I don't love you, do I? von CruxisLyrica (DaiHaru ~ Daigo X Haruka) ================================================================================ Kapitel 1: OneShot ------------------ „Ich liebe dich.“ Stille. Ungläubig starrte Daigo das junge Mädchen an. Sie konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen und senkte den Blick zu Boden. Endlich hatte sie allen Mut zusammen genommen und ihm ihre Gefühle gestanden. Einerseits war nun eine unheimliche Last von ihr gefallen, doch die Zeit des Ungewissens, wie Daigo ihr antworten würde, war viel schwerer zu ertragen. „Haruka…“ Ihr Name entkam ihm mit einem Seufzer. „Wie alt bist du?“ Erschreckend hob das Mädchen ihren Kopf. Wollte er etwa…? „Das Alter spielt keine Rolle! Ich lie-“ „Haruka, zwischen uns liegen fast 10 Jahre.“, unterbrach Daigo sie. „Das kann nicht gut gehen.“ „Was interessiert mich das Alter?! Es ändert nichts an meinen Gefühlen!!“ Haruka’s emotionaler Ausbruch ließ Daigo stocken. Haruka war eine feurige Trainern und auch ihr Charakter stand dem nicht hinten nach. Und leider war Feuer dafür bekannt Stahl zu schmelzen. „Ich will nur dich!“ Das Mädchen ließ sich in seine Arme fallen und hielt sich an seinem Sakko fest. All ihre unterdrückten Tränen kamen zum Vorschein. Sie wollte ihn nicht verlieren. Sie wollte nicht wahrhaben, dass er sie nicht liebte. „Bitte geh jetzt…“ Daigo’s Stimme war leise, aber bestimmt. Zitternd löste sie sich von ihm. Die Tränen in Haruka’s Augen erschwerten ihr ein klares Bild zu erkennen. Alles um sie herum war verschwommen. Schluchzend lief sie aus seinem Haus. Nie sah sie seinen schmerzerfüllten Gesichtsausdruck, als er ihr die letzten Worte gesagt hatte. Benommen setzte sich Daigo auf einen nahe gelegenen Stuhl. Er hatte doch alles richtig gemacht, oder? Warum hatte er dann dieses qualvolle Gefühl in der Brust? DingDong Die Haustür klingelte. Verwundert öffnete Daigo die Tür. Sein Freund Mikuri stand vor ihm. Ohne ein ‚herein’ abzuwarten ging er an Daigo vorbei ins Haus. „Warum bist du hier?“, fragte Daigo perplex während er Mikuri folgte. In der Küche angelangt bereitete er Tee für seinen Gast vor und wartete auf dessen Antwort. „Ach, ich war nur so in der Nähe und wollte nachsehen, wie es meinem Freund geht.“ Aha, daher wehte also der Wind. Kaum war es zehn Minuten her, dass er einem Mädchen das Herz gebrochen hatte, wussten es schon alle in seinen Umkreis. „Hm?“ Mikuri fühlte Daigo’s Blick auf sich. „Schau mich doch nicht so skeptisch an. Was hast du?“ „Was willst eigentlich? Wenn es keinen besonderen Grund gibt, bitte ich dich wieder zu gehen.“ „Oha, da hat jemand aber schlechte Laune.“, merkte Mikuri an und sprach weiter: „Es gibt durchaus einen Grund, warum ich hier bin. Anfangs wollte ich dich einfach nur besuchen, doch auf dem Weg hierher begegnete ich ihr. Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?“ Äh, bitte was? Verdutzt blickte Daigo zu Mikuri. „Für was sollte ich mich verteidigen? Ich habe das Richtige getan. Punkt und Ende.“ Da war sich Mikuri aber nicht so sicher: „Liebst du das Mädchen?“ „…“ Daigo antwortete nicht sofort. Sein Blick war immer noch in die leere Tasse gerichtet. Was gab es da schon groß zu überlegen? „Liebst du Haruka?“, wiederholte Mikuri seine Frage. „Nein.“, antwortete Daigo schließlich. „Nein. Sie ist… nur ein Kind für mich.“ Mit einem traurigen Lächeln im Gesicht erhob sich Mikuri. Er löste den Umhang von seinem Jackett und legte ihn Daigo um. „Ich lege das Amt als Champions nieder. Wenn du wieder vernünftig geworden bist, werde ich dich ein weiteres Mal herausfordern.“ Vernünftig? VERNÜNFTIG?! „Ich BIN vernünftig!“, schrie Daigo seinen Freund nach. „Du würdest doch genauso handeln, wenn ein zehn Jahre jüngeres Mädchen dir deine Liebe gesteht!“ „Nicht wenn ich sie liebe.“ Mikuri’s ernster Blick war auf Daigo gerichtet. Der frisch gekrönte Champ fühlte sich von dem Blick durchbohrt. „Und ich rate dir, bald zur Vernunft zu kommen. Denn wenn du sie in den Armen eines anderen Mannes siehst, wird es zu spät sein!“ Seit Minuten saß Daigo starr auf denselben Platz wie zuvor. Mikuri hatte nach seinen Appell das Haus verlassen, doch seine Worte hallten immer noch in Daigo’s Kopf wieder. … Nicht wenn ich sie liebe. … Denn wenn du sie in den Armen eines anderen Mannes siehst, wird es zu spät sein! … Daigo’s Hände begannen zu zittern. Er verstand es nicht. Er verstand seinen Freund einfach nicht! „Warum… warum willst du mir helfen, wenn du selbst solche Gefühle für sie hegst?“ Daigo senkte seinen Kopf und schloss die Augen. Der Schmerz in seiner Brust wurde immer stärker, doch er musste ihn unterdrücken. Er darf sich nicht von seinen Gefühlen lenken lassen. „Es würde nicht gut gehen…“, flüsterte er zu sich selbst. Immer wieder sagte er den Satz vor sich hin, bis er es selbst wieder glaubte. Er hatte sich richtig entschieden. Er konnte das Mädchen nicht lieben. Viel zu sehr würden sie von ihrer Umwelt verletzt werden. Sie hatten zwar tolerante Freunde, aber nicht alle Menschen waren so. Ich will nur dich! Dieses Gefühl, als das Mädchen weinend in seinen Armen war… Wie gerne hätte er sie umarmt und ihre Tränen getrocknet! Einerseits hasste er sich nun dafür, doch seine andere Hälfte sagte ihm die ganze Zeit hindurch, dass es richtig war. Es gab genug andere Männer, in die sich Haruka noch verlieben würde. Warum also… Etwas Feuchtes lief seine Wangen hinab. Daigo kniff die Augen zusammen. Das durfte doch nicht wahr sein. Er durfte nicht sentimental werden! Er durfte nicht weinen. Nicht um sie… „Haru-chan…“ „Und?“ Yuuki saß auf einer der Parkbänke, etwas außerhalb von Moosbach City. Mikuri hatte ihn angerufen, als ihm Haruka regelrecht in die Arme gelaufen war. Dank seinem Schwalboss konnte Yuuki binnen Minuten eintreffen und kümmerte sich seither um seine Freundin. Ihre Tränen waren immer noch nicht getrocknet, doch sie hatte sich schon etwas beruhigt. „Einen Tag.“, antwortete Mikuri. „Einen Tag gebe ich ihm. Dann werden seine Gefühle und seine Zweifel ihm aufgefressen haben und er wird kniend zu uns kommen.“ Trotz des Ernstes der Situation konnte sich Yuuki ein Grinsen nicht verzweifeln. Wenn Mikuri wütend war musste selbst ein Daigo in Deckung gehen! „Und jetzt…“ Mikuri nahm seine Kopfbedeckung ab und übergab sie Haruka. „Kümmern wir uns um unsere kleine Lady~!“ Mikuri hatte sich geirrt. Ein Tag war vergangen. Zwei Tage, und nun sogar der Dritte! Daigo war stur… ein solches Verhalten verlangte nach drastischen Maßnahmen! „Ich bin für shoppen…“, warf Yuuki gelangweilt ein und erntete einen ‚Meinst-du-das-ernst’-Blick von Mikuri. „Wir können sie nicht unter Zwang verkuppeln.“, erklärte der Junge aus Wurzelheim. „Das Wichtigste ist nun, Haruka auf andere Gedanken zu bringen. Und shoppen hilft, dass man wenigstens für eine kurze Zeit die Probleme vergisst.“ „Hm… okay, okay~“ Mikuri hab seinen Widerstand auf und erfüllte Yuuki seinen Wunsch. „Haruka, es geht nach Seegrasulb City!“ „Hm…?“ Müde hob das Mädchen ihren Kopf. Man konnte ihr ansehen, dass sie weder Lust noch Willen hatte, irgendetwas zu unternehmen. Sie war froh, so gute Freunde wie Yuuki-kun und Mikuri-san zu haben, die sich in so einer Situation um sie kümmerten, nur… Irgendwie möchte sie auch gerne alleine sein. Selbst damit klarkommen beziehungsweise… einfach alles vergessen! Etwas weiter entfernt verließ ein junger Mann sein Haus. Daigo hielt es einfach nicht mehr aus. Immer mehr hatte er das Gefühl, dass die Decke ihm auf dem Kopf fiel und die Wände ihn erdrücken wollten. Er musste mal raus. Irgendwo hin, seine Gedanken ordnen und ein neues Ziel in seinem Leben finden. Ohne groß zu Reden befahl er seinen Panzaeron, irgendwohin zu fliegen. Er wollte nicht nachdenken, doch er musste. Es konnte nicht ewig so weitergehen. Irgendwann musste doch diese Phase vorbei sein. Er musste nach vorne sehen und die Vergangenheit ruhen lassen. „Na? Tat doch ganz gut so ein Großeinkauf.“ Gepackt mit den verschiedensten Tüten verließ das kleine Grüppchen das Einkaufszentrum von Seegrasulb City. „Hm…“ Haruka konnte dem nicht wirklich zustimmen. Sie wusste nur, dass ihre Füße schmerzten und sie dringend eine Pause benötigte. Doch dieser Wunsch sollte Haruka nicht erfüllt werden. Eine auffallend große Gruppe junger Mädchen blickte dem Trio hinterher und flüsterten unentwegt. „Ist das…?“ „Ja, ganz sicher!“ „Er MUSS es sein!“ Der Flug auf seinem Pokémon endete früher als Daigo erwartet hatte. Sein Panzaeron war zur nächstgelegenen Stadt geflogen und landete nahe dem Stadtzentrum. „Panzaeron… Warum gerade See-“ „MIKURI-SAMAA~!!“ „WIR LIEBEN DICH!“ Daigo stoppte in seiner Frage und blickte sich vor Schreck um. Fangirlgekreische war immer schon ein schlechtes Zeichen. Doch Fangirls UND Mikuri waren zur derzeitigen Situation die denkbar schlechteste Kombination! „Aber meine Damen.“ Binnen Sekunden fand sich Mikuri umkreist von seinen weiblichen Fans. „Seht Ihr denn nicht, dass ich bereits eine bezaubernde Bekleitung habe?“ Er legte seinen Arm um Haruka und zog sie an sich. „KYAA~! Wer ist dieses Mädchen?“ Die lauten und vor allem entsetzten Stimmen der weiblichen Fans reichten hin bis zu Daigo. Aha, sein Freund hatte also mal wieder eine weibliche Begleitung bei sich. „Sicher ein Mädchen, das er irgendwo aufgeschnappt hat…“, murmelte Daigo und ging weiter. Direkt in Richtung des Spektakels! „Wa-?!“ Abrupt blieb Daigo stehen. Seine Augen weiteten sich vor Schreck. Er füllte sein Blut stoppen und hielt die Luft an. Das… konnte doch nicht… NEIN! Sie in seinen Armen!? Was… Was…? Daigo schüttelte seinen Kopf und wollte sich wegdrehen, doch sein Körper gehorchte ihm einfach nicht mehr. Steif blieb er an derselben Stelle stehen und verfolgte das Schauspiel. „Guck mal wer dort steht!“ Yuuki hatte sich gestreckt und Mikuri diese kleine Information zugeflüstert. Mikuri’s Gesicht umgab ein „Ich-habe-eine-Idee“-Grinsen. Provokativ drehte er sich mit Haruka im Arm zu dem bedeutsamen Zuschauer. Ein hämisches Grinsen zierte seine Lippen. Unbeirrt blickte er Daigo direkt in die Augen und sprach laut genug, dass Daigo es auch hören konnte: „Lass uns nun gehen, Haru-chan.“ Daigo’s Reaktion könnte man am ehesten mit einem „Ihm sind die Sicherungen durchgebrannt“ beschreiben. Er war eifersüchtig und wütend zugleich. Oh, und wie wütend er war! Mikuri hatte sich für seinen Geschmack nun zu viel erlaubt. Nur ihre Eltern, ihr Guardevoir und ER, Daigo, durften Haruka so nennen! Doch woher Daigo sich das Recht des plötzlichen Meinungs- und Gedankenwechsels nahm, fragte er sich nicht. Es war ihm egal. Es war ihm plötzlich alles egal! Er wusste nur eins: Mikuri war der Letzte, der sich an Haruka ranmachen durfte! Mikuri’s Grinsen wurde immer größer. Er hatte es geschafft! Er hatte seinen Freund zur Weißglut gebracht. Sein kleines Köpfchen war nun so überhitzt, das Mikuri ihn unbedingt abkühlen musste. „Daigo…“ Mikuri kam gar nicht zum Weitersprechen. Daigo’s Pokéball war nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt. Er hatte ihn herausgefordert. Wenn Daigo Krieg wollte, sollte er diesen auch bekommen! „Mikuri…san?“ Haruka blickte den älteren Mann verwirrt an. Hatte er zu dieser Situation beigetragen oder gar herbei provoziert? Sie löste sich aus der Umarmung und ließ die beiden Männer unter sich. Yuuki nahm sich ihrer an und konnte verhindern, dass sie weglief. „Schau genau hin, das wird interessant.“, sprach Yuuki zu ihr. „Ich… will nicht…“ Erschöpft lehnte Haruka ihre Stirn an die Schulter des Jungen. Warum musste es so weit kommen? „Metagross!“ „Milotic!“ Augenblicklich drehte sich Haruka wieder um. Sie kämpften tatsächlich! Sie kämpften hier, in alle Öffentlichkeit. „Nur… warum?! Um was…?“ Der Trubel um die kämpfenden Elite-Trainer wurde immer größer. Der Kampf hatte sich herumgesprochen und selbst eine Reporterin des nationalen Senders fand sich ein und übertrug den Kampf live. „So ne Aufregung wegen ihrem Kampf?“, murmelte Yuuki und zog Haruka mit sich. Die Menschenmassen um sie herum wurden immer größer und vor allem unruhiger. Viel fehlte nicht mehr, und die beiden Jugendlichen würden von den Massen nur so erdrückt werden. Mikuri erteilte seinem Pokémon den entscheidenden Befehl zum Angriff. Daigo’s letztes Pokémon wurde geschlagen. Er hatte verloren. Der Stahl-Pokémon Trainer hatte gegen seinen Freund verloren. „Daigo…“ Haruka sah von ihrem Blickfeld direkt in Daigo’s Gesicht. Seine Wut vermischte sich mit dem Gefühl des Schmerzes, der Traurigkeit aber auch der Erniedrigung. Daigo sank auf seine Knie und rief sein Pokémon zurück. Er hatte verloren… gegen ihn. Vor den Augen hunderter Zuschauer. Vor ihren Augen. Mikuri ging auf Daigo zu und blieb vor ihm stehen. Er wartete. Er wartete darauf, dass Daigo endlich sprach und nicht weiter mit dieser Selbstlüge lebte. „Sieht so aus, als wärst du der wahre Champion.“ Mikuri’s Augen weiteten sich in Verwunderung. Wie konnte er…? „Was soll das, Daigo?!“ Mikuri packte seinen Freund am Kragen und zog ihn hoch. „Das war ein Freundschaftskampf. Ein Arschtritt für dich, endlich zu dir und deinen Gefühlen zu stehen!“ Traurig lächelte Daigo. „Was verstehst du schon…“, flüsterte er. „An meiner Entscheidung wird sich nichts ändern. So ist es das Beste für uns alle.“ Siebzehnuhr und Neunundzwanzig Minuten. Mikuri’s Faust traf auf Daigo’s Kinn. Hunderte von Zuschauern konnten dies live vor ihren Fernsehern mitverfolgen. Das versprach hohe Einschaltquoten! „Wiederhole das noch mal!“, brummte Mikuri. „Es ist also das Beste für alle, wenn ihr beide weiterhin in Depressionen lebt, nur weil DU nicht zu deinen Gefühlen stehst?! Oh ja, Mister Lover-Boy! Wirklich eine SEHR gute Entscheidung!“ Daigo strich sich über seinen Mund. Er hatte sich in die Lippe gebissen und blutete nun. Hasserfüllt blickte er zu seinen Freund hoch. Was mischte sich Mikuri überhaupt ein? Das war ganz allein Daigo’s Entscheidung, was er tat und was nicht. „HÖRT AUF!“ Haruka mischte sich zwischen den beiden Streithähnen. „Ihr seid doch beide er…wachsene Männer…“ Ihre Stimme wurde immer leise. Erwachsen… stimmt ja. Und sie war ja nur ein Kind. Haruka, zwischen uns liegen fast 10 Jahre. Das Mädchen schüttelte den Kopf und wischte sich die frischen Tränen weg. Sie durfte jetzt nicht weinen. Nicht vor den… Haruka erschrak. Sie hatte das Fernsehen vergessen! Die Reporterin ging nun auf Mikuri zu und fragte ihn, was hier los war. „Nichts weiter.“, antwortete der Wasser-Pokémon Trainer. „Mein Freund hat nur eine kleine Lektion in Sachen ‚Liebe’ und ‚zu seinen Gefühlen stehen’ verdient.“ Die Antwort verursachte ein Grinsen im Gesicht der Reporterin. Das roch förmlich nach einer ganz heißen Story! „Und wer ist die Glückliche, deren Gefühle noch nicht erwidert werden?“ „Sie steht genau neben mi-“ Mikuri wurde von Daigo unterbrochen: „HÖR AUF!“ Mit einem Satz war er aufgesprungen und stieß Mikuri zur Seite. „Was mischt du dich überhaupt in meine Angelegenheit ein?!“, schrie Daigo. „Ich werde wohl schon einen guten Grund haben, warum ich so handle!“ „Du hast einfach nur Angst.“, entgegnete Mikuri. „Angst vor dem, was auf euch zukommen würde als Paar. Das Getuschel, die Beleidigungen und was weiß ich noch. Aber denkst du wirklich, dass ihr gemeinsam schwach seid? Das ihr es nicht durchstehen könnt? Das ihr vollkommen alleine seid?“ Haruka lauschte jedem einzelnen Wort des Gesprächs der beiden Dickköpfe. Sie war verunsichert. Worauf wollte Mikuri hinaus? „Es… gibt doch nichts mehr zu retten.“ Die Reporterin wandte sich an eine Kamera und gab einen kurzen Bericht für die Zuschauer ab, die womöglich erst in diesen Sekunden zugeschaltet hatten: „… und so kam es zum Kampf der beiden Elite-Trainer Hoenn’s. Alles nur wegen verwirrter Gefühle für ein Kind.“ „SIE IST KEIN KIND!“ Entsetzt blickte Haruka auf. Nein, nicht Mikuri hatte sie verteidigt. „Daigo…“ Er hatte die Worte in die Kamera gebrüllt. Er war… wütend. Verdammt wütend. Wütender als je zuvor! Unsicher hielt die Reporterin das Mikrophon zu Daigo: „Dann sagen Sie uns: Was bedeutet das Mädchen für Sie?“ Binnen Sekunden wurde es still. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können. Mikuri grinste siegessicher während Haruka den Atem anhielt. Für einige Sekunden starrte Daigo auf das Mikrophon vor seinem Gesicht. Sein Verstand sagte die ganze Zeit über NEIN!, doch Daigo hörte nicht auf seinen Verstand. Nein, der Verstand war sogar ausgeschaltet bei einem wütenden Daigo! Diese verrückte Situation, dieser verrückte Pokémon Kampf und nun diese verrückten Personen! „Ja, ich liebe sie.“ Man spürte förmlich wie sich die Atmosphäre veränderte. Entsetzte Blicke ruhten auf den Champion und die Reporterin konnte sich ein verlegendes Grinsen nicht verkneifen. Das war doch… lächerlich! „Warum… WARUM?!“, schrie Haruka. „Warum jetzt auf einmal? Warum SO? Warum… kannst du es mir nicht ins Gesicht sagen…?“ Haruka hielt sich die Hände vors Gesicht. Sie wollte nicht schon wieder weinen. Sie sollte doch nun glücklich sein, oder? „Haru-chan…“ „Wichtige Neuigkeiten erreichten uns!“ Die Reporterin wandte sich zurück an die Kamera. „Bei dem Mädchen handelt es sich um Haruka, die Tochter des Arenaleiters in Blütenburg City. Sie wurde bekannt durch ihre aktive Mithilfe bei der Bekämpfung von Maguma-Dan und Akua-Dan.“ „Wir müssen hier weg!“, warf Mikuri ein und schnappte sich Yuuki, der sofort entgegnete: „Schwalboss wird aber nicht uns vier tragen können.“ „Und mein Panzaeron ist durch den Kampf zu erschöpft.“ Haruka spürte die Blicke auf sich ruhen und kramte in ihrer Tasche nach einem Pokéball. „Brutalanda wird uns wegbringen.“ Kaum hatte sie das mächtige Drachen-Pokémon gerufen, brüllte es laut umher. Die Passenten, Zuschauer und Fernsehleute wichen zurück, als sie das Pokémon sahen. Allesamt hatten sie Angst. „Steigt auf!“ Das ließen sich die drei männlichen Wesen nicht zweimal von Haruka sagen und setzten sich aufs Pokémon. Ein paar Sekunden und Flügelschläge später war Brutalanda samt den Trainern verschwunden. „Tja, und wohin nun?“, fragte Haruka während ihr Pokémon auf den Seerouten zwischen Moosbach City und Xeneroville flog. „Also zu mir und zu Daigo können wir mal nicht.“ Mikuri überlegte und sah dabei auffallend zu Yuuki. „Nein, sicher nicht!“, entgegnete Yuuki. „Na komm schon~“, neckisch umarmte Mikuri den Jungen von hinten. „Du tust es immerhin für deine Freunde.“ „Oha.“ Daigo und Haruka staunten nicht schlecht. Lief zwischen den beiden etwas, ohne das sie es wussten? „Na gut, na gut.“, gab Yuuki nach. „Auf einer kleinen Insel auf Route 126 habe ich eine Geheimbasis. Dorthin können wir.“ Die kleine Insel entpuppte sich als zentrale Insel einer ganzen Gruppe. Sie lag abseits der Schwimmerrouten. Somit war gesichert, dass selten Besuch vorbeikam. „Hier sind wir.“ Der Eingang der Höhle war mit dicken Ästen bedeckt worden. Das Innere der Geheimbasis war gemütlich eingerichtet. Zwei Tische, mehrere Stühle, ein großer Teppich und viele Kissen sorgten für eine komfortable Atmosphäre. Natürlich war auch ein Computer mit Internetanschluss vorhanden. „Schauen wir mal…“ Ohne um Erlaubnis zu fragen loggte sich Mikuri am PC ein und öffnete die Internetseite des lokalen Fernsehsenders. Per Stream-TV konnten sie die aktuellen Nachrichten mitverfolgen. „Wie wir sie bereits über die frühesten Geschehnisse in Seegrasulb City informiert haben, handelt es sich bei der Geliebten unseres Pokémon Champions um Haruka-san. Viele Fans sind entsetzt, dass sich Tsuwabuki-san eine solch junge Freundin ausgesucht hat. Wie bekannt ist, wird Haruka-san zwar in wenigen Monaten 16 Jahre alt, doch kann bei weiten nicht mit dem Alter von Tsuwabuki-san (25 Jahre) mithalten. Die Fangemeinde hat sich nun extrem gespaltet. Während viele, hauptsächlich jüngere Fans, die Beziehung befürworten, ist vor allem die ältere Generation der Fans entsetzt. Wie zum Beispiel auch-“ Yuuki schloss das Internetfenster und brummte etwas von wegen: „Haben die keine anderen Sorgen als das Privatleben anderer?“ „Das sind Journalisten. Dafür werden sie bezahlt.“, entgegnete Mikuri trocken. „Zudem ist nie was los in Hoenn. Da wird so eine kleine Geschichte schon mal hoch gepuscht.“ Haruka verstand es langsam. Sie verstand, warum Daigo sie abblitzen hatte lassen. „Es… tut mir Leid.“, stotterte sie unbeholfen. „Ich hätte nicht so egoistisch sein sollen. Dann… wären wir jetzt nicht in so einer Situation.“ Daigo beobachtete das Mädchen. Die letzten Tage hatten sie einfach nur fertig gemacht. Ihm war es bis jetzt gar nicht aufgefallen, doch zum ersten Mal sah er sie so zerbrechlich. „Komm her.“, sprach er zärtlich und zog das Mädchen in eine Umarmung. „Vielleicht ist es sogar gut, so wie es jetzt ist.“ Beruhigend strich er über ihren Kopf. „Immerhin… habe ich dich jetzt wieder!“ Mikuri stand von dem Sessel auf, ging zu dem Pärchen hinüber und verpasste Daigo eine deftige Kopfnuss. „Ja, jetzt hast du sie wieder, Kollege! Und denk mal scharf nach, wem du das zu verdanken hast.“ „Oww…“, schmerzend hielt sich das Opfer seinen Kopf. „Vielen Dank, der Kinnhacken vorhin hatte eigentlich schon gereicht.“ „Nö, jetzt fühle ich mich erst besser.“, grinste Mikuri und war nun ganz zufrieden mit der Gesamtsituation. Haruka kicherte über das Verhalten der beiden Freunde. Plötzlich fiel ihr aber ein: „Mich würde jetzt aber eher interessieren, wann der ganze Aufruhr um uns vorbei ist…“ „Glaub mir, spätestens morgen haben sie ein neues Gesprächsthema. Besser gesagt ein neues Pärchen.“ Lässig und auffallend zugleich wedelte Daigo mit einer kleinen Digitalkamera herum, die er aus seiner Jacketttasche gezogen hatte. Yuuki und Mikuri ahnten Böses. „DAIGO! Du.wagst.es.nicht.“ Frech grinsend blickte der Steinsammler zu seinen Freund. „Rache ist Blutwurst, Kollege. Null Problemo!“ „DAIGOOO!!!“ Und während der Name des Champions noch bis über weite Strecken hinweg zu hören war, konnte sich Haruka ein weiteres Kichern nicht verkneifen. Bei solchen Freunden brauchte man wahrlich keine Feinde mehr! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)