Meine marmorweiße Welt von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 3: Abgrund ------------------ Eine Einladung zum gemeinsamen Grillen mit den Nachbarn anzunehmen erschien mir für ungefähr das Dümmste, was ein Vampir machen kann. Leider stand fest, dass meine Eltern mit Freude zugestimmt hatten, was bedeutete, dass wir uns, alle hübsch zurechtgemacht, zusammen mit Clarissa und Jean Rigaud und ihrer reizenden und zu Tode nervenden Tochter Magdalené an einen Tisch setzen mussten und gezwungen waren, so zu tun, als ob uns etwas Totes, dass kein Blut mehr beinhaltete, schmeckte. Es war einfach nur grauenvoll. Ich würgte das Essen mit einem Lächeln herunter und musste die gesamte Zeit über meinen Claude und Christelle angucken, die mir gegenüber saßen und sich schüchtern beturtelten. So schelimig hatte ich ihn noch nie gesehen. Magdalené kam gut mit Estelle aus; sie waren im gleichen Jahrgang und plauderten über den nahe bevorstehenden Abschlussball. Ich wusste es. Ich hatte es vorgeahnt. Da kam die Frage an die 'dumme, kleine Schwester': „Chloé hast du eigentlich schon einen Partner für den Ball?“ Sie grinste mich an, da sie es ganz genau wusste. Sie wusste, dass ich noch niemanden gebeten hatte, weil ich niemand anderes wollte als ihn. Fiese Schlange. „Nein. Habe ich nicht.“ Ich stocherte in meinem Salat herum. Eklig. „Na, da solltest du dich mal sputen!“, lachte sie mit einem lästerhaften Gesichtsausdruck Als wir nach Hause kamen, konnte ich niemandem mehr in die Augen sehen. Ich hatte das Gefühl, meine Familie könne aus meinem Kopf genau herauslesen, was ich dachte. Ich zog mein schwarzes Sommerkleid aus und legte mich in Unterwäsche auf das unnütze Bett. Der weiche Stoff auf der Haut fühlte sich gut an. Und doch tat es weh. 'Niemand da.', murmelte ich. Später hatte ich keine Lust mehr, mir die Seele auf dem Kissen auzuheulen. Ich ging nach draußen und wanderte mal wieder in Schein der Laterne herum. Ich dachte über Claude nach. Wann wird er sie fallen lassen? Wie lange werde ich es noch aushalten müssen? Da vernahm ich ein Geräusch. Stimmen. Ich schlich mich um eine Biegung, hinter der ich Menschen vermutete. Es waren Menschen. Aber was für welche. Claude und Christelle, auf einer Bank, lachend, küssend. Ich wollte weinen und alles rauslassen. Doch da war nichts. Ich war leer. Und fühlte nichts mehr außer Enttäuschung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)