Der 5. Hohe Rat der Bruderschaft von SweeneyLestrange ================================================================================ Kapitel 15: Der 5. Hohe Rat wird fortgesetzt -------------------------------------------- Anne erwachte mit einem dumpfen Druck im Kopf. Sie beschlich das unangenehme Gefühl verschlafen zu haben und so war es dann auch. Als sie schließlich an Deck gerannt kam und sich auf die Reling stützend gen Horizont spähte, sah sie in der Ferne den Vulkankrater, in dem sich Shipwreck City befand. Und noch etwas. Drei Schiffe waren ausgelaufen und schienen nun vor Anker zu liegen, als würden sie auf etwas warten. Schnell wurde Anne klar, dass dies die drei Schiffe sein mussten, auf denen der Hohe Rat stattfinden würde. Ihr Herzschlag beschleunigte sich als sie das schwarze Schiff unter den dreien ausmachte. Das konnte nur die Black Pearl sein! Annes Freude verflog allerdings schlagartig, als plötzlich eine Stimme hinter ihr fragte: „Hast du nicht eine Aufgabe, der du dich widmen solltest?“ Erschrocken drehte sich das Mädchen um und starrte direkt in die verkniffene mürrisch dreinblickende Fratze von Maccus, dem ersten Maat. Vor Schreck krampfte sich alles in ihr zusammen. Bevor Anne jedoch antworten konnte, kam ihr Calypso unerwartet zu Hilfe. „Für diesen Tag ist sie von ihrer Aufgabe befreit und es ist ihr erlaubt von Bord zu gehen.“, mischte sich die Göttin ein und starrte Maccus unverwandt an. Der erste Maat wusste, was sie damit meinte und entgegnete mürrisch: „Ich verstehe, ein Befehl des Captains, nehme ich an.“ Daraufhin ließ Maccus Anne wieder in Ruhe und widmete sich anderen Dingen. Der Blick des Mädchens hingegen war irritiert auf Calypso gerichtet. Irgendetwas verbarg die Göttin vor ihr, wie so vieles. Bloß, wie schaffte sie es, die Crew ebenso wie den Captain dazu zu bewegen, sich ihren Willen anzuhören und sich auch mit diesem anzufreunden? Das war wieder eins der vielen Geheimnisse, die Calypso hatte. „Habt Ihr gerade die Wahrheit gesprochen, als Ihr sagtet, ich müsse heute nicht meiner Arbeit nachgehen, ebenso wie ich von Bord gehen dürfte?“, fragte Anne die Göttin, denn ihr war die Bedeutung dessen, was Calypso gesagt hatte, bewusst. „Ja, Anne“, erwiderte sie, „Ich habe die Wahrheit gesprochen.“ Warum der Captain dies veranlasste hatte, blieb Anne ein Rätsel, doch vermutete sie, dass es nur Calypsos Werk sein konnte. „Ich danke Euch“, sagte Anne mit einem Lächeln auf den Lippen. Die heidnische Göttin warf ihr nur wieder einen ihrer geheimnisvollen Blicke zu und Anne meinte, bei ihr ein leichtes Lächeln zu erkennen, dann ging Calypso unter Deck. Das Mädchen genoss noch einige Zeit lang die Ruhe an Deck, bis die Flying Dutchman schließlich nah genug an die drei Schiffe heran gekommen war. Anne erkannt, dass neben der Black Pearl das eine Schiff eine Dschunke war, das andere konnte sie nicht zu ordnen. Mittlerweile hatten sich fast alle an Bord der Flying Dutchman versammelt und beobachteten stumm das schwarze sich nähernde Schiff, auf dessen Deck man nun die Besatzung ausmachen konnte. Dann sah sie ihn. Er starrte sie direkt an. Ein Lächeln auf seinem Gesicht und mit vergnügt blitzenden grünen Augen. Anne versuchte Fins Lächeln zu erwidern, doch sie spürte genau wie es ihr misslang. Schnell wandte sie sich ab. Sie konnte es nicht ertragen, daran denken zu müssen, wie der Junge auf ihre schlechte Nachricht reagieren würde. Nein, noch nicht…. „Sieh mal, Anne!“ John war unbemerkt an ihre Seite getreten und deutete nun stolz auf die Dschunke, „Das ist die Empress das Schiff meiner Mutter.“ Anne war froh über die Ablenkung. „Wirklich? Das muss ein tolles Schiff sein“, meinte sie in dem Wissen, dass John diese Worte glücklich machen würden. Und so war es auch. Der kleine Junge strahlte und starrte dann begeistert auf die Black Pearl. Die beiden Schiffe waren sich nun so nah gekommen, dass man problemlos von einem Schiff aufs andere gelangen konnte. Ein Pirat der Black Pearl nutzte dies und kam auf die Flying Dutchman. Dort teilte er mit, dass der Hohe Rat der Bruderschaft auf der Black Pearl stattfinden würde und eilte wieder zurück auf das schwarze Schiff. Ohne einen Befehl ihres Captains abzuwarten, beeilte Anne sich, zusammen mit Elizabeth das Schiff zu wechseln, schließlich hatte Calypso ihr mitgeteilt, dass ihr heute erlaubt war, von Bord zu gehen. So sah das Mädchen keinen Grund, weiterhin auf diesem Schiff bleiben zu müssen. An Bord der Black Pearl wurde Anne begeistert von Fin empfangen. „Anne“, rief er lachend, „Ich dachte schon, dir wäre etwas zugestoßen!“ Über Fins Besorgnis konnte Anne sich leider nur halb so sehr freuen, wie sie es getan hätte, wenn sie ihm nicht die schlimme Nachricht vom eher unfreiwilligen Beitritt in Davy Jones Crew erzählen müsste. Trotzdem gelang ihr ein Lächeln, was nicht allzu sehr ihre eigentlichen Gefühle zeigte. „Dich bedrückt doch etwas“, sagte Fin, der sie trotzdem durchschaut hatte. Es war dabei keine Frage sondern eine Feststellung. Und Anne blieb nichts anderes übrig als traurig zu nicken. „Ich erzähle dir alles, wenn der Hohe Rat beendet ist.“ Damit gab sich der schwarzhaarige Junge zufrieden und führte sie zu den versammelten Piratenlords. Es waren weniger Piraten anwesend, als bei der Versammlung zuvor in der Schiffbruchbay, was wiederum am Versammlungsort lag. Denn während man an Land fast seine ganze Gefolgschaft zum Schutz mitnehmen konnte, war dies auf dem Meer nicht möglich. Es wäre ein zu großes Gedränge gewesen, wenn jeder der neun Piratenlords seine ganze oder auch nur halbe Gefolgschaft mit an Bord eines Schiffes genommen hätte. Und ein Schiff musste sein, ansonsten wäre jegliche Kommunikation nahezu unmöglich. Die Empress sowie das andere Schiff dienten lediglich zum Schutz, da man der Flying Dutchman misstraute. Inzwischen hatten Fin und Anne die Piratenlords erreicht. Jeder der neun hatte drei Begleiter bei sich – Barbossa und Jack ausgenommen, die hatten ihre Crew um sich. Fin zog Anne zu Jack, Barbossa und Elizabeth. „Da seid ihr ja!“, empfing sie John mit vor Aufregung geröteten Wangen. „ich dachte schon ihr kommt zu spät! Was habt ihr denn noch gemacht?“ Fin lächelte John nur verschmitzt zu und ehe er oder Anne überhaupt etwas erwidern konnten, machte sich eine angespannt Stille breit. Davy Jones hatte die Black Pearl betreten, mit ihm ein Teil seiner Crew und Calypso. Es war ein seltsamer und doch vielleicht auch bekannter Anblick. Zwei Seiten standen sich gegenüber. Auf der einen eher ungewollt die Piraten vereint aus allen Teilen der Welt, auf der anderen der Teufel der Meere mit seiner Gefolgschaft und der heidnischen Göttin. So oder so ähnlich musste die Versammlung des 1. Hohen Rates ausgesehen haben, bloß ohne Calypso. Sie sollte erst später nichts ahnend vom Verrat ihres Liebsten dem 1. Hohen Rat der Bruderschaft gegenüber stehen. Fin indessen musterte mit einer Mischung aus Neugierde und Misstrauen den Captain der Flying Dutchman. Er hatte schon viele Geschichten über den verfluchten Captain gehört, doch wollte er sich selbst ein Bild von ihm machen, da es bekannt war, dass viele Erzählungen durch Ausschmückungen der Wahrheit längst nicht mehr entsprachen. Annes Unbehagen hingegen wuchs beim Anblick ihres Captains und sie versuchte sich etwas hinter Fin zu verstecken. „Was ist mit dir los?“, wollte dieser verwundert wissen, dem ihr merkwürdiges Verhalten nicht entgangen war. Sie gab ihm jedoch zu verstehen, dass sie ihm später alles erzählen würde. Im gleichen Moment hob Barbossa zu einem Satz an: „Es dürfte jedem hier bekannt sein, aus welchem Grund wir uns heute hier versammelt haben.“ Zustimmendes Raunen ertönte und nervöse aber auch misstrauische Blicke wurden flüchtig Davy Jons, der das Geschehen mit einem unbeteiligten Gesichtsausdruck verfolgte, zugworfen. „Euch ist da was entgangen“, warf er leicht spöttisch ein. „Mir wurde der Grund nur ansatzweise erklärt.“ „Dann werden wir dies nachholen müssen“, erwiderte Barbossa. Elizabeth jedoch hielt kurz ihren ausgestreckten Arm vor Barbossa, womit sie ihm bedeutete, dass sie alles weitere erklären würde, da sie nicht wusste, inwieweit Barbossas Art Davy Jones provozieren konnte. Aus diesem Grund erklärte sie selbst noch einmal alle Einzelheiten, von denen Tai Huang auch schon beim letzten Mal berichtet hatte, ebenso erzählte sie vom Beschluss, gegen die East India Trading Company zu kämpfen. Als sie von Becketts Rückkehr erzählte, regte sich etwas in Davy Jones Gesichtsausdruck und wurde von Wort zu Wort finsterer. „…Und aus diesem Grund hoffen wir auf Eure Hilfe“, beendete die Piratenkönigin ihre Erklärung an Davy Jones gewandt. Es dauerte einige Zeit bis dieser antwortete. „Ich werde im Kampf gegen Beckett dabei sein“, verkündete er, wobei seine Stimme von Hass erfüllt war. Jedem war klar, dass sich Davy Jones an Beckett rächen wollte. Für alles, was er in seiner Gewalt hatte tun und erleiden müssen. „Gut“, meinte Barbossa, „dann wäre dies beschlossen.“ Danach folgte eine Diskussion, in der es um verschiedene Strategien und Planungen für den bevorstehenden Kampf ging. Allen war bewusst, dass es dabei nicht nur um den letztendlichen Kampf ging, sondern auch um die Schlachten, die davor bestritten werden würden. So wurden unermüdlich Pläne entworfen, wie man die East India Trading Company vorher schon schwächen oder auch ausspionieren konnte. Schließlich ging die Besprechung zu ende. Es wurde beschlossen, so viele Vorräte und Munition anzuschaffen wie nur möglich. Zudem wollten die Piraten versuchen, so viele Leute es auch nur ging für ihre Seite zu gewinnen. Auch andere strategische Dinge hatten die Piratenlords ausgeklügelt, wobei sie sich noch nicht ganz einig darin waren, welche vom größten Vorteil für sie waren. Und so war jedem klar, dass der 5. Hohe Rat erst beendet war, wenn der Kampf gegen die East India Company bestritten war. Anne hatten die ganzen strategischen Dinge zum Schluss nicht mehr interessiert und sie hatte nur noch zugehört, weil Fin die Gespräche und Diskussionen mit großem Interesse verfolgt hatte. Nun, wo die Versammlung für heute beendet war, wollte sie ihm endlich die Wahrheit erzählen, auch wenn es ihr schwer fiel von ihrem Beitritt zu berichten. Hinzu kam noch, dass Fin gar nicht von ihrem Gedächtnisverlust und ihrer Unwissenheit über die Geschehnisse dieser Welt bescheid wusste. So würde es wohl noch komplizierter für das Mädchen werden, ihm alles zu erzählen. Fin hatte ebenfalls Annes Versprechen nicht vergessen und führte sie unter Deck in seine Kajüte, wo sie ungestört sein würden, da John mit Elizabeth auf der Empress zur Schiffbruchbay segelte. „Also, Anne“, sagte Fin, nachdem er die Tür geschlossen hatte, „was ist los?“ Anne war nervös. Sie wusste immer noch nicht, wie sie ihm alles am besten erklären sollte. Um sich zu beruhigen, holte sie noch einmal tief Luft und fing schließlich, ohne ihn dabei direkt anzuschauen, an: „Fin, ich habe dir nie die ganze Wahrheit über mich erzählt und damit du alles verstehst, werde ich wohl ganz von Anfang an erzählen müssen.“ Sie brachte ein halbherziges Lächeln zustande und guckte schüchtern in Fins Gesicht. Dieser starrte sie mit ernstem Gesichtsausdruck an. Er merkte schnell, dass etwas nicht stimmen konnte, wenn sie schon so zu erzählen anfing. Jedoch sagte er nichts und wartete darauf, dass Anne fortfuhr. „John hat mich vor ein paar Wochen an den Klippen auf der Insel gefunden. Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Ich weiß nichts mehr. Weder wer meine Eltern sind, noch woher ich komme. Nur dass ich Anne heiße, weiß ich mit Gewissheit. Wie mein Nachname lautet, weiß ich ebenso wenig, wie ich die ganzen Geschehnisse oder Geschichten von hier kenne.“ „Das tut mir leid“, unterbrach Fin sie ungewollt. Er war bestürzt. Damit hatte er nicht gerechnet, doch erklärte dies Annes Unwissenheit, über die er sich immer so sehr gewundert hatte. „Es hätte schlimmer kommen können“, erwiderte Anne traurig. Auch ihm verschwieg sie, dass sie noch wusste, aus einer anderen Welt zu kommen. Niemandem hatte sie dies bis jetzt erzählt und das sollte erst einmal so bleiben, da sie sich sicher war, dass keiner ihr glauben würde. Sie würde wahrscheinlich eher als verrückt erklärt werden und darauf konnte sie getrost verzichten. Anne fasste kurz ihren Aufenthalt bei John und Elizabeth zusammen, bis sie zum ersten Treffen mit ihm auf der Black Pearl kam. Ab da kannte Fin die Geschichte. „Hätte ich das damals schon alles gewusst…“, murmelte Fin bedrückt. Anne versuchte ein aufheiterndes Lächeln, welches ihr nicht ganz gelang. „Mach dir deswegen keine Gedanken.“ Sie seufzte. „Bis dahin war das alles nicht weiter schlimm, denn … - und da bin ich mir sicher – ich glaube, Calypso weiß vielleicht mehr über mich, als ich es tue … Und sie wird mir bald meine Fragen beantworten müssen.“ „Das ist ja mal eine gute Nachricht“, atmete Fin erleichtert auf. „Nur das war noch nicht alles oder? Das ist nicht der Grund, der dich so bedrückt.“ „Nein“, gestand Anne und schluckte einen Kloß hinunter, der bei dem Gedanke an Fins Reaktion, wenn er alles wissen würde, in ihr hochkam. Dann berichtete sie mit ein paar Worten, wie sie ins Totenreich gekommen war und sie zusammen mit John Davy Jones zurück an Bord der Flying Dutchman geholt hatte. Weiter konnte sie nicht mehr erzählen. All die Erinnerung an die weiteren Ereignisse schnürrten ihr wieder die Kehle zu. „Oh Fin! Ich hab einen schrecklichen Fehler begangen!“, schluchzte Anne mit erstickter Stimme und ehe ihr überhaupt bewusst war, was sie da eigentlich tat, fiel sie dem Jungen in die Arme. Dieser war über Annes Reaktion sehr überrascht und wusste nicht, was er tun sollte. Bestürzt und auch etwas unsicher nahm er sie in die Arme. Annes erstickte Schluchzer ließen ihren Körper erbeben. Verzweifelt presste sie ihr Gesicht an Fins Schulter, ohne dabei zu bemerken, dass ihre Tränen sein Hemd an dieser Stelle völlig durchnässten. Der schwarzhaarige Junge war mit dieser Situation sehr überfordert. Nie hätte er damit gerechnet dem Mädchen eines Tages so nahe sein zu können und wenn, dann nicht durch solch eine unangenehme Situation, in der er sich so hilflos vorkam. Unsicher strich er schließlich tröstend mit einer Hand über Annes rotblondes Haar und murmelte beruhigende Worte. Nach einiger Zeit schien sich Anne wieder soweit beruhigt zu haben, dass Fin sich traute, sie zu fragen, ob es ihr wieder besser ginge. Benommen sah sie auf und Fin löste seine Umarmung von ihr. Da erst wurde ihr bewusst, was sie getan hatte. „I-ich…das wollte ich nicht…ich oh je das tut mir furchtbar Leid, ich habe die Beherrschung verloren“, stammelte Anne und errötete, was in ihrem verweinten Gesicht nicht weiter auffiel. „Das macht doch nichts“, murmelte Fin, dem es jetzt ebenfalls peinlich wurde. „Wie es scheint, muss wohl etwas ziemlich Schreckliches passiert sein.“ Seine Miene verdüsterte sich wieder und Anne nickte bekümmert. „Und alles hat etwas mit meiner Unwissenheit zu tun“, erklärte sie niedergeschlagen. Ohne weiter irgendwelche Einzelheiten zu erzählen, kam sie direkt zum eigentlichen Grund ihres Kummers. „Fin“, sagte Anne kaum hörbar und starrte dabei an ihm vorbei. „ich bin Davy Jones Crew beigetreten.“ Jetzt war der Satz endlich raus! Doch erleichtert fühlte sie sich deswegen keineswegs. Es war mehr ein Gefühl von Beklommenheit, dass sich in ihr breit machte, als ihr zum wiederholten Male die Folgen ihrer verheerenden Entscheidungen bewusst wurden. „Nein.“ Es war bloß ein Wort, das Fin ausgesprochen hatte und doch genügte dies, um Anne erneut in Verzweiflung zu stürzen. Ungläubig und zugleich Entsetzt starrte er das Mädchen an. Dann erkannte er, dass dies die falsche Reaktion gewesen war und dachte fieberhaft nach, wie er etwas Tröstendes sagen konnte, was Anne nicht noch mehr schaden würde. Etwas zögernd fragte er schließlich: „Also kanntest du die Geschichten der Flying Dutchman gar nicht?“ „Nein“, seufzte Anne betrübt und setzte sich auf den Rand einer Truhe. „Oh verdammt!“, rief Fin frustriert. „Ich hätte das wissen müssen! Ich hätte mir das denken können, wenn du noch nicht einmal die ganze Geschichte des 4. Hohen Rates der Bruderschaft gewusst hattest. Und dabei wusste ich, weswegen wir auf dem Weg zur Isla Cruces waren. Ich wusste es! Es war doch schon beschlossen, dass wir Davy Jones aus dem Totenreich holen würden!“ Fins Ärger hatte etwas Beruhigendes für Anne. Er machte ihr deutlich, dass nicht jedem ihr Schicksal in dieser fremden Welt unwichtig war. Nachdenklich beobachtete sie, wie der Junge grübelnd mit großen Schritten in der Kajüte auf und ab ging. Es verging einige Zeit bis Fin sich schließlich neben Anne auf die Truhe setzte und zu ihr hinabblickte. Sie hatte den Kopf in die Hände gestützt und starrte betrübt ins Leere. Dann sah sie zu ihm auf, mit dem Versuch ein Lächeln zu stande zu bringen. „Ach Fin“, murmelte sie. „Ich habe das Gefühl, du bist der einzige, dem mein Schicksal nicht ganz egal zu sein scheint.“ Sie hätte nie die Worte so freiheraus ausgesprochen, wenn ihre Situation nicht so ausweglos gewesen wäre. Und viel Zeit blieb ihr auch nicht mehr. Ihr Zeitgefühl sagte, dass es mittlerweile später Nachmittag war und sie wusste nicht, wie lange es ihr erlaubt war, an Bord der Black Pearl zu bleiben. Fin schienen die Worte zu erfreuen. Mit einem traurigen Lächeln erwiderte er: „Es schmeichelt mich dies zu hören, doch ich glaube nicht, dass es so ist, wie du denkst. Auch wenn es dir nicht bewusst sein mag, glaube ich, dass John und Elizabeth dein Schicksal nicht ganz so egal ist. Sonst hätten sie dich, ein wildfremdes Mädchen, nicht einfach aufgenommen und sie sogar zum Hohen Rat der Bruderschaft begleiten lassen.“ „Ja, da wirst du wohl recht haben“, meinte Anne, erfreut darüber, dass Fin ihr Mut machen wollte. „Aber sagtest du nicht, du glaubst, Calypso wüsste mehr über dich als du selbst und dass sie dir nach dem Hohen Rat endlich deine Fragen beantworten wolle?“, versicherte sich der schwarzhaarige Junge noch einmal. Er wartete Annes Nicken gar nicht erst ab sondern fuhr fort: „Es wäre dann vielleicht sogar besser, wenn - …“ Weiter kam er nicht, da ein heftiges Klopfen an seiner Kajütentür ihn unterbrach. Verwundert schauten beide auf und sahen John hereinstürmen. „Da seid ihr ja!“, rief er erfreut, „ich habe euch schon auf dem ganzen Schiff gesucht und keiner konnte mir sagen, wo ich euch finden könnte.“ Fin verbarg seinen Ärger über die Störung so gut er konnte und erklärte ruhig: „Wir sind mit Absicht hierhin gegangen, damit uns keiner sofort finden kann.“ John schien etwas verwirrt, doch bemerkte er den Hintergrund dieser Sache nicht und schenkte dem, dass Anne und Fin dicht beieinander auf einer Truhe zusammen saßen, keine Beachtung. Stattdessen frohlockte er: „Dann werdet ihr euch beim nächsten Mal ein besseres Versteck suchen müssen, um ungestört zu sein, denn ich habe euch sehr schnell gefunden.“ Der letzte Teil des Satzes war gelogen und ließ deutlich Johns kindliche Seite widerspiegeln, weshalb ihm von den beiden ein verständnisvolles Lächeln geschenkt wurde. „Wolltest du nicht mit deiner Mutter zurück zur Schiffbruchbay segeln?“, lenkte Anne vom Thema ab. „Wir segelten auch wieder zur Schiffbruchbay zurück“, bestätigte John und schnitt eine Grimasse als er den nächsten Satz sagte: „Aber meine Mutter guckte dort nur nach irgendetwas Bestimmtem und ist dann sogleich wieder hierhin zurückgesegelt, nur um dann an Bord der Flying Dutchman zu gehen. Sie hat mit verboten, ihr auf das Schiff zu folgen, deshalb ging ich an Bord der Black Pearl, um solange mit euch reden zu können, denn mein Vater berät sich noch mit ein paar anderen über verschiedene Strategien.“ Es hatte fast den Anschein, als wäre John enttäuscht über die wenige Aufmerksamkeit, die ihm von seinen Eltern in diesem Augenblick entgegengebracht wurde, doch das war für Fin nicht so wichtig. Die Worte des kleinen Jungen hatten ihn stutzig gemacht. „Deine Mutter ist auf die Flying Dutchman gegangen, sagst du?“ John nickte missmutig. „Sie wollte irgendetwas Wichtiges und ich glaube auch Geheimes mit Calypso besprechen.“ Erfreut drehte sich Fin zu Anne. „Das ist vielleicht deine einzige Chance, Anne!“ Verwirrt starrte sie ihn an. Als er begriff, dass sie nicht recht verstand, was er damit meinte, fügte er hinzu: „Geh so schnell wie möglich zurück an Bord der Flying Dutchman! Nur so wirst du die Gelegenheit haben, Calypso deine Fragen zu stellen, ansonsten befürchte ich, wird sie wieder spurlos verschwinden, nur um sich irgendwann wieder zu zeigen!“ Anne verstand sofort, was Fin ihr damit sagen wollte. Stumm nickte sie und machte sich, wenn auch nur widerwillig auf den Weg zum verhassten Geisterschiff. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Erst mal vielen lieben Dank an eure beiden aufmunternden Kommis Angel_Eyes und Sunshine^,^ Die haben mir echt geholfen. Na ja und jetzt hab ich das 15. Kapitel endlich geschafft, mir gefällt der Anfang irgendwie nicht wirklich, aber was solls^^; Ansonsten finde ich es ganz ok. Ich hoffe, ich schaffe das nächste Kapitel etwas schneller, schließlich werden sich die nächsten drei Kapitel hauptsächlich um die Flying Dutchman und so drehen *Hände reib* *eg* lg -Hakura Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)