Meine marmorweiße Welt von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: Wo ist Claude? ------------------------- Ein Vampirleben kann schrecklich langweilig sein wenn man zuhause bleiben muss. Estelle hatte das Glück, nachts in die Disco zu dürfen, wo sie als die ausdauerndste Tänzerin bekannt war. Nicolas war erwachsen, der durfte eh machen, was er wollte. Und Claude schien im Momemt sowieso nicht ganz beisammen zu sein, so oft wie er wegblieb. Nur ich war mal wieder eingeschlossen zwischen dicken Mauern und verriegelten Türen. Dabei ging es mir garnicht gut. Ich wollte raus, was unternehmen! Die Welt sehen! Die Abende verbrachte ich sonst immer mit Claude. Wir gingen spazieren oder spielten irgendetwas, wie es sich für einen großen Bruder gehörte. Nun schlurfte ich allein durch die Gassen und ließ mich für nichts mehr begeistern. Die Schulpausen, die dank Claude immer aufregend und witzig gewesen waren, wurden zu einer täglichen Qual, da ich wegen meines eigenartig knochigen Körperbaus und meinen glatten, schwarzen Haaren oft gehänselt wurde. Meine Mitschüler zogen an meinem Zopf oder stellten mir ein Bein. Ich hielt es nicht aus. Ich wurde wütend, sollten sie doch alle verrecken und mich in Ruhe lassen! Diese ganze Horde von dummen, verwöhnten Kindsköpfen!! Deswegen verbarrikadierte ich mich meistens auf dem Schulklo um mich nicht weiter aufzuregen. „Wo ist Claude?“ „Nicht da.“ Ich war so erschrocken als die Wolken auch ohne dich weiterzogen. Als es auch ohne dich Nacht wurde. Als ich auch ohne dich existieren konnte. Es schienen Jahre des Trübsals zu vergehen, jedoch waren es in Wirklichkeit nur Wochen. Ich wurde immer verschlossener und redete nicht mehr viel. Meine Eltern dachten, ich hätte mal wieder eine meiner Phasen und taten nichts. Und Claude, mein Claude bemerkte es nicht einmal. Wir sahen uns kaum noch, immer war er bei ihr. Doch ich liebte ihn weiterhin so sehr, wie ich noch nichts auf der Welt geliebt hatte. Es schien noch Ewigkeiten so weiter gehen zu wollen.Und ich war gefangen. „Wo ist Claude?“ „Nicht da.“ Ich hatte völlig den Mut am Weiterleben verloren, bis zu dem wundervollen Tag, an dem es regnete und strömte...und an dem Christelle Schluss machte. Ich machte eine traurige Mine und grinste innerlich so heftig, das man es mir eigentlich hätte anmerken müssen. Claude war am Boden zerstört. Er lag zwei Tage lang im Bett, mit rotgeweinten Augen und fettigen Haaren. „Sie ist weg.“ „So ist das mit der Liebe, mein Junge! Sie kommt und geht, leider, leider!“, sagte mein Vater lachend und lehnte sich gegen den Türrahmen. Ich stand neben ihm und sprach nicht. Ich freute mich, jedoch konnte ich ihn so nicht sehen. So verletzt und...gebrechlich. Ich wollte ihn halten und trösten, doch ich konnte nicht einschätzen, wie er reagieren würde. Ich war so lange von ihm getrennt gewesen. Hatte er sich verändert? Was hatte sie ihm nur angetan? Nächtelang saß ich in seinem Zimmer und beobachtete ihn, wie er dalag, mit glasigen Augen. „Sie ist...weg.“ „Claude-“ Er blickte mich an, schien mich zu bemerken. Ich wollte ihn trösten. „Das..Leben geht weiter.“ Er vergrub das Gesicht in der Decke. Dann zog er sie langsam ganz über sich. „Aber...sie ist doch weg.“ Ich konnte es nicht glauben.Er hatte sie wirklich und wahrhaftig geliebt. „Wo ist Claude?“ „Oben.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)