Der 5. Hohe Rat der Bruderschaft von SweeneyLestrange ================================================================================ Kapitel 1: Der Ruf des Schicksals --------------------------------- Anne ging mit ihren beiden Freundinnen Kathrin und Jenny nach einem langweiligen Schultag noch ein bisschen in der Innenstadt shoppen. Zwar war heute Annes Geburtstag, doch sie wollte lieber einen ganz normalen Tag habe und am Wochenende was Großartiges machen. „Oh man habt ihr heute unseren Chemielehrer gesehen?“, fragte Kathrin ihre beiden Freundinnen. „Der hatte doch tatsächlich sein Hemd auf links an.“ Jenny fing an zu kichern, während Anne wissen wollte: „Ne, jetzt ehrlich.“ „Klar, frag Judith, die hat’s auch gesehen“, antwortete Kathrin. „Ebenso wie ich“, meldete sich jetzt auch Jenny und musste bei dem Gedanken an ihren Lehrer wieder lachen. „Na toll und ich hab’s nicht gesehen“, maulte Anne enttäuscht und überlegte, was sie da verpasst hatte. Plötzlich blieb Kathrin vor einem Schaufenster eines Schuhgeschäfts stehen und guckte sich interessiert neue Schuhe an, die ein Totenkopfmuster hatten. „Hey, Jenny, Anne, meint ihr nicht auch, dass die cool aussehen? Ich meine, passend zum dritten Teil von Fluch der Karibik?“ „Jetzt sag nicht du willst dir die nur wegen diesem komischen Piratenfilm holen“, stöhnte Anne. „Klar warum nicht“, meinte Kathrin daraufhin grinsend und verschwand im Geschäft. Anne schüttelte verständnislos den Kopf. „Was findet ihr nur so toll an diesem Film?“ Jenny lächelte nur und zog sie mit sich ins Schuhgeschäft. Dort erklärte sie Anne: „Der Film ist eben einer der besten, die es je gab und du verpasst eben etwas, wenn du dir den nicht ansehen willst. Aber was soll’s ist ja deine Sache.“ Schulterzuckend gesellte sie sich zu Kathrin, die gerade in einem Berg von den Schuhkartons der Schuhe mit dem Totenkopfmuster ihre Schuhgröße suchte. „Warum haben die hier keine in der Größe 41?“, schimpfte Kathrin. Jenny fing an ebenfalls die Schuhkartons nach der Größe 41 abzusuchen. „Ihr seid verrückt“, murmelte Anne und setzte sich auf einen Stuhl. Währenddessen wurde Jenny fündig. „Hey ich hab welche!“ Damit gab sie den Karton Kathrin, die sofort die Schuhe rausholte und anprobierte. „Passen perfekt“, stellte sie zufrieden fest, legte die Schuhe wieder zurück in den Karton und ging zur Kasse, wo sie sie bezahlte. „Wenigstens ging das schnell“, murmelte Anne und folgte ihren beiden Freundinnen nach draußen. „Man immer wenn’s irgendwie um Fluch der Karibik geht, hast du ’ne echt tolle Laune drauf“, meckerte Kathrin. „Vielleicht solltest du dir den Film erst einmal ansehen, anstatt nur schlecht über den zu reden!“ „Nein danke, darauf kann ich verzichten. Das was ich in Ausschnitten mal gesehen habe, reicht mir vollkommen aus“, erwiderte Anne. Dann wollte Jenny neugierig von ihr wissen: „Und was findest du so schlecht daran, wenn ich fragen darf?“ „Na alles. Dieser komische tuntenhafte Pirat, dann auch noch diese komische Tussi mit ihrem Geliebten, doch am schlimmsten ist dieser Tintenfischtyp.“ „WAAAS???“, rief Kathrin. „Wage es nicht noch einmal schlecht über Captain Jack Sparrow zu reden!!!“ Anne stöhnte und verdrehte die Augen. „Wie wär’s wenn wir das Thema wechseln.“ „Gute Idee“, nickte Jenny. Nur Kathrin schien damit nicht ganz einverstanden zu sein, sagte aber nichts. Dann trat Stille zwischen den dreien ein, während sie weiter an den Shops vorbeiliefen. Schließlich durchbrach Kathrin die Stille, in dem sie Anne fragte: „Sag mal was ist heute eigentlich mit dir los, Anne? Du bist heute irgendwie…hmm ja seltsam.“ „Keine Ahnung. Woher soll ich das wissen?“, gab ihre Freundin bockig zurück. „Obwohl eigentlich ist das doch klar. Ich habe heute meinen 15. Geburtstag und was ist mit euch beiden los? Ihr könnt mal wieder nur über Fluch der Karibik reden. Und nur wenn’s dich interessiert ich fühle mich heute eigentlich total gut, besser könnte es mir gar nicht gehen!“ „Ja, ja das merkt man“, gab Kathrin spöttisch zurück. „Ach weiße was“, rief Anne aufgebracht. „Euch ist das ja alles sowieso egal, ob ich nun Geburtstag habe oder ich vielleicht morgen nicht mehr da wäre, das ist euch alles scheißegal! Hauptsache ihr könnt in irgendeiner Art und Weise über diesen absolut bekloppten Piratenfilm reden!“ Mit diesen Worten drehte sie sich wütend um und rannte zur nächsten Bushaltestelle. „Hey, Anne! Sorry so war das nicht gemeint!“, rief Kathrin ihrer Freundin mit schlechtem Gewissen hinterher und wollte ihr nachrennen, doch Jenny hielt sie fest. „Ist vielleicht besser, wenn wir sie jetzt in Ruhe lassen. Wir können sie ja heute Abend noch mal anrufen.“ Kathrin nickte bedrückt. „Da hast du wohl recht.“ Dann gingen die beiden Mädchen in die entgegengesetzte Richtung der Bushaltestelle und guckten sich verschiedene Dinge in den Schaufenstern an. An der Bushaltestelle angekommen, musste Anne mit den Tränen kämpfen. Warum mussten sich Jenny und Kathrin auch nur für einen so blöden Film interessieren? Und warum war sie heute so komisch drauf? Kathrin hatte recht gehabt. Irgendetwas schien heute überhaupt nicht mit ihr zu stimmen. Nur woran lag das nur? Anne konnte sich das nicht erklären. Dann wurde sie vom Bus abgelenkt, der gerade an der Haltestelle hielt. Betrübt stieg sie ein und setzte sich auf den nächstbesten Sitzplatz. Während der Fahrt war sie in ein brütendes Schweigen gefallen und als sie dann zu Hause in ihrem Zimmer auf ihrem Bett saß, war sie zu dem Schluss gekommen, dass es vielleicht sogar besser wäre, wenn sie sich irgendwann mal Fluch der Karibik anschauen würde. Seufzend schloss sie die Augen und legte sich hin. Heute war echt nicht ihr Tag und das auch noch an ihrem Geburtstag. Sollte der eigene Geburtstag nicht immer einer der schönsten Tage der Welt sein? Irgendwie ist das Quatsch, fand Anne nach längerem Überlegen. Sie blieb noch eine Weile auf ihrem Bett liegen, bis sie sich schließlich dazu entschloss Kathrin anzurufen, um sich bei ihr zu entschuldigen. Sie griff nach dem Telefon und wählte die Nummer ihrer Freundin, die sie längst auswendig kannte. „Hallo?“, meldete sich Kathrin. „Hi hier ist Anne.“ „Oh…hi.“ Dann trat Stille ein. Ein grässliches Schweigen, das Anne hasste. „Ähm Kathrin.“ „Ja?“ „Ich…ich wollte mich bei dir entschuldigen wegen meinem Verhalten von gerade.“ „Ach so das. Das ist nicht so schlimm ich war ja auch nicht gerade freundlich.“ „Aber du hattest recht“, gab Anne bedrückt zu. „Heute scheint wirklich etwas nicht mit mir zu stimmen. Nur ich habe keine Ahnung was.“ „Das ist schlecht. Sag mal Anne, hast du Lust um 6 mit Jenny und mir noch ein Eis zu essen? Muss ja nicht lange dauern, nur damit wir heute dann doch noch einen schönen Tag haben. Ich meine, so war das ja eigentlich geplant.“ „Klar hätte ich Lust dazu! Also dann um 6?“ „Ja um 6. Mit Jenny, dir und mir.“ „Okay bis nachher.“ „Tschüss.“ Erleichtert legte Anne auf. Kathrin schien ihr wegen gerade nicht böse zu sein und sie selbst war auch ziemlich froh darüber, sich wieder mit ihr vertragen zu haben. Sie schaute auf ihre Uhr. Es war gerade mal halb 5. Blieb also noch genug Zeit für Hausaufgaben, vor denen sie leider auch nicht an ihrem Geburtstag verschont blieb. Nachdem sie mir Mathe und Deutsch fertig war, guckte sie schnell auf die Uhr. Es war 17:39. Oh, oh jetzt sollte ich mich lieber beeilen, dachte Anne gehetzt und lief so schnell es ging die zur Haustür, schnappte sich ihre Tasche und lief zur Bushaltestelle. Dort erwischte sie so gerade eben noch den Bus, der zum Einkaufszentrum fuhr, wo das Eiscafe war. Im Bus setzte sich Anne auf einen freien Sitzplatz am Fenster und starrte gedankenverloren hinaus. Bis zum Einkaufszentrum würde es gute 15 Minuten dauern, also hatte sie noch etwas Zeit. Während sie so die Häuser an denen sie vorbeifuhr betrachtete, merkte sie, wie ihr auf einmal wieder so komisch wurde. Zuerst war ihr einfach nur schwindelig und sie musste sich mit geschlossenen Augen zurücklehnen, um nicht gleich umzukippen. Als sich das Schwindelgefühl wieder gelegt hatte, ging ein ganz leichtes Prickeln durch ihren Körper. Es war nicht unbedingt unangenehm, aber wenn man an ihr Schwindelgefühl dachte, was kurz vorher war, dann war dieses Prickeln schon etwas beängstigend. Scheiße, was ist heute nur mit mir los?, fragte sich Anne an diesem Tag wahrscheinlich schon zum hundertsten Mal. Langsam ging das seltsame Prickeln wieder weg und als es so gut wie weg war, bemerkte Anne, dass gleich schon die Haltestelle, wo sie aussteigen musste, kam. Vorsichtig erhob sie sich und ging zur Tür, wobei sie sich aber überall, wo es nur ging im Bus, festhielt. Das Schwindelgefühl sowie das seltsame Prickeln war verschwunden, als Anne aus dem Bus ausstieg und in Richtung Eiscafe lief. Doch bevor sie dort ankam, hatten Kathrin und Jenny ihre Freundin schon längst gesehen und liefen nun zu ihr. „Hey Anne!“, rief Jenny fröhlich. Anne blickte auf und sah ihre beiden Freundinnen auf sie zu eilen. „Hi ihr beiden“, begrüßte sie Kathrin und Jenny. Kathrin lächelte nur. Wie es schien, hatte sie trotz der Tatsache, dass sie sich am Telefon wieder mit ihrer Freundin vertragen hatte, immer noch ein schlechtes Gewissen. „Man Kathrin vergiss die Sache von heute einfach und genieß gleich dein Eis okay?“, sagte Anne aufmunternd zu ihrer Freundin, da sie ihr Verhalten bemerkt hatte. „Okay“, meinte Kathrin sichtlich erleichtert und zusammen gingen sie zum Eiscafe. Die drei Freundinnen suchten sich ein gemütliches Plätzchen in der Nicht-Raucher-Ecke und guckten sich die Speisekarte an. Anne nahm wie Kathrin einen Schokoeisbecher und Jenny bestellte sich einfach zwei Kugeln Zitronen Eis. Nach einiger Zeit bekamen die drei ihr Eis und begannen zu essen. „Ach ja Kathrin“, sagte Anne in einem sehr beiläufigen Ton auf einmal. „Ich habe mir überlegt vielleicht doch einmal Fluch der Karibik zu gucken.“ Bei diesen Worten wurde sie von ihren beiden Freundinnen angeguckt, als hätte sie etwas gesagt wie: „Ich liebe die Schule und mache täglich 4 Stunden Hausaufgaben.“ Jenny hatte sich sogar an ihrem Eis verschluckt und bekam einen Hustenanfall. Nachdem dieser wieder weg war, guckte Anne ihre beiden Freundinnen mit Unschuldsmiene an und fragte: „Was denn?“ „Das ist absurd“, murmelte Kathrin, wobei sich Jenny ein Grinsen verkneifen musste. „Geht’s dir nicht gut, Anne? Oder warum willst du jetzt auf einmal Fluch der Karibik gucken?“ „Och ich dachte ich gucke mir den Film vielleicht doch mal an, weil wir uns ja deswegen sonst immer streiten und vielleicht sind meine Vorurteile sogar ziemlich falsch“, erklärte Anne. Sie wurde trotzdem immer noch von ihren beiden Freundinnen ungläubig angestarrt. Genervt verdrehte Anne die Augen. „Mein Gott ich kann doch mal meine Meinung ändern! Außerdem mache ich das nur, damit diese sinnlosen Streitereien aufhören.“ „Oh ach so“, murmelte Kathrin und fühlte sich schon wieder mies, da sie es ja war, die sich immer mit Anne über dieses Thema stritt. Die Zeit ist gekommen. „Was war das?“, fragte Anne verwundert. „Was war was?“, wollte verwundert Kathrin wissen. „Na diese Stimme…“, erklärte Anne, verstummte dann aber, als sie sah, dass Jenny sowie Kathrin diesen Satz nicht gehört hatten. Deine Zeit ist gekommen. Dein Schicksal wird sich erfüllen.... Anne hielt verwundert Inne ihr Eis zu essen und starrte entgeistert durch den Raum. „Da…da war schon wieder diese Stimme!“ Es klang beinahe schon panisch. „Kann nicht sein“, meinte Jenny. „Ich habe nichts gehört.“ Anne starrte ihre Freundinnen entsetzt an. „Aber ich habe mir das doch nicht eingebildet! Da war wirklich eine Stimme und hat was ganz seltsames gelabert!“, beteuerte Anne nun aufgebracht. „Ich bin doch nicht verrückt!“ Kathrin und Jenny warfen sich einen vielsagenden Blick zu. „Hör mal, Anne. Du hast doch selbst zugegeben, dass es dir heute nicht so gut geht. Und… vielleicht liegt das einfach an dem ganzen Schulstress“, fing Kathrin an. Anne guckte ihre Freundin nur düster an. „Also glaubt ihr mir nicht.“ „Ja…also eigentlich nein, aber es kann ja sein, dass du eine Stimme gehört hast…nur wird haben nichts davon mitbekommen.“ „Ach vergesst es einfach“, seufzte Anne. „Ich glaube ich sollte langsam nach Hause fahren und mich ’ne Runde aufs Ohr hauen.“ „Ich begleite dich noch!“, entschied Kathrin entschlossen, fügte dann aber noch, als sie Annes Blick sah, hinzu: „Natürlich nur bis zur Haustür.“ Ihre Freundin nickte. „Gut dann komm! Der Bus müsste gleich kommen.“ Mit diesen Worten verließ sie das Eiscafe, verabschiedete sich aber vorher noch von Jenny, die von Kathrin das restliche Geld bekommen hatte, um das Eis zu bezahlen. Die Busfahrt war eher Still weder Anne noch Kathrin sagten ein Wort zudem, was im Eiscafe passiert war. Anne jedoch hing ihren eigenen Gedanken nach. Sie bekam langsam Angst, dass sie heute an ihrem 15. Geburtstag langsam anfing, verrückt zu werden. Erst war da ihr komisches Verhalten, dann dieses Schwindelgefühl sowie das seltsame Prickeln und jetzt auch noch eine Stimme! Mehr konnte ihrer Meinung nach nicht mehr dafür sprechen, dass sie verrückt wurde, oder vielleicht sogar schon war. „Hey Anne“ Kathrin riss sie aus ihren Gedanken. „Wir sind da.“ „Oh“ Anne stand benommen auf, stieg aus dem Bus und schlurfte zur Haustür. „Bis morgen“, verabschiedete sich noch Kathrin. „Bis morgen“, brummte Anne und winkte halbherzig. Wieder daheim schaute sie auf die Uhr in der Küche. Es war gerade mal 19 Uhr. Also noch relativ früh um ins Bett zu gehen. Trotzdem zog sie sich schon ihren Schlafanzug an und aß lustlos ihr Abendessen. Dann ging sie wieder in ihr Zimmer. Auf ihrem Schreibtisch lagen noch Hausaufgaben, die sie eigentlich noch machen müsste, nur dazu war sie jetzt nicht mehr in der Lage. Sie war nur noch eins: nämlich müde. Todmüde. Etwas verwundert über sich selbst, da sie sonst noch nie so müde gewesen war, ließ sich Anne ins Bett fallen, wo sie erschöpft einschlief. Mitten in der Nacht jedoch, wachte sie wieder auf. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihr breit und dann fing das komische Pickeln an. Zuerst war es wie im Bus. Sanft ganz leicht, so dass man es kaum bemerkt. Dann jedoch nahm die Intensität zu. Es wurde unangenehm, bis es langsam unerträglich wurde. Es fühlte sich an als würden tausend glühendheiße Nadeln auf Anne einstechen. Diese warf sich gequält vom Schmerz immer wieder von einer Seite auf die andere, doch es half nicht. Als sie kurz davor war laut aufzuschreien, fiel sie in tiefe Bewusstlosigkeit. Das einzige was sie vorher noch wahrnahm war wieder die Stimme, die sagte: Die Zeit ist reif. Gehe nun deinen vom Schicksal vorhergesehenen Weg. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Erstmal ein großes Dankeschön an alle, die sich dieses Kapitel durchgelesen haben, auch wenns lang war^0^ Ich habe mir vorgenommen mindestens jede Woche ein Kapitel hochzuladen bzw. zu schreiben. Na ja ich hoffe das halte ich durch^^" Ich bitte nur noch darum mir ein Kommi zu hinterlassen. Würde mich nämlich sehr über Kritik, Verbesserungsvorschläge oder auch Lob freuen. Wer im Laufe der Geschichte sogar ne bessere Idee für den Titel der FF hat soll sich bei mir melden. lg -Hakura Kapitel 2: Ankunft auf einer fremden Insel ------------------------------------------ Als Anne die Augen öffnete, herrschte tiefe Dunkelheit um sie herum. Aber einen wirklich festen Boden hatte sie auch nicht unter den Füßen. Es war, als würde sie in der Finsternis schweben oder vielleicht auch als befände sie sich im Wasser. Für Anne war es auf jeden Fall ein merkwürdiges, ungewohntes Gefühl. Sie drehte den Kopf in alle Richtungen und versuchte sich umzuschauen, was jedoch bei einem Versuch blieb. Sie konnte rein gar nichts sehen nur pechschwarze Dunkelheit. Langsam aber sicher machte sich in Anne Panik breit. Sie wusste weder wo sie war noch wie sie wieder aus dieser Dunkelheit kommen könnte. Bevor sie jedoch völlig panisch unüberlegte Dinge tun würde, tauchte eine Gestalt auf. Der Körper der Gestalt gehörte einer Frau, welchen, obwohl es dunkel war, Anne sehr gut erkennen konnte, nur das Gesicht lag im Schatten. Die Haare der Frau waren schwarz und sie trug ein Kleid, welches wunderbar zur ihrer braunen Haut passte. Dann fing die Frau an zu sprechen: „Nun ist die Zeit gekommen, in der du deine alte Welt hinter dich lassen musst und dich nun der Aufgaben und Pflichten deiner wahren Bestimmung in einer anderen Welt, deiner richtigen Welt, widmen musst, Anne.“ Es war dieselbe Stimme, die Anne auch schon im Eiscafe gehört hatte. Und wieder verstand Anne nicht, was damit gemeint war. Deshalb fragte sie: „Ich verstehe nicht ganz was das heißen soll. Sagt, was meint Ihr damit?“ Verwundert stellte Anne fest, dass sie sich automatisch völlig seltsam ausgedrückt hatte. Oh man ich muss wohl schon total pleplem sein, dachte Anne verzweifelt. „Du wirst die Bedeutung meiner Worte schon noch verstehen, Anne. Alles mit seiner Zeit…“ Von wegen alles mit seiner Zeit! Anne brummte wütend. Sie verstand sowieso nicht, was das alles sollte. Sie wollte nicht hier sein! Ihr wäre alles recht gewesen, Hauptsache weg von hier. Obwohl…. Eine dunkle beunruhigende Ahnung fing an, sich in ihr breit zu machen. Vielleicht war das hier alles gar nicht real, sondern sie lag schon längst im Krankenhaus oder sonst wo in einem Bett und das alles war bloß eine durchgedrehte Produktion ihrer Phantasie? Anne wollte noch etwas sagen, doch da sah sie, dass die Frau verschwunden war. Sie selbst jedoch spürte, wie wieder dieses Prickeln begann. Sie spürte den Schmerz, der mit diesem Prickeln verbunden war und dieses Mal so unerträglich wurde, dass sie einen Schrei ausstieß. Einen langen hohen schmerzerfüllten Schrei. Dann glaubte sie wieder in eine tiefe Bewusstlosigkeit zu fallen. Als Anne erwachte, merkte sie sofort, dass sie nicht in einem Bett lag. Der Boden, auf dem sie lag war hart und sie hatte das Gefühl als läge sie auf ein paar Steinen. Außerdem wehte ein kalter Wind, der Anne wahrscheinlich auch geweckt hatte. Erschöpft richtete sie sich auf. Sie fühlte sich wie erschlagen und wäre am liebsten wieder liegen geblieben, doch die Tatsache, dass sie irgendwo im Freien lag und nicht wusste wo sie war, hielt sie dann doch wach. Immer noch etwas benommen setzte Anne sich auf. Anfangs musste sie sich mit einem Arm im Gras abstützen, da ihr schwindelig wurde, doch der Schwindel ließ sehr schnell wieder nach. Nur das dumpfe Brummen in ihrem Kopf blieb noch zurück. Dann schaute sie sich vorsichtig um. Sie lag auf einer weiten grünen Wiese, die vor ihr steil abfiel. Als sie es sich etwas genauer anschaute stellte sie fest, dass es Klippen waren. Daraus konnte sie schon einmal schließen, dass sie an irgendeinem Ort war, den sie nicht kannte. „Na das fängt ja schon toll an“, stöhnte Anne entnervt. Da hört sie plötzlich jemanden rufen: „Haaaaalloo! Ist da jemand?“ Anne schaute sich verwundert um und entdeckte eine kleine Gestalt, die auf sie zu lief. „Ja hier ist jemand!“, brüllte sie zurück. Wer weiß, dachte sie, vielleicht treffe ich auf Leute, die mir sagen können, was das hier alles soll. Und wenn man mir das ganze erzählt hat, kann ich garantiert wieder nach Hause. Dann wurde Anne aus ihren Gedanken gerissen, da ein kleiner Junge vor ihr stand. „Hallo ich bin John“, stellte er sich vor. Etwas überrascht darüber auf einen kleinen Jungen zu treffen, musterte Anne ihn misstrauisch. John hatte braune Haare die ihm bis zu den Schultern gingen, einen Hut auf und Kleidung an, die aus dem 17. Jahrhundert zu kommen schien. Zudem wirkte er irgendwie ein bisschen mädchenhaft. Oh je in was für einer Freakshow bin ich denn hier gelandet, fragte sich Anne, während sie Johns Kleidung missbilligend musterte. Dann jedoch fiel ihr Blick auf ihre eigene Kleidung und sie musste mit Mühe einen Schrei unterdrücken. Auch sie hatte Klamotten an, die aus dem 17. Jahrhundert kommen könnten. „Was ist nun? Wollt Ihr mir Euren Namen nennen, Miss?“, fragte John drängend. Der sieht nicht nur so aus, als käme der aus ’ner anderen Zeit sondern spricht auch noch so!, stellte Anne entgeistert fest. Dann antwortete sie: „Mein Name ist Anne. Hallo.“ „Sagt mal, aus welchem Grund befindet ihr Euch hier auf dieser Insel, Miss?“, wollte der Junge neugierig wissen. „Warum willst du das wissen?“, fragte Anne ihn daraufhin. „Weil ich Euch vor wenigen Minuten noch hier liegen sah. Es hatte den Anschein als wäret Ihr bewusstlos“, erklärte John. „Als ich dann zu meiner Mutter ging und ihr von Euch erzählte, meinte sie ich sollte erst einmal gucken ob Ihr wirklich nur bewusstlos seid…. Wie es aber aussieht, scheint es Euch wieder gut zu gehen.“ Anne war baff. Nicht wegen dem, was John ihr gerade erzählt hatte, sonder wegen seiner Ausdrucksweise. Hätte ihr Geschichtslehrer das gehört, wäre dieser wohl total begeistert gewesen, so etwas zu hören, da er ein ziemlicher Fanatiker war, was die früheren Jahrhunderte betraf. Sie hingegen, fand das einfach nur dumm und ein bisschen unangenehm war es ihr auch. Vor allem wenn sie mit „Ihr“ und „Euch“ sowie mit „Miss“ von ihm angeredet wurde. Und wieder fragte sie sich, wo sie hier nur gelandet war. „Ähm John“, fing Anne an. „Ja?“ „Es wäre mir eigentlich lieber wenn du mich einfach duzt. Wäre das in Ordnung?“ John wirkte etwas überrascht, meinte dann aber: „Gut. Wenn Ihr... ich meine du das gerne so willst.“ „Danke“, sagte Anne erleichtert, nicht mehr so angesprochen zu werden. Erst dann fiel ihr ein, dass sie irgendwann mal im Geschichtsunterricht gehört hatte, dass man sich früher nicht mit „Sie“ sondern mit „Ihr“ und „Euch“ angesprochen hatte, was sie selbst ziemlich schwachsinnig fand. Warum sollte man auch im Plural angesprochen werden? „Und nun mal zu deiner Frage, John. Ich habe keine Ahnung warum ich da lag“, erklärte Anne. „Irgendwie kann ich mich nicht mehr daran erinnern, nur das ich hier aufgewacht bin.“ Sie dachte nach, was sie wie am besten erzählte. Es schien nämlich keine gute Idee zu sein, ihm zu erzählen, von wo sie her kam oder von diesem seltsamen Prickeln. Als sie jedoch über ihre Heimat nachdachte, stellte sie entsetzt fest, dass ihre Erinnerung nachließ. Viel schlimmer war es für sie, nicht mehr den Namen ihrer Herkunft zu kennen. Er war einfach…weg. Aber nicht nur den Namen hatte sie bereits vergessen. Wörter ihrer Umgangssprache, waren zum Teil auch schon vergessen. Ein paar waren noch da, doch auch sie schienen langsam zu verblassen, als wären sie nie da gewesen. Krampfhaft versuchte Anne alle Erinnerungen abzuspeichern, die sie noch hatte, wobei sie wohl ein ziemlich komisches Gesicht machte, da John sie besorgt fragte: „Geht es dir vielleicht noch nicht so gut?“ „Ähm doch aber…“, sagte Anne und dachte nach, wie viel sie John nun wirklich sagen sollte. Dann kam sie aber zu dem Schluss, dass es vielleicht sogar ganz sinnvoll wäre, wenn er das mit ihren Erinnerungen wüsste. „…aber ich kann mich irgendwie kaum mehr an etwas erinnern“, beendete Anne niedergeschlagen ihren Satz. „Oh je“, murmelte John. Dann versuchte er zu Lächeln und meinte: „Wie wäre es wenn du mit mir nach Hause kommst. Dort kann dir vielleicht meine Mutter helfen.“ Da Anne sowie so kaum eine andere Wahl hatte, als mit zu Johns Mutter zu gehen, stimmte sie ihm zu und folgte ihm. Das Haus war gar nicht so weit entfernt, wie Anne gedacht hatte. Jedoch war es anders, als sie es sich vorgestellt hatte. Das Haus hatte zwei Etagen und war weiß. Es stand alleine etwas weiter abseits vom Hafen, der in einer Bucht lag und nicht sonderlich groß war. Ein schmaler Pfad führte von dort aus zum Haus hoch, auf dem sie jetzt auch die letzten Meter entlang gingen. Während Anne neugierig zum Hafen runterstarrte, sah sie, dass es bereits dämmerte, was sie sehr überraschte. Sie konnte sich noch so dunkel daran erinnern, mitten in der Nacht aufgewacht zu sein, um sich dann später in dieser seltsamen Dunkelheit zu befinden. Vielleicht waren aber auch nur die Zeiten anders, denn die Frau hatte ihr ja irgendetwas von einer anderen Welt erzählt. Na ja egal, dachte Anne, Hauptsache ich komme hier wieder weg. „Anne! Warum bist du stehen geblieben?“, rief John fragend. Erst da bemerkte sie, dass sie, als sie in Gedanken versunken war, einfach stehen geblieben war. Schnell lief Anne hoch zu John, der schon an der dunkelbraunen beinah schwarzen Haustür stand. Dann nahm er den Türklopfer und klopfte dreimal kräftig gegen die Tür. Nachdem dem dritten Mal rief eine Frauenstimme: „Einen Augenblick John!“ Nach ein paar Augenblicken wurde die Tür geöffnet. Eine blondhaarige Frau anfang dreißig stand in der Tür. „Hallo Mama. Guck mal das hier ist das Mädchen, was ich an den Klippen liegen sah. Ihr Name ist Anne“, sagte John. „Hallo Anne“, begrüßte mich seine Mutter. „Mein Name ist Elizabeth Truner.“ „Guten Tag Mrs Truner“, erwiderte Anne höflich. „Wollt ihr beide nicht erst einmal reinkommen?“, fragte Elizabeth sie. Anne nickte schüchtern und wurde von John mit in die Wohnung gezogen. Dort ging sie zusammen mit ihm und seiner Mutter in die Küche und setzte sich an einen großen Holztisch. „Also“, fing Elizabeth an. „John hatte mir erzählt, dass er dich an den Klippen liegen sah. Ich hielt es aber für besser, dass er erst einmal gucken solle, ob du auch bei Bewusstsein bist und vielleicht einfach nur schläfst.“ Sie lächelte aufmunternd, da es schon komisch war, dass einfach jemand an den Klippen schläft und nicht vielleicht doch tot war… Dann fuhr sie fort: „So und jetzt hat er dich hierher gebracht, Anne. Mich würde es nur interessieren warum du dort warst.“ Anne hatte mit dieser Frage gerechnet und um ja keine Probleme auszulösen, beschloss sie einfach die Wahrheit zu sagen. „Ehrlich gesagt ich weiß es nicht. Ich kann mich kaum an irgendetwas erinnern und wenn dann ist alles so verschwommen.“ Elizabeth warf ihr einen mitfühlenden Blick zu. „Wenn das so ist. Du könntest für ein paar Wochen bei uns wohnen und vielleicht hin und wieder im Haushalt helfen, wenn du Lust hättest, Anne“, bot Johns Mutter Anne an. Das war Annes Rettung. Sie hätte keine Ahnung gehabt, was sie nun tun sollte. Wäre John nicht gewesen, befände sie sich jetzt vielleicht sogar noch bei den Klippen. Dankbar nahm Anne das Angebot von Elizabeth an und ließ sich ihr Zimmer zeigen. Es war ziemlich klein, mit einem Schrank und einer Matratze, doch für Anne reichte dies alle mal aus. Müde wie sie war, ließ sie sich einfach auf die Matratze fallen und schlief sofort ein. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So das hier ist das 2. Kapitel. Gefällt mir nur irgendwie nicht ganz so gut. Ich hoffe, dass das 3. Kapitel wieder besser wird. Wem inhaltliche Fehler oder andere auffallen, bitte bescheid sagen! Ach und ich hatte keine Ahnung ob Elizabeth nun Swann oder Turner mit Nachnamen heißt, nachdem sie Will geheiratet hat. Ich würde mich deshalb über andere Meinungen freuen. Wer weiß, vielleicht änder ich das dann doch noch in Turner. Davy-Jones Kapitel 3: Nächtlicher Besuch ----------------------------- Am nächsten Morgen wurde Anne durch ein Klopfen geweckt. Schlaftrunken setzte sie sich auf und war im ersten Moment überrascht, als sie sah wo sie sich befand. Dann erst fiel ihr alles wieder ein. Sie befand sich im Haus von Elizabeth Turner und ihrem Sohn John, der sie an den Klippen der Insel gefunden hatte. Nur wo befand sie sich überhaupt? Weiter kam Anne nicht, da ein erneutes dieses Mal etwas lautere Klopfen ertönte. „Anne! Bist du wach? Das Frühstück ist fertig!“, hört sie John rufen. „Ich bin wach!“, antwortete Anne. „Einen Augenblick!“ Immer noch etwas müde kämpfte sie sich aus ihren zwei Wolldecken, ging zur Tür und öffnete sie. Vor ihr stand John in frischer Kleidung und einem fröhlichen Gesicht. Sie selbst musste gegen ihn wohl schrecklich aussehen mit ihren vom Schlaf zerzausten Haaren und der zerknitterten Kleidung. Aber das war ihr jetzt auch egal. Sie folgte John mit knurrendem Magen in die Küche, wo Elizabeth gerade dabei war das Frühstück zu machen. Als Mrs Turner die beiden bemerkte, sagte sie mit einem Lächeln: „Guten Morgen Anne. Hast du gut geschlafen? Du musst sicher müde gewesen sein, so schnell wie du gestern eingeschlafen bist.“ „Oh ja danke ich habe sehr gut geschlafen“, antwortete Anne. Dann fiel ihr erst auf wie unhöflich sie gewesen war, sich gestern einfach so direkt schlafen zu legen. Deshalb versuchte sie jetzt so gut es ging zu helfen. Zuerst wollte Elizabeth nicht, dass sie, ein Gast, anfing rumzuschuften. Schließlich aber gab sie nach, da Anne einfach nicht locker lassen wollte und so kam es, dass sie den Tisch deckte und nicht John dessen Aufgabe dies eigentlich war. Als das Frühstück dann endlich fertig war, es gab Brot, Schinken, Käse und Spiegeleier, stellte Anne die Frage, die sie zur Zeit am meisten beschäftigte. „Ähm Mrs Turner“, fing sie an. „Wäre es vielleicht möglich, dass ich für längere Zeit bei Euch bleiben könnte, da ich sonst nicht wüsste wo ich hin sollte. Ich würde natürlich auch überall wo ich nur kann mit helfen.“ Elizabeth sah sie erst etwas verwundert an. Dann lächelte sie und meinte: „Natürlich kannst du das, Anne. Und ich denke John wird sich drüber ebenfalls sehr freuen. Dann bleiben ihm nämlich manche Pflichten im Haushalt erspart.“ Bei dieser Nachricht stieg eine Welle der Erleichterung in Anne hoch und ein glückliches Lächeln huschte über ihr Gesicht. „Vielen vielen Dank Mrs Turner Ihr wisst gar nicht, welch großen Gefallen Ihr mir damit tut.“ Von da an half Anne Elizabeth und John wo es nur ging und lebte sich mit der Zeit ziemlich gut ein. Das einzige, was sie wirklich beschäftigte, waren ihre Erinnerungen, die nun fast vollständig verschwunden waren. Komisch war es aber, dass es die Erinnerungen von ihrer anderen Welt waren. Über sich selbst wusste sie noch alles, jedes kleine Detail, was nichts mit ihrer eigentlichen Welt zu tun hatte. Nach längerem Überlegen kam sie schließlich zu dem Schluss, dass es etwas mit dieser Person zu tun haben muss, der sie, kurz bevor sie hier John und Elizabeth getroffen hatte, begegnet war und etwas von verschiedenen Welten erzählt hatte. Ob ihr diese speziellen Erinnerungen vielleicht bewusst genommen wurden? Nur wie sollte so etwas gehen? Anne war nur heilfroh, dass sie - warum auch immer - noch wusste, dass sie aus einer anderen Welt kam. Seit etwas mehr als vier Wochen befand sich Anne nun schon auf dieser Insel ohne auch nur eine Idee zu haben, wie sie wieder zurück in ihre Welt kommen könnte. Trotzdem fühlte sie sich sehr wohl und je mehr Zeit verging, desto weniger wollte sie wieder zurück. Anne vermutete, dass dies aber auch nur daran lag, dass ihr ihre Erinnerungen fehlten. Es war später Abend beinahe schon Nacht und wie sonst auch, saß sie mit John und Elizabeth zusammen beim Abendessen. John war gerade dabei von seinen heldenhaften Taten zu berichten, die er im Hafen Port Shell auf dieser Insel mit seinem Freund Sam vollbracht hatte. Diese Taten waren meist nur kleine Dinge. Zum Beispiel halfen er und sein Freund den Matrosen der Schiffe, die hier hin und wieder anlegten, um Nahrungsmittel zu liefern. Er war gerade dabei zu schildern, wie schwer doch seine Kiste gewesen war, die er ganz alleine zum alten Mr Smith getragen hatte, als es plötzlich an der Tür klopfte. Erst nur ganz leise, doch dann wurde es immer lauter. Elizabeth schaute erstaunt von ihrem Essen auf und fragte sich: „Wer will denn um diese Zeit denn noch etwas von uns?“ Sie wollte sich gerade erheben, um die Tür zuöffnen, da sprang John, hilfsbereit wie er war, auf und rannte zur Tür. Kurze Zeit später hörten Elizabeth und Anne ihn rufen: „Mama! Komm mal her! Hier ist ein gewisser Mr Barbossa, der dich sprechen will!“ Als Elizabeth den Namen Barbossa hörte, blickte sie verwundert und ein bisschen ungläubig in Richtung Tür. „Sag ihm, dass ich sofort komme, John!“, rief sie, stand abrupt auf und eilte zur Tür. Anne wurde neugierig und stand ebenfalls auf, um zur Tür zu gehen, wo dieser Brabossa sein sollte. Merkwürdig. Irgendwie kam ihr dieser Name so bekannt vor…. Nur woher? Nun noch neugieriger geworden ging sie zur Haustür. Dort sah sie, wie gerade ein schon recht alter Mann eintrat. Er hatte einen großen Hut auf, schulterlanges blasses blondes Haar und einen Affen auf der Schulter. Dann trat jedoch noch ein Mann ein, mit dem Elizabeth gar nicht gerechnet hatte. Er hatte lange schwarz braune Haare, trug ein rotes Kopftuch und seine Augen waren dick mit schwarzem Kajal umrandet. „Jack!?!“, rief Elizabeth überrascht, als sie ihn sah. „Der einzig wahre“, erwiderte dieser. „Aber was macht ihr beide hier?“, wollte Mrs Turner überrascht wissen. Dieses mal ergriff der Mann mit dem Affen auf der Schulter, der wohl Barbossa war, das Wort: „Wir sind hier um Euch abzuholen, Mrs Turner. Der 5. hohe Rat der Bruderschaft wurde einberufen und Ihr als Königin dürft da auf gar keinen Fall fehlen.“ „Aha“, murmelte Elizabeth nachdenklich. „Und was ist, wenn ich nicht mit Euch mitkomme?“ Dieser antwortete darauf: „Ihr müsst. Es ist eure Pflicht als Königin dorthin zugehen und selbst wenn Ihr nicht zur Königin gewählt worden und nur einer der neun Lords wärt, müsstet Ihr mitkommen.“ „Ich habe aber nicht die Absicht mit Euch zur Schiffbruchbay mitzukommen, da ich nach dem Kampf gegen die Dutchman im Mahlstrom die Piraterie aufgegeben habe und nun ein ganz normales Leben mit meinem Sohn führe“, erwiderte Elizabeth etwas schnippisch und machte Anstalten die Tür zu schließen, doch Barbossa hielt einfach seinen Fuß davor. „Wie ich schon sagte“, erklärte er und setzte ein fieses Grinsen auf, wobei er seine gelblichen verfaulten Zähne entblößte, „Ihr müsst mit uns mitfahren. Ihr habt eigentlich gar keine andere Wahl.“ „So habe ich das?“, fragte sie lauernd. „Wie ICH nämlich schon sagte, werde ich nicht mit Euch zum Hohen Rat der Bruderschaft fahren, sondern mit John hier bleiben!“ Barbossa verdrehte die Augen. „Wenn Ihr nicht wollt, Mrs Turner, dann werde ich Euch eben dazu zwingen.“ Mit diesen Worten zückte er blitzschnell seine Pistole und hielt sie John vor die Stirn. Dieser starrte völlig entsetzt auf den Lauf von Barbossas Pistole und rührte sich keinen Zentimeter. Anne, die in Johns Nähe stand, rückte vorsichtig etwas weiter weg von Elizabeths Sohn und versuchte so unauffällig, wie es nur möglich war, zu sein. Elizabeth starrte nur mit einer Mischung aus Wut und Entsetzen Barbossa an. Sie ärgerte sich, dass sie ihr Schwert nicht parat hatte, doch das lag, wie auch alle anderen Sachen, die an ihr Piratenabenteuer erinnerte, gut verstaut in einer Kiste auf dem Dachboden. Sie versuchte zu Lächeln und fragte dann: „Und aus welchem Grund gehst du zum hohen Rat der Bruderschaft, Jack? Letztes Mal bist du auch eher unfreiwillig mitgekommen.“ „Weißt du Liebes…“, meinte Jack und machte eine kleine Pause, als würde er noch einmal überlegen, wie er sich ausdrücken sollte. „Das hat alles etwas mit einem Handel zu tun.“ „Einem Handel?“ Elizbeth hob skeptisch eine Augenbraue. „Ja einem Handel“, fuhr Barbossa genervt dazwischen. „Und jetzt lenk nicht vom Thema ab. Entweder du kommst mit uns oder ich erschieße deinen Sohn!“ Mrs Turner schnappte bei dieser Forderung empört nach Luft. Aber was sollte sie auch anderes von Piraten erwarten? „Gut“, erklärte sie dann. „Aber nur wenn John und Anne mitkommen können.“ „Ich sehe keinen Grund auch noch dieses Mädchen mit zunehmen. Und ich denke nicht, dass sie eure Tochter ist, oder?“, meinte Barbossa. „Sie ist zwar nicht meine Tochter“, stellte Elizabeth klar, „aber sie ist zur Zeit mein Gast und ich würde sie und John gerne dabei haben.“ „Nichts da das Mädchen bleibt hier!“, sagte Barbossa bestimmend. Oh nein, dachte Anne entsetzt, wenn ich nicht mitgenommen werde, dann ist es das Aus für mich. Was soll ich dann nur tun? Sie zermarterte sich verzweifelt den Kopf wie sie es schaffen könnte mit an Bord des Schiffes zu kommen. Elizabeth konnte ihr auch nicht mehr helfen, da Barbossa nun die Pistole geladen hatte und endgültig damit drohte John zu erschießen, wenn sie jetzt nicht endlich aufhörte zu verlangen, dass Anne mitkommen solle. Und dabei kannte Mrs Turner Anne kaum und ging solch ein Wagnis ein. Das erstaunte Anne sehr, war zugleich aber auch sehr dankbar, was Elizabeth betraf. Und dann kam ihr auf einmal eine Idee, wie sie vielleicht doch noch mitkommen könnte. „Sagt mal, Mr Jack“, fing Anne an wurde von ihm aber prompt unterbrochen: „CAPTAIN Jack Sparrow wenn ich bitten darf.“ „Also gut“, meinte Anne. „Captain Jack Sparrow meint ihr, ihr könntet mich vielleicht auf eurem Schiff gebrauchen? Ich könnte zum Beispiel das Deck schrubben oder etwas Anderes machen.“ „Warum eigentlich nicht?“, überlegte Jack laut und warf verstohlen einen Blick auf Barbossa, der nicht gerade begeistert wirkte. „Also gut“, rief Jack überschwänglich. „Willkommen in der Crew der Black Pearl!“ „Jack“, knurrte Barbossa nur und hörte sogleich von Jack: „Was?“ Dann wendete er sich wieder Elizabeth zu, wobei er sein Kapuzineräffchen kraulte, zuckte mit den Schultern, meinte: „Da wir das jetzt geklärt hätten…“, und steckte die Pistole wieder weg. John atmete daraufhin erleichtert auf ebenso wie seine Mutter. „Das war knapp“, stöhnte der Junge und drehte sich mit leuchtenden Augen zu Anne um. „Hast du das gesehen, Anne?“, rief er. „Ich wurde von einem echten Piraten bedroht. Das muss ich unbedingt Sam erzählen!“ Anne lächelte nur und wartete ab, was nun geschah. „Also Mrs Turner wenn ihr uns nun folgen würdet“, sagte Barbossa und machte eine einladende Handbewegung in Richtung Port Shell. „Einen Augenblick ich muss nur kurz etwas holen.“ Elizabeth eilte die Treppen zum Dachboden hoch und kam dann nach einigen Minuten zurück. Sie hatte in der Zeit ihr Kleid gegen ein weißes Hemd mit einer roten Weste, einen Gürtel mit ihrem Schwert und eine braunen Hose ausgetauscht. „Gut es kann losgehen“, erklärte Elizabeth. Woraufhin Jack, Barbossa, Anne, John und als letzte sie selbst das Haus in Richtung Port Shell mitten in der Nacht verließen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So hier ist endlich Kapitel 3. Ich hoffe es hat euch gefallen. Mir persönlich gefällt der Anfang zwar nicht so gut aber das Gespräch mag ich. Es hat außerdem ziemlich viel Spaß gemacht das zu schreiben. Deine Frage Chihiro1821 mit Annes Erinnerungen habe ich versucht so gut es geht in diesem Kapitel zu beantworten. Ich hoffe es ist mir gelungen. Falls es Fragen zum Kapitel oder Verbessungsvorschläge gibt, bitte schreiben^^ Und ich weiß, dass ich nicht sehr einfallsreich bin was Namen betrifft (Port Shell)^^" Davy-Jones Kapitel 4: An Bord der Black Pearl ---------------------------------- Ich muss mich erst mal entschuldigen, dass das 4. Kapitel nun solange gedauert hat. Ich kann dazu nur sagen: "Kreatief entstanden, dauerte an und wurde (fürs erste) überwunden." So und jetzt viel Spaß beim lesen: ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Port Shell war ein eher kleiner Hafen. Anne konnte gerade mal drei Schaluppen und ein etwas größeres Fischerboot am Steg entdecken. Etwas weiter Abseits lag ein Ruderboot, zu dem Jack und Barbossa zielstrebig hinliefen. Im Licht der Sterne konnte man sehen, dass in diesem Boot schon zwei Gestalten saßen. Als sie etwas näher dran waren, konnte Anne mehr erkennen. Der eine war ziemlich dünn, soweit sie das beurteilen konnte, der andere war dicker und hatte eine Glatze. So sah das zumindest aus. „Sag mal John. Kennst du die beiden, die in dem Ruderboot sitzen?“, fragte Anne neugierig. „Nein“, meinte John. „Du?“ Anne verneinte seine Frage und fragte sich, wie sie die auch kennen sollte. „Hmm aber wahrscheinlich kennt meine Mutter die beiden“, überlegte John laut. „Sie hat doch schließlich vor guten 10 Jahren zusammen mit Captain Jack Sparrow, Barbossa und meinem Vater gegen die Armada der East India Trading Company und dem ehemaligen Captain der Flying Dutchman gekämpft.“ Damit konnte sie nicht viel anfangen. Sie wusste weder wer die East India Trading Company war, noch wer dieser ehemalige Captain der Flying Dutchman sein sollte. Neugierig, wie sie war wollte das Mädchen deshalb wissen: „Dem ehemaligen Captain der Flying Dutchman? Warum dem ehemaligen?“ Doch John winkte ab. Zum einen sah sie ihm an, dass ihm dieses Thema unangenehm war, zum anderen, weil sie das Ruderboot erreicht hatten. Vom nahen betrachtet schätzte Anne, dass ungefähr neun Leute in dieses Boot passten und sie waren sieben. Also passten alle rein. Nachdem alle anderen ins Boot eingestiegen waren, stieg auch Anne ein und setzte sich neben John. Während die beiden, die im Boot gesessen hatten, anfingen zu rudern, starrte Anne abwesend aufs Wasser, das durch das Licht der Mondsichel und der Sterne am nachtblauen wolkenlosen Himmel silbern schimmerte. Sie wurde vom Meer magisch angezogen, wie es da so nachtschwarz mit einem geheimnisvollen silbernen Schimmer gegen das Boot plätscherte. Etwas weiter vor ihnen konnte man den Umriss eines großen prächtigen Schiffes erahnen. „Das ist die Black Pearl“, stellte John beeindruckt fest, obwohl man gerade mal einen Umriss sehen konnte. An Bord waren sämtliche Lichter gelöscht, so dass das Schiff nur vom Sternenlicht beleuchtet wurde. „Ja die Black Pearl…“, bestätigte Elizabeth und starrte gedankenverloren auf das Schiff, das ihre Erinnerungen geweckt hatte. Sie dachte an die Abenteuer zurück, die sie mit Jack, Will und all den anderen an Bord dieses Schiffes erlebt hatte. Auf diesem Schiff hatte sie Will geheiratet, nichts ahnend von seinem schweren Schicksal, das ihn kurz darauf erwarten sollte. „Wir sind da“, verkündete der dünne Mann am Ruder und riss damit Anne und Elizabeth aus ihren Gedanken. Anne blickte auf und sah das größte Schiff, was sie in ihrem Leben gesehen hatte. Es war allerdings auch das erste Schiff, das sie in natura sah. Immer noch sehr beeindruckt von der Black Pearl machte sie sich daran die Strickleiter hochzuklettern. An Bord wartete sie noch auf Elizabeth und John und wurde dann von dem dünnen Mann in eine Kajüte geführt in der zwei Hängematten waren und ein Bett. Anne suchte sich eine Hängematte aus ebenso wie John. Nach einiger Zeit schlief sie vom leichten Schaukeln des Schiffes schließlich ein. Am nächsten Morgen wäre Anne beinahe aus ihrer Hängematte gefallen, da sie nicht daran gedacht hatte, dass sie nun in einer schlief und nicht in einem Bett. Leise vor sich her fluchend kämpfte sie sich aus der Hängematte. Dabei weckte sie jedoch John, der nicht daran dachte, nicht in einem Bett zu schlafen und prompt mit einem lauten Rumps aus der Hängematte fiel, wovon dann auch noch Elizabeth geweckt wurde. „Was ist denn los?“, murmelte sie verschlafen. „Oh je tut mir Leid Mama. Ich bin aus der Hängematte gefallen“, erklärte John verlegen. „WAS?“, entfuhr es seiner Mutter. „Hast du dich verletzt? Tut dir irgendetwas weh?“ „Nein, nein es ist alles in Ordnung“, beschwichtigte er sie und stand auf. Nachdenklich lief Anne in der kleinen Kajüte auf und ab. Das leichte Schaukeln des Schiffes störte sie dabei nicht. „Ich hoffe ich bin nicht allzu neugierig, Mrs Turner, aber könntet Ihr mir vielleicht sagen wohin wir überhaupt fahren?“ Elizabeth seufzte. „Wir fahren zur Schiffbruchbay. Man kann sagen, dass sie eine Piratenstadt ist. Errichtet auf unzähligen Wracks. Dort findet auch der hohe Rat der Bruderschaft statt, ein Rat bestehend aus neun Piratenfürsten oder auch Lords, die zusammen in einer Krise entscheiden, was nun zu tun ist. Vor zehn Jahren fand der 4. hohe Rat dort statt, bei dem ich zur Königin gewählt wurde und nun wurde der 5. hohe Rat einberufen, an dem ich teilnehmen muss.“ „Aha. Glaubt Ihr Mrs Turner, ich könnte auch an diesem Rat teilnehmen oder zumindest dabei sein?“, fragte Anne neugierig. „Und ich vielleicht auch?“, wollte John dann ebenfalls wissen. Elizabeth schaute die beiden überrascht an. „Also ich glaube nicht, dass das was für euch beide ist. Aber ich denke mal es wäre das beste, wenn ihr beide trotzdem dabei seid.“ Bei diesen Worten hellten sich die Gesichter der beiden wieder auf, da sie bei Elizabeths ersten Worten schon dachten, dass sie es nicht zulassen würde. Nach diesem Gespräch gingen die drei an Deck, wo Anne auf Jack traf. „Du bist doch die von gestern, die bei mir angeheuert hat, oder?“ Anne nickte. „Gut“, erklärte Jack, „Dann fängst du am besten damit an, das Deck zu schrubben.“ „Und wo finde ich das Putzzeug?“, erkundigte sich Anne. Jack überlegte. „Am besten fragst du da Pintel oder Ragetti dort drüben“, er zeigte in die Richtung, wo die beiden standen, die sie gestern Nacht mit dem Ruderboot zu Pearl gebracht hatten, „du kannst dich aber auch an Barbossa wenden.“ Sich an Barbossa zu wenden, darauf konnte sie verzichten. Da ging Anne doch viel lieber zu Pintel und Ragetti. Der größere der beiden starrte sie etwas dümmlich an, als er sah, dass Anne auf die beiden zuging. „Was willst du denn?“, fragte er sie und starrte sie an. „Ähm ihr beide seid doch Pintel und Ragetti oder? Ich wurde vom Captain zu euch geschickt. Ihr sollt mir sagen, wo ich das Putzzeug finde.“, erklärte Anne und starrte Ragetti neugierig an. Dabei stellte sie fest, dass sein rechtes Auge ein Holzauge war. „Ach dann gehörst du zu denen, die wir heute Nacht zur Pearl gebracht haben?“, wollte nun der andere wissen, der, wie Anne feststellte, keine Glatze hatte aber kurz davor war. Er hatte nur noch ein paar vereinzelt dünne graue Haarsträhnen. „Ähm ja genau“, bestätigte Anne schnell, wobei sie ihn immer noch musterte. Dies schien ihm wohl unangenehm zu werden, denn er beeilte sich damit schroff zu sagen: „Das Putzzeug findest du dort drüben.“ „Vielen Dank“, erwiderte Anne lächelnd und ging in die angegebene Richtung. Im Hintergrund hörte sie aber noch wie der kleine dicke seinen Freund fragte: „Sag mal sehe ich vielleicht irgendwie komisch aus, Ragetti? Die hat mich nämlich so angestarrt.“ „Ach wahrscheinlich hat die noch nie zwei richtige Piraten gesehen“, antwortete sein Freund Ragetti ihm mit fester Überzeugung. Anne musste bei diesem Gespräch grinsen, nahm sich den Lappen und begann damit das Deck zu schrubben. Nach einiger Zeit, gönnte Anne sich eine Pause. Sie schätzte, dass sie nun schon bestimmt seit über zwei Stunden dabei gewesen war, das Deck zu schrubben. Jetzt hatte sie schon mehr als die Hälfte ihrer Arbeit geschafft und brauchte dringend eine Pause. Erschöpft lehnte sie sich an die Reling und betrachtete die wogenden Wellen des Meeres und genoss das einschläfernde Schaukeln des Schiffes. Plötzlich wurde Anne aus ihren Gedanken gerissen. „Hey du! Sag mal drückst du dich etwa vor deiner Arbeit?“, hörte sie eine Stimme rufen. Erschrocken drehte sie sich um und sah einen hochgewachsenen schwarzhaarigen Jungen vor ihr stehen mit dunkelgrünen vergüngt blitzenden Augen und einem verschmitzten Lächeln im Gesicht. „I-ich nein also ich meine ich mache nur gerade eine Pause“, stotterte Anne völlig aus der Fassung gebracht. „So so eine Pause also…“, brummte der Junge nachdenklich und rieb sich am Kinn. „Ob der Captain wohl erfreut sein wird, dies zu hören?“ Langsam gewann Anne ihre Fassung wieder und erwiderte empört: „Man wird ja wohl noch eine Pause machen dürfen, bei einer so anstrengenden Arbeit!“ Jetzt grinste ihr Gegenüber. „Das war doch nicht ernst gemeint. Ich war nur neugierig wer diese neue Person ist, die der Captain heute Nacht angeheuert hat. Aber ich hätte nicht damit gerechnet, dass es ein Mädchen ist.“ „Ist irgendetwas daran schlimm, dass ich ein Mädchen bin, das der Captain angeheuert hat“, fragte sie ihn. In ihrer Stimme schwang Verärgerung mit. Erstaunt guckte der schwarzhaarige Junge sie an. „Es werden nie Frauen oder eben auch junge Frauen, wie du schon eine bist, mit an Bord eines Schiffes genommen, weil es die Männer ablenken könnte.“ „Aha ich verstehe. Du willst mir damit also sagen, ich würde dich ablenken“, entgegnete sie nun mit einem frechen Grinsen im Gesicht. Erwischt. Seine Gesichtsfarbe wurde eine Spur dunkler. „N-Nein das will ich damit nicht sagen!“, erklärte er. „Ich war eben nur etwas verwundert darüber. Aber sag mir, wie lautet dein Name?“ Anne musste auf die Reaktion des Jungen schmunzeln. „Mein Name ist Anne“ „Und weiter?“ „Sag ich dir nicht. Wie ist denn dein Name“ „Ach so. Na gut meiner ist Fin.“ „Und weiter?“ „Das werde ich dir auch nicht sagen.“ „Dann eben nicht“, meinte Anne. Fin konnte ja nicht wissen, dass sie ihm ihren Nachnamen aus einem bestimmten Grund nicht nennen konnte, da sie ihn einfach nicht mehr wusste. Er war wie viele Dinge auch, einfach ihrem Gedächtnis entschwunden. Anne reckte sich noch einmal und sagte dann: „Uahh ich glaube ich mache mal meine Arbeit weiter. Sonst wird man mich wohl weiterhin als faul bezeichnen“, und warf Fin einen vielsagenden Blick entgegen. Ehe dieser noch etwas entgegnen konnte, war Anne schon bei ihrem Putzzeug und machte sich wieder an die Arbeit. Es verging noch einige Zeit, ehe sie fertig mit dem Deckschrubben war. Nachdem sie ihr Putzzeug wieder weggestellt hatte, trat schon die Abenddämmerung ein. Ich hätte nie gedacht, dass das Schrubben eines Decks solange dauern könnte, dachte Anne bei sich und lief zu Elizabeth, die gerade mit Jack diskutierte. „…Und warum musstest du dieses arme Mädchen unbedingt anheuern? Es hätte doch gereicht, wenn du sie einfach nur mit uns an Bord genommen hättest. Oder ging es dir nur darum Barbossa zu ärgern?“ Jack starrte Elizabeth einfach nur an. Seine dunklen Augen wirkten nachdenklich, so als würden ihm Elizabeths Vorwürfe ein schlechtes Gewissen bereiten. Doch dann erwiderte mit einem leichten Lächeln im Gesicht: „Wie recht du doch hast. Das Mädchen – wie hieß es noch mal? - habe ich aber auch aus einem anderen Grund angeheuert, den ich dir aber nicht sagen werde.“ „Aha ebenso wie du mir den Handel verschweigst, den du mit Barbossa gemacht hast, damit du mit zum Hohen Rat der Bruderschaft gehst“, sagte Elizabeth verärgert. „Oh nein“, erwiderte Jack und vollführte dabei mit einer Armbewegung wieder diese sonderbare Gestik, die Anne noch nie zuvor bei einem Menschen gesehen hatte. „Diesen Handel werde ich dir verraten können.“ Das schien Johns Mutter zu überraschen und sie wartete gespannt ab, dass Jack fortfahren würde. „Der Handel war recht simpel. Barbossa forderte lediglich von mir, dass ich beim Hohen Rat der Bruderschaft dabei sein werde, dann wird mir allein die Position als Captain zuteil werden, die ich natürlich so schon habe, und er wird sich mit der Stelle als 1. Maat zufrieden geben.“ Bevor Elizabeth darauf etwas sagen konnte, bemerkte sie Anne. „Oh Anne“, sagte sie, „möchtest du etwas von mir?“ Das Mädchen konnte jedoch nicht antworten, da Jack sie vorher fragte: „Bist du mit dem Deckschrubben fertig?“ „Ja, Captain.“ „Gut dann kannst du für heute mit deiner Arbeit aufhören.“ „Ich danke Euch“, erwiderte Anne und wandte sich dann wieder zu Elizabeth: „Ich wollte Euch etwas fragen, Mrs Turner.“ „Und was?“, wollte Johns Mutter neugierig wissen, während Jack sich in den Hintergrund zurückzog. „Kennt ihr den Schiffsjungen Fin? Sagt Euch der Name vielleicht etwas?“ „Ah.“ Elizabeth lächelte wissend. „Wie ich sehe bist du ihm schon begegnet. Aber zurück zu deiner Frage. Ja, ich kenne ihn. Jedoch auch erst seit diesem Tag.“ Jack wurde hellhörig und fragte aus dem Hintergrund: „Aus welchem Grund willst du etwas über den Jungen wissen? Oder hat er dich vielleicht während deiner Arbeit gestört. Das tut er nämlich bei vielen hier, die gerade erst neu an Bord der Pearl sind.“ „Nicht direkt“, wich Anne aus. Ihr wurde das Gespräch langsam unangenehm, da sie ja eigentlich nur wissen wollte, ob Elizabeth ihr von früher etwas über Fin erzählen konnte, nur der Gedanke war sehr dumm von ihr gewesen. Wenn sie noch einmal genau darüber nachdachte, war es ziemlich unwahrscheinlich, dass Fin schon vor 10 Jahren an Bord der Pearl gewesen war. Um ihren Captain und Johns Mutter auf einen anderen Gedanken zu bringen fragte sie stattdessen: „Verzeiht mir die Frage, Captain. Aber ich wollte Euch fragen, wo ich vielleicht etwas zu Essen bekommen könnte, da ich ziemlich hungrig bin.“ „Warte Anne. Warum begleitest du John und mich nicht einfach, denn wir beide wollten gleich auch noch etwas essen gehen“, schlug Elizabeth vor ehe Jack etwas sagen konnte. Dann ging sie in Begleitung von Anne die Brücke hinunter zur Kombüse, wo John schon auf sie wartete. Zurück in ihrer Kajüte begannen die drei mit dem Abendessen. Dieses bestand aus einem Zwieback und einer Suppe, die mehr nach Wasser als nach allem anderen schmeckte. „Hmm irgendwie schmeckt mir das Essen nicht wirklich“, murmelte John. „Tut mir Leid, John. Aber an das Essen wirst du dich gewöhnen müssen, solange wir hier an Bord dieses Schiffes sind“, sagte Elizabeth nur und widmete sich wieder der Suppe. Anne hingegen hatte nicht viel gegen das Essen einzuwenden. Immer noch besser als gar nichts, sagte sie sich. Während das Mädchen in Gedanken versunken so dasaß, stürmte Barbossa auf einmal an der Kajüte vorbei in die Kombüse hinein. Sie hörte ihn dort drinnen laut fragen: „Master Pintel, wo sind meine Äpfel?“ Dann wurde das Gespräch leiser fortgesetzt, so dass Anne nichts mehr verstehen konnte. Später hörte sie wie Schritte aus der Kombüse in ihre Richtung kamen. Es war wieder Barbossa, der dieses mal in der rechten Hand einen grünen Apfel hielt. Als Barbossa außer Hörweite war, fragte Anne Elizabeth: „Sagt Mrs Turner, dieser Barbossa isst ziemlich gerne Äpfel oder?“ „Ja das tut er“, antwortete Johns Mutter und dachte an vergangene Zeiten zurück. Da kam John auf einmal auf die Idee, dass er sich doch dann auch Äpfel zum essen nehmen könne, statt dieses ungenießbare Essen essen zu müssen und äußerte seine Überlegung. „Ich glaube nicht, dass Barbossa damit einverstanden wäre, wenn jemand seine Äpfel essen würde“, meinte seine Mutter schmunzelnd. Dann fiel ihr noch etwas ein, denn sie sagte zu Anne: „Ach und Anne, jetzt da wir doch wieder unter Piraten sind, nenn mich einfach Elizabeth.“ „Aber dieser Barbossa nennt Euch doch auch nur Mrs Turner“, bemerkte Anne, der es komisch vorkam auf einmal Mrs Turner nur noch mit Elizabeth ansprechen zu sollen. Elizabeth erwiderte daraufhin: „Ich denke das ist etwas Anderes.“ „Wenn Ihr das unbedingt so haben wollt, Elizabeth, dann mache ich das“, erklärte Anne und musste gähnen. „Das Dechschrubben war doch anstrengender, als ich gedacht hatte“, murmelte sie und wollte ihre Schüssel zur Kombüse bringen. Doch da sprang John auf schnappte sich Annes Schüssel und meinte: „Geh du schon mal in deine Hängematte und versuche zu schlafen. Ich werde in der Zwischenzeit deine Schüssel wegbringen.“ Wenn er das so gerne machen will, soll er das tun, dachte Anne bei sich und dankte John für seine Hilfsbereitschaft. Dann schlurfte sie zur Hängematte, in der sie schon nach kurzer Zeit einschlief. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Das war Kapitel 4. Na ja also so toll fand ich es jetzt nicht und irgendwie wurde das dann auch noch immer länger -_- Egal ein paar wichtige Dinge waren da schon drin, welche sag ich aber nicht ;) Ach und falls es noch jemand wissen will wie es jetzt mit den weiteren Kapiteln aussehen wird: Kapitel 5: Da kommen die dann zu Schiffbruchay ich weiß nur noch nicht so genau ob der Rat da schon beginnt. Kapitel 6: Hier findet dann endlich der 5. Hohe Rat der Bruderschaft statt^^ Davy-Jones Kapitel 5: Die Schiffbruch Bay ------------------------------ Am nächsten Morgen machte Anne sich sofort daran, mit dem Deckschrubben anzufangen. Dieses mal war es jedoch anstrengender für sie, da sich das Deckschrubben von gestern bei ihr mit Muskelkater bemerkbar machte. So dauerte es etwas länger, bis sie schließlich die Hälfte ihrer Arbeit geschafft hatte, um sich dann endlich eine Pause zu gönnen. Wie auch schon am vorherigen Tag tauchte Fin wieder auf. „Na faulenzen wir wieder?“, fragte er grinsend. Dieses mal wusste Anne, dass er sie das nur aus Spaß fragte und sie antwortete deshalb: „Siehst du doch. Ich stehe hier schon seit dem Sonnenaufgang faul an der Reling.“ Fin musste lachen. „Ja das sehe ich.“ „Und jetzt bist du gekommen, um dich bei mir zu beschweren, ich würde dich ablenken“, schlussfolgerte Anne scherzhaft. „Nein, so etwas würde nie in meiner Absicht liegen“, erklärte er mit ernster Miene und musste dann aber doch wieder grinsen. Die beiden unterhielten sich lange, länger als beim letzten mal und zwischen durch fing einer an zu lachen, woraufhin der andere miteinfiel. So vergingen mehrere Tage. Während Annes Pause kam Fin zu ihr und die beiden fingen an sich zu Unterhalten. Meist ging es dabei um belanglose Dinge wie: das Wetter oder die Arbeit auf dem Schiff. Einmal jedoch wechselte das Thema durch Zufall auf ihre Herkunft, bei dem Fin sowie Anne kein Sterbenswörtchen über dieses Thema verloren. Die eine, weil sie es nicht konnte, der andere, weil er es aus einem bestimmten Grund nicht wollte. Daher wechselten sie schnell wieder das Thema aufs Wetter und taten, als hätte nie der eine den anderen nach der eigentlichen Herkunft gefragt. Während Fin Anne am Anfang sehr komisch und auch recht unsympathisch vorkam, wurde er ihr immer sympathischer. Auch Fin erging es so mit Anne. Eines Tages, Anne war nun schon seit mehr als sechs Tagen an Bord der Pearl, fragte sie Fin bei ihrer Pause, was er über die Schiffbruchbay wisse. „Die Schiffbruchbay…“, wiederholte er nachdenklich. „Sehr viel weiß ich darüber auch nicht. Ich kann dir nur das wiedergeben, was ich über diesen Ort gehört habe.“ „Das stört mich nicht. Mir ist es nur wichtig schon mal etwas über diesen Ort zu erfahren, bevor wir morgen dort ankommen“, meinte Anne. Fin nickte und begann zu erzählen: „Die Schiffbruchbay soll ein erloschener Vulkankrater sein, in dem sich der Ort Schiffbruch befindet, der aus sehr vielen Schiffwracks gebaut wurde. Die Schiffbruchbay selbst soll eine uneinnehmbare Festung sein, die nur durch Verrat erobert werden kann. Wie du siehst ist das ein sehr geeigneter Stützpunkt für die Piraten, aber einfallsreich darin Dingen einen Namen zu geben sind Piraten ja nicht gerade oder was meinst du Anne?“ Anne lächelte. „Ja darin sind sie wirklich nicht einfallsreich. Aber glaubst du, dass es noch mehr Dinge über die Schiffbruchbay gibt, die du noch nicht erfahren hast?“ „Ja das glaube ich“, murmelte Fin nachdenklich. „Aber ich bin schon gespannt, was wir dort alles sehen werden. Morgen früh werden wir ja endlich die Schiffbruchbay erreichen.“ Bei diesem Gedanken leuchteten seine dunkelgrünen Augen freudig auf und er mahlte sich aus, was ihn dort alles erwarten wird. Viel mehr aber freute er sich auf den Hohen Rat der Bruderschaft. „Wusstest du eigentlich, dass der Hohe Rat der Bruderschaft durch ein Lied einberufen wird? Wenn das Lied gesungen ist, so heißt es, werden sich erneut die neun Piratenlords zusammenfinden, um das Problem, weswegen sie sich versammelt haben, zu besprechen“, sagte Fin auf einmal. Anne schüttelte den Kopf, „Wenn du wissen würdest wie viel ich nur wüsste…“, bemerkte sie leise. Dann wollte sie aber neugierig von ihm Wissen: „Was ist das denn für ein Lied? Kannst du es singen?“ „Und ob ich das kann“, antwortete der schwarzhaarige Junge und starrte gedankenverloren aufs weite blaue Meer hinaus. Dann begann er zu singen: The king and his men stole the queen from her bed and bound her in her bones. The seas be ours and by the powers where we will -- we'll roam. Yo, ho, haul together, hoist the colours high. Heave, ho, thieves and beggars, never shall we die. The bell has been raised from its watery grave, Do you hear its sepulchral tone? A call to all, pay heed the squall And turn your sails toward home! Yo, ho, haul together, hoist the colours high. Heave ho, thieves and beggars, never say we die. Als er mit dem Lied geendet hatte, drehte er sich wieder zu Anne um. „Und wie fandest du es?“ „Es war…, wie soll ich sagen, schön und hatte aber auch irgendwie etwas Bedrohliches…. Aber die Melodie ich glaube, wenn man die einmal im Kopf hat, wird man sie nicht wieder so schnell los“, erklärte Anne lächelnd. „Ja das stimmt“, bestätigte Fin. „Aber sag mir, hast du Lust dieses Lied zu lernen? Ich könnte es dir beibringen.“ Anne dachte einen Moment über Fins Angebot nach, obwohl ihr schon bewusst war, dass sie es annehmen würde. Dann nickte sie. „Ich würde das Lied gern singen können.“ „Das freut mich“, erklärte Fin sichtlich darüber erfreut, dies von Anne zu hören. Im Laufe des Nachmittags hatte es Anne geschafft. Nun konnte auch sie „Hoist the Colours“ singen und zusammen mit Fin sang sie es immer und immer wieder. Es machte ihr so großen Spaß, dass sie ihre eigentliche Arbeit, nämlich das Deckschrubben einfach vergaß. Irgendwann kam dann John neugierig an, der wissen wollte, was die beiden da sangen. Als er hörte, was das für ein Lied sei, bestand auch er darauf, dass es Fin und Anne ihm beibringen sollten. John brauchte etwas länger, als Anne um den Liedtext zu behalten, doch als auch er „Hoist the Colours“ fehlerfrei singen konnte, standen sie alle drei an der Reling und sangen mehr schlecht als recht dieses Lied. „Ich glaube das Lied werde ich nicht mehr so schnell vergessen“, sagte Anne irgendwann lachend. „Ja ja wenn man den Text einmal kennt ist das kein Problem mehr“, meinte Fin wissend, „Denn die Melodie, die ist wirklich leicht zu merken.“ Anne nickte nur zu Antwort und starrte gedankenverloren aufs weite Meer hinaus. Die Sonne begann schon unterzugehen und ließ den Himmel rötlicher wirken. „Sieht das nicht wunderschön aus?“, murmelte Anne verträumt. „Ja in der Tat“, pflichtete Fin ihr bei. Nur John konnte die beiden nicht ganz nachvollziehen. Für ihn sah das aus wie jeder normale Sinnenuntergang und die fand er eigentlich eher langweilig. Auf einmal fiel Anne erschrocken ein, dass sie ihre Arbeit das Deck zu schrubben völlig vergessen hatte. „Oh je das gibt ganz bestimmt Ärger“, sagte sie bedrückt. „Was meinst du denn?“, erkundigte sich Fin. „Na ich habe meine Arbeit vergessen“, erklärte sie ihm. „Als wir anfingen ‚Hoist the Colours’ zu singen, habe ich das Deckschrubben ganz vergessen.“ „Ach das meinst du. Na mach dir deswegen mal keine Sorgen. Ich werde mal mit dem Captain darüber reden und ihm erklären, dass es wenn überhaupt, eigentlich meine Schuld ist“, meinte Fin gelassen. Anne starrte ihn zweifelnd an. „Ich weiß nicht recht…“ Doch der schwarzhaarige Jung winkte mit einem verschmitzten Grinsen ab und machte sich auf, Jack zu suchen. Anne stöhnte und wartete ab, was nun kommen würde. Nach einer Weile kehrte Fin mit einem breiten Grinsen im Gesicht wieder zurück. „Es wurde alles geklärt und du bist ab heute Abend nicht mehr dazu verpflichtet das Deck zu schrubben.“ Ungläubig starrte Anne ihn an. „Wie hast du denn das gemacht?“ „Ach das war nicht so schwer…“, wich er ihrer Frage aus und meinte dann: „Aber ich würde, vorschlagen wir gehen jetzt etwas Essen und danach vielleicht auch schon schlafen, da wir morgen früh die Schiffbruchbay erreichen werden und ich nichts verpassen will.“ Das hörte sich vernünftig an und so gingen Anne und Fin gefolgt von John in die Kombüse, sich etwas Essen holen. Nach dem Essen, es war wie immer gerade so genießbar, ging Anne in ihre Hängematte. Doch irgendwie konnte sie nicht einschlafen. Viel zu viele Dinge schwirrten ihr im Kopf herum, als das sie hätte schlafen können. Zum einen war sie sehr aufgeregt, wenn sie an die Schiffbruchbay und den Hohen Rat der Bruderschaft dachte, zum anderen aber ging ihr auch Fin nicht mehr aus dem Kopf. Er hat irgendwie etwas Geheimnisvolles an sich, überlegte Anne. Nur was war das? Je länger sie darüber nachdachte, desto neugieriger wurde sie. Doch ihn einfach so zu fragen, wollte sie wiederum auch nicht. Irgendwann dann wurde es ihr zu bunt weiter darüber nachzudenken. Sie wollte einfach nur schlafen, um am nächsten Tag alles Wichtige mitzubekommen. Einfach an nichts denken, einfach an nichts denken, sagte sich Anne immer wieder und fiel langsam in einen traumlosen Schlaf. „Anne! Anne! Aufwachen!!!“ Verwirrt öffnete Anne die Augen. Was war da los? Warum schrie hier jemand so rum? Und warum rüttelte jemand an ihrer Hängematte? „Was ist denn los?“, murmelte sie schlaftrunken. „Anne wir haben die Schiffbruchbay erreicht“, rief John aufgedreht. „Beeil dich lieber, sonst wirst du noch etwas verpassen!“ Nach diesen Worten war sie auf einmal hellwach. „Die Schiffbruchbay sagst du?“, fragte Anne und setzte sich abrupt auf, verlor den Halt und fiel aus der Hängematte. Fluchend rappelte sie sich wieder auf. Das war ihr bei ihrem gesamten Aufenthalt auf der Black Pearl noch nie passiert und jetzt musste das natürlich passieren! „Hast du dich irgendwie verletzt“, erkundigte sich John besorgt und half Anne beim Aufstehen. „Nein, mir geht es gut. Aber jetzt lass uns schnell an Deck gehen, sonst verpassen wir wirklich noch etwas.“ Das musste sie ihm nicht zweimal sagen. Wie ein Blitz schoss John gefolgt von Anne aus der Kajüte aufs Deck. „Ah da bist du ja, Anne“, wurde sie von Fin empfangen. „Ich hatte John losgeschickt, er solle dich wecken, damit du nichts verpasst. Ich hoffe, das war dir recht.“ Anne lächelte. „Vielen Dank Fin und auch dir John dafür, dass du mich geweckt hast. Ich glaube sonst hätte ich wohl solange geschlafen, bis die Black Pearl im Hafen angelegt hätte.“ „Das dachte ich mir“, erwiderte Fin lächelnd. Dann wurden sie schlagartig still, da die Black Pearl einen dunklen höhlenartigen Gang passiert. „Was ist das“, flüsterte Anne erstaunt. „Das ist der Teufelsschlund“, wurde ihr von einer allzu bekannten Stimme erklärt. Verwirrt drehte sie sich um und sah Barbossa. Dieser stand ziemlich gelassen wirkend vor ihnen und machte einen etwas besserwisserischen Eindruck. „Barbossa, könnt Ihr uns mehr über den Teufelsschlund erzählen?“, fragte Fin höflich und neugierig zugleich. „Viel zu erzählen gibt es da nicht“, meinte Barbossa. „Dies ist der einzige Eingang zur Schiffbruchbay. Aber er ist auch tödlich, wie es der Name schon sagt. Unerfahrene Seeleute, die diesen Weg passierten, kentern meist, durch Felsen, die man nur umfahren kann, wenn man weiß wo sie liegen.“ „Ich hoffe doch der Captain weiß, wo die liegen“, murmelte John leicht beunruhigt. Er hatte das aber doch etwas zu laut gesagt, so dass Barbossa seine Bemerkung mitbekam und daraufhin entgegnete: „Der Captain ist zwar sehr unfähig, was seine Position und den Umgang mit diesem einzigartigen Schiff betrifft, doch ich denke, er wird den Weg schon kennen.“ Kaum hatte er seinen Satz beendet, als es auch wieder heller wurde und die Black Pearl den Teufelsschlund hinter sich ließ. Anne sah staunend um sich. Um sie herum waren riesige graue Steinwände, die sie vermuten ließ, dass Fins Erzählung über die Schiffbruchbay stimmte und sie sich wirklich in einem erloschenen Vulkankrater befand. Vor ihr aber befand sich ein riesiges beeindruckendes inselähnliches Gebilde gebaut aus lauter Schiffwracks. An dem Gebilde befanden sich viele Stege, an denen einige Schiffe angelegt hatten, zwar war dort noch viel mehr Platz, doch für Anne waren es so schon erstaunlich viele Schiffe, die alle aus einem anderen Land zu kommen schienen, zumindest war fast jedes einzigartig vom Bau her. Als sie sich zu Fin umdrehte sah sie ihn, ebenso wie sie gerade, staunend an der Reling lehnen und sich mit einer Hand an der Takelage festhaltend, wie er es am liebsten tat. Dann drehte er sich mit leuchtenden Augen zu Anne. „So etwas Beeindruckendes habe ich noch nie gesehen!“, rief er aufgeregt. „Sie dir nur mal Shipwreck City an. Diese ganzen Schiffwracks! Das ist so… das ist einfach nur Wahnsinn!“ Doch dann schien ihm auf einmal etwas einzufallen und er wandte sich zu Barbossa. „Und Barbossa zu Eurer letzten Äußerung vorhin wollte ich Euch noch etwas sagen!“ Der angesprochene sah in interessiert an, während er sein Äffchen kraulte. „Und das wäre?“, wollte Barbossa wissen. „Das was Ihr über m…“, fing Fin an und unterbrach sich, als ob er noch einmal über seinen Satz nachdenken müsse, den er angefangen hatte. Schließlich fuhr er fort: „Das was Ihr über meinen Captain gesagt habt, wage ich zu bezweifeln. Der Captain ist einzigartig und hat seine Position zu recht!“ „So hat er das?“, fragte Barbossa mit einem spöttischen Grinsen. Daraufhin nickte Fin kräftig mit seinem Kopf. „Ja, das hat er!“ Nach diesen Worten ging Barbossa achselzuckend davon. Wahrscheinlich wollte er nicht länger mit einem ihm untergeordneten Schiffsjungen diskutieren. Nachdem die Black Pearl an einem der Stege angelegt hatte, folgte Anne Elizabeth und John, die die Black Pearl verließen. „Kennst du schon die Schiffbruchbay?“, wollte Anne neugierig von John wissen. „Ja, das tue ich. Aber ich kann mich nicht mehr so deutlich daran erinnern, schließlich war ich erst vier, als wir diesen Ort hier verließen“, antwortete John. „Aha“, murmelte Anne und ging schweigend weiter. Es war ihr irgendwie unangenehm ihn mehr über seine Vergangenheit zu fragen. Irgendwie war sie der Meinung, dass wenn überhaupt er selbst davon erzählen sollte. Und da er das nicht tat, ließ sie es. Auch von dem Geschehen, vor mehr als zehn Jahren wusste sie eigentlich gar nichts. Nur, dass es da wohl einen 4. Hohen Rat der Bruderschaft gegeben haben muss, bei dem Elizabeth zur Pirtanekönigin gewählt worden war und dass nach dieser Wahl ein Kampf stattgefunden haben muss - gegen die Flying Durchman und ihrem ehemaligen Captain. Warum er als ehemalig bezeichnet wurde, wusste Anne nicht. Sie wusste noch nicht einmal, wie dieser überhaupt hieß. Plötzlich wurde Anne aus ihren Gedanken gerissen da eine Stimme erfreut rief: „Captain!“ Verwundert blickte sie auf und sah einen asiatisch aussehenden Mann auf Elizabteh zu eilen. Als diese ihn sah, war sie im ersten Moment überrascht, bis sie dann schließlich erstaunt sagte: „Tai Huang.“ „Es ist schön Euch wieder zu sehen, Captain“, sagte der asiatisch aussehende Mann, der anscheinend Tai Huang hieß, mit leichtem Akzent. Elizabeth lächelte. „Dem stimme ich dir zu. Seit wir uns das letzte Mal gesehen haben, sind nun schon fast sechs Jahre vergangen. Aber wie war deine Reise nach Singapur?“ „Sie war schön. Vor allem meine Familie hat sich gefreut mich wieder zu sehen“, erwiderte der Asiate mit einem Lächeln auf den Lippen. „Vielen Dank dafür, Captain!“ „Es freut mich zu hören, dass deine Reise schön war. Und wie lange bist du in deinem Heimatland geblieben?“, wollte Johns Mutter wissen. „Um die vier Jahre“, meinte Tai Huang. „Danach sind meine Männer und ich wieder zurück zur Schiffbruchbay gefahren und wir haben Barbossa getroffen. Aber na ja mehr kann ich Euch leider nicht verraten. Den Rest werde Ihr nämlich beim Hohen Rat erfahren.“ Elizabeth schien darüber etwas verwundert zu sein, ahnte dann aber warum. „Tai Huang wo ist eigentlich die Empress? Ich habe sie hier noch gar nicht entdecken können“, fragte John etwas vorlaut. Erst da schien der Asiate John zu bemerken. „Ah der junge Mr Turner. Es freut mich Euch zu sehen.“ „Die Freude ist ganz meinerseits“, erwiderte John daraufhin höflich. „Aber um auf Eure Frage zurückzukommen…“, sagte Tai Huang. Man konnte ihm ansehen, wie unangenehm ihm diese Situation zu sein schien. „Die Empress hat an der steuerbord Seite ein großes Leck. Ich bin froh, dass wir es damit noch bis hierher geschafft haben. Das Schiff wird gerade repariert. Es tut mir furchtbar Leid, Captain.“ Bei den letzten Worten senkte er demütig den Kopf vor Elizabeth. Diese dachte nach, wie sie nun darauf reagieren sollte. Schließlich meinte sie: „Hmm es ist zwar ärgerlich, aber doch nur halb so ärgerlich, als dass du mir den Grund verschweigst.“ Tai Huang wurde es sichtlich unwohler in seiner Haut und er guckte sich bedrängt nach allen Seiten um. „Also gut“, flüsterte er verschwörerisch. „Ich werde Euch den Grund nennen, aber vorher muss ich Euch darum bitten kein Wort Barbossa davon zu verraten, dass ich es Euch schon gesagt habe. Und John und das Mädchen müssen solange außer Hörweite sein.“ Elizabeth wunderte sich zwar über die Geheimniskrämerei vom Asiaten, doch willigte sie am Ende aus Neugier ein, seiner Forderung nachzukommen. Deshalb schickte sie John und Anne wieder zurück zur Black Pearl. Sie sollten sich umhören, ob schon bekannt ist wann der Hohe Rat der Bruderschaft anfinge. „Ich frage mich, was so geheim ist, dass wir beide nichts davon mitbekommen sollen“, murmelte John nachdenklich. „Das wüste ich auch gern“, stimmte Anne ihm zu. „Aber das werden wir beide wohl bald erfahren. Wahrscheinlich sogar heute noch.“ Dann verfielen beide während des Rests des Weges zur Pearl in ein brütendes Schweigen. Als sie wieder an Bord des schwarzen Schiffes waren, fragte John Anne: „Hast du eine Idee von wem wir erfahren können, wann der Hohe Rat beginnt?“ Ja, sie hatte da jemanden in Verdacht, doch den wollte sie nicht fragen. Es war Barbossa. Irgendwie wusste sie nicht, was sie von ihm halten sollte und hielt deshalb lieber Abstand von ihm. Aber es gab da einen, der es vielleicht auch noch wissen könnte. „Fin könnte das vielleicht wissen“, schlug Anne vor. John nickte zustimmend und machte sich gemeinsam mit ihm auf die Suche nach Fin. Jedoch erfuhren sie von Pintel, dass der schwarzhaarige Junge von Bord gegangen sei und wohl erst später zurückkommen würde. So beschlossen die beiden einfach zu warten. Nach einer Weile kam Fin dann auch wieder. Als er Anne und John sah, ging er verwundert auf sie zu. „Was macht ihr beide denn noch an Bord der Pearl?“, wollte er erstaunt wissen. „Die Schiffbruchbay ist doch so interessant.“ „Wir sollen hier auf meine Mutter warten“, erklärte John. Und Anne fügte noch hinzu: „Ach und Fin weißt du wann der Hohe Rat der Bruderschaft beginnt?“ „Hmm lass mich überlegen. Wenn ich mich nicht täusche, dann müsste der nach Sonnenuntergang anfangen“, meinte Fin. „Ah das ist gut“, sagte Anne. „Aber ich bin immer noch sehr müde. Ich denke ich werde die Zeit nutzen, um zu schlafen. Kann mich einer von euch beiden wecken, wenn der Rat beginnt?“ Beide nickten und erklärten sich gleichzeitig dazu bereit, sie zu wecken. „Vielen Dank“, meinte Anne dann und ging unter Deck in ihre Hängematte. Dieses mal war sie so müde, dass sie kaum mehr ein Gedanke an irgendetwas Anderes verschwendete. Und so fiel sie in einen Traum voller schicksalhafter Offenbarungen. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Das Kapitel ist wirklich lang geworden. Ich hoffe es stört keinen, war nämlich nicht so beabsichtigt. Na ja also was die Schiffbruchbay betrifft. Ich habe mich dafür in diesem Piratenhandbuch schlau gemacht^^ Außerdem hoffe ich, dass das bisschen Vergangenheit von John und Elizabeth verständlich war. Davy-Jones Kapitel 6: Der 5. Hohe Rat der Bruderschaft beginnt --------------------------------------------------- Annes Traum begann wirr und handelte von Fin und John die ‚Hoist the Colours’ grölten. Sie befanden sich wieder an Bord der Black Pearl. Doch als Anne auf die beiden zu gehen wollte, musste sie feststellen, dass es nicht ging. Sie konnte sich nicht bewegen. Hilflos musste das Mädchen mit ansehen, wie John plötzlich verschwand, sich in Luft auflöste. Doch das schien keiner zu bemerken. Sie rief Fin und versuchte voller Panik auf sich aufmerksam zu machen, doch er bemerkte sie nicht. Nur einmal sah er kurz in ihre Richtung und schaute dann wieder aufs Meer. Um Anne herum fing das hektische Treiben an, was an Bord der Black Pearl herrschte, sich langsam aufzulösen. Schließlich waren nur noch Fin und sie selbst übrig. Dann drehte sich Fin zu ihr um. Anne glaubte, er schaue ihr in die Augen und wollte gerade erleichtert zu einem Satz ansetzen, als ihr seine ausdruckslose Mimik bewusst wurde. Sie meinte Trauer in seinen grünen Augen zu erkennen. Diese war aber so schnell wieder verschwunden, dass Anne glaubte, sie hätte sich die Trauer nur eingebildet. Als sie sich wieder auf Fin konzentrierte, keuchte sie erschrocken auf. Seine teilnahmslose Mine war einem grausamen Lächeln gewichen und in seinen Augen spiegelte sich nur noch Hass und Verachtung wider. Nein, dachte Anne, nein! Das ist nicht Fin! Bevor sie aber irgendetwas tun konnte, war auch Fin wie die anderen zuvor verschwunden. Jetzt war sie ganz allein auf der Pearl auf dem weiten blauen Meer. Aber auch das war nur von kurzer Dauer. Ehe es sich Anne versah, fingen die Farben an zu zerfallen und unter ihren Füßen breitete sich bodenlose Dunkelheit aus. Schreiend fiel sie in diese hinein. Um sie herum herrschte undurchdringliche Dunkelheit und eine schwerlastende Stille. Irgendwie kam Anne diese Situation vertraut vor. Nach kurzem Überlegen wusste sie auch woher. Die gleiche Situation hatte sie schon einmal erlebt. Nämlich kurz bevor sie John getroffen hatte. Damals war da diese seltsame Frau gewesen, die ihr etwas über das Schicksal erzählt hatte. Würde sie es wieder tun? Würde sie überhaupt kommen? Und warum hatte sie bis jetzt noch nicht dieses Prickeln verspürt? Fragen über Fragen kamen Anne auf einmal in den Sinn bis sie schließlich rief: „Wer immer Ihr auch gewesen seid, zeigt Euch bitte!“ Kaum waren die Worte in der Stille verklungen, tauchte vor ihr der Umriss der Frau auf. Wieder lag das Gesicht im Gegensatz zum restlichen Körper im Schatten. „Anne, deine Zeit ist nun gekommen“, sagte die Frau. „Heute Abend beim Rat der Hohen Bruderschaft wirst du einen Teil deiner Aufgabe vollbringen können.“ Schon wieder so rätselhafte Worte! Was meinte sie nur damit? „Und warum sollte ich das tun?“, fragte Anne trotzig. Sie wusste ja schließlich noch nicht einmal mit wem sie da überhaupt sprach und warum sollte sie für irgendeine Unbekannte Aufgaben erfüllen? „Weil du keine andere Wahl hast“, erwiderte die Frau. Was sollte das denn nun schon wieder heißen? Anne wurde langsam verärgert. Sie wollte nicht zu irgendeinem Spielball werden, der das tat, wie es andere geplant oder befohlen hatten. Deshalb meinte Anne: „Egal was das ist, was ich erfüllen soll, Ihr werdet sehen, dass ich es nicht tun werde!“ „Ach Anne…“, seufzte die Stimme. Anne konnte dieses mal Verständnis heraushören und auch wenn das Gesicht im Schatten lag, war sie sich sicher, dass die Frau lächelte. Dann auf einmal verschwand die geheimnisvolle Frau wieder, so wie sie aufgetaucht war. Doch bevor Anne irgendetwas tun konnte, wurde sie bewusstlos. „Anne! Anne! Alles in Ordnung?“ Benommen schlug Anne die Augen auf. Sie lag auf einem Holzboden, der sanft schaukelte und ihr linker Ellebogen schmerzte unangenehm. „Was ist los?“, fragte sie verwundert und guckte sich um. Neben ihr stand John, der sie besorgt ansah und über ihr schaukelte eine leere Hängematte, in der sie sonst immer schlief. „Du hast geschrieen und dich in deiner Hängematte solange herumgewälzt, bis du rausfielst. Aber selbst dann bist du noch nicht aufgewacht. Du hast nur verkrampft auf dem Boden gelegen und alles Rufen und Schütteln an dir war zwecklos. Aber jetzt bist du ja zum Glück aufgewacht und gerade richtig. Der Hohe Rat der Bruderschaft beginnt nämlich in wenigen Minuten“, erklärte ihr John. Schlagartig sprang Anne auf. „Was? Dann sollten wir uns aber beeilen“, rief sie völlig hektisch. „Und danke, dass du versucht hast mich zu wecken, John.“ Dann rannte sie mit John an Deck der Black Pearl, wo Elizabeth auf sie wartete. Im Hintergrund standen Jack und Barbossa, die auf Elizabeth zu warten schienen. Während Jack so tat als würde er interessiert die Umgebung im Dunkeln mustern, schien Barbossa sichtlich ungeduldig zu sein und kraulte hin und wieder sein Kapuzineräffchen oder spielte mit seiner Pistole rum. Dann kamen Anne und John endlich an Deck. „Da seid ihr ja“, empfing Elizabeth die beiden und bedeutete ihnen ihr zu folgen. „Ich verstehe immer noch nicht warum ihr auf dieses Mädchen gewartet habt“, grummelte Barbossa verärgert über die Verspätung und übernahm die Führung. Unten am Steg trafen sie auf Pintel, Ragetti, Tai Huang und Fin, die dort auf die fünf gewartet hatten. Fin lief direkt zu Anne und fragte mit einem Lächeln auf den Lippen: „Hast du gut geschlafen?“ „Nein eigentlich nicht“, murmelte Anne bedrückt. „Ich hatte einen Alptraum und als John mich versucht hatte zu wecken, bin ich trotzdem nicht aufgewacht, selbst als ich dann schließlich im Schlaf aus der Hängematte fiel.“ Fin zog verwundert eine Augenbraue hoch. Nach einigem Überlegen sagte er dann: „Hmm das ist schon merkwürdig, aber das war ja zum Glück nur ein Traum.“ „Ja du sagst es“, stimmte Anne ihm zu und verdrängte diesen Alptraum in den hintersten Winkel ihres Verstandes. Sie hatte ihm den Inhalt ihres Alptraumes mit Absicht verschwiegen, da sie nicht wollte, dass er sich darüber unnötig Gedanken machte. Nach einem verwirrenden Marsch durch das Gebilde bestehend aus Schiffwracken, bei dem Anne schon nach kurzer Zeit die Orientierung verloren hatte und es erging nicht nur ihr so, hielt Barbossa an. Sie standen vor einer Tür, die der Pirat mit dem Affen auf der Schulter kurzerhand öffnete. Ohne zu Zögern trat Barbossa ein gefolgt von den anderen. Anne hatte bisher keine Vorstellungen gehabt, wie sie sich den Raum vorstellen sollte, in dem der fünfte Hohe Rat der Bruderschaft stattfinden sollte, doch was sie jetzt sah, ließ sie erstaunen. Sie befanden sich in einem alten Schiffsrumpf, dessen Planken zum Teil löcherig waren und an manchen Stellen fehlten schon einige Teile. Umgeben von den gekrümmten Teilen des Wracks stand in der Mitte ein großer uralter Tisch, um den sich die übrigen Piratenlords mit ihrer Gefolgschaft versammelt hatten. Als nun die fehlenden Piratenlords den Raum oder besser gesagt das Wrack betraten, wurden ihnen teils neugierige teils aber auch ungeduldige Blicke zugeworfen. Nachdem Jack, Barbossa und auch Elizebath jeweils ihren Säbel in einen alten Globus, in dem schon sechs Säbel steckten, gerammt hatten, nahmen sie am vorderen Ende des Tisches Platz. „Das mit dem Globus ist eine der Traditionen beim Hohen Rat“, flüsterte Fin Anne zu, da er vermutete, dass sie so wie bei vielen Dingen auch nicht wusste, was das zu bedeuten hatte. Ehe Anne aber etwas erwidern konnte, verkündete Barbossa mit lauter und feierlich klingender Stimme: „Liebe Piratenlords und liebe Piraten, der fünfte Hohe Rat der Bruderschaft kann nun beginnen!“ Sofort fing jeder an zu sprechen, wodurch ein Höllenlärm entstand. Doch Barbossa klopfte mit einer Kanonenkugel ziemlich kräftig auf den uralten Tisch, auf dem sich auch schon einige Dellen befanden, die wohl durch dieses Klopfen stammen mussten. Das Klopfen war nicht zu überhören und es kehrte schlagartig wieder Ruhe ein. Alle Augenpaare waren auf Barbossa gerichtet. Dieser fing auch gleich an zu sprechen: „Ich denke wir wissen alle warum wir hier sind. Nämlich genau aus dem Grund, weswegen wir uns hier vor zehn Jahren eingefunden haben. Es geht um die East India Trading Company.“ Leises Raunen erhob sich bei diesen Worten im Raum. „Wer ist denn East India Trading Company?“, wollte Anne von Fin wissen. „Das weißt du nicht?“, kam es von ihm erstaunt zurück. Doch als er ihr ratloses Gesicht sah, erklärte er: „Die East India Trading Company ist eine Gemeinschaft von verschiedenen Ländern, die Handel auf der ganzen Welt betreiben. Und damit die Meere wieder sicher sind, wollen sie uns Piraten vernichten. Vormehr als zehn Jahren haben sie eine Armada in Richtung Schiffbruchbay geschickt, auf ihrer Seite war - auch wenn eher unfreiwillig - die gefürchtete Flying Dutchman. Doch wir haben damals den Kampf gewonnen und hatten einige Zeit lang Ruhe. Wie es aber aussieht, will die East India Trading Company ihr Vorhaben von vor zehn Jahren wiederholen.“ „Aha“, murmelte Anne nachdenklich. Schon wieder wurde dieser rätselhafte Kampf erwähnt. Auch wenn Fin etwas genauer als John gewesen war, so hatte er ihr doch nicht alles erzählt. Vor allem wollte sie endlich wissen wer dieser ehemalige Captain der Flying Dutchman war, von dem John einmal so abweisend gesprochen hatte, denn wie es aussah hatte die Flying Dutchman in diesem Kampf eine große Rolle gespielt, genauso wie ihr Captain es getan haben muss. Deshalb fragte Anne Fin neugierig danach, doch dieser Winkte ab, da Barbossa wieder zu einer Rede anhob. „Wie es aussieht, werden wir bald wieder eine Schlacht bestreiten müssen, aber hört selbst“, verkündete Barbossa und deutete dann mit einer Handbewegung auf Tai Huang. Dieser ging etwas nach vorne. Alle Aufmerksamkeit lag nun auf ihm. „Auf Befehl von Barbossa hin haben meine Männer und ich vor zwei Jahren die East India Trading Company ausspioniert“, fing Tai Huang an. „Wir schafften es unentdeckt zu bleiben, bis sie uns schließlich vor einem Monat enttarnen konnten. In einer ziemlich erstaunlichen Fluch, die leider auch ein paar Opfer verlangte konnten wir fliehen. Wir hatten aber genug Zeit, um alles Wichtige zu erfahren. Ich kann Barbossas Aussage nur bestätigen, dass die East India Trading Company erneut eine Armada rüstet, doch dieses mal ist sie noch größer als beim letzten Mal.“ Erschrockene Ausrufe wurden geäußert, aus denen Anne schloss, dass die Armada damals schien riesig gewesen sein musste. „Wahrscheinlich“, fuhr der Asiate unbeirrt fort, „wollen sie damit die Flying Dutchman ausgleichen, die sie dieses mal nicht auf ihrer Seite haben werden. Aber das war noch gar nicht die schlimmste Nachricht.“ Tai Huang legte eine Kunstpause ein, in der ihn jeder nur noch entsetzt und neugierig anstarrte. „Was ist denn noch schlimmer, als eine Armada, die uns bevorsteht?“, hörte Anne jemanden sich leise fragen. Doch auch der Aisate hatte dies mitbekommen und erklärte dann kurz und schlicht: „Beckett ist zurück.“ Jetzt konnte keiner mehr an sich halten und ein lautes Stimmengewirr brach los. Einzig und allein Anne wusste nicht was los ist und fragte Fin deshalb: „Wer ist denn dieser Beckett?“ „Du weißt nicht wer Beckett ist?“, wollte er ungläubig wissen. Anne schüttelte nur stumm den Kopf. „Weißt du überhaupt, was vor zehn Jahren passiert ist?“ Wieder schüttelte Anne nur den Kopf. „Ich frage mich langsam wo du her kommst, Anne“, meinte Fin mit einem schwachen Lächeln im Gesicht. „Denn wie es scheint, weißt du ja wirklich kaum etwas über die Geschehen der letzten Jahre. Aber wie wäre es, wenn ich dir alles nach dem Hohen Rat erzähle? Ich glaube das wäre am besten.“ Dieser Vorschlag gefiel ihr und sie nahm in dankend an. Barbossa ließ sich Zeit, bis er mit der Kanonenkugel auf den Tisch donnerte. Auch er schien, wie die anderen sichtlich beunruhigt zu sein, was die Rückkehr dieses Becketts betraf. „Also wenn jemand eine Vorschlag hat, bitte ich ihn darum diesen zu äußern“, rief er dann. Eine chinesische Piratin erhob sich. Sie war seltsam geschminkt und wirkte steif. Fin flüsterte Anne zu, dass dies Mistress Ching sei, eine der Hohen Lords. „Ich schlage vor das wir hier bleiben und uns mit so vielen Vorräten ausstatten wie nur möglich.“ Wieder fing ein Stimmengewirr an. „Das ist eine hervorragende Idee“, rief Capitaine Chevalle mit einem französischen Akzent. Er war ebenfalls einer der neun Piratenlords, jedoch sah er in Annes Augen unglaublich hässlich aus. Er war stark geschminkt und trug eine gelblich braune locken Perücke. „Ist es nicht!“, wurde ihm von Vallenueva widersprochen. Dieser war auch einer der neun Piratenlords und kam aus Spanien. „Wir müssen kämpfen!“ Als er dies sagte, bemerkte Anne wie Elizabeth bei dieser Bemerkung zustimmend nickte. „Ach ja müssen wir das?“, fragte der Piratenlord mit dem französischen Akzent Vallenueva herausfordernd. Ehe die beiden eine Prügelei anfangen konnten, ging Barbossa dazwischen in dem er laut brüllte: „RUHE!!! Ich würde vorschlagen, wir sollten das mit unserer Königin besprechen.“ Wobei er das Wort Königin extra betonte. Augenblicklich kehrte Stille ein und finstere Blicke wurden Elizabeth zugeworfen. Diese stützte sich auf dem Tisch ab und sagte: „Wir müssen kämpfen! Wir können uns nicht einfach feige in unserer Festung verkriechen und hoffen, dass die East India Trading Company irgendwann die Lust verliert und sich anderem widmet. Nein, wir werden kämpfen und unsere Festung verteidigen. Dieses mal haben sie keine Hilfe von der Flying Dutchman und verschaffen uns dadurch einen großen Vorteil. Denn auch wenn sie die Flying Dutchman mit hundert anderen Schiffen ausgleichen wollen, so werden wir uns dieses mal ebenfalls vorbereiten. Wie mir Tai Huang berichtet hat, bleibt uns noch etwas Zeit und diese werden wir nutzen! Jeder soll alle Piraten, die er je kennen gelernt hat aufrufen, hier her zukommen! Dann wird der Sieg unser sein!“ Zustimmendes Gemurmel erfüllte den Raum. Dann stellte Elizabeth klar: „Auch wenn ich die Königin bin, würde ich gerne von jedem Lord wissen, was er davon hält.“ Fragend guckte sie Ammand den Korsar an. Dieser nickte nur, schien aber nicht sehr begeistert von Elizabeths Plan zu sein. Dann war Capitaine Chevalle an der Reihe. „Ich halte nichts von dieser Idee“, erklärte dieser hochmütig, wohingegen sein Sitznachbar Vallenueva sehr viel davon hielt. Der Inder Sri Sumbhajee ließ durch seinen Sprecher verkünden, dass er ganz Elizabeths Meinung sei und Mistress Ching hielt immer noch mehr von ihrem Plan, als von dem der Piratenkönigin. Auch Gentleman Jocard ein Afrikaner, hielt mehr vom Plan der chinesischen Piraten. Barbossa wiederum stimmte Elizabeth zu und war ganz ihrer Meinung. Schließlich musste nur noch Jack sagen, wie er den Plan findet. „Meine Meinung ist“, erklärte er, „dass ich mich fröhlich davon mache, während ihr von mir aus gegen die East India Trading Company kämpft.“ Barbossa verdrehte bei dieser Aussage genervt die Augen und warf Johns Mutter einen vielsagenden Blick zu. „Hast du, Jack, vor mehr als zehn Jahren nicht selbst gesagt >Wir müssen kämpfen…um davonzulaufen.< Ich kanns einfach nicht lassen^^" Aber ich kann schon mal sagen, dass im nächsten Kapitel Calypso auftauchen wird, im übernächsten dann noch jemand(top secret^^) und dann endlich Davy Jones ^0^ Also ich hoffe das Kapitel hat euch trotzdem gefallen. Davy-Jones Kapitel 9: Treffen mit Calypso ------------------------------ Nach einer guten halben Stunde vielleicht auch etwas mehr hatte die Black Pearl die Isla Crues soweit erreicht, dass das Beiboot ins Wasser gelassen werden konnte. In dieses stiegen Anne, Fin, John, Elizabeth, Barbossa, Jack, Pintel und Ragetti dann ein. Während das ungleiche Duo Pintel und Ragetti damit beschäftigt war, zu Rudern, starrte Anne mit einem mulmigen Gefühl abwechselnd aufs Meer und wieder zur Insel. Irgendetwas in ihr sträubte sich mit aller Macht dagegen, die Isla Cruces zu erreichen, geschweige denn zu betreten. „Ist etwas?“, erkundigte sich Fin besorgt, als er Annes merkwürdigen Gesichtsausdruck und ihren wandernden Blick sah. Anne seufzte. Sie wusste nicht, ob sie sich ihm anvertrauen sollte, bis sie es schließlich doch tat. Fin setzte nach ihren Worten ein ermutigendes Lächeln auf und versuchte sie zu beruhigen: „Ich glaube nicht, dass auf der Insel irgendetwas Schlimmes oder in der Art passieren wird. Auch wenn ich mich frage, was Calypso von uns will, denke ich nicht, dass sie uns oder dir irgendetwas antun wird. Und wenn du Glück hast, erfährst du sogar, was es mit dieser seltsamen Verbindung zu ihr auf sich hat.“ „Wenn ich Glück habe…“, murmelte Anne betrübt. „Ich weiß gar nicht, ob ich das wirklich wissen will.“ „Was ist denn mit dir los?“, fragte Fin. „So kenn ich dich gar nicht.“ Anne brachte ein leichtes Lächeln zustande. „Dann lernst du mich jetzt so kennen.“ Erleichtert darüber, dass sich Annes Stimmung anfing zu bessern, machte Fin weiter. Er zog einen äußerst übertriebenen Schmollmund und grummelte: „So will ich dich aber gar nicht kennen lernen.“ Plötzlich fing John an zu lachen, als er Fins Grimasse sah. Das steckte Anne an und sie musste kichern. „Oh Fin, du kannst es aber auch übertreiben.“ „Aber so gefällst du mir schon viel besser“, erwiderte dieser sichtlich zufrieden. Anne guckte ihn erstaunt an. „Was hast du gesagt?“ „Ähm…nichts… nichts Wichtiges zumindest“, stotterte Fin ausweichend mit hochrotem Gesicht. Anne musste wegen seiner Reaktion schmunzeln und guckte zu den Erwachsenden hinüber, die die drei interessiert beobachten. Mit Ausnahme Barbossa, der schien sich mehr für sein Kapuzineräffchen zu interessieren. In sekundenschnelle nahmen ihre Wangen den gleichen Farbton von Fins Gesicht an und sie drehte sich schnell wieder weg. Dann wagte sie doch wieder einen Blick in Richtung der Erwachsenen. Guckte aber an ihnen vorbei, um zu sehen, wie weit es noch bis zur Isla Cruces war. Sie hatten den Strand beinahe erreicht, nur noch ein par Ruderschläge von Pintel und Ragetti und sie würden das Boot an Land ziehen können. Als sie das Ruderboot sicher vor der Flut an Land gebracht hatten, wollten sie losgehen, doch Barbossa erinnerte sie, dass sie gar nicht wussten, welchen Weg sie gehen sollten. „Da haben wir überhaupt nicht dran gedacht“, ärgerte Elizabeth sich. Fragend wendete sich Fin daraufhin an Anne: „Weißt du vielleicht den Weg? Oder hat Calypso dir den Ort beschrieben an dem wir sie treffen sollen?“ Anne schüttelte den Kopf. Ratlos guckte sie sich am Strand um, bis sie schließlich einer plötzlichen Eingebung folgend zielstrebig auf den Dschungel zulief. „Anne! Was ist los?“, rief Fin überrascht und rannte gefolgt von den anderen zu Anne. „I - ich weiß nicht…“, stammelte Anne im Laufen. „Irgendwie glaube ich, dass dieser hier der richtige Weg ist.“ Verwundert starrte Fin sie an und betrachtete dann die Umgebung. Sie drangen in einen regelrechten Dschungel ein, in dem es keinen eigentlichen Pfad gab. Mal musste sich die Gruppe unter Annes Führung durch dichtes Dickicht kämpfen, wobei meist ein Säbel mehr schlecht als recht anstelle einer Machete benutzt wurde, und mal war es kurze Strecken lang sehr licht, so dass sie vom Säbel keinen Gebrauch machen mussten. Während die anderen ihrer Umgebung keine Beachtung schenkten, da so ein Dschungel nichts Ungewöhnliches auf den Inseln der Karibik war, konnte Anne es nicht verhindern, dass sie immer wieder staunend die zum Teil fremdartigen Pflanzen betrachtete. Irgendwie glaubte sie solche noch nie gesehen zu haben. Doch es war ein merkwürdiges Gefühl wie Anne alles um sich herum beobachtete, während sie ohne zu wissen wohin, zielstrebig in eine bestimmte Richtung lief. Es war als würde eine fremde Macht ihren Körper steuern und sie selbst nur eine Außenstehende sein, die das Geschehen aufmerksam beobachtete. Es widerstrebte Anne, wenn es wirklich so sein sollte, von einer fremden Macht beeinflusst zu werden. Dann lichtete sich der Dschungel und vor ihnen erstreckte sich eine große Lichtung, auf der eine alte kirchenähnliche Ruine stand. Vereinzelt konnte Anne auch Grabsteine entdecken und ausgehobene Gräber, woraus sie schloss, dass sich neben der Kirchenruine auch noch ein Friedhof auf der Lichtung befand. „Das ist irgendwie seltsam“, murmelte Fin, der neben Anne trat. Etwas verwirrt drehte sie sich zu ihm um. „Was ist denn so seltsam?“, wollte Anne dann neugierig wissen. „Diese Lichtung hier“, antwortete Fin und ließ seinen Blick über das alte Gemäuer schweifen. „Ich frage mich, warum sich hier ein Friedhof und die Ruine einer Kirche befinden. Diese Insel ist sehr abgelegen und dazu auch noch unbesiedelt. Warum also hat man das hier gebaut? Und wer war das?“ Jetzt wo Fin das gesagt hatte, kam es Anne auch ziemlich komisch vor. Doch die Antwort auf diese Fragen würden sie wahrscheinlich nie bekommen. Stattdessen meldete sich Jack zu Wort: „Warum hast du uns ausgerechnet hierhin geführt?“ Anne zuckte mit den Achseln. Sie wusste es selbst nicht. Auch konnte sie nicht ahnen, dass sie sich gerade auf einem der Schauplätze befand, an dem zum Teil der Kampf um den Schlüssel, mit dem man gleichzeitig die Macht über Davy Jones erlangte, stattgefunden hatte. Barbossa indes guckte sich misstrauisch und zugleich suchend um, bis er schließlich fand wonach er gesucht hatte. „Ich glaube Jack, diese Frage lässt sich leicht beantworten.“ Verwundert drehte sich der Captain der Black Pearl zu Barbossa um und folgte seinem Blick zur Kirchenruine. Dann sah er wie auch die anderen, was sein Rivale gemeint hatte. Im Schatten des Eingangs der Kirchenruine zeichnete sich der Umriss einer Gestalt ab. Anne war sich sicher, dass diese Gestalt vorher dort noch nicht gestanden hatte. Zudem ahnte sie wer da im Schatten verborgen stand. Calypso. Wer sonst sollte plötzlich unbemerkt auftauchen? Und aus welchem Grund sollte sie dann die anderen hier hergeführt haben? Seufzend machte Anne sich innerlich bereit auf das Treffen, vor dem sie schon die ganze Zeit etwas Angst gehabt hatte. Vielleicht würde sie gleich Antworten auf Fragen bekommen, die sie nie beantwortet haben wollte. Oder es konnte auch sein, dass Calypso unmögliche Dinge von ihr verlangte, die dann zu ihrer Aufgabe gehören sollten. „Kopf hoch, Anne. Gleich werden wir endlich erfahren, was Calypso von uns will und danach können wir wieder ganz entspannt unseren bisherigen Beschäftigungen nachgehen“, meinte Fin und versuchte die niedergeschlagen dreinblickende Anne aufzumuntern. Anne zwang sich zu einem Lächeln, welches aber kläglich misslang. „Ja, da wirst du wohl Recht haben.“ Es war als hätte jemand ein geheimes Zeichen gegeben, denn kaum hatte Anne den ersten Schritt in Richtung Calypso gemacht, fing auch Barbossa an zu gehen. Kurz bevor die kleine Gruppe die Kirchenruine erreicht hatte, löste sich die Gestalt aus dem Schatten und Anne erkannte, dass sie mit ihrer Vermutung recht gehabt hatte. Es war Calypso. Nur dass das Mädchen dieses Mal auch das Gesicht der heidnischen Göttin, was sonst immer im Schatten lag, sehen konnte. Besonders auffällig an Calypsos Gesicht waren kleine Punkte, die unter ihren Augen gemalt waren. Flüchtig musterte sie die Gruppe mit einem sehr verschlossenen Gesichtsausruck, erst als sie Anne sah, umspielte ein sanftes Lächeln ihre Mundwinkel. Dann schweifte ihr Blick weiter über Fin und kehrte schließlich zu Barbossa, Jack und Elizabeth zurück. „Ihr seid also gekommen“, stellte sie fest, wobei Kälte in ihrer Stimme mitschwang. „Ja das sind wir“, antwortete Barbossa für sie alle. „Aber sagt mir Calypso, aus welchen Grund sind wir hier?“ „Das hat euch Anne bereits gesagt“, erwiderte die heidnische Göttin knapp. Anne war verwirrt. Hatte sie ihnen den Grund wirklich genannt? War es vielleicht möglich, dass sie sich nicht mehr daran erinnern konnte, dies getan zu haben? Immer noch durcheinander schüttelte sie leicht den Kopf, um sich Klarheit zu verschaffen. Doch das half nichts. Es führte lediglich dazu, dass Calypso wieder auf sie aufmerksam wurde und das Mädchen abwartend anguckte. „Und wie lautete der Grund?“, durchbrach Barbossa schließlich die Stille. Da fiel es Anne auf einmal wieder ein. Das war der Grund gewesen, weswegen sie beinahe eine ganze Menge Probleme am Hals gehabt hätte. Auch wenn sie sich sehr sicher war, mit ihrer Vermutung richtig zu liegen, verunsicherten sie die fragenden Blicke der anderen. Vor allem der von Calypso, deshalb sagte sie mehr fragend als alles andere: „Der Grund war… Davy Jones aus … dem Totenreich zurückzuholen.“ Totenreich hatte sie vor dem Hohen Rat zwar nicht gesagt, aber von wo sollten sie den Teufel des Meeres auch sonst zurückholen? „Richtig.“ Calypsos Gesicht verzog sich zu einem breiten Lächeln. „Genau aus diesem Grund.“ „Aber warum?“, mischte sich Elizabeth ein. „Das werdet ihr noch sehen“, gab Calypso nur geheimnisvoll zurück. Auf Elizabeths Gesicht machte sich Misstrauen breit. Seit dem sie wusste wer Calypso wirklich und wozu sie fähig war, hatte sich ihr weniges Vertrauen ihr gegenüber verflüchtigt. „Dann müsste nur noch die Frage geklärt werden, wie wir ins Totenreich gelangen und wer das tun wird“, meldete sich Jack zu Wort, wobei er konzentriert an seiner Unterlippe rumknetete. Allen war bei seinem unbeteiligt wirkenden Eindruck sofort klar, dass Jack der letzte wäre, der freiwillig ins Totenreich reisen würde, um Davy Jones, bei dem er immer noch eine Schuld zu begleichen hatte, zurückzuholen. Auch Elizabeth war gänzlich abgeneigt den ehemaligen Captain der Flying Dutchman, dem ihr Mann Will sein grausiges Schicksal verdankte, wieder ins Leben zu holen, zumal ihr schleierhaft war, was dann mit Will geschehen könnte. Doch wie es aussah, hatte Calypso alles schon längst geplant und entschieden. „Die Frage „Wie“ ist schnell geklärt“, sagte Calypso, „und „Wer“ dürfte auch klar sein.“ Bei diesen Worten ahnte Anne Übles. Und sie sollte Recht mit ihrer Vorahnung behalten. Zuerst wandte sich die heidnische Göttin an Elizabeth. „Du und dein Sohn werdet mitkommen.“ Der Gesichtsausdruck der Angesprochenen verfinsterte sich, wohingegen John leuchtende Augen bekam. Ihm schien das alles zu gefallen, da er sich schon ein Abenteuer im Totenreich ausmalte, in dem er eine heldenhafte Rolle spielen würde. Dann schaute Calypso Anne an. „Und zu guter letzt du, Anne.“ „Nein“, hauchte das Mädchen entsetzt. Sie wollte das einfach nicht! Warum konnte Calypso sich nicht einfach jemand anders ausgucken? Deshalb stellte Anne kaum verständlich ihre Frage: „Warum ich?“ Doch die Göttin hatte sie mitbekommen und für einen winzigen Augenblick glaubte Anne, Trauer in den Augen Calypsos zu sehen. So schnell wie der Ausdruck jedoch gekommen war, war er auch wieder verschwunden. Oder hatte ihn Anne sich einfach nur eingebildet? Die heidnische Göttin schüttelte stumm den Kopf und antwortete: „Weil du dazu auserkoren wurdest. Du kannst dein Schicksal nicht mehr ändern.“ Als ob diese Antwort Anne alles erklären würde. „Aber ich will das nicht!“, rief das Mädchen aufgebracht. Nun hatte sie jegliche Scheu vor Calypso verloren. Als Fin sah, wie verzweifelt Anne war, wollte er ihr mit allen Mitteln helfen, auch wenn er nicht wusste, wie er das anstellen sollte, bis ihm plötzlich die rettende Idee kam. „Verzeiht, dass ich mich einmische Calypso, doch wäre es vielleicht möglich wenn…wenn ich ebenfalls die Reise ins Totenreich antrete?“, brachte Fin etwas verlegen hervor, ehe Calypso Anne antworten konnte. Überrascht wurde er von allen angeschaut. Vor allem Jack machte ein Gesicht, als könne er nicht glauben so etwas von einem Mitglied seiner Crew zu hören. Calypsos Blick wanderte zwischen Fin und Anne hin und her und wieder stahl sich eins der seltsamen Lächeln auf ihre Lippen. Doch dann schüttelte sie erneut traurig den Kopf. „Das wird nicht gehen, Fin. Nur die drei genannten Personen werden ins Totenreich fahren.“ Fin sah die heidnische Göttin erstaunt an. Woher wusste sie seinen Namen? Er ließ die Frage jedoch unausgesprochen und nickte betrübt, um zu zeigen, dass er die Entscheidung der Göttin wohl oder übel hinnahm. Bei dieser Reaktion konnte Elizabeth nicht mehr an sich halten: „Aus welchem Grund tut ihr das alles? Und warum tut Ihr Anne das alles an?“ Eigentlich wollte sie noch mehr sagen, hielt es dann aber für schlauer, Calypsos Reaktion abzuwarten. „Den Grund werdet Ihr noch früh genug erfahren. Was Anne betrifft, so wird die Zeit kommen, in der alle Fragen geklärt werden.“ Diese Antworten waren für Johns Mutter höchst unbefriedigend, doch erkannte sie, dass sie nicht mehr von der heidnischen Göttin erfahren würden. Anne gefiel diese Situation gar nicht. Schließlich fragte sie, um vom Thema abzulenken: „Und wie werden wir ins Totenreich gelangen?“ „Das werdet ihr gleich sehen“, kam die Antwort von Calypso. Doch dann fügte sie noch hinzu: „Folgt mir.“ Anne konnte sich nicht vorstellen, was es gab, wie sie ins Totenreich kommen würden, weswegen sie Calypso folgen sollten. Wenn sie es sich aber genauer überlegte, wäre es auch sehr kindisch anzunehmen, dass die heidnische Göttin ein bisschen Hokuspokus veranstaltet, wodurch sie dann auf einmal im Reich der Toten wären. Nein. Da war es schon viel logischer, wenn es etwas gab was sie ins Totenreich brachte. Vielleicht ein Schiff? Was könnte es sonst noch anderes geben? Und dann erinnerte sie sich an Fins Erzählung über die Ereignisse der Geschehen vor mehr als zehn Jahren. Ist Jacks Crew nicht auch mit einem Schiff ins Totenreich aufgebrochen? Schließlich stellte Anne ihre Frage laut: „Wie oder womit sollen wir bloß ins Totenreich kommen?“ „Wahrscheinlich mit einem Schiff“, vermutete Fin. Barbossa jedoch war anderer Meinung. „Bei Calypso sollte man sich diesbezüglich nie allzu sicher sein.“ „Wobei ein Schiff am wahrscheinlichsten wäre“, überlegte Elizabeth. Dann herrschte wieder ein großes Schweigen. Jeder hing seinen eigenen Gedanken nach, während er Calypso folgte. Es wurde ein langer Marsch, der fast eine ganze Stunde dauerte, bis sie schließlich fast am Ziel waren. Vor ihnen lichtete sich das Dickicht und Anne konnte vermuten, dass sich hinter dem dichten Gestrüpp eine Bucht befand. Doch bevor sie sehen konnte, ob sie mit ihrer Vermutung richtig lag, drehte sich Calypso zu ihnen um. Die Andeutung eines Lächelns lag auf ihrem Gesicht, als sie verkündete: „Jetzt werdet ihr sehen, womit ihr ins Totenreich kommen werdet.“ ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So hier ist das nächste Kapitel, ich hoffe es hat euch gefallen^^ In diesem Kapitel habe ich mal meine Fragen miteinbezogen, die mir irgendwann mal in den Sinn kamen, als ich Teil 2 geguckt habe. Ich meine damit, warum die Kirchenruine da steht und so. Dann noch zu Alice-22 in einem Kommi hattest du gesagt, dass Barbossa ja schon die Koordinaten kennt, aber ich glaube du meintest die für die Isla de Muerta und nicht die für die Isla Cruces, wo die sich ja jetzt aufhalten. Aber na ja was solls. Ich habe mich beeilt das Kapitel zu schreiben. Es ist auch mal etwas kürzer geworden. Dafür wird das nächste Kapitel wahrscheinlich viel länger. Davy-Jones Kapitel 10: Vorbereitungen -------------------------- Ungeduldig wartete Anne ab, dass Calypso sich wieder in Bewegung setzte. Das Mädchen wollte endlich wissen, womit sie ins Totenreich gelangen sollten. Glücklicherweise setzte die heidnische Göttin ihren Weg, kaum dass sie den Satz gesagt hatte, wieder fort. Die Gruppe verließ den dichten Dschungel und betrat eine kleine Fläche mit sehr hohem Gras, was John bis zu den Knien ging. Vor ihnen erstreckte sich eine bezaubernde Bucht, die etwas abfiel und mit dem hellgelben Sand und dem türkis schimmernden Meer wunderschön aussah. Doch dies war nicht die Ursache, weshalb es der Gruppe die Sprache verschlug. Es war das Schiff, welches sich am Horizont abzeichnete und das kleine Ruderboot am Strand, in dem allem Anschein nach eine Person saß. „Das kann nicht sein“, hauchte Elizabeth und schlug die Hände vor dem Mund zusammen. „Wie ist das möglich?“ Dann eilte sie so schnell es nur ging über die Steine hinweg in Richtung des Ruderbootes. Die Person war mittlerweile aufgestanden, als sie die neun Personen gesehen hatte und lief nun Elizabeth entgegen. Anne konnte erkennen, dass es ein Mann war mit schulterlangem schwarzem Haar, das von einem grünen Kopftuch zurückgehalten wurde. „Wer ist das?“, fragte Anne neugierig, während sie Elizabeth und den fremden Mann beobachtete, wie sie sich in die Arme fielen. „Er“, erklärte John mit leuchtenden Augen, „ist mein Vater!“ „Das ist Will, Will Turner der jetzige Captain der Flying Dutchman?“, hakte Fin nach. John nickte mit strahlendem Gesicht. Dann konnte auch er nicht mehr an sich halten und rannte hinunter zu seiner Mutter und seinem Vater, den er erst einmal gesehen hatte und doch so sehr bewunderte. Schweigen breitete sich unter den restlichen sieben aus, bis sich schließlich Barbossa an Calypso wandte: „Ihr wollt also mit der Flying Dutchman die Reise auf den Grund des Meeres antreten.“ „Ja, das will ich.“ „Und aus welchem Grund habt Ihr Jack und mich hierher geführt, wenn es doch Elizabeth, John und das Mädchen sind, welche Ihr mit ins Totenreich nehmt.“ „Das sollten wir besprechen, wenn alle dabei sind.“ Nach diesen Worten setzte sich die Gruppe in Bewegung und ging hinunter zu Will und Elizabeth. Es war ein seltsames Wiedersehen. Schweigend standen sie sich gegenüber, ohne recht zu wissen, was sie sagen sollten. Jack, Barbossa, Pintel und Ragetti sie alle kannten Will und doch kam von keinem ein Begrüßungswort oder Worte des Wiedersehens. Auch Will starrte sie nur mit unergründlichem Blick an. Schließlich gab sich Jack einen Ruck. „Freut mich dich wieder zu sehen, Will“, sagte Jack, auch wenn keiner so genau wusste, ob die Worte nun ernst gemeint waren oder ob er sie vielleicht nur wegen Elizabeth gesagt hatte. „Kommst du mit deiner Aufgabe gut zurecht?“ „Es ist alles bestens, Jack“, erwiderte Will. „Ich hätte auch nichts anderes von dir zu hören erwartet“, meinte Jack. Dann trat wieder Still ein. Es war wieder eine der unangenehmen Art, wie Anne sie hasste. Doch besonders sie konnte nichts dazu sagen. Wer das jetzt am besten konnte, war Calypso. Die heidnische Göttin jedoch schien etwas abzuwarten und beobachtete wie das Wiedersehen verlief. Es war John der dem Schweigen endgültig ein End bereitete. „Vater, ich möchte dir gern zwei Leute vorstellen.“ Will schaute zu seinem Sohn und lächelte. „Wen denn?“ John fing wieder an zu strahlen und ging erst zu Fin, dann zu Anne. „Das hier sind Fin und Anne. Mit ihnen habe ich zusammen meine Zeit auf der Black Pearl verbracht.“ Fin brachte ein höfliches Lächeln zustande und nickte in die Richtung von Johns Vater. Anne, die sich ziemlich fehl am Platz fühlte, und sehr verunsichert war, sagte schließlich das, was ihr am ehsten in den Sinn kam. „Ähm hallo, freut mich Euch kennen zu lernen.“ „Ganz meinerseits“, erwiderte Will knapp und nickte in Annes und Fins Richtung. John der schon die ganze Zeit über die Situation verfolgt hatte, schien nicht zu verstehen, weshalb sich alle so seltsam seinem Vater gegenüber verhielten. Anne erging es nicht anders, wobei sie es auch nicht weiter störte, da ihr Will nicht gerade sympathisch vorkam. Was ihr aber auffiel war, dass das Schweigen durch John glücklicherweise wenn auch eher ungewollt durchbrochen war. „Nun Calypso, aus welchem Grund habt Ihr uns hier hergeführt?“, wollte Barbossa wissen, der langsam ungeduldig wurde. „Wir müssen noch ein paar Dinge planen, Barbossa“, mischte sich Will ein. „Aye, das müssen wir in der Tat. Doch ich hoffe Ihr wisst, aus welchem Grund Ihr ins Totenreich fahren werdet.“ Während Barbossa dies sagte, schaute er leicht nach oben in den Himmel und tat, als wäre es selbstverständlich, wonach er gefragt hatte. Etwas verwirrt erwiderte Will deshalb: „Natürlich weiß ich das. Wir werden ins Totenreich fahren, um jemanden…wiederzuholen…“ Bei diesen Worten stockte Wills Vater. Langsam wurde ihm klar, was Barbossa mit seiner Frage angespielt hatte. Ein selbstgefälliges Lächeln umspielte die Lippen des alten Piraten, doch ehe er noch irgendetwas hinzufügen konnte, ergriff Calypso das Wort: „Das tut jetzt nichts zur Sache, Barbossa!“, dabei warf sie ihm einen mahnenden Blick zu. „Viel wichtiger ist es zu besprechen, was du und Jack in der Zeit tun werdet, wenn wir uns im Totenreich befinden.“ „Und wie lange wird euer Aufenthalt im Reich der Toten dauern?“, fragte Jack. Will dachte einen Augenblick nach und versuchte abzuschätzen, was wie lange dauern würde. Dann antwortete er: „Wenn alles ohne Probleme funktionieren wird, dann höchstens zwei Tage.“ „Ihr werdet damit also einen Vorsprung von zwei Tagen haben“, stellte Elizabeth noch einmal klar. „Deshalb würde ich vorschlagen, dass ihr desweiteren mit den anderen Piratenlords die Lage besprecht und überlegt, was nach der Ankunft von Davy Jones zu tun ist.“ Als Will das hörte, guckte er erst erstaunt seine Frau an. „Davy Jones?“ „Ja, so war das doch von Anfang an besprochen”, meinte Elizabeth mit gespielter Verständnislosigkeit. Verärgert wandte sich Will an Calypso. „Was habt Ihr mir noch verschwiegen?“ Die heidnische Göttin legte nachdenklich den Kopf leicht schief. „Du hast gar keine Wahl, William Turner. So lautet nun mal deine Bestimmung.“ Das Misstrauen von Elizabeth war nun in Wut fast schon in Hass umgeschlagen. „Ihr wisst genau, dass das sein Tod bedeuten könnte!“, rief sie außer sich vor Wut. „Nur“, entgegnete Calypso, „wenn Davy Jones wieder Captain seines Schiffes werden würde. Aber auch dann könnte es noch eine Chance für ihn geben, am Leben zu beleiben“ Dabei fixierte die heidnische Göttin mit einem rätselhaften Ausdruck in ihren Augen einen bestimmten Punkt an Elizabeth. Erschrocken legte die Piratenkönigin die Hand darüber und warf Calypso einen entsetzten Blick zu. „Kann…kann man denn eigentlich im Totenreich getötet werden?“, fragte auf einmal Ragetti, der sich die ganze Zeit über im Hintergrund gehalten hatte. „Natürlich nicht!“, entgegnete Pintel heftig, wurde dann aber doch unsicher und schaute fragend die anderen an. „Oder?“ „Es gibt mehrere Arten, wie man auf dem Grund des Meeres sterben kann“, erklärte Calypso sachlich. Als Anne das hörte, wurde sie noch niedergeschlagener, als sie sowieso schon insgeheim war. Bei sich dachte sie, dass sie auf so eine Reise gerne verzichten und lieber andere Dinge tun würde. Verstohlen wanderte ihr Blick zu Fin. Er verfolgte das ganze Geschehen nur aufmerksam, doch er wirkte irgendwie auch beunruhigt. Mit einem resignierenden Seufzer wandte sich Anne wieder dem Geschehen zu. Vielleicht konnten Elizabeth oder Will die Reise doch noch verhindern, nachdem klar wurde, dass Will sehr wahrscheinlich bei dieser Sache sein Leben lassen würde. Doch die Hoffnungen waren gering. Anne musste sich nur Calypsos seltsamen Ausdruck in ihren Augen angucken, wenn sie Will oder seinen Sohn musterte. Eine unglaubliche Kälte sowie Abneigung und andere Dinge konnte Anne darin erkennen. „Tut mir Leid, Calypso, aber ich werde nicht für Davy Jones sterben“, sagte Will kühl, wobei er den Namen des ehemaligen Captains der Flying Dutchman mit einem Unterton voller Abneigung aussprach. Es war, als hätte die heidnische Göttin nur auf diese Worte gewartet, doch ihre Antwort darauf fiel kurz aus. Sie warf ihm lediglich einen gefährlichen Blick zu, dessen Bedeutung Will nicht verborgen blieb, auch wenn diese für die anderen eher etwas ungewiss war. Betreten und etwas widerwillig senkte Johns Vater den Kopf. Dann fragte er schließlich: „Und was wird mit John, Elizabeth und dem Mädchen geschehen?“ „John, Elizabeth und Anne werden wohlbehalten zur Schiffbruchbay zurückkehren“, erklärte Calypso bestimmend. „Barbossa und Jack, ihr beide werdet dafür sorgen, dass sich der Hohe Rat der Bruderschaft auf dem Meer versammeln wird.“ Sie erntete daraufhin etwas verwirrte Blicke, doch dann schienen Barbossa und Jack zu verstehen, weshalb sie den Hohen Rat auf dem Meer versammeln sollten. „Ich hoffe, Ihr wisst, was Ihr tut“, brummte Barbossa zweifelnd. Jack schien ebenfalls Zweifel zu haben. Doch war da noch etwas Anderes, weswegen er nicht gerade begeistert war. Calypso schien seine Gedanken zu erraten, denn sie fügte noch hinzu: „Deine Schuld bei Davy Jones wird damit beglichen sein, Jack.“ Als Jack dies hörte, hellte sich seine Miene auf. „Ah das klingt gut.“ Man konnte ihm ansehen, dass die Zweifel gegenüber ihrem Vorhaben fast gänzlich verschwunden waren. „Also können wir jetzt aufbrechen“, schlussfolgerte Will, da es für ihn nichts mehr zu besprechen gab. Calypso nickte und auch die anderen waren sich alle einig. Währendessen ergriff Fin heimlich Annes Hand und drückte sie kurz. „Viel Glück, Anne“, zischte er und lächelte ihr aufmunternd zu. „Wir sehen uns spätestens beim Hohen Rat wieder.“ Bedrückt sah Anne dem Schiffsjungen hinterher, wie er sich zu Jack, Barbossa, Pintel und Ragetti gesellte. Sie fühlte sich ziemlich fehl am Platz und in ihr fing sich langsam an, ein Gefühl von Einsamkeit breit zu machen. John stand mit seiner Mutter und seinem Vater zusammen auf der einen Seite. Ihm gegenüber auf der anderen Seite waren Fin und die anderen. Nur Calypso und Anne standen irgendwo dazwischen. „Also gut“, verkündete Barbossa schließlich, „wir werden tun, was Ihr verlangt Calypso. In spätestens fünf Tagen wird der Hohe Rat der Bruderschaft stattfinden.“ Mit diesen Worten drehte er sich um und ging gefolgt von den anderen vieren in Richtung des Strandes, wo ihr Ruderboot lag. Anne schaute ihnen noch lange hinterher. Wie sehr wünschte sie sich doch, mit den Piraten zurückzugehen und nicht mit ins Totenreich zu müssen. Plötzlich legte ihr jemand eine Hand auf die Schulter. „Kommst du, Anne?“, hörte sie Elizabeth fragen. Das Mädchen drehte sich etwas überrascht zu der Piratenkönigin und nickte. Unglücklich ging sie mit Elizabeth zu John, Will und Calypso und stieg mit ihnen ins Ruderboot. Sie saß neben Johns Mutter, ihr Sohn und ihr Mann ruderten, während Calypso im Bug saß den Rücken zu ihnen gewandt und schweigend die Flying Dutchman am Horizont betrachtete. John wirkte, wie er da zusammen mit seinem Vater am Rudern war, überglücklich und als er Annes traurigen Gesichtsausdruck bemerkte, wurde er etwas vewirrt. Doch er wollte vor Will einen guten Eindruck machen, weshalb er das Mädchen, was er beinahe vergessen hatte, fragte: „Fühlst du dich nicht gut Anne? Willst du vielleicht auch einmal rudern?“ Bei seiner zweiten Frage huschte Anne ein Lächeln über ihr Gesicht, was aber nur von kurzer Dauer war. „Danke John, aber ich würde das Rudern lieber dir überlassen. Wahrscheinlich kannst du das sowieso besser als ich. Und wenn ich ehrlich bin, bin ich etwas nervös wegen der Reise ins Totenreich“, log Anne. Ihr war bewusst, dass sie damit John Anlass gab noch heldenhafter und stolzer auf sich selbst und seinen Vater zu sein. Doch war ihr das lieber, als wenn er wüsste, was sie eigentlich bedrückte. Außerdem hatte sie das Gefühl, dass der John und der, der vor ihr zusammen mit Will saß, zwei gänzlich verschiedene Personen waren. In der Gegenwart seines Vaters benahm er sich so seltsam. So unangenehm, dass es für Anne schon fast an Nerverei grenzte. „Du musst überhaupt nicht nervös sein“, meinte John selbstbewusst. „Mein Vater kennt das Totenreich und wird dafür sorgen, dass uns nichts passiert und falls doch irgendetwas ist, kannst du dich auch gerne an mich wenden.“ Das alles klang für Anne ziemlich überheblich, was für sie auch gleich ein Grund wäre, nicht auf Johns Angebot einzugehen. „Dann bin ich ja beruhigt“, murmelte Anne nicht sehr überzeugt. John jedoch wollte genau das hören und bemerkte deshalb nicht, dass Anne ihre Worte gar nicht ernst gemeint hatte. Stolz warf er seinem Vater einen Blick zu, welcher in mit einem Lächeln erwiderte. Elizabeth beobachtete die beiden nur und war überglücklich, mit ihnen zusammen sein zu können. Das Verhalten ihres Sohnes schien sie dabei gar nicht wirklich wahrzunehmen. Trotzdem verhielt sie sich in Annes Augen immer noch wie bisher und hatte sich nicht seit der Begegnung mit ihrem Mann wie ihr Sohn John verändert. Das erleichterte Anne, denn eine Reise, bei der keine Person mehr in irgendeiner Art und Weise in ihren Augen nett war, wäre für sie schrecklich. „Wir sind da“, verkündete John begeistert, wobei er durch sein abruptes Aufspringen das Ruderboot gefährlich ins Schaukeln brachte. Anne sah auf und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Flying Dutchman, die sich vor ihr aus dem Wasser erhob, war beeindruckend, strahlte etwas Besonderes aus und war so anders als die Black Pearl. Auch wenn es schwer vorstellbar war, wirkte die Flying Dutchman auf Anne irgendwie bedrohlich. Nicht umsonst war es ein gefürchtetes Geisterschiff gewesen, was man schon an der Galionsfigur, dem Sensenmann, am krokodilsmaulartigen Bugsprit sehen konnte. Dann war Anne an der Reihe die Strickleiter hochzuklettern. An Deck sah sie John, der gerade freudig von einem älteren Mann empfangen wurde. Hinter ihr kam Elizabeth an Bord. Als sie ihren Sohn bei dem Mann sah, ging sie schnell zu ihnen hin. Anne hörte sie sagen: „Stiefelriemen Bill, schön Euch wieder zu sehen!“ Der Mann, den Elizabeth Stiefelriemen Bill genannt hatte, drehte sich zu Johns Mutter um und lächelte. „Elizabeth ihr habt da einen ganz prächtigen Sohn.“ Geschmeichelt guckte sie weg, erwiderte dann aber noch: „Es ist wirklich schön, dass John seinen Großvater endlich kennen lernen kann.“ Bei diesen Worten musste sie Schlucken, da ihr wieder Erinnerungen von ihrem eigenen Vater kamen, der von Beckett umgebracht worden war. „Bill Turner“, hörte Anne auf einmal eine Stimme mit unverkennbarem Akzent sagen. Überrascht drehte sie sich zu Calypso, die mit finsterem Blick in die Richtung von John und seinem Großvater guckte. „Er hat wie jeder hier auch eine Schuld zu begleichen.“ Etwas erstaunt starrte Anne die heidnische Göttin an. Warum erzählte sie ihr das? Wollte sie irgendetwas Bestimmtes damit bezwecken oder ihr sagen? Calypso wurde für Anne immer rätselhafter. Dann kam Will hinter ihnen an Bord. Als erstes wandte er sich an Calypso: „Wir werden sobald die Sonne untergeht aufbrechen können, oder?“ Diese nickte nur. Sie strahlte schon wieder diese Kälte aus, die Anne nicht ganz geheuer war. Will schien diese jedoch entweder nicht wahrzunehmen oder einfach zu ignorieren, denn er ging, nachdem er seine gewünschte Antwort bekommen hatte, direkt zu John, Elizabeth und seinem Vater. Anne seufzte, als sie die vier glücklich beisammen sah. Wie es nun mal bei den meisten Familien so war, wenn sie sich lange nicht gesehen hatten. Sie aber hatte hier keine Familie und der Anblick der Turner bereitete ihr deswegen großes Unbehagen. Betrübt schaute Anne weg. Langsam ging sie an der Reling entlang den Blick aufs Meer gerichtet, bis er schließlich zur Dämmerung wanderte. Verträumt betrachtete Anne das beginnende Farbenspiel, welches sie zurück an den vorherigen Abend denken ließ, an dem Fin sie dazu überredet hatte, mit ihm aufs Krähennest zu steigen. Jetzt war sie froh dies getan zu haben, denn sie hätte es bereut, wenn sie wieder den Sonnenuntergang betrachtet hätte. Es verging einige Zeit ehe Anne ihren Blick von der untergehenden Sonne löste, welche das Meer beinahe berührte und bald vom Wasser ganz verschluckt werden würde, um der kommenden Nacht platz zu machen. Hatte Will nicht gesagt sie würden aufbrechen, wenn die Sonne unterging?, überlegte Anne und nahm erst jetzt die Hektik um sie herum wahr. Überall rannten die Matrosen hin und her und befolgten die Befehle ihres Captains, die dieser am geben war. „Gleich geht es los, Anne!“, rief John und lief zu dem Mädchen hin. „Gleich werden wir ins Totenreich reisen. Das ist doch viel interessanter als so ein langweiliger Sonnenuntergang, oder?“ Anne zwang sich zu einem Lächeln. „Das kann ich leider erst beurteilen, wenn ich das Totenreich gesehen habe“, erwiderte sie, ohne damit zu rechnen, dass John sehr gekränkt darauf reagierte. Beleidigt lief Elizabeths Sohn zu seinem Vater und schaute ihm stattdessen bewundernd dabei zu, wie er seinen Matrosen Befehle gab. Etwas genervt beschloss Anne ihre Schüchternheit gegenüber Calypso zu überwinden und ihr ein paar Fragen zu stellen. Doch als sich das Mädchen nach der Göttin umgucken wollte, bemerkte es, dass diese schon neben ihm stand. Ein Schauer lief Anne über den Rücken. Manchmal hatte sie das Gefühl, als könne Calypso Gedanken lesen, was bei einer Göttin gar nicht mal so überraschend wäre. Dann raffte sie sich endlich dazu auf, sich an die heidnische Göttin zu wenden und wagte es, eine ihrer unzähligen Fragen zu stellen: „Was wird jetzt passieren beim Sonnenuntergang?“ Es war mehr eine laut gedachte Frage, als eine, die an eine bestimmte Person gerichtet war, doch Calypso wusste es besser. „Wenn der letzte Sonnenstrahl hinter dem Horizont verschwindet, geschieht es, dass ein grüner Lichtblitz nach dem Verschwinden folgt. Dann hat es eine Seele geschafft dem Totenreich zu entkommen. Auf diese Weise ist es der Dutchman möglich, das Totenreich zu verlassen oder aber auch in dieses zu gelangen.“ „Das geht aber nicht immer, oder?“, fragte Anne zaghaft nach, da sie von Fin auch anderes darüber gehört hatte. „Nein“, erklärte Calypso. „Der Captain des Schiffes und seine Crew sind dazu verdammt nur alle zehn Jahre einen Tag lang die Welt der lebenden zu betreten.“ Genau das hatte auch Fin Anne schon erzählt gehabt, doch wusste sie es nun genau. Eins wollte sie aber noch wissen. Wenn man ihr nichts Falsches erzählt hatte, so war es dem ehemaligen Captain der Flying Dutchman Davy Jones möglich gewesen, außerhalb dieser Begrenzung im Reich der Lebenden zu verweilen, auch wenn er dafür kein Land betreten konnte. Doch ehe sie die Frage stellen konnte, wurde sie abgelenkt. „Anne!“, rief John. „Geh besser weg von der Reling, es könnte etwas gefährlich werden!“ Etwas verwundert drehte sich Anne zu dem Jungen. Wahrscheinlich möchte er wieder den ehrenhaften Retter und Helden spielen, dachte das Mädchen, befolgte dann aber doch lieber seinen Rat und ging zu ihm und Elizabeth. „Warum sollte ich von der Reling weggehen?“, wollte Anne verwundert wissen. Prompt erwiderte John überheblich: „Es sollte nur zu deinem Besten sein, da du beim Übergang ins Reich der Toten über die Reling ins Wasser fallen könntest, was deinen unweigerlichen Tod bedeuten würde.“ Nach einer Pause, in der Anne ihn nur entgeistert angestarrt hatte, ergänzte der Junge etwas zaghaft aber doch belehrend: „So hat es mir mein Vater erklärt, deshalb halte ich mich hier auf.“ „Dann wird es wohl doch gut sein, wenn ich das gleiche tue“, murmelte Anne, um John zufrieden zu stellen. Der Junge wurde ihr von Minute zu Minute unsympathischer. Der einzige Grund, woran das liegen könnte, war sein Vater, den Anne irgendwie auch nicht mochte. Ändern konnte sie daran nichts, was sie etwas bedauerte, denn schließlich war John ihr gegenüber sehr nett gewesen. Doch das war, bevor er wieder mit seinem Vater zusammengekommen war. Jetzt war er einfach nur noch ein überheblicher kleiner Junge, der gerne den Helden spielte und zudem seinen Vater sehr bewunderte. Egal, sagte sich Anne. Sie sollte lieber aufhören an die beiden zu denken und sich lieber auf das, was sie erwartete, bereit machen, denn ein Blick zum Horizont, sagte ihr, dass die Sonne fast untergegangen war. Nur noch ein schmaler Streifen leuchtete über dem Wasser. Der Streifen wurde immer kleiner, bis er schließlich mit einem grünen Lichtblitz ganz verschwunden war. Währendessen ging ein Ruck durch das Schiff. Der Bugspriet fing an sich gefährlich nach vorne ins Wasser zu neigen. Dann geschah alles ganz schnell. Während der grüne Lichtblitz erschien, schoss das Schiff einem Pfeil gleich ins Wasser. Anne verlor beinahe den Halt und konnte sich nur noch so gerade am Mast festhalten, was aber nicht verhinderte, dass sich ihr Magen unangenehm zusammenkrampfte. Mit einem letzten raschen Atemzug füllte sie ihre Lunge mit Luft, dann brachen die Wassermassen über der Flying Dutchman zusammen und sie wurde in die Tiefe gezogen. Doch plötzlich verschwand der Sog und das Schiff wurde zur Wasseroberfläche hin gedrückt. Der Druck zwang Anne in die Knie und ließ sie sich noch fester am Mast festhalten. Als sie das Gefühl hatte, ihr Magen würde das Spektakel nicht mehr lange aushalten, durchbrach die Flying Dutchman mit dem Bugsprit voran die Wasseroberfläche des Totenreichs. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Endlich sind sie jetzt im Totenreich. Ich habe nur irgendwie das Gefühl es könnte länger dauern, als ich es eigentlich geplant habe.... Das Kapitel ist ja schon vieeel länger geworden, als es eigentlich sollte -.- Aber na ja jetzt ist Will da. Hätte damit jemand gerechnet? Tjo und das John so unausstehlich wird, wird noch wichtig werden. Trotzdem sollten sich diejenigen in Acht nehmen, die die Turner toll finden, ich mag sie nämlich nicht. Deshalb werde ich es mir nicht nehmen lassen, in dieser FF gemein zu ihnen zu sein *fg* So ich hoffe das Kapitel gefiel hier jemanden. Außerdem würde mich mal eure Meinung dazu interessieren, wie ich die ganzen Charaktere alle darstelle. (Ist für mich nämlich wichtig) Davy-Jones Kapitel 11: Die Reise ins Reich der Toten ----------------------------------------- Anmutig trieb die Flying Dutchman auf dem ruhigen Gewässer des Totenreichs. Wasser lief aus den Kanonenöffnungen ab und an Deck war das laute Husten von Anne und John zu hören. Beide stützten sich mit den Armen auf den Planken ab und spuckten einen Schwall Wasser aus, den sie verschluckt hatten. Als Anne wieder aufgestanden war, guckte sie sich um und sah, dass es außer John und ihr keinem so ergangen war wie ihnen. Die Crewmitglieder der Dutchman standen sogar da, als wäre nichts passiert. Wahrscheinlich gehörten solche Manöver für sie zu den natürlichsten Dingen, die es gab. Was soll’s, dachte Anne und nahm erst jetzt richtig ihre Umgebung wahr. Um sie herum war eine schwere Dunkelheit. Trotzdem konnte Anne sehen, als wäre es nur dämmrig. Bloß die Farben hatten ihre Pracht verloren und man schaffte es, sie mehr zu erahnen, als sie richtig zu erkennen, da alles einen unwirklich Grauton angenommen hatte. Die Atmosphäre war düster und ließ in Anne ein mulmiges Gefühl aufsteigen. Außerdem fühlte sie sich seltsam verloren und selbst das Wasser wirkte unnatürlich. Wer es nicht genauer betrachtete, würde nichts Sonderbares feststellen, doch erst beim näheren Hinsehen, schien das Wasser zäh und schlammig zu sein. Trotzdem sah das Gewässer aus wie jedes Wasser in der Welt der Lebenden, nur dass über dem auch noch ein leichter nicht sehr dichter Nebel wabberte. Etwas beklommen ging Anne zur Reling und starrte nachdenklich auf das Wasser hinaus. Im Hintergrund hörte sie John aufgeregt mit seinen Eltern reden und die Geräusche der arbeitenden Crew. Bis jetzt machte diese auf Anne einen unheimlichen Eindruck. Die meisten der Seemänner waren schweigsam mit ausdruckslosen Gesichtern, aus denen nicht das geringste Gefühl abzulesen war. Der Captain und sein Vater waren dagegen das reine Gegenteil nicht aber unbedingt sympathischer. Bei den Gedanken stöhnte Anne ärgerlich auf. Sie hatte schon wieder an die beiden gedacht, obwohl sie sie noch nicht mal wirklich leiden konnte. War ihre Sehnsucht nach einer Familie so groß, dass sie ständig an John und sein Vater einen Gedanken verlor? Dies bezweifelte das Mädchen jedoch stark und versuchte deswegen an etwas anderes zu denken. Irgendwann wurde Anne langweilig. Sie hatte das Gefühl, mehr als Stunden in Gedanken versunken an der Reling verbracht zu haben. Um gegen ihre Langeweile etwas zu unternehmen, beschloss Anne sich das Schiff etwas genauer anzugucken. Doch daraus wurde nichts. Kaum war sie unter Deck, wurde sie von den unheimlich starren Blicken der Matrosen verfolgt, die Anne eine Gänsehaut bereiteten. Deshalb ging sie lieber wieder schnell nach oben, wo sie sah, dass es John ähnlich erging. Der Junge hatte versucht mit einem der Crewmitglieder ein Gespräch zu führen, woraus jedoch nichts wurde. Der Seemann ignorierte ihn einfach, bis der Sohn des Captains etwas lauter wurde. Doch John bekam keine Antworten. Er wurde lediglich ausdruckslos angestarrt, was ihm eben so unangenehm wie Anne wurde. Verärgert ließ er den Seemann in Ruhe und ging davon. Seine Laune besserte sich aber schlagartig, als er Anne sah. „Anne!“, rief er, während er auf sie zu lief. „Hast du auch bemerkt, dass man mit den Crewmitgliedern nicht reden kann?“ „Ich habe nicht versucht mit ihnen zu reden, aber diese Blicke, mit denen sie ein anstarren, die sind … irgendwie unheimlich“, entgegnete Anne. John stimmte ihr zu. Dann fiel ihm ein: „Das liegt bestimmt daran, dass sie vorher diesem Davy Jones gedient haben, das hat sie so unheimlich werden lassen. Und wahrscheinlich ist so viel Zeit bei ihrer Knechtschaft unter diesem Monster vergangen, dass selbst mein Vater ihnen nicht mehr helfen konnte.“ Bedauernd schüttelte der kleine Junge den Kopf. Anne hingegen zog eine Augenbraue hoch. Selbst wenn John recht hatte und die Crew Jahre lang bei Davy Jones eine Schuld zu begleichen hatte, hieß das noch lange nicht, dass ausgerechnet sein heldenhafter Vater ihnen helfen konnte. Nein, wahrscheinlich konnte das keiner mehr…. „Diese armen Seelen waren bereits verloren, als sie in die Schuld Davy Jones traten“, stellte Calypso mit einem leicht verärgerten Unterton klar. Überrascht drehten sich die beiden zu ihr. Anne bekam das Gefühl, dass sich die heidnische Göttin gerne durch ein plötzliches Auftauchen in Gespräche einmischte, doch sagte sie dazu nichts, denn dieses Mal hatte sie vielleicht sogar die gleiche Meinung wie sie selbst. „Trotzdem trug der ehemalige Captain zu dem jetzigen Zustand seiner Crew bei“, erwiderte John leicht triumphierend, da ihm aufgefallen war, dass Calypso dies mit ihrer Aussage nicht abgestritten hatte. Doch bei den Worten des Jungen verdüsterte sich der Blick der Göttin. „Ja, das tat er!“ Es glich mehr einem Fauchen als alles anderem. „Doch stand es ihnen frei, den Tod oder Knechtschaft zu wählen…“ „Ich hätte den Tod gewählt“, erklärte John und warf sich in die Brust. „Ich weiß nicht...“, zweifelte Anne. „Wäre ich an ihrer Stelle dem Tode nah und es eine Möglichkeit gäbe, einen Ausweg zu wählen, ich glaube … ich würde dies tun…“ Der Junge sah sie ungläubig mit großen Augen an, sagte aber nichts, denn er musste zugeben, dass Annes Worte gar nicht mal so falsch waren. Trotzdem dachte er entschlossen, dass er niemals diesen Ausweg wählen würde, selbst wenn er dafür sterben müsste. Nach diesem Gespräch zog sich Anne zur Reling zurück und hing wieder ihren Gedanken nach. Irgendwann, es mussten wieder etliche Stunden vergangen sein, wurde sie zu den anderen gerufen. Es ging darum, weswegen sie überhaupt die Reise ins Totenreich angetreten hatten – die Rückkehr Davy Jones. „Gleich werden wir die Stelle erreicht haben, an der ihr Davy Jones finden werdet“, erklärte Will, wobei er versuchte, nicht allzu verachtend zu klingen. Ein Lächeln glitt über Calypsos Lippen, als sie dies hörte. „Das ist gut.“ „Aber wer wird ihn holen?“, fragte Elizabeth beunruhigt. Wieder breitete sich dieses seltsame Lächeln auf dem Gesicht der heidnischen Göttin aus und sie schaute kurz zu Anne. Diese ahnte nichts Gutes. Sie würde doch nicht etwa sie losschicken, um den ehemaligen Captain der Flying Dutchman, über den sie noch nie ein gutes Wort gehört hatte, zurückzuholen? Doch Calypsos kurzer Blick hatte ihre alles gesagt. „Anne wird gehen“, bestimmte Calypso schließlich. Entsetzt schnappte Elizabeth nach Luft. „Das könnt Ihr nicht machen!“, fuhr sie die Göttin aufgebracht an. „Aus welchem Grund sollte Anne ganz allein durch das Totenreich gehen, um ein grausames Monster wiederzuholen?“ Erst nachdem sie die Worte ausgesprochen hatte, merkte die Piratenkönigin, dass sie sich etwas hätte zurückhalten sollen. Doch jetzt war es zu spät. „Sie wird die einzige sein, die ihn finden und wieder zurückholen können wird“, bemerkte Calypso knapp mit finsterem Blick. Dann ging sie unter Deck und ließ die anderen ratlos allein zurück. Anne war völlig fassungslos. Sie konnte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. Sie wusste aber, dass es nichts gab, was ihr irgendwie hätte helfen können, die Meinung Calypsos umzustimmen. Sie, ein einfaches Mädchen mit fehlenden Erinnerungen, sollte allein im Totenreich nach einem Captain suchen, dessen Grausamkeit überall gefürchtet war. Das konnte doch nur ein schlechter Scherz sein! Vielleicht würde sie aber auch gleich in irgendeinem Bett aufwachen und feststellen, dass sie das alles nur geträumt hatte. Ja, das musste es sein! Sie träumte nur. Hoffnungsvoll klammerte sich Anne an diesen Gedanken und schloss die Augen. Doch ihre Hoffnungen wurden zerstört. Wenige Minuten später hielt die Flying Dutchman. Zwei Crewmitglieder schritten schweigend auf Anne zu. Das Mädchen wusste, was sie wollten und schritt langsam zurück. Sie wollte einfach nicht! Doch konnte sie nichts gegen die beiden Seemänner ausrichten. Sie packten die sich wehrende und zappelnde Anne einfach an den Armen und schleiften sie zum Ruderboot. Im Vorbeigehen flüsterte Calypso, die wieder an Deck gekommen war, ihr noch zu: „Achte immer auf den Weg in deinen Gedanken, Anne.“ Verwirrt starrte Anne die Göttin an und vergaß sogar für einen kurzen Moment ihren Widerstand. Erst dann nahm sie wahr, dass Will seiner Crew verzweifelt Befehle entgegen brüllte, sogar versuchte Anne aus ihrer Gewalt zu befreien, was er aber nicht schaffte. Er war machtlos gegen die beiden, welche dabei waren das Mädchen ins Ruderboot zu setzen und dieses ins Wasser zu lassen. Anne hatte, nachdem sie im Ruderboot saß, ihren Widerstand aufgegeben. Es war zwecklos. Am Ende würde nur einer zu schaden kommen, der mit der ganzen Sache nichts zu tun hatte und das wollte sie nicht. Das Boot war fast im Wasser, als John plötzlich zur Reling schoss. Der Junge wich geschickt den Griffen seines Vaters aus, der ihn zurückhalten wollte, kletterte flink über die Reling und sprang zu Anne ins Ruderboot hinein. Überrascht sah sie ihn an, kam aber nicht dazu ihn zu fragen, warum er das getan hatte, da Elizabeth von der Flying Dutchman herab panisch rief: „Oh mein Gott, John! Komm sofort wieder hoch!“ Auch Will forderte ihn auf, wieder an Bord der Schiffes zu gehen, doch John erwiderte: „Vater, Mutter es tut mir Leid, aber ich werde Anne begleiten und ihr dabei helfen, Davy Jones zurückzubringen!“ „John, es ist jetzt nicht der Zeitpunkt heldenhaft zu sein! Bitte komme sofort wieder zurück!“, befahl Will verzweifelt, der sich so unglaublich hilflos vorkam. „Es ist bereits zu spät.“ Wie aus dem Nichts war Calypso an Wills und Elizabeths Seite getreten. „John wird erst zurückkommen können, wenn die Seele Davy Jones gefunden sein wird. Das gleiche gilt auch für Anne.“ Mit einer Mischung aus Wut und Unglauben starrte Will sie an. „Das kann nicht sein! Ich bin Captain dieses Schiffes und meine Aufgabe ist es, mich um die Seelen der auf See Verstorbenen zu kümmern. Ich bin hier derjenige, der die Macht dazu hat, Befehle im Totenreich zu erteilen.“ Calypso schaute ihn mit einem leicht bedauernden Lächeln an. „William Turner, du solltest wissen, dass ich diejenige war, die einst Davy Jones die Macht über das Totenreich gab. Nicht nur er oder sein Nachfolger sondern auch ich selbst habe hier Macht.“ Der Captain des Schiffes war sprachlos und in seiner Hilflosigkeit schlug er wütend auf die Reling. Währendessen begannen John und Anne auf die Stelle zu zurudern, bei der ein seltsames Licht schimmerte und wo sie vermuteten, Davy Jones vorzufinden. „Warum hast du das gerade getan“, fragte Anne, als sie sich nicht mehr zurückhalten konnte. „Warum bist du zu mir ins Boot gesprungen und hast dich dem Befehl deines Vaters widersetzt?“ „Na weil ich dir helfen wollte“, erklärte John selbstlos wie er war. Anne hätte am liebsten entnervt gestöhnt und die Augen verdreht, was sie dann doch bleiben ließ. Denn eigentlich meinte John es ja nur gut und insgeheim musste sie zugeben, dass sie ziemlich froh war, nicht allein im Totenreich herumirren zu müssen. „Weißt du schon, wie du Davy Jones finden wirst?“, fragte John neugierig. Anne zuckte mit den Achseln. „Ich bin mir nicht sicher, aber Calypso sagte, ich solle einfach dem Weg in meinen Gedanken folgen. Ich weiß leider nur nicht, was sie genau damit gemeint hat.“ „Hmm...“, kam es von dem Jungen. Dann schien er zu einer Erkenntnis gekommen zu sein. „Das wirst du wahrscheinlich erfahren, wenn wir das Boot nicht mehr benötigen.“ Anne nickte. „Ich hoffe es.“ Danach ruderten beide schweigend weiter. Irgendwann lief ein Ruck durch das Ruderboot. Sie mussten wohl auf Grund gelaufen sein. Auch wenn es John und Anne widerstrebte nur einen Schritt in dieses unheimliche Gewässer zu setzen, blieb ihnen gar keine andere Wahl. Vorsichtig stieg Anne aus. Das Wasser reichte ihr fast bis zu den Knien und es war eiskalt. Kalt wie der Tod. Bei dem Gedanken lief ihr unwillkürlich ein Schauer über den Rücken. Denk jetzt nicht an so etwas!, ermahnte sie sich in Gedanken. Denk an etwas Schönes! John schien sich ebenfalls außerhalb des Ruderbootes unwohl zu fühlen. Nur dass das Wasser ihm sogar bis über die Knie ging. „Lass uns schnell das Boot an Land ziehen - oder was das auch immer sein mag“, sagte er leicht hektisch. Anne konnte ihm nur zustimmen und zog gemeinsam mit ihm das Boot auf den festen Grund. Sie war sich nicht sicher, ob man diesen festen Boden unter ihren Füßen wirklich Land nennen konnte oder was das überhaupt genau war, denn aufgrund der immer noch herrschenden Finsternis ließ sich in dem dämmrig erscheinenden Licht schwer sagen, was das war, worauf sie standen. Aber so genau wollten sie das gar nicht erst wissen. Das Licht, welches Anne und John geglaubt hatten zu sehen, war in Wirklichkeit ein blutrotes pulsierendes Schimmern in der Finsternis. John nahm dies als erster wahr, nachdem sie das Ruderboot außer Reichweite des Gewässers gezogen hatten. Etwas verängstigt krallte er sich an Anne. „W-Was ist d-d-de-denn das?“, stammelte er verschreckt. Dem Mädchen war dieses unheimliche Leuchten, das hin und wieder pulsierend aufleuchtete, auch nicht ganz geheuer, doch hatte sie fast mit etwas derartigem gerechnet. „Ich weiß es nicht“, gab Anne zurück, „aber ich denke, es wird uns nichts anhaben, deshalb lass uns das tun, weshalb wir eigentlich hier sind.“ Kaum hatte sie dies gesagt, ließ John sie schlagartig los und fing an den tapferen Helden zu spielen. „Ja, der Meinung bin ich auch.“ Er ließ ein nervöses Lachen von sich hören. „Und du musst dir keine Sorgen machen, Anne. Im Ernstfall werde ich dich beschützen!“ Diese Aussage war typisch für John, wo er sich doch jetzt immer so aufspielen musste und Anne konnte gar nicht anders, als genervt die Augen zu schließen. Und da sah sie es plötzlich. In ihren Gedanken begann langsam ein strahlender Pfad aufzuleuchten. Erstaunt riss Anne die Augen wieder auf und der Pfad verblasste. Als sie ihre Augen erneut schloss, konnte sie ihn wieder klar und deutlich erkennen. „Ich glaube ich kenne nun den Weg, den wir gehen müssen“, murmelte Anne mit geschlossenen Augen. John schien etwas verwundert darüber zu sein, so genau konnte sie das jedoch nicht beurteilen, da sie ihn nicht sah und sich ganz auf den Pfad in ihren Gedanken konzentrierte. „Folge mir einfach“, sagte Anne und ging los. „Warte auf mich!“, rief John ihr hinterher und rannte zu ihr. Unsicher und etwas ängstlich guckte er sich immer wieder um. „Mir gefällt es hier überhaupt nicht“, meinte er mit einem Zittern in der Stimme. Dies veranlasste Anne ihre Augen wieder zu öffnen, denn ihr war sehr unwohl zumute, wenn sie daran dachte, dass sie ohne etwas zu sehen durch das Totenreich lief. Sie bemerkte noch nicht einmal, was um sie herum geschah, wenn sie weiterhin mit geschlossenen Augen dem Pfad folgte. Deshalb versuchte sie mal die Augen zu schließen, sich die Richtung zu merken und mit offenen Augen wieder weiterzugehen. Es war kompliziert aber es dauerte nicht lange und sie hatte den Dreh raus. Ihr war bewusste, dass es für John komisch aussehen musste, da sie ihm nichts von dem Pfad in ihren Gedanken erzählt hatte, was sie aber auch nicht vorhatte. Je weiter die beiden ins Totenreich vordrangen, desto unheimlicher wurde es. Und auch John schien längst nicht mehr so mutig und selbstsicher zu sein, wie am Anfang. Er wurde nervig, benahm sich sogar fast wieder so, wie Anne ihn kennen gelernt hatte, nur dieses Mal war der Junge viel zu ängstlich und nervös, um sich normal benehmen zu können. „Anne, bist du sicher, dass wir immer noch auf dem richtigen Weg sind?“, fragte John sie wohl nun zum hundertsten Mal. „Ich weiß es immer noch nicht!“, gab Anne gereizt zurück. Obwohl John gerne den selbstlosen Beschützer spielte, hatte er sich nun wie ein kleines verängstigtes Kind an ihr Handgelenk geklammert und stellte immer wieder dieselbe Frage. Nur woher sollte Anne wissen, ob sie hier richtig waren? Schließlich sah das Totenreich überall gleich aus: eine beklemmende Düsternis. Das einzige, was ihr hier half sich zu orientieren, war der leuchtende Pfad in ihren Gedanken, der merkwürdig verschlungen war und sie immer mehr verunsicherte. Hinzu kam, dass es überall gleich aussah und Anne dazu brachte, sich nicht mehr sicher zu sein, wirklich den richtigen Weg zu gehen. Auch John machte die Situation mit seiner nervigen Fragerei nicht wirklich besser. Mittlerweile waren die beiden schon so weit vorgedrungen, dass Anne die Anwesenheit der Seelen immer deutlicher spüren konnte. Zwar konnte sie sie nicht sehen, dafür aber umso besser fühlen. Es war schrecklich. Ein einziges Chaos aus Verzweifelung, Qual, Wahnsinn, Schmerz, Trauer und Leere. Doch plötzlich merkte Anne eine Präsenz mit sehr ausgeprägten Empfindungen, die, je näher sie der Seele kamen, immer stärker wurden. Dann erlosch der leuchtende Pfad in ihren Gedanken. Erschrocken keuchte Anne auf, denn eine unglaubliche Welle an Gefühlen hatte sie überrollt, zurück blieb nur noch Kälte und Leere. Als Anne einen verstohlenen Blick zu John warf, um zu sehen, ob er auch das alles wahrnahm, sah sie, dass er überhaupt nichts zu bemerken schien. Wahrscheinlich drehte sich in seinem Kopf alles um ihn selbst und seinen Vater sowie die Heldengeschichten, die er ihm bei seiner Rückkehr erzählen konnte. Dabei musste das Mädchen an den Ausdruck in Calypsos Augen denken, wenn die heidnische Göttin einen der beiden angeschaut hatte. Das war zwar selten passiert, doch diese seltsame Mischung aus Verachtung, Trauer, Hass und Resignation, die in ihrem Blick gelegen hatte, konnte sich Anne beim besten Willen nicht erklären. Vielleicht aber würde sie dies bald können. „Anne!“, hörte sie John auf einmal flüstern. „Siehst du das auch dahinten? Diesen Schatten?“ Angestrengt starrte sie in die angegebene Richtung und was sie da sah, würde sie ihr Leben nie vergessen. Ein Schatten so schwarz und düster, dass er sich deutlich von der Düsternis und dem winzig gewordenen roten Pulsieren abhob, war wenige Schritte von ihnen entfernt. Das Merkwürdige an ihm war jedoch, dass sich seine Form oder auch Gestalt zu ändern schien. Beim näheren Hinsehen glaubte Anne zu sehen, wie sich die linke Hand grotesk verformte, ja einer Krabbenschere glich. Auch da, wo sich ein Bart befinden könnte, war sie sich sicher, dass sich je nach Form etwas bewegte. Unwillkürlich lief ihr ein Schauer über den Rücken. Dabei nahm sie wahr, dass von diesem Wesen, dieser Seele, diese unheimliche Kälte und schreckliche Leere ausging. Und dann traf es Anne wie der Schlag. Sie wusste wen sie da vor sich hatten - den ehemaligen Captain der Flying Dutchman, Davy Jones. Doch wer da vor ihnen stand und das wurde ihr in diesem Moment klar, war nicht mehr der einst so berüchtigte grausame Teufel der Meere, sondern nur noch ein Schatten seiner Selbst. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Tadaaa hier ist Kapitel 11 und Davy Jones tritt da ja doch noch nicht wirklich auf-_- Aber dafür wird's im nächsten Kapitel richtig gut(finde ich zumindest)^-^ Zu diesem Kapitel habe ich nicht viel zu sagen, außer vielleicht, dass ich da Totenreich ein wenig "abgeändert" habe. Eben so wie ich es mir vorstelle. Dann wäre da noch die Frage, ob sich jemand danken kann was es mit Davys wechselnder Gestalt auf sich haben könnte. Hoffe euch gefiel das Kapitel^^ Davy-Jones Kapitel 12: Rückkehr eines Toten -------------------------------- Anne musste frösteln. Es war eine unangenehme Atmosphäre, so bedrohlich… John und Anne wussten beide nicht, was sie tun oder sagen sollten. In ihren Gedanken hatten sie sich die Situation so einfach ausgemalt, viel einfacher als sie eigentlich war. „Wer…seid ihr?“ Anne musste schlucken. Ihr Puls beschleunigte sich vor lauter Nervosität und ihre Hände begannen zu schwitzen. Was aber sollte sie Davy Jones antworten? Etwas wie in der Art: Ich bin Anne und das hier ist John Turner. Ihr könnt euch bestimmt noch daran erinnern, wie sein Vater Euch hierhin geschickt und nun euren Posten als Captain der Flying Dutchman eingenommen hat. Nein, das wäre das schlimmste, was sie überhaupt sagen konnte. Doch das schien John nicht bewusst zu sein. Im Gegenteil! Stolz antwortete er: „Ich bin John Tur-….“ Weiter kam er nicht, da ihm Anne schnell die Hand auf den Mund presste. „Hmhmpf glmpf“ Es war John völlig unklar, warum sie ihn nicht hatte aussprechen lassen. Als er einen Blick zu dem Mädchen wagte sah er, dass sie verkrampft in Richtung der Seele des ehemaligen Captains der Flying Dutchman starrte und ihre Hand nicht von seinem Mund nahm. „Dein Name ist doch nicht etwa John Turner?“, hakte Davy Jones nach, während plötzlich ein stechender Schmerz Annes Hand durchzuckte. „Autsch!“ Erschrocken zog Anne ihre Hand zurück und musste feststellen, dass John sie doch tatsächlich gebissen hatte! „Doch genau das ist er!“, bestätigte der kleine Junge mit leuchtenden Augen, nicht ohne hinzufügen zu müssen: „Ich bin der Sohn von Elizabeth und Will Turner.“ Anne schlug bei diesen Worten verzweifelt die Hände vors Gesicht. Ob eine Seele einen wohl umbringen kann?, fragte sie sich, denn ihr war bewusst, dass John mit seiner Antwort alles vermasselt hatte. Warum hatte er auch noch hinzufügen müssen, der Sohn von Will Turner zu sein? Und was würde mit ihr selbst geschehen? Wie sollte sie Davy Jones überhaupt den Auftrag Calypsos erklären? Es war alles zum Verzweifeln. „Ah der Sohn von Will Turner sagst du…“, murmelte Davy Jones wissend. Dabei nahm seine Stimme einen gefährlichen Unterton an. Und dann ohne Vorwarnung stand er auf einmal vor John. Was Anne aber am meisten beunruhigte war, dass sich die Gestalt nicht mehr veränderte, sondern bei der geblieben war, die ihr unheimlicher vorkam, die mit der Krebsschere als linke Hand. Nun sollte das Mädchen auch erkennen können, wie sich solch eine Hand als nützlich erwies. Ehe John wusste, wie ihm geschah, umschlossen die Zangen der Krebsschere seinen Hals. Mit vor Schreck geweiteten Augen starrte der Junge den Schatten vor ihm an. Er schien gar nicht zu bemerken, dass er nicht mehr auf dem Boden (wenn man das überhaupt Boden nennen konnte) des Totenreichs stand, sondern mit den Füßen in der Luft baumelte. „Ihr Turner seid alle miteinander gleich. Jeden einzelnen von euch sollte man töten!“, zischte Davy Jones hasserfüllt und drückte fester zu. Hilflos musste Anne mit ansehen, wie John unter einem Röcheln verzweifelt versuchte, Luft zu bekommen. Panisch zwang sich das Mädchen zum Denken, doch die Aura, die von Davy Jones ausging, erschwerte es. Anne glaubte, um sie herum sei es dunkler geworden als zuvor. Ein schreckliches Gefühl von dumpfer Leere begann sich, in ihr breit zu machen und die Luft schien schwer zu sein, als könnte man nach ihr greifen. „Bitte lasst John los“, brachte sie schließlich hervor. „Davy Jones, hört uns an, was wir Euch zu sagen haben. Danach könnt Ihr uns immer noch umbringen.“ Erst jetzt schien der Teufel der Meere Anne richtig zu bemerken. Sie glaubte, dass er sich zu ihr drehte. „Und warum sollte ich das tun?“ „Weil…weil wir eine Möglichkeit haben, Euch ins Leben zurückzuholen“, erklärte Anne, bemüht darum, ihre Stimme nicht allzu sehr zittern zu lassen. Ein abschätziges Schnauben erklang. „Ins Leben…“ Davy Jones Worte klangen verächtlich. Doch das war Anne egal. Das entscheidende war, dass er John losgelassen hatte. Der Junge fiel mit einem Keuchen zu Boden, wo er gierig nach Luft schnappte. Besorgt hockte sich Anne zu ihm. „John wie geht es dir?“, erkundigte sie sich leise. „Ich weiß nicht“, stöhnte er, „ich fühle mich so komisch.“ Als sie den völlig verängstigten Jungen so betrachtete, musste Anne auf einmal wehmütig an Jack, Barbossa und Fin sowie den anderen an Bord der Black Pearl denken, die nun auf dem Weg zu Schiffbruchbay waren. Dort würden sie den Hohen Rat der Bruderschaft versammeln, während John und sie selbst um ihr Leben fürchten mussten. Welch eine Ironie, dachte Anne bitter, im Totenreich zu sterben! Dann sah sie wieder zu John, der mühsam versuchte aufzustehen. Ärger machte sich in ihr breit, als sie daran dachte, dass er sie beide durch seine Dummheit beinahe zum Sterben verurteilt hatte. Während sie ihm beim Aufstehen half, konnte sie gar nicht anders, als ihrem Ärger Luft zu machen. „Du bist so ein Idiot, John! Sei am besten jetzt einfach ganz still und lass mich reden!“ Ohne noch etwas zu sagen, verkroch sich der Junge ängstlich hinter Annes Rücken und gab keinen Mucks mehr von sich. „Ich danke Euch“, murmelte Anne, um das Schweigen, was eingetreten war, zu durchbrechen. „Mein Name ist Anne und ich bin nicht mit den Turnern verwandt.“ Vorsichtshalber hatte sie dies noch hinzugefügt, da man schnell denken konnte, sie sei auch eine der Turner, wenn sie nur ihren Vornamen nannte. Davy Jones schien sie eingehend zu mustern, wobei seine Gestalt wieder wechselte. Anne wurde es unangenehm. Sie war nervös und hatte panische Angst, die sie vergeblich versuchte zu unterdrücken, denn sie wusste jetzt, dass sie um ihr Leben fürchten musste. Schließlich fragte Davy Jones: „Und aus welchen Grund solltet ihr mich wieder ins Reich der Lebenden holen können?“ „Also eigentlich habe ich gar keine andere Wahl gehabt, als Euch aufzusuchen, um Euch ins Reich der Lebenden zurückzuholen“, murmelte Anne. Ihr war zwar klar, dass das keine genaue Antwort auf die Frage war, aber sie wusste beim besten Willen nicht, was sie sagen sollte. Ehe ihr Gegenüber jedoch antworten konnte, ertönte es hinter ihren Rücken leise von John: „Genau genommen ist das alles Calypsos Werk.“ „Psst! Sei doch still, John!“, zischte das Mädchen verärgert, da sie befürchtete, dass er sie beide mit seiner Aussage wieder in Gefahr bringen könnte. Dieses Mal aber hatte der Junge mit seiner vorlauten Art die Situation gerettet. „Ca- … Calypso?“, kam es etwas überrascht und auch ungläubig von Davy Jones. Anne nickte. „Ja, sie war diejenige, die dafür gesorgt hat, dass man Euch aus dem Totenreich holt. Will Turner hat sie dazu gebracht John, Elizabeth und mich ins Reich der Toten zu bringen, wo ich dann – aus welchen Grund weiß ich nicht – losgehen sollte, um Euch zurückzuholen. John ist mir in letzter Sekunde gegen den Willen seiner Eltern gefolgt“, erzählte sie. Denn so wie Davy Jones den Namen der heidnischen Göttin ausgesprochen hatte, schien er sie gut zu kennen und Anne hoffte, indem sie ihm in einer sehr kurzen Form erzählte, was sich alles ereignet hatte, ihn ohne kompliziertes Gerede zur Flying Dutchman führen zu können. Beim genaueren Überlegen fand Anne jedoch, dass ihr Geplapper einfach nur sinnlos gewesen war. Wie sollte sie so den Teufel der Meere dazu bringen mit ihnen zu kommen? Im Grunde genommen verstand sie noch nicht einmal, wie Calypso sich das vorgestellt hatte. Was sie aber noch weniger verstand war, dass Davy Jones ihr vorkam, als müsse er gar nicht zurück ins Reich der Lebenden. Ihm schien es egal zu sein, ob er lebendig oder tot war. Nur warum? Dann wurde Anne aus ihren Gedanken gerissen. „Ich komme mit euch“, lautete die überraschende Antwort vom Teufel der Meere. Es dauerte bis das Mädchen begriffen hatte, was Davy Jones gesagt hatte. Dann atmete sie erleichtert auf, froh darüber es fast hinter sich gebracht zu haben. Sie schloss die Augen und bemerkte erleichtert den leuchtenden Pfad wieder in ihren Gedanken auftauchen. „Folgt mir bitte“, wandte sich Anne an Davy Jones und ging mit John, der sich an ihre Hand klammerte, los. Dieses Mal hatte sie fast die ganze Zeit über ihre Augen geschlossen. Sie wollte nicht wieder die ganzen anderen verzweifelten Seelen und all das Leid wahrnehmen und konzentrierte sich deshalb ganz auf den Pfad in ihren Gedanken. So erhoffte sie, die Anwesenheit der anderen Seelen nicht spüren zu müssen. Nur hin und wieder warf Anne einen verstohlenen Blick zu Davy Jones, der ihnen schweigend folgte. Mit einem Schaudern musste sie feststellen, dass je näher sie der Flying Dutchman kamen, sich seine Gestalt nur noch selten änderte und immer öfter die mit der Krebsschere behielt. Es dauerte nicht lange und der Pfad in Annes Gedanken erlosch wieder. Als sie die Augen öffnete, sah sie, dass sie da angekommen waren, wo sie ihr Ruderboot zurückgelassen hatten. Dieses war aber nicht mehr vorzufinden. Stattdessen ragte aus dem Wasser die Flying Dutchman vor ihnen empor. Wahrscheinlich hatte die Crew das Boot wieder an Bord geholt, vermutete Anne und versuchte sich aus Johns Griff zu befreien. Dieser ließ sie, kaum dass er das Schiff sah, los und rannte so schnell es ging zur Flying Dutchman, wo er sogleich in die Arme seines Vaters fiel, als er an Deck geklettert war. Anne hatte es nicht eilig an Bord der Flying Dutchman zu kommen und ließ sich Zeit. Womit sie nicht gerechnet hatte, war dass sich alle versammelt hatten. Selbst die Crew. Und als sie über die Reling kletterte, wurden ihr unangenehme Blicke zu geworfen, teils erwartungsvoll, teils neugierig und in Elizabeths Augen lag die Angst um ihren Mann. Anne fühlte sich unwohl und stellte sich etwas abseits hin. Dort war sie vor den Blicken der anderen geschützt, welche jetzt nicht mehr auf ihr ruhten, sondern abwartend auf die Stelle gerichtet waren, wo sie glaubten, dass Davy Jones erschien. Und dann kam er. Anne glaubte nicht, dass der Teufel der Meere so wie sie und John hochgeklettert war, denn er erschien an der Stelle, an der sie sowie Elizabeths Sohn das Deck betreten hatten. Vielmehr war es, als würde Davy Jones aus den Planken des Schiffes aufgetaucht sein. Dieses Mal jedoch stand vor ihnen kein Schatten seiner Selbst, der die Gestalt wechselte. Nein. Vor ihnen stand eine Kreatur bei deren bloßen Anblick dem Mädchen ein Schauer über den Rücken lief. Dies war Davy Jones verfluchte Gestalt. Sein Bart bestehend aus vielen sich bewegenden Tentakeln eines Tintenfisches fiel Anne sofort ins Auge und auch seine linke Hand war, wie sie es vermutet hatte, eine Krebsschere. Zudem war anstelle eines Holzbeins sein rechtes Bein das einer Krabbe. Schweigen hatte sich ausgebreitet. Keiner wusste so recht, was er tun sollte – bis auf Calypso. Ein leichtes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie aus den Versammelten heraustrat. Der Blick, den sie Davy Jones zuwarf, war unergründlich und spiegelte viele sich widersprechende Gefühle wider. „Du bist also gekommen…“, sagte sie. Es war mehr eine Feststellung als alles andere. Doch erwartete sie eine Antwort darauf. „Ja, das bin ich“, erwiderte Davy Jones. „Und aus welchem Grund wolltest du, dass ich komme?“ Die Göttin war zu stolz, als dass sie zugeben würde, sie bräuchte seine Hilfe und so blieb die Antwort von ihr aus. Stattdessen antwortete Will feindselig: „Ihr sollt Eure Position als Captain der Flying Dutchman wieder einnehmen.“ „Ah, Ihr seid der Aufgabe also nicht mehr gewachsen“, bemerkte der Teufel der Meere provozierend. Auch wenn er es besser verbarg als Will, so beruhte die Feindseligkeit doch auf Gegenseitigkeit. „Das hat mit der Sache nichts zu tun“, entgegnete Johns Vater kühl. „Es ist Calypsos Wille.“ Anne glaubte etwas wie einen Anflug von Überraschung bei Davy Jones zu sehen, als er dies hörte. Doch so schnell wie das Gefühl aufgetaucht war, war es auch schon wieder verschwunden, gut verborgen hinter der kalten Fassade. Er schien jedoch anders als die anderen zu verstehen, welche Gründe Calypso zu dieser Tat bewogen hatten. Ein höhnischer Ausdruck machte sich auf seinem Gesicht breit. „Ihr seid also bereit zu sterben, um mir die Position als Captain der Flying Dutchman zurückzugeben, Mister Turner“, stellte Davy Jones fest. Hasserfüllt erwidert Will den Blick des Teufels der Meere, senkte ihn dann aber widerwillig. „Ah, ich verstehe“, bemerkte Davy Jones mit einer Spur Befriedigung in der Stimme. Wütend wandte sich Johns Vater wieder zu ihm. „Wenn Ihr es auch nur wagt, meiner Frau oder meinem Sohn irgendetwas anzutun…“ Er ließ die Drohung unausgesprochen, doch jedem war unmissverständlich klar, was Will damit gemeint hatte. Nur den Teufel des Meeres, an den die Drohung gerichtet war, schien sie nicht sonderlich zu interessieren. Er wirkte viel mehr belustigt und verkündete: „Also gut, ich werde meine Position als Captain der Flying Dutchman wieder einnehmen.“ Johns Vater ballte in hilfloser Wut die Fäuste. „Aber nicht vor meinem Sohn“, bestimmte er theatralisch, da er es seinem Sohn nicht antun wollte, zu sehen, wie er vor ihm starb. Anne musste unwillkürlich die Augen verdrehen, denn ihr sowie allen anderen bis auf den Turnern selbst war dies vollkommen egal. „Wenn du es unbedingt so haben willst, dann werden wir in die Kajüte des Captains gehen“, entschied Calypso und während Davy Jones, dem es gleichgültig war, wo er wieder Captain der Dutchman wurde, und Will in die genannte Kajüte gingen, fügte sie mit einem Blick auf Elizabeth hinzu: „Du wirst dabei sein müssen.“ Wie ertappt starrte Mrs Turner die heidnische Göttin an, folgte ihr dann aber widerwillig. Als alle vier in der Kajüte des Captains verschwunden waren, kehrte Stille ein. John umklammerte unglücklich seinen Großvater und versuchte verzweifelt seine Tränen zurückzuhalten. Stiefelriemen Bill erging es nicht anders, auch wenn man es ihm nicht ansehen konnte, die Tränen nicht mehr zurückhalten zu können. Er machte sich große Sorgen um seinen Sohn, denn ihm war bewusst, dass es gar keinen anderen Ausweg gab, als dass er sterben musste, damit Davy Jones wieder Captain der Flying Dutchman wurde. Genauso schlimm war für Wills Vater die Vorstellung, wieder unter dem Befehl des Teufels der Meere stehen zu müssen. Um von seinen Sorgen abzulenken, versuchte er John zu trösten. Anne hingegen interessierten die Sorgen von John und seinem Großvater wenig. Sie wunderte sich vielmehr, warum Calypso Elizabeth dabei haben wollte. Sicherlich würde sie dies später erfahren, doch ihre Neugierde ließ ihr einfach keine Ruhe. Auch wollte Anne wissen, was aus ihr werden sollte, wenn ihre Reise beendet war. Schließlich ging sie die ganze Sache doch gar nichts an. Vielleicht würde Calypso sie ja auch endlich aufklären, was es mit dieser und ihrer eigenen Welt auf sich hatte. Oder aber, wenn sie nichts dergleichen erfahren sollte, würde sie an Bord der Black Pearl endgültig anheuern. Denn dann könnte sie wieder bei Fin sein…. Schon wieder hatte Anne an ihn gedacht! In letzter Zeit ertappte sie sich immer öfter dabei, an den Jungen denken zu müssen und es machte sich dabei so ein merkwürdiges Gefühl in ihrer Magengegend breit… Nein, das konnte nicht sein!, beschloss Anne entschieden und versuchte sich wieder auf ihre derzeitige Situation zu konzentrieren. Es war schon ziemlich viel Zeit verstrichen und noch immer schien sich nichts zu tun. Kein Laut drang aus der Kajüte des Captains. Langsam wurde Anne unruhig. Irgendwie spürte sie, dass etwas gleich passieren würde, da war sie sich sehr sicher. John gab hin und wieder ein unterdrücktes Schluchzen von sich oder warf einen flüchtigen Blick zur Kajüte, in der sich seine Eltern befanden. Es kam plötzlich und fing unbemerkt an. Anne fiel das seltsame Verhalten der Mannschaft als erste auf. Das Crewmitglied neben ihr zuckte auf einmal leicht, was Anne ihn verwundert anstarren ließ. Als ihr Blick zu seinem Gesicht wanderte, sah sie überrascht keine ausdruckslose Miene mehr sondern einen schmerzerfüllten Ausdruck, als litte er Höllenqualen. Dieser Anblick beunruhigte Anne und sie wandte sich mit einer bösen Vorahnung zu den anderen der Mannschaft. Auch ihnen erging es wie ihrem Nebenmann, bloß dass manche von ihnen angefangen hatten zu zittern. „W-was ist das?“, wollte John ängstlich wissen, dem das seltsame Verhalten der Crew nicht entgangen war. Fragend guckte er zu seinem Großvater hoch, doch bei dessen Anblick machte sich Entsetzen in seinem Gesicht breit. Ihm schien es ebenso wie den anderen der Mannschaft zu ergehen, da er selbst Teil der Crew war. „Was ist mit dir Großvater?“, rief der Junge besorgt und griff nach seiner Hand. „I-ich weiß es nicht“, erwiderte Stiefelriemen Bill. „Ich fühle mich so komisch…es brennt so.“ Nach Atem ringend lehnte er sich an den Mast. Anne hatte sich zu den beiden gesellt und schaute sich immer hektischer um. Mit der Crew schien etwas ganz und gar nicht zu stimmen, das hatte auch John bemerkt. „Anne, Anne! Was geht hier vor?“ Die Stimme des Jungen war vor Panik eine Oktave höher gerutscht. „Ich weiß es nicht“, erwiderte das Mädchen mit einem Zittern in der Stimme. Der Crew schien es immer schlechter zu ergehen. Viele stießen ein qualvolles Wimmern aus und krümmten sich vor Schmerz. Einige hielten sich verschiedene Körperteile, wie man es tut, wenn man schreckliche Krämpfe oder ähnliches hat. Anne und John wichen immer weiter zurück. Lange hielten die beiden diesen Anblick nicht mehr aus und als sie glaubten, schlimmer konnte es nicht werden, fing alles erst wirklich an. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So hier ist Kapitel 12^^ Es hat richtig viel Spaß gemacht, dieses Kapitel zu schreiben, doch war die Begegnung mit Davy Jones viel schwerer zu beschreiben, als ich es mir vorgstellt hatte. Aber na ja jetzt habe ich es ja doch irgendwie geschafft. Dann noch: Es geht ja nicht unbedingt aus der Geschichte hervor, aber kann sich jemand denken, was es mit der sich wechselnden Gestalt auf sich hatte? Wenn nicht dann erkläre ich das vielleicht doch mal... So und dann wäre noch die Frage, ob ihr euch denken könnt, was da gerade mit der Crew los ist^^ Ich hoffe auf jeden Fall, dass euch das Kapitel gefallen hat und möchte mich noch einmal über die lieben Kommis bedanken, ich freue mich da wirklich jedes Mal wahnsinnig drüber! Davy-Jones Kapitel 13: Eine verheerende Entscheidung ----------------------------------------- Tut mir Leid, dass es solange gedauert hat. Hatte ne schlimme Schreibblockade >.< ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Mit entsetzten Gesichtern verfolgten John und Anne das grässliche Geschehen, was sich nun ereignete. Meeresgetier wuchs auf den Crewmitgliedern, Gesichter und Glieder begannen sich grotesk zu verformen, Haare fielen aus, die Haut wurde schuppig und nahm bei manchen eine andere Farbe an, Haut, Fleisch und Knochen verwandelte sich in Korallen. Einer hielt sich mit Schmerz verzerrtem Gesicht die rechte Gesichtshälfte, ließ aber los, als auf einmal Stacheln aus der Haut wuchsen. Das Auge verformte sich, wurde größer und rund. Die Haut auf der Gesichtshälfte blähte sich auf, wobei sie einen hellen orangegelblichen Farbton annahm. Ein anderer hielt sich unter Höllenqualen leidend den Kopf, der sich immer mehr zu dem eines Hammerhais verformte. Das alles wurde begleitet von schaurigen Aufschreien vor Pein und qualvollem Stöhnen. Anne hielt das nicht mehr länger aus. Zitternd vor Schreck drehte sie sich um. Die Hände fest auf die Ohren gepresst, um die Qualen nicht mehr länger mitanhören zu müssen. Das ganze Grauen, welches die Verwandlung der Crewmitglieder auslöste, konnte sie nicht mehr ertragen. Nie hätte sie gedacht, so etwas Schreckliches mit ansehen zu müssen. Dann war alles so schnell wieder vorbei, wie es begonnen hatte. Als sich das Mädchen wieder umdrehte, standen vor ihr und John Kreaturen, die halb einem Mensch und halb einem Meereswesen glichen, jedoch so furchterregend aussahen, dass Anne eine Gänsehaut bekam. Die Verwandlung konnte nur eines bedeuten: das Schiff hatte einen neuen Captain. Dies erkannte nun auch John und er fing haltlos an zu Schluchzen. Sein Großvater kam und drückte ihn tröstend, doch auch seine Augen schimmerten feucht. Erst dann fiel Anne auf, dass sich Stiefelriemen Bill im Gegensatz zu den anderen Mitgliedern nicht verändert hatte. Etwas verwundert darüber, was das zu bedeuten hatte, fiel ihr Blick auf die Kajüte des Captains. Sie stockte, als sie sah, dass sich die Tür langsam öffnete. Heraus trat eine erleichtert dreinblickende Elizabeth gefolgt von Will Turner mit einem schlagenden Herz in seiner Brust. „John“, zischte Anne, „John!“, und tippte ihn an die Schulter. Mit einem verheulten Gesicht sah er zu ihr auf und folgte ihrer Geste in Richtung seiner Eltern. Der Junge starrte sie an, als wäre dies bloß ein Traum. Dann hellte sich sein Gesicht auf und vor Freude jauchzend sprang er in ihre Arme. Stiefelriemen Bill folgte seinem Enkel und eilte erleichtert lachend zu seinem Sohn. Anne stand einfach nur verwundert da. Sie verfolgte eine Weile lang die freudige Stimmung der Turner, fragte sich dabei aber, aus welchem Grund Will noch lebte. Kurz darauf fiel ihr ein, dass die Aussage, Will würde sterben, wenn Davy Jones wieder Captain der Flying Dutchman wurde, nie mit Sicherheit ausgesprochen wurde. Nur am Ende hatten dies alle geglaubt. Dann richtete Anne ihren Blick auf die Kajüte des Captains. Sie fragte sich aus welchem Grund Calypso und Davy Jones noch nicht herausgekommen waren wie Will und Elizabeth. Just in diesem Moment ging die Tür auf einmal auf. Calypso trat mit einem unergründlichen Gesichtsausdruck heraus. Ihr Blick huschte kurz über die Crew. Sie nickte befriedigt und stellte sich etwas weiter abseits. Ihr folgte Davy Jones. Nachdem er seiner Mannschaft bestimmte Befehle erteilt hatte und diese sich sofort an die Arbeit machte, wandte er sich zu den Turnern. Jetzt, wo die Crew auf dem Schiff hin und her lief und die Befehle ausführte, kam es Anne vor als hätten sie sich wie zu einer Beratung versammelt. „Nun du hast noch eine Schuld zu begleichen“, fing Davy Jones an Stiefelriemen Bill gewandt an. „Ich weiß, Captain“, entgegnete Bill Turner. Dabei entging ihm nicht die Boshaftigkeit seines Captains. Schützend legte Will seine Hand auf den Oberarm seines Vaters, als könnte er ihn so vor seinem unweigerlichen Schicksal bewahren. Davy Jones bemerkte dies und sein Mund verzog sich zu einem kleinen unheilverkündenen kalten Lächeln. „Ich werde nur keinen der Turner Brut auf meinem Schiff mehr dulden!“, erklärte er und schritt bedrohlich auf Stiefelriemen Bill zu. Erst da fiel Anne auf, dass der Teufel der Meere leicht wankend ging, was wohl am Krabbenbein liegen musste, welches bei jedem Schritt einen dumpfen Laut auf den Planken erzeugte. Johns Großvater ahnte schlimmes, machte jedoch keine Anstalt sich zu widersetzen, da er dem Captain Wohl oder Übel gehorchen musste. So fügte sich der alte Mann seinem Schicksal, während Elizabeth ihren Sohn schützend in die Arme nahm und Will den Captain der Flying Dutchman hasserfüllt anfunkelte. Dies alles störte Davy Jones nicht im Geringsten, es hatte sogar den Anschein, als genoss er es, die Turner zu quälen. Unbeirrt fuhr er fort: „Deine Seele gehört mir und wegen deines Verrats sollte ich dich töten. Doch will ich dir ein Angebot machen, bring eine andere Seele statt deiner und du bist frei.“ Stiefelriemen kannte seinen Captain gut genug, als dass er glauben würde, die Sache hätte keinen Haken. Außerdem wollte er niemand anderes für sich opfern. „Es wir keine Seele statt meiner geben“, murmelte Wills Vater ausdruckslos und ließ kraftlos die Schultern hängen. „Vater nicht!“, rief Will und packt ihn an der Schulter. „Wir werden einen Ausweg finden!“ Stiefelriemen Bill lächelte bloß matt. „Sieh mich an“, forderte er seinen Sohn auf. „ich bin alt und werde irgendwann sowieso sterben. Außerdem, willst du wirklich einen unschuldigen opfern, um mich zu retten?“ Damit hatte er Wills wunden Punkt getroffen. „Nein“, erwiderte er, „aber ich möchte auch nicht, dass du so stirbst!“ „Ihr solltet Euch glücklich schätzen, nicht längst schon tot zu sein, Mister Turner. Und was für einen Ausweg gedenkt Ihr zu finden, ehe wir das Totenreich verlassen haben werden“, mischte sich Davy Jones spöttisch in das Gespräch ein. Widerwillig musste Will erkennen, dass der verhasste Captain der Flying Dutchman recht hatte. Viel schlimmer für ihn war aber die Erkenntnis, machtlos zu sein und seinem Vater nicht mehr helfen zu können. Er hatte gar keine andere Wahl, als das Geschehen weiterzuverfolgen und auf ein Wunder zu hoffen. So sehr er das auch hasste. Anne hatte all dies währenddessen aufmerksam mitverfolgt. Sie schien für die anderen in Vergessenheit geraten zu sein, was sie selbst aber nicht weiterhin störte. Im Gegenteil sie war sogar ganz froh darüber, von niemandem beachtet zu werden. Doch als sie Calypsos rätselhaften Blick auf sich spürte, wusste sie, dass sie nicht alle vergessen hatten. Die heidnische Göttin schien sie immer noch zu beobachten, was ein mulmiges Gefühl in dem Mädchen aufsteigen ließ. Langsam aber sicher dämmerte Anne, was Calypso vorhaben könnte. Nein!, schoss es ihr panisch durch den Kopf, Das wird sie mir unmöglich antun! Das kann sie nicht mit mir machen! Oder etwa doch? Nervös schweifte Annes Blick zu Calypso. Irgendwie hatte sie das Gefühl, die Göttin wusste, was sie selbst gerade dachte. Unmerklich nickte Calypso und bemerkte laut: „Es gibt eine Seele an Bord dieses Schiffes, die du statt der von Stiefelriemen Bill nehmen könntest, Davy Jones.“ Ruckartig drehte der Teufel der Meere den Kopf zu der heidnischen Göttin. „Und welche soll das sein?“, wollte er mit unverhohlener Skepsis wissen. Ein für Anne nur allzu bekanntes Lächeln umspielte die Lippen Calypsos, welches für das Mädchen bis jetzt immer nur Unheil bedeutet hatte. Dann antwortete die Göttin: „Die des Mädchens…von Anne.“ Auch wenn Anne damit gerechnet hatte, solche Worte von Calypso zu hören, traf es sie doch wie der Schlag, als die Worte ausgesprochen wurden. Schlimmer war jedoch für sie, dass nun alle Aufmerksamkeit auf ihr ruhte. Unweigerlich wich Anne etwas weiter zurück, weg von den anderen. Viel brachte ihr das aber nicht. Davy Jones schien der Vorschlag mehr zu belustigen als alles andere. „Warum ausgerechnet dieses Mädchen?“, fragte er. „Weil Anne“, erwiderte Calypso, „die einzige Seele auf diesem Schiff ist, die für diesen Tausch in Frage käme.“ Bei diesen Worten warf sie ihm einen Blick zu, den man nur jemanden zuwirft, um einen an etwas Bestimmtes zu erinnern. Das gefiel Anne ganz und gar nicht. Nicht nur Calypsos sonderbares Verhalten sondern auch wie um sie schon beinahe gehandelt wurde, ohne sie überhaupt zu fragen, was sie davon hielt. Einzig und allein ihre Schüchternheit hielt sie zurück, sich in das Gespräch einzumischen. Anne konnte nur hoffen, dass man sie irgendwann doch noch nach ihrer Meinung fragen würde, oder dass Davy Jones, und das war viel wahrscheinlicher, sie gar nicht als Crewmitglied nehmen würde. Leider kam es anders. Der Teufel der Meere wandte sich schließlich an Anne: „Wärst du bereit die Schuld von Stiefelriemen Bill auf dich zu nehmen und statt seiner meiner Crew beizutreten, Anne?“ Innerlich atmete sie erleichtert auf. Nun wurde sie doch noch gefragt. Die Antwort war für sie schon längst klar. Johns flehenden Blick ignorierend wollte Anne antworten, kam aber nicht dazu, da der Junge ihre Absicht ahnte. Schnell eilte er zu dem Mädchen hin. „Bitte, bitte sag ja“, bettelte er. „Ich würde dies ja selbst tun, doch ich bin nun mal ein Turner…“ „John!“, rief Elizabeth wütend, als sie sah, was ihr Sohn da gerade tat. „Unterstehe dich Anne zu so einem Schicksal zu zwingen!“ Betreten senkte John den Kopf. Erst jetzt wurde im bewusste, was er da gerade von Anne verlangt hatte. Denn im Gegensatz zu ihr kannte er die schrecklichen Bedingungen der Crew der Flying Dutchman beizutreten. Hätte er sie erzählt, hätte Anne wohl nie ihren schrecklichsten Fehler begangen, den sie in diesem Moment tat. Während John schuldbewusste vor sich hingrübelte, kam Anne auf einmal eine Idee. Entschlossen ging sie zu Calypso. Nachdem sie ihren restlichen Mut sowie ihr letztes Bisschen Selbstsicherheit zusammengekratzt hatte, sagte sie leise: „Ihr wollt, dass ich der Crew beitrete, oder?“ Die Göttin nickte kaum merklich. Sie schien zu ahnen, was dem Mädchen durch den Kopf ging. „Gut“, bemerkte Anne zufrieden. „Ich werde der Crew unter einer Bedingung beitreten.“ Calypso konnte sich die Antwort denken, doch fragte sie: „Und die wäre?“ „Ich möchte, dass Ihr mir endlich Antworten auf meine Fragen gebt“, erwiderte Anne. Die Göttin lächelte. „Die wirst du zu gegebener Zeit erhalten.“ „Zu gegebener Zeit?“ Anne wurde misstrauisch. „Ja.“ „Und wann wäre die?“ „Nachdem Davy Jones am Hohen Rat teilgenommen hat.“ „Und was nützt es mir der Crew beizutreten?“ „Dich wird der Fluch nicht treffen, die Gestalt einer Fischkreatur anzunehmen.“ Was für eine beruhigende Vorstellung, dachte Anne ironisch. Trotzdem vergaß sie jegliche Vorsicht und beschloss doch Stiefelriemens Schuld zu begleichen. „Wenn ich jetzt der Crew beitrete, wäre es mir gewiss, endlich Antworten von Euch auf meine unzähligen Fragen zu bekommen. Dies werdet ihr aber erst tun, nachdem der Hohe Rat Davy Jones getroffen hat“, fasste Anne leise zusammen. „Genauso ist es“, bestätigte Calypso. Also gut, dachte das Mädchen, holte tief Luft und versuchte ihre Nervosität zu unterdrücken. Wenn ich das jetzt nicht tue, erhalte ich vielleicht nie Antworten auf meine Fragen. Sich mit diesen Gedanken beruhigend wandte sich Anne an Davy Jones. Sie hatte das Gefühl, dass dieser Bruchstücke ihres Gespräches mitbekommen hatte, obwohl sie so leise wie möglich gesprochen hatte. Nervös mit den Händen ringend setzte Anne zu einer Antwort an. Ehe sie aber auch nur ein Wort aussprechen konnte, wiederholte der Captain der Dutchman seine Frage: „Nimmst du das Angebot an und kommst in meine Crew?“ Dabei schaute er sie fragend an und holte eine Pfeife hervor. Etwas an seinen Worten verunsicherte sie, bevor sie aber weiter darüber nachdenken konnte, handelte sie wie von selbst. Während Anne antwortete nahm sie alles, jede Sekunde, jedes kleinste Detail, jede Regung der anderen wahr, als ob die Zeit still stände. Calypso, die sehr zufrieden zu sein schien, einen überaus glücklichen John, Will, der das Geschehen ausdruckslos verfolgte, in dem Wissen, das ihm diese Situation mehrere Male selbst widerfahren war, einen betrübt dreinblickenden Stiefelriemen Bill, obwohl sie ihn doch von seiner Schuld befreite, Elizabeth, welche erschrocken die Hände vor dem Mund zusammengeschlagen hatte und Davy Jones dessen Mundwinkel sich zu einem kleinen grausamen Lächeln verzogen hatten. All das kam Anne verdächtig vor. Innerlich schrie alles in ihr danach, nichts zu sagen, den Mund zu halten und einfach abzuwarten, bis sie endlich das Totenreich wieder verlassen würden. Es war jedoch zu spät. Entsetzt hörte sie sich mit ruhiger Stimme sagen: „Ja, ich nehme das Angebot an.“ Es vergingen quälend langsame Sekunden, in denen fast alle den Atem angehalten hatten, bis der Teufel der Meere schließlich verkündete: „Willkommen in der Crew, Anne.“ Dann ging er seine Pfeife rauchend davon, um der Crew die nötigen Anweisungen zu geben, damit sie das Totenreich endlich verlassen konnten. Währendessen rannte John auf Anne zu und umarmte sie stürmisch. „Oh Anne!“, rief er überglücklich. „Vielen, vielen Danke dafür. Ich hatte solche Angst, dass mein Großvater sterben müsste.“ Als sie dies hörte, hob sich ihre Stimmung. Sie unterdrückte das Gefühl einen großen Fehler begangen zu haben und redete sich stattdessen ein, dass alles gut werden würde. Vor Freude strahlend zog er sie mit sich zu seinen Eltern und seinem Großvater. Anne wusste nicht, wie sie sich ihnen gegenüber verhalten sollte und starrte deshalb etwas schüchtern auf die Planken. Schließlich ergriff Stiefelriemen Bill das Wort: „Ich bin dir zu Dank verpflichtet, Anne. Auch wenn ich nicht weiß, was du mit Calypso besprochen hast und ob dir etwas an meinem Wohl lag, als du zugestimmt hast meine Schuld zu begleichen. Nur…“ Er brachte es nicht über sich weiterzusprechen. Verlegen starrte sie ihn an, wobei sie sich fragte, ob ihr wirklich etwas an seinem Wohl gelegen hatte. Sie kam zu dem Schluss, dass es so gewesen sein musste und dazu beigetragen hatte, der Crew beizutreten. Doch weshalb hatte er nicht zu Ende gesprochen? Und warum wirkten Will und Elizabeth überhaupt nicht glücklich, obwohl sie die Schuld von Bill Turner auf sich genommen hatte? Schweren Herzens gab Elizabeth ihr die Antwort auf ihre ungestellten Fragen: „John … es tut mir sehr Leid…. Und besonders dir, Anne, fällt es mir schwer die Wahrheit zu sagen, aber… du konntest durch deinen Beitritt der Crew Stiefelriemen Bill nicht retten.“ Was?!?, schoss es Anne durch den Kopf und starrte Johns Mutter entsetzt und verwundert zugleich an. „Aber…ich…. Warum?“, brachte sie völlig verwirrt zustande. „Weil“, erklärte dieses Mal Will, „du auf einen der bewährtesten Piratentricks hereingefallen bist – so wie Elizabeth und ich vor langer Zeit einmal bei Barbossa.“ „U-und der wäre“, fragte Anne mit erstickender Stimme, in der sich das Wissen einen schrecklichen Fehler begangen zu haben, nur noch vergrößerte. Verbittert klärte Elizabeth sie auf: „Indem man entscheidende Kleinigkeiten weglässt. Anne, du erinnerst dich sicherlich, wie Davy Jones dich beim ersten Mal gefragt hatte, ob du bereit wärst, Stiefelriemens Schuld zu begleichen.“ Das Mädchen nickte. „Und beim zweiten Mal“, fuhr die Piratenkönigin fort, „fragte er dich nur danach, ob du seiner Crew betreten wollest.“ Jetzt hatte Anne begriffen, worauf die drei hinauswollten und es fiel ihr wie Schuppen von den Augen. Was solls’s, dachte sie bemüht optimistisch, ich kann ja immer noch aus der Crew austreten. Hätte sie die Geschichten von der Flying Dutchman gekannt, wären ihr erst gar nicht solch törichte Gedanken gekommen. Doch sie kannte sie nicht und konnte deshalb auch nicht wissen, dass ihr Vorhaben unmöglich war. „Wenn ich also seiner ersten Frage zugestimmt hätte, hätte ich damit Stiefelriemen Bills Schuld begleichen können. Die zweite Frage bezog sich aber nur noch auf den Beitritt der Crew, weshalb ich zwar der Crew beitrat, nicht aber die Schuld beglich“, schlussfolgerte Anne immer leiser werdend, da sie sich Vorwürfe machte, nicht auf so eine Kleinigkeit geachtet zu haben. John holte erschrocken nach Luft und starrte entsetzt einen nach den anderen an, bis sein Blick auf seinen Großvater gerichtet blieb. „H-heißt das…heißt das etwa“, er wollte gar nicht weitersprechen. Auch so wusste jeder, was gemeint war. Bedrückt nickten Will, Elizabeth und Stiefelriemen Bill. „Aber...aber“, rief der Junge verzweifelt. „Dann sind die hundert Jahre, die Anne an Bord dieses Schiffes verbringen muss, völlig umsonst!“ Entsetzt horchte Anne auf. „Hundert Jahre?“, fragte sie verblüfft mit heiserer Stimme. „Warum sollte ich denn hundert Jahre auf diesem Schiff verbringen?“ Auch wenn sie nach außen hin noch ziemlich gelassen wirkte, so schnürte ihr insgeheim die Angst die Kehle zu. Elizabeth schien zu ahnen, was in Anne vorging und sie warf ihrem Sohn einen vielsagenden Blick zu. Dieser fragte vorsichtig: „Anne, kennst du die Geschichten, die man sich über die Flying Dutchman erzählt?“ „Wenn du wüsstest, wie viel ich kenne oder weiß“, entgegnete Anne bitter. Ihre böse Vorahnung verschlimmerte sich nur noch und sie hatte das Gefühl ihr würde vor lauter Angst, in was sie da hineingeraten war, schlecht werden. Keiner traute sich so recht ihr etwas über die Flying Dutchman zu erzählen, bis sich schließlich Will dazu aufraffte. „Die Flying Dutchman war unter Davy Jones Kommando das gefürchtetste Schiff in der Karibik, denn eines war immer gewiss: Die Begegnung mit dem Schiff bedeutete den Tod oder Schlimmeres“, begann Johns Vater. „Die Opfer wurden meist mit dem Kraken angegriffen. Die wenigen Überlebenden mussten auf den Überresten ihres Schiffes ausharren – sie alle waren dem Tode nah. Erst nachdem viel Zeit verstrichen war, zeigte sich die Crew der Dutchman auf den Überresten des angegriffenen Schiffes und nahm die restlichen kurz vor dem Tode stehenden Seeleute mit sich an Bord der Flying Dutchman. Natürlich geschah dies nicht immer mit dem Angriff des Kraken. Je nach Laune griff das Geisterschiff auch direkt ein Schiff an, welches zum Opfer auserkoren worden war. Dann fiel Davy Jones Crew, bei deren bloßen Anblick man das Grausen bekommt, gnadenlos über die Seeleute her. Dabei wurden ebenfalls arme Seelen, die allesamt schon halb tot waren, aussortiert und mit an Bord der Dutchman genommen. Für dich, Anne, ist aber entscheidend, was mit denen geschah, die man mit an Bord nahm. Denn dort wurden sie von Davy Jones vor die Wahl gestellt: Den Tod oder den Beitritt in seine Crew. Viele fürchteten den Tod so sehr, dass sie der Crew beitraten – ein schrecklicher Fehler, denn dies ist schlimmer als der Tod.“ Anne hatte gespannt jedem einzelnen Wort gelauscht und nun, wo Will eine theatralische Pause machte, schlug ihre Beunruhigung in Angst um, die an nackte Panik grenzte und sie fürchtete sich beinahe davor, die Wahrheit zu erfahren. Als Johns Vater den angsterfüllten Gesichtsausdruck des Mädchens sah, fuhr er schnell fort, da er sie nicht länger auf die Folter spannen wollte: „Diejenigen, welche Davy Jones Angebot annehmen, sind vom Tode verschont, doch haben sie dafür eine Schuld zu begleichen. Hundert Jahre an Bord gebunden, müssen sie für ihren Captain arbeiten. Es ist ihnen nicht möglich das Schiff zu verlassen – es sei denn es wird ihnen von Davy Jones befohlen – und mit der Zeit vergisst man wer man war und wird über die Jahre an Bord der Flying Dutchman immer mehr zu einem Teil der Crew und des Schiffes…“ Annes Entsetzen hatte sich bei den letzten Worten bis ins unermessliche gesteigert. Nachdem Will Turner geendet hatte, fühlte sie sich wie betäubt. Die mitfühlenden Blick der anderen nahm sie dabei gar nicht mehr wahr und erst langsam drang die Bedeutung ihrer verheerenden Entscheidung in ihr Bewusstsein. Die Betäubtheit wich der schrecklichen Erkenntnis und es schien, als würde ihre Welt, die sie nun glaubte zu kennen, zu zerfallen. Stück für Stück bis nichts anderes mehr übrig blieb, als ein Gefühl von Leere, einer Leere, die schlimmer als Einsamkeit war. Anne bemerkte nicht, wie Elizabeth zu Boden blickte und sich schämte, vergessen zu haben, dem Mädchen nichts von der Flying Dutchman erzählt zu haben, obwohl sie gewusst hatte, dass das Mädchen fast gar nichts kannte oder auch durch ihren Gedächtnisverlust nichts mehr wusste. Auch bemerkte Anne Wills Blick, der auf sie gerichtet und voller Anteilnahme war, John, der noch nicht recht zu begreifen schien, was das alles zu bedeuten hatte und Stiefelriemen Bill nicht, auf dessen Gesicht sich Schuldgefühle und ein schlechtes Gewissen widerspiegelten, da er in gewisser Weise dazu beigetragen hatte, dass Anne diesen schwerwiegenden Fehler beging. Während all dies geschah, befahl Davy Jones seiner Crew das Totenreich zu verlassen. Erst als sich die Flying Dutchman zu senken begann, erwachte Anne aus ihrer Benommenheit und bekam gerade noch mit, wie die Turner Stiefelriemen Bill mit feucht schimmernden Augen umarmten und mit brüchigen Stimmen Abschiedsworte flüsterten. Bevor das Mädchen aber irgendetwas tun konnte, senkte sich die Flying Dutchman mit dem Bugspriet voran ins Wasser. Dann brachen die Wassermassen über dem Schiff zusammen, ehe Anne noch die Zeit dazu hatte, Luft zu holen. Sie hatte gar nicht mitbekommen, dass die Flying Dutchman bereit gemacht worden war, das Totenreich zu verlassen und nun rissen sie die völlig unerwarteten Wassermassen mit einer unglaublichen Kraft von den Füßen. Anne schaffte es so gerade eben noch sich an der Takelage festzuhalten, bevor sie vom Schiff gespült worden wäre, was schlimme Folgen gehabt hätte. Ein Ruck ging durch das Schiff und Anstelle des Sogs kam nun der Druck, der die Flying Dutchman zur Wasseroberfläche hin drückte. Mit dem krokodilsartigen Bugsprit voran durchbrach das Geisterschiff wie schon beim Totenreich zuvor die Wasseroberfläche – dieses Mal jedoch mit Anne als neuem Crewmitglied. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So das war Kapitel 13. Im Grunde genommen ist dies ein sehr wichtiges Kapitel für die ganzen späteren Ereignisse, aber na ja das kommt noch alles... Erst mal hoffe ich, dass es euch gefallen hat. Dann würde mich mal interessieren, ob das Kapitel irgendwie überraschend war, denn es ist ja doch einiges Unvorhergesehenes passiert. Aber na ja am längsten habe ich bei Stiefelriemen Bills Tod überlegt. Ich war lange am Überlegen, ob ich ihn nun wirklich sterben lassen sollte. Vor allem als ich kurz davor den Film Goyas Geister gesehen habe. Der Schauspieler von Bill hatte da ne ganz sympathische Rolle, aber glücklicherweise war da dann noch der Film King Arthur, wo der so nen ollen Sachsenanführer gespielt hat und da ich mir dachte, wenn schon nicht Will stirbt dann muss eben ein anderer Turner sterben, fiel die Wahl auf Stiefelriemen Bill *fg* Ok genug Geplauder^^" -Hakura Kapitel 14: Trauer ------------------ Die Sonne kam Anne unglaublich hell vor, nachdem sich ihre Augen an die beklemmende Düsternis im Totenreich gewöhnt hatten. Erst als sie sich blinzelnd mit zusammengekniffenen Augen umguckte, erschien ihr das Sonnenlicht nicht mehr allzu hell und sie konnte den frischen Wind in vollen Zügen genießen. Leider währte der glückliche Moment nicht ewig und viel zu schnell bahnten sich die schrecklichen Ereignisse, die im Totenreich geschehen waren, einen Weg in ihre Gedanken und mit ihnen die Taubheit hinter der sich all die Trauer und der Schrecken sicher verbargen. Plötzlich hörte Anne ein Schluchzen. Verwundert guckte sie sich um und sah John der Rotz und Wasser heulte. Siedend heiß fiel ihr ein, was das zu bedeuten hatte und auch wenn sie die Turner, abgesehen von Elizabeth, nicht sehr mochte, wollte sie doch wissen, ob Stiefelriemen Bill tatsächlich gestorben war. Eilig kletterte sie wieder aus der Takelage an Deck, wo sie langsam zu den Turnern ging. Eigentlich sagte Johns herzzerreißendes Schluchzen alles, aber irgendwie musste Anne sich selbst vergewissern. Warum wusste sie nicht und später verwünschte sie sich, dies getan zu haben. Der leblose Körper des alten Mannes war an den Mast gelehnt, der Mund stand leicht offen, als wäre Bill bei seinem Tod überrascht gewesen. Will schloss seinem toten Vater, gerade als Anne ankam, die ins Leere starrenden Augen. Er schien wie sein Sohn das Bedürfnis zu haben, weinen zu müssen, doch wollte er es sich nicht anmerken lassen und blickte betrübt zu Boden. Tröstend umarmte Elizabeth ihren Mann, auch sie trauerte über Stiefelriemen Bills Tod. All das die Leiche von Stiefelriemen Bill, Johns verheultes Gesicht, über dem unablässig die Tränen liefen und seine Eltern, die sich tröstend umarmt hatten und nun versuchten John zu trösten, all das war zu viel für Anne. Von Natur aus war sie immer ein sehr sensibler Mensch gewesen und nun, als sie das sah, bekam sie einen Kloß im Hals, den sie beim besten Willen nicht hinunterschlucken konnte. Ihre Betäubtheit, mit der sie sich vor den einstürmenden Gefühlen geschützt hatte, nachdem sie erfahren musste, was es bedeutete ein Crewmitglied der Flying Dutchman zu sein, bröckelte, wich den Gefühlen, die sie verzweifelt versucht hatte, zu verbergen. Unwillkürlich presste Anne ihre Hand auf den Mund, als ein erstickter Laut ihrer Kehle entrang. Sie konnte das ganze Elend, was sie nun in kürzester Zeit miterlebt hatte, nicht mehr länger unterdrücken, ihre Augen füllten sich mit Tränen. Ausgerechnet in dem Moment bemerkte John sie. „Anne“, brachte er mit erstickter Stimme hervor. Dann sah er, wie das Mädchen verzweifelt versuchte, die Tränen zu unterdrücken. „Du w-…“, fing er an. Doch den Rest konnte Anne nicht mehr hören. Sie ertrug es einfach nicht, jetzt auch noch von ihm Bemerkungen zu ihren Gefühlen zu hören, die er selbst wahrscheinlich gar nicht nachvollziehen konnte. Ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was sie eigentlich tat, stürmte sie an Will und Elizabeth, die ihr überrascht nachsahen, vorbei unter Deck. Dort verlangsamte sie ihre Schritte etwas. Sie dachte nicht nach, wohin sie lief. Sie achtete auch nicht auf ihre Umgebung. Sie versuchte nur sich in Gedanken zu trösten und an schöne Dinge zu denken, die sie vielleicht noch erwarten könnten. Auf einmal hörte sie Johns helle Stimme an Deck nach ihr rufen. Da Anne sich noch nicht in der Lage fühlte, mit ihm oder jemand anderem zu sprechen, beschleunigte sie ihre Schritte wieder. Im Laufen wischte sie mit dem Ärmel die Tränen vom Gesicht und holte tief Luft. Genau in diesem, als Anne dies tat, achtete sie nicht auf ihre Umgebung und ehe sie überhaupt wusste, wie ihr geschah, prallte sie plötzlich mit jemandem zusammen und wurde unsanft zu Boden gestoßen. Sie fiel genau auf ihr Steißbein, was sie vor Schmerz zusammenzucken ließ. Doch dieser ebenso wie ihre Trauer war schnell vergessen, als sie sah, mit wem sie da zusammengestoßen war. Vor Entsetzen wich Anne alle Farbe aus dem Gesicht, als sie hoch ins Antlitz Davy Jones starrte und ein kalter Schauder lief ihr den Rücken hinunter. Beunruhigt rappelte sie sich hastig auf ohne recht zu wissen, was sie nun tun sollte. Verstohlen guckte Anne zu Davy Jones, der sie verächtlich musterte und ihr wurde bewusst, dass ihre geröteten Augen alles aussagten. „Aus welchem Grund läufst du durchs Schiff und bist nicht bei der Arbeit?“, fragte ihr Captain sie. „V-verzeihung, Captain“, murmelte Anne mit gesenktem Kopf, wobei ihre Antwort zweideutig war. „I-ich…mir wurde noch keine Aufgabe zugeteilt und…und ich wusste nicht, was ich tun sollte.“ „Dann wende dich an meinen ersten Maat, bei dem wirst du deine Aufgabe bekommen“, befahl Davy Jones und fügte noch kalt hinzu: „Crewmitglieder, die nicht ihrer Arbeit nachgehen, werden ausgepeitscht.“ Nachdem er weitergegangen war atmete Anne erleichtert auf. Ihr war diese Situation nicht nur unangenehm gewesen, sondern sie hatte auch furchtbare Angst gehabt. Denn was konnte einem alles erwarten, wenn man in seinen Captain hinein rannte, der als Teufel der Meere gefürchtet war? Doch wie es schien hatte er Besseres zu tun gehabt, als seine Zeit mit irgendeinem Mädchen zu vergeuden, was kurz zuvor noch geweint hatte. Lediglich wusste Anne nun, dass sie ausgepeitscht werden würde, wenn sie das nächste Mal beim Nichtstun entdeckt wurde. Keine Angenehme Vorstellung… Und um von der Peitsche verschont zu bleiben, hatte Anne gar keine andere Wahl, als den ersten Maat aufzusuchen. Doch wer war der erste Maat? Und wo sollte sie ihn finden? Wieder stieg Angst in ihr hoch. Dieses Mal fürchtete Anne ausgepeitscht zu werden, wenn sie diesen ersten Maat nicht rechtzeitig fand. Dies brachte sie dazu, dass sie immer hektischer durchs Schiff lief und immer wenn sie unter Deck auf einen Fischmenschen traf, fehlte ihr doch der Mut diesen anzusprechen. So ging es eine Zeit lang weiter, bis sie auf einmal Johns helle Stimme „Anne!“ rufen hörte, der sie nun endlich gefunden hatte. „John?“ Anne drehte sich gedankenverloren in die Richtung, aus der sie ihn gehört hatte und er ihr nun freudig entgegenlief. „Warum bist du vorhin einfach weggelaufen?“, wollte der kleine Junge neugierig wissen. Anne jedoch war in Gedanken viel zu beschäftigt, als dass sie die Frage wirklich gehört hatte. Stattdessen murmelte sie vor sich hin: „Ich muss den ersten Maat finde, ich muss den ersten Maat finden! Ah, wo zum Teufel soll dieser erste Maat nur sein?“ „Du suchst den ersten Maat?“, versicherte sich der kleine Junge vorsichtig. Anne nickte, weshalb sich ein Lächeln auf Johns Gesicht ausbreitete. „Ich weiß, wie du ihn finden kannst!“, rief er aufgeregt. Hoffnung breitete sich in Anne aus und sie fragte kurz angebunden: „Wie?“ „Mein Vater war doch lange Zeit Captain der Flying Dutchman. Er müsste jeden aus der Crew kennen.“ Da hatte John allerdings Recht, das musste sie zugeben, auch wenn ihr eine andere Lösung lieber gewesen wäre. Während Anne ihm folgte wollte sie wissen: „Warum hast du eigentlich nach mir gesucht?“ „Weil du ja…ähm…also…und ich, ich meine wir…“, John verhaspelte sich, bis er es schaffte, einen verständlichen Satz herauszubringen: „Du hast ebenfalls gesehen, dass mein Großvater gestorben ist und wir wollen ihn nun beerdigen, wie man es auf See tut und da dachte ich mir, dass du vielleicht dabei sein willst.“ Anne wusste nicht, was sie darauf antworten sollte. Nur nichts zu sagen, kam ihr auch nicht richtig vor, weshalb sie meinte: „Das ist sehr nett von dir, John, dass du an mich gedacht hast.“ Sie hatte mit diesen Worten genau das richtige gesagt, denn der kleine Junge wirkte sehr erfreut darüber. Als sie schließlich an Deck kamen, sah Anne wie sich Will traurig über ein, in eine Hängematte eingewickeltes Etwas beugte und Elizabeth bedrückt daneben stand. Sie ahnte sofort, was es mit dem eingewickeltem Etwas auf sich hatte. „Da bist du ja, Anne“, empfing Johns Mutter das Mädchen freundlich. „Es ist schön, dass du dabei bist.“ Anne war sich bewusst, dass man in so einer Situation meist Worte des Beileids aussprach oder den Betroffenen seine Trauer mitteilte. Doch war sie nie gute darin gewesen, die richtigen Worte zu finde, um ihre Gefühle auszudrücken, so auch dieses Mal. „Ich-…also e-es tut mir sehr Leid“, brachte sie am Ende hilflos zustande an alle drei Turner gewandt. Elizabeth schenkte ihr ein verständnisvolles Lächeln und Will nickte leicht mit dem Kopf. Während die drei zum letzten Mal traurig von Stiefelriemen Bill abschied nahmen, zog sich Anne in den Hintergrund zurück und beobachtete alles stumm. Es war ein seltsamer Anblick für sie. Wie sie wusste, wurde bei einer Beerdigung meist von einem Pfarrer eine Rede gehalten oder auf einem Schiff von dem Captain. Doch war es in diesem Fall eine merkwürdige Vorstellung für Anne, wenn der Captain dieses Schiffes zur Beerdigung erscheinen und voller Anteilnahme ergriffen eine Rede halten würde. Nein, dergleichen würde nie geschehen. Nun war es soweit. Will und Elizabeth hoben den in eine Hängematte eingenähten Leichnam von Stiefelriemen Bill hoch und warfen ihn über die Reling. Etwas entsetzt starrte Anne dem Leichnam hinterher. Sie war nie davon ausgegangen, dass man Tote über Bord warf, bis ihr die Frage in den Sinn, was man sonst mit den Verstorbenen tun sollte. Letztendlich war dies wohl die beste Lösung. John schaute dem Leichnam noch lange hinterher. Tränen kullerten über seine Wangen und seine Augen waren vom vielen Weinen wieder gerötet. Seine Eltern starrten wie ihr Sohn jeder den eigenen Gedanken nachhängend aufs Meer hinaus. Schließlich, als Anne glaubte, dass genügend Zeit verstrichen war, wagte sie vorsichtig ihre Frage an Will zu stellen: „Verzeiht Mr Turner, aber ich habe eine Frage an Euch.“ Der angesprochene schaute sie abwartend an und schien nicht verärgert darüber zu sein, dass sie ihn aus einem Moment der Trauer gerissen hatte. „John sagte mir, Ihr könntet mir bei meiner Suche helfen, den ersten Maat dieses Schiffes zu finden, in dem Ihr mir sagt, wer der erste Maat ist und wo ich ihn finden kann“, fuhr Anne schnell fort. „Hmm du meinst wahrscheinlich Maccus“, überlegte Will laut und rieb sich nachdenklich übers Kinn. „Ich bin mir nicht ganz sicher, aber Maccus müsste der sein, dessen Kopf einem Hammerhai ähnelt. Ich glaube zuletzt habe ich ihn auf dem Achterdeck gesehen.“ „Vielen Dank, Ihr habt mir damit sehr geholfen“, murmelte Anne und ging in Richtung Achterdeck. Je näher sie ihrem Ziel kam, desto mulmiger wurde ihr zumute. Schon der bloße Gedanke den ersten Maat anzusprechen, machte sie nervös, was daran lag, dass sie der Anblick der Crew einschüchterte und sie keine klaren Sätze aussprechen ließ. Sie konnte nur hoffen, dass sich ihre Nervosität mit der Zeit legte. Als Anne jedoch die Treppe zum Achterdeck hinauf stieg, stockte ihr der Atem. Sie sah den ersten Maat wie ihn ihr Will beschrieben hatte, doch Maccus stand zu ihrem Entsetzen mit niemand anderem als Davy Jones zusammen und schien etwas mit seinem Captain zu besprechen. Bevor sie von den beiden entdeckt werden konnte, duckte sich Anne und schlich die Treppe wieder hinunter. Sie hatte Angst davor, von ihrem Captain entdeckt zu werden, ehe sie nicht, wie er es ihr befohlen hatte, mit dem ersten Maat gesprochen hatte. Dann kam ihr der Gedanke, dass Davy Jones sich bei Maccus nach ihr erkundigte. Sie schluckte und wartete ab, bis ihr schließlich einfiel, wie unwahrscheinlich es war, dass sich ihr Captain nach etwas so belanglosem wie sie erkundigen würde. Wenige Minuten später hörte Anne Schritte. Als sie aufs Achterdeck spähte, sah sie wie sich Maccus langsam von Davy Jones entfernte und in ihre Richtung ging. Schnell lief Anne zur Reling und tat, als würde sie jemanden suchen. Um dies noch etwas glaubwürdiger erscheinen zu lassen, schritt sie umher und als sie Maccus die Treppe hinunter gehen sah, versuchte das Mädchen es so aussehen zu lassen, als hätte es die die ganze Zeit nach dem ersten Maat gesucht und ihn nun endlich gefunden. Trotzdem näherte sich Anne Maccus zurückhaltend, wobei sie versuchte ihre Nervosität in den Griff zu bekommen. „V-Verzeiht, aber … seid Ihr der erste Maat?“, stammelte Anne mit gesenktem Kopf. Argwöhnisch starrte der angesprochene sie an. Dann erkannte er sie und ein spöttischer Zug machte sich in seiner entstellten Fratze breit. „Ja, der bin ich“, antwortete er, da er nun wusste was das Mädchen von ihm wollte. Erleichtert atmete sie auf und fuhr immer noch unsicher fort: „Der Captain schickt mich … ich soll bei Euch … nach Arbeit für mich fragen.“ Der erste Maat brauchte nicht lange nachzudenken, um zu wissen, welche Aufgabe er ihr erteilen würde. „Du kannst das Zwischendeck schrubben. Alles, was du dazu brauchst, wirst du dort finden.“ Mit einem leise gemurmelten „Danke“ ging Anne schnell unter Deck zum Zwischendeck. Nach längerem Suchen fand sie sogar einen Putzlappen sowie einen Eimer und sie begann sich wortlos an die Arbeit zu machen. Es war eine langwierige Arbeit und die Zeit wollte nicht vergehen, so glaubte Anne zumindest. Und während sie weiter trübsinnig immer wieder die gleiche Bewegung mit dem Putzlappen machte, bemerkte sie gar nicht, wie sich ihr jemand näherte. Erst als die Person ganz dicht neben ihr stand, sah sie auf und sah Calypso vor ihr stehen. Im ersten Moment war Anne erstaunt und überrascht zugleich, doch dann wallte Ärger in ihr hoch. Sie fragte sich aus welchem Grund die Göttin zu ihr gekommen war und ob dies wieder verheerende Folgen für sie selbst mit sich bringen würde. Nichts der gleichen war jedoch der Fall. Anne meinte sogar einen Anflug von Trauer in Calypsos Gesicht zu erkennen. Dies konnte aber ihren Ärger auf die Göttin nicht mindern und bevor Calypso etwas sagen konnte, fragte Anne: „Aus welchem Grund seid ihr hier?“ Calypso senkte den Blick und hüllte sich in ein geheimnisvolles Schweigen. „Wollt Ihr mir noch mehr Verderben bringen, als ihr es ohnehin schon getan habt“, fuhr Anne fort, ohne sich auch nur im Entferntesten die Mühe zu machen, ihren Ärger zu verbergen. „Oder wollt Ihr Euch jetzt doch bei mir für das, was Ihr mir angetan habt, entschuldigen.“ Sie hätte nie geglaubt einmal so mit einer Göttin zu reden, was allein an ihrer großen Schüchternheit und Zurückhaltung lag. Jetzt aber war ihr das alles egal. Einzig und allein der Gedanke ‚Was kann mir jetzt noch schlimmeres passieren?’ zählte in dieser Situation. „Anne“, setze Calypso an. Täuschte sich das Mädchen oder lag wirklich etwas wie Trauer in ihrer Stimme? „Es fiel mir selbst schwer, dir dies anzutun. Du musst wissen, dass das leider unausweichlich für dein späteres Schicksal sein wird und es wird der Tag kommen, an dem du die Wahrheit erfahren sollst.“ Diese Worte beruhigten Anne keineswegs. Für sie waren es nur noch leere Worte, die man sagte, um sie zu beschwichtigen. „Es ist mir gleichgültig wie Ihr darüber denkt“, erwiderte Anne kühl. Sie konnte ihre Wut auf Calypso nur mit Mühe zurückhalten. „Sagt mir lieber, was Euch zu mir geführt hat.“ „Ich will dir helfen, Anne“, erklärte die heidnische Göttin. Fassungslos starrte das Mädchen sie an. „Mir … helfen?“ Man konnte ihr ihre Verblüffung deutlich anmerken, doch war auch leichtes Misstrauen dabei. „Wieso?“, wollte sie dann wissen. „Weil“, sagte Calypso und schaute Anne mit einem leichten Lächeln an, „ich es dir schuldig bin.“ Anne verstand die Welt nicht mehr. Verwirrt ließ sie sich auf die Planken fallen und ignorierte die Nässe, die ihre Leinenhose dabei aufsog. „Ich verstehe das alles nicht mehr“, brachte sie dann heraus. Mitfühlend sah Calypso auf das Mädchen hinunter. „Ich kann dich verstehen. Und ich hoffe, du wirst mich irgendwann verstehen können…“ Sie starrte gedankenverloren ins Leere und dachte an längst vergangene Zeiten auf diesem Schiff. „Dann sagt mir bitte, wie Ihr mir helfen wollt“, seufzte Anne resignierend. Sie hatte beschlossen, ihren Ärger auf Calypso zu verdrängen, da ihr bewusst geworden war, dass sie in ihrer derzeitigen Situation jede Hilfe gebrauchen konnte. „Ich will dir helfen, dich auf diesem Schiff zurecht zu finden“, erklärte die heidnische Göttin. Es war zwar nicht ganz die Hilfe, die sich Anne erhofft hatte, jedoch war das Angebot besser, als am Ende von einem dieser Fischmenschen Hilfe erbitten zu müssen. Deshalb warf sie Calypso einen dankbaren Blick entgegen und stand wieder auf. „Der eigentlich Grund aus dem ich zu dir gekommen bin“, fing die Göttin an, „ist, dass ich dir bescheid sagen wollte, dass die Nacht hereingebrochen ist und du nun mit deiner Arbeit aufhören kannst, Anne. Dann soll ich dir von Elizabeth ausrichten, dass sie dich fragen möchte, ob du mit ihnen zusammen speisen willst.“ Die Einladung zum Essen war Musik für Annes Ohren. Sie hatte den ganzen Tag noch nichts gegessen und war froh, dies nun nachholen zu können, auch wenn sie seltsamerweise kaum Hunger verspürte. Da sie sich auf dem Schiff jedoch kaum auskannte bat sie Calypso, sie zu den Turnern hinzuführen. Kurz bevor sie jedoch angekommen waren, ließ die Göttin Anne allein. Elizabeth empfing das Mädchen sehr herzlich und führte sie zu John und Will, welche es sich in einer kleinen Kajüte, die von niemandem gebraucht wurde, gemütlich gemacht hatten. Vor ihnen waren einfach Speisen wie Zwieback, Brot und Fisch auf einem Tisch ausgebreitet. Teller dazu gab es keine, was jedoch nicht weiter störte. Während des Essens schilderte John noch einmal sehr detailliert und auch etwas abgeändert sein und Annes Abenteuer im Totenreich. Hin und wieder nickte Anne zustimmend, wenn er sie fragend ansah oder fügte noch eine Kleinigkeit hinzu. Ansonsten blieb sie ziemlich ruhig, knabberte lustlos an einem Kanten Brot und lauschte Johns Erzählung. Nach dem Essen wünschte sie den anderen dankend eine Gute Nacht und traf sich wie verabredet mit Calypso an Deck. Dort versuchte sie dem Mädchen zu erklären, wer aus der Mannschaft welche Aufgabe hatte. Etwas verwundert fragte Anne: „Warum erzählt Ihr mir nur von den Aufgaben der verschiedenen Crewmitglieder?“ „Damit du weißt, an wen du dich wenden musst, wenn du Hilfe brauchst“, erwiderte Calypso. Zwar hätte Anne lieber etwas über das Schiff selbst und die Aufgaben an Bord erfahren, doch ihr war jedes Wissen recht. Den Rest, so glaubte sie, würde sie sich auch ohne Hilfe erfahren können. Es fiel Anne schwer sich das alles zu merken, doch als sie glaubte, die wichtigen Dinge zu wissen, konnte sie sich kaum mehr auf den Beinen halten vor Müdigkeit. Mit einem Gähnen wandte sie sich an die Göttin und sagte: „Ich danke Euch dafür, dass Ihr mir all die verschiedenen Dinge erklärt habt, Calypso. Ich bitte Euch deshalb mir nur noch einen kleinen Gefallen zu tun, in dem ihr mir zeigt, wo ich schlafen kann.“ Mit einem verständnisvollen Lächeln führte Calypso Anne wieder unter Deck in einen Raum, wo die Crewmitglieder schliefen. Dort suchte sich das Mädchen eine Hängematte, die nicht allzu sehr mit Meeresgetier bewachsen war und legte sich, nachdem sie Calypso noch einmal für ihre Hilfe gedankt hatte, schlafen. Am Morgen des nächsten Tages machte Anne sich, sowie sie aufgestanden war, sofort daran, das Deck zu schrubben. Es war ein trostloser Tag. Im Gegensatz zu dem davor bekam sie Calypso kein einziges Mal zu Gesicht, nur John leistete ihr hin und wieder Gesellschaft und versuchte sie aufzuheitern. Doch es nützte nichts. Einzig und allein der Gedanke an den kommenden Tag konnte Anne aufheitern, da sie sich erhoffte beim Hohen Rat der Bruderschaft auf Fin zu treffen. Zudem waren ihr Calypsos Worte eingefallen, als sie ihr versprach, sie werde Anne nach dem Hohen Rat endlich die Wahrheit erzählen. So blieb an diesem Tag dem Mädchen nichts anderes mehr übrig, als auf das Ende des Tages zu warten. Und dann nach einer Ewigkeit kam endlich John und verkündete, dass die Nacht eingebrochen war und er fragte sie, ob sie wieder mit ihnen speisen wolle. Das Abendessen verlief recht schweigsam. Anne verspürte jedoch wie am Tag zuvor kaum Hunger und konnte sich aus diesem Grund auch schnell wieder unter dem Vorwand schlafen zu müssen verabschieden. Tatsächlich ging sie gleich zu ihrer Hängematte und versuchte vergeblich einzuschlafen. Ihr Gedanken waren ein einziges Chaos und drehten sich um den morgigen Tag sowie ihr derzeitiges Leben auf der Flying Dutchman. Bis jetzt war es noch nicht so schlimm, wie es sich Anne vorgestellt hatte, aber trostlos. Trostlos und langweilig. Vor allem würde es schlimm für sie werden, wenn auch die Turner und Calypso nicht mehr an Bord sein würden. Mit diesen Gedanken schlief sie schließlich ein. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Hier ist das 14. Kapitel und wie es aussieht, habe ich all meine Kommentatoren und wahrscheinlich auch Leser verloren -_- Ich frag mich jetzt nur, woran das liegt. Es könnte an der ENS Liste liegen, die ich ja jetzt nicht mehr brauchen werde, dem Benutzernamenwechsel oder am letzten Kapitel. Egal erfahren, werde ich das wahrscheinlich nicht.... So aber nun mal zum Kapitel. Hm ist irgendwie noch nicht ganz so spannend. Aber das kommt noch (irgendwann). Zumindest hat Anne schon einmal ein klitzekleinen Einblick ins Leben an Bord der Dutchman bekommen. Und zudem weiß sie jetzt, was die verschiedenen Leute (z. B. Maat, Navigator etc.) für eine Aufgabe an Bord des Schiffes haben. Wen es interessiert, die haben diese Beerdigungen wie bei Stiefelriemen Bill wirklich gemacht. Gut, falls das jemand hier wirklich noch liest: Ich würde mich über ein Kommi freuen^^ -Hakura Kapitel 15: Der 5. Hohe Rat wird fortgesetzt -------------------------------------------- Anne erwachte mit einem dumpfen Druck im Kopf. Sie beschlich das unangenehme Gefühl verschlafen zu haben und so war es dann auch. Als sie schließlich an Deck gerannt kam und sich auf die Reling stützend gen Horizont spähte, sah sie in der Ferne den Vulkankrater, in dem sich Shipwreck City befand. Und noch etwas. Drei Schiffe waren ausgelaufen und schienen nun vor Anker zu liegen, als würden sie auf etwas warten. Schnell wurde Anne klar, dass dies die drei Schiffe sein mussten, auf denen der Hohe Rat stattfinden würde. Ihr Herzschlag beschleunigte sich als sie das schwarze Schiff unter den dreien ausmachte. Das konnte nur die Black Pearl sein! Annes Freude verflog allerdings schlagartig, als plötzlich eine Stimme hinter ihr fragte: „Hast du nicht eine Aufgabe, der du dich widmen solltest?“ Erschrocken drehte sich das Mädchen um und starrte direkt in die verkniffene mürrisch dreinblickende Fratze von Maccus, dem ersten Maat. Vor Schreck krampfte sich alles in ihr zusammen. Bevor Anne jedoch antworten konnte, kam ihr Calypso unerwartet zu Hilfe. „Für diesen Tag ist sie von ihrer Aufgabe befreit und es ist ihr erlaubt von Bord zu gehen.“, mischte sich die Göttin ein und starrte Maccus unverwandt an. Der erste Maat wusste, was sie damit meinte und entgegnete mürrisch: „Ich verstehe, ein Befehl des Captains, nehme ich an.“ Daraufhin ließ Maccus Anne wieder in Ruhe und widmete sich anderen Dingen. Der Blick des Mädchens hingegen war irritiert auf Calypso gerichtet. Irgendetwas verbarg die Göttin vor ihr, wie so vieles. Bloß, wie schaffte sie es, die Crew ebenso wie den Captain dazu zu bewegen, sich ihren Willen anzuhören und sich auch mit diesem anzufreunden? Das war wieder eins der vielen Geheimnisse, die Calypso hatte. „Habt Ihr gerade die Wahrheit gesprochen, als Ihr sagtet, ich müsse heute nicht meiner Arbeit nachgehen, ebenso wie ich von Bord gehen dürfte?“, fragte Anne die Göttin, denn ihr war die Bedeutung dessen, was Calypso gesagt hatte, bewusst. „Ja, Anne“, erwiderte sie, „Ich habe die Wahrheit gesprochen.“ Warum der Captain dies veranlasste hatte, blieb Anne ein Rätsel, doch vermutete sie, dass es nur Calypsos Werk sein konnte. „Ich danke Euch“, sagte Anne mit einem Lächeln auf den Lippen. Die heidnische Göttin warf ihr nur wieder einen ihrer geheimnisvollen Blicke zu und Anne meinte, bei ihr ein leichtes Lächeln zu erkennen, dann ging Calypso unter Deck. Das Mädchen genoss noch einige Zeit lang die Ruhe an Deck, bis die Flying Dutchman schließlich nah genug an die drei Schiffe heran gekommen war. Anne erkannt, dass neben der Black Pearl das eine Schiff eine Dschunke war, das andere konnte sie nicht zu ordnen. Mittlerweile hatten sich fast alle an Bord der Flying Dutchman versammelt und beobachteten stumm das schwarze sich nähernde Schiff, auf dessen Deck man nun die Besatzung ausmachen konnte. Dann sah sie ihn. Er starrte sie direkt an. Ein Lächeln auf seinem Gesicht und mit vergnügt blitzenden grünen Augen. Anne versuchte Fins Lächeln zu erwidern, doch sie spürte genau wie es ihr misslang. Schnell wandte sie sich ab. Sie konnte es nicht ertragen, daran denken zu müssen, wie der Junge auf ihre schlechte Nachricht reagieren würde. Nein, noch nicht…. „Sieh mal, Anne!“ John war unbemerkt an ihre Seite getreten und deutete nun stolz auf die Dschunke, „Das ist die Empress das Schiff meiner Mutter.“ Anne war froh über die Ablenkung. „Wirklich? Das muss ein tolles Schiff sein“, meinte sie in dem Wissen, dass John diese Worte glücklich machen würden. Und so war es auch. Der kleine Junge strahlte und starrte dann begeistert auf die Black Pearl. Die beiden Schiffe waren sich nun so nah gekommen, dass man problemlos von einem Schiff aufs andere gelangen konnte. Ein Pirat der Black Pearl nutzte dies und kam auf die Flying Dutchman. Dort teilte er mit, dass der Hohe Rat der Bruderschaft auf der Black Pearl stattfinden würde und eilte wieder zurück auf das schwarze Schiff. Ohne einen Befehl ihres Captains abzuwarten, beeilte Anne sich, zusammen mit Elizabeth das Schiff zu wechseln, schließlich hatte Calypso ihr mitgeteilt, dass ihr heute erlaubt war, von Bord zu gehen. So sah das Mädchen keinen Grund, weiterhin auf diesem Schiff bleiben zu müssen. An Bord der Black Pearl wurde Anne begeistert von Fin empfangen. „Anne“, rief er lachend, „Ich dachte schon, dir wäre etwas zugestoßen!“ Über Fins Besorgnis konnte Anne sich leider nur halb so sehr freuen, wie sie es getan hätte, wenn sie ihm nicht die schlimme Nachricht vom eher unfreiwilligen Beitritt in Davy Jones Crew erzählen müsste. Trotzdem gelang ihr ein Lächeln, was nicht allzu sehr ihre eigentlichen Gefühle zeigte. „Dich bedrückt doch etwas“, sagte Fin, der sie trotzdem durchschaut hatte. Es war dabei keine Frage sondern eine Feststellung. Und Anne blieb nichts anderes übrig als traurig zu nicken. „Ich erzähle dir alles, wenn der Hohe Rat beendet ist.“ Damit gab sich der schwarzhaarige Junge zufrieden und führte sie zu den versammelten Piratenlords. Es waren weniger Piraten anwesend, als bei der Versammlung zuvor in der Schiffbruchbay, was wiederum am Versammlungsort lag. Denn während man an Land fast seine ganze Gefolgschaft zum Schutz mitnehmen konnte, war dies auf dem Meer nicht möglich. Es wäre ein zu großes Gedränge gewesen, wenn jeder der neun Piratenlords seine ganze oder auch nur halbe Gefolgschaft mit an Bord eines Schiffes genommen hätte. Und ein Schiff musste sein, ansonsten wäre jegliche Kommunikation nahezu unmöglich. Die Empress sowie das andere Schiff dienten lediglich zum Schutz, da man der Flying Dutchman misstraute. Inzwischen hatten Fin und Anne die Piratenlords erreicht. Jeder der neun hatte drei Begleiter bei sich – Barbossa und Jack ausgenommen, die hatten ihre Crew um sich. Fin zog Anne zu Jack, Barbossa und Elizabeth. „Da seid ihr ja!“, empfing sie John mit vor Aufregung geröteten Wangen. „ich dachte schon ihr kommt zu spät! Was habt ihr denn noch gemacht?“ Fin lächelte John nur verschmitzt zu und ehe er oder Anne überhaupt etwas erwidern konnten, machte sich eine angespannt Stille breit. Davy Jones hatte die Black Pearl betreten, mit ihm ein Teil seiner Crew und Calypso. Es war ein seltsamer und doch vielleicht auch bekannter Anblick. Zwei Seiten standen sich gegenüber. Auf der einen eher ungewollt die Piraten vereint aus allen Teilen der Welt, auf der anderen der Teufel der Meere mit seiner Gefolgschaft und der heidnischen Göttin. So oder so ähnlich musste die Versammlung des 1. Hohen Rates ausgesehen haben, bloß ohne Calypso. Sie sollte erst später nichts ahnend vom Verrat ihres Liebsten dem 1. Hohen Rat der Bruderschaft gegenüber stehen. Fin indessen musterte mit einer Mischung aus Neugierde und Misstrauen den Captain der Flying Dutchman. Er hatte schon viele Geschichten über den verfluchten Captain gehört, doch wollte er sich selbst ein Bild von ihm machen, da es bekannt war, dass viele Erzählungen durch Ausschmückungen der Wahrheit längst nicht mehr entsprachen. Annes Unbehagen hingegen wuchs beim Anblick ihres Captains und sie versuchte sich etwas hinter Fin zu verstecken. „Was ist mit dir los?“, wollte dieser verwundert wissen, dem ihr merkwürdiges Verhalten nicht entgangen war. Sie gab ihm jedoch zu verstehen, dass sie ihm später alles erzählen würde. Im gleichen Moment hob Barbossa zu einem Satz an: „Es dürfte jedem hier bekannt sein, aus welchem Grund wir uns heute hier versammelt haben.“ Zustimmendes Raunen ertönte und nervöse aber auch misstrauische Blicke wurden flüchtig Davy Jons, der das Geschehen mit einem unbeteiligten Gesichtsausdruck verfolgte, zugworfen. „Euch ist da was entgangen“, warf er leicht spöttisch ein. „Mir wurde der Grund nur ansatzweise erklärt.“ „Dann werden wir dies nachholen müssen“, erwiderte Barbossa. Elizabeth jedoch hielt kurz ihren ausgestreckten Arm vor Barbossa, womit sie ihm bedeutete, dass sie alles weitere erklären würde, da sie nicht wusste, inwieweit Barbossas Art Davy Jones provozieren konnte. Aus diesem Grund erklärte sie selbst noch einmal alle Einzelheiten, von denen Tai Huang auch schon beim letzten Mal berichtet hatte, ebenso erzählte sie vom Beschluss, gegen die East India Trading Company zu kämpfen. Als sie von Becketts Rückkehr erzählte, regte sich etwas in Davy Jones Gesichtsausdruck und wurde von Wort zu Wort finsterer. „…Und aus diesem Grund hoffen wir auf Eure Hilfe“, beendete die Piratenkönigin ihre Erklärung an Davy Jones gewandt. Es dauerte einige Zeit bis dieser antwortete. „Ich werde im Kampf gegen Beckett dabei sein“, verkündete er, wobei seine Stimme von Hass erfüllt war. Jedem war klar, dass sich Davy Jones an Beckett rächen wollte. Für alles, was er in seiner Gewalt hatte tun und erleiden müssen. „Gut“, meinte Barbossa, „dann wäre dies beschlossen.“ Danach folgte eine Diskussion, in der es um verschiedene Strategien und Planungen für den bevorstehenden Kampf ging. Allen war bewusst, dass es dabei nicht nur um den letztendlichen Kampf ging, sondern auch um die Schlachten, die davor bestritten werden würden. So wurden unermüdlich Pläne entworfen, wie man die East India Trading Company vorher schon schwächen oder auch ausspionieren konnte. Schließlich ging die Besprechung zu ende. Es wurde beschlossen, so viele Vorräte und Munition anzuschaffen wie nur möglich. Zudem wollten die Piraten versuchen, so viele Leute es auch nur ging für ihre Seite zu gewinnen. Auch andere strategische Dinge hatten die Piratenlords ausgeklügelt, wobei sie sich noch nicht ganz einig darin waren, welche vom größten Vorteil für sie waren. Und so war jedem klar, dass der 5. Hohe Rat erst beendet war, wenn der Kampf gegen die East India Company bestritten war. Anne hatten die ganzen strategischen Dinge zum Schluss nicht mehr interessiert und sie hatte nur noch zugehört, weil Fin die Gespräche und Diskussionen mit großem Interesse verfolgt hatte. Nun, wo die Versammlung für heute beendet war, wollte sie ihm endlich die Wahrheit erzählen, auch wenn es ihr schwer fiel von ihrem Beitritt zu berichten. Hinzu kam noch, dass Fin gar nicht von ihrem Gedächtnisverlust und ihrer Unwissenheit über die Geschehnisse dieser Welt bescheid wusste. So würde es wohl noch komplizierter für das Mädchen werden, ihm alles zu erzählen. Fin hatte ebenfalls Annes Versprechen nicht vergessen und führte sie unter Deck in seine Kajüte, wo sie ungestört sein würden, da John mit Elizabeth auf der Empress zur Schiffbruchbay segelte. „Also, Anne“, sagte Fin, nachdem er die Tür geschlossen hatte, „was ist los?“ Anne war nervös. Sie wusste immer noch nicht, wie sie ihm alles am besten erklären sollte. Um sich zu beruhigen, holte sie noch einmal tief Luft und fing schließlich, ohne ihn dabei direkt anzuschauen, an: „Fin, ich habe dir nie die ganze Wahrheit über mich erzählt und damit du alles verstehst, werde ich wohl ganz von Anfang an erzählen müssen.“ Sie brachte ein halbherziges Lächeln zustande und guckte schüchtern in Fins Gesicht. Dieser starrte sie mit ernstem Gesichtsausdruck an. Er merkte schnell, dass etwas nicht stimmen konnte, wenn sie schon so zu erzählen anfing. Jedoch sagte er nichts und wartete darauf, dass Anne fortfuhr. „John hat mich vor ein paar Wochen an den Klippen auf der Insel gefunden. Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Ich weiß nichts mehr. Weder wer meine Eltern sind, noch woher ich komme. Nur dass ich Anne heiße, weiß ich mit Gewissheit. Wie mein Nachname lautet, weiß ich ebenso wenig, wie ich die ganzen Geschehnisse oder Geschichten von hier kenne.“ „Das tut mir leid“, unterbrach Fin sie ungewollt. Er war bestürzt. Damit hatte er nicht gerechnet, doch erklärte dies Annes Unwissenheit, über die er sich immer so sehr gewundert hatte. „Es hätte schlimmer kommen können“, erwiderte Anne traurig. Auch ihm verschwieg sie, dass sie noch wusste, aus einer anderen Welt zu kommen. Niemandem hatte sie dies bis jetzt erzählt und das sollte erst einmal so bleiben, da sie sich sicher war, dass keiner ihr glauben würde. Sie würde wahrscheinlich eher als verrückt erklärt werden und darauf konnte sie getrost verzichten. Anne fasste kurz ihren Aufenthalt bei John und Elizabeth zusammen, bis sie zum ersten Treffen mit ihm auf der Black Pearl kam. Ab da kannte Fin die Geschichte. „Hätte ich das damals schon alles gewusst…“, murmelte Fin bedrückt. Anne versuchte ein aufheiterndes Lächeln, welches ihr nicht ganz gelang. „Mach dir deswegen keine Gedanken.“ Sie seufzte. „Bis dahin war das alles nicht weiter schlimm, denn … - und da bin ich mir sicher – ich glaube, Calypso weiß vielleicht mehr über mich, als ich es tue … Und sie wird mir bald meine Fragen beantworten müssen.“ „Das ist ja mal eine gute Nachricht“, atmete Fin erleichtert auf. „Nur das war noch nicht alles oder? Das ist nicht der Grund, der dich so bedrückt.“ „Nein“, gestand Anne und schluckte einen Kloß hinunter, der bei dem Gedanke an Fins Reaktion, wenn er alles wissen würde, in ihr hochkam. Dann berichtete sie mit ein paar Worten, wie sie ins Totenreich gekommen war und sie zusammen mit John Davy Jones zurück an Bord der Flying Dutchman geholt hatte. Weiter konnte sie nicht mehr erzählen. All die Erinnerung an die weiteren Ereignisse schnürrten ihr wieder die Kehle zu. „Oh Fin! Ich hab einen schrecklichen Fehler begangen!“, schluchzte Anne mit erstickter Stimme und ehe ihr überhaupt bewusst war, was sie da eigentlich tat, fiel sie dem Jungen in die Arme. Dieser war über Annes Reaktion sehr überrascht und wusste nicht, was er tun sollte. Bestürzt und auch etwas unsicher nahm er sie in die Arme. Annes erstickte Schluchzer ließen ihren Körper erbeben. Verzweifelt presste sie ihr Gesicht an Fins Schulter, ohne dabei zu bemerken, dass ihre Tränen sein Hemd an dieser Stelle völlig durchnässten. Der schwarzhaarige Junge war mit dieser Situation sehr überfordert. Nie hätte er damit gerechnet dem Mädchen eines Tages so nahe sein zu können und wenn, dann nicht durch solch eine unangenehme Situation, in der er sich so hilflos vorkam. Unsicher strich er schließlich tröstend mit einer Hand über Annes rotblondes Haar und murmelte beruhigende Worte. Nach einiger Zeit schien sich Anne wieder soweit beruhigt zu haben, dass Fin sich traute, sie zu fragen, ob es ihr wieder besser ginge. Benommen sah sie auf und Fin löste seine Umarmung von ihr. Da erst wurde ihr bewusst, was sie getan hatte. „I-ich…das wollte ich nicht…ich oh je das tut mir furchtbar Leid, ich habe die Beherrschung verloren“, stammelte Anne und errötete, was in ihrem verweinten Gesicht nicht weiter auffiel. „Das macht doch nichts“, murmelte Fin, dem es jetzt ebenfalls peinlich wurde. „Wie es scheint, muss wohl etwas ziemlich Schreckliches passiert sein.“ Seine Miene verdüsterte sich wieder und Anne nickte bekümmert. „Und alles hat etwas mit meiner Unwissenheit zu tun“, erklärte sie niedergeschlagen. Ohne weiter irgendwelche Einzelheiten zu erzählen, kam sie direkt zum eigentlichen Grund ihres Kummers. „Fin“, sagte Anne kaum hörbar und starrte dabei an ihm vorbei. „ich bin Davy Jones Crew beigetreten.“ Jetzt war der Satz endlich raus! Doch erleichtert fühlte sie sich deswegen keineswegs. Es war mehr ein Gefühl von Beklommenheit, dass sich in ihr breit machte, als ihr zum wiederholten Male die Folgen ihrer verheerenden Entscheidungen bewusst wurden. „Nein.“ Es war bloß ein Wort, das Fin ausgesprochen hatte und doch genügte dies, um Anne erneut in Verzweiflung zu stürzen. Ungläubig und zugleich Entsetzt starrte er das Mädchen an. Dann erkannte er, dass dies die falsche Reaktion gewesen war und dachte fieberhaft nach, wie er etwas Tröstendes sagen konnte, was Anne nicht noch mehr schaden würde. Etwas zögernd fragte er schließlich: „Also kanntest du die Geschichten der Flying Dutchman gar nicht?“ „Nein“, seufzte Anne betrübt und setzte sich auf den Rand einer Truhe. „Oh verdammt!“, rief Fin frustriert. „Ich hätte das wissen müssen! Ich hätte mir das denken können, wenn du noch nicht einmal die ganze Geschichte des 4. Hohen Rates der Bruderschaft gewusst hattest. Und dabei wusste ich, weswegen wir auf dem Weg zur Isla Cruces waren. Ich wusste es! Es war doch schon beschlossen, dass wir Davy Jones aus dem Totenreich holen würden!“ Fins Ärger hatte etwas Beruhigendes für Anne. Er machte ihr deutlich, dass nicht jedem ihr Schicksal in dieser fremden Welt unwichtig war. Nachdenklich beobachtete sie, wie der Junge grübelnd mit großen Schritten in der Kajüte auf und ab ging. Es verging einige Zeit bis Fin sich schließlich neben Anne auf die Truhe setzte und zu ihr hinabblickte. Sie hatte den Kopf in die Hände gestützt und starrte betrübt ins Leere. Dann sah sie zu ihm auf, mit dem Versuch ein Lächeln zu stande zu bringen. „Ach Fin“, murmelte sie. „Ich habe das Gefühl, du bist der einzige, dem mein Schicksal nicht ganz egal zu sein scheint.“ Sie hätte nie die Worte so freiheraus ausgesprochen, wenn ihre Situation nicht so ausweglos gewesen wäre. Und viel Zeit blieb ihr auch nicht mehr. Ihr Zeitgefühl sagte, dass es mittlerweile später Nachmittag war und sie wusste nicht, wie lange es ihr erlaubt war, an Bord der Black Pearl zu bleiben. Fin schienen die Worte zu erfreuen. Mit einem traurigen Lächeln erwiderte er: „Es schmeichelt mich dies zu hören, doch ich glaube nicht, dass es so ist, wie du denkst. Auch wenn es dir nicht bewusst sein mag, glaube ich, dass John und Elizabeth dein Schicksal nicht ganz so egal ist. Sonst hätten sie dich, ein wildfremdes Mädchen, nicht einfach aufgenommen und sie sogar zum Hohen Rat der Bruderschaft begleiten lassen.“ „Ja, da wirst du wohl recht haben“, meinte Anne, erfreut darüber, dass Fin ihr Mut machen wollte. „Aber sagtest du nicht, du glaubst, Calypso wüsste mehr über dich als du selbst und dass sie dir nach dem Hohen Rat endlich deine Fragen beantworten wolle?“, versicherte sich der schwarzhaarige Junge noch einmal. Er wartete Annes Nicken gar nicht erst ab sondern fuhr fort: „Es wäre dann vielleicht sogar besser, wenn - …“ Weiter kam er nicht, da ein heftiges Klopfen an seiner Kajütentür ihn unterbrach. Verwundert schauten beide auf und sahen John hereinstürmen. „Da seid ihr ja!“, rief er erfreut, „ich habe euch schon auf dem ganzen Schiff gesucht und keiner konnte mir sagen, wo ich euch finden könnte.“ Fin verbarg seinen Ärger über die Störung so gut er konnte und erklärte ruhig: „Wir sind mit Absicht hierhin gegangen, damit uns keiner sofort finden kann.“ John schien etwas verwirrt, doch bemerkte er den Hintergrund dieser Sache nicht und schenkte dem, dass Anne und Fin dicht beieinander auf einer Truhe zusammen saßen, keine Beachtung. Stattdessen frohlockte er: „Dann werdet ihr euch beim nächsten Mal ein besseres Versteck suchen müssen, um ungestört zu sein, denn ich habe euch sehr schnell gefunden.“ Der letzte Teil des Satzes war gelogen und ließ deutlich Johns kindliche Seite widerspiegeln, weshalb ihm von den beiden ein verständnisvolles Lächeln geschenkt wurde. „Wolltest du nicht mit deiner Mutter zurück zur Schiffbruchbay segeln?“, lenkte Anne vom Thema ab. „Wir segelten auch wieder zur Schiffbruchbay zurück“, bestätigte John und schnitt eine Grimasse als er den nächsten Satz sagte: „Aber meine Mutter guckte dort nur nach irgendetwas Bestimmtem und ist dann sogleich wieder hierhin zurückgesegelt, nur um dann an Bord der Flying Dutchman zu gehen. Sie hat mit verboten, ihr auf das Schiff zu folgen, deshalb ging ich an Bord der Black Pearl, um solange mit euch reden zu können, denn mein Vater berät sich noch mit ein paar anderen über verschiedene Strategien.“ Es hatte fast den Anschein, als wäre John enttäuscht über die wenige Aufmerksamkeit, die ihm von seinen Eltern in diesem Augenblick entgegengebracht wurde, doch das war für Fin nicht so wichtig. Die Worte des kleinen Jungen hatten ihn stutzig gemacht. „Deine Mutter ist auf die Flying Dutchman gegangen, sagst du?“ John nickte missmutig. „Sie wollte irgendetwas Wichtiges und ich glaube auch Geheimes mit Calypso besprechen.“ Erfreut drehte sich Fin zu Anne. „Das ist vielleicht deine einzige Chance, Anne!“ Verwirrt starrte sie ihn an. Als er begriff, dass sie nicht recht verstand, was er damit meinte, fügte er hinzu: „Geh so schnell wie möglich zurück an Bord der Flying Dutchman! Nur so wirst du die Gelegenheit haben, Calypso deine Fragen zu stellen, ansonsten befürchte ich, wird sie wieder spurlos verschwinden, nur um sich irgendwann wieder zu zeigen!“ Anne verstand sofort, was Fin ihr damit sagen wollte. Stumm nickte sie und machte sich, wenn auch nur widerwillig auf den Weg zum verhassten Geisterschiff. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Erst mal vielen lieben Dank an eure beiden aufmunternden Kommis Angel_Eyes und Sunshine^,^ Die haben mir echt geholfen. Na ja und jetzt hab ich das 15. Kapitel endlich geschafft, mir gefällt der Anfang irgendwie nicht wirklich, aber was solls^^; Ansonsten finde ich es ganz ok. Ich hoffe, ich schaffe das nächste Kapitel etwas schneller, schließlich werden sich die nächsten drei Kapitel hauptsächlich um die Flying Dutchman und so drehen *Hände reib* *eg* lg -Hakura Kapitel 16: Schrecken an Bord der Flying Dutchman I ---------------------------------------------------- Fin und John folgten Anne aufs Deck, doch sie bestand darauf, allein auf die Flying Dutchman zu gehen. Als Fin protestieren wollte, erklärte sie: „Der Tag ist noch nicht zu ende, weshalb ich noch einmal zurückkommen kann.“ Ehe er noch etwas erwidern konnte, kletterte Anne an Bord des Geisterschiffes, wo sie unschlüssig stehen blieb. Sie spürte die neugierigen Blicke von John und Fin auf sich ruhen und versuchte sie zu ignorieren. Viel wichtiger war es jetzt Calypso zu finden, bevor sie verschwand. Doch wo sollte Anne sie auf diesem Schiff finden? Sie entschied sich dazu, zu allererst unter Deck zu suchen, da sie die Göttin an Deck nirgends sehen konnte. Glücklicherweise bekam Anne schneller Hilfe, als sie es sich erhofft hatte. So schnell es ihr möglich war, eilte sie unter Deck und wäre beinahe mit Elizabeth zusammengestoßen. „Huch! Was machst du denn hier schon, Anne?“, rief die Piratenkönigin überrascht, wirkte dabei jedoch wie bei einer verbotenen Sache ertappt, was Anne in diesem Moment gar nicht beachtete. Sie war mit anderen Gedanken beschäftigt, zugleich aber erleichtert, auf Elizabeth getroffen zu sein. „Ich bin auf der Suche nach Calypso“, keuchte Anne hektisch. „Weißt du, wo sie sich gerade befindet?“ Etwas verwundert nickte die Piratenkönigin. „Calypso müsste sich noch in der Kajüte des Captains befinden“, meinte sie und wollte, bevor das Mädchen auf andere Gedanken kam, wissen: „Hast du John auf der Black Pearl gesehen, Anne?“ „Ja, habe ich. Er wird wahrscheinlich in diesem Moment mit Fin zusammen sein“, erklärte Anne. „Kannst du den beiden von mir ausrichten, dass ich gleich schon wiederkommen werde? Schließlich neigt sich der Tag noch nicht ganz seinem Ende zu.“ „Das werde ich gerne tun“, erwiderte Johns Mutter und sah dem Mädchen, nachdem sie sich mit einem Lächeln bedankt hatte, verwirrt hinterher. Anne indessen lief in die angegeben Richtung, froh darüber, das Schiff trotz ihrer Arbeit in den letzten zwei Tagen gründlich erkundet zu haben, wodurch sie nun wusste, wo sich die Kajüte ihres Captains befand, auch wenn sie es nicht gewagt hatte, diese zu betreten. Anne war nur noch wenige Meter von der Kajütentür entfernt, als diese plötzlich aufging. Das Mädchen erstarrte mitten in der Bewegung und sah wie Davy Jones herauskam. „Was machst du hier?“, fragte er misstrauisch, nachdem er Anne bemerkt hatte. Diese schluckte nervös. Erst als es zu spät war, kam ihr der Gedanke, dass sie den falschen Zeitpunkt erwischt hatte, denn wie es schien, hatte Elizabeth Dinge geklärt, die nicht für Außenstehende wie sie bestimmt waren. So war es nur verständlich, dass ihr Captain glaubte, das Mädchen hätte gelauscht. „Ich…Ich bin auf der Suche nach Calypso und dann traf ich auf Elizabeth, die mir sagte, dass ich Calypso hier finden würde“, stammelte Anne atemlos. „Calypso ist schon gegangen“, erklärte Davy Jones knapp, dabei entging Anne der hämische Blick nicht, der auf sie gerichtet war. Sie schluckte. Die Worte hatten ihr einen Schlag versetzt. Leere und Enttäuschung stieg in ihr hoch, die sie vergeblich versuchte zu verbergen. Anne brachte nur ein „Oh“ zustande und machte einen Schritt zurück, um wieder auf die Black Pearl kommen zu können, hauptsache weg vom Captain. Davy Jones bemerkte Annes Reaktion auf das Verschwinden von Calypso und er sah auch, wie sich das Mädchen zum Gehen bereit machte. „Nun da du jetzt wieder da bist, Anne, werden wir auch gleich lossegeln können“, erklärte er und beobachtete wie sich die Augen des Mädchens vor Entsetzen weiteten. „Was“, entfuhr es Anne. Damit hatte sie nicht gerechnet. Was sie sollte sie jetzt tun? „Aber, aber i-ich dachte, ich dürfte noch…“, stammelte sie, verstummte aber, da sie merkte, dass es keinen Zweck hatte. Vielleicht war es sogar Absicht, dass sie dadurch Fin und die anderen nicht mehr wieder sehen durfte. Bei dem Gedanken kam die Angst, die sie die ganze Zeit verdrängt hatte, zum Vorschein. Die Angst davor, hundert Jahre auf diesem Schiff verweilen zu müssen, ohne ein vertrautes Gesicht sehen zu können. Und wie sollte sie jetzt noch Calypso ihre Fragen stellen können? Verzweifelt ließ Anne den Kopf hängen, sah aber erschrocken auf als Davy Jones sie fragte: „Was dachtest du? Dass du den ganzen Tag Zeit hättest, dich auf der Black Pearl zu vergnügen?“ Sie wusste, sie hatte keine andere Wahl, als zu antworten und murmelte: „Ja, ich hatte dies geglaubt…“ „Hat das etwas mit dem schwarzhaarigen Jungen zu tun?“, hakte ihr Captain nach und starrte sie abwartend an. „Um Fin?“ Anne war verwirrt, konnte dabei jedoch nicht verhindern, wie ihre Wangen leicht erröteten. Erst als sie Fins Namen ausgesprochen hatte, merkte Anne, dass es ein Fehler war. Sie hatte sich mit ihren leicht geröteten Wangen verraten und bemerkte nun, als es zu spät war, dass etwas Lauerndes in dem Blick von Davy Jones gelegen hatte. „Ah so heißt der Junge also“, sagte er und ergänzte: „Solange du in meiner Crew bist, befehle ich dir, dich nicht mehr mit diesem Jungen zu treffen.“ Das konnte nur ein Albtraum sein! Alle Farbe war aus Annes Gesicht gewichen. „Bitte nicht“, hauchte sie bloß. Dann war ihr alles egal. Sie hatte nur noch eine Chance sich von Fin zu verabschieden: Sie musste an Deck, ehe die Flying Dutchman lossegelte! Ohne noch etwas zu sagen, drehte sich Anne um und rannte an den verschiedenen Räumen vorbei, an Deck. Dort musste sie feststellen, dass es noch schlimmer kam, als sie es sich hätte vorstellen können. Während sie Calypso gesucht und mit Davy Jones gesprochen hatte, war Elizabeth zurück an Bord der Black Pearl gegangen, weshalb die Flying Dutchman losgesegelt war. Und mit jeder Sekunde die verstrich, entfernte sie sich von der Pearl und den anderen Schiffen und somit auch von Fin und denjenigen, die Anne kannte. Sie überlegte nicht lange. Sie konnte es noch schaffen zur Black Pearl zu gelangen, wenn sie jetzt vom Schiff springen würde. Doch je weiter sich Anne über die Reling lehnte, desto unangenehmer wurde es. Erst machte sich ein Ziehen in ihrer Magengegend breit, das immer stärker wurde und schließlich in einem Reißen endete, je weiter sie sich über die Reling beugte. Anne keuchte erschrocken auf vor Schmerz und wich von der Reling zurück. „Wir wollen doch nicht etwa das Schiff verlassen, Miss?“, fragte hinter ihr eine Stimme höhnisch und als sich das Mädchen umdrehte, starrte sie in die grinsende Fratze eines Crewmitglieds, welches annähernd noch einem Menschen glich. Statt Haaren hatte es Seetang, es war wie alle Crewmitglieder mit Meeresgetier bewachsen und auffällig war zudem noch eine dicke Knubbelnase im Gesicht. Erschrocken wich Anne einen Schritt zurück. „I-i-i-ich…ich wollte nicht…“, stotterte sie verzweifelt. Glücklicherweise ließ das Crewmitglied, welches Clanker hieß, wie Anne später noch erfahren sollte, wieder von ihr ab. Wehmütig starrte Anne zurück zur Black Pearl, die nun endgültig unerreichbar für sie sein würde. Nun war sie allein auf einem Schiff voller mitleidloser Kreaturen, deren Grausamkeit gefürchtet war. Es vergingen viele Tage an Bord der Flying Dutchman. Quälend langsam für Anne zog ein Tag nach dem anderen ins Land. Doch es nützte alles nichts. Es war erst der Bruchteil eines Anfangs der hundert Jahre und ihre Trauer sowie ihr Trotz machten es ihr nicht gerade leichter, die Wartezeit zu ertragen. Ihre Trauer, grenzte schon fast an Selbstmitleid und bezog sich auf die Tatsache, vielleicht nie wieder Fin oder insgesamt ein vertrautes Gesicht sehen zu können, bis die hundert Jahre vergangen waren. Doch auch Wut und Ärger verband sich mit dieser Trauer, die ihren Trotz antrieben, sich nicht mit ihrem Schicksal abzufinden und ihr klägliches Dasein auf der Flying Dutchman nicht zu akzeptieren. Es war jedoch schwerer, als Anne erwartet hatte. Ihr Widerstand war binnen vier Tage gebrochen, da sie wusste, dass wenn sie sich weiterhin in ihrer Trauer verkroch, nur noch etwas Erbärmliches ihrer Selbst zurückbleiben würde und das wollte sie nicht. Schweren Herzens versuchte sie sich auf dem Schiff einzuleben und zu akzeptieren, was passiert war, auch wenn sie nicht dazu bereit war, ihren Widerwillen gegen das alles aufzugeben. Nein, Anne würde ihn solange verbergen bis die Zeit gekommen war, in der er ihr vielleicht doch noch zu etwas nütze war. In den ersten Tagen hatte sie stumpf alle Befehle und Aufgaben, die man ihr gab, erfüllt, wobei sie alles um sich herum ausgeblendet hatte. Doch auch da waren ihr die ersten Veränderungen aufgefallen, die der Beitritt in die Crew mit sich brachte. Wie sie es eigentlich schon nach dem Verlassen des Totenreichs bemerkt hatte, waren menschliche Bedürfnisse überflüssig geworden. Anne konnte keinen Hunger mehr verspüren, durstig wurde sie auch nicht und Schlaf brauchte sie ebenfalls nicht mehr. Trotzdem hieß dies nicht, dass Anne diesen Bedürfnissen nicht soweit wie möglich nachging. Gegen den fehlenden Hunger und Durst konnte sie nichts tun, da der Lebensmittel- und der Trinkwasservorrat auf der Flying Dutchman begrenzt gewesen war. Einzig und allein an den Schlaf konnte Anne sich klammern. Schlaf war das Bedürfnis, dem sie problemlos nachgehen konnte. Sie brauchte sich dazu bloß in ihre Hängematte legen und entspannen. Natürlich war es anders, als wenn man vor Müdigkeit erschöpft ins Bett fiel, doch gab es keine bessere Möglichkeit als diese. Nachdem sich Anne in den ersten vier Tagen so sehr dazu gezwungen hatte, während einer bestimmten Zeitspanne zu schlafen, hatte sie mit dieser Tätigkeit keine Probleme mehr. Zudem stellte sie fest, dass auch die Crew sehr gerne mal ein Nickerchen machte. Am Morgen des fünften Tages wachte Anne auf. Ein weiterer qualvoller Tag würde beginnen, der Anne dieses mal jedoch Neues bringen würde. Ihr Trotz war gebrochen und Entschluss stand fest: Sie musste sich an das Leben an Bord gewöhnen, sonst würde jeder endloser Tag zur Qual werden. Anne lief, nachdem sie aufgestanden war, zielstrebig an Deck, wo sie Maccus aufsuchte. Ehe dieser sie überhaupt bemerken konnte, fragte sie auch schon: „Verzeihung, aber gibt es eigentlich auch noch andere Arbeit als das Deckschrubben für mich?“ Im ersten Moment starrte er das Mädchen einfach nur verwundert an, dann verfiel er in ein grölendes Gelächter. „Was ist daran so lustig?“, wollte Anne verunsichert wissen, wurde dann jedoch verärgert, als immer noch keine Antwort kam. Währendessen näherte sich ihnen das Crewmitglied, welches zwar sehr einem Menschen ähnelte, aber unglaublich hässlich war. Neugierig gesellte es sich zu Maccus. „Was ist passiert?“, erkundigte es sich. Grinsend antwortete der erste Maat: „Das Mädchen möchte eine andere Arbeit, ihm gefällt das Deckschrubben nicht mehr.“ Das Crewmitglied grinste und musterte Anne verächtlich. Diese wurde allmählich immer wütender. „Ja, das Deck zu schrubben, wird auf die Dauer tatsächlich langweilig“, knurrte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Außerdem ist mein Name Anne und nicht ‚Das Mädchen’!“ „Ich bin erfreut Eure Bekanntschaft zu machen, Anne“, erwiderte das hässliche Crewmitglied spöttisch und deutete eine Verbeugung an. „Mein Name ist Clanker.“ „Die Freude ist ganz meinerseits, Clanker“, entgegnete Anne mit einem spöttischen Lächeln und deutete einen Knicks an. Die Scheu vor den Crewmitgliedern hatte sich bis auf die vor dem Captain gelegt und so versuchte sie das Spiel mitzuspielen, wobei Anne feststellen musste, dass es ihr Spaß machte. Clanker amüsierte sich über Annes Verhalten. Ihm schien ihre Reaktion zu gefallen, denn er meinte: „Lass Anne doch ihren Willen.“ „Der Captain wird davon nicht sehr viel halten“, warf Maccus skeptisch ein. „Sie wird nicht viel nützen und scheint zudem auch noch sehr schwach zu sein.“ „Darum kann sich der Bootsmann kümmern“, erklärte Clanker gleichgültig. Der erste Maat schien immer noch nicht zufrieden und wollte deshalb von Anne wissen: „Kennst du überhaupt die Pflichten an Bord eines Schiffes?“ Diese schüttelte verneinend den Kopf. „Na also“, Maccus setzte ein triumphierendes Grinsen auf, überlegte es sich dann aber anders. „Meinetwegen kannst du andere Arbeit bekommen. Es gibt nur eine Bedingung: Du wirst dich, wenn es deswegen Ärger mit dem Captain gibt, selbst verantworten müssen.“ Erfreut über diese Entscheidung nickte Anne und murmelte: „Aye, das werde ich tun.“ Dann fügte Maccus mit einem gehässigen Blick auf seinen Kameraden noch hinzu: „Und die Aufgaben an Bord eines Schiffes wird dir Clanker erklären können, da er sich so für dich eingesetzt hat.“ Entsetzt fuhr Clanker zusammen, als er dies hörte. „Das kannst du nicht machen!“, protestierte er wütend, jedoch erfolglos. „Und ob ich das kann“, erwiderte Maccus hämisch. „Ich erwarte, dass das Mädchen bis morgen alles übers Schiff und die Aufgaben an Bord eines Schiffes weiß.“ „Hab schon verstanden „, brummte Clanker missmutig. Dann fiel ihm noch etwas ein und meinte an den ersten Maat gewandt: „An deiner Stelle würde ich den Captain über deinen Entschluss informieren…“ „Ja, wahrscheinlich werde ich das tun“, sagte Maccus verdrießlich und ging davon. Anne gefiel die Sache nicht mehr, musste aber gestehen, dass ein verärgerter Clanker besser als schreckliche Tage, die Leere und Einsamkeit mit sich brachten, war. So folgte sie dem missmutigen Crewmitglied unter Deck. Er machte keine Anstalt ihr auch nur etwas noch so Kleines zu erklären, sondern schien vielmehr jemanden zu suchen. Schließlich hatte Clanker den Gesuchten gefunden, denn er rief: „Koleniko! Komm mal her!“ Anne spähte in die Richtung, in der sich dieser Koleniko befand und sah ein Crewmitglied, welches über einen Tisch gebeugt war. Als es Clankers Ruf hörte, drehte es sich um. „Was ist los, Clanker?“, brummte Koleniko mürrisch. In ihm erkannte Anne das Crewmitglied, welches zur Hälfte einem Kugelfisch glich, wieder. „Ich bitte um Verzeihung, wenn ich dich beim Betrachten deiner Seekarten gestört habe“, spottete Clanker. „Aber du erinnerst dich doch sicherlich noch an das Spiel von neulich, oder?“ Koleniko überging die erste Bemerkung und wollte misstrauisch wissen: „Aye, ich kann mir denken, was du meinst. Und was willst du nun von mir?“ Clanker grinste fies. „Da du mir noch etwas schuldig bist, werde ich dir die Aufgabe überlassen, dem Mädchen Anne alles an Bord des Schiffes zu zeigen und zu erklären, insbesondere die Aufgaben.“ Kolenikos menschliches Auge wurde schmal. „Du weißt, dass ich mit der Navigation beschäftigt bin und sie nur äußerst ungern gerade jetzt abbrechen kann.“, knurrte er. „Natürlich kannst du das jederzeit unterbrechen.“ „Was jedoch immer sehr ungünstig ist.“ „Du redest dich nur raus.“ „Oh nein, der Kurs hier ist wichtig!“ „Das Schiff hat schon längst seinen Kurs und den neuen kannst du auch heute Abend berechnen, nachdem du dem Mädchen alles erklärt hast.“ Belustigt verfolgte Anne den Streit der beiden, der noch eine ganze Weile andauerte, mit. Am Ende musste jedoch Koleniko klein beigeben, da er noch irgendeine Schuld von irgendeinem Würfelspiel zu begleichen hatte. Zufrieden stahl Clanker sich davon und ließen seinen Kameraden mit Anne allein zurück. Mürrisch legte dieser die Seekarten beiseite und wandte sich an das Mädchen: „Nun gut…was musst du wissen?“ Hilflos zuckte Anne mit den Achseln. „Ich weiß es nicht“, murmelte sie, „am besten alles über dieses Schiff und die Aufgaben an Bord.“ „Ist ja nicht gerade wenig“, brummte Koleniko und hieß Anne dennoch ihm zu folgen. Wie sie es vermutet hatte war Koleniko der Navigator und wurde wegen seiner navigatorischen Fähigkeiten sehr geschätzt. Teilweise etwas ungeduldig erklärte er ihr die verschiedenen Aufgaben an Bord des Schiffes und machte sich die Mühe ihr jeden Winkel bis auf die Kajüte des Captains auf dem Schiff zu zeigen und gab vereinzelt Erklärungen zu wichtigen Teilen des Schiffes. Zu guter letzt musste Koleniko Anne – wenn auch eher unfreiwillig - mit ein paar Crewmitgliedern bekannt machen, da Clanker es sich nicht hatte verkneifen können, der Crew von Kolenikos „besonderer Aufgabe“ zu erzählen. Anne jedoch kam dies sogar ganz gelegen. Nun musste sie sich nicht selbst darum sorgen, die Crewmitglieder kennen zu lernen. Am Ende des Tages war Koleniko mit seiner Führung fertig. Nachdem sich Anne höflich bei diesem bedankt hatte, auch wenn der Navigator dies kaum zu Kenntnis nahm und schnell wieder zurück zu seinen Seekarten ging, machte sie sich auf den Weg zu ihrer Hängematte, um wieder eine Zeit lang in einen traumlosen Schlaf fallen zu können. Sie war sich sicher, dass sie morgen zum ersten Mal zu spüren bekommen würde, wie es wirklich war, an Bord eines Schiffes zu arbeiten. Und sie sollte Recht behalten. Am nächsten Morgen wachte Anne sehr früh auf. Ohne länger liegen zu bleiben, um noch etwas zu schlummern, wie sie es vor ihrem Beitritt immer getan hatte, sprang sie auf und lief an Deck. Dort fand sie Maccus auf, der das Mädchen bereits erwartet hatte. „Da bist du ja“, empfing er sie knapp. „Der Captain ist mit deiner Forderung einverstanden. Es wird auf dich jedoch keine Rücksicht genommen werden, klar?“ Anne hatte mit nichts anderem gerechnet. „Aye, ich habe verstanden“, erklärte Anne ohne ein Anzeichen von Nervosität oder gar Furcht. Maccus grinste. „Ich hoffe, du weißt genug über deine Aufgaben, denn sonst wird der Bootsmann dafür sorgen, dass du sie nicht mehr vergisst.“ Er versuchte sie zu verunsichern, doch sie blieb ruhig und nickte nur. „Gut, heute wird es ein sehr ereignisreicher und anstrengender Tag werden“, brummte der erste Maat verärgert darüber, dass sich das Mädchen durch seine Worte nicht einschüchtern ließ und befahl dann: „Klettere in die in die Wanten und warte dort auf weitere Befehle!“ Jetzt wurde Anne doch ein wenig mulmig zumute und sie versuchte sich ihre Höhenangst nicht anmerken zu lassen, als sie in die Takelage kletterte. Schon nach einiger Zeit kamen die ersten Befehle und sie musste immer höher klettern. Ihr Befehl war, mit weiteren Crewmitgliedern das Topsegel zu hissen. Doch dann geschah das Unglück. Als sie es geschafft hatten und Anne wieder etwas weiter hinunterklettern musste, blickte sie nach unten – ein großer Fehler. Ihre Höhenangst machte sich durch Schwindel bemerkbar und sie tastete ins Leere. Anne spürte, wie sie den Halt verlor, langsam zur Seite kippte und sich überschlagend aus der Takelage fiel. Panisch und mit einem schrecklich klaren Verstand sah sie, die Planken des Decks in rasanter Geschwindigkeit immer näher kommen. Wild mit den Armen fuchtelnd versuchte Anne verzweifelt irgendetwas zum Festhalten greifen zu können, doch ihre Hände griffen ins Leere und sie schürfte sich nur die Arme an den rauen Seilen der Takelage auf. In Gedanken überlegte sie, ob es sehr wehtat, wenn sie auf den Planken aufschlagen würde. Würde sie überhaupt Schmerz verspüren können? Würde sie direkt sterben oder konnte sie überhaupt sterben? Es waren keine angenehmen Gedanken und das alles geschah in Sekundenschnelle. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Nach langer Zeit habe ich es endlich wieder geschafft ein neues Kapitel zu schreiben. Ausgerechnet jetzt, wo es erst für mich mit dem Schreiben richtig gut wird, muss Sweeney Todd dazwischen kommen >.< Aber egal^,^ Diese FF werde ich auf gar keinen Fall deswegen an den Nage hängen, nicht wo ich jetzt schon so viel geschafft hab! So und heute ist genau ein Jahr her, dass ich das 1. Kapitel auf Animexx hochgeladen habe *feier* Deshalb danke an meine beiden treuen Leserinnen (Angel_Eyes und MaxX5-452) und viel Spaß weiterhin mit der FF^^ lg -Hakura Kapitel 17: Schrecken an Bord der Flying Dutchman II ---------------------------------------------------- Fast war es zu späht, da bekam Anne wie durch ein Wunder ein Seil zu fassen. Sie hatte das Gefühl ihre Arme würden ausgerissen werden, als sie ruckartig aufhörte zu fallen und nun drei Meter über dem Deck in der Luft baumelte. Zwar hatte sie sich retten können, doch diese Situation war grässlich für sie. Hilflos hielt sie sich an der Innenseite der Takelage fest, wurde von allen Crewmitgliedern, die ihre Arbeit liegen ließen, angestarrt und zu allem Übel kam auch noch der Bootsmann dazu. „Was soll das werden du Nichtsnutz!“, rief er wütend. „Ich…“, setzt Anne an, kam jedoch nicht weiter, da der Bootsmann mit seiner Peitsche ausholte und sie am Bein traf. Vor Schmerz zuckte Anne zusammen und ließ los. Unsanft landete sie auf den Planken, was weitere Schmerzen mit sich führte. Sie konnte von Glück sagen, dass sie sich nichts Ernsthaftes getan hatte. „Aufstehen!“, befahl der Bootsmann ungnädig. Anne befolgte den Befehl und stand vorsichtig auf, was sie sogleich bereute. Etwas benommen versuchte sie sich wankend auf den Füßen zu halten. Hinzu kam auch noch der brennende Schmerz in ihrem linken Bein. „Und jetzt weiter an die Arbeit, sonst setzt es fünf Peitschenhiebe“, knurrte der Bootsmann drohend und musterte das Mädchen kalt. Die Schmerzen und Benommenheit so gut es ging ignorierend, kletterte Anne wieder in die Takelage. Schon nach wenigen Minuten waren die Schmerzen gänzlich verklungen und auch die Prellungen spürte sie wundersamerweise nicht mehr. Dies kam ihr ganz gelegen bei ihrer Arbeit und sie führte die Befehle weiter aus ohne irgendein weiteres Missgeschick. Auch ihre Höhenangst war nach diesem Unfall einfach verschwunden. Am späten Nachmittag war alles getan. Erleichtert lehnte sich Anne an die Reling und beobachtete, wie die Crewmitglieder unter Deck gingen. Sie waren allesamt verdächtig gut gelaunt und schienen auf etwas Besonderes zu warten, was an diesem Abend passieren sollte. Eine böse Vorahnung beschlich Anne. Ihr war klar, dass das, was auch immer die Crew beinahe schon fröhlich stimmte, nichts Gutes für sie heißen würde. Und wie so oft hatte ihr Gefühl recht. Nach einiger Zeit versammelte sich die Crew der Dutchman wieder an Deck. Selbst Davy Jones war gekommen und gab der Mannschaft Befehle. Neugierig näherte sich ihnen Anne trotz ihres unguten Gefühls. „…keine Gnade. Es wird Überlebende geben, doch nicht für lange“, erklärte Davy Jones mit seinem boshaften Lächeln. Die Crew verfiel vereinzelt in dreckiges Gelächter und schaute dann wieder erwartungsvoll zu ihrem Captain. Dieser hatte sich an Maccus gewandt und gab ihm ein paar Anweisungen. Der erste Maat nickte stumm als Zeichen dafür, dass er verstanden hatte. Sein mürrischer Gesichtsausdruck wich einem vorfreudigen Grinsen und er brüllte an die Crew gerichtet: „Runter!“ Eilig verteilte sich die Mannschaft auf ihre Posten. Verwirrt sah Anne das ganze mit an. Warum runter?, fragte sie sich im Stillen. Das alles ergab keinen Sinn für sie. Runter…war damit etwa das Abtauchen gemeint, wie sie es getan hatten, um ins Totenreich zu gelangen? Aber dafür musste die Sonne fast untergegangen sein! Und was sollten sie im Totenreich tun? Zudem war da noch die Rede von Überlebenden gewesen. Mehr Zeit zum Überlegen blieb Anne nicht mehr. Der Bug begann sich unaufhaltsam ins Wasser zu neigen. Wasser überspülte das Deck und erinnerte Anne daran, sich etwas zum Festhalten zu suchen. Sie wusste nicht warum, doch einem Instinkt folgend rannte sie hinab unter Deck. Der Sog hatte das Schiff nun vollständig erfasst und zog es hinunter in die Tiefe des Meeres. Erst als sich die Wassergewalten unter Deck einen Weg durch die Gänge und Kojen bahnten, füllte Anne ihre Lungen mit Luft und wartete auf den erlösenden Druck, der die Flying Dutchman wieder an die Wasseroberfläche bringen würde. Beides jedoch war vergebens. Anne hatte keine Zeit mehr sich vor den Wassermassen in Sicherheit zu bringen. Mit unvorstellbarer Kraft wurde sie von den Füßen gerissen und gegen eine Wand geschleudert. Entsetzt keuchte sie auf vor Schmerz, wobei ihr all ihre kostbare Luft entwich und sie nur noch panisch den Mund schließen konnte. Der Druck der Wassergewalten presste sie immer noch gegen die Wand und hatte den Gang vollständig überflutet, sodass Anne keine Gelegenheit mehr hatte, Luft zu holen. Verzweifelt kämpfte sie gegen den Druck an, der sie gegen die Wand presste. Sie musste an Deck des Schiffes! Sie brauchte Luft, sonst würde sie ertrinken, da der ersehnte Druck, der die Flying Dutchman wieder an die Wasseroberfläche brachte, ausblieb und auch erstmal nicht kommen würde, dessen war Anne sich sicher. Glücklicherweise ließ der Druck schnell wieder nach und gab den Weg frei. Für Anne hatte dies viel zu lange gedauert. Ihren winzigen Rest an Luft hatte sie beinahe aufgebraucht und musste es nun schaffen, bis an die Wasseroberfläche zu gelangen, was für sie schier unmöglich war. Trotzdem strampelte Anne mit letzter Kraft vorwärts. Ihre Lunge schmerzte und schien, wenn nicht ein Wunder geschehen sollte, zu zerbersten. Ihr Kopf dröhnte und ein dumpfer Druck begann sich breit zu machen. Nur ihre offenen Augen schmerzten merkwürdigerweise nicht vom Salzwasser. Dafür fing das Bild an zu verschwimmen und ein roter Schleier begann es langsam zu verfärben. In panischer Angst um ihr Leben schwamm Anne viel zu heftig weiter und verbrauchte unnötig Kraft. Doch…da! Bildete sie sich das nur ein oder war wirklich eine Gestalt unter Deck getreten? Der Schmerz in ihr explodierte und sie konnte kaum mehr etwas wahrnehmen. Die Gestalt grinste höhnisch und schien sich über den Anblick des Mädchens zu amüsieren. Dann packte sie Anne und zog sie zu ihrem Entsetzen wieder hinunter zu den Planken. Nun, das war ihr klar, würde sie jämmerlich ertrinken. Einen letzten Moment kämpfte Anne darum, ihren kläglichen Rest Luft in der Lunge zu bewahren und nicht neue einatmen zu wollen. Alles in ihr hatte sich zusammengezogen und schmerzte fürchterlich. Ein metallischer Geschmack nach Blut lag auf ihrer Zunge und das Bild vor ihren Augen pulsierte nur noch verschwommen. Und dann kam er, der natürliche menschliche Reflex, der jeden Ertrinkenden ins Verderben stürzt. Anne war der Bewusstlosigkeit nah, als sie reflexartig einatmete. Ihre Lungen, ihr Mund und ihre Nase füllten sich mit salzigem Meereswasser, doch Anne ertrank nicht. Der blutige Geschmack und der unerträgliche Schmerz waren von einem auf den anderen Moment verschwunden. Auch der rote Schleier hatte sich vor ihren Augen gelegt und sie konnte wieder klar sehen. Als sie die Gestalt betrachtete, fing Anne an, alles zu verstehen. Vor ihr stand Maccus, der sich über ihren verzweifelten Anblick amüsiert hatte. Doch ein Blick auf den ersten Maat genügte Anne, um ihr das unbegreifliche wieder deutlich vor Augen zu führen. Und auch wenn sie es versuchte hatte, mit allen Mitteln nicht zu begreifen, musste sie es nun, wo es passiert war, endlich akzeptieren. Sie hatte sich verändert und war unweigerlich ein Teil der Crew geworden. Ihre menschlichen Bedürfnisse waren zu etwas Unwichtigem geworden, ertrinken konnte sie ebenfalls nicht mehr. Ob sie überhaupt sterben konnte, wusste sie nicht, wollte es aber auch nicht unbedingt herausfinden. Einzig und allein vor dem Fluch, der ihre Gestalt verwandeln würde, war sie verschont, so hatte es ihr Calypso gesagt. Dies war wenigstens ein kleiner Trost. Wie Anne es sich gedacht hatte, war Maccus nicht unter Deck gekommen, um sich über sie zu amüsieren. Mit einem Kopfnicken bedeutete er ihr, ihm zu folgen. Trübsinnig lief Anne hinter ihm her. Sie konnte sich immer noch nicht mit ihrem Schicksal abfinden, was sie wahrscheinlich nie können würde und ihre neue Entdeckung machte alles nur viel schlimmer für sie. Trotzdem beeindruckte es Anne, dass sie nun unter Wasser atmen konnte. Es war wie wenn sie Luft holte, nur dass sich ihre Lungen mit Wasser füllten. Anfangs war es ungewohnt und sie glaubte bei jedem neuen Atemzug ersticken zu müssen, da Luft viel dünner zum Einatmen war als das salzige Meereswasser. Doch mit der Zeit gewöhnte sie sich daran, ebenso an ihre Bewegungen unter Wasser. Dieses Mal wurde sie nicht an die Oberfläche gezogen. Anne versuchte sich dies mit der fehlenden Luft zu erklären, was jedoch dadurch widersprochen wurde, dass sie sich trotz alledem im Wasser frei bewegen konnte und nicht, wie es an Land war, mit den Füßen auf den Meeresgrund gezogen wurde. Gemeinsam mit Maccus betrat Anne das Deck und kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Fasziniert beobachtete sie die Meereswelt um sich herum, die sie nun in vollen Zügen genießen konnte und ihr das Gefühl gab, ein Teil davon zu sein. Sie konnte den Blick an all den Wundern gar nicht mehr abwenden. Mit der Zeit wurde es langsam dunkler und wenn Anne den Kopf in den Nacken legte, um hochzuschauen, sah sie die warmen Farbtöne der untergehenden Sonne auf der Wasseroberfläche spiegeln. Viel zu schnell wurde sie aus dem Staunen gerissen, als Maccus ihr unsanft zu verstehen gab, dass er sie nicht wegen des schönen Anblicks an Deck gebracht hatte. Schnell lief sie ihm nach und als sie ans Ziel kamen, hielt ihr der erste Maat einen Säbel entgegen. Im ersten Moment starrte Anne die Waffe nur verständnislos an. Dann dämmerte ihr alles und ihre Verständnislosigkeit schlug in Entsetzen um. Je nach Laune griff das Geisterschiff auch direkt ein Schiff an, welches zum Opfer auserkoren worden war. Wills Worte waren ihr wieder in den Sinn gekommen und beantworteten ihr ihre bis dahin noch ungelösten Fragen. Es gab nur einen Grund, warum sie abgetaucht waren. Sie wollten nicht ins Totenreich. Nein, ein Angriff stand bevor! Das erklärte, weshalb die Crew so guter Laune war und auch warum Davy Jones von Überlebenden gesprochen hatte. Was aber viel schlimmer war, war dass sie, Anne, bei diesem Angriff mitmachen musste! Mit einer Mischung aus Entsetzen und Angst wanderte ihr Blick von der Waffe zum Ersten Maat und wieder zurück. Dann tat sie etwas, was sie sich vor kurzer Zeit wohl nie getraut hätte. Sie schüttelte den Kopf. Maccus Blick, der auf ihr ruhte, verfinsterte sich. Sein hämischer Gesichtsausdruck war seiner üblichen mürrisch dreinschauenden Fratz gewichen. „Verzeiht mir, aber ich kann nicht kämpfen, ebenso wenig wie ich mich auf den Umgang mit Waffen verstehe“, beeilte sich Anne entschuldigend hinzuzufügen. Doch sie hatte vergessen, dass sie sich unter Wasser befanden und heraus kamen nur unverständliche gurgelnde Laute. Maccus verstand sie trotzdem. „Das wirst du dem Captain erklären müssen“, knurrte er und wie durch ein Wunder verstand Anne ihn, auch wenn sie es sich wünschte, nicht getan zu haben. Widerwillig ging sie hinter dem Ersten Maat her zum Achterdeck, wo sich der Captain befand. Während Anne Davy Jones gegenüberstand, fühlte sie sich, als hätte sie ein Verbrechen begangen. Währenddessen erklärte Maccus kurz, weshalb er das Mädchen hergebracht hatte. Mit unbewegter Miene hörte der Teufel der Meere ihm zu. Sein Blick war dabei auf Anne gerichtet. Innerlich wand sie sich unter dem Blick ihres Captains. Er war der einzige der Crew, dem sie immer noch mit großem Respekt begegnete und in dessen Gegenwart sie so etwas wie Furcht verspürte. Mit den anderen Crewmitgliedern kam sie mittlerweile ganz gut klar und hatte sich, soweit man das behaupten konnte, an sie gewöhnt. „Welche Gründe gibt es, dass du dich vor dem Überfall drückst“, fragte Davy Jones schließlich. Anne schluckte und wiederholte das, was sie auch schon Maccus zuvor geantwortet hatte: „Ich muss gestehen, dass ich nicht kämpfen kann, ebenso wenig wie ich mich auf den Umgang mit einer Waffe verstehe.“ „Dann wäre der Überfall eine sehr gute Gelegenheit, dich darin zu üben“, erwiderte Davy Jones lauernd. Er konnte sich die wahren Beweggründe des Mädchens denken und genoss den verzweifelten Ausdruck, der nach seinen Worten in Annes Gesicht trat. „N-Nein ich glaube nicht“, entfuhr es ihr und sie fügte schnell entschuldigend hinzu: „Verzeiht mir, aber ich wäre bloß ein Hindernis. Noch dazu wäre es denkbar, dass meine Gegner durch meine Unerfahrenheit Gelegenheit bekommen könnten, zu fliehen. Oder, und das wäre allemal ärgerlicher, würde das anderen den Spaß kosten, weil ich ein zu leichter Gegner bin.“ Ihre Argumente waren wahrlich nicht die besten und Davy Jones hatte schnell erkannt, dass ihr der bloße Gedanke gegen einen Menschen kämpfen und ihn töten zu müssen ein Gräuel war. Maccus jedoch beunruhigte Annes letztes Argument. „Captain, ich fürchte das Mädchen hat nicht ganz unrecht“, mischte er sich ein. Bevor sein Captain sich an seinen Ersten Maat wenden konnte, machte Anne schnell einen Vorschlag, da ihr bewusst war, dass sie sich nicht ewig vor einem Überfall drücken konnte: „Wen man mir aber vielleicht Fechtunterricht geben könnte, dann … wäre es mir bald möglich, mich an den Überfällen zu beteiligen.“ Mit dieser Lösung erhoffte sich Anne Zeit hinauszögern zu können, bis das Unvermeidliche kommen würde. Denn Zeit hatte sie genug und es würde lange dauern, bis sie richtig fechten können würde. Nicht nur sie wusste dies. Davy Jones erkannte Annes Absicht sofort und musterte sie mit einem durchdringenden Blick. Er sah wie das Mädchen unter seinem Blick förmlich zusammenschrumpfte. Bis jetzt hielt sie sich gut und zeigte einen starken Willen. Doch wie lange würde dies noch so bleiben? Und wann würde ihr Wille letztendlich am Leben an Bord zerbrechen? Auf jeden Fall gab es viel andere Möglichkeiten dies herauszufinden und inwieweit sie sich als Crewmitglied eignete… Alles zu seiner Zeit. Und Zeit hatte Davy Jones genug. Er ließ seinen Blick noch einmal abschätzig über Anne schweifen und ein unheilvolles Lächeln machte sich in seinen Zügen breit. Ja, es gab noch ganz andere Möglichkeiten… „Nun gut, du sollst deinen Fechtunterricht bekommen“, bestimmte der Teufel der Meere. Erleichtert atmete Anne innerlich auf. Ich muss mich nicht am Überfall beteiligen, schoss es ihr durch den Kopf, noch nicht. „Maccus“, mit einer ruckartigen Bewegung wandte sich Davy Jones an seinen Ersten Maat, „wer glaubst du, ist am besten dafür geeignet, dem Mädchen das Fechten beizubringen? Schließlich soll sie möglichst bald in den Genuss eines Überfalls kommen.“ Der Anflug eines boshaften Grinsens huschte über das Gesicht des Captains. Maccus grinste ebenfalls. „Ich denke, wir können diese Aufgabe Palafico überlassen.“ Davy Jones schien der Vorschlag zu gefallen, denn er nickte und erklärte Anne: „Ab morgen wirst du dazu verpflichtet sein, jeden Tag mit Palafico das Fechten zu üben. Wenn sich aber herausstellt, dass du gelogen hast und dich doch auf den Umgang mit einem Säbel verstehst oder du versuchst, Fortschritte so lange wie möglich hinauszuzögern, wird das Folgen haben.“ „Aye“, murmelte Anne. Sie konnte sich denken, welche Folgen gemeint waren: Die Peitsche oder gab es vielleicht noch Schlimmeres? So genau wollte sie es gar nicht wissen und da das Gespräch beendet war, stahl sich Anne heimlich vom Achterdeck. Mittlerweile war es dunkel geworden. Nach einiger Zeit spürte ihn Anne endlich den lang ersehnten Druck. Immer schneller näherte sich das Schiff der Wasseroberfläche. Geistesgegenwärtig griff Anne nach der Reling und hielt sich fest. Es musste ein grausiger Anblick sein, wie das Geisterschiff im Licht der Sterne aus der Wasseroberfläche hervorbrach, in der Takelage lauter grauenhafter Kreaturen, die der Tiefe des Meeres entsprungen zu sein schienen. So oder so ähnlich sahen es wohl die Seeleute, welche sich auf dem Handelsschiff vor ihnen befanden und ehe diese überhaupt reagieren konnten, wurden die Geschütze der Flying Dutchman mit einem ohrenbetäubenden Donnern abgefeuert. Unter lautem Grölen und Gejohle enterte die Mannschaft der Dutchman das Handelsschiff und griff die völlig überrumpelten Seefahrer an. All das bekam Anne nur ansatzweise mit, denn, als sie die Wasseroberfläche durchbrochen hatten und sich wieder frische Luft um sie befand, war die Lunge des Mädchens immer noch mit Wasser gefüllt. Unter lautem Husten würgte und spuckte Anne einen Schwall salziges Meereswasser aus, um dann keuchend ihre Lungen mit Luft zu füllen. Erst danach nahm sie den Überfall um sie herum richtig wahr. Neugierig verfolgte Anne das Geschehen, welches sich auf dem Handelsschiff abspielte. Grässliche Todesschreie durchbrachen die Stille der Nacht und das silbrige Mondlicht verlieh der Szenerie etwas Unheimliches. Schaudernd wandte Anne sich ab. Sie konnte den Anblick nicht länger ertragen. Viel schlimmer war jedoch der Gedanke, dass sie bald selbst an diesen schrecklichen unweigerlich beteiligt sein würde. Erst später sollte sie erfahren, dass die angegriffenen Schiffe allesamt im Auftrag der East India Trading Company unterwegs waren. Anne konnte sich denken, was nach dem Überfall passieren würde. Das Handelsschiff würde versenkt und ein paar Überlebende mit an Bord der Flying Dutchman gebracht werden. Was mit diesen geschah, hatte Davy Jones bereits gesagt. Sie hatten keine Gnade zu erwarten, mit falschen Hoffnungen auf Überleben würde jeder einzelne mitleidlos umgebracht werden. Um dies alles nicht mit ansehen zu müssen, verließ Anne das Deck und floh in ihre Hängematte. Von dort aus konnte sie nach einiger Zeit die verzweifelten Todesschreie der überlebenden Seefahrer und das dreckige Gelächter der Crew hören. Zitternd verkroch sich das Mädchen tiefer in die Hängematte. Es war ein Albtraum. Ein einziger schrecklicher Albtraum. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So nach einer Ewigkeit hab ich jetzt endlich das nächste Kapitel hochgeladen. Ich muss gestehen, dass ich es bereits vor mehr als 6 Monaten geschrieben habe und ich das alles nur hinauszögern wollte. Das dürfte erklären, warum es irgendwie nicht ganz so toll geschrieben ist. Sweeney Todd ist tatsächlich dazwischen gekommen, was FF schreiben betrifft, was heißt, dass es leider etwas dauern kann, bis ich das nächste Kapitel fertig hab. Na ja ich werde mich trotzdem beeilen^^ Und danke für 49 Kommentare und 9 Favos, das ist ein Traum für mich *.* lg -Hakura Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)