Der 9. März von Doci (eine Tragödie zwischen Ryo und Uchi °__°;) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Der 9. März Das Herz wurde ihm schwer, als er im strömenden Regen durch die Straßen lief und plötzlich einen alten Bekannten wiedersah. Er blieb stehen, konnte es nicht fassen, war sich aber auch noch nicht einmal mehr sicher, ob es sich wirklich um IHN handle, ER der gerade an einem Schaufenster stand und versuchte nicht noch mehr vom Schauer abzubekommen. Nishikido Ryo stand sicher, unter einem schwarzen Schirm, kniff die Augen zusammen um zu versuchen, die an dem Schaufenster stehende Gestalt als eine andere zu identifizieren. Manchmal vermochte der Verstand einem Dinge sehen zu lassen, die man sich wünschte aber nicht der Realität entsprachen. Die Gestalt am Fenster hatte sich in seiner Jacke eingemummelt, seinen Kopf in der Kapuze vergraben. Was sollte Ryo jetzt nur tun? Würde er an ihm vorbeigehen ohne „Hallo“ zu sagen, würde er nur ein ganz schlechtes Gewissen bekommen. Andererseits wollte er seinen Stolz auch nicht aufgeben. Es war ganz allein seine Schuld gewesen, dass dieser Typ damals aus Johnny's Jimusho hinausgeworfen wurde. Weil er ihn mit Alkohol abgefüllt hatte und ihn dann einfach im Stich gelassen hatte, als es eine kleine Meinungsverschiedenheit gab. Noch immer hing er an der Vergangenheit, konnte es einfach nicht vergessen, was er Uchi Hiroki damit angetan hatte. Er hätte es eigentlich wissen müssen, dass er den Braunhaarigen als Minderjährigen nicht einfach so zurücklassen hätte sollen. Er wünschte sich, Uchi hätte ihn wenigstens dafür bestraft, ihm eine Ohrfeige gegeben oder ihm einfach nur getreten. Jedoch hätte Uchi auch nicht trinken müssen. Sogesehen trug er wohl auch die Schuld in sich und das mehr, als es der Ältere tat. Dennoch fühlte man sich als Älterer, in dem Fall Nishikido Ryo selbst, für solche Vorfälle verantwortlich. Und noch immer verspürte er dieses Gefühl für den Größeren mit dem markanten Kinn verantwortlich zu sein, für ihn da zu sein, so dass er sich letztendlich dazu entschloss seinen Stolz beiseite zu schieben, ihn einfach hinter sich zulassen und seinem Instinkt nachzugehen. Er ging noch ein paar Schritte, blieb stehen und hielt den Schirm über die Gestalt, die pitschnass zusammengekrümmt an dem Fenster stand. In jenen Moment, als die Gestalt ihren Kopf hob, Ryo von unten nach oben musterte, bis er endlich an seinen Augen festhing, wusste Ryo nicht, was er sagen sollte, „Ryo?“, brachte der Mann unter der Kapuze, der nun defintiv als Uchi Hiroki identifiziert werden konnte, überrascht hervor, bevor er noch ein nachhakendes „Was machst du denn hier?“ über seine Lippen brachte. „Anders. Was machst DU hier bei diesem Sauwetter?“, konterte Ryo mit müden Augen, seine Blicke wiederholend nach links und rechts des Gehweges schwingend. Es konnte doch kein Zufall sein, dass Uchi um diese Zeit hier war. Gewöhnlich spazierte er nie in Osaka umher und schon gar nicht in Ryos Wohnviertel. Irgendwas war dort mächtig faul, wie Ryo empfand. „Ich war einkaufen“, murmelte er in seinen Kragen. „Einkaufen? Und deine Taschen sind wo?“ Darauf konnte Uchi nichts mehr entgegnen. „Du musst ja mächtig verzweifelt sein, wenn du dich bei dem Wetter hierher traust.“, knirschte Nishikido und schaute sich immer wieder nervös in der Gegend um. „Naja...ich hab den alten Zeiten nachgetrauert.“ Uchi richtete sich ein wenig auf und rieb sich die Wassertropfen von der Brust. „Und das ist ein Grund hierher zu kommen?“ Ryo zögerte nur kurz bevor er noch etwas hinzufügte. „...Ich mein, ich bin ja froh dich nach so langer Zeit wiederzusehen...aber eigentlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass es unter solchen Umständen passiert....du musst spinnen.“ Gar nicht Ryos Reden im Entferntesten zuhörend, fiel Uchi ihm zitternd und mit seinen Zähnen klappernd wie ein nasser Sack in die Arme. „Mir ist kalt, Ryochan...“, entfloh ihm noch leise, bevor die letzten Lichter vor seinen Augen verschwanden. Was sollte Ryo jetzt nur tun? Ja, in den letzten Minuten hatte er sich die Frage oft gestellt. Weit bis zu seinem Elternhaus war es nicht mehr, jedoch schliefen alle bereits und seinen Vater wollte er auch nicht wecken. Dieser würde auch nur wieder nörgeln und ihn fragen, wo er sich mitten in der Nacht herumtrieb. Ja, Ryos Vater war sehr konservativ auch wenn Ryo eigentlich sogesehen schon erwachsen war. Aber solange er in seinem Elternhaus ab und zu noch für ein paar Tage übernachtete, sah sein Vater ihn immer noch als Kind. Ryo selbst würde es jedoch dennoch nicht schaffen Uchi dorthin zu bringen, musste er kläglich feststellen, als ihm klar wurde, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt war, um sich über seinen lieben Vater aufzuregen. Aber vielleicht wäre sein älterer Bruder Yuuji, der auch ganz in der Nähe wohnte, noch wach, überlegte er voller Hoffnung. Schließlich würde dieser bald zur Nachtschicht müssen, wie er ihm vorhin erzählt hatte, als Nishikido bei ihm gewesen war um ein paar Regale in dessen Wohnung anzubauen. „Handy Handy Handy“, grummelte er nervös, als er verzweifelt in seinen Jackentaschen herumkramte. Letztendlich fand er es in seiner Brusttasche, welch ungewöhnlicher Ort. Es kam selten vor, dass er es dort hinpackte, dachte er für einen Moment, fasste sich dann aber wieder und rief Yuuji an. Es dauerte einige Zeit bis sein Bruder endlich ans Telefon ging. Ein lautes Gähnen kam Ryo entgegen und setzte sein empfindliches Ohr für einen kurzen Augenblick außer Gefecht. Mit dem Gedanken seinem Bruder eine Standpauke zu halten, spielte er zwar, hielt sich aber zurück denn jetzt gerade war es wirklich nicht angebracht es sich mit ihm zu verscherzen. „Ja..dir auch einen wunderschönen Abend...“, knirschte er nur giftig mit den Zähnen. „ „Guten Abend? Ryo, hast du schonmal auf die Uhr geguckt? Es ist kurz vor 2 U...verdammte scheiße!“, brüllte Yuuji durch den Hörer. Ryos Ohr musste nun schon wieder leiden – Tinitus. Er verzog ein wenig das Gesicht, bekam sich dann aber wieder unter Kontrolle, als das Piepen nachließ. Allerdings schien Yuuji gerade nicht ansprechbar. Nur ein Rascheln erreichte Ryos Ohr. Nach ein paar weiteren Minuten jedoch war Yuuji wieder am Apparat, nur um mitzuteilen, dass er es jetzt sehr eilig hätte. „Also du Ryo..warum auch immer du mich um diese Zeit anrufst, jetzt ist gerade sehr schlecht! Ich hab schon eine Stunde Arbeitszeit verpasst!“ Ryo seufzte nur. Die Arbeit ging natürlich vor – immer. In seiner Agentur war dies so üblich. Privatsphäre? Ach was. Wer etwas im Leben erreichen wollte, musste sich dies eben mühevoll erwirtschaften und einige Dinge beseite schieben. Er wurde aus seinen Gedanken gerissen, als ein Auto mit rasendem Tempo an ihm vorbeifuhr und jeglicher Matsch im nächsten Moment an seinem Rücken klebte. „Bin grad unterwegs im Auto.“, ergänzt Yuuji noch. „Ja du bist eben an uns vorbeigefahren...“, scherzte Ryo mit ironischem Unterton. „Eeeh? Wie vorbeigefahren? Warst du das da eben am Straßenrand?“ Das Lächeln auf Ryos Lippen verschwand augenblicklich. Unglaublich. Sein eigener Bruder hatte ihn tatsächlich mit widerlichem Schlamm übersäht. Ein Quietschen von Autoreifen ertönte aus der Ferne, die Rücklichter kamen wieder näher bis das Auto direkt neben Ryo stehenblieb und Yuuji die Fensterscheibe runterließ. Er schielte über seine Sonnenbrille hinhüber, wirkte wie ein Mafioso mit Brille und Drei-Tage-Bart. „Sonnenbrille mitten in der Nacht?“ Ryo konnte sich ein Grinsen kaum verkneifen, hatte längst die andere Leitung per Knopfdruck getrennt. Yuuji hingegen reagierte erst gar nicht darauf. „Wer oder was hängt dort an deiner Schulter?“ „Der Grund für meinen Anruf.“, smirkte er wieder. „Ist er ohnmächtig?“ „Nee, tot.“ Yuuji schreckte auf. „Echt!?“ „Natürlich. Ich lasse Tote immer an meiner Schulter hängen.“ „Du bist makaber, Ryo.“, lachte er nur. „Nun, ich wollte eigentlich fragen, ob du ihn und mich abholen kannst und dann zu dir rüberschaffen. Aber das hat sich ja dann erledigt.“ Ryo schaukelte ein wenig, als Uchi jetzt doch ein wenig schwerer an seiner Schulter zu werden schien. „Hmm....“ Yuuji kraulte sich nachdenklich an seinem Bärtchen, dachte darüber nach, ob er es nun wagen sollte oder nicht. „Da ich sowieso schon Verspätung hab, werden die paar Minuten auch nichts mehr ausmachen.“, grummelte er in seinen Bart als er sich bereits aus dem Auto begeben hatte um die Rücksitztür zu öffnen. „Na dann mal rein in die gute Stube.“ Es vergingen gut 20 Minuten bis Uchi endlich im Bett von Ryos Bruder lag. Eine heikle Aktion hatten sie hinter sich gebracht. Nicht nur das Ryo vor der Wohnung noch einmal schön im Schlamm ausgerutscht war, nein, glücklicherweise hatte Yuuji auch noch seinen Hausschlüssel in der Wohnung liegen lassen, sodass die Nachbarin erst einmal aus dem Bett geklingelt werden musste, da sie einen Zweitschlüssel besaß, dem älteren Nishikido trotzdem eine Moralpredigt über Schlafrhythmus gehalten hatte. Aber im Endeffekt war alles gut ausgegangen. So schien es zumindest. Ryo, immer noch dreckig von Kopf bis Fuß, hatte es zwar nun geschafft mithilfe seines Bruders den Braunschopf ins warme Bett zu hieven, nachdem sie ihm von den nasse, Klamotten befreit hatten, war das Befinden Uchis dennoch fraglich. Aber Ryo wollte warten mit dem Duschen, solange warten, bis Uchi wieder aus seiner Ohnmacht erwacht war. So eine warme Dusche würde beiden gut tun und solange er nicht wusste, wie es um den Jüngeren stand, wollte er erst recht nirgendswohin gehen. Vielleicht wäre ein Arzt hilfreich gewesen, doch Ryo weigerte sich. Irgendetwas sagte ihm, dass es nicht Uchis Ohnmacht nicht so bedrohlich war und die Temperatur, die Ryo eben bei Uchi gemessen hatte, war auch nicht so sorgenerregend, als das ein Arzt nötig gewesen wäre. Dies änderte jedoch nichts an Ryos Bedürfnis ein Bad zu nehmen. Er hasste es so dermaßen schmutzig zu sein und während er die ganze Zeit mit sich selbst über das Hygiene Verhalten des Menschen philosophierte, bemerkte er nicht, wie Uchi sich neben ihm im Bett regte, während Ryo die ganze Zeit nervös im Zimmer von einer Ecke zur anderen wie ein aggressiver Stier umherging. „Ryo?“ Da war sie wieder – diese Stimme. Gerade im Bücherregal seines Bruders kramend um sich etwas abzulenken, Ruhe zu finden und in der Hoffnung etwas über Menschen und Hygiene zu finden, kam es ihm nur vor wie eine Einbildung. Er nahm keine Notiz davon, blätterte fröhlich weiter durch ein Pornoheftchen, dass er versteckt unter Automobilmagazinen entdeckt hatte. „Was für ein Schmuddelheft..Yuuji du hast keinen Geschmack.“, tuschelte er vor sich hin, musste aber die ganze Zeit grinsen, als er es durchblätterte und mit wachsender Seitenzahl bemerkte, dass die Brüste der Frauen doch immer größer wurden. Und doch, ja, er konnte nicht leugnen, dass solche Hefte einen tollen Nebeneffekt hatten, den er eigentlich im Moment nicht wirklich gebrauchen konnte. „Ryo, was guckst du dir da an?“, murmelte Uchi gerade in seiner Aufwachphase. „Das Tittenmädchen auf Seite 56....“, kicherte Ryo wie ein kleines Mädchen. Zu spät bemerkte er, was gerade da vor sich gegangen war. Perplex drehte er sich um und ließ das Heft sofort offen auf den Boden fallen, als er sah, dass es anscheinend doch kein Hirngespinst gewesen und Uchi bereits aufgewacht war. Die Röte schoss ihm förmlich ins Gesicht. Wie peinlich. Das gerade Geschehne musste unbedingt schnell vertuscht werden, dachte er sich, schob das Heftchen unbemerkt mit seinem Fuß unter das Bett, wobei Uchi schon längst gemerkt hatte, was Sache war, was Ryo allerdings ganz gut selber wusste. „Ah. Du bist wach.“ „Hmm..ja...und du bist rattig..“ Uchi packte sich kurz an die Schläfe. Ein schrecklicher Druck hatte sich auf seiner Stirn breitgemacht. „Rattig?“ Ryo vermied es an sich hinunter zu schauen. Das Gefühl war familiär genug, so dass er sich das gut sparen konnte. „Sag Ryo, in wessen Bett liege ich hier?“ Uchi wand sich ein wenig im Bett, empfand es als äußerst bequem und schön mollig. „In dem von meinem Bruder.“, seufzte er erneut, ging wieder ein paar Schritte zum Bett um auf den Stuhl platzunehmen und versuchte gekonnt seine Männlichkeit zu verdecken. „Hmm..verstehe.“ So ganz wach schien Uchi noch nicht. Seine Augenlider klappten immer wieder zu. „Was ist eigentlich vorhin passiert?“ „Wir haben uns bei dem wunderschönen Wetter draußen getroffen und du bist dann vor meinen Augen zusammengeklappt, nachdem ich dich einen Spinner genannt habe.“ „Hmmpf...“, entkam es dem Jüngeren nur, während er seine bekannte Flunsch zog. „Ich wollte wissen, warum du dort warst, du sagtest du wärst einkaufen gewesen. Jedoch sprach deine Ausstattung nicht besonders dafür.“ Ryo rieb sich die Stirn. „Doch doch“, entgegnete Uchi. „Ich war in der Apotheke Medikamente kaufen.“ „Medikamente? Wofür?“ Uchi schwieg, was Ryo nur recht war, denn eigentlich ging ihm das nicht wirklich etwas an. „Asthmaspray...“, nuschelte er dann doch und zog sich die Bettdecke bis über die Nase. „Immer noch?“ „Hmm...jein...wieder...Unkraut vergeht schließlich nicht.“ „Du hast das Glück echt nicht gepachtet...“ Aus Ryos Worten war dieses gewisse Mitleid nicht zu überhören. „Darauf kann ich verzichten.“ „Auf was?“ „Auf dein Mit...“ Wie aus dem Nichts schnappte Uchi plötzlich viel zu schnell nach Luft. „Asthmaanfall?!“ Uchi nickte nur hektisch, griff in die Luft um anzudeuten, dass er das Spray jetzt mehr als nötig hatte. Ryo konnte sich nicht helfen. Sofort sprang er auf, rannte auf den Flur und kramte in Uchis Jackentasche, fand aber weder Spray noch Gerät. „Scheiße scheiße scheiße...“ Alles noch einmal durchkämmend, brüllte er letztendlich: „Uchi hier ist nichts!“ Als er merkte, dass dieser nicht antwortete, rannte er zurück in das Zimmer und fand einen quietschfidelen Uchi vor, keine Spur von Atembeschwerden. Schnurstracks ging er auf ihn zu lehnte sich über das Bett und zog ihn am Kragen ein Stück hoch. „DAS war verdammt nochmal nicht lustig! Willst du mir einen Herzinfarkt verpassen? Hast du nichts anderes zu tun als Leute auf so miese Weise zu verarschen? DU spinnst doch total!“ Wütend drückte er ihn wieder auf das Kissen. Uchis Miene hingegen schien alles andere als belustigend, nein, Ryo bermerkte, wie sich eine einsame Träne ihren Weg über Uchis Wange bahnte, während Uchi selbst seinen Blick von ihm abgewandt hatte. „Ryo..es ist wie damals. Es hat sich nicht verändert. Weder du noch ich...“ Was auch immer Uchi dort faselte, Ryo konnte sich keinen Reim darauf machen – noch nicht einmal im weitesten Sinne. „Von was redest du?“ „Von Ryo, dem großen Möchtegern-Playboy und Hiroki, dem immer heulenden Blahlappen, der nie jegliches Verständnis dafür aufbringen konnte.“, schniefte er, bevor er die Nase hochzog um sie vor einem Tropfen zu bewahren. „Ich verstehe immer noch nicht, auf was du hinaus willst und eigentlich, will ich es auch gar nicht wissen.“, merkte er abfällig an, bevor er sich von ihm abwandte und sich dazu entschied endlich duschen gehen zu wollen. „Ryo, erinnerst du dich noch an den einen Abend?“ Ryo blieb kurz auf seinem Weg stehen. „Welchen Abend?“ „An den einen...als ich dich anrief, du aber gerade mit irgendeinem dahergelaufenen Groupie im Bett lagst und ich dir sagte, ich würde dich gerne sehen wollen und mit dir reden...in dieser kleinen Bar...dieser besondere Abend.“ Nun fiel es Ryo wie Schuppen von den Augen. Natürlich erinnerte er sich daran. Wie konnte er auch nicht. „Der Abend, an dem wir uns wegen einer Kleinigkeit in die Haare bekommen hatten und du besoffen auf der Straße gefunden wurdest?“, fragte der Schwarzhaarige beiläufig, als wäre es nichts besonderes. „Komm Ryo...du weißt es besser.“, stöhnte Uchi nur enttäuscht auf. „Was weiß ich?“ Recht desinteressiert aber eher Uchi nicht an seinen weichen Kern lassend, stand Ryo da mit dem Rücken zu ihm, bedacht dem Jüngeren seine kalte Schulter zu zeigen um die Wahrheit bewusst zu leugnen. Eigentlich hatte er diese auch schon längst aus seinem Kopf gestrichen. Schon so lange, hatte die offizielle Version eine viel beruhigendere Wirkung auf ihn, auch wenn in dieser Version Ryos Schuld dennoch existierte. Aber die wirkliche Version, konnte er einfach nicht ertragen. In dieser Version fühlte er sich so unglaublich brutal, kaltherzig und egoistisch dargestellt, nur auf sein Eigenwohl bedacht. Nein, die Wahrheit passte ihm nicht in den Kram, er hatte sich defintiv geändert. Doch da war diese Wut wieder, dieser Hass , den er seinem eigenen Ich der Vergangenheit entgegenstellte. „Was weiß ich? ... Was weiß ich?“ Immer und immer wieder die gleiche Frage sich selbst stellend, wurde das Zittern seiner Hände, die er im Laufe der Zeit seines jetziges Zornes zu Fäusten geballt hatte, größer. „Was verdammt weiß ich besser?!!“ In jenen Moment drehte er sich um, stürzte sich auf das Bett, packte Uchi ein weiteres Mal am Kragen, seine Faust bereit zum Zuschlagen. „Paradox. Du würdest deinen ehemaligen besten Freund verprügeln, nachdem du eben noch um sein Leben gekämpft hast? Das passt nicht zusammen Ryo...“ Uchi versuchte seine Tränen im Zaum zu halten. In den letzten Jahren hatte, er langsam gelernt, den Tränen Lebewohl zu sagen, doch nun kam alles wieder in ihm hoch. Wäre er doch nicht zu dieser einen Apotheke gegangen, hätte er nicht an Nishikidos Elternhaus vorbeigehen müssen. Dann hätte er auch nicht wieder an diese Zeit denken müssen. „Ich kann Dinge handhaben wie ich will. Das geht dich einen Scheißdreck an!“ Ausholen wagte sich Ryo nicht, seine Faust jedoch sprach Bände und ein wütenderes Gesicht als das, welches er gerade jetzt machte, konnte er auch nicht machen, die Wangen vor Zorn rot angelaufen, die Augenbrauen bis zum Maximum verzogen. Nein, er war nicht wütend auf Uchi, auch damals war er dies nicht gewesen. Seine Wut galt ganz allein ihm selbst. Das andere darunter leiden mussten, sah er nur als Mittel zum Zweck, denn sie waren es, die ihm zum Selbsthass brachten. Schon einmal hatte er Uchi verprügelt, damals an diesem Abend. Bis heute hatte er nicht verstanden, warum er dies damals getan hatte. Heute aus weiter Distanz waren ihm solche Aktionen fern geworden aufgrund dieses einzigen Abends. Daran denkend, wurde der Druck der Faust stetig geringer, als würde ein Energieball in sich zusammenfallen, ohne jegliche Auswirkungen einfach implodieren. „Und auch wenn du mich dafür wieder halb umbringen willst Ryo, weil es nicht in deine Ideologie von Freundschaft, Ruhm und Correctio passt...es hat sich nichts geändert, ich kann und konnte dich für deine Worte und Schläge von damals nicht hassen...nie...“ Es hat sich nichts geändert? Was meinte Uchi damit wieder? Ryo hatte da zwar eine Ahnung aber wiederum diese wahrhaben, wollte er auch nicht. Dafür war es bereits zu spät, dachte er. „Vielleicht hattest du dir damals erhofft, dass du jegliche Gefühle meinerseits abgetötet hattest und ich für immer verschwinden würde.“ Nein, das, was Uchi da von sich gab, entsprach nicht der Wirklichkeit. Ryo hatte nie solche Dinge gehofft, nie oder etwa doch? So sicher war er sich da selbst nicht mehr. Auch er hatte schließlich unter Alkoholeinfluss gestanden. Als Ausrede konnte man seine Aktion dennoch nicht sehen. „Das stimmt nicht...“ Ryo stockte einen Moment, rieb sich nervös die Stirn. „Der Grund dafür war ein anderer.“, fügte er noch hinzu. „Welcher?“ Dieses Nachhaken Uchis schnürte Ryo regelrecht die Kehle zu. Vor ihm entstand wieder dieses Szenario, als er mit Uchi in der Bar saß und ihm der Jüngere sagte, es würde ihm wehtun mit anzusehen, wie Ryo sein Sexleben ausübte und Ryo doch eigentlich sowas wie Liebe gar nicht kannte. Zugegeben als damaliger bester Freund, war dies kein feiner Zug von Seiten Uchis gewesen, jedoch hatte auch Ryo dafür seine Gründe gehabt. Für ihn vermochte es eine Art Ablenkung von den wirklichen Gedanken gewesen zu sein. „In all den Jahren habe ich nie aufgehört dich zu lieben Ryo, auch wenn du mich für dieses Geständnis damals windelweich geprügelt hast.“ Ein weiteres Mal vergrub sich Uchi wieder unter der Bettdecke, diesmal jedoch zog er die Bettdecke über den ganzen Kopf. Schon damals hatte er all seinen Mut zusammennehmen müssen um es ihm endlich zu beichten, wenn vielleicht auch auf eine Weise, mit der er Ryo provoziert hatte. „Aber warum hast du mich vorhin angelogen und einen Anfall vorgetäuscht?“ Mit dieser Frage hatte Uchi jetzt weniger gerechnet. Unter der Decke stieß er einen Seufzer aus, drückte die Bettdecke wieder ein wenig weg, damit sein Gesicht zum Vorschein kam. „Ich wollte wissen, ob ich dir noch etwas bedeute.“ Mit einem Kopfschütteln zeigte Ryo nur, wie unsinnig er dies doch alles fand. „Dazu musst du nicht sowas Dummes tun. Allein, dass ich hier bin bei dir und dich nicht einfach in einem Krankenhaus abgesetzt habe, sollte zeigen, dass du für mich...“ Irgendetwas zwang Nishikido Ryo dazu, den Satz nicht zu beenden. Womöglich war es wieder dieses Gefühl von damals, welches ihn in die Knie zwang, dieses Gefühl, welches er nicht zu definieren wusste. „Dass du das Asthamspray gekauft hast, war also auch gelogen?“ „Nein...ich hab es gekauft...aber auf dem Schaufenster liegen gelassen...“, murmelte Uchi. „Naja...wenigstens etwas Wahrheit steckt in deinen Worten.“ Die nächsten Minuten vergingen ohne, dass irgendeiner von beiden jegliche Worte aussprach. „Verdammt. Ich hab das Bettzeug ruiniert“, merkte Ryo endlich, als er genug Zeit hatte, in der Gegend herumzudösen und sah wie die schönen weißen Bettbezüge von seiner schmutzigen Kleidung in Mitleidenschaft gezogen worden waren. „Außerdem...wollte ich doch duschen...“ Ryo stieg endlich vom Bett runter, richtete sich auf und riss sich die dreckigen Klamotten vom Leib, bis er nur noch in seiner Unterhose im Zimmer stand. „So jetzt fühle ich mich schon viel sauberer.“ Er faltete seine Hände, als er seine Arme in die Luft streckte und stöhnte wohlwollend. „Ryo, wieso hast du mich damals verprügelt und so häßliche Dinge gesagt, wenn es nicht aus dem Grunde war, den ich angenommen habe...?“ Eigentlich hatte der dürre Schwarzhaarige wenig Lust noch länger darüber zu reden. Für ihn gehörte es mittlerweile der Vergangenheit an. In der heutigen Nacht hatte man, schon genug in den Wunden gerührt. „Ich stand in einer Zwickmühle. Heute würde ich es anders machen. Mittlerweile wäre es mir egal aber die Gefühle sind nach und nach abgestorben...sie sind tot, Uchi.“ Während er dies so einfach mit seinen Worten versuchte abzuhaken, packte er seine Klamotten auf einen Haufen. In Uchis Gedanken hingegen, flogen hunderte von Fragezeichen umher. Er setzte sich auf, konnte sich nicht helfen aber irgendetwas gab es da noch in Ryo, was er noch nicht kannte. „Was meinst du mit, die Gefühle sind tot? Welche Gefühle?“ „Das solltest du selbst wissen Uchi. Wer war es, der dir immer ein wenig näher war, als alle anderen? Doch Johnny meinte einst: 'Es gibt keine Grenzen zwischen Privatsphäre und Arbeit in meiner Agentur. Seid euch bewusst, dass wenn ihr hier drin seid, dass auch das, was ihr privat tut, Auswirkungen auf euren Beruf hat.' Ich konnte nicht anders Uchi und nun ist es zu spät dafür...“ Sich wieder aufrichtend und einen Blick zu Uchi richtend, reichte aus um zu wissen, was in Ryo vorging. Es waren keine Tränen, die an seinen Wangen hinunterkullerten, aber seine Augen waren glasig genug, so dass es jeden Moment passieren könnte. Nur er wollte nicht, dass Uchi dabei war, wenn es dazu kommen würde, rannte schnurschnacks aus dem Raum ins Badezimmer, stellte sich in die Dusche und ließ das heiße Wasser auf seinem Körper prasseln ohne sich zuvor von der Unterhose zu befreien. Alles was er damals wollte, war Liebe, doch diese Liebe wurde ihm untersagt, wenn er seinen Job behalten wollte. Eine andere Wahl hatte er gar nicht gehabt. Schon einmal hatte er gespürt, wie es sich anfühlte ohne Rückhalt zu sein - von Johnny's Jimusho einfach so eiskalt fallen gelassen zu werden, obwohl er sogesehen einer ihrer kleinen Kinderstars gewesen war. Er wusste, Uchi musste auch eine schwere Zeit gehabt haben, doch dies war ihm recht, solange er wieder sicher war und Uchi die Chance hatte aus diesem widerlichen Showbiz zu entfliehen um ein gewöhnliches Leben zu führen ohne dass seine Gefühle Auswirkungen auf seinen Beruf hatten. Ryo hasste es abhängig zu sein, niemanden zu haben, der ihn bei der Hand nehmen konnte um woanders Fuß zu fassen. Er liebte seinen Beruf zwar aber manchmal wusste er einfach nicht, wieso solch ein Beruf auch so viele Nebenwirkungen besaß, dass er sich nicht mehr privat frei bewegen konnte, ohne dass jeglicher Wisch am nächsten Morgen im Frühstücksfernsehen ausgewertet werden könnte. Seine Augen geschlossen, den Kopf leicht gehebt, dieses warme Wasser hatte wahrlich eine sehr beruhigende Wirkung. Letztendlich würde sie an seiner Situation aber wenig ändern. Vielleicht liebte er Uchi ja immer noch? Mit Sicherheit konnte er dies selbst nicht sagen, vielleicht hatte er ihn aber auch nie geliebt. Jemanden, den man liebt, würde man für keinen Preis der Welt schlagen und dies erst recht nicht, direkt nachdem dieser erst ein Liebesgeständnis abgelegt hatte. Jeder normale Mensch hätte entweder ja oder nein gesagt, sich darüber gefreut oder auf freundliche Art und Weise einfach abgelehnt, gemeint, es könne nicht sein. Was er hingegen getan hatte, war einfach nur inakzeptabel. „Ich bin eine bemitleidenswerte Gestalt...“, nuschelte er sich zu. „..ohne Arsch in der Hose.“ In der Zwischenzeit hatte Uchi schon das Bett verlassen, tapste verzweifelt auf den Flur herum ohne jegliches Ziel. Er grübelte, ob er bleiben sollte oder sich einfach so davon stehlen. Ryo wäre sicher darüber froh gewesen, wenn er einfach verschwinden würde, dachte er sich. Es wäre leichter für sie beide. Uchi würde eh nie das bekommen, wonach er sich schon seit Jahren sehnte und eigentlich hatte er die Hoffnung schon nach diesem einen Abend aufgegeben. Dennoch hielt ihn irgendetwas an diesen Ort. Vielleicht der Fakt, dass Ryo in der Nähe war und er nicht wusste, ob die Chance ihn noch einmal zu sehen groß genug war, wenn er einfach gehen würde. Sie hatten so viel erlebt und die letzten beiden Jahre erschienen ihm einfach nur zu fad ohne einen Nishikido Ryo an seiner Seite. Unabhängig davon, ob er ihn kriegen würde, auf diese innige Freundschaft, die sie einst hatten, wollte er nicht verzichten. Nun stand er also dort, angelehnt neben der Badezimmertür, gedankenreich. Ryos Fluchen erreichte ihn nur gedämpft, da es dank des Wassers, welches auf die Fliesen prasselte, nur recht schwer zu verstehen war und die Tür an und für sich ihr Übriges dazu beitrug. „Warum verdammt habe ich das getan?! Wieso musste ich es zerstören...“ Fragen über Fragen, die sich Ryo selbst nicht beantworten konnte, wobei er selbst gut wusste, dass er es eigentlich auf sich beruhen lassen sollte, da es sinnlos war, weiterhin auf Vergangenes herumzuhacken. Er war bereits in die Knie gesunken. Dieser ganze heiße Dampf und das Wasser machten ihn nur müde und schwach, ganz davon abgesehen, dass er mittlerweile mehr als sauber war. Uchi fühlte sich schuldig für das, was er angerichtet hatte – Ryos alte Wunden wieder aufzureißen. Machtlos war er noch dazu. Er konnte ihm dabei nicht helfen. Das musste Ryo ganz allein mit sich selbst ausmachen. Und Uchi konnte auch darauf verzichten einen erneuten Korb zu bekommen nur weil er versuchte zu helfen. Nach einiger Zeit öffnete sich die Badzimmertür und ein äußerst müde wirkender Nishikido Ryo trat auf den Flur, in der Hand nur ein Handtuch, die Unterhose triefend nass den Boden betropfend. „Du bist noch hier?“ „Warum sollte ich das nicht sein. Denkst du ich lass es zu, dass ich dich noch einmal aus den Augen verliere oder aber du vielleicht im Bad ersäufst?“ Ryo schüttelte nur grinsend den Kopf bevor er wieder in das Schlafzimmer seines Bruders eilte. Keine Ahnung, was er davon halten sollte. Keine Ahnung, wieso er grinsen musste, als Uchi diese Worte von sich gegeben hatte. Vielleicht machte es ihn einfach nur glücklich, dass Uchi sich so um ihn sorgte. Vielleicht war es aber nur ein Reflex gewesen. Vielleicht hatte er Uchis Aussage auch einfach nur als seltendämlich empfunden. Im Badezimmer ersaufen. Er? Niemals. Der Jüngere verfolgte ihn nur mit gemütlichem Schritt, lehnte sich interessiert an den Türrahmen als Ryo im Schrank seines Bruder herumwühlte um nach einer trockenen Unterhose und Wechselsachen zu suchen. „Danke...“, bemerkte Uchi energisch, hatte er dies doch noch gar nicht bei diesem ganzen Tumult geschafft zu sagen. „Danke dafür, dass du mich hierher gebracht hast, an einen trockenen, sicheren Ort.“ Ryo zog nur die Augenbraue hoch, versuchte von seiner nassen Unterhose loszukommen. „Das ist doch eine Selbstverständlichkeit“, grummelte er dann, als er sich mit dem Handtuch am Unterleib trocken rubbelte um kurz danach in eine trockene, schwarze Boxershorts seines Bruders zu schlüpfen. „Trotzdem.“ In dem Moment drückte sich Uchi wieder vom Türrahmen ab, schlich sich ins Zimmer, machte hinter Ryo halt, ließ seine Hände an Ryos Hüfte nieder und sank mit seinem Kopf auf seine rechte Schulter. „Danke...“ Besonders leicht gefallen, war Uchi dieser Schritt nicht, aber er konnte nicht anders. Als er mitansehen musste, wie schwach und zerbrechlich doch eigentlich wirkte, hatte er diesem Drang nicht widerstehen können. Bemerkenswert, dachte sich Ryo in diesem Moment. Nie hatte Uchi von allein so einen Schritt gewagt. Immer war er es gewesen, der auf ihn eingehen musste. Mochte es das sein, was ihm gefehlt hatte? Möglich, dass er damals einfach nur diesen Austausch der Empfindungen vermisst hatte. Auf eine Art könnte diese Frustration ausschlaggebend für seine Gewalt Uchi gegenüber gewesen sein. Als er ihn dann einfach nur mit so einem Geständnis konfrontiert hatte, vermochte sich ein wenig Enttäuschung in ihm aufgetan zu haben - ein Gefühlsausbruch und die Frage warum Uchi es auf diese Weise getan hatte. Einfache Berührungen, als Antwort auf Ryos offensichtliche Annäherungen hätten ausgereicht. Dann hätte man auf diese Beichte verzichten können. So hatte es nur unglaubwürdig gewirkt, nicht im Entferntesten als ernstzunehmen. Ryo ertappte sich bei diesen erneut dummen Gedanken an die Vergangenheit. Er sollte sich endlich davon lösen, aufhören den Schuldigen zu suchen. Genießen sollte er, das genießen, was er nun nach Jahren von Uchi zurückbekam. Er lehnte seinen Kopf nur ein wenig nach hinten, nachdem er sich an Uchi angelehnt hatte, von ihm Rückhalt bekam und wusste, dass dieser ihn nicht fallen lassen würde und er sich sanft an seiner Brust wiegen konnte. „Du bist noch ein Stück gewachsen...“, seufzte Ryo, als er Uchis Hände kreisend an seinem Bauch spürte. „Normal...neidisch?“ Uchi musste grinsen bei seinen eigenen Worten, was Ryo, dazu animierte, es ihm gleich zu tun. „Vielleicht ein wenig.“ Ein wohliges Gefühl übermannte beide. Auch wenn ihre einzelnen Wortfetzen, ihren jetzigen Emotionen nicht entsprachen, so wussten sie doch beide, was in ihnen vorging. Möglich, das es nur ein Reflex war, als sich Ryos rechte Hand auf eine von Uchis, die noch immer beruhigend Ryos Bauch streichelten, wiederfand und sie leicht drückte. Doch eigentlich war sich Ryo bewusst, was er dort gerade tat und er tat es gern. Die Antwort auf die Frage, ob er ihn nun liebte, hatte er nun für sich selbst endlich gefunden. Als er seine Hand mit Uchis verschränkte, guckten beide für einen Moment auf Ryos Bauch hinab, entschied sich Ryo aber schnell wieder dafür seinen Blick Uchis Gesicht zuzuwenden. „Lass es uns nachholen. Zeig mir, was ich verpasst habe...“, hauchte er in Uchis Ohrmuschel, ergriff mit seiner anderen Hand Uchis Kinn und drehte seinen Kopf zu sich. Vielleicht würde es sich nie ändern. Vielleicht war Ryo einfach dazu verdammt, immer weitere Schritte einzuläuten aber es machte ihm nichts mehr aus. Jetzt nicht mehr, wo er wusste, dass Uchi es auch anders konnte und er würde ihn dazu animieren, dass dieser sich mehr um ihn kümmern würde. „Bestraf mich für meine Dummheit, die ich damals begangen hab...dafür, dass ich dich allein gelassen habe und zwei kostbare Jahre in den Wind gesetzt habe und die Einsamkeit dir vorgezogen habe.“ Wenn Ryo ehrlich zu sich selbst war, so hätte er Uchi sowas nie gesagt. Aber die Umstände ließen dies zu davon abgesehen, dass es sich auch gut anfühlte, vollkommen ehrlich mit ihm zu sein und sein Ego einfach so fallenzulassen. Zu lange hatte er Dinge aus Angst und Stress für sich selbst behalten – alles in sich hineingefressen. Es war einfach eine Erleichterung und Ryo musste lächeln, als er in das verträumte Gesicht Uchis sah und ihm als Antwort ein „Gerne...“ entlocken konnte. Ein paar Stunden blieben ihnen noch bis Yuuji von der Arbeit zurückkommen würde – ein paar Stunden, die mehr als zwei Jahre ersetzen mussten. Diese Stunden würden sie auch nutzen, nutzen um die Mauer der Emotionen aufzusprengen, die sie aufgebaut hatten, als sie voneinander getrennt wurden ohne einen Schritt aufeinander zuzugehen – welch schicksalhafter Frühlingstag, dieser neunte März. ~fin~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)