Der 5. Hohe Rat der Bruderschaft von SweeneyLestrange ================================================================================ Kapitel 16: Schrecken an Bord der Flying Dutchman I ---------------------------------------------------- Fin und John folgten Anne aufs Deck, doch sie bestand darauf, allein auf die Flying Dutchman zu gehen. Als Fin protestieren wollte, erklärte sie: „Der Tag ist noch nicht zu ende, weshalb ich noch einmal zurückkommen kann.“ Ehe er noch etwas erwidern konnte, kletterte Anne an Bord des Geisterschiffes, wo sie unschlüssig stehen blieb. Sie spürte die neugierigen Blicke von John und Fin auf sich ruhen und versuchte sie zu ignorieren. Viel wichtiger war es jetzt Calypso zu finden, bevor sie verschwand. Doch wo sollte Anne sie auf diesem Schiff finden? Sie entschied sich dazu, zu allererst unter Deck zu suchen, da sie die Göttin an Deck nirgends sehen konnte. Glücklicherweise bekam Anne schneller Hilfe, als sie es sich erhofft hatte. So schnell es ihr möglich war, eilte sie unter Deck und wäre beinahe mit Elizabeth zusammengestoßen. „Huch! Was machst du denn hier schon, Anne?“, rief die Piratenkönigin überrascht, wirkte dabei jedoch wie bei einer verbotenen Sache ertappt, was Anne in diesem Moment gar nicht beachtete. Sie war mit anderen Gedanken beschäftigt, zugleich aber erleichtert, auf Elizabeth getroffen zu sein. „Ich bin auf der Suche nach Calypso“, keuchte Anne hektisch. „Weißt du, wo sie sich gerade befindet?“ Etwas verwundert nickte die Piratenkönigin. „Calypso müsste sich noch in der Kajüte des Captains befinden“, meinte sie und wollte, bevor das Mädchen auf andere Gedanken kam, wissen: „Hast du John auf der Black Pearl gesehen, Anne?“ „Ja, habe ich. Er wird wahrscheinlich in diesem Moment mit Fin zusammen sein“, erklärte Anne. „Kannst du den beiden von mir ausrichten, dass ich gleich schon wiederkommen werde? Schließlich neigt sich der Tag noch nicht ganz seinem Ende zu.“ „Das werde ich gerne tun“, erwiderte Johns Mutter und sah dem Mädchen, nachdem sie sich mit einem Lächeln bedankt hatte, verwirrt hinterher. Anne indessen lief in die angegeben Richtung, froh darüber, das Schiff trotz ihrer Arbeit in den letzten zwei Tagen gründlich erkundet zu haben, wodurch sie nun wusste, wo sich die Kajüte ihres Captains befand, auch wenn sie es nicht gewagt hatte, diese zu betreten. Anne war nur noch wenige Meter von der Kajütentür entfernt, als diese plötzlich aufging. Das Mädchen erstarrte mitten in der Bewegung und sah wie Davy Jones herauskam. „Was machst du hier?“, fragte er misstrauisch, nachdem er Anne bemerkt hatte. Diese schluckte nervös. Erst als es zu spät war, kam ihr der Gedanke, dass sie den falschen Zeitpunkt erwischt hatte, denn wie es schien, hatte Elizabeth Dinge geklärt, die nicht für Außenstehende wie sie bestimmt waren. So war es nur verständlich, dass ihr Captain glaubte, das Mädchen hätte gelauscht. „Ich…Ich bin auf der Suche nach Calypso und dann traf ich auf Elizabeth, die mir sagte, dass ich Calypso hier finden würde“, stammelte Anne atemlos. „Calypso ist schon gegangen“, erklärte Davy Jones knapp, dabei entging Anne der hämische Blick nicht, der auf sie gerichtet war. Sie schluckte. Die Worte hatten ihr einen Schlag versetzt. Leere und Enttäuschung stieg in ihr hoch, die sie vergeblich versuchte zu verbergen. Anne brachte nur ein „Oh“ zustande und machte einen Schritt zurück, um wieder auf die Black Pearl kommen zu können, hauptsache weg vom Captain. Davy Jones bemerkte Annes Reaktion auf das Verschwinden von Calypso und er sah auch, wie sich das Mädchen zum Gehen bereit machte. „Nun da du jetzt wieder da bist, Anne, werden wir auch gleich lossegeln können“, erklärte er und beobachtete wie sich die Augen des Mädchens vor Entsetzen weiteten. „Was“, entfuhr es Anne. Damit hatte sie nicht gerechnet. Was sie sollte sie jetzt tun? „Aber, aber i-ich dachte, ich dürfte noch…“, stammelte sie, verstummte aber, da sie merkte, dass es keinen Zweck hatte. Vielleicht war es sogar Absicht, dass sie dadurch Fin und die anderen nicht mehr wieder sehen durfte. Bei dem Gedanken kam die Angst, die sie die ganze Zeit verdrängt hatte, zum Vorschein. Die Angst davor, hundert Jahre auf diesem Schiff verweilen zu müssen, ohne ein vertrautes Gesicht sehen zu können. Und wie sollte sie jetzt noch Calypso ihre Fragen stellen können? Verzweifelt ließ Anne den Kopf hängen, sah aber erschrocken auf als Davy Jones sie fragte: „Was dachtest du? Dass du den ganzen Tag Zeit hättest, dich auf der Black Pearl zu vergnügen?“ Sie wusste, sie hatte keine andere Wahl, als zu antworten und murmelte: „Ja, ich hatte dies geglaubt…“ „Hat das etwas mit dem schwarzhaarigen Jungen zu tun?“, hakte ihr Captain nach und starrte sie abwartend an. „Um Fin?“ Anne war verwirrt, konnte dabei jedoch nicht verhindern, wie ihre Wangen leicht erröteten. Erst als sie Fins Namen ausgesprochen hatte, merkte Anne, dass es ein Fehler war. Sie hatte sich mit ihren leicht geröteten Wangen verraten und bemerkte nun, als es zu spät war, dass etwas Lauerndes in dem Blick von Davy Jones gelegen hatte. „Ah so heißt der Junge also“, sagte er und ergänzte: „Solange du in meiner Crew bist, befehle ich dir, dich nicht mehr mit diesem Jungen zu treffen.“ Das konnte nur ein Albtraum sein! Alle Farbe war aus Annes Gesicht gewichen. „Bitte nicht“, hauchte sie bloß. Dann war ihr alles egal. Sie hatte nur noch eine Chance sich von Fin zu verabschieden: Sie musste an Deck, ehe die Flying Dutchman lossegelte! Ohne noch etwas zu sagen, drehte sich Anne um und rannte an den verschiedenen Räumen vorbei, an Deck. Dort musste sie feststellen, dass es noch schlimmer kam, als sie es sich hätte vorstellen können. Während sie Calypso gesucht und mit Davy Jones gesprochen hatte, war Elizabeth zurück an Bord der Black Pearl gegangen, weshalb die Flying Dutchman losgesegelt war. Und mit jeder Sekunde die verstrich, entfernte sie sich von der Pearl und den anderen Schiffen und somit auch von Fin und denjenigen, die Anne kannte. Sie überlegte nicht lange. Sie konnte es noch schaffen zur Black Pearl zu gelangen, wenn sie jetzt vom Schiff springen würde. Doch je weiter sich Anne über die Reling lehnte, desto unangenehmer wurde es. Erst machte sich ein Ziehen in ihrer Magengegend breit, das immer stärker wurde und schließlich in einem Reißen endete, je weiter sie sich über die Reling beugte. Anne keuchte erschrocken auf vor Schmerz und wich von der Reling zurück. „Wir wollen doch nicht etwa das Schiff verlassen, Miss?“, fragte hinter ihr eine Stimme höhnisch und als sich das Mädchen umdrehte, starrte sie in die grinsende Fratze eines Crewmitglieds, welches annähernd noch einem Menschen glich. Statt Haaren hatte es Seetang, es war wie alle Crewmitglieder mit Meeresgetier bewachsen und auffällig war zudem noch eine dicke Knubbelnase im Gesicht. Erschrocken wich Anne einen Schritt zurück. „I-i-i-ich…ich wollte nicht…“, stotterte sie verzweifelt. Glücklicherweise ließ das Crewmitglied, welches Clanker hieß, wie Anne später noch erfahren sollte, wieder von ihr ab. Wehmütig starrte Anne zurück zur Black Pearl, die nun endgültig unerreichbar für sie sein würde. Nun war sie allein auf einem Schiff voller mitleidloser Kreaturen, deren Grausamkeit gefürchtet war. Es vergingen viele Tage an Bord der Flying Dutchman. Quälend langsam für Anne zog ein Tag nach dem anderen ins Land. Doch es nützte alles nichts. Es war erst der Bruchteil eines Anfangs der hundert Jahre und ihre Trauer sowie ihr Trotz machten es ihr nicht gerade leichter, die Wartezeit zu ertragen. Ihre Trauer, grenzte schon fast an Selbstmitleid und bezog sich auf die Tatsache, vielleicht nie wieder Fin oder insgesamt ein vertrautes Gesicht sehen zu können, bis die hundert Jahre vergangen waren. Doch auch Wut und Ärger verband sich mit dieser Trauer, die ihren Trotz antrieben, sich nicht mit ihrem Schicksal abzufinden und ihr klägliches Dasein auf der Flying Dutchman nicht zu akzeptieren. Es war jedoch schwerer, als Anne erwartet hatte. Ihr Widerstand war binnen vier Tage gebrochen, da sie wusste, dass wenn sie sich weiterhin in ihrer Trauer verkroch, nur noch etwas Erbärmliches ihrer Selbst zurückbleiben würde und das wollte sie nicht. Schweren Herzens versuchte sie sich auf dem Schiff einzuleben und zu akzeptieren, was passiert war, auch wenn sie nicht dazu bereit war, ihren Widerwillen gegen das alles aufzugeben. Nein, Anne würde ihn solange verbergen bis die Zeit gekommen war, in der er ihr vielleicht doch noch zu etwas nütze war. In den ersten Tagen hatte sie stumpf alle Befehle und Aufgaben, die man ihr gab, erfüllt, wobei sie alles um sich herum ausgeblendet hatte. Doch auch da waren ihr die ersten Veränderungen aufgefallen, die der Beitritt in die Crew mit sich brachte. Wie sie es eigentlich schon nach dem Verlassen des Totenreichs bemerkt hatte, waren menschliche Bedürfnisse überflüssig geworden. Anne konnte keinen Hunger mehr verspüren, durstig wurde sie auch nicht und Schlaf brauchte sie ebenfalls nicht mehr. Trotzdem hieß dies nicht, dass Anne diesen Bedürfnissen nicht soweit wie möglich nachging. Gegen den fehlenden Hunger und Durst konnte sie nichts tun, da der Lebensmittel- und der Trinkwasservorrat auf der Flying Dutchman begrenzt gewesen war. Einzig und allein an den Schlaf konnte Anne sich klammern. Schlaf war das Bedürfnis, dem sie problemlos nachgehen konnte. Sie brauchte sich dazu bloß in ihre Hängematte legen und entspannen. Natürlich war es anders, als wenn man vor Müdigkeit erschöpft ins Bett fiel, doch gab es keine bessere Möglichkeit als diese. Nachdem sich Anne in den ersten vier Tagen so sehr dazu gezwungen hatte, während einer bestimmten Zeitspanne zu schlafen, hatte sie mit dieser Tätigkeit keine Probleme mehr. Zudem stellte sie fest, dass auch die Crew sehr gerne mal ein Nickerchen machte. Am Morgen des fünften Tages wachte Anne auf. Ein weiterer qualvoller Tag würde beginnen, der Anne dieses mal jedoch Neues bringen würde. Ihr Trotz war gebrochen und Entschluss stand fest: Sie musste sich an das Leben an Bord gewöhnen, sonst würde jeder endloser Tag zur Qual werden. Anne lief, nachdem sie aufgestanden war, zielstrebig an Deck, wo sie Maccus aufsuchte. Ehe dieser sie überhaupt bemerken konnte, fragte sie auch schon: „Verzeihung, aber gibt es eigentlich auch noch andere Arbeit als das Deckschrubben für mich?“ Im ersten Moment starrte er das Mädchen einfach nur verwundert an, dann verfiel er in ein grölendes Gelächter. „Was ist daran so lustig?“, wollte Anne verunsichert wissen, wurde dann jedoch verärgert, als immer noch keine Antwort kam. Währendessen näherte sich ihnen das Crewmitglied, welches zwar sehr einem Menschen ähnelte, aber unglaublich hässlich war. Neugierig gesellte es sich zu Maccus. „Was ist passiert?“, erkundigte es sich. Grinsend antwortete der erste Maat: „Das Mädchen möchte eine andere Arbeit, ihm gefällt das Deckschrubben nicht mehr.“ Das Crewmitglied grinste und musterte Anne verächtlich. Diese wurde allmählich immer wütender. „Ja, das Deck zu schrubben, wird auf die Dauer tatsächlich langweilig“, knurrte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen. „Außerdem ist mein Name Anne und nicht ‚Das Mädchen’!“ „Ich bin erfreut Eure Bekanntschaft zu machen, Anne“, erwiderte das hässliche Crewmitglied spöttisch und deutete eine Verbeugung an. „Mein Name ist Clanker.“ „Die Freude ist ganz meinerseits, Clanker“, entgegnete Anne mit einem spöttischen Lächeln und deutete einen Knicks an. Die Scheu vor den Crewmitgliedern hatte sich bis auf die vor dem Captain gelegt und so versuchte sie das Spiel mitzuspielen, wobei Anne feststellen musste, dass es ihr Spaß machte. Clanker amüsierte sich über Annes Verhalten. Ihm schien ihre Reaktion zu gefallen, denn er meinte: „Lass Anne doch ihren Willen.“ „Der Captain wird davon nicht sehr viel halten“, warf Maccus skeptisch ein. „Sie wird nicht viel nützen und scheint zudem auch noch sehr schwach zu sein.“ „Darum kann sich der Bootsmann kümmern“, erklärte Clanker gleichgültig. Der erste Maat schien immer noch nicht zufrieden und wollte deshalb von Anne wissen: „Kennst du überhaupt die Pflichten an Bord eines Schiffes?“ Diese schüttelte verneinend den Kopf. „Na also“, Maccus setzte ein triumphierendes Grinsen auf, überlegte es sich dann aber anders. „Meinetwegen kannst du andere Arbeit bekommen. Es gibt nur eine Bedingung: Du wirst dich, wenn es deswegen Ärger mit dem Captain gibt, selbst verantworten müssen.“ Erfreut über diese Entscheidung nickte Anne und murmelte: „Aye, das werde ich tun.“ Dann fügte Maccus mit einem gehässigen Blick auf seinen Kameraden noch hinzu: „Und die Aufgaben an Bord eines Schiffes wird dir Clanker erklären können, da er sich so für dich eingesetzt hat.“ Entsetzt fuhr Clanker zusammen, als er dies hörte. „Das kannst du nicht machen!“, protestierte er wütend, jedoch erfolglos. „Und ob ich das kann“, erwiderte Maccus hämisch. „Ich erwarte, dass das Mädchen bis morgen alles übers Schiff und die Aufgaben an Bord eines Schiffes weiß.“ „Hab schon verstanden „, brummte Clanker missmutig. Dann fiel ihm noch etwas ein und meinte an den ersten Maat gewandt: „An deiner Stelle würde ich den Captain über deinen Entschluss informieren…“ „Ja, wahrscheinlich werde ich das tun“, sagte Maccus verdrießlich und ging davon. Anne gefiel die Sache nicht mehr, musste aber gestehen, dass ein verärgerter Clanker besser als schreckliche Tage, die Leere und Einsamkeit mit sich brachten, war. So folgte sie dem missmutigen Crewmitglied unter Deck. Er machte keine Anstalt ihr auch nur etwas noch so Kleines zu erklären, sondern schien vielmehr jemanden zu suchen. Schließlich hatte Clanker den Gesuchten gefunden, denn er rief: „Koleniko! Komm mal her!“ Anne spähte in die Richtung, in der sich dieser Koleniko befand und sah ein Crewmitglied, welches über einen Tisch gebeugt war. Als es Clankers Ruf hörte, drehte es sich um. „Was ist los, Clanker?“, brummte Koleniko mürrisch. In ihm erkannte Anne das Crewmitglied, welches zur Hälfte einem Kugelfisch glich, wieder. „Ich bitte um Verzeihung, wenn ich dich beim Betrachten deiner Seekarten gestört habe“, spottete Clanker. „Aber du erinnerst dich doch sicherlich noch an das Spiel von neulich, oder?“ Koleniko überging die erste Bemerkung und wollte misstrauisch wissen: „Aye, ich kann mir denken, was du meinst. Und was willst du nun von mir?“ Clanker grinste fies. „Da du mir noch etwas schuldig bist, werde ich dir die Aufgabe überlassen, dem Mädchen Anne alles an Bord des Schiffes zu zeigen und zu erklären, insbesondere die Aufgaben.“ Kolenikos menschliches Auge wurde schmal. „Du weißt, dass ich mit der Navigation beschäftigt bin und sie nur äußerst ungern gerade jetzt abbrechen kann.“, knurrte er. „Natürlich kannst du das jederzeit unterbrechen.“ „Was jedoch immer sehr ungünstig ist.“ „Du redest dich nur raus.“ „Oh nein, der Kurs hier ist wichtig!“ „Das Schiff hat schon längst seinen Kurs und den neuen kannst du auch heute Abend berechnen, nachdem du dem Mädchen alles erklärt hast.“ Belustigt verfolgte Anne den Streit der beiden, der noch eine ganze Weile andauerte, mit. Am Ende musste jedoch Koleniko klein beigeben, da er noch irgendeine Schuld von irgendeinem Würfelspiel zu begleichen hatte. Zufrieden stahl Clanker sich davon und ließen seinen Kameraden mit Anne allein zurück. Mürrisch legte dieser die Seekarten beiseite und wandte sich an das Mädchen: „Nun gut…was musst du wissen?“ Hilflos zuckte Anne mit den Achseln. „Ich weiß es nicht“, murmelte sie, „am besten alles über dieses Schiff und die Aufgaben an Bord.“ „Ist ja nicht gerade wenig“, brummte Koleniko und hieß Anne dennoch ihm zu folgen. Wie sie es vermutet hatte war Koleniko der Navigator und wurde wegen seiner navigatorischen Fähigkeiten sehr geschätzt. Teilweise etwas ungeduldig erklärte er ihr die verschiedenen Aufgaben an Bord des Schiffes und machte sich die Mühe ihr jeden Winkel bis auf die Kajüte des Captains auf dem Schiff zu zeigen und gab vereinzelt Erklärungen zu wichtigen Teilen des Schiffes. Zu guter letzt musste Koleniko Anne – wenn auch eher unfreiwillig - mit ein paar Crewmitgliedern bekannt machen, da Clanker es sich nicht hatte verkneifen können, der Crew von Kolenikos „besonderer Aufgabe“ zu erzählen. Anne jedoch kam dies sogar ganz gelegen. Nun musste sie sich nicht selbst darum sorgen, die Crewmitglieder kennen zu lernen. Am Ende des Tages war Koleniko mit seiner Führung fertig. Nachdem sich Anne höflich bei diesem bedankt hatte, auch wenn der Navigator dies kaum zu Kenntnis nahm und schnell wieder zurück zu seinen Seekarten ging, machte sie sich auf den Weg zu ihrer Hängematte, um wieder eine Zeit lang in einen traumlosen Schlaf fallen zu können. Sie war sich sicher, dass sie morgen zum ersten Mal zu spüren bekommen würde, wie es wirklich war, an Bord eines Schiffes zu arbeiten. Und sie sollte Recht behalten. Am nächsten Morgen wachte Anne sehr früh auf. Ohne länger liegen zu bleiben, um noch etwas zu schlummern, wie sie es vor ihrem Beitritt immer getan hatte, sprang sie auf und lief an Deck. Dort fand sie Maccus auf, der das Mädchen bereits erwartet hatte. „Da bist du ja“, empfing er sie knapp. „Der Captain ist mit deiner Forderung einverstanden. Es wird auf dich jedoch keine Rücksicht genommen werden, klar?“ Anne hatte mit nichts anderem gerechnet. „Aye, ich habe verstanden“, erklärte Anne ohne ein Anzeichen von Nervosität oder gar Furcht. Maccus grinste. „Ich hoffe, du weißt genug über deine Aufgaben, denn sonst wird der Bootsmann dafür sorgen, dass du sie nicht mehr vergisst.“ Er versuchte sie zu verunsichern, doch sie blieb ruhig und nickte nur. „Gut, heute wird es ein sehr ereignisreicher und anstrengender Tag werden“, brummte der erste Maat verärgert darüber, dass sich das Mädchen durch seine Worte nicht einschüchtern ließ und befahl dann: „Klettere in die in die Wanten und warte dort auf weitere Befehle!“ Jetzt wurde Anne doch ein wenig mulmig zumute und sie versuchte sich ihre Höhenangst nicht anmerken zu lassen, als sie in die Takelage kletterte. Schon nach einiger Zeit kamen die ersten Befehle und sie musste immer höher klettern. Ihr Befehl war, mit weiteren Crewmitgliedern das Topsegel zu hissen. Doch dann geschah das Unglück. Als sie es geschafft hatten und Anne wieder etwas weiter hinunterklettern musste, blickte sie nach unten – ein großer Fehler. Ihre Höhenangst machte sich durch Schwindel bemerkbar und sie tastete ins Leere. Anne spürte, wie sie den Halt verlor, langsam zur Seite kippte und sich überschlagend aus der Takelage fiel. Panisch und mit einem schrecklich klaren Verstand sah sie, die Planken des Decks in rasanter Geschwindigkeit immer näher kommen. Wild mit den Armen fuchtelnd versuchte Anne verzweifelt irgendetwas zum Festhalten greifen zu können, doch ihre Hände griffen ins Leere und sie schürfte sich nur die Arme an den rauen Seilen der Takelage auf. In Gedanken überlegte sie, ob es sehr wehtat, wenn sie auf den Planken aufschlagen würde. Würde sie überhaupt Schmerz verspüren können? Würde sie direkt sterben oder konnte sie überhaupt sterben? Es waren keine angenehmen Gedanken und das alles geschah in Sekundenschnelle. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Nach langer Zeit habe ich es endlich wieder geschafft ein neues Kapitel zu schreiben. Ausgerechnet jetzt, wo es erst für mich mit dem Schreiben richtig gut wird, muss Sweeney Todd dazwischen kommen >.< Aber egal^,^ Diese FF werde ich auf gar keinen Fall deswegen an den Nage hängen, nicht wo ich jetzt schon so viel geschafft hab! So und heute ist genau ein Jahr her, dass ich das 1. Kapitel auf Animexx hochgeladen habe *feier* Deshalb danke an meine beiden treuen Leserinnen (Angel_Eyes und MaxX5-452) und viel Spaß weiterhin mit der FF^^ lg -Hakura Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)