tür richtig zu und sah ihn wütend an. Seine Hände krallten sich um das Lenkrad und er fuhr, als wären sie in der Formel 1 und er Michael Schuhmacher. Vielleicht hätte sie sich ja entschuldigen können. Aber erst war er dran. Tzz... eine Frau im Schlaf überfallen... Sie wusste, dass er dreist war, aber so etwas hätte sie ihm nicht zugetraut. Wie man sich doch täuschen kann... Würde er ihre Entschuldigung überhaupt annehmen? "Die Ohrfeige tut mir leid..." sagte sie, als sie es vor Schuldgefühlen nicht mehr aushielt. Zorro grummelte nur etwas, das sie nicht verstand und machte Musik an. Zu ihrer Überraschung hörte er nicht Rap, sondern die Rock und Pop. Passt gar nicht zu ihm... Sie hörten ‚Killing me Softly’, eins von Namis Lieblingsliedern. Schön, wenn er immer noch schmollte, dann sollte er ruhig weiterschmollen. So vermied sie wenigstens idiotische Gespräche mit ihm. I heard he sang a good song... I heard he had a style… Zorro sah sie kurz an, als er leise, aber dennoch hörbar, ihre Stimme hörte. Sie sang das Lied mit geschlossenen Augen und sie konnte singen. Er drehte die Lautstärke hoch, was ein Fehler seinerseits war, denn nun grölte Nami lauter mit. Killing me softly with this song... killing me softly… oh… Als ihre Blicke sich begegneten, lachte sie und sagte, er solle doch mitsingen. Er sah sie nur missbilligend an und richtete seinen Blick wieder auf die Straße. So leicht würde sie es nicht haben. Eine Ohrfeige war eine Ohrfeige. Und ein Zungenkuss ist ein Zungenkuss. Blödes Gewissen. Sei endlich ruhig! "Entschuldigung angenommen." Sagte er laut, sah sie aber nicht dabei an. "Was?" "Entschuldigung angenommen!" Er drehte die Musik leiser. "Oh... gut." Das Lied war zu ende und es folgten noch mehr Schmuselieder. Schmuselieder? "Nichts gegen Ihren Geschmack, aber... so etwas hören Sie?" "Wieso nicht?" "War nur ne Frage..." Er wechselte das Thema. "Von wem hast du geträumt, Süße?" Aha, er gab ihr schon wieder Kosenamen. Demzufolge war er nicht mehr sauer auf sie. Komisch, dass es sie erleichterte. "Nicht von Ihnen, Zorro." Aha, sie ärgerte ihn schon wieder. Demzufolge war sie nicht mehr sauer. Aber sie selbst hatte seine Entschuldigung nicht angenommen... Biest. "Sag mal ehrlich." "Von meiner Mutter." Antwortete sie zögernd. "Heimweh, was?" "Sie ist tot." Sie sagte es in einem ganz anderen Ton, als sonst und sofort hätte er seine Worte rückgängig gemacht. Fettnäpfchen, wo bist du? "Tut mir leid." "Nein... nein, ist schon okay. Aber wissen Sie, was sie mir mal gesagt hat? Ich solle mich vor bösen Männern in acht nehmen und ich dürfte sie auch treten und hauen, wenn sie mich ärgern." Sie beugte sich nach vorne und drehte den Kopf zur Seite, um ihre Fingerabdrücke auf seiner Wange zu sehen. "Sie sehen... ich habe nur auf sie gehört." "Aber natürlich." Zufrieden streckte sie sich und er beobachtete ihren Brustkorb, der sich dabei hob. Darunter müssten große, fleischige Bällchen sein. Mmh... "Wenn Sie schon glotzen, dann tun Sie es bitte unauffällig." Bemerkte sie und drehte sich von ihm weg. "Ich war nur scharf auf ein bisschen Sekt. Mein-" "Ersparen Sie mir die Einzelheiten." "Wirst du etwa davon rot, Darling?" "Nein, nur wütend." "Dürfte ich sie anfassen? Nur ganz kurz. Deine Brüste haben mich ja schon kennen gelernt, also besteht keine Gefahr, dass…" "FINGER WEG!" Grinsend legte er seine Hand wieder auf das Lenkrad. Einfach putzig die Kleine... "Wenn Sie das noch mal machen, dann..." sie fuchtelte mit ihren Armen herum, fand keine gerechte Strafe für sein Benehmen und ließ sie schließlich wieder sinken. Zorro lachte und sie bemerkte, dass seine Augen dabei leuchteten. Oder war es nur die Sonne, die sich darin spiegelte? Das kalte Braun, dass darin lag, schien zu schmelzen. Den Rest der Fahrt schwiegen sie größtenteils und sie achtete darauf, dass seine Hände blieben, wo sie sein sollten. Ebenso seine Blicke. So ein widerlicher Gaffer. Und dann geilte er sich auch noch an ihr auf. Erleichtert stieg sie aus dem Wagen, als er vor Nojikos Haustür hielt. "Moment, Schätzchen." "Was?!" "Womit hat Nojiko dich eigentlich erpresst, damit ich die Ehre hatte den Tag mit dir zu verbringen?" "Sie wollte mir keinen Nachtisch geben." Sagte Nami, schlug die Autotür zu und ging die Veranda hinauf. "Du lügst doch! Hey, Nami! Nami!" Doch wieder schlug sie ihm die Tür vor der Nase zu, aber nicht ohne ihm die Zunge raus zu strecken. Und so eine Frau war fünfundzwanzig. Nami wurde von Nojiko nahezu empfangen. Sie stand im Flur und hatte nur auf den Moment gewartet an dem ihre Schwester rein kam. Sie bombardierte sie mit Fragen, doch Nami machte sich keine Mühe auch nur eine davon zu beantworten. "Hat es dir gefallen? Er ist doch gar nicht so schlimm oder? Was habt ihr gegessen? Zum Glück hattet ihr gutes Wetter! Wie war es denn im Park?" "Wir waren nicht im Park." "Nicht? Auch gut. Wo wart ihr?" "In der Einöde, wo nur ein paar Bäume standen." "Wie schön! Und über was habt ihr euch unterhalten?" "Der Scheißkerl hatte einen Ständer!" "Das ist ja toll- WAS ?!!" Grimmig lächelnd ging Nami in die Küche, öffnete den Kühlschrank und fand ein Stück Marmorkuchen. Nojiko folgte ihr und es war schwer aus ihrem Blick zu deuten, ob sie belustigt oder entsetzt war. "Er war hart wie ein Stein." Fuhr Nami fort. "Hast du mit ihm geschlafen?" "Natürlich nicht!" Sie biss vom Kuchen ab. "Ich hab ihm Sekt über seinen schmutzigen Schwanz geschüttet." "Nami!" "Was? Das hast du mir selbst geraten." "Aber... aber das war, als du sechzehn warst!" "Fünfzehn." Berichtigte sie. "Egal! Du bist zehn Jahre älter!" Nojiko vergrub ihr Gesicht in ihren Händen und schüttelte fassungslos den Kopf. "Wie hat er reagiert?" "Wen meinst du? Den Schwanz oder Zorro?" "Nami Johnson!" "Okay, okay!" sagte Nami ungeduldig. "Sein Schwanz hat sich abgeregt und er hat sich aufgeregt, zufrieden?" "NEIN! "Egal, ich hab gemacht, wozu du mich gezwungen und erpresst hast. Er betritt bis zur Hochzeit nicht mehr das Haus, ja?" Ihre Schwester lächelte sie ganz komisch an. "Sag nicht, dass... hast du es ihm vergessen zu sagen?" "Ähm... anscheinend..." "Nojiko!" "Was regst du dich so auf? Morgen sag ich’s ihm." "Ruf ihn an und sag es ihm noch HEUTE!" "Dann sagst du es ihm." "Nein." "Dann musst du bis morgen warten." "Du willst wirklich, dass jemanden, der sich an deiner kleinen Schwester aufgeilt, während sie nur Marmeladenbrötchen ist, in dein Haus lassen?" "Ja." "Ich musste ihn einen ganzen Tag ertragen! Allein! Außerdem hat er mich vorvorgestern einfach so geküsst! Ist das bei euch normal?" "Äh... nein, aber... vielleicht bist du nicht ganz unschuldig an der Sache." Nojiko tat, als wäre es gleichgültig, doch die Sache interessierte sie brennend. Nami war eigentlich ein braves Mädchen. Aber wie es schien hatte sie es faustdick hinter den Ohren... "Ich... ich hab nur die Tür aufgemacht. Und ihn nicht rein gelassen." "Da siehst du’s." "Ist das ein Grund mir die Zunge in den Hals zu stecken?" rief sie wütend. "Nein, natürlich nicht. Küsst er denn gut?" "Das ist mir scheißegal!" Nojiko grinste ihre kleine Schwester verschmitzt an. "Es ist mir aber wichtig, dass sich meine Trauzeugen gut miteinander verstehen! Wenn du heiratest- " "Nojiko, hör auf." Sagte Nami und steckte sich den letzten Bissen in den Mund. "Du hast dich nicht an das gehalten, was du mir gesagt hast, also ist das Grund genug, sauer auf dich zu sein." "Zorro ist sehr nett." "Tolles Argument." "Nami, es tut mir leid, aber ich dachte, dass du, wenn du ihn näher kennen lernst, ihn dann magst... na ja... du magst ihn doch. Oder?" "Nein, ich kann ihn bis aufs Knochenmark nicht ausstehen, weil er gafft, sein Charakter nicht zu seinem Aussehen passt und arrogant ist! Und vergiss nicht seinen Ständer!" "Aber ansonsten ist er doch... nett..." Nami schnaubte laut und ging aus der Küche, Nojiko dicht hinter ihr. "Und... äh... du hast doch am 1. Mai Geburtstag... ich kauf dir ein schönes Geschenk." "Du bestichst mich." "Aber ich habe mich entschuldigt." "Könntest du mich jetzt bitte alleine lassen?" Sie standen vor dem Gästezimmer, indem Nami schlief, solange sie bei Nojiko war. "Es ist erst fünf Uhr. Willst du schon ins Bett?" "Nein, ich will mich verkriechen und mir meine Augen rausheulen. Natürlich will ich nicht ins Bett!" "Gut. Ich ruf dich dann zum Essen." "Tu das." Sie setzte sich auf das Bett und dachte über ihren Traum nach. Es war lange her, dass sie von ihrer Mutter träumte. Komisch, dass es gerade jetzt passiert war. Das Telefon klingelte und Nojiko redete so laut, dass sie hörte, dass es Zorro war, der an der anderen Leitung war. Langsam fragte sie sich, wer noch ein Kind war. So etwas hätte selbst sie nicht gemacht. Hoffentlich erzählte ihm Nojiko nicht das, was Nami ihr gerade gesagt hatte. "Mmh, da hast du Recht, Zorro! Nami hat mir heute so etwas erzählt…" Das reichte! Als hätte sie Hummeln im Hintern, sprang Nami auf und rannte nach unten, gerade noch rechtzeitig um Nojiko abzuwürgen. Sie riss ihr den Hörer aus der Hand (ein Glück, dass es ein Kabelloses Telefon war) und verschwand wieder nach oben. "Nojiko? Nojiko, bist du noch da?" "Nein, Nojiko ist nicht mehr da." Brummte Nami und schloss die Tür hinter sich. "Nami?" "Mmh." "Nojiko hat mich gerade zu deinem Geburtstag eingeladen." Das kann doch nicht... "Ich lade Sie hiermit wieder aus." "Sei doch nicht so ein Spielverderber, Schätzchen. Du weißt doch, dass ich nicht auf dich höre. Ich kann auch Sekt mitbringen... den könnten wir beide ganz allein trinken." "Nein, danke, ich verzichte. Ich bitte Sie, nein, ich will, dass Sie sich bis zu Nojikos Hochzeit nicht mehr bei uns blicken lassen." "Warum?" "Ich überlebe Ihre Existenz nicht." "Ich nerve dich?" "Nein, ganz und gar nicht..." sagte sie ironisch. Er schien zu überlegen. "Na gut... aber unter einer Bedingung." "Kommt ganz drauf an." Erwiderte sie und öffnete das Fenster. "Ich darf auf deine Geburtstagsparty." "Ich feiere nicht." "Trotzdem. Ich darf an deinem Geburtstag zu dir." "Warum?" "Ich darf, ja?" Er benahm sich wie ein kleines Kind. Aber Nojiko feierte am fünfzehnten Mai und dann würde sie Zorro fast einen ganzen Monat nicht sehen. Der Gedanke daran ließ sie freudig lächeln. Ein Monat... und dieser eine Tag. Was soll’s. "In Ordnung. Wenn Sie wissen, wann ich Geburtstag habe." "Nein, aber du sagst es mir." "30.04." An ihrem Geburtstag wollte sie ihre Ruhe und niemanden, der sie mit ihren billigen Sprüchen nervte. "Bin da." "Und ich will Sie nicht vorher sehen!" "Okay." "Gut." Sagte sie langsam. "Dann sind wir uns ja einig." "Bis dann, Darling." Er machte ein Kussgeräusch am Telefon und sie hielt es angewidert von sich weg. _______ Kapitel 5: Beautiful Things --------------------------- °°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°° Am anderen Ende der Leitung hielt Zorro immer noch das Telefon in der Hand. Sie wollte ihn also zwei Wochen nicht mehr sehen. Schulter zuckend nahm er sich eine Zigarette, die er sonst nicht rauchte, und zündete sie an. Er hatte seit Jahren mit dem Rauchen aufgehört, doch einmal im Monat überkam es ihn und dann konnte es schon mal drei Zigaretten am Tag geben, obwohl er den Gestank des Rauchs hasste. Er war kein schlechter Mensch, obwohl er wusste, dass Nami es von ihm dachte. Brauchte sie nicht auch mal Abwechslung? Sie kannte die Arbeit als Anwalt nicht. Seinen Mandanten gegenüber, war er immer sehr höflich und förmlich. Denn wer wollte einen Anwalt, der jemanden mit "Hey, Alter, was geht?" begrüßte? Zorro mochte seinen Job zwar, doch er fand, man sollte es nicht so ernst mit der Höflichkeit nehmen. Leider war er der einzige in der Kanzlei, der so dachte. Er sog den Rauch tief ein, ließ ihn für ein paar Sekunden in seiner Lunge, bis er ihn heraus blies. Außerhalb der Arbeit war er locker und nicht so angespannt, da konnte es schon mal sein, dass er ein bisschen... überdreht war. Aber das war nun mal seine Art. Wenn er ein schlechter Mensch wäre, dann hätten ihn Nojiko und Ace wohl kaum als Trauzeugen auserwählt. Verwirrt drückte er die Zigarette in den Aschenbecher. Jetzt machte er sich auch noch Vorwürfe für sein Verhalten, nur weil eine temperamentvolle Frau ihn zwei Wochen nicht sehen wollte. Da fiel ihm etwas ein. Er holte das Telefon und wählte Nojikos Nummer. "Ja, Hallo?" meldete sich eine Frauenstimme. "Nojiko? Hier ist Zorro." Sagte er. "Zorro! Oh Gott, es tut mir so leid, aber Nami ist heute etwas schlecht gelaunt..." "Kein Problem. Wie wäre es, wenn ich euch heute einlade? Sie will mich ja für eine Weile nicht mehr sehen, da dachte ich, dass ein kleines Abschiedsessen, angebracht sei." "Ähm... ich weiß nicht. Sie ist schon sauer auf mich. Aber wir würden sehr gerne mit dir Essen gehen." "Okay... treffen wir um acht bei Tiffany’ s?" "Ist gut." "Ach ja. Sag Nami bitte nicht, dass ich auch da bin." "Ich weiß wirklich nicht, warum sie dich nicht leiden kann." "Sie wird schon ihre Gründe haben." Als sie sich verabschiedet hatten, lächelte Zorro zufrieden. Er würde sie noch heute rumkriegen. Das Tiffany’ s war ein schickes, nobles Restaurant. Er würde schon dafür sorgen, dass die Zeit ohne ihn, schmerzhaft für die kleine Nami sein würde... Drei Stunden später saßen sie an einem Fensterplatz in Tiffany’ s und studierten die Speisekarten. Klassische Klaviermusik gab der Atmosphäre ein besonderes Flair. Natürlich war Zorro noch nicht aufgetaucht, denn dann hätte Nami dieses Restaurant nie betreten. Die Tische waren aus Tropenholz gebaut und als Dekoration dienten eine samtweiße Tischdecke und eine Vase mit weißen Rosen. Über jedem Tisch hing ein kleiner Kronleuchter, der mit den zwei Kerzen, die auf dem Tisch standen, romantisches Licht spendete. Die Stühle hatten eine hohe Rückenlehne und die Sitze waren aus Leder. Nami nahm eine der Rosen aus der Vase und roch daran. Bei dem süßen Duft schloss sie wonnig die Augen und genoss den Augenblick. Sie hatte ein schwarzes Cocktailkleid an, das ihr hervorragend stand und ihre Haare hatte sie hochgesteckt. Ihren Hals schmückte sie mit einem goldenem Medaillon, ein Erbstück ihrer Mutter. Nojiko trug ein cremefarbenes Kleid, dass sie das letzte Mal in der Oper an hatte und Ace hatte selbstverständlich einen Anzug angezogen. Es herrschte eine lockere Stimmung und sie unterhielten sich über die Hochzeit. Noch wusste Nami nicht, was sie an diesem Abend noch erleben würde. Gut oder schlecht, das war Ansichtsache. Oder Stimmungssache. "Haben Sie schon gewählt?" fragte der Ober höflich und hielt Stift und Papier bereit in der Hand. "Ähm... seid ihr schon fertig?" Nami sah Ace und Nojiko an. Sie musste sich erst einmal mit dem französischen auseinandersetzen. Und was bitteschön hieß 'boeuf'? "Ich fürchte nein." Seufzte Nojiko. "Aber wir können schon mal was zu trinken bestellen..." Sie warf einen kurzen Blick auf die Getränkeliste. "Mir ist nach einem Rotwein. Euch auch?" Sie nickten, Nojiko bestellte einen Lieblichen und sie studierten weiter die Speisekarte. Coq au vin... was zum Teufel war das noch mal? War das nicht Huhn? Wenn sie nur ein Wörterbuch hätte... Das einzige was Nami wieder erkannte war Mousse au chocolat... Und das mochte sie nicht, weil es viel zu süß war. Sie kramte in ihrem Gedächtnis herum. "Nojiko? Kannst du französisch?" "Nein." Sagte ihre Schwester, ohne die Augen von der Karte abzuwenden. Sie schossen von links nach rechts. "Hast du ein Problem, Nami?" "Wie kannst du das dann alles lesen?" "Ich habe die englische Karte, du Trottel." "Schatz!" flüsterte Ace beschwichtigend. "Oh..." Nami klappte die Karte zu und sah auf die Aufschrift. 'Carte Francaise' Sie rief den Ober, der ihr dann eine englische Karte gab. Am liebsten hätte sie eine deutsche gehabt, obwohl ihr englisch wirklich beneidenswert gut war. "Wen hast du eigentlich alles zur Hochzeit eingeladen?" Sogar mit ihrer Schwester sprach sie englisch. Angewohnheit. "Oma Elise und Opa Heinrich?" "Mmh, die auch, aber ich fürchte die sind ein bisschen zu alt für das Flugzeug. Und da wäre noch Tante Emma, Tante Lisa, Onkel Peter, Onkel Tom, Vivi-" "Doch nicht Vivi!" Nami konnte ihre Cousine nicht leiden, seit sie ihr vor wenigen Jahren den Freund ausgespannt hatte. Sie hatte auch Recht dazu. Sie nicht zu leiden, natürlich. "Soll ich dir nun sagen, wer alles kommt, oder nicht?" "Ja, ja..." "Auf jeden fall alle Verwandten, auch die von Dad, dann noch meine Freundinnen und Freunde. Und dazu gehört auch Zorro." Fügte Nojiko andächtig dazu und warf ihrer Schwester einen viel sagenden Blick zu. "Soll ich dazu was sagen?" erwiderte diese im spöttischen Ton. "Zorro hat es bestimmt nicht so gemeint, als er dich geküsst hat." Sagte Ace und Nami blickte ihre Schwester böse an. Aha, sie hatte es ihm also erzählt. Olle Petze. Doch aus irgendeinem unerfindlichen Grund sah Nojiko gar nicht beleidigt oder selbstzufrieden aus. Nein, sie grinste Nami plötzlich breit an, als hätte sie eine Banane quer im Mund. Das Wort Banane erinnerte sie unwillkürlich an etwas, an das sie nicht denken wollte. Mist. Nojikos Grinsen wurde breiter und breiter und mittlerweile hätten bestimmt zwei Bananen in ihren Mund gepasst. Auch Ace grinste, aber es war ein anderes grinsen. Nicht so verschmitzt und fies, wie das seiner Verlobten. Im nächsten Moment fühlte Nami Lippen an ihrem Ohr, die zärtlich ihr Ohrläppchen streiften und dann "Guten Abend, Darling." hauchten. Hätte sie Messer und Gabel gehabt, hätte sie es bloß gehabt. Das Messer würde sie Nojiko ins Herz rammen und mit der Gabel die Lippen dieses Mannes aufspießen. Zorro setzte sich neben sie, lächelte sie an, so als hätten sie nie eine Abmachung und begrüßte die anderen Anwesenden. Oookay... okay, okay… ihr spielt falsch, also spiele ich auch falsch... sei erwachsen, benimm dich, lächle und sei fröhlich, Nami. "Wie geht´s euch?" fragte Zorro und bekam gute Zustände zu hören. "Süße, hast du was dagegen, wenn ich mir deine Speisekarte ausleihe?" Augen ausstechen, in den Schwanz treten, anschreien. "Aber nein, Schatz." Sie zwang sich zu einem lächeln und gab ihm die Speisekarte. "Hier, bitteschön." Was zum Teufel machen Sie hier?!?!?! Er hatte sie ein wenig überrascht angeschaut, sonst aber keinen Ton zu ihrem Verhalten gesagt, das mehr als merkwürdig war. Nojiko und Ace tauschten besorgte Blicke. Ace´ Hand griff nach ihrer und drückte sie beruhigend. Er wusste, dass Nojiko Angst hatte, dass Nami etwas unüberlegtes und peinliches tat, aber sie machte sich selbst damit verrückt. Sie bestellten ihre Gerichte und Zorro unterhielt die anderen mit ein paar Geschichten aus der Kanzlei und dem Gericht. "Und dann rennt sie doch tatsächlich heulend raus!" Sie lachten, alle außer Nami, die nur an ihrem Glas Wein nippte. "Die Verhandlung musste für eine halbe Stunde unterbrochen werden, weil man sie erst einmal suchen musste! Und sie war die wichtigste Zeugin von allen! Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie nervös mein Mandant war. Er war unschuldig und diejenige, die es beweisen konnte, lief weg!" Ace schüttelte lachend den Kopf. Nami war Zorro einen Seitenblick zu, sah seine strahlenden Augen, während er erzählte und für einen Augenblick vergaß sie, dass sie ihn hasste… okay, nicht mochte. Aber leider hielt der Augenblick nicht lange an und Wut sprühte aus ihren Poren. Sie hoffte ein paar Tropfen würden ihn berühren, aber er erzählte fröhlich weiter. Seine Haare hatte er hochgegelt und er sah aus wie ein Teenager, der nichts in einem solchen Restaurant zu suchen hatte, doch sein Anzug wischte diese Zweifel beiseite. Sie wusste noch nicht, wie böse sie auf Zorro war, suchte und suchte, gelang immer tiefer in etwas, von dem sie sicher war, dass es der Hass auf diesen Mann war. "Nami, erzähl doch mal von deiner Blumenfirma!" sagte Nojiko lächelnd. "Ich züchte blaue Rosen." Sagte Nami und genehmigte sich einen viel zu großen Schluck Wein. "Sie sind sehr selten und ich besitze einige der wenigen Anlagen auf der ganzen Welt." "Lass mich raten... Johnson?" riet Zorro. "Mmh, genau." Sie Idiot! Sie blödes Schwein! "Hier in Amerika gibt es auch ein paar Firmen von mir, aber ich leite nur die in Deutschland." "Wer leitet die Firmen hier?" Er schien doch tatsächlich interessiert zu sein! "Ich weiß ihre Namen nicht auswendig." "Dann muss es ja eine sehr erfolgreiche Firma sein." "Ist sie." "Gut zu wissen, dann weiß ich ja, wo ich demnächst meine Blumen kaufe." Er zwinkerte sie an, doch sie schien nicht im Mindesten interessiert ihm zurückzuzwinkern, geschweige denn, ihm eine freundliche Miene zu schenken. "Erzähl mir mehr von dir, Schätzchen." "Okay, wenn Sie darauf bestehen." Sagte sie langsam. "Ich hasse Männer, die gut aussehen, dafür aber einen beschissen Charakter haben. Ich hasse Männer, die Frauen überrumpeln, sie betatschen, angaffen, steif werden, wenn…" "Äh... das reicht." Sagte Nojiko, nahe am Rande des Wahnsinns. Nami, ich weiß, dass du ihn nicht ausstehen kannst. Aber musst du es ihm so deutlich zeigen? "Nein, nein, ich finde das ziemlich interessant." Meinte Zorro grinsend. "Was wollen Sie noch wissen, Zorro?" fragte sie in einem übertrieben höflichen Ton. "Was magst du denn für Männer?" "Nun... ich mag Männer die höflich sind, Frauen Respekt erweisen, Männer, die sich beherrschen können, das heißt, dass sie nicht gleich..." Ihre Stimme senkte sich ein wenig. "...steif werden, wenn sie einer Frau beim Essen zusehen. Aber sie haben einen Vorteil: Sie regen sich schnell ab, wenn man ihnen Sekt über ihren... Penis schüttet." Ace lockte es wieder ein Lachen aus dem Hals, doch Nojiko und Zorro schwiegen betreten. "Wusste gar nicht, dass du so viel Humor hast, Nami." "Danke, Ace, ich habe eine besondere Begabung zu... Sarkasmus. Wenn man das so nennen kann." Der Ober kam mit ihren Bestellungen, nahm weitere entgegen, darunter vier Schnäpse und verschwand wieder. Nami war der Appetit vergangen seit Zorro aufgetaucht war und sie stocherte lustlos in ihrem Kartoffelgratin herum. "Nami, wenn es dich einwenig erleichtert... ich bezahle das Essen hier." Bemerkte Zorro. "Mich erleichtern? Das macht mich restlos glücklich! Ober? Ich möchte gerne noch vier Martini! Ich hoffe, Sie haben genug Geld dabei." Sagte sie an Zorro gewandt. "Nami, kommst du mit auf die Toilette?" fragte Nojiko und sah sie verschwörerisch an. "Ich muss nicht." Ignorieren, ignorieren. "T o i l e t t e, Nami." "Ich muss nicht, Nojiko." "T-o-i-l-l-e-t-t-e." "Toilette, wird nur mit einem ‚l’ geschrieben." Dieses Mädchen strapaziert meine Nerven! , dachte Nojiko erhitzt und stand auf, um alleine zu gehen. Ihre Schuhe klackerten auf dem Holzboden und sie versuchte elegant und graziös zu wirken, was angesichts der kleinen Wut, die sie auf Nami hatte, sehr schwer war. Eine Dame konnte gerade gehen, wie eine Säule (Säulen und gehen?), aber wenn sie nicht lächelt... Nojiko stieß die Tür der Damentoilette weit auf, stützte sich auf das Marmorbecken und holte tief Luft. Ihre Hochzeit wäre ruiniert und ein Desaster, wenn ihre kleine Schwester sich genauso benahm wie heute. Das konnte sie nicht zulassen. Sie ließ sich nichts ruinieren, nicht ihren schönsten Tag im ganzen Leben. Nicht, weil eine fast sechsundzwanzigjährige Frau jemanden nicht leiden konnte und ihn dann übelst beleidigte. Nojiko war anders als Nami. Sie sah nicht nur optisch anders aus, sie verhielt sich auch anders. Nami hatte kurze, orangene Haare, die an den Spitzen leicht gelockt waren. Sie hatte braune Augen, die so doll hervorstachen, dass es jeden Mann umhaute, wenn er sie ansah. Sie hatte einen schönen, wohlgeformten Busen, schmale Hüften, dafür lange, lange Beine. Nojiko hatte etwas welligere, blaue Haare, dunkelblaue Augen und eine viel weiblichere Figur als Nami. Ihr Busen war ein Traum und ihre Kurven ebenso. Sie wusste, dass sie gut aussah, aber sie wusste auch, dass ihre Schwester auch hübsch war. Vielleicht ein klein wenig hübscher, aber ihre temperamentvolle, schnell aufbrausende Art machte sie sehr unbeliebt. Nojiko dagegen war ruhig und beherrscht. Sie warf einen kritischen Blick auf ihr Spiegelbild. Ihre Wangen waren rot und ihre Haut war etwas fettig. Egal. Wenn die Johnson Schwestern etwas gemeinsam hatten, dann war es ihre gleichgültige Art, wie sie aussahen. Denn egal wie sie aussahen, sie bekamen immer Komplimente. Die Tür ging auf und zwei Frauen, nach ihren Falten waren sie mindestens sechzig. Sie unterhielten sich über ihre Enkelkinder, was Omas immer taten und klangen sehr stolz. "Meine kleine Loreley kann schon laufen! Sie ist so putzig und ein kleines Zähnchen kriegt sie auch schon!" seufzte die eine und puderte sich ihr Gesicht. "Mein jüngster lernt gerade lesen! Er macht das für sein Alter so gut!" Nojiko atmete noch einmal tief ein und ging schließlich aus der Damentoilette. Sie war sich nicht sicher, ob sie noch sauer auf Nami sein sollte, denn eigentlich war sie es, die sauer sein sollte. Sie hatte sich schon wieder nicht an das gehalten, was sie ihr gesagt hatte. Vielleicht brauchte Nami nur ein bisschen Zeit, um sich an Zorro zu gewöhnen. Sie näherte sich ihrem Tisch und hörte wie Ace gerade seinen Lieblingswitz erzählte. Sie kannte ihn schon in- und auswendig, trotzdem war er immer wieder lustig. Ein warmes, wohliges Gefühl strömte durch ihren Körper, als sie an ihren Verlobten dachte. Wie sie ihn liebte... Sie setzte sich neben ihn und legte eine Hand auf sein Knie. Er sah sie verliebt an und sie küssten sich lange. Nami sah den beiden fast neidisch zu. Sie waren so glücklich. Man konnte es nahezu fühlen, wie sehr sie sich liebten. Und sie saß hier neben einem Macho, der nichts und wieder nichts von der Liebe und den Gefühlen verstand, sie verachtete, verabscheute, demütigte. "Wie war’s auf dem Klo?" fragte Ace grinsend. "Nicht so schön, wie mit dir." Antwortete Nojiko und küsste ihn noch einmal. Ja, oh ja, diesen Mann wollte sie heiraten. ______________ Kapitel 6: What Could Have Been ------------------------------- Immer noch im Restaurant... ~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~>>> Die Schnäpse, die Zorro und Nami bestellt hatten, waren schon da und die anderen hatten die kleinen Gläser schon geleert, nur vor Nojiko standen noch zwei volle. "Sind die für mich?" fragte sie und nahm den Martini in die Hand. "Blöde Frage." Sagte Nami. "Hilfst du mir, Schwesterchen?" "Was gibst du mir denn?" "Beides." "Willst du mich betrunken sehen?" Nojiko lachte. "So schnell macht dich schon nichts betrunken." Wenige Sekunden später kippte Nami beides herunter und schüttelte sich bei dem Geschmack. Schnaps konnte jetzt nicht schaden. Sie war ohnehin leicht beschwipst. "Pass auf, Süße, sonst kannst du nachher nicht mehr stehen." Flüsterte Zorro. "Passen Sie auf, sonst haben Sie gleich ein Körperteil weniger." Sie aßen weiter und die Stimmung entspannte sich ein wenig, was vielleicht nur daran lag, dass Nami angetrunken war und lieber den Mund hielt, bevor sie irgendetwas sagte, dass sie eigentlich nicht wollte. Oh Gott, ihr war schlecht. Sie hatte schon immer nicht so viel vertragen können... das Limit hatte sie schon geknackt... Sie stand zittrig auf und nuschelte irgendetwas, von wegen auf Toilette gehen. Leider war sie noch nie hier, ging geradezu auf den Ausgang zu, was sie eigentlich auch wollte und wurde von Zorro verfolgt. Verfolgt? Rannte er ihr nicht nach? Sie wusste es nicht. Draußen angekommen roch sie an der frischen Abendluft, die über der Innenstadt lag und in dem sicheren Gefühl, dass sie niemand sehen konnte, wankte sie weiter. Im Restaurant hatte sie sich beherrschen müssen. Sie hörte eine Stimme, die ihren Namen rief, wollte sich aber nicht umdrehen, um zu sehen, wer es war, taumelte blind weiter. Sie lehnte sich an eine Straßenecke und versuchte ihren Kopf wieder frei zuschalten. Du bist nicht betrunken... dir ist nur schwindelig... Als Nojiko noch auf dem Klo war hatte sie noch einmal drei Martini bestellt, doch weder Ace noch Zorro wollten noch einen. Sie hatte nur mit den Schultern gezuckt und kurzerhand alle drei getrunken. Nicht kotzen... Eine Gestalt, zuerst verschwommen, kam auf sie zu. Erst als sie vor ihr stand, erkannte sie Zorros Gesicht. Diesen Idioten. Er war außer Atem und sie fragte sich warum. So weit war sie gar nicht gelaufen. Falls sie überhaupt gelaufen war. "Bist du bescheuert?" fragte er, als er einigermaßen Luft geholt hatte. "Das hier ist doch nicht die Toilette!" "Weiß ich." "Was machst du dann hier?" "Weiß nicht." Er packte sie an den Schultern und rüttelte sie einmal durch. Sie bekam Kopfschmerzen. "Du bist betrunken! Weißt du eigentlich, wie gefährlich das sein kann, wenn du allein hier rum rennst?" "Aua, Sie tun mir weh!" "Muss ich dir eine Ohrfeige geben, damit du wieder normal wirst? Fünf Martini, das ist wirklich zu viel." "Lassen Sie mich in Ruhe." Was sorgte sich dieser Mann überhaupt um sie? Warum waren nicht Nojiko und Ace bei ihr? Sie brauchte sie viel dringender, als Zorro. "Warum kümmern Sie sich um mich? Ich will Sie nicht." "Ich..." Zeigte er einen Anschein von Schwäche? Sollte er doch. Und plötzlich wurde sie von einem heftigen Verlangen gepackt, so dass ihr schwindeliger wurde, als ihr jetzt schon war. Es pulsierte in ihren Adern. Kräftig und tief. Nein! Das ist nur der Schnaps! Beherrsch dich! Sie sah Zorro in die Augen, sah in dieses stechende braun. Sie ließ sich auf ihn fallen und er, überrascht, über das was sie tat, fing sie sachte auf... Sie war nicht länger Nami. Sie war das Böse in ihr, das, was sie immer versteckt hielt, zwischen Ohrfeigen und Anschreiungsmanövern. Als er sie auffing, hatte sie unauffällig ihren Körper gegen seinen gerieben, hatte mit ihren Händen seinen Schritt berührt. Er gab einen erstickten Laut von sich, von dem schwer zu sagen war, ob es Lust oder ihr Gewicht war, dass sich gegen ihn lehnte. "Nami..." Sie hob ihren Kopf und es war das typische Bild, wie in einem Liebesfilm, wo das Paar in einer abgelegenen Ecke stand, sich ansah und anschließend kam es zum Schluss. Aus. Happy End. Fast gierig bedeckte Zorro ihre Lippen mit seinen heißen Küssen. Sie schmeckten nach dem Schnaps, den sie in sich reingekippt hatte, aber sie roch so wunderbar... Nach Lilien und Jasmin, nach Rosen und Lotus. Ehe er sich versah, biss sie ihm schmerzhaft auf die Unterlippe und umfasste seinen Schritt. "Was machen Sie hier?" flüsterte sie mit halb geschlossenen Augen. "Abschiedsessen..." stöhnte er. "Ich wollte Sie nicht sehen." "Ich weiß..." Er flog immer höher und höher... aber er war ein Mann und ließ nicht nur die Frau die ausnahmsweise gute Arbeit verrichten. Er suchte den Reißverschluss ihres Cocktailkleids, fand ihn und zog ihn langsam herunter. Seine Finger lösten kleine Stromschläge in ihrem Innern aus. Aber ob sie das wollte? In einer Straßenecke mit einem Mann rummachen, weil sie betrunken war? "Das war das letzte Mal, dass ich... dass ich... ah..." Er hatte sie nicht aussprechen lassen, umfasste ihre Brüste und zog sie fester an sein voll erigiertes Glied. "Was wolltest du mir sagen, Darling?" fragte er lächelnd und streichelte sie an ihrer empfindlichsten Stelle. "Ich will Sie nie wieder... ahhh... ich werde Sie... ich hasse Sie!" Oh Gott, das war ziemlich demütigend. "Sie haben sich nicht an die... Abmachung gehalten..." "Wie gesagt... Es war ein Abschiedsessen." "Verdammter Lügner." Er lachte leise. "Sogar betrunken bist du mir noch sympathisch..." "Halten Sie… Ihr bescheuertes Maul." "Na, na, Süße, nun mal nicht frech werden... oder muss ich dir erst dein Mundwerk stopfen?" fügte er hinzu. Sie schnappte nach Luft. Dieser Idiot amüsierte sich auch noch und machte sich über sie lustig! Noch bevor sie ihn ankeifen konnte, fand sie seine Zunge in ihrem Mund wieder, war zu schwach um ihm zu widerstehen und küsste ihn zurück. Sie würde es bereuen, sie wusste es. Sie versuchte sich an ein Buch zu erinnern, damit sie wieder nüchtern wurde. Ein grässliches. Psychologiegequatsche. Irgendetwas. Wenn dich ein Mann küsst, obwohl du es nicht willst, dann nimm all deinen Mut zusammen und Stoß ihn zurück. Dann schreist du so laut wie möglich um Hilfe, damit andere auf dich aufmerksam werden und dir dann helfen können. Der Mann wird über deine Reaktion überrascht reagieren und ist für einen Moment abgelenkt. Nutz diesen Moment und renn so schnell wie möglich in ein Restaurant, Geschäft oder wenn Menschen auf der Straße sind, dann bitte sie um Hilfe. Das war aus einer Mädchenzeitschrift namens Seventeen. Na, ob das nützt? Zorro konnte sich nicht mehr halten. Er war bereit sie an dieser Stelle zu nehmen. Es war ihre eigene Schuld. Sie hätte ihn nicht so wild machen sollen... "Nicht..." sagte sie leise, als er ihr das Kleid ausziehen wollte. "Ich will nicht." "Wie, du willst nicht?" fragte er verwirrt. "Du hast doch angefangen, Schätzchen." "Ich will nicht mehr." Wiederholte sie und sie bat ihn ihren Reißverschluss wieder hochzuziehen. Man konnte die Enttäuschung in seinen Augen sehen, als er das tat. "Danke." Murmelte sie schüchtern. Da war sie wieder. Diese Distanz zwischen ihnen, doch Nami war sie nur Recht. Sie standen sich schweigsam gegenüber, sahen sich aber nicht an. In ihrem Kopf rumorte es, ebenso wie in ihrem Magen. Langsam kehrte die Übelkeit zurück und breitete sich in ihrem ganzen Körper aus. Sie zwang sich zur Beherrschung. "Nun..." sagte er und räusperte sich. "Ähm... gehen wir zurück." "Ich will Sie nicht wieder sehen." "Bis zu deinem Geburtstag." Erwiderte er. "Das ist ge..." Sie wollte ‚geplatzt’ sagen. Sie hatte es auch halb geschafft, doch der Alkohol und dieser Mann wurde ihr alles zu viel. Sie kippte zur Seite, benebelt, betrunken und nicht mehr mit dem Wissen, wo sie war, wer sie war und wer sie letztendlich auffing. Zorro versuchte vergeblich sie aufzuwecken. Doch sie schlief den Schlaf der Gerechten und er überlegte, ob er zu Nojiko gehen sollte und ihr von ihrer völlig besoffenen Schwester erzählen sollte. Dann fiel ihm ein, wie verliebt Ace und Nojiko ausgesehen hatten und so ein Bild von Nami würde die Idylle bestimmt wieder zerstören. Aber es war wirklich das Beste, sie wieder zu ihrer Schwester zu bringen. Aber er tat nicht immer das, was gut für die Betroffenen war... sondern eher für sich selbst. Nein, er musste sie zu Nojiko bringen. Er könnte sie auch zu sich bringen und sie am nächsten morgen zu ihrer Schwester fahren. Das war auch eine Alternative und sie hörte sich sehr vernünftig an, obwohl sie sicherlich nicht die vernünftigste war. Sollte er sie nicht doch zu Nojiko bringen? Aber er könnte sie auch benachrichtigen. Ja, benachrichtigen hörte sich auch gut an. Er trug Nami zu seinem Cabriolet, suchte den Autoschlüssel und ihm fiel ein, dass er in seiner Hosentasche war. Er legte sie auf die Motorhaube, holte den Autoschlüssel und schloss sein Auto auf. Meine Güte, das was er tat war wirklich das Lächerlichste überhaupt. Aber es war ja nicht das erste Mal, dass er sich zum Narren machte. Er versuchte Nami auf den Beifahrersitz so zu platzieren, dass sie nicht sofort wieder umkippte. Liegen, okay, aber sitzen? Nach einigem hin und her hatte er es geschafft und das sogar ohne sie aufzuwecken. Dann machte er sich auf dem Weg zu Tiffany’ s, um Nojiko und Ace von seinem Vorgehen zu benachrichtigen. Natürlich waren sie voller Sorge, aber er versicherte ihnen, dass Nami bei ihm sehr gut aufgehoben wäre. "Zorro, das ist sehr nett von dir, aber... du weißt doch... sie mag dich nicht so..." sagte Nojiko und lächelte schief. "Nojiko, das geht schon in Ordnung. Ich kümmere mich schon um sie, das kannst du mir glauben. Auch wenn sie mich nicht leiden kann. Ihr könnt euch noch einen schönen Abend machen." "Aber..." "Hey, was glaubst du eigentlich wer ich bin? Mister Vergewaltiger? Mister Verschlepper?" Sie lachten, aber in Nojikos Augen lagen immer noch Zweifel. „Ich bringe sie morgen wieder. Ich denke, das ist sowieso das erste was sie will, sobald sie die Augen aufschlägt." "Mach dir nicht immer so viele Sorgen." Sagte Ace. "Zorro ist in Ordnung." "Ich weiß, ich weiß. Wir können ihm auch Vertrauen, es ist nur... Nami..." "Wenn ich tot bin, dann weiß ich, dass ich nie wieder betrunkene Frauen zu mir nach Hause bringe." "Du hast einen Hang zu makaberen Sachen." Sagte Nojiko und stimmte letztendlich, nicht aber mit einem guten Gewissen, zu. Zorro zog ein paar Scheine aus seiner Tasche und warf sie auf den Tisch. "Ich hatte euch eingeladen. Ich hoffe das reicht." Als er später nach Hause fuhr hätte er sich selbst ohrfeigen können. Warum wollte er eine Frau zu sich nach Hause bringen, obwohl sie ihn den Tod wünschte? Glaubte er zumindest. Aber irgendwie fühlte er sich einwenig verantwortlich für ihren Zusammenbruch. Er wohnte in einer modernen und großen Wohnung mitten in der Innenstadt. Wenn man rein kam bettete man seine Füße in einen weichen Fellteppich und in der Mitte des Raumes standen, in einem Halbkreis, Sessel und Sofas. Und natürlich ein großer Breitwandfernseher. Die Küche war aus Holz und das einzige Zimmer, das antik und mit Fliesen eingerichtet war. Mit Ausnahme des Badezimmers. Er trug Nami in sein Schlafzimmer, in dem ein großes Himmelbett stand, eigentlich überflüssig, denn seine letzte Freundin hatte ihn vor einem halben Jahr verlassen... Sie schlief sehr tief. Er ließ sie schlafen, ging ins Bad und duschte sich. _________ vllt n bissel kurz geraten aber naja =) Kapitel 7: The Trick is to Keep Breathing ----------------------------------------- -><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><-><- Es ist ruhig um sie herum. Sie geht durch weiches Gras, das sie an den Füßen kitzelt. Sie genießt die Sonne, lässt sich von ihr wärmen und freut sich, dass sie scheint. "Mum?" flüstert sie und sieht sich um. Und dann steht sie vor ihr, leuchtend wie ein Engel, was sie auch vermutlich war, und breitet die Arme aus, damit sie ihre Tochter umarmen kann. Sie halten sich lange fest und sind glücklich. Es ist der Traum, den sie seit ihrer Kindheit nicht mehr hatte. Als ihre Mutter starb, träumte sie jede Nacht von ihr, damit sie wenigstens dort bei ihr sein konnte. Sie fühlte sich immer echt an, wie ein Mensch, nicht wie eine Tote. Nacht für Nacht, immer der gleiche Traum. Und dann verschwindet alles. Die Wiesen, die Sonne, das positive Gefühl. Sie hält ihre Mutter fest, will nicht, dass sie geht. Alles um sie herum wird schwarz, pechschwarz. Und es ist kalt, so kalt... Sie spürt wie sie eine Gänsehaut bekommt und plötzlich ragt der Kopf einer Schlange hoch über sie empor. Sie hat Angst. Die Schlange zischt bedrohlich, ihre hässlichen Augen sind zusammengekniffen. "Nami..." sagt sie mit schwerer Stimme. "Geh weg!" schreit sie selbst. "Lass uns in Ruhe!" Sie wundert sich warum ihre Mutter nichts tut. "Mum! Mum, wir müssen wegrennen!" Sie fangen an zu rennen, doch der Weg scheint endlos zu sein, und immer noch kann die Schlange sie sehen, schlängelt sich auf sie zu, bewegt ihren fetten Körper. Nami dreht sich um und am liebsten hätte sie ihre eigenen Augen ausgekratzt, nur um nicht das zu sehen, was sie sehen musste. Der Kopf ihres Vaters. Die Schlange hat sie fast erreicht. Sie kommt näher... näher... näher... Katrin schubst ihre Tochter weg, sagt, sie solle weiter rennen. Aber sie kann nicht. Was wird aus ihrer Mutter? Grausam... Der Kopf ihres Vaters schießt auf ihre Mutter zu, beißt und sie muss ansehen, wie sie langsam noch einmal stirbt... "Nein! MUM! NEEIIIN!" Nami schlug ihre Augen auf. Sie war schweißnass und ihr Atem ging unregelmäßig. Sie richtete sich auf, vergrub ihr Gesicht in ihren Händen. Was war das nur? Warum träumte sie schon wieder von ihrer Mutter? Erst heute Nachmittag und jetzt... Sie sieht sich um. Wessen Zimmer war das? Sie lag in einem bordeauxroten Himmelbett, hatte eine warme Decke und ein kuscheliges Kissen. Langsam schlägt sie die Decke beiseite, steigt aus dem Bett und merkt, dass sie immer noch zittert. Wovon? Wo war sie? Sie sah, dass sie ein Cocktailkleid anhatte, ihrs. Ach ja, sie war Essen mit Nojiko und Ace und... oh mein Gott, Zorro! Dieser Mistkerl hatte es gewagt auch noch zu erscheinen! Sie ging durch die Wohnung, sah in jedes Zimmer, suchte einen Menschen. Im Badezimmer erhaschte sie einen Blick im Spiegel und stellte entsetzt fest, dass ihr Lippenstift zur hälfte schon längst weh und verwischt war. Sie nahm sich Toilettenpapier und wischte ihn endgültig weg. Warum war er überhaupt verwischt? Sie sah einfach schrecklich aus. Ihre Frisur hatte sich gelöst und ein paar Strähnen klebten in ihrem Gesicht. Sie warf das Papier, das sie benutzt hatte, weg und erkundete weiter die Wohnung. Rauch stieg ihr in die Nase. Widerlicher Rauch. Sie ging ins Wohnzimmer, fand Zorro, der einen Glimmstängel zwischen den Lippen hatte. "Schon aufgewacht?" fragte er und zog an der Zigarette. "Es ist noch nicht mal Morgen." "Ich bin in Ihrer Wohnung?" fragte sie und wurde schon wieder wütend. "Sieht so aus." "Warum bin ich hier? Wo ist Nojiko?" "Zuhause. Sie hat mir erlaubt auf dich aufzupassen, weil du dir einen über den Durst getrunken hast." "Sie hat- Was?" rief sie empört. Das... das gibt’s doch nicht...! Nojiko!!! "Hör zu, Nami. Aufregen nützt dir nichts, also benimm dich gefälligst. Morgen bringe ich dich wieder zurück." Sie wusste, dass an seinen Worten etwas wahres dran war, trotzdem wollte sie es nicht wahrhaben. "Ich werde nicht mit Ihnen in einem Bett schlafen." "Schön, dass wir uns einig sind." Zu was hatte er den Kommentar abgelassen? "Und hören Sie auf zu rauchen!" "Wieso?" "Rauchen gefährdet Ihre Gesundheit." Er warf den Kopf in den Nacken und lachte schallend. Sie stemmte ihre Hände in die Hüften und sah ihn böse an. "Hören Sie auf zu lachen! Ich habe Sie nicht geohrfeigt, weil ich diese Nacht hier verbringen muss, obwohl ich fast davor bin, ich habe mich noch nicht mal aufgeregt, also machen Sie sich nicht über mich lustig, ist das klar?" "Hol mal wieder Luft." Sie ging schnellen Schrittes auf ihn zu und nahm ihm die Zigarette aus dem Mund. "Hey, was soll das?" "Hören Sie auf zu rauchen." "Es ist nicht deine Sache was ich mache." "Oh doch, ich fühle mich davon gestört. Ich hasse den Rauch." "Ich auch." Er machte einen Versuch sie sich wieder zu holen, doch sie war schneller und zerdrückte sie in dem Aschenbecher, der auf einem kleinen Glastisch stand. "Sie hassen den Rauch und rauchen trotzdem? Das ist doch absurd." Er zuckte nur mit den schultern und wechselte das Thema. "Willst du noch etwas trinken?" "Wenn es Ihnen nichts ausmacht, dann hätte ich gerne einen Cappuccino." "Da ist Koffein drin." "Was Sie nicht sagen." Spottete sie. "Ich weiß sehr wohl, dass da Koffein drinnen ist." "Das ist ein Aufputschmittel." "Ich hätte gerne einen Cappuccino, Mister!" "Wie du meinst, Nami." Zorro ging in die Küche und machte ihr einen Cappuccino. Währenddessen ließ sie sich auf die Couch sinken, noch völlig verwirrt, dass sie in seiner Wohnung war und nicht bei Nojiko und Ace. Und sauer war sie natürlich auch. Sie sah sich um. Dieser Wohnstil passte nicht zu ihm. Das war das genaue Gegenteil ihrer Wohnung. Natürlich, antike Wohnungen sind oft sehr romantisch, was diese auch war, aber ihre eigene Wohnung in Deutschland war modern und jugendlich eingerichtet und auf ihre andere Art sehr romantisch. Sie hatte überall Rosen und Jasmin stehen, in jedem Raum. Zorro kam mit einer original italienischen Tasse herein und gab ihr ihren Cappuccino. Sie bedankte sich und schlürfte daran. "Die Wohnung passt nicht zu Ihnen." Sagte sie, als sie getrunken hatte. "Irgendwo her habe ich das schon mal gehört... die Musik, die Wohnung... mein Charakter..." er ließ sich ihr gegenüber nieder, damit er sie besser sehen konnte. "Weißt du woher das kommt, Nami?" Sie antwortete nicht, also fuhr er fort: "Du kennst mich nicht richtig. Das Bild, das du von mir hast, bin ich vielleicht gar nicht." "Kann sein." Sagte sie langsam. "Aber so kommen Sie vielleicht anderen Leuten vor." "Musst du eigentlich immer das letzte Wort haben?" "Ich bin eine Frau." Er musste gegen seinen Willen grinsen. Er zeigte ohnehin schon viel zu viel von sich. Und schwach wurde er auch. "Kann ich dich etwas fragen?" "Wenn es nichts perverses ist..." "Warum siezt du mich immer noch?" Nami stellte die Tasse auf den geschnitzten Holztisch in ihrer Mitte und spürte, dass Zorro sie ansah. Mit ihrer Antwort ließ sie sich Zeit, er sollte nicht denken, dass sie so leicht auftaute. Sie bemerkte einen Stilbruch an den Bildern, die im Gegensatz zu der Wohnung mit kräftigen und hellen Farben gemalt wurden. Und es waren hauptsächlich Rosen. "Ich will, dass du mich duzt." Sagte er. "Das ist mir noch zu... vertraut. Ich meine... ich kenne Sie erst seit drei Tagen und ich weiß nicht, ob irgendetwas davon angenehm für mich war." "Wir werden noch mehr Zeit miteinander verbringen." "Nein, ich will Sie nicht mehr sehen." "Das ist albern. Bist du so ein Mensch, Nami? Der Menschen aus dem Weg geht, weil dieser mal einen kleinen Fehler gemacht hat?" Das saß. Sie erstarrte. Er sagte es nicht wie sonst, frech und herausfordernd. Jetzt war es ernst und es klang fast... mitleidig. "Eine Frau einfach zu küssen..." "...Ich habe mich entschuldigt, aber du bist diejenige die, die Entschuldigung nicht angenommen hat." "Der Ständer..." "...tut mir auch leid." "Hören Sie auf, Zorro." Sie stand auf und wollte gehen. Raus aus der Wohnung, weg von diesem Mann, der sie besser zu kennen schien, als sie es wollte. Er durchschaute sie blitzschnell und das gefiel ihr nicht. Auch er war aufgestanden, abwartend was sie jetzt tat. Nami ging in Richtung Tür, wunderte sich, warum er ihr nicht folgte, aber als sie die Klinke herunterdrückte wusste sie warum. Abgeschlossen. Sie zwang sich ruhig zu bleiben, nicht herumzuschreien. Langsam drehte sie sich um und sah ihn an. "Das ist nicht fair." "Ich schließe immer ab." "Es macht mir Angst." Er blinzelte. Dann kam ein ungläubiger Blick. "Es macht dir Angst, wenn ich abschließe?" Sie nickte. Was sollte er mit dieser Frau nur anstellen? Sollten Einbrecher kommen, alles ausrauben und sie vielleicht mitnehmen? Hatte sie dann überhaupt Angst? Oder würde sie krankhaft lachen? Zorro ging auf sie zu, nahm ihre Hand und führte sie ins Schlafzimmer. "Keine Angst, ich vergewaltige dich schon nicht." Sagte er, als sie ihre Hand wegziehen wollte. Dort angekommen öffnete er seinen Kleiderschrank, holte ein leichtes Hemd heraus, gab es ihr und befahl ihr, es anzuziehen. "Sonst hat dein Kleid nachher tausend Falten." Er drehte sich um, damit sie sich, mehr oder weniger, ungestört umziehen konnte. Plötzlich tippte sie ihn an und drehte sich um, damit er ihr den Reißverschluss herunter ziehen konnte. Wortlos starrte er auf ihren Rücken, auf die Haut, die dort samtig und weich sein musste. Dann drehte er sich wieder um, hörte wie sie das Kleid herunterstreifte, und sein Hemd anzog. "Fertig." Als er sie in dem Hemd sah, hätte er sie an sich reißen können. Sie sah einfach heiß darin aus. Es ging ihr bis zur Mitte der Oberschenkel und war überhaupt viel zu weit, aber es stand ihr irgendwie. Wo war sein Selbstbewusstsein? "Leg dich ins Bett, Darling." Erstaunt beobachtete er, dass sie sich ihm nicht widersetzte und ihm auch keinen bösen Blick zuwarf. Hatte sie wirklich Angst vor ihm? Sie löste ihre Frisur und legte die Klammern auf den Nachttisch. "Wo schlafen Sie?" fragte sie mit einer kindlichen Stimme. Es war, als würde er sie gefangen halten, sie, ein unschuldiges kleines Mädchen. "Auf der Couch." "Die ist doch viel zu klein." "Ich weiß." Nami wusste, dass sie es bereuen würde, aber irgendetwas zwischen ihnen war gebrochen, wenn auch nur für diesen einen Tag. Sie seufzte. "Wir könnten... naja... uns das Bett teilen." Er schob eine Augenbraue in die Höhe und fragte sich, wie viele Überraschungen sie noch für ihn parat hielt. Sekt, Ohrfeige, anschreien, ihn anmachen, dann aufhören, und nicht einmal sauer sein, dass sie bei ihm schlafen musste. UND jetzt wollte sie mit ihm das Bett teilen. "Sicher? Immerhin hast du gerade gesagt…" "Wenn Sie noch einmal fragen, überlege ich’s mir noch mal." Er grinste, zog sich aus, enthüllte einen Waschbrettbauch, der sie die Luft anhalten ließ und schlüpfte in Boxershorts zu ihr ins Bett. "Und wehe Sie kommen mir zu nahe!" Sie spürte seine Wärme, auch wenn 30 Zentimeter zwischen ihnen waren, wusste, dass er halbnackt war und, dass sein Körper der leckerste war, den sie je gesehen hatte. "Warum sind Sie nicht Gitarrist oder Sänger in einer Rockband?" fragte sie. "Wieso?" "Weil Sie dafür das Aussehen haben. Die Girls würden für Sie ihre Stimmbänder rauskreischen." "War das ein Kompliment?" "Ich muss gestehen… Ja." Er lächelte im Dunkeln. "Du bist die sonderbarste Frau, die ich je getroffen habe." "War das negativ oder positiv?" "Ich weiß es noch nicht." Sie schwieg. "Aber du machst mich heiß." Sofort rutschte sie von ihm weg und richtete sich auf. "Sagen Sie nicht, dass Sie schon wieder..." "Habe ich das gesagt?" "Haben Sie?" "Willst du gucken?" und hob die Bettdecke etwas hoch. "Sie sind widerlich." Er lachte und es war so ansteckend, dass sie leicht grinsen musste. Plötzlich richtete er sich auch auf und sie sahen sich an. Im Mondlicht konnte man zwar nur vage ihre Gesichter erkennen, doch es schien, als wüssten sie, wo der andere war. Zwischen ihnen herrschte eine Spannung und wieder hielt Nami den Atem an. Dieser Mann war Sex. Ein riesiges Paket Sex. "Ich meine es ernst, Nami... du machst mich heiß." Sagte er leise. "Alles an dir ist sexy. Selbst deine aufbrausende Art." "Ich... ich glaube wir brauchen ein bisschen Sekt." Stotterte sie. Er streckte seine Hand nach ihr aus, doch sie wich weiter vor ihm zurück. Sex mit diesem Mann zu haben würde sicherlich wundervoll sein, doch so billig und einfach zu kriegen war sie nun auch wieder nicht... "Kein Sex." Sagte sie und behielt sowohl seine Hand, als auch sein Gesicht im Auge. "Nur weil wir in einem Bett schlafen heißt es nicht gleich, dass ich mit Ihnen schlafe, ist das klar?!" "Und kuscheln?" "Nein." "Streicheln?" "Oh, bloß nicht!" "Küssen?" "Wird ja immer schlimmer!" Zorro seufzte schwer und ließ seine Hand sinken. Diese Frau würde ihn eines Tages wirklich noch umbringen. Erst weigerte sie sich mit ihm in einem Bett zu schlafen, dann sagte sie zu mit dieser Unschuldigkeitsmasche und jetzt wollte sie keinen Sex! Wusste sie nicht, dass es für einen Mann fast demütigend war mit einer Frau in einem Bett zu schlafen, ohne das etwas geschah? Jetzt wusste er was auf ihn zukommen würde, wenn er eines Tages verheiratet war... vielleicht würde er erst gar nicht heiraten... "Nami, das kannst du doch nicht mit mir machen..." stöhnte er und ließ sich zurück auf das Kissen fallen. "Seien Sie gefälligst froh, dass Sie überhaupt hier schlafen dürfen! Denken Sie an die unbequeme Couch." "Besser als mit einer Enthaltsamen, die mich geil macht, in einem Bett." "Ich halte Sie nicht auf." "Bei was?" "Wenn Sie lieber auf der Couch schlafen wollen..." "Nein, nein, das geht schon in Ordnung." "Drehen Sie sich um." "Okay, Chef." Er tat wie ihm geheißen und kehrte ihr den Rücken zu. "Gute Nacht, Mr. Ich- hab- keine- Ahnung- wie- Sie- heißen." "Lorenor." "Nacht, Mr. Lorenor." "Meinst du das jetzt ernst?" fragte er und in seiner Stimme lag Spott. "Wieso nicht?" "Mr. Lorenor..." wiederholte er und schüttelte den Kopf. "Sag endlich ‚Zorro’ zu mir. Langsam nervst du mich mit deiner Ich-bin-höflich-zu-jedem-auch-wenn-ich-ihn-nicht-leiden-kann-Masche! Von mir aus kannst du mich weiter siezen, aber komm mir bloß nicht 'Mr. Lorenor' an." "Na schön. Zorro. Gute Nacht." "Schon besser." "Sind Sie immer so unhöflich?" Auch sie legte sich hin, aber auf dem Rücken, damit sie ihn im Blickwinkel beobachten konnte, falls er einen weiteren Annäherungsversuch startete. "Ich bin nicht unhöflich. Nennen wir es... extrovertiert." "Duzen Sie jeden sofort, den Sie kennen lernen?" "Meine Mandanten nicht. Nur Freunde. Und Bekannte." "Wir sind keine Freunde." erwiderte sie. "Bei dir war es anders." Er legte sich auf den Rücken und Nami drehte ihren Kopf in seine Richtung. "Du standest halbnackt vor mir, was leider keine Absicht war. Bist wohl immer so dusselig, oder?" Er grinste in sich hinein. "Machen Sie sich nur über mich lustig." "Irgendwie wusste ich, dass ich mit dir noch ganz viel Spaß haben würde. Obwohl... die eine Ohrfeige war überhaupt nicht lustig." "Der Kuss auch nicht." "Lassen wir das Thema. Wir erreichen sowieso immer nur eine Sackgasse." "Sie haben Recht." Sie gähnte herzhaft. "Ich bin müde. Wehe, Sie fassen mich im Schlaf an, sonst gibt’s Ohrfeige Nr. 2!" "Ja, ja, ich habe verstanden, Miss Johnson." Er sah sie enttäuscht an, aber sie blieb hart. Das hatte ihr noch gefehlt. Ein Hundeblick. "krieg ich nicht mal einen kleinen Gute-Nacht-Kuss?" "Wie alt sind Sie eigentlich?" fragte sie und warf ihm einen Blick zu, der ihm zeigen sollte, dass die Frage unverschämt war. "27." "Eigentlich war das nicht ernst gemeint. Aber schön. Benehmen Sie sich ihrem Alter entsprechend und lassen Sie mich jetzt in Ruhe." "Mit 27 fängt das Leben erst richtig an!" widersprach er. "Meinst du nicht, dass ich mit 27 schon ziemlich früh in der Anwaltskanzlei bin?" "Ganz bestimmt. Schlafen Sie gut, Zorro. Und Finger weg!" "Gute Nacht, Darling. Ich werde es versuchen, aber du weißt, in der Natur des Mannes…" Sie schnitt ihm das Wort ab, in dem sie einen entnervenden Laut von sich gab und die Bettdecke hochzog. Für eine Weile war wirklich Stille. Nami versuchte zu schlafen, obwohl sie diesem Mann nicht traute und das war es, weswegen sie eben Nicht schlafen konnte. Auch Zorro schlief nicht. Er überlegte, ob er ihr sagen, was zwischen ihnen passiert war, als sie betrunken in der Straßenecke stand und ihn anmachte. Aber sie hatte nicht einmal danach gefragt. Ob sie sich daran erinnerte? Na ja... vielleicht schon... aber hätte er es ihr noch heute erzählt, dann hätte er sich auf eine Explosion gefasst machen können. So wie er sie bis jetzt kannte, würde sie in das nächst beste Taxi steigen, natürlich ohne einen einzigen Dollar, und San Fernando nach Nojiko absuchen. Sollte er es ihr überhaupt sagen? Und sie war gerade, mehr oder weniger, gut gelaunt. Immerhin hatte sie ihn noch nicht richtig angeschrieen... "Nami?" "Was?! " fauchte sie, sichtlich genervt. "Willst du mich wirklich zwei Wochen nicht sehen?" Oh Gott, er klang wie ein kleiner Junge, der seinen Papi verloren hatte... "Warum wollen Sie das wissen?" "Na ja... wenn ich doch zwei Wochen nicht zu Nojiko und Ace soll... dann will ich wenigstens den Grund wissen." "Ich glaube nicht, dass Sie sich daran halten werden." "Das ist eine andere Sache." Schweigen. "Komm schon, Schätzchen." "Zorro, Sie sind mir unsympathisch." "Ich weiß." "Sie nerven mich." "Ich weiß." "Und Sie beglotzen mich." "Das weiß ich auch." "Und Sie sind arrogant!" "Hey, das bin ich nun wirklich nicht!" rief er. "Wir sollten uns wirklich näher kennen lernen." "Was verstehen Sie unter 'kennen lernen'? Sex?" "Vielleicht später. Nein, wir könnten uns... als Freunde kennen lernen." "Ha, ha, ha." machte sie. "Nojiko würde es auch gutheißen." Versuchte er sie zu überzeugen. Sie sagte nichts dazu. "Und findest du mich nicht einmal... ein klitzekleines bisschen nett?" "Sie hatten heute die Gelegenheit mir zu zeigen, dass Sie anders sind, als ich dachte, aber die Chance haben Sie eindeutig vertan. Der einzige Pluspunkt war, dass Sie sich für den Kuss entschuldigt haben, aber ich habe die Entschuldigung nicht angenommen. Na ja... was war da noch? Null. Nichts. Vielleicht, dass Sie die Martini bezahlt haben." "Du hast dich regelrecht betrunken." "Und Sie haben mich hierhin gebracht, obwohl Sie mich auch zu Nojiko hätten bringen können! Warum gerade zu Ihnen?" Oh- oh, sie kamen dem Thema schon sehr nahe. "Nami, erst beantwortest du meine Frage." "Ich weiß nicht, warum ich Sie nicht sehen will. Weibliche Intuition." "Das ist alles?" fragte er ungläubig. "Nur deswegen?" "Ja." "Dann ist ja alles klar." "Was ist klar?" Sie klang beunruhigt, was sie nach Zorros Meinung auch sein sollte. "Ich halte mich nicht an die Abmachung." "Dann rede ich kein einziges Wort mehr mit Ihnen." "Wie du meinst, Schätzchen." Kurze Pause. Er merkte, dass sie überlegte und überlegte, wie sie ihn überreden sollte, aber selbst Millionen hätten ihn nicht von seiner Entscheidung abbringen können. Nami ärgerte sich. Natürlich konnte sie ihn nicht verbieten zu Nojiko und Ace zu gehen. Alles umsonst. Ein vergeudeter Tag. Nojiko würde ihr noch Schmerzensgeld zahlen müssen. "Okay, wie Sie wollen." Sagte sie und versuchte ihren Worten ein wenig Autorität und Gleichgültigkeit zu verleihen. "Gut." Nami drehte sich um und schloss ihre Augen. Wut rauschte in ihren Ohren, grenzenlose Wut auf sich selbst und auf diesen Mann. __________ Kapitel 8: Truth, Bitter Truth ------------------------------ soo, es geht weiter ^^ chara beschreibung lesen... ~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~-~ Am nächsten Morgen wachte Nami sehr früh auf. Entsetzt stellte sie fest, dass Zorro seinen Arm um sie gelegt und sie direkt an seine Brust geschlafen hatte. Sie schrie auf und krabbelte so schnell sie konnte aus dem Bett. Das konnte einfach nicht wahr sein! Sie nahm das Kissen auf dem sie geschlafen hatte und warf es Zorro ins Gesicht. Dieser öffnete verschlafen die Augen und blinzelte sie an. „Was ist los?“ murmelte er und streckte sich. Sie erinnerte sich daran, dass sie gesagt hatte, sie wolle nie wieder ein Wort mit ihm sprechen, also wandte sie sich von ihm ab, suchte ihre Sachen und verschwand ins Badezimmer. Hätte Nojiko das gesehen... oh ja, Nami konnte es sich nahezu vorstellen. Sie hätte sich totgelacht. Und sie selbst gab ihr die beste Bestätigung dafür, dass sie nicht erwachsen war, sondern, wie Nojiko immer sagte, noch ein Teenager. Sie zog ihr Cocktailkleid an, wusch sich und kämmte sich die Haare. Oh, wie sie diesen Mann hasste... Als sie die Badezimmertür wieder aufmachte, sah sie, dass er sich immer noch nicht angezogen hatte, sondern wieder eingeschlafen war. Na schön, dann eben anders, sagte sie zu sich selbst und stapfte zurück in sein Schlafzimmer, öffnete den Kleiderschrank, suchte irgendwelche Klamotten aus und warf sie auf sein Bett. Dann griff sie abermals nach dem Kissen und schlug es ihm in Gesicht, bis er es ihr wütend aus der Hand riss. "Du bist ja völlig übergeschnappt!" schimpfte er. Sie zuckte nur mit den Schultern und deutete auf die Kleider, die sie ihm ausgesucht hatte. "Kannst du mich nicht mal ausschlafen lassen?" murrte er. Trotzdem zog er sich an (aber nicht das, was sie ihm hingelegt hatte) und ging ins Bad, während sie ungeduldig im Wohnzimmer wartete. Er erschien gähnend und schloss die Tür auf. Sie fühlte sich wie in einem Luxushotel. Der Außenflur war mit einem roten Teppich bezogen und die Aufzüge sahen einfach edel aus. Ein paar Meter rechts von ihnen ging eine Tür auf und ein rothaariger Mann, ungefähr Ende 30, aber dennoch sehr attraktiv, kam auf sie zu, als Zorro gerade auf den Fahrstuhlknopf drückte. "Tag Zorro." "Morgen Shanks." Sie reichten sich kumpelhaft die Hände, bis Shanks Blick auf Nami fiel. Er nickte in ihre Richtung und sah Zorro fragend an. Dann zog ein widerliches schelmisches Grinsen über sein Gesicht. "Schon wieder eine Neue?" Der Fahrstuhl hatte ihr Stockwerk erreicht (Nami sah, dass sie ihm achten waren), sie stiegen ein und fuhren nun langsam in Richtung Erdgeschoss. Und was hieß ‚schon wieder’? "Was redest du für einen Unsinn?" gab Zorro grummelnd zurück. "Willst du sie mir nicht vorstellen?" Oh nein, sie hatte es nicht nötig von ihm vorgestellt zu werden. Nami lächelte ihr süßestes Lächeln und gab Shanks die Hand, bevor Zorro den Mund aufmachen konnte. "Guten Morgen, Shanks. Ich bin Nami Johnson." Shanks, sichtlich angetan von ihrem schnuckeligen Gesichtsausdruck, gab ihr auch seine Hand. Sie stiegen wieder aus und Nami sah, dass es so etwas wie ein Appartement für Reiche war. Wenigstens hat der Mistkerl Geld auf dem Konto, dachte sie bitter. "Shanks Redd. Was macht eine Schönheit wie Sie bei Zorro?" "Ich wurde sozusagen gezwungen die Nacht bei Mr. Lorenor zu verbringen. Er hat mich entführt und die Tür abgeschlossen." Shanks sah Zorro mit hochgezogenen Augenbrauen an. "Sie war betrunken, verdammt!" rief dieser. "Noch lange kein Grund mich zu Ihnen zu bringen! Das Haus von Nojiko hätte es auch gebracht!" sagte Nami und warf ihm einen bösen Blick zu. "Aber nein, der Herr muss ja den Helden spielen…" "Nun hör aber auf, Nami! Ich habe mich an die Abmachung gehalten!" "Abmachung? Welche Abmachung?" Einige Leute starrten die beiden Streithähne mit großem Interesse an. Auch Shanks beobachtete das Schauspiel mit belustigter Miene. "So weit ich mich erinnere, haben Sie gestern gesagt, dass Sie sich eben Nicht an die Abmachung halten!" "Hey! Ich habe dich nicht angefasst! Und das andere war doch totaler Quatsch!" "Ach, ja?" giftete sie. Zorro fiel auf, dass sie rosa Wangen bekam, wenn sie sich aufregte. "Mich nicht angefasst? Was meinen Sie, warum ich versucht habe, Sie mit dem Kissen zu erschlagen?" "Und wie war das? Du wolltest nicht mit mir reden?" Sie blieb stehen. "Sie provozieren mich. Dagegen muss ich mich wehren." Er schnaubte und schüttelte den Kopf. "Natürlich." "Hätten Sie mich nur nicht hierher gebracht, dann wäre Ihnen und vor allen Dingen mir das Theater erspart geblieben!" "Tut mir leid, aber ich bin halt viel zu gut für diese Welt!" Einige der Leute lachten. Ha, ha, sie fand das überhaupt nicht lustig. "Fahren Sie mich sofort nach Hause." Zischte Nami. "Du bist doch stehen geblieben. Wenn du dich bewegen würdest-" "Woher soll ich wissen, wo Ihr Auto steht?" fauchte sie und ging auf den Ausgang zu. Wütend drückte sie die Tür auf und wurde zugleich von der Hitze erschlagen. Die Luft, die sie einatmete war stickig und roch nach Autogasen. "Kleine Lady muss aber noch auf ihren Butler warten." Hörte sie Zorro sagen, der dann um die Ecke verschwand. "Kleine Lady wird ihren Butler irgendwann noch umbringen!" rief sie ihm nach und verschränkte ungeduldig die Arme. Shanks trat neben sie und schenkte ihr ein munteres Lächeln. "Nehmen Sie es ihm nicht allzu übel. Er ist noch so jung." "Ich bin noch jünger." Gab sie zurück. "Aber er benimmt sich wirklich nicht wie... wie alt war er noch mal? 28?" "Er wird demnächst 28." Antwortete Shanks. "Er ist ein feiner Kerl. Er liebt das Leben und natürlich die Frauen." Er lachte. "Mit Ihnen hat er sich einen dicken Fisch geangelt, der aber noch an der Angelschnur zappelt." "Ich bin sehr stur. Und ich kann Typen wie ihn nicht leiden." "Das haben vor Ihnen noch zig andere Frauen gesagt und letzt endendes waren sie doch ein halbes Jahr mit ihm zusammen. Aber ich muss zugeben, dass Sie ein wenig anders sind." Das beunruhigte sie. Zig andere mochten ihn nicht, waren aber dann trotzdem mit ihm zusammen? Sie musste sich unbedingt zusammenreißen. "Aha." Sagte sie. "Was ist an mir so anders?" "Vielleicht Ihr Temperament. Und Sie sind – sagen Sie mir, wenn ich falsch liege - nicht aus Amerika." "Ich bin deutsche." "Dafür ist Ihr englisch exzellent, auch wenn man den Akzent noch raushört. Und noch keine war so hübsch wie Sie." "Danke." "Gern geschehen." Ihr Gespräch wurde unterbrochen als ein schwarzes Cabrio um die Ecke sauste und quietschend vor ihnen halt machte. Zorro hatte schon wieder seine Gucci Sonnenbrille aufgesetzt und musste seine Fahrkünste natürlich unter Beweis stellen, in dem er lässig auf den Bürgersteig fuhr. Es hätten nur ein paar Zentimeter gefehlt und die Stoßstange hätte Namis Knie berührt. "Darf ich bitten, My Lady?" Nami verabschiedete sich von Shanks und stieg ein. Zorro und Shanks nickten sich zu und schon fuhren sie mitten in der Innenstadt auf einer vollen Straße. "Musik?" fragte er sie und tat, als hätten sie sich nie in der Lobby in die Haare gekriegt. "Nein, danke." Sagte sie eisig. "Im Gegensatz zu Ihnen vergesse ich nicht." "Wie du willst. Ich wollte nur nett sein." Er hob seine Schultern, ließ sie wieder sinken und stieß ein tiefes Seufzen aus. "Das haben Sie sich auch gedacht, als Sie mich zu Ihnen gebracht haben, was?" "Willst du schon wieder damit anfangen?" stöhnte er. "Soll ich das einfach ignorieren?" "Wäre vielleicht nicht schlecht." Sie ließ ein falsches Lachen erklingen. "Träumen Sie weiter." "Danke, aber ich muss mich auf den Verkehr konzentrieren." Als sie an einer Ampel hielten, merkte sie, dass viele Frauen, die rechts und links von ihnen standen, Zorro schmachtende und sehnsüchtige Blicke zuwarfen. Eine war so dreist und leckte sich verführerisch über die Lippen. Die Ampel sprang auf grün. Zorro lächelte alle höflich an und fuhr weiter. "Wann sind wir da?" fragte Nami schließlich. Sie hasste den Auspuff, der die Luft erfüllte und die ganzen hektischen Gesichter der Leute. "Wie?" Zorro sah sie ungläubig an. "Wir sitzen erst seit 5 Minuten im Auto." "Falsch. Sieben Minuten und 37 Sekunden. 38... 39..." "Meine Güte, du hast auch nichts besseres zu tun oder?" "Immerhin besser als eine Unterhaltung mit Ihnen zu führen." Erwiderte sie schnippisch und zählte in ihren Gedanken weiter. "Wir sind, wenn es gut kommt, in einer Dreiviertelstunde da." Antwortete er. "So lange?" "Was hast du erwartet, Schätzchen?" höhnte er. Oh, wie sie seine Existenz verabscheute. "Dass Sie Superman sind, jetzt auf der Stelle fliegen und mich in weniger als drei Sekunden vor Nojikos Haus abliefern." "Ich kann dich immer weniger leiden." Murmelte er und umklammerte das Lenkrad um einiges fester. "Geht mir genauso." "Wir sollten versuchen etwas daran zu ändern." "Fangen Sie an." Er steuerte den Wagen auf eine Autobahn zu und suchte in seiner Jackentasche nach einer Zigarette. Argwöhnisch sah sie ihm zu und ihre Augen verengten sich, als er sie endlich rausholte und anzündete. "Hören Sie auf zu rauchen!" "Ich kann rauchen wann und wo ich will." Er zog an der Zigarette und blies ihr den Rauch ins Gesicht. "Sie... IDIOT!" hustete sie. "IDIOT!" "Das war für deine Frechheit." Erklärte er und grinste sie an. Sie erwiderte sein Grinsen nur mit einem bitterbösen Blick. "Das sagen gerade Sie." Er schaltete das Radio an und drückte die Zigarette ab. "Das was ich gerade gesagt habe, war Ernst gemeint." "So? Was denn?" "Dass wir versuchen sollten uns zu verstehen." "Aha." Hallo, hier ist euer L.A. Radio Sender! Na, was macht ihr so am frühen morgen, wie diesem hier? Für alle die noch schlummern, gibt es erst einmal einen Song zum kuscheln. Kennt ihr den Soundtrack von Cats? Hier ist der beliebte Song ‚Memory’! Die Melodie setzte ein und am liebsten hätte sie das Radio sofort ausgeschaltet. Der weckte unangenehme Erinnerungen in ihr wach... "Fangen wir an." Sagte Zorro. "Aber ohne die Zigarette." "Mit." "Ohne." "Mit." Nami beugte sich zu ihm, so als würde sie ihn küssen, wo sie nie im Traum daran denken würde, so etwas zu tun und ihre Hände strichen sanft über seinen Oberkörper und wanderten langsam nach unten. Hui, er war reingefallen! Er drehte ihr das Gesicht zu, nahm die Zigarette in die rechte Hand und näherte sich ihr. Noch, bevor es zu einem Kuss kam, duckte sie sich blitzschnell nach unten und riss ihm den Glimmstängel aus der Hand. Zorro wollte gerade den Mund öffnen, doch er musste zusehen, wie Nami die Zigarette hochwarf und der Fahrtwind sie wegwehte. "Ohne Zigarette." "Schön, eins zu null für dich." Brummte er und beschleunigte. "Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja... Sag mir, was du an mir magst und was nicht." Sie gab einen gequälten Laut von sich. Moonlight...not a sound from the pavement... When the moon lost her memory… she is smiling alone… "Muss das sein?" fragte sie und runzelte die Stirn. "Wie sollen wir uns denn dann je verstehen? Jetzt mach und stell dich nicht so an." Sie seufzte. Sie hatte keine Lust sich mit diesem Mann zu befreunden. Und sie konnte ihn nicht leiden. Warum war sie plötzlich so sanft gestimmt? Sie suchte den Groll den sie gegen ihn hegte, fand ihn aber nicht. "Ich mag ihren Körper." Sagte sie schließlich, obwohl sie sich am liebsten auf die Zunge gebissen hätte. "Sie sehen verboten gut aus. Umwerfend. Aber..." "Ach ja, ich erinnere mich. Gestern hast du das auch gesagt." "Unterbrechen Sie mich nicht!" fuhr sie ihn an. "Aber Ihr Charakter ist bis auf die Knochen verdorben. Ich mag es nicht, wie Sie mit anderen Leuten umgehen. So... salopp." "Ich hatte mich gerade auf ein tolles Gespräch gefreut. Du magst meinen Charakter nicht? Das hattest du auch gestern gesagt." "Sie haben ein tolles Gedächtnis." Sagte sie im sarkastischen Ton. "Sie sind dran." In the lamp light the withered leafs collect at my feet… and the wind begins to moan… "Erst das gute oder erst das schlechte?" fragte er sie. "Das schlechte." Antwortete sie. "Okay... ähm... du bist sehr aufbrausend. Und zu höflich." "Moment mal! Was finden Sie daran so schlimm?" Er machte sie nach. "Mr. Lorenor... gute Nacht, Mr. Lorenor." Beleidigt schlug sie ihre Beine übereinander. "Na und? Was sollte ich stattdessen sagen? Gute Nacht, oh mein edler Ritter, der mich, ohne zu fragen, entführt hat?" "Klingt nicht schlecht." "Ha, ha, ha." sagte sie tonlos und sah aus dem Fenster. Das konnte noch heiter werden... "Du bist eine temperamentvolle Frau. Und irgendwie lustig." "Sind wir schon bei den guten Eigenschaften?" unterbrach sie ihn noch einmal. "Kann sein. Und jetzt halt die Klappe. Und du bist sehr hübsch. Ich mag deine Lippen." Dazu ließ sie ausnahmsweise keinen Kommentar ab, was ihm auch recht war. "Und du hast schöne Augen. Ein richtiges schönes braun, das hervorsticht." "Wir waren bei Charaktereigenschaften und nicht beim Aussehen." "Bin doch dabei. Und du bist süß. Sagen wir... manchmal." "Süß?" wiederholte sie ungläubig. "Süß?" "Ja." Sie schüttelte den Kopf. "Und was hat uns das jetzt genützt?" "Jetzt weiß der eine, was der andere von ihm mag und was nicht." "Oh, toll. Ich bin süß." "Mach dich nur nicht über mich lustig." "Zorro, lassen wir uns einen Schlussstrich ziehen. Ich kann Sie nicht leiden. Und Sie sind auch nicht wirklich an mir interessiert." "Möchtest du das denn, Darling?" "Was?" "Na, dass ich an dir interessiert bin." "Alles, nur nicht das." Seit ihr schon alle aufgewacht? Wenn nicht, gibt’s nach diesem Kuschelsong die gute Anastacia. Zorro grübelte. Nun gut, sie mochte ihn nicht, auch gut. Er konnte sie eigentlich auch nicht leiden, aber irgendwo war er doch an ihr interessiert. Oder war es klein Zorro? Er würde sie so oder so wieder sehen, aber ihre gemeinsamen Gespräche endeten nur in Sarkasmus und Wut. Außerdem hatte er es ihr immer noch nicht gesagt. Das was sie mit ihm und das was er mit ihr angestellt hatte. My love is on the line… my love is on the line… "Okay, dann lass uns einen Kompromiss schließen." Sagte er langsam. "Ich bin nicht bereit für ein Kompromiss. Warum hören Sie nicht endlich auf mich zu nerven? Wir können uns doch gar nicht ausstehen." "Würdest du mich mal bitte ausreden lassen, Liebling?" "Aber natürlich, Schatz." "Kein Sarkasmus mehr. Wir müssen uns nicht mögen." "Oh, das ist gut." "Aber wir sollten miteinander reden. Wie normale Leute halt. Ohne Ankeifungen, Beleidigungen und so. Und wir sollten auch so miteinander umgehen." Your love isn’t fair, you live in a world, where you didn’t listen and you didn’t care… So I’m floating, I’m floating on air… Nami schwieg. Sein Vorschlag hörte sich eigentlich gar nicht so schlecht an. Sie musste ihn nicht mögen, aber dass sie wie Erwachsene miteinander umgingen, sich nicht anschrieen, wie zwei Jugendliche, war okay. "Einverstanden. Ich muss Sie nicht mögen." "Exakt." "Gut... aber keine Küsse mehr. Keine Annäherungen." "Was ist mit Ausgehen?" "Nur mit Nojiko und Ace." "Oh, ich habe ja gesehen wie das geendet hat." Schnaubte er. "Was?" "Nichts." Sagte er schnell. Sie beäugte ihn misstrauisch. Irgendetwas verheimlichte er ihr doch... "Red weiter, Schätzchen.“ "Bitte siezen Sie mich." "Süße, ich kann doch jetzt nicht plötzlich anfangen dich zu siezen!" "Und ich habe Höflichkeit vergessen." "Oh mein Gott!" rief er entsetzt. "Entweder Sie stimmen zu oder wir vergessen das ganze." "Wissen Sie was? Es hört sich komisch an, wenn ich jetzt anfange ‚Sie’ zu Ihnen zu sagen, Miss Johnson." "Das finde ich ganz und gar nicht, Mr. Lorenor." "Oh, Nami, bitte!" stöhnte er. "Nein. Zorro. Und außerdem fahren Sie zu schnell!" rief sie. "Na und?" "Fahren Sie langsamer! SOFORT!" "Wir sind auf einer Autobahn, Darling, ich kann nicht mit Tempo 30 fahren." "120. Außerdem hört es sich gar nicht so schlimm an, wenn Sie mich siezen!" "Aber ich darf ‚Nami’ zu dir sagen. Äh... zu Ihnen." Sie seufzte. "Oh, na schön, Zorro." Sie willigte ein. Sie willigte tatsächlich ein! "Sonst noch was?" "Ich glaube nicht." "Und dieses mal halten Sie sich daran." "Natürlich. Geben Sie mir die Hand, Nami." Sie gaben sich zögernd die Hände und besiegelten die Abmachung. "Ach ja, eins hatte ich noch vergessen. Eine Umarmung. Wir umarmen uns, wenn wir uns verabschieden." Sagte Zorro. "Das ist vollkommen lächerlich." Spottete sie. "Okay, Sie haben Recht. Aber man muss den anderen bestrafen, wenn dieser etwas gemacht hat, was wir nicht vereinbart haben." "Und das wäre?" "Na, das, was der andere nicht will. Sie haben gesagt, Sie wollen keinen Kuss. Wenn Sie mich anschreien, darf ich Sie küssen. Oder ausführen. Allein. Und wenn ich Sie duze, dann..." "... dann rede ich eine Woche kein Wort mehr mit Ihnen." "Ja." "Ich werde Sie ganz bestimmt nicht anschreien, Mr. Lorenor." "Warten wir’s ab, Schätzchen. Abwarten." Nojiko und Ace küssten sich leidenschaftlich und sanken zurück in die Kissen. Er zog ihr das Nachtkleid aus und fing an sie zu streicheln. Sie keuchte, als er ihre Perle rieb. „Ace... Ace, nicht...“ Er lächelte nur und machte weiter. „Was denn, Schatz?“ „Nami wird gleich... aahh... sie wird gleich da sein... ahh...“ „Bis dahin sind wir fertig.“ Es war verrückt. Gestern Abend hatten sie dreimal miteinander geschlafen und jetzt wollten sie es noch einmal tun. Sie waren vollkommen sexkrank. Er arbeitete sich hoch und küsste sie auf den Mund. Nojiko krallte ihre Finger in sein dichtes schwarzes Haar und wand sich erregt unter ihm. „Ich liebe dich...“ hauchte er ihr ins Ohr. „Ich dich auch...“ Dann zogen sie sich endgültig aus und verschmolzen miteinander. Schreie, Stöhnen und Seufzer hallten in den vier Wänden ihres Schlafzimmers wider... Endlich... nach dreißig Minuten stieg Nami aus Zorros Cabrio und rannte die Stufen der Veranda hoch. Zorro eilte ihr nach, hielt sie gerade noch zurück, als sie auf die Klingel drücken wollte. Sie sah ihn fragend an. "Vielleicht schlafen sie noch." Erklärte er. "Und was soll ich machen? Draußen sitzen und Löcher in die Luft starren?" "Das habe ich jedenfalls gemacht, als Sie mich ausgesperrt haben." "Ich hatte meine Gründe." "Nojiko und Ace haben noch einen Schlüssel hinten im Garten." Er führte sie durch den Garten und suchte die Stelle ab. "Warum haben Sie nicht den Schlüssel genommen, als ich Sie ausgesperrt habe?" fragte Nami und sah ihm beim Suchen zu. "Meinen Sie, dass ich noch weiß wo er ist?" "Das heißt, dass wir etwas suchen, wovon Sie nicht wissen wo es ist?" "Genau. Helfen Sie mir, Nami." Aber sie machte keine Anstalten ihm zu helfen. Stattdessen sah sie sich im Garten um. Der Rasen war frisch gemäht, aber einige der Rhododendren mussten wieder gegossen werden. Kurzerhand schnappte sie sich die Gießkanne und füllte sie mit Wasser. Dabei hörte sie ein Geräusch, das verdächtig nach Metall klang. "Ich glaube, ich habe den Schlüssel." Sagte sie, ließ ihre Hand in die Kanne gleiten und holte einen verrosteten Schlüssel heraus. "Ist er das?" Zorro sah sie mit großen Augen und nickte. Sie schlossen die Hintertür auf und befanden sich in einer Art Speisekammer. "Ich wusste gar nicht, dass sie so etwas haben." Sagte Nami und bewunderte die vollen Regale. "Tja. Folgen Sie mir, Nami." "Klar, Zorro." Der neue ‚Packt’ gefiel ihr. Sie hatten wieder das distanzierte zwischen sich und nicht dieses komische vertraute. Zorro gefiel er ganz und gar nicht. Was hatte er nur getan? Er siezte sie jetzt sogar. Durch die Speisekammer ging es zur Küche. Warum hatte Nami sie nicht gesehen? Sie hatten eine Seite der Tür wohl so bemalt, dass sie aussah, wie ein Teil der Wand. "Hier sind wir." Sagte Zorro und ging weiter, dieses mal in Richtung Treppe. "Was machen Sie da?" zischte Nami. "Sie haben selbst gesagt, dass Nojiko und Ace vielleicht schlafen!" "Darf ich nicht Ihr Zimmer sehen, Nami?" "Wozu?" Sie folgte ihm die Treppe hoch und stieß beinahe mit Zorro zusammen, der vor dem Schlafzimmer ihrer Schwester innehielt. "Was?" flüsterte sie und sah ihn vorwurfsvoll an. Er legte einen Finger auf die Lippen und dann hörte Nami das Quietschen eines Bettes, auf dem zwei Körper rumwälzten und schrieen. "Oh, du schaffst mich..." "Ace... ahh... " Nami verzog ihren Mund, packte Zorro und zog ihn in ihr Zimmer. Schnell schloss sie die Tür hinter sich und ließ sich auf das Bett fallen. Sie hatten Sex miteinander. Während sie draußen vor der Tür standen und gehorcht hatten. Oh mein Gott! Das konnte nicht wahr sein. Natürlich wusste sie, dass Nojiko und Ace miteinander schliefen... aber es war doch ganz anders es live mitzuerleben... Zorro setzte sich auf das Bett und wühlte in ihrer Nachttischschublade herum. "Was lesen Sie denn da? ‚This Heart of mine’. Typischer Mädchenkram." Achtlos warf er das Buch wieder zurück. "Das Buch ist toll." Verteidigte sie sich. "Ist es für Sie nicht... komisch?" "Was, das Buch?" "Nein..." Sie sah ihn an, als wäre er ein völlig unterbelichteter Junge. "Na ja... das gerade eben..." "Nojiko und Ace?" Sie nickte. "Was ist daran so komisch? Ist das nicht mittlerweile normal? Oder habe ich etwas verpasst?" "Für mich ist es… komisch." Gab sie zu. Für wen wäre es nicht komisch die eigene Schwester beim Sex zu erwischen? "Hey, Nami, Sie werden sich schon daran gewöhnen. Ich habe sie schon oft erwischt." "Ehrlich?" Zeigte sie da eine Spur von Interesse? Widerlich. Sie zwang sich zur Beherrschung und atmete tief ein und aus. "Klar." "Oh... schön." Sie versuchte zu lächeln, doch daraus wurde nur eine Grimasse mit einem schiefen Mund. Ein Gefühl stieg in ihr auf und sie wusste nicht genau, was es war. Eifersucht? Oder Scham? "Wird schon." Versuchte Zorro sie aufzumuntern. Anscheinend waren die Frauen in Deutschland noch mehr anders, als er dachte. Sie machte ein Gesicht, als würde sie gleich Selbstmord begehen. "Müssen Sie nicht zur Arbeit, Zorro?" "Eigentlich schon, aber heute gibt es keinen Gerichtstermin, ich muss meine Mandanten nicht verteidigen, mich nicht mit ihnen treffen und in meinem Büro wartet sowieso nur ein kleiner Stapel Papier auf mich." "So etwas sollte man nicht auf die leichte Schulter nehmen." "Tue ich das?" "Ich glaube schon." Er zuckte nur mit den Schultern und sah sie an. Vielleicht war jetzt der richtige Zeitpunkt... "Ähm... Nami... ich muss Ihnen was sagen. Also, es sind zwei Sachen." Nein, was hatte er getan? Sie richtete sich auf und sah ihn neugierig an. "So? Was denn?" "Ich kann das nicht." "Was können Sie nicht?" "Na, dieses bescheuerte siezen." "Wir hatten einen Packt, Sie Schwachkopf!" Sie klang leicht sauer. "Und wenn ich mich Recht erinnere, dann war es Ihre Idee! Haben Sie gehört? Ihre, ganz alleine." "Äh... wir wollten uns doch nicht anzicken." "Habe ich das getan?" "Ja. Okay, okay, dann sieze ich Sie halt, oh mein Gott, das hört sich scheiße an, Nami!" "Ich kann nichts dafür. Was wollten Sie mir noch sagen?" "Seien Sie nicht böse auf mich, okay? Wenn ich schon ‚Sie’ sagen muss..." "Raus damit!" Sie tat nur so gelassen. In Wirklichkeit waren ihre Nerven zum zerreißen gespannt und sie hatte ein schlechtes Gefühl. Zorro, was tust du da? Fragte er sich selbst. Man sollte seinen Mund zunähen. Sofort. Auf der Stelle. Er rannte geradewegs in seinen Tod. Gut gemacht, Kumpel, du bringst Sachen, die nur ein Vollidiot bringen würde. Wo wir schon dabei sind: Du bist ein Vollidiot. Jetzt musst du es ihr erst Recht sagen und sie wird erst Recht kein Wort mehr mit dir reden. "Na ja... gestern Abend warst du... ich meine Sie betrunken." "Ich weiß." "Erinnern Sie sich daran?" "Ich wollte zur Toilette, bin stattdessen raus gegangen und Sie sind mir gefolgt. Dann war ich ohnmächtig." Er sah sie besorgt an. Obwohl er vielmehr um sich besorgt war. "Äh, sieh mal, Schätzchen, das war nicht ganz so." "Wie?" machte sie und ahnte böses. "Was ist denn passiert?" Augen zu und durch, Zorro. Er holte tief Luft, bevor er ihr alles erklärte. Und dabei wollte er es doch gar nicht. Er wollte ihr nichts sagen, keinen Piep. Und nun tat er es doch. Idiot. Lorenor Zorro war ein Idiot. "Okay... Ich bin Ihnen nachgelaufen. Wir waren in einer... Straßenecke in San Fernando Valley. Ich habe Ihnen klargemacht, dass Sie betrunken sind und dann haben Sie... nun ja... mich provoziert. Also, nicht direkt mich, aber..." Er zeigte auf seinen Reißverschluss. "...ihn." Sie machte den Mund auf, ihre Augen waren vor Entsetzen geweitet und die Farbe wich ihr aus dem Gesicht. "Wie gesagt, Sie haben mich provoziert, ich habe also nicht angefangen. Wir... wir haben uns geküsst und... äh... rumgemacht, bevor sie umgekippt sind. Sehen Sie, eigentlich hatte ich vor es Ihnen nicht zu sagen, aber seien Sie froh, dass ich es Ihnen gesagt habe, denn sonst würden Sie mit dem Wissen weiterleben, dass ich Ihnen nur nachgelaufen bin, was ich auch getan habe, aber da ist ja noch mehr gelaufen. Demzufolge meine ich es nur gut mit Ihnen und Sie können es als Zeichen der... äh... Loyalität betrachten, dass ich Ihnen davon erzählt habe..." Sie schloss für einen Moment die Augen, wünschte, dass was er gesagt hatte, wäre nicht wahr, aber sie glaubte sich vage daran erinnern zu können. Nami hatte ihn noch nie so nervös gesehen, aber er hatte auch allen Grund nervös zu sein. Denn Nami Johnson würde ihm gleich eine gewaltige Standpauke halten! Dieser verdammte Trottel! ________ mir ist keine bessere Überschrift eingefallen ^^ Kapitel 9: The Worst Day Since Yesterday ---------------------------------------- _______________________________________________________________ Sie schloss für einen Moment die Augen, wünschte, dass was er gesagt hatte, wäre nicht wahr, aber sie glaubte sich vage daran erinnern zu können. Nami hatte ihn noch nie so nervös gesehen, aber er hatte auch allen Grund nervös zu sein. Denn Nami Johnson würde ihm gleich eine gewaltige Standpauke halten! Dieser verdammte Trottel! Sie öffnete wieder ihre Augen und sah ihn mit einem, wie sie hoffte, eiskalten Blick an. Der Blick verfehlte seine Wirkung nicht. Er stand schnell auf und ging hinüber zum Fenster. "Wir haben miteinander rumgeknutscht." Sagte sie und es war mehr Feststellung als Vorwurf. "Ja." "Und... uns angegrabscht." "Ganz genau." "Verstehe. Okay, verstehe..." Sie musste aufstehen, damit sie ihm nicht im Sitzen anschrie. Die Sache wurde immer komischer. Am liebsten hätte sie laut los gelacht. "SIE VERDAMMTES SCHWEIN! ICH KANN IHNEN NICHT OFT GENUG SAGEN, DASS ICH SIE NICHT LEIDEN KANN!!!!! SIE VERFLUCHTER MISTKERL!!" "Äh... die Abmachung..." "SCHEIß AUF DIE ABMACHUNG!!! SIE HÄTTEN DUTZENDE REGELN VERSTOßEN UND DANN MUSS ICH AUCH NOCH BEI IHNEN ÜBERNACHTEN! OH, ICH FASS ES NICHT!!!" Er wusste, dass sie explodieren würde, aber dass es so schlimm war... "UND DANN KOMMEN SIE NOCH AN, VON WEGEN WIR HÄTTEN UNS BEFUMMELT!" "Shhh, nicht so laut!!!" machte er und sah zur Tür. Wutschnaubend ging sie auf ihn zu und bohrte ihren Zeigefinger in seine Brust. "Und? Wie war ich? Hat es klein Zorro gefallen? Habe ich geschrieen, als Sie mich angefasst haben?" "Äh... nein." "Das beweist doch, dass Sie ein schlechter Liebhaber sind, Mr. Lorenor! Und jetzt... RAUS!" "Sind Sie kein bisschen froh, dass ich es Ihnen gesagt habe?" fragte er vorsichtig. "Wie bitte?" Sie funkelte ihn an. "Froh? Warum sollte ich froh sein, wenn ich erfahre, dass ich mit einem wildfremden Mann-" "So wildfremd bin ich auf wieder nicht." "H a l b w i l d f r e m d e m Mann rumknutsche? Und dann auch noch, als ich besoffen war!" "Du... ich meine Sie haben angefangen." Sagte er zu seiner Verteidigung. "Sie haben plötzlich angefangen-" "Oh, schon gut!" Viele Frauen knutschen mit Männern rum, die sie nicht richtig kennen. Und viele von ihnen waren nicht einmal betrunken. Sie konnte es als eine Art... Ausrutscher sehen. Immerhin hatte sie ihren eigenen Körper nicht mehr unter Kontrolle. So wie jetzt, zum Beispiel. "Nein... falsch." Korrigierte sie sich selbst. "NICHTS IST GUT!" Zorro ließ die Schultern hängen. Er wusste, dass es ein Fehler war ihr davon zu erzählen. Jetzt würde sie weiter ausrasten, ihn aus dem Haus schmeißen und... sie hatte gegen die Regel verstoßen. Hoffentlich hatte sie nicht gemerkt, dass er sie vorhin indirekt geduzt hatte... "Beruhigen Sie sich, Nami." Sagte er ruhig. Ein Wunder, wenn es seiner Meinung nach ging. Skandalös, wenn es nach Nami ging. "Beruhigen?!" Wäre sie ein Drache, dann würden jetzt riesige Rauchwolken aus ihrer Nase stoßen. "Ich soll mich beruhigen? Haben Sie nicht selbst gesagt, dass ich aufbrausend bin? Bitte schön, hier ist der beste Beweis! Und dafür, dass ich ein über reifer Teenie bin, der in dem Körper einer fast sechsundzwanzig Jahre alten Frau steckt!" "Hey... vergessen wir die Sache." Gab es irgendein Rezept, gegen Schuldgefühle? Warum fühlte er sich nur so unheimlich schuldig? Es stimmte, dass sie angefangen hatte, dennoch versuchte er sich zu rechtfertigen. "Zorro, ich kann so etwas nicht vergessen! Verdammt noch mal, warum war ich betrunken? Warum haben Sie uns eingeladen? Musste das sein? Wieso sind Sie nur so hartnäckig? Was wollen Sie eigentlich von mir?" "Ich will gar nichts von Ihnen." Er trat einen Schritt auf sie zu. "Erst sollten Sie…" "Erst sollte ich was?" Ihre Stimme wurde lauter. "Mich ins Bett legen und schön heia machen? Ja? Das sollte ich tun? Warum geben Sie mir nicht etwas Alkohol? Vielleicht schaffe ich es nicht umzukippen und Sie können sich nach Herzenslust an mir vergehen! Wie ist das? Na los, holen Sie schon was!" Im nächsten Moment musste sie nach Luft schnappen, weil er sie fest an den Schultern packte und ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Es reichte. Sie hatte seine Nerven strapaziert und das würde sie zu spüren bekommen. Er rüttelte sie durch und bat sie endlich zur Vernunft zu kommen. "Nami, wir haben nicht einmal miteinander geschlafen, okay? Du warst betrunken, du kannst nichts dafür! Und wenn ich nicht diese bescheuerten Schuldgefühle hätte, dann hätte ich dir überhaupt nichts gesagt!" Sie starrte ihn nur an, bis sich ihr Mund öffnete und zittrig sagte: "Sie haben mich geduzt." "Scheiß auf die Höflichkeit" rief er. Wieder rüttelte er sie und Bilder stiegen in ihrem Kopf auf. Und plötzlich wurde sie von einem heftigen Verlangen gepackt, so dass ihr schwindeliger wurde, als ihr jetzt schon war. Es pulsierte in ihren Adern. Kräftig und tief. Als er sie auffing, hatte sie unauffällig ihren Körper gegen seinen gerieben, hatte mit ihren Händen seinen Schritt berührt. Nein... Sie erinnerte sich wieder. Nein... Er sagte die Wahrheit. Und sie beschimpfte ihn für etwas, dass sie getan hatte. Nein! Plötzlich ging die Tür auf und Nojiko und Ace kamen herein. Ihre Haare waren ganz zerzaust und ihre Wangen gerötet. "Nami! Zorro! Was ist los?" fragte Nojiko und sah ihre kleine Schwester an, die Zorro immer noch mit leeren Augen anstarrte. "Ähm..." machte Zorro und erkannte, wie die Situation für die beiden aussah. Es sah aus, als hätte er sie beschimpft und nun war sie traumatisiert. Traumatisiert war sie auf jeden Fall, aber nicht deswegen. "Habt ihr das nicht... mitbekommen?" fragte er langsam. Ace räusperte sich. "Ja, ich glaube wir haben das gehört. Ihr habt euch befummelt, als Nami betrunken war, aber sie hatte einen Filmriss und jetzt hast du’s ihr gesagt." "Genau..." Nojiko trat zu ihrer Schwester. "Süße? Hey... Nami..." Übelkeit stieg in ihr auf, sie hatte das dringende Bedürfnis sich zu übergeben. Sie hätte es schon gestern tun sollen. Sie wollte nicht, dass Nojiko sie so sah... Sie riss sich von Zorro los, stolperte ins Badezimmer, riss so schnell sie konnte den Klodeckel auf und erbrach sich. "Nami!!!" rief Nojiko entsetzt und rannte hinterher. "Oh, mein Gott! Bist du krank? Ist alles in Ordnung?" Nami drückte auf die Spülung, ging wortlos zum Waschbecken und wusch sich den Mund sauber. Sie sah sich nicht im Spiegel an. Bestimmt würde sie sich erschrecken. Nojiko stellte sich ihr in den Weg, als sie wieder flüchten wollte. Ihre blauen Augen sahen sie streng an. Sie wich ihrem Blick nur aus und sah auf den bekachelten Boden. "Nami, ich mache mir Sorgen um dich." "Brauchst du nicht." "Du erbrichst dich in der Toilette! Was meinst du soll ich machen? Ein Freudentänzchen? Und dann streitest du dich auch noch mit Zorro!" "Das tun wir immer, wenn wir zusammen sind." "Hey, ich will mit dir reden." "Nein, ich will jetzt nicht, Nojiko." Nami hörte wieder ihre Stimmen im Schlafzimmer und das Quietschen ihres Bettes. Sie dachte daran, dass Nojiko einen leisen Höhepunkt erlebte, während sie Zorro zusammen geschrieen hatte. "Wir reden. Auf der Stelle!" "Verdammt, siehst du nicht wie erbärmlich ich bin?" rief Nami und stampfte mit dem Fuß auf. "Ich schäme mich, Nojiko! Ich erwische euch beim Sex, dann erfahre ich, dass ich mit Zorro rumgeknutscht habe und dann das! Das schafft mich! Nojiko, ich kann nicht..." flüsterte sie schließlich. "Nicht so..." Nojiko fuhr sich durch ihre Haare und machte betreten den Weg frei. "Okay. Später." Nami stürzte hinaus, die Treppenstufen hinunter und durch die Speisekammer. Sie musste allein sein und nachdenken, was sie falsch gemacht hatte. Und es war erst ihr vierter Tag in Amerika. Als Nojiko in Namis Zimmer trat, entschuldigte sich Ace wieder einmal, dass sie erwischt worden waren. Für Zorro war es normal geworden, aber für Nami etwas ganz neues. Ace küsste sie sanft auf die Stirn und zog sie an sich. "Sie braucht Zeit." "Ich weiß." Sagte Nojiko leise. "Ich will mich so gut wie möglich um sie kümmern. Das habe ich getan, als unser Vater uns allein gelassen hat. Sie braucht mich. Und dich, Ace. Ich will nicht, dass du wie ein Schwager für sie bist. Du sollst ihr Bruder sein. Ein Freund. Verstehst du das?" Ace nickte und drückte Nojiko fester. "Nojiko, Ace... es tut mir leid." Sagte Zorro, doch sie winkten ab. "Ist schon in Ordnung." Sagte Ace und lächelte seinen Freund aufmunternd an. Er sah wirklich besorgt aus. "Nein, ich hätte mich nicht darauf einlassen dürfen. Aber... ähm... ich kann nichts dafür." "Wissen wir." Nojiko seufzte. "Normalerweise beruhigt sie sich relativ schnell. Aber dieses mal scheint es wirklich ernst zu sein." Nami nahm die Gießkanne und füllte sie mit Wasser. Sie hatte schon vorhin vor die Blumen zu gießen, war aber nicht dazu gekommen. Langsam füllte sich das Plastikteil mit Wasser und sie drehte den Wasserhahn aus. Wie sollte sie das wieder ausbügeln? Konnte sie Nojiko je wieder in die Augen sehen? Was war mit Ace und Zorro? Sie erinnerte sich an ihr zwölftes Lebensjahr, als ihr Vater sie verlassen hatte. Ein Kind, eine junge Erwachsene allein. Zurückgelassen hatte er nur Geld. Es war viel Geld, aber was nützten ein paar Scheine? Nojiko musste trotzdem arbeiten gehen und es war ein Wunder, wie sie ihr Studium schaffen konnte, denn gleichzeitig musste sie auf die heranwachsende Nami aufpassen. Und dann, vier Jahre später lernte sie Ace kennen. Beide waren noch jung, aber sie verliebten sich ineinander. Nami wurde zu ihrer Tante geschafft, damit Nojiko nach Amerika fliegen konnte, um zusammen mit Ace über eine gemeinsame Zukunft zu träumen. Sie hatte es ihrer großen Schwester nie übel genommen und sie selbst träumte von so einer Liebesgeschichte, wie sie Nojiko erlebt hatte. Mit achtzehn erfuhr sie, dass sie die Firmen und Plantagen ihrer Mutter geerbt hatte und somit auch viel Geld. Sie zog von ihrer Tante aus, um von nun an selbstständig zu werden. Nojiko und Ace besuchten sie ab und zu, aber sie war gerade mit der Schule fertig und studierte Biologie und Astronomie, so dass wenig Zeit war. Betrübt ging sie von Pflanze zu Pflanze und gab ihnen Wasser. Nojiko und Ace würden endlich, nach fast zehn Jahren Beziehung, heiraten... Nami hatte auch ein paar Beziehungen gehabt, doch keine davon war wirklich ernsthaft und tiefgründig. Der letzte, Sanji, hatte sie so dermaßen enttäuscht, dass sie auf keine Bindung mehr eingehen wollte. Vorerst. Ein tiefer Seufzer drang aus ihrer Kehle und die Gießkanne war fast leer. Als Nami sie wieder füllen wollte, sah sie Zorro, der auf der Treppe saß und sie beobachtet hatte. Sie sagte kein Wort zu ihm und goss weiterhin die Blumen. Dann ging sie in den kleinen Schuppen und holte einen Spaten und eine Harke heraus. Die Erde konnte ruhig wieder umgegraben werden... außerdem wucherte es hier so von Unkraut. Sie ging in die Hocke und riss lästige Pflanzen raus. "Hey, Nami." Hörte sie ihn sagen. Sie musste ihm fair erweise antworten, denn sie war immer noch im Unrecht. "Hey, Zorro." murmelte sie, sah ihn aber nicht an. Er stand auf und hockte sich zu ihr. Dann griff er nach Löwenzahn und zog ihn, bis zur Wurzel, heraus. "Sie brauchen mir nicht helfen, danke." "Mach ich doch gerne." "Ich mag Sie immer noch nicht." "Komisch, dafür kann ich Sie jetzt besser leiden." "Was Sie nicht sagen. Außerdem haben Sie gegen unsere Regel verstoßen." Fügte sie bedeutungsvoll hinzu. "Sie auch. Demzufolge dürfte ich Sie jetzt ausführen." "Und ich kein Wort mehr zu Ihnen sagen." "Okay." "Gut." Sie schwiegen und rupften Unkraut aus Nojikos und Ace´ Garten. Der Himmel nahm die Farbe von einem trüben blaugrau an. Passte ja perfekt zu ihrer Laune. Sie verzog ihren Mund, als sie aus versehen an den Dorn einer Focus Rose gekommen war. "Au!" Sie zog den Dorn aus ihrem Finger und warf ihn weg. Aus der Stichstelle quoll Blut heraus. "Zeig mal. Zeigen SIE mal." Berichtigte Zorro sich selbst. Doch sie zog ihre Hand vor ihm zurück. Er runzelte die Stirn. "Ist schon okay." Sagte sie. "Zeigen Sie her." "Ist schon okay!" "Nami, geben Sie mir Ihre Hand!" beharrte er und seine Stimme klang wie ein Knurren. Sie fügte sich und zeigte ihm ihren Finger. Das Blut rann an der Seite herunter. "Tut das weh?" fragte er und drückte auf die Stelle. "Nein es kitzelt!" sagte sie ironisch und in einem etwas lauten Ton. Ohne sie zu fragen, leckte er das Blut weg. Seine Zungenspitze war heiß und feucht. Angespannt sah sie ihr dabei zu, wie sie Millimeter zu Millimeter über ihre Haut glitt. Sie hatte sogar aufgehört zu atmen. Dann zog er ein Taschentuch aus seinem Anzug und band es ihr um den Finger. "Danke." Sagte sie atemlos. "Wie geht’s Ihnen?" "Gut." "Wie geht’s Ihnen?" "War das gerade Ihr Echo?" "Nein, es war eine Wiederholung meiner Frage. Lügen zählen nämlich nicht als Antwort." "Ich habe nicht gelogen." "Erzählen Sie mir was neues." "Ähm... ich darf nicht mit Ihnen reden." "Dann schweigen Sie eben, wenn wir unser Date haben. Ich kann sowieso Frauen besser leiden, die nicht so viel quatschen." Sie standen auf und sie spürte seinen Blick auf ihrer Haut. "Ich will aber nicht mit Ihnen ausgehen." "Es wird ihnen aber nichts anderes übrig bleiben." "Sie können mich nicht dazu zwingen!" Wurde sie da schon wieder wütend? "Wollen wir wetten?" "Zorro, es tut mir leid." Die Worte waren ihr einfach so rausgerutscht. Man sollte dem Mund sagen, dass er erst auf das Hirn warten soll, bevor er etwas sagt, denn sonst kommt nur Schwachsinn raus, wie man eben bemerkt hat. "Hä?" "Sie haben richtig gehört. Tut mir leid, wegen... vorhin. Ich weiß, dass es mein Fehler war, aber ich habe Sie trotzdem angeschrieen." Gab sie kleinlaut zu. Man sollte dem Mund wirklich mal beibringen auf das Gehirn zu hören! "Ich verzeihe Ihnen nur unter einer Bedingung." "Die wäre?" "Sie nehmen meine Entschuldigung wegen dem Kuss an. Der war auch nicht richtig. Und ich sage noch einmal, dass es mir leid tut." Er lächelte sie an und es war nicht mehr dieses süffisante darin. Es war freundlich, herzlich und verzeihend. Unwillkürlich stiegen Tränen in ihren Augen auf. "Ich... ich nehme Ihre Entschuldigung an." Krächzte sie und im nächsten Moment befand sie sich in seinen Armen. Sein Parfüm roch wunderbar "Hey, muss man deswegen weinen?" "Ich weine nicht!" schluchzte sie. "Sicher, Süße." Er hielt sie fest, während sie in seinen Armen weinte und sich schalt, so etwas überhaupt in seinen Armen zu tun. "Ich hasse Sie." Flüsterte sie. "Eigentlich sind Sie ja gar nicht so schlimm wie ich dachte." Sagte er grinsend und küsste ihre Haare. "Ich mein’ s ernst, Zorro." Schluchzte sie wieder. Ihre Tränen tropften auf seinen teuren Anzug und es ärgerte sie, dass sie nicht aus Wein waren. Oder Cola. Oder Orangensaft. "Ich hasse Sie! Ich kann Sie nicht ausstehen! Aber irgendwo haben Sie etwas nettes an sich, das mich veranlasst in Ihren Armen zu sein, ohne Ihnen links und rechts eine zu scheuern! Ich glaube, dass mein Hirn gerade einen Aussetzer hat und mein Mund irgendwelches Zeugs daher labert, also bilden Sie sich bloß nichts ein! Manchmal macht mein Mund sich selbstständig und mein ausgeschaltetes Gehirn, dass ich wahrscheinlich mit ausgekotzt habe, kann nicht kontrollieren was ich gerade sage, also muss es Unsinn sein, aber ich habe ja meinen Mund nicht unter Kontrolle, so dass das ganze Geplapper zu verzeihen ist! Und ich bitte Sie nicht auf das zu hören was ich gerade sage, okay? Ach ja, wenn mein Gehirn wieder angeschaltet ist, wahrscheinlich ist da oben so etwas wie ein Stromausfall, dann sollten Sie mich ganz schnell wieder loslassen, denn dann bin ich wütend auf Sie und es folgt Ohrfeige Nummer 2! Und dass ich weine ist vollkommen blöd, denn ich weine nicht, ich hab, glaub ich, ’n Tier im Auge und das krieg ich nicht raus, weil Sie mich festhalten und- " Sie riss ihre Augen auf. Er lachte! Er lachte sie aus, war das zu fassen? Seine Brust schien zu vibrieren und seine Hände drückten sie fester an seinen Körper. Sie war so überrascht, dass ihr sogar die Tränen ausblieben. "Nami, Sie sind die merkwürdigste Frau, die ich je getroffen habe!" Noch mehr Gelächter. "War das ernst gemeint, was Sie gesagt haben?" "Natürlich nicht! Außer das am Ende, weil die Lampen in meinem Kopf wieder angegangen sind! Ich... ich hab wirklich ein Tier im Auge, vielleicht sollten Sie mich loslassen und mal nachsehen..." Schnell wischte sie sich mit dem Handrücken die letzten Tränen weg, während er ihre Augen musterte, sie aber nicht losließ. "Ich seh’ nichts." "Ähh... dann muss es wohl schon rausgeflogen sein! Gott sei Dank!" Er grinste sie an. "Verrücktes Weib." "Ich?" Plötzlich wurde sein Blick intensiv und zärtlich, leuchtend braune Augen sahen die ihre an. Ihr Herz pochte gegen die Rippen. Herz! Sofort aufhören! SOFORT! In geschickter Langsamkeit näherte er sich ihrem Gesicht. Sie spürte seinen warmen Atem auf ihrer Haut. Seine grausamen sexy Lippen bewegten sich direkt zu ihren eigenen. Oh- oh, Miss Ich- bin- höflich- zu- jedem- auch- wenn- ich- ihn- nicht- leiden- kann wird gleich Mister Ich- befummele- sturz betrunkene- und- total- wehrlose- Frauen küssen! "Zorro, ich glaube... ähm..." Sie lockerte ihre Schuhe und schoss einen weg. "Hoppalla, mein Schuh!" rief sie und entwand sich aus seiner Umarmung. Die romantische Stimmung war vorbei. Pech für ihn... "Er... äh... ist mir vom Fuß geflutscht! Komisch, dass Schuhe so etwas können, normalerweise führen sie kein Eigenleben, aber offensichtlich mögen die Ihre Designerschuhe nicht! Wissen Sie, meine Schlappen sind sehr schüchtern und fühlen sich von Ihren Schuhen bedrängt... Das zeigt nur, dass wir auf Abstand gehen müssen, denn sonst kriegen sie sich in den Sohlen und das will ich Ihren Designerviechern nicht antun. Meine Schlappen haben in irgendeinem Schuhhaus Karate gelernt und das sollten Sie nicht unterschätzen, also berichten Sie das Ihren Schuhen, damit sie meinen nicht zu nah kommen." Er schüttelte nur den Kopf und beäugte sie mit einem so genannten ‚Die- ist-irre- Blick’. "Tschüss, Mr. Obercool." sagte sie langsam, damit sie sicher ging, dass er ihren Wink verstanden hatte. "Wiedersehen, Miss Durchgeknallt." Er lächelte sie wieder an, doch dieses mal war es süffisant. SEHR süffisant. Und dabei hatte sie ihm gerade eine Abfuhr erteilt! "Äh, könnten wir es bei einem ‚Nimmerwiedersehen’ belassen?" "Vergiss es, Darling. Wir sehen uns." Er drehte sich um und hob lässig die Hand zum Abschied. Idiot! Zorro ließ sich auf den Ledersitz seines Cabrios fallen und öffnete seine linke Hand. Eine goldene Kette, nein, ein Medaillon glänzte im Sonnenlicht. Er hatte sie beklaut. Er wusste selbst nicht warum er es getan hatte, er wusste nicht einmal, dass er so etwas konnte. Warum riskierte er schon wieder so einen Ausbruch von ihr? Er wollte doch sowieso nur eins. Das EINE. Hatte sie wirklich nichts gemerkt? Nein, das konnte er nicht machen. Eigentlich war sie ganz erträglich geworden. Wollte er das wieder wegwerfen? Ja, er wollte. Er zwang sich ruhig zu atmen, als er die Hand wieder zur Faust schloss. Er würde es ihr wieder geben. Am nächsten Tag. Bestimmt. Dann drückte er auf das Gaspedal und fuhr los. ___________________ Kapitel 10: I Will Dare ----------------------- >->->->->->->->->->->->->->->->->->->->->->->->->->->->->->->->->->->->-> Nami war ins Wohnzimmer gegangen und schaute sich Fotos an. Sie lächelte ein wenig, als sie sich als volljährige sah. Nojiko und Ace standen an beiden Seiten von ihr und reckten anerkennend die Daumen hoch. Ace, der schon immer wie ein Freund oder Bruder für sie war. Und bald würde er ihr Schwager werden. Es erstaunte sie immer noch, wie lange sie sich schon kannten. Sie hörte Füße auf der Treppe und klappte das Album wieder zu. Es war Ace. Er schenkte ihr einen Blick, der sagte, dass sie nicht böse auf sie waren. Sie fühlte sich wieder ganz klein, was sie nicht sein wollte. Er setzte sich neben sie und sah auf das Fotoalbum. „Die guten alten Zeiten, nicht wahr?“ „Ja... die guten alten Zeiten.“ Sagte sie mit einem Seufzer. „Was macht Nojiko?“ „Sie schläft.“ Antwortete er. „Aber kommen wir erst einmal zu dir. Lass uns reden, Nami.“ „Ich weiß nicht über was du mit mir reden willst... ich meine... mir geht es schon wieder besser und das, was ich gemacht habe, als ich betrunken war, war ja auch meine Schuld und von daher...“ „Nein, ich will über dich reden. Über Nojiko und mich. Und Zorro.“ „Warum Zorro?“ „Komm, wir gehen nach draußen.“ Wieso tauchte überall dieser Name auf? Zorro hier, Zorro da. Sie standen auf und gingen auf die Veranda. Nami lehnte sich an das Geländer, aber Ace wies sie auf die Bank. Der Himmel sah immer noch so trüb aus. „Sag mal ehrlich. Kannst du Zorro wirklich nicht leiden?“ „Ja.“ Sagte sie sofort. „Nein.“ Sagte sie später. „Vielleicht...“ Ace lachte leise. „Du weißt es also nicht.“ „Hat es was damit zu tun, dass wir eure Trauzeugen sind und uns deshalb verstehen müssen? Wir haben so etwas wie einen Pack gemacht, der sagt, dass wir miteinander reden, uns aber nicht mögen müssen...“ „Ein wenig. Zorro ist mein bester Freund... unsere Freundschaft war schon immer so etwas wie ein Geschenk für mich.“ Ace war der glücklichste Mann auf der Welt. Nojiko hatte sich bereit erklärt mit ihm nach Amerika zu gehen und nun lebten sie seit ein paar Monaten in seinem Appartement. Doch eines Tages stritten sie sich. Nojiko wollte, dass er mehr Zeit für sie hatte, doch er sagte, dass er arbeiten müsste, damit sie sich endlich den Traum von einem gemeinsamen Haus erfüllen konnten. „Das Haus ist mir scheißegal! Ich bin wegen dir hierher gezogen!“ hatte sie geschrieen. „Aber Nojiko... versteh doch...“ „Nichts verstehe ich!“ „Nojiko!“ Sie hatte ihm nur einen letzten enttäuschten Blick zugeworfen, bis sie sich umgedreht hatte und aus der Wohnung stürmte. Er hatte sie überall gesucht. Sein Herz war krank vor Sorge und er machte sich Tausende Vorwürfe. Er hatte jeden Menschen in diesem kleinem Kaff gefragt, bis endlich jemand sagte, er hätte sie in ‚Old Shatterhands’ gesehen, eine kleine, verruchte Bar. Und dort saß sie, auf einem Barhocker, neben Zorro und lachte. Natürlich war er sofort eifersüchtig geworden, ging hastig auf die beiden zu und packte Zorro hart an der Schulter. „Verschwinde!“ hatte er gezischt, doch der junge Student hatte ihn nur angegrinst. „Hattest wohl Streit mit der Lady, was?“ „Verschwinde, hab ich gesagt!“ „Hey, bleib mal ganz cool... ich hab deiner Lady nichts getan. Wir saßen nur hier und haben uns unterhalten, alles klar? Außerdem hat sie mir deutsch beigebracht. Ich kann schon ‚Guten Tag’ und ‚Wie geht es dir?’ sagen.“ Endlich schaltete sich auch Nojiko ein. „Ace, das ist Zorro. Er studiert Jura. Er ist wirklich nett.“ Fügte sie hinzu. Ihr Blick sagte ihm, dass sie ihm verziehen hatte, doch seine Schuldgefühle waren immer noch da. „Sieht gar nicht aus wie jemand der Jura studiert.“ Hatte er gemurmelt und sich neben Nojiko niedergelassen. „Haben schon viele vor dir gesagt. Ace, war dein Name?“ fragte Zorro. Ace nickte knapp und bestellte sich ein Bier. „Nojiko ist ne nette Frau, also pass auf, was du machst, oder du kriegst es mit mir zu tun, klar?“ Ace hatte sie mit seinen Blicken durchbohrt. Was zum Teufel hatte das zu bedeuten? Aber sie hatte ihn nur entschuldigend angelächelt. Eine Weile tranken sie schweigend ihr Bier, bis Nojiko sagte: „Er wohnt nicht weit von uns.“ „Aha.“ „Ich mag ihn.“ „Schön.“ „Und da er sowieso Semesterferien hat... könnten wir uns doch treffen, oder? Du gehst doch arbeiten und ich hasse es alleine rum zu sitzen.“ Bitte? Sie wollte sich mit diesem Studenten treffen? Er sah viel zu gut aus. Zorro schien zu ahnen, was er dachte. „Im Moment hab ich keine Lust auf ne Freundin. Keine Angst, ich spann sie dir nicht aus, Ace.“ Er hatte nur widerwillig ‚Ja’ gesagt. Er wusste nicht, wie er Zorro einschätzen sollte. Er sah aus wie der Penner aus der letzten Ecke, sein Charakter war gewöhnungsbedürftig und er studierte Jura. Und Nojiko mochte ihn. Seine Zweifel wurden bald geräumt, als er abends heimlich jobbte, um Nojiko ein Schmuckstuck zu schenken, dass sie in einem Juweliergeschäft gesehen hatte. Leider war der Job in einem kriminellen Viertel und abends wurde er von ein paar hungrigen Landstreichern überfallen. Völlig hilflos musste er die Tritte und Schläge über sich ergehen lassen, bis Zorro auftauchte. Er kannte die Leute, war sogar mit ihnen befreundet(!) und hatte sie angebrüllt, was zum Himmel sie da taten. Sie hatten Ace losgelassen und beschämt das Weite gesucht. Zorro half Ace auf die Beine. „Alles klar bei dir?“ „Sieht’s so aus?“ hatte er gebrummt. „Nicht wirklich.“ „Dann frag auch nicht.“ „Wie du willst.“ Zorro brachte ihn zu Nojiko und Ace konnte einfach nicht anders. Er hatte den Kleinen einfach in sein Herz geschlossen. „Hey, Zorro.“ „Was?“ „Du bist ein richtig feiner Kerl.“ „Danke, Mann. Du aber auch.“ Sie hatten sich angelächelt und ein unsichtbares Band geknüpft, das seit acht Jahren eine Freundschaft zwischen ihnen herstellte. „Wow...“ hauchte Nami, als sie die Geschichte gehört hatte. „Was hat Nojiko gemacht, als sie dich gesehen hat?“ „Geschrieen.“ Nami lachte. „Versuch doch bitte dich mit ihm zu verstehen. Er hat auch Nojiko geholfen.“ Nami knabberte an ihrer Unterlippe herum. Sich mit Zorro verstehen? Ein Pack hatte ihr schon gereicht, jetzt noch einer... Aber die Geschichte hatte sie wirklich erstaunt. Zorros Sprache hatte sich zwar im Laufe der Jahre geändert und nun wusste sie auch, warum er so einen Hang zu Unhöflichkeit hatte, aber selbst Ace hatte sie akzeptiert. Was sollte sie nur tun? „Aber nur freundschaftlich.“ Hörte sie sich sagen und war im nächsten Moment entsetzt. Ace strahlte sie an. „Klar. Ich erwarte nicht und Nojiko natürlich auch nicht, dass du eine Beziehung mit ihm anfängst.“ Oh mein Gott, was hatte sie getan? „Was wolltest du noch von mir?“ fragte sie schnell. „Es ist eigentlich nicht viel...“ Ace sah sie an. „Ich will, dass du in mir so etwas wie einen Freund oder einen Bruder siehst.“ Da fing sie an zu lächeln. „Aber das tue ich doch.“ „Echt?“ Es klang sehr überrascht. „Natürlich.“ Sie umarmten sich lange und Nami war froh, dass Ace für sie da war... Völlig gehetzt erreichte Zorro sein eigenes Büro und ließ sich auf den bequemen Chefsessel fallen. Nami’s Medaillon hatte immer noch in seiner Hand, die nun feucht vor Schweiß war. Er sollte es ihr wirklich zurückgeben. Wie kam er bloß dazu, er, der Anwalt! Er verhaftete Menschen vor Gericht, die mordeten, Menschen schlugen oder ausraubten! Und nun das... Die Tür ging auf und Shanks betrat das Büro. Er setzte sich Zorro gegenüber und musterte ihn. „Was ist?“ fauchte dieser. „Diese Nami ist sehr, sehr nett...“ „Wie schön für dich. Sonst noch was?“ „Sie hat schöne Proportionen.“ „Aha.“ „Und einen süßen Hintern.“ „Fein.“ „Und ihr Gesicht…“ Zorro klatschte die Hände auf den teuren Schreibtisch und beugte sich weit zu Shanks hervor. Seine Augen blitzten gefährlich. „Hör mal gut zu, Shanks, lass Nami in Ruhe, oder du kriegst es mit mir zu tun!“ Shanks grinste. „Du bist also nicht an ihr interessiert.“ „Wieso?“ „Den Satz hast du auch schon mal zu diesem Ace gesagt, das heißt, dass ich gute Chancen habe, sie mir zu schnappen.“ „Das war vor sechs Jahren. Kann sein, dass ich mich geändert habe.“ „Hey Kumpel, beruhig dich, war doch nur einer meiner kleinen Tests.“ Nein, er war schon wieder reingefallen! Shanks liebte es so zu tun, als würde er die Frauen begehren, die bei Zorro übernachtet hatten und Zorro fiel immer wieder darauf rein. „Altes Arsch.“ Murmelte er leise. Shanks Blick fiel auf etwas goldenes in Zorros linker Hand. „Was ist das?“ „Ne Kette.“ „Die kenn ich doch.“ „Ist von Nami.“ „Was?“ „Ich hab sie ihr abgenommen.“ „Du hast sie bestohlen, du Volltrottel! Das gibt ne satte Geldstrafe oder mindestens drei Wochen Gefängnis, Zorro!“ „Kann ich mit leben.“ Sagte dieser Schulter zuckend. „Bist du übergeschnappt?“ rief Shanks. „Gib ihr des Teil zurück!“ „Hatte ich doch vor! Ich... überlege nur noch.“ „Was gibt es da zu überlegen? Gib es ihr zurück, oder ich tue es!“ brüllte Shanks. Zorro machte einen gespielt tiefen Seufzer. „Aber die ganzen Akten, die ich noch zu erledigen habe...“ „Das übernehme ich heute! Und du gehst jetzt! Jetzt, Zorro, hast du gehört?“ „Meinst du mit ´ jetzt´ , jetzt?“ „JETZT!!!“ Breit lächelnd verließ Zorro wieder das Büro. Shanks war nicht der einzige der tricksen konnte... Nami erlebte vier wunderschöne Zorro- lose Tage. Sie fuhr mit Nojiko einkaufen, konnte in aller Ruhe ihren Kitschroman lesen und durch den kleinen Vorort schlendern, ohne jemandem zu begegnen, der sie nervte. Sie hatte nicht vergessen was sie Ace gesagt hatte und sie würde sich auch daran halten, aber er wusste ja nicht wie wahnsinnig schwer es war jemanden plötzlich mögen zu müssen. Ace ließ ihr Zeit und die Zeit würde sie nutzen. Sie hätte laut fluchen können, als sie von ihrem Morgenspaziergang wieder kam und ein schwarzes Cabrio sah. Sie hatte ein figurbetontes gelbes Sommerkleid an, dass sie zusammen mit Nojiko gekauft hatte und einen breiten Strohhut auf, der sie vor der Sonne, die schon so heiß schien, schützen sollte. Sie hätte in einem Sommerfilm mitspielen können. Die Stufen der Veranda knarrten leise, als Sie, sie bestieg und die Klingel drückte. Nojiko öffnete ihr die Tür und verkündete fröhlich, dass Zorro da sei, um mit ihnen einen Ausflug zu machen. Wie es schien hatten sie alle auf Nami gewartet, denn sie standen alle im Flur, bereit zu gehen. „Wir fahren an einen See, der zu dem Grundstück von Zorros Eltern gehört... das heißt, dass er nur für uns bereit steht.“ Erklärte Ace lächelnd. „Nojiko hat Badesachen für dich eingepackt. Wir werden ein paar Tage dort verbringen.“ „Oh, gut.“ Wie Bitte? „Hallo, Zorro.“ So sehr sie es auch hasste... Höflichkeit war Höflichkeit. Seine Augen sahen sie gut gelaunt an. „Hi, Nami.“ „Können wir?“ fragte Nojiko und sah in die Runde. „Nami, willst du bei Zorro mitfahren?“ „Ähm... eigentlich...“ „Ich nehme sie gerne mit.“ Sagte Zorro und packte sie an der Hand. „Äh, Zorro...“ Doch was nützte das schon? Fünf Minuten später saß sie schon wieder in seinem Cabrio und musste seine überdimensionale gute Laune ertragen. Er summte die Lieder im Radio mit, trommelte die Finger im Takt auf das Lenkrad und hatte sein Sunnyboylächeln aufgesetzt. Ihren Strohhut musste sie Nojiko geben, denn er war ihr viel zu schade für die Fahrt. Immerhin hatte er 70 Dollar gekostet und falls Zorro zu schnell fahren würde, würde er wegfliegen. „Soweit alles klar bei Ihnen?“ fragte er schließlich nach zwanzig Minuten schweigsamer Fahrt. „Ich kann mich nicht beklagen.“ Antwortete sie. „Freut mich.“ „Und mich erst.“ „Wir sollten uns wirklich nicht duzen?“ „Fangen Sie nicht schon wieder an!“ sagte sie seufzend. „Ich kann’s nicht mehr hören.“ „So fremd bin ich Ihnen nun auch wieder nicht, Nami. Wir kennen uns schon... lassen Sie mich rechnen... zehn Tage.“ „Na, super.“ „Das ist ein Jubiläum.“ „Juhu.“ Sagte sie tonlos. „Ich möchte Sie gerne ausführen.“ „Auf keinen Fall.“ Protestierte sie. „Ich bin bereit so etwas wie eine Freundschaft mit Ihnen zu führen, aber keine Affäre.“ „Habe ich etwas davon gesagt?“ fragte er unschuldig. „Nein, aber Sie haben sicherlich etwas davon gedacht.“ erwiderte sie. Er drehte das Radio leiser. „Sie haben Recht, ich führe keine Frauen aus, dessen Schuhe ein Eigenleben führen.“ Gegen ihre Willen musste sie grinsen, wurde dann aber wieder ernst. „Ich fand, dass wir uns viel zu nahe gekommen sind. Für eine Freundschaft. Falls das, was zwischen uns überhaupt so etwas ist.“ Fügte sie hinzu. „Das hätten Sie mir sagen können, aber nein, Sie schießen ihre Schuhe weg, und erzählen mir irgendeinen Unsinn.“ „Sie hätten selbst darauf kommen sollen, dass eine solche Umarmung zu intim war.“ Entgegnete sie und warf ihm einen Blick zu. „Wer? Ich? Für mich ist so was eindeutig noch freundschaftlich gewesen.“ „Ach ja? Und der Fast-Kuss?“ „Es gibt keinen Fast-Kuss.“ Sagte er spottend. „Nachdem was ich gesehen habe, schon.“ „Ich habe mich hinreißen lassen.“ Gab er schließlich zu. Er hatte nicht einmal die Spur von Röte im Gesicht, was sie daraus schließen ließ, dass er öfters solche Spielchen mit Frauen trieb. „So wie Sie, als Sie betrunken waren.“ „Danke, aber es war nicht nötig mich daran zu erinnern. Es war lediglich ein Ausrutscher, weil ich sonst nicht so viel trinke.“ „So, so. Können Sie denn schwimmen?“ „Was soll die blöde Frage?!“ Sie sah ihn böse an. „Natürlich kann ich schwimmen!“ „Ich dachte nur... falls Sie eine Wasserallergie haben... dann müsste ich ja in der Nähe sein, um sie aus dem Wasser zu fischen.“ „Nein, es freut mich Ihnen mitteilen zu dürfen, dass ich gesund bin.“ „Wunderbar.“ Sein selbstgefälliges Grinsen störte sie und sie beschloss, ihn während der ganzen Fahrt nicht anzuschauen. Versprechen, hin oder her. Das kleine Städtchen hatten sie längst hinter sich und Zorro bog zehn Minuten später nach rechts, um von der Autobahn auf eine gemütliche Landstraße zu kommen. Die Umgebung erinnerte Nami an ihr Picknick mit ihm und sie hoffte, dass Nojiko ihren Badeanzug statt ihren Bikini eingepackt hatte. Sie würde diesem Mann auf keinem Fall zu viel Aussicht von sich zeigen. Zorro hätte jeden Moment erwartet, dass sie ihn zur Rede stellte. Aber es schien als würde sie ihr Medaillon nicht allzu sehr vermissen. „Wir sind in ungefähr fünfzehn Minuten da.“ Sagte er plötzlich. „Ich habe nicht gefragt.“ „Ich weiß, aber vielleicht zählen Sie ja wieder die Minuten und Sekunden, wie lange Sie in diesem Auto sitzen.“ „Das habe ich nicht gemacht.“ Nur weil sie es einmal getan hatte, hieß es nicht, dass sie es jede Fahrt tat. Das galt auch für die kleine Fummelei. „Ich habe auch ‚vielleicht’ gesagt, Nami Darling.“ Sie stöhnte, als er ihr schon wieder einen Kosenamen gab. Hoffentlich erwartete er nicht, dass sie ihn ‚Zorro Schätzchen’ nannte. Allein die Vorstellung war für sie die Hölle. „Meine Eltern haben ein großes Haus auf dem Land. Sie lieben die Natur, so wie Sie. Vor ein paar Tagen sind sie weg aus Los Angeles und nach Ohio gezogen.“ „Haben sie auch Pflanzen und Blumen?“ „Reichlich. Der See ist umrundet von Bäumen. Fast wie ein Halbkreis. Außerdem wird er beleuchtet. Von außen natürlich.“ Sagte er, als sie ihn verdutzt angestarrt hatte. „So bescheuert sind sie auch wieder nicht. Ein See von innen beleuchten...“ Er lachte. „Die Fische würden sich gestört fühlen.“ „Was für ein lustiger Mensch Sie doch sind.“ Sie verdrehte die Augen. „Hatten wir nicht ausgemacht, dass Sie mich nicht ankeifen sollen?“ „Keine Ahnung.“ „Und ob Sie Ahnung haben. Und was hätten wir da als Strafe?“ Er tat so, als würde er krankhaft überlegen und in den Augenwinkeln beobachtete er, wie sie schon wieder wütend wurde. „Sie haben mich schon mehrmals geduzt und trotzdem führe ich eine, wenn auch lächerliche, Unterhaltung mit Ihnen!“ „Bleib cool, Süße.“ Sie erreichten ein kleines, aber schönes Dorf. Die Leute schienen Zorro zu kennen, denn sie winkten ihm fröhlich zu. Sein blödes ‚Bleib cool’ konnte er sich sonst wo hin stecken. Nami schloss die Augen und zwang sich nicht sauer auf ihn zu sein. Nach ein bis zwei Atemübungen war ihre Wut, zwar nicht ganz, aber fast verraucht. Zorros Wagen polterte über einen Kiesweg, der zu einem riesigen Grundstück führte. Als sie vor einem großen Haus parkten, kam Nami aus dem Staunen nicht mehr raus. Es war ein altes Haus, ja, aber es war wunderschön. Es sah fast wie eine Pension aus und erinnerte an die Häuser in Österreich. Nojiko und Ace waren wohl schon öfters hier, denn sie gingen zielstrebig, Ace mit einer Riesentasche, durch den Garten, um sich den See anzuschauen. Endlich stieg auch Nami aus dem Wagen, während Zorro einen kleinen Rucksack aus dem Kofferraum holte. Nojiko kam ganz kurz zurück um Nami ihren Strohhut zuzuwerfen, den sie aber nicht fing, da sie gerade die Gegend erforschte. Der Garten und auch das ganze Haus war faszinierend. Zorro hatte sich erbarmt und sie durch das Haus geführt. Es war gemütlich, fast alle Möbel waren alt und aus Holz, nur das Badezimmer war gefliest und gekachelt und die Einrichtung war sehr modern. Nami sah die größte Badewanne, die sie je gesehen hatte, und grob geschätzt hätten vier oder mehr Leute Platz darin gehabt. Ace und Nojiko hatten sich ihr gewöhnliches Schlafzimmer ausgesucht, das sie schon seit mehreren Jahren besetzten, wenn sie hier zu Besuch waren und Zorro zeigte Nami ihr Zimmer. Er stieß die Tür weit auf und erfreut stellte sie fest, dass sie Sicht auf den See hatte. Mit großen Augen betrat sie das Zimmer. Der Fußboden war mit einem weichen Teppich versehen und das rosa Himmelbett mit der Rüschenbettwäsche ließ ihr Herz höher schlagen. Sie ging ans Fenster und sah hinaus. Zorro hatte nicht übertrieben. Der See war wirklich umringt von Tannen und um ihn herum standen Laternen. Der Garten war voller verschiedenster Blumenarten, die sie sich unbedingt angucken musste. Sie drehte sich zu Zorro herum, dessen Inneres bei ihrem strahlenden Gesicht, leicht erschrak. „Es ist wundervoll...“ hauchte sie und vergaß für einen kurzen Moment die Feindseligkeit zwischen ihnen. „Ich wusste, dass es Ihnen gefallen würde.“ Brachte er gerade noch so hervor. Nojiko und Ace erschienen an der Türschwelle, bereits fertig umgezogen für das kühle Nass. „Nami, dein Bikini.“ Nojiko warf ihr zwei schwarze Stofffetzen zu, die sie energisch auffing. Nojiko selbst trug einen blauen Zweiteiler. „Hast du nicht meinen Badeanzug mitgebracht?“ fragte sie ihre Schwester, die nur verschmitzt mit dem Kopf schüttelte. Das war wieder sonnenklar. Die beiden Turteltäubchen verschwanden und ließen sie allein mit Zorro und ihrem Bikini zurück. Er warf ihr einen selbstsicheren Blick zu, musterte sie abschätzend von oben bis unten und grinste schließlich. „Wenn Sie wollen, dass ich mit diesen Zweiteilern erscheine, dann sollten Sie möglichst schnell von hier verschwinden.“ Zischte sie. Oh ja und wie schnell er verschwinden würde, um noch mehr nackte Haut von ihr zu sehen... Er schloss die Tür hinter sich und Nami zog sich um. Die Tage versprachen nicht gerade tolle Aussichten... __________ Mir ist keine bessere Überschrift eingefallen ^^ Kapitel 11: The Game That Play Us --------------------------------- ____________________________________________________________________________ „Nami, nun komm endlich ins Wasser!“ rief Nojiko ihr zu. Nami beobachtete sie von ihrem Liegestuhl aus, wo sie sich gleich, nachdem sie sich umgezogen hatte, mit ihrem Buch hingesetzt hatte. Wenigstens war Nojiko so nett und hatte es mitgebracht. Sie schüttelte nur den Kopf und las weiter. „Ich werfe das verdammte Teil gleich ins Wasser!“ brüllte ihre Schwester. „Komm rein, es ist wirklich warm!“ „Ich habe keine Lust. Vielleicht morgen.“ Sie hatte Nojiko noch gar nicht gefragt, wie lange sie bleiben würden. „Wir spielen Wasserball!“ sagte Ace, in der Hoffnung sie würde sich endlich bewegen. „Viel Spaß!“ Seufzend gaben sie auf und vergnügten sich ohne Nami im Wasser. Nami hörte Wasserplätschern, Nojikos erschrockenen Schrei, als man sie unter Wasser drücken wollte und sie hörte sie alle lachen. Sie war nicht eifersüchtig, aber sie wollte auch nicht ins Wasser. Von ihrem Liegeplatz war sie, wie der See, umringt von Blumen. Die Lorenors mussten einen sehr fleißigen Gärtner haben. Eine Weile später lagen die Wasserratten links und rechts von ihr auf den Liegestühlen und ließen sich von der späten Nachmittagssonne wärmen. Sie wagte es nicht Zorro und seinen unwiderstehlichen Körper, der nun nass und feucht war, anzusehen, denn als sie es flüchtig getan hatte, hatten sich sehr komische Fantasien in ihrem Kopf eingenistet. Sie hatte sich vorgestellt, wie Zorro mit seiner Last auf ihr lag und von seinen Haarspitzen einzelne Wassertropfen auf ihren nackten Körper fielen... Und ohne Vorwarnung hatten sich ihre Brustwarzen aufgerichtet und gegen den Stoff des Bikinis gedrückt. Nein, so etwas würde nicht noch einmal vorkommen. Sie musste sich beherrschen. „Schatz, wie wäre es mit einem kleinen Spaziergang durch das Dorf?“ fragte Ace seine Angetraute. Sie küsste ihn auf den Mund. „Gerne, wir könnten auch dort essen gehen.“ Sie erhoben sich und verschlangen ihre Hände, wie auch ihre Blicke ineinander. „Allein?“ fragte Ace mit seiner tiefen Stimme, die nun ganz rau klang. „Wie du willst...“ Nojikos Stimme war fast ein Flüstern. Mit entschuldigender Miene wandte Ace sich an Nami und Zorro. „Ihr hättet doch nichts dagegen, oder?“ Sein Blick verharrte auf Nami. Sie lächelte und schüttelte den Kopf. „Warum sollten wir? Wenn ich heute Abend was zu essen kriege, dann bin ich wunschlos glücklich.“ „Geht ruhig. Nami und ich schaffen das schon. Falls ihr länger wegbleiben wollt, dann nehmt euch den Schlüssel.“ Als sich die beiden entfernten sah sie Zorro zweifelnd an. „Wollen Sie einen Pizzaservice rufen, oder kochen Sie?“ „Die Putzfrau hat für uns eingekauft. Ich kann kochen.“ „Sie können kochen?“ wiederholte Nami überrascht. „Klar, kann ich das. Was wollen Sie denn zu essen haben?“ „Wenn Sie Kaviar haben, dann bitte das.“ Ihre Antwort war nicht ernst gemeint, trotzdem sah er sie mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Kaviar?“ Genervt verdrehte sie die Augen. „Verstehen Sie nichts von Scherzen?“ „Nicht bei Ihnen.“ „Vielen Dank.“ Das Verhalten von Nojiko und Ace machte sie skeptisch. Zuerst sollte sie bei Zorro mitfahren, dann hatte Nojiko absichtlich ihren Bikini mitgebracht und jetzt musste sie wieder einen Abend allein mit ihm verbringen. Das waren eindeutig Verkupplungsversuche. Zorro schien ihre Gedanken gelesen zu haben, denn er sagte: „Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde Sie nicht anrühren, wenn Sie nicht wollen.“ „Oh, ich werde ganz bestimmt nicht wollen!“ Er nickte. „Aber wenn Sie anfangen, garantiere ich für nichts.“ „Ich habe auch nicht vor Sie wieder zu befummeln, Zorro. Das wäre das letzte, außer vielleicht sterben, das ich tun würde.“ „Sie haben einen äußerst trockenen Humor.“ Seufzend legte sie das Buch beiseite und sah ihn ernst an. „Ich habe Ace, na ja, er hat mich regelrecht dazu gebracht, versprochen, dass ich mich mit Ihnen verstehen werde.“ „So?“ Er räkelte sich wie ein Playboy auf der Liege und sie benetzte sich ihre Lippen. „Also... der erste Schritt wäre, dass wir...“ „...uns duzen?“ „Das wäre vielleicht Schritt Eintausend, aber soweit sind wir noch nicht. Nein, wir suchen uns ein gemeinsames Gericht aus.“ Er schnaubte verächtlich. „Ich meine es ernst, Zorro.“ „Deswegen reagiere ich auch so.“ „Ich liebe Spätzle.“ „Kenn ich nicht.“ Sagte er sofort. „Ich mag Spiegeleier.“ „Ja, die mag ich auch.“ „Wir könnten Kartoffelauflauf machen. Mit viel Käse.“ „Klingt nicht schlecht.“ „Sag ich doch.“ Sie richtete sich auf und setzte sich im Schneidersitz hin. „Und Steaks. Schöne saftige, weiche...“ Er sah sie mit diesem Blick an. Sie sollte sich zügeln, denn sonst müsste sie eine Flasche Sekt opfern. „Steaks, Zorro! Steaks!” sagte sie hastig, als er von seiner Liege aufstand und auf sie zugesteuert kam. „Haben Sie gehört? Ich habe von Steaks geredet!“ „Natürlich habe ich gehört, Süße.“ „Sie... Sie schnurren ja...“ „Tatsächlich?“ „Ähm... ja...“ Er stellte fest, dass sie durchaus menschlich sein konnte, was aber nur geschah, wenn sie nervös war. Ansonsten war sie eine Maschine oder ein Monster, das mit Höflichkeit überfüllt war. Grässlich. „Warum sind Sie so steif, Nami?“ fragte er leise und ließ sich auf ihre Liege fallen. Sie krabbelte ein wenig von ihm weg. Diese Bemerkung hätte eindeutig zweideutig sein können. Was sie auch war, denn schon wieder waren ihre Nippel hart. Es konnte nicht sein, dass dieser Mann sie erregte. „Lassen Sie das!“ fauchte sie. „Ich weiß, dass Sie ihre Spielchen mit mir treiben!“ „Spielchen?“ Er wurde langsam wieder ‚normal’. „Nami, ich treibe doch keine Spielchen!“ „Mit Frauen schon.“ „Unsinn. Ich bin immer treu gewesen.“ Konnte sie ihm glauben schenken? Sie beschloss, dass es das beste war, wenn sie das Thema wieder wechselten. „Wo waren wir? Ach ja... Steaks.“ „Ich bin ein verwöhnter Junge, der auch Nachtisch essen will.“ „Dann könnten wir Sie mit Eis bedienen.“ „Eis allein reicht mir nicht.“ „Kekse.“ „Zu wenig.“ „Obst.“ „Zu gesund.“ „Schokolade?“ Er ließ seine Augen über ihre Beine gleiten. „Schokolade wäre okay...“ „... Schritt Nummer zwei wäre, dass Sie aufhören mich anzuglotzen.“ „Ich glotze nicht.“ „Was tun Sie denn gerade?“ fragte sie und setzte sich ihm kniend gegenüber. Seine Augen wanderten höher und blieben schließlich bei den Rundungen ihrer Brüste kleben. „Sie glotzen!“ rief sie empört. Seine Hand griff schnell nach einem Handtuch und er drückte es ihr in die Hand. „Dann ziehen Sie sich verdammt noch mal anders an!“ „Wie soll ich das denn machen, wenn meine Schwester so heimtückisch ist…“ „Ja, ja, immer auf die anderen.“ „Es ist aber so! Aber schön, wenn Sie mir nicht glauben...“ „Tue ich nicht.“ „Dann glauben Sie doch was Sie wollen!“ „Das ist aber nicht nett von Ihnen, so mit mir umzuspringen. Immerhin bin ich Ihr Gastgeber.“ Warf er ihr vor. „Ach ja? Es ist auch nicht nett von Ihnen Ihre Gäste derart zu behandeln. Ich dachte Sie wären ein Gentlemen.“ „Bin ich normalerweise auch. Aber nur zu Frauen.“ Das war die übelste Beleidigung, die ihr je unter die Ohren gekommen ist und sie riss wütend den Mund auf, um gnadenlos zurückzuschlagen. „Sie... idiotisches Schwein! Arschficker! Idiot! Perversling! “ Sie rief jedes erdenkliche Schimpfwort in ihr Gedächtnis zurück und am Ende keuchte sie. Zorro war überwältigt von ihrem Temperament. Lachend stand er auf und trug die zappelnde Nami in die Küche. „Sie sind unglaublich, Nami. Dann zeigen Sie mir mal, dass Sie genauso gut im Bereich kochen sind.“ „Ich dachte, Sie könnten kochen?“ rief Zorro eine halbe Stunde später, als sie alle Zutaten auf einen Tisch gestellt hatten. Nami stellte sich so ungeschickt an, wie man nur konnte und als er ihr befahl die Kartoffeln in Scheiben zu schneiden, weigerte sie sich. „Ich kann auch kochen!“ verteidigte sie sich beleidigt. „Ach ja? Dann schneiden Sie endlich die Kartoffeln, oder wir machen einen Kartoffelauflauf ohne sie, was vielleicht nicht so gut wäre!“ „Die Messer hier sind so anders.“ Beschwerte sie sich. Es gab Momente, wo er sie erwürgen könnte. Dieser zählte dazu. „Warum sind die Messer anders?“ fragte er mit bebender Stimme. Er schnitt das Fleisch durch und würzte es von beiden Seiten. „Sie sind so... lang und äh... scharf...“ „Haben Messer so an sich.“ „Ja, aber ich bin solche Messer nicht gewohnt.“ Grummelnd drückte er ihr zwei Teller in die Hand und ließ sie den Tisch decken. Sie hatten sich beide nicht entschuldigt für das, was sie zu dem anderen gesagt hatte, aber im Augenblick war ihr das egal. Sie nahm zwei Weingläser aus einem Schrank und stellte sie auf den Tisch. Dann kniete sie sich hin und suchte einen Rotwein aus. In der Küche hörte sie, wie Zorro die Kartoffeln schnitt. Sie hatte sich nicht so anstellen sollen, aber die Angst vor übergroßen Messern konnte sie einfach nicht überwinden, seit sie gesehen hatte, wie ihr Onkel sich, aus Versehen, wohlgemerkt, seinen Finger damit abgehackt hatte. Heute lebt er in einer psychiatrischen Anstalt. Sie beschloss Zorro noch einwenig hilfreich zu sein und verstreute viel Käse über die Kartoffeln. „Manchmal frage ich mich, ob Sie wirklich Deutsche sind.“ Sagte Zorro, während er den Auflauf in den vor geheizten Backofen packte und die Pfanne mit Öl erhitzte. „Wieso?“ fragte sie verdutzt, ging zurück ins Esszimmer und schenkte ihnen Wein ein. Dann ging sie wieder in die Küche und überreichte ihm sein Weinglas. „Sie können ‚Arschficker’ auf englisch sagen. Das ist... beeindruckend.“ Sie nippte an ihrem Wein und musste leicht lächeln. „Dann haben Sie ja heute einiges von mir gelernt.“ Draußen dämmerte es langsam und die Sonne ging hinter den vielen Tannen unter. „Hier wird es aber schnell dunkel.“ „Das kommt Ihnen nur so vor.“ „Es ist keine Kunst Schimpfwörter auf englisch zu sagen. Nicht, wenn der Mann Zorro heißt und der Frau namens Nami ein nicht gerade schmeichelhaftes Kompliment gemacht hat.“ Sie hatten sich wieder umgezogen und sie stand wieder in ihrem knallgelben Kleid vor ihm. „Sie haben Recht. Aber jetzt erscheinen Sie mir als Frau. Das, was ich gesagt habe, sollte nicht heißen, dass ich in Ihnen ein Mann sehe. Ich habe das genommen, was Sie am meisten ärgert, nämlich das jugendliche, noch wachsende Mädchen.“ „Sie benehmen sich aber auch nicht anders. Außer, dass Sie in dem Falle ein Junge sind.“ Konterte sie. „Und braten Sie jetzt das Fleisch an.“ „Sie können keine Kartoffeln mit einem stinknormalen Messer schneiden, aber Anweisungen geben, das können Sie gut.“ „Freut mich, dass Sie das so positiv betrachten.“ „Warum setzen Sie sich nicht hin und entspannen sich ein wenig?“ Er briet die Steaks schön saftig, wie er es mochte und sie sah ihm dabei zu. „Sie arbeiten zu sehen, entspannt mich mehr als alles andere.“ „Tja, ich wüsste noch etwas anderes, aber lassen wir uns erst einmal essen.“ Nach ein paar Minuten war das Essen angerichtet und auch der Auflauf war mittlerweile fertig. Der Käse brutzelte noch ein wenig vor sich hin. Sie setzten sich hin und aßen eine Weile schweigend ihre Mahlzeit. Es schmeckte köstlich, das musste sie schon sagen und das Steak war wunderbar gebraten. Er hatte sie angemeckert den Tisch zu kalt gedeckt zu haben, und schließlich Kerzenständer geholt, die eine romantische Atmosphäre verliehen. „Ich dachte Abstand wäre gut.“ Sagte sie, um ihr ‚kaltes’ Gedeck zu begründen. Er trank einen großen Schluck Wein. „Jetzt kommt schon wieder dieser Freundschaftskram.“ „Ja, jetzt kommt wieder der Freundschaftskram.“ Sagte sie und ihre Nasenflügel zitterten, weil sie sich schon wieder aufregte. Nicht jede Frau, die so oft mit einem Mann zusammen war, wollte gleich mit ihm ins Bett. Das sollte mittlerweile in seinen blöden Schädel eingedrungen sein. „Das alles kommt mir vor wie ein Candle- Light- Dinner und nach dem Essen haben Sie vor mich zu verführen.“ „Ich habe lediglich vor mit Ihnen baden zu gehen.“ Sie verschluckte sich an dem Stück Fleisch, dass sie sich gerade in den Mund geschoben hatte. „Wie bitte?“ „Sie dürfen Ihren Bikini anziehen. Und ich werde selbstverständlich auch nicht nackt gehen.“ „Es ärgert mich, dass Sie Entscheidungen treffen ohne mich zu fragen.“ „Wenn ich Sie fragen würde, würden Sie nein sagen.“ „Stimmt, das hatte ich durchaus vor. Ich bitte Sie... Sie wollen doch nicht ernsthaft mit mir in die Badewanne gehen.“ „Doch, und ich hoffe, dass Sie Ihren Bikini unter diesem schicken Kleid anhaben.“ Hatte sie, aber das musste sie ihm nicht unbedingt auf die Nase binden. „Ich halte mehr von einem gemütlichen Plauderabend auf dem Sofa. Mit einem Glas Wein in der Hand...“ „Das Glas Wein können Sie auch mit in die Wanne nehmen. Besteht denn die Gefahr, dass Sie mich wieder befummeln?“ „Ich dachte das Thema wäre erledigt, aber offensichtlich finden Sie gefallen daran mich aufzuziehen. Und ich werde nicht mit Ihnen baden gehen.“ „Die Wanne ist groß genug.“ Er nahm sich noch ein wenig Auflauf. „Und vor mir brauchen Sie keine Angst haben.“ „Unsere erste Begegnung war da leider etwas anders.“ „Himmel, Sie hatten fast nichts an! Wie sollte ich denn darauf reagieren? Außerdem haben Sie meine Entschuldigung angenommen.“ „Trotzdem. Ich werde nicht mit Ihnen baden gehen.“ „Das werden Sie oder ich muss zu drastischen Maßnahmen greifen.“ Er aß seelenruhig seinen Teller leer, während ihr der Appetit längst vergangen war. Sie schob den Teller von sich weg und trank ihren Wein aus. „Und die wären?“ „Och, ich hab da schon meine Tricks.“ Nami stand auf. Der geschwungene Holzstuhl machte ein lautes Geräusch auf dem Parkettboden. Auch Zorro war aufgestanden und betupfte sich den Mund mit der Serviette. Arroganter hätte er sich nicht aufführen können. Er trat näher und ihre Beine waren plötzlich wie festgewachsen. Ihr Herz schlug so heftig, dass sie Angst hatte, er könnte es hören. Sie beschleunigte ihren Atem, als er langsam und mit einem leichten grinsen im Gesicht, sein T-Shirt auszog. Sie ergötzte sich für einen Moment an seinem Oberkörper, riss ihren Blick aber ab und sah ihm direkt ins Gesicht. Sie hörte, wie er den Gürtel lockerte und den Reißverschluss seiner Jeans herunterzog. Sie schluckte. Er zog sich die Jeans aus und stand fast nackt, außer den Boxershorts, vor ihr. „Ich habe Hunger auf den Nachtisch...“ ___________ Ich weiß ich bin gemein xDD Kapitel 12: Every Night is Another Story ---------------------------------------- ================================================================= Er zog sich die Jeans aus und stand fast nackt, außer den Boxershorts, vor ihr. „Ich habe Hunger auf den Nachtisch...“ gurrte er und packte sie an ihren Schultern. Sie wollte sich losreißen, als sie merkte, dass er sie sanft massierte. „Lassen Sie das!“ rief sie, bewegte sich aber nicht vom Fleck. „Annäherungsversuche waren verboten, haben Sie das etwa vergessen?“ „Keineswegs.“ Er streifte ihr die Spaghettiträger herunter und eine Hand zog sie an seine nackte Brust. Die andere zog den Reißverschluss des Kleides herunter. „Ich warne Sie, wenn Sie etwas unanständiges mit mir vorhaben...“ „Wenn wir schon nicht baden gehen, dann könnten wir im See schwimmen.“ „Aber... es ist schon fast dunkel!“ protestierte sie. „Die Laternen sind bereits angegangen. Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich bin ja auch noch da.“ Sie schnaubte. Geschickt hatte er ihr das Kleid runter gerissen und er sah vergnügt auf ihren Bikini. „Sie hatten also doch vor schwimmen zu gehen.“ „Äh... nein! Zorro, ich will nicht!“ „Natürlich wollen Sie.“ Er nahm ihre Hand und führte sie nach draußen. „Die Kerzen! Jemand muss die Kerzen ausblasen!“ rief sie und sah besorgt auf die Einrichtung. „Sonst... sonst verbrennt alles!“ „Hey, keine Panik.“ Sagte er mit weicher Stimme. An der Terrasse angekommen, ließ er sie los und ging ein paar Schritte voraus. Entsetzt beobachtete sie, wie er sich die Boxershorts auszog und einen freien Blick auf seinen knackigen Hintern offenbarte. Dann sprang er in den See und schwamm ein paar Züge. Sie blieb immer noch wie angewurzelt stehen und sah auf seine Boxershorts, die, wie verlassen, auf dem Gras lagen. „Kommen Sie!“ forderte er sie auf. Oh Gott! „Sie... Sie haben sich ausgezogen! Sie sind nackt!“ stammelte sie. „Na und?“ „Ich kann doch nicht... ich meine... das ist total bescheuert!“ „Ziehen Sie sich auch aus, dann sind wir quitt!“ Sie stemmte die Hände in die Hüften und funkelte ihn an. „Ich habe Sie nie gebeten, sich vor meinen Augen auszuziehen! Und strippen sollten Sie erst recht nicht!“ Der See war schwach beleuchtet, aber trotz alle dem konnte sie ihn schon wieder grinsen sehen. „Soll ich etwa rauskommen und Ihnen helfen?“ „Bleiben Sie gefälligst wo Sie sind!“ „Also ziehen Sie sich aus?“ „Nein!“ „Dann muss ich Ihnen wohl doch helfen.“ Er schwamm wieder auf sie zu und sie sah zuerst seine Schultern, dann seine Brust, dann seinen Bauch und dann... „Stehen bleiben!“ rief sie alarmiert und schloss vorsichtshalber die Augen. „Bleiben Sie sofort stehen!“ „Ich wusste gar nicht, dass Sie ein solcher Spießer sind, mein Angsthäschen.“ Wie bitte? A n g s t h ä s c h e n? S e i n Angsthäschen? Sie blinzelte und stellte erleichtert fest, dass man nichts sehen konnte. Nichts, dass sie wirklich interessiert hätte... Wütend, gedemütigt, aber auch nervös fasste sie einen Entschluss. „Drehen Sie sich um!“ „Warum sollte ich mich umdrehen?“ fragte er unschuldig. „Tun Sie’s oder nicht.“ Er drehte sich um und langsam und mit zitternden Händen zog sie ihr Oberteil aus. Danach war ihr Bikinislip dran. Sie konnte einfach nicht glauben, was sie da tat. Und dann stand sie nackt auf der Wiese mit Zorro im Wasser, der ihr den Rücken zu gekehrt hatte. Bevor sie ging schnappte sie sich zwei Handtücher, die immer noch auf den Liegen lagen und legte sie so nah wie möglich ans Wasser. Dann machte sie ihren ersten Schritt. Das Wasser war angenehm. Nicht zu warm. Es war eigentlich mehr kalt als warm, aber das störte sie nicht. Als er hörte wie sie ins Wasser stieg, grinste er in sich hinein. „Ähm... schwimmen Sie weiter.“ Befahl sie Zorro, der sich seufzend in Bewegung setzte. Als sie sich vergewisserte, dass er weit genug von ihr entfernt war, stürzte sie sich ins Wasser. Nackt schwimmen hatte sie noch nie gemacht und sie fand es aufregend und peinlich. „Kann ich mich umdrehen?“ „Äh...“ Noch bevor sie ihren Satz zu ende fassen konnte, hatte er sich bereits umgedreht. Erleichtert stellte sie fest, dass man nichts sehen konnte. Sowohl bei ihr, als auch bei ihm. „Ist es so schlimm, Darling?“ „Ich weiß nicht…“ Antwortete sie zögernd. „…wir sind nackt.“ „Nacktheit kann etwas sehr schönes sein, Süße.“ „Na ja...“ Sie schwamm in großen Kreisen um ihn herum und belustigt sah er ihr zu. „Wollen Sie mich gleich auffressen?“ „Wäre durchaus möglich, wenn Sie nicht Ihre verdammte Klappe halten!“ „Ich habe solche Angst...“ „Waren Sie auch schon als kleines Kind hier schwimmen?“ fragte sie und schwamm weiter. Er verharrte an der Stelle und vom Ufer aus betrachtet, waren sie in der Mitte des Sees. „Ja. Meine Freunde und ich haben mal ein kleines Floß gebaut. Es hat auch gehalten, aber als es gestürmt hat, ging es kaputt. Ich habe geweint und den Himmel und die Wolken beschimpft.“ „Haben Sie ein neues gebaut?“ „Nein, ich hatte Angst, dass es auch kaputt ging.“ Sie lächelte in sich hinein. Der kleine Zorro hatte also auch mal Angst gehabt. „Ace hat mir erzählt, wie eure Freundschaft entstanden ist. Für jemanden mit so reichen Eltern sollten Sie nicht in einer verruchten Bar Bier trinken und mit Landstreichern befreundet sein.“ „Die Landstreicher haben mir geholfen. Ich wollte auf eigenen Beinen stehen und sie waren immer für mich da. Aber als sie Ace verprügelt hatten, war ich so sauer auf sie. Das können Sie doch verstehen-“ Nami war von hinten auf ihn zu geschwommen und hatte ihn mit all ihrer Kraft in die tiefe gedrückt. Es gab Luftblasen und das letzte Wort ging in einem blubbern unter. Zufrieden entfernte sie sich ein wenig von ihm, falls er einen Rückschlag plante. Die Luftblasen wurden immer weniger, bis es schließlich keine mehr gab, aber Zorro tauchte nicht auf. Es wurde unheimlich still. Sie nahm Geräusche wahr, die sie nicht gehört hatte. Das sanfte Rauschen der Bäume, ein Huschen im Gebüsch, das zirpen der Heuschrecken. Vielleicht war er ein allzu guter Taucher... trotzdem machte sie sich langsam sorgen. „Zorro?“ rief sie erst leise. „Zorro!“ Und dann tauchte er hinter ihr auf und zog sie mit sich unter Wasser. Sie bekam Wasser in die Nase und konnte sich aus seinem Griff befreien. Sie hustete und hustete und wischte sich die nassen Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Haben Sie sich Sorgen um mich gemacht?“ fragte er und machte nicht einmal den Eindruck, dass es ihn angestrengt hatte. „Nein.“ Log sie. „Sie Idiot! Ich hab Wasser in die Nase bekommen!“ „Das tut mir leid.“ „Sollte es auch.“ Plötzlich streifte sie etwas glitschiges an ihrem Oberschenkel. Erschrocken quietschte sie. Zorro sah sie, den Kopf leicht nach links gekippt, argwöhnisch an. „Soll das schon wieder eine von Ihren Ablenkungsmanövern sein, damit Sie mich dippen können?“ Nami antwortete nicht. Dann fühlte sie etwas an ihr vorbeischwimmen, etwas, das ihren Genitalbereich berührte. Oh mein Gott! Sie schrie auf und klammerte sich instinktiv an Zorro, der angesichts dessen, dass sich ihre nackten Brüste an seinen nackten Oberkörper drückten, die Luft anhielt. Sie hatte die Lage noch nicht erkannt und sah sich ängstlich um. „Gibt... gibt es hier drinnen... Fische? Oder... kleine Krokodile?“ Ihr ganzer Körper zitterte an seinem, aber im Moment war ihr das egal. Ihm nicht. „Ähm... Krokodile leben, so weit ich weiß in Sümpfen und nicht in Seen. Aber wir haben hier ein paar Fische.“ „Was für welche?“ fragte sie sofort und stierte auf das Wasser. „Mich.. mich hat grad was gestreift.“ „Piranhas.“ „Piranhas?!“ rief sie entsetzt und drückte sich fester gegen ihn. „Ich hoffe, dass du keine kleinen Kratzer irgendwo hast, denn das macht sie wild.“ „Sie haben mir nichts von Piranhas gesagt!“ schrie sie. Er lachte und erst jetzt fiel ihr auf, dass sie sich an ihn geklammert hatte. Das heben und senken seiner Brust spürte selbst sie. Oh nein... „Sie haben mich reingelegt!“ „Wir haben hier vielleicht Goldfische. Aber die sind völlig harmlos.“ „Völlig harmlos.“ Wiederholte sie. Sie sahen sich an. Sein Blick war tief und intensiv. Nami wusste nicht, wie ihr geschah. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und sie schimpfte nicht mal, als er sie an ihrem Po packte und sie anhob. Sie umschlang mit beiden Beinen seinen Körper. „Du bist so warm.“ Sagte sie leise. Er lächelte. „Habe ich mich getäuscht, oder hast du mich gerade geduzt?“ „Ich glaube, dass das wieder eine meiner Aussetzer ist.“ Sein Körper geriet in Wallung. Er legte eine Hand auf ihre Wange und streichelte sie. „Du bist wunderschön.“ Murmelte er. „…Als ich zwölf war sollte ich eine Zahnspange tragen. Ich habe das Ding so gehasst und mein Vater hat mich zusammen geschrieen, weil das Teil viel Geld gekostet hat, aber ich wollte es nicht. Ein Jahr später kam es raus, obwohl es drei Jahre drin bleiben sollte.“ Entgegnete sie. „Ich habe nie gesehen, dass deine Zähne hässlich sind.“ „Du guckst ja auch woanders hin.“ Er bedeckte ihren Hals mit feuchten Küssen. „Bei dir nicht. Deine Zähne sind schön. Das habe ich schon am Anfang gemerkt, als ich dich geküsst habe.“ Sie lehnte ihren Kopf gegen seinen und die Haltung kam ihr vor, als würden sie langsamen Blues tanzen. „Ich weiß, dass ich das nicht sagen sollte, aber lass mich jetzt nicht los.“ „Sicher nicht, Darling. Jetzt, wo du endlich mal ein bisschen aufgetaut bist.“ „Du kannst auch wirklich alles ruinieren.“ „Nami, du bist und bleibst die sonderbarste Frau der Welt.“ Sie lächelte an seiner Wange und schloss die Augen, um den Moment zu genießen, an dem sie beide Zuneigung füreinander empfanden. Nojiko und Ace beobachteten das ganze von Namis Zimmer aus. Sie waren vor ein paar Minuten nach Hause gekommen und wollten noch mit Nami und Zorro ein paar Bier trinken, doch als sie die beiden eng umschlungen im Wasser sahen ließen sie es sein. „Sie sehen so süß aus.“ Hauchte Nojiko und sah Ace glücklich an. „Ob das so bleibt? Sie meinte, sie würde auf keinen Fall eine Beziehung mit ihm eingehen.“ „Ja, ja... die Liebe.“ „Apropos Liebe...“ Ace zog Nojiko aus dem Zimmer und sie betraten ihr eigenes geheimes Reich. „Das war so eine Art spannen. Die beiden waren nackt.“ „Das werden wir jetzt auch sein, oder?“ Sie lachten und ließen sich auf ein Meer von Kissen fallen, schwerelos und beflügelt von ihrer Liebe. „Hey.“ Flüsterte Zorro nach einer Zeit des Schweigens. „Hm?“ „Kann ich dich mal was fragen?“ „Mm.“ Nami war noch viel zu high um einen vernünftigen Satz zustande zu bringen. Immer noch überlegte sie, ob es richtig war, was sie gerade tat. „Wie soll es mit uns weitergehen?“ „Was?“ Überrascht zog sie ihren Kopf von seiner Wange weg und sah ihn an. Was meinte er damit? Was sollte zwischen ihnen weitergehen? Er seufzte. „Na ja... mit uns halt. Beziehungsmäßig.“ „Beziehungsmäßig?“ wiederholte sie verdutzt. „Wie kommst du jetzt darauf?“ Zorro warf ihr einen verständnislosen Blick zu. Er konnte wohl kaum der Einzige sein, der das Gefühl hatte, dass zwischen ihnen noch etwas werden konnte. Auch wenn es nicht so aussah, was er im Moment aber nicht behaupten konnte. Sie machte ihn wild. Heiß. Ihr warmer Körper beeinflusste seine Fantasien, die von Sekunde zu Sekunde schmutziger wurden. Er antwortete nicht auf ihre dumme Frage, bis sie es endlich begriff. Anstatt ihm zu antworten löste sie sich aus ihrer Umarmung und schwamm einen Zug von ihm weg. „Ich weiß nicht.“ Sagte sie dann ehrlich. „Ich glaube, dass ich nichts mit dir anfangen sollte. Du bist gefährlich.“ Er lachte. „Gefährlich? Weil ich dich dazu überredet habe mit mir nackt zu baden?“ Sie fand es überhaupt nicht komisch. „Nein. Du würdest mir weh tun… Seelisch.“ Fügte sie hinzu, um sicher zu sein, dass er es nicht mit Sex verwechselte. „Das ist vollkommener Schwachsinn. Ich würde dir nicht weh tun.“ „Doch. Das liegt in deiner Natur.“ Entgegnete sie und musterte ihn. „Viele Frauen stehen auf dich, weil du von Gott mit gutem Aussehen gesegnet worden bist. Einige davon, und ich denke, dass es die hübschen sind, werden nichts von dir haben wollen, keine Gefühle, keine Zuneigung, nur das Eine. Aber es gibt auch welche, die die Sache ernst nehmen. Die jemanden für das ganze Leben suchen. Aber du willst nur Honeymoon und verschwindest wieder aus ihrem Leben.“ Er hatte ihren Vortrag ruhig zugehört, obwohl er innerlich kochte. Dass eine Frau wie Nami so etwas von ihm behauptete, und er bestritt nicht, dass es nicht wahr war, und trotzdem war das lächerlichste überhaupt. „Soll das heißen, du bist eine der Hässlichen, wie du im Kontext gemeint hast?“ fragte er mit spöttischem Unterton. „Wenn du das denkst.“ Ihre Miene wurde verletzlicher und am liebsten hätte er seine Worte zurückgenommen. „Ich finde dich nicht hässlich, Nami.“ „Ich bin keine, die von einem Bett ins andere hüpft.“ „Das verlange ich auch nicht von dir.“ „Ich soll nur in dein Bett hüpfen, ja?“ Sie hatte gedacht, sie könnten sich für einen Moment vertragen, aber er musste ja wieder anfangen zu streiten. Oder sie? „Ist es das was du willst? Solange ich hier bin soll ich mit dir schlafen, nur weil du scharf auf mich bist? Nein, falsch, auf meinen Körper! Das ist widerlich und demütigend! Genauso wie du!“ Sie entfernte sich von ihm, fand Boden unter ihren Füßen und hatte auch das Gefühl jemand hätte ihr das Brett, dass sie vor ihrem Kopf hatte, weggerissen. Er zuckte zusammen, als er hörte, was sie sagte. „Das ist nicht wahr. Aber wenn du nicht gleich so aufbrausend sein würdest, würden wir uns vielleicht auch gut verstehen.“ „So? Wirklich?“ „Ja. Ich weiß gar nicht was du jetzt wieder hast. Ich habe weder gesagt, dass du mit mir schlafen sollst, noch dass ich nur auf deinen Körper scharf bin.“ „Du spielst mit mir!“ rief sie wütend. „Für dich bin ich nur eine Puppe, die neu in deiner Sammlung ist!“ „Könntest du bitte aufhören mir Sachen vorzuwerfen, von denen du absolut keine Ahnung hast?“ knurrte er sie an. „Es reicht langsam!“ „Oh ja, du hast recht! Es reicht!“ Sie drehte sich um und rannte zu ihrem Handtuch. Sie wickelte es schnell um ihren Körper, und im nachhinein dachte sie grimmig, dass er sowieso theoretisch alles gesehen hätte. Immerhin hatte er sie berührt. Und noch niemand hatte sie so verletzt wie er. Und das, obwohl sie nicht einmal eine Affäre hatten. Wie würde es sein, wenn sie miteinander schliefen? Tränen stiegen ihr in die Augen und verschleierten ihr den Blick. Sie hörte ihn, wie er ans Ufer schwamm und sich das Handtuch schnappte, das sie ihm hingelegt hatte. Nein, sie würde ihm keine Gelegenheit geben, mit ihr zu reden. Ohne noch ein einziges Wort stürmte sie ins Haus, die Treppe und suchte ihr Zimmer. „Nami! Nami, verdammt noch mal! Bleib stehen!“ Panik durchfloss sie, als sie seine Stimme nicht weit entfernt von ihr hörte. Er war viel schneller als sie! Scheiße, warum war das Haus nur so groß? Noch panischer bemerkte sie, dass sie sich eindeutig verlaufen hatte. Sie öffnete eine Tür rechts von ihr, doch das war eine Art zweites Wohnzimmer. Weiter kam sie auch gar nicht, denn Zorro hatte sie eingeholt und ihren Arm gepackt. Mit der anderen freien Hand hielt sie das Handtuch fest. „Was ist nur los mit dir?“ keuchend rang er nach Luft. „Hast du den Verstand verloren? Rennst hier wie eine Irre durch das Haus... also, wirklich.“ Sie sah auf den Boden. „Lass mich in Ruhe.“ „Es tut mir leid, okay? Aber du musst auch einsehen, dass du im Unrecht warst. Ich habe nie gesagt, dass wir eine Affäre haben sollten. Ich habe nur gefragt was mit uns noch passiert.“ Sie schwieg und stierte weiter auf den Boden. Dafür hatte er keinen Nerv mehr. Er legte ihr einen Finger unter das Kinn und hob es an, um sie sozusagen zu zwingen, ihn anzuschauen. Und es kam noch schlimmer. Genau in diesem Moment kullerte eine Träne aus ihrem rechten Augenwinkel. Auch noch das. Er hatte nie viele Erfahrungen mit weinenden Frauen gehabt. Die meisten hatten nur gestöhnt, geächzt, geseufzt und geschrieen. Aber geweint hatte noch keine von seinen Bettbekanntschaften. Nicht, dass Nami eine war. Er stieß einen schweren Seufzer aus. Was die Ursache für eine weitere Träne war. Er ließ seine Hand sinken und nahm sie kurzerhand in seine Arme. Sie wehrte sich mit aller Kraft, aber er ließ sie nicht los, und streichelte stattdessen über ihr Rückgrat, um sie zu beruhigen. „L-lass mich los!“ schluchzte sie und schlug mit der Faust auf seine Brust. „Lass mich los, du Idiot! Ich hab gesagt, du sollst mich loslassen!“ „Ich wusste gar nicht, dass du so klein bist.“ Sagte er und ignorierte ihre jämmerlichen Versuche sich von ihm zu befreien. Sie ging ihm nur ein paar Zentimeter über die Schulter, was im Moment nicht sehr gut für ihn war, denn sie hatte ihn gerade gebissen. Er jaulte auf. „Wie groß bist du eigentlich?“ fragte er mit schmerzverzerrtem Gesicht. „Lass mich los! Oder ich beiße noch einmal!“ drohte sie. „Außerdem hast du mich schon einmal umarmt. Was ich eigentlich auch nicht wollte! Zorro, lass mich los!“ „Nein, ich werde dich nicht loslassen, du kleines Biest.“ Sagte er bestimmt. Irgendwann gab sie es auf und ließ sich von ihm festhalten, schwach und wehrlos, wie sie war. „1.71 cm.“ sagte sie schließlich leise und zog die Nase hoch. „Das ist nicht sehr groß. Im Gegensatz zu meinen 1.87 cm.“ Er lächelte von oben in ihr tränenverschmiertes Gesicht. Ihre Augen waren gerötet und immer noch weinte sie, jetzt aber, weil er sie so sah. Und es war schon das zweite Mal. „Wenn du mal die Klappe hältst, bist du richtig nett, weißt du das?“ „Das ist ja wohl das taktloseste was ein Mann zu einer weinenden Frau sagen kann...“ „Ich hab keine Ahnung wie ich mit dir umgehen soll. Die letzte weinende Frau, die ich hatte war Nojiko. Und der habe ich einen Schnaps bestellt.“ „Ging es ihr dadurch besser?“ „Ein wenig, vielleicht.“ „Kannst du das bei mir auch tun?“ „Nein, ich habe Angst, dass wir uns wieder...“ „Oh, schon gut, ich habe verstanden!“ fauchte sie und weinte nur noch mehr. „Warum stellst du mich nicht ein paar von deinen Freunden vor und sagst ihnen, dass ich sie befummle, wenn ich betrunken bin, hm?“ „Du solltest lieber nicht mehr reden.“ Sagte er, seine Hand wanderte höher und fuhr ihr nun sanft durch die Haare. „Das hört sich nicht sehr schön an.“ „Mir doch egal!“ schluchzte sie noch lauter. „Ich kann reden wann ich will!“ „Halt die Klappe.“ Sie wollte protestierend den Mund öffnen, doch er legte einen Finger darauf und schüttelte den Kopf. „Erst wenn du dich beruhigt hast.“ Wenige Minuten später hickste sie nur noch und bat ihn, sie loszulassen. „Alles okay?“ fragte er sie besorgt. „Mir geht es gut.“ Antwortete sie mit zitternder Stimme. „Was wolltest du von mir?“ „Verzeihst du mir?“ „Wenn du diesen Vorfall vergisst, ja.“ „Ich erinnere mich an nichts.“ „Und mir tut’s auch leid.“ Murmelte sie. Er grinste sie an. „Ich glaube, dass du hier falsch bist. Dein Schlafzimmer ist auf der anderen Seite.“ „Oh.“ „Komm, ich führ dich hin.“ „Danke.“ Flüsterte sie. Sie war froh, dass er nichts sagte. Sie gingen durch den großen Flur, ihre nackten Füße spürten den weichen Teppich. Langsam kam ihr alles wieder bekannt vor, gleich geradeaus war das Schlafzimmer von Nojiko und Ace. Zum Glück war es still dort drinnen, aber sie war sich nicht sicher, ob das nur eine kleine Pause war. Vor ihrem eigenen Zimmer blieben sie stehen. „Also, dann...“ sagte Zorro und sah sie an. „Also, dann...“ sagte Nami. Sie sahen sich in die Augen. Sie konnte fast schmerzliches Verlangen in seinen sehen, die dunklen Augen blickten sie bittend, erwartungsvoll, aber lieb an. Sie schaffte es nicht sich abzuwenden und rein zugehen. Gerade eben hatten sie sich deswegen gestritten und sie hatte gesagt, dass sie strikt dagegen war. Aber jetzt konnte selbst sie ihm nicht widerstehen. Es war ein Fehler. Absolut. Dreh dich um. Geh endlich! Gleich. Gleich würde sie gehen. Sie wollte nur noch ein wenig weiter versinken. Eine Alarmglocke in ihrem Kopf meldete sich nun. Aber sie war so weit entfernt und ihr schrilles Geräusch kam ihr wie ein Rauschen vor. Verdammt, geh!!! Hau ab! Noch ganz kurz. Zwei Sekunden. Vielleicht noch fünf. Aber aus fünf Sekunden wurden dreißig und sie war nun zu weit gegangen, so dass sie nicht mehr zurück konnte. Er hüllte sie in Meerwasser, das sie sanft streichelte. „Hasst du mich wirklich?“ fragte er sie mit zarter Stimme. „Nein.“ Antwortete sie seufzend. „Ich kann dich nur nicht leiden...“ Er lächelte sie an und näherte sich ihr. „Ich hab dich auch lieb, Baby.“ Sie schloss die Augen, ignorierte die Alarmglocke in ihrem Kopf und gab sich ganz diesem Mann hin. Er beugte sich zum Kuss über sie. Es war zunächst nur ein einziger Kuss. Zärtlich und begehrend. Als sie aber enttäuscht stöhnte, bedeckte er ihren Mund mit so vielen Küssen wie sie wollte. Sie öffnete den Mund ein wenig um seiner Zunge Einlass zu gewähren. Sie umschlangen sich, pressten sich an den anderen und vergaßen alles um sich herum. Ihre Zungen spielten miteinander, so als hätten sie das ihr ganzes Leben getan und der Kuss steigerte ihre Erregung nur noch mehr. Plötzlich stieß Nami ihn wieder von sich weg. Sie war zu weit gegangen. Sie war eindeutig zu weit gegangen. Sie hatte es gewusst. Und doch... Sie atmete schwer und er sah, dass sie um Fassung rang. „Nami...“ „Ich kann das nicht...“ sagte sie leise. Dann drehte sie sich endlich um und schloss die Tür. Ihre Lider waren schwer wie Blei und sie schloss sie für eine Weile. Langsam beruhigte sich ihr Herz und sie legte sich auf das Bett. Der Mond schien durch das Fenster hinein. Alles wirkte so wunderschön. So idyllisch, fast wie im Paradies. Automatisch wanderte ihre rechte Hand hoch zu ihrem Hals, wollten zu dem Medaillon und das kalte Metall fühlen. Aber da war nichts. Erschrocken richtete sie sich auf und betastete ihren Hals. Nichts. Kein Medaillon, nur ihre Haut. Es konnte nicht sein. Sie konnte es doch nicht verloren haben. Das Medaillon beinhaltete das Bild ihrer Mutter. Sie hatte es einmal als Teenager verloren und Nojiko war so wütend auf sie, dass sie einen Schreikrampf bekam. Ace konnte sie nicht beruhigen und so konnte er sie dabei beobachten, wie sie durch das Haus ihres Vaters Nami hinterherlief und sie anschrie. Das war kein schöner Anblick und für Nami war es weniger schön, obwohl sie immer lachen musste, wenn sie daran dachte. Jetzt aber war ihr das lachen vergangen. Was sollte sie nur Nojiko sagen? Vielleicht lag das Medaillon noch irgendwo in Zorros Wohnung rum... oder es lag im Boden des Sees. Oder... Oh mein Gott, sie konnte sich nicht erinnern! Sie brauchte diese Kette unbedingt. Ihr ganzes Leben war sie damit rumgerannt. Und es war fast selbstverständlich geworden, dass sie es trug. Sie nahm es nie ab. Selbst beim duschen nicht. Sie hatte es schon so lange getragen, dass sie es schon gar nicht mehr auf ihrer Haut spürte. So, als wäre es schon mit ihr verschmolzen... Und jetzt fühlte es sich an, als hätte sie einen Teil von ihrem Ich verloren. ____________ Kapitel 13: Cruel to Be Kind ---------------------------- ________________________________________________________________________________ Am nächsten Tag war sie früher als sonst aufgewacht. Sie war hundemüde, hatte sich die letzte Nacht mit Albträumen geplagt und deswegen kaum geschlafen. Im Sonnenlicht sah sie, dass Nojiko ihr gestern schon ihre Sachen auf die Anrichtkommode gelegt hatte. Oh mein Gott! Nur aufreizende Sachen! Nami wühlte in dem Kleiderhaufen rum, fand aber nichts als Hotpants, Miniröcke, kurze Tops, eng anliegende Jeans, Pullover und Sweat- Shirts mit tiefem Ausschnitt. Am Ende entschied sie sich für eine Jeans mit einem Top, das nicht zu viel zeigte, außer ihren Bauch. Was sollte sie nur Nojiko sagen? Hey Nojiko, ich hab Mutters Medaillon verloren, weißt du zufällig wo es sein könnte? Wohl kaum. Und was war mit Zorro? Wie sollte sie sich ihm gegenüber verhalten? Sollte sie ihn wieder siezen? Sie beschloss einfach nur Ruhe zu bewahren und ganz normal zu ihm zu sein. Das hieß, sie musste ihn angiften. Sie atmete noch einmal tief durch und ging runter zum Frühstück. Erstaunlicherweise saßen schon alle da und aßen munter Brötchen. "Guten Morgen!" riefen sie ihr zu und sie nuschelte nur ein kurzes "Morgen". Sie musste sich neben Zorro setzen und fand, dass Nojikos und Ace´ Verkupplungsversuche nun zu eindeutig waren. Nach dem Essen würde sie die beiden Mal zur Seite nehmen. Sie nahm sich ein Hörnchen und klatschte sich Marmelade auf den Teller. Dann tunkte sie das Hörnchen hinein und biss ab. Nojiko stellte ihr diskret Fragen wie ihr gestriger Abend verlaufen war, aber Nami tat, als hätte sie, Sie nicht gehört. "Sag mal, pennst du noch?" rief Nojiko und nahm sich einen Schluck Kaffee. "Ja." "Auch Kaffee?" "Gern." Nojiko schenkte ihrer Schwester Kaffee ein und sah zu, wie sie viel Zucker und Milch rein tat. Sie bemerkte das komische Verhalten Zorro gegenüber. Als Nami nach der Butter bat und Zorro sie ihr gereicht hatte, hatten ihre Hände gezittert wie verrückt und die Butter beinahe fallen lassen. Vielleicht sollte sie Nami nicht mehr löchern. "Wo wart ihr Essen?" fragte Zorro Ace. "'Devil' s Corner'." "Oh." Zorro hob überrascht die Augenbrauen. Das ‚Devil' s Corner' war eher eine Kneipe und nicht für ein schönes Abendessen gedacht. San Fernando Valley war nicht sehr groß, doch es bot Platz für viele Geschäfte, auch wenn es nicht sehr viele Einwohner hatte. Es war ein schönes, kleines, mickriges Dorf. "Wir haben es uns anders überlegt und sind tanzen gegangen." erklärte Ace lächelnd. "Meine Kleine hat ganz schön die Hüften geschwungen." Auch Nojiko lächelte. "Der Abend gestern war mal etwas anderes. Manchmal braucht man einfach Auslauf aus der ganzen Romantik." "Habt ihr euch denn gestern amüsiert?" wollte Ace wissen. Er sah gar nicht aus, als hoffe er auf irgendwelche plötzlichen Beziehungen, im Gegensatz zu Nojiko. Nami dachte an das Essen, an den Strip, das nackte baden im See, ihre dummen Heulkrämpfe und an den Kuss. Amüsiert? "Es war ganz nett." antwortete Zorro für sie. "Wir haben uns was gekocht und waren anschließend schwimmen." Nami stand auf. "Ich bin satt." Sie brachte ihr Geschirr in die Küche, nahm ihre Kaffeetasse in die Hand und flüchtete nach draußen, ehe die anderen noch etwas sagen konnten. Nett, so, so. Den Abend fand er nett. Sie fand eine entlegene Ecke auf der eine Hollywoodschaukel stand und setzte sich, geschützt von Büschen und Blumen, hin, um allein ihren Kaffee zu trinken. Ihre Zungenspitze befeuchtete ihre Lippen und sie dachte daran, dass Zorro genau dasselbe getan hatte. Warum war sie so plötzlich in diesem Gefühlschaos? Hatte sie ihn nicht vorher verabscheut? Sie atmete zittrig ein und trank einen Schluck Kaffee. Zorro verwirrte sie. Gestern war er ihr gar nicht arrogant und hochnäsig vorgekommen. Er war wie ein Freund gewesen. Ein freundschaftlicher Freund. Als sie geweint hatte, hatte er sie umarmt und dann vor ihrer Zimmertür hatte er sie in seinem unglaublichen Charme eingewickelt. Ihr Herz schlug wie verrückt. Oh mein Gott! Sie war doch nicht etwa... nein, war sie nicht, sagte sie zu sich. Aber sie rief seinen angenehmen Geruch in Erinnerung und es verpasste ihr einen wohligen Schauer. Hatte sie nicht genug von gut aussehenden Männern? Sanji war nicht anders gewesen. Auch er hatte sie mit seiner Magie verzaubert. Und was war herausgekommen? Betrug und ein paar Heulkrämpfe. Nein, so etwas brauchte sie nicht mehr. Der kleine Engel in ihrem Kopf flüsterte ihr etwas zu. Und wenn sie sich in Zorro getäuscht hatte? Ganz bestimmt nicht! Sie hatte so etwas im Gefühl, auf das sie den vorigen Abend nicht gehört hatte. Aber sie kannte ihn doch gar nicht richtig! Ja, sie könnte ihn vielleicht näher kennen lernen und- Stopp! Stopp, Stopp, STOPP! Das durfte nicht wahr sein. Sie saß auf einer Hollywoodschaukel im Garten von Zorros Eltern mit einem heißen Kaffee in der Hand und überlegte tatsächlich ob sie mit Zorro eine Affäre anfangen sollte. Sie sollte wirklich nicht so früh aufstehen. Das war nicht gut für ihre Sinne. "Da bist du!" hörte sie Ace triumphierend sagen. Sie sah hoch, aber da hatte er sich schon neben sie gesetzt. "Hi." Sagte sie und nahm sich noch einen Schluck Kaffee. "Hast du echt keinen Hunger mehr?" fragte Ace und sie sah, dass er ihr ein Hörnchen reichte. Dankbar nahm sie es an. "Doch." antwortete sie kauend. "Okay, dann bist du schon mal nicht krank." "Du bist fast wie Zorro." bemerkte sie immer noch kauend. "Der macht auch immer Witze in Situationen in denen keine Witze angebracht sind." "Das war eine ernste Feststellung, Nami!" verteidigte sich Ace. Sie saßen eine Weile schweigend da und sie starrte mit leerem Blick auf den See. Ihre Gedanken schweiften zu Zorro und sie überlegte schon wieder ob sie ihm eine Chance geben sollte... aber er spielte mit ihr! Warum konnte sie das nicht endlich begreifen? Sie könnten als enge Freunde anfangen, sagte der kleine Engel. Hau ab! Langsam hatte sie das Gefühl, dass der kleine Engel in ihrem Kopf ihr eigener Tod war. Sie fühlte sich nicht einmal zu Zorro hingezogen! Okay, sie hasste ihn nicht, aber sie liebte ihn auch nicht. Mochte sie ihn? Ein wenig? Ein klitzekleines bisschen? Zugegeben, der Kuss war wunderschön gewesen. Fast wie Sex. Erst hatte er sie langsam genommen, dann wilder, dann wieder zärtlicher. In ihrem Inneren regte sich etwas. Sie presste die Schenkel zusammen. Sie war verrückt, vollkommen verrückt. Und sie hatte Angst, vor dem, was sie noch mit Zorro erwartete. Sie war nicht dumm. Aber sie war naiv und ließ sich zu sehr von ihren Gefühlen lenken. Das Bild verschärfte sich langsam wieder, als sie Nojiko und Zorro im Garten sah. Sie flirteten miteinander, neckten sich und doch schien alles freundschaftlich zu sein. Für Nami sah es ganz und gar nicht so aus. So war er mit ihr auch umgesprungen. Die Höhe war aber, als Zorro sich über Nojiko beugte und ihr einen Kuss gab. Nur ein einziger. Nojiko lachte. Nami sah zu Ace, der alles mit ansah. Aber er schien in keinster Weise eifersüchtig oder wütend. Sie verstand die Welt nicht mehr. "Stört dich das nicht?" fragte sie. "Was?" "Er... er hat sie geküsst!" Ace lächelte sie an. "Das ist ein Kuss unter Freunden." "Unter Freunden? Ich weiß nicht... und sie flirten." "Das ist nicht ernst gemeint, Nami." "Du hast mich aber nie geküsst. Oder mit mir geflirtet. Und dabei sind wir auch Freunde." Sagte sie Stirn runzelnd. "Du hast recht." Spontan beugte sich Ace zu ihr rüber und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. Ehe sie ihn von sich wegschubsen konnte, zog er sich zurück. Nami starrte Ace nur mit einem Anflug von Entsetzen an und rutschte von ihm weg. "Ist das so üblich in Amerika? Vielleicht bin ich einfach zu prüde, aber..." "Du bist es einfach nicht gewohnt." "Und... Nojiko hat nichts dagegen?" Ace sah sie ernst an. "Hör zu, das alles ist harmlos. Nojiko hätte nichts dagegen, wenn ich dir einen kurzen freundschaftlichen Kuss gebe, aber sie wusste wohl, dass du es falsch verstehen würdest. Wir Amerikaner sind frei und schamlos." Ein Stich. War es für Zorro auch nur so harmlos gewesen, wie mit Nojiko? Er zerbrach sich nicht einmal den Kopf. Wie gerne würde sie auch so sein. Frei und schamlos. Aber sie war altmodisch und steif. Wie konnte sie nur so töricht sein und für einen Augenblick glauben, dass Gefühle mit ihm Spiel waren? "Ich wäre jetzt gern wieder allein." sagte sie leise. Ace nickte und erhob sich. "Ach ja... und bitte hört auf mich und Zorro verkuppeln zu wollen." Sie konnte ihn deutlich schlucken hören, bevor er wegging. "Zorro, ich muss mal kurz mit dir reden." unterbrach Ace das Gespräch zwischen seinem Freund und seiner Verlobten. Nojiko verstand sofort und eilte in die Küche unter dem Vorwand Mittagessen zu kochen. Ace vergewisserte sich, dass auch Nami nichts mitbekam, bevor er mit Zorro redete. "Was ist?" fragte dieser argwöhnisch. "Ich muss wissen was gestern passiert ist. Zwischen euch beiden." sagte Ace ernst. "Was soll passiert sein?" Zorro mimte den Unschuldigen. "Zorro, du weißt ganz genau was passiert ist. Du musst doch bemerkt haben, dass Nami sich total komisch benimmt." "Das tut sie immer." "Könnten wir die Witze bitte lassen? Es ist wirklich wichtig." "Es ist gar nichts passiert." "Gar nichts?" wiederholte Ace misstrauisch. Für gar nichts war eindeutig viel zu viel passiert. "Hattet ihr Sex?" "Bitte, was?" rief Zorro und lachte. "Himmel, nein!" "Was dann?" … "Nichts." Ace seufzte. "Wenn du mir nichts erzählen willst, dann red wenigstens mit ihr." "Sie will mich bestimmt nicht sehen." "Aha, dann hast du also doch was angestellt." schlussfolgerte Ace. Als Zorro immer noch stur blieb, riss ihm langsam der Geduldsfaden. "Zorro, hör zu, es ist mir ernst! Mir war vorher egal was du mit den Frauen, die du kennen gelernt hast, gemacht hast, aber ich werde nicht zu lassen, dass du die gleichen Spielchen auch mit Nami treibst!" "Ich treibe keine Spielchen, verdammt!" Warum dachten das nur alle von ihm? Hatte er irgendetwas falsch gemacht? Ace klopfte ihm fast mitleidig auf die Schulter und verschwand. Den Rest musste Zorro selbst erledigen. Entweder oder. Zorro sah Ace nach. Das hatte er noch nie mit ihm gemacht. Ace hatte ihn noch nie stehen lassen. Es war ihm wirklich ernst. "Weißt du warum die Hollywoodschaukel so versteckt liegt?" hörte sie Zorro sagen und fuhr zusammen. "Meine Eltern haben sich oft hier geliebt." Ohne sie zu fragen setzte er sich auf Ace´ Platz und schaukelte ein wenig. "Alles in Ordnung mit dir?" fragte er schließlich. Vom Schaukeln wurde ihr schwindelig, aber sie sagte nichts. Alles war in Ordnung und alles war vollkommen verkehrt. Normal. Sei ganz normal... "Klar." sagte sie bemüht ruhig. "Mir geht es gut, mach dir keine Sorgen. Ich bin zwar ein bisschen früh aufgewacht, aber das geht schon. Ich trink einfach noch einwenig Kaffee. Ich hab auch gut geschlafen." Lügnerin. Warum musste sie immer plappern, wenn sie nervös war? "Das freut mich." "Und... was hast du heute noch vor? Dürfte ich, natürlich, wenn du nichts dagegen hast, die Beete umgraben? Und ein bisschen Unkraut rupfen? Unkraut zerstört nämlich die schönen Pflanzen hier und das kann ich einfach nicht mit ansehen. Habt ihr hier keinen Geräteschuppen?" Er musterte sie von der Seite. "Ist wirklich alles OK mit dir, Nami?" "Warum fragst du? Du siehst doch, dass es mir gut geht." "Das glaube ich dir nicht." "Was hast du heute vor? Außer mit mir blöde Gespräche zu führen?" "Das gestern-" "Möchtest du dich nicht in die Sonne legen und dich bräunen?" brabbelte sie. Er sollte nicht auf dieses unangenehme Thema kommen. Sie war noch nicht bereit darüber mit ihm zu reden. Er versuchte einen weiteren Anlauf. "Gestern, da-" "Oder du könntest Mittagessen kochen!" "Nojiko macht Essen. Und der Kuss-" "Nojiko kocht fürchterlich!" sagte sie schnell. "Sie lässt das Fleisch anbrennen und nachher ist es zäh und hart und du brauchst Stunden, bis du es runtergeschluckt hast!" "Hör mir doch mal zu!" rief er wütend. "Warum musst du immer dazwischen reden?" Sie schwieg. Als wenn er das nicht selber wüsste. "Ich weiß nicht wie das gestern passiert ist." sagte er endlich. "Es ist wahr. Nojiko kocht wirklich schrecklich. An meinem dreizehnten Geburtstag wollte sie Waffeln machen. Die Waffeln sind am Eisen festgeklebt und sie brauchte total lange bis sie es wieder sauber gekriegt hat. Dann hat der Teig nicht geschmeckt und sie musste ihn neu machen. Irgendwann hat sie es aufgegeben und uns Pizza bestellt. Wenigstens, die war lecker. Ein Jahr später sind wir nur noch Essen gegangen-" "Nami, ich weiß nicht wie es zu diesem Kuss kommen konnte. Wir waren vielleicht zu... scharf aufeinander." Sie sah ihn an. Er erwiderte ihren Blick. Braun, gegen Braun. Genau so war es zu diesem Kuss gekommen. "Lass uns bitte nicht darüber reden." sagte sie leise und sah wieder weg. "Wirklich nicht? Ich meine, es gibt Frauen, die über alles reden wollen, was ihnen so passiert ist und danach fühlen sie sich besser, aber ich weiß ja nicht, wie du da tickst." Nami sagte nichts und trank ihren Kaffee aus. "Also, nicht." Er hörte auf zu schaukeln, doch in ihrem Kopf drehte es sich immer noch. "Nur eins noch: Erwarte bitte nicht von mir, dass ich mich dafür entschuldige, was passiert ist. Ich wollte es nicht und ich habe dich auch vorher gewarnt, dass- Hey, wo willst du hin?" Sie war abrupt aufgestanden und machte Anstalten zu gehen. "Ich habe noch etwas zu erledigen." Er war zum zweiten Mal sitzen gelassen worden. Wütend stapfte Nami in die Küche, rammte die leere Tasse in die Spülmaschine und hielt Ausschau nach Nojiko. Oh ja, da war sie, sitzend auf der Couch mit einer Frauenzeitschrift in der Hand. Als Nami vor ihr stand, riss sie ihr aus der Hand. Nojiko sah sie empört an. "Bist du blöd? Was machst du da? Gib mir sofort die Zeitschrift wieder!" Nami sah auf die Seite, die sie gelesen hatte. ´So wird ihr Sex besser! Tipps und Tricks für junge und ältere Paare.´ So, so... Sie hob eine Augenbraue. "So einen Quatsch ziehst du dir rein?" "Es dient zur Unterhaltung!" gab Nojiko zurück. "Ist doch witzig. Was willst du von mir? Nein, warte, du bist sauer, weil ich versucht habe, dich und Zorro zu verkuppeln, stimmt' s?" Nami ließ sich auf das Sofa plumpsen. "Du brauchst Ace nicht böse zu sein-" "Ich bin Ace nicht böse. Aber ich habe ihm gesagt, dass ihr damit aufhören sollt. Manchmal frage ich mich wie alt du eigentlich bist. Elf?" Sie rollte die Zeitschrift zusammen und spielte damit rum. "Wie lange bleiben wir hier?" "Ich hatte vor bis zu deinem Geburtstag hier zu bleiben." "Das sind noch sechs Tage!" rief Nami entsetzt. "Solange bleibe ich nicht!" "Stell dich nicht so an, Nami, so schlimm ist es auch wieder nicht!" "Findest du? Wann hast du das denn alles geplant?" "Vor einer Woche oder so." sagte Nojiko ganz unbekümmert. Nami seufzte. "Ich will nicht mit dir streiten, aber es wäre nett, wenn du mich vorher einweihen würdest." "Na gut, aber ich weiß ja, was du für ein Spielverderber bist." "Manchmal denke ich, dass du mich nicht ernst nimmst. Du gehst gar nicht auf mich ein und hörst mir nicht richtig zu." sagte Nami enttäuscht. Sie legte die Zeitschrift auf den kleinen Holztisch in der Mitte. "Ich bin wirklich kein Kind mehr, Nojiko." "Du hast Recht..." gab Nojiko leise zu. "Es ist nur... Ace und ich..." In diesem Moment kam Zorro herein. Nojikos Mund klappte wieder zu, und er würde sich nicht mehr so schnell öffnen. Nami sah ihn böse an. "Könntest du nicht ein paar Minuten später kommen?" "Was hab ich jetzt schon wieder gemacht?" fragte er und stemmte die Hände in die Hüften. "Wir haben uns bis gerade eben unterhalten und wenn es ernst wird, stürmst du natürlich rein!" antwortete Nami wütend. "Ihr... duzt euch schon?" hörten sie Nojiko vorsichtig fragen, ignorierten das aber. "Das ist zufällig Mein Haus, Schätzchen! Und du hast mir nicht zu sagen, wann ich reinkommen soll und wann nicht!" "Ach ja?" Nami stand auf. Obwohl sie kleiner war, schien sie ihn fast zu überragen. Sie funkelten einander an. "Und das war so wichtig, dass du mich sitzen gelassen hast?" Zorro wechselte das Thema um sie zu ärgern. Damit kamen sie dem gestrigen Vorfall sehr nah. Aber sie war nicht auf dem Kopf gefallen. "Hat dich das etwa gestört? Hast du nach deiner Mama gerufen?" "Nami, wir können das auch ein anderes mal..." mischte sich ihre große Schwester ein. "Halt dich da raus!" riefen beide gleichzeitig. "Ja, aber..." "Nojiko, das ist nicht deine Angelegenheit." sagte Nami. "Ich gebe ihr Ausnahmsweise recht." stimmte Zorro zu. Nojiko seufzte tief und verschwand kopfschüttelnd. Sie warteten bis sie außer Reichweite war, bevor sie sich weiter zankten. "Ich habe dir gesagt, dass ich nicht darüber reden will!" zischte Nami. "Und dabei können wir es auch belassen!" "Worüber reden?" "Oh, nun stell dich nicht dümmer als du bist!" "Ach... das. Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht weiß, warum-" "Hatte ich nicht gerade gesagt, dass ich nicht darüber reden will?" unterbrach sie ihn und zwang sich ruhig zu atmen. "Ist dir klar, was wir hier gerade machen?" fragte er. "Hör zu. Können wir es nicht... als einmalig betrachten? Ich habe langsam keine Lust mehr mit dir zu streiten. Wir kommen sowieso zu keinem Ergebnis." "Und was schlägst du vor? Wieder so einen albernen Pack?" "Entschuldige, wenn ich deine Träume platzen lasse, aber soweit ich mich erinnere war das Deine Idee!" Er verstummte für einen Moment, um nachzudenken. Stimmt. Sie hatte Recht. Mist! "Okay, es war meine Idee, auch gut." "Ich habe dir gestern schon gesagt, dass ich Ace etwas versprochen habe." "Ich erinnere mich. Sprich weiter." Sie holte tief Luft. "Na ja... meinst du wir können es dabei belassen?" "Wobei?" "Mensch, nun stell dich nicht so blöd an!" entfuhr es ihr. "Oh, tut mir leid, Miss Politik- Tussi, aber leider hast du noch nicht gesagt, wo bei wir es belassen! Ich kann nun mal keine Gedanken lesen!" "Wie hast du mich gerade genannt?" "Politik- Tussi." "POLITIK-TUSSI? Was ist das denn?" "Na, weil du immer so verdammt höflich sein musst." Sie trat einen Schritt auf ihn zu und bohrte ihren Zeigefinger in seine Brust. Ihre braunen Augen blitzten ihn gefährlich an. "So, Mister Schlappschwanz? Bin ich etwa gerade höflich? Ich wollte, dass wir eine freundschaftliche Beziehung eingehen, aber du musst ja alles kaputt machen! Den gestrigen Abend hast du mir versaut, du Arschloch, und ich warne dich, wenn du mir meinen heutigen Tag auch noch versaust, dann kill ich dich!" Normalerweise hätte man diese Worte eigentlich für einen Witz gehalten, aber Zorro musste zugeben, dass er ihr das zutraute. "Hast du verstanden? Ich bin äußerst schlecht gelaunt heute, du gehst mir mit deiner Doofheit auf die nerven und das Schlimmste ist, dass ich gerade erst erfahren habe, dass ich noch sechs Tage hier verbringen muss! Fandest du das gerade höflich? Ja?" Er wagte es nicht zu atmen. "Nicht wirklich." Schnaubend drehte sie sich um und ging. "Wo willst du jetzt hin? Ich meine... ich bin ja jetzt so was wie dein Freund... und ich mache mir dann auch Sorgen, also... wo gehst du hin?" "Ich gehe mir das Dorf angucken. Und nein, du kannst nicht mit!" fügte sie hinzu, bevor er fragen konnte. "Wir sehen uns, Schlappschwanz." Und dann hörte er die Eingangstür ins Schloss fallen. Alle guten Dinge sind drei. ___________ Kapitel 14: King of Wishful Thinking ------------------------------------ =°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°=°= Nami versuchte ein freundlicheres Gesicht aufzusetzen, was angesichts der Tatsache, dass sie sich vorhin schon wieder mit Zorro gestritten hatte, schwer war. Oh mein Gott! Was war nur gestern mit ihr los? Sie war völlig durcheinander, ihre Miene war pechschwarz und ihr Medaillon war immer noch verschwunden. Trotzdem... irgendwie war es richtig befreiend... ja, befreiend mit Zorro diese Auseinandersetzungen zu haben. Auch wenn sie ihn dabei wüst beschimpfte, aber was interessierten ihn ihre Schimpfworte? Und dann hatte er sie auch noch Miss Politik-Tussi genannt... Aber sie konnte nicht verleugnen, dass er sie so dermaßen erregte, dass es schon fast obszön war. Und das während sie sich streiten! Dabei schossen ihr so manche komische Gedanken in den Kopf... wie zum Beispiel... Schluss! Sie wollte nicht die Einzige von zweien sein, die sich darüber den Kopf zerbrach. Nami wusste gar nicht, wie falsch sie da lag. Zorro ging es nämlich nicht anders. Es war einfach bescheuert, dass ihn so eine Frau steif werden ließ. Nami, die ihn andauernd beschimpfte. Nami, die andauernd höflich sein musste, obwohl sie es vorhin überhaupt nicht war. Aber sie war Nami. Nami, die gar nicht wusste, wie heiß sie eigentlich war. Er konnte den ganzen Morgen und auch die ganze Nacht an nichts anderes denken, als an ihren Körper, an den verborgenen Schatz, der zwischen ihren Oberschenkeln lag... Nami kam an einer Schule vorbei. Es musste wohl gerade Schulschluss sein. Sie lächelte, als ein kleines Mädchen ihrer Mutter aufgeregt erzählte, was sie heute alles erlebt hatte. Sie blieb stehen und beobachtete, wie jedes Kind abgeholt wurde. Kinder... so wundervolle kleine Wesen. Plötzlich tippte sie jemand von hinten an. Eine etwas ältere Dame lächelte ihr ins Gesicht. Sie hatte graue Haare, aber wachsame blaue Augen. Das Leben hatte sie schon gezeichnet und sie war einwenig rundlich, aber sie sah sehr sympathisch aus. "Hallo!" "Guten Tag!" sagte Nami verwirrt. "Mein Name ist Abigail Kristen. Ich bin eine der Lehrerinnen hier an der Schule. Es ist schön, dass sie die Zeit finden Sarah abzuholen." "Wie bitte?" Sarah? "Sarah Teague!" Abigail musterte sie argwöhnisch. "Wollten Sie nicht Ihre Tochter abholen?" "Meine Tochter?" erst langsam begriff Nami, dass sie verwechselt wurde. Vor Erleichterung lachte sie auf und auch Abigail lachte, offensichtlich, weil sie dachte, dass sie sich an ihre ‚Tochter' erinnert hätte. "Ich bin nicht Sarahs Mutter." stellte Nami klar. "Ich bin bloß spazieren gegangen und zufällig hier vorbeigekommen. Mein Name ist Nami Johnson. Entschuldigen Sie, dass ich mich nicht vorgestellt habe." "Sie sind nicht die Mutter." Es sollte zwar mehr wie eine Frage klingen, aber so kam es nicht raus. Abigail seufzte. "Wissen Sie, Miss Johnson, Sarahs Mutter hat sehr wenig Zeit für sie und sie schickt immer alle möglichen Leute. Opa, Oma, Bekannte, Babysitter, die von Zeit zu Zeit wechseln, einfach jeden. Sie kommt nie persönlich, weil sie die einzige Ärztin in San Fernando Valley ist und ihre Praxis ist immer voll. Ich bin selbst nicht von hier und habe Mrs Teague noch nie gesehen, aber Ihr Gesicht war so neu, also dachte ich, dass Sie vielleicht die Mutter sind... entschuldigen Sie bitte." "Das macht doch nichts. Wo ist Sarah?" Mrs Kristen deutete auf den kleinen Spielplatz. Ein Mädchen, acht oder neun Jahre alt, saß im Sandkasten und stocherte mit einem Stock darin herum. Sie hatte feine hellbraune Korkenzieherlocken und eine Mischung aus grünbraunen Augen. "Darf ich zu ihr hin?" fragte Nami die Lehrerin, die dann nickte. Als das Mädchen Schritte hinter sich hörte, drehte sie sich automatisch um. Nami lächelte sie an, doch ihr Lächeln wurde nicht erwidert. "Wer sind Sie?" Wenigstens hatte das Kindchen Anstand und siezte fremde Menschen. "Ich bin Nami. Kann ich mich neben dich setzen?" "Wenn Sie wollen. Sandkästen sind was für Babys." "Und bist du noch ein Baby?" "Natürlich nicht!" sagte Sarah empört. Dabei enthüllte sie ihre kleine Zahnlücke. Nami grinste sie an. "Ich bin schon acht! Wieso grinsen Sie mich an?" … "Sag ‚du' zu mir und Nami, okay? Ich hab gegrinst, weil ich deine Zahnlücke gesehen hab." Sarah nickte. "Ich heiße Sarah. Ich bin in der dritten Klasse und da sind Zahnlücken normal." "Ich weiß. Ich find sie total cool." "Echt?" Die Miene des Mädchens hellte sich auf, ebenso wie die von Nami. Gleichzeitig wunderte sie sich wie vertrauensselig Kinder waren. Wenn sie eine Kindermörderin wäre, wäre dieses Prachtstück in größter Lebensgefahr. "Klar." Sie lächelten einander an. "Du bist lieb, Nami. Mommy sagt so was nie zu mir." Die Kinderaugen blickten wieder traurig auf den Sand. Nami fragte sich, wie eine Mutter ihrem Kind so etwas antun konnte. Warum bekam sie das Kind, wenn sie sich doch nie darum kümmerte? "Hat deine Mutter sehr wenig Zeit für dich?" fragte sie leise. "Mmh." "Weißt du denn wer dich heute abholt?" Sarah schüttelte bekümmert den Kopf. "Ich glaub, Mommy hat's mir gesagt, aber ich hab's vergessen. Bestimmt hat derjenige der mich abholen sollte, es auch vergessen." Nami streichelte dem Mädchen sanft durch den Kopf. "Soll ich hier mit dir warten?" Ein Schulterzucken. "Warte mal kurz hier." Nami stand auf und berichtete Abigail, dass sie mit Sarah hier bleiben würde. Abigail sah sie dankbar an und drückte ihr noch die Hand, bevor sie ging. "Hey, Sarah." "Hmmm?" "Hast du Hunger auf ein Eis?" "Oh ja!" Sie stand auf und klopfte sich den Sand von ihrem Kleid. Dann hüpfte sie zu Nami und sah sie an, als wäre sie ihr eigener Gott. "Ich habe ein Geschäft zwei Straßen weiter gesehen. Was meinst du? Wir könnten rennen... und... Scheiße!" Nami durchwühlte ihre Hosentasche. Natürlich hatte sie vergessen Geld einzustecken. Aber das Haus von Zorro war auch nicht weit. Vielleicht fünf bis zehn Gehminuten von der Schule aus. Sie sah die Straße an, die sie gegangen war. "Du hast geflucht!" sagte Sarah und sie schien Nami noch mehr anzuhimmeln. "Du hast Scheiße gesagt!" "Hab ich nicht." murmelte sie zerknirscht. "Doch!" "Aber das bleibt unter uns, okay?" Sarah nickte eifrig mit dem Kopf. Sie würde niemandem etwas erzählen. Außer vielleicht ihrem Teddybären, aber die waren was für Babys und Nami würde sie bestimmt auch für ein Baby halten, wenn sie ihr von Brummi erzählen würde... "Hör zu. Ich habe mein Geld vergessen. Aber das Haus, bei dem ich zu Besuch bin, ist nicht weit von hier entfernt. Kannst du schnell rennen?" "Ich bin zweitschnellste." antwortete das Mädchen und schwoll an vor Stolz. "Prima. Dann rennen wir ganz schnell zu dem Haus, dann hole ich mein Geld und dann bekommst du dein Eis. Und am Ende sind wir wieder auf dem Schulhof und tun so, als wären wir nie weg gewesen. Und ich bin eine Frau, die so blöd war zwei Eis am Stiel zu kaufen und deshalb hab ich dir eins abgegeben, alles klar?" Ein fettes Grinsen. "Alles klar." Das kalte Wasser prasselte auf Zorros Playboykörper. Als er die hellgrauen Fliesen an der Wand betrachtete, stellte er sich vor, wie er Nami genau an diese Stelle pressen würde. Sie würde ihre göttlichen Beine um seine Hüften schwingen, sich an ihm reiben und dabei laut schreien. Mist! Sie hauste schon seit Tagen in seinem Kopf herum, meistens verbunden mit seinen Fantasien, die nie jugendfrei waren. Er war so scharf auf sie, dass es schon fast weh tat. Und dann kam auch noch ihr idiotischer Weiberkram, von wegen Freundschaft und so. Ha! Er hatte gestern selbst gemerkt, dass sie erregt war. Und wie! Aber ihm ging ihr Gesichtsausdruck nicht mehr aus dem Sinn, als sie sich geküsst hatten. Sie sah so verwirrt aus. Zorro schaltete das Wasser aus, stieg aus der Dusche und trocknete sich ab. Nojiko und Ace waren nach Hause gefahren, weil ihnen die Kondome ausgegangen waren. Eigentlich hätten sie auch hier welche kaufen könnten, aber Zorro vermutete, dass sie für ein, zwei Stunden ganz für sich sein wollten. Er warf das Handtuch beiseite. Wenn Nami doch nicht so steif wäre. Sie benahm sich wie ein altes Weib. Dabei war sie so... gottverdammt, wenn er es nicht bald besorgt bekam, würde er ausrasten! Da er das Haus für sich alleine hatte, ging er nackt in die Küche und holte sich eine Flasche Wasser, die er mit in sein Schlafzimmer nahm. Gerade, als er die Schlafzimmertür schließen und selber ganz für sich allein sein wollte, fiel ihm ein, dass seine Pornovideos in Namis Zimmer waren. Bevor sie dort eingezogen war, hatte er sie immer dort versteckt. Hoffentlich hatte Sie, sie nicht gefunden. Er tapste hinein und merkte, dass es schon ganz nach ihr roch. Einen Moment lang blieb er stehen und sog ihren Geruch tief in sich hinein, doch er war voll erigiert und wenn er nicht schnellstens was dagegen unternehmen würde... Die Videos waren in der letzten Schublade, der Anrichtkommode. Nicht einmal ein Schloss war davor. Er hoffte nunmehr, dass sie die Videos nicht gefunden hatte. Gerade als er die Schublade aufzog, hörte er einen leisen Schrei. Er wagte es nicht sich umzudrehen. Verlegen war er aber nicht. Zorro holte tief Luft. "Lass mich raten... Du stehst an der Tür, siehst mich von hinten nackt und denkst, wie gerne du jetzt mit mir schlafen würdest?" Ein verächtliches Schnauben. Dann spürte er wieder ihre Unsicherheit. "Was machst du hier?" "Ich wollte mir etwas holen." "Du bist... nackt." schloss sie etwas lahm. "So ist es." "Du bist in meinem Zimmer." "Genau." "Verschwinde sofort!" "Okay." Er machte Anstalten sich umzudrehen und sie konnte nur den Atem anhalten, bevor sie rechtzeitig reagierte. "Nein!" rief sie schnell. Sie hatte Angst, dass Sarah hochkommen würde und Zorro... was für eine schreckliche Vorstellung! "Bitte... bleib da! Ich... hole ein Handtuch und... du bleibst da stehen und... Zorro, dreh dich NICHT um!!!" Er konnte sich nur mit Mühe ein Lachen verkneifen. "Dann komm her." "Kommt überhaupt nicht in Frage!" "Du hast doch schon alles gesehen." "Hab ich nicht!" gab sie trotzig zurück. "Du hast auch nichts gesehen!" "Ich bleibe nicht den ganzen Tag so stehen." Mit diesen Worten drehte er sich um. Nami war so erschrocken, dass sie überhaupt nicht auf sein ‚Teil' achtete. Sie sah stur in sein Gesicht und ermahnte sich bloß nicht runter zu gucken. "Ich bin so hart, dass es schon weh tut und weißt du wessen Schuld das ist, Nami?" knurrte er, als er immer näher kam. "Nein." piepste sie, fast schon panisch. "Deine, verdammt!!!" "Wieso meine?" Er sah hoch auf die Decke, so als würde er gerade Gott anflehen, ihn umzubringen. Dann sah er ihr wieder ins Gesicht. Seine Muskeln spannten sich an und sie erkannte, dass er wirklich kurz vor dem explodieren war. Oh mein Gott! "Zorro…" quietschte sie, als er sie auf das Bett warf und sich anschließend zu ihr hoch schlängelte. Sie war fest entschlossen ‚ihn' nicht anzusehen und sah stattdessen verkniffen auf den Himmel des Bettes. Sie spürte seine Lippen auf ihren Hals, die dort begierig zu ihren Lippen wanderten und sie letztendlich hungrig bedeckten. Ihr entwich ein leises Stöhnen. Auf einmal war ihr alles egal. Sie pochte innerlich und spreizte automatisch die Schenkel. "Du wechselst ja schnell deine Meinung..." flüsterte er und legte eine Hand auf ihre Brust. "Ich habe vorhin..." sie seufzte, als er mit den Daumen über ihre harte Knospe strich. "Vorhin getrunken..." "Ich rieche aber nichts." "Hab danach... Kaugummi gekaut." "Du bist eine miese Lügnerin." Seine Stimme klang heiser und auch seine Hand auf ihrer Brust zitterte leicht. So schnell sie ihre Meinung auch änderte... sie änderte sie auch schnell wieder um. Sarah musste schnell wieder zurück zur Schule und anstatt ihr ein Eis zu kaufen, war sie fast dabei mit Zorro zu schlafen! "Ich wollte mein Portemonnaie holen. Bitte geh." "Dafür ist es zu spät, Baby." "Unten ist ein Kind! Sie wollte... hör auf mich da anzufassen!… sie wurde nicht abgeholt und ich habe..." "Ich habe im Moment wirklich keine Zeit mir das anzuhören, Nami." "Lass mich sofort wieder los!" "Gerade eben wolltest du doch noch." "Ich bin eben sehr flexibel." "Sicher." Sein heißer Atem streifte ihre Schläfe. "Ich mein' s ernst! Geh von mir runter! Du bist nackt!" Es war nur eine kleine, unabsichtliche Berührung. Sie hatte sich aufrichten wollen, dabei streifte sie mit dem Oberschenkel seinen Penis. Plötzlich lag sie wieder rücklings auf dem Bett, er hatte seine Arme um sie geschlungen und sie fest an sich gedrückt. Zorro wurde schwer, ächzte und ergoss sich auf ihre Hose. Zunächst schwieg sie und blieb eine Minute so liegen. Auch er sagte nichts, nur sein Atem ging noch schnell. Dann, als hätte ihn eine Tarantel gebissen, rollte er sich von ihr weg und lag nun selbst mit dem Rücken auf der Matratze. "Das wollte ich nicht." entschuldigte er sich, als er den Fleck sah. Sie wagte es nicht hin zu schauen. So schnell sie konnte zog sie ihre Hose aus, warf sie achtlos auf das Bett und kleidete sich stattdessen mit einem Rock. Ihr war egal, dass er ihr dabei zusah. "Nami..." Sie hob abwehrend die Hand ohne ihn anzusehen. "Bitte... nicht jetzt." Dann stürmte sie die Treppe herunter ohne ihr Portemonnaie zu nehmen. Sarah wartete ungeduldig in der Küche. Sie summte ein Lied, das sie aus dem Kindergarten kannte. Als sie Nami sah, strahlte sie. Nur mit Mühe konnte diese ein schwaches Lächeln aufbringen. "Bleib sitzen, Sarah." Nami ging zum Kühlschrank, öffnete das Eisfach und dankte Gott dafür, dass Nojiko oder wer auch immer Eis gekauft hatte. Sie reichte der Kleinen das Wassereis und nahm sie an der Hand. "Wir müssen uns beeilen. Bestimmt sucht man dich schon." Sie rannten den ganzen Weg wieder zurück und kamen atemlos an der Schule an. Ab und zu hatten sie eine Pause von fünf Sekunden gemacht, damit Sarah das Eis lecken konnte und schon dabei erinnerte sich Nami an den Vorfall im Schlafzimmer. __________ Kapitel 15: Brave New World --------------------------- Charabeschreibung lesen, n neues Pic 0=00=0=00=0=00=0=00=0=00=0=00=0=00=0=00=0=00=0=00=0=00=0=00=0=00=0=00=0=00=» Sie kamen keine Minute zu spät. Es war noch gar kein Mensch da. Sie setzten sich auf die Schaukel und Nami sah dem Mädchen zu, wie sie ihr Eis aufaß. Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und meinte noch Zorros Lippen schmecken zu können. Das ganze war so peinlich für sie. Erst der Kuss, dann noch ein Kuss und dann... Sie konnte immer noch nicht glauben, was sie erlebt hatte. Nami merkte, dass man, wenn sie schaukelte ihren Slip sehen konnte, deswegen legte sie die Hände auf den Schoß und wippte nur auf der Stelle. Sie hätte wirklich mit ihm geschlafen, wenn Sarah nicht da gewesen wäre. Oder sie redete sich das alles nur ein. Es war vollkommen schizophren. In dem einen Moment war sie so heiß und pulsierend, dass sie es auf der Stelle wollte, koste was es wolle, egal wo, egal wie. In dem anderen Moment traten Magenschmerzen bereitende Gefühle auf und auch ihr Kopf wehrte sich instinktiv dagegen. Sie wollte, dann wieder nicht. Warum? Nami sah in den Himmel und stellte sich Zorros Gesicht, samt Körper vor. Er sah aus wie ihr Traum. Er war ein Traum. Sie hätte nie gedacht, dass es Menschen gab, die so wunderbar aussahen, so... WOW... "Sarah! Verdammt noch mal, wo hast du gesteckt?" Diese Worte rissen sie brutal aus ihren Gedanken zurück. Ein Mann, ungefähr Ende zwanzig schlenderte auf sie zu und sie dachte, wenn es schon so besorgt geklungen hatte, dann sollte er auch wenigstens erleichtert aussehen, dass sie überhaupt wieder da war. Sah er aber nicht. Sein Gesicht zeigte Ungeduld und Ärger. Und... es war attraktiv. Zwar hatte er kalte grüne Augen, die aussahen wie Stahl, doch sein Mund, der voll und schön geschwungen war, seine Wangenknochen, die perfekt saßen und auch die gerade Nase, verliehen ihm ein Aussehen das sie umhaute. Seine Haut war leicht braun gebrannt, aber die von Zorro war es auch. Himmel, sie wollte den Kerl doch nicht mit Zorro vergleichen! Obwohl er ihm ganz schöne Konkurrenz machte. Sarah rührte sich nicht von der Schaukel und schleckte immer noch gemütlich ihr Eis. Nami stand auf und reichte ihm die Hand. "Guten Tag, mein Name ist Nami Johnson. Es tut mir leid, ich habe die Kleine kurz mitgenommen, um ihr ein Eis zu holen. Wir waren bei mir... zuhause. Sarah trifft keine Schuld, die Schuld liegt ganz bei mir, also bitte ich Sie nicht böse auf sie zu sein. Eine Lehrerin verwechselte mich mit der Mutter und so erfuhr ich, dass Sarah öfters alleine hier auf dem Schulhof sitzt. Also, dachte ich... na ja." Ihr war klar, dass sie schon wieder gebrabbelt hatte, aber was sollte man in Gegenwart eines solchen Mannes tun? Er war der Typ Footballspieler, groß, breite Schultern, schmale Hüften... wie Zorro. "Guten Tag, Miss Johnson." Er drückte ihre Hand. Schöne große Footballerhände. Die von Zorro waren ein klein wenig sanfter gewesen, aber wer achtete schon auf die Hände? "Mein Name ist Jason Teague. Einfach nur Jass. Ich bin nicht böse auf Sarah. Ich hatte mir wirklich Sorgen gemacht. Ich bin übrigens ihr Onkel." "Ah... okay, Sarah. Willst du nicht hier hinkommen und Jass ‚Hallo' sagen?" Sarah erhob sich widerwillig von der Schaukel und stolzierte zu ihnen rüber. Sie nahm Namis Hand und schmiegte sich an sie. "Jass ist doof." Hauchte sie sehr gut hörbar. "Der tötet Frauen mit seinem Aussehen. Meine Freundinnen sind alle in ihn verliebt. Ich glaube er manipuliert sie. Aber keine Angst, ich werde dich beschützen, weil du jetzt auch meine Freundin bist, Nami." Hätte Sarah nicht so ernst geschaut, hätte Nami vielleicht noch gelacht. Jass' Mundwinkel zuckten. "Glauben Sie ihr kein einziges Wort, sie spinnt manchmal." "Hör nicht auf ihn, er versucht dich zu manipulieren!" mischte sich das Mädchen ein und trat vor Nami. Sie meinte es wirklich ernst. "Und guck ihm nicht in die Augen!" "Sie redet manchmal komisches Zeugs vor sich her. Ich sollte ihrer Mutter wirklich sagen, dass sie sich mehr um sie kümmern sollte. Und jetzt komm nach Hause." "Wohin nach Hause?" fragte Sarah misstrauisch. "Nach Hause!" antwortete Jass. "Mein Zuhause?" "Natürlich dein Zuhause, du Göre! Grandma ist da und sie hat schon Essen gekocht." "Warum hat sie mich dann nicht abgeholt?" "Weil sie nicht mehr so fit ist wie früher und jetzt komm!" "Ich mag nicht. Sie kocht immer Gemüse und ich kann Gemüse nicht leiden." Jass lächelte Nami entschuldigend an, dann schoss eine Hand hervor und umklammerte den zerbrechlichen Arm des Mädchens. "Komm jetzt." Er zog einmal, doch Sarah krallte sich verzweifelt an Nami. "Ich will nicht! Nein!" rief sie und wehrte sich. "Mach kein Aufstand!" "Nur wenn Nami mitkommt! Sonst bleibe ich hier stehen!" "Miss Johnson hat keine Zeit! Sie muss sicher wieder nach Hause." "Ich habe Zeit!" sagte Nami schnell. "Und bitte nennen Sie mich Nami, Jass. Und Ihre Hand..." Sie schielte auf seine Hand. Er ließ das Mädchen los. "Hören Sie, Nami, ich möchte Ihnen wirklich keine Umstände bereiten." "Aber nicht doch!" Sie dachte daran, dass sie Zorro begegnen müsste, wenn sie wieder nach Hause ginge und so früh wollte sie es wirklich nicht. "Das geht schon in Ordnung." Sarah hüpfte vor Freude. "Au ja! Komm zu mir nach Hause! Ich hab ein eigenes Zimmer und wenn du Grandmas Essen nicht magst, dann steck es einfach in deine Hosentasche, das mach ich auch…" Sie verstummte und warf Jass einen unschuldigen Blick zu. "Eigentlich habe ich gar keinen Hunger mehr. Müssen wir zu mir nach Hause? Wir könnten auch spazieren gehen..." Jass hörte nicht recht. "Du willst... spazieren gehen?!" Er blickte zu Nami. "Sie müssen wirklich ein Engel sein." "Er manipuliert dich!" schrie Sarah. Nami lachte. "Weißt du ich kann ganz gut Karate und wenn mir was nicht passt dann wehre ich mich einfach." Ja, sie hätte sich gegen Zorro wehren können. Aber ihre halbherzigen Versuche hatten ihr nicht sehr viel gebracht, außer einem milchigen Fleck auf ihrer einzigen Hose, die sozusagen noch normal war. "Du kannst Karate?" "Ehrlich?" Auch Jass schien interessiert. Meine Güte, merkte er nicht, dass sie gerade versuchte Sarah zufrieden zu stellen? "Klar." Das erste Mal sah Sarah Jass an und sie nickte in vollkommener Übereinstimmung. "Also, was machen wir jetzt?" fragte Nami, um von dem Thema abzulenken. "Na ja... wenn Sarah unbedingt spazieren gehen will... San Fernando Valley hat einen schönen Wanderweg, der eine wunderbare Aussicht bietet." Und so kam es, dass Nami mit einem gut aussehenden Mann und einem kleinen Mädchen, das dachte er würde sie manipulieren, spazieren ging, aber es war der amüsanteste Spaziergang, den sie je gehabt hatte. Die beiden kabbelten sich und immer noch beschützte Sarah sie vor dem ‚bösen' Mann. Trotzdem konnte sie die Natur genießen, wunderschöne Blumen sehen und der strahlend blaue Himmel über ihr ließ alles perfekt erscheinen. "Sind Sie neu hier?" fragte Jass, als sie auf einem Spielplatz waren und warteten, bis Sarah fertig mit toben war. "Bist du bald fertig?" rief er ihr zu. "Ich muss noch rutschen und klettern und schaukeln und eine Burg bauen! Und geh bloß nicht zu nah an Nami ran, sonst..." Sie warf ihm einen drohenden Blick zu. Kopfschüttelnd wandte er sich zu Nami. "Einfach ignorieren." Sie lächelte. "Sie ist ein gutes Kind." "Oh ja, nur nicht zu mir." Er seufzte. "Und? Was ist mit meiner Frage?" "Wieso fragen Sie mich das?" gab sie zurück. "San Fernando Valley ist ein relativ kleines Dorf. Jeder kennt hier jeden. Und Sie habe ich hier bisher noch nie gesehen." "Ich bin eigentlich nur zu Besuch." antwortete Nami. "Bei wem?" Sie dachte an Zorro. "Ich... es ist ein Freund meiner Schwester." Jass merkte, dass ihr das Thema unangenehm war, also ließ er es dabei beruhen. "Noch mal vielen Dank, dass Sie mitgekommen sind. Ich sollte heute sowieso auf Sarah aufpassen." "Und das mit ihrer Großmutter?" "War gelogen." Sie grinste. "Wussten Sie denn nicht, dass sie das Essen von ihr nicht mag?" "Ehrlich gesagt, nein. Ich bin erst vor einer Woche wieder gekommen. Ich war auf Hawaii." … "Beruflich oder Privat?" "Es war ein Urlaub." "Und was machen Sie beruflich?" "Ich bin Anwalt." Anwalt, so, so. Sie wunderte sich, dass Jass so viel mit Zorro gemeinsam hatte. Vielleicht waren sie ja Brüder? "Haben Sie Geschwister?" hörte sie sich fragen und hätte sich am liebsten gleich umgebracht. Was interessierte sie seine Geschwister? "Eine Schwester. Sarahs Mutter, aber ich meine, das ich das bereits erwähnt hätte." "Ja. Ja, ich glaube auch. Tut mir leid." Natürlich! Wie kann man nur so blöd sein? Er rutschte näher zu ihr heran und legte den Arm um sie. Ein Schauer lief durch ihren Körper. "Ich glaube, Sie sind meinem Zauber erlegen..." flüsterte er leise, so dass es nur sie hören konnte. Sie wollte gerade den Mund öffnen und irgendetwas sagen, doch da kam Sarah wie aus dem Nichts geschossen und boxte ihn in den Bauch. Jass tat es nicht im Geringsten weh. "Ich hab gesagt, du sollst sie in Ruhe lassen!" brüllte Sarah empört. Sie ballte ihre Fäuste und war bereit noch einmal zuzuschlagen. Nami warf einen Seitenblick auf Jass und jetzt erst sah sie, dass er sie reingelegt hatte. Alle beide! Ein dickes, spitzbübisches Grinsen war auf seinem Gesicht. "Bist du endlich fertig, du Rotznase?" "Ja! Lass uns so schnell wie möglich weiter gehen! Du gehst zehn Schritte voraus, damit ich dich im Auge behalte!" Sarah musterte Nami voller Sorge und zeigte ihr drei Finger. "Wie viele sind das?" "Ich glaube zweieinhalb." antwortete diese und Jass fing an laut zu lachen. Er hatte ein schönes Lachen. Jass ging, wie von Sarah angeordnet, zehn Schritte voraus und die beiden schlenderten hinter ihm her. "Ich hab dich im Stich gelassen." murmelte Sarah. "Ach Quatsch!" Nahm das Mädchen alles so ernst? Nami beugte sich zu ihr, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. "Weißt du was? Er hat dich gelinkt. Ihm war langweilig auf der Bank, weil ich mich nicht hypnotisieren ließ, also hat er dich reingelegt, aber ich habe seinen Trick durchschaut. Er wollte nur, dass du endlich zum Ende kommst. Aber sag ihm das nicht, sonst versucht er es womöglich noch einmal." Das Mädchen sah Nami bewundernd an und nickte langsam. Dann ließ sie sich einfach so auf die Erde plumpsen. "Was machst du da?" fragte Nami verwundert. "Ich genieße die Aussicht." kam es zurück. Nami drehte sich um. Tatsächlich. Waren sie wirklich schon auf dem Hügel? Aber trotzdem. Sie waren hoch genug gewandert, um ganz San Fernando Valley zu sehen. Eine wunderschöne Aussicht. Von oben sah alles aus, wie eine Puppenstadt. Am Rande meinte sie das Glitzern des Sees erkennen zu können. "Ich bin müde." sagte Sarah plötzlich. "Jass, ich will nach Hauuuseeeeee..." Jass kam zehn Schritte zurück. "Miss Johnson, ich meine, Nami, Sie können wirklich nicht zaubern, oder Ihr Zauber ist nur von kurzer Dauer." "Wenigstens will sie nach Hause." "Und Nami soll miiiit!" tönte es. "Komm sofort wieder hoch! Du machst dir dein Kleid schmutzig!" "Nami soll mihiiit!" Jass stöhnte. Nami kicherte. "Ich glaube, ich habe aus versehen Fledermausaugen anstatt Froschgedärme genommen." "Nami soll miiiit!" Der Lärm wurde zusehends lauter. "Das geht nicht! Es ist schon..." er sah auf die Uhr. "... spät und Nami muss langsam nach Hause. Sie wird uns noch nach unten begleiten, aber dann ist Sense." "Neeiiin!" "Du hattest deinen Spaß und jetzt kommst du nach Hause. Deine Mutter wird auch da sein." Das Jammern hörte auf. "Mammy ist zuhause?" "Ja, sie hat mir gesagt, sie wollte heute ein bisschen früher Schluss machen." "Juhu!" "Kommst du jetzt mit?" "Holst du mir ein Eis, Jass?" "Du hattest schon Eis." Ein Hundeblick. "Oh, na schön! Aber jetzt komm endlich hoch!" Sarah stand auf, zutiefst glücklich ihre Mutter bald zu Gesicht zu bekommen und Nami freute sich sehr für sie. Sie hüpfte voran, sang fröhlich ein Lied und begrüßte jeden Wanderer, der vorbeikam. "Hey." sagte Jass. "Ich möchte mich gerne revanchieren." "Für was denn?" "Na, weil Sie auf die Kleine aufgepasst haben." "Aber das habe ich doch nicht." "Was machen Sie heute?" "Ist das eine Einladung?" "So in etwa." Nami lächelte. "Ja, ich würde sehr gerne mit Ihnen ausgehen." "Ich verspreche, dass Ihre Karatetricks nicht zur Geltung kommen werden." "Ausgezeichnet." "Wie wäre es mit heute Abend?" "Heute Abend ist super." Gott sei Dank! Sie hatte einen Grund Zorro, Ace und Nojiko aus dem Weg zu gehen. Aber es war erst vier. Sie müsste sich wohl in ihrem Zimmer verbarrikadieren. Aber das hatte sie schon gemacht, als sie fünfzehn war, also wäre das schon mal kein Problem. "Um sechs?" "Darf ich Sie noch etwas fragen? Ich weiß, es ist unhöflich, aber... wir kennen uns erst seit ein paar Stunden- nicht, dass man sich da nicht schon verabreden könnte, aber es geht Ihnen nicht um... Sex oder?" Jass sah sie mit großen Augen an. Bestimmt würde er sich in dem Moment fragen, warum er sie überhaupt ausführen wollte. "Verstehen Sie mich nicht falsch, es ist nur mal so, dass... na ja... ich..." "Nein, mir geht es nicht um Sex." "Oh, gut." Und dann nach einer weile sagte sie: "Okay." "Sind Sie vergeben?" "Nein, das ist es nicht... ich grüble nur ein bisschen... und ich bin mir noch unsicher, was ich... will." "Nami, ich kann Sie sehr gut verstehen. Natürlich ist es komisch, wenn man eine Einladung bekommt, wenn man sich erst so kurz kennt. Aber glauben Sie mir... ich will mich für Ihre Hilfe bedanken und vielleicht werden wir so etwas wie... Freunde." "Ja, das wäre sehr schön." sagte sie leise. Warum hatte Zorro nicht auch so eine Einstellung? "Ich hole Sie um sechs ab. Sagen Sie mir, wo Sie zu Besuch sind." "Wir könnten uns auch treffen!" sagte Nami schnell. Was würde Zorro sagen, wenn ein fremder Mann vor seinem Haus stand und mit ihr ausgehen wollte? "Ich will Ihnen keine Umstände bereiten... wie wäre es mit der Schule? Ich kenne den Weg schon auswendig." "Wenn Sie das wollen." Den Rest des Weges gingen sie schweigend nebeneinander her, vor sich ein hüpfendes achtjähriges Mädchen, das ‚Alle- meine- Entchen' sang. __________________ Kapitel 16: Hold Nothing Back ----------------------------- =%=%=%=%=%=%=%=%=%=%=%=%=%=%=%=%=%=%=%=%=%=%=%=%=%=%=%= Kaum zu glauben, wie viel man an einem einzigen Tag erleben konnte. Erschöpft erreichte Nami das Haus der Lorenors und wurde zugleich von Zorro bestürmt. Zum Glück war er angezogen. Er trug ein schwarzes T-Shirt und eine ebenso schwarze Hose aus dünnem Stoff. "Wo warst du?" "Wo sind Nojiko und Ace?" "Ihnen sind die Kondome ausgegangen, dann haben sie angerufen und gesagt, dass sie etwas Wichtiges… " er betonte das Wort ‚Wichtiges' " …zu erledigen hätten." Empört schnaubte Nami. "Das ist doch nicht zu fassen." "Und wo warst du nun?" "Ich war spazieren. Auf dem Wanderweg." "Hat es dir gefallen?" Sie hob eine Augenbraue hoch, während sie sich die Schuhe auszog. "Ja, es war sehr schön." … "Das freut mich. Hast du auch schon gegessen?" "Nein, aber ich werde essen." "Das ist auch sehr erfreulich." Sie sah ihn ungläubig an, sagte aber nichts, was auch nicht nötig war, denn seine Reaktion kam ganz von selbst. Er unterdrückte einen schmutzigen Fluch, packte sie an der Hand und zerrte sie ins Wohnzimmer. "Zum Teufel noch mal! Scheiß drauf wo du warst! Du kannst doch nicht einfach abhauen!" Sie riss ihren Arm aus seiner Gewalt. "Und wieso nicht?" "Weil du andauernd abhaust, wenn was zwischen uns vorgefallen ist!" "Das ist doch lächerlich!" "Oh ja, sehr lächerlich! Du, ja genau, DU, schmiegst dich an mich und bittest mich dich nicht loszulassen. Im nächsten Moment rennst du mit einem Handtuch um deinen Körper die Treppe hoch, weil ich unsere Beziehung angesprochen habe!" "Wir haben keine Beziehung!" rief sie wütend. Er ignorierte sie. "Dann fängst du an zu weinen, ich tröste dich, okay, das war mein Fehler, wir küssen uns, aber du hast schließlich mitgemacht und dann reißt du dich wieder von mir los und schließt dich in dem Zimmer ein. Heute Morgen wollte ich mit dir reden, aber du wolltest nicht und bist wieder abgehauen. Und dann oben in deinem Zimmer liegen wir zusammen auf deinem Bett, küssen uns, du machst mit und im nächsten Moment willst du nicht!" "Erstens: Du warst nackt, okay? Zweitens: Hat es dich überhaupt interessiert, dass ich nicht wollte? Drittens: Wir haben keine Beziehung, ist das klar?!!" "Was ich damit sagen will, ist, dass wir endlich vernünftig reden sollten, Nami!" "Ich wüsste nicht, was es da zu bereden gäbe." Er wies mit seiner Hand auf die Couch. Sie dachte nicht im Mindesten daran sich zu setzen, also ließ er die Hand sinken. Na gut, dann eben im Stehen. "Ich will wissen, warum du immer wegläufst." "Tue ich das?" "JA!" "Überhaupt nicht wahr!" "Bitte beantworte meine Frage." sagte er ruhig. Gott, sie sah so süß aus... "Ich brauche Zeit." "Du brauchst Zeit?" Sie brauchte Zeit?! Sie brauchte Zeit!!! Wieso brauchte man Zeit, nur um zu wissen, ob man mit jemandem schlafen wollte oder nicht? Er wollte es! Verdammt und wie! "Ich weiß nicht was ich will..." fuhr sie fort. "Es ist... du hast recht. Mal will ich und dann wieder nicht... ich bin unsicher." "Aber dir ist klar, dass du diejenige bist, die mit mir spielt?" "So? Dann tut es mir leid." "Eine Entschuldigung allein reicht nicht." "Was willst du noch?" Lass uns raten... nein, ausnahmsweise nicht. "Ich will dir sagen, was du verpasst." "In Bezug auf..." Er nickte. "...ah." "Komm her." "Nein, wir werden jetzt nicht…" "Hab ich gesagt ‚Komm her, Baby, ich werde dich jetzt mal ordentlich durchvögeln'? Nein, ich habe nur gesagt ‚Komm her.'" "Du machst dich über mich lustig." Trotzdem ging sie auf ihn zu. Er erleichterte es ihr ein wenig, indem er sie zu sich zog. Ihr Kopf ruhte auf seiner Schulter und er strich ihr durch das Haar. Sie konnte fühlen, dass er es wollte, sich aber zurückhielt. Mussten Männer andauernd steif sein? Dann wanderten seine Hände über ihren Körper. "Ich werde dich berühren..." flüsterte er heiser. "Überall." Er war so dreist und streifte ihren Schritt. Sie hielt die Luft an. "Ich will dich küssen... während im Hintergrund die Musik läuft..." Seine Hände... Sie gingen an ihrer Seite herunter, immer tiefer... und tiefer... "Ich will dich spüren, deinen Atem, deine Haut, alles. Du sollst eins mit mir werden... du sollst nichts in deinem Kopf haben, er sollte leer sein, du sollst dich befreit fühlen..." Er machte ein großes ‚U' und streifte sie, wie zufällig, zwischen den Schenkeln. (sie hat ein Rock an, wisst ihrs noch?^^) Sie versuchte ein Stöhnen zu unterdrücken. Er zog sie fester an sich heran. "... unsere Körper, unsere Seelen, unsere eigene Welt... und unser Stöhnen. Sonst nichts. Es gibt nur das... das ist alles was wir wollen... du sollst dich nach Unendlichkeit sehnen... " "Hör auf..." sagte sie leise, aber es klang gar nicht danach. Er schubste sie sanft von sich weg. Ihre Wangen waren gerötet, aber nicht vor Scham, das braune in ihren Augen schien zu schmelzen. "Du versuchst mich zu erpressen." warf sie ihm dann vor. Er sah sie an, als wäre sie übergeschnappt. "Bitte?" Futsch. "Ja, du sagst mir, was ich verpasse, wenn wir… Es nicht tun." Der süße Moment... "Bist du bescheuert?" ... war futsch. "Ist es nicht so?" "Du bist echt bescheuert!" Und alles war ihre Schuld. Aber sie musste sich unter Kontrolle haben, auch wenn Sie, sie für einen Augenblick verloren hatte. Sie wollte noch nicht. Nami holte tief Luft. "Ich kann heute nicht." "Wer hat gesagt, dass ich heute will?" "Im Gegensatz zu der Frau, zeigst du, wenn du erregt bist." Er sah nicht einmal herunter. Klein Zorro stand schon die ganze Zeit. Und Erleichterung wollte er sich nicht noch mal holen. Nachdem sie gegangen war- wieder einmal- hatte er die Pornofilme verflucht, genauso wie den blöden Fleck auf ihrer Hose. "Na schön, ich bin erregt, aber was sagt das schon aus?" "Das du so schnell wie möglich mit mir schlafen willst." Warum war sie nur so scharfsinnig? "Und wieso kannst du heute nicht?" "Ich... ich bin verabredet." "Mit einem Mann?" fragte er und gleichzeitig stürzte sein Sexleben ein. Sie funkelte ihn an. "Natürlich mit einem Mann!" "Es könnte auch sein, dass du eine Freundin getroffen hast! Entschuldige, dass ich so doof bin!" "Entschuldigung Nicht angenommen! Für Doofheit gibt es keine Entschuldigung! Und meine Freundinnen sind alle auf der anderen Seite der Erdkugel, wie bitte schön, sollte ich sie ausgerechnet in diesem Kaff treffen?" Er kreuzte die Arme und sah sie an. "Wie heißt er?" "Das geht dich überhaupt nichts an!" "Und ob mich das angeht! Immerhin hätten wir heute noch miteinander schlafen können!" "Oh, das tut mir ja so leid, dass ich Ihren Terminplan durcheinander gebracht habe, Mr. Sexgott!" "Das sollte dir, verdammt noch mal, mehr als leid tun!" Sie sagte nichts, sondern funkelte ihn nur weiter wütend an. Es war als würde sie kalte, spitze, braune Eiszapfen auf ihn werfen. "Ist es wirklich ein Mann?" "Jaha!" "Keine Frau?" "Wenn ich dir sage, dass es ein Mann ist, dann kannst du Gift drauf nehmen, dass es auch einer ist, Zorro!" "Es könnte natürlich sein, dass du mir was vorgaukeln willst, damit du für ein paar Stunden aus diesem Haus kommen kannst! Und wer garantiert, dass es nicht doch eine Frau ist?" "Meine Augen! Und unter Verabredung versteht man nun mal ein Treffen mit dem anderen Geschlecht!" "Außer du bist lesbisch!" Er machte eine kurze Pause und sein Gesichtsausdruck wurde besorgt. "Bist du lesbisch?" Sie stampfte mit dem Fuß auf und stemmte die Hände in die Hüften. "Natürlich nicht, du Vollidiot! Warum sollte ich lesbisch sein? Du tickst ja nicht mehr richtig!" Lesbisch! Er hatte sie doch tatsächlich gefragt, ob sie lesbisch war! Du lieber Himmel! Nach allem was zwischen ihnen vorgefallen war, konnte er ihre homosexuelle Seite ja wohl ausschließen... "Gut, dann bist du halt nicht lesbisch!" rief er und war nun mindestens genauso wütend auf sie, wie sie auf ihn. "Aber du überlegst seit Tagen, ob du was mit mir anfangen willst…" "Tue ich nicht!" "…und dann, wenn wir das Haus alleine haben, musst du dich mit einem Kerl verabreden" … "Geht es hier nur um Sex, Zorro?" "Es geht hier genau um das, was du immer denkst, wenn du dich befriedigst!" "Ich habe mich seit meinem zwanzigsten Lebensjahr nicht mehr befriedigt! Guck nicht so blöd! Was ist schon dabei? Nur weil du es jeden Tag brauchst, heißt es nicht gleich, dass die ganze Welt so sexgeil ist!" Er gab einen entnervten Seufzer von sich. "Okay, schön, dann sag ich es dir jetzt klipp und klar ins Gesicht: Es geht dir, so wie mir, um Sex! Sex haben, vögeln, ficken, bumsen, oder wie du es vielleicht sagen würdest: miteinander schlafen" "Ich hab es kapiert!" sagte sie gereizt. "Gut, da magst du vielleicht Recht haben, aber ich kann immer noch entscheiden, wann es passieren wird." Ein Hoffnungsschimmer leuchtete in seinen Augen. "Du hast beschlossen mit mir zu schlafen?" Sie hätte ihm so gerne eine gescheuert... "Habe ich das etwa gesagt, du Idiot?" "Also, nicht?" "Ich habe dir bereits gesagt, dass ich mir nicht sicher bin." Er fluchte. "Wie kann man sich nicht sicher sein? Es gibt nur ein Ja und ein Nein!" "Wie du meinst. Dann eben ‚Nein'." "Nein?" "Nein." "Wieso ‚Nein' ?!" Sie musste sich auf die Couch setzen. Ihre Beine waren plötzlich schwer geworden und die Anstrengung mit ihm zu streiten und zu diskutieren raubte ihr den letzten Nerv. "Weil ich heute Abend ausgehe. Und du magst mich nicht mal." Er stellte sich vor sie, so dass sie, ob sie es wollte oder nicht, die Wölbung in seiner schwarzen Jeans sah. "B- bevor du etwas sagst... setz dich bitte." Er merkte, dass ihr das peinlich war, also blieb er genau so vor ihr stehen. "Ich mag dich!" rief er laut. "Tust du nicht! Wenn du mich mögen würdest, hättest du nicht versucht mich ins Bett zu schleppen!" "Und ob!" "Du magst mich vielleicht ein bisschen, aber nicht genug, dass ich mit dir schlafen könnte. Und du kennst mich nicht, ebenso wie ich dich nicht kenne." "Zum Teufel noch mal, ich hab dich so gern, dass ich dich gleich auffressen würde!" "Schrei nicht so!" "Was meinst du damit, verfickte Scheiße?" "Hast du gerade ‚verfickte Scheiße' zu mir gesagt?" Ihre Stimme klang drohend und es wäre besser den Rückzug anzutreten. Aber er war ein Mann und hatte auch seinen Stolz. "Ich habe zu der ‚Sache' verfickte Scheiße gesagt! Und ich meine es auch so! Ich mag dich genug für Sex." Ihr Inneres wurde zu Blei. Sie beschloss das zu ignorieren und umso lauter zurück zu schreien. "Genau das ist es was mich stört! Für dich bin ich gerade mal gut genug für ein nettes Ständchen, aber mehr auch nicht! Und setz dich endlich hin! Ich habe keine Lust deinen Schwanz vor meiner Nase zu haben!" "Du wirst ihn sicher ganz wo anders haben, Schätzchen! Und ich mag dich, verdammt!" Sie stand wieder auf. "Schrei mich nicht an!" "TUE ICH NICHT!" "UND OB DU DAS TUST!" Wenn Blicke töten könnten... Plötzlich bemerkte sie ein grinsen in seinem Gesicht. Sie meinte nicht recht gesehen zu haben, blinzelte, aber es war wieder verschwunden. Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. "Du findest das also lustig?" "Was sollte ich denn hier lustig finden?" fauchte er. "Mein Schwanz droht gleich abzufallen, wenn ich nichts unternehme und sei bloß froh, DAS ich nichts unternehme!" "Ich warne dich! Meine Hose hast du schon beschmiert und ich bin sicher nicht diejenige, die das sauber macht!" "Es war zu fünfzig Prozent dein Fehler!" "Mein Fehler?" rief sie außer sich. "Mein Fehler?!! Du hättest dich nicht so auf mich schmeißen sollen! Und wenn du es jetzt schaffst dich unter Kontrolle zu haben, warum nicht vorhin?" "Wenn du mich nicht berührt hättest, wäre das überhaupt nicht passiert!" verteidigte er sich. "Unten war ein Kind! Meinst du, sie sollte uns so sehen?" "Woher sollte ich das wissen?!" "Ich habe es dir gesagt!" "Wie heißt der Mann mit dem du verabredet bist?" "Versuch bloß nicht das Thema zu wechseln!" "Was soll ich noch dazu sagen?" "Wie wäre es mit einer Entschuldigung?" "Das ist reine Wortverschwendung, du nimmst sie sowieso nicht an!" "Das kann sein…" "Siehst du!" unterbrach er sie triumphierend. "Unterbrich mich nicht!" Er sah sie herablassend an, dann trat er einen Schritt zurück und verbeugte sich. Es war ganz klar Provokation. Sie könnte Gift und Galle spucken... "Ich hasse dich, Lorenor Zorro!" "Dafür mag ich dich umso mehr, Miss Politik- Tussi!" Wie gerne hätte sie sich gewünscht, dass er noch einmal ihren richtigen Namen zu ihr sagen würde, aber er war wütend. Sehr wütend sogar. "Ich hasse dich, ich hasse dich, ich hasse dich!" "Sagst du noch mal Arschficker zu mir?" "Du weißt gar nicht, wie gut dieser Name zu dir passt." Zischte sie. "Ich fühle mich geschmeichelt, Prinzesschen." "Du bist das abscheulichste männliche Wesen, das mir je begegnet ist!" "Wieso kannst du nicht einfach zugeben, dass du mit mir schlafen willst, dich aber nicht traust?" "Ich habe wirklich keine Lust mehr mich mit dir über Sex zu unterhalten! Das ist vollkommen unterbelichtet!" "Wir könnten es in der Reiterstellung tun. Du würdest oben sein und hättest die Kontrolle. Das gefällt dir doch sicher, oder, Süße?" "Ich habe eine bessere Idee, Arschficker! Ich könnte dich auch einfach anketten und dich dann Stück für Stück mit einem Beil zerhacken!" Sie machte eine Pause, damit sie die Wirkung ihrer Worte genießen konnte. "Dein wertvollstes Stück lasse ich aber noch dran! Aber nur um es anschließend an einem Hund zu verfüttern! Zugegeben, er wird daran zwar nicht satt…" "Wie Bitte !?" "Oh ja, du hast richtig gehört! Der Fleck auf meiner Hose würde einen wesentlich größeren Radius haben, wenn dein Teil etwas größer wäre. Zu schade." "Jetzt bist du zu weit gegangen." Sie blickte ihn nur spöttisch an. "Ja, los, verteidige ihn!" "Du bist soeben in den Tod gestürzt." "Ich fühle mich aber noch sehr lebendig." "Das kommt von deiner schmutzigen Seele." "Ich habe solche Angst vor dir." "Gut so." "Wag es bloß nicht mich anzufassen, Zorro!" "Was dann?" "Dann..." Sie dachte kurz nach. Viel zu lange. "Tut mir leid, Baby, aber deine Zeit ist um." "Du rührst mich nicht an!" "Hat die Prinzessin etwa Angst vor dem großen bösen Drachen?" Er wollte sie gerade packen, als das Telefon klingelte. "Müssen in diesem Scheiß-Haus Telefone sein?" Missmutig nahm er ab. "Ja? ...Nein, ihr habt mich nicht gestört... nein, ganz und gar nicht... wir? Ach, wir verstehen uns prima... nein, es gibt keinen Streit... wie kommst du darauf?... Aha... okay... das wird ihr aber nicht gefallen... klar, verstehe ich das... nein, geht in Ordnung... ja... nein... ja... Tschüss." "Wer war das? Nojiko?" fragte sie sofort, als er aufgelegt hatte. "Geht dich gar nichts an." brummte er. "Alles klar, es war Nojiko! Was hat sie gesagt?" "Das ist unwichtig!" "Ist es nicht! Immerhin könnte es auch mich betreffen!" Wie gerne hätte er gelacht. Und wie es sie betraf... "Du sagst mir nicht, mit wem du ausgehst, also sage ich dir auch nicht, was sie gesagt hat." Aus ihren Augen sprühten Funken. "Das ist so was von kindisch!" "Ach, wirklich?" er schob seine Augenbrauen in die Höhe. Er beschloss wieder das Thema zu wechseln. Wo waren sie stehen geblieben? Ach ja... sie hatte es doch tatsächlich gewagt seine Männlichkeit zu beleidigen. Woher nahm sie nur diesen Mut? In mindestens zwei Minuten wäre sie tot... unter ihm. Als er einen Schritt auf sie zutrat, sprang sie auf die Couch. Sie kletterte über die Lehne und benutzte sie als Schutz. Er sah sie verächtlich an. "Das wird dir gar nichts nützen, Darling." Hatte er etwa eine Spur von Panik in ihr wachgerufen? Er hoffte es. "Hör endlich damit auf! Das ist überhaupt nicht witzig! Du denkst, dass du sooo toll bist, aber das bist du gar nicht!" "Habe ich etwa gesagt, dass ich toll bin?" giftete er. "Nein, aber du denkst es!" "Komm mir nicht mit deiner Besserwisserei an, Politik -Tussi!" "Nenn mich nicht so!" Wieso hatte man nie eine Pistole in der Hand, wenn man sie brauchte? "Mit wem gehst du aus, verdammt?!" rief er laut. "Und hör endlich auf mich anzuschreien! Ist dir klar, wie unhöflich das einer Frau gegenüber ist?" "Aber sich über die Männlichkeit lustig zu machen ist ja so höflich." sagte er in sarkastischem Ton. "Außerdem wüsste ich nicht, wieso es dich so aufregt, dass du den Namen des Unbekannten nicht weißt. Wir sind schließlich nicht verheiratet!" Er antwortete ihr nicht, sondern sprang geschickt über das Sofa. Er hatte es nicht anders gemacht als sie, aber es überraschte sie trotzdem, dass er so schnell war. Bevor sie wieder weglaufen konnte, packte er wieder ihren Arm, so wie er es am Anfang ihres ‚Gespräches' getan hatte. "Lass mich los!" Wieder sagte er nichts, sondern verstärkte den Druck. "Aua! Du tust mir weh, Zorro!" Als sie zu ihm aufsah, erschrak sie. Seine Augen waren kalt und eisig. Und sie stierten sie an. In diesem Moment wünschte sie sich sein süffisantes Grinsen zurück. Sie sahen sich nur an, aber sie konnte nahezu die Wut, die er auf sie hatte, spüren. Die Gefahr, in der sie sich ausgesetzt hatte... Mit einem Ruck zog er sie in seine Arme und legte, ohne Vorwarnung, seine Lippen auf ihre. Es war ein wilder, brutaler Kuss. Fordernd öffnete er ihre Lippen, sodass seine Zunge in ihren Mund glitt. Es war aber das genaue Gegenteil, als am vorherigen Tag. Seine Zunge schien sie zu verschlingen und sie war ein wehrloses Opfer, das sich auch noch an dem Kuss erregte. Warum?, fragte sie sich. Warum hatte sie ihn plötzlich so gern? Seine Lippen wanderten zu ihrem Schlüsselbein und seine Zähne bissen sich auf der wenigen, dünnen Hautschicht fest. Sie konnte nur mit Mühe einen Schrei unterdrücken. Sie hatte Angst etwas zu sagen, denn nun war er ein hungriges Raubtier, das keine Spielchen mehr duldete. Es tat weh, als er an der Stelle saugte und ihr einen Knutschfleck verpasste. Ein letztes Mal küsste er sie, bis sie nach Luft ringen musste. Dann ließ er von ihr ab, nur ein letzter wütender Blick. Der Blick eines Gottes, der sie anscheinend begehrte. Sie aber hatte seine Ehre verletzt. Er stapfte raus in den Garten und sie konnte ihm nur zuschauen, bis ihr Hirn wieder anfing zu arbeiten. "Zorro..." flüsterte sie. Sie wollte ihm nachrufen, schaffte es aber nicht. Zugleich wurde sie selbst gepackt. Er demütigte sie mit seinem Verhalten. Er konnte so viele junge Mädchen und Frauen haben, wie er wollte, aber er hatte sie gewollt. Bis gerade eben. War es nicht das? Wollte sie nicht einmal in ihrem Leben hofiert werden? Ihre Beine setzten sich von alleine in Bewegung, ihr Mund rief von selbst seinen Namen. Er drehte sich um, sichtlich überrascht, aber auch immer noch sauer. Was wollte sie noch von ihm? Eigentlich war der ganze Streit ein Witz gewesen und er hätte nicht so sauer auf sie sein sollen. Sie kam auf ihn zu, er merkte, wie sie zitterte. Oh ja, jetzt wusste er wieder warum er so aufgebracht war. Der Kuss tat ihm gar nicht leid. Sollte sie sich doch in ihrem Zimmer verkriechen, sich die Augen rausheulen und sich anschließend die Kehle aufschneiden. Als sie nah genug bei ihm war, streckte sie entschlossen ihre Hände nach ihm aus, legte sie ihm auf die Wangen und zog ihn zu sich, nur um ihn noch einmal zu küssen. Der Kuss war so wie sie es wollte. Heiß, feucht und lustvoll. Dieses Mal öffnete sie ihre Lippen von selbst, ließ seine Zunge wieder rein und hieß sie willkommen. Wenn er es so dringend brauchte, dann sollte er es bekommen. Anschließend dürfte er sich aber nicht über sie beklagen. Zorro strich mit seiner Zungenspitze über ihre Lippen. Sie ließ ihn wie einen Vergewaltiger erscheinen und ermutigte ihn auch noch in seinem Verhalten. Ihr war nicht klar, was sie gerade getan hatte. Aber es war freiwillig, ganz allein ihre Entscheidung. Der Kuss endete sanft und Nami zog den Reißverschluss ihres Rockes herunter, der daraufhin fast lautlos auf den Boden fiel. Zorro fasste es nicht. Sie wollte es. Trotzdem war irgendetwas seltsam. Doch damit würde er sich später befassen. Er trug sie, samt Rock auf ihren Füßen, zurück ins Wohnzimmer und legte sie auf die Couch. Er zerrte an ihrem Top, aber als er an ihrem Büstenhalter fummelte, wies sie ihn zurück. "Das nicht." Er gab sich damit zufrieden, dass sie wenigstens reizende Unterwäsche trug. Auch wenn sie nicht rot und nuttig war. Zorro zog seine Hose und seine Boxershorts aus und legte sich auf sie. Nami ermahnte sich ständig nicht auf sein Ding zu schauen, indem sie auf die Lampe über ihnen blickte. Sie ließ ihn eine Weile spielen. So sehr willst du es, Zorro? Er strich mit einem Finger über ihren Slip. Sie atmete hörbar ein, nahm seine Hand und zog sie von der Stelle weg. "Was ist?" fragte er. "Wenn du es willst, dann nimm mich jetzt." "Was?" "Nimm mich. Du kannst tun was du willst, aber Zärtlichkeiten will ich nicht." Sie war verrückt. Solche Worte sagte man nicht zu Lorenor Zorro, der als Sexgott bekannt war. Er riss ihr das Höschen vom Leib und drängte sich zwischen sie. Nami vergrub ihr Gesicht in seinen Schultern und biss sich auf die Unterlippe, als sie eine leichte Dehnung spürte. Aber sie spürte auch etwas anderes. Vorsicht. Verdammt, das wollte sie gar nicht! "Ich hab gesagt, du sollst nicht zärtlich sein!" rief sie. "Du hast ja nicht mehr alle Tassen im Schrank!" Doch jetzt achtete er nicht mehr auf sie. Gnadenlos schob er sich weiter in sie rein. Es brannte und schmerzte. "Hör auf dich so zu verkrampfen!" Sie wollte es nicht, und doch schrie sie auf. Sofort zog er sich zurück. "Du bist noch nicht soweit, Nami!" "Halt die Klappe und mach weiter!" Ist dir klar, dass ich das nur für dich tue? "Du bist nicht einmal feucht." "Lass mich in Ruhe und mach endlich weiter!" Er grollte und versuchte es noch einmal. Er kam ein wenig weiter, doch sein Glied musste so lang sein, so kam es ihr jedenfalls vor, dass er noch eine Ewigkeit brauchen würde, bis er endlich bis zum Ansatz in ihr vergraben war. Schon nach ein paar Zentimetern schrie sie wieder vor Schmerz auf. Ihre Fingernägel krallten sich verzweifelt an seinen Schultern fest. "Verdammte scheiße!" Und wieder musste er sich zurückziehen. Aber jetzt startete er keinen weiteren Versuch. Natürlich, das war es, was er vorhin bemerkt hatte. Sie tat es nur wegen ihm. Wollte ihm nur helfen. Von wegen helfen! Merkte sie nicht, Was, zum Teufel, sie da tat? Sie hatte nicht einmal gefragt, ob er sexuelle Krankheiten hatte oder wer sich um die Verhütung kümmerte! Sie hatte es nicht einmal erwähnt! Fluchend setzte er sich auf den Rand der Couch. Nami merkte, dass sie es vermasselt hatte. "Was ist los?" fragte sie, im bemüht normalem Ton. Er wirbelte herum. "Was los ist?!" brüllte er. "Das kann ich dir sagen, Fräulein! Das was du gerade getan hast, erschüttert mich! Bist du eigentlich von allen guten Geistern verlassen?" … "Anscheinend..." "Anscheinend? Das ist alles was dir dazu einfällt?" Sein Ton wurde lauter. "Stell dir mal vor, wir hätten es wirklich getan!" Sie hatte es wenigstens versucht. War er nicht derjenige, der so dringend Sex brauchte? Und wenn er es serviert bekam, dann wollte er es nicht! "Ich wollte dir bloß geben, was du unbedingt wolltest!" rief sie und bedeckte ihre Dreieckszone mit ihrem Top. "Das heißt aber nicht, dass ich nicht auf Verhütung achte! Außerdem hat es dir weh getan!" … "Na und? Wäre dir das nicht egal gewesen?" "Nein, denn sonst säße ich nicht hier!" Eine lange Pause trat zwischen sie. Nami nutzte sie um sich wieder anzuziehen. Er hatte Recht. Sie war unvernünftig gewesen. Das war aber lange noch kein Grund sie so zu beschimpfen. Warum sagte er es nicht in normalem Ton? Beruhigte sie... küsste sie noch einmal? "Bin ich zu dünn?" fragte sie schließlich. "Wieso solltest du zu dünn sein?" "Vielleicht lag es ja daran." "Schätzchen, es lag einzig und allein daran, dass du es nicht wolltest! Du warst verkrampft und wenn du so etwas je wieder mit mir tun solltest, dann werfe ich dich raus!" "So? Warst du nicht derjenige, der noch heute mit mir schlafen wollte?" "Halt deinen Mund, Nami, dein Verhalten war erbärmlich." Sie kniete sich auf der Couch hin. "Erbärmlich, ja? Und was war mit dir? Du hättest mich doch beinahe angebettelt!" "Du sollst endlich damit aufhören!" schrie er sie an. Sie zuckte zusammen. Starrte ihn an. Dann stand sie auf und sah ihn mit einem bösen Blick an. "Es tut mir leid, Mister, dass ich Ihnen nicht geben konnte, was sie brauchten." Sie stolzierte die Treppe hoch, hörte ihn ihr noch wütend nachrufen: "Keine Frau würde so etwas blödes tun, wie du es eben getan hast!" "Tut mir leid, dass ich deine Ehre nicht retten konnte!" rief sie zurück. Im selben Moment flog eine Vase gegen die Wand. ____________ Oje, was tu ich den beiden da nur an xDD Schreibt eure Meinung *g* Kapitel 17: Who Will Survive ---------------------------- ____________________________________________________________________________ Nami hatte ein schwarzes Kleid mit tiefem Ausschnitt an. Es war noch April, aber trotzdem war es gegen Abend noch warm. Eine Tasche baumelte an ihrem rechten Arm. Sie wusste, dass Jass sie eingeladen hatte, hatte aber trotzdem vorsichtshalber ihr Portemonnaie eingesteckt. Ihre Sandalen mit den hohen Absätzen klackerten fröhlich auf dem Bürgersteig. Sie hatte nur ein dezentes Make-up aufgetragen. Sie hatte nie viel Make-up getragen. Selbst in ihrer Jugend nicht. Das Einzige war Wimperntusche und Kajal, dazu einen schimmernden Lipgloss. Auch heute hatte sie einen durchsichtigen Lipgloss aufgetragen. Als sie nach unten gegangen war, war Zorro nicht zuhause. Er hatte ihr keinen Zettel geschrieben, wo er war, aber im Moment war ihr das egal. Sie hatte einen Zweitschlüssel für das Haus und das einzige was ihr Sorgen machte, war, dass er die Kette vor die Haustür schob. Die Scherben der Vase lagen immer noch auf den Boden und sie musste darüber hinweggehen. Langsam näherte sie sich Sarahs Schule. Als Jason sie erblickte, kam er ihr lächelnd entgegen. Er trug eine Cordhose und ein schwarzes Hemd. Er betrachtete sie und gab ihr zur Begrüßung einen flüchtigen Kuss auf die Wange. "Schön, dass Sie gekommen sind, Nami. Sie sehen bezaubernd aus." "Vielen Dank." Sie lächelte. "Gehen wir ins ‚Devil' s Corner'?" "Tanzen sie gern?" "Sehr gern, sogar." "Dann gehen wir dorthin. Es ist nur ein paar Straßen weiter." Sie hatte ein bisschen Obst gegessen, und war überrascht, dass sie keinen Hunger hatte. Vielleicht war es auch gut so, denn ihr Bauch war, ihrer Meinung, sowieso schon fett. Das Ergebnis ihrer Fressattacken. "War Sarahs Mutter zuhause?" "Ja, sie war da. Das kleine Biest hat sich richtig gefreut sie zu sehen." "Das glaube ich. Hat sie denn keinen Vater?" Jass' Miene verdunkelte sich. "Er ist bei einem Unfall gestorben." "Das... das tut mir leid. Bitte verzeihen Sie meine Frage." Dann hatte die Kleine keinen Vater... bestimmt hatte ihre Mutter aus diesem Grund Medizin studiert? Oder war sie schon ein bisschen älter? Jass schien zu erraten was sie dachte, denn er sagte: "Robin, also meine Schwester, ist neunundzwanzig. Sie ist eine bemerkenswerte Frau. Als sie mit Sarah schwanger war, studierte sie zuerst Wissenschaften. Dann aber starb Greg. Sie wechselte zur Medizin und hat es geschafft. Trotz eines Kindes, das immer gefüttert und gestillt werden musste." "Wow." "Ja. Aber weil sie auch noch so jung ist, will sie natürlich auch Spaß haben. Bitte haben Sie kein falsches Bild von ihr. Sie ist eine tolle Mutter, doch sie will auch nicht die ganze Zeit zuhause sitzen.“ Nami nickte. Sie bogen in eine Seitenstraße und Nami sah einen Club, aus dem laute Musik drang. "Seit wann tanzen Sie denn?" fragte Jason neugierig. "Seit ich ein Teenager war. Es hat mir immer riesigen Spaß gemacht und man lernt neue Leute kennen. Ich hoffe, Sie tanzen dieselben Figuren, die ich auch gelernt habe." Er hielt ihr die Tür auf. Sie war so froh, dass Jason höflich war. Natürlich konnte sie auch ohne ihn den Club betreten, aber wenn er ihr schon mal die Tür aufhielt... warum also nicht? Falsch war es jedenfalls nicht. Der Laden war eine Art Tanzcafe, in der man aber auch essen gehen konnte. "Sollen wir uns hinsetzen, oder wollen Sie an der Bar essen?" "Ich habe noch nie an der Bar gegessen." gab sie zu und so setzten sie auch auf eine der riesigen Hocker, die so groß waren, dass sie nicht einmal mit ihren Zehenspitzen den Boden berührte. Jass schon, aber er müsste mindestens 1.85 m sein... Er bestellte erst einmal einen Cocktail für sie beide. Sie nippte daran und sah sich die Leute auf der Tanzfläche an. Ein älteres Ehepaar schwofte gemütlich einen Foxtrott, während die Jüngeren einen flotteren Quickstepp hinlegten. Auch Jass sah ihnen zu. "Das kann ziemlich lustig sein." "Was?" "Manchmal ist es lustig den Leuten zuzugucken." "Ach so. Ja, das finde ich auch. Es unterhält einen." Plötzlich berührte er ihr Haar. Sie sah ihn nur fragend an, bis er erklärte: "Sie haben sehr schöne Haare." "Dankeschön..." sagte sie ein wenig lahm. "Erzählen Sie etwas von sich. Ich kenne Sie ja gar nicht so richtig." Wieder nippte sie an ihrem Cocktail und erzählte ihm von ihrer Firma. "Eigentlich wollte ich diese Firma nicht haben, weil ich Astronomin werden wollte. Die Sterne und die Galaxie sind einfach faszinierend." "Was genau finden Sie daran so faszinierend?" In ihren Augen begann es zu leuchten. "Die ganzen Geheimnisse, die noch gelüftet werden müssen. Die ganzen Fragen, auf denen es immer noch keine Antworten gibt. Die ganzen interessanten Spekulationen, wie das Universum entstanden ist. Unser Sonnensystem ist winzig im Vergleich zu der ganzen Galaxie. Vielleicht nur wie der Kopf einer Stecknadel. Außerdem liebe ich die Sterne. Die Planeten. Als ich neun war, habe ich zum ersten Mal in meinem Leben eine Sternschnuppe gesehen. Ich glaube, seitdem begeistere ich mich sehr für Astronomie." Sie verschwieg ihm die Einzelteile der Geschichte, aber sie hatte es sonst auch niemandem erzählt... nicht einmal Nojiko. "Ja, die Sterne und die Planeten habe ich auch schon immer gemocht." schwärmte Jass. "Und was ist mit Ihnen?" fragte Nami. "Gibt es irgendwelche lustigen Geschichten aus der Anwaltskanzlei?" "Na ja... da gibt es schon einige komische Aufträge... einmal musste ich etwas über eine Katze herausfinden. Mein Mandant war ein etwas älterer Herr und ihm war seine Katze entlaufen. Irgendwann sah er sie in den Armen einer Dame und er hätte schwören können, dass es seine war. Da er sich aber nicht traute die Frau anzusprechen, musste ich das erledigen." Er seufzte. "Immer, wenn ich da war, hat sie mich gezwungen Möhrenkuchen zu essen." Jass schüttelte sich. "Es schmeckte widerlich." Nami musste lachen und sofort an Zorros Geschichte denken, wo die wichtigste Zeugin weggelaufen war. "Wollen Sie tanzen?" Sie lauschte der Musik und stellte fest, dass es ein Jive war. "Gern." Oh, wie gern sie Jive tanzte! Er war locker, lebendig und unbeschwert, genau wie sie es liebte. Man war fröhlich und gelassen, konnte dabei seine Gefühle raustanzen. Jass führte sie zur Tanzfläche, die sich schnell geleert hatte. Nur zwei Paare tanzten noch dort. Und natürlich sie. Sie gingen in Tanzhaltung und starteten den ersten Schritt. "Sie sind eine sehr flinke Frau." lobte Jass sie. "Bitte, duzen Sie mich." "Nur, wenn Sie es auch tun." Sie konnte gar nicht oft genug sagen, oder denken, wie froh sie war, dass Jass wenigstens die Höflichkeit zu schätzen wusste. Er war schmeichelnd, smart, und flirtete mit ihr auf eine so unkomplizierte Art, dass ihr das Zusammensein mit ihm Spaß machte. Er hob den Arm und sie drehte sich. "Wie ich sehe, warst du auch in einem Tanzkurs." bemerkte Nami anerkennend. "Ja, aber allmählich werde alt." "So siehst du aber gar nicht aus." "Ich bin ganze achtundzwanzig." sagte er spielerisch empört. "Ja und?" lachte sie ebenfalls. "Langsam komme ich in das Alter, wo man ernst wird." Sie grinste. "Dann sitzt du in deinem Arbeitszimmer, hast eine Brille auf der Nase und unterschreibst alte Rechnungen." "Als, wenn ich das nicht jetzt auch tun würde." Er zwinkerte und drehte sie wieder ein. Der Abend war köstlich amüsant. Sie aßen an der Bar, redeten über die Peinlichkeiten ihrer Freunde oder auch von ihren eigenen und es gab jede Menge zu lachen. Mal tanzten sie, mal saßen sie da, lächelten sich höflich an, mal verfielen sie in ein heiteres Gespräch. Langsam wurde es auch spät, aber Nami hatte noch gar keine Lust noch Hause zu gehen, nur um Zorro zu begegnen, der bestimmt wieder hart war. Ihr ging seine ständige Steifheit auf die Nerven. Dachte er denn nie an was anderes, als das Eine? Wieso guckte er sich nicht ein Footballspiel mit Freunden an, als diese schrecklichen Pornos, die sie in der untersten Schublade ihrer Anrichtkommode fand. Nicht einmal einen Schlüssel gab es! Es war lauter solches Zeugs mit nackten Blondinen, die sich auf dem Heck eines Autos räkelten, oder aber auf Klavieren und Parkbänken. Die Tür der Kneipe ging auf und eine Frau betrat das Lokal. Ihr Haar ging bis zu den Schultern und lockte sich etwas an den Spitzen. Ihre Augen waren von undurchdringlichem blau und sie schien alle Männer mit ihrem Aussehen umzuhauen. Alleine die Oberweite, haute einen um. Jass neben ihr, regte sich. Sie sah, wie er die Hand heben wollte, sie aber gleich wieder sinken ließ, als noch jemand rein trat. Es schien, als würde man sie in Stücke zerreißen. Zorro, so gut aussehend, wie eh und je, trat herein, wie ein Heiliger. Sein Haar war hoch gegellt und er hatte sich ausschließlich in schwarz gekleidet, wodurch er wie ein Geheimagent wirkte. Sie drehte sich zur Theke und trank ihr Bier, auf das sie umgewechselt waren, in einem Zug aus. Vielleicht war es nur eine Illusion. Er konnte es einfach nicht sein. Die Frau mit den dunkelvioletten Haaren kam auf sie zu. Jass begrüßte sie etwas zu förmlich und zu Zorro sagte er kein Wort. Auch Nami musste ihr ‚Hallo' sagen, denn sonst würde sie gegen eine Regel der Höflichkeit verstoßen. "Guten Abend, mein Name ist Nami Johnson." "Hi, Robin Teague." Die Hand gefror. Robin? Sarahs Mutter und Jass' Schwester? Nami sah Jason fragend an und er nickte unmerklich. Aber... wieso? Sie sah auf die Uhr. Es war halb zwölf. Und Wochenende. Sie glaubte zumindest, dass es Freitag war, denn seit sie in Amerika war, hatte sie jedes Zeitgefühl vergessen. Zorro bedachte sie mit einem todbringenden Blick und setzte sich direkt neben sie. Robin schien es für selbstverständlich zu halten, sich auf seinen Schoß zu setzen und mit ihm zu turteln. Ihr wurde schlecht. Jason tippte sie an und verwickelte sie in ein Gespräch. Offenbar hatte er auch etwas gegen dieses Pairing. Sie gingen tanzen, doch beide fanden keinen Spaß mehr daran. Irgendetwas vermieste ihr und auch ihm die Stimmung, obwohl sie es sich beide nicht anmerken ließen. Zorro beobachtete sie und am liebsten wäre er zu Jason hingegangen und hätte ihn verprügelt. Robin trank aus seinem Bier und hielt es ihm schließlich selbst an die Lippen. "Ist was, Baby?" fragte sie und sah sie durch ihre blauen Augen besorgt an. "Nein." murrte er. "Noch ein Bier, bitte." wies er den Barkeeper an. "Du wirkst... wütend." "Schätzchen, ich bin überhaupt nicht wütend." Sagte er gepresst, während er sah, wie Jass Nami zum Lachen brachte. Sie hatte sich mit diesem Armleuchter verabredet! Wie konnte sie das nur tun?! Bei ihrem Anblick allein, musste er an den späten Nachmittag denken, wo sie unter ihm lag und das Gesicht schmerzverzerrt verzogen hatte. Verdammt, sie war auch wirklich bescheuert gewesen! Robin unterbrach seine Gedanken. "Wollen wir heut Nacht ein wenig Spaß haben?" fragte sie unbekümmert. "Was ist mit deiner Tochter?" "Bei ihrer Großmutter." … "Mal schauen." Er mochte Robin, sie war so etwas wie seine Bettgefährtin, wenn er hier in San Fernando war. Sie war reizend, aber nach seinem Geschmack war sie etwas zu... derb für eine Ärztin. Ja, sie war noch jung, aber sie hatte ein Kind, das zur Schule ging und trotzdem führte sie sich manchmal auf wie eine Nutte. Sie schien zu wissen, was er gerade dachte. "Tut mir leid, ich benehme mich nicht so, wie du es eigentlich von einer Ärztin erwartest." Er sah sie an und drückte ihr einen Kuss auf den Mund. "Süße, du solltest wirklich damit aufhören. Sei ein wenig distanziert, aber trotzdem nah genug zu anderen Menschen." So wie… Nami. Sie stieß einen wehmütigen Seufzer aus. "Ich fühle mich manchmal wie vierzig." "Aber das bist du nicht." "Nein, aber... ich bin noch so jung, Zorro! Ich bin nicht die brave Hausfrau, die am Herd steht und essen kocht. Sarah ist ein tolles Kind, aber manchmal wünschte ich, sie wäre noch nicht da." Zorro hatte eigentlich keine Lust auf ein ernstes Gespräch, er hatte mehr Lust Nami gleich anzubrüllen, was zum Teufel sie hier mit Jass machte. "Ach Robin!" Sie schwiegen einander an, tranken ihr Bier, bis sie anfing ihn zu küssen. Gott, sie war eine solche Draufgängerin! Er stieß sie sanft von sich weg und platzierte sie auf den Hocker neben ihm, nur um sie zu mustern. Sie trug eine hautenge weiße Jeans, die ihren Knackarsch vorteilhaft betonte und ein ausgefallenes Top, das hinten zusammengebunden war. "Du siehst gut aus heute." murmelte er. "Danke." Aus den Augenwinkeln sah er, wie Jass sich zu Nami beugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte, und sie daraufhin anfing zu kichern. Dieser elende... er wagte es doch tatsächlich mit ihr zu flirten! "Entschuldige mich mal kurz, Süße." Zorro sprang auf, das Lied war zu ende und er hatte einen perfekten Grund sie von ihm wegzuzerren. Ihre Miene versteinerte sich, als sie ihn kommen sah. Jass stellte sich schützend vor sie. "Was willst du?" blaffte er Zorro an, was dieser aber ignorierte. "Darf ich bitten, Prinzessin?" Zorro wartete nicht mal ihre Antwort ab. Er drängte sich zwischen sie und Jass und griff nach ihren Armen, legte sie auf seine Schultern und packte sie an den Hüften. "Du kannst verschwinden, Jazy-Bazy." "Zorro!" rief Nami empört. Sie wollte mit ihm keinen Klammerblues tanzen. Aber vielleicht wollte er sich auch entschuldigen, für das was er gesagt hatte... Sollte sie ihm eine Chance geben? Sie schloss die Augen und sagte zu Jass: "Ist schon in Ordnung." Er nickte und trollte sich zu seiner Schwester. A thousand eyes looking at me... but yours is the look that goes right through me… And I can not hide from your starish and I let you win… do I dare? Sie bewegten sich langsam im Takt, wobei sie achtete, dass sie ihm nicht zu nahe kam, was eigentlich auch absurd war, denn sie war ihm schon viel zu nah. Some other hands, I've tried before, but yours is the touch… that makes me want more… Seine Augen sahen auf ihr Schlüsselbein, auf dem ein blauvioletter Fleck zu sehen war. Es war ganz klar sein Verdienst. "Nojiko wird erst in drei Tagen wiederkommen." sagte er plötzlich. Namis Mund klappte auf. "DREI Tage?" wiederholte sie entsetzt. "Wieso denn?" Er zuckte mit den Schultern. "Woher soll ich das wissen? Sie hat mir keinen richtigen Grund genannt." Oh mein Gott! Drei Tage allein mit Lorenor Zorro! Oder eher: Oh, Gott sei Dank? "Ich werde nicht drei Tage allein mit dir verbringen!" zischte sie. "Dann zieh doch aus." "Du bist ein egoistischer Idiot!" rief sie wütend. Er zog sie genauso sauer, fester an sich. Suddenly in my life there's something that's got you missed the final night I can not hide, but I can try to keep the wonder in our life… Sie hob nicht einmal mehr die Augenbrauen, als sie etwas Hartes spürte. "Andauernd musst du steif sein!" schimpfte sie aber trotzdem. Gab es nicht einmal einen winzigen Moment, wo er nicht an Sex dachte? Wahrscheinlich nicht. Aber wie konnte man, von einem Mann wie Zorro, auch schon anderes erwarten? "Das tut mir ja so leid." sagte er mit einem sarkastischen Unterton. War es ihm nicht einmal peinlich? A thousand words that try to say, but yours are the ones that never fade away... and I can not hide from their sound… and I embrace my ears, speeding round and round… Da sie ihre Arme um seine Schultern gelegt hatte, oder eher gesagt, da er ihre Arme um seine Schultern gelegt hatte, konnte sie ihn mühelos im Nacken kneifen. Er jaulte auf. Anstatt sich zu entschuldigen, sah sie ihn nur zufrieden an. Zorro revanchierte sich, in dem er sie beim langsamen Tanz, mehr als einmal an sich rieb. Am liebsten hätte er gelacht, als sie ihn angeekelt ansah. Er wich einem Tritt aus. "Wenn es dir so leid tut und du mich so dringend brauchst, warum nimmst du mich nicht einfach?" Ihre Worte waren Unsinn und klangen fast traurig, doch sie überspielte das mit einer wutverzerrten Miene. Some other hearts that try to steel mine, but yours is the one, that I now hold here... I'll do what it takes to keep you here… I'm a selfish fool, but I have no fear… "Du kommst dir wohl toll vor, nicht wahr?" "Nicht so toll wie du!" entgegnete sie. "Der kühne Prinz Zorro rettete die dumme Prinzessin Nami vor seinem eigenen Penis!" "Hör endlich damit auf!" herrschte er sie an und der Druck auf ihren Hüften verstärkte sich. "Es war ein bitterer Kampf, doch letztendlich hat Prinz Zorro seinen Penis und seine unerträgliche Lust besiegt! Oh, wie tapfer er doch war!" Suddenly in my life, there's something that's got me miss the final night… I cannot find it, but I can try to keep the wonder in our life… "Hör auf, Nami!" "Na schön, ich gebe zu, der Kampf war nicht gerade einfach gewesen. Aber die dumme Prinzessin, die nicht feucht genug war und obendrein auch noch viel zu dünn, so dass sie Ihn nicht empfangen konnte…" "Du bist nicht zu dünn!" "…bei ihren Schreien zog sich der grausame Gegner zurück, wo er mit dem tollen Ritter kämpfte. Es war ein bitteres Gefecht… " Er presste zwei Finger gegen ihre Lippen. "Hör mir mal gut zu, Schätzchen! Hätte ich mich an dir vergehen sollen, während du nur vor Schmerzen geschrieen hättest? Ja? Hätte ich das tun sollen? Fändest du das gut? Wenn ja, dann können wir auch gleich auf den Parkplatz gehen und es noch einmal ausprobieren! Warum bist du eigentlich sauer auf mich? Weil ich dich nicht gevögelt habe? Du glaubst gar nicht, wie gerne ich das getan hätte! Oder weil ich dich irgendwie damit verletzt habe? Glaubst du, ich hätte dich nicht genommen, weil du zu dünn oder zu hässlich wärst? Das ist es nämlich nicht!" Sie funkelte ihn wütend an. Warum sie das getan hatte, wusste sie selbst nicht. Er hatte sie mit dem Kuss provoziert. Den Blick, den er ihr noch zugeworfen hatte, sagte so etwas aus wie: Du bist sowieso zu feige um es mit mir aufzunehmen. Du bist feige, nichts als feige! Sollte sie das etwa auf sich sitzen lassen? Sie wollte ihm das Gegenteil beweisen. Völlig bescheuert, wenn sie noch einmal darüber nachdachte. Er war Zorro! Verstand sie das nicht? Warum wollte sie unbedingt, dass er in dem Moment mit ihr schlief, obwohl sie doch wusste, dass er andere Frauen leichter haben könnte? Es war die Herausforderung eine so höflichkeits- orientierende Frau zu verführen, die sich seit ihrem zwanzigsten Lebensjahr nicht mehr befriedigte. Sex war ihr nie wichtig gewesen. Obendrein waren sie so etwas wie Freunde und schlief man mit seinem Freund? Sie konnte sich gar nicht vorstellen mit Ace ins Bett zu gehen. Diese Vorstellung schreckte sie nur ab. A thousand times I tried to stay alone by pushing you away... Time after time… tear after tear… I find myself back here with you… "Lass mich in Ruhe." sagte sie nur. Wie peinlich es plötzlich war! Sie schämte sich für das was sie getan hatte. Aber in diesem Moment musste ihr Hirn wieder einen Aussetzer gehabt haben und die Aussichten auf die nächsten Tage, würden wohl noch mehr Aussetzer bedeuten. "So, du läufst also wieder weg." höhnte er verächtlich. Wie gerne hätte sie ihm ins Gesicht gespuckt... "Ach ja? Du drückst deine Hände ja so fest auf meine Hüften, da wäre ein Fluchtversuch einfach unmöglich." Wenn sie gedacht hätte, dass er seinen Griff lockerte, hatte sie sich aber gründlich in ihm getäuscht. "Wirklich?" fragte er unschuldig. "Ist mir überhaupt nicht aufgefallen..." "Du bist nicht lustig, hat dir das schon mal jemand gesagt?" giftete sie. "Ich glaube, die Frau vor mir, die mich so böse anguckt." "Das wurde auch mal Zeit!" Das Lied war vorbei und sofort ließ Nami Zorro los, doch das beruhte nicht auf Gegenseitigkeit. _______________ Kapitel 18: Who Will Survive, and What Will Be Left of Them ----------------------------------------------------------- ____________________________________________________________________________ Das Lied war vorbei und sofort ließ Nami Zorro los, doch das beruhte nicht auf Gegenseitigkeit. Das nächste Lied war ein Tango. Bitte nicht! Sein Gesicht verzierte ein heimtückisches Lächeln. "Danke, dass Sie mit mir tanzen wollen." … "Ich will nicht!" "Und ob du das willst." "Gar nicht wahr!" "Halt die Klappe und geh in Tanzhaltung." "Seit wann kannst du eigentlich tanzen?" fauchte sie, als sie sich, seufzend und Blitze schießend, fügte. "Ich hatte einen Privatlehrer." "Oh, der verhätschelte kleine Junge." Sie starteten. Eins, zwei... Wiege, Schritt... vor, seit, ran. "Ach ja! Warum gehst du mit Sarahs Mutter aus?" "Wieso gehst du mit Jazy-Bazy aus?" entgegnete er und sah noch finsterer drein. "Nenn ihn nicht so! Er ist sehr nett. Und außerdem höflich, im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten." fügte sie hinzu. "Wie toll, dass ihr euch versteht." "Hör auf so sarkastisch zu sein!" "Wann werden die Hochzeitsglocken läuten? Vergesst nicht mir eine Einladung zu schicken." Bildete sie sich das ein, oder war er tatsächlich… Eifersüchtig? Aber das Thema musste sie erst einmal auf Eis stellen. Die Frau an der Theke, die sich mit Jass unterhielt, sah gar nicht aus wie eine Mutter, geschweige denn Ärztin. "Warum gehst du mit Robin aus?" fragte sie noch einmal. "Ich gehe mit ihr aus, wenn es mir passt, okay?" "Du nimmst Sarah ihre Mutter weg!" "Das Mädchen ist bei ihrer Großmutter und längst im Bett!" Wütend machten sie die Promenade. "Und zerr nicht so rum!" "Du bist doch derjenige, der führen muss!" "Und du bist diejenige, die sich nicht führen lässt!" Sie schnaubte. "Das ist lächerlich. Das Mädchen braucht eine Mutter. Sie bekommt nicht einmal gute Worte zu Ohren. Sie ist allein! Vielleicht möchte sie, dass Robin ihr eine Gutenachtgeschichte vorliest! Aber nein, stattdessen sitzt sie hier in diesem Club!" … "Robin ist noch jung." "Na und? Das entschuldigt das Ganze überhaupt nicht!" "Ich wüsste nicht, was dich das sonst noch angehen sollte." sagte er kühl. "Sarah fühlt sich einsam!" fauchte sie. "Ihre Mutter könnte ruhig ein wenig Zeit mit ihr verbringen." "Dann sag ihr das doch." "Mach dich auf was gefasst! Das kann doch wohl nicht wahr sein." "Warum regst du dich darüber so auf?" "Du bist ein Mann und du bist blöd. Du verstehst das nicht." Er zuckte mit den Schultern. Dann fiel sein Blick wieder auf Jass, der Nami mit einer Spur von Sehnsucht musterte. "Du näherst dich dem Kerl keinen Zentimeter mehr, verstanden?" knurrte er. "Was, wieso denn ?!" "Weil ich es dir sage." "Oh ja, jetzt werde ich natürlich auf die Knie gehen und deine Füße küssen!" rief sie. "Das hoffe ich doch für dich. Der Kerl tut nur so nett, der legt dich nur rein." "So, so." "Wir waren zusammen auf dem College." "Ja, das erklärt natürlich die Feindseligkeit." "Wir waren und sind immer noch Rivalen." "Das könnte interessant werden." "Er hat mir meine damalige große Liebe ausgespannt. Aus Rache war ich mit seiner Schwester zusammen." "Das ist überhaupt nicht nett, Zorro!" "Ach, und mir meine Freundin auszuspannen ist natürlich sehr nett, was?" "Und deswegen kannst du ihn nicht leiden?" fragte sie ungläubig. "Er ist auch Anwalt." "Ich weiß." "Er hatte mal Whitney Houston als Mandantin." "Aha, du bist eifersüchtig auf ihn." "Halt deine Klappe." Sie blitzte ihn an. "Du standest immer in seinem Schatten und musstest dir eingestehen, dass du so etwas wie ein Versager bist." "Lass uns das Thema wechseln." brummte er. "Nein, dieses Thema gefällt mir durchaus." "Das kann ich mir vorstellen." "Erzähl mir mehr." "Vergiss es." Dann grinste er sie hämisch an. "Wir könnten über die nächsten drei Tage reden. Ich habe dir übrigens verschwiegen, dass sie erst an deinem Geburtstag wieder kommt." "WAS?" Die Umstehenden drehten sich zu ihr um. Sie senkte die Stimme zu einem gefährlichen Flüstern. "Wieso?" "Woher soll ich das wissen?" "Das geht aber nicht! Ich bleibe nicht alleine bei dir. Ich werde Jass fragen, ob ich bei ihm übernachten darf." "Den Teufel wirst du tun!" Er umklammerte sie fester, als hätte er Angst, sie würde ihm weglaufen. "Dir ist doch wohl klar, was passieren wird?" "Ja, das ist mir sehr klar." "Das ist noch lange kein Grund so glücklich auszusehen! Bei dir geht es doch nur um Sex!" … "Stimmt nicht. Meine Arbeit ist auch wichtig." "Und wie ich sehe, hast du gestern sehr viel gemacht! Ich schlafe mit niemandem, der mich nicht mag und der mich nicht kennt. Außerdem kenne ich dich auch nicht so richtig." "Ich habe dir doch gesagt, dass ich dich mag!" Sie lachte trocken. "Du hast mich dabei angeschrieen." "Ja, weil du mir nicht glauben wollest." "Und das tue ich jetzt immer noch nicht." "Magst du mich denn?" "Nein." "Du lügst." sagte er, fest davon überzeugt. "Tue ich das?" Er nickte triumphierend. "Wenn du lügst, blinzelst du nicht." "Stimmt nicht." "Du hast mich also gern?" "Das habe ich nicht gesagt!" "Du kannst es ruhig zugeben. Und auch, dass du verrückt nach mir bist und die Finger nicht von mir lassen kannst. Hab ich recht?" "Kein Kommentar." Die streitsüchtige Atmosphäre war verschwunden und jetzt lächelte er sie an. "Du weißt was passieren wird, Honey. Wir ziehen uns an, wie zwei Magnete." "Ich weiß gar nichts." "Und dann ziehen wir uns aus." "Zorro!" "Ist es nicht so? Ich gebe es zu, dass ich dich jetzt am liebsten nehmen würde." "Kläre das erst mal mit dem bösen Schwanz." Er seufzte. "Hast du denn irgendeinen Vorschlag?" "Ich unterhalte mich nicht mit dir darüber, ob wir miteinander schlafen." sagte sie kurz angebunden. "Wir müssen nicht miteinander schlafen." gab er schließlich nach. "Wir könnten uns erst kennen lernen. Das heißt aber nicht, dass ich dich nicht befummeln werde." "Ohne meine Erlaubnis machst du gar nichts!" sagte sie scharf. "Wie findest du denn meinen Vorschlag?" "Punkt eins ist in Ordnung, Punkt zwei gefällt mir nicht." "Ich weiß gar nicht, was daran so schlimm sein sollte. Aber gut, ich hab noch einen Plan B. Wir lernen uns jeden Tag kennen, dann aber steigern wir auch die Sex- Skala." "Sex- Skala?" fragte sie ungläubig. Der Junge war wirklich besessen. Er räusperte sich. "Sie geht von eins bis sechs, weil es sechs Tage sind. Eins ist küssen…" … "Das ist viel zu schnell!" beschwerte sie sich. "Eins ist... Händchen halten?" Sie sagte nichts darauf, also nahm er an, dass sie nichts dagegen auszusetzen hatte. "Zwei ist streicheln, oberhalb und angezogen, drei ist ein kurzer Kuss, vier ist ein richtiger Kuss, fünf ist streicheln, aber nackt, sechs ist miteinander schlafen." So eine ähnliche Skala hatte sie mit ihren Freundinnen in der Jugend gemacht, aber nicht mit einem siebenundzwanzigjährigen Amerikaner. "Na, ich weiß nicht." "Ach, komm schon." Sie dachte ernsthaft darüber nach. Ja, er sah gut aus und ja, er sie war verrückt nach ihm, was aber nicht gleich heißen sollte, dass sie mit ihm schlief. Aber wenn sie unauffällig ihre eigenen Regeln mit einbringen könnte, natürlich ohne ihm davon zu berichten, war sein Vorschlag durchaus fair. Aber warum sollte sie ihn so leicht gewinnen lassen? Sie ließ ihn los. "Nein, ich glaube nicht. Du musst dir schon etwas Besseres einfallen lassen." Er stöhnte. "Wehe, du gehst zu Jazy- Bazy." "Ich kann hingehen, wohin ich will!" Sie drehte sich abrupt um, wo sie auch schon von Jass empfangen wurde. Zorro folgte ihr, wagte es aber nicht, das Thema wieder anzusprechen, da er ja Robin hatte. Nami wollte mit ihr allein sein, damit sie sich mit ihr über Sarah unterhalten konnte, aber Zorro ließ das natürlich nicht zu. Andauernd zog er Robin demonstrativ zu sich, streifte wie zufällig ihre Brust und seine Hand lag auch nicht nur aus Spaß auf ihrem Oberschenkel. Natürlich störte es Nami, aber da sie Zorro sowieso nur als Sexspielzeug benutzen wollte, genau wie er sie, sollte es eigentlich nicht so weh tun. Irgendwann gab sie es auf und sprach die ganze Zeit mit Jass, den Rücken Zorro zugewandt, damit sie nicht sehen konnte, wie sie sich küssten und flirteten. Kussgeräusche konnte man wegen der lauten Musik zum Glück nicht hören, aber sie war sich sicher, dass er sie die ganze Zeit ableckte. Eigentlich komisch, weil er Sie ja haben wollte. "Jass? Können wir bitte raus?" fragte sie und rollte mit den Augen zu Zorro. Er verstand sofort und nickte. Er bezahlte und sie konnte Zorros verachtenden Blick sehen, als sie den Club verließen. Draußen war es kühl, aber da sie fast die ganze Zeit getanzt hatten, war es recht angenehm. Nami streckte die Arme aus, atmete die frische Luft ein und seufzte zufrieden. Wer brauchte schon Zorro? "Ich muss mich entschuldigen." Sagte Jass, als sie den Weg zurückgingen. "Für Robin. Sie ist nun einmal so..." Sie brachte ein müdes Lächeln zustande. "Das macht nichts. Ich hätte dir auch sagen sollen, dass ich bei Zorro zu Besuch bin... ihr scheint euch nicht sehr zu mögen." "Nein, das tun wir tatsächlich nicht. Wir konnten uns von Anfang an nicht ausstehen." "Ja, so etwas Ähnliches hat er auch gesagt." "Und wie sieht es mit dir aus? Ich bin erleichtert, dass du gegen ihn einigermaßen immun bist. Er ist ein echter Kotzbrocken." Wenn du wüsstest, Jass... "Das stimmt..." Und was für einer... Den restlichen Weg schwiegen sie sich an, betrachteten den sternenklaren Himmel und steuerten wie automatisch auf das Haus der Lorenors zu. Anscheinend hatten sich Jass und Zorro so oft zum verprügeln getroffen, dass er den Weg nun auswendig wusste. Nami war es nur recht. Der Abend hatte so schön angefangen und Jass hatte sich echte Mühe gegeben, dass er auch noch bis zum Schluss ein Erfolg war, aber sie wollte nur noch auf ihr Zimmer. Das verschwunden Medaillon ging ihr nicht aus dem Kopf. Wo könnte es nur sein? Außerdem geisterte Zorros Sexangebot immer noch in ihrem Gehirn herum. So etwas Unanständiges machte man eigentlich nicht, und beinahe fühlte sie sich wie eine Prostituierte. Die Haustür kam immer näher. Näher... näher... immer noch kein Wort... und näher... sie waren da. Sie wandte sich an Jass und sah ihn an. Hoffentlich war er nicht böse auf sie, aus welchem Grund auch immer. Doch ein feines Lächeln umspielte seine Lippen und verwischten diesen irrsinnigen Gedanken. "Trotz allem war es ein schöner Abend." sagte er zu ihr. Sie erwiderte sein Lächeln. "Ja, das fand ich auch." Und das, obwohl es nur eine Art Wiedergutmachung war. "Bist du noch lange hier?" "Genau sechs Tage." sagte sie und versuchte nicht zu düster zu klingen. "Ich glaube, dann werden wir uns noch einmal über den Weg laufen." "Das glaube ich auch." "Also, dann... noch einmal vielen Dank für den Abend. Es hat mir wirklich sehr mit dir gefallen." "Da gibt es nichts zu danken." Ein letztes Lächeln, ein letzter Blick und er drehte sich um. Irgendetwas musst du doch noch sagen, dachte sie. Du kannst ihn doch nicht einfach gehen lassen! So endet kein Date! Aber... das war doch gar kein Date...! "Jass, bitte warte!" rief sie. Sie kamen sich auf halbem Weg entgegen, er sah sie erwartungsvoll an, wie ein Junge, der eine spannende Geschichte hören wollte. "Bitte... bitte, grüß Sarah von mir." krächzte sie. Bitte was? Er nickte. "Natürlich." "Okay." Plötzlich beugte er sich langsam zu ihr nach vorne und sie spürte seinen Atem auf ihrer Wange. Er durfte nicht! Er durfte sie nicht küssen! Was sollte sie dann mit Zorro machen? Seine Lippen berührten ihren Mundwinkel, wanderten zu ihrer Wange und zogen sich dann zurück, als hätte er ihre Gedanken gelesen. "Gute Nacht." sagte er schließlich und ging. Sie sah ihm schweigend nach. Eine dunkle Gestalt, zwischen Himmel und Erde, die immer kleiner wurde und letztendlich gänzlich verschwand. Nami hockte nur in einem weißen Seidennachthemd auf dem Himmelbett und knabberte am Nagel ihres Daumens herum. Die Hose, die Zorro befleckt hatte, hatte sie ohne noch einmal hinzusehen, in den Müll geworfen. Es war schon halb eins und dieser Idiot war immer noch nicht da. Die ganze Zeit hatte sie an Jass denken müssen und sich gefragt, ob sie ihn mochte oder ihn sehr mochte. Bis jetzt war sie noch zu keinem Ergebnis gekommen, aber sie hatte auch keine Lust noch einmal darüber nachzudenken, weil sie doch nur ihren Kopf zerbrach. Nein, sie wollte nicht mehr über ihn nachdenken, auch nicht über Zorro, obwohl sie es sowieso tat. Sie sollte sich mehr Sorgen um ihr Medaillon machen, als um ihr Sexleben. Aber ihr Sexleben war so ausgetrocknet. Vielleicht würde es ihr nicht schaden, sich selbst zu berühren. Dass Zorro es fast jeden Tag tat, war ihr schon klar. Aber sie hatte, seit sie mit Sanji Schluss gemacht hatte, oder eher, er mit ihr, keinen Höhepunkt mehr gehabt. Sie konnte nicht glauben, wie sehr sie das vermisste. Zögernd tastete sich ihre Hand in ihrem Schambereich nach vorne. Ein Druck. Ein Erschaudern. Sie keuchte. Wie konnte sie sich nicht nur fünf Jahre nicht befriedigen? In allen Zeitschriften stand geschrieben, dass es normal und okay wäre. Und sie stellte fest, dass es viel besser mit ihr selbst war, als mit Sanji. Beinahe hätte sie gelacht. Noch ein Erschaudern. Sie bestieg den Gipfel, kam immer näher... gleich würde es passieren... ja, gleich... "Nami?" Erschrocken riss sie ihre Hand weg, putzte sie umständlich an der Bettdecke ab und musste erst einmal tief Luft holen. Dieser Idiot! "Ich weiß, dass du da bist!" Er drückte die Klinke herunter. "Nein! Nicht! Stopp! Warte!" rief sie schnell und sprang vom Bett. Ehe er das Zimmer betreten konnte, war sie durch die Tür geschlüpft und hatte sie hinter sich zugemacht. Er sah sie misstrauisch an. Dann, als hätte er einen Geistesblitz, schob er sie energisch zur Seite und riss die Tür weit auf. Mit einem lauten Knall flog sie gegen die Wand. Er sah sich um, schaute unter dem Bett, sogar im Schrank, bis sie ihn wieder aus dem Zimmer bugsierte. "Geht's noch?" fragte sie ihn. "Ich dachte, du hättest jemanden versteckt." Sie hob ihre Augenbrauen. "Aha, zum Beispiel Jass?" "Ja, zum Beispiel Jass! Du kannst von Glück reden, dass er nicht hier ist, denn dann wäre er tot." "Ich kann es mir vorstellen. Was wolltest du von mir?" "Ich habe über das nachgedacht, was du gesagt hast." Also, hatte er sich auch seine Gedanken gemacht. "Und?" hakte sie nach. "Bitte komm in mein Zimmer." "Nein, ich glaube nicht..." sagte sie. "Ich glaube doch." erwiderte er. Er nahm ihre Hand, ausnahmsweise Mal ohne sie zu zerquetschen und öffnete seine Zimmertür. Sie staunte, als sie das Zimmer betrat. Die Wände waren in einem sanften Rot gestrichen und an den großen Fenstern hingen weiße, schwere Vorhänge. Auf dem Boden war ein weicher Teppich, der einen etwas kräftigeren Rot-Ton hatte, als die Wände, so dass sie mit einander harmonierten. Das Himmelbett, das am Ende des Raums stand, war genauso weiß wie die Vorhänge. Alles war aufeinander abgestimmt. Rechts und links vom Bett standen Nachttische aus hellem Holz und ganz links im Raum stand ein Meterlanger Schrank. Es war ein wirklich riesiges Zimmer. Rechts von ihr war ein Kamin, in dem ein Feuer brannte, davor waren zwei große Sessel und in der Mitte stand ein runder Holztisch, auf dem zwei Gläser standen. Und obwohl es sehr gemütlich war, kam es Nami doch vor, wie das Zimmer einer Hure. Zorro führte sie zu einem der Sessel und bedeutete ihr mit einem Blick, dass sie sich hinsetzen sollte. Sie gehorchte ihm wortlos und sah zu, wie er sich ebenfalls auf den anderen Sessel fallen ließ. "Möchtest du etwas trinken?" fragte er sie. "Nein, danke." Was hatte er wohl mit ihr vor? Wollte er den perfekten Kavalier spielen und sie anschließend ins Bett zerren? "Ich habe am 28.09. Geburtstag." sagte er einfach so. "Aha. Dann wirst du also achtundzwanzig." "Genau. Mein Vater ist ein Star-Anwalt. Die ganze Prominenz kommt zu ihm. Meine Mutter dagegen war eher ein unbedeutsamer Mensch. Sie war Tänzerin in einem Nachtclub." Wieso erzählte er ihr das? Zorro sah sie an. "Er verliebte sich in sie, aber sie wollte zunächst nichts von ihm wissen. Letztendlich hat sie aber doch nachgegeben. Die Macht der Liebe, ja, ja." Langsam begriff sie. Er wollte, dass sie mehr über ihn erfuhr! Hieß das aber nicht, dass sie schon bei Punkt eins waren? "Was machst du gerne in deiner Freizeit?" fragte sie. "Freunde treffen, Musik hören... als ich sechzehn war, habe ich sogar Gesangsunterricht genommen." Sie räusperte sich. Das alles war schön und gut, aber immer noch arm. Er musste endlich begreifen, dass sie nicht leicht zu haben war und dass sie erobert werden wollte. "Hör zu..." begann sie. "…Ich will nicht, dass du mir etwas von dir erzählst, nur damit wir später miteinander schlafen können. Das hier ist keine Anzeige für Partnerschaften." … "Du hast Recht." Sagte er und wandte sich von ihr ab. "Deswegen solltest du zu mir." Nami schluckte. "Und... was hast du vor?" Zorro stand auf und legte sich auf das Doppelbett. Er breitete seine Füße aus, klopfte das Kissen weich und schloss schließlich die Augen. Verwirrt beobachtete sie das Ganze. Sie wagte es nicht, etwas zu sagen, vielleicht würde sie ja seinen komischen Plan durchkreuzen, nur, dass sie nicht wusste, was er vorhatte. Sollte sie einfach auf ihr Zimmer gehen? Stattdessen entschied sie sich dafür dem munteren Toben im Kamin zuzuschauen. Die Wärme kroch ihre Füße hinauf und sie entspannte sich. Zum Glück hatte sie in den letzten Tagen keine Albträume mehr gehabt, was aber nur Zorro zu verdanken war, der ständig in ihrem Kopf rumspukte. Sie fragte sich, was sie eigentlich für ihn empfand. Okay, sie mochte ihn. Es war unerklärlich, aber sie mochte ihn. Irgendwie fand sie es anziehend, wie er redete, wie er sich bewegte und wie er sich ihr gegenüber benahm. Und dann war da noch Jass. Auch ihm war sie nicht abgeneigt, aber sie hatte es im Nachhinein als unangenehm empfunden, als er ihr so nah gekommen war. Ein Seufzer löste sich aus ihrer Kehle. Sollte Zorro nicht sofort wieder hierhin kommen, dann würde sie aus dem Nuttenzimmer verschwinden. Sie wartete. Fünf Minuten vergingen. Dann zehn. Schließlich, als es zwanzig wurden, erhob sie sich enttäuscht. Ihr Blick fiel auf ihn und gleichzeitig verpasste es ihr einen wohligen Schauer. Im Schlaf wirkte er wie ein Junge. Sie schlich näher zu ihm heran, bis sie direkt vor ihm stand. Seine Lippen waren leicht geöffnet und sie musste gleich wieder daran denken, dass diese ihr einen Kussfleck verpasst hatten und sie auch noch wild und stürmisch geküsst hatten. Seine nackte Brust hob und senkte sich. Was wollte er mit ihr anstellen? Hatte er es aufgegeben, als sie ihm gesagt hatte, dass sie nichts von ihm wissen wollte, nur damit er später mit ihr schlafen konnte? Frustriert setzte sie sich vorsichtig an den Rand des Bettes. Ach Zorro... wann begreifst du endlich, dass Sex nicht alles auf der Welt ist? Aber Zorro war die Leidenschaft in Person. Vielleicht gehörte diese Einstellung einfach zu ihm? Er war jemand, den sich die Frauen in einem Bett vorstellten. Er war wie eine Skulptur, auf die andere aufblicken würden. Nicht in allen Sachen, aber dennoch in manchen. Ihre Finger gingen auf Wanderschaft. Zuerst berührten sie ihn scheu auf der Brust. Dann führte ihr Weg hinauf zu seinen sinnlichen Lippen. Ihr Zeigefinger zuckte kurz zurück, als sie die weiche Haut unter der Fingerkuppe spürten. Sie hatte Sehnsucht. Sie brauchte seine Hände, die sie festhielten. Aber das Ganze war doch lächerlich. So dachte wenigstens ihr Kopf. Ihr Herz sagte etwas anderes. Wie immer. Sie legte sich neben ihn, stützte sich auf ihrem Ellenbogen ab und blickte ihn nun von der Seite an. Sie wollte seine Augen spüren, die ihren Körper begierig in sich aufsaugten. Sie brauchte diese Stimme, die sie immer wieder auf die Palme trieb. Langsam beugte sie sich über ihn, bis ihre Lippen zärtlich die seinen berührten. _________ Kapitel 19: Why can't I ----------------------- _________________________________________________________________________________ Langsam beugte sie sich über ihn, bis ihre Lippen zärtlich die seinen berührten. Was für ein schönes Gefühl! Sie küsste ihn noch einmal. Plötzlich öffnete er seine Augen. Statt sie triumphierend anzusehen, verriet sein Blick unendliche Zärtlichkeit und Glück. Als sie sich zurückziehen wollte, hielt er sie fest. "Bitte, geh nicht." "Das war das Mieseste überhaupt." sagte sie und ihr Herz pochte wie verrückt. "Was war daran mies? Ich habe dir eine Gelegenheit gegeben aus diesem Zimmer zu verschwinden und du hast sie nicht genutzt." Das stimmte. Wie sollte sie nur ihren Überfall auf ihn erklären? "Also, ich..." "Du hast auf mich gewartet, nicht wahr?" beendete er ihren Satz lächelnd. Er zog sie zu sich ins Bett. "Das zeigt doch, dass du genauso scharf auf mich bist, wie ich auf dich." Sie sträubte sich. "Ich... nun... vielleicht." Er rutschte ein Stück zur Seite und deckte sie zu. Als er ihren Blick sah, streckte er seinen Arm aus und legte ihn um ihren Körper. Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, sie fühlte sich wunderbar geborgen. "Ich werde dich heute Nacht nicht überfallen, Nami. Keine Angst." Sie schnaubte. "Ich habe keine Angst." Er lachte leise und drückte sie ein wenig fester an sich. "Bei mir musst du dich nicht verstellen." Sie schloss die Augen. "Bist du mir böse?" "Und wie." Nami öffnete ihre Augen wieder und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Eifersüchtig, was? Aber ob's dir gefällt oder nicht, ich kann Jass ziemlich gut leiden." Auch er grinste. "Na ja, das meine ich eigentlich nicht. Ihm kann ich noch gut die Fresse polieren..." Seine Miene wurde wieder ernst. "Aber das ist es gar nicht, obwohl ich zugebe, dass ich wirklich eifersüchtig war." Ihr Herz machte einen Hüpfer. Sie überlegte, ob sie beleidigt sein sollte, weil er heute Abend mit Robin aufgekreuzt war, doch eigentlich konnte sie ihm nichts vorwerfen, da sie ja selbst in Begleitung im ‚Devil's Corner' war. Zorro fuhr fort. "Die Sache davor... bitte, tu das nie wieder." Sie biss sich auf die Unterlippe. "Aber bei dir ging es immer nur um Sex." "Du hast Recht. Doch seit du aufgekreuzt bist, kann ich nur an das Eine denken." Seine Stimme wurde zu einem Flüstern. "Du machst mich verrückt..." Ihre Nackenhaare richteten sich auf. "Das ganze ist mir ziemlich peinlich. Und noch einmal wirst du das ganz sicher nicht erleben." sagte sie. "Das will ich hoffen. Ich zwinge dich nämlich nicht." "Heute werden wir sowieso nicht miteinander schlafen, falls du das denkst." "Aber da du mich ja geküsst hast, wären wir bei Punkt... lass mich überlegen... drei, glaube ich. Als nächstes kommt ein richtiger Kuss. Nein, lass uns das überspringen." "Du vergisst, dass ich auch noch ein Wörtchen mitzureden habe." "Ach ja." "Du musst mir erst eine Frage beantworten." "Alles was du willst." Sie atmete tief durch. Sie wollte frei und unbeschwert sein. Sie wollte sich nicht für das Schämen müssen, was sie beschlossen hatte. Es sollte die Richtige Entscheidung sein. Für sich, für ihr Liebesleben und damit sie endlich lernen konnte, was Leidenschaft eigentlich war. "Magst du mich?" Zorro blinzelte sie an. Einmal, zweimal. Dann fing er schallend an zu lachen, das Lachen, bei dem seine dunklen Augen schmolzen und feine Grübchen in seinem wunderschönen Gesicht waren. Er rollte sich auf sie und sie spürte ihren Körper mit seinem vibrieren. "Ich mag dich sogar sehr." "Wirklich?" fragte sie Stirn runzelnd. Darauf antwortete er nicht mehr, sondern neigte seinen Kopf zu einem herrlich liebevollen Kuss. Sie würde ihm nicht noch mal davonlaufen. Nein, jetzt nicht mehr... Nami wachte von dem Prasseln vieler, vieler Regentropfen auf. Es war ein windiger, und trüber Tag, doch sie lag mit einem Mann in einem Bett, das schön warm und gemütlich war. Sie sah in Zorros Richtung und konnte immer noch nicht fassen, dass sie es beim Küssen belassen haben. Zufrieden seufzte sie. Schließlich stieg sie aus dem Bett und beschloss zu duschen. Es war ein erregendes Gefühl zu wissen, dass noch etwas bevorstand, doch sie allein machte die Regeln, aber er trieb sie immer weiter an... Sie öffnete die Badezimmertür. Diesen Tag wollte sie als Kennenslernphase ausnutzen. Das Badezimmer war aus Marmor und so luxuriös, dass es überhaupt nicht hierhin gepasst hätte. Ein runder Whirlpool stand in der Mitte und ganz hinten war eine Dusche. Eine Wanne gab es auch, sie war gegenüber von der Dusche. Beides war so groß, dass locker drei Leute reingepasst hätten. An dem kalten Marmorboden waren kuschelige, weiche Badezimmerteppiche, in denen man versank. Außerdem waren überall Kerzenständer und Teelichter verstreut. Auf dem Waschbecken, das gleich neben der Tür stand, lag eine Dose mit Rosenblättern. Die Lorenors mochten es also romantisch. Deswegen wollte Zorro mit ihr in die Wanne. Sie konnte nur von Glück reden, dass sie seiner Einladung nicht gefolgt war, denn sonst hätte sie ihm nicht länger widerstehen können. Sie grinste. Aber das würden sie sicherlich nachholen... Nami ließ ihr Nachthemd auf den Boden gleiten und bestieg die Dusche. Einen Moment lang dachte sie nach, ob Zorro was dagegen hatte, aber sie hatte die ganze Nacht in seinem Bett verbracht und Zorro würde eher erfreut, als empört reagieren, wenn er sie nackt in der Dusche treffen würde, also verwarf sie den Gedanken wieder. Sie drehte den Wasserhahn auf. Heiße Tropfen fielen auf ihren Körper. Nami griff nach dem Shampoo und wusch sich anschließend die Haare und die Haut mit einer, nach Vanille riechenden, Seife ein. Später, als sie aus der Dusche stieg, griff sie sich Zorros Handtuch, trocknete sich damit ab und wickelte es sich um den Körper. Aus einem kleinen Sideboard schnappte sie sich ein kleineres Handtuch und rieb sich damit die Haare trocken. Als ihr Blick wieder auf das Marmorwaschbecken fiel, schüttelte sie lächelnd den Kopf. Zorro hatte an alles gedacht. Fein lagen sie da, genau parallel zueinander. Zahnbürsten. Eine Pinke, mit ihrem Anfangsbuchstaben und eine Blaue, mit seinem Anfangsbuchstaben. Als sie sich die Zähne putzte, stürmte Zorro ins Bad. Halbnackt, zerzaust und trotzdem umwerfend. Seine Augen glitten enttäuscht über sie hinweg. "Ich dachte, du bist noch nackt." Sie bedachte ihm nur mit einem mitleidigen Blick und spuckte die Zahnpasta aus. Er stellte sich neben sie und fing ebenfalls an seine Zähne zu putzen. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie ihn, während sie anfing sich einzucremen. Wie konnte ein Mensch, egal was er gerade tat, so gut aussehen? Selbst schlammbespritzt würde Zorro immer noch der Traum aller Frauen sein. "Ich sehe, dass du mich anstarrst." bemerkte er, als er fertig war und zwinkerte ihr zu. "Nur gut, dass man Spiegel erfunden hat." "Tu nicht so schlau." "Willst du das Handtuch nicht wegwerfen?" "Nein, ich finde, dass es noch zu gebrauchen ist." "Genau, für den Mülleimer. Gib her." Sie sah ihn kess an. "Vielleicht heute Abend." Die Worte verfehlten ihre Wirkung ganz und gar nicht. Komisch, mittlerweile fand sie es sogar beinahe lustig, dass er so schnell steif wurde. Was hatte er nur mit ihr angestellt? Sie fühlte sich beschwingt, dass diese Reaktion ganz allein ihre Schuld war. Fast schwebend kam sie auf ihn zu und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. "Ich werde mich jetzt umziehen. Hast du für heute irgendetwas für uns geplant?" Er machte ein unschuldiges Gesicht. "Wieso?" "Ich weiß alles." "Nun..." sagte er grinsend. "... wie wäre es erst einmal mit einem Frühstück?" "Keine schlechte Idee. Und danach?" "Ich bin auch nicht auf den Kopf gefallen, Darling. Meinst du, ich merke nicht, dass du mich die ganze Zeit auf die Probe stellst?" "Red ruhig weiter." "Wenn du willst... könnten wir..." er druckste herum und es wirkte so kindlich, dass sie lächeln musste. "... reden." Ihr Lächeln wurde breiter. "Das fände ich schön." Den ganzen Morgen lang quatschten sie über Gott und die Welt und Nami hatte das Gefühl ihm gezeigt zu haben, dass Reden auch eine schöne Kommunikation war, anstatt Schreie und Obszönitäten. Außerdem half sie ihm sogar die Scherben der japanischen Vase zu beseitigen, die er in Rage gegen die Wand geworfen hatte. Zorro machte ihr keine Annäherungsversuche, obwohl er immer wieder auf ihren Busen schielte, während sie sich unterhielten. Ihr war klar, dass sie ihn nicht länger zappeln lassen konnte, aber wenn ihm der Kragen platzte, würde die Angelegenheit vielleicht noch lustiger werden. Da das Wetter sich nicht besserte, blieben sie zuhause. Sie hatten schon über alles geredet was ihnen einfiel und langsam wurden die Gespräche fast verzweifelt. Nami beschloss ihnen warmen Pudding zu machen. Die Packung hatte sie in einem Schrank entdeckt und nun riss sie, sie auf. Der gesamte Inhalt fiel in eine große Schüssel, wo sie auch schon drei Esslöffel Zucker rein getan hatte. Zorro hatte ihr gesagt, dass er in seinem Arbeitszimmer wäre, um Unterlagen zu überprüfen. Sie müsste es nur noch suchen, damit sie ihm etwas Pudding geben konnte. Nami goss ein wenig Milch in den Matsch und verrührte noch einmal alles. Den Rest gab sie in einen kleinen Topf und erhitzte sie. Drei Minuten später kippte sie das Puddinggebräu dazu und rührte mit einem Schneebesen. Sie schnupperte daran. Herrlich! Als ein wüster Fluch durch den Flur hallte, hob Zorro überrascht den Kopf. Seine Kleine hatte also schon wieder etwas angestellt. Was würde es wohl sein? Sein Blick fiel wieder auf die Akten seiner Mandantin. Scheidung und Sorgerecht. Leider hatte sie einmal Drogen genommen und im Rausch ihren Sohn geschlagen. Sah nicht gut für sie aus, aber da er gut bezahlt wurde, musste er es irgendwie hinbekommen, dass sie doch das alleinige Sorgerecht bekam. Und weit war er bisher nicht gekommen, weil Nami andauernd vor seinen Augen auftauchte. Auch jetzt wurde das Blatt verschwommen und er begab sich in eine wunderbare Traumwelt, wo er sie anfassen konnte. Er schüttelte schaudernd den Kopf und rieb sich die Stirn. Plötzlich stürmte seine Traumfantasie in das Arbeitszimmer, mit einem Top, das von oben bis unten mit Pudding bekleckert war und einem Tablett mit dem Übeltäter. „Ich habe uns Pudding gemacht.“ erklärte sie ihm überflüssigerweise. „Komm her, Süße.“ Nami erschrak ein wenig, als sie ihn so sah. Er hatte eine randlose Lesebrille auf der Nase und wirkte damit so unendlich erwachsen. Wo waren seine kindlichen Gesichtszüge? Er rutschte ein wenig mit seinem großen Sessel zurück und bedeutete ihr, sich einfach auf den, bestimmt wertvollen, Holzschreibtisch zu setzen. Er nahm ihr das Tablett ab und stellte es neben sie. „Das riecht doch schon mal gut.“ „Ich bin gestolpert.“ Unglücklich betrachtete sie ihr weißes Seidentop. „Es war mein Bestes.“ „Das geht schon wieder raus.“ „Und wir müssen aus dem Topf essen, weil es so einfach besser schmeckt.“ Zorro stand auf und trat zwischen ihre Beine. Würde es jetzt passieren? Zunächst setzte er seine Brille ab. Er nahm einen Löffel, tauchte ihn tief ein, doch anstatt ihn zu seinem Mund zu führen, klatschte er den Inhalt in ihren Ausschnitt. Nami schrie erschrocken auf. „Heiß!“ Er lächelte. Oh ja. Heiß. „Hast du sie noch alle?!“ fauchte sie wütend. „Meine Hände zittern so.“ log er mit einem grinsen. Abermals tauchte er den Löffel in die Puddingmasse und abermals landete es in ihrem Ausschnitt. Sie fühlte wie der Pudding an ihrem Körper herunter lief. „Ups...“ „Ich geb’ dir gleich ‚Ups’!“ Ohne Vorwarnung beugte er sich ein wenig runter und leckte die Masse ab. Zuerst von ihrem Top, dann schob er es hoch und sah den Vanillepudding an ihrem Bauch herunter gleiten. „Ich habe heute geduscht!“ beschwerte sie sich atemlos. „Gut, dann muss ich dich wohl ausziehen.“ Zwischen diesen beiden Sätzen gab es überhaupt keinen Zusammenhang. Sie funkelte ihn an. Auf so eine Gelegenheit hatte er doch nur gewartet! Und doch ließ sie sich alles gefallen, was er mit ihr trieb. Er zog ihr das Top auf und entledigte sie ihres BHs. Ihre Brüste tropften nur so von Pudding. Gespielt empört schnalzte er mit der Zunge. „Hat man dir kein Benehmen beigebracht, Liebling?“ „Anscheinend... ah...“ Er ließ sie nicht ausreden, sondern fing an alles abzulecken, wobei er große Umwege machte. „...anscheinend nicht.“ Beendete sie keuchend ihren Satz. „Und... und was ist mit dir? Mit Essen soll man... nicht spielen!“ „Tue ich das?“ Er nahm eine ihrer Knospen in den Mund und saugte genüsslich daran. Sie bog sich vor Verlangen zurück, legte sich schließlich auf den Tisch und ließ ihn mit ihr spielen. Was er auch tat. Anstatt einen Löffel zu nehmen, tunkte er seine ganze Hand in den Topf und verrieb es anschließend auf ihrem nackten Oberkörper. Nami atmete zischend aus. Ihre Augen starrten an den Kronleuchter, der über ihnen hing, aber eigentlich sah sie ihn gar nicht mehr. Zorro fing an alles genüsslich abzulecken und hob sie damit in ungeahnte Höhen. Er küsste sich seinen eigenen Weg zu ihrem Mund und als er ihre Lippen berührte, schmeckte sie den süßlichen Geschmack darauf. „Ich glaube, ich hätte nicht so viel Zucker rein tun sollen...“ wisperte sie an seinen Lippen. „Du hast Recht. Du bist mir schon viel zu süß.“ Sie zog ihn zu sich herunter, so dass sein Hemd genauso verschmiert war, wie sie selbst. „Du willst wohl Ärger haben, was?“ flüsterte er heiser. „Ähm... eigentlich nicht.“ Er stöhnte. „Du musst aus jeder sexuellen Situation eine lächerliche machen.“ „Ja?“ „Halt erst deine Klappe und warte, bis ich fertig bin.“ Sie lächelte und schloss die Augen. Damit hatte er seine tägliche Portion Sex schon von ihr serviert bekommen... Pech, vielleicht hätte er heute Abend mehr gekriegt... Während Nami erneut duschte, wusch sich Zorro die Hände in der Küche. Mein Gott, er musste dringend etwas dagegen tun! Er war so verrückt nach ihr und sie verdrehte ihm buchstäblich den Kopf, ohne es auch nur zu wissen. Er würde irgendwann den Verstand verlieren und sie einfach nehmen, ohne sie zu fragen. Auch wenn er als Weiberheld galt, schlief er doch nur mit einer Frau, wenn sie auch einverstanden war. Na ja... in den meisten Fällen jedenfalls. Nami war zwar einverstanden, aber wann und wo es passieren würde, hing leider von ihr ab. Natürlich könnte er versuchen sie zu verführen, doch mindestens ab den Zeitpunkt an, wenn er sie dort berührte, wo sie es am liebsten hätte, wäre es um ihn geschehen. Und um sie. Sie sollte ihr Beisammensein genießen, sie sollte bei der Erinnerung daran seufzen und nicht erzählen, dass er sie so hart genommen hatte, dass es weh tat und total unerregend war. Zorro trocknete seine Hände an dem Geschirrtuch ab und stemmte sie anschließend auf dem Küchenschrank. Es hätte gerade nicht viel gefehlt und es wäre passiert. Seiner Meinung nach. Nami’ s Meinung nach, wäre es erst in drei Tagen passiert. Aber gestern hatte er sie nicht angerührt, bis auf ihre Lippen und andere diverse Stellen. Sie hatte sogar noch ihr altmodisches Seidennachthemd an, als sie schließlich eingeschlafen war! Niemand hatte je neben ihm geschlafen ohne nackt zu sein. Na ja... von sechzehn aufwärts. Doch seitdem waren schon fast zwölf Jahre vergangen und es war wie eine neue Entdeckung für ihn. Sie hatte sich mit dem Rücken an seine Brust gekuschelt und zusammengerollt. Seine Hand lag auf ihrem Bauch und fühlte jeden einzelnen Atemzug, den sie machte. Ihr Haar hatte ihn an der Nase gekitzelt und roch sanft nach Vanille. Sie war der reinste Blumengarten. Er fragte sich, wie sie unten wohl riechen würde, doch dann kam ein anderer Gedanke, nämlich, wann er das überhaupt zu Gesicht bekam und er versuchte nicht mehr daran zu denken. Ihre Gespräche am Morgen waren lang und intensiv, sie diskutierten über unwichtige Sachen, die ihm plötzlich wichtig erschienen. Was schmeckte besser? Mango oder Kokosnuss? Mit welcher Temperatur sollte man duschen? Wie lange durfte man in der Badewanne liegen? Nur solches Krimskrams, aber der Gesprächsstoff hielt fast zwei Stunden. Was sollte er nur machen? Sollte er warten, bis sie den ersten Schritt machte? Dann konnte sie ihm wenigstens nicht unterstellen, er hätte sie überrumpelt, aber so wie er Nami bis jetzt kannte, würde sie es ihm trotzdem unterstellen. Ein tiefer Seufzer entrang sich aus seiner Kehle. Ach, Nami. Ich bin so verrückt nach dir, das kannst du dir nicht mal vorstellen. Vielleicht sollte er auf ihren Gesprächen aufbauen. Sicher würde sie erwarten, dass er den ersten Schritt machte, aber darauf konnte sie lange warten. Falls er sich beherrschen konnte. Nami war eine besondere Person. Er hatte sie wirklich gern, was eigentlich fast ein Wunder war, bei dem, was sie mit ihm trieb. Oder eher mit Klein Zorro? Nein, er hatte sie gern, so wie sie war, mit all ihren blöden Macken. Oben hatte es aufgehört zu rauschen, also würde sie gleich nach unten kommen, bestimmt mit nassen Haaren und ihn mit einem unschuldigen Lächeln auf die Palme bringen. Sie würden sich streiten und sie würde ihn wieder ‚Arschficker’ nennen. Bei dem Gedanken musste er leicht Lächeln. Er hatte gar keine andere Wahl. Er musste sie triezen und quälen, so wie sie es mit ihm tat. Keinen Pudding mehr auf ihren wundervollen Brüsten, den er abschlecken konnte, keine Küsse, nur, wenn sie wollte. Gott, auf was ließ er sich denn da ein? Aber da Nami eine so schwierige Person war, musste er tun, was er tun musste. Sie tauchte viel früher auf, als er erwartet hatte. Mit seinen Vermutungen lag er gar nicht so falsch. Ihre Haare trieften vor Nässe und sie stand da, mit nichts bekleidet, als seinem weißen Bademantel. Er schluckte, als sich ihr Mund zu einem feenhaften Lächeln verzog. „Weißt du was?“ „Nein.“ sagte er, mit bemüht ruhiger Stimme, was Angesicht, seiner fabelhaften Aussicht, sehr schwer fiel. Ihr Lächeln wurde breiter. „Ich habe, ehrlich gesagt, erwartet, dass du auftauchst.“ „In der Dusche?“ fragte er überrascht und in seinen Lenden staute sich etwas auf... Fröhliches Lachen. Ein Nicken. Zauberhafte Augen. „Ja.“ Er schwor bei Gott, dass seine Enthaltsamkeit nur maximal zwei Tage halten würde... _____________ Kapitel 20: Crash Into You -------------------------- ________________________________________________________________________________ Enthaltsamkeitstag Nummer eins verlief problemlos und ohne Zwischenfälle. Nami machte sich einen Spaß daraus Zorro zu ärgern, indem sie aufreizende Sachen anzog und hier und da verstecke, perverse Sachen sagte. Wie herrlich frei und unabhängig sie sich plötzlich fühlte! Endlich hatte sie das Gefühl erwachsen zu sein, obwohl das ganze Tun eher nach einem Teenager gekommen wäre. Zorro konnte ihr widerstehen, in dem er sich in sein Arbeitszimmer verzog und langweilige, ab törnende Bücher las. Jedes mal, wenn sie glaubte, dass er wieder eins auf die Nase bekommen sollte, erinnerte er sich an irgendeinen Scheiß, zum Beispiel, wie man ê t r e konjugiert. Es half auch und am Abend kam Nami nicht einmal die Spur einer Idee, ihn anzumachen. Sie schlief wieder in ihrem Zimmer, aber er musste Seine Zimmertür abschließen, damit er sie nicht wieder aufriss, um sich an Nami zu rächen, was sie ihm den ganzen Tag angetan hatte: Einen Dauerständer. Meistens hatte er ihn durch das Konjugieren von französischen Verben wieder runtergekriegt, aber einmal musste er sich Erleichterung verschaffen. Sie war einfach nicht fair. Der nächste Tag begann wieder mit schlechtem Wetter. Da dies sein letzter Tag der Enthaltsamkeit sein würde, musste er etwas tun, damit sie nicht wieder auf den Gedanken kam, ihn aufzugeilen. Nur, was tat man bei Stürzbächen, die aus den Wolken fielen und dazu auch noch Blitz und Donner? Glücklicherweise fand Nami selbst eine Beschäftigung, nämlich fernsehen. Es war Spätnachmittag, sie hatten sich den ganzen Morgen und Mittag wieder unterhalten. Irgendwann reichte auch der beste Gesprächsstoff nicht mehr und sie setzte sich auf die Couch. Anscheinend hatte sie keinen Gefallen mehr an der Ich- ziehe- geile- Sachen- an- um- Zorro- zu- ärgern- Nummer, denn sie hatte ihr knallgelbes, weites Kleid an, das sie auch an ihrem ersten Tag in San Fernando Valley getragen hatte. Zorro kam mit dicken Einkaufstüten zurück. Zuvor hatte sie ihn beauftragt etwas zu essen zu kaufen, da ihre Vorräte erschöpft waren. Leise schloss er die Eingangstür hinter sich und ging auch tapsend ins Wohnzimmer. Sie saß mit dem Rücken zu ihm und konnte ihn deshalb nicht sehen. Im Fernsehen lief gerade ‚Die Nanny’ und als Fran eine ihrer berühmten Grimassen schnitt, fing Nami an zu lachen. Es war ein mädchenhaftes Lachen, das bei jeder Kleinigkeit, sei sie noch so unwitzig wieder anfing. Er stellte die Tüten ab, wobei das Rascheln genug Lärm machte, so dass sie auf ihn aufmerksam wurde. „Du bist ja schon wieder da.“ stellte sie fest. Das mädchenhafte Lachen meldete sich. „Wie war’s beim Einkaufen?“ „Mach dich nur über mich lustig.“ Er setzte sich neben sie. Nami deutete mit dem Finger auf den Bildschirm. „Ich wusste gar nicht, dass das hier noch läuft. In Deutschland wiederholen sie immer wieder alles, aber ich guck es mir trotzdem an.“ Sie sahen eine Weile schweigend zu, wie Maggie Fran bat, für sie als Hilfskrankenschwester einzuspringen. Danach hatte Fran ihren ersten Patienten, nämlich ihren Boss, der unten rasiert werden musste. Nami lächelte, als sie sah, wie Fran anfing, sein Kinn mit Schaum zu bedecken. Die letzten Tage waren sehr unterhaltsam für sie gewesen und auch etwas neues. Sie freute sich insgeheim, dass sie allein Schuld an Zorros Ständer war und es gab ihr auch das Gefühl attraktiv zu sein. Wieder lockte Fran ihr ein Lachen aus der Kehle, als sie den Schambereich ihres Bosses mit Rasierschaum besprühte und dann auch noch Niles, der Butler, reingeplatzt kam. Sie wandte ihr Gesicht zu Zorro, um zu sehen, ob er das genauso lustig fand, wie sie, und stellte halb entsetzt, halb beschämt fest, dass er sie die ganze Zeit beobachtet hatte. Ihre Blicke verhakten sich ineinander. Sie spürte großes Verlangen sich nach vorn zu beugen und ihn zu küssen. Vielleicht sollte sie...? Es hatte sie ohnehin überrascht, dass Zorro sie nicht gleich genommen hatte, als sie beschloss, mit ihm zu schlafen. Aber sie war ihm auch dankbar, dass er es ganz ihr überließ, wann es passieren sollte. „Ich gehe mal kurz nach oben.“ sagte er plötzlich und stand auf. Bleib hier! Sie nickte. „Okay.“ Mit klopfendem Herzen ließ er sie allein. Als die Serie zu ende war, machte sie den Fernseher aus und überlegte, was sie machen sollte. Sie könnte ihm folgen und ihm sagen, wie sehr sie ihn jetzt wollte. Schon seit gestern fühlte sie dieses Pochen in ihrem Innern. Oder sie könnte sich Zeit lassen und erst auf ihr Zimmer gehen, um dort weiter zu überlegen, anstatt unten, ganz allein, in diesem riesigen Haus. Ja, das wäre wohl wesentlich besser. Sie erhob sich und ging die Treppe hoch. Als sie an Zorros Zimmertür vorbeiging, meinte sie so etwas wie einen Fön zu hören. Vielleicht war er ja nackt? Sie wurde von etwas Unerklärlichem gepackt, etwas, das mit Verrücktheit zu tun hatte. Bevor sie die Klinke runterdrückte straffte sie die Schultern und atmete tief durch. Was sollte sie ihm sagen? Sie hatte keine Zeit mehr für irgendwelche Überlegungen, denn sie hatte die Tür schon geöffnet. Vom Badezimmer her, sah man eigentlich, wenn jemand rein kam. Vorausgesetzt die Tür war offen. In dem Falle war sie offen, aber Zorro stand irgendwo verborgen hinter der Wand. Sie trat näher. ... Enttäuscht sah sie, dass er ein Handtuch um seine schmalen Hüften geschwungen hatte. Er drehte sich um und machte den Fön aus. „Suchst du etwas bestimmt es?“ Sie hätte sich doch lieber überlegen sollen, was sie sagen sollte, anstatt einfach so reinzuplatzen, in der Hoffnung etwas Tolles zu sehen. „Ich... eigentlich...“ Wie sollte sie sich nur aus dieser peinlichen Situation rauslinken? Sie wollte nur eines von ihm: den Sex, nach dem sie sich ihr Leben lang gesehnt hatte. Entschlossen ging sie einen Schritt auf ihn zu. Geschlagene eins einundsiebzig gegen eins achtundachtzig. Dann drehte sie sich um. „Könntest du mir mein Kleid öffnen?“ Zorro tat wie ihm geheißen. Langsam zog er den Reißverschluss, des Kleids herunter, der Sekunde für Sekunde mehr von ihrer nackten Haut zeigte. Namis quietschgelber BH war einfach niedlich. Das Kleid fiel zu Boden. „Danke.“ Sie zermaterte ihr Hirn. Es war billig ihn dazu zu bringen mit ihr schlafen, obwohl sie doch wollte, dass er sie eroberte. Er sollte sich abhetzen und seine besten Verführungskünste einsetzen, damit sie endlich das tat, wonach er sich so lange sehnte. Aber es enttäuschte sie beinahe, dass er das überhaupt nicht tat. Nicht gestern und auch nicht vorgestern. Sie drehte sich um und inspizierte ihn. „Du hast ja Naturwellen.“ stellte sie überrascht fest und vergaß, dass sie im BH und Slip vor ihm stand. Er räusperte sich. „Du hast Recht. Ich habe es immer irgendwie geschafft sie glatt zu kriegen.“ „Das solltest du nicht.“ sagte sie. „Es sieht toll aus bei dir.“ Zorro streckte seinen Arm aus und berührte sanft ihre Schulter. „Na, was hast du jetzt vor?“ „Ich... nun...“ Nein, sie konnte es ihm nicht sagen. „Nichts.“ Sie bückte sich nach ihrem Kleid. Das lief nicht so, wie sie es sich vorgestellt hatte... Wieso tat er nichts? „Ich sollte dir nur dein Kleid aufmachen?“ fragte er ungläubig. „Ja.“ antwortete sie kühl. Etwas, das verdächtig nach Wut klang, loderte in ihr auf. Sie hatte keinen Grund wütend auf ihn zu sein und doch war sie es. Lächerlich. Nami, du machst dich hier zum Affen, dachte sie. „Also, dann, gute Nacht.“ Oh Gott, sie war dabei auszurasten und nur, weil er sie nicht umwarb! Hirn, wo bist du? „Ist wirklich alles okay bei dir?“ Sie zuckte nur mit den Schultern und ging. In ihrem eigenen Zimmer lehnte sie sich gegen die Wand und wartete bis ihr unregelmäßiger, schneller Atem sich beruhigt hatte. Es war nicht fair von ihr von ihm zu verlangen, dass er sie verführte. Aber wenn sie sich doch nun dazu entschieden hatte, warum verhielt er sich dann so distanziert? Sie hatte diese Küsse von ihm so vermisst, dass sie Bauchweh bekam, wenn sie nur daran dachte. Vielleicht war ihm der Vorfall in seinem Arbeitszimmer genug. Vielleicht fand er sie gar nicht mehr so attraktiv und schön, seit er ihre Brüste gesehen hatte. Ja, vielleicht hatte er sein Interesse verloren und wollte es ihr so zeigen. Heiße Scham erfüllte sie. Hatte sie sich die letzten Tage umsonst abgemüht? Nicht, dass sie sich abgemüht hatte... es war eher ein mädchenhafter Spaß. Und ehe sie sich versah tropfte eine Träne aus ihrem rechten Augenwinkel. Bitte, nicht schon wieder weinen... Schnell wischte sie die feuchte Spur weg und atmete zittrig ein. Noch eine Träne. Wegwischen. Mittlerweile entwickelte sich ein richtiger Strom und sie brauchte beide Hände um ihr Gesicht zu trocknen. Sie sollte aufhören. Aufhören zu weinen. Aufhören, wegen so etwas zu weinen. Das war doch Unsinn. Oder hatte sie schon mal gehört, dass man heulte, weil man keinen Sex bekam? Das war es doch was sie wollte. Ohne Vorwarnung ging die Tür auf. Zorro, immer noch mit dem Handtuch um die Hüften, betrat das Zimmer. Er war sauer auf sie. Auch wenn sie es vielleicht dachte, aber so blöd war er nun auch wieder nicht. Langsam verloren ihre Scherze an Witz. Meinte sie, dass er nicht gemerkt hatte, dass sie ihn nur wieder triezen wollte? Und beinahe hätte er sie auch genommen. „Hör mir mal gut zu, Nami! Das was du mit mir treibst…“ er hielt inne, als er ihre geröteten Augen sah. „Hast du geweint?“ fragte er schwach. Sie blitzte ihn an. „Nein!“ Er schwieg und musterte sie weiterhin. Sie fühlte sich unwohl dabei. „Ich habe nicht geweint! Warum, um alles in der Welt, sollte ich das tun?“ fauchte sie, doch das Zittern in ihrer Stimme verriet sie. „Wieso hast du geweint?“ fragte er sie leise. „Habe ich nicht.“ gab sie trotzig zurück. „Ist es wegen mir?“ „Lass mich in Ruhe.“ „Was habe ich dir jetzt wieder angetan?“ „Fahr zur Hölle.“ „Ich mache mir Sorgen, weißt du das?“ „Schieb sie dir in den Arsch.“ Wäre die Situation nicht so bedrückend, hätte er glatt laut gelacht. Zorro wusste, dass es mit ihm zu tun haben musste, aber er kam einfach nicht darauf, was er falsch gemacht hatte. Vielleicht war es nicht seine Schuld, wie sonst auch, aber Nami war so sensibel, da konnte selbst der Tod eines Eichhörnchens Grund an ihren Tränen sein. „Sag, was mit dir los ist.“ „Mir geht’s gut!“ rief sie und funkelte ihn wütend an. „Dir geht es überhaupt nicht gut, denn sonst hättest du ja wohl kaum geheult!“ entgegnete er ebenso wütend. Er meinte es nur gut, und statt dankbar über seine Sorge zu sein, machte sie ihn nur fertig. „Ich kann es nicht haben, wenn du heulst und langsam nervt es!“ Ein greller Blitz durchzuckte den Himmel und Nami kam es vor, als wäre er durch ihr eigenes, zerbrechliches Herz geschossen. Bebender Donner folgte und sie fuhr zusammen. Sie zerbrach... Stück für Stück... „Es tut mir leid...“ flüsterte sie schließlich. In Zorro regte sich etwas. Verdammt, sie sollte ihn anschreien, anstatt die Schwache zu spielen! Er wollte das alles gar nicht sehen. „Ich werde es nicht mehr tun. Versprochen. Na ja... ich versuche es.“ sagte sie und zog die Nase hoch. „Aber denk bloß nicht, dass ich eine Heulsuse bin. Ich will kein Mitleid von dir und durch meine Tränen will ich das auch gar nicht erreichen. Ich bin nun mal nah am Wasser gebaut, ich kann nichts dafür.“ „Ach, Nami...“ seufzte er. „Süße.“ „Nenn mich nicht so, du weißt, dass ich das nicht haben kann.“ „Nicht mehr weinen, okay?“ fragte er und sah sie lieb an. Langsam fügte sich ihr Herz wieder zusammen, nur in der Mitte blieb noch eine klaffende Wunde. Sie erwiderte seinen Blick und versuchte seine Gefühle daraus zu lesen. Es donnerte noch einmal, diesmal aber so heftig, dass selbst das Haus vibrierte. Sie schrie auf und drückte sich ängstlich an die Wand. Zorro, der nicht einmal mit der Wimper gezuckt hatte, lächelte auf sie herab. „Komm her, Süße.“ Sie schüttelte den Kopf. „Ich will nicht.“ Stattdessen näherte er sich ihr und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Seine Finger streichelten beruhigend ihre Wange. Seine Augen verschlangen sie, wie sie mit tränenverschmiertem Gesicht da stand und ihn anblickte. Dummes Mädchen. Dummes, kleines Mädchen. „Hast du Angst vor Gewitter?“ fragte er und wanderte mit seinem Daumen langsam zu ihrer Unterlippe. „Ei… eigentlich nicht.“ „Du brauchst dich nicht zu fürchten. Ich bin bei dir.“ Sie holte tief Luft. „Du sollst mir nicht die Angst nehmen. Damit komme ich alleine klar.“ „So?“ Sein Daumen strich über ihre Lippen. Warm, weich, sanft. „Was dann?“ Nami schloss die Augen. „Küss mich.“ sagte sie leise. „Küss mich, Zorro.“ Im nächsten Moment spürte sie seine Lippen auf ihren. Sie hatte die Hände gegen seine nackte, muskulöse Brust gepresst und fühlte seine 78 Kilo, die sie gegen die Wand pressten. Für Zorro selbst war es schon komisch eine weinende Frau zu küssen, obwohl diese Frau etwas Besonderes war. Auf der einen Seite hart und stur, auf der anderen weich und zart. Es war ein vorsichtiger Kuss, sehr zurückhaltend. Und viel zu kurz. Er konnte sie frustriert stöhnen hören, als er sich zurückzog. Was war nur aus der Frau geblieben, die er am Anfang kennen gelernt hatte? Zorro hob sie hoch und trug sie zum Himmelbett. Er rang mit seinem Gewissen, ob er nun das Richtige tat oder nicht. Warum hatte er bloß zwei Tage ohne Sex verbracht, obwohl er sie doch haben konnte? Er nahm die Decke und zog sie zur Seite, damit er sie vorsichtig auf die Matratze legen konnte. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie beide halb nackt waren. Sie zog ihn zu sich herunter. Dabei hatte sich das Handtuch gelockert und fiel zu Boden. Namis Puls raste. Er sah einfach perfekt aus. Nicht gigantisch lang, aber auch nicht kurz, nicht zu dick, nicht zu dünn. Perfekt. Bevor sie sich weiter an diesem Anblick ergötzen sollte, legte er sich auf sie. Jetzt? Er blickte ihr in die Augen. Dann fing er wieder an sie zu küssen. Zärtlich, als hätte er alle Zeit der Welt. Seine Lippen spielten. Sie berührten ihre, zogen sich dann zurück. Immer weiter. Schließlich hielt er es selbst nicht mehr aus und schob seine Zunge durch ihren geöffneten Mund. Aber auch jetzt wurde er nicht wild. Seine Zunge liebkoste ihre, streifte sie und leckte wieder über ihren Mund. Sie bewegte sich unter ihm, wand sich erregt unter seinen Küssen. Das Gewitter, der Regen, der gegen die Fensterscheiben trommelte, alles verschwand. Nur sie beide waren auf der Welt, ein Scheinwerfer, aus dem warmes, gleißendes Licht kam, war auf sie gerichtet. Nur zwei. Allein. Sie hoffte, dass es für ihn genauso schön war wie für sie. Und ja, das war es. Zorro genoss die Berührung ihrer Lippen und sie schmeckte so gut... Und doch war etwas falsch für ihn. Sie zitterte immer noch. Und neue Tränen quollen aus ihren geschlossenen Augen. Er stoppte. „Was ist los?“ Sie öffnete ihre Lider. „Was?“ „Du weinst schon wieder!“ „Wirklich?“ Sie tastete mit ihren Fingern nach den Wangen. Tatsächlich. Nasse Spuren. „Es hat nichts mit dir zu tun. Es ist halt passiert.“ „Sollte ich mir deswegen Sorgen machen?“ „Lass uns nicht mehr reden, Zorro.“ Sie griff nach seiner Hand und legte sie auf das gelbe Höschen. „Bitte...“ Sekunden vergingen, aber er bewegte seine Hand nicht. Er verstand sie nicht. Zögernd nahm er seine Hand wieder weg. Nein, das wollte er nicht. Nicht so. Er machte sich sonst wenig Gedanken darüber, aber so konnte er nicht mit ihr schlafen. Nicht in diesem Zustand. Tat sie es nur, weil sie unsicher war, oder weil sie es wirklich wollte? Zweifellos war sie erregt, aber irgendwie weigerte er sich dagegen, sie zu nehmen. Nami war nicht so ein Typ. Er meinte eine versteckte Seite von ihr entdeckt zu haben, da, wo sie rein und verletzbar war. Er hatte sie nicht in diesem Moment entdeckt. Er sah in ihre braunen Augen. Es war der Moment, als sie auf dem Sofa saß und fernsehen geguckt hatte. Die Art, wie sie lachte und einfach dasaß, war fast heilig. Vielleicht hatte er in diesem Moment erkannt, dass sie nicht der Mensch war, mit dem man schnelle Nummern trieb. Sie brauchte ein Haus, einen lieben Ehemann, der sie zärtlich liebte, sie brauchte Kinder und einen Hund. Sie würde einen Garten haben, in dem sie Unkraut rupfte und wenn ihr Mann von der Arbeit nach Hause kam, würde sie ihm, in einer Schürze, einen Kuss auf den Mund hauchen. Was dachte er da? Hatten die blöden Gespräche über Mango und Kokosnuss endgültig sein Gehirn ausgeschaltet? Aber dennoch fasste er einen Entschluss. Es würde nicht heute passieren. Nicht jetzt. „Bitte... tu es, Zorro.“ hörte er sie leise sagen und hätte ihr am liebsten ins Gesicht geschrieen, wie gerne er es jetzt tun würde. „Ich kann nicht.“ Er strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Und du auch nicht.“ „Wieso?“ flüsterte sie. „Auch wenn du es nicht glaubst, aber... es ist einfach noch nicht der Richtige Zeitpunkt. Im Grunde unseres Herzens sind wir noch lange nicht bereit. Ich will, dass es schön wird, Nami. Wir sollen es unser ganzes Leben lang nicht vergessen.“ „So, wie du es mir gesagt hast?“ fragte sie. „Mit dem ganzen Vergessen?“ Er lächelte. „Ich werde mein Bestes geben.“ Er blieb die ganze Nacht bei ihr, drückte sie fest an sich und flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr, da sie immer noch bei jedem Donner zusammenzuckte. Und er fragte sich, warum er so etwas eigentlich tat. ____________ Kapitel 21: Near Wild Heaven ---------------------------- >///< - >///< - >///< - >///< - >///< - >///< - >///< - >///< - >///< - >///< - >///< - >///< - >///< - >///< - >///< Nami wurde von strahlendem Sonnenschein und Vogelgezwitscher geweckt. Sie dachte an die letzte Nacht und seufzte, bei der Erinnerung daran. So hatte sie Zorro noch nie erlebt und sie war sich sicher, dass er sich sehr selten so benahm. Er war nicht mehr da, als sie aufwachte und irgendwie jagte es ihr einen unangenehmen Schauer über den Rücken. Sie schlug die Bettdecke zur Seite und ging ins Bad, um sich fertig zu machen. Als sie in Jeans und Top die Treppe herunter ging, traf sie ihn in der Küche, beim Frühstück machen. Sie blieb stehen und dachte nach, was sie ihm sagen sollte. Einfach küssen, oder doch nur ein ‚Guten Morgen’? Er erspähte sie, aber er nahm ihre Entscheidung ab, als er selbst seinen Kopf neigte, und ihr einen frischen Zahnpasta Kuss auf die Lippen drückte. Ihr wurde schwindelig. „Hast du gut geschlafen?“ fragte er und deckte den Tisch fertig. „Setz dich.“ Sie ließ sich ihm gegenüber nieder und nahm sich ein Toast. „Ich habe sehr gut geschlafen, danke.“ Sie schenkte sich und Zorro Kaffee ein. „Was ist heute eigentlich für ein Tag?“ „Montag“ „Montag, also.“ wiederholte sie nachdenklich und schmierte sich Marmelade auf das Toast. „Wieso fragst du?“ „Ich habe am Mittwoch Geburtstag.“ Mist, das hatte er völlig vergessen! „Stimmt.“ Und da fiel ihm etwas ein. „Bist du sicher, dass es kein Dienstag ist?“ „Nein, ich bin mir sicher, dass es Mittwoch ist.“ Zorro schwieg dazu. Sie biss ab. „Musst du nicht arbeiten?“ „Eigentlich schon.“ antwortete er und trank einen Schluck Kaffee. Er hatte tatsächlich noch eine Menge zu erledigen. Zuerst musste er ein paar Rechte seiner Mandanten überprüfen, aber wie überprüfen, wenn seine Akten im Büro waren? „Ich werde heute nach Los Angeles fahren und meine Akten holen, damit ich die nächsten beiden Tage hier verbringen kann. Ist es ein Problem für dich hier alleine zu bleiben?“ Sie schüttelte den Kopf. „Nein, ich wollte sowieso in der Schule vorbeischauen.“ Zorro sah auf die Uhr. „Ja, ich glaube, Sarah hat gleich Schulschluss. Robin wollte sie heute in ihrer Mittagspause abholen.“ „Mit ihr muss ich auch noch reden.“ Zorro stellte seine Kaffeetasse ab und sah sie ernst an. „Nami, du weißt gar nicht, wie schwer Robin es hat.“ Sie erwiderte seinen Blick. „Und du weißt nicht, wie schwer Sarah es hat.“ Er verdrehte die Augen und sie fuhr fort. „Wirklich, Zorro. Sie braucht ihre Mutter und später wird sie, sie noch mehr brauchen. Was denkst du, warum Teenager anfangen zu Rauchen und Drogen zu nehmen? Weil ihre Eltern sich nicht um sie kümmern. Ich will nicht, dass die Kleine genauso wird.“ „Und doch geht es dich nichts an.“ „Dich etwa?“ „Nein, aber ich mische mich auch nicht da ein.“ „Doch, du tust es indirekt, indem du mit Robin ausgehst. Und sag jetzt bitte kein Wort mehr, heute bin ich nicht in der Laune für Streitereien.“ „Soll das heißen, du bist gut gelaunt?“ „So in etwa, ja.“ „Hat das einen bestimmten Grund?“ Sie grinste ihn an. „Falls du hören willst, dass du der Grund dafür bist, dann kannst du dir das gleich abschminken.“ „Ich habe doch gleich gewusst, dass du das sagen würdest.“ Sie frühstückten zu Ende und räumten gemeinsam den Tisch ab. „Nami!“ Mit einem Zahnlückenlächeln rannte Sarah auf Nami zu und sie umarmten sich. Dieses Mal trug Sarah eine Hose und ein T-Shirt mit der Aufschrift: Naughty Girl. „Alles klar bei dir?“ fragte Nami und strich dem Wuschelkopf durch die Haare. Eifrig nickend antwortete das Mädchen. „Ja. Mammy wollte mich heute abholen!“ „Ich weiß. Ich möchte noch mit ihr reden.“ Das Lächeln erlosch. „Wirst du ihr sagen, dass ich Grandmas Essen immer in die Hosentasche stecke?“ „Nein, natürlich nicht!“ erwiderte Nami lachend. „Was willst du ihr dann sagen?“ „Ach... das ist was für ganz Große.“ „Ich bin auch schon ganz groß!“ entgegnete Sarah und verschränkte gespielt beleidigt die Arme vor der Brust. „Weiß ich doch.“ „Mammy hat gesagt, dass du bei Onkel Zorro wohnst.“ „Mmh, ja, so ähnlich. Ich bin eigentlich nur zu Besuch hier.“ Sie gingen zur Schaukel und während Sarah die Schultasche abstellte, damit sie nicht beim Schaukeln störte, lehnte sich Nami gegen das dicke Holz, aus dem das Gestell hauptsächlich bestand. „Habt ihr heute etwas Besonderes gemacht?“ fragte sie. „Nein, eigentlich war’s voll langweilig. Ach ja! Ein Junge aus meiner Klasse hat sich in die Hose gepinkelt!“ Sarah kicherte. „Seine Mama musste ihn abholen, weil er sich in der Toilette eingeschlossen hat.“ „Es ist aber auch nicht nett von dir ihn auszulachen, auch wenn es komisch ist.“ „Du redest fast wie Grandma.“ „Ich hoffe, dass ich auch nicht so alt aussehe.“ „Nö, du siehst noch ganz jung aus.“ „Das freut mich aber.“ „Sarah, da bist du!“ Robin kam auf sie zu. Sie hatte eine weiße Hose und ein blaues Sweatshirt an, nur wenig Schminke aufgetragen und dazu noch eine Brille auf der Nase, die sie nicht weniger hübsch, aber sehr streng wirken ließ. Nami konnte auf den ersten Blick gar nicht glauben, dass diese Frau die gleiche war, mit der Zorro im Devil’s Corner war. Jetzt sah sie aus wie eine Mutter und Ärztin und nicht wie eine… Nutte. Als Robin Nami sah, verhielt sie sich ein wenig abweisend ihr gegenüber, aber sie ließ sich davon nicht beirren. „Hallo.“ Das war das Einzige, was sie ihr gegenüber zu sagen hatte? Sarah sprang von der Schaukel und drückte ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange. „Mammy, du hast es nicht vergessen!“ rief sie glücklich. „Natürlich nicht, mein Schatz.“ Nami räusperte sich. „Entschuldigen Sie, Mrs. Teague, dürfte ich kurz ein Wort mit Ihnen reden?“ „Nur Robin, okay? Und Sie sind Nami?“ Aha, Zorro hatte also mit ihr über sie gesprochen. Sie hoffte, dass es mehr positives als negatives war, konnte aber im Moment keinen Gedanken darauf verschwenden. Nami nickte. „Sarah, du bleibst hier, ja?“ ordnete Robin ihre Tochter an und ging mit Nami zum anderen Ende des Schulhofs. An einem Busch blieben sie schließlich stehen. „Was gibt es?“ „Es geht um Sarah.“ „Was ist mit ihr?“ Nami suchte ihre Worte sorgfältig aus. „Ich mache mir Sorgen um sie, weil Sie so wenig Zeit mit ihr verbringen. Ich will Ihre Erziehung nicht kritisieren, aber ich denke, dass es besser wäre, nicht so oft in der Praxis zu arbeiten.“ „Ich bin die einzige Ärztin in diesem Dorf und es gibt mindestens fünfzig Leute, die auf mich angewiesen sind.“ „Ja, das stimmt, aber Sie dürfen Ihre Tochter nicht vergessen.“ „Sarah ist und bleibt das Wichtigste in meinem Leben.“ sagte Robin gepresst. „Das weiß ich, aber als ich Sie im Devil’s Corner getroffen habe, hatte ich nicht den Eindruck davon. Hat sie Ihnen erzählt, dass ich mit ihr und Jass spazieren gehen war?“ Robins Miene wurde steinern. „Nein, das hat sie nicht. Sie hasst Spaziergänge.“ „Nun, ich kann Ihnen sagen, dass sie es selbst vorgeschlagen hat.“ „Und was wollen Sie jetzt von mir?“ Das Trotzige in ihrer Stimme gefiel Nami ganz und gar nicht. „Ich will, dass Sie mehr Zeit mit ihrer Tochter verbringen. Es gibt genügend Menschen außerhalb San Fernando Valley , die Ärzte sind, und mit denen könnten Sie ja die Praxis leiten. Sarah ist sehr einsam. Ich bitte Sie.“ Robin schien tatsächlich ein wenig zu überlegen, doch sie wollte nicht, dass Nami etwas davon mitbekam, also wechselte sie rasch das Thema. „Was ist mit Ihnen und meinem Bruder?“ „Jass?“ Nami sah überrascht drein. „Gar nichts. Er hat mich bloß eingeladen.“ „Er hat Sie geküsst, geben Sie es zu.“ „Nein, das hat er nicht!“ sagte Nami und versuchte teilnahmslos zu wirken. „Außerdem hat es nichts mit dem zu tun, über das wir gesprochen haben.“ „Ich glaube Ihnen kein Wort. Sie sehen gefährlicher aus, als es scheint.“ „Wie bitte?“ Was sollte das bedeuten? „Nami, Sie tun es mit zwei Männern, ist Ihnen das klar?“ „Was? Das ist überhaupt nicht wahr!“ verteidigte sich Nami. Robin war auf einen Streit aus, nur leider hatte sie das Pech an die Meisterin dieses Faches zu kommen. „Wieso unterstellen Sie mir das?“ Aus ihren blauen Augen funkelte sie Nami an. „Zorro wollte mit mir an diesem Abend schlafen. Aber leider haben Sie ihn eifersüchtig gemacht, so dass er unsere nette Verabredung völlig vergessen hat!“ „Ist das ein Grund mich anzugreifen? Ich habe Ihnen gar nichts getan. Sie bilden sich alles nur ein, weil Sie in ihrem Stolz verletzt worden sind.“ Ein höhnisches Lachen. „So ein Schwachsinn.“ „Es tut mir leid, aber ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen, Robin. Bitte hören Sie auf meinen Rat. Sie tun es nicht für mich, sondern für Sarah.“ Nami drehte sich um, winkte Sarah zu und wollte gehen, als Robins Stimme an ihr Ohr drang. „Versuchen Sie es nur mit Zorro! Sie werden schon sehen, was Sie davon haben!“ In ihrem Innern schüttelte sie nur mitleidig den Kopf. Was war nur mit ihr? Äußerlich sah Robin zwar nicht aus wie eine Schlampe, doch ihr Charakter strotzte nur so davon. Und doch ließ sie eines nicht los: Nämlich, dass Zorro an dem Abend mit Robin schlafen wollte, an dem sie zusammengekuschelt in seinen Armen lag. „Nojiko Johnson. Mit wem spreche ich?“ „Nojiko, ich bin’s.“ „Nami?“ „Mh.“ Nami saß in der Küche und telefonierte mit Nojiko. Sie hatte das Gespräch mit Robin immer noch nicht verdaut und brauchte dringen Abwechslung, so dass sie kurzerhand ihre Schwester angerufen hatte. Mit der hatte sie sowieso noch ein Hühnchen zu rupfen. „Ist irgendwas?“ fragte diese im unschuldigen Ton. „Jede Menge.“ antwortete Nami grimmig. „Dann erzähl.“ „Wieso seid ihr beiden abgehauen?“ fragte sie sofort. „Wir sind nicht abgehauen.“ Eine Spur von Ärger war in Nojikos Stimme. „Wir hatten etwas Wichtiges zu erledigen.“ „Kondome kaufen, wette ich.“ „Das auch, aber es war noch etwas anderes und wir können es euch noch nicht sagen.“ „Muss ja verdammt wichtig sein.“ „Ist es auch.“ bestätigte Nojiko. „Aber ist es denn schlimm mit Zorro?“ „Nein, eigentlich nicht.“ gab Nami zu und seufzte gedankenverloren. „Du hattest Recht. Er ist lieb. Aber sexbesessen.“ Sie konnte hören wie erleichtert ihre Schwester war. „Das habe ich dir doch gesagt. Und sexbesessen sind nun mal alle Männer. Sogar Ace.“ „Bitte keine Einzelheiten.“ Nojiko lachte fröhlich auf. „Sag mal... habt ihr schon miteinander geschlafen?“ „Nojiko!“ „Entschuldige, ich konnte nicht anders. Ja oder nein?“ „Kein Kommentar.“ „Also, ja.“ „Nein!“ „Noch nicht?“ „Was heißt hier ‚noch nicht’?“ fauchte Nami. „Na, wenn zwei Leute sechs Tage allein verbringen, dann muss es ja irgendwann passieren. Und ihr beiden passt auch noch so gut zusammen.“ „Hüstel, hüstel.“ „Ich empfehle Doggy-Style.“ scherzte Nojiko weiter. „Ich hatte gute Laune, das weißt du hoffentlich.“ „Ist ja gut, ich bin ja schon leise. Ist Zorro denn schon da?“ „Woher weißt du, dass er nicht da ist?“ „Er hat kurz bei uns vorbeigeschaut. Nur mal ‚Hallo’ gesagt. Sein Besuch dauerte nicht mal fünf Minuten.“ „Wann war das?“ „Vor ner Stunde oder so.“ „Hat er was... über mich gesagt?“ Langes Schweigen. „Ja.“ tönte es schließlich von der anderen Seite des Gespräches. „Und was?“ fragte Nami mit klopfendem Herzen. „Darf ich nicht sagen.“ „Wieso nicht? Ist es was Schlechtes?“ „Das auf gar keinen Fall.“ „Was gutes?“ „Muss es ja wohl, oder?“ Am liebsten hätte sie ‚Gott sei Dank’ gerufen, aber das wäre viel zu auffällig. „Okay.“ Von irgendwo her hörte sie ein Auto über den Kiesweg fahren. „Ich glaube, er ist da.“ „Schön, Schwesterchen, dann sehen wir uns an deinem Geburtstag.“ „Ja.“ „Bis dann.“ „Tschüss.“ Sie drückte auf die Aus-Taste und legte das Telefon hin. Das Schlagen einer Autotür. Schließlich öffnete sich die Haustür und Zorro kam herein. Irgendwie wurde ihr flau in der Magengegend, als sie ihn durch die Türschwelle schreiten sah. Sie stellte sich vor, dass Robin statt sie in seinen Armen lag und das Gefühl war so schmerzhaft, dass sie sich zwang an etwas anderes zu denken. „Hast du lange gewartet?“ fragte Zorro und küsste sie wieder zur Begrüßung. „Nein, ich hab mit Nojiko telefoniert.“ „Wann?“ „Gerade eben.“ „Ach so. Und wie ging es Sarah?“ „Gut.“ „Hattest du Erfolg bei Robin?“ „Ich weiß es nicht.“ „Hast du Hunger?“ „Nein.“ Zorro legte die Autoschlüssel auf eine Kommode und stellte seinen Aktenkoffer ab. „Ist etwas passiert? Du bist so kurz angebunden.“ „Schon möglich.“ „Am besten wir bringen es gleich hinter uns, damit wir uns am Abend noch versöhnen können.“ „Hör auf so blöde Witze zu machen.“ sagte sie müde. „Ich bin wieder Schuld, nicht wahr?“ fragte er und ein schiefes Lächeln zog durch sein Gesicht. „Es ist nichts besonderes, es hat mich nur nachdenklich gemacht.“ „Was habe ich jetzt wieder falsch gemacht?“ „Vielleicht bin ich diejenige, die einen Fehler gemacht hat. Lass uns nicht mehr darüber reden, es ist schon okay.“ Plötzlich fühlte sie sich unheimlich erschöpft und wollte nur noch ins Bett. „Wir haben noch nicht mal angefangen darüber zu reden.“ „Egal.“ „Du bist so komisch.“ bemerkte er und sah sie halb besorgt, halb misstrauisch an. „Ich bin nur müde, das ist alles.“ „Nami, wir beide haben uns gestritten, seit wir uns kennen gelernt haben, aber du hast nie so elend ausgesehen wie jetzt.“ „Ich bin müde, das habe ich dir doch gesagt, Zorro.“ Sie rieb sich die Schläfen mit den Fingern. Und langsam fiel bei ihm der Groschen. „Was hat Robin dir erzählt, während du mit ihr gesprochen hast?“ fragte er scharf. „Nichts Besonderes. Sie wollte sich ihren Aufgaben als Mutter irgendwie nicht bewusst werden.“ „Noch etwas?“ Sie schwieg. Aber das war für ihn schon viel zu lange. „Nein.“ So sehr Zorro es auch hasste mit ihr zu streiten: Entweder sie brächten es hinter sich, oder sie würden sich die nächsten Tage nur mit falscher Freundlichkeit unter die Augen treten. „Was hat sie noch gesagt, Nami?“ Seine Stimme klang wie das Knurren eines Hundes. „Nichts.“ „Nami!“ Sie schlug mit der Faust auf den Tisch. „Gott verdammt noch mal, sie hat gesagt, dass du an dem Abend, wo wir im Devil’ s Corner waren, mit ihr schlafen wolltest!“ „Ich habe ihr gar nichts gesagt.“ Zorro sprach ganz langsam. „Ich habe sie nur gefragt, was ihre Tochter macht, sie hat mir geantwortet, sie sei bei ihrer Großmutter und daraufhin habe ich nur ‚mal sehen’ gesagt.“ Nami wusste gar nicht, was sie überhaupt noch glauben sollte... „Okay.“ „Okay?“ wiederholte er ungläubig. „Das ist doch der Grund für deine Depression! Ich habe dir erklärt wie es war und du sagst nur ‚Okay’?“ „Soll ich aufstehen und dich anbrüllen?“ „Ja.“ „Das ist doch Blödsinn.“ „Finde ich nicht.“ Sie seufzte schwer. „Es ist ein komisches Gefühl zu wissen, dass eine andere bei dir liegen könnte.“ „Aber das tut sie nicht.“ „NOCH nicht.“ „Hör zu, immer wenn ich hier zu Besuch war, habe ich mit Robin geschlafen. Es entwickelte sich zur Routine und Gefühle waren nicht im Spiel.“ „Dann hast du Sarah also schon früher die Mutter geraubt.“ stellte Nami fest. „Wenn du es so siehst. Bitte.“ „Damit ist nicht zu spaßen!“ rief sie. „Wenn es stimmt was du sagst, und ich bin mir sicher, dass es stimmt, dann ist die Kleine schon länger einsam!“ „Wäre gut möglich.“ „Hör auf so gleichgültig darüber zu reden! Sarah ist ein wunderbares Kind!“ „Ich weiß und sie ist das Kind der Mutter mit der ich immer geschlafen habe.“ „Ja, los, mach weiter und provozier mich!“ „Liebend gern!“ Nami zwang sich ruhig zu atmen. „Du kannst auf anderen Gebieten auf mir rumhacken, aber wenn du es über die Menschen versuchst, die mir etwas bedeuten, dann sehe ich Rot, also lass es sein.“ „Nur, wenn die dicke, schwarze Wolke über deinem Kopf verschwindet.“ „Da ist keine dicke, schwarze Wolke.“ „Doch, ich sehe sie, klar und deutlich und versuch mir nicht weiszumachen, ich hätte einen Knick in der Optik!“ entgegnete Zorro. Sie stand auf und wollte nach oben gehen. Nur einwenig hinlegen, über die ganze Sache schlafen und wenn sie aufwachte war die Welt wieder in Ordnung. „Keine Fluchtversuche. Wenn du über etwas mit mir reden willst, dann tu es jetzt.“ Sie blieb stehen. „Ich bin müde!“ „Bist du nicht. Du bildest dir die Scheiße nur ein, weil du nicht mit mir streiten willst.“ „Du aber umso mehr.“ „Ich habe gelesen, dass Streit manchmal gut ist.“ „Hättest du vorgehabt mit ihr zu schlafen, wenn ich nicht im Devil’s Corner wäre?“ fragte sie. „Ich denke schon.“ antwortete er ehrlich. „Auch wenn ich da wäre?“ „Ja. Wenn ein Mann Sex auf einem Tablett serviert bekommt, dann lässt er sich das doch bestimmt nicht entgehen.“ „Muss ich mich auch auf einem Tablett präsentieren, damit du mich endlich nimmst?“ fragte sie leise. Damit hatte sie etwas in ihm getroffen. Seine Augen verengten sich. „Du tust das nie wieder! Es war das lächerlichste, blödeste, arroganteste überhaupt!“ „Aber wenn andere es tun, dann ist es normal, oder was?“ „Andere sind nicht du! Du bist anders und andere sind auch anders!“ „Was du nicht sagst, Zorro!“ „Du weißt schon was ich meine!“ fuhr er sie barsch an. „Nein, weiß ich nicht!“ entgegnete sie. „Du sollst nicht das machen, was andere tun!“ erklärte er gereizt. „Dazu gehört nun mal auch, dass du dich nicht auf einem silbernen Tablett räkelst!“ „Und was muss ich tun, damit du endlich den Mut hast, mit mir zu schlafen?“ Er sah sie verblüfft an. „Was? Du denkst, ich bin zu feige?“ „Ganz genau!“ „Du musst gar nichts machen. Ich habe dir doch gestern gesagt, dass es noch nicht der richtige Zeitpunkt war.“ „Gib doch zu, dass dich meine Tränen abgeschreckt haben!“ „Haben sie nicht!“ „Und ob!“ „Überhaupt nicht wahr!“ „Verdammter Lügner!“ „Verdammte Politik -Tussi!“ Sie blitzten einander an. Ja, oh ja, er hatte sie. „Du bist feige, weil du noch nie mit einer Frau geschlafen hast, die dabei geweint hat!“ warf sie ihm schreiend vor. „Du willst es nur nicht vor mir zugeben, weil du dann deine Schwäche zeigst und das würde deinem Ego natürlich nicht passen! Du badest nahezu in deinem Stolz, aber das wird dir jetzt nicht mehr so viel nützen, weil ich ja jetzt hinter dein Geheimnis gekommen bin! Zu schade für dich, Lorenor Zorro!“ Mit einem Schritt war er bei ihr, hielt ihr die vorlaute Klappe zu und trug sie die Treppe hoch. Natürlich wehrte sie sich wie verrückt. Als ob ihm das was ausmachen würde. Er stieß seine Zimmertür auf... _______________ Kapitel 22: This is How it Feels -------------------------------- >///<_°_>///<_°_>///<_°_>///<_°_>///<_°_>///<_°_>///<_°_>///<_°_>///<_°_>///<_°_>///<_°_>///<_°_>///<_°_>///< „Du bist feige, weil du noch nie mit einer Frau geschlafen hast, die dabei geweint hat!“ warf sie ihm schreiend vor. „Du willst es nur nicht vor mir zugeben, weil du dann deine Schwäche zeigst und das würde deinem Ego natürlich nicht passen! Du badest nahezu in deinem Stolz, aber das wird dir jetzt nicht mehr so viel nützen, weil ich ja jetzt hinter dein Geheimnis gekommen bin! Zu schade für dich, Lorenor Zorro!“ Mit einem Schritt war er bei ihr, hielt ihr die vorlaute Klappe zu und trug sie die Treppe hoch. Natürlich wehrte sie sich wie verrückt. Als ob ihm das was ausmachen würde. Er stieß seine Zimmertür auf, ging aber nicht zum Himmelbett. Sie kreischte unmissverständliche Wörter, aber er achtete nicht auf sie. Er schleppte sie in die riesige Dusche, schloss die Duschtür und stellte sich vor sie, damit sie auf keinen blöden Gedanken kam, nämlich abzuhauen. Dann stellte er sie ab und gab ihren Mund wieder frei. Sofort fing sie an, ihn zu beschimpfen. „Du bist verrückt!! Lass mich sofort raus! Auf der Stelle! Hast du gehört, Zorro?! Geh an die Seite!! Und glotz mich nicht so…“ Die letzten Worte gingen in einem erstickten Schrei unter. Er hatte das Wasser angeschaltet und der Duschkopf stand praktischerweise direkt über ihrem Kopf. Und das Wasser war eiskalt, so dass sie wie am Spieß schrie, aber er hielt sie fest, obwohl auch er fror. Mit grimmiger Genugtuung beobachtete er sie, wie das Wasser ihre Kleidung durchnässte und wie sie bibberte. „Du bist so ein Vollidiot, Lorenor Zorro!“ brüllte sie so laut sie konnte. „Lass meine Arme los! Stell das verdammte Wasser ab! Zorro!!!“ „Ich glaube, das war genau das, was du gebraucht hast.“ brummte er. „Mir ist kalt!“ beschwerte sie sich. Sie rang nach Luft. „Na und?“ „Du Arschloch! Geh und besorgs dir selbst!“ „Wozu, wenn ich dich habe?“ Sie wollte weiterprotestieren, aber er zog sie grob an sich und küsste sie, während immer noch das kalte Wasser auf sie herabprasselte. Der Kuss wurde zu einem leidenschaftlichen Zungenspiel und langsam machte es auch Nami nichts mehr aus, dass alles an ihr klebte, wie eine zweite Haut. Seufzend gewährte sie seiner Zunge Einlass und schlang, die nun freigegebenen Arme, um seinen Hals, nur um ihn fester an sich zu pressen. Seine Hand wanderte zu ihrem Po und umfasste ihn. Meine Güte, was für eine knackige Rundung! Seine Zunge stürzte sich weiter in ihre Tiefen. Sie rieben sich aneinander, bis sie beinahe den Verstand verloren. „Wir müssen ins Bett.“ murmelte er an ihren Lippen. „Meinst du, wir schaffen es noch dahin?“ flüsterte sie und küsste ihn noch einmal. „Wenn du dich noch beherrschen kannst, ja.“ „Ich versuch’ s.“ „Sehr gut, Süße.“ Sie schafften es auch irgendwie noch dahin, obwohl sie Minuten an einer Stelle verweilten, nur um sich wieder zu küssen. Als sie schließlich nass auf die Matratze sanken, mussten sie erst einmal tief Luft holen. „Das ist verrückt.“ sagte Zorro und lachte leise. „Vollkommen verrückt.“ „Du hast Recht.“ „Bleib liegen.“ Er stand auf und ging zu einer hochmodernen CD-Anlage. Er machte sie an und drückte auf Play. Nami sah ihm zu, jeder Schritt von ihm war sexy und sie konnte es kaum erwarten, ihn wieder auf ihr zu spüren. Sie konnte die Ausbuchtung an seiner Jeans sehen und auch wie angespannt jeder Teil seines Körpers war. Aber ihr ging es genauso. Trotzdem ging er langsam zurück, zog sich dabei aber Stück für Stück aus, bis er nackt vor ihr stand. Sie richtete sich auf, um ihn zu bewundern. Du lieber Himmel... „Jetzt du.“ befahl er schließlich, als er fand, dass sie genug geguckt hatte. Sie zog sich die nasse Hose aus und dann auch ihr Top, bis sie in BH und Slip vor ihm kniete. Von irgendwo her hörte sie die ersten Takte der Musik. „Und der Rest?“ „Mach du’s.“ Lächelnd kam er der Aufforderung nach. Mann und Frau. Ungehemmt und frei. Sie ließ sich auf das Kissen zurücksinken und breitete die Arme nach ihm aus. Er passte so perfekt zwischen sie, doch er drang noch nicht ein. Stattdessen begann er sie ausgiebig zu küssen. Feels like, I'm standing in a timeless dream… Of light mists, of pale amber rose… Seine Lippen berührten zunächst ihren Mundwinkel, sanken aber, zusammen mit seinem Körper, weiter nach unten. Feels like, I'm lost in a deep cloud of heavenly scent… Touching, Tanzcafevering you... „Du bist schön...“ hauchte er und sein heißer Atem fiel auf ihre Haut. „So wunderschön...“ Sie sagte kein Wort, da sie befürchtete, kein Wort auf der Welt könnte seine Worte noch schöner machen, als sie schon waren. Er küsste ihre Brüste und beschäftigte sich mit ihnen. Hungrig nahm er eine Brustwarze in die Hand und ihr Körper erzitterte. Those days, of warm rains come rushing back to me… Miles of windless, summer night air… Gefühle, die sie noch nie richtig wahrgenommen hatte, stiegen in ihr auf und ihre Finger suchten verzweifelt seine Nähe. Er küsste sich seinen Weg zu ihrer anderen Brustwarze und nahm auch die in seinen Besitz. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, und sie spürte, wie sie am ganzen Körper eine Gänsehaut bekam. Ein leises Stöhnen entfuhr ihr. Secret moments, shared in the heat of the afternoon… Out of the stillness, soft spoken words… Ihre Knie zuckten in freudiger Erwartung, doch er ließ sie nicht so weit kommen. „Du musst dich noch gedulden, Schätzchen.“ Seine Stimme hatte eine geradezu hypnotische Wirkung. Ein Prickeln der Lust durchlief ihren sich windenden Körper, als er mit seinen Zähnen an ihren prallen Nippeln knabbert. Es fiel ihr schwer zu sprechen. I love you, always forever… Near and far, closer together… Everywhere, I will be with you… Everyday, I will devour you… Seine Zungenspitze leckte sich einen eigenen Weg zu ihren verborgenen Schätzen. „Warte.“ Schluchzte sie und richtete sich auf. Er sah ihr in die Augen und lächelte. „Du verdirbst Leuten gerne den Spaß, oder?“ „Lass uns... lass uns tauschen.“ entgegnete sie atemlos. „Tauschen?“ Sie nickte. „Wie du willst, Süße.“ Er ließ sich auf die Matratze fallen und legte sich zwei Kissen hinter den Kopf, um auch sehen zu können, was sie für wunderbare Sachen mit ihm trieb. Nami kniete neben ihm und starrte auf jeden einzelnen Fleck. „Du bist kaum behaart.“ stellte sie überrascht fest, weswegen Zorro anfing zu glucksen. „Wo meinst du genau?“ „...überall.“ „Sei froh, dass ich kein Affe bin.“ Sein Blick haftete auf ihrer wenig vorhandene Schambehaarung. „War das eine Andeutung?“ fragte sie angriffslustig. „Nein, es ist perfekt.“ Er streckte seinen Arm aus und berührte sie sanft. Widerwillig stieß sie seine Finger weg. „Ich will, dass du mich nicht mehr berührst, bis ich es dir sage.“ „Sicher?“ „Sehr sicher, sogar.“ Sie vergewisserte, dass seine Hände blieben, wo sie waren, bevor sie ein Bein um ihn schwang und nun rittlings auf ihn saß. Dann beugte sie sich herunter und drückte ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. Sie machte weiter mit kleinen Schmetterlingsküssen, ihre Finger berührten begierig seinen straffen Bauch und begannen weiter nach unten zu kriechen. Er stöhnte laut auf. I love you, always forever… Near and far… closer together… Sie rutschte weiter nach unten, erschauderte bei dem Gefühl, als ihre Geschlechtsteile sich berührten. Ihre gemeinsame Erregung wuchs mit dem Keuchen, das aus seinem Mund drang, als sie nun den Ort der Begierde erreichte. Sie bewegte den Mund zu seinem Schwanz hinunter und fuhr mit der Zunge über die Eichel. Während sie mit der einen Hand über seinen Schaft glitt, umfasste sie mit der anderen seine Eier und streichelte die zarte Haut darunter. Zorro wand sich vor Lust und Erregung. All seine Muskeln spannten sich an. „Wenn du so weitermachst...“ seine Stimme klang heiser. „... dann verspreche ich dir, dass ich für weitere Handlungen nichts garantieren kann.“ Sie lächelte und berührte ihn. Ein Ächzen. „Hör auf, das ist nicht gut, was du da machst.“ stöhnte er atemlos. „Gefällt es dir nicht?“ Sie bewegte ihre Hand und seine Bauchmuskeln spannten sich. „Es ist fantastisch, aber... das war’s!“ Sie wusste nicht, wie ihr geschah, aber sie lag nun wieder auf dem Rücken, die zwei Kissen im Nacken. Sie blickte Zorro ins Gesicht, nur um zu sehen, was für Auswirkungen ihre Berührungen hatten und stellte erfreut fest, dass er kurz vorm Explodieren stand. Seine Stimme klang belegt und strotzte nur so vor Erregung. „Spreiz die Beine...“ Sie tat wie ihr geheißen und öffnete sich ihm ein wenig. Er gab sich nicht zufrieden und schob sie noch weiter auseinander, so dass sie nun völlig wehrlos vor ihm lag. Er sah nur auf ihre bislang verborgenen Schätze, die wunderbar glitzernd vor ihm waren. Dann schaute er zu ihr auf und ein zärtliches Lächeln umspielte seine Lippen. Sie wusste nicht warum er sie so anlächelte, bis sie überrascht aufschrie und die Luft anhielt, als er seine Lippen zwischen ihrem Fleisch vergrub. Das war zu neu für sie. Noch niemand hatte so etwas mit ihr getan. Seine Schultern lagen zwischen ihren Oberschenkeln. Ihre eigenen Hände suchten ihn, fanden grüne, geschmeidige Haare. Ihr Bauch zuckte zusammen, als seine Zunge ihre Perle verschlang. „Zorro...!“ rief sie keuchend. „Das ist... du solltest wissen... ich habe... nie...“ Draußen schien die Sonne und warf helle Strahlen in das Zimmer. Sie hörte nicht wie das Lied wechselte, konnte nur noch die Gefühle spüren, die in ihr aufwallten. Zorros Zunge flutsche in sie hinein und suchte nach dem G- Punkt. „Oh Gott.“ Nami wand sich vor Lust. Sie spürte wie er tiefer und tiefer in sie eindrang, seine Zunge rein- und rausschnellen lies, mal schneller, mal langsamer, mal tiefer, mal flacher. Sie kam plötzlich und gewaltig. Der Orgasmus war so intensiv, dass sie am ganzen Körper haltlos zitterte. Zorro hielt sie fest, bis auch das letzte Nachbeben endgültig verklungen war. Er schob sich wieder hoch und küsste sie auf die Stirn. „Das war das erste Mal, nicht wahr?“ flüsterte er und strich eine feuchte Strähne, die in ihrem Gesicht hang, hinter das Ohr. Sie kuschelte sich an ihn. „Das war gemein.“ antwortete sie. Ihr Atem ging immer noch in kurzen, flachen Stößen. „Und einfach erforderlich... das kommt davon, wenn du mich anbrüllst, Kleines.“ Nami lachte leise. „Und so willst du mich bestrafen?“ „Grausam, was?“ Grausam, grausam... noch mal... „Oh, ja.“ Er stützte sich auf den Ellenbogen ab, so dass er sie besser sehen konnte. Und langsam näherte er sich ihr auch innerlich. Er drang langsam und vorsichtig in sie ein, sie bäumte sich schluchzend auf, als sie die herrliche Dehnung spürte. Wie konnte ihr so etwas schönes nur vorher wehgetan haben? Zorro beruhigte sie mit Küssen und sanften Worten. Nami selbst freute sich, dass sie ihn in ihrem Körper aufnehmen konnte, und als er bis zum Ansatz in sie vergraben war, belohnte er sie mit einem liebevollen Kuss. Auch jetzt begann er sie nicht zu pumpen und so zu nehmen, wie er es sonst bei anderen tat. Er bewegte sich langsam in ihr und sah sie dabei an. Sie erwiderte seinen Blick und ihre ganze Zärtlichkeit lag darin. Sie konnte nicht sagen, wie dankbar sie ihm für seine Fürsorge war und wie schön es ist, mit ihm vereint zu sein. Außer Dank stiegen noch andere seltsame Gefühle in ihr auf, für die sie keine Erklärung hatte. Jetzt sprachen sie nicht mehr, vergaßen alles um sie herum, es gab nur sie beide... Sie wandten auch den Blick nicht mehr voneinander ab, sprachen mit Gefühlen, die sie nicht aussprechen wollten und hofften, dass der andere sie verstand. Nami spürte nahezu, wie sie mit ihm verschmolz, eins wurde und seine Stöße in ihr, waren so wundervoll und sanft. Es tat überhaupt nicht weh, wie beim ersten Mal, wo sie so töricht war, sich ihm preiszugeben. Sie bereute ihre Entscheidung nicht, mit ihm zu schlafen, ganz im Gegenteil. Mittlerweile war sie sogar froh, ihn unter diesen Umständen kennen gelernt zu haben. Sie war froh, dass sie halbnackt die Tür geöffnet hatte und Zorro vor ihr stand. Die Zeit strich vorbei, aber sie merkten es nicht. Sie versanken ineinander. Sie wurde zu ihm und er wurde zu ihr... Alles war stehen geblieben und es gab nur noch den Moment, in dem sie sich in die Augen sahen, das Glitzern und Funkeln darin und ihr gemeinsamer Körper. Come to me now… and lay your hands over me… even if it’s a lie, say it will be alright… And I do believe… Zorro sah in dieses herrliche Gesicht, das ihr gehörte. Wie schön und engelhaft sie doch aussah... Ihre braunen Augen verdickten sich und er meinte, schon wieder Tränen darin zu sehen. Und auch gerade jetzt sang Sheryl Crow mit ihrer einfühlsamen Stimme. Er begann sich, ein wenig, nicht zu viel, aber doch ein wenig schneller in ihr zu bewegen. Broken in two... and I know you’re on to me… that I only come home, when I’m so all alone… but I do believe… Sie weinte schon wieder. Er sah das Glitzern in ihren Augenwinkeln und im nächsten Moment, an dem sie blinzelte, fielen die Tränen heraus... Als sie es selbst bemerkte, sah sie ihn entschuldigend an. Sie wollte eigentlich nicht weinen. Aber das alles war so schön... und der liebevolle Ausdruck in seinen Augen... es wurde einfach alles zu viel. ... that not everything is gonna be the way you think it ought to be... „Es ist so schön...“ hauchte sie und weitere Tränen tropften aus ihren Augen. Sie wollte für immer in diesem Bett bleiben und ihn anschauen, die Musik im Hintergrund hören und sich nach Unendlichkeit sehnen. It seems that everytime I try to make it right, it all comes down on me... Er lächelte auf sie herab. Küsste ihr Schlüsselbein, ihren Hals. Please say... honestly... you won’t give up on me… Ihre Mund. ... and I shall believe... I shall believe… Es war das erste Mal, nach… fünfzehn Minuten? Eine halbe Stunde? Sie wusste es nicht... aber die Berührung seiner Lippen war so unendlich zart und erregend... er zwang sie zu nichts... Sie seufzte. Look round the door... and show me your face tonight… I know it’s true… „Du bist so süß... so schön...“ flüsterte er an ihren Lippen. ... no one heals me like you... and you hold the key… „Ist es nur mein Körper, oder magst du auch was anderes an mir?“ Es sollte nicht vorwurfsvoll klingen, aber natürlich klang es danach. Sie betete, dass er das Richtige sagen würde, betete und hoffte... Never again... Er zog sich so weit zurück, dass er ihr wieder in die Augen schauen konnte, bevor er antwortete. Seine Augen wanderten zuerst überall hin. Zu jedem Punkt in ihrem Gesicht. Zu ihren Lippen. Dann wieder zu ihren Augen. „Du wirst es nicht glauben, aber... ich mag alles an dir. Deine Sturheit... deine Streitsucht... dein außerordentliches Temperament... denn du hast auch deine guten Seiten, wie... Sensibilität... den Hang zu Romantik und Zärtlichkeit... ich... du bist ein besonderer Mensch, Nami.“ ... that I turn away from you... I’m so heavy the night… but your love is alright… and I do believe… Ihr Herz schwoll an vor lauter Gefühle. Sie lächelte und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. Die Tatsache, dass sie sich dabei bewegt hatte, löste Stromschläge zwischen ihnen beiden auf. ... that not everything is gonna be the way you think it ought to be... it seems that everytime I try to make it right, it all comes down on me… please say… honestly… you won’t give up on me… and I shall believe… Sie bewegte ihre Hüften. Zog damit große Kreise und dann wieder kleinere. Auch er hielt die Anspannung nicht mehr aus. Er musste sich bewegen. Ein wenig. Nur ein klein wenig... I shall believe... Ihr Atem beschleunigte, aber sie wollte noch nicht so schnell ihren Höhepunkt bekommen. Noch nicht... sie befürchtete, dass damit alles vorbei war. Der ganze Zauber. I shall believe... Sie verlangsamte das Kreisen ihrer Hüften, bis sie sich letztendlich fast gar nicht mehr bewegte. Das Braune in Zorros Augen war für sie Befriedigend genug. Aber nicht ausreichend. Auch für ihn wurde es langsam brenzlig. Er war dermaßen erregt, dass er befürchtete, eine einzige Berührung von ihr wäre der Auslöser für seinen Orgasmus. Zunächst musste er sich vergewissern, dass sie genauso stand. Ja, oh ja, sie war kurz vorm explodieren, wollte es aber noch verzögern. Er machte einen einzigen langen Stoß. Sie keuchte auf und er schlang seine Arme um sie, während ihre Hände in seinem Haar vergraben waren. Sie hielten sich fest und wirbelten zusammen hinein ins Universum, hinein in gleißendes, warmes Sonnenlicht... I shall believe... … Zorro fühlte ihren Herzschlag, so nah waren sie sich. Sie atmeten beide noch heftig und schnell, und losgelassen hatte keiner den anderen. „Ich habe es nicht mehr ausgehalten...“ erklärte er leise flüsternd. „Ich auch nicht...“ gab sie zu. „Das werde ich nie vergessen... in meinem ganzen Leben nicht...“ „Ich werde es auch nie vergessen.“ Er wollte sich zurückziehen, aber sie hielt ihn davon ab. „Bitte... noch nicht... es ist so schön.“ Er lächelte und zog sie fester an sich. Sie schloss ihre Augen und atmete seinen Duft ein. Männlich... sinnlich... wundervoll... ______________ Kapitel 23: Even Angels Fall ---------------------------- __________________________________________________________________________________________ George Bernard Shaw once wrote: There are two tragedies in life. One is to lose your heart's desire. The other is to gain it. __________________________________________________________________________________________ Als Nami und Zorro später aufwachten, dämmerte es. Der Himmel zeigte sich in vielen verschiedenen Farben und nur spärliches Sonnenlicht drang in das Schlafzimmer. Zorro wachte früher als Nami auf und zog sich sanft aus ihr zurück. Ihr zarter Körper... unter ihm... er konnte sein Glück gar nicht fassen. Er beobachtete sie noch eine Weile, bis er aufstand und sich ins Badezimmer verzog. Heute Abend würde er sie ausführen und anschließend wieder lieben. Gott, sie war so süß gewesen. Und nicht einmal laut. Erst jetzt fiel ihm auf, wie laut Robin immer geschrieen hatte und das unmittelbar in der Nähe seiner Ohren. Und Namis leises Keuchen und Stöhnen hatte ihn fast um den Verstand gebracht. Ein Wunder, dass er sich beherrschen konnte. Er lächelte in sich hinein. Man könnte glauben, dass sie das bewirkt hatte. Vielleicht war es ja so. Vielleicht... Zorro griff nach seinem Bademantel und zog ihn an. Danach huschte er aus dem Schlafzimmer und ging nach unten. In seinem Aktenkoffer war auch eine Schachtel Zigaretten. Das war genau das, was er jetzt brauchte. Er nahm sich eine heraus und zündete sie an. Anschließend ging er nach draußen in den Garten, damit er nicht das ganze Haus verpestete. Er inhalierte tief ein. Sie hatten sogar geredet! Er redete fast nie beim Sex, außer wenn seine Partnerin sich wünschte, dass er ihr obszöne Sachen ins Ohr flüsterte. Aber bei Nami war es fast so etwas wie eine Selbstverständlichkeit. Kleine Rauchkringel stoben aus seiner Nase. Und die ungeheure Sensibilität, die sie hatte. Mein Gott. Zorro ließ seine Blicke durch die Landschaft zeigen, die sich ihm bot. Der See funkelte im Sonnenlicht, das langsam, aber sicher, schwächer wurde. Die Bäume rings herum spiegelten sich im Wasser, das sanfte Wellen auf der Oberfläche trug. Er hatte eine wirklich schöne Kindheit gehabt. Seine Eltern waren immer für ihn da gewesen und hatten ihm alles gegeben, was er sich wünschte. Er war ein Einzelkind und so richtete sich die ganze Aufmerksamkeit auf ihn. Selbst als er älter wurde, ätzend, einfach typisch jugendlich, immer besser aussah und auch immer mehr Mädchen anzog, hatten er ein gutes Verhältnis zu seinen Eltern. Sie respektierten einander. Sie hörten einander zu. Manchmal fragte er sich, warum sie nach Ohio gezogen waren. Dort hatten sie zwar auch ein schönes Anwesen, aber hier, in San Fernando Valley, war doch ihre ganze Vergangenheit gewesen. Er würde das Haus niemals verkaufen. Zorro rauchte weiter. Alles war wunderbar ruhig. Seine Gedanken schweiften wieder ab. Zu Nami. Er hatte irgendwie ein komisches Gefühl gehabt. Es war... neu. Fremd. Eigenartig. Er fand keine passenden Worte. Er hatte sich von seinem Instinkt leiten lassen und fast gar nicht nachgedacht, was er eigentlich tat. Es kam ihm vor, als wäre nicht er derjenige, der in sie gedrungen war, sondern jemand anders. Er konnte ihr keine beruhigenden Worte in das Ohr flüstern und dabei zärtlich und liebevoll klingen. Und was ihn am meisten wunderte war, dass er es so lange aushalten konnte. Verdammt, das war der beste Sex, den er je gehabt hatte. Die Frauen konnten noch so vollbusig und kurvig sein, und er konnte vor Gott schwören, dass es einige waren, aber eigentlich waren sie nichts als Puppen für ihn gewesen. Mist, jetzt dachte er auch noch über Namis Vorwürfe nach. Er war wirklich schon viel zu lange mit ihr zusammen. Er hörte Schritte und drehte sich um. Sie hatte nur ein Handtuch um ihren Körper geschlungen und ihre Haare waren auch noch ganz zerzaust. Ihre Wangen waren rosig und sie sah so glücklich aus. Auch wenn sich ihre Gesichtszüge ein wenig verhärtet hatten, als sie ihn rauchen sah. Nami verschränkte die Arme und blieb zwei Meter vor ihm stehen. „Du tust es schon wieder.“ sagte sie. Er wollte auf sie zu gehen und sie küssen. Küssen, nur küssen. Aber sie ging einen Schritt zurück und schüttelte den Kopf. „Weißt du eigentlich wie ekelig es ist, jemanden zu küssen, der raucht? Man hat das Gefühl, dass man einen Aschenbecher in den Mund gekippt bekommt.“ Er lächelte. „Wirklich?“ „Es schmeckt scheußlich. Und du bist sowieso komisch.“ „Bin ich das?“ „Und wie! Du rauchst, obwohl du den Rauch nicht ausstehen kannst.“ „Kennst du das nicht? Du magst irgendwas nicht, aber du hast nichts anderes, also musst du es doch nehmen.“ „Ich kann dir nur eines sagen.“ Sie befeuchtete ihre Lippen. „Von mir aus kannst du weiterrauchen, aber bild dir dann bloß nicht ein, dass ich dann noch mal mit dir ins Bett gehe.“ „Das ist gemein.“ protestierte er. „Immer auf die Schwachstelle.“ Sie grinste ihn süffisant an, so wie er es eigentlich immer tat. „Ich bin so fies.“ „Oh, ja.“ Er warf die Zigarette auf den Boden, konnte sie aber nicht austreten, da er ja Barfuss rum lief. Das würde sehr schmerzhaft werden. Oder heiß. „Darf ich dich jetzt küssen?“ „Nein.“ „Ich rauche aber nicht mehr.“ „Ja, aber vielleicht später.“ „Aber jetzt, im Moment, nicht.“ „Du riechst widerlich nach Nikotin.“ „Und was muss ich tun?“ Sie tat als würde sie überlegen. „Hmm... ich denke eine Dusche würde dir gut tun. Den Bademantel musst du sofort in die Waschmaschine stopfen. Deine Zähne werden zehnmal geputzt und anschließend kaust du eine Packung Kaugummi.“ „Du bist verrückt.“ „Willst du mich nun küssen, oder nicht?“ „Mehr als alles andere.“ Sie konnte sich nur mit Mühe ein Lächeln verkneifen. „Das allein reicht aber nicht.“ Zorro setzte noch eins drauf. „Ich werde damit aufhören. Versprochen, Nami.“ „Tust du das nur, weil du mich küssen willst, oder auch für dich selbst?“ „Wenn du schon so fragst...“ „Du sollst nicht wegen mir aufhören, obwohl das auch eine gute Art wäre... aber, du sollst damit aufhören, weil du genug davon hast. Du kannst den Rauch doch gar nicht ausstehen, Zorro... und wenn du denkst, dass du eine Zigarette brauchst, dann nimm doch einfach einen Keks.“ „Und anschließend wird dieser im Aschenbecher ausgedrückt?“ fragte er grinsend. „Nein, du Idiot. Wieso verspürst du denn manchmal den Drang zu rauchen?“ „Wenn ich gestresst bin, zum Beispiel. Oder wenn mir langweilig ist. Und fast immer nachdem ich mit jemandem geschlafen habe.“ „Du hast doch mich.“ „Ja, wir haben doch gerade...“ „Das meine ich nicht. Du hast doch... mich.“ Er sah sie überrascht an. Dann zogen sich seine Mundwinkel langsam zu einem Lächeln. „Ist das dein Ernst?“ Sie wurde rot. „Hör auf zu fragen.“ „Wirklich, Nami?“ „Zorro, halt die Klappe.“ „Du machst mich damit superglücklich.“ Was hatte sie jetzt schon wieder getan? „Die Dusche wartet.“ Er lachte. „Wenn ich fertig bin, dann brauchst du eine Sauerstoffflasche, nur, dass du’s weißt.“ „Hau ab.“ „Ich werde dich überall küssen. Und wenn Lorenor Zorro sagt überall, dann meint er auch überall.“ Seine Blicke wanderten nach unten. „Auch zwischen deinen…“ „Zorro!!!“ „Bin schon so gut wie weg.“ Zorro rauchte, wie versprochen, keine einzige Zigarette mehr. Sie liebten sich fast die ganze Nacht, nachdem er tatsächlich zehnmal hintereinander die Zähne geputzt und sie ihm kichernd zugeschaut hatte. Zum Kaugummi kauen kam er aber nicht mehr. Und auch nicht mehr zum Ausführen. Sie waren zusammen in die Küche gegangen, hatten sich Proviant geholt, und kaum hatten sie es aufgegessen, fingen sie schon wieder an sich zu lieben. Nami hätte es sich nie so schön träumen können. Zorro war ein unermüdlicher und leidenschaftlicher Liebhaber und es überraschte sie, dass sie selbst keine Müdigkeit fand. Am letzten gemeinsamen Tag wachten sie in aller Herrgottsfrühe auf und liebten sich noch einmal. Danach zogen sie sich an und gingen frühstücken. Nami besuchte Sarah in der Schule, ging aber etwas früher, weil sie Angst hatte Jason oder Robin zu begegnen. Zorro arbeitete den ganzen Vormittag in seinem Arbeitszimmer, während Nami die Zeit im Garten verbrachte. Wie sich herausstellte hatten die Lorenors einen außerordentlich großen Schuppen in dem sie Gartengeräte fand. Ein paar Minuten beobachtete Zorro sie aus dem Fenster. Sie hockte auf dem Boden, grub das Beet um und streckte ihm ihren süßen Po entgegen. Fast wäre er zu ihr gegangen, doch die Pflicht rief und so hatte er sich seufzend vom Fenster abgewandt. Nami brauchte die Gartenarbeit wie die Luft zum Atmen. Andere konnten sich zwar nicht so recht damit anfreunden, doch sie hatte schon immer einen Hang zur Natur und Blumen. Sie fand es einfach bezaubernd im Frühling aufzuwachen und in einen Garten voller blühender Rosen zu schauen. Außerdem fand sie dabei die Zeit zum Nachdenken. Leider wohnte sie in einer Wohnung ohne Garten und konnte nur bei ihrer Arbeit gelegentlich ein paar Beete umgraben. Sie wusste schon in welchen Farben sie Nojikos Hochzeit gestalten würde, sie müsste nur noch ein paar Sachen dazu einkaufen. Aber dieses Mal war es nicht Nojikos Hochzeit, die ihr durch den Kopf ging. Vielmehr war es Zorro, der ihre Gefühlswelt ganz schön in Chaos versetzte. Was genau empfand sie eigentlich für ihn? War es Freundschaft oder doch ein wenig mehr? Und wäre es nicht katastrophal, wenn sie mehr für ihn empfinden würde? Sie ließ die kleine Harke fallen. Sie hatte es völlig vergessen. Sie wollte ihn doch fragen. Sie ging in Richtung Arbeitszimmer und klopfte leise an. Zorro öffnete ihr die Tür. „Tut mir leid, wenn ich dich störe…“ „Du störst nicht, Süße, komm her.“ „Zorro, ich wollte dich fragen, ob du…“ Weiter kam sie nicht, denn er hatte sie gegen die Wand gepresst und geküsst. Keuchend rang sie nach Luft. „Zorro, eigentlich...“ „Sei still und mach deine Hose auf.“ „Also, ich...“ Er schob gespielt arrogant seine Augenbrauen in die Höhe. „Hast du was dagegen auszusetzen?“ „Nein, eigentlich nicht, es ist nur...“ Überrascht schrie sie auf, als er die Angelegenheit binnen Sekunden erledigt hatte. Fast wäre sie dabei hingefallen. „Du quatschst einfach zu viel, Süße.“ „Ja, ich wollte auch...“ „Psst!“ Sie grinste. „Ich hab dich wohl sehr aufgegeilt.“ „Du hast mir deinen Knackarsch entgegengestreckt. Das hatte erhebliche Folgen für meine Konzentration.“ „Ich sehe es.“ Er fummelte an seinem Reißverschluss herum. „Zorro, warte bitte...“ „Was ist, Süße?“ Nami zögerte einen Augenblick. „Könnten wir… bitte ein Kondom benutzen?“ Er sah sie misstrauisch an. „Wieso?“ „Na ja...“ „Ich habe keine Geschlechtskrankheiten. Hatte ich vergessen dir das zu sagen?“ „Ja, hattest du... darum geht es auch gar nicht, aber... mir wäre ein Kondom trotzdem lieber.“ Damit gab er sich natürlich nicht zufrieden und sie hätte gleich wissen sollen, dass es nicht so einfach werden würde. „Ich bin halt vorsichtig.“ fügte sie hinzu. Leider erreichte sie nicht das was sie eigentlich wollte. Sondern genau das Gegenteil. Er wurde stutzig. „Das verstehe ich, Süße, aber wir haben gestern die ganze Zeit doch auch kein Kondom benutzt.“ „Schon, nur... warum benutzen wir nicht einfach eins?“ „Mich wundert nur, warum du plötzlich eins willst. Du nimmst doch die Pille und die ist sehr sicher.“ „Ich... ich nehme die Pille?“ wiederholte sie wie ein Idiot und beging somit Fehler Nummer zwei. Zwischen seiner Stirn bildeten sich Falten. „Was soll das heißen?“ „Was soll was heißen?“ fragte sie nervös. „Du nimmst doch die Pille, oder?!“ fragte er in scharfem Ton. Ihr wurde ganz flau im Magen. „Ich...“ Er ließ seine Hand sinken und starrte sie einen Moment an. Dann schien bei ihm irgendetwas zu klingeln und seine Miene wurde wütend. Und als sie ihn auch noch so schuldbewusst ansah, brannte bei ihm endgültig die Sicherung durch. „G o t t v e r d a m m t e s c h e i ß e!“ fluchte er. „I- ich kann’s erklären...“ stotterte sie. „Erklären? Nami, was willst du denn da groß erklären? Du nimmst die Pille nicht und... Scheiß! Ich hab’s angenommen! Jede, Nami, JEDE Frau nimmt heutzutage die Pille! Und du... du bist... eine erwachsene Frau und... großer Gott!“ Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. Dann durchbohrte er sie mit seinem Blick. „Hattest du es je für nötig gehalten mir zu sagen, dass du sie nicht nimmst?“ „Nun…“ Aber er ließ sie nicht mehr ausreden. „Du könntest schwanger sein!“ rief er außer sich vor Wut. „Das... das geht schon in Ordnung...“ „WAS?! DAS GEHT SCHON IN ORDNUNG?!!“ „Nein, natürlich nicht!“ sagte sie hastig. „Aber.. ich hatte meine Tage als du nicht da warst... also bevor wir nach San Fernando Valley gefahren sind...“ „Mittlerweile ist aber schon fast eine Woche vergangen!“ „Meine fruchtbarsten Tage sind am neunzehnten und am zwanzigsten.“ versuchte sie ihn zu beruhigen und sich einigermaßen aus diesem Schlamassel rauszureden. „Das ändert nichts an der Tatsache, dass vielleicht Zehnmilliarden Samenzellen in deinem Körper rum schwimmen!“ „Zorro, bitte...“ „Das heißt im Klartext, dass wir nicht verhütet haben, Nami!“ „Ich… es tut mir…“ „So etwas ist mir noch nie passiert!“ Er funkelte sie böse an. „Wie kannst du nur so blöd sein? Wurdest du nicht aufgeklärt, oder was?“ „Hör auf!“ „Aufhören? Was hättest du an meiner Stelle getan? Hättest du ein Ständchen gesungen? Juhu, wir hatten Sex ohne zu verhüten?“ „Lass deinen blöden Sarkasmus!“ „Ich kann sarkastisch sein wann ich will!“ donnerte er. „Und im Moment bin ich sehr wütend, Nami Johnson!“ „Behandle mich nicht wie ein Kind. Wieso kannst du das Ganze nicht vernünftig regeln ohne mal zu brüllen?!“ entgegnete sie aber mindestens genauso laut. Er fuchtelte mit seinem Zeigefinger vor ihrer Nase herum. „Das sagst gerade du, Nami! Wer macht denn hier die dreckigen Spielchen? Ich oder Du? Wenn ich denke, du könntest nicht bescheuerter sein als du sonst schon bist, dann beweist du mir das genaue Gegenteil! Du bist sogar noch bescheuerter, als die Polizei erlaubt! Zuerst wirst du schlampig und bietest dich an, dann schlafen wir miteinander und du sagst mir nicht einmal, dass du die Pille nicht nimmst! Nur ein Sterbenswörtchen, aber nein, du meinst ja, das wäre nicht nötig!“ „Ich bin also bescheuert?“ Sie stemmte die Hände in die Hüften. „Ja?“ „Wechsel jetzt bloß nicht das Thema!“ „Und ich wurde sehr wohl aufgeklärt!“ „So? Dann weißt du sicherlich, dass man durch Geschlechtsverkehr schwanger werden kann!“ „Natürlich weiß ich das!“ „Na, prima, das ist doch schon mal ein Anfang!“ „Und ich weiß auch, dass das Risiko schwanger zu werden in der ersten Woche nach der Menstruation sehr gering ist!“ „Wie beeindruckend! Es ist gering, aber wer weiß, vielleicht ist eine meiner Samen doch so blöd und befruchtet deine Eizelle?“ „Lass deine unterbelichteten Witze!“ „Das ist keiner meiner so genannten unterbelichteten Witze, sondern die blanke Wahrheit! Und jetzt erklärst du mir erst einmal, warum du diese Scheißpillen nicht nimmst!“ „Du bist total jähzornig, weißt du das?“ schrie sie. „Halt die Klappe und weich mir nicht aus!“ Sie schüttelte nur fassungslos den Kopf und hob ihre Hose auf. Er packte sie an den Handgelenken und drückte sie gegen die Wand. „Du wirst nicht wieder weglaufen!“ zischte er. „Du hörst ja nicht auf zu brüllen!“ „Sag mir, wenn ich mich irre, aber du brüllst doch auch!“ „Aber nur weil du es tust!“ „Ja und ich habe auch einen triftigen Grund dafür!“ Man sollte sich lieber nicht mit einem Anwalt streiten, dachte Nami betrübt. Sie hätte auch so voraussagen können, dass diese mehr Argumente haben. Und warum hätte er sonst so viel Geld? „Mir doch egal.“ „So, so, wir weichen schon wieder aus.“ höhnte er. Sie wollte gerade den Mund öffnen, als er fortfuhr. „Nein, warte... wetten gleich kommt etwas wie: Eine höfliche Frau schreit nicht?“ „Ha, ha.“ giftete sie. Sie wollte ihre Arme befreien doch er hielt diese eisern fest. „Lass mich los, du tust mir weh!“ Aber sei Griff wurde nur noch stärker und schmerzhafter. Sein Gesicht näherte sich ihrem, aber er war weit davon entfernt sie zu küssen. Sie konnte es nicht haben, wenn er sie wütend ansah. Und nun war er ihr auch noch so nah... „Red Klartext. SOFORT!“ Sie sah ihn nicht an. Ihre Eingeweide in ihrem Körper schienen aus Blei zu sein. Alles tat ihr weh. Alles tat ihr leid. Und sie bereute alles. Alles wollte sie ungeschehen machen. Alles wollte sie so lassen wie es war. Sie wollte Veränderungen und dann wieder nicht. Und in ihren Augen wurde heiß. Ein gefährliches Anzeichen dafür, dass sie wieder weinen würde. Wieder einmal. Und immer vor Zorro. Sie hatte es doch gleich gewusst. Seit das Medaillon verschwunden war, wurde sie vom Pech verfolgt... Außer letzte Nacht. Sie hatte es so lange verheimlicht. Selbst Nojiko und Ace hatte sie es nie gesagt. Und nun musste sie ihr ‘Geheimnis‘ doch offenbaren? Aber was würde es ihr nützen es ihm zu verschweigen? Sie war mindestens genauso verrückt nach ihm, wie er nach ihr. „Ich… hatte noch nie Sex.“ flüsterte sie schließlich. „Was?!“ „Du hast schon richtig gehört.“ sagte sie leise und drehte ihren Kopf zur Seite, damit sie ihn nicht ansehen musste. Gleich würde er explodieren. Ja, sie hatte es sogar verdient angeschrieen zu werden. Aber es hätte ja anders kommen können... Dann hörte sie ihn lachen. Es war ein falsches Lachen, und doch tat es ihr weh. „Du verarschst mich, Nami.“ sagte er ungläubig. „Wenn du das denkst.“ „Das kann doch nicht sein.“ „Ist schon okay. Hack nur weiter darauf rum.“ Eine lange Pause folgte. Unerträgliche Stille. Nami biss sich auf die Unterlippe. Sie hatte schon ihre Gründe gehabt, warum sie es ihm nicht gesagt hatte... Sie hatte gewusst, dass er so reagieren würde... Und wie hatte sie sich einbilden können, dass sie es ihm verschweigen konnte? War sie schon so naiv geworden? „Scheiße.“ murmelte Zorro. „Es stimmt also.“ Ihr Brustkorb bebte, als sie anfing zu schluchzen. „Verdammt, Nami, das kannst du doch nicht machen.“ sagte er verbittert. Sie sagte nichts dazu. Zorro gab einen langen Seufzer von sich. Dann drehte er sich um und ging zurück zum Schreibtisch. Dabei machte er den Reißverschluss seiner Hose wieder zu. Der Chefsessel ächzte, als er sich setzte und sich wieder seinen Akten widmete. „Zorro...“ „Lass mich jetzt bitte allein, Nami.“ Er setzte sich seine Lesebrille auf und blätterte konzentriert herum. „Ich wollte es dir sagen. Wirklich.“ „Geh jetzt.“ Sie sah ihn an, bis sie merkte, dass sie alles kaputt gemacht hatte. Und ihre erste Nacht war noch nicht einmal eine Woche her. Der ganze Zauber... war er schon verflogen? „Es tut mir leid.“ flüsterte sie. Mit diesen Worten ging sie und schloss leise die Tür hinter sich. Was sollte sie jetzt machen? Streng ermahnte sie sich bloß nicht in Tränen auszubrechen. Irgendwie schaffte sie es sogar. Sie zog sich an und flüchtete nach draußen. __________________ Kapitel 24: Coming to Terms --------------------------- __________________________________________________________________________________________ If you could go back and just change one thing about your life, would you? And if you did, would that change make your life better? Or would that change ultimately break your heart? Or break the heart of another? Would you choose an entirely different path? Or would you change just one thing? Just one moment. One moment that you've always wanted back. __________________________________________________________________________________________ Die Buchstaben verschwammen vor Zorros Augen. Sein ganzer Körper tat ihm weh. Wie konnte er es nicht gemerkt haben? Sie hatte auf ihn so professionell gewirkt. Was sollte er auch anderes von einer Frau erwarten, für die Höflichkeit am Wichtigsten war? Sie hatten sich gestern, die ganze Nacht und auch noch an diesem Tag geliebt. Hätte sie es ihm nicht sagen können? Wenigstens das mit der Pille? Es stimmte zwar, dass das Risiko schwanger zu werden an den ersten Tagen nach der Periode gering war, aber wie sollte er beruhigt sein, wenn er doch wusste, dass sie die ganze Zeit über nicht verhütet hatten? Nami konnte einfach nicht so blöd sein. Es sei denn, sie benutzte ihn als Samenspender, was aber eigentlich nicht der Fall sein konnte. Aber die Neuigkeit, dass sie noch Jungfrau gewesen war und dass gerade er derjenige war, der sie entjungfert hatte, traf ihn wie einen Schlag ins Gesicht. Er hatte viele Frauen entjungfert. Die waren allerdings sechzehn bis sogar zwanzig Jahre alt und er nicht fünfundzwanzig! Es war aber nicht Namis schon längst erwachsenes Alter, das ihn so gelähmt wirken ließ, sondern mehr ihre ganze Persönlichkeit. Das alles passte gar nicht zu ihr. Die Frau, die er kannte, hatte keinen Sex ohne zu verhüten. Warum also? Zorro rieb sich mit Zeige- und Mittelfinger die Schläfen. Warum, um alles in der Welt, war sie so rücksichtslos gewesen? Plötzlich fiel ihm etwas ein. Als er sie zwischen den Schenkeln geliebt hatte, hatte sie versucht ihm etwas zu sagen. Die Worte hatten zuerst keinen Zusammenhang und er hatte sie auch völlig falsch verstanden. Ihr angefangenes ‚Ich hatte noch nie’ bezog sich gar nicht auf den Oralsex, sondern auf den ganz Normalen! Was sollte er nur mit ihr anstellen? Sie tat manchmal Sachen, von denen er gar nicht erwartet hätte, dass sie, sie überhaupt jemals tun würde. Als sie zusammen picknicken waren, hatte sie ihm Sekt über sein Geschlechtsteil geschüttet. Als sie bei ihm geschlafen hatte, zeigte sie sich als kleine Unschuld in Person. Und dann gab es noch andere diverse Sachen. Seine Hand wanderte zu der untersten Schublade des Schreibtisches und zog sie auf. Das Medaillon glitzerte im Sonnenlicht. Er hatte es ihr immer noch nicht zurückgegeben. Er wusste selbst nicht wieso. Irgendwie verspürte er den Drang, es zu behalten. Und Nami hatte es offenbar noch nicht vermisst. Dummes Kind. Dumme kleine Politik -Tussi. Nami irrte blind durch die Gegend. Durch den Tränenschleier konnte sie nur vage etwas erkennen, aber das war ihr egal. Fakt war, dass sie sich bis auf die Knochen blamiert hatte und Zorro war dazu auch noch sauer auf sie. Wer würde nicht sauer sein? Zitternd schöpfte sie Atem. Natürlich war es nicht richtig von ihr gewesen. Doch wie sollte sie ihm erklären, dass sie in diesem Moment nicht an Verhütung gedacht hatte? Sollte sie ihm ganz unverblümt ins Gesicht sagen, dass sie ihn ohne Kondom spüren wollte? Aber so etwas traute sie sich nicht mal. Sie hatte so viele Bücher über das Eine gelesen, Bücher in denen Jugendliche und Erwachsene über ihr erstes Mal sprachen. Die Meisten waren begeistert und schwärmten davon, wie toll es doch war, aber es gab auch einige die enttäuscht waren und dachten: Und was ist daran so besonders? Ihr eigenes erstes Mal war das Schönste und Beste, das sie je erlebt hatte. Zorro zeigte ihr Welten, von denen sie nicht einmal wusste, dass diese überhaupt existierten. Sie zeigte ihm die anderen Seiten von Zuneigung und Freundschaft und er zeigte ihr Leidenschaft und wie man jemanden mit dem Körper lieben konnte. Manchmal, als er sie angeschaut hatte, meinte sie so etwas wie Zärtlichkeit darin zu sehen, aber bestimmt bildete sie sich das alles nur ein. Sie wünschte sich diesen Ausdruck in seinen Augen und sie wünschte sich sicher zu sein, dass er genau das ihr gegenüber empfand. Kühler Wind strich ihr sanft über die nassen Wangen. Sie hatte nur eine enge schwarze Hose und ein dünnes Top mit tiefem Ausschnitt an. Diese Kleiderwahl verdankte sie allein Nojikos Geschmack und wenn sie morgen, an ihrem eigenen Geburtstag, krank war, konnte diese sich auf etwas gefasst machen. Bibbernd ging sie weiter. Wie hätte sie die ganze Situation nur besser machen können? Hinterher war man immer schlauer, sagt man, aber sie fühlte sich genauso dumm wie zuvor. Was, wenn sie es ihm vorher gesagt hätte? Hätte er sie trotz allem die ganze Nacht mal zärtlich, mal leidenschaftlich und wild, geliebt? Sie wusste es nicht. Danach hatten sie eng umschlungen im Bett gelegen und sich Unsinn zugeflüstert. Ihr Herz versetzte ihr einen schmerzhaften Stich, als sie daran zurück dachte und gleichzeitig schwoll es an vor Sehnsucht. Sie war mittlerweile süchtig nach der Berührung von Zorros Hand oder seinem Körper und sog sie immer begierig auf. Doch jetzt? Jetzt saß er allein im Arbeitszimmer, hatte eine Brille auf der Nase, die ihn umwerfender und erwachsener wirken ließ, und einen Kugelschreiber in der rechten Hand mit dem er sich Notizen machte. Wahrscheinlich war das seine Art Wut zu verarbeiten, aber wenn sie es nicht wüsste, würde sie glatt sagen, dass Sex das Einzige war, was seine Wut auf sie lindern könnte. Wenn es nur nicht unter diesen Umständen geschehen würde. Einige Leute starrten sie an, als sie an ihnen vorbeiging. Sie drehten sich sogar noch nach ihr um und murmelten unverständliches Zeugs. Sie hatte sich vor ihm entschuldigt und gerechtfertigt. Ihr Stolz bröckelte dahin, der leider die einzige Waffe gegen ihn war. Ohne ihn wäre sie nicht erst jetzt, nach fast zwei Wochen Bekanntschaft, mit ihm ins Bett gegangen, sondern viel, viel eher. Sie musste sich aufrappeln. Nur wie, wenn man verzweifelt war? Verzweifelt, verletzt und das Herz verrückte Sachen mit einem anstellte? Dabei wollte sie ihn doch nur fragen, ob er wüsste, wo ihr Medaillon war. Sie wollte ihn immer wieder darauf ansprechen, kam aber nie dazu. Aus ihrer Kehle wich ein wimmernder Laut. Entsetzt presste sie ihre Hand gegen ihren Mund. Sie verstand selbst nicht, warum sie so traurig über seine Reaktion war. Hätte er sie doch nur weiter angeschrieen und seine kindliche Seite gezeigt. Es war ihr egal, ob er sarkastisch war oder blöde Witze riss. Sie hätte nie gedacht, dass selbst Zorro so erwachsen wirken konnte. Aber als er sie ansah, kannte sein Blick keine Gnade. Seine Gesichtszüge waren härter denn je gewesen. Jeglicher Schalk war verschwunden. Dass er sie nicht sehen wollte und überhaupt seine Gesamtreaktion, war eine solche Qual für sie. Noch mehr Tränen rannen an ihrer Wange herunter. Sie wollte sich an seine nackte Brust kuscheln und seinen zarten, nach Vanille und Minze riechenden, Duft einatmen. Seine Hand würde ihr Rückgrat rauf und runter wandern und seine Lippen würden ihr Gesicht bedecken, wie Seide. Ihr war gar nicht klar gewesen, wie sehr sie das brauchte. All die Kleinigkeiten, die er mit ihr anstellte, machten ihm zu einen liebenswerten Menschen, von dem sie nie gedacht hätte, dass sie ihn je mögen würde. Anfangs hätte sie sich über die Vorstellung schlapp gelacht, doch mittlerweile fand sie das gar nicht mehr komisch. Ach, Zorro... Bei einer solchen Reaktion, die er bei ihr auslöste, sollte sie wirklich mal darüber nachdenken, was sie nun für ihn empfand. Doch Nami hatte keine Lust jetzt darüber nachzudenken, wo sie doch viel wichtigere Sachen im Kopf hatte. Wie konnte sie das alles wieder gut machen? Sie würde auf keinen Fall als Entschuldigung mit ihm ins Bett gehen, so tief war sie noch nicht gesunken. Gott sei Dank. Sie blinzelte und merkte, dass sie sich, ohne es gemerkt zu haben, auf dem Wanderweg befand. Das letzte Mal, als sie mit Jass und Sarah hier war, waren sie nicht ganz nach oben gegangen, also beschloss sie kurzerhand den Hügel zu erklimmen. Sie verschränkte die Arme, da ihr kalt war, ging aber tapfer weiter. Die Erde knirschte unter ihren Schuhen und die Bäume warfen schwere Schatten auf den Weg. Unwillkürlich musste sie an die Geborgenheit in Zorros Armen denken und ihr schwaches Herz drohte zu zerspringen. Das alles war ihre Schuld, ihre ganz allein, und das wusste sie auch. Ja, sie wusste es, verdammt noch mal. Aber wem würde es nicht schwer fallen Zorro, gerade Zorro, zu sagen, dass man fünfundzwanzig Jahre in Keuschheit gelebt hatte? Wie sie das geschafft hatte, wusste sie selbst nicht. Ihre Kindheit war eigentlich normal gewesen, wenn man bedachte, dass ihre Mutter gestorben und ihr Vater abgehauen war. Nojiko war immer für sie da gewesen und sie hatte die beste große Schwester, die sie sich je vorstellen konnte. Als Nojiko schließlich nach Amerika zog und Nami bei ihrer Tante lebte, war es auch noch erträglich gewesen. Zu der Zeit hatte sie sich noch gut mit Vivi verstanden. Und dann trat Sanji in ihr Leben. Er sah gut aus, war angehender Geschäftsführer und ihr gegenüber schmeichelhaft und charmant. Aber diese Enttäuschung, als sie erfuhr, dass er sie betrog, nur weil sie nicht mit ihm schlafen wollte. Sie wollte ja... Nami zog die Nase hoch. Zorro war ganz anders. Von der Tatsache abgesehen, dass er, im Gegensatz zu Sanji, nicht wusste, dass sie noch Jungfrau war. Sie gab es nicht gerne zu, aber Zorro war der beste Mann, den sie für das erste Mal bekommen konnte. Als er sie eindrang und ihr dabei beruhigende Worte zugeflüstert hatte, hatte sich ihr Magen unangenehm zusammengekrampft, weil sie dachte, dass er längst hinter ihr kleines Geheimnis gekommen war, aber anscheinend hatte sie sich geirrt. Endlich war sie ganz oben angekommen und die Aussicht verschlug ihr glatt die Sprache. Sie fühlte sich wie ein Vogel. Sie setzte sich auf eine der Bänke und wischte sich die Tränen weg, die nicht aufhören wollten zu fließen. Sie müsste mittlerweile ausgetrocknet sein. Von diesem Punkt war San Fernando Valley noch kleiner, nur der See wirkte noch etwas groß. Nami schloss die Augen und stellte sich vor, wie sie hier mit Zorro saß oder stand. Er würde hinter ihr stehen, die Arme um ihren Körper legen und sein Mund würde ihre Schläfe berühren, immer, wenn er etwas zu ihr sagte. Warum tat sie sich das eigentlich an? Zitternd atmete sie ein. Sie wollte die Augen schließen und in der Welt bleiben, in der alles in Ordnung war. Der Gedanke an Zorro stellte eigenartige Sachen mit ihrer Seele an. Ihr Bauch kribbelte ungewohnt und sie konnte nicht sagen, ob sie es angenehm fand oder nicht. Das leise Zwitschern einiger Vögel und das sanfte Rauschen der Bäume im Takt des Windes, ließen sie Teil der Natur werden. Es tat ihr leid. Aber mehr konnte sie auch nicht tun oder sagen. Sie konnte nur noch erklären und das war das Schlimmste. Wenn Zorro doch nur etwas verständnisvoller in dieser Sache sein könnte. Würde er doch nur lächeln und sagen, dass er sie verstand. Nein, stattdessen fing er an zu lachen und wies sie zurück. Warum tat er das nur? Hätte sie es ihm nie gesagt und er es nie herausgefunden, was wäre dann? Was wäre der Unterschied zu jetzt? Aber sie wollte sich nicht einreden, dass der Zauber, in dem sie sich befunden hatte, schon vorbei war. Das konnte nicht sein. Und wenn doch, würde sie es irgendwie verkraften. Hoffte sie. Bitte Zorro, tu mir das nicht an... Hinter sich hörte sie ein paar Schritte. Das war noch lange kein Grund für sie die Augen aufzumachen. So lange sich dieser Gast leise verhielt, konnte sie noch ungestört nachdenken. Letztendlich war die Neugier doch stärker und sie wagte einen kleinen Versuch. Langsam öffnete sie ihre Lider und erschrak, als sie sah, wer geradewegs vor ihr kniete und sie voller Sorge musterte. Sie rappelte sich auf und wischte sich hastig die letzten Tränen weg. Jason kramte in seiner Jackentasche und gab ihr wortlos ein sauberes Taschentuch. Dankbar nahm Nami es an und putzte sich damit die Nase. Sie musste schrecklich aussehen. Bestimmt war ihre Nase vom Heulen rot und angeschwollen und ihre Augen sahen bestimmt nicht anders aus. Als Jass immer noch nichts sagte, wurde sie unruhig. „Tut mir... tut mir leid... wenn ich dich mit meinem Geheule genervt habe. Zorro nervt das auch und deswegen bin ich irgendwo hingegangen, wo nicht so viele Leute sind... Wolltest du dir auch die Aussicht angucken? Ich war neugierig, weil... Sarah auf halbem Weg wieder nach Hause wollte... nicht, dass es ihre Schuld ist... sie ist ein wunderbares Kind... ich hoffe Robin kümmert sich jetzt mehr um sie...“ Nami hielt an. „Entschuldige, ich plappere wieder.“ Jass schüttelte den Kopf. „Das macht nichts.“ Er stand auf und setzte sich neben sie. Sie sah ihn von der Seite an. „Bist du... bist du zufällig hier?“ „Nein, ein paar Leute haben mir von dir berichtet.“ Nami musste betrübt lächeln. „Haben sie dir von einer Heulsuse mit zerzausten orangenen Haaren erzählt?“ Jass wandte sich ihr zu. „Sie haben sich Sorgen um dich gemacht.“ „Sehr liebe Menschen.“ „Glaub mir, das sind sie wirklich. Ich habe mich auf den Weg gemacht.“ „Du hast mich gesucht?“ fragte sie überrascht und hickste noch ein wenig vom Weinen. „Das war doch nicht nötig.“ „Ich habe mir auch Sorgen um dich gemacht.“ „Oh.“ „Ist es wegen Zorro?“ „Was?“ „Hat er dir was getan?“ „Nein, nein.“ antwortete sie schnell. „Ich bin diejenige, die etwas falsch gemacht hat. Ich hatte mir nur etwas Verständnis von Zorro erhofft...“ Nami machte eine kleine Pause. „Ich weiß, dass das noch lange kein Grund zum Weinen ist. Aber wenn ich es dir erzähle, würdest du es doch nicht verstehen.“ „Mir genügt, wenn du aufhörst zu weinen, Nami.“ „Danke.“ flüsterte sie. Plötzlich spürte sie wie Jass einen Arm um sie legte, und sie sachte zu sich zog. „Jass…“ „Ist OK...“ sagte er leise. Mit seinen großen Footballhänden strich er ihr zärtlich durch die Haare. Instinktiv suchten ihre Hände seine Nähe und krallten sich an ihm fest. Sie weinte noch einmal, aber dieses mal war jemand bei ihr, der sie zwar nicht verstand, sie aber tröstete. Als sie wieder einigermaßen zur Besinnung kam, begleitete Jass sie zurück zu Zorro. Dabei hielt er ihre Hand fest und drückte sie leicht, als wolle er sagen: Ich lasse dich nicht allein. Nami wusste nicht, was sie davon halten sollte, doch sie fand die Geste sehr lieb von ihm und ließ ihn gewähren. Je näher sie kamen, desto mehr versteifte sie sich. Jass klingelte Sturm und er klingelte auch weiter, als er durch die leicht durchsichtige Haustür sah, wie Zorro genervt ankam. Zornig riss er die Tür auf. „Was fällt dir eigentlich ein…“ Er hielt inne, als er Nami sah. Als er auch noch sah, dass Jass ihre Hand festhielt, verengten sich seine Augen und er warf ihr einen wütenden Blick zu. „Meinst du nicht, dass du sie genug runter gemacht hast?“ sagte Jass laut. „…musst du sie jetzt auch noch wütend angucken?“ „Das geht dich überhaupt nichts an, Jason.“ zischte Zorro. „Da hast du vielleicht Recht, aber ich habe ein Recht auf den halben Teil der Geschichte, da sich das halbe Dorf fragt, warum eine Fremde, weinend herumirrt.“ Nami schloss die Augen, in Erwartung, dass Zorro explodieren würde. „Hat sie dir das noch nicht erzählt?“ fragte Zorro gehässig. „Anscheinend nicht, oder?“ „Zorro, nicht!“ mischte sich Nami ein, der die ganze Sachen mehr als peinlich war. Mit funkelnden Augen starrte sie dieser an, sagte aber nichts. Nami zog Jass ein wenig zurück. „Das geht schon in Ordnung, Jass.“ „Das hat sie mir auch gesagt.“ sagte Zorro. Zorro ignorierend fuhr sie fort. „Danke, dass du für mich da warst.“ „Bist du sicher, dass du mit ihm alleine sein willst?“ fragte Jass. Sie nickte bestimmt. „Es ist wirklich alles meine Schuld.“ Jass zögerte. „Ich weiß nicht.“ „Bitte, Jass.“ „Nami…“ Daraufhin stellte sie sich auf Zehenspitzen und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. „Bitte, geh jetzt. Ich melde mich bei dir. Versprochen.“ „Also, gut.“ sagte er schließlich. „Aber wenn er Ärger macht, dann komm bitte zu mir.“ „Natürlich.“ lächelte sie sanft. Zorro beobachtete sie voller Wut. Jetzt tat sie wieder so, als wäre sie tapfer und stark. Und musste dieser Kuss auf der Wange sein? Und das war noch lange nicht genug. Zorros Augen weiteten sich, als er sah, wie Jass Nami auf den Mund küsste und sich dann zum gehen wandte. Automatisch ballte er seine Hand zur Faust. Jazy- Bazy würde nicht gehen, ohne von ihm eine ordentliche Tracht Prügel zu bekommen, soviel war klar. Zorro bewegte sich wie ein Roboter. Es war völlig normal, dass Jass eine in die Fresse bekam. Das hatte er gar nicht anders verdient. Nami sah irritiert zu, wie er auf Jass zu rannte, bis sie begriff was er eigentlich vorhatte. „Zorro! Nicht!“ rief sie bestürzt, doch da war es schon zu spät. Sie schrie selbst auf, als sie sah, wie Zorros Faust einen Treffer in Jass’ Gesicht landete. Jass’ Lippe blutete. „Du Hurensohn.“ murmelte er und schlug ebenfalls zu. „Jass! Hör auf! Zorro! Lass ihn los!“ kreischte Nami, doch keiner der beiden hörte auf sie. Es war ein wildes Gerangel und beide schienen gleich stark zu sein. Verzweifelt sah sie sich nach irgendwelchen Gegenständen um, die sie auf die Streithähne werfen konnte. Die Haustür stand offen und sie rannte so schnell sie konnte hinein. In der Küche fand sie Obst und vorsichtshalber nahm sie sich einen Kochlöffel mit. Jass und Zorro balgten mittlerweile auf dem Boden, als sie wieder draußen ankam. Sie stieß wieder einen Schrei aus, als Zorro, der auf Jass saß, ihm einen Kinnhaken verpasste. „HÖRT AUF!“ schrie sie wieder. „Halt dich da raus, Nami!“ brüllte Zorro und durch die Ablenkung hatte er Jass eine Gelegenheit gegeben ihm in den Bauch zu boxen. Zorro keuchte auf. Nami nahm die Banane und ging so nah wie möglich heran. Dann warf sie, sie auf Zorro, der ihr einen wütenden Blick zuwarf, zusammen mit einem bösen Knurren, und wieder einen Schlag abbekam. Den Apfel warf sie auf Jass, der ihn passender Weise auf dem Kopf traf. Leider hatte das nur zur Wirkung, dass jetzt Jass im Nachteil war. Langsam ging ihr das Obst auf und sie hatte nur einen Holzkochlöffel in der Hand. Die beiden waren aufgestanden und keuchten heftig, während sie sich weiter verprügelten. „JASS! ZORRO!“ kreischte sie. Sie wurde schon wieder ignoriert. Also gut. Sie atmete tief durch. Sie hatte keine andere Wahl. Mit einem wilden Aufschrei warf sie sich mitten in das Gedrängel und wurde prompt von beiden Seiten getroffen. Sie ächzte und sank zu Boden. Beide sahen sie entsetzt an, bis sie ihr schnell zu Hilfe eilten. Sie sah Sterne vorbeifliegen und schüttelte ihren schmerzenden Kopf. „Nami! Ist alles OK?“ „Nami, bist du eigentlich bescheuert?“ Das war Zorro. Sie richtete sich auf und verpasste beiden eine schallende Ohrfeige. Jass und Zorro bluteten an der Lippe und ihre Kleidung war zum Teil zerrissen. Jass bekam langsam ein blaues Auge und Zorro hatte eine klaffende Wunde an der Schläfe. Außerdem hatte er ein paar Kratzer an Arm und Hand. Beide sahen sie bestürzt an, doch das war ihr egal. Sie fuchtelte mit dem Kochlöffel vor ihren Nasen herum. „Seid ihr eigentlich... eigentlich... ihr habt sie ja nicht mal alle! Jass, geh bitte nach Hause und lass deine Wunden verarzten! Und Zorro, du gehst jetzt Sofort ins Haus!“ schrie sie. Jass ging wortlos, nur Zorro sträubte sich noch. Sie bedachte ihm mit einem, wie sie hoffte, todbringenden Blick. Als er sie nur verächtlich ansah, fing sie an das Obst aufzuheben und es abermals auf ihn zu werfen. „Du bist ja völlig verrückt!“ schimpfte er und stapfte wütend ins Haus. Erschöpft folgte sie ihm. Er saß auf einem Stuhl in der Küche und atmete schwer. Als sie eintrat, versuchte er sein bestmöglichstes um sie wieder einmal zu ignorieren. Aber das störte sie nicht. Nach langem Suchen fand sie schließlich einen erste Hilfe Koffer. In der zwölften Klasse hatte sie einen Kurs beim Deutschen Roten Kreuz besucht und es war glücklicherweise noch viel hängen geblieben. Sie setzte sich neben ihm, aber er wich ihrem Blick nur aus. Innerlich zuckte sie mit den Schultern. Hauptsache, er ließ sich von ihr verarzten. Seine Lippe tupfte sie mit Desinfektionsmittel ab, aber als sie ein Pflaster auf die Stelle kleben wollte, wo sie aufgeplatzt war, fuhr er sie an. „Aber dann heilt es schneller…“ „Halt die Klappe!“ sagte er immer noch ohne sie anzugucken. Sie warf ihm nur einen mitleidigen Blick zu und fing an die Wunde an seiner Schläfe zu betupfen. Er zuckte zusammen und sie dachte nur mit grimmiger Genugtuung, dass es bloß doll brennen sollte. Sie schmierte eine Salbe darauf und klebte ein großes Pflaster auf die Stelle. Ohne ihn zu fragen, nahm sie seine Hand und besah sich die kleinen Kratzer. Diese waren eigentlich halb so schlimm, aber sie hatte so viel Spaß daran, Desinfektionsmittel darauf zu verteilen. Als sie auch damit fertig war, ging sie in die Küche zurück, brachte den Koffer weg und holte sich einen Kühlakku aus dem Gefrierfach. Zorro wusste nichts damit anzufangen, also wickelte sie ihn selbst in ein Küchentuch und hielt es ihm an die schmerzende Wange. Minuten tickten vorbei und sie bemerkte, dass er ja eigentlich immer noch sauer auf sie war und dass er sie doch fortgeschickt hatte. Aber sie wollte keinen Rückzieher mehr machen. Auch sie sah ihn nicht an, sondern stierte auf irgendeinen Punkt draußen im Garten. Mist. Jetzt hatte sie Jass auch noch geohrfeigt. Sie sah Zorro von der Seite an und stellte geschockt fest, dass er beschlossen hatte, sie nicht mehr zu ignorieren, sondern sie schweigend zu mustern. Sie nahm den Kühlakku von seiner Wange weg und sah verlegen auf ihren Schoß. Sie hielt die Stille zwischen ihnen nicht mehr aus und wollte aufstehen, doch er hielt sie davon ab. ________________ Kapitel 25: Can You Feel This ----------------------------- _________________________________________________________________________________________ Truth is still absolute. Believe that. Even when that truth is hard and cold, and more painful than you've ever imagined. And even when truth is more cruel than any lie. _________________________________________________________________________________________ Sie sah Zorro von der Seite an und stellte geschockt fest, dass er beschlossen hatte, sie nicht mehr zu ignorieren, sondern sie schweigend zu mustern. Sie nahm den Kühlakku von seiner Wange weg und sah verlegen auf ihren Schoß. Sie hielt die Stille zwischen ihnen nicht mehr aus und wollte aufstehen, doch er hielt sie davon ab. Fragend sah sie ihn an. „Was... was ist?“ „Setz dich.“ Sie ließ sich wieder auf den Stuhl fallen. „Du hast mich das zweite Mal geohrfeigt, Nami.“ sagte er schließlich. „Äh... ja.“ „Das tut verdammt weh, das weißt du hoffentlich.“ „Tut mir leid. War Reflex.“ Seine Mundwinkel zuckten leicht, aber er lächelte nicht. Guck mich nicht so an. „Dafür gibt es Kühlakkus.“ Sie hielt ihm das Küchentuch hin, in dem es eingewickelt war, aber er schüttelte nur den Kopf. Eine lange Pause folgte, bevor er wieder mit ihr sprach. „Du weißt, dass du es mir hättest sagen sollen, nicht wahr, Kleines?“ Sie schluckte. Natürlich hätte sie es ihm sagen sollen. Das wusste sie ja selbst. Doch es war ihr so schwer gefallen und sie war einfach zu... verzaubert gewesen. „Ja.“ antwortete sie leise. „Du hast mir einen Heidenschreck eingejagt.“ „Entschuldige.“ „Hat es dir nicht weh getan?“ „W- was genau meinst du?“ stotterte sie. „Als ich in dich eingedrungen bin.“ sagte er ganz unverblümt. „N- nein... e-es war wunderschön...“ Wieder ein Zucken der Mundwinkel. „Und jetzt erklär mir mal bitte, warum du so lange ohne Sex gelebt hast.“ Er sprach mit ernster Stimme und es beunruhigte sie, dass er so ruhig war. Andererseits schuldete sie ihm eine Erklärung. Nur wo sollte sie anfangen? „Du hast gelacht.“ sagte sie stattdessen. „Du hast mich ausgelacht. Das hat mich verletzt, Zorro.“ „Nami, bitte, versteh mich. Ich war geschockt. Ich dachte, du wärst erfahren und dann sagst du mir, dass du Es noch nie getan hast! Und dann fiel mir ein was ich alles mit dir angestellt hab und... mein Gott. Es tut mir leid.“ „Dann versuch auch mich zu verstehen, okay? Meine Beziehungen haben nie lange gehalten, weil ich noch nicht bereit war. Zuerst reagierten meine Freunde verständnisvoll und sie sagten mir, dass sie meinen Wunsch respektieren. Und dann haben sie doch Schluss gemacht oder mich betrogen.“ Sie sah ihn an. „Ich wurde so oft hintergangen und es tat mir weh. Und bei dir war es noch etwas besonderes. Ich meine... sieh dich doch an. Du hast mir das Gefühl gegeben begehrt zu sein. Zum ersten Mal konnte ich mich entspannen. Wie hättest du vorher reagiert, wenn ich dir gesagt hätte, dass ich noch Jungfrau war? Ich hatte Angst, dass du mich verlassen würdest, obwohl wir nicht einmal richtig zusammen waren. Ich habe schon zu viel in dieser Richtung erlebt und wollte es nicht noch mal. Ich wusste nicht, wie es danach sein würde. Verstehst du das?“ Er sah ihr tief in die Augen. „Ich verstehe dich.“ sagte er ernst. „Danke.“ sagte sie leise. „Trotzdem. Wie hast du es so lange ausgehalten? Ich meine... du musst doch auch irgendwann mal dieses Verlangen gespürt haben.“ Sie überlegte lange, bevor sie antwortete. „Ich hatte einfach Angst. Ich hatte Angst vor einer Enttäuschung. Deswegen habe ich gewartet. So lange.“ Zorro streckte die Hand nach ihr aus und berührte sie an der Wange. „Hast du etwa auf mich gewartet?“ „Vielleicht.“ Jetzt lächelte er doch. „Ich fühle mich geschmeichelt. Eine Sache wäre da aber noch. Ich verstehe jetzt warum du die Pille nicht nimmst, aber wie hast du deine Männer denn sonst befriedigt?“ Sie wurde knallrot. „W- wie andere Frauen auch… “ „Was hast du denn so gemacht?“ fragte er neugierig und die Unschuld in seiner Stimme war nicht zu überhören. „Na... mit der Hand. Und... oral eben.“ antwortete sie zögernd. Zorro hob anerkennend die Augenbrauen. „Du musst ja eine richtige Meisterin sein.“ Sie wurde noch röter. „Du bist blöd.“ Er lachte und ihr Herz wurde ganz weich. Sie hatte es vermisst. Dieses Lachen. Dieses fröhliche Lachen, das ihr Herz zum Schmelzen brachte. Auch wenn sie es nicht wollte, so stand sie doch auf und nahm den Kühlakku, samt Küchentuch mit in die Küche. Sie legte alles wieder auf seinen Platz und überlegte, was sie jetzt tun sollte. Zorro nahm ihr die Frage ab. Sie hörte ihn auf sich zu kommen, war aber überrascht, als er von hinten die Arme um sie schlang und sie fest an sich drückte. Ihr Herz klopfte wie wild und ihr wurde schwindelig. „Das war ein ganz schlimmer Streit, Nami...“ „Wir streiten uns doch immer.“ „Aber dieses mal war es etwas anderes. Du hast geweint.“ „Das ist doch nichts neues.“ „Aber es war das erste Mal, dass du wegen etwas Ernstem geweint hast. Und, dass ich daran Schuld war. Es tut mir leid. Es tut mir wirklich leid.“ Sie lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter. „Das macht nichts. Es ist schon in Ordnung.“ „Nein, ist es nicht.“ widersprach er. „Doch. Ich verzeihe dir.“ Er küsste ihr Haar. „Es wird nie wieder vorkommen, Nami. Das verspreche ich dir.“ „Du musst auf deine Lippe aufpassen. Sie könnte jederzeit wieder bluten.“ „Ich werd' s schon überleben.“ Sie schwiegen einen Augenblick und starrten auf den Kiesweg. „Was sollen wir Nojiko und Ace sagen?“ fragte Nami schließlich. „Das mit uns?“ „Du hast ihnen doch versprochen gut mit mir auszukommen.“ Sie verkniff sich ein Lächeln. „Ich mag dich vielmehr, als ich ihnen versprochen habe, Zorro. Außerdem hatte ich gar nicht beabsichtigt mit dir eine Affäre zu haben.“ „Wie wäre es mit einer Beziehung?“ schlug er vor und sie wusste nicht so recht, ob er scherzte oder nicht. „Dafür mögen wir uns nicht genug.“ sagte sie und im selben Moment verspürte sie einen schmerzhaften Stich. „Ich habe dich sehr gern. Ich kann nicht mehr sagen, dass ich dich mag. Das wäre zu wenig. Aber ich liebe dich nicht.“ „Ich weiß.“ flüsterte sie. „Mir geht es genauso.“ Sie drehte sich zu ihm um und sah ihm in die Augen. „Wie viel bedeute ich dir?“ Er fuhr mit seiner Hand durch ihre Haare. „Du bist mir unheimlich wichtig geworden.“ Du mir auch. Sie seufzte selig und drückte sich an ihn. „Weißt du noch, wo du immer ‚Ich hasse Sie’ zu mir gesagt hast?“ fragte Zorro lächelnd. „Erinner’ mich nicht daran.“ „Das fand ich immer so süß von dir.“ „Ach, ja?“ Er antwortete nicht, sondern neigte seinen Kopf, um ihr einen zärtlichen Kuss zu geben. Frustriert musste sie feststellen, dass er selbst mit einer Lippe, die zuvor aufgeplatzt war, gut küssen konnte. Seine Zungenspitze glitt sanft über ihre Mundwinkel und neckte sie. Sie hörte sich leise stöhnen und schlang die Arme um seinen Hals. Er packte sie am Po und hob sie auf die Anrichte der Spüle und trat zwischen ihre gespreizten Schenkel. Sie vertieften den Kuss und auch ihre Hände konnten sie nicht mehr stillhalten. Nami versuchte krampfhaft seinen Reißverschluss runterzukriegen, während Zorro keine Probleme mit dem Verschluss ihres BH’ s hatte. Geschickt teilte er die Körbchen und schob sie, samt Top, hoch. Aus seiner Kehle drang ein Laut, das verdächtig nach einem Schnurren klang. Er strich mit der Fingerspitze über ihre harten Knospen und sie bog sich vor Verlangen zurück. „Wir müssen ein Kondom benutzen.“ wisperte er, während er weiterspielte. „Mir doch egal...“ Er lachte leise und küsste sie erneut. Ihr heiseres Keuchen brachte ihn um den Verstand und er presste sich fester gegen sie. Mitten in einem leidenschaftlichen Zungenspiel und dem erregten Reiben an den Körper des anderen, klingelte es an der Tür. Sie achteten nicht auf sie und machten weiter. Wieder tönte die Klingel. Sekunden später klingelte das Telefon. „Sag mir, dass das nicht wahr ist.“ stöhnte er und schob ihr Top wieder herunter. „Den BH.“ flüsterte sie. Grinsend kam er der Aufforderung nach und machte ihren BH wieder zu. Der Anrufbeantworter ging an und Nami erschrak, als sie Nojikos Stimme hörte. „Zorro! Nami! Egal, was ihr gerade macht, macht sofort die Tür auf !!!“ Zorro und Nami trennten sich mit einem letzten tiefen Kuss. „Ich glaube, sie will, dass wir zur Tür gehen.“ murmelte er an ihrer Lippe. „Mmh...“ Sie küsste ihn noch einmal. „Dein T-Shirt ist halb zerrissen.“ „Ich sag einfach, dass es deine Schuld ist.“ Lachend haute sie ihm auf die Schulter. „Du Idiot.“ Es dauerte noch einpaar Minuten, bis sie endlich zur Tür gingen und einer misstrauisch guckenden Nojiko und einem Stirn runzelnden Ace, öffneten. „Wurde auch Zeit!“ Nojiko stürmte ins Haus. „Was macht ihr schon hier?“ fragte Zorro und schloss die Tür. „Sie wollte plötzlich nach San Fernando.“ antwortete Ace. Er sah Nami’ s geröteten Wangen und konnte sich nur zu gut vorstellen, was sie getan hatten. „Keine Ahnung, warum.“ Nojiko kam wieder zurück. „Nami, komm sofort hier her!“ „Ja, ja.“ Sie folgte Nojiko in die Küche und fühlte sich dabei ertappt. Ihre große Schwester durchsuchte alle Schränke, fand nichts passendes und forderte sie schließlich dazu auf mit ihr einkaufen zu gehen. Schweigend nickte Nami. Sie wusste nicht warum, aber sie hatte ein Ungutes Gefühl. ____________________ naja bissl kurz ^^ Kapitel 26: Somewhere in Between -------------------------------- _________________________________________________________________________________________ E.E. Cummings once wrote: To be nobody-but-yourself - in a world which is doing its best, night and day, to make you everybody else - means to fight the hardest battle which any human being can fight; and never stop fighting. _________________________________________________________________________________________ Der Supermarkt war so gut wie leer. Nami schob einen Einkaufswagen vor sich her und wartete darauf, dass Nojiko mit ihr redete. Sie musste doch einen bestimmten Grund für diesen überraschenden Besuch haben. Nojiko warf zwei Packungen Nudeln in den Wagen und sah sich suchend um. „Nojiko?“ fragte Nami vorsichtig. Ihre große Schwester drehte sich zu ihr um. „Was?“ Angesichts der unhöflichen und gereizten Stimme, verlor Nami ein wenig Mut, fuhr aber tapfer fort. „Ist irgendwas?“ Nojiko blitzte sie an. „Nein!“ antwortete sie und ging weiter. Nami folgte ihr mit klirrendem Einkaufswagen. „Du kannst mir ruhig sagen, wenn ich was falsch gemacht habe... ich meine... ich weiß ja nicht, was ich falsch gemacht habe, aber wenn du’s mir sagst, werd ich es wissen, also musst du es mir nur sagen, damit ich weiß, was ich gemacht habe... und wenn es was mit Zorro und mir zu tun hat, dann musst du gar nicht böse auf mich sein... wir... äh... mögen uns jetzt und deine Hochzeit ist sozusagen... gerettet! Vielleicht hast du es dir nicht so vorgestellt, aber…“ „Habt ihr verhütet?“ „W- was?“ „Na, du hast doch mit ihm geschlafen, oder nicht?“ Nami räusperte sich. „Ähm... ja.“ „Also?“ „Nein...“ Nojiko stapfte wütend mit dem Fuß auf. „Na, bitte, ich kenne dich doch!“ Nami zuckte zusammen. „Aber, wieso…“ Saucen und Obst fielen in den Wagen. „Ich weiß, dass du noch nie mit jemandem geschlafen hast.“ beantwortete Nojiko ihre angefangene Frage. Sie hatte das Gefühl, als hätte man ihr einen Schlag in die Magengrube verpasst. Nojiko wusste es also. Aber, woher? Die Antwort kam wie von selbst. „Als wir nach San Fernando Valley gefahren sind, wurde ich stutzig. Ich habe ja deine Tasche gepackt. Und in deiner Kulturtasche oder in deinem Koffer waren keine Antibabypillen. Zuerst habe ich mir dabei nichts gedacht, aber mein Verdacht verhärtete sich.“ Fuhr ihre Schwester fort, ohne sie anzusehen, sondern mit einem Kennerblick die Lebensmittel zu studieren. „Ich weiß nicht, warum du es mir nie gesagt hast. Und als du mich angerufen hast und später aufgelegt hast, ist mir alles klar geworden.“ „Aber du hast doch selbst gesagt, ich sollte... diesen... diesen blöden Doggy-Style ausprobieren!“ entgegnete Nami aufgebracht. Wenn sie es doch schon gewusst hatte, warum gab sie ihr denn Sextipps, anstatt zu sagen: Hey, vergiss nicht zu verhüten, okay? „Ich habe es bis dahin nicht gewusst! Hörst du mir eigentlich nicht zu? Es fiel mir wie Schuppen von den Augen, als unser Telefongespräch beendet war! Geben Sie mir ein bisschen von jeder Fleischsorte!“ ordnete sie die Frau an der Fleischtheke an, die sich eilig ans Werk machte. Zu Nami gewandt, meinte sie: „Ich dachte, ich bin deine Schwester, Nami. Warum, um Gottes Willen, hast du mir nie etwas gesagt?“ Nami biss sich auf die Unterlippe. „Ich weiß nicht.“ „Weiß es Zorro wenigstens?“ „Ich hab’s ihm heute gesagt.“ Nojiko nahm die Tüte mit dem Fleisch entgegen, die ihr die Frau reichte, und rauschte weiter. „Wie hat er reagiert?“ „Er war... ziemlich wütend.“ „Seine Wut scheint ja verpufft zu sein.“ bemerkte Nojiko und Nami wurde rot. „Nojiko? Kannst du eigentlich noch deutsch?“ Nojiko sah sie ungläubig an. „Ja, wieso?“ „Dann sprich jetzt bitte mit mir deutsch. Die Verkäuferinnen gucken schon alle und ich will nicht, dass bald halb Amerika etwas über mein Sexleben erfährt.“ antwortete Nami auf deutsch. „Das war alles ziemlich unvernünftig von dir, hoffentlich weißt du das.“ Nojikos Deutsch war ein wenig eingerostet, aber sie hatte es nicht vergessen, obwohl sie schon über zehn Jahre in Amerika lebte und sowieso nur englisch sprach. „Ja, das weiß ich. Und es tut mir leid, dass ich es dir nie gesagt habe, aber... ich fand die Sache zu intim. Du sagst mir ja auch nicht, wann und wo du es mit Ace treibst.“ „Ich glaube, dass du das auch nicht wissen willst.“ Aus den Augenwinkeln sah Nami wie die Frau an der Fleischtheke sie mit gehobenen Augenbrauen musterte. Offenbar verstand sie nicht, warum die Beiden plötzlich in einer ganz anderen Sprache kommunizierten. „Nein, natürlich nicht, aber du weißt, was ich damit meine.“ Nojiko seufzte und nahm eine Flasche Sekt aus dem Regal. „Aber du hast nicht verhütet!“ „Ich hatte meine Tage bevor wir hierhin gefahren sind.“ „Das schließt eine Schwangerschaft aber nicht aus.“ Nami hatte das Gefühl ein Déja- vu zu haben, nur das Nojiko weiblich war und sie nicht anschrie. „Ja, schon.“ Drei Tüten Chips fielen in den Einkaufswagen. „Was willst du heute zu essen machen?“ „Raclette. Wir feiern rein.“ „Oh.“ „Findest du das okay? Ach ja.“ Nojiko fischte sich zwei Packungen Kondome. „Groß oder klein? Mit oder ohne Geschmack?“ „Hör auf mich zu triezen.“ Jetzt musste ihre Schwester lächeln. „Willkommen im Club der gebrauchten Muschis.“ „Mein Gott, Nojiko!“ Nojiko lachte und warf die Kondome ebenfalls in den Wagen. „Es macht Spaß dich zu ärgern.“ „Bist du denn noch böse auf mich?“ „Nein.“ Ein tiefer Seufzer. „Jetzt können wir nur noch hoffen, dass du nicht schwanger bist. Und wenn schon, dann bleibst du halt hier.“ „Red nicht, als wäre alles selbstverständlich.“ „Tut mir leid, Nami, ich meine es eigentlich nicht so.“ „Muss ich mir bei Zorro auch noch eine Standpauke von Ace anhören?“ „Wieso das?“ „Na, erst Zorro, dann du, fehlt nur noch dein Verlobter.“ „Ich kann dich beruhigen. Nein.“ „Gut, denn noch mehr Ärger ertrage ich nicht.“ „Ich glaube, wir haben alles.“ Sie steuerten auf die Kasse zu. „Wieso war Zorros Hemd zerrissen? So verrucht bist nicht mal du.“ „Halt die Klappe. Es ist ganz anders als du denkst.“ Sie luden die Einkäufe auf das Rollband und auch die Kassiererin bedachte sie mit einem komischen Blick. Nojiko und Nami ignorierten sie. „Er hat sich geprügelt.“ „Was, heute?“ „Mh.“ „Du meine Güte.“ „Ich glaube, dass ich Schuld bin.“ „Du böses Mädchen, du.“ Nami grinste. „Du und dein blöder Humor.“ „Sei froh, dass ich welchen habe.“ „Kennst du Jason Teague ?“ „Ist das nicht der süße Anwalt von hier?“ „Ja. Er und Zorro können sich nicht besonders gut leiden.“ Die Kassiererin räusperte sich und zeigte mit dem Finger auf die Anzeigetafel. Nojiko zog ihr Portemonnaie aus der Hosentasche und bezahlte. Anschließend packten sie alles zusammen in zwei Einkaufstüten und redeten erst als sie das Geschäft verlassen hatten. „Die dachte bestimmt, dass wir Touristen sind.“ sagte Nojiko lachend. „Also, wo waren wir stehen geblieben?“ „Jason hat mich nach Hause gebracht. Und er ließ sich nicht abwimmeln und wollte die halbe Geschichte erfahren, die jetzt aber ganz uninteressant ist... und dann hab ich es endlich geschafft ihn dazu zu bewegen, dass er geht und... na ja... ich hab ihm einen Kuss auf die Wange gegeben.“ „So kenn ich dich ja gar nicht.“ „Tu nicht so, als wäre es das totale Weltwunder.“ „Und Zorro hat das natürlich rasend eifersüchtig gemacht.“ „Ich denke schon.“ „Wie, hat er es dir nicht gesagt?“ „Nein, ich vermute es aber.“ „Sollen wir nicht die Tüten tauschen? Ich glaub, meine ist schwerer als deine.“ „Also, wirklich Nojiko.“ sagte Nami gespielt empört, tauschte aber doch die Tüte mit ihrer Schwester. „Aber wenn er es dir nicht gesagt hat, dann kann es auch möglich sein, dass Zorro Jason einfach nur eine in die Fresse schlagen wollte, weil ihm sein Gesicht auf den Sack ging.“ „Schwer zu glauben, denn das war, nachdem ich Jass ein Küsschen gegeben habe. Ach ja... und er hat mir eins gegeben.“ „Na schön, du hast gewonnen. Und dann haben sie sich geprügelt und du hast wie ne Irre rum geschrieen, dass sie aufhören sollen.“ Nojiko drückte sich heute wirklich wie ein Teenager aus. Nami rollte grinsend mit den Augen. „Nur am Anfang. Dann habe ich sie mit Obst beworfen und am Ende habe ich doch einen Schlag abgekriegt.“ „Was?“ Nojiko sah sie entsetzt an. „Du hast eine reingehauen bekommen?“ „Na ja... es tat nicht besonders weh.“ „Du erlebst ja halbe Abenteuer in zwei Stunden.“ Sie erreichten das Haus und klingelten an. Ace öffnete, aber sie redeten weiter. „Du musst mir übrigens gleich helfen. Kartoffeln schälen und all so’n Zeugs.“ Sie gingen rein und Nojiko gab Ace einen kurzen Kuss auf den Mund, damit seine Bemühung, den weiten Weg vom Wohnzimmer zur Tür zu laufen, nicht unbelohnt blieb. „Du hast doch Käse gekauft? Und Mais?“ fragte Nami und nickte Ace kurz zu. „Bestimmt, musst mal in den Tüten nachgucken.“ „Wieso redet ihr so komisch?“ mischte sich Ace ins Gespräch ein. Sie packten ihre Einkäufe aus. „Das ist nicht ‚komisch’, sondern deutsch, mein Schatz.“ antwortete Nojiko auf englisch. „Wieso redet ihr deutsch?“ fragte Zorro und kam auf die Drei zu. Inzwischen hatte er sich ein anderes T-Shirt angezogen und spontan senkte er seinen Kopf, um Nami einen Kuss zu geben. Nojiko zwinkerte ihr heimlich zu und zu Zorro sagte sie: „Wir reden deutsch, weil wir es lustig finden.“ „Was ist daran lustig?“ „Viel.“ „Danke für die Auskunft.“ Zorro zuckte mit den Schultern. „Könnt ihr jetzt wieder englisch reden, damit wir auch alles verstehen?“ Nojiko seufzte dramatisch. „Wenn es unbedingt sein muss...“ Lächelnd machte sich Nami ans Werk die Kartoffeln zu schälen, während sie der Konversation lauschte. „Ace? Du weißt doch, wie sehr ich dich liebe, oder?“ säuselte Nojiko. „Was soll ich für dich holen...?“ kam es grummelnd zur Antwort. „Den Raclette Grill. Wärst du so nett?“ „Aber natürlich, Liebling.“ „Ich liebe dich.“ „Ich liebe dich auch.“ Wenige Sekunden hörte sie Schmatzgeräusche und musste unwillkürlich an Zorros und ihre Küsse denken, die letzte Nacht ausgetauscht wurden. „Nojiko gedenkst du auch mal mir zu helfen, oder wollt ihr noch Stunden euren Speichel austauschen?“ rief sie belustigt. „Er lässt mich nicht los!“ antwortete ihre Schwester an Ace´ Lippen, so dass es etwas schwer zu verstehen war. „Ace, jetzt ist Schluss! Stopp... mmhh... ich muss...“ Plötzlich fühlte Nami warme Hände, die sie an den Schultern packten und Zorros Mund an ihrem Ohr. „Heute Nacht führen wir das zu ende, was wir angefangen haben, Darling...“ hauchte er und ihr Körper löste sich in seinen Händen auf. Sie schmolz und schmolz und alles kribbelte. „Du böser Junge.“ flüsterte sie zurück, während sie die Kartoffeln weiter schälte. Seine Lippen begannen sanft an ihrem Ohrläppchen zu knabbern und das Messer in ihrer Hand zitterte. „Hör auf...“ seufzte sie. „Sonst gibt’s nachher noch Tote.“ „Du machst mich verrückt.“ „Zorro...“ „Nur noch ein Kuss. Auf die Lippen.“ „Ich habe ein Messer in der Hand.“ „Dann leg es weg.“ „Nein.“ „Komm schon.“ „Nein. Du musst schon warten.“ Er küsste ihre Haare. „Meine Rache wird fürchterlich.“ „Bestimmt.“ „Mach dich auf was gefasst, meine Liebe.“ „Muss ich jetzt etwa anfangen zu schreien?“ „So in etwa, aber das kannst du auch auslassen und gleich ohnmächtig werden.“ „Später, vielleicht.“ „So, da bin ich!“ Nojiko kam mit geschwollenen Lippen in die Küche. „Entschuldige für die Verspätung, aber Ace hat jetzt auch den Raclette Grill geholt.“ „Meisterleistung.“ sagte Nami trocken. „Deck schon mal den Tisch, Zorro.“ sagte Nojiko. „Bin ich eigentlich hier zuhause, oder du?“ „Keine Ahnung, aber du kannst trotzdem den Tisch decken.“ Zorro lachte und ging. Nojiko schnitt summend die Zwiebeln, was ein bisschen komisch aussah, weil sie breit grinste, während Tränen an ihren Wangen herunter liefen. Anschließend nahm sie die Kartoffeln die Nami geschnitten hatte und packte sie alle in einen Topf voll mit Wasser, in dem sie zuvor Salz reingetan hatte und kochte sie. Nami holte kleine Schüsseln verteilte Saucen, Mais, Käse und das Fleisch. „Soll ich Zettelchen schreiben, was genau welches Fleisch ist?“ fragte sie. „Warum?“ „Ich weiß nicht. Soll ich?“ „Ja, ja.“ Nojiko wischte sich mit dem Ärmel die Tränen weg. „Ich hasse Zwiebeln schneiden.“ Nami holte Papier und beschrieb die Fleischsorten. „Soll ich noch was machen?“ Ihre Schwester sah sich um. „Du könntest schon mal einen Wein öffnen. Am besten zwei. Nimm Rotwein.“ Sie holte die Weine aus dem Weinschrank im Wohnzimmer, aber Ace nahm ihr die Aufgabe ab und öffnete die Flaschen für sie. „Wo sind die Weine?“ fragte Nojiko sie später in der Küche. „Auf dem Tisch. Ace hat die Flaschen aufgemacht.“ „Na dann.“ Nami drückte ihre Schwester. „Danke.“ „Für was denn?“ „Für alles.“ Nojiko lächelte. „Kein Problem, Süße. Jetzt feiern wir erst mal.“ „Okay.“ schniefte Nami. „Hey, du musst doch nicht weinen.“ Nojiko strich ihrer Schwester eine Träne aus dem Gesicht. „Es ist nur... wie soll ich sagen... toll. Danke.“ „Wenn du den ganzen Abend nur heulst und ‚danke’ sagst, sperr ich dich in den Keller, hörst du?“ Nami nickte. „Ich hör sofort auf.“ „Na, also.“ Sie brachten alles auf den Tisch und Nojiko stellte zufrieden fest, dass selbst der Grill schon angeschlossen war. Der Tisch war festlich gedeckt mit Kerzen und Servietten. Außerdem waren noch ein paar Rosenblätter darauf verteilt und die Weingläser waren schon alle gefüllt. Im Hintergrund ertönte sanft die Stimme von Celine Dion, die ‚My heart will go on’ sang. „Also, Jungs, ihr solltet öfters den Tisch decken.“ Bemerkte Nojiko und setzte sich neben Ace. Nami ließ sich neben Zorro nieder und fragte sich, warum das Kribbeln, seit dem Zwischenfall in der Küche, nicht aufgehört hatte. Sie nahm ihr Weinglas und stieß mit den anderen an, wobei sie Zorro einen Blick zuwarf, falls er wieder einen seiner Kommentare auf der Zunge hatte, die etwas mit ihrem letzten gemeinsamen Restaurantbesuch zu tun hatten, aber er lächelte sie nur an, so dass ihr schwindelig wurde und sie schnell einen Schluck trank. Während das Fleisch vor ihnen brutzelte unterhielten sie sich über dies und jenes, wobei Nojiko eifrig mit Nami über Desserts diskutierte und Ace und Zorro belustigt zuhörten. „Ich finde wir sollten heute nur Obstsalat essen.“ sagte Nami. „Wieso Obstsalat? Das ist viel zu normal für deinen Geburtstag!“ entgegnete Nojiko. „Ich zauber’ uns schon was!“ „Nojiko, wir sind doch nicht in einem Fünf-Sterne-Restaurant!“ „Doch, heute ausnahmsweise schon!“ „Aber das ist doch nicht nötig.“ „Doch ist es.“ „Nojiko…“ Nojiko blickte sie warnend an und sie schloss den Mund. Ihre Schwester musste nichts besonderes für sie kochen und eigentlich wollte sie es auch nicht. „Wir können auch nur... Eis essen.“ Fing Nami doch wieder an. „Mit Sahne. Für mich ist das schon genug. Und wenn du etwas machst, dann sollte es nicht lange dauern.“ „Bitte. Eis. Mit Sahne. Okay.“ Nami seufzte und drehte ihr Fleisch auf dem Grill um. Ace wechselte das Thema. „Hast du dir schon eine Dekoration für die Hochzeit ausgesucht, Nami?“ Nami nickte. „Ja, habe ich. Eigentlich. Aber lasst uns nicht davon sprechen, denn sonst wisst ihr ja schon alles. Was mich interessiert ist die Gästeliste. Ich weiß sie immer noch nicht so genau.“ „Ach die Gästeliste...“ Nojiko winkte ab. „Unsere Familien halt. Und n paar Freunde, nichts besonderes.“ „Was genau meinst du damit?“ „Ich meine es so, wie ich es gesagt habe, du Dusselkopf!“ Nami schenkte ihr einen Du- blöde- Schwester-Blick. „Ja, klar, jetzt weiß ich ganz genau Bescheid, vielen Dank für deine Auskunft.“ „Du musst dich nicht bedanken, das ist alles selbstverständlich.“ „Mist, wie konnte ich das nur vergessen?“ „Hör mit dem Unsinn auf, Schwesterchen, du wirst schließlich in ein paar Stunden Sechsundzwanzig.“ Nami nahm sich einen Löffel Mais. „Im Gegensatz zu dir bin ich noch jung.“ sagte sie und verkniff sich ein Grinsen, weil Nojikos Mund, soeben aufgeklappt war. Cassandra Carver schmiss das Fax, das sie soeben gelesen hatte, in den Mülleimer. Eine Nachricht von ihrem Ex, bevor sie endgültig den Durchbruch als weltweit anerkannte Schauspielerin schaffte. Spottend dachte sie an Luke mit seiner albernen Brille, die er nur trug, um erwachsener und intelligenter zu wirken und an seine grauen Socken. Er sah nicht schlecht aus, aber er war eben auch nicht der Mann, den sie sich wünschte und der ihr irgendetwas wert war, außer sein Sex, der war sehr experimentierfreudig gewesen und sie liebte Experimente. Aber ansonsten fand sie keinen Gefallen mehr an ihm und geschlafen hatte sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr mit ihm. Nein, jetzt, nach ihrem erfolgreichen Erotik-Actionthriller ‚Kiss me goodnight’ hatte sie eine feste Beziehung mit ihrem Filmpartner Benjamin Barry. Seit Luke das von der Presse erfahren hatte, belästigte er sie mit obszönen Faxen und Anrufen. Sie hatte es satt, es reichte! Diesen Albernheiten musste sie endlich ein Ende bereiten. Cassandra war eine sehr feminine Frau. Ihre Hüften waren wohlgeformt, aber nicht zu breit und ihre Beine waren lang und dünn. Ihre bis zu den Schultern gehende, gefärbten blonden Haare umspielten ein hübsches Gesicht und ihre blauen Augen schimmerten wie Sterne in der Dunkelheit. Sie hatte einen schön geschwungenen Mund. Sie wusste, dass sie sexy war. Wenn sie ging wackelte sie mit ihrem Knackarsch, so dass die ganze Männerwelt ihr hinterher schaute. Jetzt ging sie mit ihrem Seidenbademantel zu ihrem Schreibtisch und setzte sich auf den großen Ohrenbackensessel. Ihr Durchbruch war nicht mehr neu, aber mit einem Jahr in der Schauspielbranche, war sie noch ein Neuling. Trotzdem hatte sie den Mietvertrag ihrer kleinen Wohnung gekündigt und sich ein größeres, prachtvolleres Anwesen gekauft. Sie zog eine Schublade auf und holte ein Telefonbuch heraus. Sie wusste genau welchen Mann sie suchte. Er war der Richtige für diese lästige Arbeit. Sie würde Luke verklagen, soviel war klar. Sie blätterte in dem Buch herum und wurde schließlich fündig. Lächelnd griff sie zum Telefon und wählte die Nummer. Es läutete sechsmal bis endlich jemand dranging. „George?“ säuselte sie und wickelte die Telefonschnur um ihren Finger. „Man hat Sie mir empfohlen. Man sagte, Sie seien ein ausgezeichneter Anwalt. Mein Name ist Cassandra Carver.“ ______________ Hey Leutzz, nur keine Panik, ich hab diese Dinge - wie mit dem Medaillon usw. nicht vergessen, wenn man genauer „hinliest“ merkt man das sich die Story nur sehr träge bewegt und nur langsam vorankommt, da die meisten Sachen völlig unnötig sind (auch in diesem Kapitel z.B. ^^), aber das alles kommt noch… irgendwann xDD Kapitel 27: Can't Stop This Thing We've Started ----------------------------------------------- ______________________________________________________________________________________ Someone once said: It’s the good girls who keep diaries. The bad girls never have the time. Me… I just wanna live a life I’m gonna remember. Even if I don’t write it down. ______________________________________________________________________________________ Nojiko nahm Namis Fauxpas zum Glück gelassen und das Abendessen endete nicht in einem wilden Streit. Nachdem sie zusammen den Tisch abgeräumt hatten, saßen sie zusammen im Wohnzimmer und tranken weiter ihren Wein, während im Hintergrund die Musik weiterlief und das Holz im Kamin fröhlich knackte. Zum Nachtisch gab es, wie von Nami angeordnet, nur Eis mit Sahne und sie war gerade in der Küche um sich einen Nachschlag zu holen. Als sie sich auf die Couch fallen ließ, sah man sie ungläubig an. „Wieso kannst du noch etwas essen?“ sprach Zorro aus, was die anderen dachten. „Du siehst doch, dass es geht.“ antwortete sie und schob sich einen Löffel Vanilleeis in den Mund. „Natürlich, nur...“ „Zorro, was geht es dich eigentlich an, ob ich eine Schüssel mehr oder weniger esse?“ „Es geht mich sehr wohl etwas an, weil du ja heute…“ „Unsere Unterhaltung ist hiermit beendet.“ sagte Nami schnell, weil sie es vor Nojiko und Ace peinlich fand, dass Zorro eine so intime Sache ansprach, aber wie sie später feststellte, konnten die beiden nur darüber lachen und sich weise Blicke zuwerfen. „Und ihr beiden…“ Nami sah Nojiko und Ace abwechselnd an. „Ihr sollt bloß nicht denken... also... na, ihr wisst schon... es ist nicht so…“ „Ja, schon verstanden.“ unterbrach Nojiko ihre Schwester grinsend. „Obwohl’ s mich schon interessiert.“ „V- von was genau sprichst du?“ „Ach Nami, du bist so leicht zu durchschauen.“ „Jetzt echt ?“ „Tu nicht so, als würdest du’s nicht selber wissen. Komm, lass uns rausgehen.“ Nojiko stand auf und nickte Nami zu. „Bist du festgewachsen? Steh auf.“ Langsam stellte Nami die Schüssel auf den Tisch und erhob sich. Auch Ace und Zorro standen auf, aber Nojiko schüttelte den Kopf. „Frauengespräche sind für euch Tabu.“ „Mist...“ grummelte Zorro. „Gerade wenn’s interessant wird.“ murmelte Ace. Schnell zog Nojiko ihre kleine Schwester nach draußen und schloss die Schiebetür. Es war eine schöne Nacht. Klar und hell. „Manchmal benehmen sich die beiden wie Kleinkinder.“ sagte Nojiko und lächelte in Ace´ Richtung. „Und das immer, wenn sie zusammen sind.“ „Du liebst ihn sehr, nicht wahr?“ flüsterte Nami und war ein klein wenig neidisch auf Nojiko. „Ja.“ seufzte diese. „Ja, ich liebe ihn sehr.“ „Das ist schön.“ „Aber wir wollten doch gar nicht von mir reden. Ich stehe in zwei Wochen im Mittelpunkt, da müssen wir das nicht jetzt schon üben. Lass uns über deine Nacht reden.“ „Welche Nacht ?“ „Ehrlich, bist du so blöd oder tust du nur so? Ich will alles wissen! Komm schon, wir sind doch Schwestern.“ „Aber Nojiko...“ „Kein ‚aber’.“ Sie sah Nami mit einem Ausdruck voller Wärme an. „Wie war es ? Dein erstes Mal ?“ fragte sie sanft. Nami zögerte einen Augenblick. Das war so intim. Und wertvoll. Ob sie das mit ihrer Schwester teilen sollte? Und ehe sie sich versah, sprudelten die Worte nur so aus ihrem Mund. „Es war... schöner als in einem Roman. Schöner als ein Blumenmeer. Es war... ich kann es nicht beschreiben.“ Nojiko ließ Nami einen Moment lang in ihren Erinnerungen schwelgen, bis sie Nami wieder in die Realität zurückholte. „Und wie war er ?“ „Zorro ?“ „Wer denn sonst ?“ Nami musste lächeln. „Er war zärtlich. Sehr zärtlich und sanft. Weißt du, es ist eigentlich ziemlich komisch, wie es dazu gekommen ist.“ Sie sah Nojiko an. „Immer, wenn ich dachte, dass es passieren würde, dann war dem nicht so. Wir brauchten drei Anläufe. Und dann geschah es doch in dem Moment, wo ich es nie erwartet hätte. Wir haben uns angeschrieen. Er hat mich in die Dusche getragen und das kalte Wasser angestellt. Vorher war er ziemlich grob zu mir, aber danach war er so liebevoll und...“ Nojiko beobachtete, wie die Augen ihrer Schwester anfingen zu glänzen. „So etwas vergisst man nicht. Ich werde es nie vergessen, Nojiko...“ „Liebst du ihn?“ „Was?“ Nami sah sie so erschrocken an, dass Nojiko bereute das gefragt zu haben. „Ach, nichts.“ sagte sie deshalb hastig. „Hast du alle Sachen gepackt?“ „Nojiko, wieso…“ „Es ist ziemlich kalt geworden.“ sagte Nojiko laut. „Warte mal hier, ich geh kurz rein.“ „Aber...“ „In 1 ½ Stunden hast du Geburtstag!“ Dann schloss sie die Schiebetür und ließ Nami allein. Nojiko biss sich auf die Unterlippe. Verdammt! Was hatte sie nur gefragt? War sie jetzt völlig übergeschnappt? Nami sah in den sternenbesetzten Himmel und versuchte nicht an Nojikos Frage zu denken. Vergessen. Sie wollte das vergessen. Da ist der kleine Wagen, dachte sie. Ablenken, sie musste sich ablenken. Wie war Nojiko nur darauf gekommen? Halt! Wollte sie sich nicht ablenken? So klappt das nicht... Nojiko benahm sich in letzter Zeit sowieso komisch... was hatte sie ihr nur an dem Tag sagen wollen, als Zorro ihr Gespräch gestört hatte? Es hatte auch etwas mit Ace zu tun, aber Nami konnte sich nur schlimme Sachen denken, obwohl diese ziemliche wirsch waren. Aber Nojiko hatte doch gerade gesagt, dass sie ihn liebte... also konnte es doch nichts negatives sein. Sie traute sich nicht sich umzudrehen. Irgendetwas hinderte sie daran, aber sie wusste nicht genau was. Sie stand nur da und starrte. Dann stellte sie sich vor, dass sie woanders wäre. Vielleicht wieder in Deutschland. Auf ihrem Balkon, von wo aus man einen Blick auf den Wald hatte. Plötzlich fühlte Nami zwei Arme die sich schützend über ihren Körper legten und sie an einen zweiten drückten. Dazu roch sie den vertrauten Geruch von Vanille und frischer Minze. „Eigentlich wollte ich dich ja kidnappen.“ flüsterte er ihr ins Ohr. „Ja, das hätte dir bestimmt Spaß gemacht.“ „Und dich anschließend fesseln.“ „Au weia.“ „Dann wollte ich dich in der Besenkammer verstecken.“ „Das sind wirklich sehr gute Aussichten für meine Zukunft.“ Er lachte leise und sie schmiegte sich enger an ihn. „Ich hab heute noch was vor mit dir.“ sagte er und er küsste sie zärtlich auf das Haar. „Muss ich mir vor Angst in die Hose pinkeln?“ „Darauf kannst du wetten. Am besten nehmen wir noch eine Packung Watte mit, die ich mir in die Ohren stopfen kann, wenn du zu laut schreist. Ach ja... ich vergaß die Pampers.“ „Sehr erotisch.“ „Mmh...“ Seine Lippen wanderten an ihrem Hals entlang und ihr Atem beschleunigte sich. „Hör auf, Zorro.“ „Wieso?“ „Weil Nojiko und Ace im Wohnzimmer sitzen und uns zugucken!“ Sie drehte sich nach ihm um und sah ihm verständnislos in die Augen, aber er sah nicht im Mindesten so aus, als würde es ihn stören. Sie sah an ihm vorbei und stellte fest, dass Nojiko und Ace gar nicht mehr da waren. „Wo... wo sind sie hin?“ fragte sie und ihre Augen huschten hin und her. „Na, wo wohl.“ „Aber wir wollten doch alle zusammen reinfeiern.“ „Der liebe Gott hat meinen egoistischen Wunsch erhört und gemacht, dass sie verschwinden, damit ich endlich mit dir alleine bin.“ „Das finde ich nicht in Ordnung.“ Nami befreite sich aus der Umarmung. Zorro seufzte. „Das war ein Scherz. Glaub mir nicht immer, was ich sage.“ „Dann erklär mir das mal bitte.“ „Ich habe sie gebeten, dass sie uns alleine lassen.“ „Wieso?“ fragte sie sofort. Er lächelte geduldig. „Wenn du deinen süßen Mund halten und mich nicht andauernd unterbrechen würdest, Schätzchen, dann könnte ich es dir vielleicht sagen.“ Er machte eine kleine Pause und als er sah, dass sie den Mund hielt, fuhr er zufrieden fort: „Das gehört zu meinem Geburtstaggeschenk für dich.“ „Du schenkst mir was?“ fragte sie und insgeheim freute sie sich wie ein kleines Kind. „Natürlich schenke ich dir was, Kleines.“ „Es ist erst halb elf.“ „Weiß ich doch. Mach die Augen zu.“ „Wehe du kidnappst mich.“ „Würde ich doch nie tun. Augen zu!“ Sie tat wie ihr geheißen und im nächsten Moment band Zorro ihr ein Tuch um ihre Augen. „Was... was machst du da?“ rief sie und hob automatisch ihre Arme um sich von dem Tuch zu befreien. „Ich seh nichts mehr!“ Lachend hinderte er sie daran das Tuch aufzuknöpfen und zog sie zurück in seine Arme. „Ist ne kleine Überraschung.“ „Ich kann auch einfach die Augen zu machen und du sagst mir wann ich sie wieder aufmachen soll!“ Zorro packte ihre Arme. „Das ist echt fies.“ „Grr...“ schnurrte er. „Du Idiot!“ „Pssst!“ Er trug sie wieder in das Wohnzimmer hinein, wobei er gut darauf achtete, dass sie nicht das Tuch löste. Aber im Gegenteil. Sie schlang ihre Arme um seinen Hals und legte ihren Kopf auf seine Schulter. „So ist’s gut, Süße.“ „Wo bringst du mich hin?“ „In den Himmel...“ hauchte er an ihrem Ohr und sofort verbreitete sich ein angenehmes Kribbeln in ihrem Körper. „Hey Petrus, alles klar?“ „Du bist echt doof.“ sagte sie lächelnd. Zorro öffnete eine Tür mit dem Ellenbogen und drinnen roch sie den süßlichen Geruch von Vanille. Das Zimmer duftete genauso wie er. Dann spürte sie, wie er sie sanft auf ein Bett legte. Sein eigenes? Sie wusste es nicht, aber irgendwie kam ihr der Weg viel kürzer vor, als sonst. „Darf ich jetzt das Tuch abnehmen?“ fragte sie. „Hast du Angst, dass ich dich überfalle?“ Nami schwieg einen Moment. „Nein.“ sagte sie dann. „Ich vertraue dir.“ Sie konnte es zwar nicht sehen, aber er lächelte sie zärtlich an. Sie passte genau hierher. Sie war ein wunderschönes Gemälde, umhüllt mit einem Rahmen. Langsam näherte er sich ihr und knöpfte ihre Jeans auf. Er zog sie herunter und sein Blick haftete auf ihrem seidenen Slip. Widerwillig riss er sich los. Damit würde er später spielen... Eine Hand glitt unter ihr Neckholder und Nami atmete zischend ein. Er fand ihren Spitzen- BH. „Was deine Unterwäsche angeht, da kann ich mich nicht beklagen...“ flüsterte er. „Das hoffe ich doch für dich.“ „Ich werde dir jetzt dein Top ausziehen.“ „Nur zu.“ „Ich wollte dich nur benachrichtigen. Deine Zustimmung brauche ich nicht.“ Vorsichtig zog er es ihr über den Kopf, damit sich das Tuch nicht löste. Jetzt lag sie wehrlos vor ihm, in nichts bekleidet als einem Slip und einem BH. Schnell zog er ihr die Strümpfe aus. „Jetzt friere ich!“ beklagte sie sich. „Du wolltest sie doch nicht anbehalten!“ sagte er vorwurfsvoll. „Ziemlich antörnend, finde ich.“ „Deine Ringelsöckchen?“ Sie grinste. „Bist du nicht meiner Meinung?“ „Werd nicht frech, Kleines.“ „Hast du Duftlämpchen im Zimmer verteilt?“ „Sag ich dir nicht.“ Zorro stand auf. „Rühr dich nicht vom Fleck, sonst gibt’s Ärger.“ Von irgendwoher hörte sie eine Tür zuklappen. Ihr juckte es so in den Fingern das Tuch abzunehmen... Und insgeheim fragte sich, wie er sie wohl bestrafen wollte. Sie musste an die vorletzte Nacht denken und kam sich wie ein dreckiges Schwein vor. In ihrem Bauch war schon ein komisches Gefühl der Freude und sie konnte einfach nicht anders. Sie löste das Tuch. Und kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Das war nicht Zorros Zimmer. Das große Himmelbett mit weißer Seidenbettwäsche stand genau in der Mitte des Raumes. Nur ein Bett und Kerzenständer überall. In einer Ecke war ein Kleiderschrank und ein Sideboard mit verschiedenen teuflischen Spielzeugen und einem CD-Player. Auf dem ganzen Bett waren Kissen und Rosenblätter verteilt. Ob das die aus dem Badezimmer waren, die sie gesehen hatte? Nami drehte sich um und zuckte zusammen, als sie Zorro sah, der sich auf dem Gelände des Bettes gelehnt hatte und sie mit einer komischen Mischung aus Amüsiertheit und Grimmigkeit ansah. „Ich hab’s doch gewusst.“ sagte er. „Du kannst es einfach nicht lassen.“ „Ich... tut mir leid... ich war nur so neugierig... und... warst du nicht weg?“ stotterte sie. Sie fühlte sich ertappt. Was sie auch war. „Nein, war ich nicht.“ „Warst du... nicht?“ wiederholte sie und spürte Hitze in ihrem Körper aufwallen. Ihr Gesicht nahm langsam die Farbe einer Tomate an. „Dann hast du mich die ganze Zeit...“ sie sprach den Satz nicht zu ende. „Bist du bei der Arbeit genauso?“ „Was genau meinst du?“ „Du hast mich reingelegt!“ „Habe ich nicht. Ich habe lediglich getestet, ob du dich auch an das hältst, was man dir sagt, und du hast den Test offenbar in den Sand gesetzt.“ „Wir sind doch nicht bei einem Experiment!“ Auf ihrer Stirn bildete sich eine Falte, die ihm sagte, dass sie aufgebracht war und es überraschte ihn, dass er selbst keine Wut Nami gegenüber verspürte, obwohl sie ihm doch die ganze Überraschung versaut hatte. Ja, es war eigentlich sogar schön gewesen sie anzusehen. Ihr schlanker Körper auf weißem Untergrund. Wie ein Engel. „Wenn du willst, dass ich dir verzeihe, dann musst du jetzt aufstehen, Engel.“ „Da! Du gibst mir schon wieder einen neuen Kosenamen!“ rief sie empört. Er hob eine Augenbraue. Also, wirklich, als wenn es sie stören würde! Wenn sie auf einen Streit aus war, dann war sie hier völlig falsch. Er sah in ihre Augen. „Ich sage nur das, was ich gerade in dir sehe.“ Namis Herz drohte vor Wärme zu verbrennen. Sie ignorierte es. „Wirklich?“ „Komm, steh auf.“ sagte er mit weicher Stimme. Sie tat wie ihr geheißen und langsam kam er auf sie zu. Er führte sie ein wenig vom Bett weg und schaltete den CD-Player ein. Dann zog er sie sachte an seine Brust und ließ seine Hände ihren Körper herunter gleiten. Sie gab einen leisen Seufzer von sich und schlang ihre Arme um seinen Hals. Im Hintergrund setzte der erste Ton an. Eine sanfte Harfe, ein paar Streicher und ein Klavier. „Tanz mit mir.“ flüsterte er. Robin Teague wurde von einem merkwürdigen Geräusch wach. Aufmerksam richtete sie sich vom Bett auf und merkte, dass ihre Tochter Sarah sich zu ihr geschlichen hatte und nun weinend dasaß. Robin knipste die Nachttischlampe an und erkannte sofort das kleine Problem. Sarah hatte sich in die Hose gepinkelt. Die Kleine sah sie mit schuldbewussten und tränennassen Augen an und schob eine Unterlippe vor. „Ich wollte es echt nicht, Mammy!“ schluchzte sie und deutete auf den Fleck. „Ich hab geträumt, dass ich auf Toilette gegangen bin... und dann... dann... bitte schimpf nicht mit mir...“ „Liebling, warum sollte ich mit dir schimpfen?“ fragte Robin betroffen und nahm ihre Tochter in den Arm. Sie fühlte den warmen Kinderkörper an ihren und das Erschüttern bei jedem Schluchzer. Sarah antwortete ihr nicht, sondern schmiegte sich enger an ihre Mutter. Dabei schob sie unbewusst den Daumen in den Mund und saugte daran. Wie lange war es schon her gewesen, seit sie so umarmt wurde? Robin wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht und versuchte sie zu beruhigen. „Ich will nicht, dass du morgen wieder arbeiten gehst.“ stieß Sarah plötzlich hervor. „Aber Sarah...“ „Dann bin ich immer alleine! Bitte, geh nicht mehr arbeiten, Mammy!“ wimmerte sie und schob den Daumen weiter in den Mund. „Du brauchst doch etwas zu essen... und neue Kleider... und…“ „Brauche ich gar nicht!“ rief ihre Tochter und sah sie teils vorwurfsvoll, teils entschlossen an. „Sei doch kein dummes Mädchen...“ sagte Robin leise und gleichzeitig zerriss es ihr das Herz. „Ich will, dass du immer bei mir bist, Mammy!“ Weitere Tränen tropften aus ihren Augenwinkel und Robin musste unwillkürlich an Namis Worte denken. Das Kind braucht eine Mutter! Hatte sie irgendetwas falsch gemacht? Natürlich, hatte sie viele Fehler gemacht, doch in diesem Fall wollte sie nur das Beste für ihre Tochter. Sie konnte keinen Fehler gemacht haben. Robin biss sich auf die Unterlippe. Was würde Greg nur sagen, wenn er sie so sah? Was würde er erst sagen, wenn Sarah und auch Nami Recht hatten? „Bist du wirklich so allein, mein Schatz?“ flüsterte sie und spürte, wie bei der Erinnerungen an ihren Geliebten Greg und bei den Tränen ihrer Tochter, selbst Tränen in ihre Augen stiegen. „Warst du so allein?“ Sarah nickte traurig. Daraufhin drückte Robin ihre Tochter an sich, küsste sie, streichelte sie. „Oh Sarah... es tut mir so leid... ich war so dumm... bitte, sei Mammy nicht böse... es tut mir so leid...“ Nami und Zorro hatten zu der Musik getanzt und ihr wäre nie in den Sinn gekommen, dass so etwas unglaublich erregend sein konnte. „Bitte...“ sagte sie leise. Sie verbrannte in seinen Armen. Zorro nahm ihre Hand und führte sie zu seinem Mund. Sie sah zu, wie er ihr einen Kuss auf die Fingerspitzen hauchte und es kam ihr vor wie eine leidenschaftliche Liebkosung, was es vielleicht auch war. Sie hielt es nicht mehr aus. Zorro ließ es geschehen, als sie ihm das T-Shirt über den Kopf zog und auch als sie sich an den Reißverschluss seiner Hose zu schaffen machte. Als sie auch noch seine Boxershorts herunterziehen wollte, hinderte er sie daran. Sie stöhnte frustriert, was ihn leicht lächeln ließ. „Vergiss nicht, du hast das Tuch abgenommen.“ „Sag mir, was du getan hättest, wenn ich es noch aufhätte.“ „Ich glaube, dass muss ich dir nicht sagen. Du wirst es an deinem eigenen Leib erleben.“ Er führte sie in Richtung Bett und sie legte sich hin, in Erwartung, dass sein schöner Körper sich auf ihren legte, aber er tastete nach dem Tuch und band es ihr wieder um die Augen. „Jetzt werde ich dich quälen...“ sagte er heiser und sie erschauderte. Erregt wandte sie sich unter seinen Liebkosungen und ihr Slip war mittlerweile mehr als feucht. Zorro zog ihn langsam herunter und sie fühlte sich wunderbar befreit. Sie keuchte, als sie die Berührung seiner Hand fühlte und sie somit immer höher trug, aber nur um sie wieder fallen zu lassen. Er steigerte ihre Erregung und ließ dann wieder so abrupt ab, dass es ihr vorkam, wie eine süße Tortur. Sie konnte ihn wegen des Tuchs nicht sehen, dafür umso mehr fühlen. Sie arbeitete mit anderen Instinkten und lernte somit einen anderen Teil von ihm kennen. Zorro begann sie ausgiebig zu küssen, überall, an jeder Stelle. Der Schweiß rann ihr die Schläfe herunter, als er wieder von ihr abließ. „Zorro...“ flüsterte sie. „Zorro, bitte...“ „Du hast gelogen.“ sagte er, ohne auf ihre Worte einzugehen. „Was?!“ Sie stöhnte erneut, als er sie berührte. „Du hast gesagt, du hättest am 30.4. Geburtstag.“ „Na... ahh... na und?“ „Das war eine Lüge.“ „Ich kannte dich damals nicht... nicht... Zorro... ich konnte dich nicht leiden... ist das jetzt nicht... egal?“ „Nein, denn ich muss dich dafür bestrafen.“ Er grinste auf sie herab, auch wenn sie es nicht sehen konnte. „Ich halte es nicht mehr aus!“ rief sie und er konnte es nahezu fühlen, wie sehr sie sich nach einer Explosion sehnte. Er warf einen Blick auf die Uhr. Viertel vor zwölf. „Okay, Kleines.“ Er zog sich die Boxershorts und ihren BH aus und spreizte ihre Schenkel ein wenig mehr. Bevor er in sie eindrang, fiel ihm auf, dass er ein Kondom nehmen musste. „Was ist?“ fragte sie, als sie merkte, dass sich die Matratze ein wenig hob. „Das Kondom.“ Für Nami schien eine Ewigkeit zu vergehen, bis er endlich auf ihr lag. Zorro rollte sich das Präservativ über und drängte sich zwischen sie. „Warte.“ keuchte sie. „Nimm mir das Tuch ab.“ „Ich weiß nicht, ob du deine Strafe schon abgesessen hast, Süße.“ „Zorro!“ Lachend kam er der Aufforderung nach und küsste sie sofort, so dass sie keine weiteren Blicke auf ihn werfen konnte. Sanft drang er in sie ein, während er in ihren braunen Augen versank und umgekehrt war es nicht anders. Es war ein Wunder, dass sie noch nicht gekommen war, wo er sie doch schon so lange hinhielt. Sie wollte sich bewegen, aber machte ihr wieder einen Strich durch die Rechnung. Sie war angespannt, ihre Finger krallten sich starr in seinem grünen Haar und ihr Mund war leicht geöffnet. „Nicht so schnell, Kleines.“ „Nenn mich nicht - Kleines’!“ „Du kannst noch sprechen?“ fragte er gespielt verwundert, woraufhin sie an seinen Haaren zog. Er sah sie grinsend an. Die Uhr tickte. Langsam begann Zorro sich zu bewegen, aber die Bewegungen reichten nicht aus, um Nami ihre lang ersehnte Erleichterung zu verschaffen, was aber Absicht war. Mehr als Absicht. „Dafür bringe ich dich um.“ stöhnte sie. „Manchmal frage ich mich, warum du nicht sofort in die Küche rennst und mir ein Messer in die Brust bohrst.“ „Du verdammter...“ Tick. „Psst...“ Zorro küsste sie leidenschaftlich und ließ alles seinem Lauf. Als die Uhr anfing laut zu piepen, gab Nami einen erstickten Laut von sich und zusammen explodierten sie. „Happy Birthday, Süße.“ flüsterte Zorro und lächelte. Die letzten beiden Töne von der Uhr erschallten, bis sie ruhig blieb. Zwölf Sekunden. „Du Idiot... du verdammter Idiot...“ keuchte sie atemlos. „Schau mal unter dem Kissen nach. Ich glaub, da liegt was für dich.“ „Ich komme nicht dran.“ „Wie kommt’s?“ „Du liegst auf mir, du…“ „Sag’s bloß nicht, Nami!“ Zorro schob eine Hand unter das Kissen und holte eine Kette hervor. Sie war aus Gold und hatte einen kleinen Diamantanhänger. Nami presste sich die Hand auf den Mund. „Oh mein...“ „Gefällt sie dir?“ „Das kann ich nicht annehmen!“ „Und ob du das kannst.“ „Zorro, du solltest mir nicht so etwas Teures kaufen!“ „Es war gar nicht teuer. Ich hab sie auf dem Flohmarkt gekauft.“ entgegnete er. „Du mieser Lügner. Das ist eine Kette von Tiffanys.“ „Woher weißt du das?“ Damit hatte er sich verraten. Sie grinste. „Ich hab geraten.“ Zorro legte ihr die Kette um. „Bitte, nimm sie an.“ Nami befühlte das Metall. „Zorro...“ „Soll ich dich etwa wieder quälen?“ drohte er. Sie seufzte schwer und spielte mit seinen Haaren. „Das war wirklich gemein von dir.“ „Aber pünktlich auf die Sekunde.“ Nami musste lächeln. „Das war der eigenartigste Start in meinem Geburtstag, den ich je hatte.“ „Und der Beste wahrscheinlich?“ „Das wahrscheinlich auch.“ „Die Kette ist ein Geschenk von mir und es wäre unhöflich sie zurückzugeben, findest du nicht?“ Er wusste, dass Höflichkeit wichtig für sie war. Warum sollte er sie nicht mit ihren eigenen Mitteln schlagen? „Nein...“ sagte sie. Dann: „ja...“ Nach einiger Überlegung: „Keine Ahnung... habe ich Bedenkzeit?“ „Bis heute Abend.“ „Also gut, ich überlege es mir.“ Das war zwar nicht das, was er wollte, doch er gab sich damit zufrieden. Ihre Finger fuhren sanft über seinen Rücken. „Was ist das für ein Zimmer?“ fragte sie, während sie ihn weiter streichelte. Er küsste sie zuerst, bevor er antwortete. „Ich glaube, das hast du gerade selbst erfahren.“ „So etwas habt ihr in eurem Haus?“ „Meine Eltern sind sehr heißblütig.“ „Dann weiß ich ja, von wem du das geerbt hast.“ „Sag mir nicht, dass du nicht genauso heißblütig bist, wie ich. Nachdem, was wir beide so gemacht haben, ist es schwer für mich zu denken, du wärst nicht sexgeil.“ „Ich bin auch nicht sexgeil.“ verteidigte sie sich. „Und ob du das bist, Darling.“ „Gar nicht wahr.“ „Du bist ein kleines Luder.“ „Und du ein Idiot.“ „Wie gut wir doch zusammen passen.“ „Meinst du…“ „Das auch.“ „oh.“ Er lachte und sie liebten sich erneut. _______________ Ich weiß, ich weiß - es ist sehr kitschig xDD Kapitel 28: Love is a Battlefield --------------------------------- _________________________________________________________________________________ John Steinbeck once wrote: Change comes like a little wind that ruffles the curtains at dawn, and it comes like the stealthy perfume of wildflowers hidden in the grass. _________________________________________________________________________________ „Hey…“ „Mmh…“ „Aufwachen.“ Nami blinzelte ihn an. „Ich bin noch müde.“ Zorro hatte sich mit dem Ellenbogen aufgestützt, um sie besser mustern zu können. „Es ist schon fast halb elf.“ Mit einem Schlag verschwand ihre Müdigkeit und sie richtete sich auf. „Was? Warum hast du mich nicht früher geweckt?“ Er grinste und zuckte mit den Schultern. Sie beäugte ihn misstrauisch. „Wie lange bist du schon wach?“ „’Ne Stunde.“ „Und was hast du so lange gemacht?“ „Dich beobachtet.“ Stöhnend sank sie wieder zurück ins Kissen. Er gluckste und seine Finger wanderten unter der Bettdecke zu ihr. Er zog sie zu sich heran. „Weißt du was?“ fragte er sie. „Ich denke, dass du es mir gleich sagen wirst.“ „Am liebsten würde ich für immer mit dir in diesem Zimmer bleiben.“ „Ja, das kann ich mir gut vorstellen. Und bevor wir heute fahren, will ich mich noch bei Sarah und Jason verabschieden.“ Er gab einen merkwürdigen Laut von sich. „Oh Nami!“ „Was?“ „Muss das sein?“ Sie antwortete nicht, sondern stand auf. Zorro ließ sich nicht so leicht abwimmeln. „Was ist, wenn der Kerl versucht dich zu entführen?“ „Das würde er nie machen.“ „Warum bist du dir da so sicher?“ „Weil das gar nicht zu ihm passt.“ Zorro hüstelte. „Das zeigt nur, dass du überhaupt keine Ahnung hast.“ Als sie schließlich runter zum Frühstück gingen und Nami von Nojiko und Ace Geschenke bekam, fiel ihr auf, wie viel sich in den letzten Tagen verändert hatte. Sie hatte sich verändert. Und zwar in eine Art und Weise, von der sie nie gedacht hätte, dass sie so sein konnte. Nojiko hatte ihr extra Spiegeleier gemacht und Ace hatte noch schnell Sekt eingekauft. Nami bedankte sich herzlich bei Nojiko und Ace und alle mussten gutmütig stöhnen, als sie in die Küche ging, um sich die Freudentränen abzutupfen. Wehmütig packte sie nach dem Frühstück ihre Tasche und warf einen Blick aus dem Fenster. Sie hatte vor einer Woche hier raus geschaut und seitdem... Was war nur passiert? Wie konnte sich ein Mensch in einer Woche so verändern? Sie seufzte und ging in Zorros Zimmer. Auch er war gerade am packen und sah auf. „Was ist, Darling?“ Nami lächelte leicht und ihre Wangen röteten sich. „Meine Hose.“ Zorro setzte einen fragenden Gesichtsausdruck auf „Welche Hose?“ „Die Weiße.“ „Die Weiße… oh. DIE Hose.“ „Ich hab sie weggeschmissen, aber jetzt fällt mir auf, dass ich sie doch gerne wieder haben würde.“ „Na ja...“ „Hast du sie vielleicht irgendwo gesehen?“ Er kramte in seinem kleinen Koffer und zeigte ihr schließlich eine weiße Hose. „Meinst du die hier?“ Sie nickte erleichtert und nahm ihm die Hose ab. „Ich hab sie waschen lassen, falls du dich wundern solltest, warum sie wieder sauber ist.“ Nami bückte sich und küsste ihn auf die Wange. „Danke.“ Zorro war leicht überrascht über ihre Reaktion, und ein komisches Gefühl breitete sich in seinem Magen aus. „Bist du schon fertig mit Packen?“ fragte er und spürte wie sein Herz schneller anfing zu klopfen. „Jetzt schon, ja.“ Ace klopfte einmal kurz an die angelehnte Tür und trat dann ein. „Störe ich?“ „Nein, nein.“ sagte Nami schnell. „Ich wollte nur sagen, dass wir gleich fahren können.“ Als Nami protestierend den Mund öffnete, fügte Ace noch hinzu. „Und du kannst dich noch von deinen neuen Freunden verabschieden.“ Er zwinkerte ihr zu. „Ja, ja, ich kann auch Kontakte knüpfen, falls ihr anderer Meinung wart.“ sagte sie zu ihrer Verteidigung. „Ich habe nie etwas in dieser Richtung behauptet!“ entgegnete Zorro. Wieder lächelte sie. „Ich geh dann mal meine Hose einpacken. Bis gleich.“ Als die Tür ins Schloss fiel, setzte sich Ace auf das Bett. „Ich hoffe, ihr seid Nojiko und mir nicht böse, dass wir die sechs Tage nicht hier waren.“ Zorro musste grinsen. „Ne, gar nicht.“ „Hat sie gar nicht rumgemeckert?“ „Doch jede Menge.“ Ace lachte. „Das ist typisch Nami.“ Er half Zorro den Koffer zuzumachen. „Sag mal... in welcher Beziehung steht ihr jetzt eigentlich zueinander?“ „Wir sind Freunde.“ „Nur Freunde?“ fragte Ace und hob die Augenbrauen. „Nein. Ich weiß es nicht.“ sagte Zorro ehrlich. „Was ist wenn mehr daraus werden würde? Etwas wirklich Ernstes?“ „Ace, ich weiß es nicht. Mir ist noch nie eine solche Frau begegnet. Sie ist vielschichtig. Undurchschaubar. Manchmal steckt sie voller Überraschungen.“ „Du solltest darüber nachdenken, was sie dir wirklich bedeutet. Nojiko ist gestern etwas Blödes passiert, als sie mit Nami auf der Terrasse stand.“ erzählte Ace und Nojikos besorgtes Gesicht trat in seinen Kopf. „Sie hat sie gefragt, ob sie dich liebt.“ Zorro schluckte schwer. „Was... was hat Nami darauf geantwortet?“ „Nichts. Nojiko hat erkannt, wie blöd diese Frage war. Sie vergisst immer, dass Nami nur zu Besuch ist.“ „Was willst du mir jetzt damit sagen?“ „Du solltest Nami klar machen, dass du nicht vor hast sie zu heiraten. Verstehst du mich?“ „Ich soll... ihr sagen, dass das was wir haben, nicht von Dauer ist?“ „Nur, wenn du auch so denkst.“ „Aha, deswegen sollte ich also über unser Verhältnis nachdenken.“ „Nein, Zorro.“ sagte Ace und sah seinen Freund ernst an. „Du solltest dir über deine Gefühle im Klaren sein.“ Zorro konnte seinen Blick nicht erwidern. Er wusste doch selbst nicht, was er für sie empfand. Es waren positive Gefühle, ja. Aber wie stark waren sie ? Außerdem konnte er nicht mit geschwollener Brust behaupten, dass er das Gefühl kannte, wenn man einen Menschen liebte. Seine erste große Liebe, die Jass ihm ausgespannt hatte, empfand er nachhinein als lächerliche Schwärmerei und Vernarrtheit. Aber was war jetzt ? Was war mit seiner Beziehung, die vor einem halben Jahr endete ? Kuina war eine liebenswerte und intelligente Frau. Sie war hübsch und eigentlich waren sie glücklich. Oder nicht ? Zorro fiel in diesem Moment auf, dass sie nie Sachen getan hatten, wie zusammen ins Kino zu gehen, ohne mitten in der Vorstellung wild knutschend auf dem Männerklo oder in sein Auto zu verschwinden. Er erinnerte sich an ihr Gesicht, das voller Tränen war, als sie ihn wieder einmal beim Betrügen erwischte. Sie war eine starke Frau. Aber sie konnte Tränen zeigen und auch beim Weinen bewies sie Stärke und Selbstbewusstsein. „So geht es nicht weiter, Zorro.“ hatte sie gesagt. „Unsere Beziehung ist der reinste Mist.“ Dann war sie gegangen. Nur zwei Sätze und weg war sie. „Ich... ich denke darüber nach.“ krächzte Zorro. Nie wieder. Das wusste er. Er würde nie wieder eine ernsthafte Beziehung führen, die nur ‚der reinste Mist’ war. Er war siebenundzwanzig, verdammt. Er sollte in der Lage sein, erwachsene, reife Beziehungen zu führen. Also, warum klappte es nicht? Zwei Jahre seines Lebens, die er mit einer Frau geteilt hatte, waren nur Scheiße gewesen? Zorro merkte, wie Ace ihm auf die Schulter klopfte und dann das Zimmer verließ. Seufzend rieb er sich die Augen. Kuina hatte Recht. Ja, sie hatte wirklich Recht. Nami erblickte Robin von weitem. Sie wusste nicht, wie sie sich ihr gegenüber nun verhalten sollte. Die Worte, die sie ihr nachgerufen hatte, hatte sie nicht vergessen und außerdem war Robin Zorros Bettgefährtin, solange er in San Fernando Valley war. Diese Tatsache verursachte eine Welle der Eifersucht in Namis Körper. Robin drehte den Kopf in ihre Richtung und Namis Selbstbewusstsein schwankte. Sie war so hübsch. Es sah einfach toll aus, wie die Sonne auf ihren violetten Locken schimmerte, als wären sie selbst die Sonne. Sie erwartete den feindseligen Gesichtsausdruck wie beim letzten Mal, doch zu ihrer Überraschung lächelte Robin. Ehe sie wusste wie ihr geschah, wurde sie auch schon stürmisch umarmt. Nami blinzelte. Einmal. Zweimal. Sie roch zartes Parfüm und fühlte weiche Haare an ihrer Wange. Es war kein Traum. Robin Teague umarmte sie. Warum? „Nami, es tut mir so leid!“ sagte Robin und sah sie schuldbewusst an. „Das was ich zu dir gesagt habe, war totaler Schwachsinn!“ Nami fühlte sich vollkommen überrumpelt. Wie sollte sie nur reagieren? „Robin... ich... ich weiß nicht...“ begann sie, aber sie wurde unterbrochen. „Weißt du... gestern hatte ich das Gefühl, als würde man mir ein Brett, das die ganze Zeit vor meinem Kopf war, wegreißen. Ich habe gemerkt, was ich für Fehler gemacht habe. Sarah hat mir endlich die Augen geöffnet.“ „Sarah?“ Robin lachte. „Ja! Sie hat sich zu mir ins Bett geschlichen und reingepinkelt!“ „Ich verstehe nicht...“ „Sie hatte endlich den Mut mir zu sagen, was sie denkt und fühlt und ich bin sehr froh darüber. Und dir bin ich so dankbar, dass du mir deine Meinung über meine Erziehung gesagt hast.“ Nami war baff. Sie war nicht die einzige, die sich verändert hatte. „Das... das freut mich. Ich hoffe, dass du jetzt mehr Zeit für Sarah hast.“ Robin nickte ernst. „Ja. Ich habe mich schon nach einem Assistenten umgeschaut. Ich werde die Praxis nicht mehr alleine leiten.“ „Mammy!“ Sarah sprang in die Arme ihrer Mutter und Nami sah zufrieden zu, wie sie ihrer Mutter aufgeregt von ihrem Diktat erzählte. Erst als Robin Sarah auf Nami aufmerksam machte, wurde auch sie umarmt. „Nami! Stell dir vor! Ich hab heute ein superschweres Diktat geschrieben und es war ganz einfach!“ „Das ist wirklich toll, Süße.“ „Was machst du denn hier?“ „Ich wollte mich eigentlich von dir verabschieden.“ Das Strahlen in dem Gesicht des Mädchens verschwand. „Du gehst wieder weg?“ Auch Robin überraschte diese Neuigkeit. „Wieso geht ihr schon?“ „Zorro muss auch langsam wieder zur Arbeit und ich habe noch eine Menge zu tun, weil ich Nojikos Hochzeit dekoriere und ich habe so gut wie noch gar nicht angefangen...“ erklärte Nami. „Aber ich will nicht, dass du gehst!“ sagte Sarah traurig. „Du bist doch jetzt meine Freundin...!“ „Wenn ich weggehe, bin ich immer noch deine Freundin, Sarah.“ „Und wenn du mich vergisst?“ Nami lächelte sie an. „Wie könnte ich nur jemanden wie dich vergessen?“ „Versprich es mir!“ „Versprochen! Indianerehrenwort!“ Sarah seufzte. „Das ist trotzdem voll blöd. Mammy will auch nicht, dass du gehst.“ „Und ich auch nicht.“ sagte eine tiefe Stimme. Nami drehte sich um. Jason. „Jason, ich...“ „Ich wollte nur meinen Senf dazu geben.“ meinte Jason lächelnd. Verlegen strich sie sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Das freut mich sehr.“ „Ich hatte einen schönen Abend.“ „Ja, ich auch.“ „Ey, Jass!“ rief Sarah und drängte sich zwischen sie. „Nami ist MEINE Freundin!“ „Sarah!“ sagte Robin tadelnd. „Stimmt doch!“ erwiderte das Mädchen. „Ist doch wahr!“ „Ich kann nicht mehr lange bleiben. Die anderen warten schon auf mich.“ sagte Nami wehmütig. „Besuch uns mal, wenn du in der Gegend bist, ja?“ sagte Robin und umarmte sie wieder. „Natürlich. Und Entschuldigung angenommen.“ „Danke.“ sagte Robin grinsend. „Erst ich!“ sagte Sarah zu Jass. „Was hat das Kind eigentlich gegen mich?“ fragte Jass seine Schwester. „Manchmal ist das Aussehen halt ein Fluch, Bruderherz.“ erwiderte diese lachend. Als sich Nami von Sarah verabschiedete, kniete sie sich hin. „Ich hab dir was versprochen, und jetzt bist du dran, okay?“ Sarah nickte gehorsam. „Zuerst darfst du mich nicht vergessen.“ „Nie und nimmer!“ „Und zweitens versprichst du mir fleißig in der Schule zu sein.“ „Nur in Mathe nicht.“ Nami unterdrückte ein Grinsen. „Und drittens, musst du lieb zu deiner Mama und Jass sein. Und das Essen von deiner Großmutter... ich glaube, du verstehst mich schon, nicht wahr?“ „Ja. Aber nur die Zwiebeln, okay?“ „Okay. Und jetzt komm her.“ Nami drückte Sarah an sich und fing dabei leicht an zu weinen. „Weißt du was, Nami?“ flüsterte Sarah ihr ins Ohr. „Nein, was?“ flüsterte sie schluchzend zurück. „Ich hab dich lieb.“ „Ich hab dich auch lieb.“ Schweren Herzens beendete sie die Umarmung und sah Jass an. „Wir werden uns sicher wieder sehen.“ Er nahm ihre Hand und führte sie ein wenig weg von Robin und Sarah. „Ich habe Angst, dass du dich nicht daran hältst.“ gestand er. „Ich werde es nicht vergessen.“ „Da ist noch etwas...“ Er sah ihr tief in die Augen. „Du bedeutest mir sehr viel. Ich...“ er hob seine Hand und legte sie auf ihre Wange. „Ich liebe dich, Nami Johnson.“ Ihr wurde schwindelig. „Jass...“ „Sag nichts, Nami. Ich weiß, dass es bescheuert ist. Wir kennen uns gar nicht richtig, aber... als ich dich das erste Mal auf der Schaukel gesehen hatte...“ Jass hielt inne. „Jetzt verabschiede dich von mir.“ „Aber...“ Er zog sie in seine starken Arme. „Bitte... lass mich dich ein letztes Mal umarmen.“ „Jason…“ „Nicht mehr reden. Bitte sag nichts mehr.“ seine Stimme brach und er drückte ihr einen Kuss auf das Haar. „Ich liebe dich. Mein Gott, ich liebe dich...“ Abrupt ließ er sie wieder los. Sie sah ihm noch kurz in die Augen und winkte Robin und Sarah zum Abschied zu. Nojiko und Ace waren schon vorgefahren und sie hatte Zorro gebeten an der Ecke zu parken. Jeder Schritt fiel ihr schwer. Sie konnte Jasons Gefühle nicht erwidern. Und es tat ihr vom ganzen Herzen leid. Zorro sah in ihr tränenverschmiertes Gesicht, als sie einstieg, reichte ihr stumm ein Taschentuch und fuhr los. Er sprach sie nicht auf ihre Tränen an. Wahrscheinlich war es keine große Neuigkeit mehr für ihn, dass sie wieder weinte. Er ließ sie weinen, wofür sie ihm dankbar war. Nach einer viertel Stunde hörte sie für ihre Verhältnisse schnell auf. Als Zorro nach über 45 Minuten immer noch kein Gespräch anfing oder etwas sagte, war sie diejenige, die es tat. Gleichzeitig beunruhigte sie seine Verschwiegenheit. Sie kannte ihn nur als lebendigen und pausenlos redenden Menschen. „Was machst du heute?“ fragte sie schließlich. „Ich muss kurz bei der Arbeit vorbeischauen. Wieso?“ „Ich dachte...“ Sie fasste sich ein Herz und legte ihre Hand auf seine, die die Gangschaltung umklammerte. „... heute ist doch mein Geburtstag.“ Zorro dachte an Ace´ Worte. Ich kann nicht. Kleines, ich will, aber ich kann nicht. Er dachte nicht zu ende. „Ich will ihn mit dir zusammen verbringen.“ Zorro versuchte krampfhaft seinen Blick auf die Straße zu richten. Tut mir leid, aber ich muss heute arbeiten. Ich habe keine Zeit für dich. Warum sagte er das nicht? Wieso konnte er nicht? Nami war innerlich zusammengezuckt, als er nicht antwortete. Sie nahm ihre Hand wieder weg. „Zorro?“ sagte sie nach einer Weile des Schweigens. Sie sah ihn von der Seite an. Warum antwortete er nicht? Was hatte er? Hatte sie etwas falsch gemacht? „Könntest du... mir bitte antworten?“ fragte sie leise und ihre Stimme zitterte. „Du... Du machst mir Angst...“ Sie schniefte. Zorro fuhr an die Seite und sah sie an. „Zorro!“ flehte sie, denn nun bekam sie wirklich Angst. Stöhnend beugte er sich rüber und drückte sie an sich. „Was ist los ?“ wisperte sie, während sie sich an ihn schmiegte. „Ich will dir nicht weh tun.“ murmelte er. „Ich will dir wirklich nicht wehtun, Kleines...“ „Ich weiß. Aber das tust du nicht.“ flüsterte sie. „Nein.“ Er sah sie an. Sah in ihre großen Rehaugen, die er so an ihr liebte. Dann küsste er sie zärtlich auf den Mund und sah sie wieder an. Langsam breitete sich ein liebevolles Lächeln auf seinen Lippen aus. „Wie schön du bist.“ Sie winkte ab. „Ach Zorro...“ Sie streckte ihre Hand nach ihm aus und zeichnete die Konturen seiner Oberlippe mit ihrem Zeigefinger nach. „Nami...“ sagte er ernst. „Du weißt... du weißt hoffentlich, dass das was wir haben... dass es wahrscheinlich... nicht lange halten wird.“ Ihr Finger hielt inne. Natürlich. Wie konnte es auch anders sein? „Ja.“ sagte sie. „Ja, das weiß ich.“ Zorro legte ihr seine Hand auf die Wange, so wie Jass zuvor und ihr fiel auf, dass seine Hände viel kälter waren. Er drehte ihr Gesicht in seine Richtung. „Ich will dir nicht weh tun.“ sagte er leise. „Du bist etwas ganz besonderes. Ich will nicht, dass dir wehgetan wird, verstehst du mich?“ Sie ließ ihre Hand sinken. „Deine Hand ist ganz kalt.“ Er zog seine Hand zurück. „Nami...“ Er bat sie um Verständnis. „Würdest du wollen, dass ich dir irgendwelche Lügen auftische?“ „Nein, natürlich nicht.“ sagte sie mechanisch. Da sie den Blickkontakt nicht mehr länger aushielt, sah sie weg. „Aber mir wäre lieber gewesen, wenn du nichts gesagt hättest. Wenigstens heute nicht.“ „Es tut mir leid. Aber ich hätte es bestimmt verdrängt, wenn ich mich nicht dazu durchgerungen hätte. Eigentlich wollte ich dir gar nichts sagen.“ „Warst du deswegen so still?“ „Ich musste nachdenken. Und dann... dann hast du auch noch geweint. Du bist so süß und zerbrechlich, wenn du weinst und ich als Mann kann das einfach nicht mit ansehen.“ Nami holte tief Luft. Atmete dreimal ein und aus. „Lass uns... lass uns weiterfahren.“ Er sagte einen Moment lang nichts. „... Okay.“ Zorro schaltete den Motor wieder ein und den Rest des Weges schwiegen sie sich an. Die ganze Fahrt über hatte sie sich mit Nojikos und Ace´ Hochzeit abgelenkt und ihre ganzen Pläne durcheinander gebracht. Wie konnte sie nur daran denken, die Hochzeit in rot und weiß zu gestalten? Ihr war eine viel bessere Idee eingefallen. Am liebsten hätte sie über sich selbst gelacht, weil sie sich mit Dekorationen und Farben ablenkte, nur um nicht an das zu denken, was Zorro ihr gesagt hatte. Schließlich stand das Auto vor dem Haus ihrer Schwester. „Wir sind da.“ sagte Zorro überflüssigerweise, aber sie reagierte nicht darauf. Wie durch einen Schlag war die Hochzeit in ihrem Kopf verschwunden und es blieb nur noch Fragen: Werden wir uns wieder sehen? Was ist mit uns? Hat sich jetzt irgendetwas verändert? Zorro stieg aus und öffnete den Kofferraum. Er seufzte innerlich, als er Namis Tasche herausholte und ihr die Autotür öffnete. Als auch sie endlich ausstieg und er sie noch bis zur Veranda begleitete, hatte sie das merkwürdige Gefühl zu ersticken. Sie wusste nicht warum, aber es war einfach so. Sie standen sich wie zwei schüchterne Teenager gegenüber und wussten nicht, was sie sich sagen sollten. Gab es überhaupt noch etwas zu sagen? Nami sah in seine dunklen unwiderstehlichen Augen. „Willst du mich nicht küssen?“ fragte sie leise. Sie merkte wie er zögerte, bevor er ihr einen kurzen Kuss auf den Mund hauchte. Du hast mir meine Frage nicht beantwortet., dachte sie. Zweifellos war seine Handlung eine Antwort gewesen, doch musste sie ihn bei ihrem nächsten Treffen genauso fragen? Und was war mit ihrer anderen Frage? Sie klingelte und Ace öffnete ihr die Tür. Er lächelte, doch sie war im Moment nicht in der Lage zurück zu lächeln. Ohne ein weiteres Wort, ohne einen weiteren Blick zu Zorro, ging sie hinein. Da wusste Ace, was Zorro ihr gesagt haben musste. Dieser erwartete so etwas wie ein kurzes Nicken und ein wenig Dank. Er war verwirrt, als Ace ihn mit einer Mischung aus Mitleid und Fassungslosigkeit ansah. „Was ist ?“ wollte Zorro wissen. „Am besten du gehst jetzt.“ antwortete Ace. „Was habe ich jetzt schon wieder gemacht ?“ rief Zorro wütend. „Hast du mir nicht gesagt, dass ich es ihr sagen soll ? Habe ich das nicht getan? Verdammt Ace, ich hasse es andauernd vor dir wie ein kleiner Schuljunge zu stehen, während du mich anguckst, als hätte ich eine Sechs in Chemie!“ „Musste es unbedingt heute sein ?“ „Meinst du nicht, je früher desto besser ?“ „Ihr Geburtstag ist eine eindeutige Ausnahme. Sie hat sowieso schon viel auf dem Hals.“ „Und das wäre ?“ „Du musst zur Arbeit, geh jetzt.“ Zorro drehte sich schnaubend um. „Manchmal bist du echt ein Arschloch!“ Diese Worte trafen Ace nicht im Geringsten. Natürlich war er derjenige der Zorro dazu gedrängt hatte, Nami zu sagen, dass diese Art von Beziehung wahrscheinlich nicht lange halten würde. Aber wenn er in Zorros Lage wäre, hätte er es nicht heute gesagt. Nicht an diesem Tag. Aber vielleicht lag es nur daran, dass er und Nojiko etwas wussten, und die anderen nicht. Kopfschüttelnd schloss er die Tür. Er war von Anfang überzeugt gewesen, dass das keine gute Idee war, aber Nojiko hatte darauf bestanden. Von oben hörte er, wie Nojiko auf Nami einredete. „Du bist doch gerade erst gekommen!“ „Ich muss aber wieder los, bevor ich vergesse, was ich kaufen will!“ „Kann das nicht bis morgen warten?“ „Ihr müsst mich auch nicht hinbringen, ich nehme mir ein Taxi oder so.“ „Wofür nimmst du dir ein Taxi?“ rief Ace nach oben und ging die Treppe hinauf. „Nami will in die Stadt!“ sagte Nojiko vorwurfsvoll. „Sie will alleine nach Los Angeles City! Alleine, Ace!“ „Nojiko, ich weiß wirklich nicht, wo das Problem liegt!“ mischte sich Nami ein. „Ich bin sechsundzwanzig und eine erwachsene Frau! Ich bin nicht mehr sechzehn, okay?“ „Ich trage aber Verantwortung für dich!“ „Tust du nicht! Ich habe die letzten fünf Jahre alleine gelebt, ich bin alleine einkaufen gegangen, ich putze alleine meine Wohnung und ich gehe alleine zur Arbeit! Meinst du nicht, dass du mir vertrauen kannst?“ Nojiko sah Ace bittend an. „Sag doch was! Sie war noch nie allein in Los Angeles! Was ist, wenn sie sich verläuft?“ Ace räusperte sich. „Nojiko, sie hat Recht.“ Er erntete einen verständnislosen Blick von ihr, trotzdem fuhr er unbeirrt fort. „Nami, du nimmst dir aber kein Taxi. Du kannst meinen Wagen haben.“ Seine Schwägerin strahlte. „Nimm aber dein Handy mit, falls etwas passieren sollte. Und spätestens um sechs bist du wieder da.“ „Aye, Dad!“ rief Nami glücklich. Nojiko öffnete protestierend den Mund, aber Ace kam ihr zuvor. „Komm her, Liebling.“ „Das kannst du nicht machen, Ace! Sie ist…“ „Noji, komm her.“ Sie gab sich geschlagen und ließ Nami allein in ihrem Zimmer. Ace nahm ihre Hand und ging mit ihr runter ins Wohnzimmer. „Du kannst sie nicht immer beschützen, Schatz.“ „Ich weiß.“ „Stell dir mal vor, du machst das immer noch, wenn du sechzig bist! Dann kannst du keine siebenundfünfzigjährige mehr herumkommandieren.“ Nojiko lächelte. „Man kann es ja versuchen.“ „Sie würde dich dafür hassen.“ Ace küsste sie zärtlich. „Du bist ihre Schwester und nicht ihre Mutter.“ „Ach ja? Und wie war das gerade mit dem ‚Um sechs bist du wieder da’?“ entgegnete sie. „Das war nur, um dich zufrieden zu stellen.“ erklärte er lächelnd. „Ich mache mir wahnsinnige Sorgen um sie. Auch noch wegen dieser dummen Frage gestern...“ „Sie braucht Ablenkung.“ Nojiko drückte Ace´ Hand fester. „Hat er es ihr etwa gesagt?“ „Mh.“ Nami stand am Fuße der Treppe und hatte ungewollt ihrem Gespräch gelauscht. Sie zwang sich ruhig zu atmen, als sie runter ging. Sie wusste genau, dass sie über Zorro und über sie sprachen und es störte sie, dass Nojiko und Ace so viel Bescheid über sie wussten. „Ich bin fertig.“ sagte sie zu den beiden und versuchte einen normalen Gesichtsausdruck aufzusetzen. Ace gab ihr seine Autoschlüssel und Nojiko ermahnte sie bloß langsam und vorsichtig zu fahren, der Verkehr in Los Angeles sei die Hölle. Sie nickte brav und als sie in den blauen BMW stieg, plagten sie sowieso andere Sachen, als der höllische Verkehr in der Großstadt. Sie fuhr aus der Einfahrt und schaltete die Musik lauter. Love is a battlefield. Oh ja, dachte sie seufzend. Oh ja, so ist es. ____________ Kapitel 29: The Quiet Things That No One Ever Knows --------------------------------------------------- ___________________________________________________________________________________ Es dauerte fast eineinhalb Stunden, als sie endlich aus dem Auto steigen konnte. Sie hatte endlos lange nach einem Parkplatz mitten in der Stadt gesucht, aber sie war zufrieden mit sich. Der Wagen stand so gut wie im Herzen Los Angeles. Da sie schon mit Nojiko und Ace die Sehenswürdigkeiten besichtigt hatte, konnte sie sich den Fotoapparat sparen und sich auf die Dekorationen kümmern. Sie ärgerte sich ein wenig, dass sie keine Liste geschrieben hatte. Der Bürgersteig, der so breit wie eine Fahrbahn auf der Autobahn war, war voll und sie musste gut auf ihre kleine Handtasche aufpassen, die sie sich um die Schulter gehängt hatte. Sie ging an einem eindrucksvollen modernen Gebäude vorbei. Was das wohl für eine Firma sein mochte? Vielleicht ‚Glamour’, die Frauenzeitschrift? Nami konnte nicht lange über den Namen der Firma rätseln, da sie von weitem ein Brautmodengeschäft und daneben einen schicken Blumenladen entdeckte. Als sie den Laden betrat, kam sie aus dem Staunen nicht mehr raus. In der Mitte stand ein großer Springbrunnen und es war, als würde sie das Paradies betreten. Sofort eilte eine Frau mittleren Alters zu ihr und fragte, ob sie helfen könnte. Sie bestätigte und sagte, sie suche Lilien. „Folg mir, Liebes.“ sagte die üppige Rothaarige, die eine familiäre Aura verströmte und führte sie in ein anderes Zimmer, das voller Lilien war. Sie tolerierte diese Art von duzen, da die Frau viel älter war als sie und außerdem sah sie viel zu nett aus und man konnte ihr nicht wegen ihrer Offenheit böse sein. Mist, jetzt dachte sie schon wieder über Höflichkeit und Benimmregeln nach. „Beeindruckend.“ sagte Nami und strich mit einem Finger sanft über die Blüte einer weißen Lilie, die sich Casablanca Lilie nannte. „Wie viele haben Sie von der Weißen?“ „Es kommt ganz darauf an.“ „Sind Sie die Ladenbesitzerin?“ „Ja. Ich bin Flora Franklin. Wie du siehst, hat meine Familie sehr viel mit Blumen zu tun.“ Nami lächelte. „Ich bin selbst Inhaberin einer Floristenfirma in Deutschland und habe auch hier ein paar Firmen.“ Flora nickte. „Wofür brauchst du die Casablanca Lilien, Schätzchen? Brautstrauß?“ „So ähnlich. Ich gestalte die Hochzeit meiner Schwester.“ Wieder nickte die Ladenbesitzerin. „Du willst große Sträuße, nehme ich an.“ „Richtig. Ich muss nur kurz überlegen, wie groß die Fläche ist, auf der sie feiern... ich glaube, dass es ungefähr 1500 Quadratmeter sind.“ „Dann empfehle ich 50 große Sträuße.“ „Könnten Sie mir zeigen, was Sie unter ‚groß’ verstehen?“ „Selbstverständlich.“ Flora Franklin verließ kurz den Raum voller Lilien und kam einige Minuten später mit einem gigantischen Strauß zurück. „Das sind zwar keine Lilien, doch das ist nur zur Veranschaulichung. Ist dieser Strauß groß genug?“ „Auf jeden Fall.“ sagte Nami. „Ich werde dann fünfzig von den Casablanca Lilien Sträußen bestellen und einen etwas größeren Gemischten. Ach ja, bevor ich es vergesse... Haben Sie blaue Rosen?“ „Wir bewahren sie in einem extra Zimmer auf, weil sie sehr empfindlich sind, weißt du.“ Sie folgte Flora in einen warmen Raum und sah die gezüchteten Rosen von Katrin. „Die Temperatur sollte ein wenig gesenkt werden.“ sagte sie, als sie die Blumenerde betrachtete. „Und sie brauchen wieder Wasser.“ Die Dame hob anerkennend die Augenbrauen, nachdem sie sich vergewissert hatte, ob es stimmte. „Du hast Recht, Süße. Woher kennst du dich so gut mit dieser Rose aus?“ Nami schenkte der Frau einen amüsierten Blick. „Meine Mutter hat sie gezüchtet. Die erste blaue Rose der Welt. Ich führe die Firma ‚Johnsons’.“ „Johnsons? Du bist Miss Johnson?“ „Nami Johnson.“ „So ein Zufall! Hoffentlich war ich nicht unhöflich zu dir, Liebes! Hättest du etwas Zeit? Ich habe dich einmal in der Zeitschrift ‚House and Garden’ gesehen und habe erst dann von den blauen Rosen erfahren! Ich würde liebend gern ein wenig mit dir plaudern.“ „Sehr gern, Flora. Und sag bitte ‚Nami’.“ „Ich kann’s immer noch nicht fassen! Meine Güte, was für ein Zufall!“ Nami lachte. „Dein Laden hat meine Aufmerksamkeit geweckt. Er ist sehr außergewöhnlich gestaltet.“ „Ja, unsere Tradition ist es, unseren Kunden ein Hauch von Paradies zu schenken.“ „Das ist dir eindeutig gelungen.“ „Vielen Dank, Nami.“ Flora holte einen Stuhl und stellte ihn hinter die Theke, direkt neben dem zweiten. Gerade als sie sich setzen wollten, kamen Kunden herein. „Tut mir leid, ich muss mich eben darum kümmern.“ entschuldigte sie sich. „Kann ich dir dabei helfen?“ fragte Nami spontan. Flora seufzte. „Kindchen, nur weil ich ein bisschen alt aussehe...“ „Es würde mir Spaß machen. Und du siehst kein bisschen alt aus.“ „Das ist lieb von dir, aber der Spiegel und das Alter lügen nicht.“ Es war lustig Flora beim Verkaufen zu helfen und der Tag verging wie im Flug. Zwischendurch setzten sie sich hinter die Theke und beobachteten Passanten, oder sie sprachen über Gott und die Welt. Dabei tranken sie Kaffee und aßen leckeren Kuchen. „Darf ich morgen noch einmal vorbeischauen?“ Flora nickte lebhaft. „Natürlich, Liebes! Wann immer du willst.“ „Es ist irgendwie befreiend sich mit dir zu unterhalten.“ „Nun ist aber gut hier mit den Komplimenten.“ sagte Flora gespielt empört. „Ich meine es ernst.“ „Hast du etwa was auf dem Herzen, Liebes?“ „W- wieso?“ Die Dame zuckte mit den Schultern. „Meine Kinder sagen das immer, nachdem ich mit ihnen ein Problem ausdiskutiert habe.“ Nami stellte ihre Kaffeetasse auf die Theke. „Hmm, kann sein.“ „Du musst es mir nicht erzählen, Kind, wenn du nicht willst.“ „Vielleicht, wenn ich mir über das Problem im Klaren bin.“ „Du brauchst es mir auch gar nicht erzählen. Deine Gesellschaft ist schon unterhaltend genug.“ Sie zwinkerte und Nami musste lächeln. „Bist du verheiratet, Flora?“ „Ja, und ich bin sogar glücklich.“ Sie lachten. „Erzähl doch mal, wie ihr euch kennen gelernt habt.“ Ein tiefer Seufzer. „Das war schon so eine Sache mit Harold und mir...“ Und sie erzählte und erzählte. Sie kannte Harold schon seit ihrer Kindheit und sie waren die engsten Freunde. Als sie schließlich in das Alter kamen, wo man sich für anderweitige Sachen mit dem anderen Geschlecht interessierte, funkte es. Sie blieben bis zur Highschool ein Paar, doch es klappte nicht. Er wollte an die Ostküste und dort sein großes Glück machen, doch sie fand das lächerlich. Sie verloren sich aus den Augen, bis sie sich nach sechs Jahren wieder sahen. Es war Liebe auf den zweiten Blick, aber der Weg zum wirklichen Glück war hart. Sie mussten ihre Eltern überzeugen, dass sie für einander bestimmt waren, was aber nicht einfach war. Da war auch noch die Firma, die Flora zunächst nicht weiterführen wollte, doch Harold ermutigte sie dazu und versprach ihr Beistand. Nami hörte gespannt zu. Als Floras Geschichte zu ende war, musste sie sich wieder einmal die Tränen abtupfen. „Wie wunderschön.“ schniefte sie. Flora lachte. „Bist du immer so sensibel, Liebes?“ „Leider ja.“ Der Laden füllte sich wieder mit Kunden und sie das Gespräch wurde unterbrochen. Sie setzten es am späten Nachmittag wieder fort, als es etwas ruhiger wurde. Nami vergaß die Zeit, erst als sie sah, dass es langsam dämmerte, fiel ihr ein, was Ace gesagt hatte. Spätestens um sechs musste sie wieder zurück sein. Sie fragte Flora nach der Uhr, die ihr sagte, dass es bereits halb sechs sei. Nami telefonierte mit Nojiko und teilte ihr mit, dass sie die Zeit vergessen habe und etwas später da sein werde. Bevor Nojiko wieder protestieren konnte, legte sie schnell auf. In diesem Moment ging die Ladentür auf. „Nami?“ Erschrocken drehte sie sich um. „Was... was willst du denn hier?“ fragte sie Zorro. „Ich hab dich hier gesehen und... keine Ahnung.“ Sie redete nicht weiter mit ihm, sondern verabschiedete sich von ihrer neuen Freundin und versprach ihr morgen wieder zu kommen. „Mach’s gut, Herzchen.“ „Bis dann, Flora.“ Sie schnappte sich ihre Tasche und rauschte an Zorro vorbei, der ihr natürlich folgte. Aber sie war nicht bereit für ein Gespräch. Sie hatte noch nicht nachgedacht. Sie musste unbedingt nachdenken und das konnte sie nicht, wenn er in der Nähe war. Sie fühlte sich verloren, als er ihren Arm packte und sie an sich zog, mitten in der vollen Einkaufsstraße von Los Angeles. „Hör zu.“ sagte er mit zitternder Stimme. „Versuch mich zu verstehen, okay? Das was ich zu dir gesagt habe, sollte dich nur etwas warnen. Damit ich dir nachher nicht wehtue. Und ich will das gottverdammt nicht! Ich will dir nicht wehtun! Verstehst du?“ „Du warst so komisch.“ flüsterte sie. „Du warst nicht wie sonst. Das hat mir Angst gemacht, Zorro. Ich dachte, du hättest dich deswegen verändert. Du hast mich nicht geküsst. Ich musste dich fragen.“ „Nami...“ stöhnte er und drückte sie an sich. „Ich bin immer noch derselbe. Ja? Ich bin immer noch Zorro.“ „Du bist immer noch Zorro.“ wiederholte sie. „Ja, Kleines.“ Er senkte den Kopf und sie küssten sich. Es war keine Versöhnung und es war auch kein Neuanfang. Sie hatten keinen Kompromiss gefunden und sie dachten auch nicht mehr weiter darüber nach. Beide waren viel zu verzweifelt und viel zu ängstlich, weil sie beide wussten, wie es ausgehen würde. Namis Handy klingelte. Zorro brach den Kuss ab, damit sie drangehen konnte. „Hallo?“ Eine Stimme sagte etwas, aber sie verstand sie nicht. Es war zu laut. Sie legte wieder auf und sagte zu Zorro, dass sie zu dem Parkhaus müsste, weil dort Ace´ BMW stand. Zorro griff nach ihrer Hand und drückte sie zärtlich, während sie sich durch die Menschenmasse drängelten. Im Parkhaus klingelte das Handy wieder. „Hallo?“ sagte Nami. „Ist da Nami Johnson?“ fragte eine dunkle Männerstimme. „Ja.“ sagte sie. „Und mit wem spreche ich?“ Eine kurze Pause. „Ich bin’s, Nami. Dad. Ich wollte dir zum Geburtstag gratulieren.“ Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie blieb stehen und legte eine Hand auf die Brust. Das Atmen fiel ihr plötzlich so schwer. „Was ist los, Nami?“ fragte Zorro besorgt. Vierzehn Jahre. Vierzehn Jahre waren an ihr vorbei gestrichen, ohne dass Daniel einmal anrief um Nojiko oder ihr ‚Herzlichen Glückwunsch’ zu sagen. Vierzehn Jahre hatte sie eine tiefe Abneigung gegen ihren Vater. Wieso rief er jetzt an? Wieso hatte er nicht einmal an Weihnachten angerufen? Oder Geschenke geschickt? Wenigstens eine Postkarte? Wieso erschien er nicht wenigstens auf der Beerdigung ihrer Mutter? Und wieso rief er an ihrem sechsundzwanzigsten, statt an ihrem achtzehnten Geburtstag an? Die Hand, die das Handy festhielt, zitterte, ebenso wie ihre Stimme. „Lass mich in Ruhe!“ „Aber Nami...“ „Wag es bloß nicht wieder mich anzurufen, hörst du? Nie wieder!“ schrie sie. „Du bist ja nicht mehr ganz bei Trost! Ich bin dein Vater!“ „Du bist nicht mein Vater!“ entgegnete sie wütend und Tränen rannen an ihrem Gesicht herunter. „Du warst nie mein Vater.“ Sie legte auf und blickte Zorro an. Er wusste nicht recht, wie er mit dieser Situation umgehen sollte. Es handelte sich offensichtlich um eine Familien Angelegenheit und diese ging ihn nichts an. Namis Stimme war voller Schmerz. „Er ist nicht mein Vater.“ sagte sie. „Er hat meine Mutter umgebracht.“ Sie fing an zu wimmern. „Er hat sie umgebracht.“ Lange Stille folgte, bis Zorro sich endlich dazu zwang irgendetwas zu sagen. Aber er hatte Angst, alles nur noch zu verschlimmern. „Oh, Baby...“ fing er schließlich an. „Es... das wusste ich nicht.“ Nami schüttelte den Kopf. „Du konntest es auch nicht wissen. Ist... ist schon okay.“ Sie holte den Autoschlüssel aus der Handtasche und nach einigen Versuchen öffneten sich die Schlösser von Ace´ BMW. „Nami, lass mich dich fahren.“ sagte Zorro schnell, als er sah, dass sie einsteigen wollte. Er konnte sie nicht in diesem Zustand Auto fahren lassen. Langsam stand sie wieder auf und gab ihm ohne ein weiteres Wort die Autoschlüssel. Erschöpft ließ sie sich schließlich auf dem Beifahrersitz fallen und kramte nach einem Taschentuch. „Er hat uns nie angerufen.“ sagte sie leise, als sie auf der Autobahn fuhren. „Seit er weggegangen ist. Nicht einmal Weihnachten oder so.“ Zorro warf ihr einen besorgten Seitenblick zu. „Nojiko und ich hatten es nicht einfach. Nein.“ Nami lehnte ihren Kopf an die Fensterscheibe. Es dämmerte und der Himmel zeigte sich in den verschiedensten warmen Farben. Die Sonne schien glutrot am Horizont und verschwand fast hinter den großen Wolkenkratzern, die sie von der Straße aus sahen. „Nojiko hat gesagt, dass ich ihn nicht hassen soll. Sie sagte, ich soll ihn bemitleiden.“ Wieder tiefes Schweigen, das sie unterbrach. „Du hättest mich fahren lassen. So schlecht geht es mir nicht. Es... es war nur der Schock, Zorro.“ Er schluckte, erwiderte aber nichts, sondern sah stur auf die Straße. „Du wärst doch auch geschockt, wenn du die Stimme von jemandem hören würdest, den du eine Ewigkeit nicht mehr gesehen hast. Ich... ich war nur geschockt. Wirklich.“ Sie drehte sich gequält lächelnd zu ihm um. „Es geht wieder.“ „Hör auf.“ sagte er endlich. „Du bist ziemlich schlecht drauf heute. Ist etwas Schlimmes bei der Arbeit passiert?“ „Bitte, hör damit auf, Nami.“ „Hast du... hast du es nicht geschafft deinen Mandanten zu verteidigen?“ Zorro atmete tief durch und sah sie an. „Hör auf.“ wiederholte er. „Wieso tust du dir nur selbst weh? Bitte, Kleines, sei still. Wenn du vor dich herredest wird es nicht besser.“ „Es wird besser.“ sagte sie mit zitternder Stimme. „M- man soll über die Sachen reden. Man soll ü- über alles reden.“ Zorro fuhr langsamer und griff nach ihrer Hand. „Ich weiß. Aber jetzt bist du still. Schließ deine Augen und schlaf ein bisschen.“ „Ich bin nicht müde.“ erwiderte sie und presste die Lippen störrisch aufeinander. Er zog sie an seine Schulter und strich ihr mit einer Hand zärtlich durchs Haar. Küsste sie. „Just rest your eyes.” sagte er. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. „Zorro...“ Seufzend roch sie seinen wunderbar vertrauten Geruch ein. „Ich weiß, Süße.“ „Schlaf heute bei Nojiko.“ flüsterte sie. „Bitte. Ich weiß, dass du morgen arbeiten musst. Aber bleib heute Nacht bei mir...“ Sichtlich betroffen nickte er. Sie wurden von einer hysterischen Nojiko empfangen, die sich aber gar nicht wunderte, dass Zorro bei ihrer kleinen Schwester war und bugsierte sie beide ins Esszimmer, wo alles schon angerichtet war. Nami schwieg fast die ganze Zeit, erzählte nur am Anfang wo sie war und was sie gemacht hatte. „Zorro schläft heute hier.“ sagte sie zu Nojiko und Ace. „Ist das in Ordnung?“ „Natürlich.“ sagte Ace und trank einen Schluck Bier. Er sah Nojiko durch dringlich an, aber sie beteuerte ihm, dass sie jetzt auf keinen Fall darüber reden wollte. Innerlich stöhnte er über ihre Reaktion und stand auf, um für sich und Zorro noch ein paar Flaschen zu holen. Nach dem Essen schlug Nojiko vor, dass Zorro und Nami spazieren gehen sollten, und obwohl sie beide dieser Vorschlag misstrauisch machte, nahmen sie doch dankbar an. Nojiko und Ace hatten sowieso irgendein Geheimnis und offenbar wollten sie ihnen nicht davon erzählen. Nami hatte Zorro gebeten den beiden nichts von dem Anruf zu erzählen und war erleichtert, dass er sich an sein Versprechen gehalten hatte. Die Nachtluft war klar und frisch. Sie gingen in den Park, wo die Hochzeit stattfinden sollte. Er war klein, aber mit wunderschönen Grünanlagen und einem sauberen Weg. Die Bänke waren nicht angesprüht und man hatte nicht den Namen seines Schwarms in die Bäume geritzt. In der Mitte war ein Teich, wo sich eine Entenfamilie eingenistet hatte. Als sie sich dem Teich näherten schwammen die kleinen Entchen schnell in die Mitte, drehten sich um und beäugten die Eindringlinge. „Manchmal denke ich, dass ich irgendeinen Sensor in meinem Körper habe.“ sagte Nami plötzlich. „Immer wenn ich irgendwo bin, tauchst du wie aus heiterem Himmel auf.“ Sie warf Zorro einen Blick zu. „So wie heute in dem Blumengeschäft.“ „Es war mehr oder weniger Zufall, dass wir uns getroffen haben.“ erklärte er. „Los Angeles hat tausend Blumenläden, aber du gehst natürlich in den, der direkt neben der Anwaltskanzlei meines Vaters steht.“ „Wieso?“ fragte sie verwundert. Sie dachte einen kurzen Moment nach und starrte ihn dann mit großen Augen an. „Du meinst doch nicht... dieses... dieses Hammergebäude?“ Er lächelte. „Wenn du das mit den großen Fenstern meinst, ja.“ Sie fuhr sich durch das Haar. „Das gibt’s nicht.“ Sie wandte sich ihm zu. „Sag mir nicht, dass du da arbeitest.“ „Was ist daran so schlimm?“ „Jetzt weiß ich auch, warum du so reich bist!“ „Ich bin doch nicht reich.“ „Keine falsche Bescheidenheit! Wie viele Millionen hast du auf dem Konto?“ „So etwas fragt man doch nicht, Süße, das ist unhöflich.“ Einen Augenblick blinzelte sie ihn verwirrt an und es überraschte ihn, dass sie sich bei ihm entschuldigte. „Du hast Recht. Entschuldigung.“ „Nami, das war ein Scherz.“ „Trotzdem war es unhöflich.“ „Und es war ein Scherz.“ „Aber das heißt ja, dass du ein paar auf dem Konto hast.“ Geheimnisvoll tuend zuckte er mit den Schultern. „Großer Gott!“ Lachend zog er sie an seine Brust. Ihr Herz raste, während sie den Kopf an seine Schulter lehnte. „Weißt du was mich traurig macht?“ „Nein, sag es mir.“ Seine Finger strichen über ihren Rücken. „Heute ist so viel passiert. So viel Schlimmes.“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Haben wir denn keine Chance? Oder habe ich keine Chance bei dir? Was ist es, Zorro?“ Zorro drückte sie fester an sich. „Ich hatte mal eine Beziehung. Zwei Jahre lang, Nami. Sie hieß Kuina. Ich weiß nicht, was sie jetzt macht, oder wo sie lebt. Aber ich habe ihr nur wehgetan. Ich habe sie so oft betrogen und sie hat es geduldet. Ich bin kein schlechter Mensch, glaub mir. Aber ich bin ein Mann. Und du kennst mich. Wenn mir jemand das Glück in die Hand drückt, lasse ich es nicht fallen.“ „Und wieso nicht?“ „Wir sollten nicht mehr darüber reden.“ „Ich verstehe dich nicht. Wenn dich Frauen ins Bett zerren, sagst du nicht ‚nein’. Das gibt mir schon zu denken.“ „Du bist so zerbrechlich.“ flüsterte er. „Du bist zu viel Wert für einen schnellen Fick. Dich muss man lieben.“ Dann liebe mich., dachte sie bekümmert. Liebe mich. Gleichzeitig erschrak sie dieser Gedanke. Wollte sie wirklich von Zorro geliebt werden? Nicht nur körperlich sondern auch seelisch? Wollte sie, dass er ihr sein Herz schenkte und... Zorro beugte sich zu ihr runter und küsste sie. „Du bist mir so viel Wert, Nami. Aber ich weiß nicht, ob eine feste Beziehung halten würde. Lass uns einfach einen Tag nach den anderen nehmen, okay?“ „Okay.“ sagte sie lächelnd, während ihr Herz zu einer Zeitbombe wurde. Es sind nur noch sechzehn Tage, Zorro. Sechzehn Tage nur. „Ich wollte dich das zwar nicht fragen, aber wo wir schon dabei sind... was hat Jason dir zum Abschied erzählt?“ fragte Zorro. „Nichts.“ sagte sie viel zu schnell, was natürlich seine Neugier und sein Misstrauen weckte. „Das willst du sowieso nicht wissen.“ fügte sie noch hinzu, als seine Augenbrauen in die Höhe wanderten. „Sonst hätte ich doch nicht gefragt.“ „Na ja... er hat... ‚Tschüss’ gesagt.“ sagte sie und löste sich aus seiner Umarmung. „’Tschüss’? Du willst mir wirklich weismachen, dass er zu dir hingegangen ist, ‚Tschüss’ gesagt hat und dann abgehauen ist?“ Unsicher nickte sie. „Wieso glaubst du immer, dass ich dir die Arme rausreiße, wenn du mir was zu beichten hast?“ „Weil... weil du so böse guckst.“ sagte sie und schrumpfte in sich zusammen, als er sie mit seinem Blick erdolchte. „Ich guck dich gar nicht böse an!“ „Im Moment schon.“ Nami erinnerte sich an das was Jason ihr sagte. Es tat weh. Es tat weh seine Liebe nicht erwidern zu können. Sie mochte Jass. „Es ist nichts schönes.“ sagte sie leise. „Wirklich nicht, Zorro.“ „Soll das heißen, dass er dich gedisst hat?“ „Um Himmels Willen, nein!“ „Beschimpft? Zweideutige Anmachen? Belästigt?!!“ „Willst du ihn etwa hinter Gittern bringen?“ „Wenn’s sein muss. War das ein ‚Ja’?“ fragte Zorro besorgt und wütend zugleich. „Ich hab doch Nein gesagt!“ Zorro ließ seinen Blick durch die Gegend schweifen. „Hast du etwa Angst vor mir?“ „Bitte?“ „Ob du Angst vor mir hast.“ „Ich habe Angst vor deiner Reaktion.“ gab sie zu. „Also ist es doch so was in der Art.“ bohrte er weiter. Nami gab auf. „Zorro... Er... er hat gesagt... er liebt mich.“ Jetzt wo es raus war, fühlte es sich an, als würde man ihr eine noch größere Last auf die Schultern legen. Zorro sah sie an. Schweigen. Niedergeschlagen ließ sie die Schultern sinken. „Warum hast du nur gefragt?“ „Er liebt dich.“ „Ich will nicht mehr darüber reden.“ „Liebst du ihn?“ Sie schüttelte den Kopf. "Und jetzt ist das Thema abgeschlossen." „Und das macht dich traurig? Dass du ihn nicht liebst?“ „Zorro...“ Er wusste nicht wieso, aber es störte ihn, dass sie diesem Armleuchter hinterher trauerte, weil sie seine Liebe nicht erwidern konnte. Er drehte sich um und ging. Sie folgte ihm verwirrt. Wie nur sollte er diese lächerliche Wut erklären? „Warum bist du sauer?“ fragte sie, während sie Mühe hatte mit ihm Schritt zu halten. Es befriedigte ihn zutiefst, dass sie sich abhetzen musste. Er antwortete ihr nicht. „Du hast selbst gefragt und du wolltest es wissen! Du hast gar keinen Grund die beleidigte Leberwurst zu spielen, hörst du?“ „Halt die Klappe.“ „Es ist meine Sache, Zorro. Sie... sie betrifft dich gar nicht!“ Er wirbelte zu ihr herum. „Sie betrifft mich nicht? Meinst du mich geht es nichts an, dass er dich liebt? Wir schlafen miteinander! Wir... wir haben eine sexuelle Beziehung.“ „Wir haben nicht nur eine sexuelle Beziehung.“ flüsterte sie. „Wir haben viel mehr.“ „Du... du hättest nur ein Wörtchen sagen können und er wäre derjenige, der dich entjungfert hätte!“ „Nicht...“ „Vielleicht wärst du jetzt bei ihm und nicht hier in diesem bescheuerten Park mit mir!“ „Zorro, bitte...“ „Jason wäre sicher in der Lage mit dir bis ans Lebensende glücklich zu werden! Also was hält dich hier noch auf? Mit mir?“ „Du bist ja völlig übergeschnappt.“ sagte sie. „Ich liebe Jason doch gar nicht. Wo siehst du ein Problem? Es ist mein Problem, ich bin diejenige die seine Liebe nicht erwidert und nicht du. Ich habe die Schuldgefühle und nicht du. Ich, verstehst du? Ich allein.“ Sie hatte Recht, ja sie hatte verdammt noch mal recht. Zorro fuhr sich über das Haar, trat wütend gegen einen Stein. Sie streckte die Hand nach ihm aus, aber er wies sie ab. „Tu das nicht, Nami. Sei nicht immer so gutmütig, ich meine es ernst. Es gibt Leute, die das ausnutzen.“ Sie verstand was er damit sagen wollte, ließ sich aber nicht beirren. „Ich habe mich für dich entschieden. Jass stand nie in Frage. Er ist ein guter Freund. Und du nutzt meine Gutmütigkeit nicht aus. Ich bin gar nicht gutmütig.“ „Und ob du das bist! Verdammt gutmütig, du merkst es nicht einmal!“ „Gerade eben war alles noch in Ordnung. Warum musst du das kaputt machen?“ fragte sie leise. Zorro ließ seine Arme sinken. Schweigend gingen sie nach Hause. Was war nur mit ihm los? _____________ Kapitel 30: The Wind That Blew My Heart Away -------------------------------------------- ___________________________________________________________________________________ Do you ever wonder if we make the moments in our lives or if the moments in our lives make us? ___________________________________________________________________________________ Ace setzte sich auf das Bett und sah Nojiko an. „Es war keine gute Idee. Ich verstehe nicht, wie du das nur tun konntest.“ „Es konnte doch nicht die ganze Zeit so weiter gehen!“ verteidigte sie sich. „Ich habe es nur gut gemeint.“ Liebevoll strich er ihr über die Wange. „Ich weiß, Liebling. Und doch war es falsch. Lass sie ihr Leben, leben.“ „Ich lasse sie doch! Ich will ihr nur helfen.“ „Du hilfst ihr damit nicht. Hast du gesehen wie verletzt sie ausgesehen hat?“ Nojiko hielt seine Hand fest und drückte ihre Lippen auf seine warme Handfläche. „Was soll ich nur tun? Unsere ganze Familie ist...“ sie brach ab. „Sie ist nicht mehr. Wir haben gar keine Familie.“ „Du solltest es ihr sagen. Noch vor der Hochzeit.“ „Ich habe Angst, dass sie dann wieder abreist.“ „Das wird sie nicht. Sie ist erwachsen, Nojiko, das solltest du nicht vergessen.“ Sie wollte gerade den Mund öffnen und etwas sagen, als sie hörte, wie jemand die Treppe hochkam. Wenige Minuten war wieder Stille, aber sie traute sich nicht mehr. Sie konnte es ihr nicht sagen. Nami konnte nicht schlafen. Sie warf einen Blick auf die Uhr auf dem Nachttisch. Halb eins. Seufzend stand sie auf und sah aus dem Fenster. Sie wusste nicht, ob Zorro gegangen oder geblieben war. Was nützte ihr seine Anwesenheit, wenn sie doch gar nicht in seiner Nähe war? Was für ein seltsamer Geburtstag. Sie hatte geschwankt zwischen Glück und Tod, Lachen und Weinen, Liebe und Hass. Liebe? In letzter Zeit dachte sie viel über das Wort nach. Ob sie für Zorro Liebe empfand? Sie versuchte in ihr inneres reinzuhorchen, hoffte auf eine Antwort, ließ es schließlich bleiben, weil sie doch Angst davor hatte. Was wäre das für eine Liebe? Würde sie überhaupt erwidert? Nami schüttelte den Kopf und beschloss nicht darüber nachzudenken. Sie wollte nicht wissen, ob ja oder nein. Unten hörte sie das Klirren von Flaschen. Gepackt von ihrer Neugier, öffnete sie leise ihre Zimmertür und schlich hinaus in den Flur. Vom Treppengeländer konnte man wunderbar auf den Essbereich und ins Wohnzimmer gucken. Ein Stein fiel ihr vom Herzen, als sie Zorro sah, der auf der Couch saß und offenbar auch nicht schlafen konnte. In seiner Hand hielt er eine Flasche Bier, die er sich wohl gerade geholt hatte. Langsam ging sie die Treppe herunter. Das Knarren der einzelnen Stufen verriet sie und er drehte sich zu ihr um. Seine Augen glitten über ihren Körper und sie hatte das Gefühl völlig nackt dazustehen, obwohl sie ein seidenes Nachtkleid trug, das ihr bis zu den Knien reichte. Tapfer ging sie weiter und setzte sich neben ihn. Er hatte sich bis auf seine Boxershorts ausgezogen und wieder musste sie feststellen, wie gut er doch aussah. Ihre Blicke trafen sich und verhakten sich ineinander. Sie bekam eine Gänsehaut. Und sein fein gemeißeltes Profil, sein perfektes Aussehen und seine dunklen Augen, die direkt in ihre braunen sahen, ließen ihr Herz schlagen wie verrückt. Sie wusste so viel und doch so wenig über ihn. Er schien sie besser zu kennen, als irgendjemand anderes, ihr näher zu sein, als irgendjemand anderes und plötzlich hatte sie das Gefühl, als würde ihr Herz in Flammen aufgehen. Zorro umklammerte die Bierflasche in seiner Hand fester. Sie sah so süß aus. So hübsch, so wunderschön. Er wusste selbst nicht, was in ihn gefahren war und warum er sich absichtlich mit ihr gestritten hatte. Selbst der Gedanke an Jason machte ihn wild. Dieser Hurensohn... dieses Arschloch... Wie konnte er nur so etwas zu Nami sagen? Wieso traute er sich so etwas zu sagen, obwohl er doch wusste, dass sie ihn nicht liebte? Machte es ihn wütend, weil Jass viel mehr Mut besaß als er oder weil er ihr alles nur noch schwieriger machte, jetzt, wo auch noch ihr lang verschollener Vater angerufen hatte, der sogar ihre Mutter getötet hatte? „Nami...“ hörte er sich sagen. Seine Stimme war voller Reue. „Es tut mir leid.“ Ihr Mund zog sich zu einem Lächeln und sie nickte. „Ich weiß.“ Zorro stellte die Flasche auf den kleinen Tisch vor ihnen und ein tiefer Seufzer drang aus seiner Kehle. „Was soll ich nur mit dir machen?“ „Warum schläfst du nicht?“ fragte sie, ohne auf seine eigene Frage einzugehen. „Ich musste an dich denken.“ antwortete er, was sie sehr glücklich machte. „Mir ging es genauso.“ Zorro streckte den Arm nach ihr aus und Augenblicke später lag sie wieder sicher bei ihm. „Du fühlst dich so gut an.“ Sie kuschelte sich an ihn. „Hast du heute geraucht?“ „Keine einzige Zigarette.“ sagte er stolz. „Aber eine Tüte Kekse hab ich gegessen.“ Sie küsste ihn. „Ich will, dass du nie wieder so ein Ding anfasst. Ich schlepp dich zu einem Computerdings, der dir zeigt, wie du in zwanzig Jahren aussiehst, wenn du weiterrauchst.“ „Oh weh, jetzt muss ich mich aber fürchten.“ „Ich mein’ s ernst, Zorro.“ „Wir sind wirklich zwei komische Leute.“ sagte er. „Komisch in welchem Sinn?“ „Oder kommt es mir nur so vor?“ „Ich habe keine Ahnung was du mir sagen willst.“ „Ich meine... reicht schon ein ‚Entschuldigung’ und alles was zwischen uns vorgefallen war, ist vergessen?“ Nami dachte über die Frage nach. „Willst du etwa, dass ich Vasen und Teller nach dir schmeiße, bevor ich dir vergebe?“ „Mich wundert nur, was ein Wort alles bewirken kann.“ „Sei froh, dass ich es dir so leicht mache.“ Er warf ihr einen ärgerlichen Blick zu. „Du bist wirklich zu gutmütig!“ „Und du zu dickköpfig.“ entgegnete sie. Zorros Hände wanderten an dem seidenen Stoff ihres Kleids herunter. „Ich versuche gerade ein ernstes Gespräch mit dir zu führen.“ Sie hielt den Atem an. „Lass uns... schlafen.“ „Mmmmmh.“ Sie schrie überrascht auf, als er seine Hand auf ihren Po legte. „Was machst du da?“ „Ich wollte nur sehen, ob meine Vermutung richtig war.“ „Ach ja? Die wäre?“ „Nami Johnson trägt Unterwäsche.“ „Natürlich trage ich Unterwäsche!“ fauchte sie und stand auf. Er lächelte sie unschuldig an. „So mag ich es mit dir streiten.“ „Weil dieser Streit pervers ist, deswegen magst du das!“ Er tat als hätte sie ihn ertappt und seufzte gespielt. „Es ist wirklich erstaunlich wie gut du mich mittlerweile kennst.“ „Trägst du nie Unterwäsche?“ fragte sie und an ihrer Stirn bildeten sich ihre berühmten Falten, die sie hatte, wenn sie sich ärgerte. Auch Zorro erhob sich. „Nun, wie du siehst, ja.“ „Ich verstehe nicht, wieso du eine so blöde Vermutung hast! Du erwartest doch nicht, dass ich unter diesem Kleid nichts anhabe.“ „Habe ich das etwa gesagt?“ Sie holte tief Luft und stemmte die Hände in die Hüften. „Wie war das mit dem ernsten Gespräch?“ „Das war bevor ich gemerkt habe, dass du einen Slip trägst.“ „Aha, so ist das also!“ Er trat einen Schritt auf sie zu und bäumte sich zu seiner vollen Größe auf. Sie ließ sich nicht von ihm einschüchtern und funkelte ihn an. „Weißt du was mir gerade durch den Kopf geht?“ sagte er mit einer rauchigen Stimme, in der die unterschwellige Drohung deutlich zu hören war. „Seh’ ich aus wie eine Hellseherin?“ Er streckte seine Hand aus und strich sanft über ihre Brüste. Ihre Brustwarzen wurden hart. „Oh. Du trägst ja keinen BH.“ „Klappe!“ giftete sie. Er fuhr damit fort ihre Brüste zu verwöhnen und sie musste hart schlucken. Ihre Beine fühlten sich an wie Wackelpudding. „Ich habe gerade gedacht, wie ich dir... diesen Slip ausziehe.“ sagte er mit heiserer Stimme. „Am besten an meinen Beinen herunter.“ Lächelnd küsste er sie auf die Stirn. „Keine schlechte Idee.“ Sie quiekte, als er sie ohne Vorwarnung hochhob und in Richtung Gästezimmer entführte. „Also, Zorro, ich weiß nicht...“ „Still, du weckst die beiden Hunde.“ zischte er, als sie auf der Treppe waren. Jetzt musste sie doch lachen. „Wenn sie das hören würden...“ Endlich erreichte er das Gästezimmer, stieß die Tür auf und ließ sie auf das Bett fallen. Dann schloss er die Tür und legte sich neben sie. Das Bett war klein, aber es reichte. Er ließ seine Hand an ihrem Körper herunter gleiten und ihre Bauchmuskeln zogen sich zusammen. Äußerst zufrieden über diese Reaktion, senkte er seinen Kopf und küsste sie. Seine Zunge schob sich langsam in ihren Mund, wo sie auch gleich empfangen wurde. Stöhnend rollte er sich auf sie. Sie liebten sich und anschließend lag sie zutiefst befriedigt in seinen Armen. Sie ließ ihre Finger über seinen Oberkörper wandern und konnte sich nicht vorstellen je glücklicher gewesen zu sein. „Ich kann einfach nicht glauben, dass du mich dazu überredet hast!“ Halb bewundernd und halb ängstlich stand Nami vor dem großen, modernen Gebäude, das Zorros Vater gehörte. „Ich kann da nicht reingehen!“ „Wie lange sollen wir denn noch hier stehen bleiben?“ fragte Zorro und sah auf die Uhr. Er musste sich schon selbst loben. Er hatte sie dazu gebracht einen weißen luftigen Rock mit einer dünnen altrosafarbenen Bluse anzuziehen und es wehte ein schwacher Wind. Schade nur, dass man nichts sah. Aber allein ihr Anblick reichte aus um sein Blut in Wallung zu bringen. „Es kommt mir viel größer als gestern vor.“ „Ich wusste gar nicht, dass Gebäude über Nacht wachsen können, aber nach deiner Ansicht der Dinge muss es wohl gehen.“ Sie warf ihm einen bösen Blick zu. „Hör auf dich über mich lustig zu machen.“ Er würde alles geben, nur um sie abzulenken. Ablenken, von ihrem Vater. Er hatte nicht weiter nachgefragt. Wie ihre Mutter gestorben war. Wie sie umgebracht wurde. Er brachte es einfach nicht übers Herz ihr solche Fragen zu stellen. „In genau sechs Minuten muss ich reingehen, solange kannst du noch hier stehen bleiben.“ „Ich weiß nicht.“ „Gut, dann nehme ich dir die Entscheidung ab.“ Er griff nach ihrer Hand und zog sie rein. Das Forum war noch imposanter als der Anblick von außen. In der Mitte plätscherte ein riesiger Brunnen und der Boden war mit dunklem Marmor gefliest. Am Ende der Halle standen vier Aufzüge und rechts von ihr, war so etwas wie eine Rezeption. Die Frau mit den lockigen braunen Haaren warf ihr einen vernichtenden Blick zu, als sie sah, dass Zorro ihre Hand hielt. „Hast du viele Frauen hierhin geschleppt?“ fragte sie ihn leise, als sie zu den Aufzügen gingen. „Eigentlich nicht.“ „Ich komme mir vor wie eine Dartscheibe.“ „Wieso?“ Der Aufzug öffnete sich und sie fuhren in den dritten Stock. „Wenn Blicke töten könnten...“ sagte sie. Zorro grinste. „Das kommt nur davon, dass du so gut in dem Fummel aussiehst.“ Nami seufzte. „Ich kann wirklich nicht glauben, dass ich mich von dir habe überreden lassen.“ „Ich bin Anwalt.“ „Und ein Idiot.“ Sie stiegen aus und kamen in eine Art Wartezimmer. Es war ein langer breiter Gang mit zwei großen abgetrennten Räumen, links und rechts. „Rechts ist mein Büro.“ teilte er ihr mit. „Und links?“ „Shanks.“ „Oh. War das nicht Mr. Redd?“ „Nenn ihn Shanks, Nami.“ „Aber wir kennen uns doch gar nicht richtig!“ protestierte sie, worauf er nur gutmütig die Augen verdrehte. Er öffnete die Mahagonitür rechts von ihnen. Eine Brünette saß an einem Schreibtisch und blickte auf. „Mr. Lorenor. Guten Morgen.“ „Guten Morgen, Ms Mitchell.“ Ms Mitchell sah fragend in Namis Richtung. „Eine neue Mandantin?“ Zorro antwortete nicht, sondern lächelte seine Sekretärin höflich an und verschwand, Nami bugsierend, in sein eigenes Büro. Sein großer Schreibtisch, wahrscheinlich auch aus Mahagoni, stand direkt an dem riesigem Fenster, von dem sie einen wunderbaren Ausblick auf Los Angeles hatte. Zorro hatte einen großen Ohrenbackensessel und zwei bequeme Sessel standen vor dem Schreibtisch. Für seine Mandanten, vermutete Nami. Rechts standen cremefarbene Sofas und in der Mitte war ein ovaler Glastisch auf dem Gläser und eine Flasche Mineralwasser standen. „Deine Sekretärin ist ziemlich jung.“ Nami ging zum Fenster. „Älter als du.“ sagte er. „Und jünger als du.“ erwiderte sie. „Du hast einen schönen Arbeitsplatz.“ „Ist deiner nicht so schön?“ „Im Gegensatz zu diesem sieht er ziemlich altmodisch aus.“ Zorro setzte sich seinen Sessel, öffnete seinen Aktenkoffer und breitete die Unterlagen aus, während Nami ihren Blick durch die Stadt schweifen ließ. Plötzlich klopfte es an der Tür und eine blonde Frau, Anfang dreißig, erschien, ohne auch nur eine Antwort abzuwarten. Sie hatte einen modischen Kurzhaarschnitt, trug ein schwarzes Kostüm, das ihren wohlgeformten Körper perfekt betonte und Nami konnte nur über den großen Busen staunen oder war es doch Eifersucht, zu wissen das so jemand mit Zorro zusammen arbeitet ? Zorro hob seinen Kopf und sah seine Kollegin an. Nami stand erwartungsvoll am Fenster. „Was ist denn, Jessy?“ fragte Zorro. Jessy warf einen verächtlichen Blick in Namis Richtung, der so arrogant war, dass sie innerlich in sich zusammen sank. Zorro, der ihrem Blick gefolgt war, stand nun auf. „Wenn du nur das wolltest, solltest du jetzt lieber gehen.“ „Warum so besitz ergreifend, Zorro?“ fragte Jessy spöttisch. „Verschwinde.“ sagte Zorro mit ruhiger Stimme und Nami faszinierte dieser entschlossene Ausdruck in seinem Gesicht. Ernst, aber unglaublich attraktiv. „Gib es doch zu. Sie bedeutet dir doch gar nichts.“ „Ich wüsste nicht, warum ich das mit dir diskutieren sollte.“ Hinterhältig lächelnd antwortete Jessy. „Ach, dann hast du unsere Nacht wohl schon vergessen?“ Nami zuckte zusammen, was Jessy nur noch breiter lächeln ließ. „Upps, da ist aber jemand getroffen.“ sagte sie und sah Nami an. Bevor Zorro oder sie noch etwas sagen konnte, verließ sie das Büro. Zorro sah Nami an, die seinem Blick aber auswich. Natürlich wusste sie von seiner Schwäche und die Sache mit Jessy schien vorbei zu sein, dennoch fühlte sie sich betrogen. „Sie hat Recht.“ sagte Zorro. „Wir haben miteinander geschlafen. Das war aber vor zwei Wochen, bevor ich dich kannte.“ „Versuchst du dich vor mir zu rechtfertigen?“ fragte sie leise. „Ich sage dir, wie es ist.“ „Sie hat mir wehgetan.“ Zorro ging zu ihr, noch unschlüssig ob er sie in den Arm nehmen sollte oder nicht. „Hör auf Schwäche zu zeigen. Du bist eine Kämpfernatur.“ Sie sah zu ihm auf. „Es tut weh.“ wiederholte sie. Zorros Magen zog sich zusammen. Dieser Ausdruck in ihren Augen... Nami griff nach seiner Hand und legte sie auf ihre Brust. Er fühlte ihren Herzschlag, der unregelmäßig ging. „Was soll ich nur mit dir anstellen?“ fragte er schwach. „Was soll ich nur mit dir tun?“ „Das hast du schon mal gefragt...“ „Ich habe immer noch keine Antwort.“ Sie lehnte sich an ihn. Vielleicht musste es so sein. Vielleicht war es nun mal so. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und begann sie zärtlich zu küssen. Hoffte so ihren Schmerz lindern zu können. Aber dadurch vermied er nicht das Unvermeidliche... Der Rest des Tages verlief wesentlich besser, als der Anfang. Zorro hatte sie durch das ganze Gebäude geführt und hatte sie anschließend zu Flora begleitet, die schon sehnsüchtig auf Nami gewartet hatte. Ihre Töchter, die nicht älter waren als sie selbst, waren auch da und bestürmten sie sogleich mit Fragen, wer diese gut aussehende Typ gewesen sei und einerlei. Stundenlang saßen sie zusammen, hatten gelacht und sich gegenseitig Geschichten erzählt. Flora hatte extra Kuchen gebacken, lachte aber, als Nami meinte, dass sie das nicht für sie tun sollte. Um sechs Uhr erschien Zorro wieder und holte sie ab. Sie gingen zusammen etwas essen und kauften auch noch ein paar Sachen für Nojikos Hochzeit ein. Um acht Uhr waren sie in Zorros Wohnung und tranken Kaffee auf dem Balkon. Los Angeles by Night. Ein glamouröser Anblick, fand Nami. Sie stellte ihre Tasse auf dem Holztisch ab und setzte neben Zorro in die Hollywoodschaukel. Unglaublich, aber wahr, sein Balkon war so groß, dass er eine Hollywoodschaukel darauf stehen hatte. „Das ist verrückt.“ sagte sie. „Kein Mensch stellt eine Hollywoodschaukel auf den Balkon.“ „Und was, bitteschön, bin ich dann?“ entgegnete er, gespielt schmollend. Sie tat als würde sie überlegen. „Ich weiß nicht... Wie wäre es mit einem Möchtegern - König?“ „Möchtegern - König? Nicht gerade schmeichelhaft.“ Zorro fing an zu schniefen. Sie lachte und strich ihm mitfühlend über die Wange. Als er ihre Hand festhielt, erlosch ihr Lächeln und Schmetterlinge und Herzklopfen traten an der Stelle auf. Aus seinen Augen sprühten Funken und er sah sie mit einer Mischung aus schmerzlichem Verlangen und, was sie zutiefst irritierte, unendlicher Zärtlichkeit an. Sie glaubte auch so etwas wie Liebe zu sehen, musste sich aber geirrt haben. Das konnte nicht sein. Mit seiner anderen Hand legte er ihr zwei Finger unter das Kinn und zog sie näher zu sich. „Ich möchte dich küssen.“ flüsterte er. Sie schloss die Augen. „Dann tu’ s doch.“ Zorro sah in ihr Gesicht. Am liebsten hätte er gelächelt, verstand gleichzeitig nicht, warum er es nicht tat, wo er doch das Gefühl hatte die ganze Welt umarmen zu wollen. Er drückte ihre Hand. Er wünschte sich in diesem Moment die Unendlichkeit. Er wollte ewig hier mit ihr sitzen, ihre Hand halten und zusehen, wie die leichte Brise durch ihr Haar wehte. Mit seinen Lippen berührte er ihren Mundwinkel, strich hinüber zum anderen, bevor er sie richtig küsste. Sie sahen sich tief in die Augen. Versanken in den anderen. Sie sahen sich immer noch an, als er sich langsam in sie schob und sich anschließend langsam in ihr bewegte. Zorro strich ihr das feuchte Haar aus dem Gesicht und griff nach ihrer Hand. Sie verharkten ihre Finger ineinander. Über ihnen schien der Mond. Sterne funkelten am Himmel. In diesem Augenblick, als Nami in Zorros Augen sah, die Zärtlichkeit erkannte, erkannte sie auch etwas anderes. Sie liebte Zorro. Gleichzeitig füllten sich ihre Augen mit Tränen. Die neue Erkenntnis war Glück und Freude, zugleich aber auch Schmerz und Tod für sie. Zorro tat genau das Richtige. Er wischte ihr die Tränen weg und lächelte sie an. „Ich liebe dich.“ wisperte sie, als er sie küsste. „Ich liebe dich so sehr.“ ___________ Kapitel 31: While She Was Sleeping ---------------------------------- ____________________________________________________________________________________ Charles Bukowski once wrote: There will always be something to ruin our lives. It all depends on what or which finds us first. You're always ripe and ready to be taken. ____________________________________________________________________________________ „Nami?“ Nami kuschelte sich an seine Brust, während er die Decke höher zog. Sie lagen in seinem Bett, nachdem sie sich noch einmal geliebt hatten. Sanft pflügte er ihr durchs Haar. „Was war das, was du gesagt hast?“ „Was?“ Sie öffnete die Augen. „Du hast doch etwas gesagt. Auf dem Balkon.“ Sie seufzte schwer und schmiegte sich enger an ihn. „Weißt du das denn nicht?“ „Ich habe nie Deutsch gelernt.“ „Du kannst ‚Guten Tag’ sagen.“ „Und Sex.“ „Ja, das ist wohl das wichtigste Wort von allen.“ sagte sie lächelnd. „Sagst du es mir jetzt?“ „Nein.“ „Du bist gemein.“ Sie war ihm so nah, dass er merkte, wie sie blinzelte. Ihre langen Wimpern berührten leicht seine Haut. „Gemein.“ triezte er sie. „Gemein, bist du. Wirklich sehr gemein. Unglaublich gemein, hörst du? Sooo gemein.“ Sie presste ihre Lippen auf seine Brust und sofort hörte er auf zu sprechen. „Es ist so schön hier.“ flüsterte sie. Nami hob ihren Kopf und sah Zorro an. Ein Lächeln umspielte ihre Lippen, dass ihn verwirrte. Wie konnte etwas so schönes, nur traurig aussehen? Cassandra schreckte auf. Da war es schon wieder, dieses Geräusch. Sie hatte es schon die ganze Zeit gehört, es aber ignoriert, in der Hoffnung es würde aufhören, doch jedes Mal, wenn sie es wieder hörte, kroch der Unmut an ihren Beinen hoch. Mit klopfenden Herzen stand sie von dem Sessel auf, legte das Drehbuch für ihren nächsten Film beiseite und tapste langsam in die Richtung, von wo aus sie das Geräusch vermutete. Es konnte nur ihre Einrichtung sein. Oder das Haus. Oder das Dach, das sowieso manchmal knarrte. Ihre Bodyguards waren an jedem Haupteingang und ihr Anwesen war rundherum überwacht. Ihre beiden Bulldoggen würden doch bellen, wenn sich ein unbekannter Mensch näherte, oder nicht? Warum also wurde sie das Gefühl nicht los, dass es gar nicht ihre Einrichtung oder das Dach war? Nichts. In dem Flur war niemand. Sie wollte sich wieder umdrehen und mehr oder weniger beruhigt zurück zum Sessel gehen, um sich dort wieder ihren Drehbuch zu widmen. Cassandra gab einen lauten Schrei von sich, als sie plötzlich von hinten gepackt wurde. Sie erkannte diese Hände. Hände, die einst zärtlich zu ihr gewesen waren, jetzt aber nur noch Kälte, unheimliche Kälte, ausstrahlten. Sie zwang sich ruhig zu bleiben, ruhig zu atmen und einen klaren Kopf zu behalten. Erst dann drehte sie sich um und blickte in das Gesicht ihres Ex-Freundes Luke Londen, der in einem langen schwarzen Ledermantel gehüllt war. Früher, vor ihrer Karriere als Schauspielerin, fand sie ihn attraktiv, doch sie konnte sich nicht vorstellen, dass dieser Mann mit den mittellangen, straßenköterblonden Haaren und den kalten grauen Augen ihr Ex gewesen war. Sein Gesicht war markant, aber auch zart, doch an diesem Tag war es wutverzerrt und es sah aus wie eine Grimasse. „Was tust du hier?“ fragte sie betont kühl, um das Zittern in ihrem Innern zu überspielen. „Ich will mit dir reden.“ antwortete er mit zischender Stimme. „Ich habe keine Zeit.“ „Das interessiert mich einen Scheißdreck.“ Er griff in seine innere Jackentasche und zog ein Messer hervor. Mit grimmiger Genugtuung hörte er wie Cassandra aufkeuchte. Wie war es ihm gelungen unbeobachtet in ihr Haus zu gelangen? Wo waren ihre Wachhunde? Und ihre Bodyguards? Was hatte er mit ihnen gemacht? An dem Messer klebte kein Blut, aber er könnte es auch sauber gemacht haben... „Also gut.“ gab sie nach. „Folge mir, wir gehen in mein Arbeitszimmer.“ Sie bemühte sich erhobenen Hauptes zu gehen und ihm nicht die geringste Spur von Angst zu übermitteln, die sie empfand. Der Weg zu ihrem Büro kam ihr länger vor als üblich und als sie schließlich in dem Zimmer angekommen waren und er die Tür hinter sich schloss, hatte sie das Gefühl selbst in eine Falle getappt zu sein. Sie setzte sich auf ihren Ohrenbackensessel und setzte einen geschäftlichen Gesichtsausdruck auf. Der Raum war dunkel, da die Wände aus einem dunklen Holz bestanden und auch der Fußboden dunkel laminiert wurde. An den Wänden standen hohe Regale, die voll von Büchern waren. Eine alte Kuckucksuhr tickte leise vor sich hin und die Gemälde von düsteren Landschaften machten ihr die Situation auch nicht erträglicher. Luke setzte sich nicht auf den Stuhl gegenüber von ihr, sondern blieb vor dem Schreibtisch stehen, den er verächtlich in Augenschein nahm. Feinstes Mahagoni. Cassandra schlug ihre Beine übereinander und sah ihn an. „Was willst du mit mir besprechen?“ „Das hat überhaupt nichts mit Geschäften zu tun, Cassy.“ höhnte er und spielte mit dem Messer. Beim Zuschauen wurde ihr übel, aber sie hielt seinem Blick stand. „Komm zum Punkt.“ sagte sie. Luke stützte sich mit beiden Händen an dem Schreibtisch ab und beugte sich zu ihr herüber. Ihr Herz klopfte schneller. „Du weißt, was ich für dich empfinde. Du weißt auch, dass ich dich fast jeden Tag anrufe, dir fast jeden Tag faxe und dir E-Mails schicke.“ begann er und die Messerspitze zeigte bedrohlich in ihre Richtung. „Ich habe meistens keine Zeit zu telefonieren, geschweige denn dir auf die E-Mails zu antworten. Ich habe viel zu tun.“ entgegnete sie. „Lüg doch nicht! Ich weiß schon was du zu tun hast!“ giftete er. „Ich weiß nicht, wovon du redest.“ „Ach ja? Die ganze Welt weiß doch von deiner Drecksbeziehung mit diesem Arschloch!“ „Wenn du Ben damit meinst, dann ist das wahr.“ „Ben? Du nennst ihn also schon Ben?“ fragte er und seine Stimme war voller Spott. „Er ist mein Freund.“ erwiderte Cassandra ruhig. „Wie soll ich ihn denn sonst deiner Meinung nach ansprechen? Mister Barry?“ „Du hast dich verändert, Cassy.“ sagte er, dieses mal mit mehr Gefühl. Sie funkelte ihn an. „Ich habe mich nicht verändert! Ich bin immer noch dieselbe. Ich hasste mein altes Leben! Meinst du, dass ich es schön fand in unserem Appartement? Wo überall Müll rum lag, den ich aufräumen musste, während du kellnerst oder mit Drogen dealst?“ „Ich habe mit den Drogen abgeschossen!“ „Herzlichen Glückwunsch!“ „Sag mal, wie redest du eigentlich mit mir?“ Jetzt stand sie doch auf. „Luke, es ist aus! Es war schon vor langer Zeit aus! Was willst du noch hier? Meinst du, dass du noch irgendwas daran ändern kannst? Und du hast mir nicht vorzuschreiben, wie ich mit dir zu reden habe! Du brichst in mein Haus ein und zwingst mich zu diesem Gespräch!“ „Das musste ich nur tun, weil du mir nie geantwortet hast!“ „Ich will dir nicht mehr antworten! Ich habe es satt!“ rief sie und zuckte zusammen, als er mit der linken Hand nach ihrem Arm griff. Luke kam um den Tisch herum, ihren Arm immer noch festhaltend. „Wie kannst du so etwas sagen, Cassy? Ich liebe dich doch!“ Das unterdrückte Zittern machte sich bemerkbar und sie war nicht mehr in der Lage ein Wort über ihre Lippen zu bringen, zu groß war ihre Angst vor diesem, ihr entfremdeten, Mann. „Hast du das gehört?“ wiederholte er. „Ich liebe dich!“ Sie wusste, dass er sie hasste, dass aus seiner Liebe Hass wurde, als sie ihn verließ und berühmt wurde. Als sie ihn einfach in dem Ghetto zurückließ und sich in ihrem Ruhm suhlte. Sie hatte schon einmal von Stalkern gehört, Menschen, die ihrer Verflossenen hinterherliefen, sie bedrohten und sie in manchen Fällen sogar... töteten. „Cassandra!“ knurrte er und riss an ihrem Arm. „Antworte mir!“ Sie nickte nur. Luke sah sie fast verwundert an. „Hast du etwa Angst vor mir?“ fragte er mit der Stimme eines Psychopathen. Er hielt das Messer hoch, öffnete damit den Knoten ihres Bademantels und glitt mit der Scheide über ihre nackte Haut. Sie fing an zu wimmern. „Hör auf... bitte.“ „Warum hast du Angst, Cassy? Ich bin es doch nur. Luke, dein Luke.“ Als eine Träne aus ihrem Augenwinkel tropfte, näherte er sich ihrem Gesicht und leckte sie weg. Eine Gänsehaut breitete sich auf ihrer Haut aus. Sie hasste seine Berührungen, seine unschuldige Art. Sie hasste es, dass er sich aufführte wie ein Wolf im Schafsfell. Das Messer streifte ihr den Bademantel ab und sie schämte sich, als er mit einem Wispern zu Boden fiel und ihre Nacktheit enthüllte. Sie wollte zurückweichen, als Luke einen Schritt auf sie zutrat, doch das kalte Metall auf ihrer Haut hinderte sie daran. Sie ließ es zu, dass er sie berührte und sie in ihrem Innern in Stücke riss. Das tat er mit einer großzügigen Zärtlichkeit, die sie in den Wahnsinn trieb. Endlich ließ er das Messer wieder sinken, zog sie stattdessen an sich und fing an ihren Hals mit Küssen zu bedecken, während sie sich sträubte. Sie hörte, wie das Messer auf den Tisch gelegt wurde und spürte zwei kräftige Arme, die sie einschlossen, wie in einen Käfig. Ein triumphierendes Glitzern war in seinen Augen. Er wollte sie auf den Mund küssen, doch sie drehte ihr Gesicht weg. Was würde Benjamin sagen? Sie liebte ihn doch... Langsam verlor Luke die Geduld und nahm ihr Gesicht in beide Hände, die sich so fest gegen ihre Knochen drückten, dass es weh tat. „Nein! Nicht! Bitte, nicht...“ weinte sie, doch es war zu spät. Es war ein brutaler Kuss, der seine Besessenheit widerspiegelte und seinen Hass auf sie. Entsetzt und wie in Trance, unfähig sich zu rühren, beobachtete sie, wie er sich auszog und erst langsam drang die Tatsache in ihren Kopf, dass er sie wollte. Sein Ziel war sie zu demütigen, sie wieder zu der Person zu machen, die sie vergessen wollte. Das arme schwache und hilflose Mädchen. Das Mädchen, das ihm in den Arsch kroch, den Dreck den er hinterließ sauber machte und ihm in einer Art und Weise hörig war. Sie stolperte über ihren Bademantel, als sie es schaffte zurückzuweichen, fing sich jedoch wieder. Wie ein hungriges Raubtier hatte er sie im Visier und verfolgte sie mit wohl bedachten Schritten. „Du kannst weglaufen. Lauf nur. Aber ich werde dich doch kriegen, Cassandra.“ „Hör damit auf, Luke.“ flüsterte sie. „Hör auf!“ „Du gehörst zu mir, wir beide gehören zusammen. Du kannst mir nicht entfliehen...“ „I- ich... ich gebe dir Geld, wenn du willst... so viel wie du willst...“ Er lachte. Ein krankhaftes Lachen. Das Lachen eines Mörders. „Geld interessiert mich nicht.“ Mit einem Satz war er bei ihr und presste sie an sich und sie ekelte sich vor seiner Erektion. Sie wehrte sich, fing an zu schreien, aber er brachte sie mit einer Ohrfeige zum Schweigen. Cassandra hielt sich ihre schmerzende Wange und schmeckte Blut auf ihren Lippen. „Lass es lieber bleiben.“ sagte er. „Ich lasse mich nicht von dir benutzen!“ erwiderte sie tapfer. „Ach ja?“ entgegnete er. Er drängte sie zurück zum Schreibtisch und sie fühlte sich verloren, als sie das Holz hinter sich spürte. Er spielte mit ihr. Er ließ sie genüsslich zappeln, bevor er sie endgültig verschlingen würde. „Hast du dir denn genau überlegt, was du machen willst, Luke?“ fragte sie mit zitternder Stimme. „Die Polizei wird herausfinden, dass du hier eingebrochen bist.“ „Na und? Bis dahin bin ich schon über alle Berge.“ „Aber ich werde ihnen sagen wo du bist...“ Er grinste mitleidig. „Nein, das kannst du gar nicht mehr...“ Sie keuchte und sein Grinsen wurde breiter. Plötzlich packte er ihre beiden Arme und sie spürte wie er sich immer weiter näherte. „Nein, Luke!“ flüsterte sie. „Nein!“ Er leckte sich einen Weg zu ihrer Brust. „Hab keine Angst, kleine Cassy...“ „Nein...“ schluchzte sie. „Nein...“ Sie schrie voller Schmerz auf, als er sich in ihr versengte. Ihre Arme waren immer noch in seiner Gewalt, während er sie benutzte, wie eine Hure. Sie biss sich auf die Unterlippe und Tränen rannen über ihre Wange. Er bog sie so weit über den Schreibtisch, dass ihr der Rücken weh tat. Aus den Augenwinkeln sah sie das Messer, das im Schein der Lampen glänzte. Hätte sie doch nur eine Chance... Die Tortur kam ihr unendlich lange vor, sie hörte Lukes rauen Atem an ihrem Ohr und sie spürte wie der Druck wegen seiner steigernden Erregung immer weiter nachließ. Stoisch ertrug sie seinen Körper, bewegte ein wenig ihre Hand. Er bemerkte es nicht. Sein Atem wurde immer lauter, immer schneller, und ihre Hand bewegte sich immer weiter in Richtung des Messers. Sie erschauderte, als ihre Finger über das kalte Metall fuhren, vorsichtig, ganz vorsichtig. Luke stieß tiefer in sie hinein und sie keuchte vor Schmerz auf. Jetzt... jetzt. Jetzt. Jetzt! Sie kniff die Augen zusammen, als sie ihm das Messer in den Rücken rammte. Er starrte sie verwundert an, sein Mund war geöffnet und er stieß einen kehligen Laut aus, bevor er zusammensackte. Blut rann ihr über die Finger, über die Arme, als sie versuchte ihn von ihr weg zuschieben, ihn von ihr zu entfernen. Er kippte nach hinten, das Messer immer noch in seinem Rücken, das sich nun noch tiefer in sein Fleisch grub. Benommen, griff Cassandra nach ihrem Bademantel, wollte sich die Tränen wegwischen, und schmierte Blut auf ihr Gesicht. Sie roch die Süße, diese unerträgliche Süße und presste die Hand vor dem Mund, um nicht zu brechen, doch das musste sie erst recht, weil überall an ihr Blut klebte. Sein Blut. Auf dem Teppich sickerte es ein, hinterließ Flecken. Atemlos rannte sie zur Tür und griff nach der Türklinke. Ein paar mal rutschten ihre glitschigen Finger daran aus, bevor sich endlich die Tür öffnete. Erst jetzt merkte sie, dass es nicht nur das Blut von Luke war, das an ihr klebte, es war auch ihr eigenes Blut. Ihr Unterleib schmerzte und sie presste sich gegen die Wand. Die rote Flüssigkeit rann an ihren Beinen herunter und sie konnte nicht länger aufrecht stehen. Sie weinte, weinte wie ein kleines Kind, bis sie jemand hörte. Chris einer ihrer Bodyguards kam um die Ecke geschossen. An seiner Schläfe war ein Blutfleck. „Miss Carver!“ rief er entsetzt. Er stützte sie. „Was ist passiert? Er hat uns einfach überrascht.“ Cassandra klammerte sich an sein T-Shirt und vergrub ihr Gesicht darin. „Ich habe ihn umgebracht, Chris.“ schluchzte sie. „Ich habe ihn umgebracht...“ Es war halb sechs, als das Telefon in Zorros Wohnung klingelte. Verschlafen machte er ein Auge auf, erblickte Namis nackten, schönen Körper an seinem, schloss es prompt wieder und drückte sie fester an sich. Das Telefonklingeln weckte sie schließlich auf und sie stöhnte. Sie sah ihn verzweifelt und verschlafen zugleich an. „Oh Zorro...!“ Er grummelte, zog die Decke zurück und stand auf, um abzuheben. „Lorenor.“ sagte er mürrisch und gähnte. „Hören Sie mal zu, Sie kranker Frühaufsteher. Ich hab ne süße Lady hier und die braucht ein wenig Schlaf, also wäre es nett, wenn Sie aufhören würden uns zu belästigen. Vielen Dank. Auf Wiederhören.“ „Du hast sie ja nicht mehr alle, Zorro.“ antwortete der Anrufer. Er seufzte und stöhnte zugleich. „Dad!“ „Ihr solltet euch die ganze Nacht nicht den Verstand aus dem Kopf vögeln. Ich finde nach dem dritten Mal ist Schluss.“ „Klappe.“ „Wie heißt deine süße Lady denn?“ „Sie heißt Nami und jetzt lass uns schlafen.“ „Ist sie echt süß?“ „Nein, sie ist sauer, weil du sie nicht schlafen lässt.“ grollte Zorro. George Lorenor räusperte sich. „Heute Morgen ist etwas Schreckliches passiert.“ „Bist du aufgewacht und hast festgestellt, dass du aus versehen mit dem Hund anstatt mit Mum geschlafen hast?“ „Lass die blöden Scherze, Zorro, es ist wirklich schlimm.“ „Mmhhh.“ „Cassandra Carver hat mich angerufen.“ Wieder gähnte Zorro. „Kenn ich nicht.“ Georges Geduldsfaden drohte zu reißen. „Sagt dir ‚Kiss me goodnight’ oder Benjamin Barry was?“ „Nö.“ „Willst du mich verarschen oder was, Zorro?“ „Dad!“ protestierte er. „Es ist halb sechs Uhr morgens und da kannst du, um Himmelswillen nicht, von mir verlangen, dass ich mich an Benjamin Barry erinnere!“ „Cassandra Carver.“ verbesserte George zähneknirschend. „Ist doch das gleiche.“ „Sie ist eine Frau und er ein Mann.“ „Ja, bis auf die Tatsache sind sie doch gleich.“ „Sie hat lange Haare und er kurze.“ Ungeduldig rannte Zorro hin und her. „Willst du jetzt wohl auf dem Punkt kommen? Ich hab besseres zu tun.“ „Sie hat jemanden umgebracht.“ „Wer? Benjamin oder diese Cassandra?“ „Sag mal, hörst du mir eigentlich zu !!?“ brüllte George in den Hörer. Das war eine verdammt ernste Angelegenheit und dieser Bengel wagte es auch noch blöde Scherze zu reißen. „Also war’s die Frau.“ „Sie hat ihren Exfreund, Luke Londen umgebracht.“ „London wie die Hauptstadt von England?“ „Nein, mit ‚e’.“ „Aha.“ „Sie braucht einen guten Anwalt.“ sagte George langsam. „Aha.“ „Ich habe ihr gesagt, dass du den Job machst.“ „Aha… WAS?“ rief er entsetzt. „Was ist schon dabei? Damit schaffst du den Durchbruch als weltbekannten Anwalt!“ Seufzend fuhr sich Zorro durch die Haare. „Ist dir irgendwann mal in den Sinn gekommen, mich vorher zu fragen?“ „Ja, ich hab’s aber gelassen.“ „Hat sie eine Summe vorgeschlagen?“ „Sei nicht so geldgierig.“ „Die Chancen stehen doch schlecht für sie. Wenn ich sie durch das Schlamassel durchboxen soll, dann erwarte ich auch ne ordentliche Summe. Ich meine, wie soll ich es schaffen, dass sie einen Freispruch bekommt, wo sie doch selbst zugegeben hat, dass sie ihn umgebracht hat, willst du mir das mal sagen? Ich müsste irgendeine verdammte Regel im Gesetz finden, die besagt, dass Mörder freikommen und dass wird wohl ziemlich unmöglich sein.“ „Willst du dir nicht den Rest der Geschichte anhören?“ „Vielleicht heute Abend, wenn ich ausgeschlafen bin.“ „Jetzt.“ sagte George und erzählte ihm sofort die ganze Geschichte aus Cassandras Sicht. Langsam interessierte Zorro dieser Fall. Diese Schauspielerin wurde also von ihrem Exfreund bedroht und hatte ihm, während er gekommen ist, ein Messer in den Rücken gebohrt. „Hört sich nach Notwehr an.“ sagte Zorro und kratzte sich am Kinn. „Ja, das Problem ist nur, dass die Familie eine Klage einreichen will.“ „Aber das Ganze ist doch erst vor wenigen Stunden passiert.“ „Cassandra hat die Polizei angerufen.“ „Man könnte auch denken, dass sie das alles geplant hat.“ „Das denkt die Familie und damit wären wir bei unserem Problem.“ „Ich schau mal in meinen Akten nach.“ „Moment, ich gebe dir ihre Telefonnummer. Hast du einen Stift?“ George gab seinen Sohn die Telefonnummer, der ihn dann schnell abwürgte. Nachdenklich kehrte er zu Nami ins Bett zurück, die wieder eingeschlafen war. Lächelnd streichelte er ihre über Wange, während sie gleichmäßig ein und ausatmete. Der Fall von Cassandra Carver, aber auch Namis Worte und ihr trauriges Lächeln gingen ihm durch den Kopf. Was hatte sie nur zu ihm gesagt? Er stand auf, als er bemerkte, dass er nicht mehr schlafen konnte und ging ins Internet, um nach einem Online-Wörterbuch zu suchen. Als er fündig wurde, krampfte sich sein Magen zusammen. Ich liebe dich. I love you. ___________ Kapitel 32: Somewhere the Clock is Ticking ------------------------------------------ ____________________________________________________________________________________ Henry Wadsworth Longfellow wrote: All are architects of fate... so look not mournfully into the past. It comes not back again. ____________________________________________________________________________________ Zehn Tage später veränderte sich Zorros Leben. Die Presse hatte natürlich mitbekommen, dass er der Anwalt von Cassandra Carver wurde und auch eine Woche nach dem Vorfall schrieb die Presse wie verrückt und dieser gut aussehende Mann war wie ein gefundenes Fressen. Er hatte auch mit Cassandra telefoniert und mit ihr die ersten Schritte besprochen, als er erfuhr, dass Lukes’ Familie sie angeklagt hatte. Sie klang leicht weggetreten am Telefon, bemühte sich aber. Er schlug vor, dass sie sich treffen sollten, um alles in Ruhe bereden. Der Prozess war schon in einem Monat, aber er war optimistisch. Er wusste, dass es Notwehr war. Nach allen Beschreibungen, nach Besichtigung des Unfallortes und nach den Fotos, konnte es nichts anderes sein. Sie hatte nur ihr Leben verteidigt, dessen war er sich sicher. Nami hatte er seitdem nur selten gesehen. Nachdem er herausgefunden hatte, was ihre Worte bedeutet hatten, war auch ihr Verhältnis anders. Sie selbst benahm sich fast schizophren. Als er vor ein paar Tagen bei Nojiko und Ace aufgekreuzt war und ihr ‚Hallo’ sagen wollte, brachte sie kein einziges Wort raus. Später hatten sie sich geküsst, am Ende hatten sie Augenkontakt vermieden. Vielleicht wollte sie ihn gar nicht sehen. Bestimmt wollte sie alleine sein, über das nachdenken was sie zu ihm gesagt hatte und er hoffte, dass sie zu dem Schluss kommen würde, dass es einfach nur eine Illusion war, der sie sich hingegeben hatte. Es war nicht gut für sie, wenn sie sich in ihn verliebte. Er wollte sie nicht weinen sehen. Seitdem hielt er sich von Nojikos und Ace´ Haus fern und würde nur zu ihrer Hochzeit erscheinen. Anders als erwartet war das viel schwerer als er gedacht hatte. Er träumte nur noch von Nami, manchmal wie sie unter ihm lag, ihre Lippen leicht geöffnet, manchmal wie sie lachend durch eine Blumenwiese rannte und manchmal wie sie einfach nur vor ihm stand und weinte. Danach wachte er immer schweißgebadet auf und suchte verzweifelt nach einer Zigarette. Auch jetzt, um zwei Uhr morgens war sie wieder in seinen Träumen erschienen, dieses Mal war es noch schlimmer. Die Träume wurden immer mehr zum Albtraum, die lachende Nami verschwand und heute hatte er gesehen, wie sie von einem Unbekannten umgebracht wurde. Sie trug ein weißes Kleid, und die Kugel, die der Unbekannte abgeschossen hatte, bohrte sich in ihren Körper. Ihre Augen waren weit aufgerissenen und schließlich sank sie keuchend zu Boden. Er hatte ihr tränenverschmiertes Gesicht gesehen, das ihn zärtlich ansah. Egal wie schlimm diese Träume waren, sie sah ihn immer mit diesem Ausdruck in ihren Augen an. Es war einfach schrecklich. Das Blut sickerte durch das weiße Kleid. Er öffnete den Mund und schrie und schrie und schrie. Bis er aufgewacht war und ihm auffiel, dass er wirklich geschrieen hatte. Jetzt saß er auf der Hollywoodschaukel auf dem Balkon mit einer dampfenden Tasse Kaffee in der Hand. Er nahm einen großen Schluck. Verdammt, Nami, lass mich bitte schlafen. Ich will dich nicht immer sterben sehen. Bitte, hör damit auf. Er sah das blinkende Licht eines Flugzeuges neben den Lichtern der Sterne am Himmel. Zorro stand auf und ging zurück ins Schlafzimmer, wo er ihr Medaillon aus der Nachttischschublade holte und es ansah. Er sollte es ihr wirklich zurückgeben. Er könnte sie auf dem Handy anrufen und es ihr sagen. Alles. Dass er es gestohlen hatte und ihr nichts davon erzählte. Und dass... Beinahe hätte er es auch wirklich getan, aber er legte wieder auf. Das Gold schimmerte. Seine Augen tränten. Es dauerte eine Weile, bis er merkte, dass er weinte. Warum wusste er nicht. Nami saß im Garten von Nojiko und Ace und kaute nachdenklich an einem Bleistift herum. Sie hatte sich von Ace einen Plan des Parks geben lassen und abgezeichnet. Ace hatte ihr ein bisschen geholfen, in dem er ihr gesagt hatte, wo die ganzen Tische standen und die Bühne für die Band. Jetzt dachte sie nach, wo sie die Dekorationen und Blumen hinstellen sollte. Sie musste sich ein wenig beeilen, da die Hochzeit bereits in vier Tagen war, aber da Nojiko und Ace und vor allen Zorro sie völlig verrückt machten, konnte sie sich nicht konzentrieren. Sie langte nach dem Glas Orangensaft und schlürfte genüsslich an dem Strohhalm. Nachdem Zorro sie vor zehn Tagen nach Hause gefahren hatte, hatte sie fast jede Minute damit verbracht sich einzureden, dass sie ihn doch nicht liebte. Nachts fing sie an zu weinen, weil sie genau wusste, dass es stimmte, da konnte sie sich so viel einreden wie sie wollte. Sie berührte den kleinen Diamantanhänger an der Kette, die Zorro ihr zum Geburtstag geschenkt hatte. Er hatte ihr zwar Bedenkzeit gegeben sie zu behalten oder nicht, diese aber nie mehr erwähnt. Aber sie wollte diese Kette sowieso behalten. Neben ihr lag die Tageszeitung. Ein Foto von Zorro und Cassandra Carver war auf der Titelseite und als sie sich den Artikel dazu durchgelesen hatte, war sie ziemlich eifersüchtig und wütend geworden. Von wegen, Affäre. Sie warf zum x-ten Mal einen Blick drauf, wandte ihn aber wieder ab. Ihn zu sehen tat weh. Sie sollte sich wirklich auf die Dekoration konzentrieren. Flora hatte gesagt, dass sie die Blumen liefern lassen würde. Die Trauung begann um 12 und würde ungefähr eine Stunde dauern. Die Gäste kamen zwischen halb elf und zwölf. Nojiko hatte ihr gesagt, dass ihre Verwandten aus Deutschland extra geflogen kamen. Nojiko und Ace übernahmen selbstverständlich einen Teil der Kosten. Sie seufzte und begann schließlich mit der Arbeit. Die Arbeiter hatten schon damit begonnen die Bühne und Tische und Stühle aufzubauen, obwohl die Hochzeit erst in drei Tagen war. Nami schlenderte in einem kurzen Kleid durch den Park und stellte sich bildhaft vor, wie die Dekorationen und die Blumen an den Stellen aussahen, wo sie sie hingezeichnet hatte. Ace hatte sie an diesem morgen die ganze Zeit verrückt gemacht. Er fragte sie, was er machen sollte, wenn Nojiko ihn doch nicht heiraten wollte und sie musste ihm dreimal sagen, dass Nojiko ihn liebte und dass sie ihn auf jeden Fall heiraten wollte. Erst dann hatte er sich beruhigt und sie in Ruhe gelassen. Als sie an dem kleinen Teich ankam, blieb sie stehen. Ihre Augen starrten leer ins Wasser und sie konnte Zorros Stimme noch hören, wie er lachte, als sie entsetzt festgestellt hatte, dass er in dem großen Gebäude arbeitete. Sie sah, wie er sie an sich gezogen hatte und sie fühlte immer noch, wie seine Hände über ihren Rücken strichen. Die Enten machten ein schnatterndes Geräusch und sie schreckte auf. Es schien als würden sie, sie Stirn runzelnd ansehen und sich fragen, wo dieser andere Kerl sei, mit dem sie schon mal hier gewesen war. Sie zuckte mit den Schultern. Wieder schnatterten sie. Eine Ente schwamm ans Ufer, legte den Kopf schief, ihre Augen waren unverwandt auf Nami gerichtet. Sie bewegte ihre Flügel. „Ich liebe ihn.“ sagte sie leise. Schnatter, schnatter. „Morgen komme ich wieder okay? Dann bringe ich dir und deiner Familie ein bisschen Brot mit.“ Zufrieden schwamm die Ente zurück und sie wurde nicht mehr beachtet. Als Nami wieder zu Nojiko und Ace ging, hoffte sie immer inständig ein schwarzes Cabrio zu sehen. Doch vor der Einfahrt stand nur der blaue BMW. Eigentlich wollte sie ihn doch gar nicht sehen. Oder war es eher umgekehrt? Sie spürte wie sich ihre Kehle zusammenschnürte. Sie wollte nicht weinen. Sie hatte doch schon so oft geweint. Es sollte aufhören, jetzt sofort. Am Abend sah man Zorro sogar im Fernsehen. Als sie ihn sah, ging sie schnell nach oben. Vielleicht hatte er auch gar keine Zeit für sie. Immerhin war er jetzt Anwalt von Cassandra Carver, der neuen Hollywoodqueen. Anwalt von einer hübschen Frau, viel hübscher als sie, viel berühmter als sie. Sie lächelte schwach. Sie war noch nicht mal berühmt. Sie hatte noch nicht mal mit Benjamin Barry geschlafen. Sie hatte noch nie einen Film mit anderen Hollywood-Legenden gedreht. Sie war eine einfache Floristin. ~Lass uns einfach einen Tag nach den anderen nehmen.~ Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen? Wo sind unsere Tage, Zorro? Zorro tauchte am nächsten Tag nicht auf. Am übernächsten hatte sie es aufgegeben die Straße nach ihm abzusuchen oder unauffällig Neuigkeiten aus Nojiko oder Ace zu entlocken. An diesem Tag hatte sie sowieso keine Zeit über ihn nachzudenken. Sie hatte alle Hände voll zu tun. Das Radio hatte sonniges und warmes Wetter für morgen versprochen und Nami fing an, Schleifen und Bänder und andere Dekorationen in sanften Violetttönen an den Tischen, Stühlen und an dem großen Bogen zu befestigen unter dem Ace und Nojiko bei der Trauung stehen würden. Die Blumen kamen morgens um neun Uhr. Nojiko und Ace waren weggefahren. Sie wollten ihr seltsamerweise nicht sagen wohin, worauf sie misstrauisch die Augenbrauen hochgeschoben hatte. Sie war also völlig allein. Eigentlich nicht, wenn man die Enten als Gesellschaft zählte. Nach einer Stunde wischte sich Nami den Schweiß von der Stirn. Sie hatte noch drei volle Kisten mit Dekorationen vor sich und in einer Stunde hatte sie gerade mal zwei geschafft. Sie beschloss eine Pause einzulegen. Sie setzte sich auf einen Stuhl, der noch langweilig weiß war und atmete die frische Luft ein. Ihre Entspannungsphase wurde unterbrochen, als sich die Enten mit wildem Geschnatter meldeten. Sie warf ihnen einen wütenden Blick zu. „Seht ihr nicht, dass ich völlig geschafft bin? Lasst mich noch eine Minute hier sitzen.“ Die letzten drei Tage hatte sie ein Art Freundschaft mit den Tierchen geknüpft und es könnte einem ziemlich bescheuert vorkommen eine erwachsene Frau mit Enten sprechen zu sehen. Leider zog Nami bei ihren ‚Gesprächen’ immer den kürzeren, so wie jetzt, als sie wie wild anfingen loszuschnattern. Genervt stand Nami auf und griff in eine Tüte voller Brot, die sie extra mitgebracht hatte und ging zum Teich. „Ihr seid wirklich verfressen. Ich frag mich wie ihr euch ernährt, wenn ihr mich nicht hättet.“ Sie erntete einen hochmütigen Blick. „Seid bloß nett zu mir, sonst bekommt ihr gar nichts.“ Versöhnend blinzelten sie, sie an. Sie zerbröckelte das Stück Brot und warf es ins Wasser. Sofort kamen die Enten angeschwommen und begannen zu fressen. „Ihr hättet mir auch ruhig helfen können. Es ist echt viel Arbeit.“ Sie sahen sie an, als sei sie übergeschnappt, was sie auch war, denn wer unterhielt sich schon mit Enten? Und das auf Englisch? „Die Tauben bei Aschenputtel haben das auch gemacht. Oder die Mäuse.“ erklärte sie. Schnatter. „Es macht mir auch Spaß!“ erklärte sie. „aber es ist so heiß.“ Das Top klebte an ihrer Brust und die kurzen Shorts an ihrem Po. „Es ist wirklich ekelig.“ Eine kleine Ente schwamm einen Kreis, als wolle sie damit sagen, dass sie doch hier schwimmen sollte. „Nein danke, ich gehe mich lieber duschen.“ Mein Gott, was bin ich doch bescheuert, dachte sie. Ich unterhalte mich schon mit Enten. Ein schwarzes Cabrio hielt vor dem Park. Zorro sah sich prüfend um und stellte erleichtert fest, dass ihm keine Reporter folgten. Er stieg aus und ließ seinen Blick schweifen. An den Bäumen violette Bänder und Schleifen. Überall nur Kitsch. Überall die Sachen, die er mit Nami eingekauft hatte. Er betrat den Park und erblickte sie kniend vor dem Teich. Sie zerbröckelte gerade ein Stück Brot und warf es hinein. Sie schien ihn nicht zu hören, denn als er nur noch wenige Meter hinter ihr stand, drehte sie sich nicht um. Irritiert stellte er fest, dass sie sich erstens mit Enten unterhielt und zweitens, dass ihr himmelblauer Tanga aus ihren Shorts herausschaute. Anscheinend schien sie sich mit den Enten zu streiten. „Ihr seid so was von verfressen! Könnt ihr mich nicht einmal in Ruhe arbeiten lassen? Die Tüte ist schon fast leer und anstatt die Dekorationen an den Stühlen zu befestigen, füttere ich euch! Nur noch das Brot und dann ist Schluss. Morgen bekommt ihr bestimmt genug zu fressen, okay?“ Seine Mundwinkel zuckten. „Wehe, ihr fangt wieder an Lärm zu machen. Dieses Mal beachte ich euch einfach nicht. Sollt ihr doch verhungern.“ Die Enten schnatterten empört und sahen Zorro an. Sie schwammen weg. Erst jetzt wurde Nami auf ihn aufmerksam. Als sie ihn sah, zuckte sie heftig zusammen. Ihre Reaktion tat ihm weh. Seltsam. Sie stand hastig auf und wischte sich den Dreck von den Shorts. Sie war nicht auf ein Treffen vorbereitet gewesen. Was sollte sie nur machen? Er kam ihr plötzlich so anders vor. Verändert. Anstatt ihn zu begrüßen ging sie zurück zu den Kisten und nahm ein Band heraus und fing an weiterzuarbeiten, während sie sich ihr Hirn zermaterte. Was sollte sie zu ihm sagen? Was, wenn er etwas zu ihr sagte? Was sollte sie dann machen? Zorro beobachtete sie, wie sie mit zitternden Händen versuchte das Band zu befestigen. Ihr Herz klopfte wie verrückt, als sie hörte, dass er sich ihr näherte. Als er ihr schließlich beim Verbinden half und dabei ihre Hände berührte, zuckte sie zurück. Gleichzeitig wurde sie unendlich traurig. Sie redete wieder nicht mit ihm, bedankte sich nicht einmal, was Zorro sagte, dass sich wirklich etwas verändert hatte. Sie griff nach einem neuen Band, drehte sich um, damit sie sein Gesicht nicht sehen musste und arbeitete weiter, als wäre nichts gewesen. Am liebsten hätte sie sich in Luft aufgelöst, sich verkrochen, als sie wieder seine Schritte hinter sich hörte. „Nami.“ Sie vergrub ihre Zähne in die Unterlippe. Nami? Was war mit Kleines, Darling und Süße? Sanft packte Zorro sie am Arm und drehte sie um. Über ihr Gesicht flossen Tränen. Sie sah weg. „Was ist nur passiert mit uns?“ fragte er leise. Sie antwortete nicht und versuchte sich auf ihre Arbeit zu konzentrieren. „Warum können wir uns nicht mal mehr in die Augen schauen, Nami?“ Ein Schluchzer erschütterte ihre Brust. Ja, warum konnte sie ihn nicht mehr ansehen? Was genau hinderte sie daran? War es ihre Liebe, die sie für ihn empfand? War es weil sie wusste, dass sie sich nicht dagegen wehren konnte? Ihre Liebe trug einen Teil dazu bei, aber es war etwas anderes, etwas ganz tief in ihrem Inneren, das sie daran hinderte. „Ich habe Angst.“ flüsterte sie. Zorros Blut gefror in seinen Adern. Sie hatte Angst. Wie konnte ein Mensch so viel Angst haben? Er hatte so vieles von ihr gehört. Zorro, ich hab Angst, dass wir kein Eis mehr im Kühlfach haben. Ich hab Angst, dass ich mich blamiere. Der Film macht mir Angst, lass uns umschalten. Guck mich nicht so an, das macht mir Angst! Er selbst kannte so gut wie keine Angst. Er hatte nie Angst um seine Mandanten gehabt. Wenn er abends durch einsame Gassen ging, hatte er nie Angst überfallen zu werden. Er hatte nie Angst vor seinen Eltern. Er sah in ihre, vom Weinen, geröteten Augen. „Denkst du, dass ich mich verändert habe?“ „Ist es nicht so?“ sagte sie traurig. „Warum hast du Angst davor?“ fragte er vorsichtig. Eine einsame Träne quoll aus ihrem Augenwinkel. „Ich habe Angst, dass ich in dieser Veränderung nicht mehr ein Teil deines Lebens bin.“ Sein Herz füllte sich mit einem unbekannten Gefühl. „Oh Nami...“ Er musste an ihre geflüsterten Worte denken. Ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr. Warum bereitet sie mir nur so viel Kummer, fragte er sich. Warum will ich, dass sie glücklich ist? Und wenn ich doch genau das will, wieso tue ich ihr damit nur weh? Er zog leicht an ihrem Arm und sie stolperte einen Schritt nach vorne. „Ich will, dass du aufhörst zu weinen.“ „D- das ist nicht so einfach wie du denkst...“ schluchzte sie. „Dann guck mich an. Bitte, sieh mich an.“ bat er sie. Sie schüttelte stumm den Kopf. „Bitte.“ flüsterte er. „Nami…“ Wieder biss sie sich auf die Unterlippe. Zorro nahm ihre Hand und führte sie zu seiner Wange. Sie erschrak, als sie etwas Nasses spürte. Endlich brachte sie den Mut auf und sah in sein Gesicht. Zwei nasse Spuren liefen an beiden Wangen entlang. Mit zitternden Händen zeichnete sie, sie nach. „Warum...?“ fragte sie mit erstickter Stimme. „Warum weinst du?“ „Ich weiß es nicht.“ antwortete er. Es war das erste Mal, dass sie ihn weinen sah. Er sah so traurig, ja sogar fast verzweifelt aus. Sie verstand das nicht. „Und was ist mit dir? Hat dir mein Anblick schon so viele Schmerzen bereitet?“ fragte er. Nami zog ihre Hand zurück. „Das ist es nicht.“ „Was ist es dann? Warum verhalten wir uns so komisch?“ „Ich brauche Gewissheit.“ antwortete sie. „Dein Wort. Ich muss wissen, wie du uns siehst. Ob du eine Zukunft siehst. Und was du in mir siehst. Nur eine von deinen Bettgefährtinnen? Oder bin ich ein fester Bestandteil deines Lebens?“ Sie hielt inne und wischte sich die Tränen von den Augen. Erst jetzt fiel ihr auf, dass Zorro das immer gemacht hatte. Er hatte sie weggeküsst oder zärtlich weggestreichelt. Jetzt stand er ihr gegenüber und weinte selbst. Sie sprach mit leiser Stimme weiter, die aber zu brechen drohte. Sie kämpfte mühsam gegen weitere Tränen an. „Aber da ich weiß... dass du das nicht kannst... dass... du ein Problem damit hast... mir das zu sagen, obwohl du, weiß Gott noch, andere Sachen, die wesentlich schwieriger sind, leicht über die Lippen bringst... Es ist nicht einfach für mich. Ich habe das Gefühl irgendwo auf der Kippe zu stehen. Du kannst mich festhalten und mich zu dir zurückziehen oder... du lässt mich fallen...“ Und sterben. „Diese Ungewissheit macht mir unheimliche Angst... ich... ich weiß einfach nicht, was du als nächstes mit mir machst und... und...“ Sie presste sich die Hand vor den Mund, um nicht zu wimmern. Zorro strecke die Arme nach ihr aus und zog sie zu sich. Sie zitterte. „Verdammt...“ Er blinzelte sie durch seine Tränen durch an. „Verdammt, Nami... Warum musstest du mir unbedingt die Tür aufmachen? Warum musste ich dich küssen? Warum gehst du mir einfach nicht mehr aus dem Kopf?“ Nami krallte ihre Finger in sein T-Shirt und drückte sich fest an ihn. Eine Hand legte sich behutsam auf ihren Kopf, während die andere auf ihrem Rücken ruhte. „Warum muss das alles nur so schwer sein?“ fragte Zorro und küsste ihre Haare. Sie standen noch eine Weile da und klammerten sich an den anderen, in der Hoffnung er könnte Halt geben, doch eigentlich standen sie beide auf der Kippe. Nojiko stand vor dem Badezimmerspiegel und betrachtete sich zufrieden. Trotz ihres kleinen Bäuchchens sah sie ansehbar aus. Sie seufzte, als sie an den bevorstehenden Tag dachte. Endlich. Endlich war es soweit. Endlich würde sie Puma D. Ace´ Frau. Er hatte sie noch nicht in ihrem Brautkleid gesehen und sie machte sich einen Spaß daraus, dass er sich damit verrückt machte. Sie griff nach der Bürste und kämmte sich die hellblauen Haare. Es klopfte leise. „Wenn du Ace bist, komm rein.“ Ace steckte den Kopf rein. „Du bist ja nackt.“ „Ist das etwas Neues für dich?“ Lächelnd schloss er die Tür hinter sich. „Du siehst wunderschön aus.“ Nojiko legte die Bürste beiseite und erwiderte sein Lächeln. „Das hast du heute schon ziemlich oft gesagt, mein Schatz.“ „Warst du beim Arzt?“ Er kam auf sie zu und schlang von hinten die Arme um ihren Körper. „Ja, alles in Ordnung. Ich hoffe es bleibt so.“ „Mach dich nicht verrückt, es wird alles glatt laufen.“ beruhigte Ace seine Verlobte. „Tut mir leid, dass ich bei der Arbeit vorbeischauen musste, aber es gab ein paar Probleme auf dem Bauplatz.“ „Macht nichts. Einbisschen Angst habe ich schon vor den nächsten Monaten.“ „Das hätte bestimmt jeder an deiner Stelle.“ Er drehte sie zu sich um. „Nojiko...“ Ace griff nach ihrer Hand. „Ich werde dich immer lieben, hörst du? Für immer und ewig. Egal was passiert, ich halte zu dir und beschütze dich.“ „Ace- “ flüsterte sie gerührt. Zärtlich drückte er ihre Hand. „Ich will nicht, dass du an unserer Liebe zweifelst... ich will mit dir alt werden.“ „Wie könnte ich nur an unserer Liebe zweifeln?“ Ace küsste sie. „Ich liebe dich, Noji. Mein süßes Mädchen. Ich liebe dich so sehr.“ Sie schluchzte. „Ich liebe dich auch, Ace.“ Das Telefon klingelte noch spät in der Nacht. Der Anrufer konnte von Glück reden, dass Zorro nicht schlafen konnte, denn sonst hätte er sich eine gewaltige Standpauke anhören können. Was hatte Nami gesagt? Ihr ganzes Gespräch ließ ihn einfach nicht in Ruhe. Er hatte ihr noch beim Dekorieren geholfen und anschließend mit ihr die letzten Brotkrümel an die Enten verfüttert. Sie küssten sich zum Abschied und er war so schnell er konnte die Straße heruntergefahren, damit er ihr trauriges Gesicht nicht mehr im Rückspiegel sehen musste. Er hob ab. „Ja?“ „Mr. Lorenor?“ flüsterte eine Stimme. „Miss Carver?“ fragte er überrascht. „Tut... tut mir leid, dass ich so spät bei Ihnen anrufe... ich hoffe, ich habe Sie nicht gestört...“ „Nein, nein, alles okay.“ „Ich wollte mit Ihnen über den Termin sprechen, an dem wir uns treffen könnten. Mir wäre übermorgen recht. Ich werde nach Los Angeles fliegen.“ Zorro fühlte sich einen Moment lang überrumpelt. „Haben Sie schon die Tickets?“ Cassandra nickte, obwohl er es nicht sehen konnte. Sie umklammerte den Hörer fester. „Tut mir leid... das ging Ihnen wohl zu schnell, was?“ „Das ist doch kein Problem, Miss Carver... ich war nur... überrascht, das ist alles.“ Er wusste selbst nicht, warum er mit ihr so behutsam umging. „Okay.“ sagte sie leise. „Genauer gesagt bin ich in drei Tagen da, aber mein Flieger landet um zwei Uhr morgens am 17. Mai.“ Sie nannte ihn die restlichen Daten und bat ihn sie dort abzuholen. Er verstand nicht warum, sagte aber nichts. Letztendlich willigte er sogar ein. „Dankeschön...“ sagte sie mit so viel Ehrlichkeit und fast kindlicher Stimme. Er wollte gerade etwas sagen, aber da hatte sie schon aufgelegt. Verwirrt blickte er den Hörer an. Was sollte das? ______________ Kapitel 33: Between Order and Randomness ---------------------------------------- _______________________________________________________________________________________ Der fünfzehnte Mai brach mit Sonnenschein und strahlendem blauen Himmel an. Es war bereits halb elf und Nami erwartete die ersten Verwandten, die von einem, von Ace bestellten Großbus, jeden Moment eintreffen könnten, während Nojiko noch beim Friseur saß und sich in aller Ruhe schminken ließ und Ace noch kurz mit dem Pfarrer über den Gottesdienst sprach. Flora hatte ihr die Blumen persönlich vorbeigebracht, um sich gleich von ihr zu verabschieden. Danach musste sie sich komplett neu schminken und stand wieder ohne gerötete Augen auf der Terrasse. Sie trug ein weißes Kleid, das dünne Spaghettiträger hatte. Der V-Ausschnitt betonte ihren Busen und der weiße Stoff war an Bauch und Hüftgegend enger, bis er schließlich weit auseinander ging. Als Nojiko und Ace sie in dem Kleid sahen und sogar noch mit hochgesteckter Frisur, die mit einer perlenbesetzten Spange verschönert wurde, hatten sie beide im Chor „Süüüüüß!“ gejauchzt. Nami war so gespannt auf das Hochzeitskleid ihrer großen Schwester, dass Nojiko sich mit ihren Freundinnen ausgesucht hatte, denn sie hatte es weder ihr, noch Zorro oder Ace gezeigt. Nami sah einen Bus die Straße hochfahren und ging auf ihren weißen Sandalen klackernd die Verandatreppe herunter. Die Autotür öffnete sich und ihre Tanten und Onkel, leider auch Cousinen, stiegen überglücklich aus dem Bus und sahen sich gleich nach der Braut um. Sie entdeckten Nami und umarmten sie stürmisch. Nami erklärte ihnen, wo der Park sei und sofort machten sie sich auf den Weg, ohne auf das letzte Familienmitglied zu warten. Als letztes stieg eine schlanke Frau aus dem Wagen. Gefolgt von noch jemandem. Das Lächeln verschwand aus Namis Gesicht. Sie hatte ja gewusst, dass Vivi kommen würde. Aber doch nicht… Vivi hatte lange hellblaue Haare, ihre großen dunklen Augen blinzelten immer schuldbewusst und sie wusste mit ihren Reizen zu prahlen, denn sie hatte auch etwas zum Angeben. Sie sah fast perfekt aus, wäre da nicht der etwas zu breite Mund und das hässliche bonbonfarbene Kostüm, das ihr zwar stand, aber womit sie, nach Namis Meinung, erst recht wie eine Puppe aussah. Ihr Herzschlag setzte einen Moment aus, als sie den gut aussehenden Mann dahinter sah. Sanji trug einen maßgeschneiderten Anzug, der den Körper versteckte, den sie fast in sich gespürt hatte und den nun Vivi nach belieben ansehen konnte. Ihre Cousine gab ihr einen schmatzenden Luftkuss und lächelte sie zuckersüß an. „Nami, meine Süße!“ sagte sie mit übertriebener Freundlichkeit. „Du erinnerst dich doch noch an Sanji, oder?“ Sanji sah verlegen zur Seite. Mit einer komischen Mischung aus Wut und Grimmigkeit stellte Nami fest, dass Zorro viel, viel besser aussah, als dieser... dieser... blonde, volllippige... braunäugige... Am liebsten hätte sie ihm die Zunge herausgestreckt und gerufen, dass jemand anderes das Glück hatte sein bestes Stück in sie rein zu stecken. Sanji sah durch und durch wie ein Mann aus. Erwachsen, ein wenig markant und mit den Muskeln an der richtigen Stelle. Nami beschloss Vivi den Spaß zu verderben, nur war das ein wenig schwer, obwohl ihre Trennung doch schon eine Weile her war. „Hi, schön euch zu sehen.“ brachte sie schließlich hervor und ärgerte sich über Vivis zufriedene Miene, als sie Sanjis Arm mit sich riss und in Richtung Park ging. „Bis später, meine Liebe, wir wissen schon wo der Park ist. Komm schon, Schatz.“ „Miststück!“ zischte Nami, als sie sicher war, dass die beiden sie nicht hören konnten. Sie sah den beiden nach und wünschte sich ein Messer zur Hand. Oder ein Maschinengewehr. Wo war nur Zorro? Das ist mal wieder typisch für den Idioten, dachte sie und war völlig außer sich. Lange konnte sie die freundliche Miene nicht mehr aufsetzen und wenn er nicht bald erschien, würde das ein zweiter Teil von ‚Eine Hochzeit und ein Todesfall’. Sie seufzte genervt, als Vivi ihr von dem erstklassigen Flug vorschwärmte, wobei sie die Sache übersah, dass Nami wohl auch so gut geflogen war. Mit einer lahmen Ausrede schaffte Nami es sich aus dem Staub zu machen. Sie trottete zu ihren kleinen Freunden herüber, die sie gleich aufgeregt anschnatterten. „Brot ist auf dem Büffet, aber lasst mich erst mal in Ruhe. Ich bin völlig fertig von dieser dummen...“ Sie behielt das letzte Wort für sich und kniete sich hin, wobei sie achtete, dass ihr Kleid nicht den Boden berührte. Hatte Nojiko gewusst, dass Sanji mitfliegen würde? Oder hatte es ihre Cousine extra nicht erwähnt, damit sie Nami eins auswischen konnte? Eigentlich hatte sie wirklich keinen Grund sich darüber aufzuregen, aber es war nicht gerade die Tatsache, dass Sanji hier war. Es war mehr Vivi, die so tun musste, als wäre Nami eine Verliererin, eine Art Zurückgebliebene, die keinen anständigen Typen bekam oder behalten konnte. Nami versuchte einen kühlen Kopf zu bewahren. Sie wollte nicht, dass Nojikos Hochzeit wegen ihr ein totales Desaster wurde und nur weil sie in ihrem Stolz verletzt war. Also schön, dachte sie entschlossen. Egal, was sie sagt, ich werde sie nicht mit einem Messer erstechen. Sie warf einen verstohlenen Blick auf Vivi, die Sanji gerade abschleckte, damit es ja auch alle sehen konnten. Schnaubend sah sie wieder auf den Teich. Sie hörte, wie ein paar neue Gäste ankamen, doch sie stand nicht auf, um diese zu begrüßen. Vivi hingegen löste sich von ihrem Freund und begrüßte Ace´ Eltern auf Englisch und lächelte so künstlich, dass sie gleich eine Maschine hätte sein können. „Mrs. Puma, Mr. Puma, wie schön Sie kennen zu lernen.” flötete sie und schüttelte ihnen die Hand. „Mein Name ist Vivi. Einfach nur Vivi.“ „Guten Tag, freut mich Ihre Bekanntschaft zu machen.“ sagten die Pumas höflich und eilten rüber zu ihren Sohn, den sie um einiges herzlicher begrüßten. Leicht beleidigt sah Vivi dem Ehepaar nach, bis ihr Blick auf den unglaublich sexy Neuling fiel, der gerade in einem schicken Anzug den Park betrat. Sie setzte ihr schönstes Lächeln auf und beobachtete ihn, wie er alle begrüßte, allen voran Ace. Als er schließlich bei Vivi und Sanji ankam, schüttelte er ihnen die Hände. „Hi, ich bin Zorro.“ sagte er. „Vivi. Ich bin Namis Cousine.“ Zorros Blick fiel auf Sanji, den er distanziert und sorgfältig musterte. Das war also der Typ der sie mit dieser Maschine betrogen hatte. Was für ein Trottel. „Haben Sie Nami gesehen?“ „Nami?“ wiederholte Vivi und lachte. Zorro verzog keine Miene und sie hörte damit auf. „Also, ich denke, dass sie in diese Richtung gegangen ist.“ antwortete sie schließlich und zeigte auf den Teich. Es war fast wie ein Déjà-Vu. Nur dass sie viel traumhafter aussah als sonst. Sofort stieg ihm das Bild in dem Kopf, als sie nackt auf dem weißen Laken lag und er sie beobachtet hatte. Fast entsetzt sah Vivi, dass sich Zorros Lippen zu einem zärtlichen Lächeln zogen. Sie verfolgte seine Blickrichtung und stellte noch entsetzter fest, dass er Nami ansah. Sein Blick traf sie fast wie ein leichter elektrischer Schlag. Sie entschuldigte sich bei den Enten und sagte sie würde später noch mal vorbeischauen. Sie spürte ihn, sie wusste, dass er da war. Langsam stand sie auf und drehte sich um. Sie lächelte und ging auf ihn zu. Vivis Augen waren nunmehr nur noch schmale Schlitze. Einen Meter blieb Nami vor Zorro stehen, damit er sie in Ruhe ansehen konnte. Mit einem Schritt war er bei ihr und zog sie in seine Arme. „Du siehst umwerfend aus.“ sagte er leise und aus seinen Augen sprühten Funken. „Wirklich?“ fragte sie und sah ihn so glücklich an, dass sein Herz sich erwärmte. „Wirklich.“ bestätigte er. Nach einer kurzen Pause sah er sie mit großem Verlangen an. „Darf ich die Prinzessin auch küssen?“ Sie schüttelte den Kopf und er senkte grinsend seinen Kopf. „Danke, Prinzessin.“ Ihre Lippen berührten sich. Sie schmolz und schmolz. Ihre Liebe strömte durch jeden Winkel ihres Körpers. „Ich will vergessen, was die letzten Tage passiert ist. Lass es uns vergessen, ja?“ flüsterte sie an seinen Lippen. „Ich schwöre dir, Nami, wenn hier nicht so viele Leute wären, dann würde ich dich sofort...“ Sie hörten jemanden räuspern und schreckten wie zwei Teenager auf. Vivi lächelte sie unschuldig an. „Nami, bitte, du vergisst, dass hier auch noch andere Leute sind.“ Irritiert sah Nami ihre Cousine an. „Was?“ Zorro antwortete für sie und strahlte Vivi an, deren Wut plötzlich verraucht war. „Ich habe so viel von Ihnen gehört.“ „Ach ja?“ Sie wurde rot und Sanji warf Zorro einen bösen Blick zu. „Nein.“ sagte Zorro und lächelte sie an. Nami stieß ihn alarmierend an, aber er griff nur nach ihrer Hand und drückte sie beruhigend, als wolle er sagen, dass er wüsste was er tat. Vivi sah völlig verdattert aus. Nami verkniff sich das Grinsen. „Ich wollte nur höflich sein.“ erklärte Zorro, immer noch sexy lächelnd, wobei man ihm schon wieder fast vergeben könnte. Er sah gespielt zerknirscht zu Nami. „Darling, habe ich etwas falsch gemacht?“ Er wandte sich wieder Sanji und ihrer Cousine zu, ehe sie ein Wort herausbringen konnte. „Was ich eigentlich sagen wollte ist, dass man doch zeigen kann, wenn Zuneigung einem Menschen gegenüber empfindet, oder? Schönen Tag noch.“ Er zog Nami von den beiden Snobs weg. „Du bist ein Idiot.“ sagte sie grinsend. „Hab ich doch gut gemacht, findest du nicht?“ Nami sah über ihre Schulter. Vivi und Sanji kochten vor Wut. Sie sah Zorro an und sie fingen beide an zu lachen. Als Nojiko mit Ace´ Vater den Park betrat, hatte die Musik schon eingesetzt. Alle Gäste saßen erwartungsvoll auf ihren Plätzen, links und rechts vom breiten Weg, den Ace´ Nichten mit rosa Rosenblättern bewarfen. Nami und Zorro standen beide neben Ace, der seine Braut mit feuchten Augen betrachtete. Nojikos Haare waren hochgesteckt, nur ein paar einzelne Strähnen fielen ihr verspielt ins Gesicht. Ihr Hochzeitskleid war schlicht, aber elegant, so wie Nojiko es mochte. Es war aus weißer Seide und ab den Hüften fiel der Stoff weit auseinander. Nojiko hielt einen Brautstrauß mit weißen Rosen und Lilien. Ace´ Vater sah sehr stolz aus, während er seine Schwiegertochter auf dem Weg zum ‚Altar’ begleitete. Der Mann, der Nojiko und Ace traute war nicht nur Pfarrer, sondern auch von der Stadtverwaltung, so dass sie nicht noch vor dem Standesamt heiraten mussten. Er war im Rentenalter, väterlich und erfahren. Jeder aus der Gegend nannten ihn Reverend Camwell. Wie es sich für eine Trauung eignete, trug er sein Pfarrerkostüm. Die Blumenkinder waren an dem Traubogen angekommen, während Nojiko ihn gerade betrat. Sie lächelte alle Gäste an, bis sie sich wieder Ace zuwandte. Innerlich seufzte Nami, als sie die grenzenlose Liebe ihrer Schwester zu ihm erkannte. Nojiko blieb vor Ace stehen. Ace´ Vater setzte sich in die erste Reihe. Ace trat einen Schritt auf sie zu und blinzelte seine Tränen zurück. „Darling... du siehst... du bist die schönste Frau, die ich je gesehen habe...“ Nojiko lächelte. „Werte Anwesende...“ begann Reverend Camwell seine Rede. „Wir haben uns hier zusammengefunden, um den heiligen Bund der Liebe zwischen Nojiko Johnson und Puma D. Ace zu zelebrieren.“ Er machte eine Pause und sah in die Runde. „So fängt doch fast jede Rede eines Pfarrers an, finden Sie nicht?“ Einige Mundwinkel zuckten. „Und jede Rede dauert fast eine halbe Stunde oder länger. Aber ich stehe nicht hier, um lange rumzuschwafeln, damit meine Zeit um ist. Nein, ich möchte Ihnen ein wenig Wissen zu verschaffen. Sie sollen wissen, dass dieses Paar hier vor mir das Glück hat, die wahre Liebe kennen zu lernen, wie auch viele andere vor ihnen. Doch was ist Liebe eigentlich? Jeder Mensch empfindet sie anders, das ist wahr. Aber ich möchte Ihnen sagen, wie ich sie erlebt habe, bei allen Paaren, die ich getraut habe. Liebe ist uns von Gott gegeben worden. Es ist eines der schönsten Geschenke, das er uns geben konnte und ich persönlich bin ihm unendlich dankbar dafür. Liebe macht glücklich, auch wenn die Probleme die man im Moment hat, einen zu erdrücken scheinen. Liebe lässt uns Vergessen. Wir vergessen die ganzen schlechten Dinge auf dieser Welt, wenn wir uns im Arm unseres Geliebten befinden. Wenn wir die Augen dabei schließen, fühlen wir uns wunderbar geborgen. Wenn es eiskalt um uns herum ist, haben wir aber das Gefühl zu verbrennen. Liebe heilt unsere Schmerzen. Liebe verändert den Menschen positiv. Aber das sind alles nur Aufzählungen. Wie lässt sich Liebe beschreiben? Ich habe Ihnen die Dinge genannt, die sie mit uns anstellt. Aber wie genau definiert man das? Wie fühlt sich Liebe an?“ Reverend Camwell lächelte Nojiko und Ace an. „Wie ich erfahren habe, ist Liebe ein Gefühl der Verbundenheit. Die Seelen der Liebenden sind miteinander verbunden, sozusagen miteinander verschmolzen. Man weiß, wann es dem anderen gut oder schlecht geht, man weiß was er jetzt braucht, man weiß, dass er hier und jetzt in diesem Raum ist, auch wenn man ihn nicht sieht.“ Nami zuckte innerlich zusammen. „Liebe macht aus einem Menschen eins. Man kann Liebe nicht nur seelisch erfahren, man erfährt sie auch körperlich. Aber woher weiß man, dass sich zwei Menschen wirklich nahe sind und sich auch körperlich lieben? Wie fühlt man den anderen genau? Oder fühlt man ihn überhaupt? Jemand, der mir sehr nahe stand, sagte einmal zu mir... ‚Wir sind eins geworden’. Daraufhin fragte ich ihn, woher er das so genau wisse. Der Jemand lächelte und antwortete: ‚Ich habe es gespürt’.“ Eine Träne rann an Namis Auge herunter. Es folgten weitere. Sie zitterte, obwohl sie die ganze Zeit versucht hatte es zu unterdrücken. Nojiko und Ace bekamen davon zum Glück nichts mit, denn sie taten nichts anderes als sich oder den Pfarrer anzuschauen. Aber Zorro bemerkte es. Er griff nach ihrer Hand und drückte sie zärtlich. „Verstehen Sie, was ich Ihnen mit seiner Aussage sagen wollte?“ fuhr der Reverend fort. „Man spürt, fühlt, merkt, was auch immer, die Liebe. Auch wenn man sie zunächst nicht erkennt, weil man einfach blind sein wollte und sich dagegen wehrte, irgendwann trifft einen die Erkenntnis wie ein Schlag auf den Kopf. Es kann Minuten, Stunden, Tage oder sogar Jahre dauern, aber das Gefühl lässt einen nicht los, bis man es endlich erkannt hat. Irgendwann fühlt man sie durch den ganzen Körper strömen.“ Nami schluchzte leise. „Ich möchte meine Rede jetzt mit meiner eigenen Meinung beenden. Vielleicht denken Sie genauso. Liebe hat wahrlich viele Tücken und Fallen, aber wenn man diese erst einmal überwunden hat, ist sie das schönste auf Erden. Nojiko und Ace haben all diese Tücken und Fallen überwunden und sie werden vielleicht noch weitere überwinden müssen, doch dennoch haben sie zusammen eine schöne Zeit, das haben sie mir gesagt.“ Der Pfarrer wandte sich an Nojiko. „Nojiko Johnson... willst du Puma D. Ace zu deinen Angetrauten nehmen, ihn schätzen und ehren, ihm zur Seite zu stehen, was auch immer passiert, bis der Tod euch scheidet?“ „Ich will.“ sagte Nojiko. „Und du, Puma D. Ace...“ Reverend Camwell wandte sich an Ace. „Willst du Nojiko Johnson zu deiner Angetrauten nehmen und sie schätzen und ehren, ihr immer zur Seite stehen, in guten wie in schweren Tagen, bis der Tod euch scheidet?“ „Ich will.“ antwortete Ace und lächelte Nojiko an. „Gott begleitet und segnet euch auf eurem Weg.“ Camwell machte ein Zeichen. Zorro holte die Ringe aus seiner Tasche und übergab sie Ace. Es wurden viele Fotos beim Ringwechsel geschossen und der Pfarrer wartete, bis sich das Geknipse gelegt hatte. „Diese Ringe sind das äußere Zeichen eurer Liebe. Sie zeigen anderen, dass ihr fähig seid zu lieben und sie geben anderen ein Hauch von Wissen, wie grenzenlos eure Liebe ist. Ace, wenn du möchtest, darfst du deine Braut jetzt küssen.“ „Ich möchte.“ murmelte Ace und zog Nojiko zu sich. Er sah ihr tief in die Augen. „Ich liebe dich. Ich schwöre vor Gott, dass ich dich immer lieben werde.“ Nojiko sah ihn glücklich an. „Oh Ace. Ich liebe dich auch.“ Ace senkte den Kopf und küsste sie. In diesem Moment standen die anderen Gäste auf und klatschten begeistert Beifall. Die Band fing an ein Liebeslied zu spielen. „So, ihr vier müsst nur noch ein Blatt unterschreiben, damit die Stadt auch weiß, dass es jetzt eine Nojiko Puma gibt.“ sagte Camwell. „Aber ich glaube, das machen wir nachher.“ Nojiko nahm Ace´ Hand und sie gingen zusammen den Weg zurück, um die Hochzeitstorte auf dem Büffet anzuschneiden. Nami und Zorro folgten ihnen im Schlepptau. „Es war eine schöne Trauung.“ sagte Zorro. „Sehr traditionell und klassisch.“ „Ja.“ sagte Nami leise. Die Worte des Pfarrers gingen ihr nicht aus dem Kopf. Liebe ist auch Schmerz, dachte sie. Liebe ist manchmal hoffnungslos und eigenartig. „Entschuldige mich bitte kurz.“ sagte sie zu Zorro und zog ihre Hand aus seiner. „Wohin willst du?“ „Ich muss mal kurz auf die Toilette.“ Sie ging nicht zu den Toiletten. Nami verließ den Park und ging die Straße herunter. Ich habe es gefühlt. Dieses Gefühl des Eins-Werdens. Es gab verschieden Gründe, warum sie geweint hatte. Eigentlich weinte sie immer bei solchen Veranstaltungen und bei solchen tiefgründigen Reden. Nur warum trafen diese ganzen Dinge auf sie zu? Sie konnte lieben, doch ihre Liebe war nicht für die Unendlichkeit bestimmt. Sie hatte Sanji geliebt. Sie hatte ihn geliebt, weil er Geduld gezeigt hatte, als sie ihm gesagt hatte, dass sie nicht mit ihm schlafen könnte. Noch nicht. Sie hatte ihn geliebt, weil sie nicht nur sexuelle Dinge getan hatten. Aber wie es sich herausstellte, hatte er diese die ganze Zeit mit Vivi getan. Als sie das herausfand machte sie Schluss, aber ihn schien das nicht sonderlich zu interessieren. Sie hasste seinen gleichgültigen Gesichtsausdruck und das unschuldige Gesicht Vivis. Aber bei Zorro war es nicht so. Er hatte nur sie und er betrog sie auch nicht. Damals dachte sie, dass ihr Schmerz sie bald umbringen würde, aber den Schmerz den sie jetzt empfand, war nahezu unmenschlich. Nami kehrte wieder um und sah zu ihrem Entsetzen Sanji. Sie kamen einander entgegen, aber sie war nicht sicher, ob er überhaupt zu ihr wollte, nur etwas holen wollte oder ob ihm einfach nach einem Spaziergang war. Sie wollte an ihm vorbei, aber er packte ihren Arm. „Lass mich los, Sanji.“ sagte sie. Er ließ sie los, aber nicht in Ruhe. „Ist das die Art, wie wir uns die nächsten Stunden behandeln werden, Nami?“ Früher hatte sie ihn wegen seines erwachsenen Benehmens geliebt, aber jetzt behandelte er sie wie ein Kind. Sie war kein Kind. Sie war, verdammt noch mal, erwachsen. Dazu sollte man sagen, dass er fast sieben Jahre älter war als sie. „Es ist mir egal. Ich habe dich nur gebeten mich loszulassen.“ „Vivi wollte unbedingt, dass ich mitkomme. Sie hat mich solange gedrängt, bis ich zugesagt habe.“ „Ich habe dich nicht danach gefragt.“ „Ich weiß. Aber ich fand, dass ich dir eine Erklärung schuldig war.“ „Mir ist inzwischen egal, dass du hier bist. Und warum, auch.“ „Du siehst hübsch aus.“ „Ich sehe verheult aus.“ „Überhaupt nicht.“ entgegnete er. „Ich werde jetzt gehen.“ sagte sie langsam. Sanji trat einen Schritt auf sie zu. „Bitte, geh noch nicht.“ sagte er bittend. Verwirrt sah sie ihn an. „Ich muss.“ „Nein, bitte warte!“ Sie sollte gehen, weil es nicht gut für sie war noch länger hier zu stehen. Es war ein komisches Gefühl. Doch sie blieb. „Ich... ich habe dich vermisst, Nami.“ Nami erkannte, dass es ein Fehler war, zu bleiben. „Für so eine Unterhaltung ist es zu spät, Sanji.“ sagte sie. „Für so eine Unterhaltung ist es nie zu spät.“ „Es ist aus. Du bist mit meiner Cousine zusammen. Das ist okay. Wirklich. Du musst dich nicht in irgendeiner Weise schuldig fühlen, aber ich hoffe du tust es trotzdem.“ Sie ging. Ihre letzten Worte waren gemein, das wusste sie, aber im Moment war ihr das egal. So wie vieles ihr im Moment egal war. Zorro fing sie ab, als sie wieder im Park ankam. Er schien wütend zu sein. „Das nennt man also ‚Toilette’.“ brummte er, während sie zurück zu den Gästen gingen, die gerade die Hochzeitstorte verspeisten. „Was?“ fragte Nami. „Sich mit dem Ex unterhalten... pff! Für wie blöd hältst du mich eigentlich?“ „Ich weiß nicht, was du von mir willst.“ sagte sie und sah ihn fragend an. „Du hättest mir auch gleich sagen können, dass du dich mit... Sean? Sam?“ „Sanji.“ „Ja, genau! Dass du dich mit dem Typen triffst.“ „Ich hab mich doch gar nicht mit ihm getroffen.“ sagte Nami. Zorro warf ihr einen Blick zu. „Denkst du, dass ich blöd bin?“ Der Schalk saß ihr im Nacken und sie grinste. „Willst du eine ehrliche Antwort?“ „Das ist nicht lustig, Nami!“ „Doch, das ist sogar sehr lustig.“ „Was, zum Teufel, ist daran lustig? Mach das bloß nicht noch mal!“ „Was denn?“ fragte sie unschuldig. Er gab es auf. „Du weichst mir heute nicht von der Seite. Der Typ ist mir nicht geheuer.“ „Er wird mich bestimmt entführen!“ warf Nami ein. „Oder dich vergewaltigen!“ „Ja, wie wäre es mit ertränken?“ „Hör auf Witze darüber zu machen!“ Nami lachte. „Bist du etwa eifersüchtig?“ „Hast du nicht gesehen, wie gut der aussieht?“ „Hast du ihn schon mal mit Jass verglichen?“ „Du bist ziemlich frech zu mir, weißt du das?“ Jetzt lächelte er sie an. Sie grinste. „Ich liebe es dich zu ärgern.“ „Und ich liebe es...“ „Wetten, dass du jetzt pervers wirst?“ Er flüsterte es ihr ins Ohr und sie sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Das ist ja regelrecht obszön!“ Zu ihrer Überraschung senkte Zorro seinen Kopf und küsste sie. „Es läuft grad ein Walzer. Lass uns doch mal die alten Leute hier von der Tanzfläche kicken.“ „Du kannst auch gleich sagen, dass du mit mir tanzen willst.“ „Das war mir zu kompliziert.“ „Hab ich mir schon fast gedacht.“ Zorro fing mit dem Grundschritt an. „Wir haben Glück mit dem Wetter, findest du nicht auch?“ Nami blinzelte, weil die Sonne gerade mitten in ihr Gesicht schien. „Mh.“ Sie tanzten die Promenade, danach die Rechtsdrehung. „Ich kann dein Parfüm riechen.“ „Ist das jetzt gut oder schlecht?“ „Also, ich finde das gut.“ Er senkte seinen Kopf und roch an ihrer Halsbeuge. „Riecht auch gut.“ murmelte er direkt an ihrer Haut. „Danke.“ sagte sie fast atemlos. „Und schmeckt auch gut.“ sagte er, als er an ihr knabberte. Sie unterdrückte ein leises Stöhnen. „Wir wollten tanzen, hast du vergessen?“ „Wir tanzen doch.“ widersprach er. „Ja, aber-“ Er brachte sie mit einem Kuss zum Schweigen und drückte sie fester an sich. Die Finger ihrer Hand, die er immer noch festhielt, klammerten sich hilflos um seine Hand. „Das schmeckt auch.“ sagte er heiser. „Und ich wüsste noch ein paar andere Stellen.“ „Tanz.“ wisperte sie schwach. Sie begannen von neuem. Dieses mal vergaßen sie Tanzschritte und Tanzhaltung und lehnten sich nur aneinander, während sie im Takt der Musik wiegten, bis das Lied zu ende war. ____________________________________ Kapitel 34: Spirit in the Night ------------------------------- _______________________________________________________________________________________ Nojiko winkte Nami und Zorro zu sich ran und sie gingen zu ihr hin. „Bitte, bleibt hier stehen. Ace und ich haben noch was zu sagen.“ sagte sie aufgeregt. Zorro starrte auf ihren Bauch. „Mensch, du hast ja zugenommen.“ Nami sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Das sagt man doch nicht zu einer Braut!“ „Welche Regel war das noch mal im Höflichkeitsbuch der Miss Johnson?“ fragte er lächelnd. „Äh... bis gleich.“ verabschiedete sich Nojiko und ging in Richtung Bühne. Ace half seiner Frau hoch und klopfte ein paar Mal auf das Mikro, um sicherzustellen, dass es an war. Die Gäste versammelten sich in der Nähe der Bühne und warteten gespannt ab, was jetzt kommen würde. Ace ging näher an das Mikrofon. „Erst einmal möchte ich mich bei allen anwesenden Gästen bedanken, dass sie sich die Zeit genommen haben, zu Nojikos und meiner Hochzeit zu erscheinen. Also... vielen Dank.“ Nojiko nickte zustimmend. „Unser spezieller Dank gilt Nami Johnson, die diesen Park so wunderbar und liebevoll gestaltet hat und Lorenor Zorro, der netterweise das Büffet bezahlt.“ Nami warf Zorro einen Blick zu. „Du bezahlst das ganze Essen?“ Er erwiderte ihren Blick amüsiert. „Ist was dabei?“ „Ach ja, du bist ja reich, ich vergaß.“ sagte sie. „Eifersüchtig?“ scherzte er. „Nein, ich kann ganz gut damit leben, dass ich arm bin und auf der Straße schlafen muss.“ „Wenn man deine Sturheit in Dollars messen könnte, wäre ich Milliardär.“ „Ich wäre noch reicher, wenn ich dein Aussehen in Dollars bezahlen lassen würde.“ „Das war aber ein Kompliment.“ Sie tat, als sei sie überrascht. „Oh. Das tut mir leid.“ Er lachte leise. „Mist, jetzt haben wir Ace´ Rede verpasst!“ rief sie, als alle Leute anfingen zu klatschen und sie beide natürlich keinen Schimmer hatten warum, aber trotzdem improvisierend mitklatschten. „Willst du jetzt mir die Schuld geben?“ fragte Zorro vorwurfsvoll. „Nein, jetzt halt die Klappe, damit ich wenigstens verstehe was Nojiko sagt.“ zischte sie. Nojiko lächelte alle breit an und ihre Wangen bekamen ein wenig Röte, als sie anfing zu sprechen. „Wissen Sie, Zorro meinte gerade zu mir ich hätte zugenommen.“ Alle Köpfe drehten sich zu dem Schuldigen um. Zorro starrte in die Luft, als sei er nicht gemeint. „Aber das ist auch richtig, ich habe wirklich zugenommen.“ fuhr Nojiko fort. „Aber ich muss auch mehr essen, weil mich erstens, Ace dazu zwingt...“ Ace sah sie schuldbewusst an. „Und zweitens...“ Nojiko griff nach Ace´ Hand und sah Nami und Zorro an. „... weil ich ein Baby bekomme.“ Namis Unterkiefer klappte herunter. „Oh mein Gott, oh mein Gott, oh mein Gott!“ murmelte sie, als sie sich an den Gästen vorbeidrängelte, um zu Nojiko zu gelangen. „Großer Gott, großer Gott...“ „Es wird ein Junge.“ sprach Nojiko weiter, als Nami schon auf die Bühne geklettert war. Nojiko wandte sich an Nami und ein unsicheres Lächeln umspielte ihre Lippen. „Ich bekomme einen Neffen.“ flüsterte Nami. „Ja.“ lachte Nojiko und umarmte ihre Schwester glücklich. „Ich werde Tante.“ Nami umarmte auch Ace, während sich ihre Augen wieder mit Tränen füllten. „Wag es bloß nicht, wieder zu heulen!“ sagte Ace streng. „Tu ich doch gar nicht.“ Sie wischte sie sich weg. „Siehst du?“ Ace grinste zufrieden und umarmte Zorro, der Nami ebenfalls gefolgt war. „Du Arschloch!“ sagte Zorro freundschaftlich. „Du hast es mir solange verheimlicht!“ „Wir wollten es erst heute sagen, weil es uns passend schien.“ erklärte Ace. Es regnete noch viele Glückwünsche und die Band fing wieder an zu spielen. Ace schnappte sich seine Schwägerin, währen Nojiko mit Zorro tanzte. Sie unterschrieben das Formular, damit die Stadt wusste, dass sie geheiratet haben und noch hatte Nami keine Ahnung was sie an diesem Tag alles noch erwarten würde. Am Himmel funkelten schon ein paar Sterne, als Nami sich neben Zorro auf die Mauer setzte, wo er sich niedergelassen hatte, um noch ein wenig vom abendlichen Büffet zu essen. Sie selbst hatte noch einen Teller Nachtisch geholt und bedachte ihn nur mit einem Blick, der ihm sagte, dass er bloß seine Klappe halten sollte. Genüsslich schob sie sich einen Löffel Grütze mit Vanillesoße in den Mund. Ihr fiel auf, dass Sanji zu ihr hin übersah, aber als sich ihre Blicke trafen, wandte er sich ab und unterhielt sich mit ihrer Tante. Irritiert aß sie weiter. Sie wusste nicht was sie von seinem merkwürdigen Verhalten denken sollte. Warum schien er wieder an ihr interessiert? Sie liebte ihn längst nicht mehr, das war ein Kapitel, das sie endgültig abgeschlossen hatte. Und sie wollte es nicht wieder anfangen. Zorro legte seinen Teller beiseite. „An was denkst du gerade?“ wollte er wissen. „An nichts.“ „Du siehst nachdenklich aus.“ Sie löffelte ihre Dessertschale leer. „Wirklich?“ fragte sie und leckte den Löffel ab. Er sah ihr dabei zu. „Lass das.“ „Was?“ sie hielt inne. „Na... das abschlecken.“ Sie grinste ihn süffisant an. „Ach... kriegen wir etwa ein kleines Problem?“ Ihr Blick wanderte zu seiner Hose. „Ausnahmsweise noch nicht.“ Auch sie stellte die Schale beiseite und schaukelte ein wenig mit ihren Beinen. „Guck mal, wir haben Vollmond.“ sagte sie. „Meine Mutter hat immer gesagt...“ Sie hörte plötzlich auf zu sprechen. Ihr fiel ein Mann auf, der gerade in den Park gekommen war und der sich gerade mit Nojiko und Ace unterhielt. Sie legte den Kopf etwas schief und musterte ihn. Zorro folgte ihrem Blick. Graues Haar, aber wachsamer Blick. Muskulöser Körper und noble Haltung. Nojiko wirkte etwas nervös. Nami sprang von der Mauer, als der Mann sich unsicher, aber dennoch entschlossen näherte. Zorro tat es ihr gleich. Etwas an diesem Mann war komisch. Er wusste nicht was, aber es lag ihm auf der Zunge. Etwas an diesem Mann kam ihm so bekannt vor. Nicht das Aussehen, aber... Nami hatte nicht aufgehört ihn zu mustern. Als er nur noch wenige Meter vor ihr stand, wurde es eisig kalt, so kam es ihr vor. Ihre Eingeweide schienen zu erfrieren und eine kalte Hand legte sich um ihr Herz. Sie zitterte und wich einen Schritt zurück. Es fiel Zorro wie Schuppen von den Augen. Der Gesichtsausdruck. Er kannte ihn. Nami hatte ihn auch schon einmal so angesehen, als sie sich in San Fernando Valley gestritten hatten. Dort wo sie ihm in den Garten gefolgt war, nachdem er sie so brutal und wild geküsst hatte. „Hallo Nami.“ „Daniel...“ sagte sie erstickt. „Das ‚Dad’ hast du dir also schon abgewöhnt, was?“ sagte er und es klang fast verbittert. „Was...“ „Bist du überrascht mich zu sehen? Hat Nojiko dir nichts erzählt?“ „Nojiko?“ wiederholte Nami fassungslos und ihre Augen suchten ihre Schwester. „Nojiko hat dich... eingeladen?“ Daniel antwortete ihr nicht. Was für eine dumme Frage. Stattdessen wandte er sich an Zorro. „Ich bin Daniel Johnson, Namis Vater, von dem sie nichts mehr wissen will.“ „Lorenor Zorro.“ „Ja, ich habe Sie im Fernsehen gesehen. Sie sind der Anwalt von Cassandra Carver.“ „Richtig.“ „Hör sofort damit auf, Daniel!“ sagte Nami laut. Daniel sah in Namis Richtung. „Womit?“ fragte er langsam. „Denkst du, dass du einfach so auftauchen und so tun kannst, als wäre nichts passiert?! Denkst du damit sind vierzehn Jahre einfach weggewischt? Denkst du, dass wir jetzt die ganzen schrecklichen Jahre vergessen, nur weil du plötzlich auftauchst und wieder die Rolle als... Vater... spielen willst?“ stieß sie erhitzt hervor. „Nami...!“ Zorro griff beschwichtigend nach ihrer Hand. „Nojiko und ich haben seit mehreren Jahren wieder Kontakt.“ sagte er, ohne auf ihre Vorwürfe einzugehen. „Ich habe ihr erklärt, warum ich gegangen bin und sie hat es mittlerweile verstanden und akzeptiert. Ich dachte, du würdest es genauso tun.“ Nami biss sich auf die Unterlippe. Nojiko hatte seit mehreren Jahren Kontakt mit ihrem Vater? Warum hatte sie nie etwas gesagt? Warum hatte sie es ihr verschwiegen? Einen Moment lang, spürte sie eine ungeheure Wut ihrer Schwester gegenüber. Als ihr dieses Gefühl bewusst wurde, schämte sie sich dafür. Es war doch ihre Hochzeit. Es wäre nicht fair von ihr, Nami, auf Nojiko gerade in diesem Moment sauer zu sein. Sie vergrub ihre Zähne in ihren Lippen. „Warum hast du uns verlassen?“ fragte sie wütend. „Ich will einen vernünftigen Grund, hast du gehört, und nicht irgendeinen Seelenschwachsinn!“ Daniel schüttelte innerlich den Kopf. Von wem hatte sie nur das Temperament geerbt? Er hatte gewusst, dass es nicht ein Friede-Freude-Eierkuchen-Wiedersehen werden würde. Als er antwortete, sprach er mit langsamer Stimme. „Eigentlich... warst du der Grund, Nami.“ „Was?“ wiederholte sie leise. Er sah ihr in die Augen und hatte das Gefühl in Katrins Augen zu sehen. „Nach dem Tod deiner Mutter hat sich vieles in unserer Familie verändert. Ich wurde wie ein Aussätziger behandelt. Wie ich von den Verwandten behandelt wurde, war mir egal. Aber meine eigene Familie verabscheute mich. Du und Nojiko. Meine einzigen Kinder. Das tat mir weh.“ erklärte er und machte eine Pause, um einen tiefen Seufzer auszustoßen. Es tat ihm leid, was er getan hatte, doch er wusste, dass seine Tochter mehr als nachtragend war. Wie nur sollte er ihr seine ganze Geschichte an dem ersten Tag nach vierzehn Jahren Wiedersehen erzählen, so dass sie am Ende ein anderes Bild von ihm bekam? „ Ich habe angefangen zu trinken. Du hast mich mit so viel Verachtung angesehen. Und dabei warst du erst neun. Es gab viele Gründe warum ich gegangen bin. Ich hatte erstens Angst, dass ich einmal handgreiflich werde... ich war in einer Kneipe und habe mich wieder einmal vollaufen lassen... jemand, dem es nicht besser ging als mir, fing an mich zu provozieren. Ich ging nicht darauf ein und habe ihn ignoriert. Das hat den Mann anscheinend gestört. Er hat mir eine runter gehauen. Wir haben uns geprügelt. Es hört sich vielleicht komisch an, aber ich habe dabei eine tiefe Befriedigung empfunden. Ich konnte diesen Mann vermöbeln ohne auch nur einen Gewissenbiss zu bekommen. Dann bekam ich Angst und dachte, dass ich das gleiche mit euch machen würde. Nojiko schnüffelte mir immer hinterher und fand meine Whiskeyflaschen, die ich irgendwo versteckt hatte. Sie schmiss sie alle weg. Sie sah mich immer so vorwurfsvoll an, wenn ich mal wieder in der Garage war und trank. Sie wusste ganz genau was ich tat. Wenn sie sich getraut hätte, hätte sie mich angeschrieen und mir die Flaschen an Kopf geworfen. So konnte ich nicht mehr leben. Als sie dir dann auch noch erzählte, dass ich heimlich trank und du mich mit noch mehr Verachtung angesehen hast, hielt ich es nicht mehr aus.“ „Wir waren Kinder. Und du bist ein erwachsener Mensch! Willst du mir sagen, dass du Angst vor uns hattest? Das ist doch vollkommen lächerlich!“ sagte sie und sah ihren Vater böse an. „Das ist nicht alles, Nami. Nojiko sieht fast genauso aus wie ich, außer der Nase, die sie von Katrin geerbt hat.“ „Ich weiß wie Nojiko aussieht, danke.“ Er ging nicht auf ihre Sticheleien ein. „Aber du... du hast mich zu sehr an Katrin erinnert. Immer wenn du mich anguckst, denke ich, dass es Katrin tut. Ich hatte schon genug Schuldgefühle. Aber du wurdest ihr immer ähnlicher und ich war mir sicher, wenn du erst einmal erwachsen bist, würdest du genauso aussehen wie sie. Und ich hatte Recht. Du siehst deiner Mutter sehr ähnlich. Immer wenn ich dich gesehen habe, dachte ich an Katrin und an die Worte, die du mir an den Kopf geworfen hast. Es wurde einfach alles zu viel, verstehst du?“ Nami schwieg einen Augenblick. „Wenn du denkst, dass ich dir jetzt verzeihe, hast du dich geschnitten.“ sagte sie schließlich. „Ich sehe keinen Vater mehr in dir. Du hast für mich keine besondere Bedeutung in meinem Leben.“ Er nickte. „Ja, das weiß ich. Aber ich sehe in dir noch eine Tochter. Und ich hoffe sie kommt eines Tages zurück und vergibt mir.“ Sie schluckte und musste mit ihren Tränen kämpfen. „Es ist nicht der richtige Zeitpunkt darüber zu reden. Du hast dir einen schlechten Tag ausgesucht, Daniel.“ Zorros Daumen strich zärtlich über ihren Handrücken. „Wenn es Ihnen nichts ausmacht, Mr. Johnson, dann würde ich Sie bitten, uns alleine zu lassen.“ sagte er so höflich wie möglich. „Natürlich, Mr. Lorenor.“ sagte Daniel zögernd. „Es war schön dich zu sehen Nami.“ Sie sahen zu wie Daniel Johnson wieder zu Nojiko und Ace ging. Er schüttelte ihnen die Hand und Nojiko redete auf ihn ein, aber er schüttelte den Kopf. Kurz darauf verließ er den Park wieder. Zorro sah zu Nami. „Tut mir Leid, Darling. Ich dachte, du wolltest, dass er geht.“ „Ja.“ sagte sie leise. „Danke.“ Sie drückte seine Hand etwas fester. „Wo steht dein Auto?“ „In Ace´ Einfahrt. Ich hab keinen Platz mehr gekriegt.“ „Bitte... lass uns wegfahren.“ „Aber Nami, es ist doch...“ „Ich weiß was es ist, okay?“ sagte sie lauter als sie wollte. „Interessiert sich denn niemand für meine Gefühle? Meinst du, dass sie das Recht hat, einfach meinen... Vater einzuladen ohne mir Bescheid zu sagen oder mich vorzuwarnen?“ Mit ‚sie’ war wohl Nojiko gemeint. „Sie hat mir nicht einmal gesagt, dass sie seit längerem Kontakt mit ihm hat! Weißt du wie schlimm es ist ihm gegenüber zu stehen? Ich habe das Gefühl, dass ich in... Stücke... gerissen werde...“ Zorro sah sie lange an. „Ist schon okay, Kleines... Komm.“ Nami kletterte auf die Mauer. Bevor sie auf der anderen Seite runter sprang drehte sie sich zu Zorro um. „Bitte, sag ihnen wenigstens Bescheid.“ „In Ordnung. Warte im Auto auf mich.“ Er griff in seine Hosentasche und drückte ihr seinen Autoschlüssel in die Hand. Danach machte er sich auf den Weg zu Nojiko und Ace, die schon zu wissen schienen, was er ihnen sagen wollte. „War sie sehr wütend auf mich?“ fragte Nojiko leise. „Sie ist enttäuscht von dir.“ antwortete Zorro. „Ich nehme sie mit zu mir nach Hause.“ „Okay.“ Nojiko biss sich auf die Unterlippe. Ace zog Zorro ein wenig von seiner Frau weg. „Und? Hast du darüber nachgedacht?“ „Über meine Gefühle?“ „Ja.“ „Ich weiß es nicht.“ „Was weißt du nicht?“ wiederholte Ace. „Es ist so komisch, wenn ich mit ihr zusammen bin... einerseits denke ich, dass es einfach nicht funktioniert, weil sie so weit weg wohnt, aber andererseits... will ich sie manchmal in meinen Armen halten und nie wieder loslassen.“ „Verdammt, Zorro, sie fliegt morgen Abend!“ „Ich weiß.“ „Und...?“ „Hör zu, sie wartet auf mich.“ „Bitte tu ihr nicht noch mehr weh, Zorro.“ „Ich versuche die ganze Zeit, ihr nicht weh zu tun!“ sagte er zähneknirschend. „Bitte.“ sagte Ace und klopfte ihm auf die Schulter. Zorro sah ihn böse an, bevor er sich umdrehte. Was dachte Ace eigentlich was er die ganze Zeit machte? Ihr pausenlos wehtun und sie ausnutzen? Immer noch wütend auf Ace ging er aus dem Park und erblickte Nami von weitem, die auf dem Beifahrersitz saß. Ihre Haltung war komisch. Als er näher trat, sah er, dass sie ihre Arme auf dem Armaturenbrett verschränkt und ihren Kopf darauf gelegt hatte. Sie schluchzte. „Oh Kleines...“ sagte er und stieg ein. Er streckte seine Hand aus und strich ihr durch das Haar. „Shhh... ist schon gut...“ „Es ist Vollmond...“ schluchzte sie und richtete sich auf. „Bei Vollmond hat sie Daniel kennen gelernt und bei Vollmond ist sie gestorben...“ Zorro wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht. „Sie hat immer... dieses Lied... gesungen, weil sie so glücklich war...“ fuhr sie fort. „Ich dachte auch, dass sie glücklich war... bis... bis sie... sie hat sich umgebracht...“ „Kleines...“ Nami lehnte sich zurück und schloss die Augen. Sie sah ihre Mutter, wie sie sie bei Vollmond an die Hand genommen hatte und sie zusammen getanzt haben... „Moonlight... not a sound from the pavement... when the moon lost her memory… she is smiling alone… in the lamp light the withered trees collect at my feet and the wind begins to moan…“ Sie öffnete ihre Augen wieder. „Daniel hat sie betrogen. Die ganze Zeit. Es tat ihr so weh, als sie es herausbekommen hatte... er war immer so kalt ihr gegenüber und dabei hat sie sich so nach seiner Liebe gesehnt...“ Sie blinzelte Zorro und als er sie an der Wange streichelte und sie so besorgt und tröstend ansah, verlor sie sich in einen Moment lang in seinen Augen. „Er hat sie zum Selbstmord getrieben...“ „Du musst mir nicht davon erzählen, wenn du es nicht willst, Nami.“ sagte er sanft. „Ich habe sie so geliebt...“ schluchzte sie. „Und dann habe ich auch noch ihr Medaillon verloren...“ Zorro schluckte. „Das tut mir Leid... wirklich.“ Ihr Brustkorb bebte und sie ließ sich von Zorro umarmen, dem einzigen Menschen, der sie noch glücklich machen konnte. __________________________________ Kapitel 35: You Call It Madness, But I Call It Love --------------------------------------------------- ________________________________________________________________________________________ Albert Camus once wrote: "Blessed are the hearts that can bend. They shall never be broken." But I wonder.... If there's no breaking, then there's no healing. And if there's no healing, then there is no learning. And if there's no learning, then there's no struggle. But the struggle is a part of life, So must all hearts be broken ? ________________________________________________________________________________________ Zorro schloss die Wohnungstür auf und ließ Nami zuerst reingehen. Sie zog sich die Schuhe aus und ließ sich aufs Sofa fallen. Wann war sie das letzte Mal hier gewesen? Sie erinnerte sich an die Hollywoodschaukel und wie sie erkannt hatte, dass sie Zorro liebte. Danach war irgendwie alles aus den Fugen geraten. „Möchtest du etwas trinken?“ Sie schüttelte den Kopf. Zorro setzte sich neben sie und nahm ihre Hand in seine. „Ist wieder alles okay?“ „Ja, es geht.“ antwortete sie. „Danke.“ Er war so geduldig gewesen, als sie im Auto geweint hatte und hatte von seiner Seite keine Fragen gestellt, obwohl er sicher welche hatte. Ihre Kindheit war ein wenig verkorkst gewesen und sie konnte von Glück reden, dass sie keine bleibenden seelischen Schäden mit sich trug. „Dafür musst du dich nicht bedanken, Nami.“ „Alles andere wäre unhöflich.“ Er lächelte. „Ich denke, dass es dir wieder besser geht.“ Als sie immer noch eine leicht bekümmerte Miene machte, zog er an ihrer Hand. „Hey, lächle doch mal wieder.“ „Das ist nicht so einfach wie du dir das vorstellst.“ „Also schön.“ Er benutzte beide Zeigefinger um ihre Mundwinkel nach oben zu schieben. Sie blinzelte ihn eine Weile verdutzt an, bis sie endlich wieder müde lächelte. „Schwer?“ Sie lächelte weiter und küsste ihn auf die Wange, bevor ihre Lippen weiter wanderten und ihm leise etwas ins Ohr flüsterten. „Nein.“ Sie sah dem Mann ins Gesicht, den sie liebte und gleichzeitig füllte sich ihr Herz voller Wärme. Sie wollte für immer an seiner Seite bleiben. Den Schock mit ihrem Vater und die Tränen bei der Erinnerung an ihre Mutter standen schon längst im Schatten. Nicht ganz, aber fast. „Oh Nami...“ stöhnte Zorro und zog sie fester an sich. Nami dachte an die Worte des Reverends. Liebe lässt uns all die schlechten Dinge vergessen, wenn wir uns im Arm des Geliebten befinden. Ja, sie vergaß. Sie vergaß und vergaß. Ihr Weinkrampf im Auto war fast ein unsichtbarer Schleier und kaum wahrnehmbar. Langsam kam es ihr fast lächerlich vor. Sie hatte sich nur in Selbstmitleid gesuhlt, weil sie eine so verkorkste Kindheit hatte und sie hatte sich dem Gefühl einfach hingegeben, denn es war einfacher zu weinen, als die Tränen zurückzuhalten. Hinterher, so wie in diesem Moment, kam sie sich immer so emotional und übersensibel vor. Wenn sie daran dachte, wie lange das schon her war und dass sie immer noch sauer oder traurig war, hätte sie am liebsten gelacht. Wieso tat sie es nicht so wie Nojiko, die das Ganze schon längst verarbeitet hatte? Nojiko konnte sorglos leben und beim Gedanken an ihre wundervolle Mutter konnte sie wahrscheinlich nur stolz lächeln. Nami dagegen wurde sofort sentimental. Sie wollte so gerne stark sein. Tränen waren okay, doch zu viele davon nervend, oder nicht? Wer wollte schon jemanden, der den ganzen Tag damit verbringt eine ganze Packung Kleenex zu verbrauchen? Sollte sie an einem Wendepunkt in ihrem Leben geraten sein? „Zorro...“ sagte sie leise. „Ich will für immer hier bleiben.“ Dann sah sie zu ihm auf und lächelte. Zorro versteifte sich plötzlich. Eine eiskalte Hand fuhr ihm durch den Rücken und es fröstelte ihm. „Was?“ Er musste sich verhört haben. Er musste seine Ohren nicht gesäubert haben, sie mussten voller Ohrenschmalz sein oder voller Watte, was auch immer, er hatte auf jeden Fall nicht richtig verstanden. Er hoffte und betete, dass es so war, denn er konnte nicht mit einer solchen Situation umgehen. Und jetzt konnte er es auch nicht. „Ich will...“ Gott, sag es nicht, Nami, bitte, tu es nicht. Er zog sie grob zu sich ran und küsste sie leidenschaftlich. Sie seufzte unmerklich an seinem Ohr. „Zorro, du hast mir nicht…“ „Sei still, Süße.“ Nami musterte ihn. Er sah verbissen und fast verzweifelt aus. Warum? Im nächsten Moment lagen sie nackt auf der Couch und Zorro streifte sich das Kondom über, das er immer bei sich trug. Er liebte sie wild und genauso verzweifelt, wie es in seinem Gesicht geschrieben stand. Er küsste sie mit einer solchen Heftigkeit, dass sie kaum Luft bekam. Sie stöhnte, als ein Finger sich durch ihre empfindlichste Stelle tastete und sie streichelte. Sie versuchte ihre Augen zu öffnen, was ziemlich schwer war, denn sie schwankte zwischen der Lust, die sie immer höher trug und wollte sich nur fallen lassen, doch andererseits wollte sie ihm in die Augen sehen und darin erkennen, was in ihn gefahren war und warum er sie mit solch animalischer Wildheit liebte. Zorros Augen sahen sie die ganze Zeit voller Schmerz an und sie zuckte zusammen, als sie ihn so sah. Sie sah aber nicht nur das. Sie sah noch viel mehr und wünschte, dass es bloß nie so gekommen wäre. „Nicht... nicht...“ keuchte sie. Sie explodierte. Kurz darauf sank Zorro über ihr zusammen. Sie atmeten beide schwer und ihr Herz klopfte immer noch schnell, obwohl sie das Gefühl hatte, dass es längst aufgehört hatte zu schlagen. Diese Art Sex war eine neue Erfahrung für sie und sie hatte es einerseits als aufregend und erregend empfunden. Aber sie blieb unglücklich und unbefriedigt. Zorro entfernte sich von ihr und stieß einen wüsten Fluch aus. Ohne ein einziges Wort zu ihr oder gar einen Blick, sammelte er seine Kleider vom Boden auf und ging ins Bad. Nami richtete sich langsam auf und sah ihm nach. Dieser wunderbare Körper und dieser wunderbare Mann. Sollte es wirklich so sein? War es wirklich so bestimmt? Sie zog sich an und vergrub den Kopf in ihren Händen. Was passiert eigentlich, wenn man sich aus dem Arm des Geliebten wieder entfernt? Sind dann all die schlechten Dinge wieder da? War alles nur eine Illusion, der sie sich hingegeben hatte? Sie spürte wieder den Schmerz, den sie vorher hatte und die Tatsache, dass sie das Medaillon immer noch nicht wieder gefunden hatte, machte alles nur noch schlimmer. Aber sie wollte doch stark sein und kein Schwächling. Sie wollte nicht mehr weinen, obwohl sie es am liebsten getan hätte. Die Tür des Badezimmers blieb immer noch geschlossen und es war, als hätte Zorro sie von seinem Leben weggesperrt. Aber sie wollte ein Teil davon sein. Durfte sie denn nicht glücklich werden? Würde wirklich alles schmerzhaft enden und sie würde hart auf dem Boden aufschlagen? Musste sie später feststellen, dass sie nur geträumt hatte? Nami stand auf und ging zum Bad. ‚So muss sich Jesus gefühlt haben’, dachte sie. ‚So muss er sich gefühlt haben, als er das schwere Kreuz getragen hat. Als er geradewegs in seinen Tod gegangen war.’ Sie blieb stehen und starrte einen Augenblick auf den Türgriff. Drinnen war nichts zu hören. Was er wohl tat? Dachte er gerade über sie beide nach oder nicht? Hatte er je über sie nachgedacht? Ihre Hand umklammerte den Griff und war bereit ihn herunterzudrücken. ‚Was tue ich nur?’, schoss es ihr durch den Kopf. ‚Warum tue ich das?’ Das war doch kompletter Schwachsinn und sie wusste wie es enden würde. Sie drückte die Klinke herunter und stieß die Tür auf. Zorro stand angezogen vor dem Waschbecken. Er hatte beide Arme daran gestützt und sah wütend auf den Boden. Als er sie hereinkommen sah, ging er auf sie zu. Unsicher blinzelte sie ihn an. Es war ein solcher Kontrast zu einer halben Stunde zuvor, als er sie dazu aufgefordert hatte zu lächeln. Jetzt sah er sie an, als wäre sie nur eine seiner Bettbekanntschaften oder wie eine lästige Hure, die kein Trinkgeld verdient hatte. Am liebsten wäre sie aus dem Zimmer gerannt und geflohen. Irgendwohin. Einfach verschwinden, damit sie nicht in seine Augen sehen musste. Aber sie wollte es wissen. Er hatte nicht auf ihre Frage geantwortet und sich absichtlich davor gedrückt, indem er sie so verführt hatte. Sie öffnete den Mund, aber er sah sie nur wütend an und rauschte an ihr vorbei. Sie verstand die Welt nicht mehr. Irritiert folgte sie ihm, packte einen Zipfel von seinem Hemd und hinderte ihn daran weiter vor ihr wegzulaufen. Ha, was für eine Ironie. Dabei war doch er es, der sich über ihr ständiges Verflüchtigen lustig gemacht hatte. „Du willst nicht, dass ich hier bleibe, nicht wahr?“ sagte sie leise und ließ ihn los. Er stand mit dem Rücken zu ihr und zeigte keine Reaktion. Wenn sie doch nur sein Gesicht sehen könnte... Zorro ballte die Hände zu Fäusten. Verdammt. Sie war ein solcher Trottel. Warum musste sie die Angelegenheit auch noch mit ihm besprechen? Sie wusste doch schon die Antwort... Warum wollte sie, sie unbedingt aus seinem Mund hören? Warum tat sie sich absichtlich weh? Er konnte ihr nicht wehtun, nachdem was im Auto passiert war, aber er wusste, dass er es tat, egal wie er es verhindern wollte. „Nicht wahr, Zorro?“ Wieder konnte er ihr nicht antworten. Sie lächelte schwach. „Es ging nur um Sex. Unsere ganze Beziehung. Wir haben nie etwas anderes getan. Du hattest Recht mit dem was du im Park zu mir meintest. Aber ich habe dir widersprochen, erinnerst du dich? Ich habe gedacht... dass wir eine Zukunft hätten. Doch so wie es aussieht... war es uns... einfach nicht bestimmt zusammenzubleiben. Ich weiß nicht, warum... ich weiß nicht, ob du von Anfang an geplant hast mich wieder gehen zu lassen. Aber ich wüsste es gerne... bitte, sag mir, was ich falsch gemacht habe. War es weil ich zu oft geweint habe?“ Sie gab Schwachsinn von sich und sie wusste es. Aber sie war nicht mehr aufzuhalten. „Oder weil ich dir nicht gut oder hübsch genug …“ Eine Sicherung brannte bei ihm durch. Sein Geduldsfaden riss. Seine Fäuste zuckten gefährlich. Zorro wirbelte zu ihr herum und packte sie an den Schultern. „Nein, verdammt, nein! Hör sofort damit auf!“ brüllte er und schüttelte sie heftig. „Was ist mit dir los?“ fragte sie zaghaft. „Ich habe doch recht, oder nicht? Ich will hier bleiben, für immer, aber du willst es nicht. Es ist doch so... oder?“ Seine Hände umklammerten ihre Schultern fester und es tat weh. Doch sie sagte nichts. Sie hatte sowieso überall Schmerzen und ein weiterer Schmerz würde keinen Unterschied mehr machen. „Nami...“ begann er schwer atmend. „Du lebst in Deutschland! Du hast deine Arbeit und deine Wohnung! Du hast deine Freunde! Du warst dort doch glücklich, lange bevor wir uns begegnet sind! Willst du das alles wegschmeißen, nur wegen mir?“ „Ja.“ Er stieß gepeinigt den Atem aus. „Nein! Das ist doch bescheuert! Siehst du nicht was für ein Kerl ich bin? Du hast es doch gerade eben gesagt! Es geht mir nur um Sex! Ich habe dich nur ausgenutzt und stelle dich nachher wieder in den Schrank meiner berühmten Aufreißersammlungen und danach bist du für mich Geschichte!“ Er musste ihr wehtun. Sie war so naiv und sie konnte nicht ihr ganzes Leben für ihn aufgeben. Das konnte er nicht zulassen... „Ich bin nicht in der Lage eine Beziehung zu führen, das hast du doch gesehen! Hast du gehört?!“ Nami sah ihn mitleidig an. Sie sah, wie er litt und wie weh es ihm selbst tat, ihr diese Worte an den Kopf zu werfen. Sie streckte ihre Hand aus, soweit der Abstand zwischen ihnen es ermöglichte und streichelte seine Wange. „Das ist alles gar nicht wahr.“ sagte sie. „Du bist in der Lage eine Beziehung zu führen, du weißt nur nicht was du willst. Willst du mich überhaupt? Willst du mich überhaupt hier haben?“ Zorro stieß ihre Hand weg. Sie sollte damit aufhören. Sie machte es ihnen nur noch schwerer. „Nein. Ich will dich nicht hier haben.“ sagte er und innerlich zuckte er zusammen. Wie konnte er nur so etwas sagen? Nami brauchte eine Weile bis sie sich von dem Schock erholt hatte. „Das ist mir egal.“ sagte sie schließlich. „Nein, das ist dir nicht egal! Du kannst nicht einfach hier bleiben, wenn es dir passt! Das ist eine schwerwiegende Entscheidung und sie wird dein ganzes Leben verändern! Ich will dich nicht hier haben! Und du sollst es nicht wegen mir tun! Ich will, dass du wieder nach Deutschland fliegst und mich vergisst!“ „Mein Leben ist schon verändert. Du hast diese Veränderung bewirkt. Ich will in deiner Nähe sein. Es macht nichts, dass du mich nicht hier haben willst, aber ich will in deiner Nähe sein.“ „Warum sagst du nur so etwas Dummes?“ Sie sah ihm in die Augen. „Weil ich dich liebe.“ Dieses Mal zuckte er äußerlich zusammen und diese Reaktion tat ihr weh. Er sah so entsetzt aus. Natürlich, Zorro hatte schon früher erfahren, was ihre Worte auf Deutsch bedeutet hatten, doch sie auf Englisch noch einmal zu hören, war fast unerträglich. Wie konnte man nur so töricht sein? Wie? Namis Welt brach in sich zusammen. Aber sie schaffte es noch nicht zu weinen. „Du liebst mich nicht.“ sagte er gequält. „Doch.“ erwiderte sie bestimmt. „Ich liebe dich. Ich fühle es und du kannst nichts dagegen tun.“ „Du bildest dir das alles nur ein. Das ist wieder eine von deinen blöden romantischen Vorstellungen! Du kannst mich nicht lieben, Nami!“ „Warum denn nicht?“ „Weil ich ein Mistkerl bin! Merkst du nicht, was ich gerade zu dir sage? Und wie ich dich jetzt behandle? Willst du so leben?“ „Zorro, lass das. Ich will, dass du wieder ehrlich zu mir bist. Ich will, dass du mir dabei in die Augen siehst, wenn du mir sagst, dass ich dir nichts bedeute. Bitte, spiel mir nichts vor.“ Zorro blickte ihr in die Augen. Ihre braunen Augen waren voller Sehnsucht und Trauer. „Ich liebe dich nicht, Nami. Das habe ich dir schon mal gesagt.“ Sie atmete scharf ein. So war das also. Sie hatte gedacht, dass es ihm nur um ihr Leben ging, doch wie sie jetzt erkannte, wollte er sie auch von sich aus nicht hier haben. Am liebsten hätte sie gelacht. Das hätte sie doch wissen sollen. Das alles. „Ich habe dir gesagt, dass unsere Beziehung bald zu ende sein wird.“ fuhr Zorro, innerlich gequält, fort. „Du hast gesagt, dass wir einen Tag nach den anderen nehmen sollen.“ flüsterte sie. „Du hast gesagt...“ Ihre Stimme brach. Er hatte so vieles gesagt. Doch das waren nur leere Worte. Leere Versprechungen, um sie in der Seifenblase zu lassen. Diese war plötzlich mit einem Mal geplatzt. Sie sah ihn nur an und schüttelte den Kopf. „Es ist also von Anfang an geplant gewesen, oder was?“ wisperte sie. „Du hast von Anfang an gewusst, dass wir nicht zusammen bleiben?“ „Es tut mir leid. Ich habe dich doch gewarnt.“ „Gewarnt?!“ wiederholte sie und in ihrer Stimme schwang Hysterie. „Wie warnst du mich, indem du immer wieder zu mir kommst? Wie kannst du es als Warnung betrachten, wenn wir uns küssen und du mich behandelst, als sei ich die kostbarste Frau der Welt?“ Er breitete die Arme aus. „Nun siehst du, was für ein Arschloch ich bin.“ Die erste Träne glitzerte in ihrem Auge. „Warum tust du das, Zorro? Willst du mir wirklich weismachen, dass ich dir nicht einmal einen Haufen Dreck wert bin?“ „Ich habe dir schon gesagt, was du mir wert bist.“ „Du bist so kalt.“ sagte sie und schlang ihre Arme um den Körper, als würde sie frieren. „Du stellst dein Herz absichtlich auf Eis, um mir absichtlich weh zu tun. Weil du es nie anders gemacht hast. Am Ende tust du immer so, als wärst du ein schlechter Mensch, der keine Gefühle hat. Aber du bist nicht so.“ Wut rauschte in Zorros Ohren. Nami sollte sofort aufhören. Sie war wirklich zu gutmütig, aber er bestritt nicht, dass ihre Worte wahr waren. Was brachte es ihr, wenn er bis zur letzten Minute nett war und sie am Ende doch in das beschissene Flugzeug stieg? Er hatte das heftige Verlangen irgendetwas zu zerscheppern, zu zerstören und anschließend würde er mit dem Fuß auf dem Gegenstand aufstampfen. Er war so sauer, so wütend. Er ignorierte den Drang nach der teuren Vase zu greifen und stattdessen ... es war wirklich besser so. „Verdammt, woher willst du wissen, wie ich bin?“ tobte er und blitzte sie an. Als sie zusammenzuckte, kam er sich vor wie das größte Arschloch auf der Welt. „Du kennst mich nicht mal richtig! Hör sofort damit auf, immer noch zu denken, dass ich das nicht ernst meine! Ich meine es ernst, Nami, und ich will dass du heute Abend in das Flugzeug steigst und aus meinem Leben verschwindest! Ich habe deine Gutmütigkeit satt! Ich bin kein guter Mensch und ich werde auch nie einer sein! Verstehst du? Und du liebst mich nicht! Du liebst mich, verdammt noch mal, nicht!“ Er hatte es geschafft. Jetzt fing sie doch an zu weinen und all ihre Vorsätze zerbröckelten. Wie sollte sie es jemals schaffen stark und selbstbewusst zu sein, wenn sie sich zu sehr von ihren Gefühlen leiten ließ? Auch Nami verspürte Wut in ihren Adern. Das war es doch was er wollte. Dass sie weinte und sich anschließend wieder in die Ecke verkroch. Er dachte wohl, wenn man weinte, würde man aufgeben und sich seinem Schicksal fügen. Aber so leicht machte sie es ihm nicht. Unter Tränen trat sie einen Schritt auf ihn zu. Dann verpasste sie ihm eine schallende Ohrfeige. „Du Idiot!“ schrie sie und hob ihre andere Hand. Es knallte wieder. „Idiot!“ Als sie zum dritten Mal die Hand hob, erwartete sie, dass er sie daran hinderte, ihm noch eine zu scheuern, aber er sah ihr nur dabei zu, wie sie blind auf ihn einschlug. Ihre Hände hatten sich zu Fäusten verwandelt und sie hämmerten ihm auf die Brust, in der Hoffnung, sie würden das Eis im Innern zerstören. Sie wollte seine Wärme und sein Lächeln. Schließlich, als sie es Leid war, weil er sich nicht wehrte und sie nicht für ihre Tat verprügelte, ließ sie ihre Arme sinken und lehnte ihren Kopf gegen seine Brust. „Verdammt... Zorro... es tut so weh.“ schluchzte sie. „Und bei jedem Wort, dass du sagst, wird es nur noch schlimmer. Ich weiß, dass du mich schützen willst. Ich weiß auch, dass du mich nicht mehr hier haben willst. Aber ich liebe dich trotzdem. Und das bringt mich um.“ Zorro packte sie an den Schultern und schüttelte sie wieder. „HÖR SOFORT DAMIT AUF, Nami!“ brüllte er. „Du kannst nicht an mir hängen! Das tust du nicht! Ich bin ein Scheißkerl und soll ich dir das auch beweisen?“ Er ließ sie los und ging ins Schlafzimmer. Nach einer Weile kam er wieder zurück und sie meinte zu sehen, dass seine Augen etwas gerötet waren. Er öffnete seine Hand. „Erkennst du es wieder?!“ rief er wütend. „Das ist dein verdammtes Medaillon!“ Fassungslos starrte sie auf die goldene Kette. „Aber... aber...“ „Ich hab sie dir abgenommen! Ich habe dich beklaut und es dir nicht gesagt! Meinst du, dass sich so jemand benehmen sollte, den du liebst? Und weißt du was?“ Er warf die Kette mit voller Wucht auf den Boden und trat mit dem Fuß drauf. „Nein...! Nicht!“ flehte sie. „Du machst sie kaputt...!“ Zorro trat auf die Kette und Nami schrie heiser auf. „Genau, ich mache sie kaputt!“ Er konnte sich nicht erinnern je so dreckig gewesen zu sein. Er war wütend und verwirrt zugleich. Triumphierend blickte er zu Nami, doch anstatt entsetzt auszusehen, sah sie ihn mit einem komischen Ausdruck an. Liebe. Ihre schönen Lippen, bewegten sich zu einem zittrigen Lächeln. Zorro erblasste. Dieses weiße Kleid und dieses zärtliche Lächeln. Wie in seinem Albtraum, als sie blutüberströmt in seinen Armen lag. Und jetzt wusste er, wer sie umgebracht hatte. Er selbst. Und trotzdem sah sie ihn so liebevoll an, als wäre nichts passiert und als würde sie nicht gleich ihre Augen schließen und sterben. Nami bückte sich und hob die Kette auf. Sie war nicht kaputt. Dann griff sie nach Zorros Hand und drückte ihm das Medaillon in die Hand. „Ich brauche es nicht mehr.“ „Natürlich brauchst du es! Es gehörte deiner Mutter!“ rief er. Ihre Hand wanderte an ihrem Hals hoch und umfasste Zorros Geburtstagsgeschenk. „Ich hab jetzt die hier.“ „Warum machst du es mir nur so schwer, Nami? Warum tust du das?“ fragte er schwach. Weil ich mich nicht mit meinem Schicksal abfinden kann... Und es dennoch musste... Nami sah aus dem Fenster. Jetzt erkannte sie etwas, was sie schon vorher gesehen hatte. Es war Vollmond. Warum? Warum nur? „Ich werde jetzt gehen, so wie du es gesagt hast.“ sagte sie leise. „Leb wohl, Zorro.“ Sie drehte sich um, ging zur Tür und zog sich wieder ihre Schuhe an. Ihre Sandalen klackerten auf dem Boden, als sie sich bewegte. „Nami...“ flüsterte er. Nami öffnete die Wohnungstür und bevor sie ging, sah sie noch einmal über die Schulter. Sie sah auf einen Mann, dem eine Träne über die Wange kullerte. Sie biss sich hart auf die Unterlippe und verschwand. Die Tür fiel ins Schloss. ____________________ Kapitel 36: Nothing Left to Say But Goodbye ------------------------------------------- ______________________________________________________________________________________________ Eine Stunde später stieg Nami aus dem gelben Taxi und sah auf Nojiko und Ace‘ Haus. Es war drei Uhr morgens, aber drinnen brannte immer noch Licht. Der Taxifahrer hatte ihr immer wieder verstohlene Blicke zugeworfen, als sie während der Fahrt angefangen hatte zu schluchzen. Es war so unreal. Sie konnte nicht glauben, dass die Beziehung zwischen Zorro und ihr aus war. Den Schmerz den sie fühlte, war so unmenschlich und sie glaubte, ihr Herz würde jeden Augenblick zerspringen. Langsam ging sie die Treppenstufen hoch und klopfte. Sie hätte auch klingeln können, aber das erschien ihr nicht passend. Weiß Gott, was Nojiko und Ace gerade trieben. Es dauerte jedenfalls nicht lange, bis ihr geöffnet wurde. Nojiko hatte sich ihren Bademantel angezogen und ließ Nami herein. Sie sah besorgt aus, ebenso wie Ace, der in der Küche stand und Kaffee trank. Nami sagte kein einziges Wort, sondern schleppte sich die Treppe hoch in ihr Zimmer. Sie wusste, dass sie nicht allein sein würde und dass Nojiko und Ace mit ihr reden wollten. Daher wunderte es sie nicht, als die Tür aufging und zwei dunkle Gestalten rein kamen, Licht anmachten und sich an beiden Seiten neben ihr auf das Bett sinken ließen. „Nami...“ begann Nojiko vorsichtig. „Es ist aus.“ sagte Nami mit ungewöhnlich fester Stimme. Sie blickte Nojiko und Ace abwechselnd an und zuckte lächelnd mit den Schultern. Warum verstand sie selbst nicht. Ihre Augen hatten nicht das Bedürfnis sich mit Tränen zu füllen und sie hatte eigenartigerweise auch nicht das Gefühl wieder weinen zu müssen. „Nami...“ mischte sich jetzt Ace ein. „Wir wissen wie du dich fühlst.“ „Wie soll ich mich denn fühlen?“ fragte sie dumm. Sie benahm sich genauso wie Zorro. Nur leider war sein Benehmen echt und er musste ihr nichts vorspielen. Und wenn er ihr wirklich etwas vorgespielt hatte, war er ein bemerkenswert guter Schauspieler. Das Lächeln auf ihren Lippen kam ihr vor, als hätte man ihr zwei Nägel in beide Mundwinkel geschlagen, um sie in dieser Position zu halten. Nojiko und Ace warfen sich sorgenvolle Blicke zu. Nojiko und Ace warfen sich sorgenvolle Blicke zu. „Du musst uns nicht vorspielen, als sei alles in Ordnung, Süße...“ sagte Nojiko und nahm ihre Hand in ihre. Ihr Daumen strich beruhigend über Namis Handoberfläche. „Du kannst mit uns über alles reden.“ pflichtete ihr Ace bei. „Es gibt nichts mehr zu reden.“ entgegnete Nami. „Alle Worte sind schon gesagt worden.“ Ihre große Schwester schüttelte bedauernd den Kopf. „Du musst jetzt nicht stark sein, Nami. Du darfst ruhig Schwäche zeigen.“ Nami gab einen erstickten Laut von sich. „Nein, ich... es ist... alles in Ordnung...“ stammelte sie. Nojiko, die wusste einen wunden Punkt gefunden zu haben, zog den Kopf ihrer kleinen Schwester zu sich und legte ihn auf ihre Brust. Plötzlich brachen alle Bahnen und Nami fing herzhaft an zu schluchzen. „Oh, Nojiko... Ace...“ Ace strich ihr durch die Haare. „Wir sind für dich da.“ „Ich liebe ihn. Ich liebe ihn so sehr...“ wimmerte sie und hätte sich am liebsten vor Schmerz gekrümmt. Nojiko und Ace erstarrten. Aces Hand hielt inne und zog sich anschließend zurück. ‚Verdammt, Zorro!’, dachte er. ‚Warum tust du nur so etwas?’ „Er will mich nicht hier haben...“ schluchzte Nami weiter. „Er hat gesagt, er liebt mich nicht. ... er liebt mich einfach nicht.“ Ace ballte Hände zu Fäusten. Wie sollte er nur reagieren? Nami und Zorro waren seine Freunde, doch er konnte nicht anders, als wütend auf seinen Freund zu sein. Aber hatte Zorro Nami nicht gewarnt? Ja, hatte er, aber danach hatte er sie wieder zurück in seine Arme gezogen, als sei nichts gewesen...! Nami war seine kleine Schwester, die er nie hatte und ihr gegenüber verspürte er einen großen Beschützerinstinkt. Bei seiner eigenen großen Schwester war das ziemlich überflüssig, da sie sehr tough und selbstbewusst war. Aber Nami war manchmal so verletzlich. Als er Nojiko kennen gelernt hatte und sie ihm ihre kleine Schwester vorgestellt hatte, wusste er, dass er den kleinen Teenager richtig gern haben würde. Sie hatte ihn abschätzend und skeptisch gemustert, um sicher zu gehen, dass er auch der richtige für Nojiko war. Anfangs war sie auch ziemlich distanziert ihm gegenüber, aber als sie einmal Nojiko zu ihren Frauenabenden gebracht hatten, entwickelte es sich doch zu einer Freundschaft. Nami musste dringend auf Toilette und als sie kreidebleich wieder zurückkam und mit Ace ins Auto stieg, fragte er sich, ob ihr schlecht war oder ob sie Angst hatte mit ihm allein zu sein. Da er nicht nur eine große Schwester hatte, hatte er auch ein gewisses Gespür für weibliche Sachen. Er hatte sie ganz unverblümt gefragt, ob sie ihre Tage bekommen hatte und er würde ganz sicher nie den Ausdruck in ihrem Gesicht vergessen, mit dem sie ihn angeschaut hatte. Einerseits war sie von seiner Offenheit und seinem Treffer ins Schwarze entsetzt, doch andererseits auch ziemlich erleichtert und froh, dass sie jemand verstand ohne, dass sie etwas sagen musste. Sie hatte genickt und er war in eine Drogerie gegangen und hatte ihr Binden und Tampons gekauft. Erklären ließ sie die Benutzung aber von Nojiko, was ihm auch recht war. Jetzt würde sie nicht einmal in 24 Stunden wieder in den Flieger steigen und nach Deutschland fliegen. Ace sah Nami an. Er griff nach ihrer Hand und drückte sie. „Alles wird gut, Nami.“ versprach er. „Alles wird gut.“ Zorro schlug die Augen auf. Er lag bäuchlings auf dem Sofa und eine leere Whiskey Flasche war noch in seiner rechten Hand. Er stand auf und warf sie angewidert in den Mülleimer. Dann ging er raus auf den Balkon. Scheiße. Scheiße, was war nur passiert? Er hatte einen mächtigen Kater und insgeheim hoffte er, dass er durch den Whiskey alles vergessen könnte, was er zu Nami gesagt hatte, doch die Erinnerung war so klar wie Kristall in seinem Kopf. Er rieb sich die Augen und blickte auf Los Angeles herunter. Wie viel Uhr war es eigentlich? Es war richtig sie gehen zu lassen, sagte er immer wieder zu sich. Du hättest ihr nur wehgetan. Aber wenn es doch richtig war, warum fühlte er sich plötzlich so leer in seinem Innern? Er hatte das Gefühl, als hätte ihm jemand etwas weggenommen, was er nicht beschreiben konnte. Er wusste nur, dass ihm etwas Lebensnotwendiges fehlte. Es konnte unmöglich Nami sein. Er liebte sie wirklich nicht. Er wusste nicht einmal richtig was das war. Liebe. Komisch. Er konnte es anderen Leuten ansehen, wenn sie jemanden liebten, aber bei sich selbst war er sich überhaupt nicht sicher. Zorro umklammerte das Geländer. Er sah ihr Gesicht, wie sie ihm die Ohrfeigen verpasste und wie sie blindlings auf ihn einschlug. Verdammt... Zorro... es tut so weh... Seine Hände zitterten. Natürlich war es richtig sie gehen zu lassen. Es gab gar keine andere Lösung für sie. Und auch nicht für ihn. Irgendjemand in seinem Kopf schrie und brüllte, aber diese Stimme war so weit entfernt. Wer schrie da so? Ein anderer boxte ihn von Innen in die Magengegend, dass es wehtat. Wer tat ihm so weh? Und noch jemand weinte, ohne dass er es zu wissen schien. Wer? „Es tut mir leid.“ sagte Nojiko nun zum zehnten Mal und Nami verdrehte ihre ganz verheulten Augen. Vivi und ihre restliche Verwandtschaft, plus Sanji, saßen ein wenig abseits von Nojiko, Ace und Nami, aber es machte ihnen nicht besonders viel aus. Nojiko hatte Nami alles über ihre Beziehung zu Daniel erzählt und sich mehr als erforderlich entschuldigt, dass sie es ihr verschwiegen hatte und auch, dass sie ihr nicht von seinem Besuch auf der Hochzeit erzählt hatte. Nami verstand ihre Schwester und konnte ihr sowieso nicht mehr böse sein, da sie jetzt andere Probleme hatte. Es war abends und in einer halben Stunde ging ihr Flug nach Deutschland. Sie musste nicht alleine fliegen, doch die Anwesenheit ihrer Verwandten und Sanji, war kein großer Trost. Sie ließ es sich nicht anmerken, dass sie traurig war und Nojiko und Ace versuchten ihr bestmöglichstes um sie abzulenken. Aber die Uhr tickte unermüdlich und bald würde sie Amerika verlassen... Zorro sah auf die Uhr, als er den Flughafen betrat. Cassandra Carver’ s Flugzeug landete in einer Dreiviertelstunde, was hieß, dass er viel zu früh da war. Er hatte aber auch heimlich nach Nami‘ s Flug gesehen, der schon in zwanzig Minuten gehen würde. Er kämpfte mit sich selbst, sie noch einmal zu sehen, aber er traute sich nicht. Er wusste, dass er ihr nicht mehr in die Augen sehen konnte, nach all den hässlichen Wörtern, die er gesagt hatte. Und was sollte er ihr überhaupt sagen? Mit einer lahmen Entschuldigung wäre er nicht gut bedient. Wollte sie ihn überhaupt sehen? Bestimmt nicht. ‚Es ist besser so.’ dachte er. ‚Wirklich, Lorenor.’ Er ging in die entgegen gesetzte Richtung. Zu Cassandra und nicht zu Nami. „Aufruf an alle Gäste für den Flug von Los Angeles nach Frankfurt! Aufruf an alle Gäste für den Flug von Los Angeles nach Frankfurt! Bitte, begeben Sie sich zu...“ Nami hörte nur mit einem halben Ohr zu. Alle anderen gingen durch die letzte Passkontrolle, aber sie hatte vor, bis zum letzten Aufruf bei Nojiko und Ace zu bleiben. Das war natürlich sehr dumm, denn sie riskierte, dass sie das Flugzeug verpasste. „Je früher desto besser.“ sagte Nojiko mit Tränen in den Augen und umarmte ihre Schwester fest. „Wir fliegen für die Flitterwochen nach Europa. Vielleicht sehen wir uns.“ Nami lachte. „Ja, wenn ich zufällig mal in Paris bin.“ Nojiko wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. „Halt die Klappe...!“ Nami umarmte auch Ace und lächelte. „Du wirst ein großartiger Dad sein.“ „Pass auf dich auf, Kleine.“ Kleine. Kleines. Nami schüttelte den Gedanken weg. Sie sollte nicht an Zorro denken. Aber sie tat es trotzdem. „Macht euch keine Sorgen, ich passe schon auf mich auf.“ „Und keine Dummheiten!“ ermahnte Nojiko sie. „Ruf uns an, wenn du zuhause bist.“ sagte Ace. „Natürlich.“ versicherte Nami. Sie griff nach ihrem Handgepäck und drehte sich um. Sie zeigte dem Mann am Schalter ihren Pass und warf Nojiko und Ace, die ihr zuwinkten, Nojiko mit einem Taschentuch, mit dem sie sich anschließend die Nase putzte, einen letzten Blick zu. Dann ging sie weiter. Mit jedem Schritt, den sie machte, wurde ihr schmerzlich bewusst, dass sie in ein Leben ohne Zorro ging. Dass sie in diesem Leben niemanden hatte, der sie Darling’ oder ‚Kleines’ nannte. Sie grub ihre Zähne in die Unterlippe. Sie würde wieder alleine schlafen und sich Vivis Sticheleien anhören müssen. Sie würde... „He, junger Mann!“ schrie eine strenge Stimme hinter ihr. Innerlich schüttelte sie den Kopf. Das war doch typisch für Flughäfen. Andauernd stritten sich Eltern mit ihren Kindern oder Paare. Sie ging etwas schneller, damit sie dem ‚Streit’ nicht zuhören wollte. Das letzte was sie wollte, war eine schreiende Stimme zu hören. Oder eine brüllende. „Das dürfen Sie nicht!“ „Ich muss... lassen Sie mich los, verdammt noch mal!“ Nami blieb stehen. Ihr Herz raste. Diese Stimme... „Sie haben kein Ticket! Wachen! Wo sind die Sicherheitsleute? Sie dürfen nicht einfach so da reinspazieren, wie es Ihnen passt!“ „Ich muss sie unbedingt sehen!“ „Für Liebesdramen haben wir leider keinen Platz hier!“ „Halten Sie Ihre Klappe! Nami! Nami!“ Langsam drehte sie sich um und sah gerade noch, wie Zorro sich aus den Griffen des Passkontrolleurs befreite und auf sie zu gerannt kam. Während er rannte, dachte er darüber nach, warum er sie so unbedingt sehen musste. Warum er den ganzen Weg zurück gesprintet war. Nami trat einen Schritt zurück, als er sich ihr weiter nähren wollte. Er keuchte vor Anstrengung. „Ich wollte dir... Tschüss sagen.“ Sie blinzelte. Er wollte sich von ihr verabschieden. Natürlich hatte sie sich keine Hoffnungen mehr gemacht, dass er sie je bitten würde bei ihm zu bleiben. Und insgeheim hatte sie sich auch gewünscht ihn ein letztes Mal zu sehen, obwohl es doch ihr Tod war. „Du bist ein Idiot, Lorenor Zorro.“ sagte sie. „Ich weiß.“ Mit zwei großen Schritten war er bei ihr und drückte sie fest an sich. In diesem Augenblick erwartete sie Tränen, doch es kamen keine. Sie wollte weinen, weinen, weinen, aber sie klammerte sich nur an ihn und sog seinen Geruch ein. Dann nahm er ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie. Ihre Hände wanderten an seinem Körper entlang, an seinem Gesicht und versuchten sich verzweifelt jedes Detail zu merken. Sie wollte wissen, wie er schmeckte und aussah, sie wollte ihn nicht vergessen. Atemlos trennten sie sich voneinander und er sah ihr in die Augen. Sie blinzelte ihn an. „Was willst du mir sagen?“ fragte sie nach einer Weile, als er sie immer noch schweigend ansah. „Ich will, dass du gehst, weil ich dir später nicht weh tun will.“ antwortete er und fuhr fort. „Nicht weil du mir nichts bedeutest. Ich will... Ich habe zu große Angst dir weh zu tun, obwohl es absurd ist. Ich weiß, wie weh ich dir damit getan habe. Ich will, dass du mir eines Tages verzeihst und mich verstehst.“ »„Letzter Aufruf an alle Passagiere für den Flug von Los Angeles nach Frankfurt!“ « „Ich muss jetzt gehen.“ sagte Nami leise. „Hey. Lächle doch mal.“ Zorro zwang sich zu einem Lächeln. Sie sahen sich lange an. »„Letzter Aufruf an alle Passagiere für den Flug von Los Angeles nach Frankfurt!“« „Ich liebe dich.“ flüsterte sie. Er wollte antworten, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Ich liebe dich, Zorro.“ Sie presste ihre Lippen gegen seine und schloss ihre Augen. Widerwillig wandte sie sich schließlich von Zorro ab. In ihrem Kopf war nur ein Gedanke. Er war während des ganzen Fluges da und auch während sie schlief und Zorro im Traum begegnete. ~Wir sind eins.~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)