Claymore von Jarmina (Rakis Leben an Clares Seite) ================================================================================ Kapitel 2: Teamwork ------------------- Der Regen wurde allmählich schwächer, aber stattdessen fielen nun dicke Tropfen aus den Bäumen, die sich in deren Blättern gesammelt hatten. Raki war es egal, er war ohnehin schon völlig durchnässt, dadurch dass er so lange auf dem feuchten Boden gelegen hatte. Er war überall voller Schlamm und seine Kleidung war an manchen Stellen zerrissen, wo er beim Rennen an Sträuchern und Ästen hängen geblieben war. Er fror, aber trotzdem ging er entschlossen weiter. Er musste das Kind dieser Frau retten! Und er musste Clare finden! Feuchte Blätter streiften sein Gesicht, während er sich seinen Weg durch den Wald bahnte. Er schob sie zur Seite und ging weiter geradeaus. Schließlich erreichte er einen Abhang, darunter lag das Dorf. Zunächst beobachtete Raki es nur aus der Ferne. Es war totenstill, nichts rührte sich dort. Ob die Yomas noch dort waren? Eigentlich musste Clare schon da sein, denn sie war mit Sicherheit schneller vorangekommen als er. Raki suchte eine Stelle, wo er am besten die Böschung herunterklettern konnte und wählte einen Teil der Böschung, an der in einer Reihe nach unten mehrere Bäume standen, zu denen er jeweils herunterrutschen und sich daran festhalten konnte. Auf diese Weise schaffte er es sicher nach unten. Dort angekommen, steuerte er auf die nächste Häuserreihe zu. Dann ging er eine Straße herunter, die vermutlich zur Mitte des Dorfes führte. Es war inzwischen fast Nacht und in den dunklen Gassen regte sich nichts mehr. Es war wie eine Geisterstadt. In der nächsten Straße sah er ein seltsames Bündel liegen, von dem er von Weitem nicht erkennen konnte, um was es sich handelte. >Bestimmt eine Leiche<, dachte er erschaudernd und blieb unschlüssig ein Stück davor stehen. >Aber wenn es der Junge ist, muss ich es wissen.< Er schluckte und nahm seinen Mut zusammen. Dann spazierte er zu dem Bündel. Es war tatsächlich eine Leiche, wenn auch nicht mehr viel davon. Aber die Teile, die noch übrig waren, schienen von einem Erwachsenen zu stammen. Raki, der nach dem Erlebnis im Wald mit weiteren Leichen nicht mehr stärker zu schocken war, wurde nur ein wenig schlecht und er ging schnell weiter. Unterwegs entdeckte er noch mehrere solcher Bündel, doch bei jedem dass er ansah, verstärkte sich das Gefühl der Übelkeit und der Widerwille sie sich anzusehen. Alle hatten aufgerissene Bäuche, aus denen die Innereien quollen, und bei einigen fehlten die Augäpfel, oder Arme und Beine. Doch er überwand seine Abscheu und sah sich jede der Leichen an, aber es waren zum Glück keine Kinder darunter. Dann ging er weiter. An den Häusern, die nun kamen, waren die Spuren eines Kampfes noch zusehen; überall waren Kerben in die Wände geschlagen, die offensichtlich von einem großen Schwert, oder großen Klauen stammten. Vermutlich war Clare schon hier gewesen und hatte gegen einen oder mehrere Yomas gekämpft. Rakis Herz begann schneller zu schlagen. Vielleicht war sie noch in der Nähe! Er beschleunigte seine Schritte und bog um die nächste Ecke, wo er den zerstörten Körper eines Yomas vorfand. Der Kopf und die Gliedmaßen waren sauber abgetrennt und in seinem Gesicht stand noch immer der Ausdruck der Gier und der Mordlust. Raki überlief ein Schauer als er den leblosen Dämon betrachtete. Selbst tot waren sie noch furchteinflößend. Dann hörte er plötzlich Schwerter klirren. >Das muss Clare sein!< Dachte Raki erleichtert und rannte in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Er bog um zwei Ecken und erreichte schließlich den Dorfplatz. Er blieb lieber in sicherer Entfernung stehen und beobachtete die Kämpfenden von weitem: Clare hatte Verstärkung von einer weiteren Claymore bekommen, die lange braune Haare hatte, die in einem geflochtenen Zopf über ihre Schulter fielen. Sie hatte die typische Claymore-Figur ; groß und schlank, aber trotzdem muskulös. Sie stand nur reglos daneben, während Clare verzweifelt versuchte, bei dem Yoma der sie angriff, einen Treffer zu landen. Doch auf mysteriöse Weise, schlug ihr Schwert, kurz bevor sie den Dämon treffen würde, immer eine andere Richtung ein, teilweise wirkte es sogar, als würde Clare sich stattdessen selbst einen Schwerthieb verpassen wollen. Die beiden Frauen hatten drei Gegner. Einer von ihnen hatte Flügel und die anderen beiden kämpften am Boden. Scheinbar hatte einer von den dreien die Fähigkeit, in die Gedanken der Claymores einzudringen und sie so dazu zu bringen, ihre Hiebe gegen sich selbst oder gegeneinander zu lenken. Hin und wieder gelang es Clare aber, sich loszureißen und einen Treffer zu landen, da der Dämon nicht beide Claymores gleichzeitig kontrollieren konnte. Jetzt kontrollierte der Yoma Clare, und versuchte sie dazu zu bringen, sich selbst das Bein abzuschneiden. Sie kämpfte heftig dagegen an und ihre Hände zitterten vor Anstrengung, doch ihr Schwert schob sich langsam immer tiefer in ihren Oberschenkel, so dass bereits erste Blutstropfen daran herabrannen. Währenddessen mühte sich die braunhaarige ab, die anderen zwei Angreifer von Clare fernzuhalten, die gezielt versuchten, die kampfunfähige zu attackieren. Raki begann in seinem Versteck zu ebenfalls zu zittern und überlegte panisch, wie er den beiden helfen sollte, doch er hatte Angst, dass er, wenn er die Aufmerksamkeit der Yomas auf sich zog, noch eine zusätzliche Belastung seien würde, da sie ihn dann beschützen müssten. Da fiel ihm das Schwert wieder ein, dass er in der heiligen Stadt von einem Ritter geschenkt bekommen hatte. Clare hatte es ihm abgenommen, als sie eine Felswand hochklettern mussten, und danach vergessen, es ihm wiederzugeben. Es musste sich also irgendwo in der Nähe des Kampfplatzes befinden. Sofort schlich er los, um es zu suchen. Inzwischen kamen Clare und die andere Kriegerin immer mehr in Bedrängnis. Zwar wussten sie schon längst, dass der fliegende derjenige war, der sie manipulierte, aber er befand sich immer außer Reichweite, sodass sie ihn nicht angreifen konnten. Clares Schwert war nun schon bei ihrem Knochen angelangt, und sie ächzte unter dem Schmerz und der Anstrengung es zurückzuhalten. Die andere sah dass Clare sich nicht aus der Kontrolle befreien konnte und ging ein Risiko ein, um ihr zu helfen. Sie aktivierte ihr Yoki soweit, dass ihr Gesicht sich zu verändern begann, und die Adern an ihrer Stirn und an ihren Händen hervortraten, dann lies sie mit der erhöhten Kraft und Geschwindigkeit unzählige heftige Schwerthiebe auf die zwei Yomas herabprasseln, mit denen sie sie zurückdrängte. Ihr Plan ging auf: Der Flugyoma, der seine Gefährten in Gefahr sah, zog sich aus Clares Gedanken zurück und nutzte seine Fähigkeit, um wieder die andere zu stoppen. Sofort blieb sie steif stehen und wurde Opfer der Angriffe der zwei am Boden kämpfenden Yomas, die sich auf sie stürzten, noch ehe Clare sie beschützen konnte. Sie verletzten sie am Kopf und am Bauch, sodass sie keuchend zu Boden ging. Verzweifelt stellte Clare sich schützend vor sie, bevor die zwei sie töten konnten, während sie damit rechnete, wieder von dem Willenskontrollierer gelenkt zu werden, da sie die einzige noch kampfähige war. Doch der Dämon hatte etwas anderes vor. Die braunhaarige, die keine Kraft mehr hatte, um sich gegen die Kontrolle zu wehren, richtete sich trotz der Schmerzen auf und erhob plötzlich ihr Schwert gegen Clare. „Hör auf, du musst dagegen ankämpfen!“ Schrie Clare sie an und wehrte den Hieb mit ihrem eigenen Schwert ab. Die Yomas nutzten die Gelegenheit und verletzten sie an der Seite. Clare keuchte und zuckte zurück, um sich zu verteidigen. Die fremde Claymore schien durch den Schreck, dass ihre Partnerin durch ihre Schuld verletzt wurde, für einen Moment wieder Gewalt über ihren Körper zu haben, denn sie lenkte ihren nächsten Schwerthieb auf Clare plötzlich so um, dass sie über sie hinweg schlug und dabei einen der beiden Yomas erwischte und es schaffte, ihm einen Arm abzutrennen. Lilanes Blut schoss aus der Wunde und der Yoma jaulte auf. Wütend wollte er sich sofort auf sie stürzen und beachtete zu spät wieder Clare, die ihm den tödlichen Hieb versetzte, mit dem sie seinen Kopf vom Körper trennte. Der enthauptete Dämon ging zu Boden und war besiegt. Das brachte den anderen am Boden kämpfenden Yoma so in Rage, dass er sich brüllend auf Clare warf, welche der Kontrolldämon ersteifen lies, damit sie sich nicht zur Wehr setzen konnte. Die braunhaarige war, nachdem man sie frei lies, ohnmächtig geworden, so dass Clare niemanden mehr hatte, der sie verteidigen konnte. Bis auf einen. „CLAAAARE!“ Raki hatte endlich sein Schwert gefunden und warf sich schützend vor sie, wobei er dem Angreifenden sein Schwert in die Seite rammte. Den Dämon erschreckte die Verletzung zwar für einen Moment, aber er konnte immer noch kämpfen und schubste Raki unbeholfen fort, der dabei sein Schwert verlor. Auch den Kontrollyoma hatte dieser Angriff überrascht und er hatte die Konzentration verloren, sodass Clare es schaffte sich loszureißen. Sie lies ihr Schwert durch den Nacken des Dämons sausen, der sich gerade umwandte um Raki zu töten. Sein Kopf fiel herab und eine Blutfontäne schoss aus seinem Hals. Raki wurde über und über mit der lilanen Flüssigkeit besudelt und wischte sie sich hastig aus dem Gesicht um wieder klar sehen zu können, doch der letzte verbleibende Dämon griff sie nicht mehr an, sondern flüchtete. Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Raki unverletzt war, sank Clare erschöpft auf dem Kopfsteinpflaster zusammen und begann damit, ihre Wunden zu heilen. Raki rappelte sich auf und lief zu ihr. „Clare ist alles in Ordnung?“ rief er besorgt und lies sich dann neben ihr auf die Knie fallen. Clare nickte nur, während sie sich weiter darauf konzentrierte, die Wunden in ihrer Seite und in ihrem Bein zu schließen. Als Raki die Verletzungen sah, fiel ihm die tote Frau wieder ein und er wartete, bis Clare ihre Wunden fertig geheilt hatte, bis er ihr davon erzählte und sie bat mit ihm nach dem Jungen zu suchen. Während Raki redete, kümmerte sich Clare um die fremde Claymore. Ihre Verletzungen waren nicht so schlimm, wie es zunächst den Anschein gehabt hatte, und nachdem Clare es geschafft hatte sie zu wecken, begann auch sie damit, sich mit Hilfe ihrer Yomakräfte zu heilen. Raki wartete noch immer auf Clares Antwort und sah sie erwartungsvoll an. Als Clare nichts sagte wiederholte er seine Bitte. „Dafür haben wir keine Zeit!“ mischte sich die braunhaarige Claymore mit zusammengebissenen Zähnen ein, während sie damit beschäftigt war, ihre Bauchdecke zu schließen, ehe sie noch mehr Blut verlor. Sie mochte keine so gute Kriegerin sein, aber wie jede frisch ausgebildete Claymore, war sie sehr ehrgeizig und pflichtbewusst. Clare nickte zustimmend und blickte dann auf, um Raki beim Sprechen anzusehen. „Tut mir Leid, Raki, sie hat recht, wir dürfen keine Zeit verlieren. Warte hier, dann suchen wir später nach dem Jungen.“ Raki wusste, dass es keinen Sinn hatte zu protestieren; die Aufträge der Organisation gingen vor und er wollte nicht, dass Clare wegen ihm Schwierigkeiten bekam. Die braunhaarige war endlich fertig damit, ihre Wunden zumindest so zu heilen, dass sie wieder kämpfen konnte, also erhob sie sich und trieb Clare an, den geflohenen Yoma sofort zu verfolgen. „Mach dir keine Sorgen, ich bin bald wieder da.“ Rief Clare dem deprimierten Raki aufmunternd zu, während sie mit der anderen in Richtung Wald davoneilte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)