Gefangen in der Dunkelheit von Erdnuss91 (ohne Fluchtweg in einer fremden Welt) ================================================================================ Kapitel 16: Life is cruel ------------------------- Irgendwann habe ich jegliches Zeitgefühl verloren. Heute soll mich endlich ein Angestellter nach Hause fahren. Es müssen auf jeden Fall mehrere Wochen wenn nicht sogar Monate vergangen sein. In der Zeit ist jedoch etwas schreckliches passiert. Erst einmal soll ich zu Aoi, mit dem ich auch direkt wieder am Montag in die Schule gehe. Und wenn alles in Ordnung wäre, dann müsste ich nicht zu ihm. „Bist du fertig, Kleiner?“, fragt mich eine der vielen Pfleger. Seit Anfang an dutzen sie mich. Lächelnd nicke ich. Er nimmt mein Gepäck in die eine und mich an die andere Hand. Neugierig tappele ich hinter ihm her. „Freust du dich auf zu Hause?“, fragt er. „Jap“, gebe ich freudestrahlend von mir. „Und war der Aufenthalt hier so schlimm?“, fragt er lächelnd nach. „Irgendwie nicht“, das muss ich leider auch zugeben. „Das freut mich zu hören“, antwortet er fröhlich. „Wissen sie, wieso ich zu erst zu Aoi komme?“, vielleicht weiß er mehr wie ich zu dieser Sache? „Darüber weiß ich nichts, tut mir Leid“, entschuldigt er sich. Wir steigen in einen Kleinwagen. Schweigend verläuft die Fahrt zu Aois Wohnung. Wir brauchen ungefähr eine Stunde. Als wir ankommen danke ich noch einmal dem Betreuer und verabschiede mich mit einer Umarmung von ihm. Ich hole meine Sachen und klingele, in der Hoffnung, dass er zu Hause ist. Ich kann gar nicht einschätzen was mich erwartet. So wirklich weiß ich immer noch nicht, wo ich bei Aoi dran bin und das ist ganz schön belastend. Ein Rumpeln im Gebäudeinnern lässt mich zurückschrecken. Doch bevor ich auch nur über eine Flucht nachdenken kann, werde ich schon fast tot geknuddelt. „Du lebst!“, was hat er denn gedacht? „Na klar“, selten so gelacht. Was hat er denn erwartet? Dass ich einfach mal vom Klinikdach springe? „Bin ich froh!“, teilt er mir grinsend mit. „Aoi...?“, ist er es wirklich? „Ja?“, meint er herausfordernd. „Irgendetwas ist passiert, oder?“, seine Fröhlichkeit wirkt so ungewohnt aufgesetzt. Er wirkt so schrecklich überdreht und ich merke einfach, dass er eigentlich gar nicht gut drauf ist. Wahrscheinlich freut er sich über meine Entlassung, jedoch scheint ihn irgendetwas zu bedrücken. „Ja, ist es. Aber darüber machen wir uns morgen Gedanken. Erst einmal gehen wir hoch“, klärt er mich auf. „Aoi-“, fange ich zu reden an. Er packt mich entschlossen am Handgelenk und sofort verstumme ich, lasse mich von ihm führen. Erst geht er mit mir ins Wohnzimmer und dann führt er mich ins Schlafzimmer. Dort lasse ich meine Koffer stehen. Es ist nicht viel, da Fumiko vor ein paar Tagen das meiste mit nach Hause genommen hatte. Sie war mich relativ häufig besuchen und war auch bei einigen Gesprächen mit den Psychologen dabei. „Ich weiß ja nicht wie es dir geht. Aber ich würde jetzt gerne etwas schlafen“, teilt mir Aoi mit. „Wir haben mal gerade 17Uhr!“, teile ich ihm mit einem Blick auf den Wecker entrüstet mit. „Komm schon Ruki, du bist sicherlich auch müde“, meint er zuversichtlich. „Hm, wenn es sein muss“, aber auch nur wenn es zwingend notwendig ist. „Musst du noch irgendwelche Tabletten nehmen?“, fragt er unsicher nach. „Sie haben alles vor ein paar Tagen abgesetzt und wenn es mir weiterhin so gut geht, muss ich auch keine mehr holen“, erzähle ich ihm. Denn Tabletten sind eklig und die Zeit danach macht einen noch wahnsinniger! Man merkt richtig wenn es aufhört zu wirken. Aber die Therapeuten meinen ich werde es auf alle Fälle ohne Tabletten schaffen. Sie haben schon vor über zwei Wochen angefangen diese langsam aber sicher ganz abzusetzen. Und wenn es nicht klappt, dann soll ich sie wieder einnehmen. „Das ist gut. Macht es dir etwas aus wenn du Montagabend alleine bist? Ich weiß, ich darf dich nicht alleine lassen, aber ich muss arbeiten“, gibt Aoi kleinlaut zu. „Wie lange bin ich dann alleine?“, hoffentlich nicht zu lange. „Ein paar Stunden. Wenn irgendetwas sein sollte, kannst du mich jeder Zeit anrufen“, teilt er mir mit. Als würdest du extra wegen mir nach Hause gestürmt kommen! Und auch wenn es mies klingt würde ich in so einer Situation lieber Reita anrufen. Gähnend streckt er sich erst einmal. „Morgen nach der Schule hast du erst einmal ein Gespräch mit der Klassenlehrerin. Weil du ja so viel jetzt vom Schuljahr verpasst hast“, klärst du mich auf. „Aber ich kann ja das meiste“, da ich ja auch sehr viel in der Klinik gelernt habe. „Naja wir werden sehen. Magst du vielleicht noch eine Runde baden?“, bietest du mir an. „Ja, gerne“, schließlich habe ich in der Klinik nur geduscht. „Darfst du doch wieder, oder?“, fragst du vorsichtig nach. „Jap“, schließlich sind alle Wunden verheilt. „Gut, dann lass ich dir jetzt Badewasser ein und mache in der Zwischenzeit Abendessen“, meinst du. „Ich hab gedacht du wolltest schlafen gehen?“, eben war er doch noch müde, oder? „Vorher noch essen“, antwortest du enthusiastisch. Er geht ins Bad und ich höre das Wasser rauschen. Ich suche mir meinen Schlafanzug und eine neue Boxershorts raus und gehe zu ihm ins Bad. Dort gucke ihm zu. „Soll ich dir wirklich ständig an der Pelle kleben, oder darfst du ruhig etwas alleine sein?“, fragt er mich besorgt. Warum macht er sich solche Gedanken darum? Die haben mich doch nicht aus der Klinik entlassen, damit auch daheim einer ständig bei mir bleibt? „Das ist eigentlich kein Problem. In der Klinik war ich nur noch Therapiestunden nicht alleine, aber auch nur wenn der Psychologe Bedenken hatte. Ansonsten habe ich damit kein Problem“, eigentlich war auch sonst einer immer für mich da. „Also du denkst, du kannst alleine bleiben?“, hakst du nach. „Ich denke schon, wann kommst du denn wieder?“, hoffentlich nicht zu spät. „23Uhr ungefähr. Kann auch später werden. Und jetzt wasche dich erst einmal, ich lasse die Tür angelehnt“, informiert er mich. Scheinbar traut er mir nicht? ~ Am nächsten Morgen werde ich von Aoi geweckt, welcher mich besorgt mustert. „Ist alles in Ordnung?“, fragt er auch direkt nach. Ich kneife kurz die Augen zusammen und schaue ihn dann fragend an. Was sollte denn nicht in Ordnung sein? „Du bist blass“, teilt er mir mit. Bin ich das wirklich? „Das vergeht schon wieder“, versichere ich ihm. „Sicher?“, fragt er ungläubig. „Jap“, auch wenn du es mir nicht glauben willst. „Okay, wenn du das meinst. Machst du dich dann für die Schule fertig? Deine Schuluniform hängt im Bad und deine Tasche und dein Bento sind auch schon fertig“, erzählt er mir stolz. Argh! Nein! Ich will auch wieder alleine für mich sorgen können! Aber ständig wuseln alle um mich herum und nehmen mir alle Arbeit ab! Dabei bin ich durchaus in der Lage solche Sachen alleine zu erledigen ohne Hilfe. Wahrscheinlich meinen sie es noch nicht einmal böse, aber trotzdem ärgert es mich. „Danke“, meine ich mit einem ziemlich genervten Unterton. Ich stütze mich an ihm ab und gehe ins Bad, ziehe mich um und mache meine Katzenwäsche. Auch meine Zähne werden mit etwas Wasser und chemischem Zeug bedacht. Es ist so ungewohnt sich nach so langer Zeit wieder für die Schule fertig zu machen. Und der Unterricht in der Klinik ist einfach nicht mit richtigem Unterricht in der Schule zu vergleichen. Mit einem Lächeln auf dem Gesicht gehe ich in die Küche und sehe einen niedergeschlagenen Aoi, der mir eine Schüssel Reis mit Gemüse zuschiebt, die ich auch direkt verschlinge. Nachdem ich fertig bin, mustere ich ihn besorgt. „Also, warum darf ich nicht zu Reita?“, kritisch mustere ich Aoi. Raus mit der Sprache! Dieses mal gebe ich nicht so leicht auf. „Wir haben Streit Seitdem geht er auch nicht mehr in die Schule und vor ein paar Tagen habe ich die Lehrerin ausgequetscht und sie hat gemeint, dass Reita schwer krank im Bett liegt. Ich bin zu ihm gegangen und er sah auch alles andere als gut aus. Er hat gemeint, er bräuchte Abstand, ihm wird das alles zu viel“, erklärt er mir schuldbewusst. „Und was ist mit Uruha?“, ihr klebt doch sonst wie Pech und Schwefel zusammen. „Er liegt im Krankenhaus. Ich weiß nicht wieso und wie es passieren konnte, aber er war von zu Hause abgehauen. Reita hatte mich an dem Tag weinend aus dem Bett geklingelt und wir haben zusammen mit der Polizei die halbe Stadt abgesucht. Er hatte sich versucht umzubringen. Wir wissen nicht ob er je wieder wach wird oder so sein wird wie früher. Wir können nur hoffen. Naja das ist auch der Hauptgrund warum Reita schwer krank im Bett liegt. Er macht sich einfach zu viele Vorwürfe und weil ich ihm das ausreden wollte, haben wir uns gestritten“, gibt er ehrlich zu. „Aber es wird doch wieder, oder?“, bitte! „Ich hoffe es, ich hoffe es so sehr“, meint Aoi mit zitternder Stimme. „Denkst du, ich darf wenigstens zu Reita?“, ich möchte ihn unbedingt sehen. „Ruki lass es lieber. Er ist an seine Grenzen gestoßen und wir sollten seine Nerven nicht über strapazieren. Seine Mutter kümmert sich schon so liebevoll um ihn und solange er nicht schon wieder ins Krankenhaus muss, ist es in Ordnung“, versichert er mir. „Warum ins Krankenhaus?“, frage ich geschockt nach. „Vor längeren ist er in der Schule zusammengebrochen. Hat sich übergeben, Blut gespuckt. Er war nervlich total am Ende. Der Klassensprecher kam und hat gemeint“, seine Stimme bricht. Tränen laufen über seine Wangen und schnell versteckt er sein Gesicht in seinen Händen. Liebevoll nehme ich ihn in den Arm, wiege ihn hin und her. Immer wieder sage ich, es wird alles gut werden, auch wenn ich genau weiß, dass man die Vergangenheit nicht zurückholen kann. Ich bin so schlecht darin andere Menschen zu beruhigen. „'Aoi! Rei ist zusammengebrochen!'. Ich bin natürlich direkt mit und er ist zielstrebig zum Schularzt. Rei lag da, jegliches Blut war aus seinem Gesicht gewichen. Ich hatte so Angst. Gott sei Dank kam kurz darauf der Krankenwagen und ich bin mit ins Krankenhaus. Habe Beruhigungsmittel bekommen“, er schluchzt mehrmals unterdrückt auf. „Und?“, hake ich nach. „Er lag ein paar Tage dort, mehr tot als lebendig. Er wurde entlassen. Er kam wieder in die Schule, ihm ging es besser. Dann haben wir halt gestritten. Und er wurde wieder schwer krank. Aber es geht ihm wieder etwas besser, hat auf jeden Fall die Lehrerin gemeint“, erzählt er mir immer noch schluchzend. Ich hoffe sie hat Recht. Immerhin darf es Reita nicht schlecht gehen, schließlich ist ein total lieber Mensch. Und ich will auch einfach nicht, dass er leidet. Aber jetzt weiß ich wenigstens warum ich vorerst bei Aoi bin. Wahrscheinlich hat Fumiko alle Hände voll zu tun und kann nicht noch ein Auge auf mich werfen. Ich mag mir gar nicht vorstellen wie es Reita gerade geht. Beruhigend streichele ich über Aois Schultern und schaue ihm tief in die Augen. Es ist schon komisch, dass ich ausgerechnet jetzt für ihn stark sein kann. Ich mache mir auch keine Sorgen um Reita, da ich weiß wie stark er ist. Aber wahrscheinlich ist auch noch genügend von den ganzen Medikamenten in meinem Blutkreislauf und deshalb bin ich so ruhig. „Komm wir gehen, ansonsten kommen wir zu spät“, wo ich Recht hab, hab ich Recht. Ich helfe ihm hoch und hole schnell seine und meine Schultasche. Schweigend machen wir uns fertig und verlassen seine Wohnung um zur Schule zu gehen. „Aoi mach dir nicht zu viele Gedanken um die beiden. Ich weiß es ist schwierig, aber es wird schon wieder besser werden. Schau mal, bisher hat Uruha seine ganzen Selbstmordversuche überlebt“, versuche ich ihn auf zu muntern. Wenigstens weint er nicht mehr. „Ich weiß“, muss ich dir diese Aussage jetzt glauben? „Siehst du. Vertrau ihm, er wird schon wieder gesund“, ich hoffe es einfach einmal. „Kommst du morgen mit zu Reita?“, warum fragt er das? „In Ordnung. Denkst du nicht, er ist heute wieder gesund?“, schließlich liegt er jetzt schon eine ganze Weile krank im Bett herum, oder etwa nicht? „Ich denke nicht. Ihm ging es freitags alles andere als gut und seine Mutter hat gemeint, dass er noch eine weitere Woche braucht“, erklärt er mir traurig. Ob mich Fumiko überhaupt sehen will? Schweigend gehen wir den Rest des Weges weiter. In der Schule selbst werde ich direkt von Klassenkameraden belagert. Aber ich kann ihnen keine Antworten geben, weiß doch selbst nichts über das Thema Reita und Uruha. Irgendwann schickt der Klassensprecher die anderen weg und setzt sich neben mich. „Aber dir geht’s gut, oder?“, warum mustert er mich von oben bis unten? Ich nicke nur angedeutet, blicke ihn fragend an. Warum fragt mich das jeder? Wenn es mir nicht gut gehen würde, dann wäre ich nicht entlassen wurden. „Du siehst auch wieder gesünder aus. Du bist jetzt erst einmal bei Aoi, oder?“, erkundigt er sich. „Jap“, aber wahrscheinlich kann ich wirklich bald zu Reita zurück. „Ihm geht es auch nicht so gut, oder?“, fragt er nach. „Ja“, leider muss ich diese Vermutung bestätigen, so Leid es mir auch tut. „Es wird schon wieder, keine Bange“, versichert er mir. „Und Rei?“, schließlich brauche ich ihn noch. „Er auch. Ich kenne ihn schon lange genug, er war noch nie einer, der aufgibt“, ob du damit Recht hast Ta-kun? ~ Auch in der Mittagspause sitzt er neben mir und erzählt irgendetwas. Irgendwie wird er mir immer sympathischer. Mein Magen zieht sich auf einmal schmerzhaft zusammen und ich habe alle Mühe, das Würgen zu unterdrücken. Vielleicht war das zu viel heute Morgen. Vielleicht mache ich mir unbewusst zu viele Sorgen. Das ziehen im Magen will einfach nicht verschwinden. Ich hasse es, dass mein Körper direkt mit so etwas auf Stress reagiert. Kann ich nicht einfach nur Kopfschmerzen bekommen? Seufzend ziehe ich an Ta-kuns Hemdärmel, mir wird ganz warm. Das ist mir alles so peinlich! „Du“, spreche ich ihn schüchtern an. „Ja Ruki?“, aufmunternd lächelt er. „Mir geht’s nicht gut“, ich bin sicherlich rot wie eine Tomate! „Willst du dich etwas hinlegen?“, sein Blick wird immer besorgter. „Ich weiß nicht“, vielleicht geht es mir auch gleich wieder besser. „Ich sag gerade Ayumi Bescheid, dann komm ich wieder“, aufmunternd klopft er auf meine Schulter und geht. Verlegen schaue ich auf die Tischplatte und warte darauf, dass er wiederkommt. Er packt mich am Oberarm und führt mich zum Krankenzimmer, immer wieder wirft er mir einen besorgten Blick zu. „Willst du, dass der Schularzt mal nach dir schaut?“, bietet er mir an. „Nein, danke. Es geht schon“, es muss einfach gehen. „Was hast du denn genau?“, hakt er nach. „Bauchschmerzen“, und diese sind ziemlich stark. „Ich hol mal die Klassenlehrerin. Haben ja immerhin noch 'ne halbe Stunde Pause. Leg dich am Besten ein wenig hin“, er klingt wie Rei. Ich vermisse ihn einfach so sehr und würde am liebsten direkt zu ihm fahren. „Was ist denn los?“, besorgt mustert er mich „Ich mache mir Sorgen“, nachher muss noch einer von ihnen sterben, was mach ich denn dann? „Um die anderen drei?“, seufzend wendet er den Blick ab. „Ja“, um wen denn auch sonst? „Brauchst du nicht. Schau mal, ich habe Reita versprochen auf dich und Aoi die nächste Zeit Acht zu geben. Also bitte sei lieb“, warum lieb? Bin ich das nicht immer? „Warum macht er es nicht selbst?“, frage ich. „So einfach ist das nicht. Er ist krank und er hat schon genug mit sich selbst zu kämpfen. Außerdem macht er sich schwere Vorwürfe wegen Uruha“, erklärt er mir. „Weshalb?“, frage ich verwirrt. Es ist schließlich nicht seine Schuld, dass Uruha nicht mehr leben wollte. Oder etwa doch? Aber warum sollte er sich wegen Reita umbringen wollen? „Die beiden waren seit langem noch einmal zusammen weg. Und Reita hat auch Uruha als letztes gesehen. Uruha wollte nur auf Toilette und er ist nie wieder aufgetaucht. Er war schon den ganzen Tag ziemlich aufgedreht und komisch und Reita hatte schon mittags gesagt, dass er sich Sorgen um ihn macht . Auf alle Fälle hat Reita danach daheim angerufen, die Polizei. Und halt Klassenkameraden, Freunde, hat die auf die Suche geschickt“, erzählt er mir nachdenklich. „Aber wieso jetzt auf einmal?“, es muss doch irgendeinen Grund geben, oder? „Wir wissen es nicht. Uruha hat mich ein-, zweimal die letzte Zeit als Kummerkasten benutzt, dann als alles anfing. Er hat sich schon öfters etwas angetan, aber soweit ist er nie gegangen“, entgegnet er. Warum habt ihr denn ansonsten alles Selbstmordversuche genannt? Wenn er anscheinend noch nie soweit gegangen ist? Immerhin versucht man sich nicht einfach so mal umzubringen. Und wen er sich die vielen Male ernsthaft umbringen wollte, dann sind es Selbstmordversuche. Oder hat er nur dieses Mal versucht sich ernsthaft zu umbringen? Wahrscheinlich wollte er auch gar nicht gerettet werden, oder? Wieder überkommt mich eine Schmerzenswelle unter der ich mich zusammen krümme. „Ich hol die Lehrerin“, meint er gehetzt. Und es dauert wirklich nicht lange, bis die Klassenlehrerin vor mir steht und mich besorgt mustert. „Ich habe gedacht, du bist wieder fit, Ruki?“, fragt sie kritisch. „Habe ich auch“, mir ging es auch die letzten Tage richtig gut. „Was sollen wir denn machen?“, fragt sie unsicher nach. „Ich bleib“, die Schmerzen gehen sicherlich gleich wieder weg. „Geh lieber nach Hause, bevor es schlimmer wird“, bittet sie mich. Und was soll ich zu Hause machen? Ob ich mich hier vor Schmerzen krümme oder daheim, macht im Grunde keinen Unterschied. „Es geht gleich wieder. Das hat ich die letzte Zeit öfters nach dem Essen“, auch wenn es die letzten Tage nicht mehr vor gekommen ist. Aber die Therapeuten haben gemeint, es könnte wieder kommen. Da die Entlassung aus der Klinik und das hinein finden in mein altes Leben kein Zuckerschlecken ist, laut ihnen. „Sicher?“, fragt sie ungläubig. „Ja“, ich hoffe es einfach einmal. „Soll ich noch etwas bei dir bleiben, oder willst du allein sein?“, nicht gehen Ta-kun. „Bleib lieber hier“, flehe ich. „Du bist heute Abend alleine, oder?“, erkundigt er sich. Seufzend nicke ich. „Du bist sicher, dass du es schaffst?“, fragt mich der Klassensprecher unsicher. „Ich weiß nicht“, gebe ich ehrlich zu. „Ich frag gleich Mal Aoi, ob ich mit zu ihm kommen darf“, seufzend guckt er mir in tief in die Augen. „Mach das“, dann wäre ich wenigstens nicht alleine. „Ich geh dann, ihr zwei kommt zu Recht?“, fragt die Lehrerin. Schweigend schaue ich auf den Boden, spiele mit meinen Fingern. „Ruki?“, immer noch da? Neugierig wende ich meinen Blick auf sie. „Hast du zugehört?“, fragt sie mich. „Nein, tut mir Leid. Kann ich vielleicht etwas gegen Übelkeit haben?“, die macht mich langsam oder sicher verrückt. „Natürlich. Ist es sehr schlimm?“, erkundigt sie sich und mustert mich dabei besorgt. „Nein, glaube nicht. Oder eher, ich weiß nicht“, es könnte schließlich schlimmer werden, oder etwa nicht? Ta-kun nimmt mich liebevoll in den Arm und drückt mich an sich und streichelt mir immer wieder über den Rücken. „Ich geh ihm schnell etwas holen“, meint sie nur. „Am Besten auch etwas zu Trinken“, bittet er die Lehrerin. Ich weiß nicht wie lange wir schweigend so da sitzen, bis die Lehrerin wieder kommt. Seufzend schlucke ich die Tabletten und werde von Ta-kun in die Kissen gedrückt. Ich mag diese Übelkeit einfach nicht und noch weniger mag ich es, wenn mir in der Schule übel wird. „Vielleicht ist es wirklich das Beste, du kommst heute wieder zu Reita“, meint er. „Er will nicht“, glaube ich. „Das glaube ich nicht“, ungläubig guckt er mich an. Warum finden das alle um uns herum so abwegig? „Aoi hat das aber gesagt“, rechtfertige ich mich. Aoi würde mich nie anlügen, oder etwa doch? Oder interpretiere ich da etwas falsches in seine Aussage? „Es klingelt gleich Jungs. Ich werde mit Ruki noch einmal nach dem Unterricht reden und wie es jetzt generell weiter gehen soll“, erklärt sie mir. „Okay, solange sie nicht darüber reden, dass er in eine andere Klasse soll“, meint der Klassensprecher scherzhaft. „Keine Angst, dass werde ich nicht tun“, versichert sie uns. ~ Am Abend sitze ich mit dem Klassensprecher vorm Fernseher und lasse mir von ihm den Rücken massieren. Mittlerweile fällt es mir nicht mehr schwer, über die Vergangenheit zu reden. Ich habe in der Klinik gelernt diese zu akzeptieren und frei darüber zu erzählen. Schließlich ist sie ein Teil von mir, egal was passiert. Und ich muss mich dafür auch nicht schämen. „Wann kommt Aoi denn wieder?“, fragt er neugierig. „Um 23Uhr ungefähr“, soweit ich weiß. „Du bist müde, oder?“, fragt er seufzend nach. „Ja“, der Tag war viel zu anstrengend. „Dann komm, wir gehen ins Bett“, fordert er mich auf. „Danke“, ich schenke ihm ein müdes Lächeln. „Nichts zu danken“, entgegnet er. Er ist so lieb wie Rei. Lachend trägt er mich ins Schlafzimmer und legt mich dort auf dem Futon ab. Nach der Schule hatte ich mich direkt umgezogen und eine Stunde geschlafen. Aber trotz allem bin ich viel zu müde, um noch länger wach zu bleiben. Ich weiß auch nicht wieso, aber seit der Klinik bin ich ein ganz anderer Mensch. Offener, lebenslustiger und kommunikativer. Wahrscheinlich, weil sie mir beigebracht haben, mich selbst und die Vergangenheit zu akzeptieren. Ich hoffe, meine „Freunde“ freuen sich darüber. Darüber, dass ich nicht mehr suizidgefährdet, geschweige denn psychisch labil bin. Zwar können mich immer noch Kleinigkeiten aus der Bahn werfen, aber deshalb gehe ich jetzt auch zum Psychologen. Damit ich irgendwann einmal ein normales Leben haben kann. Es liegt immer noch ein langer Weg vor mir, aber auch den werde ich schaffen. ~ Am nächsten Tag nach der Schule sind wir direkt zu Reita, mit den Hausaufgaben im Gepäck. Als ich ihn sehe, fällt mir erst einmal die Kinnlade runter. Er ist weißer wie Schnee und hat Augenringe bis New York. Außerdem hat er, so wie es aussieht, in kürzester Zeit viel Gewicht verloren. Wieso sieht er so aus wie eine Leiche? Was ist nur in all der Zeit mit ihm passiert? „Hey Kleiner, keine Bange ich lebe noch“, und dann macht er noch Scherze?! „Bist du dir sicher?“, frage ich unsicher nach. „Na klar“, da bin ich mir nicht so sicher. Freudestrahlend werfe ich meine Arme um seine Hüfte und ziehe ihn an mich. Ich bin einfach nur froh darüber wieder hier zu sein. „Wüsste ich nicht, dass du heute mit dem Kleinen kommen wolltest, hätte ich ihn nicht erkannt“, erzählt uns Rei. Habe ich mich wirklich so verändert? „Ich weiß, er hat sich total verändert. Aber nicht nur äußerlich, sondern auch vom Charakter“, stimmt Aoi zu. „In wie fern?“, fragt Reita vorsichtig nach. „Finde das für dich selbst heraus“, erwidert Aoi. Ich möchte aber auch wissen wie er das meint? Sind es positive Veränderungen? Mag er all dieses oder hasst er mich jetzt? Breit grinsend gehe ich in das Innere des Hauses und überfalle dort erst einmal seine Mutter, die mich erstaunt mustert. „Ruki?“, fragt sie verwirrt nach. „Ja?“, lächelnd gucke ich sie an. „Du bist es wirklich, oder irre ich mich?“, fragt sie irritiert. „Nein, ich bin es wirklich. Nur mit neuem Haarschnitt und mehr Gewicht“, kläre ich sie auf. Ich habe über 10kg in der Klinik zugenommen, aber mir fehlen immer noch einige Kilos damit ich nicht mehr im Untergewicht bin. Vor ein paar Tagen war ich mit einem Therapeut in der Stadt und seit dem sind meine Haare um einiges kürzer und wieder dunkelbraun. Und es fällt einem eigentlich direkt auf, dass ich wieder um einiges gesünder seit dem Absetzen der Medikamente aussehe. Durch die war ich zeitweise doch sehr blass und ich bin einfach nur froh darüber wieder etwas mehr Energie zu haben. „Du hast dich in einer Woche so sehr verändert“, sie klingt immer noch ein wenig überrumpelt. „Ja, aber nur zum Positiven“, auf jeden Fall laut den Therapeuten. „Stimmt, du wurdest auch früher entlassen als vorgesehen“, erklärt sie mir. So etwas in der Richtung hatten auch die anderen gemeint. Aber ich bin froh darüber. Schließlich wurde der Wunsch immer größer meine Freunde wieder zu sehen. Und ich war ja in dem Sinne stabil und es gab jetzt keinen wirklichen Grund mehr mich noch länger da zu behalten. „Wann darf ich denn wieder hier hin?“, frage ich neugierig. „Das schauen wir mal, in Ordnung?“, bietet sie mir an. „Wenn Reita wieder gesund ist? Wegen Uruha ist bestimmt noch länger im Krankenhaus“, hoffentlich werden die zwei schnell wieder gesund. „Reita ist noch bis Donnerstag krank geschrieben, das heißt du könntest rein theoretisch Freitag wieder herkommen“, antwortet sie nachdenklich. „Das ist schön“, dann bin ich wenigstens ab Freitag wieder zu Hause. „Ihr bleibt die Nacht?“, erkundigt sie sich. „Vielleicht“, ich weiß schließlich nicht was Aoi vor hatte. „Solange ihr Reita nicht zu sehr beansprucht, könnt ihr gerne bleiben“, teilt sie mir mit. „Wie ist das jetzt mit dem Sorgerecht?“, davon habe ich lange nichts mehr gehört. „Ich hab es, vorerst. Aber ich denke, ich werde es dauerhaft behalten. Und jetzt geh zu den anderen, ihr habt euch sicherlich viel zu erzählen“, scheucht sie mich mit diesen Worten aus der Küche. Grinsend laufend ich zu den anderen beiden ins Wohnzimmer. Ich mache mir mit meiner guten Laune schon selbst Angst. Reita liegt mit geschlossenen Augen auf dem Sofa und scheint zu schlafen. Fragend schaue ich Aoi an, der mir zu verstehen gibt ich solle leise sein. Kopfschüttelnd verlasse ich den Raum und begebe mich zurück in die Küche. „Da bist du ja wieder“, stellst sie fest. „Reita schläft anscheinend“, schmollend schiebe ich die Unterlippe vor. „Was hast du auch anderes erwartet?“, lächelnd guckt sie mich an. „Geht es ihm wirklich so schlecht?“, frage ich vorsichtig nach. „Ihm geht es besser, aber immer noch sehr schlecht. Ich hoffe, er ist bis Freitag wieder halbwegs auf den Beinen“, meint sie. „Und was ist wenn nicht?“, langsam aber sicher bekomme ich Angst. „Dann muss er noch einmal zum Arzt“, klärt sie mich auf. „Ich will meinen alten Rei wieder“, der neue macht mir Angst. „Erwarte nicht zu viel. Genauso wie du dich verändert hast, hat er sich auch verändert. Die letzten Wochen waren halt nicht leicht für ihn und das merkt man auch. Auch wenn es hoffentlich nur vorübergehend ist bei ihm“, erläutert sie mir. „Aber er wird wieder?“, frage ich vorsichtig nach. „Bestimmt“, meint sie zuversichtlich. „Und was ist mit Ruha?“, er muss auch wieder werden! „Auch. Er ist auf dem Weg der Besserung. Die Ärzte beenden das künstliche Koma morgen, entweder er fällt ins Koma oder wacht auf“, erklärt sie mir seufzend. „Wie stehen denn de Chancen?“, bitte gut! „Also laut ihnen wird er zu einer sehr großen Wahrscheinlichkeit aufwachen. Ihr zwei könnt ja Morgen Abend einmal im Krankenhaus vorbei schauen“, bietet sie mir an. Seufzend gehe ich zurück zu den beiden und kann ein Seufzen nicht unterdrücken. Aoi sitzt mit Reita in den Armen auf dem Sofa und streicht ihm immer wieder beruhigend über den Rücken. Als er mich sieht schüttelt er den Kopf und hebt Reita hoch, trägt ihn in sein Zimmer. Schweigend folge ich ihm. „Was ist los, Aoi?“, frage ich besorgt nach. „Reita hat schon wieder starke Schmerzen“, erzählt er mir. Besorgt mustere ich das zitternde Bündel in seinen Armen. „Soll ich seine Mutter holen?“, frage ich nach. „Hol lieber seine Schwester. Sie ist oben in ihrem Zimmer. Ist neben dem Badezimmer“, bittet er mich. Seit wann ist seine Schwester wieder hier? Wohnt sie nicht eigentlich im Schwesternwohnheim? „Dann bis gleich“, versichere ich ihm. Ich hechte die Treppe hoch und klopfe an die Zimmertür, öffne diese auch prompt. „Ah Ruki, was'n los?“, fragt sie, als sie von irgendeinem Modemagazin aufsieht. „Reita geht es wieder schlechter“, antworte ich gehetzt. „Warte ich komm direkt“, erwidert sie panisch. Bedrückt gehe ich zu seiner Mum und werfe mich ihr um den Hals. Ich will nicht mehr, ich kann nicht mehr. Salzige Flüssigkeit rennt über mein Gesicht, verfängt sich im Stoff ihres Pullovers. „Komm beruhige dich. Willst du darüber reden?“, bietet sie mir an. „Nein“, warum kann nicht einmal alles gut gehen? „Wann hast du eigentlich den ersten Termin bei deinem Psychologen?“, erkundigt sie sich. „Gleich. Aber ich will nicht dahin“, ich habe Angst wieder in die Klinik zu müssen. „Wieso?“, hakt sie nach. „Darum“, ich möchte nicht darüber reden. „Soll ich dich hinfahren?“, damit sicher gestellt werden kann, dass ich überhaupt hingehe?! Ich schüttele nur den Kopf und beiße auf meine Unterlippe. „Warum denn nicht?“, fragt sie besorgt nach. „Mir ist schlecht“, wahrscheinlich wegen der Aufregung. „War dir das nicht schon gestern?“, fragt sie nach. „Ja“, leider. „Komm schon“, fordert sie mich auf. „Ich will nicht“, ich will schlafen. „Das ist aber eine der Bedingungen, warum sie dich nach Hause gelassen haben“, weist sie mich daraufhin. Ich weiß ja selbst was ich alles an Bedingungen erfüllen muss um weiterhin daheim bleiben zu können. Und das ist neben den regelmäßigen Besuchen bei einem Psychologen ein halbwegs stabiles Körpergewicht und vieles mehr. „Dann geh ich halt“, auch wenn ich da absolut nicht hin will. Immer mehr Tränen suchen ihren Weg ins Freie. Niedergeschlagen ziehe ich mir meine Schuhe und meine Jacke an, verlasse das Haus. Solange ich die Termine alle einhalte und keinem einen Grund gebe mir zu misstrauen, darf ich sogar ganz alleine überall hin. Es dauert auch nicht lange bis ich endlich in der Praxis ankomme. Vor ein paar Tagen hatte ich die ersten Gespräche mit dem Psychologen und ich bin so froh darüber, dass er die weitere Behandlung übernimmt. „Ruki, ist alles in Ordnung?“, fragt mich die Sprechstundenhilfe. „Nichts ist in Ordnung“, antworte ich traurig. Sie steht auf und packt mich an den Schultern, führt mich in einen Behandlungsraum. „Er kommt direkt, hab ein wenig Geduld“, versichert sie mir. „Bleiben sie hier?“, frage ich unsicher nach. „Wenn du das unbedingt willst“, aufmunternd lächelt sie. Schutz suchend kralle ich mich an ihr fest. Warum nur läuft alles so schief? Warum? „Ich gebe dir jetzt deine Tabletten und dann legst du dich etwas hin. Du hättest ja eigentlich erst in zwei Stunden einen Termin“, klärt sie mich auf. „So früh noch?“, verwirrt schaue ich sie an. Vielleicht hätte ich einfach einmal auf die Uhr gucken sollen, bevor ich losgegangen bin. Aber ich hätte es auch keine weitere Minute daheim ausgehalten, deshalb ist es eh egal. Sie nickt nur und führt mich zum Medikamentenschrank, drückt mir irgendwelche Tabletten in die Hand. Danach holt sie mir ein Glas Wasser und bringt mich zur Liege, wo ich mich auch direkt drauf setze. Ich schlucke die Tabletten und lege mich hin. „Ich mache jetzt Entspannungsmusik an und hole dir eine Decke. Schlaf ruhig etwas“, bittet sie mich. ~ Irgendwann wache ich wieder auf, in Reitas Zimmer. Ich weiß nicht wie ich hierhin gekommen bin, denn das letzte an was ich mich erinnere, sind die ganzen Tabletten nachdem Gespräch mit dem Psychologen. So weit ich mich erinnere hatte ich eine Panikattacke und hatte mich auch daraufhin angefangen ziemlich heftig zu kratzen und zu beißen. „Ah du bist wach, Ruki“, Reita sein Lächeln kann einem richtig Angst machen. „Was ist passiert?“, frage ich vorsichtig nach. „Die haben dich gestern Abend nach Hause gebracht. Sie hatten dir starke Schlafmittel geben und so. Außerdem haben sie dich für heute krank geschrieben, damit du zur Ruhe kommen kannst“, erklärt er mir. Das muss nicht sein. Mir geht es gut. „Hab ich lange geschlafen?“, ich fühle mich ausnahmsweise mal ausgeschlafen. „Nicht wirklich“, gibt er zu. Aber ich habe doch von gestern Abend bis jetzt geschlafen und das waren doch mehr als 12 Stunden? Warum ist das in seinen Augen nicht lange? „Wann fahrt ihr zu Uruha?“, erkundige ich mich. „Gleich“, antwortet er knapp. „Bleib ich hier?“, ich darf denke ich eh nicht mit. „Meine Oma kommt zwischendurch mal nach dir gucken“, ich brauche keinen Babysitter! „In Ordnung“, obwohl ich es eigentlich nicht will. Ich will ihn nicht alleine gehen lassen, jedoch wäre ich ihm wahrscheinlich keine große Stütze. „Schlaf noch etwas, ich mach mich dann mal fertig“, teilt er mir mit. „Warst du die ganze Zeit bei mir?“, hoffentlich nicht. Ich möchte ihm nicht direkt wieder zur Last fallen müssen. „Ich hatte dich die ganze Zeit in einer festen Umarmung“, versichert er mir. „Geht es dir überhaupt besser?“, er sieht ein wenig gesünder aus wie gestern. „Ich war gestern Abend noch einmal im Krankenhaus und die haben mir etwas gegen die Schmerzen gegeben. Seitdem geht es mir viel zu gut“, bitterlich seufzt er einmal. „In wie fern viel zu gut?“, es ist doch gut, wenn es ihm gut geht, oder? „Das heißt ich bin wahrscheinlich Freitag gesund genug für die Schule“, teilt er mir frustriert mit. Er ist also lieber krank daheim als in der Schule? Er sieht jetzt nicht so aus, als wären die letzten Wochen für ihn in irgendeiner Art angenehm gewesen. „Keine Lust?“, frage ich lächelnd. „Ja“, antwortet er mir. „Naja dann bis später. Bestelle dem Trottel mal schöne Grüße“, bitte ich ihn. „Werde ich tun“, verspricht er mir. ~ Gegen Nachmittag kommt ein ziemlich erschöpfter Reita allein nach Hause. Seine Mutter ist anscheinend noch bei Uruha. Besorgt nehme ich ihn in den Arm, streiche ihm liebevoll über den Rücken. „Was ist mit Uruha?“, frage ich ihn mit Nachdruck in der Stimme. „Er schläft“, warum klingst du so traurig? „Aber er war wach, oder?“, schließlich kannst du mit schlafen auch was anderes meinen. „Klar, war er das. Er hat nur einen totalen Filmriss. Der Psychologe war da und so. Kurz um, er erinnert sich nicht an den Selbstmordversuch. Der Psychologe meint, er wäre nicht wirklich bei sich gewesen an dem Tag wegen den Drogen und deshalb sollen wir ihm auch keine Vorwürfe machen, er wäre nicht Schuld an seinen Taten“, erzählst du mir traurig. „Ist das öfters so?“, frage ich verwirrt nach. „'Ruha versucht so was für gewöhnlich zu unterdrücken, versucht Herr der Lage zu sein. Aber seit er so angeschlagen ist, gelingt es ihm kaum. Und ich will es auch um ganz ehrlich zu sein nicht wissen, wie lange er schon wieder Drogen nimmt oder seine Tabletten missbraucht“, meinst du. „Aber wieso?“, verständnislos starre ich ihn an. „Wir wissen es nicht. Wir wissen gar nichts. Er ist manchmal mehrmals pro Woche beim Psychologen, wenn es ihm nicht gut geht. Dieses Mal hat er gemeint, dass es wieder besser wird. Er wird wieder, wenn die Therapie anschlägt“, du klingst aber nicht gerade zuversichtlich. „Welche Therapie?“, was redet er da?! Irgendwie macht das alles gerade herzlich wenig Sinn. „Konfrontation mit der Vergangenheit. Ansonsten wird er nie darüber hinwegkommen. Sie versuchen ihn durch ein Hintertürchen zu erreichen. Hinter seine sonst so lockere Fassade zu kommen“, erklärst du mir. „Denkst du es klappt?“, frage ich vorsichtig nach. „Ich hoffe es. Du Kleiner, ich leg mich etwas hin. Bitte tue mir einen Gefallen und lass mich ein paar Stunden in Ruhe“, teilt er mir mit. Seine Atmung klingt gerade alles andere als gut, oder irre ich mich damit etwa? „Werde ich tun“, besorgt gucke ich ihn an. „Aoi bringt uns die Hausaufgaben. Gleich. Bitte sag ihm, dass es Uruha gut geht, ja?“, bittest du mich. Ich kann nur nicken und ihm dabei zu sehen, wie er die Hand auf den Mund schlägt und ins Badezimmer stürmt. Ich fühle mich hilflos, denn ich kann ihnen nicht helfen, nicht jetzt. Seufzend ziehe ich mir Schuhe und Jacke an, nehme das Schlüsselband und setze mich draußen auf die Gartenmauer. Reita will mich sowieso nicht neben sich haben, wenn es ihm nicht gut geht. Er ist wohl zu stolz dafür und vor allem will er mich nicht mit all dem belasten. Dabei empfinde ich es nicht als Belastung. Irgendwann kommt ein schwarzer Haarschopf in mein Sichtfeld und ich kann ein Lächeln auf meinen Lippen nicht verhindern. „Ah Ruki, geht’s dir gut?“, erkundigt sich Aoi mit einem Lächeln. „Ja, auf alle Fälle. Das Heulen gestern habe ich echt gebraucht“, und natürlich das reden mit dem Psychologen. „Du hättest mich auch zum aus heulen nutzen können“, schmollt er. „Nein, der Psychologe war eindeutig die bessere Wahl“, schließlich konnte mir dieser mal wieder in vielen Dingen weiter helfen. „Ts! Was machst du eigentlich hier draußen?“, fragt er erstaunt nach. „Entspannen?“, antworte ich schulterzuckend. „Lüge mich nicht an!“, ermahnt er mich direkt. „Okay, ich will nicht dass du Reita durchs Klingeln weckst“, hoffentlich ist er mittlerweile im Bett und versucht es wenigstens mit dem Schlafen. „Was ist denn mit ihm?“, fragt er besorgt nach. „Er schenkt dem Klo seine volle Aufmerksamkeit“, auf alle Fälle hat er dieses eben gemacht. „Dann geh ich mal nach ihm gucken, nachher ist er noch zusammen geklappt oder braucht irgendwie Hilfe“, mal bitte nicht den Teufel an die Wand, Aoi. „Warum lasst ihr mich heute eigentlich alle alleine?“, frage ich schmollend nach. „Komm schon Ruki. Ich beeile mich auch“, versichert er mir. „Darf ich wenigstens mit?“, ich will nicht immer alleine sein! „Lass mal“, antwortest du lediglich. Und selbst Aoi will mich nicht dabei haben. Scheinbar bin ich wirklich keine gute Hilfe bei so etwas. Seufzend schließe ich die Tür auf und gehe ins Wohnzimmer, wo ich mich auf der Couch niederlasse und den Fernseher einschalte. ~ [Aois POV] Seufzend gehe ich in sein Zimmer und mache mich schon auf das Schlimmste gefasst. Und ich werde Recht behalten, Reita sitzt zusammen gekrümmt auf seinem Bett und neben ihm steht ein Eimer. „Rei?“, hauche ich leise. „Ja?“, er klingt heiser. „Soll ich dir eine Wärmeflasche und Tee holen?“, etwas Besseres fällt mir nicht ein. „Nein“, antwortet er schwach. „Komm schon und dann holst du deine Tabletten“, schlage ich vor. Ich rufe kurz nach Ruki und gebe ihm den Auftrag, sage ihm auch wo die Sachen vorzufinden sind. So wirklich kennt er sich immer noch nicht im Haus aus und er ist auch keiner, der einfach irgendwelche Schränke ohne Erlaubnis öffnet. Wie kann ich Reita nur helfen? „Soll ich deine Mutter holen?“, biete ich ihm an. „Sie ist noch im Krankenhaus, bei Uruha“, teilt er mir mit. „Warum bist du überhaupt schon hier?“, frage ich ihn. „Taxi“, seine Stimme klingt nach wie vor ziemlich angeschlagen. „Ging es dir schon bei Uruha nicht gut?“, hoffentlich ist es nur ein Virus oder so. Ich will nicht, dass er schon wieder über längere Zeit im Krankenhaus am Tropf hängt. Aber so wie er hier gerade sitzt sieht es eher so aus, als wäre er noch lange nicht gesund. Und da wundert es mich nicht, dass ihn die ganze Aufregung aus den Latschen haut. Aber ich kann es auch verstehen warum Fumiko Reita und nicht mich mit geholt hat. Wer weiß schon wie Uruha auf mich reagiert hätte? „Ja.“, gibt Reita zu. „Kann ich etwas für dich tun?“, irgendwie muss man ihm doch helfen können, oder etwa nicht? „Nein“, ihm muss es wirklich mies gehen, wenn er kaum spricht. Kurz verschwinde ich im Bad um ein paar Haarspangen zu holen. Damit befestige ich seine Haare so, damit sie ihm nicht ins Gesicht fallen. Er ist wieder leicht grünlich im Gesicht und ich frage mich, ob etwas vorgefallen ist. Ruki kommt mir der Wärmflasche und dem Tee ins Zimmer und setzt sich neben Reita. Fürsorglich streicht er diesem über den Rücken und drückt ihm die Tasse Tee in die Hand und ich reiche ihm die Tabletten. Der Zwerg ist total unbeholfen wenn es darum geht sich um andere zu kümmern. „Hast du schon etwas bei ihm dagegen bekommen?“, frage ich. „Ja“, seine Stimme zittert ein wenig. „Und?“, hake ich nach. „Freitag, Montag krank geschrieben“, das wollte ich nicht wissen, naja auch egal! „Und jetzt ruhig und nimm deine Tabletten“, schmunzelnd gucke ich ihn an. Liebevoll helfe ich ihm dabei und zusammen mit Ruki schaffe ich es, Reita einen Schlafanzug anzuziehen. Immer wieder krampft Reita zusammen und wir haben Schwierigkeiten ihn anständig auf das Bett zu verfrachten. Scheinbar helfen die Tabletten doch sehr wenig gegen die Schmerzen und ich frage mich, warum er nicht einfach im Krankenhaus geblieben ist? Dann könnte er auch stärkere Mittel bekommen und vor allem welche, die auch viel schneller helfen. Zum Schluss lehne ich noch die Wärmflasche an seinen Bauch und setze mich mit Ruki auf das Schlafsofa von Reita. „Die Lehrerin hat gemeint, du brauchst keine Hausaufgaben zu machen, Ruki. Ich solle dir nur helfen für die Arbeit am Montag zu lernen“, meine ich zu dem Kleinen. „Muss Reita die eigentlich nach schreiben?“, fragt Ruki mich neugierig. „Ja, aber er kann das meiste. Seine Schwester übt mit ihm wenn es ihm gut geht“, versichere ich ihm. „Vielleicht sollten wir Rei schlafen lassen und du gehst mit mir ins Wohnzimmer üben?“, ihm scheint die Schule echt wichtig zu sein. Ich bewundere ihn richtig für sein Durchhaltevermögen. Auch in der Klinik muss er ziemlich viel gelernt haben und er achtet stets darauf, dass er auf dem Wissensstand seiner Klassenkameraden bleibt. Ich glaube ohne seine ganzen psychischen Erkrankungen hätte er schon längst eine Klassenstufe übersprungen. Ich nicke und nehme Rukis Schultasche, mache mich mit ihm auf den Weg ins Wohnzimmer. Hier versuche ich ihm alles nötige beizubringen und zu erklären, all das was er die letzten Wochen verpasst hat. Er lernt schnell fällt mir auf, hat das meiste wahrscheinlich schon einmal gelernt. Er wird die Arbeiten nächste Woche mit links schaffen, wahrscheinlich sogar als Klassenbester. Ruki ist wirklich eine tolle Person, auch wenn man es nicht vermutet. Er ist talentiert und findet mit Leichtigkeit Freunde. Ich bin zwar auch beliebt und habe Scharen von Mädchen um mich, jedoch habe ich kaum Leute, denen ich voll und ganz vertraue. Die meiste Zeit verbringe ich mit Reita oder Uruha. Die restlichen Leute nenne ich auch Freunde, ohne Frage, jedoch werden diese nie an die anderen beiden heran reichen können. Auch wenn Ruki den Platz der beiden streitig machen könnte. Und es dauert bestimmt nicht mehr lange, bis auch er mein bester Freund, mein kleiner „Bruder“ wird. Und da fällt mir ein, langsam könnte ich noch einmal meine Eltern besuchen gehen. Immerhin zahlen sie meine Miete und einiges anderes, auch wenn ich mit meinem Job meinen momentanen Lebensstandard finanziere. Bald brauche ich dieses nicht mehr, dann wenn mein Vater endlich befördert wird. Die Arbeit wird mir bestimmt fehlen. Aber im Abschlussjahr soll ich laut meinen Eltern eh nicht nebenbei arbeiten, damit ich mich voll und ganz auf die Schule konzentrieren kann. Leise lachend lasse ich Ruki alleine und stehe auf um Reitas Mutter an der Türe abzufangen. Momentan lernt Ruki etwas auswendig, etwas was er mir sicherlich gleich einwandfrei aufsagen kann. Richtig beneidenswert. „Ah Aoi, du bist auch hier. Geht es Reita besser?“, fragt sie besorgt nach. „Gucken sie lieber einmal nach ihm. Wir haben ihm Tee und Tabletten gegeben. Trotzdem sah er nicht gerade so aus, als würde er in den nächsten Stunden zu Schlaf finden“, erzähle ich ihr. „Werde ich tun“, versichert sie mir. „Gibt es Neuigkeiten?“, frage ich neugierig nach. Schließlich hat mich keiner der anderen beiden über irgendetwas informiert. Anscheinend halten sie es nicht für nötig mich auf dem neuesten Stand der Dinge zu halten. Hoffentlich ist nichts schlimmes passiert. Oder es ist etwas gutes passiert und deshalb halten sie es nicht für nötig. „Uruha wird mit sehr großer Wahrscheinlichkeit in ein bis zwei Wochen entlassen. Ihm geht es ganz gut und das einzige was er braucht ist Schlaf, Ruhe und Zeit“, bin ich erleichtert! „Und was ist mit Reita?“, frage ich vorsichtig nach. „Er wird schon wieder. Es war nur ein wenig zu viel Aufregung und Trubel“, versichert sie mir. „Dienstag geht er wieder normal zur Schule?“, ich vermisse ihn einfach in den Pausen! „Wenn er bis dahin wieder gesund ist“, antwortet sie lediglich. „Mir ist so verdammt langweilig ohne die beiden“, ich langweile mich richtig. „Du hast doch jetzt Ruki ganz für dich allein“, meint sie lächelnd. „Der wird momentan von seinen Klassenkameraden belagert“, die lassen mich kaum noch an ihn heran. Wie es aussieht haben sie den kleinen wirklich vermisst. Ansonsten hätte er sicherlich mal Zeit in der Pause zu mir zu kommen. Aber es freut mich ungemein, dass er endlich einmal Anschluss gefunden hat und sich auch ohne Reita sicher fühlt. „Und wie kommt ihr mit dem Lernen voran?“, erkundigt sie sich. „Frag ihn selbst, dass ganze macht irgendwie nicht viel Spaß bei ihm“, seufzend wende ich den Blick ab. „Warum?“, hakt sie verwundert nach. „Der weiß das meiste. Und wenn ich es ihm erklären will, hat er die Antwort meistens schon direkt parat“, da kommt man sich richtig überflüssig vor. „Hast du mittlerweile die Termine für Reita raus gefunden?“, fragt sie mich. „Manches muss er nicht nach schreiben, im Gegensatz zu Ruki. Er wird wahrscheinlich bei manchen mündlich abgefragt. Aber das schafft er schon. Ich hab einen Zettel mit den Terminen ihm auf den Schreibtisch gelegt. Die Lehrerin meinte jedoch, dass die auch noch abgeändert werden können je nachdem wie es Reita die nächsten geht“, versichere ich ihr. Er muss es einfach schaffen, da mit ihm ja auch oft genug geübt wird. Und in mündlichen Angelegenheiten kann Reita gar nicht so schlecht abschneiden. Schließlich werden die Lehrer ihm bestimmt ausreichend Tipps geben, da er ja so lange Zeit gefehlt hat. Und er ist ja auch nicht gerade auf den Kopf gefallen! „Nächste Woche schon?“, fragt sie verwundert nach. „Die Arbeit die am Montag geschrieben wird, schreibt er mittwochs nach“, auf jeden Fall hatte die Lehrerin das so vorgesehen. Damit er nicht direkt in den ersten Tagen so viel Stress hat. Sie nehmen sehr viel Rücksicht, meiner Meinung nach. Aber sie haben schließlich auch gesehen, wie schlecht es Reita wirklich geht und wie sehr er sich in den wenigen Tagen wo er zwischendurch annähernd gesund war, angestrengt hat. Und im Gegensatz zu früher ist er in den letzten Wochen erstaunlich brav und zurückhaltend gewesen. An vielen Tagen habe ihn kaum wieder erkannt. Überrascht drehe ich mich um, als Schritte ertönen. Ruki steht einige Schritte von uns entfernt und guckt mich fragend an. „Ich komm ja direkt, kleiner“, versichere ich ihm. Entschuldigend gucke ich Reitas Mutter an und gehe zurück zu Ruki, um ihn die weiteren Dinge zu erklären. Gegen Mitternacht treten bei mir die ersten Erscheinungen von Müdigkeit in Kraft, wobei Ruki schon vor Minuten eingeschlafen ist. Wir haben all den Stoff durch und ich bin heilfroh, wenn er Morgen die erste Arbeit hinter sich hat und am Freitag die nächste. Und Montag. Wie schafft der Junge es, so viel auf einmal zu lernen? Oder schafft er das nur, weil er nach wie vor Angst vor einer eventuellen Bestrafung hat? Dabei würde Fumiko ihn doch nie wegen einer schlechten Note bestrafen. Am Wochenende werde ich mit ihm auf alle Fälle noch etwas lernen, damit er auch in den anderen Fächern wieder besser zu Recht kommt. Es wurde zwar mit ihm in der Klinik gelernt, aber auch nur nebenbei. Wer hätte auch gedacht, dass Ruki mehr als einen Monat früher auf freien Fuß kommt? Aber es hatte auch niemand damit gerechnet, dass sie Therapie wirklich so gut anschlägt und er sich darauf einlässt. Scheinbar ist er tatsächlich an den richtigen Therapeuten geraten. Der Anruf von Reitas Mutter kam letzte Woche ziemlich überraschend. Sie hatte mich gebeten ab Sonntag Ruki bei mir aufzunehmen. Erst habe ich gedacht, es wäre nur ein Traum. Aber am Sonntag stand der kleine wirklich vor meiner Tür. Seufzend trage ich den kleinen zur Couch und lege ihn darauf ab, decke ihn zu. „Habt ihr wirklich bis gerade eben gelernt?“, fragt sie erstaunt nach. Wo kommt bitte Reitas Schwester so plötzlich her? „Klar, was denkst du denn?“, was sollen wir auch sonst hier mit den Schulbüchern gemacht haben. „Pass bitte auf dich auf Aoi. Tust du mir den Gefallen?“, bittet sie mich. „Tue ich doch immer. Warst du noch bei Uruha?“, frage ich nach. „Was denkst du? Natürlich war ich bei ihm. Er war auch kurz aufgewacht und hat nach dir und Ruki gefragt. Ihm geht es wirklich total gut. Halt nur den Umständen entsprechend. Du wirst sehen, ne?“, versichert sie mir. „Ja. Vielleicht sollte ich morgen wirklich mal mit Ruki vorbei schauen. Obwohl Ruki eigentlich immer noch lernen muss“, aber der kleine brauch auch einmal eine Pause. „Und wie läuft es mit dem Job?“, erkundigt sie sich. „Morgen Abend und übermorgen wieder. Dann hab ich das Wochenende frei“, ich freue mich immer auf das Wochenende. Mein Chef meint, ich hätte die Freizeit verdient. Wahrscheinlich weil ich ihm wie oft ausgeholfen habe. Nicht umsonst habe ich genug Überstunden um mir viele Tage frei nehmen zu können. „Hast du ein Glück“, meint sie. „Ja. Ich glaub ich hau mich langsam auch in die Federn“, ich muss schließlich genau wie Ruki früh aufstehen. „Mach das. Geht es Reita besser?“, fragt sie besorgt. „Frag lieber deine Mutter“, meine ich niedergeschlagen. „Naja dann schlafe mal schön Aoi. Oder gehst du jetzt noch nach Hause?“, fragt sie nach. „Muss ich ja, wegen meinen Schulsachen“, die liegen ja dort. „Soll ich dich gerade fahren?“, bietet sie mir an. „Das wäre nett“, Aiko ist genauso lieb wie Reita. Die Lage spitzt sich zu. 5085 -> 7141 Wörter(16.08.2018) → 8417 Wörter(02.08.2018) wenn es so weiter geht erreiche ich doch noch die 100.000Wörter xD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)