Familienbande von abgemeldet (Ich glaube an die Möglichkeit, auch wenn es nicht möglich ist, daran zu glauben) ================================================================================ Kapitel 5: 1000 Fragen - Keine Antwort -------------------------------------- Eine Gestalt erschien hinter ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Was ist los, Alice?“, fragte eine wunderschöne Stimme und als Alice ein Stück zur Seite ging, erkannte ich eine wunderschöne Frau. Mir war sofort klar, dass sie Esme Cullen sein musste. „Gut, dass du da bist“, meinte Alice. „Ist Carlisle auch da?“ Esme nickte. „Er ist direkt in den Wald. Ich kann es nicht glauben, dass ihr euch so schnell habt provozieren lassen. Wenn Jasper nicht angerufen hätte…“ „Wie auch immer“, unterbrach Alice. „Sie hat uns belauscht.“ Sie deutete auf mich und ich schüttelte erschrocken den Kopf. Esme klang seltsam ruhig. „Ich bringe sie ins Haus und verständige außerdem Rosalie und Emmett. Sie sollten so schnell wie möglich herkommen.“ Alice nickte und löste sich in Luft auf. Zitternd drückte ich mich an die Wand und sah Esme ängstlich an. Was würde nun passieren? Ich zitterte noch immer am ganzen Leib, als ich auf einem Sofa in einem wunderschön anmutigen Haus saß. Esme musterte mich aufmerksam und ließ mich keinen Augenblick aus den Augen. „Wer seid ihr?“, fragte ich in regelmäßigen Abständen und jedes Mal wurde meine Stimme kräftiger und jedes Mal wurde das Zittern weniger. Als ich einen lauten Schrei im Haus hörte, zuckte ich zusammen und Esme stand auf. Sie hatte die ganze Zeit über nichts gesagt. „Es lohnt sich nicht wegzulaufen, während ich nach ihr sehe. Ich hätte dich in wenigen Sekunden wieder eingeholt.“ Dann stand sie auf und verschwand. Es war, als hätte sie sich in Luft aufgelöst. Ich hörte das leise Schließen einer Tür im oberen Geschoss und stand auf. Meine Beine waren wackelig und wollten nachgeben, aber ich zwang mich dazu, die gewaltige Angst in mir zu unterdrücken, denn ich hatte die Stimme, die geschrien hatte, gehört. Es war Bellas Stimme gewesen. Ich dachte nicht daran, fort zu laufen, denn ich glaubte Esme jedes Wort. Ich fand schnell die Treppe und stieg sie langsam hoch. Ich musste mich am Geländer abstützen, weil ich sonst wahrscheinlich gefallen wäre, aber irgendwann hatte ich es geschafft und ging durch einen Flur. Ich hörte nun mehrere erstickte Schreie, die alle eindeutig von Bella stammten. Ich öffnete nach und nach leise die Türen auf meinem Weg. Ich hatte kein Glück. Dann, an der letzten Tür, sah ich durch einen Spalt Bella und Esme. Bella krümmte sich auf einem Bett vor Schmerzen und Esme saß bei ihr und versuchte ihr, gut zu zusprechen. Erschrocken schloss ich die Tür wieder, ohne jegliches Geräusch zu verursachen und stolperte die Treppe runter zurück zu dem Sofa. Esme kehrte nach zehn Minuten zurück und setzte sich wieder zu mir. „Was ist mit Bella los? Was tut sie hier?“, fragte ich und in meinem Kopf schwirrten die Gedanken umher. Ich konnte kaum klar denken und musste mich voll und ganz auf Esmes Worte konzentrieren. „Wie kommst du darauf, sie wäre hier?“ Esmes Stimme klang ruhig und freundlich. Ich fragte mich, ob ich ihr sagen solle, dass ich ihr gefolgt war, hielt es aber für ratsamer, es nicht zu tun. „Ich habe sie gehört“, murmelte ich und starrte auf den Tisch vor mir. Bevor Esme antworten konnte, klingelte das Telefon. Sie ging dran. „Ja? … Hallo, Rose. … Nein, ich habe noch nichts von ihnen gehört. … Ja, gut. … So… … Macht euch keine Sorgen. Es wird alles gut gehen. … Ja, das kann ich mir vorstellen, dass Emmett so denkt. … Bis bald.“ Sie legte auf und kam zu mir zurück, aber wieder kam sie nicht zu einer Antwort, denn die Haustür ging auf und Alice kam herein. Ihre Kleidung war voll mit Dreck und in ihrem Haar hatten sich Blätter verfangen. Jasper, der ihr folgte, sah nicht viel besser aus und Edward auch nicht. Jedoch glaubte ich etwas Ungewohntes in seinen Augen zu sehen. Erleichterung. Der vierte, der hereinkam, war ein gut aussehender Mann mit blondem Haar. Ich kannte ihn nicht, vermutete aber, dass er Carlisle sein musste, wenn ich bedachte, was mir Jonathan über die Cullens erzählt hatte, als ich nach ihnen gefragt hatte. Auch Carlisle war dreckig. Er hatte die gleiche blasse Haut wie seine Adoptivkinder und seine Frau und die gleichen topasfarbenen Augen. Es bestärkte mich nur in dem Glauben, dass ich es nicht mit Menschen zu tun hatte, wenn man ihre Ähnlichkeit bedachte. Esme stand sofort auf, als sie hereinkamen und begrüßte sie. Sie küsste Carlisle und schien sich gleichzeitig um die anderen zu sorgen. Edward fragte sie etwas, aber er sprach zu leise und zu schnell, als dass ich ihn hätte verstehen können. Esme antwortete genauso schnell und Edward drehte sich um, um die Treppe hochzugehen. Ob er wohl zu Bella wollte? Unsere Blicke trafen sich für einen Moment und obwohl ich noch immer ängstlich war – ich konnte meine Angst nicht vollständig unterdrücken – faszinierte er mich ein ums andere Mal. Esme redete mit ihrer Familie und alle wirkten erleichtert. Ihre Augen funkelten und Alice lächelte. Sie und Jasper gingen auch irgendwann die Treppe hoch, aber Carlisle, der nicht ganz so schlimm aussah wie sie, blieb. Esme redete rasch auf ihn ein und erst jetzt schien er mich zu bemerken. Er sah mich an und blinzelte einige Male ungläubig. „Ist sie das?“, fragte er Esme. Dieses Mal verstand ich es. „Ja. Warum haben sie uns nie gesagt, dass sie eine gewisse Ähnlichkeit haben?“ Carlisle zuckte nur ahnungslos mit den Schultern und kam langsam auf mich zu. Ich verstand nicht, wovon sie sprachen und als Carlisle da war, stand ich auf und zitterte wieder am ganzen Körper. Ich zwang mich innerlich zur Ruhe und nur noch meine Fingerspitzen zitterten. „Wer seid ihr?“, fragte ich. Esme lächelte mich an, aber ich wollte endlich eine Antwort auf meine Frage. Carlisle ignorierte meine Frage jedoch und musterte mich aufmerksam. „Sie ist ihr wie aus dem Gesicht geschnitten. Die gleichen grünen Augen, der gleiche bronzene Ton der Haare. Das gleiche Funkeln in den Augen, obwohl sie Todesängste hat.“ Ich fragte mich, ob ich meine Angst so schlecht unterdrücken konnte und dadurch auf meiner Stirn das Wort Todesangst stand. „Es ist eigentlich unmöglich. Ich meine, ich bin Arzt… ich weiß, dass es unmöglich ist. Aber eine so große Ähnlichkeit…“ Carlisle schien weniger mit Esme oder mir zu sprechen als mit sich selbst. „Ich frage mich, ob das möglich ist. Vielleicht hatte sie eine Schwester oder einen Bruder mit Familie. Möglicherweise…“ Er sprach nicht zu Ende, sondern verstummte plötzlich. „Ich gehe hoch und wasch mir den Dreck ab“, sagte er und drehte sich auf dem Absatz um. Schon war er verschwunden und Esme und ich waren wieder allein. Ich ließ mich auf das Sofa fallen und stierte vor mich hin. Schon kurze Zeit später kamen die anderen vier Cullens die Treppe runter, allesamt sauber und ich fragte mich, wie sie das in so kurzer Zeit bewerkstelligt hatten. Ich fuhr mir mit den Fingern durchs Haar und war erschöpft von all den Fragen, auf die es keine Antwort gab. Alice war die erste, die zurückkehrte. Sie lächelte mich an und nichts war mehr von der Wut in ihren Augen zu sehen. Sie setzte sich neben mich und ich rutschte unwillkürlich ein Stück zur Seite von ihr weg. Jasper kam als nächster. Er blieb in einiger Entfernung stehen und schien sich zu bemühen, mich nicht anzusehen. Carlisle kam auch bald zurück. Edward kam als letzter. Er wirkte bedrückt, lächelte aber ein wenig. Nachdem alle versammelt waren, setzte sich Carlisle zu Esme und blickte aufmerksam in die Runde. „Ich denke, wir haben ein Problem“, sagte er nüchtern und sein Blick verweilte einen Moment länger auf mir als auf den anderen. „Warum ist sie euch freiwillig direkt in die Arme gelaufen? Und warum hast du es nicht kommen sehen, Alice?“ Ich dachte erst, er meine mich, aber als Alice antwortete, beruhigte sich mein Herzschlag wieder ein wenig. Ich bemerkte, dass Jasper ein wenig unruhig wurde. „Victoria muss sich erst vor kurzem dazu entschieden haben. Anders kann ich es mir nicht erklären. Vielleicht war sie der ewigen Jagd nach Bella und Edward müde und wollte, dass die Sache entschieden wird. Außerdem hatte sie ja, was sie wollte. Bella wird bald eine von uns sein.“ Alice sah kurz zu Edward, dann war ihr Blick auf Jasper gerichtet. „Was ist los?“, fragte Carlisle, dem das ebenso wenig entging. „Nichts“, meinte Alice, ihr Blick verweilte jedoch auf Jasper. Jessica hatte mir erzählt, dass die beiden ein Paar waren. Wieder ein lauter Schrei von Bella und Edward war verschwunden. Ich konnte kaum glauben, wie sie plötzlich an Orten auftauchen und verschwinden konnten. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass Carlisle mich nun wieder aufmerksam musterte. „Faye… so heißt du doch, oder?“ Ich nickte. „Du siehst einer Frau sehr ähnlich, die ich vor sehr langer Zeit traf. Sie hatte wie du bronzefarbenes Haar und grüne Augen und sah dir auch sonst sehr ähnlich.“ Ich dachte schlagartig an meine echte Mutter, deren Ebenbild ich war. Meine Adoptivmutter, die meine Mutter seit der Kindheit kannte, hatte immer gesagt, ich sähe aus wie sie. „Aber es kann nicht deine Mutter gewesen sein“, sagte Carlisle und lachte leise. „Es sei denn, deine Mutter starb 1918.“ Ich sah ihn verwirrt an. Wie konnte man Leute treffen, die gestorben waren, bevor man selbst überhaupt lebte? Carlisle war höchstens (wenn überhaupt) dreißig. Aber mittlerweile schien mich kaum noch etwas zu überraschen. „Edward“, sagte Carlisle mit leicht erhobener Stimme. Ich dachte mir, dass Edward es nie und nimmer hören konnte, wenn er wirklich bei Bella war, aber schon stand er im Raum. „Ich habe eine Frage an dich“, sagte Carlisle. „Und die wäre?“ Ich wartete darauf, dass Carlisle seine Frage stellte, aber stattdessen sah er Edward nur an. Es sah sogar so aus, als höre Edward die Frage, denn er wirkte, als höre er zu. Meine Gedanken begannen wieder umherzuschwirren, kaum dass ich sie geordnet hatte. Wer – oder vielmehr was – waren sie wirklich? Sie hatten so viele seltsame Eigenschaften, die garantiert nicht menschlich war. „Sie hat uns gesehen, wie wir unsere Fähigkeiten genutzt haben und sie hat auch Victoria gesehen. Wir wissen nicht, ob wir ihr vertrauen können“, sagte Edward. „Sie riecht den Braten auf jeden Fall und wenn wir jetzt einfach verschwinden würden, würde sie alles tun, um es herauszufinden. Sie ist sehr intelligent. Wahrscheinlich würde sie es bald wissen.“ Carlisle seufzte. „Alice?“ „Ja, schon. Ich habe sie gesehen, aber das Bild hat sich in den letzten Wochen alle fünf Minuten geändert. In ihrer Inkonsequenz ist sie verdammt konsequent.“ Ich verstand immer noch nicht, wovon sie sprachen. Plötzlich richtete sich Carlisle kerzengerade auf und sein Blick wanderte zwischen Edward und Alice hin und her. „Ihr verschweigt uns doch etwas“, sagte er. Alice und Edward tauschten kurze Blicke, ich sah, dass Edwards Augen sich leicht auf und ab bewegten, dann sagte Edward: „Vor einiger Zeit - es war kurz nach Bellas… ihr wisst schon… jedenfalls wurde ich stutzig, weil ihre Gedanken immer so aufgewühlt waren. Sie stoppte immer dann, als es spannend wurde. Trotz meiner Sorge um Bella machte sie mich irgendwie neugierig. Ich wollte wissen, wie dieser letzte Gedanke klang und setzte mich eines Nachts auf die Eiche vor ihrem Zimmer. Ich dachte schon, das würde nichts werden, weil ihre Gedanken schon seit einer gewissen Zeit nur um dieses Thema kreisten, aber dann wurde sie scheinbar von ihren Gedanken überrumpelt und ich bekam natürlich mit, was sie dachte.“ Auch ich setzte mich kerzengerade hin. Edward konnte Gedanken lesen? Es bestand kein Zweifel daran, dass er von dem Abend sprach, als ich den Krach vor meinem Fenster gehört hatte. „Ihr zwei meint also, dass meine Idee richtig sein könnte?“, fragte Carlisle. Beide nickten. Scheinbar wussten auch Esme und Jasper, was er meinte. „Sie glaubt zumindest daran“, sagte Alice und deutete auf mich. „Nun gut… Alice, gib Faye doch bitte etwas zum Anziehen. Ihr dürftet die gleiche Größe haben. – Faye, ich hoffe es macht dir nichts aus, auf dem Sofa zu schlafen, du musst doch müde sein.“ Ich fühlte mich nicht müde, aber plötzlich bewegte Jasper sich und kam ums Sofa. Er stand nun unmittelbar hinter mir und mir fielen wirklich fast die Lider zu. Alice stand auf und bat mich ihr zu folgen. Ich wusste nicht warum, aber ich tat es schlaftrunken. Sie gab mir ein T-Shirt und eine Sporthose und deutete auf ein Sofa, das in ihrem Zimmer stand. „Du solltest wirklich schlafen. Ich fürchte, du wirst ausgeruht sein müssen, wenn wirklich das eintrifft, was ich sehe.“ Mit diesen Worten verließ sie mich und ich hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte. Man hatte mich eingesperrt. Ich schlüpfte aus meinen Sachen und zog die Kleidung an, die Alice mir gegeben hatte. Vorsichtig tapste ich im Dunkeln – es war mittlerweile Nacht und ich fragte mich, ob Jonathan und Lilly sich wohl Sorgen machten – zum Sofa. Kaum, dass ich saß, fielen mir die Augen zu und ich schaffte es gerade noch die Decke heranzuziehen, um mich zuzudecken. Dann schlief ich ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)